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3.500 Abende auf der Bühne - Rondo

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Menuhin festival Gstaaddie Stars intim<br />

Käse, Klassik und Konfekt<br />

roger Moore und Gina Lollobrigida können nicht irren. All die an<strong>der</strong>en auch nicht. Wo elizabeth<br />

taylor und Axel Springer hübsche Chalets besaßen und roman Polanski bis vor kurzem seine<br />

fußfessel spazieren führte, kurz: im Schweizer Gstaad, muss es schön sein. Ist es auch, wie robert<br />

fraunholzer für rOnDO herausgefunden hat.<br />

Mehr Milchrin<strong>der</strong> als einwohner beherbergt das glamouröse Dörflein im<br />

berner Oberland. Wenn die Musik spielt beim renommierten Menuhin festival<br />

Gstaad, wun<strong>der</strong>t man sich über <strong>der</strong>en Abwesenheit: keine Kuh weit<br />

und breit. Im Sommer weiden die tiere hoch oben <strong>auf</strong> den Almen. Und<br />

geben kein die Musik verstörendes ›Muh‹ von sich.<br />

Musikalische tradition<br />

spürt man nicht nur beim<br />

Schokoladen- und Käse-<br />

K<strong>auf</strong> in <strong>der</strong> Dorfstraße.<br />

Im Gstaad Palace, ein Paar<br />

Schritte höher, trafen sich<br />

schon in den späten 40er<br />

Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Legenden wie Louis<br />

Armstrong, Dinu Lipatti<br />

und Maurice Chevalier<br />

zur Haus- bzw. Hotelmusik.<br />

Der nobel-turm mit spektakulärer<br />

Aussicht (durchaus<br />

für einen Café-Abstecher geeignet) war die Urzelle auch jener Kammermusik-Aktivitäten<br />

von Yehudi Menuhin, aus denen später das festival<br />

wurde. Seit Mitte <strong>der</strong> 50er Jahre schickte <strong>der</strong> Lord seine Kin<strong>der</strong> im Saanenland<br />

zur Schule und lud während <strong>der</strong> ferienzeit Musikfreunde zu sich ein.<br />

er selber hatte, nicht untypisch für berühmte festivalorte, den herrlichen<br />

flecken beim Skifahren entdeckt. Lei<strong>der</strong> wurde sein Chalet später abgerissen<br />

(nicht untypisch für eine manchmal harsche Schweizer baupolitik).<br />

Zunächst konzertierte man in <strong>der</strong> Kirche Saanen. Deren hellgebeizte<br />

Intimität bildet bis heute den idyllischsten, luxuriösesten und intimsten<br />

38 RONDO 1/2011<br />

rahmen für Konzerte von Cecilia bartoli bis Grigory Sokolov. In Gstaad<br />

war es, wo Geiger Daniel Hope schon als Kind zwischen den beinen Yehudi<br />

Menuhins herumkrabbelte (Hopes Mutter war Assistentin des berühmten<br />

Geigers). Hier fanden die berühmten Séancen Menuhins mit dem<br />

indischen Sitar-Spieler ravi Shankar und dem Jazz-Geiger Stéphane Grappelli<br />

statt. Hier freilich war<br />

es auch, wo Menuhin den<br />

eigenen Sohn Jeremy als<br />

nachfolger verhin<strong>der</strong>te.<br />

nach Menuhins tod 1999<br />

erweiterte man das festival<br />

um ein akustisch optimiertes<br />

(weil befestigtes)<br />

Konzertzelt. Durchaus anbietbar.<br />

1999 übernahm zunächst<br />

mit Leonz blunschi (allein<br />

<strong>der</strong> name ist eine reise<br />

wert!) <strong>der</strong> damalige Gemein<strong>der</strong>atspräsident<br />

und Hotelier die Leitung des festivals. er setzte <strong>auf</strong><br />

die Verbindung von ›Musik und natur‹. Das ist umfassen<strong>der</strong> gedacht als<br />

es klingt. blunschi setzte durch, dass <strong>der</strong> alpenländische baustil (balkon-<br />

Chalets mit Geranienleiste) in <strong>der</strong> ganzen Gegend verbindlich wurde. Daher<br />

zählt Gstaad heute zu einer <strong>der</strong> wenigen Schweizer Gegenden, die nicht<br />

durch flachbauten im Parkhaus-Stil willkürlich verunstaltet wurden. es regiert<br />

die Milchkanne. Man baut mit Holz.<br />

Gstaad bietet einen ganzheitlichen Klassik-Kurgenuss, wie man ihn exklusiver<br />

kaum finden kann. Und privater auch nicht. es kann vorkommen,<br />

András Schiff bei seinem Konzert im vergangenen Jahr in <strong>der</strong> Kirche von Saanen, die berühmt<br />

ist für ihre Fresken aus dem 15. Jahrhun<strong>der</strong>t und ihr sechs eckiges Turmdach<br />

Alps

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