Schutz- impfungen - KV Hamburg
Schutz- impfungen - KV Hamburg
Schutz- impfungen - KV Hamburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
60 Besondere Impfsituationen<br />
Therapie mit Kortikoiden<br />
Folgende empirische Empfehlungen werden in den USA für vorher<br />
gesunde Kinder gegeben, die eine Kortikoidtherapie erhalten, und<br />
zwar wegen einer das Immunsystem per se nicht beeinträchtigenden<br />
Erkrankung:<br />
� Keine Einschränkung der Impffähigkeit bei physiologischer<br />
Ersatztherapie.<br />
� Lokale Anwendung von Kortikoiden an der Haut, über den Respirationstrakt<br />
(Aerosol), an den Augen, intraartikulär, bursal oder<br />
injiziert in Sehnenansätze wirken in der Regel nicht immunsuppressiv.<br />
Wenn allerdings nach längerer, topischer Anwendung systemisch<br />
entsprechend hohe Spiegel erreicht werden, die klinisch<br />
oder im Labor nachweisbar sind, sollten Impfungen mit Lebendvakzinen<br />
vermieden werden. Ein therapiefreies Intervall von<br />
4 Wochen wird empfohlen.<br />
� Bei niedriger bis mittlerer Dosierung von Kortikoiden, (< 2 mg<br />
Prednison/kg KG täglich oder < 20 mg/d bei einem Körpergewicht<br />
über 10 kg) täglich oder alternierend gegeben, können Lebend<strong>impfungen</strong><br />
erfolgen.<br />
� Bei höheren Dosierungen (2 mg Prednison/kg KG oder mehr bzw.<br />
20 mg Prednison/d oder mehr bei Kindern mit einem Körpergewicht<br />
über 10 kg), täglich oder alternierend über einen Zeitraum<br />
von weniger als 14 Tagen gegeben, können Lebend<strong>impfungen</strong><br />
direkt nach Behandlungsende gegeben werden. Besser ist es,<br />
ein therapiefreies Intervall von 14 Tagen einzuhalten.<br />
� Lebendimpfstoffe sollten nicht geimpft werden bei einer systemischen<br />
Gabe von 2 mg Prednison/kg KG oder mehr bzw. 20 mg<br />
Prednison/d oder mehr bei Kindern mit einem Körpergewicht über<br />
10 kg, wenn die Gabe länger als 14 Tage täglich oder alternierend<br />
erfolgt. Nach Absetzen ist ein therapiefreies Intervall von 1 bis 3<br />
Monaten einzuhalten.<br />
� Kinder, die Kortikoide wegen einer das Immunsystem beeinträchtigenden<br />
Grunderkrankung erhalten, sollten Lebendimpfstoffe<br />
nicht erhalten. Ausnahmen erfordern eine strenge Nutzen-Risikoabwägung.<br />
Diese pauschalen Empfehlungen aus den USA entpflichten den Arzt<br />
natürlich nicht, für jeden Einzelfall eine sorgfältige Nutzen-Risiko-<br />
Bewertung vorzunehmen und stets nach klinischen Anzeichen einer<br />
Immunsuppression zu fahnden.<br />
Besondere Impfsituationen<br />
Knochenmarktransplantation (KMT)<br />
Von entsprechenden Zentren wird empfohlen, mit Impfungen nicht<br />
vor Ablauf eines Jahres nach KMT zu beginnen. Durch die Transplantation<br />
hat der Patient seinen bisherigen Impfschutz verloren; das<br />
neue Immunsystem muss erst wieder neu trainiert werden. Im Falle<br />
einer Verletzung benötigt der KMEmpfänger einen passiven Tetanusschutz!<br />
Ein Jahr nach Transplantation kann mit einer erneuten Grundimmunisierung<br />
begonnen werden. Es dürfen jedoch zunächst nur<br />
„Totimpfstoffe“ verwendet werden. Empfohlen wird nach einem Jahr<br />
die Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis.<br />
Zusätzlich soll gegen Haemophilus influenzae b (USA-Empfehlung:<br />
3 Dosen 12, 14 und 24 Monate nach Transplantation), Hepatitis B,<br />
Influenza und Kinderlähmung (inaktivierter Impfstoff nach Salk) immunisiert<br />
werden. Patienten mit einer chronischen GvHD (Graft versus<br />
Host Disease) zeigen unter Umständen keine Impfantwort. Erst<br />
nach zwei Jahren und nur bei Patienten ohne chronische GvHD bzw.<br />
ohne Immunsuppression wird von einigen Zentren eine Impfung gegen<br />
Masern, Mumps, Röteln mittels des attenuierten Lebendimpfstoffes<br />
empfohlen. (Die zweite MMR-Dosis ist nach den Empfehlungen der<br />
USA im Abstand von 6–12 Monaten vorgesehen, bei Ausbrüchen<br />
auch bereits nach 4 Wochen). Andere Lebendimpfstoffe (Polio nach<br />
Sabin – seit 1998 von der STIKO generell nicht mehr empfohlen –,<br />
Typhus, Gelbfieber, etc.) sollten nicht angewandt werden. Die Impfung<br />
gegen Pneumokokken mit dem 23-valenten Polysaccharid-<br />
Impfstoff wird 12 und 24 Monate (als 2. Chance) nach Transplantation<br />
empfohlen (CDC).<br />
Besonders empfohlen: Alle engen Kontaktpersonen sollten geschützt<br />
sein gegen: Influenza (jährliche Impfung), Polio, MMR, Varizellen,<br />
Hepatitis A bei entsprechender Gefährdung.<br />
Lebererkrankungen<br />
Patienten mit chronischen Lebererkrankungen sollten gegen Hepatitis<br />
A und B geschützt werden. Hierdurch können weitere Schädigungen<br />
der Leber durch diese vermeidbaren Infektionen verhindert werden.<br />
Bei Patienten mit Zirrhose bzw. auch bei Alkoholkranken wird auch<br />
die Impfung gegen Pneumokokken empfohlen.<br />
Besonders empfohlen: Hepatitis A, Hepatitis B, Pneumokokken,<br />
Influenza (jährlich).<br />
61