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150 Jahre Stadtbibliothek Wuppertal - Bergischer Geschichtsverein ...

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Uwe Eckardt<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Stadtbibliothek</strong> <strong>Wuppertal</strong><br />

1. Das Jubiläum 1952<br />

Am 14. Juni 1952 feierten die „<strong>Wuppertal</strong>er<br />

Stadtbüchereien“ mit einem Festakt in dem<br />

frisch renovierten Lesesaal der <strong>Stadtbibliothek</strong><br />

in der Kolpingstraße ein dreifaches Jubiläum:<br />

das 100jährige Bestehen der Stadtbücherei, das<br />

50jährige Bestehen der modernen „Volksbücherei“<br />

und das 25jährige Dienstjubiläum<br />

des Bibliotheksdirektors Dr. Wolfgang van der<br />

Briele. 1 In Vertretung der wegen einer Erkrankung<br />

in ihrer Familie verhinderten Kultusministerin<br />

Christina Teusch überbrachte, nachdem<br />

Oberbürgermeister Heinrich Schmeissing die<br />

zahlreichen Festgäste begrüßt und die Einrichtung<br />

eines Lesesaals in der kurz zuvor eröffneten<br />

Zweigstelle am Steinweg in Barmen zugesichert<br />

hatte, Ministerialdirektor Dr. Busch die<br />

Glückwünsche der Landesregierung. Dr. Karl<br />

Nobbe, Direktor der Dortmunder Stadt- und<br />

Landesbibliothek, gratulierte im Namen zahlreicher<br />

Fachverbände und hob die Verdienste<br />

Wolfgang van der Brieles um die <strong>Wuppertal</strong>er<br />

<strong>Stadtbibliothek</strong> besonders hervor. Eugen Sulz<br />

plädierte als Vertreter der „Volksbibliothekare“<br />

dafür, nicht so sehr die wissenschaftlichen Bestände<br />

zu pflegen, sondern stärkeres Gewicht<br />

auf den Ausbau der „Volksbücherei“ zu legen,<br />

was von dem Berichterstatter der „Bergischen<br />

Tageszeitung“ als „einseitiges Urteil“ gekennzeichnet<br />

wurde. Wilhelm Weddigen überbrachte<br />

die Glückwünsche der Freunde der <strong>Wuppertal</strong>er<br />

Büchereien und Buchhändler. Oberstadtdirektor<br />

Dr. Hans Bremme gratulierte im Namen<br />

der Stadtverwaltung.<br />

In dem „ausgezeichnet formulierten“ Festvortrag<br />

stellte und beantwortete der Bibliotheksdirektor<br />

die Fragen nach dem Wesen und<br />

den Aufgaben der Bibliotheken. Die Feierstunde<br />

wurde musikalisch umrahmt von Paul<br />

Greef, Heinz Staehely und Liselotte Berkmann,<br />

die ein weitgehend unbekanntes Trio des romantischen<br />

Dichters E. T. A. Hoffmann aufführten<br />

und damit sinnbildlich Literatur und<br />

Musik miteinander verbanden. Als Geburtstagsgeschenke<br />

erhielten die „<strong>Wuppertal</strong>er<br />

Stadtbüchereien“ Geldspenden in Höhe von<br />

11.000 DM sowie eine Erstausgabe der<br />

„Oden“ von Friedrich Gottlieb Klopstock und<br />

eine Petrarca-Inkunabel. 2<br />

Die von den Festrednern angedeuteten Probleme,<br />

die sich aus den unterschiedlichen Zielsetzungen<br />

von sogenannten Volksbüchereien<br />

und wissenschaftlichen Bibliotheken ergaben,<br />

prägten die Entwicklung der <strong>Wuppertal</strong>er<br />

<strong>Stadtbibliothek</strong> von Anfang an. Die Elberfelder<br />

Stadtbücherei war 1902 als kommunale<br />

öffentliche Bücherei aus der „Bücherhallenbewegung“<br />

heraus entstanden. Die Organisations-<br />

und Einrichtungspläne stammten von<br />

Constantin Nörrenberg, dem wichtigsten Wortführer<br />

der Bücherhallenbewegung, der bereits<br />

1899 die erste Hamburger Bücherhalle eingerichtet<br />

hatte und seit 1904 in Düsseldorf<br />

zunächst als Bibliothekar und dann als Direktor<br />

(1911) der Landes- und <strong>Stadtbibliothek</strong><br />

wirkte. 3 Aber schon unter der Leitung von Dr.<br />

Emil Jäeschke (1902–1913) 4 setzte die Entwicklung<br />

zur Einheitsbibliothek ein, da nicht<br />

nur über den Leihverkehr wissenschaftliche<br />

Literatur besorgt, sondern auch zunehmend<br />

ein eigener wissenschaftlicher Bestand aufgebaut<br />

wurde. Auch Direktor Alfred Löckle<br />

(1913–1923) förderte den Ausbau der wissenschaftlichen<br />

Abteilung, die durch die Übernahme<br />

der wertvollen Buchbestände des Bergischen<br />

<strong>Geschichtsverein</strong>s und des Naturwissenschaftlichen<br />

Vereins (1916) sowie der „Gymnasialbibliothek“<br />

(1919) 5 einen wesentlichen<br />

Zuwachs erfuhr.<br />

Ein herausragendes Datum in der Geschichte<br />

der Elberfelder Stadtbücherei war die<br />

1


Zentralbibliothek Elberfeld, Lesesaal, 1929. Foto: Stadtarchiv <strong>Wuppertal</strong><br />

Einweihung des Neubaus am 3. Februar 1929<br />

in der Kasinogartenstraße (heute: Kolpingstraße).<br />

In der aus diesem Anlaß erschienenen<br />

Festschrift betont der seit 1927 amtierende Direktor<br />

Wolfgang van der Briele noch ausdrücklich,<br />

daß „keine alte Überlieferung ... bei der<br />

Gründung der Elberfelder Stadtbücherei Pate<br />

gestanden“ hat. 6 Auch in der Berichterstattung<br />

über die Feier des 25jährigen Jubiläums und<br />

über den Bezug des Neubaus 1929 sowie in<br />

den seit 1927 erscheinenden „Mitteilungen der<br />

Stadtbücherei Elberfeld“ werden zwar immer<br />

wieder Vorläufer erwähnt und gelegentlich<br />

auch ausführlicher behandelt, jedoch keine direkten<br />

Verbindungslinien zur Gründung der<br />

Volksbücherei 1902 gezogen.<br />

Um so mehr erstaunt, daß 1952 Wolfgang<br />

van der Briele nun das 100jährige Bestehen der<br />

„<strong>Wuppertal</strong>er Stadtbüchereien“ bewußt in den<br />

Vordergrund rückt. Über die Gründe für diese<br />

Meinungsänderung sind nur Spekulationen<br />

2<br />

möglich. Vielleicht hat eine Rolle gespielt, daß<br />

nach der Bildung der Stadt <strong>Wuppertal</strong> 1929<br />

im Zuge der Neuorganisation des gesamtstädtischen<br />

Büchereiwesens von dem Gedanken einer<br />

reinen Einheitsbibliothek offenbar wieder<br />

abgegangen und Elberfeld als wissenschaftliche<br />

Hauptbibliothek mit Volksbüchereiabteilungen<br />

in den Stadtteilen stärker ausgebaut<br />

worden ist. 7 Dabei steht der in der Festschrift<br />

1952 gemachte Versuch, sowohl in Elberfeld<br />

als auch in Barmen die Anfänge in das Jahr<br />

1852 zu datieren, auf durchaus wackligen<br />

Füßen, was aber auch mit an der ungewöhnlich<br />

schlechten Quellenlage liegt.<br />

2. Die Anfänge in Barmen<br />

Es trifft zu, daß die Barmer Stadtverwaltung<br />

offenbar ohne förmlichen Beschluß in<br />

ihren Haushaltplan für 1852 unter dem Titel


„Verwaltungskosten: Für die Bibliothek des<br />

Verwaltungsbüreaus“ zum ersten Mal eine<br />

Summe von 30 Talern einsetzt. Dieser Betrag<br />

wurde in den folgenden <strong>Jahre</strong>n fortgeschrieben,<br />

1859 auf 60 und 1865 sogar auf 100 Taler<br />

erhöht. Unabhängig davon unterstütze die Verwaltung<br />

nach dem Stadtverordneten-Beschluß<br />

vom 10. Februar 1863 die Errichtung einer<br />

städtischen Bibliothek für Elementar-Lehrer<br />

mit einer einmaligen Summe von 100 Talern<br />

und einem jährlich neu zu bewilligenden Zuschuß<br />

von 50 Talern. Bereits in diesem Zusammenhang<br />

wurde der bemerkenswerte Vorbehalt<br />

gemacht, im Falle der Gründung einer allgemeinen<br />

städtischen Bibliothek die Lehrer-Bibliothek<br />

dort zu integrieren. So weit war es jedoch<br />

noch nicht. Die städtische Lehrer-Bibliothek,<br />

deren Errichtung offenbar vor allem von<br />

dem Hauptlehrer der 1. Katholischen Schule<br />

Franz Gierlichs (1828–1897) betrieben worden<br />

war, wuchs kontinuierlich. Dies belegen die<br />

jährlich eingereichten Anschaffungslisten, deren<br />

systematische Auswertung sicherlich nicht<br />

uninteressant wäre. 1878 umfaßte die Lehrer-<br />

Bibliothek bereits 590 Werke, die ein Katalog,<br />

der von dem Lehrer Adolf Reiffen, der die Bibliothek<br />

verantwortlich betreute, gemeinsam<br />

mit dem Nestor der Barmer Lehrer Friedrich<br />

Wilhelm Dörpfeld 8 erstellt und in einer Auflage<br />

von 500 Exemplaren gedruckt worden war,<br />

auch einem größeren Lesepublikum bekannt<br />

machte. Die Bewilligung des nach der<br />

Währungsumstellung auf <strong>150</strong>.- Mark festgesetzten<br />

Zuschusses wurde für das Haushaltsjahr<br />

1880/81 von der abschließenden Regelung<br />

der Stellung aller Schulbibliotheken zur <strong>Stadtbibliothek</strong><br />

abhängig gemacht. Danach fehlen<br />

weitere Zeugnisse.<br />

Seit Anfang der 70er <strong>Jahre</strong> bestanden –<br />

vom Oberbürgermeister Wilhelm August Bredt<br />

vermutlich stark geförderte – Bestrebungen,<br />

die für das Verwaltungsbüro angeschafften<br />

Bücher einem weiteren Interessentenkreis zugänglich<br />

zu machen. Im Verwaltungsbericht<br />

für das Jahr 1873 wurde ein „Reglement über<br />

die Benutzung der städtischen Bibliothek“ veröffentlicht.<br />

9 Nach den in diesem Zusammenhang<br />

gemachten Angaben war der Bücherbestand<br />

Ende 1873 auf 1.796 Bände angestiegen.<br />

Es handelte sich jedoch noch ausschließlich<br />

um Gesetze und Verordnungen, allgemeine<br />

staatswissenschaftliche und volkswirtschaftliche<br />

Werke, denen Abhandlungen zur Geschichte<br />

und zur Altertumskunde zugeordnet<br />

wurden, ferner Statistiken, Veröffentlichungen<br />

zum Polizei-, Armen-, Medizinal-, Steuer- und<br />

Rechnungswesen sowie zu kirchlichen, Schulund<br />

Unterrichtsangelegenheiten. Hinzu kamen<br />

Tageszeitungen und periodische Schriften,<br />

Handelskammer-, Landtags- und Stadtratsprotokolle<br />

sowie Atlanten und Ortsverzeichnisse.<br />

Nachdem 1872 ein Katalog, der die bis dahin<br />

angeschafften Bücher auflistete, erschienen<br />

war, wurde die Benutzung der Verwaltungsbücherei<br />

allen Barmer „Behörden und Beamten<br />

einschließlich der Lehrer an den höheren<br />

und Elementarschulen und jedem achtbaren<br />

Bürger“ gestattet. Diese ausdrücklich als<br />

„städtische Bibliothek“ bezeichnete Einrichtung,<br />

die von Montag bis Samstag vormittags<br />

zwei Stunden sowie Mittwoch und Samstag<br />

nachmittags weitere zwei Stunden geöffnet<br />

war, wurde von dem Verwaltungssekretär<br />

Friedrich Wilhelm Stöcker betreut. Im ersten<br />

Jahr belief sich die Zahl der Ausleihen auf<br />

50. Dies änderte sich jedoch sehr schnell,<br />

nachdem zunehmend auch „schöne Literatur“<br />

angeschafft worden war.<br />

Seit 1878 stand ein Leseraum („Lesehalle“)<br />

den Bibliotheksbenutzern zur Verfügung, der<br />

in den Anfangsjahren, solange dort noch keine<br />

Zeitungen und Zeitschriften, sondern lediglich<br />

Patenschriften auslagen, nicht sehr stark in Anspruch<br />

genommen wurde. Der Bibliotheksbestand<br />

umfasste 1879 laut Verwaltungsbericht<br />

2.310 Werke bzw. 5.324 Bände. 10 Der Zuwachs<br />

beruhte nicht nur auf den aus städtischen Mitteln<br />

angeschafften Büchern, sondern auch auf<br />

den Schenkungen des Vereins für Technik und<br />

Industrie sowie des Barmer „Lokalvereins“<br />

des Bergischen <strong>Geschichtsverein</strong>s, vor allem<br />

jedoch auf den rd. 2.000 Bänden, die der 1851<br />

gegründete Barmer Leseverein im Herbst 1878<br />

an die städtische Bibliothek abgetreten hatte. 11<br />

Dies erklärt auch, weshalb der Verfasser des<br />

Verwaltungsberichts, wenn auch mit einem gewissen<br />

Bedauern, feststellt, daß der Großteil<br />

der 4.933 entliehenen Bände aus der inzwi-<br />

3


schen aufgebauten „belletristischen Abteilung“<br />

stammt. Die Besucherstatistik spielte schon<br />

damals eine wichtige Rolle. Die 392 registrierten<br />

Bibliotheksbenutzer verteilten sich auf 101<br />

Beamte und Ärzte, 37 Geistliche und Lehrer,<br />

96 Schüler der höheren Lehranstalten, 73<br />

Kaufleute und „Handlungsbeflissene“ (= junge<br />

Kaufleute), 42 Handwerker und Techniker, 8<br />

Rentner und Gewerblose sowie 25 Damen. Da<br />

die Verwaltungsberichte nur sehr lückenhaft<br />

überliefert sind, fehlen leider Vergleichszahlen,<br />

um diese statistischen Angaben genauer auszuwerten.<br />

Die am 1. April 1879 von Oberbürgermeister<br />

Wilhelm August Bredt in Kraft gesetzte<br />

„Bibliotheks-Ordnung“ wiederholte die Bestimmung<br />

von 1873, wonach die Benutzung<br />

sowohl der Bibliothek als auch des Lesezimmers<br />

nicht nur den Behörden und Beamten,<br />

sondern „jedem achtbaren Bürger“ unentgeltlich<br />

zustand. Es klingt aus heutiger Sicht fast<br />

unglaublich, daß beide Einrichtungen mit Ausnahme<br />

der Sonn- und Feiertage vormittags von<br />

8.00 bis 12.00 Uhr und nachmittags von 2.00<br />

bis 7.00 Uhr geöffnet gewesen sind. Aus einem<br />

handschriftlichen Zusatz auf der Bibliotheks-<br />

Ordnung geht hervor, daß diese ungewöhnlich<br />

langen Öffnungszeiten vermutlich sehr bald<br />

drastisch reduziert worden sind. Überhaupt hat<br />

sich die Ordnung von 1879 offenbar mehr an<br />

den Regelungen in anderen Städten bzw. eigenen<br />

Zukunftsvisionen als an der Barmer Wirklichkeit<br />

orientiert. Dafür spricht ein leider<br />

nicht datiertes, vermutlich 1887 von dem Realgymnasialdirektor<br />

Dr. Wilhelm Münch verfaßtes<br />

Schriftstück in den Akten mit neuen Bestimmungen<br />

zur Bibliotheks-Ordnung. Diese<br />

sahen, da die angestrebte Anstellung eines wissenschaftlich<br />

vorgebildeten und besoldeten<br />

städtischen Bibliothekars nicht zu verwirklichen<br />

war, vor, daß ein Mitglied der inzwischen<br />

gebildeten Bibliotheks-Kommission gemeinsam<br />

mit „untergeordneten Beamten“ die <strong>Stadtbibliothek</strong><br />

betreute. Dieser Bibliotheks-Vorstand<br />

zeichnete in „mäßigem Umfang“ auch<br />

für die Neuanschaffungen verantwortlich, in<br />

der Regel entschied letztendlich über die von<br />

dem Stadtrat bewilligten Mittel jedoch die<br />

Kommission. Daß die Barmer <strong>Stadtbibliothek</strong><br />

4<br />

ihre Wurzeln in der 1852 begründeten Verwaltungsbücherei<br />

hatte, wurde auch aus den Bestimmungen<br />

der korrigierten Bibliotheks-Ordnung<br />

deutlich, die die Aufteilung des städtischen<br />

Zuschusses regelten. Danach standen<br />

von den jährlich bewilligten 1.800 Mark der<br />

<strong>Stadtbibliothek</strong> lediglich 1.200 Mark zu, für<br />

300 Mark wurde die Verwaltungsbücherei weiter<br />

ausgebaut, je <strong>150</strong> Mark hatten der städtische<br />

Schulinspektor und der städtische Baumeister<br />

für die Anschaffung von Fachliteratur<br />

zur Verfügung. Es spricht einiges dafür, daß<br />

dieser Entwurf zwar die tatsächlich bestehenden<br />

Verhältnisse wiedergibt, jedoch, weil die<br />

Raumfrage nicht geklärt werden konnte,<br />

zunächst nicht in eine neue Bibliotheks-Ordnung<br />

umgewandelt worden ist.<br />

Dennoch waren mit den Bibliotheks-Ordnungen<br />

von 1873 und 1879 entscheidende<br />

Weichen für den Aufbau einer Volksbibliothek<br />

gestellt worden. Einen weiteren bedeutenden<br />

Zuwachs erhielt die städtische Bibliothek 1888<br />

durch die vollständige Übernahme der Bibliothek<br />

des in finanzielle Schwierigkeiten geratenen<br />

Barmer Lesevereins, die aus „einigen tausend<br />

Bänden literarischer Werke“ bestand.<br />

Möglicherweise erfolgte zu diesem Zeitpunkt<br />

auch die Übernahme der seit 1863 finanziell<br />

geförderten Lehrer-Bibliothek.<br />

Es war ein Glücksfall, daß 1888 mit dem<br />

Lehrer Friedrich Winnacker ein „Bibliothekar“<br />

gefunden wurde, der mit ungewöhnlich großem<br />

Engagement die <strong>Stadtbibliothek</strong> nebenamtlich<br />

30 <strong>Jahre</strong> betreute. Der von dem neuen Leiter<br />

mit Nachdruck betriebene Ausbau der <strong>Stadtbibliothek</strong><br />

zu einer Volksbücherei wurde durch die<br />

1890 erfolgte räumliche Trennung von der eigentlichen<br />

Verwaltungsbücherei fraglos gefördert.<br />

Die <strong>Stadtbibliothek</strong> fand ein neues Domizil<br />

in der Prinzenstraße 1. 1892 wurden 929 Leser<br />

registriert, die insgesamt 14.274 Bücher<br />

entliehen. 5.731 Personen besuchten den Lesesaal,<br />

in dem neben lokalen, in- und ausländischen<br />

Zeitungen auch der Preußische Staats-<br />

Anzeiger und das amtliche Kursbuch auslagen.<br />

Auf großes Interesse stießen dort ferner die ca.<br />

75.000 Patentschriften.<br />

Aus einer von Friedrich Winnacker angefertigten<br />

Übersicht geht hervor, daß der Be-


stand der <strong>Stadtbibliothek</strong>, die zu dieser Zeit<br />

auch die Schulbibliotheken durch den Ankauf<br />

allgemeiner wissenschaftlicher und teurer<br />

Werke unterstützte, 1899 auf ca. 17.000 Bände<br />

angewachsen war. Daneben gab es in Barmen<br />

noch sechs weitere Bibliotheken mit sehr unterschiedlichen<br />

Zielssetzungen. Dazu zählten<br />

die allgemein zugängliche Bibliothek des Vereins<br />

für Kunst und Gewerbe mit 2.685 Bänden<br />

und die nur den Mitgliedern vorbehaltene Bibliothek<br />

des Allgemeinen Bürgervereins mit<br />

2.500 Bänden. Reine Fachbibliotheken waren<br />

die Kreis-Lehrerbibliothek mit 1.200 Bänden<br />

und die Bibliothek des Naturwissenschaftlichen<br />

Vereins mit lediglich <strong>150</strong> Bänden. Hinzu<br />

kamen noch die Bibliotheken des Gemarker<br />

Männer- und Jünglingsvereins (CVJM) mit<br />

1.200 Bänden und die Borromäus-Bibliothek<br />

der katholischen Gemeinde mit 1.400 Bänden.<br />

Über den Umfang der Bibliothek des Vereins<br />

christlicher Kaufleute lagen keine Zahlen vor.<br />

In der am 24. Oktober 1900 von Kaiser<br />

Wilhelm II. eingeweihten „Ruhmeshalle“<br />

(heute: Haus der Jugend) erhielt neben dem<br />

Barmer Kunstverein und der lokalen Abteilung<br />

des Bergischen <strong>Geschichtsverein</strong>s auch die<br />

<strong>Stadtbibliothek</strong> neue Räume. Die Statistik<br />

zählte bereits im darauffolgenden Jahr rd.<br />

26.000 Ausleihen und 50.000 Lesesaalbesucher.<br />

Der kontinuierliche Ausbau wurde durch<br />

den Ausbruch des Ersten Weltkrieges jäh unterbrochen.<br />

1918 schied Friedrich Winnacker,<br />

der inzwischen pensioniert worden war, als ehrenamtlicher<br />

Leiter der Stadtbücherei aus und<br />

zog nach Jena. In den Nachkriegsjahren war<br />

Dr. Heinrich Haack, der das Statistische Amt<br />

leitete, zeitweise für die <strong>Stadtbibliothek</strong> im Nebenamt<br />

zuständig. Als 1922 der Düsseldorfer<br />

Regierungspräsident zur Förderung des Büchereiwesens<br />

in den größeren Städten seines<br />

Bezirkes eine Übersicht über die vorhandenen<br />

öffentlichen und Borromäusbibliotheken anforderte,<br />

meldete die Barmer Stadtbücherei,<br />

die inzwischen mit die Bücherei der kurz zuvor<br />

nach Barmen eingemeindeten Gemeinde Langerfeld<br />

zusammen gelegt worden war, insgesamt<br />

45.533 Bände und 102.000 Ausleihen. 12<br />

Die Borromäusbüchereien der Kirchengemeinden<br />

St. Antonius, St. Marien, St. Johann<br />

Baptist und Herz Jesu boten ihren Benutzern<br />

insgesamt 8.856 Bände an und zählten 35.480<br />

Ausleihen. 13 Bis zur Bildung der Gesamtstadt<br />

<strong>Wuppertal</strong> 1929 blieben die Benutzer- und<br />

Ausleihzahlen der Barmer Stadtbücherei in etwa<br />

konstant. 14<br />

3. Die Anfänge in Elberfeld<br />

Während es in Barmen, wenn auch mit<br />

einigen Einschränkungen, durchaus vertretbar<br />

ist, eine der Wurzeln der nach und nach entstandenen<br />

Stadtbücherei in das Jahr 1852<br />

zurückzuverfolgen, sind die Anfänge der 1902<br />

in Elberfeld gegründeten Volksbücherei sicherlich<br />

nicht in das Jahr 1852 zurückzudatieren.<br />

In den Akten finde ich jedenfalls keine Bestätigung<br />

für die in der Festschrift von 1952 aufgestellte<br />

Behauptung, daß 1852 im Elberfelder<br />

Rathaus ein Bibliotheksraum mit 1.500 Bänden<br />

eingerichtet worden sei. 15 Es trifft zu und<br />

die Lokalforschung hat immer wieder daran<br />

erinnert, daß der Lehrer Peter Heuser am 17.<br />

März 1851 im „Täglichen Anzeiger für Berg<br />

und Mark“ zur „Gründung einer Stadt- und<br />

Bürgerbibliothek“ aufruft. Der erfahrene<br />

Pädagoge beabsichtigte, in die Bibliothek nicht<br />

„Unterhaltungslektüre“, sondern „kräftigende,<br />

Peter Heuser (1784-1866). Foto: Stadtarchiv<br />

<strong>Wuppertal</strong><br />

5


Lesehalle Elberfeld, 1903. Foto: Stadtarchiv <strong>Wuppertal</strong><br />

aus unseren deutschen Klassikern zu nehmende<br />

Nahrung für Geist und Gemüth“ aufzustellen.<br />

Da seiner Ansicht nach die Bevölkerung<br />

des <strong>Wuppertal</strong>s schon durch ihre Berufe „überwiegend<br />

den materiellen Bedürfnissen zugewandt<br />

war“ und deshalb Gefahr lief, „allem<br />

Höheren im Leben und der Kunst und Wissenschaft<br />

entrückt zu werden“, bestand die Hauptaufgabe<br />

der zu gründenden Bibliothek darin,<br />

„insbesondere dem Kaufmann, Fabrikanten,<br />

Künstler und Handwerker genügend Rath und<br />

Belehrung“ zu geben. Dennoch bildete den<br />

Grundstock für die neue Einrichtung bezeichnenderweise<br />

ein, wenn auch nicht vollständiges<br />

Exemplar der vielbändigen „Oekonomisch-technologischen<br />

Encyklopädie, oder allgemeines<br />

System der Staats- , Stadt-, Hausund<br />

Landwirthschaft und der Kunstgeschichte<br />

in alphabetischer Ordnung“ von Johann Georg<br />

Krünitz. 16 Peter Heuser hatte den Plan, die Bibliothek<br />

zum größten Teil aus den Beiträgen<br />

der Mitglieder eines zu gründenden „Bibliotheksvereins“<br />

zu finanzieren. Ferner rechnete<br />

er fest mit Bücherspenden der Elberfelder Bürgergesellschaften<br />

und einzelner Bürger.<br />

Peter Heusers Aufruf stieß bei der Bevölkerung<br />

durchaus auf Resonanz. Dies erklärt,<br />

weshalb Karl Coutelle 1852 in seiner „Topographisch-statistischen<br />

Darstellung“ Elber-<br />

6<br />

felds die <strong>Stadtbibliothek</strong> als „projektierte gemeinnützige<br />

Anstalt“ ausdrücklich erwähnt<br />

und ihre baldige Einrichtung für möglich hält.<br />

Er griff damit jedoch der tatsächlichen Entwicklung<br />

weit voraus, da von amtlicher Seite<br />

jede Unterstützung versagt blieb. Als Peter<br />

Heuser nach zweijährigem erfolgreichen Sammeln<br />

den Antrag auf die Bereitstellung von<br />

zwei Räumen für die Errichtung der Bibliothek<br />

stellte, lehnte dies die Stadtverordneten-Versammlung<br />

unter Vorsitz des Oberbürgermeisters<br />

Emil Lischke, ohne auf das Bittgesuch<br />

überhaupt einzugehen, in ihrer Sitzung am 17.<br />

Februar 1854 mit 20 zu 6 Stimmen ab. 17 Diese<br />

negative Entscheidung entmutigte den inzwischen<br />

pensionierten Lehrer keineswegs. In<br />

kleineren und größeren Annoncen, die vor allem<br />

der „Tägliche Anzeiger für Berg und<br />

Mark“ veröffentlichte, informierte Peter Heuser<br />

in regelmäßigen Abständen die „Gleichgesinnten“<br />

und “Freunde der guten Sache“ über<br />

neue Buchgeschenke und die Termine für das<br />

Einsammeln der Mitgliedsbeiträge. 18 Am 7.<br />

Oktober 1858 teilte Peter Heuser beispielsweise<br />

über eine Zeitungsanzeige die „frohe Nachricht“<br />

mit, für die von ihm immer so bezeichnete<br />

„<strong>Stadtbibliothek</strong>“ 47 Bände der von Johann<br />

Samuel Ersch und Gottfried Grube 1818<br />

begründeten „Allgemeinen Encyklopädie der


Wissenschaften und Künste“ erhalten zu haben.<br />

19 Kurze Zeit später gab er den „Freunden<br />

der <strong>Stadtbibliothek</strong>“ bekannt, dank großzügiger<br />

Spenden nicht nur die Werke von Johann<br />

Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann<br />

Gottfried Herder, Gotthold Ephraim Lessing,<br />

Karl Theodor Körner, Friedrich Matthisson<br />

und Joachim Winckelmann, sondern auch<br />

von Friedrich dem Großen, Justus Möser und<br />

Benjamin Franklin nun vollständig zu „besitzen“.<br />

20 Die Raumfrage blieb jedoch weiterhin<br />

ungelöst. 1855 lagen die bis dahin gesammelten<br />

Bücher nach einer der in der Presse veröffentlichten<br />

Mitteilungen noch größtenteils „in<br />

Haufen“ auf Peter Heusers „Boden“. Anfang<br />

der 60er <strong>Jahre</strong> war die Büchersammlung auf<br />

ca. 3.000 Bände angewachsen. Ein Großteil<br />

befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Höheren<br />

Gewebeschule, ohne jedoch der Öffentlichkeit<br />

zugänglich zu sein. Die naturwissenschaftlichen<br />

Fachbücher verwahrte Peter Heuser bis<br />

zu seinem Tode 1866 weiterhin in seiner Wohnung<br />

auf. Entsprechend dem letzten Willen des<br />

Verstorbenen ging die Büchersammlung in den<br />

Besitz des „Allgemeinen Bildungsvereins“ unter<br />

dem Vorbehalt des Eigentumsrechts für die<br />

Stadt Elberfeld über. Aber auch dort fristete die<br />

mit großem Engagement 1851 begonnene<br />

Büchersammlung nur ein Schattendasein.<br />

Der nächste Anstoß für die Gründung einer<br />

Elbefelder <strong>Stadtbibliothek</strong> kam von außen. Auf<br />

Anregung des Reichstagskandidaten Moritz<br />

von Egidy (1847–1898) 21 wurden Vorkehrungen<br />

für die Errichtung einer öffentlichen<br />

Bücherei getroffen und ein „Volkslesehallenverein“<br />

gegründet. Eine weitere Initiative ging<br />

etwa gleichzeitig von dem Rechtsanwalt Anton<br />

Schmitz aus. Auf den richtigen Weg wurde das<br />

Vorhaben, eine Volksbücherei zu gründen,<br />

dann durch den kurz zuvor in sein Amt eingeführten<br />

Oberbürgermeister Robert Otto Funck<br />

gebracht. Mit Constantin Nörrenberg stand<br />

ihm ein anerkannter Fachmann zur Seite, der<br />

die fachlichen Vorarbeiten innerhalb kurzer<br />

Zeit so weit zum Abschluß brachte, daß bereits<br />

am 14. Juni 1902 mit einem Festakt im Rathaus<br />

die Volksbücherei“ Elberfeld feierlich<br />

eröffnet wurde. Den Ausbau der Bibliotheksbestände<br />

förderten in der Folgezeit nicht nur<br />

der 1903 gegründete Stadtbücherei-Verein,<br />

sondern auch zahlreiche Elberfelder Bürger<br />

durch größere und kleinere Spenden, die allerdings<br />

im Vergleich zu den Schenkungen für<br />

das ebenfalls 1902 eröffnete Museum (heute:<br />

Von der Heydt-Museum), den Verschönerungsverein<br />

oder soziale Einrichtungen sehr bescheiden<br />

waren. Zu den Ausnahmen zählte<br />

1910 die Spende der Handelskammer Elberfeld<br />

in Höhe von 15.000 Mark für den Ankauf<br />

von Fachbüchern. 22<br />

Die weitere Entwicklung hin zum heutigen<br />

großstädtischen Bibliothekssystem hat Jutta<br />

Römer 1982 in ihrer Prüfungsarbeit für den<br />

höheren Bibliotheksdienst an der Fachhochschule<br />

für Bibliotheks- und Dokumentationswesen<br />

in Köln ausführlich dargestellt. 23 Selbstverständlich<br />

schildert die Verfasserin einleitend<br />

auch kurz die wenigen Nachrichten über<br />

private und Vereinsbibliotheken in Elberfeld<br />

vor 1851. Der folgende Abschnitt stützt sich<br />

auf diese Zusammenstellung, erweitert sie aber<br />

durch neuere Forschungsergebnisse in mehreren<br />

Punkten.<br />

4. Private und Vereinsbibliotheken<br />

in Elberfeld vor 1851<br />

Die früheste Nachricht über eine Privatbibliothek<br />

in Elberfeld stammt aus den <strong>Jahre</strong>n<br />

1708/09. Nach dem Tode des Bürgermeisters<br />

und Kaufmanns Johannes Plücker (1656–<br />

1709) wurde dessen Nachlaß inventarisiert.<br />

Dazu gehörte auch die „Hausbibliothek“, die<br />

vermutlich knapp <strong>150</strong> Bände umfasste. 24 Da es<br />

auch bei diesem Nachlaßinventar in erster Linie<br />

um die Wertermittlung geht, sind die Titel<br />

zumeist nur stark verkürzt angegeben bzw. zu<br />

Gruppen ohne nähere Erläuterungen (z.B.<br />

„Sieben alte Büchlein, 17 Albus, 4 Heller“) zusammengefaßt.<br />

Dennoch wäre es sicherlich<br />

lohnend, diese Bibliothek, die neben zahlreichen<br />

Bibelausgaben, Katechismen, Predigtsammlungen,<br />

Wörterbüchern, Grammatiken<br />

und antiken Schriftstellern (z.B. Cornelius<br />

Nepos, Cicero und Flavius Josephos) auffallend<br />

viele Werke in französischer Sprache umfaßt,<br />

einmal näher zu untersuchen, um sichere<br />

7


Erkenntnisse über das Bildungswesen und Leseverhalten<br />

in Elberfeld vor 300 <strong>Jahre</strong>n zu gewinnen.<br />

Die 1775, wenige Monate nach Goethes<br />

Besuch in Elberfeld, von acht Elbefelder Bürgern,<br />

darunter der Augenarzt und Schriftsteller<br />

Heinrich Jung-Stilling, gegründete „Erste Lesegesellschaft“<br />

war sicherlich der erste Verein<br />

im <strong>Wuppertal</strong>, der eine eigene Bibliothek einrichtete.<br />

25 Nach einem Reisebericht aus dem<br />

<strong>Jahre</strong> 1784 umfaßte sie 800 Bände. Auch der<br />

aus Regensburg stammende Arzt Jacob Christian<br />

Gottlieb Schaeffer erwähnte in einem seiner<br />

Briefe von der 1787/88 unternommenen<br />

Reise durch mehrere Länder ausdrücklich die<br />

Bibliothek der „Ersten Lesegesellschaft“. 26<br />

Ein namentlich nicht bekannter französischer<br />

Emigrant, der das <strong>Wuppertal</strong> 1792/93 besuchte,<br />

beschreibt die Bibliothek, die der Öffentlichkeit<br />

natürlich nicht zugänglich war, ausführlich<br />

im 15. seiner insgesamt 18 Reisebriefe:<br />

„In dem einen Zimmer stehen die der Gesellschaft<br />

gehörigen Bücher, in vier großen<br />

Schränken mit Glasthüren, und auf den Tischen<br />

liegen Journale und Zeitungen aller Art. Die<br />

Bibliothek besteht aus 1600 Bänden. Will sich<br />

jemand etwas notieren oder Extrakte machen,<br />

so ist auch Papier, Feder und Dinte auf dem<br />

Schreibpulte zu haben, an welchem der zeitige<br />

Direktor und Assessor sitzen. Damit die Lesenden<br />

nicht gestört werden, herrscht allgemeine<br />

Stille, welche auch dadurch begünstigt wird,<br />

daß das Haus an dem einen Ende der Stadt<br />

liegt. Jedes Mitglied hat das Recht, Bücher für<br />

sich mit nach Hause zu nehmen, wenn sie vorher<br />

in einem dazu bestimmten Buche, von dem<br />

Direktor ihm angeschrieben sind.“ 27<br />

Die „Erste Lesegesellschaft“ überstand<br />

zwar heftige Anfeindungen durch weltabgewandte<br />

pietistische Kreise, die sich gegen alle<br />

aufklärerischen Einrichtungen wandten, und<br />

auch die Wirren der napoleonischen Zeit, sie<br />

veränderte aber stark ihren Charakter. Die Bibliothek,<br />

die zuletzt ca. 3.000 Bände umfaßte,<br />

wurde 1817 an die Mitglieder der Gesellschaft<br />

verkauft. Ein Teil der Mitglieder trat der Gesellschaft<br />

„Museum“ bei, die sich kurz vorher<br />

vor allem dank der Initiative des Kaufmanns<br />

8<br />

Gerhard Siebel (1784–1831) konstituiert hatte.<br />

Auch diese Gesellschaft unterhielt eine Bibliothek<br />

und ermöglichte ihren Mitgliedern das<br />

Ausleihen von Büchern. 28<br />

Ebenfalls nur einem sehr begrenzten Benutzerkreis<br />

stand die Bibliothek von Johann<br />

Friedrich Wilberg (1766–1846) zur Verfügung,<br />

der 1802 als Inspektor der neu eingerichteten<br />

Armenanstalt nach Elberfeld gekommen war<br />

und 1804 mit fortschrittlich denkenden Kaufleuten<br />

eine Privat-Schule, das „Bürger-Institut“,<br />

gegründet hatte. Der erfahrene Pädagoge<br />

übte in verschiedenen Funktionen großen Einfluß<br />

auf das Schul- und Bildungswesen der<br />

Stadt aus. 29 Fast dreißig <strong>Jahre</strong> lang versammelte<br />

er jeden Samstagnachmittag in der Schule<br />

am Thomashof interessierte Lehrer, um sie<br />

durch Vorträge und Fachgespräche weiter zu<br />

bilden. Dazu diente auch die dort aufgestellte<br />

Bücherei, in die Johann Friedrich Wilberg rd.<br />

1.000 Bände aus seinem Privatbesitz eingebracht<br />

hatte. 30<br />

Es hat sicherlich noch weitere private Bibliotheken<br />

in Elberfeld gegeben, über die jedoch<br />

genauere Nachrichten fehlen. In diesen<br />

Zusammenhang gehört auch eine Tagebuchnotiz<br />

des Fabrikanten Wilhelm Ehrenfest Jung<br />

(1800–1867). Daraus geht hervor, daß der<br />

Spinnereibesitzer auf Gut Hammerstein in<br />

Sonnborn, nicht nur preiswerte Wohnungen<br />

seinen Arbeitern zur Verfügung stellte, eine Art<br />

Betriebskrankenversicherung stiftete, eine<br />

Sparkasse gründete und eine Fabrikschule für<br />

jugendliche Arbeiter aus eigenen Mitteln unterhielt,<br />

sondern zu Ostern 1848 sogar eine<br />

Leihbibliothek für seine Fabrikarbeiter einrichtete.<br />

Leider sind keine über diese Notiz hinausgehende<br />

Hinweise mehr zu ermitteln. 31<br />

Den Lesehunger derjenigen Elberfelder,<br />

die keinen Zugang zu einer privaten oder Vereinsbibliothek<br />

hatten, stillten mehrere Leihbuchhandlungen,<br />

die seit der Zugehörigkeit<br />

des Bergischen Landes 1815 zu Preußen streng<br />

überwacht wurden. Diese Kontrolle schlug<br />

sich zeitweise in umfangreichen Akten nieder.<br />

32 Danach unterhielten 1819 in Elberfeld<br />

der Buchhändler und Verleger Heinrich Büschler<br />

33 und der Postsekretär Leopold Coeler<br />

Leihbibliotheken. Die Witwe des aus Rem-


scheid stammenden Verlegers Johann Anton<br />

Mannes erklärte auf Befragen des Polizeiinspektors,<br />

nur noch an Freunde unentgeltlich<br />

Bücher auszuleihen. Die Besitzer der Leihbibliotheken,<br />

zu denen später noch die Buchhandlung<br />

Schönian sowie die Buchhändler<br />

Friedrich Weise und Johann Löwenstein 34 kamen,<br />

waren laut Instruktion verpflichtet, regelmäßig<br />

die Kataloge und Verzeichnisse ihrer<br />

Buchbestände bzw. ihrer geplanten Neuanschaffungen<br />

dem Oberbürgermeister zur Kontrolle<br />

und Genehmigung vorzulegen. Der<br />

mühevollen Aufgabe des Lesens und Zensierens<br />

der eingereichten Bücher unterzog sich<br />

zeitweise der auch für das Zivilstandswesen<br />

zuständige Beigeordnete Friedrich Brinkmann.<br />

35<br />

5. Projekte und Pläne<br />

Aus der Amtszeit des Elberfelder Oberbürgermeisters<br />

Johann Rütger Brüning (1814–<br />

1837), 36 der durchaus auch historische Interessen<br />

gehabt hat, sind mehrere Bibliotheksprojekte<br />

bekannt, über die zum Teil auch Akten<br />

vorliegen. Nachdem sich die 1822 gegründete<br />

„Börse“ als Fehlschlag erwiesen hatte, versuchte<br />

der Kaufmann Adolf Brüning 1825, unter<br />

der Bezeichnung „Börsenhalle“ einen Lesezirkel<br />

einzurichten. 37 Die von ihm angeworbenen<br />

Abonnenten hatten dort die Möglichkeit,<br />

in- und ausländische Zeitungen einzusehen. Sicherlich<br />

aus finanziellen Gründen wurden später<br />

Tageskarten auch an Nichtmitglieder ausgegeben.<br />

Besondere „Zielgruppen“ waren 1832<br />

für Adolf Brüning königliche Beamte, Pfarrer<br />

und Lehrer der höheren Lehranstalten. Vermutlich<br />

um diesen Personenkreis als Benutzer der<br />

„Börsenhalle“ zu gewinnen, wurden auch<br />

Bücher angeschafft, die mit Ausnahme der Lexika<br />

und der Werke mit Kupferstichen auch<br />

ausleihbar waren. Allerdings umfaßte die einzige<br />

erhaltene Liste vom 31. Januar 1833<br />

einschließlich mehrerer Zeitungen insgesamt<br />

nur 40 Nummern, die zu einem großen Teil aus<br />

einer Schenkung stammten. 38 Obwohl Adolf<br />

Brüning zwischen 1825 und 1833 insgesamt<br />

178 Abonnenten in Elberfeld und 37 auswärti-<br />

ge, d. h. hauptsächlich Barmer Abonnenten –<br />

darunter sehr viele einflußreiche Fabrikanten<br />

und Unternehmer – gewonnen hatte, stellte die<br />

„Börsenhalle“ bereits kurze Zeit später ihre<br />

Aktivitäten als kommerzielles Unternehmen<br />

ein. Sie konstituierte sich 1834 als bürgerliche<br />

Gesellschaft mit Statuten und gewähltem Vorstand<br />

neu.<br />

Auch der 1828 von dem Kaufmann Johann<br />

Wilhelm Schmitz 39 dem Oberbürgermeister Johann<br />

Rütger Brüning vorgetragene Finanzierungsplan<br />

für die Errichtung einer öffentlichen<br />

Bibliothek auf kommerzieller Basis hatte keinen<br />

Erfolg. Zwar bekundete der Oberbürgermeister<br />

in seinem Antwortschreiben durchaus<br />

Interesse und hielt die Aufstellung einer Bibliothek<br />

in dem geplanten Rathausneubau für<br />

denkbar, verfolgte die Angelegenheit jedoch<br />

nicht weiter. Es wurde lediglich ein Aktenband<br />

mit dem Titel „Errichtung einer öffentlichen<br />

Bibliothek in hiesiger Stadt“ angelegt, 40 dem in<br />

den folgenden <strong>Jahre</strong>n der Schriftwechsel im<br />

Zusammenhang mit einzelnen Buchgeschenken<br />

für die Stadt hinzugefügt wurde.<br />

Im Zuge der Vorbereitungen für die erste<br />

große Gutenbergfeier, die 1837 in der Einweihung<br />

des Denkmals von Bertel Thorvaldsen<br />

für den Erfinder des Buchdrucks in Mainz<br />

gipfelte, erschien 1836 im „Börsenblatt für<br />

den deutschen Buchhandel“ ein „Vorläufiger<br />

Aufruf zur Stiftung eines gemeinnützigen<br />

wohlthätigen Büchervereins“, der am 1. Mai<br />

1836 in Elbefeld erlassen worden war. 41 Der<br />

nicht mit Sicherheit bestimmbare Verfasser –<br />

sehr wahrscheinlich handelt es sich bei dem<br />

Druck des Namens des Unterzeichner „Dr.<br />

Prbsteg.“ um einen Schreibfehler und ist der<br />

Elberfelder Arzt Dr. med. Karl Pröbsting gemeint<br />

42 – entwickelt den Plan, nach dem Vorbild<br />

der Bibelgesellschaften einen Bücherverein<br />

zu gründen, dessen Mitglieder die aus<br />

Beiträgen und Spenden angeschafften „nützlichen<br />

und wohlthätigen“ Bücher unter „die Armen<br />

und Bedürftigen, die da hungert und dürstet<br />

nach Geistesnahrung“ verteilen. Dieser in<br />

der pathetischen Sprache der Zeit formulierte<br />

und unter Voranstellung von Bibelzitaten breit<br />

entwickelte Plan wurde angeblich in der überregionalen<br />

Presse mit Beifall aufgenommen. 43<br />

9


In Elberfeld gründete sich daraufhin am<br />

8. Februar 1838 ein gemeinnützig-wohltätiger<br />

Bücherverein, dessen Statuten jedoch von der<br />

Regierung in Düsseldorf nicht genehmigt wurden.<br />

Am 1. Juli 1844 wandte sich ein „K. P.“ –<br />

mit großer Sicherheit wiederum Dr. med. Karl<br />

Pröbsting – in einem mit „Unentgeltliche<br />

Volksbibliothek“ überschriebenen Aufruf, den<br />

die Elberfelder Zeitung am 4. Juli 1844 veröffentlichte,<br />

an die „Menschen- und Volksfreunde“<br />

des <strong>Wuppertal</strong>s mit dem Vorschlag, „einfach<br />

privatim eine unentgeltliche Volksbibliothek<br />

von passenden Schriften zu gründen, wo<br />

Jeder aus dem Volk umsonst Bücher zum Lesen<br />

geliehen erhalten könnte“. Den Grundstock<br />

für die Bibliothek sollten die Bücher bilden,<br />

die der Unterzeichner des Artikels nach<br />

dem Aufruf von 1836 von „manchen Orten<br />

Deutschlands“ erhalten und selbst angeschafft<br />

hatte. Nicht nur, weil die Berufspflichten „K.<br />

Anhang 1<br />

Uwe Eckardt<br />

Die Cronenberger <strong>Stadtbibliothek</strong><br />

Vermutlich bildeten sich schon zu Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts um die literarisch interessierten<br />

Pfarrer (z.B. Johann Wilhelm<br />

Aschenberg und August Christian Ernst Rauschenbusch)<br />

und Lehrer auch in Cronenberg<br />

Zirkel, in denen gemeinsam Bücher gelesen<br />

und diskutiert wurden. Später wagten sich Laienspielgruppen,<br />

wie zum Beispiel die 1878<br />

in Sudberg gegründete Theatergesellschaft<br />

„Fröhlichkeit“, auch an die „Klassiker“. Kirchliche<br />

und bürgerliche Vereine organisierten<br />

Vortragsveranstaltungen. Lese-Gesellschaften<br />

stellten sich in den Dienst der Allgemeinbildung,<br />

verfolgten zugleich aber auch politische<br />

Ziele. Leider wissen wir über diese Bestrebungen<br />

insgesamt nur sehr wenig. Es liegen auch<br />

keine Nachrichten darüber vor, ob die Cronenberger<br />

um 1900 wirklich eine öffentliche<br />

Bücherei vermißt haben.<br />

10<br />

P.“ daran gehindert haben, die Leitung einer<br />

unentgeltlichen Bibliothek zu übernehmen,<br />

spricht vieles dafür, daß auch dieser Plan nicht<br />

realisiert worden ist. Vielleicht sind die 1844<br />

bereitgestellten Bücher in die 1851 begonnene<br />

Sammlung des Lehrers Peter Heuser übernommen<br />

worden.<br />

Damit wäre in gewisser Weise der Kreis<br />

wieder geschlossen, läge mit dem Aufruf von<br />

1836 ein weitere Beleg für einen „Vorläufer“<br />

der <strong>Wuppertal</strong>er <strong>Stadtbibliothek</strong> vor. Auch<br />

wenn, wie gerade der letzte Abschnitt<br />

nochmals besonders deutlich vor Augen führt,<br />

die Quellenlage insgesamt sehr schlecht ist,<br />

wäre es sicherlich lohnend, die Geschichte<br />

nicht nur des Bibliothekswesens, sondern auch<br />

des Buchdrucks, der Verlage und des Buchhandels<br />

im <strong>Wuppertal</strong> bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

in einem größeren Zusammenhang zu<br />

untersuchen.<br />

Der Anstoß zur Gründung einer städtischen<br />

„Volksbücherei“ kam offenbar von außen, als<br />

1908 im Zuge der allgemeinen, vom Staat geförderten<br />

Volksbildungsbewegung der Kreis<br />

Mettmann, zu dem Cronenberg seit 1861<br />

gehörte, und das Land Preußen für eine neu<br />

einzurichtende Bücherei Zuschüsse von 200<br />

bis 300 Mark in Aussicht stellten. Der Cronenberger<br />

Stadtrat reagierte darauf mit der Bewilligung<br />

von 300 Mark und der Einsetzung eines<br />

Kuratoriums für die Volksbücherei, dem unter<br />

dem Vorsitz des rührigen Bürgermeisters Albert<br />

Kemmann Rektor Friedrich Hinkelmann,<br />

Kaufmann Richard Dörken, Fabrikant Hugo<br />

Schmahl und Apotheker Georg August Schneider<br />

angehörten. 44<br />

Die öffentlichen Aufrufe des Kuratoriums<br />

mit der Bitte, Geld und Bücher für das „gemeinnützige<br />

Unternehmen“ zu spenden, wur-


den anfangs offenbar nur zögerlich befolgt.<br />

Nach einem halben Jahr hatte die Bevölkerung<br />

zwar einen namhaften Geldbetrag, der für die<br />

Einrichtung des Bibliothekszimmers benötigt<br />

wurde, gesammelt, jedoch insgesamt nur 182<br />

Bücher gespendet. Der Durchbruch gelang<br />

erst, als die 1842 gegründete Schraubenfabrik<br />

Carl Bauer ihre Werksbibliothek, die „Emil-<br />

Valentine-Stiftung“, mit mehr als 400 Bänden<br />

der Allgemeinheit zur Verfügung stellte. Als<br />

auch das Raumproblem gelöst war – der ursprüngliche<br />

Plan, das Ausleihzimmer im Alten-<br />

und Pflegeheim einzurichten, stieß aus<br />

verständlichen Gründen nicht auf Gegenliebe –,<br />

wurde die Volksbücherei am 22. Juli 1909 in<br />

einem Raum des „Hahnschen Hauses“, das der<br />

Stadt gehörte, in der Rathausstraße 15 – hier<br />

steht heute der Neubau der Zweigstelle der<br />

Stadtsparkasse – eröffnet. 45<br />

Nach einem halben Jahr nutzten die neue<br />

Einrichtung bereits 300 eingeschriebene Leser,<br />

die dienstags und freitags von 18.30 Uhr bis<br />

20.30 Uhr die Möglichkeit hatten, einen von<br />

1.<strong>150</strong> Bänden auszuleihen. Die Leihfrist betrug<br />

drei Wochen. Die Berechtigungskarte für<br />

20 Entleihungen kostete 10 Pfennig. Einnahmen<br />

in Höhe von 1.684,98 Mark, die sich<br />

aus Spenden, den Zuschüssen des Staates, des<br />

Kreises und der Stadt sowie aus den Gebühren<br />

für Leihkarten und Strafgeldern zusammensetzten,<br />

standen Ausgaben in Höhe von<br />

1.636,98 Mark für ein Bücherregal, den Druck<br />

Anhang 2<br />

Günter Konrad<br />

1899 – Gründung der Ronsdorfer Stadtbücherei 47<br />

Lesen bildet – diese Erkenntnis und die der<br />

Notwendigkeit, auch den einfachen Leuten Zugang<br />

zur Literatur zu verschaffen, setzt sich<br />

seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />

immer stärker durch. Zuerst sind es Kirchengemeinden<br />

und Vereine, die Büchereien einrichten.<br />

So wird z. B. schon im <strong>Jahre</strong> 1841 von Pa-<br />

der Leihkarten und der Benutzerordnung, vor<br />

allem jedoch für den Kauf von neuen Büchern<br />

(1.127,45 Mark) gegenüber. Der Verfasser –<br />

vermutlich Rektor Friedrich Hinkelmann – des<br />

in der „Cronenberger Zeitung“ am 26. Februar<br />

1910 veröffentlichten Rechenschaftsberichtes<br />

über die Volksbücherei klagte über die schlechte<br />

Behandlung der Bücher durch die Leser und<br />

über deren einseitiges Interesse für Romane.<br />

Ausdrücklich hob er zum Schluß den überkonfessionellen<br />

und überparteilichen Charakter<br />

der sich an alle Kreise „einer strebsamen<br />

Bevölkerung“ wendenden Volksbücherei hervor.<br />

Die Cronenberger Stadtbücherei führte<br />

zunächst nur ein Schattendasein. Noch 30 <strong>Jahre</strong><br />

nach der Gründung standen lediglich 2.142<br />

Bände den Lesern der nun von Elberfeld aus<br />

verwalteten Stadtteilbibliothek zur Verfügung.<br />

Der Aufschwung, der nach 1945 einsetzte, war<br />

untrennbar mit dem Namen der Diplom-Bibliothekarin<br />

Hildegard Bülow verbunden, die<br />

„ihre“ Bücherei 32 <strong>Jahre</strong> bis zu ihrer Verabschiedung<br />

Anfang 1977 mit großem Erfolg leitete.<br />

46 In dieser Zeit wuchs der – wie es jetzt<br />

hieß – Medienbestand von 2.500 auf 19.000<br />

Bücher, Spiele, Musikkassetten und Zeitschriften.<br />

Über 100.000 Entleihungen wurden in der<br />

Cronenberger Zweigstelle, die 1972 in die bis<br />

dahin von der Stadtsparkasse genutzten Räume<br />

in der Hauptstraße 1 und 1986 in das Kulturzentrum<br />

in der Borner Straße zog, registriert.<br />

stor Dürselen, dem Pfarrer der reformierten<br />

Gemeinde in Ronsdorf, eine „christliche Leihbibliothek“<br />

gegründet. Sie umfaßt 230 Bände<br />

mit theologischer, erbaulicher und populärwissenschaftlicher<br />

Literatur und wird in dieser<br />

Form auch vom Regierungspräsidenten in<br />

Düsseldorf genehmigt. 1843 wird im Ronsdor-<br />

11


fer CVJM der Grundstock für eine Bücherei<br />

gelegt, die zeitweise bis zu 500 Bände zählt.<br />

Nachdem derartige Büchereien von den Nationalsozialisten<br />

verboten werden, wird sie vom<br />

Vereinsheim zu einem Vereinsmitglied ausgelagert,<br />

wo sie dann 1943 dem Luftangriff zum<br />

Opfer fällt.<br />

Solche Vereins- oder Gemeindebüchereien<br />

erreichen aber nur einen verhältnismäßig kleinen<br />

Bevölkerungskreis und sind zudem vielfach<br />

einseitig ausgerichtet. Das soll aber nach<br />

dem Willen der preußischen Regierung anders<br />

werden. 1893 ersucht der Regierungspräsident<br />

in Düsseldorf die Landräte, über vorhandene<br />

Volksbibliotheken zu berichten. 48 Die Reaktion<br />

hierauf schein aber sehr gering gewesen zu<br />

sein, und so versucht im <strong>Jahre</strong> 1896 die Regierung<br />

in Düsseldorf, die Schaffung von Volksbibliotheken<br />

per Erlaß zu beschleunigen, was<br />

aber kaum mehr Erfolg hat. 49<br />

12<br />

Am 29.07.1897 teilt der Landrat in Lennep<br />

dem Ronsdorfer Bürgermeister Staas mit, daß<br />

er bei der Regierung einen Zuschuß von <strong>150</strong><br />

Mark und die Erstausstattung für eine Volksbibliothek,<br />

wie diese vom Christlichen Zeitschriftenverein<br />

in Berlin zusammengesellt und<br />

geliefert wird, für Ronsdorf erwirkt hat. Doch<br />

die Ronsdorfer scheinen, aus welchen Gründen<br />

auch immer, wenig an der Gründung einer<br />

Bücherei interessiert zu sein. Eine Notiz auf<br />

dem Schreiben des Landrates weist darauf hin,<br />

daß in Ronsdorf eine Ortsgruppe des Bergischen<br />

Vereins für Gemeinwohl gegründet werden<br />

solle und daß diese sich dann u. a. mit dem<br />

Thema Bücherei befassen könne. Doch der<br />

Landrat läßt nicht nach und mahnt wiederholt,<br />

zuletzt am 20.11.1899, die Gründung der<br />

Bücherei an, zumal ja schon von der Regierung<br />

finanzielle Vorleistungen erbracht worden<br />

sind. So können die Ronsdorfer nicht mehr<br />

Bücherei Ronsdorf, vermutlich im Rathaus, ca. 1930. Foto: Stadtarchiv <strong>Wuppertal</strong>


länger ausweichen und bestätigen im Dezember<br />

1899, die Volksbibliothek sei gegründet<br />

worden. Sie ist in der Fachschule untergebracht<br />

und wird von Hauptlehrer Schütz nebenamtlich<br />

geleitet. Begonnen wird mit 353 Bänden.<br />

Aus einem Rechenschaftsbericht aus dem<br />

<strong>Jahre</strong> 1910 geht hervor, daß die Leitung der Bibliothek<br />

inzwischen auf Hauptlehrer Schmale<br />

übergegangen ist. Der Buchbestand wird mit<br />

1.365 Bänden angegeben. Für Neuanschaffungen<br />

stehen jährlich 500 Mark, und zwar 300<br />

Mark aus staatlichen und 200 Mark aus städtischen<br />

Mitteln, zur Verfügung. Im Berichtszeitraum<br />

sind ca. 3.600 Bände ausgeliehen worden.<br />

Die Benutzung der Bücherei ist unentgeltlich.<br />

Neben dem Leiter der Bücherei sind noch<br />

2 bis 3 Beamte der Stadtverwaltung bei der<br />

Ausleihung der Bücher behilflich. Soweit die<br />

Informationen aus dem <strong>Jahre</strong>sbericht.<br />

In den zwanziger <strong>Jahre</strong>n erhält der Leiter<br />

der Bibliothek, der bis dahin ehrenamtlich tätig<br />

ist, erstmals ein <strong>Jahre</strong>sgehalt von 300 Mark,<br />

was nicht besonders reichlich bemessen ist. In<br />

den folgenden <strong>Jahre</strong>n erlebt die Ronsdorfer<br />

Volksbibliothek eine erfreulich positive Entwicklung.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1924 ist der Bestand auf<br />

ca. 6.000 Bände angewachsen, und man verzeichnet<br />

im selben Jahr ca. 8.400 Ausleihen.<br />

Dreimal wechselt in diesen <strong>Jahre</strong>n die Bibliothek<br />

ihr Domizil. Zunächst wird sie in der Mittelstraße<br />

und dann in der Barmer Straße untergebracht,<br />

bis sie schließlich 1926 ins Rathaus<br />

einzieht, wo dann auch ein Lesesaal zur Verfügung<br />

steht. Eine erfreuliche Bereicherung erfährt<br />

die Bibliothek 1922 durch die Übernahme<br />

der Bestände der Zentralbibliothek der<br />

freien Gewerkschaften, und wenige <strong>Jahre</strong> später<br />

wird ihr auch der Bestand des Kaufmännischen<br />

Vereins Ronsdorf übertragen.<br />

Eine Veränderung tritt mit der Gründung<br />

der Großstadt <strong>Wuppertal</strong> und der damit verbundenen<br />

Eingemeindung Ronsdorfs ein. 1930<br />

verliert die Volksbibliothek ihre Selbstständigkeit<br />

und wird der Oberleitung des Direktors<br />

der Stadtbücherei Elberfeld unterstellt. Nebenamtlicher<br />

Leiter der Ronsdorfer Bibliothek<br />

bleibt Hauptlehrer Paul Deffke, dem vier nebenamtliche<br />

Hilfskräfte zur Seite stehen. 1930<br />

zieht die Bibliothek in den linken Seitenflügel<br />

des Rathauses um, wo die Bedingungen noch<br />

besser sind.<br />

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten<br />

bedeutet auch für die Volksbibliothek<br />

einen spürbaren Einschnitt, da jetzt die<br />

Bestände nach ideologischen Gesichtspunkten<br />

ausgerichtet und unliebsame Bücher entfernt<br />

werden. Beim Luftangriff auf Ronsdorf im<br />

<strong>Jahre</strong> 1943 wird das Rathaus und damit auch<br />

die <strong>Stadtbibliothek</strong> vollkommen zerstört. Eine<br />

jahrelange, positive Arbeit findet damit<br />

zunächst ihr Ende.<br />

Erst 1946 kann die Bibliothek wieder eröffnet<br />

werden, und zwar zunächst als Freihandbücherei.<br />

Sie ist im ehemaligen Amtsgericht in<br />

der Erbschlöerstraße untergebracht. Der Wiederaufbau<br />

gestaltet sich recht schwierig. Bücher<br />

sind nicht zu bekommen und so ist man auf<br />

Buchspenden aus der Bevölkerung angewiesen,<br />

um überhaupt wieder einen kleinen Bestand aufbauen<br />

zu können. Doch es geht langsam, aber sicher<br />

aufwärts. 1960 kann die <strong>Stadtbibliothek</strong> in<br />

das Obergeschoß des neuen Verwaltungsgebäudes<br />

umziehen. 1973 werden die <strong>Wuppertal</strong>er Bibliotheken<br />

zusammengelegt. Die Ronsdorfer Bibliothek<br />

wird damit zur Stadtteil-Bibliothek; sie<br />

wird in den innerstädtischen Leihverkehr einbezogen.<br />

Bis 1980 ist der Bestand wieder auf<br />

20.000 Bände und Tonträger angewachsen, und<br />

die Räumlichkeiten reichen bei weitem nicht<br />

mehr aus. Als dann die Stadtsparkasse aus dem<br />

Verwaltungshaus in ein eigenes Gebäude umzieht,<br />

wird für die Stadtteil-Bibliothek der Weg<br />

zur Erweiterung frei. 1981 zieht die Bibliothek<br />

in ihr endgültiges Domizil, die ehemaligen Räume<br />

der Stadtsparkasse, um und kann sich jetzt<br />

nicht nur voll entfalten, sondern auch in eine zusätzliche<br />

Richtung entwickeln. Aus der Stadtteil-<br />

Bibliothek wird unter der engagierten Leitung<br />

von Herrn Brüne und der tatkräftigen Mitwirkung<br />

seiner Mitarbeiterinnen über die Ausleihe<br />

von Büchern und anderen Medien hinaus ein<br />

Ronsdorfer Kommunikationszentrum, wo Ausstellungen,<br />

Lesungen und Dia-Vorträge stattfinden.<br />

Und wenn es auch bei manchen Veranstaltungen<br />

eine drangvolle Enge gibt: hier ist ein<br />

Ort, wo sich Ronsdorfer treffen und wo sie ihre<br />

Gedanken über Vergangenheit und Gegenwart<br />

austauschen können.<br />

13


Anmerkungen:<br />

1 Zu Dr. Wolfgang van den Briele (1894–1983)<br />

vgl. den Nachruf von Wolfgang Köllmann, in:<br />

ZBGV 91, 1985, S. IX-XII und Ausfahrt und<br />

Landung. Festgabe für Bibliotheksdirektor Dr.<br />

Wolfgang van der Briele zum 65. Geburtstag am<br />

16. 5. 1959, <strong>Wuppertal</strong>, 1960.<br />

2 Die Darstellung der Jubiläumsveranstaltung<br />

1952 beruht auf der lokalen Berichterstattung;<br />

vgl. u. a. General-Anzeiger der Stadt <strong>Wuppertal</strong><br />

v. 14. 6. 1952, Bergische Tageszeitung v. 16. 6.<br />

1952 und Westdeutsche Rundschau v. 16. 6.<br />

1952.<br />

3 Constantin Nörrenberg (* 25. 8. 1862 in Dormagen,<br />

† 4. 8. 1937 in München); vgl. DBE 7,<br />

1998. S. 431 f.<br />

4 Dr. Emil Jaeschke (* 29. 10. 1874 in Groß-Wartenberg,<br />

† 27. 5. 1918 gefallen an der Westfront);<br />

vgl. DBE 5, 1997, S. 288.<br />

5 Die Bibliothek des 1592 als Lateinschule gegründeten<br />

Elberfelder Gymnasiums ist bisher<br />

noch nicht Gegenstand einer eingehenderen Untersuchung<br />

gewesen.<br />

6 Festschrift zur Einweihung des Neubaues der<br />

Stadtbücherei (= Mitteilungen der Stadtbücherei<br />

Elberfeld, 2. Jg., 1929, Nr. 4/5), S. 2.<br />

7 In diese Richtung zielt auch der sehr wahrscheinlich<br />

von dem Chefredakteur Heinrich<br />

Tölke verfaßte Artikel „100 <strong>Jahre</strong> <strong>Wuppertal</strong>er<br />

Stadtbüchereien“ im „General-Anzeiger der<br />

Stadt <strong>Wuppertal</strong>“ vom 14. Juni 1952. Darin betont<br />

der Verfasser, ohne auf die Historie weiter<br />

einzugehen, daß die <strong>Wuppertal</strong>er Stadtbüchereien<br />

„mit ihrem Bestand an wissenschaftlicher<br />

Literatur einen Sonderrang unter den westdeutschen<br />

Bibliotheken einnehmen“ und sich zum<br />

Beispiel mit gutem Grund rühmen „für die Forschungsarbeiten<br />

etwa von Professor Domagk<br />

wesentliche Teile bereitgestellt und beschafft<br />

zu haben“. Nach Ansicht des Berichterstatters<br />

haben die <strong>Wuppertal</strong>er Stadtbüchereien jedoch<br />

nicht nur der Wirtschaft und der praktischen<br />

Forschung, sondern auch der „reinen Wissenschaft“<br />

gedient, indem sie „in Ergänzung des eigenen<br />

reichen Bestandes den Hochschulen und<br />

den höheren technischen Lehranstalten <strong>Wuppertal</strong>s<br />

das wissenschaftliche Rüstzeug“ über den<br />

auswärtigen Leihverkehr beschafft haben.<br />

8 Vgl. Klaus Goebel: Friedrich Wilhelm Dörpfeld<br />

(1824–1893), in: Rheinische Lebensbilder 6,<br />

1975, S. 149–168 und DBE 2, 1995, S. 579.<br />

9 Vgl. Barmen. Verwaltungsbericht für das Jahr<br />

1873 (StAW: V. 1, 1873), S. 11–12.<br />

14<br />

10 Vgl. Bericht über die Verwaltung und den Stand<br />

der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Barmen<br />

für das Jahr 1879 (StAW: V. 1, 1879), S.<br />

20–21.<br />

11 Dieser Hinweis befindet sich auf dem Deckblatt<br />

des gedruckten „Catalog der dem Barmer Leseverein<br />

angehörigen Bücher“, Barmen, 1879, der<br />

sich in den Akten des Barmer Lesevereins befindet;<br />

vgl. StAW: P III 19.<br />

12 Der Bestand der Langerfelder Bücherei wurde<br />

in diesem Zusammenhang auf 3.000 Bände geschätzt.<br />

Ausleihzahlen lagen für den neuen Barmer<br />

Stadtteil nicht vor.<br />

13 Die Zahlen zum Jahr 1922 sind aufgelistet in:<br />

StAW: K II 1 Bibliotheken, 1869–1931.<br />

14 1928 wurden monatlich im Durchschnitt 8.164<br />

Bände ausgeliehen; vgl. Bericht über die Verwaltung<br />

und den Stand der Gemeindeangelegenheiten<br />

der Stadt Barmen im <strong>Jahre</strong> 1928<br />

(StAW: V. 1, 1928), S. 116.<br />

15 In der Literatur ist diese Behauptung mehrfach<br />

ungeprüft übernommen worden; vgl. Heinz Otto<br />

Müller: Peter Heuser 1784–1866, in: <strong>Wuppertal</strong>er<br />

Biographien 6 (= Beiträge zur Geschichte<br />

und Heimatkunde des <strong>Wuppertal</strong>s 14), 1966, S.<br />

69–87, hier: S. 85 und Doris und Arnold E.<br />

Maurer: Zwischen Marx und Marlitt. Öffentliche<br />

Bibliotheken in <strong>Wuppertal</strong>, in: Dieselben:<br />

<strong>Wuppertal</strong> erzählt. Literarische Streifzüge durch<br />

die Stadt an der Wupper, Bonn, 1984, S.<br />

80–104, hier: S. 90.<br />

16 Die von dem Mediziner und Lexikographen Johann<br />

Georg Krünitz (1728–1796) begründete<br />

und von der preußischen Regierung stark geförderte<br />

Enzyklopädie, die eine der wichtigsten<br />

Quellen zur Geschichte des 18. und frühen<br />

19. Jahrhundert darstellt, wurde 1858 mit dem<br />

242. Band abgeschlossen.<br />

17 Vgl. StAW: D V 235 Protokolle der Stadtverordnetenversammlung<br />

für das Jahr 1854, Bl. 53.<br />

Aus dem Antrag geht hervor, daß Peter Heuser<br />

seit <strong>Jahre</strong>n Bücher gesammelt hat, um „eine zur<br />

Förderung sittlicher und wissenschaftlicher Bildung<br />

geeignete Volksbibliothek“ zu gründen.<br />

18 In den Akten findet sich leider kein Hinweis auf<br />

die offizielle Gründung eines Bibliotheksvereins.<br />

19 Vgl. Täglicher Anzeiger für Berg und Mark v.<br />

7. 10. 1858.<br />

20 Vgl. Täglicher Anzeiger für Berg und Mark v.<br />

13. 10. 1858.<br />

21 Vgl. DBE 3, 1996, S. 31 und Klaus Hugler: Moritz<br />

von Egidy. „Ich hab’s gewagt“, Wilhelmshorst,<br />

2001.


22 Hervorzuheben sind noch die Spenden von Gustav<br />

Baum (1.000 Mark, 1903), Eduard Springmann<br />

(1.000 Mark, 1905) und Friedrich Bayer<br />

jun. (4.000 Mark, 1906); vgl. StAW: F VI (423,<br />

Übergröße), Schenkungen und Stiftungen<br />

1810–1910 und 1910–1922. Wolfgang van der<br />

Briele nennt in seinem Rückblick Rudolf von<br />

Baum und August von der Heydt als besondere<br />

Förderer der Volksbücherei in der Gründungsphase.<br />

In den Akten über Schenkungen ist<br />

August von der Heydt lediglich einmal mit einem<br />

Betrag von 400 Mark verzeichnet.<br />

23 Je ein Exemplar der maschinenschriftlichen<br />

Arbeit befindet sich in der <strong>Stadtbibliothek</strong> und<br />

in dem Stadtarchiv. Jutta Römer stützt sich in<br />

diesem Teil ihrer Untersuchung vor allem auf<br />

Otto Schell: Vorläufer unserer Stadtbücherei, in:<br />

Mitteilungen der Stadtbücherei Elberfeld, Nr. 3,<br />

1927, S. 1–3.<br />

24 Vgl. Otto Schell: Aus dem Inventarium des Elberfelder<br />

Bürgermeisters und Kaufherrn Johannes<br />

Plücker vom <strong>Jahre</strong> 1709/10, in: ZBGV 46,<br />

1913, S. 169–203, hier: S. 196–198.<br />

25 Vgl. Eberhard Illner: Bürgerliche Organisierung<br />

in Elberfeld 1775–1850 (= Bergische Forschungen<br />

XVIII), Neustadt an der Aisch, 1982, hier:<br />

S. 31 ff.<br />

26 Vgl. Eberhard Illner: Reisen im Bergischen<br />

Land um 1800. Ein Nachtrag, in: ZBGV 89,<br />

1981, S. 138–141, hier: S. 140: „Jeden Tag stehet<br />

das Haus den Mitgliedern offen, wöchentlich<br />

zweymal aber ist allgemeine Zusammenkunft,<br />

wo gegen die gelesenen Bücher andre<br />

ausgetheilt werden, und die Gesellschaft<br />

Abends speist.“<br />

27 Ein französischer Emigrant im <strong>Wuppertal</strong><br />

1792/93, in: Gerhard Huck/Jürgen Reulecke<br />

(Hrsg.): ...und reges Leben ist überall sichtbar!<br />

Reisen im Bergischen Land um 1800 (= Bergische<br />

Forschungen XV), Neustadt an der Aisch,<br />

1978, S. 49–85, hier: S. 77.<br />

28 Vgl. Eberhard Illner: Bürgerliche Organisierung<br />

(wie Anm. 25), S. 42.<br />

29 Vgl. Heinz Otto Müller: Johann Friedrich Wilberg<br />

1766–1846, in: <strong>Wuppertal</strong>er Biographien<br />

5 (= Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde<br />

des <strong>Wuppertal</strong>s 11), 1965, S. 93–112.<br />

30 Unsere Kenntnis von dieser Bibliothek stützt<br />

sich vor allem auf Johann Carl Hilverkus: Erinnerungen<br />

aus meinem Leben, historische Thatsachen<br />

aus dem Volks- und Schulleben unseres<br />

bergischen Landes, seit den letzten siebenzig<br />

<strong>Jahre</strong>n, nebst biographischen Mittheilungen und<br />

einer naturhistorischen und biblischen Abhand-<br />

lung über den Tod und die Auferstehung, Elberfeld,<br />

1877, S. 59 f.: „So war Wilberg ein inniger<br />

Freund und umsichtiger Berather aller Lehrer,<br />

denen er als Schulpfleger vorgesetzt war. Ihre<br />

Bildung und Befähigung befördertem er nicht<br />

nur durch den Unterricht, welchen er jeden<br />

Samstag ihnen ertheilte, sondern auch durch<br />

Gründung einer Bibliothek pädagogischen Inhalts,<br />

welche er im Thomashof aufstellen ließ.<br />

Samstags, nach der Unterhaltung, wurden durch<br />

den Lehrer Fuchs, den er zum Bibliothekar gemacht<br />

hatte, Bücher, sowohl an die jüngeren als<br />

älteren Lehrer, ausgegeben. Aus seiner eigenen<br />

Büchersammlung hatte er an 1000 Werke über<br />

die verschiedenen Unterrichtsfächer, Zeitschriften<br />

pädagogischen, geschichtlichen und naturhistorischen<br />

Inhalts hergegeben und sorgte<br />

auch, daß das Neue von Wichtigkeit, was auf<br />

diesen Gebieten erschien, für dieselbe angeschafft<br />

wurde“.<br />

31 Vgl. Michael Knieriem (Hrsg.): Aus den Tagebüchern<br />

des Fabrikanten Wilhelm Ehrenfest<br />

Jung (1800–1867) in <strong>Wuppertal</strong>-Hammerstein<br />

aus den <strong>Jahre</strong>n 1844–1846, <strong>Wuppertal</strong>, 1984,<br />

S. 1.<br />

32 Vgl. StAW: K II 28 Aufsicht über die Leihbibliotheken<br />

und Lesezirkel, 1819–1829.<br />

33 Heinrich Büschler (1773–1851), ein Jugendfreund<br />

Clemens von Brentanos, ließ sich vermutlich<br />

1797 in Elberfeld nieder und erhielt<br />

zwei <strong>Jahre</strong> später das Bürgerrecht. In der Folgezeit<br />

spielte er in dem kulturellen Leben der aufblühenden<br />

Stadt als Drucker und Verleger u.a.<br />

der „Allgemeinen Zeitung“ sowie zahlreicher<br />

schöngeistiger und wissenschaftlicher Bücher<br />

eine wichtige Rolle. Vgl. Renate Moering:<br />

„Freund Büschler“. Eine Buchhändlerfreundschaft<br />

des jungen Clemens Brentano auf dem<br />

Weg zum „Wunderhorn“, in: Romerike Berge<br />

39, 1989, H. 3/4, S. 8–14.<br />

34 Zu Johann Löwenstein (1800–1866) vgl. Ernst<br />

Neubronner: Johann Löwenstein – die gescheiterte<br />

bürgerliche Revolution von 1848/49 am<br />

Beispiel eines Elberfelder Buchhändler, in: Geschichte<br />

im <strong>Wuppertal</strong> 9, 2000, S. 52–56.<br />

35 Es ist sicherlich lohnend, die eingereichten Kataloge<br />

und Listen näher zu untersuchen; vgl.<br />

auch StAW: K II 27 und 29.<br />

36 Johann Rütger Brüning (1775–1837) war bereits<br />

in französischer Zeit mehrfach Bürgermeister<br />

(Maire) gewesen; vgl. Clemens Liedhegener:<br />

Joh. Rütger Brüning 1775–1837, in: <strong>Wuppertal</strong>er<br />

Biographien 2, 1960, S. 7–14 und Hermann<br />

Herberts: Alles ist Kirche und Handel ... Wirt-<br />

15


schaft und Gesellschaft des <strong>Wuppertal</strong>s im Vormärz<br />

und in der Revolution 1848/49 (= Bergische<br />

Forschungen XII), Neustadt an der Aisch,<br />

1980, mit einem Abschnitt über Oberbürgermeister<br />

Johann Rütger Brüning, S. 149–158.<br />

37 Vgl. StAW: K II, 31 Errichtung eines Lese-Cabinets<br />

unter dem Namen Börsenhalle durch<br />

Adolf Brüning, 1824–1834. Dieser schmale Aktenband<br />

ist mehrfach ausgewertet worden; vgl.<br />

Otto Schell: Beiträge zur Geschichte der ehemaligen<br />

Handelsbörse zu Elberfeld, in: ZBGV 40,<br />

1907, S. 67–80 und Eberhard Illner: Bürgerliche<br />

Organisierung (wie Anm. 25), S. 49 f. und 196.<br />

38 Zu den Buchgeschenken für die „Börsenhalle“<br />

zählten auch 24 Bände der „Allgemeinen Encyklopädie<br />

der Wissenschaften und Künste“ von<br />

Samuel Ersch und Gottfried Grube. Möglicherweise<br />

sind dies dieselben Bände, die 1858 Peter<br />

Heuser als Geschenk für seine „<strong>Stadtbibliothek</strong>“<br />

erhält.<br />

39 In dem „Adress-Buch für Rheinland-Westphalen<br />

von 1834 ist ein Johann Wilhelm Schmitz in<br />

Elberfeld mit dem Zusatz „Handel in Ellen- und<br />

Spezereiwaaren und Liqueuren“ verzeichnet.<br />

40 StAW: K II 32 a, 1828–1847.<br />

41 „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und<br />

für die mit ihm verwandten Geschäftszweige“,<br />

Nr. 27 vom 1. Juli 1836, Sp. 748–750.<br />

42 Dr. med. Johann Karl Christian Pröbsting (* 3.<br />

4. 1805 in Hagen, † 29. 4. 1861 in Elberfeld)<br />

war ein Enkel des in Elberfeld hoch angesehenen<br />

Arztes Dr. med. Christoph Cramer<br />

(1730–1816), der zu den ersten Mitgliedern der<br />

„Ersten Lesegesellschaft“ von 1775 gehörte,<br />

und ein Schwager des Fabrikanten Carl Hecker<br />

(1795–1873), der wegen seiner sozialen und<br />

philanthropischen Grundüberzeugungen und<br />

seiner Versuche, die geistige und sittliche Bildung<br />

der arbeitenden Klasse zu heben, vor allem<br />

jedoch wegen seines politischen Engagements<br />

während der Revolution 1848/49 starken<br />

Anfeindungen ausgesetzt war. Zu Carl Hecker<br />

vgl. Uwe Eckardt: Carl Hecker, in: Rheinisch-<br />

Westfälische Wirtschaftsbiographien 18. Der<br />

Band wird voraussichtlich im <strong>Jahre</strong> 2002 erscheinen.<br />

43 Die folgenden Ausführungen basieren allein auf<br />

dem in der Elberfelder Zeitung am 4. Juli 1844<br />

veröffentlichten Aufruf. Für die Gründung des<br />

Büchereivereins von 1838 sind bisher keine<br />

weiteren Quellen zu ermitteln gewesen.<br />

44 Vgl. StAW: D V 642, S. 219 „Einrichtung einer<br />

Volksbücherei“ (14. 4. 1908) und S. 228 „Wahl<br />

des Kuratoriums“ (28. 4. 1908).<br />

16<br />

45 Vgl. Cronenberger Zeitung v. 20. 7. 1909.<br />

46 Vgl. General-Anzeiger der Stadt <strong>Wuppertal</strong> v.<br />

6. 1. 1977.<br />

47 Dieser Beitrag ist zuerst in der Ronsdorfer Wochenschau<br />

vom 14. Oktober 1999 erschienen<br />

und erneut abgedruckt in Günter Konrad<br />

(Hrsg.): Lebendige Vergangenheit. Geschichte<br />

und Geschichten um Ronsdorf, <strong>Wuppertal</strong>:<br />

Selbstverlag des Herausgebers, 2002, S. 82–84.<br />

48 Das Stadtarchiv <strong>Wuppertal</strong> verwahrt mehrere<br />

Aktenbände zur Errichtung der Ronsdorfer Bibliothek;<br />

vgl. StAW: K II 68–71.<br />

49 Zur Geschichte der Ronsdorfer Bibliothek vgl.<br />

auch: Doris und Arnold E. Maurer: Von der<br />

Fachschule ins Kohlen- und Lebensmittelamt<br />

(Zur Geschichte des Ronsdorfer Büchereiwesens<br />

vor der Eingemeindung), in: Dies.: <strong>Wuppertal</strong><br />

erzählt. Literarische Streifzüge durch die<br />

Stadt an der Wupper, 1984, S. 80–87.<br />

Literaturverzeichnis (Auswahl):<br />

Wolfgang van der Briele: Die Stadtbücherei<br />

1902–1927, in: Mitteilungen der Stadtbücherei<br />

Elberfeld, Nr. 1, 1927, S. 1–3.<br />

Otto Schell: Vorläufer unserer Stadtbücherei, in:<br />

Mitteilungen der Stadtbücherei Elberfeld, Nr. 3,<br />

1927, S. 1–3.<br />

Wolfgang van der Briele (Hrsg.): 1852–1952. 100<br />

<strong>Jahre</strong> <strong>Wuppertal</strong>er Stadtbüchereien, <strong>Wuppertal</strong>:<br />

J.H. Born, 1952.<br />

Jutta Römer: Die <strong>Stadtbibliothek</strong> <strong>Wuppertal</strong>. Ihre<br />

Entwicklung von der städtischen Büchersammlung<br />

zum großstädtischen Bibliothekssystem,<br />

maschinenschriftl. Hausarbeit zur Prüfung für<br />

den höheren Bibliotheksdienst, Fachhochschule<br />

für Bibliotheks- und Dokumentationswesen in<br />

Köln, 1982 (mit umfassendem Literaturverzeichnis).<br />

Doris und Arnold E. Maurer: Zwischen Marx und<br />

Marlitt. Öffentliche Bibliotheken in <strong>Wuppertal</strong>,<br />

in: Dies.: <strong>Wuppertal</strong> erzählt. Literarische Streifzüge<br />

durch die Stadt an der Wupper, Bonn: Keil<br />

Verlag, 1984, S. 80–104.<br />

Abkürzungen:<br />

DBE = Deutsche Biographische Enzyklopädie<br />

StAW = Stadtarchiv <strong>Wuppertal</strong><br />

ZBGV = Zeitschrift des Bergischen <strong>Geschichtsverein</strong>s

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