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<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

<strong>bei</strong> <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Jugendlichen<br />

im Setting Berufsbildende Schule<br />

Nicole Stab


Stab, N. (2007):<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>bei</strong> <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Jugendlichen<br />

im Setting Berufsbildende Schule. Blauer Punkt Verlag; Magdeburg<br />

Ausgewählte Veröffentlichungen des Studiengangs Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

<strong>und</strong> -management an der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)<br />

Publikationen mit ISBN / ISSN<br />

Kategorie: Abschlussar<strong>bei</strong>ten<br />

Themenschwerpunkt: <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

Projekt: Primärprävention in der Interaktion zwischen Lehrern <strong>und</strong> Schülern an<br />

der Technischen Universität Dresden


Diplomar<strong>bei</strong>t zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Ges<strong>und</strong>heitswirtin (FH)<br />

Name, Vorname Stab, Nicole<br />

Titel<br />

Matrikel-Nr. 20003106<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung für <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Jugendliche im Setting Berufsbildende Schule<br />

Erstgutachter Prof. Dr. Thomas Hartmann<br />

Zweitgutachter Prof. Dr. Winfried Hacker (TU-Dresden)<br />

Abgabeort Magdeburg<br />

Abgabetermin Oktober 2005<br />

Studiengang Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> -management<br />

Fachbereich Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

Hochschule Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)<br />

Stand Korrigierte <strong>und</strong> überar<strong>bei</strong>tete Fassung: 12/2006


Die Verfasserin, Nicole Stab, studierte von 2001 bis 2005 an der Hochschule Magdeburg-Stendal<br />

(FH) im Studiengang Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> -management. Während<br />

eines Praxissemesters an der Technischen Universität Dresden, Ar<strong>bei</strong>tsgruppe „Wissen-Denken-Handeln“<br />

(Fachrichtung Psychologie) war Sie im Forschungsprojekt „Primärprävention<br />

in der Interaktion zwischen Lehrern <strong>und</strong> Schülern“ des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) tätig. Die vorliegende Diplomar<strong>bei</strong>t stellt einen<br />

Teil des Forschungsprojektes dar. Seit Oktober 2005 ar<strong>bei</strong>tet Frau Stab in der Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />

"Wissen-Denken-Handeln" am Forschungsprojekt "Beanspruchungsgünstige<br />

Ar<strong>bei</strong>tsweisen <strong>bei</strong> Pflegetätigkeiten in der stationären Krankenpflege".<br />

Kontakt<br />

Dipl.-Ges<strong>und</strong>heitswirtin (FH)<br />

Nicole Stab<br />

Buchenstr. 20<br />

D-01097 Dresden<br />

E-Mail: nicolestab@gmx.de<br />

oder<br />

Prof. Dr. Thomas Hartmann<br />

Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)<br />

Breitscheidstraße 2<br />

D-39114 Magdeburg<br />

E-Mail: thomas.hartmann@hs-magdeburg.de<br />

© 2007 Nicole Stab<br />

Alle Rechte <strong>bei</strong> Nicole Stab.<br />

Dieses Werk ist durch das deutsche <strong>und</strong> internationale Urheberrecht <strong>und</strong> andere Gesetze<br />

geschützt. Weitergabe, Nachdruck, Fotokopie <strong>und</strong> Speicherung auf Datenträger jeder<br />

Art sind erlaubt. Ein Veröffentlichungs-, Verbreitungs- oder kommerzielles Verwertungsrecht<br />

besteht nicht. Der Verkauf, Abdruck in Printmedien, Veröffentlichung auf Vorträgen<br />

bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung der Autorin. Widerrechtliches Handeln kann<br />

eine straf- <strong>und</strong> zivilrechtliche Verfolgung nach sich ziehen.<br />

Online-Version auf http://www.ges<strong>und</strong>heitsfoerderung.info<br />

Band: 5<br />

Satz: Vorlage der Autorin<br />

Druck: Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Eigendruck 2007 (25 Exemplare)<br />

Verlag: Blauer Punkt Verlag<br />

ISBN: 978-3-937339-99-3<br />

Preis: 20,00 Euro


ZUSAMMENFASSUNG<br />

Die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t mit dem Titel „<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>bei</strong><br />

<strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Jugendlichen im Setting Berufsbildende Schule“ ist Teil<br />

des Forschungsprojekts „Primärprävention in der Interaktion zwischen Lehrern<br />

<strong>und</strong> Schülern“ des B<strong>und</strong>esministeriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung.<br />

Das Hauptziel der Ar<strong>bei</strong>t stellt die Identifikation wirksamer Strategien zur<br />

Verminderung <strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Benachteiligung <strong>bei</strong> unterprivilegierten<br />

Jugendlichen dar. Da<strong>bei</strong> findet eine Fokussierung auf das Setting Berufsbildende<br />

Schule statt, da sich in dieser Schulform benachteiligte Zielgruppen<br />

maßgeblich in berufsvorbereitenden Bildungsgängen konzentrieren.<br />

Mittels einer deutschlandweiten empirischen Bestandsanalyse wird ermittelt,<br />

inwieweit berufsbildende Schulen in der schulischen <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

Berücksichtigung erfahren. Des Weiteren werden Akteure,<br />

welche im Schulbereich ges<strong>und</strong>heitsbezogene Interventionen realisieren, befragt,<br />

welche Vorgehensweisen geeignet wären, um <strong>sozial</strong>e <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Benachteiligungen <strong>bei</strong> Jugendlichen zu verringern.<br />

Insgesamt kann belegt werden, dass berufsbildende Schulen im Vergleich<br />

zu allgemeinbildenden Schulformen in Interventionen bzw. Projekten zur schulischen<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung gegenwärtig kaum Berücksichtigung<br />

erfahren. Sozial benachteiligte Jugendliche berufsvorbereitender Bildungsgänge<br />

stellen keine Zielgruppe für Interventionen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

dar. Ferner wird festgestellt, dass die beschriebenen Akteure<br />

ihren Zuständigkeitsbereich nicht in der Berufsbildung konstatieren, da andere<br />

Strukturen, Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Zielgruppen als in allgemeinbildenden<br />

Schulformen zu finden sind. Dennoch können mittels der befragten Akteure eine<br />

Vielzahl wirksamer Strategien <strong>und</strong> Vorgehensweisen zur Bekämpfung <strong>sozial</strong>er<br />

Benachteiligung ermittelt <strong>und</strong> in der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t zusammengefasst<br />

darstellt werden.<br />

Ausblickend wird festgehalten, dass der Abbau <strong>sozial</strong>er Ungleichheit nur<br />

durch eine verknüpfte Betrachtung von Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit möglich ist.


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Gr<strong>und</strong>legende Begriffe 3<br />

2.1 <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung 3<br />

2.2 Gr<strong>und</strong>legendes zum Setting-Begriff 5<br />

2.3 System der Berufsbildenden Schule 6<br />

3 Theoretischer Hintergr<strong>und</strong> 10<br />

3.1 Begriffliche Bestimmung <strong>sozial</strong>er Benachteiligung 10<br />

3.2 Der Zusammenhang <strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Benachteiligung 12<br />

3.3 Die Bekämpfung <strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Benachteiligung 13<br />

3.3.1 Aktivitäten auf internationaler Ebene 13<br />

3.3.2 Aktivitäten in Deutschland 14<br />

3.4 Soziale Benachteiligung im Jugendalter 16<br />

3.5 Sozial benachteiligte Jugendliche <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 19<br />

3.6 Erklärungsversuche ges<strong>und</strong>heitlicher Benachteiligung 21<br />

3.7 Erreichbarkeit <strong>sozial</strong> benachteiligter Jugendlicher 23<br />

3.8 Interventionsmöglichkeiten im System Schule 25<br />

3.8.1 Problembasierte Ansätze 25<br />

3.6.1.1 Traditionelle Ges<strong>und</strong>heitserziehung 25<br />

3.6.1.2 „Ges<strong>und</strong>heitsförderung in der Schule“ 27<br />

3.8.2 Settingbasierte Ansätze 28<br />

3.8.2.1 „Ges<strong>und</strong>heitsfördernde Schule“ 28<br />

3.9 Überlegungen bezüglich wirksamer Strategien zur<br />

Verringerung <strong>sozial</strong>er Benachteiligung im Jugendalter 31<br />

4 Fragestellung 32<br />

4.1 Ges<strong>und</strong>heitsbezogene Maßnahmen im Setting<br />

Berufsbildende Schule 32<br />

4.2 Vorstellungen zu Interventionen <strong>bei</strong> <strong>sozial</strong><br />

<strong>benachteiligten</strong> Jugendlichen 33<br />

IV


5 Methoden 35<br />

5.1 Empirische Bestandsanalyse 35<br />

5.1.1 Recherche 35<br />

5.1.2 Auswertung 35<br />

5.2 Qualitatives Interview 36<br />

5.2.1 Stichprobenbeschreibung 36<br />

5.2.2 Erhebungsinstrument 37<br />

5.2.3 Aufbereitung <strong>und</strong> Auswertung 37<br />

6 Ergebnisse 39<br />

6.1 Ist-Stand 39<br />

6.1.1 Empirische Bestandsanalyse 39<br />

6.1.2 Qualitative Befragung 43<br />

6.2 Soll-Zustand 46<br />

6.2.1 Qualitative Befragung 46<br />

7 Diskussion der Ergebnisse 50<br />

8 Literaturverzeichnis 61<br />

Anhang<br />

A: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer<br />

Berufsvorbereitung in den B<strong>und</strong>esländern<br />

B: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse<br />

ermittelten Maßnahmen<br />

C: Interviewleitfaden<br />

D: Überblick über die befragten Akteure<br />

V


ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abb. 1 Entwicklung der Schülerzahlen in den Bildungsgängen der schulischen<br />

Berufsvorbereitung seit 1993 (vgl. BMBF 2003)<br />

Abb. 2 Datenquellen nationaler Studien zur <strong>sozial</strong>en <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Ungleichheit (alphabetische Anordnung)<br />

Abb. 3 Typen ges<strong>und</strong>heitsbezogener Interventionen in Schulen (Barkholz &<br />

Paulus 1998, S.12)<br />

Abb. 4 Verteilung der Schwerpunktthemen der ermittelten Maßnahmen zur<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen<br />

(n=39)<br />

Abb. 5 Verteilung der Aktivitätsarten auf den Bereich Lehrerges<strong>und</strong>heit im<br />

Verhältnis zu den sonstigen Schwerpunktthemen der ermittelten Maßnahmen<br />

(n=39)<br />

Abb. 6 Verteilung der von den zwölf befragten Projektträgern für Maßnahmen<br />

der <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung berücksichtigten Schulformen<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

Abb. 7 Verteilung der durch die Projektträger für Maßnahmen der <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung berücksichtigten Schulformen (Mehrfachnennungen<br />

möglich)<br />

Abb. 8 Verteilung der durch die Projektträger thematisierten Schwerpunktthemen<br />

in der schulischen <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung (Mehrfachnennungen<br />

möglich)<br />

Abb. 9 Verteilung der durch die Projektträger genutzten Strategien in der schulischen<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung (Mehrfachnennungen<br />

möglich)<br />

VI<br />

8<br />

15<br />

25<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

44<br />

45


TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tab. 1 Überblick über berufsbildende Schularten (modifiziert nach ZADI<br />

2005; Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2004)<br />

Tab. 2 Umsetzung des Ziels Verringerung ges<strong>und</strong>heitlicher Ungleichheit in<br />

Staaten der EU, angeordnet nach dem Zeitpunkt von Maßnahmen<br />

(Mielck 2004, S. 28, modifiziert nach Mackenbach 2003)<br />

Tab. 3 Empirische Ar<strong>bei</strong>ten zu <strong>sozial</strong>er Benachteiligung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit aus<br />

den alten <strong>und</strong> neuen B<strong>und</strong>esländern in Deutschland (Mielck 2000,<br />

S.68)<br />

Tab. 4 Risikoverhaltensweisen <strong>bei</strong> Jugendlichen in der Jugendhilfe im Vergleich<br />

zu einer Kontrollgruppe in Prozent (modifiziert nach Höfer<br />

2000)<br />

Tab. 5 Die vier zentralen Entwicklungsaufgaben des Jugendalters (modifiziert<br />

nach Hurrelmann 1994)<br />

Tab. 6 Dimensionen der Ges<strong>und</strong>heitsfördernden Schule (modifiziert nach<br />

Barkholz & Paulus 1998)<br />

Tab. 7 Befragte Personen differenziert nach Institutionsform (n=12) 36<br />

Tab. 8 Auswertung der ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

für berufsbildende Schulen in Deutschland<br />

Tab. 9 Ermittelte Interventionen zur Verringerung <strong>sozial</strong>er Benachteiligung 42<br />

7<br />

14<br />

15<br />

21<br />

22<br />

29<br />

40<br />

VII


1. Kapitel – Einleitung<br />

1 EINLEITUNG<br />

In keinem anderen Land 1 sind Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche aus unterprivilegierten<br />

Familien derartig in ihren Bildungschancen<br />

benachteiligt wie in Deutschland<br />

(vgl. Gill 2005). Das deutsche Bildungssystem<br />

ist noch immer einer<br />

„Idealvorstellung“ unterlegen, „[…] in<br />

der der Schüler in einer ‚normalen’ Familie,<br />

das heißt mit Vater, Mutter <strong>und</strong><br />

einem Geschwisterkind lebt, ausschließlich<br />

Hochdeutsch spricht, in einer<br />

bürgerlichen Umgebung mit entsprechendem<br />

<strong>sozial</strong>en Umfeld aufwächst,<br />

christlicher Religionszugehörigkeit<br />

ist, sich für Fußball bzw. Ballett<br />

oder Reiten <strong>und</strong> Lesen interessiert <strong>und</strong><br />

sich für Umweltschutz <strong>und</strong> – falls überhaupt<br />

– für Parteien engagiert, männlich<br />

ist, heterosexuell – aber nicht zu<br />

früh praktizierend – nicht behindert,<br />

nicht drogenabhängig oder sonst wie<br />

süchtig ist sowie mit der deutschen<br />

Staatsangehörigkeit seit seiner Geburt<br />

am Schulort lebt“ (Wenning 1999, S.<br />

330).<br />

Doch die Realität gestaltet sich<br />

anders, denn etwa 10 bis 15% der<br />

Schüler eines Jahrganges entsprechen<br />

in keinster Weise dieser „Idealvorstellung“<br />

<strong>und</strong> absolvieren die unteren Bildungsgänge<br />

des Schulsystems nur mit<br />

äußersten Schwierigkeiten sowie mit<br />

Ergebnissen, die eine Eingliederung in<br />

das gesellschaftliche Leben ernsthaft<br />

gefährden (vgl. Schroeder 2004). In<br />

Anbetracht der gegenwärtigen wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> ar<strong>bei</strong>tsmarktpolitischen<br />

Verhältnisse in Deutschland sind<br />

die Chancen der Teilhabe am Erwerbsleben<br />

für diese Jugendlichen besonders<br />

begrenzt, da nicht ausreichend Ausbil-<br />

1<br />

im Vergleich zu allen Teilnehmerländern der PISA-<br />

Studie (vgl. Gill 2005)<br />

dungsplätze vorhanden sind, um jeden<br />

Bewerber zu vermitteln. Im Jahr 2002<br />

wurden <strong>bei</strong>spielsweise mit 572.227<br />

Ausbildungsverträgen 42.000 weniger<br />

als im Vorjahr abgeschlossen. Auch<br />

2004 war die Nachfrage größer als das<br />

Ausbildungsplatzangebot <strong>und</strong> die Zahl<br />

der unvermittelten Bewerber erhöhte<br />

sich gegenüber dem Vorjahr um 9.561<br />

auf 44.576 (vgl. BMBF 2005b). Damit<br />

ist die Angebots-Nachfrage-Relation 2<br />

„[…] auf dem schlechtesten Stand seit<br />

der deutschen Einheit […]“ (ebenda, S.<br />

81). Des Weiteren bleiben zahlreiche<br />

Ausbildungsplätze unbesetzt, da die<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> Fähigkeiten der Interessenten<br />

nicht ausreichen bzw. sie<br />

nicht über die notwendige „Ausbildungsreife“<br />

verfügen.<br />

Die Länder reagierten auf diese<br />

Entwicklung mit der Schaffung von Bildungsgängen<br />

zur schulischen Berufsvorbereitung,<br />

welche in der Regel an<br />

Berufsschulen sowie Berufsfachsschulen<br />

angesiedelt sind <strong>und</strong> darauf abzielen,<br />

Betroffenen zu einem schulischen<br />

Mindestabschluss sowie zur notwendigen<br />

„Ausbildungsreife“ zu verhelfen<br />

(ebenda).<br />

Hauptsächlich betroffen von dieser<br />

Entwicklung sind Schüler mit niedrigem<br />

Bildungsstand bzw. ohne qualifizierten<br />

Schulabschluss, die noch der Schulpflicht<br />

unterliegen <strong>und</strong> nur schwer auf<br />

alternative Qualifizierungswege ausweichen<br />

können. Vornehmlich in den<br />

alten B<strong>und</strong>esländern gelten diese Kriterien<br />

insbesondere auch für Jugendliche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. Diesen Jugendlichen,<br />

welche hauptsächlich aus<br />

<strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Familien stammen,<br />

fehlen häufig geeignete Ressourcen<br />

<strong>und</strong> Bewältigungsstrategien, um<br />

2 Zahl der Ausbildungsplatzangebote insgesamt je 100<br />

Ausbildungsplatznachfrager (vgl. BMBF 2005b)<br />

1


1. Kapitel – Einleitung<br />

bevorstehende Entwicklungsaufgaben<br />

erfolgreichen lösen zu können. Außerdem<br />

spiegelt sich die <strong>sozial</strong>e Unterprivilegierung<br />

im Ges<strong>und</strong>heitszustand wieder<br />

(vgl. Mielck 2003b), denn „[..] trotz<br />

erforderlicher weiterer Erhebungen gibt<br />

es also eine für Deutschland recht konsistente<br />

Bef<strong>und</strong>lage, aus der hervorgeht,<br />

dass <strong>sozial</strong> benachteiligte Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche häufiger in ihrer körperlichen<br />

<strong>und</strong> psychischen Entwicklung<br />

beeinträchtigt sind <strong>und</strong> häufiger ges<strong>und</strong>heitsschädliche<br />

Verhaltensweisen<br />

entwickeln.“ (Pott & Lehmann 2002, S.<br />

977). Demzufolge wird deutlich, dass<br />

sich in den berufsvorbereitenden Bildungsgängen<br />

eine Gruppe Jugendlicher<br />

konzentriert, welche zum großen<br />

Teil von <strong>sozial</strong>er als auch ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Benachteiligung betroffen sind<br />

sowie einen hohen Hilfsbedarf aufweisen.<br />

Berufsbildende Schulen können also<br />

im Wesentlichen dazu <strong>bei</strong>tragen<br />

– insbesondere mittels Maßnahmen zur<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

– <strong>sozial</strong>en <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Ungleichheiten<br />

entgegenzuwirken, denn<br />

über diesen Zugang sind mehr benachteiligte<br />

Schüler als in anderen Schulformen<br />

zu erreichen (vgl. Forum Ges<strong>und</strong>heitsziele<br />

Deutschland 2003).<br />

Doch in welchem Maße wird der besagte<br />

Zugang genutzt?<br />

Die vorliegende Untersuchung beschäftigt<br />

sich mit einer Bestandsaufnahme,<br />

es soll folglich ermittelt werden, ob geeignete<br />

Interventionen zur <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung für berufsbildende<br />

Schulen vorliegen <strong>und</strong> inwieweit<br />

<strong>sozial</strong> benachteiligte Schüler, vor<br />

allem aus berufsvorbereitenden Bildungsgängen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Des Weiteren soll untersucht werden, in<br />

welchen Bereichen die in der schulischen<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

tätigen Akteure besonderen<br />

Handlungsbedarf sehen <strong>und</strong> welche<br />

Strategien von Wirksamkeit wären.<br />

Die Ar<strong>bei</strong>t gliedert sich in sieben Kapitel.<br />

Zunächst erfolgt in Kapitel 2 die<br />

Klärung relevanter Begriffe. Ferner wird<br />

in Kapitel 3 ein Überblick über den bisherigen<br />

Erkenntnisstand der zu betrachteten<br />

Thematik gegeben. In Kapitel<br />

4 werden hieraus konkret zu untersuchende<br />

Fragestellungen abgeleitet.<br />

Die da<strong>bei</strong> verwendete Methodik wird in<br />

Kapitel 5 erläutert. Dem schließt sich<br />

Kapitel 6 mit den ermittelten Ergebnissen<br />

an, welche nachfolgend in Kapitel 7<br />

diskutiert werden.<br />

Vorab ist bezüglich der geschlechtertypischen<br />

Bezeichnungen „Schüler“ bzw.<br />

„Schülerin“ zu erklären, dass mit der<br />

maskulinen Form sowohl männliche als<br />

auch weibliche Schüler gemeint sind.<br />

Das bezieht sich auch auf andere, im<br />

Rahmen der Ar<strong>bei</strong>t erwähnte Gruppen.<br />

2


2. Kapitel – Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

2 GRUNDLEGENDE BEGRIFFE<br />

Zum besseren Verständnis dieser Ar<strong>bei</strong>t<br />

werden im Folgenden einige gr<strong>und</strong>legende<br />

Begriffe definiert. Zunächst<br />

werden die Konzepte der <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung erläutert<br />

<strong>und</strong> deren Zusammenhang zur vorliegenden<br />

Untersuchung dargestellt. Des<br />

Weiteren erfolgen die Klärung des Setting-Begriffs<br />

<strong>und</strong> die Darstellung des<br />

Systems der berufsbildenden Schule.<br />

2.1 <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

Es existieren verschiedene Definitionen<br />

<strong>und</strong> Sichtweisen von Ges<strong>und</strong>heit (<strong>und</strong><br />

Krankheit). Vor allem das biomedizinische<br />

Paradigma ist gegenwärtig immer<br />

noch sehr dominierend (vgl. Franzkowiak<br />

2003a). Dieses orientiert sich an<br />

Defiziten <strong>und</strong> Risikofaktoren. Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Krankheit werden da<strong>bei</strong> als<br />

zwei sich gegenseitig ausschließende<br />

Zustände betrachtet, d.h. entweder ein<br />

Mensch ist „störungsfrei“, dann ist er<br />

der Kategorie „ges<strong>und</strong>“ zuzuordnen<br />

oder ein Defekt kann diagnostiziert<br />

werden, dann gilt derjenige als „krank“<br />

(vgl. Fichten 1998). Von besonderem<br />

Interesse ist demzufolge warum <strong>und</strong><br />

woran Menschen erkranken bzw. welche<br />

Risiken Krankheiten bedingen.<br />

Aus diesem Verständnis entwickelte<br />

sich im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert im Zuge der<br />

Sozialhygiene <strong>und</strong> Volksges<strong>und</strong>heit der<br />

Begriff der <strong>Prävention</strong> (vgl. Hurrelmann<br />

et al. 2004). <strong>Prävention</strong> stammt aus<br />

dem Lateinischen <strong>und</strong> ist darauf ausgerichtet<br />

durch Eliminierung, Eindämmung<br />

bzw. Verzögerung von krankheitsverursachenden<br />

Risikofaktoren<br />

das Auftreten von Erkrankungen zu<br />

verhindern (vgl. Franzkowiak 2003a).<br />

Da<strong>bei</strong> lassen sich folgende <strong>Prävention</strong>sformen<br />

unterscheiden (vgl. Waller<br />

2002):<br />

- Primäre <strong>Prävention</strong>,<br />

- Sek<strong>und</strong>äre <strong>Prävention</strong>,<br />

- Tertiäre <strong>Prävention</strong>.<br />

Unter Primärprävention werden alle<br />

Maßnahmen erfasst, die auf eine Senkung<br />

der Inzidenz 3 abzielen. Krankheitsauslösende<br />

Faktoren (z.B. Rauchen)<br />

werden folglich identifiziert <strong>und</strong><br />

bekämpft, um die Erkrankungswahrscheinlichkeit<br />

zu vermindern. Sek<strong>und</strong>ärprävention<br />

ist auf eine Reduktion<br />

der Prävalenz 4 ausgerichtet. Durch<br />

Untersuchungs- sowie Screeningverfahren<br />

sollen Krankheiten bereits frühzeitig<br />

entdeckt werden, da zu einem<br />

frühen Zeitpunkt der Erkrankung bestmögliche<br />

Heilungschancen bestehen.<br />

Die Sek<strong>und</strong>äre <strong>Prävention</strong> kommt da<strong>bei</strong><br />

einer Kuration gleich, da bereits von<br />

Krankheit Betroffene ermittelt <strong>und</strong> behandelt<br />

werden. Tertiäre <strong>Prävention</strong>,<br />

auch als Rehabilitation bezeichnet, bezweckt<br />

Funktionswiederherstellung sowie<br />

Eindämmung von Folgeschäden<br />

<strong>und</strong> Rückfällen (vgl. ebenda).<br />

Waller (2002) unterteilt <strong>Prävention</strong>smaßnahmen<br />

des Weiteren einerseits<br />

in Methoden, wie Präventivmedizin,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsaufklärung <strong>und</strong> -beratung,<br />

Ges<strong>und</strong>heitserziehung <strong>und</strong> -bildung<br />

bzw. Ges<strong>und</strong>heitstraining <strong>und</strong><br />

-selbsthilfe <strong>und</strong> anderseits in Zielgrößen,<br />

die beschreiben, wo notwendige<br />

Veränderungen situiert sind:<br />

3 Anzahl neuer Erkrankungsfälle in einer Zeiteinheit<br />

(vgl. Hoffmann-LaRoche-Aktiengesellschaft 1999)<br />

4 epidemiologische Häufigkeit aller Fälle einer bestimmten<br />

Krankheit in einer Population zum Zeitpunkt<br />

der Untersuchung; als Perioden-Prävalenz auf einen<br />

bestimmten Zeitraum bezogen (vgl. Hoffmann-<br />

LaRoche-Aktiengesellschaft 1999)<br />

3


2. Kapitel – Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

- in der Person (personale <strong>Prävention</strong>),<br />

- im Verhalten als Mittelpunkt der<br />

Maßnahme (Verhaltensprävention),<br />

- in krankmachenden Verhältnissen<br />

(Verhältnisprävention).<br />

Um häufig auftretende Begriffsüberschneidungen<br />

hinsichtlich der <strong>Prävention</strong>sformen<br />

(besonders primäre<br />

<strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre <strong>Prävention</strong>) zu verhindern,<br />

nimmt Gordon (1983, zitiert nach<br />

Leppin 2004) eine weitere Differenzierung<br />

vor. Er unterscheidet:<br />

- universale <strong>Prävention</strong> (<strong>Prävention</strong>smaßnahmen<br />

für die Gesamtbevölkerung),<br />

- selektive <strong>Prävention</strong> (<strong>Prävention</strong>smaßnahmen<br />

für Risikogruppen),<br />

- indizierte <strong>Prävention</strong> (<strong>Prävention</strong>smaßnahmen<br />

für Einzelpersonen<br />

mit nachweislichen Risikofaktoren).<br />

Gordons Unterteilung grenzt präventive<br />

Maßnahmen deutlich von den<br />

therapeutischen ab. Die Risikofaktorenorientierung<br />

bleibt da<strong>bei</strong> erhalten<br />

(vgl. Manz 2001).<br />

In den 70er Jahren erfuhr das biomedizinische<br />

Modell zunehmend Kritik,<br />

die sich im Besonderen auf die präventiven<br />

Methoden zur Ges<strong>und</strong>heitserziehung,<br />

-aufklärung <strong>und</strong> -beratung bezog<br />

(vgl. von Troschke 1995), denn<br />

damit „[…] ist die Vorstellung verb<strong>und</strong>en,<br />

es gäbe die Freiheit der Entscheidung<br />

für oder gegen ein Wagnis. Das<br />

eigene Verhalten wird zum Hauptfaktor<br />

der Erkrankung erklärt.“ (Stöckel 2004,<br />

S. 26).<br />

Durch den amerikanisch-israelischen<br />

Wissenschaftler Aaron Anto-<br />

nowsky entstand schließlich Anfang der<br />

80er Jahre ein vollkommen neues Verständnis<br />

von Ges<strong>und</strong>heit. Antonovsky<br />

fragt nicht mehr was Menschen krank<br />

macht, sondern was Menschen ges<strong>und</strong><br />

erhält <strong>und</strong> entwickelte das Modell der<br />

„Salutogenese“ – der Entstehung von<br />

Ges<strong>und</strong>heit (vgl. Stöckel 2004; Waller<br />

2002). Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit werden<br />

da<strong>bei</strong> nicht mehr als starre sich<br />

gegenseitig ausschließende Zustände<br />

gesehen, vielmehr betrachtet Antonovsky<br />

<strong>bei</strong>de als Endpunkte eines Kontinuums.<br />

Damit wird eine „[…] ’Gleichzeitigkeit’<br />

von ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kranken<br />

Anteilen des Wohlbefindens“ (Franzkowiak<br />

& Lehmann 2003, S.113) möglich.<br />

Die Position des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

eines Menschen auf diesem Kontinuum<br />

wird da<strong>bei</strong> als das Resultat der Auseinandersetzung<br />

mit persönlichen <strong>und</strong><br />

externen Risiko- 5 <strong>und</strong> Protektivfaktoren<br />

6 begriffen (vgl. ebenda).<br />

Orientiert an dieser neuen salutogenetischen<br />

Sichtweise entwickelte das<br />

Europabüro der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />

(WHO) das Konzept der Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

(Health Promotion),<br />

welches 1986 auf der 1. Internationalen<br />

Konferenz zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung in<br />

Ottawa als „Ottawa-Charta zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung“<br />

vorgestellt <strong>und</strong> verabschiedet<br />

wurde (vgl. von Troschke<br />

1995, Stöckel 2004). Ottawa „[…] gilt<br />

als Kristallisationspunkt für ein neues<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverständnis <strong>und</strong> als Startsignal<br />

für Ges<strong>und</strong>heitsförderungsstrategien<br />

auf internationaler <strong>und</strong> nationaler<br />

Ebene.“ (Stöckel 2004, S. 43).<br />

5 Gefährdungen <strong>und</strong> Beeinträchtigungen von Ges<strong>und</strong>heit<br />

( vgl. Franzkowiak 2003b)<br />

6 Ges<strong>und</strong>heitserhaltende Lebensbedingungen <strong>und</strong><br />

Lebensweisen; <strong>sozial</strong>e <strong>und</strong> persönliche Ressourcen,<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>haltungen, die Menschen helfen,<br />

mit ges<strong>und</strong>heitsbedrohlichen Belastungen besser<br />

umgehen zu können; auch Schutzfaktoren genannt<br />

(vgl. Franzkowiak 2003b)<br />

4


2. Kapitel – Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung verfolgt da<strong>bei</strong><br />

die Strategie der Ges<strong>und</strong>heit „für alle“ 7<br />

<strong>und</strong> setzt an vorhanden Ressourcen<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen an. Menschen sollen,<br />

durch die Mobilisierung physischer,<br />

psychischer <strong>und</strong> <strong>sozial</strong>er Schutzfaktoren<br />

dazu befähigt werden ihre Ges<strong>und</strong>heit<br />

positiv zu beeinflussen <strong>und</strong> ihr<br />

Wohlbefinden zu stärken (vgl. von<br />

Troschke 1995; Kaba-Schönstein<br />

2003).<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

sind demzufolge darin zu unterscheiden,<br />

dass sie zwei gr<strong>und</strong>legend<br />

unterschiedliche Sichtweisen von Ges<strong>und</strong>heit<br />

repräsentieren. <strong>Prävention</strong><br />

entstammt dem risikofaktoren- <strong>und</strong><br />

krankheitsorientierten biomedizinischen<br />

Paradigma <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

ist an Antonovskys salutogenetisches<br />

Modell angelehnt (vgl. Altgeld & Kolip<br />

2004). Trotzdem verfolgen <strong>bei</strong>de Interventionsformen<br />

die gleiche Zielstellung,<br />

„[…] einen sowohl individuellen als<br />

auch kollektiven Ges<strong>und</strong>heitsgewinn zu<br />

erzielen […].“ (Hurrelmann et al. 2004,<br />

S.12). <strong>Prävention</strong> ist da<strong>bei</strong> eher auf<br />

eine Risikopopulation ausgerichtet <strong>und</strong><br />

bezweckt die Minimierung häufiger oder<br />

sicher vorhandener Risiken (vgl. Manz<br />

2001), wo<strong>bei</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

breiter <strong>und</strong> interdisziplinärer angelegt<br />

ist <strong>und</strong> Individuen sowie <strong>sozial</strong>e Gruppen<br />

befähigt ihre Ges<strong>und</strong>heit positiv zu<br />

beeinflussen (vgl. Glaeske et al. 2003).<br />

Zwar sind <strong>bei</strong>de als unterschiedliche<br />

<strong>und</strong> theoretisch abgegrenzte Interventionsformen<br />

zu betrachten, jedoch<br />

zeichnet sich gegenwärtig ein Zusammenspiel<br />

von <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

ab. Diese Entwicklung<br />

wird von verschiedenen Autoren auch<br />

7 Globalstrategie der WHO „Ges<strong>und</strong>heit für alle bis<br />

zum Jahr 2000“, Gr<strong>und</strong>lage für alle folgenden regionalen<br />

Strategien <strong>und</strong> Programme (vgl. Kaba-Schönstein<br />

2003)<br />

als sehr sinnvoll bewertet, denn Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

hat sich nicht entwickelt,<br />

um die <strong>Prävention</strong> zu verdrängen,<br />

sondern um sie sinnvoll zu ergänzen,<br />

damit gemeinsam größere Erfolge<br />

erzielt werden können (vgl. Walter &<br />

Schwarz 2003; Glaeske et al. 2003).<br />

Für die hier durchgeführte Untersuchung<br />

werden <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

ebenfalls als zwei gewinnbringend<br />

zu verknüpfende Interventionskonzepte<br />

bewertet <strong>und</strong> deshalb<br />

häufig in einem Zuge benutzt, z.B. als<br />

“Maßnahmen der <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung“.<br />

2.2 Gr<strong>und</strong>legendes zum Setting-<br />

Begriff<br />

Der Setting-Ansatz wurde Ende der<br />

80er Jahre von der WHO als zentrale<br />

Strategie der Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

entwickelt <strong>und</strong> etablierte sich seitdem<br />

zu einem Schlüsselinstrument (vgl.<br />

Grossmann & Skala 2003; Ges<strong>und</strong>heit<br />

Berlin e.V. 2004). Dieser bezieht sich<br />

auf <strong>sozial</strong>e Systeme, d.h. Organisationen<br />

<strong>und</strong> Netzwerke – so genannte Settings<br />

– wo Menschen „[…] leben, lernen,<br />

ar<strong>bei</strong>ten <strong>und</strong> konsumieren […]“<br />

(Grossmann & Skala 2003, S. 205). Er<br />

zielt darauf ab ges<strong>und</strong>heitsförderliche<br />

Verhältnisse sowie Verhaltensweisen in<br />

die alltägliche Lebenswelt der Menschen<br />

zu integrieren (vgl. Ges<strong>und</strong>heit<br />

Berlin e.V. 2004). Klassische Beispiele<br />

für Settings sind u.a. Schulen, Kindertagesstätten,<br />

Betriebe, Kommunen <strong>und</strong><br />

Krankenhäuser (ebenda).<br />

Laut Grossmann <strong>und</strong> Skala (1999)<br />

wird ein Setting einerseits „[…] als ein<br />

<strong>sozial</strong>es System verstanden, das eine<br />

Vielzahl relevanter Umwelteinflüsse auf<br />

eine bestimmte Personengruppe umfasst<br />

<strong>und</strong> andererseits als ein System,<br />

5


2. Kapitel – Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

in dem die Bedingungen von Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Krankheit auch gestaltet werden<br />

können“ (Grossmann & Skala<br />

1999, S. 100). Folglich können zwei<br />

Interventionsansätze unterschieden<br />

werden. Baric <strong>und</strong> Conrad (1999) differenzieren<br />

einerseits die „Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in einem Setting“, welche auf<br />

die Implementierung verschiedener<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Programme der Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in einem <strong>sozial</strong>en<br />

System abzielt <strong>und</strong> andererseits das<br />

„ges<strong>und</strong>heitsfördernde Setting“, das ein<br />

völlig neues Konzept darstellt <strong>und</strong> auf<br />

Organisationsentwicklung 8 im jeweiligen<br />

Setting ausgerichtet ist. Ges<strong>und</strong>heitsförderliche<br />

Veränderungen werden<br />

da<strong>bei</strong> nicht von außen “aufgesetzt“,<br />

sondern von allen am <strong>sozial</strong>en System<br />

Beteiligten getragen <strong>und</strong> in die täglichen<br />

Aktivitäten integriert.<br />

Im Setting-Ansatz wird die Abkehr<br />

von traditionellen Maßnahmen der Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

deutlich (vgl.<br />

Grossmann & Skala 2003). Von großem<br />

Nutzen ist vor allem, dass <strong>bei</strong> dieser<br />

Strategie <strong>sozial</strong> Benachteiligte nicht<br />

mehr unerreicht bleiben, denn dieses<br />

Konzept offeriert die Chance alle Beteiligten<br />

einzubinden (Ges<strong>und</strong>heit Berlin<br />

e.V. 2004). Niedrigschwellige Interventionen<br />

setzen da<strong>bei</strong> direkt an den Lebenswelten<br />

der Zielgruppen an <strong>und</strong><br />

verfolgen die Zielstellung Beteiligte aktiv<br />

einzubeziehen (Partizipation), Kompetenzen<br />

bzw. Ressourcen zu stärken<br />

sowie Menschen zu befähigen ihr<br />

Wohlbefinden zu steigern (Empowerment).<br />

8 Systematischer Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsprozess von<br />

innen heraus; ganzheitlicher Ansatz <strong>sozial</strong>er Veränderung,<br />

der Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> Wohlbefinden von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppen, Abteilungen etc. einer Institution bzw.<br />

Organisation verbessern kann (vgl. Philipp 1992);<br />

Methode der Ges<strong>und</strong>heitsförderung, um Ges<strong>und</strong>heit in<br />

bestimmten Settings zu entwickeln, zu fördern <strong>und</strong> zu<br />

erhalten (vgl. Sabo 2003b)<br />

2.3 System der Berufsbildenden<br />

Schule<br />

Das berufliche Bildungswesen ist in<br />

Deutschland im Berufsbildungsgesetz<br />

(BBiG) verankert, welches Aussagen<br />

bezüglich:<br />

- der Pflichten des Ausbildenden,<br />

- allgemeine Vorschriften,<br />

- Berechtigung zum Einstellen <strong>und</strong><br />

Ausbilden,<br />

- der Anerkennung von Ausbildungsberufen,<br />

- der Vergütung des Auszubildenden,<br />

- der beruflichen Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung,<br />

- des Prüfungswesens,<br />

<strong>bei</strong>nhaltet (Meier & Mette 2005).<br />

Der schulische Teil der Berufsbildung<br />

unterliegt da<strong>bei</strong> der Verantwortung<br />

der Kultusministerien der Länder.<br />

Diese verständigen sich in der Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) <strong>und</strong> beschließen<br />

gemeinsame Rahmenrichtlinien,<br />

um die Vergleichbarkeit der Bildungssysteme<br />

zwischen den einzelnen B<strong>und</strong>esländern<br />

zu erhalten (ebenda).<br />

Ca. 65% der Jugendlichen<br />

(1.685.300) beginnen nach Erfüllung<br />

der allgemeinen Schulpflicht 9 eine berufliche<br />

Ausbildung im dualen System,<br />

was bedeutet, dass an zwei Lernorten –<br />

Betrieb <strong>und</strong> Berufsschule – ausgebildet<br />

wird. Das Ausbildungsverhältnis wird in<br />

9 In den meisten B<strong>und</strong>esländern beträgt die allgemeine<br />

Pflichtschulzeit neun Jahre – in Berlin, Brandenburg,<br />

Bremen <strong>und</strong> Nordrhein-Westfalen zehn Jahre (vgl.<br />

Lebenslanges Lernen - EntwicklungsInitiative Sachsen<br />

e. V. 2005)<br />

6


2. Kapitel – Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

einem privatrechtlichen Vertrag zwischen<br />

Auszubildendem <strong>und</strong> Betrieb<br />

geregelt. Der Lehrbetrieb übernimmt<br />

da<strong>bei</strong> Ausbildungskosten <strong>und</strong> -vergütung<br />

für den Jugendlichen (vgl. Sekretariat<br />

der Ständigen Konferenz der Kultusminister<br />

der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland 2005).<br />

Dieses System der Berufsausbildung<br />

hat sich seit vielen Jahren bewährt<br />

<strong>und</strong> ist weltweit anerkannt, doch<br />

aufgr<strong>und</strong> der ar<strong>bei</strong>tsmarktpolitischen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Situation in<br />

Deutschland bleibt diese Qualifizierungsmöglichkeit<br />

in letzter Zeit vielen<br />

Jugendlichen verwährt (vgl. BMBF<br />

2005a). Neben der Berufsschule, in<br />

welcher den Auszubildenden an bis zu<br />

zwei Tagen in der Woche bzw. im<br />

Blockunterricht allgemeine <strong>und</strong> berufliche<br />

Lerninhalte vermittelt werden, haben<br />

sich vermehrt vollzeitschulische<br />

bzw. überbetriebliche Angebote entwickelt.<br />

Vor allem Berufsfachschulen gewinnen<br />

hier<strong>bei</strong> zunehmend an Bedeutung.<br />

Abgesehen von berufsorientierter<br />

Gr<strong>und</strong>bildung, kann an Berufsfachschulen<br />

hauptsächlich in den Bereichen<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung, Körperpflege,<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Hauswirtschaft ein<br />

beruflicher Abschluss erlangt werden<br />

(vgl. Christopher 2005). Besonders<br />

Frauen sind hier überdurchschnittlich<br />

vertreten (2003/04: Frauenanteil 70,5<br />

%) (vgl. BMBF 2005b). Des Weiteren<br />

sind im berufsbildenden Vollzeitbereich<br />

Fachoberschulen <strong>und</strong> berufliche Gymnasien<br />

angesiedelt, die neben der Weitergabe<br />

von berufsbezogenem Wissen<br />

hauptsächlich auf den Erwerb der<br />

Fachhochschulreife bzw. allgemeinen<br />

Hochschulreife ausgerichtet sind. Fachschulen<br />

dienen der beruflichen Weiterqualifizierung<br />

von Fachkräften <strong>und</strong> sind<br />

deshalb für die Erstausbildung nicht<br />

von Bedeutung, aber ebenfalls in die<br />

Strukturen der beruflichen Bildung einzuordnen<br />

(vgl. Christopher 2005). In<br />

der folgenden Tabelle wird ein Überblick<br />

über alle Schularten des berufsbildenden<br />

Systems gegeben (Tab. 1).<br />

Tab. 1: Überblick über berufsbildende Schularten<br />

(modifiziert nach ZADI 2005; Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt 2004)<br />

Schulart Definition<br />

Berufsschulen im dualen<br />

System b<br />

Berufsfachschulen<br />

Fachoberschulen<br />

Berufliche Gy mnasien<br />

Fachsch ulen<br />

Berufliche Schule des Sek<strong>und</strong>arbereichs II, die in der Regel<br />

im Rahmen einer Berufsausbildung im dualen System<br />

allgemeinen <strong>und</strong> berufsbezogenen Unterricht in Teilzeitform<br />

erteilt (in der Regel 2 bis 3 ½ Jahre). Bei Beginn der<br />

Berufsausbildung muss die Vollzeitschulpflicht erfüllt sein.<br />

Für den Zugang zur Ausbildung im dualen System bestehen<br />

ansonsten keine weiteren Zugangsvoraussetzungen.<br />

Gleichzeitig zum Abschluss, der durch eine Abschlussprüfung<br />

vor den Kammern erlangt wird, wird von der Berufsschule<br />

ein Abschlusszeugnis ausgestellt, das <strong>bei</strong> entsprechendem<br />

Leistungsprofil entweder den Hauptschulabschluss<br />

oder den Realschulabschluss einschließen kann.<br />

Berufliche Schule im Sek<strong>und</strong>arbereich II mit einem breiten<br />

Spektrum von Fachrichtungen <strong>und</strong> Bildungsgängen von<br />

unterschiedlicher Dauer. Als Vollzeitschule dient sie der<br />

Berufsvorbereitung oder der Berufsausbildung mit unterschiedlichem<br />

Qualifikationsniveau. Zugangsvoraussetzungen<br />

sind je nach Art der Berufsfachschule in der Regel der<br />

Hauptschulabschluss oder der Mittlere Schulabschluss<br />

(Realschulabschluss).<br />

Berufliche Schule im Sek<strong>und</strong>arbereich II, die in verschiedenen<br />

Fachrichtungen in 1 oder 2 Jahren zur Fachhochschulreife<br />

führt. Im zweijährigen Bildungsgang besteht das<br />

erste Jahr aus einer fachpraktischen Ausbildung in Betrieben<br />

sowie Unterricht, während das zweite Jahr allgemeinen<br />

<strong>und</strong> fachbezogenen Unterricht umfasst. Nach Abschluss<br />

der Realschule <strong>und</strong> nach Erlangung des Realschulabschlusses<br />

oder eines gleichwertigen Abschlusses<br />

treten die Schüler in den zweijährigen Bildungsgang ein.<br />

Den einjährigen Bildungsgang besuchen Schüler, die bereits<br />

eine berufliche Ausbildung absolviert haben.<br />

Berufliche Schule im Sek<strong>und</strong>arbereich II, die als 3-jährige<br />

Vollzeitschule auf dem mittleren Abschluss aufbaut. Ziele<br />

sind der Erwerb der allgemeinen Hochschulreife, sowie<br />

eine Berufsvorbereitung in der gewählten Fachrichtung.<br />

Häufig angebotene Fachrichtungen sind z.B. Technik,<br />

Wirtschaft, Agrarwirtschaft, Ernährung, Hauswirtschaft, die<br />

wiederum in Schwerpunkte (Profile) unterteilt werden können.<br />

Schule zur beruflichen Weiterbildung, die auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

einer beruflichen Erstausbildung <strong>und</strong> einer anschließenden<br />

Berufstätigkeit in ein- bis dreijährigen Bildungsgängen<br />

zu einer weitergehenden Qualifikation im Beruf<br />

führt.<br />

ª Schuljahr 2003/04<br />

b<br />

Einschl. Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr in kooperativer<br />

Form<br />

7<br />

Anzahl der Schülerª<br />

absolut in %<br />

1.685.300 65,44<br />

498.300 19,35<br />

117.000 4,54<br />

114.500 4,45<br />

160.100 6,22<br />

2.575.200 100<br />

Aufgr<strong>und</strong> zunehmender Probleme<br />

der Ausbildungsplatzentwicklung <strong>und</strong><br />

der daraus resultierenden Krise des<br />

dualen Ausbildungssystems wurde das<br />

BBiG im Jahr 2005 durch das Berufsbildungsreformgesetz<br />

vollständig novelliert.<br />

Ziele dieses neuen Berufsbildungsgesetzes<br />

sind die Sicherung <strong>und</strong>


2. Kapitel – Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

Verbesserung der Ausbildungschancen<br />

sowie eine hohe Qualität der beruflichen<br />

Bildung für alle jungen Menschen,<br />

unabhängig von ihrer <strong>sozial</strong>en <strong>und</strong> regionalen<br />

Herkunft (vgl. BMBF 2005a).<br />

Die Novellierung <strong>bei</strong>nhaltet eine<br />

Gleichberechtigung der schulischen mit<br />

der betrieblichen Ausbildung, außerdem<br />

wurden Möglichkeiten geschaffen<br />

betrieblich-schulische Ausbildungen<br />

inhaltlich <strong>und</strong> zeitlich vielfältig zu kombinieren.<br />

Laut BMBF gibt es nun „[…]<br />

keine Bildungsverschwendung (’Warteschleifen’)<br />

mehr, weil schulische Ausbildungszeiten<br />

flexibel angerechnet<br />

werden können oder genauso zur<br />

Kammerprüfung berechtigen wie die<br />

betriebliche Ausbildung.“ (ebenda, S.2).<br />

Neben anderen wichtigen Neuerungen,<br />

die an dieser Stelle jedoch unerwähnt<br />

bleiben, zielt das Gesetz auf bessere<br />

Qualifizierungsmöglichkeiten <strong>und</strong><br />

schnellere Ausbildungswege ab, außerdem<br />

wird das Ziel der Chancengleichheit<br />

für benachteiligte Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Migranten weiterverfolgt (vgl.<br />

ebenda).<br />

Die Förderung von Benachteiligten<br />

– die so genannte Berufsausbildungsvorbereitung<br />

– wurde bereits 2003<br />

durch das Zweite Gesetz für moderne<br />

Dienstleistungen am Ar<strong>bei</strong>tsmarkt (Harz<br />

II) als eigenständiger Teil der Berufsausbildung<br />

in das Berufsbildungsgesetz<br />

integriert (vgl. BMBF 2005b).<br />

Zielgruppen sind „[…] lernbeeinträchtigte<br />

oder <strong>sozial</strong> benachteiligte Personen,<br />

deren Entwicklungsstand eine erfolgreiche<br />

Ausbildung in einem anerkannten<br />

Ausbildungsberuf oder eine gleichwertige<br />

Berufsausbildung noch nicht erwarten<br />

lässt.“ (vgl. BMWA 2002, S. 4633).<br />

Natürlich sind die Bemühungen groß,<br />

vermehrt betriebliche Berufsvorbereitungsmaßnahmen<br />

zu initiieren, um be-<br />

Steigerung in %<br />

troffenen Jugendlichen den Übergang<br />

in eine mögliche Ausbildung zu erleichtern,<br />

jedoch sind größtenteils außerbetriebliche<br />

bzw. schulische Maßnahmen<br />

in Voll- <strong>und</strong> Teilzeitform vorhanden (vgl.<br />

BMBF 2005b). Doch es ist eher schwierig,<br />

sich im „Dschungel der Maßnahmen“<br />

zur Berufsvorbereitung zurecht zu<br />

finden, denn neben den zahlreichen<br />

Angeboten der B<strong>und</strong>esagentur für Ar<strong>bei</strong>t<br />

gibt es die schulischen Bildungsgänge<br />

zur Berufsvorbereitung, die sich<br />

in jedem B<strong>und</strong>esland anders gestalten<br />

<strong>und</strong> auch in ihrer Bedeutung sehr stark<br />

differieren 10 (vgl. BMBF 2002). Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

werden drei Formen unterschieden:<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

- Berufsvorbereitungsjahr (BVJ),<br />

- Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr (BGJ),<br />

- Gr<strong>und</strong>bildungsgänge in Berufsfachschulen<br />

(BFS).<br />

Wie in Abbildung 1 zu sehen ist,<br />

haben schulische Maßnahmen zur Berufsvorbereitung<br />

in den letzten Jahren<br />

stark an Bedeutung gewonnen.<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

Jahr<br />

BVJ<br />

BGJ<br />

BFS<br />

8<br />

Auszubildende<br />

Abb. 1: Entwicklung der Schülerzahlen in den<br />

Bildungsgängen der schulischen Berufsvorbereitung<br />

seit 1993 (vgl. BMBF 2003)<br />

10 Im Anhang A wurde der Versuch unternommen, eine<br />

Übersicht zu den Angeboten der schulischen Berufsvorbereitung<br />

in den Ländern darzustellen.


2. Kapitel – Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

Im Berufsvorbereitungsjahr werden<br />

Jugendliche, häufig ohne Hauptschulabschluss,<br />

auf eine künftige Berufsausbildung<br />

vorbereitet. Innerhalb eines<br />

Jahres erfolgt die Vermittlung allgemeiner<br />

sowie berufsbezogener Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten. Das BVJ dient<br />

außerdem der Berufsorientierung, denn<br />

die Teilnehmer erhalten Einblicke in ein<br />

oder mehrere Berufsfelder. Des Weiteren<br />

besteht die Möglichkeit den Hauptschulabschluss<br />

nachträglich zu erwerben.<br />

Es werden vollzeit- <strong>und</strong> teilzeitschulische<br />

11 Maßnahmen unterschieden.<br />

(vgl. BMBF 2005b). Im Schuljahr<br />

2003/04 besuchten ca. 79.300 Jugendliche<br />

das Berufsvorbereitungsjahr. Etwa<br />

⅔ der Teilnehmer waren männlich<br />

(61%) sowie 15% ausländischer Herkunft<br />

(vgl. ebenda). Weibliche Teilnehmer<br />

waren lediglich zu ca. ⅓ (39%)<br />

vertreten (nicht explizit erwähnt, von<br />

der Verfasserin hinzugefügt).<br />

Das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr ermöglicht<br />

den Schülern eine berufliche<br />

Gr<strong>und</strong>bildung. Im Unterschied zum BVJ<br />

haben sich die Jugendlichen bereits für<br />

ein konkretes Berufsfeld entschieden<br />

(z.B. Metalltechnik, Wirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung).<br />

Der Besuch eines BGJ’s wird<br />

im Allgemeinen auf eine sich anschließende<br />

Ausbildung angerechnet, auch<br />

der Hauptschulabschluss wird in der<br />

Regel zuerkannt. Die Bedeutung des<br />

Gr<strong>und</strong>bildungsjahres ist in den Ländern<br />

sehr unterschiedlich geregelt, in einigen<br />

B<strong>und</strong>esländern ist dessen Besuch für<br />

verschiedene Ausbildungsberufe verpflichtend<br />

(vgl. BMBF 2005b). Die Anzahl<br />

der Teilnehmer am Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr<br />

lag im Schuljahr 2003/04<br />

<strong>bei</strong> 49.200. Auch hier waren männliche<br />

(70%) als auch ausländische Jugendli-<br />

11 Dualisierung berufsvorbereitender Lehrgänge an<br />

den Lernorten Schule bzw. außerbetriebliche Ausbildungsstätte<br />

<strong>und</strong> Betrieb<br />

che (15%) überproportional vertreten<br />

(vgl. ebenda). Etwa 30% der Teilnehmer<br />

waren weiblich (nicht explizit erwähnt,<br />

von der Verfasserin hinzugefügt).<br />

BVJ <strong>und</strong> BGJ sind meistens den<br />

Berufsschulen zuzuordnen, aber auch<br />

das differiert in den Ländern, denn zusätzlich<br />

sind zahlreiche Maßnahmen an<br />

Berufsfachschulen angesiedelt, meistens<br />

ein- bis zweijährige Gr<strong>und</strong>bildungsgänge<br />

(BFS). Laut Berufsbildungsbericht<br />

2005 erhielten im Schuljahr<br />

2003/04 r<strong>und</strong> 110.000 Schüler,<br />

vornehmlich junge Frauen (60%) eine<br />

berufliche Gr<strong>und</strong>bildung an einer Berufsfachschule.<br />

Da<strong>bei</strong> wurden vor allem<br />

einjährige Ausbildungen im Ges<strong>und</strong>heitsbereich<br />

bevorzugt besucht (z.B.<br />

Ausbildungen in den Helferberufen für<br />

die Alten- <strong>und</strong> Krankenpflege) (vgl.<br />

BMBF 2005b).<br />

9


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

3 THEORETISCHER HINTER-<br />

GRUND<br />

3.1 Begriffliche Bestimmung <strong>sozial</strong>er<br />

Benachteiligung<br />

Der Begriff der <strong>sozial</strong>en Benachteiligung<br />

ist eng mit den Theorien <strong>sozial</strong>er<br />

Ungleichheit <strong>und</strong> dessen Erscheinungsformen<br />

verknüpft (vgl. Krüger & Rauschenbach<br />

2004).<br />

Nach Hradil (1999) liegt <strong>sozial</strong>e<br />

Ungleichheit dann vor, „[…] wenn Menschen<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Stellung in <strong>sozial</strong>en<br />

Beziehungsgefügen von den ‚wertvollen<br />

Gütern’ einer Gesellschaft regelmäßig<br />

mehr als andere erhalten“ (S.<br />

26). Je mehr folglich ein Einzelner von<br />

diesen „wertvollen Gütern“ besitzt, umso<br />

besser gestalten sich seine Lebensbedingungen.<br />

Derartige Güter werden<br />

da<strong>bei</strong> aufgr<strong>und</strong> allgemeingültiger Wertvorstellungen,<br />

wie z.B. Wohlstand oder<br />

Sicherheit definiert <strong>und</strong> stellen die Bedingungen<br />

zur Erlangung gesellschaftlicher<br />

Zielvorstellungen dar (vgl. ebenda).<br />

Jedoch werden ausschließlich gesellschaftlich<br />

strukturierte, beständige<br />

sowie verallgemeinerbare Phänomene<br />

als Erscheinungsformen <strong>sozial</strong>er Ungleichheit<br />

definiert. Nicht berücksichtigt<br />

werden natürliche, individuelle, zufällige<br />

<strong>und</strong> momentane Ungleichheiten, wo<strong>bei</strong><br />

jene dennoch mit <strong>sozial</strong>en Ungleichheiten<br />

zusammenwirken sowie auf vielfältige<br />

Weise verknüpft sind (vgl. Hradil<br />

1999).<br />

Um die verschiedenen Dimensionen<br />

<strong>sozial</strong>er Ungleichheit nachvollziehbar<br />

<strong>und</strong> handhabbar zu machen, wurden<br />

diese anhand von Kategorien zusammengefasst.<br />

Hradil (1999) beschreibt<br />

z.B. materiellen Wohlstand,<br />

Macht, Prestige <strong>und</strong> Bildung als die vier<br />

Basisdimensionen <strong>sozial</strong>er Ungleich-<br />

10<br />

heit. Auch Mielck (2000) verdeutlicht,<br />

dass „[…] unter dem Begriff ‚<strong>sozial</strong>e<br />

Ungleichheit’ zumeist Unterschiede<br />

nach Bildung, beruflichem Status <strong>und</strong><br />

Einkommen verstanden“ werden (S.<br />

18). Es handelt sich hier<strong>bei</strong> um Merkmale<br />

der vertikalen <strong>sozial</strong>en Ungleichheit,<br />

was bedeutet, dass der sozioökonomische<br />

Status von Personen mittels<br />

Angaben zu Bildung, Beruf <strong>und</strong><br />

Einkommen erfasst werden kann <strong>und</strong><br />

folglich eine Einteilung der Bevölkerung<br />

in oben <strong>und</strong> unten ermöglicht wird (vgl.<br />

Mielck 2000).<br />

Bis in die 70er Jahre hinein wurde<br />

zur Einordnung der Gesellschaft in hierarchische<br />

Strukturen der Begriff der<br />

<strong>sozial</strong>en Schichten verwendet. Schichten<br />

werden da<strong>bei</strong> als „Gruppierungen<br />

von Menschen mit ähnlich hohem Status<br />

innerhalb einer oder mehrerer berufsnaher<br />

Ungleichheitsdimensionen“<br />

bezeichnet (Berger & Hradil 1990, S.<br />

3). Im Vordergr<strong>und</strong> standen da<strong>bei</strong><br />

hauptsächlich beruflich vermittelte Ressourcen<br />

als Ungleichheitsphänomene,<br />

da der Beruf im Zuge der Industriegesellschaft<br />

als <strong>sozial</strong>e Schlüsselposition<br />

galt.<br />

Im Laufe der 70er Jahre distanzierte<br />

sich die Sozialwissenschaft jedoch<br />

immer mehr von dieser einseitigen<br />

ökonomischen Ausrichtung <strong>und</strong> somit<br />

vom Schichtenkonzept, da sich gesellschaftliche<br />

Wert- <strong>und</strong> Zielvorstellungen<br />

über berufliche Güter hinaus entwickelten<br />

<strong>und</strong> andere Dimensionen (z.B.<br />

Wohn-, Freizeit-, Umweltbedingungen)<br />

an Relevanz gewannen (vgl. Hradil<br />

1999).<br />

Aufgr<strong>und</strong> wohlfahrtsstaatlicher Instanzen<br />

<strong>und</strong> soziokultureller Faktoren (z.B.<br />

Ausgrenzung von Ausländern) wurden<br />

neben den vertikalen Erscheinungsformen<br />

<strong>sozial</strong>er Ungleichheit zunehmend


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Merkmalen, wie Alter, Geschlecht, Nationalität,<br />

Familienstand etc. Bedeutung<br />

zugemessen, welche als horizontale<br />

Ungleichheiten bezeichnet werden. Die<br />

Sozialwissenschaft greift in diesem Zusammenhang<br />

das Konzept der Lebenslagen<br />

als geeigneteres Beschreibungssystem<br />

<strong>sozial</strong>er Ungleichheit auf (vgl.<br />

Hradil 1987; Berger & Hradil 1990;<br />

Hradil 1999).<br />

Durch das Lebenslagenkonzept<br />

können homogene Gruppen mit ähnlichen<br />

Lebensbedingungen beschrieben<br />

werden. Die Situation von Menschen<br />

wird nicht mehr nur anhand ökonomischer<br />

Indikatoren ermittelt, sondern mit<br />

Merkmalen <strong>sozial</strong>er Milieus bzw. kollektiver<br />

Lebensstile kombiniert (vgl. von<br />

Kardorff 2003). Das Konzept ermöglicht<br />

den Blick auf die gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse in Form eines Kontinuums,<br />

dessen Endpunkte einerseits benachteiligte<br />

<strong>und</strong> andererseits privilegierte<br />

Lebensbedingungen darstellen (vgl.<br />

Gahleitner 1996).<br />

Benachteiligte Lebenslagen sind<br />

da<strong>bei</strong> als <strong>sozial</strong>e Lagen gekennzeichnet,<br />

„[…] die sich in den Dimensionen<br />

<strong>sozial</strong>er Ungleichheit, in der ’Bandbreite’<br />

der Versorgungs- <strong>und</strong> Verteilungsmöglichkeiten,<br />

am unteren Niveau bewegen<br />

<strong>und</strong> dementsprechend nur geringfügige<br />

bis gar keine Kompensationsmöglichkeiten<br />

zum Ausgleich fehlender<br />

Handlungschancen haben. Vorrangige<br />

Priorität in den Dimensionen<br />

<strong>sozial</strong>er Ungleichheit kommt der Unterausstattung<br />

mit finanziellen Mitteln sowie<br />

der des zentralen Stellenwerts von<br />

Diskriminierung <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />

Ausgrenzung zu, demgegenüber ’privilegierte<br />

Lebenslagen’ durch gute finanzielle<br />

Ausstattung <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Integration gekennzeichnet sind“ (Gahleitner<br />

1996, S. 43). Hradil (1999) stellt<br />

11<br />

außerdem eine geringe Bildung als<br />

maßgeblichen Aspekt <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

in der heutigen Zeit dar.<br />

Laut Mielck (2003a) sind insbesondere<br />

folgende Gruppen von <strong>sozial</strong>er<br />

Benachteiligung betroffen:<br />

� Personen mit sehr niedriger Schulbildung<br />

(z.B. Personen ohne qualifizierten<br />

Hauptschulabschluss),<br />

� Personen mit sehr niedrigem beruflichen<br />

Status (z.B. ungelernte Ar<strong>bei</strong>ter),<br />

� Personen mit sehr niedrigem Einkommen<br />

(z.B. Sozialhilfeempfänger),<br />

� Personen, die in <strong>sozial</strong>en Brennpunkten<br />

wohnen,<br />

� Langzeitar<strong>bei</strong>tslose,<br />

� Alleinerziehende,<br />

� Erwachsene <strong>und</strong> Kinder in kinderreichen<br />

Familien,<br />

� Migranten mit schlechten Deutschkenntnissen,<br />

� Aussiedler mit schlechten Deutschkenntnissen,<br />

� Asylbewerber,<br />

� „Illegale“,<br />

� Prostituierte,<br />

� Strafgefangene,<br />

� Wohnungslose.<br />

Jene dargestellten unterprivilegierten<br />

Statusgruppen sind in der Regel in billigen<br />

Wohngegenden mit geringer<br />

Wohnfläche, hohen Belastungen durch<br />

Verkehrslärm sowie Abgasen ansässig<br />

(vgl. Maschewsky 2004). Maschewsky<br />

(2004) beschreibt in diesem Zusammenhang,<br />

dass die <strong>sozial</strong>räumliche<br />

Umweltungleichheit innerhalb der sogenanntenUmweltgerechtigkeitsdebatte<br />

ebenfalls als Benachteiligung gewertet<br />

wird.


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

3.2 Der Zusammenhang <strong>sozial</strong>er<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Benachteiligung<br />

Zahlreiche Studien belegen, dass <strong>sozial</strong>e<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Benachteiligung<br />

im Zusammenhang zueinander<br />

stehen. Bereits Anfang der 80er Jahre<br />

wurde aufgr<strong>und</strong> einer umfassenden<br />

Forschungsar<strong>bei</strong>t aus Großbritannien,<br />

dem so genannten „Black Report“<br />

nachgewiesen, dass <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Personen von einer besonders<br />

hohen Mortalität sowie Morbidität betroffen<br />

sind. Viele nachfolgende Studien,<br />

wie z.B. die „Whitehall Study“ sowie<br />

„Whitehall II“ belegen, dass eine<br />

höhere Mortalität insbesondere mit einem<br />

niedrigen beruflichen Status verb<strong>und</strong>en<br />

ist (vgl. Mielck 2003b).<br />

Zur Ermittlung ges<strong>und</strong>heitlich benachteiligter<br />

Gruppen spielen da<strong>bei</strong> in<br />

erster Linie die vertikalen Merkmale<br />

<strong>sozial</strong>er Ungleichheit eine Rolle, da<br />

anhand der Indikatoren: Bildung, Einkommen<br />

<strong>und</strong> Beruf der sozioökonomische<br />

Status einer Person erfasst<br />

werden kann. Dieses Konzept der<br />

Ressourcenarmut wird verwendet, weil<br />

messbare Indikatoren für Lebenslagen<br />

derzeit noch fehlen (vgl. SLfG 2005).<br />

Folglich werden ges<strong>und</strong>heitlich Benachteiligte<br />

mittels Armutskriterien wie z.B.<br />

der Sozialhilfe bestimmt. Doch erst in<br />

Kombination mit Merkmalen der horizontalen<br />

Ungleichheit können besonders<br />

belastete Bevölkerungsgruppen so<br />

genau wie möglich beschrieben werden<br />

(vgl. Mielck 2003a).<br />

Ähnlich wie in Großbritannien, sind<br />

auch in Deutschland besonders die<br />

unteren Statusgruppen von Krankheit<br />

<strong>und</strong> frühem Tod betroffen. Die Mortalität<br />

ist da<strong>bei</strong> in den unteren Einkommensgruppen<br />

höher als in den oberen,<br />

12<br />

z.B. haben Erwachsene ohne Abitur<br />

eine kürzere Lebenserwartung als Erwachsene<br />

mit Abitur, wo<strong>bei</strong> der Unterschied<br />

in der Lebensdauer <strong>bei</strong> Männern<br />

etwa 3,3 <strong>und</strong> <strong>bei</strong> Frauen ca. 3,9 Jahre<br />

beträgt. Auch hinsichtlich der Morbidität<br />

lassen sich Unterschiede feststellen.<br />

Beispielsweise erleiden Männer <strong>und</strong><br />

Frauen, die eine geringe schulische<br />

<strong>und</strong> berufliche Bildung aufweisen, öfter<br />

einen Herzinfarkt als Erwachsene mit<br />

Abitur. Bei der Frage nach dem allgemeinen<br />

Wohlbefinden antworten Personen<br />

der unteren Statusgruppen häufiger<br />

mit „schlecht“ als Personen der<br />

oberen Statusgruppen. Im Vergleich zu<br />

den oberen Einkommensgruppen ist die<br />

Mortalität in den Unteren zwei- bis<br />

dreimal größer (vgl. ebenda).<br />

Jedoch sind die unteren Statusgruppen<br />

nicht durch „ihre große Verelendung“<br />

vom Rest der Gesellschaft<br />

abgegrenzt. Vielmehr existiert ein <strong>sozial</strong>er<br />

Gradient, was bedeutet, dass<br />

sich ges<strong>und</strong>heitliche Ungleichheiten<br />

durch die gesamte Bevölkerungsstruktur<br />

ziehen. Je niedriger sich da<strong>bei</strong> der<br />

sozio-ökonomische Status einer Person<br />

darstellt, desto höher ist deren Morbiditäts-<br />

<strong>und</strong> Mortalitätsrisiko (vgl. Marmot<br />

& Wilkinson 1999). Vor allem Krankheitsbilder<br />

<strong>und</strong> Todesursachen, wie<br />

z.B. koronare Herzkrankheiten, Schlaganfall,<br />

Herzinsuffizienz, Bronchialkarzinom,<br />

Diabetes mellitus, Depression,<br />

Atemwegserkrankungen, AIDS sowie<br />

tödlich verlaufende Unfälle sind mit einem<br />

derartigen <strong>sozial</strong>en Gradienten<br />

verb<strong>und</strong>en (vgl. Siegrist & Joksimovic<br />

2000).


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

3.3 Die Bekämpfung <strong>sozial</strong>er <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Benachteiligung<br />

3.3.1 Aktivitäten auf internationaler<br />

Ebene<br />

Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation ist<br />

schon seit Jahren bemüht ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Ungleichheiten zu thematisieren,<br />

denn bereits in der WHO-Verfassung<br />

von 1948 wurde die Bekämpfung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Benachteiligungen als<br />

zentrales Ziel deklariert <strong>und</strong> auf der<br />

Konferenz von Alma Ata (1978)<br />

schließlich verankert. Ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Chancengleichheit findet seitdem als<br />

eines der Hauptziele Eingang in die<br />

europäischen Umsetzungsstrategien<br />

(1984 „Ges<strong>und</strong>heit für alle / GFA 2000“,<br />

1998 „Ges<strong>und</strong>heit für alle / Ges<strong>und</strong>heit<br />

21“) (vgl. Altgeld 2003; Kaba-<br />

Schönstein 2004). „Ges<strong>und</strong>heit soll<br />

danach als Motor der <strong>sozial</strong>en Entwicklung<br />

begriffen werden, um Chancengleichheit<br />

<strong>und</strong> Solidarität in <strong>sozial</strong>en<br />

Systemen zu fördern“ (Altgeld 2003, S.<br />

58).<br />

Seit dem Jahre 2000 verfolgen<br />

ebenfalls die Vereinten Nationen (UNO)<br />

in Form der „Millennium Development<br />

Goals“ das Ziel extreme weltweite Armut<br />

bis zum Jahre 2015 zu verringern<br />

(vgl. UNO 2004).<br />

Einen weiteren, vorwiegend auf<br />

europäischer Ebene wirksamen Akteur<br />

stellt die EU-Kommission dar, welche<br />

vor allem die Identifizierung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

von effektiven Strategien zur<br />

Bekämpfung ges<strong>und</strong>heitlicher Ungleichheiten<br />

vorantreibt (vgl. Kaba-<br />

Schönstein 2004). Folgende 3 Projekte<br />

wurden bisher finanziert:<br />

13<br />

� „Megapoles – ein Netzwerk für die<br />

Ges<strong>und</strong>heit in den Hauptstädten/Hauptstadtregionen“<br />

(1997-2001),<br />

� „Tackling Inequalities in Health“ – ein<br />

Projekt des „European Network of<br />

Health Promotion Agencies“ (ENPHA)<br />

zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>bei</strong> <strong>sozial</strong><br />

Benachteiligten,<br />

� “Closing the Gap: Strategies for Action<br />

to tackle Health Inequalities in<br />

Europe” – ein Projekt zur Reduzierung<br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Ungleichheiten<br />

in Europa (2004-2007).<br />

Auch in einigen europäischen Ländern<br />

findet die Thematik der ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Ungleichheit Berücksichtigung.<br />

Beispielsweise wird in Großbritannien<br />

die Forderung nach ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

Maßnahmen bereits<br />

seit Anfang der 90er Jahre debattiert.<br />

Inzwischen wurde der politische Stellenwert<br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Chancengleichheit<br />

seitens des Londoner Ges<strong>und</strong>heitsministeriums<br />

anerkannt <strong>und</strong><br />

die Verringerung ges<strong>und</strong>heitlicher Benachteiligungen<br />

als ein Hauptziel der<br />

nächsten Jahre definiert. Ferner wird<br />

die Forschung nach geeigneten Maßnahmen<br />

zur Erreichung des Ziels vorangetrieben.<br />

In den Niederlanden<br />

herrscht eine ähnliche Situation. Schon<br />

seit den 80er Jahren wird durch die<br />

niederländische Regierung ein Forschungsprogramm<br />

unterstützt, in welchem<br />

zunächst ges<strong>und</strong>heitliche Ungleichheiten<br />

analysiert wurden <strong>und</strong> derzeit<br />

Strategien zu ihrer Verringerung<br />

erforscht werden (vgl. Mielck 2000; Kaba-Schönstein<br />

2004). Insgesamt verfolgen<br />

bereits acht europäische Staaten<br />

größere Programme, welche das Ziel<br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Chancengleichheit aus<br />

der Perspektive der WHO vorantreiben<br />

(Tab. 2).


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Tab. 2: Umsetzung des Ziels Verringerung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Ungleichheit in Staaten der EU,<br />

angeordnet nach dem Zeitpunkt von Maßnahmen<br />

(Mielck 2004, S. 28, modifiziert nach Mackenbach<br />

2003)<br />

1980-`85 1985-`90 1990-`95 1995-`00 seit 2000<br />

Großbritannien a, b a, b c, a, d d<br />

Niederlande b c, a d c a<br />

Spanien b a<br />

Italien c, b d c, a<br />

Frankreich c b, b<br />

Finnland c b, d<br />

Litauen b, d<br />

Schweden c a<br />

a) Umfassender Bericht im Auftrag der Regierung<br />

mit konkreten Empfehlungen zur Erreichung<br />

des Ziels `Verringerung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Ungleichheit´<br />

b) Vergleichbarer Bericht ohne Regierungsauftrag<br />

c) Start eines nationalen Forschungsprogramms<br />

zur Erreichung dieses Ziels<br />

d) Offizielles Programm der Regierung zur Erreichung<br />

dieses Ziels<br />

3.3.2 Aktivitäten in Deutschland<br />

Ausgelöst durch Probleme zunehmender<br />

Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit <strong>und</strong> Armut <strong>und</strong> verstärkt<br />

durch eine sich etablierende Public<br />

Health-Forschung wächst auch das<br />

Interesse in Deutschland an Themen<br />

<strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Benachteiligung<br />

(vgl. Mielck 2003b). Seit Beginn<br />

der 90er Jahre mehren sich Tagungen<br />

(z.B. die jährliche Tagung „Armut<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“ in Berlin), Ar<strong>bei</strong>tskreise<br />

(z.B. der Ar<strong>bei</strong>tskreis „Armut<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“ der Landesvereinigung<br />

Niedersachsen), Projekte, Dokumentationen<br />

sowie Programme <strong>und</strong><br />

Entschließungen (vgl. Kaba-Schönstein<br />

2004). Beispielsweise schuf der BKK-<br />

B<strong>und</strong>esverband im Jahr 2003 die Initiative<br />

„Mehr Ges<strong>und</strong>heit für alle“, mit welcher<br />

über 30 ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Projekte für benachteiligte Zielgruppen<br />

angestoßen werden konnten (vgl.<br />

14<br />

Steinkühler & Geene 2004). An diesem<br />

Finanzierungspool wird sich in nächster<br />

Zukunft höchstwahrscheinlich die AOK<br />

ebenfalls beteiligen. Ferner hat die<br />

B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Aufklärung (BZgA) mittels einer „leben-<br />

digen<br />

Datenbank“ unter der URL<br />

http://www.datenbank-ges<strong>und</strong>heitspro<br />

jekte.de<br />

verschiedenste Projekte mit<br />

dem Schwerpunkt <strong>sozial</strong>e Benachteiligung<br />

zusammengestellt, um allen Akteuren<br />

wissenschaftliche Erkenntnissen<br />

über Erfolge <strong>und</strong> Misserfolge bisheriger<br />

Interventionen zur Verfügung zu stellen.<br />

Auf politischer Ebene wurde Armut<br />

noch vor einigen Jahren vielfach ignoriert.<br />

Doch stellen die seit Ende der<br />

80er Jahren publizierten Armutsberichte<br />

der Länder sowie die seit 2001 vorangetriebene<br />

Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsberichterstattung<br />

der B<strong>und</strong>esregierung<br />

Indikatoren für die zunehmende Bedeutung<br />

der Armutsproblematik dar (vgl.<br />

Mielck 2000; Schroeder 2004).<br />

Ebenso hat das Interesse der Wissenschaft<br />

in Bezug auf Fragen zur ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Ungleichheit deutlich<br />

zugenommen. Es existieren eine Fülle<br />

von empirischen Studien im In- <strong>und</strong><br />

Ausland. Mielck (2000) erklärt dazu:<br />

„Der Stand der empirischen Forschung<br />

ist so komplex geworden, dass auch<br />

die Wissenschaftler, die sich mit diesem<br />

Thema beschäftigen, leicht den<br />

Überblick verlieren“ (Mielck 2000, S.<br />

64). Mielck (2000) fasst deshalb in seiner<br />

Publikation „Soziale Ungleichheit<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“ alle greifbaren nationalen<br />

Studien zusammen <strong>und</strong> gibt einen<br />

umfangreichen <strong>und</strong> systematischen<br />

Überblick über den aktuellen Stand der<br />

Forschung. Er kann da<strong>bei</strong> mittels 441<br />

recherchierter Studien insgesamt 761<br />

Kombinationen zwischen den Merkmalen<br />

der <strong>sozial</strong>en Ungleichheit <strong>und</strong> Mor-


Indikatoren<br />

Mortalität<br />

Morbidität<br />

3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

talität, Ges<strong>und</strong>heitsversorgung sowie<br />

Ges<strong>und</strong>heitsrisiken nachweisen (Tab.<br />

3).<br />

Tab. 3: Empirische Ar<strong>bei</strong>ten zu <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit aus den alten <strong>und</strong><br />

neuen B<strong>und</strong>esländern in Deutschland (Mielck<br />

2000, S.68)<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung c<br />

A n z a h l d e r A u s w e r t u n g e n a<br />

Bildung Berufl.<br />

Status<br />

Einkommen<br />

Soziale<br />

Schicht b<br />

23 40 15 11 89<br />

57 91 38 49 235<br />

52 65 29 33 179<br />

Risikofaktoren d 101 62 44 51 258<br />

233 258 126 144 761<br />

a) Auswertung in insgesamt 441 Publikationen<br />

(veröffentlicht 1953 -1999)<br />

b) Zusammenfassung von Ausbildung, beruflichem<br />

Status <strong>und</strong>/oder Einkommen<br />

c) Angebot <strong>und</strong> Inanspruchnahme von Leistungen<br />

der ges<strong>und</strong>heitlichen Versorgung<br />

d) Ges<strong>und</strong>heitliche Risikofaktoren (Umweltbedingungen,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverhalten)<br />

Siegrist <strong>und</strong> Joksimovic (2000) beschreiben<br />

jedoch, dass aufgr<strong>und</strong> einer<br />

fehlenden repräsentativen <strong>sozial</strong>epidemiologischen<br />

Datenbasis für Gesamtdeutschland<br />

bisher noch keine Erkenntnisse<br />

zum Ausmaß ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Benachteiligung vorliegen. Ebenfalls<br />

bemängelt Klingholz (2005) die<br />

katastrophale nationale Datenlage. In<br />

seinem, in der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung erschienenen Artikel „Pädoyer<br />

für eine Volkszählung“ bemerkt er, dass<br />

sich in Deutschland nicht mehr nachvollziehen<br />

lässt, „[…] wer in diesem<br />

Land lebt.“ Klingholz (2005) kritisiert<br />

insbesondere den nicht mehr herstellbaren<br />

Zusammenhang hinsichtlich eingebürgerter<br />

Migranten <strong>und</strong> ethnischer<br />

Herkunft sowie Integrationserfolg <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit.<br />

Nationale Studien beziehen sich vor<br />

allem auf die im Folgenden dargestellten<br />

Datenquellen:<br />

15<br />

� B<strong>und</strong>esweiter Kinder- <strong>und</strong> Jugendsurvey KIGGS (vgl. RKI 2005) <strong>und</strong> KUS<br />

(vgl. Schulz et al. 2004; Wolf et al. 2004)<br />

[nationale Studie zur Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen unter Federführung des RKI;<br />

Hauptphase der praktischen Durchführung von 2003 bis 2005; Datenerhebung von ca. 18.000<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen im Alter von 0 bis 18 Jahren; Informationen unter URL<br />

http://www.kiggs.de]<br />

� Deutsche Herz-Kreislauf-<strong>Prävention</strong>sstudie (DHP) (vgl. Mielck 2000)<br />

[Untersuchung in den alten B<strong>und</strong>esländern zu 3 Zeitpunkten: 1984/85, 1987/88, 1991/92;<br />

Befragungs- <strong>und</strong> Untersuchungsdaten von jeweils 10.000 Personen zwischen 25 <strong>und</strong> 69 Jahren]<br />

� DFG-Sonderforschungsbereich 227 "<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Intervention im<br />

Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter" (vgl. Universität Bielefeld 2005)<br />

[von 1986 bis 1996 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstütztes<br />

Forschungsvorhaben zur Ermittlung des Ges<strong>und</strong>heitszustands Jugendlicher an der Universität<br />

Bielefeld; Leitung: Klaus Hurrelmann]<br />

� Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung des B<strong>und</strong>es (vgl. BMGS 2005a)<br />

[1992 bis 1998 Forschungsprojekt unter Trägerschaft des BMBF <strong>und</strong> BMGS zur Initiierung der<br />

nationalen Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung; 1998 erster B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitssurvey; seit 1999<br />

Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung des B<strong>und</strong>es als gemeinsame Aufgabe des Robert Koch-Instituts<br />

(RKI) <strong>und</strong> des Statistisches B<strong>und</strong>esamtes, die politische Verantwortung liegt <strong>bei</strong>m BMGS;<br />

Produkte: Online-Datenbank unter URL http://www.gbe-b<strong>und</strong>.de, einzelne Themenhefte unter<br />

URL http://www.rki.de, Schwerpunktberichte]<br />

� Ges<strong>und</strong>heitssurvey-Ost (vgl. Mielck 2000)<br />

[Pendant zu DHP in den neuen B<strong>und</strong>esländern; Untersuchung von ca. 2.200 Personen zwischen<br />

18 <strong>und</strong> 79 Jahren; Zeitraum 1991/92]<br />

� Health Behavior in School-aged Children (HBSC) (vgl. Hurrelmann et al.<br />

2003; Siegrist & Joksimovic 2000)<br />

[international vergleichendes Forschungsvorhaben, Befragung von Schülern zwischen 10 <strong>und</strong> 17<br />

Jahren zum Ges<strong>und</strong>heitsverhalten; alle vier Jahre unter Schirmherrschaft der WHO durchgeführt;<br />

Teilnahme von 35 Staaten aus Europa <strong>und</strong> Nordamerika; in Deutschland sechs B<strong>und</strong>esländer<br />

beteiligt (Berlin, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong><br />

Sachsen)]<br />

� Mikrozensus (vgl. Mielck 2000)<br />

[gesetzlich vorgeschriebene jährliche Befragung von 1% der Bevölkerung]<br />

� Monica-Studie (Monitoring Trends and Determinants in Cardiovascular<br />

Disease) (vgl. Mielck 2000)<br />

[internationale Herz-Kreislaufstudie der WHO; Beginn Anfang der 80er Jahre; Deutschland mit<br />

drei Zentren in den alten <strong>und</strong> einem Zentrum in den neuen B<strong>und</strong>esländern beteiligt]<br />

� Regionale <strong>und</strong> kommunale Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung<br />

[Entwicklung seit Anfang der 90er Jahre durch Forschungsvorhaben unterstützt; Aufgabe der<br />

Landesges<strong>und</strong>heitsämter sowie der unteren Ges<strong>und</strong>heitsbehörden (Ges<strong>und</strong>heitsämter)]<br />

� Sozio-ökonomisches Panel (SOEP) (vgl. Mielck 2000)<br />

[jährliche Befragung derselben Stichprobe; deutsche <strong>und</strong> ausländische Haushalte einbezogen]<br />

� Umwelt-Surveys (vgl. Mielck 2000)<br />

[bisher existieren 3 Umwelt-Surveys; 1985/86 <strong>und</strong> 1990/91 in den alten B<strong>und</strong>esländern,<br />

untersucht wurden je 2.500 Personen; 1990/91 zusätzlich ca. 450 Kinder; 1991/92<br />

„Umweltsurvey-Ost“ mit ca. 1.800 Erwachsene sowie 360 Kinder; Stichproben beruhen auf DHP<br />

bzw. Ges<strong>und</strong>heitsurvey-Ost]<br />

Abb. 2: Datenquellen nationaler Studien zur<br />

<strong>sozial</strong>en <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Ungleichheit<br />

(alphabetische Anordnung)<br />

Mielck (2000) verdeutlicht, dass<br />

sich die wissenschaftlichen Bemühungen<br />

der letzten Jahre vor allem auf die<br />

Problembeschreibung beschränkt haben;<br />

erst seit kurzem verlagert sich das<br />

Interesse stärker auf die Erklärung der<br />

Probleme sowie auf die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Erprobung von Interventionsmaßnahmen<br />

(vgl. auch Siegrist & Joksimovic<br />

2000).<br />

Im Vergleich zu anderen westeuropäischen<br />

Staaten, wie z.B. Großbritannien<br />

oder den Niederlanden, in welchen<br />

die ges<strong>und</strong>heitliche Chancengleichheit<br />

schon seit Jahren einen festen<br />

Platz in der Politik einnimmt, wurde<br />

in Deutschland auf politischer Ebene<br />

bisher nur wenig umgesetzt (vgl. Mielck<br />

2000; Kaba-Schönstein 2004). Einzelne


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Stellungnahmen <strong>und</strong> Entschließungen<br />

können an dieser Stelle aufgeführt werden,<br />

stellen aber gegenwärtig eher eine<br />

Seltenheit dar. Beispielsweise die Entschließung<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsministerkonferenz<br />

(GMK) im Jahre 1997 zu<br />

„Auswirkungen von <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

auf die Ges<strong>und</strong>heit <strong>bei</strong> Kindern“<br />

sowie die daraus resultierende Festlegung<br />

von „Qualitätsstandards zur Verminderung<br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Auswirkungen<br />

<strong>sozial</strong>er Benachteiligung <strong>bei</strong><br />

Kindern“ durch die GMK (vgl. Kaba-<br />

Schönstein 2004), des Weiteren die<br />

Celler Erklärung von 1996, die Kölner<br />

Entschließung aus dem Jahre 1999 zur<br />

„Chancengleichheit für ein ges<strong>und</strong>es<br />

Leben“ (vgl. ebenda) <strong>und</strong> die 10. Entschließung<br />

der Landesges<strong>und</strong>heitskonferenz<br />

Nordrhein-Westfalen 2001 zur<br />

„Sozialen Lage <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“ (vgl.<br />

Altgeld 2003). Darüber hinaus wurde<br />

<strong>bei</strong>m B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

die Ar<strong>bei</strong>tsgruppe „Armut <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“<br />

initiiert, welche Empfehlungspapiere<br />

bezüglich Themen der <strong>sozial</strong>en <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Benachteiligung erar<strong>bei</strong>tet<br />

(vgl. Pott & Lehmann 2002).<br />

Politische Handlungsansätze zur<br />

Verringerung ges<strong>und</strong>heitlicher Ungleichheiten<br />

wurden erst seit kurzem im<br />

Rahmen der Ges<strong>und</strong>heitsreform 2000<br />

angestoßen. Folglich sind Krankenkassen<br />

mittels des novellierten § 20 SGB V<br />

durch den Gesetzgeber angehalten,<br />

verstärkt Leistungen zur Primärprävention<br />

durchzuführen, die den allgemeinen<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand verbessern<br />

<strong>und</strong> insbesondere einen Beitrag zur<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Chancengleichheit<br />

leisten sollen (vgl. Kaba-Schönstein<br />

2004; Altgeld 2003). Altgeld (2000) <strong>und</strong><br />

Rosenbrock (2000) schätzen die bisherige<br />

Umsetzung der Kassen jedoch als<br />

wenig befriedigend ein.<br />

16<br />

Kaba-Schönstein (2004) macht deutlich,<br />

dass spezifische Konzepte zur<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

für <strong>sozial</strong> benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />

erst gegenwärtig zunehmen<br />

<strong>und</strong> im nichtstaatlichen Bereich insbesondere<br />

durch die B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesvereinigungen<br />

für Ges<strong>und</strong>heit vorangetrieben<br />

werden. Sie beschreibt<br />

aber, dass trotz dieser kurzen Etablierungsphase<br />

bereits die unterschiedlichsten<br />

Akteure eine Vielzahl von Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> Projekte durchführen, was<br />

zu großen Unübersichtlichkeiten führt.<br />

Ferner bemängelt die Autorin vor allem<br />

das Fehlen von systematischen Bestandsaufnahmen.<br />

Die B<strong>und</strong>eszentrale<br />

für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung (BZgA)<br />

ist jedoch in diesem Zusammenhang<br />

seit 2002 mit dem Aufbau einer Datenbank<br />

beschäftigt, in welcher ein vollständiger<br />

Überblick über Projekte <strong>und</strong><br />

Maßnahmen zur Bekämpfung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Ungleichheiten besonders im<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendbereich angestrebt<br />

wird (vgl. Pott & Lehmann 2002).<br />

3.4 Soziale Benachteiligung im<br />

Jugendalter<br />

Besonders im Jugendalter wirkt sich<br />

der Aspekt der <strong>sozial</strong>en Benachteiligung<br />

<strong>und</strong> insbesondere die daraus resultierende<br />

Bildungsbenachteiligung<br />

entscheidend auf das weitere Leben<br />

unterprivilegierter Heranwachsender<br />

aus, denn der Übergang von schulischer<br />

zu beruflicher Bildung ist ein entscheidender<br />

Meilenstein in der Biographie<br />

des Einzelnen <strong>und</strong> hat gr<strong>und</strong>legenden<br />

Einfluss auf den zukünftigen<br />

Status sowie die spätere Lebensweise.<br />

Allerdings ist die Mehrzahl der <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

geringen Bildungskapitals sowie häufi-


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

ger Lern- <strong>und</strong> Leistungsschwierigkeiten<br />

bzw. Verhaltensauffälligkeiten (vgl.<br />

Bohlinger 2004) für Ausbildung oder<br />

Beruf vollkommen unzureichend ausgestattet<br />

<strong>und</strong> wird deshalb als marktbenachteiligt<br />

bezeichnet (vgl. Storz 1999).<br />

Siegrist <strong>und</strong> Joksimovic (2000)<br />

verdeutlichen in diesem Zusammenhang,<br />

dass sich die <strong>sozial</strong>e Benachteiligung<br />

der Eltern ungünstig auf die Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Berufschancen ihrer Kinder<br />

auswirkt (vgl. auch Schlemmer 1998;<br />

Lauterbach & Lange 1998). Auch Solga<br />

<strong>und</strong> Wagner (2001) beschreiben, dass<br />

insbesondere Jugendliche aus bildungsfernen<br />

Familien ohne bzw. nur<br />

mit einem sehr niedrigen Schulabschluss<br />

verbleiben <strong>und</strong> ihnen aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> Erwerbskarrieren in der<br />

Regel verwährt sind. Beispielsweise<br />

liegen „die universitären Studienchancen<br />

der Kinder von Selbstständigen mit<br />

Abitur […] um das 14-fache höher als<br />

diejenigen der Kinder aus Fachar<strong>bei</strong>terfamilien<br />

<strong>und</strong> sogar um das 41-fache<br />

höher als diejenigen der Kinder von<br />

Ungelernten“ (Geißler 2002, 350).<br />

B<strong>und</strong>esweit verlassen etwa 10%<br />

aller Schüler eines Jahrgangs die Schule<br />

ohne Abschluss <strong>und</strong> sind folglich für<br />

den Übergang in Ausbildung <strong>und</strong> Berufsleben<br />

schlecht gerüstet (vgl.<br />

Horstkotte 2003). Des Weiteren kommen<br />

jährlich r<strong>und</strong> 25 bis 30% der Schüler<br />

hinzu, die mit dem Hauptschulabschluss<br />

abschließen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der<br />

gegenwärtigen ar<strong>bei</strong>tsmarktpolitischen<br />

Situation <strong>und</strong> deren Folgen ebenfalls<br />

als <strong>sozial</strong> benachteiligt eingestuft werden<br />

können. Der Hauptschulabschluss<br />

gilt heutzutage nur noch als „zivilisatorische<br />

Mindestausstattung“, denn aufgr<strong>und</strong><br />

hoher Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit sowie<br />

Ausbildungsplatzmangels, anspruchsvollerer<br />

Berufsbilder <strong>und</strong> steigender<br />

17<br />

Ausbildungsvoraussetzungen der Betriebe<br />

verliert dieser zunehmend an<br />

Bedeutung (vgl. BMBF 2002).<br />

Werden horizontale Ungleichheitsmerkmale<br />

zur genaueren Bestimmung<br />

besonders betroffener Gruppen einbezogen,<br />

wird deutlich, dass hauptsächlich<br />

junge Frauen <strong>und</strong> Jugendliche mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> vom Ausbildungsmarkt<br />

benachteiligt sind. Junge<br />

Frauen sind da<strong>bei</strong> im Allgemeinen<br />

schlechter gestellt als die männlichen<br />

Bewerber. Jedoch bringt die Tatsache,<br />

dass Frauen durchschnittlich eine höhere<br />

Bildung erzielen als Männer vorwiegend<br />

<strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Mädchen<br />

keine Vorteile, denn „ein männlicher<br />

Bewerber ohne Hauptschulabschluss<br />

hat bessere Chancen auf dem<br />

Ausbildungsmarkt als eine weibliche<br />

Bewerberin mit Hauptschulabschluss“<br />

(BMBF 1999a, S.18). Jugendliche mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> haben vor allem<br />

aufgr<strong>und</strong> von Sprachbarrieren schlechtere<br />

Ausbildungschancen, doch spielen<br />

in diesem Zusammenhang ebenfalls<br />

Integrationsdefizite sowie die ungünstigen<br />

Fördermaßnahmen des Bildungssystems<br />

eine große Rolle. Im Durchschnitt<br />

verbleibt jeder Dritte Migrant<br />

unter 27 Jahren ohne Ausbildungsabschluss<br />

(vgl. BMBF 1999b). Eine weitere<br />

Erscheinungsform horizontaler Ungleichheit<br />

stellt die branchenspezifische<br />

sowie regionenbedingte Benachteiligung<br />

dar. Als außerordentlich ungünstig<br />

erweisen sich da<strong>bei</strong> die Perspektiven<br />

für Jugendliche in ländlichen bzw.<br />

strukturschwachen Gebieten, in denen<br />

nur vereinzelt Ausbildungs- bzw. Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

zur Verfügung stehen <strong>und</strong><br />

kaum Maßnahmen gegen Ausbildungsnot<br />

greifen (vgl. Strikker 1990). So kann<br />

bezüglich der Ar<strong>bei</strong>tslosenquote Jugendlicher<br />

unter 25 Jahren ein Nord-


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Süd- als auch ein Ost-West-Gefälle<br />

beobachtet werden, denn während in<br />

Bayern bzw. Baden-Württemberg die<br />

Jugendar<strong>bei</strong>tslosigkeit im Jahr 2000<br />

weniger als 5% beträgt, liegt sie in Niedersachsen<br />

oder Bremen zwischen 10<br />

<strong>und</strong> 15% <strong>und</strong> in den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

zwischen 16 <strong>und</strong> 21% (vgl.<br />

BMFSFJ 2002).<br />

Soziale Benachteiligung verfestigt<br />

sich häufig über Generationen hinweg<br />

(vgl. Walper 1997), man könnte folglich<br />

von einer „Vererbung“ <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

sprechen. Beispielsweise beschreiben<br />

Mayer <strong>und</strong> Blossfeld (1990)<br />

in diesem Kontext, eine generationsübergreifende<br />

Verfestigung des beruflichen<br />

Status.<br />

Hier wird deutlich, welchen Einfluss<br />

die Familie auf die Ausbildung <strong>und</strong> Verankerung<br />

<strong>sozial</strong>er Benachteiligungen<br />

ausübt. In unterprivilegierten Familien<br />

bzw. familienähnlichen Gemeinschaften<br />

fehlen zumeist stabile emotionale Bezugssysteme<br />

sowie ein stützendes Klima.<br />

Außerdem erfahren benachteiligte<br />

Jugendliche aufgr<strong>und</strong> der familiären<br />

Situation einen eingeschränkteren Aktivitäts-<br />

<strong>und</strong> Aktionsraum als auch geringere<br />

Unterstützung <strong>und</strong> Anregung (vgl.<br />

Seus-Seberich 2005), denn der Wert<br />

von Bildung wird nicht, wie in bildungsnahen<br />

Haushalten als Selbstverständlichkeit<br />

gelebt, sondern der Bildungsbezug<br />

bleibt angestrengt <strong>und</strong> instrumentell<br />

(vgl. Gill 2005). Insgesamt ist die<br />

Problemdichte in <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong><br />

Familien besonders ausgeprägt <strong>und</strong><br />

<strong>bei</strong>spielsweise durch existenzielle Versorgungsmängel<br />

(z.B. unzureichende<br />

Wohnverhältnisse, schlechte Ernährung,<br />

Verschuldung), familiäre Konflikte,<br />

der Abwesenheit eines Elternteils<br />

sowie durch Gewalt-, Sucht- <strong>und</strong>/oder<br />

Kriminalitätserfahrungen geprägt (vgl.<br />

18<br />

BMBF 2002). Horstkotte (2003) beschreibt<br />

in diesem Zusammenhang,<br />

dass ein großer Teil der Jugendlichen<br />

aus <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Familien in<br />

der Regel bereits verschiedenste Interventionsmaßnahmen<br />

wie schulische<br />

Fördermaßnahmen, kinderpsychiatrische<br />

Behandlungen, Fremdplatzierung<br />

etc. durchlaufen haben. Diese ungünstigen<br />

Entwicklungsbedingungen beeinflussen<br />

natürlich Normen <strong>und</strong> Verhaltensweisen,<br />

Lebensstil, Wohnbedingungen<br />

<strong>und</strong> Bildungsverlauf der Jugendlichen<br />

in hohem Maße (vgl. BMBF<br />

2002). Die Heranwachsenden machen<br />

sich da<strong>bei</strong> die ihnen vorgelebten Lebensstile<br />

<strong>und</strong> Handlungsstrategien zu<br />

eigen. Sie lernen gesellschaftliche Basiskompetenzen<br />

häufig überhaupt nicht<br />

kennen.<br />

Auch durch die Sozialisationsinstitution<br />

Schule wird die Benachteiligung<br />

unzureichend gemildert, sondern eher<br />

verstärkt. Die PISA-Studie belegt, dass<br />

die Kompetenzdefizite benachteiligter<br />

Jugendlicher durch den hohen Leistungsdruck<br />

sowie durch die Segregation<br />

in „schulformspezifische Milieus“ die<br />

<strong>sozial</strong>en Ungleichheiten weiter verfestigen,<br />

denn in den geschaffenen homogenen<br />

Lernumgebungen können benachteiligte<br />

Schüler kaum voneinander<br />

lernen, sondern werden in ihrem Kompetenzerwerb<br />

zusätzlich benachteiligt<br />

(vgl. Schumann 2003).<br />

Jedoch existieren länderspezifische<br />

Unterschiede hinsichtlich der<br />

Ausprägungen <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

sowie der Rahmenbedingungen für<br />

schulisches Lernen. Beispielsweise<br />

reichen die Anteile Jugendlicher mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> von r<strong>und</strong> 3% in<br />

Thüringen bis etwa 40% in Bremen <strong>und</strong><br />

Hamburg. Des Weiteren haben Heranwachsende<br />

verschiedene Ausgangsbe-


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

dingungen für erfolgreiches Lernen, da<br />

in Sachsen-Anhalt nur 13% der Eltern<br />

über die allgemeine Hochschulreife<br />

verfügen <strong>und</strong> demgegenüber in Hessen<br />

ca. 28%. Ferner beziehen in Sachsen-<br />

Anhalt etwa 20% der Familien Sozialleistungen,<br />

in Bayern dagegen nur 4%.<br />

Hinsichtlich der Rahmenbedingungen<br />

wird deutlich, dass vor allem Länder,<br />

wie Hessen, Baden-Württemberg <strong>und</strong><br />

Bayern eine günstige Situation für<br />

schulisches Lernen bieten, während die<br />

drei Stadtstaaten sowie die neuen B<strong>und</strong>esländer,<br />

ausgenommen Sachsen <strong>und</strong><br />

Thüringen eher ungünstige Voraussetzungen<br />

aufweisen (vgl. Block & Klemm<br />

2005).<br />

3.5 Sozial benachteiligte Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Für viele Menschen ist Ges<strong>und</strong>heit ein<br />

Begriff, der erst im Alter zunehmend an<br />

Wert gewinnt. Die Kindes- <strong>und</strong> Jugendphase<br />

gehört vielmehr zu den Lebensabschnitten,<br />

die im Allgemeinen mit<br />

„Ges<strong>und</strong>sein“ <strong>und</strong> „Wohlbefinden“ assoziiert<br />

werden. Die bis in die 90er Jahre<br />

andauernde „Mortalitätsfixierung“ der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsforschung belegte dies mit<br />

den Ergebnissen, dass Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen<br />

nur ein geringes<br />

Mortalitätsrisiko aufweisen. Erst in den<br />

letzten Jahren konnte u.a. durch Franzkowiak,<br />

Seiffge-Krenke <strong>und</strong> vor allem<br />

die Bielefelder Gruppe um Hurrelmann<br />

im DFG-Sonderforschungsbereich 227<br />

„<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Intervention im Kindes-<br />

<strong>und</strong> Jugendalter", aber auch durch die<br />

HBSC-Studien verdeutlicht werden,<br />

dass Jugendliche in keinster Weise so<br />

ges<strong>und</strong> sind, wie gedacht <strong>und</strong> dass sich<br />

gerade in der Jugend ges<strong>und</strong>heitsschädigende<br />

Verhaltensweisen her-<br />

19<br />

ausbilden sowie verfestigen (vgl. Höfer<br />

2000).<br />

Während zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

hauptsächlich Infektionskrankheiten<br />

verbreitet waren sowie eine<br />

hohe Säuglings- <strong>und</strong> Kindersterblichkeit<br />

herrschte (vgl. RKI 2004), lässt sich die<br />

derzeitige ges<strong>und</strong>heitliche Situation<br />

Jugendlicher folgendermaßen beschreiben:<br />

� Die chronischen Erkrankungen<br />

(Krebserkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen,Stoffwechselstörungen,<br />

neurologische Erkrankungen,<br />

rheumatische Erkrankungen <strong>und</strong> Beeinträchtigungen<br />

des Bewegungs-<br />

<strong>und</strong> Halteapparates) haben weiter<br />

zugenommen, wo<strong>bei</strong> etwa 10% aller<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen eines Jahrgangs<br />

betroffen sind. Des Weiteren<br />

steigt vor allem der Anteil allergischer<br />

Erkrankungen, wie z.B. Asthma bronchiale<br />

oder Neurodermitis. Insgesamt<br />

sind ca. 39% aller Heranwachsenden<br />

von Erkrankungen des allergischen<br />

Formenkreises betroffen (vgl. Hoepner-Stamos<br />

1995; Hurrelmann et al.<br />

2003; Hurrelmann 1995).<br />

� Im psychosomatischen Bereich sind<br />

vor allem Beschwerden, wie Kopfschmerzen<br />

(39%), Nervosität (30%),<br />

Konzentrationsschwierigkeiten (30%)<br />

<strong>und</strong> Rückenschmerzen (24%) präsent.<br />

Die Verbreitung von Essstörungen,<br />

z.B. Adipositas (12 bis 14%) sowie<br />

Bulimia nervosa (3%) haben da<strong>bei</strong><br />

in besonderem Maße zugenommen<br />

(vgl. Kolip et al. 1995; RKI 2004).<br />

� Ca. 10 bis 15% der Jugendlichen leiden<br />

heutzutage an psychischen <strong>und</strong><br />

psycho<strong>sozial</strong>en Störungen, wie Verhaltensauffälligkeiten,<br />

emotionalen<br />

Störungen, Psychosen, Lernstörungen<br />

<strong>und</strong> (Teil-) Leistungsschwächen


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

(z.B. Hyperaktivität, Lese-Rechtschreibschwäche).<br />

Die Intensität körperlicher,<br />

psychischer <strong>und</strong> verbaler<br />

Gewalt ist da<strong>bei</strong> extrem gestiegen.<br />

Ebenfalls sind Suizidversuche bzw.<br />

vollzogene Suizide relativ häufig (vgl.<br />

Hurrelmann 1994; Kolip et al. 1995).<br />

� Suchtkrankheiten breiten sich aus.<br />

Immer mehr Jugendliche konsumieren<br />

immer früher Alkohol (30%),<br />

Nikotin (38%), Medikamente oder illegale<br />

Drogen (27%) (vgl. BZgA 2001).<br />

� Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Erkrankungen,<br />

die durch unvorsichtiges Verhalten,<br />

so genanntes „Risikoverhalten“<br />

von Jugendlichen ausgelöst werden,<br />

wie z.B. fahrlässiges Verhalten im<br />

Straßenverkehr oder ungeschütztes<br />

Sexualverhalten steigen. Unfälle (z.B.<br />

Verletzungen, Vergiftungen etc.) zählen<br />

zu den häufigsten Todesursachen<br />

<strong>bei</strong> Jugendlichen in den Mortalitätsstatistiken<br />

der westlichen Länder (vgl.<br />

Hurrelmann 1994; RKI 2004).<br />

Da inzwischen ein erster Überblick<br />

zur ges<strong>und</strong>heitlichen Situation der Heranwachsenden<br />

geschaffen wurde,<br />

stellt sich nun die Frage, ob <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Jugendliche in höherem<br />

Maße von Krankheit betroffen sind.<br />

Zahlreiche Studien im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

belegen, dass <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Jugendliche in der Regel einen<br />

schlechteren ges<strong>und</strong>heitlichen Zustand<br />

aufweisen als Gleichaltrige besser gestellter<br />

Bevölkerungsgruppen. Geckova<br />

et al. (2004) berichten in diesem Zusammenhang<br />

über ausgeprägte Ges<strong>und</strong>heitsbeschwerden<br />

sowie ein sehr<br />

niedriges subjektives Wohlbefinden<br />

slowakischer unterprivilegierter Jugendlicher.<br />

Sie beschreiben des Weiteren,<br />

insbesondere <strong>bei</strong> weiblichen Benachteiligten<br />

eine schlechtere psychische Ver-<br />

20<br />

fassung <strong>und</strong> Vitalität. Siegrist <strong>und</strong> Joksimovic<br />

(2000) weisen vor allem auf die<br />

zahnmedizinische Forschung hin. In<br />

zwei nationalen Surveys wurde nachgewiesen,<br />

dass vorwiegend <strong>bei</strong> Kindern<br />

der unteren Statusgruppen erhöhte<br />

Kariesbef<strong>und</strong>e auftreten, was sich natürlich<br />

auch auf das Jugendalter auswirkt.<br />

Ferner belegt Pötschke-Langer<br />

(1998) einen schlechteren subjektiven<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>bei</strong> Hauptschülern<br />

im Vergleich zu Gymnasiasten (vgl.<br />

auch Glaser-Möller et al. 1992). Ebenso<br />

stellen Klocke <strong>und</strong> Hurrelmann (1995)<br />

im Rahmen der HBSC-Studie ein größeres<br />

Maß an Ges<strong>und</strong>heitsbeschwerden<br />

<strong>bei</strong> <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Schülern<br />

dar. Anlässlich einer schulärztlichen<br />

Untersuchung von <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen in Bremen kann auch<br />

Horstkotte (2003) aufzeigen, dass diese<br />

Gruppe Jugendlicher einen sehr<br />

schlechten ges<strong>und</strong>heitlichen Zustand<br />

aufweist. Beispielsweise konnte nur<br />

jeder vierte Jugendliche als völlig ges<strong>und</strong><br />

bezeichnet werden. Sie beschreibt<br />

insbesondere das Ausmaß<br />

psychischer <strong>und</strong> psychosomatischer<br />

Auffälligkeiten als außerordentlich ausgeprägt.<br />

Des Weiteren verdeutlicht<br />

Horstkotte ein erhöhtes Maß an ges<strong>und</strong>heitsriskanten<br />

Verhaltensweisen,<br />

z.B. war jeder zweite Jugendliche sportlich<br />

inaktiv, ca. 65% der untersuchten<br />

Heranwachsenden gaben Nikotinkonsum,<br />

41% Alkohol- sowie 9% Drogenkonsum<br />

an. Auch Setter et al. (1998)<br />

weisen nach, dass ein Zusammenhang<br />

zwischen Bildungsniveau <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsschädigenden<br />

Handlungsweisen<br />

besteht, denn das relative Risiko für<br />

Männer bzw. Frauen mit niedrigster<br />

Schulbildung regelmäßig zu rauchen<br />

beträgt 5,2 bzw. 4,5 gegenüber Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen mit dem höchsten


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Schulabschluss. Höfer (2000) stellt ebenso<br />

ein erhöhtes Risikoverhalten <strong>bei</strong><br />

Benachteiligten fest. Sie betrachtet in<br />

ihrer Untersuchung die Verhaltensweisen<br />

von Jugendlichen in der Jugendhilfe<br />

im Vergleich zu einer repräsentativen<br />

Kontrollgruppe Gleichaltriger (Tab. 4).<br />

Tab. 4: Risikoverhaltensweisen <strong>bei</strong> Jugendlichen<br />

in der Jugendhilfe im Vergleich zu einer<br />

Kontrollgruppe in Prozent (modifiziert nach Höfer<br />

2000)<br />

Risiko<br />

Jugendliche in der<br />

Jugendhilfe<br />

Kontrollgruppe<br />

Frauen Männer Frauen Männer<br />

Nikotinkonsum 54 58 30,5 34,3<br />

Täglicher Alkoholkonsum 5 16 3 7<br />

Regelmäßiger Medikamentenkonsum 17 11,3 4,3 2,3<br />

Erfahrungen mit illegalen Drogen 33 54 24 33,6<br />

bereits gewalttätig geworden a 47 74 10,6 22,9<br />

a z.B. Körperverletzung, Sachbeschädigung etc.<br />

Da<strong>bei</strong> stellt Höfer (2000) fest, dass<br />

benachteiligte Adoleszenten insgesamt<br />

ein ges<strong>und</strong>heitsriskanteres Verhalten<br />

aufweisen als gleichaltrige Jugendliche.<br />

Außerdem beschreibt sie geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede, nachdem<br />

junge Frauen häufiger krank sind, über<br />

mehr psychosomatische Stresssymptome<br />

klagen sowie sich psychisch<br />

mehr belasten fühlen <strong>und</strong> Männer dagegen<br />

anhand außerordentlich ausgeprägter<br />

Risikoverhaltensweisen, wie<br />

z.B. Drogenkonsum oder Gewaltbereitschaft<br />

gekennzeichnet sind. Die Ausnahme<br />

ist lediglich der Medikamentenkonsum<br />

der wiederum <strong>bei</strong> Frauen höher<br />

ist (vgl. auch Horstkotte 2003). Höfer<br />

(2000) folgend weisen unterprivilegierte<br />

Jugendliche außerdem deutlich<br />

höhere Werte bezüglich des psychischen<br />

Stresses <strong>und</strong> der Demoralisierung<br />

auf.<br />

21<br />

3.6 Erklärungsversuche ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Benachteiligung<br />

Doch warum sind ges<strong>und</strong>heitsschädigende<br />

Verhaltensweisen <strong>bei</strong> <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen in einem<br />

solchen hohen Ausmaß ausgeprägt<br />

bzw. warum ist diese Gruppe Jugendlicher<br />

derart von Krankheit betroffen?<br />

Jugendliche haben im Laufe ihrer<br />

Entwicklung zahlreiche körperliche,<br />

psychische, <strong>sozial</strong>e <strong>und</strong> ökologische<br />

Anforderungen zu bewältigen, so genannte<br />

Entwicklungsaufgaben (vgl.<br />

Hurrelmann 1994; Pinquart & Silbereisen<br />

2004). Verschiedenen „Teil“-<br />

Identitäten, wie z.B. eine psychosexuelle<br />

Identität sowie eine berufliche Identität<br />

sind zu entwickeln, um eine „Gesamtentwurfs“-Identität<br />

ausbilden zu<br />

können (vgl. Höfer 2000; Haberland et<br />

al. 1995). Das Konzept der Entwicklungsaufgaben<br />

beschreibt da<strong>bei</strong> den<br />

Prozess der Identitätsfindung im Jugendalter<br />

auf dem Weg zum Erwachsenenstatus.<br />

Es wurde 1948 von Havighurst<br />

entwickelt <strong>und</strong> ist seitdem von<br />

vielen Autoren modifiziert worden. Lenz<br />

(1988) <strong>und</strong> Straus <strong>und</strong> Höfer (1997)<br />

etablierten z.B. den Begriff der Handlungsaufgaben.<br />

Für die Jugendphase<br />

lassen sich nach Hurrelmann (1994)<br />

vier zentrale Entwicklungsaufgaben<br />

benennen (Tab. 5):


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Tab. 5: Die vier zentralen Entwicklungsaufgaben<br />

des Jugendalters (modifiziert nach<br />

Hurrelmann 1994)<br />

Entwicklungsaufgabe Ziele<br />

Entwicklung einer intellektuellen<br />

<strong>und</strong> <strong>sozial</strong>en<br />

Kompetenz<br />

Entwicklung eines inneren<br />

Bildes von Geschlechtszugehörigkeit<br />

Entwicklung selbstständiger<br />

Handlungsmuster<br />

für die Nutzung des Konsumwarenmarkteseinschließlich<br />

der Medien<br />

Entwicklung eines Werte-<br />

<strong>und</strong> Normensystems <strong>und</strong><br />

eines ethischen <strong>und</strong> politischen<br />

Bewusstseins<br />

- Bewältigung schulischer <strong>und</strong> beruflicher Anforderungen<br />

- Aufnahme beruflicher Erwerbsar<strong>bei</strong>t<br />

- Ökonomische Unabhängigkeit<br />

- Existenzsicherung<br />

- Akzeptanz der veränderten körperlichen Erscheinung<br />

- Aufbau einer <strong>sozial</strong>en Bindung zu Gleichaltrigen des<br />

eigenen <strong>und</strong> des anderen Geschlechts<br />

- Aufbau einer heterosexuellen (oder auch homosexuellen)<br />

Partnerbeziehung<br />

- Möglichkeit der Familiengründung sowie der Geburt<br />

<strong>und</strong> Erziehung eigener Kinder ist gegeben<br />

- Fähigkeit zum Umgang mit Geld<br />

- Kontrollierter <strong>und</strong> bedürfnisorientierter Umgang mit<br />

„Freizeit“-Angeboten<br />

- Entwicklung eines eigenen Lebensstils<br />

- Orientierung an eigenem Verhalten <strong>und</strong> Handeln<br />

- Verantwortliche Übernahme von gesellschaftlichen Partizipationsrollen<br />

als Bürger im kulturellen <strong>und</strong> politischen<br />

Raum<br />

Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene<br />

Konzepte der Entwicklungs-<br />

bzw. Handlungsaufgaben <strong>und</strong> dementsprechend<br />

auch zahlreiche Modifikationen<br />

der Anzahl <strong>und</strong> Inhalte der zu bewältigenden<br />

Aufgaben. Da in der vorliegenden<br />

Ar<strong>bei</strong>t nicht alle einzelnen<br />

Modelle berücksichtigt werden können,<br />

wurde das von Hurrelmann (1994) gewählt,<br />

da dieses einen relativ umfangreichen<br />

<strong>und</strong> zugleich gut kategorisierten<br />

Charakter hat.<br />

Die Bewältigung der einzelnen<br />

Entwicklungsaufgaben ist für viele Jugendliche<br />

mit großen Anstrengungen<br />

verb<strong>und</strong>en. Einerseits kann es zu einer<br />

komplexen Vernetzung verschiedener<br />

Aufgaben kommen (z.B. Freizeitaktivitäten<br />

mit Gleichaltrigen geraten im Widerspruch<br />

zum schulischen Erfolg),<br />

andererseits können gesellschaftliche<br />

Zustände negativ auf die Bewältigung<br />

der Entwicklungsaufgaben wirken (z.B.<br />

steigende Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit) (vgl. Pinquart<br />

& Silbereisen 2004).<br />

Laut Hurrelmann (1994) gelingt der<br />

Mehrheit der Heranwachsenden eine<br />

erfolgreiche Auseinandersetzung mit<br />

22<br />

den Entwicklungsaufgaben, doch andererseits<br />

wächst der Anteil derer, die<br />

scheitern, kontinuierlich. Er erklärt,<br />

dass „[…] heute schon etwa ein Fünftel<br />

eines Jahrganges […]“ betroffen sind<br />

(Hurrelmann 1994, S. 10). Folgen sind<br />

häufig defizitäre Lebensstile, Entwicklungsprobleme<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Beeinträchtigungen. Hurrelmann (1994)<br />

beschreibt in diesem Zusammenhang<br />

drei Ausprägungsformen in Folge unangemessener<br />

Bewältigung:<br />

� nach außen gerichtete (externalisierende)<br />

Problemverar<strong>bei</strong>tung in Form<br />

von Gewalt- <strong>und</strong> Aggressionsverhalten,<br />

� ausweichende (evadierende) Problemverar<strong>bei</strong>tung<br />

in Form des Konsums<br />

psychoaktiver Substanzen,<br />

� nach innen gerichtete (internalisierende)<br />

Problemverar<strong>bei</strong>tung in Form<br />

psychosomatischer Ausprägungen<br />

(vgl. Hurrelmann 1994).<br />

Sozial benachteiligte Jugendliche<br />

scheitern häufig in der Auseinandersetzung<br />

mit den Entwicklungsaufgaben.<br />

Ihr Leben ist durch hohe Belastungen in<br />

verschiedensten Lebensbereichen, wie<br />

z.B. Schule, Ar<strong>bei</strong>t, Freizeit, Wohnumwelt<br />

etc. geprägt sowie durch Marginalisierungserfahrungen<br />

<strong>und</strong> Perspektivlosigkeit<br />

beeinflusst. Diese unterschiedlichen<br />

Belastungen wirken da<strong>bei</strong> erschwerend<br />

auf die Heranwachsenden<br />

ein. Da<strong>bei</strong> erzeugen vor allem Mehrfachbelastungen<br />

erhebliche Risiken für<br />

eine ges<strong>und</strong>e Lebensbewältigung (vgl.<br />

Höfer 2000). Zusätzlich fehlen <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen vorwiegend wichtige<br />

Basiskompetenzen <strong>und</strong> Handlungsstrategien<br />

sowie <strong>sozial</strong>er Rückhalt<br />

<strong>und</strong> Unterstützungsnetzwerke, um die<br />

gesellschaftlichen Erfordernisse meistern<br />

zu können. Einer Studie von Jovic-


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Vranes et al. (2005) zu Folge sind die<br />

Risikoverhaltensweisen Jugendlicher –<br />

hier wurde vornehmlich der Drogenmissbrauch<br />

untersucht – eng mit fehlender<br />

<strong>sozial</strong>er Unterstützung durch<br />

Familie <strong>und</strong> Schule verb<strong>und</strong>en. Ebenso<br />

verdeutlicht Hurrelmann (1994), dass<br />

Jugendliche aus Familien mit ökonomischer,<br />

bildungsmäßiger <strong>und</strong> kultureller<br />

Benachteiligung zu den „Verlierern“<br />

gehören <strong>und</strong> <strong>bei</strong> Individualisierungsprozessen<br />

häufig scheitern, weil in der<br />

Regel wichtige Unterstützungssysteme<br />

fehlen <strong>und</strong> das Potenzial personeller<br />

als auch <strong>sozial</strong>er Ressourcen unzureichend<br />

entfaltet ist. Außerdem weisen<br />

benachteiligte Adoleszenten laut Sacks<br />

(1995) insbesondere beträchtliche Motivationsprobleme<br />

<strong>und</strong> immense<br />

Selbstwertdefizite auf. Folgen sind, wie<br />

bereits erwähnt, delinquentes Verhalten,<br />

erhöhte ges<strong>und</strong>heitsgefährdende<br />

Handlungsweisen, wie z.B. Drogenkonsum<br />

sowie vor allem <strong>bei</strong> jungen Frauen<br />

nach innen gerichtete Problemverar<strong>bei</strong>tungsstrategien,<br />

welche vornehmlich<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Belastungen psychosomatischer<br />

Natur hervorbringen (vgl.<br />

Kolip 2002).<br />

3.7 Erreichbarkeit <strong>sozial</strong> benachteiligter<br />

Jugendlicher<br />

Sozial benachteiligte Jugendliche weisen<br />

häufig einen hohen Hilfebedarf auf,<br />

nicht nur aufgr<strong>und</strong> ihres schlechten<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Zustands sondern<br />

auch was fehlende Kompetenzen der<br />

Lebensbewältigung betrifft. Diese, für<br />

benachteiligte Adoleszenten in höchstem<br />

Maße riskanten Lebensverhältnisse<br />

erfordern eine Praxis <strong>und</strong> Politik der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung, welche die Heranwachsenden<br />

in ihrer spezifischen<br />

Alltagswelt als aktiv handelnde Indivi-<br />

23<br />

duen betrachtet. Deshalb ist es von<br />

prioritärer Bedeutung Gelegenheitsstrukturen<br />

zu schaffen, die es den Jugendlichen<br />

ermöglicht, Lebenskompetenzen<br />

<strong>und</strong> Widerstandstandsressourcen<br />

zu entwickeln (vgl. Höfer 2000).<br />

Doch Pott <strong>und</strong> Lehmann (2002) erläutern<br />

in diesem Zusammenhang, dass in<br />

Deutschland keine f<strong>und</strong>ierte wissenschaftliche<br />

Absicherung der Wirksamkeit<br />

von Interventionsstrategien zur Bekämpfung<br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Ungleichheiten<br />

existiert. Sie kritisieren die fehlende<br />

Dokumentation <strong>und</strong> Bewertung<br />

vorhandener Aktivitäten sowie den unzureichenden<br />

Transfer verfügbarer Erkenntnisse,<br />

welcher die Identifikation<br />

passender Strategien erschwert. Geyer<br />

(2002) verdeutlicht, dass vor allem verhaltensbezogene<br />

Maßnahmen <strong>bei</strong> <strong>sozial</strong><br />

Benachteiligten aufgr<strong>und</strong> hoher<br />

Motivationsdefizite wenig erfolgsversprechend<br />

sind.<br />

Rosenbrock (2004) bewertet in seinem<br />

Gutachten im Auftrag des BKK-<br />

B<strong>und</strong>esverbandes zur Umsetzung des<br />

§ 20 SGB V den durch die WHO entwickelten<br />

Setting-Ansatz als beste Erfolgschance<br />

zur Verminderung <strong>sozial</strong><br />

bedingter Ungleichheiten von Ges<strong>und</strong>heitschancen.<br />

Ebenso bemerken die<br />

Spitzenverbände der Krankenkassen,<br />

dass <strong>sozial</strong> Benachteiligte erfahrungsgemäß<br />

nur schwer erreichbar sind <strong>und</strong><br />

aus diesem Gr<strong>und</strong> vorrangig der Setting-Ansatz<br />

zu empfehlen ist, denn „gerade<br />

<strong>sozial</strong> benachteiligte Zielgruppen<br />

sind in der Regel überfordert, aus eigener<br />

Kraft Verhaltensänderungen in ihren<br />

Alltag zu integrieren. Sie sind besonders<br />

darauf angewiesen, dass ungünstige<br />

Bedingungen <strong>und</strong> Strukturen<br />

bzw. <strong>sozial</strong>e Bezüge, in denen sie leben,<br />

mit Hilfe von außen verändert<br />

werden“ (Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft der Spit-


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

zenverbände der Krankenkassen 2003,<br />

S. 7). Ferner geht auch aus den Expertisen<br />

(Gutachten 2000/2001: „Bedarfsgerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit“,<br />

Gutachten 2005: „Koordination <strong>und</strong><br />

Qualität im Ges<strong>und</strong>heitswesen“) des<br />

Sachverständigenrates für die Begutachtung<br />

der Entwicklung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

hervor, dass mittels des<br />

Setting-Ansatzes unterschiedlichste<br />

Zielgruppen vergleichsweise einfach als<br />

auch unter Vermeidung unerwünschter<br />

Stigmatisierungseffekte erreicht werden<br />

können (vgl. SVR 2005; SVR 2000/01).<br />

Allerdings bezweifelt Bauch (2002) die<br />

<strong>sozial</strong>kompensatorische Wirksamkeit<br />

des Setting-Ansatzes, da Nicht-Benachteiligte<br />

genauso erreicht werden<br />

<strong>und</strong> höheren Nutzen erfahren als <strong>sozial</strong><br />

unterpivilegierte Zielgruppen. Des Weiteren<br />

bemerkt er, dass der Setting-<br />

Ansatz ursprünglich zur Gestaltung von<br />

Organisationsformen in „zweckrationalen<br />

Organisationen“, wie idealerweise<br />

Betriebe, Krankenhäuser sowie Verwaltungen<br />

konzipiert wurde <strong>und</strong> gegenwärtig<br />

durch die Zielstellung einer allgemeinen<br />

Lebensweltgestaltung in ungeeignetem<br />

Maße überdehnt wird. Laut<br />

Bauch (2002) sollte der Setting-Ansatz<br />

genutzt werden, um <strong>sozial</strong>e Strukturen<br />

in ges<strong>und</strong>heitsförderliche Gestaltungsmöglichkeiten<br />

einzubeziehen sowie<br />

ges<strong>und</strong>heitsförderliche Klimate zu etablieren.<br />

Als relevante Settings für die Zielgruppe<br />

<strong>sozial</strong> benachteiligter Jugendlicher<br />

werden Familie, Freizeit <strong>und</strong> Schule<br />

identifiziert (vgl. Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft<br />

der Spitzenverbände der Krankenkassen<br />

2003; Forum Ges<strong>und</strong>heitsziele<br />

Deutschland 2003). Da<strong>bei</strong> wird die Erreichbarkeit<br />

über die Familie als weniger<br />

sinnvoll erachtet, da sich die definierte<br />

Zielgruppe an der Schnittstelle<br />

24<br />

zwischen Schul- <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>tsleben befindet<br />

<strong>und</strong> der Familie nicht mehr allzuviel<br />

Bedeutung <strong>bei</strong>gemessen wird (vgl.<br />

Pinquart & Silbereisen 2002). Interventionen<br />

im familiären Kontext müssten<br />

bereits früher ansetzen. Auch der Zugang<br />

über den Freizeitbereich, wie z.B.<br />

über Sportvereine erscheint eher ungünstig,<br />

um <strong>sozial</strong> benachteiligte Jugendliche<br />

vollständig berücksichtigen<br />

zu können. Die Erreichbarkeit über das<br />

schulische Setting wird als besonders<br />

effektiv bewertet (vgl. Homfeldt & Barkholz<br />

1993), da die Institution Schule<br />

einen relevanten Teil der Lebenszusammenhänge<br />

von Heranwachsenden<br />

bestimmt (vgl. Leppin 1995) <strong>und</strong> die<br />

betrachteten Jugendlichen nach Verlassen<br />

der allgemeinbildenden Schule<br />

zumindest noch einer Teilschulpflicht<br />

an berufsbildenden Schulen unterliegen.<br />

Außerdem wird durch das Forum<br />

Ges<strong>und</strong>heitsziele Deutschland ausdrücklich<br />

darauf hingewiesen, dass<br />

besonders berufsbildende Schulen dazu<br />

<strong>bei</strong>tragen können „[…] die Querschnittsanforderung<br />

‚Ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Chancengleichheit’ umzusetzen, weil<br />

über dieses Setting mehr <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

als in anderen Schulformen erreicht<br />

werden können“ (Forum Ges<strong>und</strong>heitsziele<br />

Deutschland 2003, S. 159). Beispielsweise<br />

werden berufsvorbereitende<br />

Bildungsgänge (BVJ, BGJ, BFS)<br />

speziell für <strong>sozial</strong> benachteiligte Jugendliche<br />

zur Ausbildungsvorbereitung<br />

angeboten (s. Kapitel 2).


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

3.8 Interventionsmöglichkeiten im<br />

System Schule<br />

Im Folgenden werden schulische Maßnahmen<br />

zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

dargestellt sowie deren<br />

Wirksamkeit bezüglich <strong>sozial</strong> <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich<br />

benachteiligter Zielgruppen<br />

diskutiert.<br />

Wie Abbildung 3 verdeutlicht, werden<br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogene Interventionen in<br />

Schulen einerseits in problembasierte<br />

<strong>und</strong> anderseits in settingbasierte Ansätze<br />

unterschieden.<br />

Typen ges<strong>und</strong>heitsbezogener Interventionen in Schulen<br />

Problembasierte Ansätze<br />

Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

Risikofaktoren-<br />

<strong>Prävention</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in der Schule<br />

Neue <strong>Prävention</strong><br />

Settingbasierte Ansätze<br />

Ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Schule<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

problembezogene(s)… settingbezogene(s)…<br />

…Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein, -wissen, -einstellungen, -verhalten<br />

Ges<strong>und</strong>e<br />

Schule<br />

Abb. 3: Typen ges<strong>und</strong>heitsbezogener Interventionen<br />

in Schulen (Barkholz & Paulus 1998, S.<br />

12)<br />

3.8.1 Problembasierte Ansätze<br />

Problembasierte Ansätze sind maßgeblich<br />

auf die Eindämmung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Probleme, wie z.B. Stress, Sucht,<br />

Bewegungsmangel oder AIDS ausgerichtet.<br />

Neben der klassischen Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

stellt des Weiteren<br />

das Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in der Schule“ einen derartigen<br />

Ausgangspunkt dar.<br />

25<br />

3.8.1.1 Traditionelle Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

Ges<strong>und</strong>heitserziehung zielt darauf ab,<br />

Schüler durch die Vermittlung von ges<strong>und</strong>heitsbezogenem<br />

Wissen, zur Vermeidung<br />

von Krankheit <strong>und</strong> damit zur<br />

Erhaltung ihrer Ges<strong>und</strong>heit zu befähigen<br />

(vgl. Sabo 2003a). Dieser Ansatz<br />

der risikoorientierten Verhaltensprävention<br />

ist da<strong>bei</strong> nicht an ein einzelnes<br />

Unterrichtsfach geb<strong>und</strong>en, sondern<br />

wird als interdisziplinäres <strong>und</strong> fächerübergreifendes<br />

Querschnittsthema behandelt,<br />

findet aber insbesondere im<br />

Sport-, Haushalts- <strong>und</strong> Biologieunterricht<br />

Berücksichtigung (vgl. Seeger<br />

1995). Lehrer sind da<strong>bei</strong> die „Experten“,<br />

die verschiedene ges<strong>und</strong>heitliche Themen<br />

im Unterricht aufgreifen, um Schüler<br />

zu befähigen, sich außerhalb der<br />

Schule ges<strong>und</strong>heitsangemessen zu<br />

verhalten (vgl. Sabo 2003b). Zusätzlich<br />

sind Lehrkräfte angehalten mit außerschulischen<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> Beratungsstellen<br />

verstärkt Kooperationen zu<br />

schaffen, da besonders externe Akteure,<br />

wie z.B. Ges<strong>und</strong>heitsämter, Sucht-<br />

<strong>und</strong> Drogenberatungsstellen oder entsprechende<br />

Fachkräfte der Polizeiinspektionen<br />

sowie Ärzte in Form von<br />

Fachvorträgen einen Beitrag zur schulischen<br />

Ges<strong>und</strong>heitserziehung leisten<br />

können (vgl. Karsdorf et al. 1988).<br />

Während der Ansatz bis Ende der<br />

50er Jahre vorwiegend als Hygieneerziehung<br />

bzw. ges<strong>und</strong>heitliche Volksbelehrung<br />

verstanden wurde, fand Anfang<br />

der 60er Jahre eine verstärkte Orientierung<br />

an präventivmedizinischen <strong>und</strong><br />

psychologischen Modellen statt (vgl.<br />

Sabo 2003b).<br />

Die WHO definiert Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

in den 70er Jahren als die<br />

„Gesamtheit der wissenschaftlich be-


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

gründeten Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsmaßnahmen,<br />

die über die Beeinflussung<br />

des individuellen <strong>und</strong> kollektiven<br />

Verhaltens des Menschen zur Förderung,<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Wiederherstellung<br />

seiner Ges<strong>und</strong>heit <strong>bei</strong>trägt, in ihm die<br />

Verantwortung für seine eigene Ges<strong>und</strong>heit<br />

festigt <strong>und</strong> ihn befähigt, aktiv<br />

an der Gestaltung der natürlichen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Umwelt teilzunehmen“<br />

(vgl. WHO 1993a).<br />

Schulische <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

ist da<strong>bei</strong> auf die<br />

Vermeidung von Krankheiten ausgerichtet.<br />

Risikofaktoren, wie z.B. Bewegungsmangel,<br />

Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit<br />

sowie Ernährungsdefizite<br />

sollen durch eine gezielte Wissensvermittlung<br />

aufgedeckt <strong>und</strong> begrenzt bzw.<br />

beseitigt werden (vgl. Bauch 2000).<br />

Zwar konnte mittels ges<strong>und</strong>heitserzieherischer<br />

Maßnahmen vor allem die<br />

Bekämpfung von Zahnkaries <strong>und</strong> die<br />

Verdrängung infektiöser Kinderkrankheiten<br />

vorangetrieben werden (vgl.<br />

Achermann et al. 2004), jedoch fanden<br />

diese insgesamt im schulischen Alltag<br />

nur in untergeordneter Weise Berücksichtigung<br />

(vgl. Rothenfluh 1992). Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

ist hauptsächlich<br />

von der persönlichen Initiative des einzelnen<br />

Lehrers abhängig <strong>und</strong> wird häufig<br />

aus Gründen von Zeitnot oder Stoffdruck<br />

hinten angestellt <strong>und</strong> nicht in ausreichendem<br />

Maße berücksichtigt (ebenda).<br />

Nach Dietrich <strong>und</strong> Müller<br />

(1980, zitiert nach Rothenfluh 1992)<br />

vertritt die Mehrheit der Lehrkräfte die<br />

Meinung, dass ges<strong>und</strong>heitliche Erziehung<br />

vorwiegend dem Aufgabenbereich<br />

der Eltern zuzuordnen ist. Laut Vuille et<br />

al. (2004) wird diese von den Unterrichtenden<br />

eher als Überforderung empf<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> nur widerwillig in den eigenen<br />

Unterrichtsplan integriert. Auch die<br />

26<br />

Tatsache, dass Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

fächerübergreifend angelegt ist <strong>und</strong><br />

keine konkrete Verortung aufweist, trägt<br />

zu einer gewissen Unverbindlichkeit<br />

ihres Einsatzes <strong>bei</strong> (vgl. von Haug<br />

1991). Aus diesen Gründen wurden von<br />

verschiedenen Seiten Forderungen<br />

hinsichtlich der Einführung eines eigenständigen<br />

Schulfachs „Ges<strong>und</strong>heitserziehung“<br />

laut, jedoch angesichts des<br />

interdisziplinären Charakters von Ges<strong>und</strong>heit<br />

wieder verworfen (vgl. Achermann<br />

et al. 2004).<br />

Als zu Beginn der 90er Jahre diverse<br />

Untersuchungen die massive<br />

Verschlechterung des Ges<strong>und</strong>heitsverhaltens<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

seit den 80er Jahren publizierten, entstanden<br />

zunehmend Zweifel an der<br />

Wirksamkeit schulischer Ges<strong>und</strong>heitserziehung.<br />

Besonders eine amerikanische<br />

Studie des Nationalen Krebsinstituts<br />

aus dem Jahre 1984 stellt eindrucksvoll<br />

deren Unwirksamkeit dar.<br />

Vierzig Schulen wurden randomisiert<br />

einer Interventions- bzw. einer Kontrollgruppe<br />

zugeteilt. Über zehn Jahre fanden<br />

in den Interventionsschulen verstärkt<br />

Maßnahmen zur Raucherprävention<br />

statt, die den neusten Richtlinien<br />

entsprachen. Nach zwölf Jahren konnten<br />

noch 94% der ursprünglich Teilnehmenden<br />

untersucht werden: es<br />

rauchten 28,4% der Schüler der Interventionsschulen<br />

im Vergleich zu 29,1%<br />

der Kontrollschulen (vgl. Peterson et al.<br />

2000).<br />

Folglich wird deutlich, dass durch<br />

die bloße Wissensvermittlung keine<br />

Verhaltensänderung induziert ist. V.<br />

Troschke (1993) kritisiert insbesondere<br />

die präventiv-medizinische Orientierung<br />

der Ges<strong>und</strong>heitserziehung <strong>und</strong> ihre<br />

defizitäre Ausrichtung an Krankheiten,<br />

Risikofaktoren <strong>und</strong> Noxen. Außerdem


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

wird der paternalistische Charakter ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Erziehung bemängelt<br />

(vgl. Paulus 2000a). Lehrkräfte werden<br />

da<strong>bei</strong> als Experten deklariert, welche<br />

die entmündigten Schüler mit „erhobenen<br />

Zeigefinger“ (vgl. Faltis et al. 1989),<br />

zumeist durch Abschreckung zu einem<br />

ges<strong>und</strong>en Verhalten erziehen sollen.<br />

Krankheiten werden da<strong>bei</strong> auf das individuelle<br />

Verhalten des Einzelnen zurückgeführt<br />

(blaming the victim) (vgl.<br />

Paulus 2000a). Franzkowiak (1987)<br />

beanstandet des Weiteren die Nichtberücksichtigung<br />

subjektiver Ges<strong>und</strong>heitskonzepte<br />

<strong>und</strong> individueller Verhaltensweisen,<br />

denn „Ges<strong>und</strong>heitsgefährdendes<br />

Verhalten ist gerade im Kindes<strong>und</strong><br />

Jugendalter eng mit den alltäglichen<br />

Lebensroutinen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in<br />

eine typische Lebensweise einbezogen.“<br />

(Hurrelmann & Nordlohne 1993,<br />

S.107).<br />

3.8.1.2 „Ges<strong>und</strong>heitsförderung in<br />

der Schule“<br />

Das Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in der Schule“ ist konzeptionell<br />

von der traditionellen Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

abzugrenzen. Es beschränkt<br />

sich zwar ebenfalls auf die Ebene des<br />

Unterrichts, ist aber der Strategie der<br />

„neuen <strong>Prävention</strong>“ zuzuordnen <strong>und</strong><br />

steht den pädagogischen Konzeptionen<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsbildung 12 sehr nahe,<br />

da sowohl Risikofaktoren als auch Ges<strong>und</strong>heitsressourcen<br />

einbezogen werden<br />

(vgl. Paulus 2000a).<br />

12 Ges<strong>und</strong>heitsbildung stellt den Menschen als handelndes<br />

<strong>und</strong> selbstbestimmtes Wesen in den Mittelpunkt<br />

<strong>und</strong> ist durch eine eindeutige pädagogische<br />

Orientierung gekennzeichnet. Ges<strong>und</strong>heitsbildung zielt<br />

darauf ab, jeden Menschen zu befähigen einen eigenen<br />

Zugang zu Ges<strong>und</strong>heitsbewusstsein zu finden<br />

(vgl. Branzke 2002).<br />

27<br />

Die „Ges<strong>und</strong>heitsförderung in der Schule“<br />

<strong>bei</strong>nhaltet zielgruppenspezifisch<br />

zugeschnittene Unterrichtsprogramme,<br />

die sich an modernen entwicklungs-<br />

<strong>und</strong> <strong>sozial</strong>psychologischen Erkenntnissen<br />

über das Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter<br />

sowie an ges<strong>und</strong>heitspsychologischen<br />

<strong>und</strong> -soziologischen Theorien orientieren.<br />

Derartige Maßnahmen knüpfen an<br />

den subjektiven Ges<strong>und</strong>heitskonzepten<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlicher an <strong>und</strong> haben<br />

das Ziel, diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung<br />

zu unterstützen. Bekannte<br />

Beispiele hierfür sind die Kampagnen<br />

„Kinder stark machen“ oder „Ohne<br />

Rauch geht´s auch“ der B<strong>und</strong>eszentrale<br />

für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung (Barkholz<br />

& Paulus 1998).<br />

Die Strategien der „neuen <strong>Prävention</strong>“<br />

bzw. Ges<strong>und</strong>heitsförderung zielen<br />

hauptsächlich darauf ab, durch den<br />

Aufbau von Schutzfaktoren mögliche<br />

Risikofaktoren abzubauen (vgl.<br />

Gschwend et al. 2000). Auf der konzeptionellen<br />

Ebene existieren bereits verschiedene<br />

Programme, die vor allem<br />

aus der Drogenprävention übernommen<br />

wurden. Teilweise liegen schon<br />

Ergebnisse bezüglich ihrer Wirksamkeit<br />

vor.<br />

Der „Life-Skills-Approach“ hat sich<br />

da<strong>bei</strong> als eine besonders erfolgreiche<br />

Strategie erwiesen <strong>und</strong> wurde seitens<br />

verschiedener Akteure, insbesondere<br />

der WHO (vgl. WHO 1993b) zu einem<br />

umfassenden Konzept der „Praktischen<br />

Lebensk<strong>und</strong>e“ weiterentwickelt. In der<br />

Literatur ist dieser auch unter dem „Lebenskompetenzansatz“<br />

bekannt (vgl.<br />

Dusenbury & Botvin 1992; Tobler &<br />

Stratton 1997; WHO 1997), welcher<br />

darauf abzielt, Menschen durch die<br />

Vermittlung von Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

in einer erfolgreichen Alltagsbewältigung<br />

zu unterstützen (Weichhold


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

2004). Dem Konzept liegen folgende<br />

zehn Kernkompetenzen („Core Life<br />

Skills“) zu Gr<strong>und</strong>e (vgl. WHO 1993b):<br />

- The ability to make decisions<br />

- The ability to solve problems<br />

- The capacity to think creatively<br />

- The capacity to think critically<br />

- The ability to communicate effectively<br />

- The ability to establish and maintain<br />

interpersonal relations<br />

- Knowledge of self<br />

- The capacity to feel empathy<br />

- The ability to handle emotions<br />

- The ability to handle tension and<br />

stress<br />

Lebenskompetenzprogramme sind<br />

für den Einsatz im Schulunterricht gut<br />

geeignet <strong>und</strong> bestehen in der Regel<br />

aus einer unterschiedlichen Anzahl von<br />

Bausteinen, die je nach Themenschwerpunkt<br />

die verschiedenen Kernkompetenzen<br />

mehr oder weniger intensiv<br />

berücksichtigen. Die Lehrkräfte werden<br />

mittels eines Lehrermanuals in<br />

Ziele <strong>und</strong> Inhalte des Programms eingeführt<br />

<strong>und</strong> durch verschiedene Ar<strong>bei</strong>tsblätter,<br />

Folien u.a. unterstützt.<br />

Schüler sollen durch Gruppendiskussionen,<br />

Rollenspiele, Verhaltensübungen<br />

etc. zu einem aktiven <strong>und</strong> experimentellen<br />

Lernen angeregt werden (vgl. Weichold<br />

2004).<br />

Positive Effekte hinsichtlich einer<br />

Verringerung bzw. einer Verzögerung<br />

von Problemverhalten können bereits<br />

nach einem Programmumfang von 18<br />

St<strong>und</strong>en festgestellt werden (vgl. Weichold<br />

2004, Botvin et al. 1990). Ferner<br />

haben sich derartige Programme ebenfalls<br />

<strong>bei</strong> <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Jugendlichen<br />

bewährt, erfordern jedoch einen<br />

Mehraufwand (vgl. Weichold 2004).<br />

3.8.2 Settingbasierte Ansätze<br />

28<br />

Settingbasierte Ansätze sind hingegen<br />

auf das Gesamtsystem Schule bezogen.<br />

Da<strong>bei</strong> richtet sich der Blick nicht<br />

mehr lediglich auf Schüler <strong>und</strong> Unterricht,<br />

sondern auf alle an der Schule<br />

Beteiligten (vgl. Paulus 2000b). Derartige<br />

Strategien zielen darauf ab, die<br />

Chancen <strong>und</strong> Potentiale der gesamten<br />

„Lebenswelt Schule“ (Achermann et al.<br />

2004, S.24) aufzudecken <strong>und</strong> zu fördern.<br />

Der Ges<strong>und</strong>heitsbegriff wird damit<br />

um die <strong>sozial</strong>e, psychische sowie ökologische<br />

Dimension erweitert (vgl.<br />

ebenda). Als settingbasierte Ansätze<br />

werden die Konzepte „Ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Schule“ <strong>und</strong> „Ges<strong>und</strong>e Schule“<br />

betrachtet.<br />

„Ges<strong>und</strong>e Schule“ stellt jedoch<br />

lediglich ein Unterstützungsinstrument<br />

zur Entwicklung des Lehrerkollegiums<br />

dar <strong>und</strong> ordnet sich in der Regel in das<br />

Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ ein; wird folglich in der vorliegenden<br />

Ar<strong>bei</strong>t nicht gesondert betrachtet.<br />

3.8.2.1 „Ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Schule“<br />

Das Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“<br />

Die „Ges<strong>und</strong>heitsfördernde Schule“ ist<br />

auf die Schaffung ges<strong>und</strong>heitsförderlicher<br />

Umwelt- <strong>und</strong> Lebensbedingungen<br />

im Setting Schule ausgerichtet. Sie bezweckt<br />

einerseits die Stärkung von<br />

Handlungs- sowie Lebenskompetenzen<br />

<strong>und</strong> anderseits die Verbesserung der<br />

schulischen Ar<strong>bei</strong>ts-, Lern- <strong>und</strong> Lebensbedingungen.Verhaltensprävention<br />

wird somit um den Aspekt der Ver-


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

hältnisprävention ergänzt (vgl. Hurrelmann<br />

& Nordlohne 1993).<br />

Paulus (2000b) beschreibt das<br />

Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ als Prozess ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Schulentwicklung, in welchem alle an<br />

Schule Beteiligten aktiv einbezogen<br />

werden <strong>und</strong> die Möglichkeiten der Realisierung<br />

von Ges<strong>und</strong>heit im schulischen<br />

Kontext erproben. Das übergeordnete<br />

Ziel ist da<strong>bei</strong> die Steigerung<br />

der Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungsqualität.<br />

Ges<strong>und</strong>heit wird in das schulische Leitbild<br />

integriert (vgl. Vuille et al. 2004)<br />

<strong>und</strong> den Prinzipien von Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

folgend in alle schulischen<br />

Handlungsebenen bzw. Dimensionen<br />

einbezogen (vgl. Barkholz & Paulus<br />

1998) (Tab. 6).<br />

Tab. 6: Dimensionen der Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule (modifiziert nach Barkholz & Paulus<br />

1998)<br />

Dimension Abgrenzung<br />

Konzeptdimension<br />

Curriculare<br />

Dimension<br />

Soziale<br />

Dimension<br />

Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungsdimension<br />

Ökologische<br />

Dimension<br />

Kommunale<br />

Dimension<br />

Organisationsdimension <br />

Akzeptanzdimension<br />

Betrifft die Verbreitung <strong>und</strong> Kenntnis der Idee der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ in der Schule <strong>und</strong> <strong>bei</strong> den Eltern.<br />

Betrifft den Unterricht, die Inhalte <strong>und</strong> die Vermittlungsformen.<br />

Betrifft die Intra- <strong>und</strong> Intergruppenkommunikation der verschiedenen Personengruppen<br />

einer Schule.<br />

Betrifft die Dienstleistungen der Schule für einzelne Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer,<br />

für das Kollegium <strong>und</strong> das nicht unterrichtende Personal.<br />

Betrifft das schulische Umfeld <strong>und</strong> die Umwelt der Schule. Darunter fallen<br />

u.a. Schulgebäude, Einrichtung, Ausstattung, Versorgung.<br />

Betrifft die Beziehungen <strong>und</strong> Kooperationen der Schule zu Institutionen<br />

<strong>und</strong> Organisationen der Gemeinde bzw. des Stadtteils.<br />

Betrifft das Organisationsklima der Schule bzw. des Kollegiums.<br />

Betrifft die Akzeptanz der Idee der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden Schule“ <strong>bei</strong><br />

den in der Schule Lehrenden, Lernenden, den anderweitig tätigen Personengruppen<br />

<strong>und</strong> <strong>bei</strong> den Eltern.<br />

Alle bisherigen, lose nebeneinander<br />

existierenden ges<strong>und</strong>heitsbezogenen<br />

Aktivitäten werden nun in einem Zusammenhang<br />

gesehen <strong>und</strong> auf die<br />

Schule als Ganzes bezogen (vgl. Priebe<br />

et al. 1993). Die „Ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Schule“ nimmt somit die bestehenden<br />

Ansätze der Ges<strong>und</strong>heiterziehung<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbildung in sich<br />

auf (vgl. Homfeldt 2000) <strong>und</strong> verfolgt<br />

29<br />

den Anspruch Ges<strong>und</strong>heit im Setting<br />

Schule zu „veralltäglichen“ (vgl. Bauch<br />

2002).<br />

Zur Umsetzung der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ wurden Elemente<br />

aus der Organisationsentwicklung übernommen<br />

<strong>und</strong> in Schulentwicklungsmodelle<br />

integriert. Barkholz & Paulus<br />

(1998) beschreiben <strong>bei</strong>spielsweise ein<br />

neunschrittiges Prozessmodell zur Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule. Priebe et<br />

al. (1993) erläutern des Weiteren ein,<br />

die Problemlösefähigkeit von Schulen<br />

erweiterndes Organisationsentwicklungskonzept<br />

(„Institutionelles Schulentwicklungsprogramm“<br />

– ISP).<br />

Ges<strong>und</strong>heit wird folglich zum Organisationsprinzip.<br />

Interventionen, wie Ar<strong>bei</strong>tskreise<br />

oder Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Qualitätszirkel setzen am <strong>sozial</strong>en System<br />

Schule an <strong>und</strong> initiieren Maßnahmen,<br />

planen Umgestaltungen oder verändern<br />

Kommunikationsstrukturen etc.<br />

(vgl. Schnabel 2004; Bauch 2002). Externe<br />

Unterstützungssysteme sind natürlich<br />

<strong>bei</strong> derartigen tiefgreifenden<br />

Entwicklungen unbedingt erforderlich<br />

(vgl. Paulus 2000b).<br />

Die Entwicklung der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“<br />

Das Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ wurde Anfang der 90er<br />

Jahre vom Regionalbüro der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />

für Europa in<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Experten schulischer<br />

Ges<strong>und</strong>heitserziehung <strong>und</strong><br />

-förderung entwickelt. Die WHO, die<br />

Europäische Kommission <strong>und</strong> der Europarat<br />

initiierten daraufhin zur praktischen<br />

Erprobung bzw. Implementierung<br />

des Ansatzes im Jahre 1992 das „Europäische<br />

Netzwerk Ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Schulen" (European Network of


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Health Promoting Schools - ENHPS),<br />

welches sich – wahrscheinlich auch<br />

aufgr<strong>und</strong> der beträchtlichen finanziellen<br />

Förderung – in beeindruckend kurzer<br />

Zeit auf ganz Europa ausdehnte (vgl.<br />

Barkholz & Paulus 1998).<br />

Nach dem auf Schleswig-Holstein begrenztem<br />

Schulversuch „Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

im schulischen Alltag“ von<br />

1990 bis 1993 (vgl. Heindl & Gusek<br />

1993), beteiligte sich Deutschland am<br />

europäischen Netzwerk mit zwei Modellprojekten:<br />

- 01.02.93 - 31.01.97: „Netzwerk<br />

Ges<strong>und</strong>heitsfördernde Schulen“<br />

der B<strong>und</strong>-Länder-Kommission für<br />

Bildungsplanung <strong>und</strong> Forschungsförderung<br />

(BLK); Gemeinsamer<br />

Modellversuch aller B<strong>und</strong>esländer<br />

(Ausnahme Bayern); 29 Schulen<br />

einbezogen (vgl. Barkolz & Paulus<br />

1998).<br />

- 01.07.97 - 30.06.2000 BLK-<br />

Modellversuch „OPUS - Offenes<br />

Partizipationsnetz <strong>und</strong> Schulges<strong>und</strong>heit“;<br />

knüpft an die Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Ergebnisse des Modellversuchs<br />

„Netzwerk Ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Schule“ an; mehr als<br />

500 Schulen aus 15 B<strong>und</strong>esländern<br />

einbezogen (vgl. Barkholz et<br />

al. 2001).<br />

Nachdem OPUS im Sommer 2000,<br />

nach Auslaufen der finanziellen Förderung<br />

offiziell abgeschlossen wurde, lebt<br />

die Idee in den Ländern <strong>und</strong> den beteiligten<br />

Schulen weiter, denn aufgr<strong>und</strong><br />

der föderalistischen Zuständigkeit für<br />

Bildung in Deutschland wurden nach<br />

den BLK-Modellversuchen länderübergreifende<br />

Strukturen abgebaut. Derzeit<br />

existieren in einigen B<strong>und</strong>esländern<br />

Schulnetzwerke, wie z.B. „OPUS<br />

NRW“, „Anschub.de“, „Ges<strong>und</strong> Leben<br />

30<br />

Lernen“ sowie „Schule & Ges<strong>und</strong>heit<br />

Hessen“, die vornehmlich von den jeweiligen<br />

Landesvereinigungen für Ges<strong>und</strong>heit<br />

koordiniert werden. Des Weiteren<br />

werden von verschiedensten Projektträgern<br />

eine unüberschaubare Anzahl<br />

von Einzelprojekten, -maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Kampagnen für den Bereich Schule<br />

entwickelt <strong>und</strong> vorangetrieben (vgl.<br />

Siebert 2005).<br />

Das Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ hat sich zu einem erfolgreichen<br />

Ansatz der Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

entwickelt. Studien belegen,<br />

dass sich die Strategie positiv auf das<br />

Wohlbefinden aller an Schule Beteiligten<br />

auswirkt <strong>und</strong> auch leistungssteigernde<br />

Effekte erzielen kann (Vuille et<br />

al. 2004). Barkholz <strong>und</strong> Paulus (1998)<br />

beschreiben den ersten b<strong>und</strong>esweiten<br />

Modellversuch „Netzwerk Ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Schulen“ als Beitrag für eine<br />

verbesserte Schulqualität. Auch der<br />

zweite b<strong>und</strong>esweite Modellversuch „Offenes<br />

Partizipationsnetz <strong>und</strong> Schulges<strong>und</strong>heit“,<br />

der sich besonders auf Vernetzung<br />

<strong>und</strong> die daraus resultierende<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t der Schulen untereinander<br />

bezieht, stellt sehr positive Ergebnisse<br />

bezüglich ges<strong>und</strong>heitsfördernder<br />

Schulentwicklung <strong>und</strong> ihrer<br />

Auswirkungen auf Schüler, Lehrkräfte<br />

<strong>und</strong> nichtlehrende Mitar<strong>bei</strong>ter dar<br />

(Barkholz et al. 2001). Im Projekt der<br />

Robert Bosch Stiftung „Ges<strong>und</strong>e Schule“<br />

konnten vor allem Verbesserungen<br />

in den Bereichen Ernährung, Gestaltung<br />

der Schule, Bewegung, <strong>sozial</strong>er<br />

Kompetenz, des Miteinanders <strong>und</strong> der<br />

Stärkung des Selbstbewusstseins ermittelt<br />

werden. Mehr als die Hälfte der<br />

Beteiligten bestätigten eine positive<br />

Veränderung ihres Ges<strong>und</strong>heitsverständnisses<br />

(vgl. Robert Bosch Stiftung<br />

2002). Vuille <strong>und</strong> Schenkel (2002) ver-


3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

deutlichen, dass Bemühungen zur Verbesserung<br />

des Schulklimas eine vielversprechende<br />

Strategie darstellt, um<br />

die individuellen Schutzfaktoren von<br />

Schülern zu fördern.<br />

3.6 Überlegungen bezüglich wirksamer<br />

Strategien zur Verringerung<br />

<strong>sozial</strong>er Benachteiligungen<br />

im Jugendalter<br />

Zusammenfassend ist zu bemerken,<br />

dass erfolgreiche Interventionen nicht<br />

nur auf die Vermittlung von Wissen<br />

ausgerichtet sein dürfen, sondern ganzheitliche<br />

Ansätze verfolgen sollten (vgl.<br />

Langness et al. 2003). Folglich sind<br />

umfassende Programme erforderlich,<br />

„[…] die sich nicht auf Einzelaspekte<br />

beschränken, sondern die unterschiedlichen<br />

Verhaltensweisen im Gesamtrepertoire<br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogenen<br />

Verhaltens in den Mittelpunkt stellen“<br />

(ebenda, S. 312). Beispielsweise können<br />

benachteiligte Jugendliche durch<br />

die Förderung von allgemeinen Lebenskompetenzen<br />

dazu befähigt werden,<br />

Probleme konstruktiver als auch<br />

ges<strong>und</strong>heitsförderlicher zu bewältigen<br />

sowie Entwicklungsaufgaben erfolgreich<br />

zu verar<strong>bei</strong>ten (vgl. ebenda). Pinquart<br />

<strong>und</strong> Silbereisen (2004) bemerken,<br />

dass ebenfalls die aktive Partizipation<br />

der Beteiligten eine erhöhte Wirksamkeit<br />

der Interventionen induziert. Ferner<br />

sind <strong>sozial</strong> benachteiligte Jugendliche<br />

vornehmlich mittels zielgruppenspezifischer<br />

Maßnahmen zu erreichen, welche<br />

auf die Förderung entwicklungsbedingter<br />

Stärken, wie z.B. der Entfaltung<br />

von Bewältigungsressourcen ausgerichtet<br />

sein sollten. Anhand der theoretischen<br />

Überlegungen sowie der dargestellten<br />

Untersuchungen wird deutlich,<br />

dass zwischen den Geschlechtern un-<br />

31<br />

terschiedliche Verhaltens- bzw. Verar<strong>bei</strong>tungsweisen<br />

existieren, was den<br />

Einsatz geschlechterspezifischer differenzierter<br />

Konzepte erfordert (vgl. Höfer<br />

2000, Kolip 2002). Des Weiteren sollten<br />

Projekte den Lebensweltbezug berücksichtigen<br />

<strong>und</strong> auf die Implementierung<br />

von Maßnahmen <strong>und</strong> Strukturen in verschiedenen<br />

Settings zielen (vgl.<br />

Langness et al. 2003). Pinquart <strong>und</strong><br />

Silbereisen (2004) verdeutlichen darüber<br />

hinaus, dass <strong>bei</strong> Jugendlichen, die<br />

erhebliche Verhaltensdefizite aufweisen,<br />

zusätzlich therapeutische Maßnahmen<br />

erfolgen sollten. Die Autoren<br />

befürworten zudem interdisziplinäre<br />

<strong>und</strong> kooperative Interventionsansätze.<br />

Ebenso beschreiben Pott <strong>und</strong> Lehmann<br />

(2002) die Notwendigkeit von Kooperation<br />

<strong>und</strong> Vernetzung. Überdies fordern<br />

sie langfristig angelegte Maßnahmen<br />

sowie niedrigschwellige Angebote speziell<br />

<strong>bei</strong> <strong>benachteiligten</strong> Zielgruppen.


4. Kapitel – Fragestellung<br />

4. FRAGESTELLUNG<br />

Bezugnehmend auf die im theoretischen<br />

Hintergr<strong>und</strong> dargestellten Zusammenhänge<br />

ergeben sich für die<br />

vorliegende Untersuchung folgende<br />

Fragestellungen:<br />

1. Gibt es wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte<br />

Programme im Bereich <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in<br />

berufsbildenden Schulen, insbesondere<br />

für Schüler berufsvorbereitender<br />

bzw. berufsgr<strong>und</strong>bildender<br />

Klassen?<br />

2. Wie müssten wirksame Programme<br />

<strong>und</strong> Strategien aufgebaut<br />

sein, um <strong>sozial</strong> benachteiligte Jugendliche<br />

wirksam erreichen zu<br />

können?<br />

Um diese Fragen beantworten zu<br />

können, wird einerseits die Existenz<br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogener Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Projekte im Setting Berufsbildende<br />

Schule ermittelt (Ist-Zustand) <strong>und</strong> andererseits<br />

die Vorstellungen bezüglich<br />

zielgruppengeeigneter Strategien sowie<br />

deren Wirksamkeit (Soll-Zustand) untersucht.<br />

4.1 Ges<strong>und</strong>heitsbezogene Maßnahmen<br />

im Setting Berufsbildende<br />

Schule<br />

Anhand der im Vorfeld dargestellten<br />

Ergebnisse zu ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Maßnahmen im schulischen Bereich<br />

kann gezeigt werden, dass insbesondere<br />

das Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ (vgl. S. 43) zur Verbesserung<br />

des Schulklimas <strong>bei</strong>tragen<br />

kann (vgl. Vuille & Schenkel 2002). Des<br />

Weiteren wird verdeutlicht, dass Verbesserungen<br />

des Schulklimas wiederum<br />

zur Leistungssteigerung der Schüler<br />

32<br />

führen kann bzw. das Wohlbefinden<br />

aller an Schule Beteiligten positiv beeinflusst<br />

(Vuille et al. 2004). Evaluationsergebnissen<br />

zu Folge können mittels<br />

des Setting-Ansatzes Verhaltensverbesserungen<br />

erzielt sowie Kompetenz-<br />

<strong>und</strong> Selbstbewusstseinstärkungen<br />

auf Schülerseite erreicht werden (vgl.<br />

Robert Bosch Stiftung 2002). Ferner<br />

wird erörtert, dass ebenfalls anhand<br />

problembasierter Konzepte, wie z.B.<br />

dem Lebenskompetenzansatz (vgl. S.<br />

42) durchaus wirkungsvolle Resultate<br />

hinsichtlich des Erwerbs <strong>und</strong> Aufbaus<br />

von Kompetenzen <strong>bei</strong> Schülern erzielt<br />

werden können (vgl. Weichold 2004,<br />

Botvin et al. 1990).<br />

Die vorausgegangen Ausführungen<br />

zeigen, dass besonders <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen wichtige Kompetenzen<br />

zur Lebensbewältigung fehlen<br />

(vgl. Hurrelmann 1994) sowie außerordentlich<br />

ausgeprägte ges<strong>und</strong>heitsschädigende<br />

Verhaltensweisen bestehen<br />

(vgl. Höfer 2000; Hurrelmann 1994).<br />

Aufgr<strong>und</strong> des erhöhten Hilfebedarfs<br />

(vgl. Höfer 2000) <strong>sozial</strong> <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich<br />

benachteiligter Adoleszenten<br />

könnten mittels schulischer Interventionsansätze<br />

ges<strong>und</strong>heitsriskantes Verhalten<br />

gemildert bzw. <strong>sozial</strong>e sowie<br />

persönliche Kompetenzen entfaltet <strong>und</strong><br />

somit die <strong>benachteiligten</strong> Heranwachsenden<br />

in ihrer Lebensbewältigung<br />

unterstützt werden. Die betreffende<br />

Zielgruppe wäre da<strong>bei</strong> sehr gut über<br />

berufsbildende Schulen zu erreichen.<br />

Vor allem in schulischen Maßnahmen<br />

zur Berufsvorbereitung könnten die<br />

<strong>benachteiligten</strong> Jugendlichen besonders<br />

von den beschriebenen Maßnahmen<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong><br />

<strong>Prävention</strong> profitieren <strong>und</strong> Unterstützung<br />

erfahren (vgl. Forum Ges<strong>und</strong>heitsziele<br />

Deutschland 2003).


4. Kapitel – Fragestellung<br />

Daraus schlussfolgernd ergeben sich<br />

die nachfolgenden Fragestellungen.<br />

Fragegruppe 1:<br />

Fragestellung 1.1:<br />

Gibt es wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Programme<br />

im Bereich <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden<br />

Schulen, insbesondere für Schüler<br />

berufsvorbereitender bzw. berufsgr<strong>und</strong>bildender<br />

Klassen in Deutschland (Ist-<br />

Zustand)?<br />

Fragestellung 1.2:<br />

In welchem Maße werden berufliche<br />

Schulen in das Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ eingeb<strong>und</strong>en<br />

(Ist-Zustand)?<br />

4.2 Vorstellungen zu Interventionen<br />

<strong>bei</strong> <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen<br />

Wie müssen die Interventionen angelegt<br />

sein, um <strong>sozial</strong> benachteiligte Jugendliche<br />

zu erreichen bzw. wirksam zu<br />

unterstützen? In diesem Zusammenhang<br />

wird erläutert, dass geeignete<br />

Strategien in Deutschland erst seit kurzem<br />

von Interesse sind, da sich die<br />

wissenschaftlichen Bemühungen in den<br />

letzten Jahren vor allem auf die Beschreibung<br />

<strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Ungleichheiten beschränkt haben<br />

(vgl. Kaba-Schönstein 2004; Mielck<br />

2000). Des Weiteren wird beschrieben,<br />

dass auch in Großbritannien <strong>und</strong> den<br />

Niederlanden, wo das Ziel der ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Chancengleichheit bereits<br />

seit einigen Jahren auf der politischen<br />

Ebene vorangetrieben wird, gegenwärtig<br />

ebenfalls noch geeignete Interventionsstrategien<br />

erforscht werden. Außerdem<br />

kann verdeutlicht werden, dass<br />

wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Interventi-<br />

33<br />

onsstrategien zur Verringerung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Benachteiligungen in<br />

Deutschland noch fehlen (vgl. Mielck<br />

2000).<br />

In den bisherigen Ausführungen<br />

wird darauf hingewiesen, dass in der<br />

Literatur vor allem der Setting-Ansatz<br />

als Instrument zur Verringerung <strong>sozial</strong>er<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Benachteiligungen<br />

befürwortet wird, da durch die<br />

Umgestaltung verschiedener Lebenswelten<br />

die breite Bevölkerung <strong>und</strong> somit<br />

auch unterprivilegierte Bevölkerungsgruppen<br />

erreicht werden können<br />

<strong>und</strong> sich Veränderungen in den Alltag<br />

der Menschen integrieren lassen (vgl.<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft der Spitzenverbände<br />

der Krankenkassen 2003; Rosenbrock<br />

2004; SVR 2005; SVR<br />

2000/01). Für <strong>sozial</strong> benachteiligte Jugendliche<br />

wird vor allem die berufsbildende<br />

Schule als geeignetes Setting<br />

identifiziert (vgl. Forum Ges<strong>und</strong>heitsziele<br />

Deutschland 2003). Ebenfalls werden<br />

verschiedene Ansätze schulischer <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung vorgestellt,<br />

durch die bereits positive Ergebnisse<br />

hinsichtlich der Stärkung von<br />

Kompetenzen sowie der Unterstützung<br />

von Jugendlichen erzielt werden konnten<br />

(vgl. Barkholz & Paulus 2004; Paulus<br />

2000; Vuille et al. 2004; Weichhold<br />

2004).<br />

Da jedoch keine einschlägigen Interventionsstrategien,<br />

insbesondere für<br />

berufsbildende Schulen ermittelt werden<br />

konnten, gilt es herauszufinden<br />

welche Vorstellungen Projektträger bezüglich<br />

geeigneter Strategien zur Verringerung<br />

<strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Benachteiligungen <strong>bei</strong> Jugendlichen in<br />

der Berufsbildung haben. Gemeint sind<br />

hier<strong>bei</strong> Akteure, die praktisch im Feld<br />

der schulischen <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

wirksam sind <strong>und</strong>


4. Kapitel – Fragestellung<br />

die vorgestellten schulischen Interventionskonzepte<br />

zur Anwendung bringen.<br />

Fragegruppe 2:<br />

Fragestellung 2.1:<br />

Wie müssten Konzepte <strong>und</strong> Strategien<br />

aufgebaut sein, um <strong>bei</strong> <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong><br />

Schülern in berufsbildenden<br />

Schulen Wirksamkeit zu erzielen (Soll-<br />

Zustand)?<br />

Fragestellung 2.2:<br />

Könnten vorhandene Strategien schulischer<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

auf berufsbildende Schulen<br />

übertragen werden oder bedarf es veränderter<br />

Konzepte (Soll-Zustand)?<br />

Auf die Entwicklung von Hypothesen<br />

wird verzichtet, da keine einschlägige<br />

Literatur ermittelt werden konnten, die<br />

bereits im Vorfeld Rückschlüsse auf<br />

eventuelle Zusammenhänge erlaubt.<br />

Die vorliegende Untersuchung ist eine<br />

explorative Studie zur Hypothesengenerierung.<br />

34


5. Kapitel – Methoden<br />

5 METHODEN<br />

Im folgenden Kapitel wird das methodische<br />

Vorgehen der Untersuchung beschrieben.<br />

Da<strong>bei</strong> werden zwei Untersuchungsteile<br />

unterschieden. Einerseits<br />

wurde eine deutschlandweite empirische<br />

Bestandsanalyse zur Ermittlung<br />

der Existenz wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierter<br />

Programme bzw. Projekte im Bereich<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in berufsbildenden Schulen durchgeführt.<br />

Andererseits fand eine qualitative<br />

Befragung zur gegenwärtigen Ar<strong>bei</strong>t<br />

potentieller Projektträger in der schulischen<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

statt. Gleichzeitig wurden mittels<br />

des Interviews die Vorstellungen<br />

der Projektträger bezüglich wirksamer<br />

Strategien zur Verringerung <strong>sozial</strong>er<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Benachteiligung<br />

im Setting Berufsbildende Schule erfragt.<br />

5.1 Empirische Bestandsanalyse<br />

5.1.1 Recherche<br />

Den ersten Teil der Untersuchung stellt<br />

eine deutschlandweite empirische Bestandsanalyse<br />

(Anh. B) dar, anhand<br />

welcher Existenz <strong>und</strong> Angebotsstruktur<br />

wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierter Programme<br />

im Bereich Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong><br />

<strong>Prävention</strong> für das Setting berufsbildende<br />

Schule ermitteln wurden.<br />

Im Rahmen der Analyse erfolgte<br />

eine umfangreiche Internetrecherche<br />

sowie Literaturrecherche in <strong>sozial</strong>- <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitswissenschaftlichen Zeitschriften,<br />

des Weiteren fanden Kontaktaufnahmen<br />

zu verschiedenen Einrichtungen<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

<strong>und</strong> potentiellen Projektträgern statt.<br />

35<br />

Die Ergebnisse der Bestandsanalyse<br />

wurden in einem einheitlichen Dokumentationsmuster<br />

in tabellarischer<br />

Form (nach Göpfert et al. 2004) zusammengefasst.<br />

Das Muster <strong>bei</strong>nhaltet<br />

folgende Kriterien <strong>und</strong> Merkmale:<br />

- Projektname,<br />

- Träger des Projektes,<br />

- Laufzeit (Durchführungsdauer; mögliche<br />

Anzahl der Interventionen etc.),<br />

- Aktivitätsart (Wer führt wann <strong>und</strong> wo<br />

das Programm durch?),<br />

- Zielgruppe (z.B. Altersgruppen, spezifische<br />

Risikogruppen etc.),<br />

- Art der Evaluationsmaßnahme,<br />

- wissenschaftlicher <strong>und</strong> theoretischer<br />

Hintergr<strong>und</strong> für die Durchführung der<br />

Maßnahme.<br />

5.1.2 Auswertung<br />

Die Bewertung der ermittelten Projekte<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen erfolgte unter Erfassung<br />

der absoluten <strong>und</strong> relativen Häufigkeiten<br />

hinsichtlich folgender Kriterien:<br />

- thematisierte Schwerpunkte,<br />

- berücksichtigte Zielgruppen,<br />

- Aktivitätsart,<br />

- Projektverortung,<br />

- Berücksichtigung <strong>sozial</strong>er Benachteiligung,<br />

- <strong>Prävention</strong>sart (verhaltens- bzw.<br />

verhältnisbezogen),<br />

- Netzwerkseinbindung,<br />

- Projektevaluation.


5. Kapitel – Methoden<br />

5.2 Qualitatives Interview<br />

Der zweite Teil der Untersuchung besteht<br />

aus einer Befragung von Akteuren,<br />

die im Schulbereich Interventionen<br />

<strong>und</strong> Projekte zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

durchführen. Erfragt<br />

wurden u.a. Zielstellungen <strong>und</strong><br />

Vorgehensweisen ihrer gegenwärtigen<br />

Ar<strong>bei</strong>t als auch Vorstellungen bezüglich<br />

geeigneter Strategien zur Verringerung<br />

<strong>sozial</strong>er Benachteiligungen <strong>bei</strong> Schülern<br />

berufsvorbereitender Bildungsgänge.<br />

Da es sich <strong>bei</strong> der vorliegenden<br />

Untersuchung um eine explorative Studie<br />

handelt <strong>und</strong> theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

bzw. Interventionsstudien für das<br />

analysierte Gebiet noch weitgehend<br />

fehlen, wurde das Experteninterview<br />

(vgl. Bogner et al. 2005) als geeignetes<br />

Instrument zur Ermittlung fach- <strong>und</strong><br />

themenspezifischen Wissens genutzt.<br />

Um die Erfahrungen der befragten Interviewpartner<br />

bezüglich der definierten<br />

Problemstellung möglichst umfassend<br />

zu dokumentieren, erfolgte der Einsatz<br />

der Methode des problemzentrierten<br />

Interviews, in welchem sich die Experten<br />

offen über die mittels eines Leitfadens<br />

abgesteckten Schwerpunkte äußern<br />

konnten.<br />

5.2.1 Stichprobenbeschreibung<br />

An der qualitativen Befragung nahmen<br />

insgesamt zwölf Personen teil. Da<strong>bei</strong><br />

sind alle Befragten in Einrichtungen<br />

tätig, welche Programme bzw. Projekte<br />

zur schulischen <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

durchführen <strong>und</strong><br />

können infolgedessen als Experten<br />

hinsichtlich ges<strong>und</strong>heitsbezogener Interventionen<br />

im Schulbereich bezeichnet<br />

werden (Anh. D). Jedoch wurden<br />

Institutionsform<br />

Gesetzliche<br />

Krankenkasse<br />

(GKV)<br />

36<br />

die Teilnehmer häufig anhand der Tatsache<br />

ausgewählt, dass berufsbildende<br />

Schulen schon in Projekten <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

berücksichtigt wurden, da<br />

dann bereits auf Erfahrungen zurückgegriffen<br />

werden konnte sowie Vertrautheit<br />

mit der Zielgruppe bestand.<br />

Die folgende Tabelle zeigt die befragten<br />

Personen differenziert nach Institutionsform<br />

(Tab. 7).<br />

Tab. 7: Befragte Personen differenziert nach<br />

Institutionsform (n=12)<br />

Merkmale Befragte<br />

- Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Selbstverwaltung<br />

- Aufgabe ist es, „die Ges<strong>und</strong>heit der Versicherten zu erhalten,<br />

wiederherzustellen oder ihren Ges<strong>und</strong>heitszustand zu verbessern“<br />

(SGB V § 1, vgl. BMGS 2005b)<br />

- <strong>Prävention</strong>sauftrag der GKV (SGB V § 20, vgl. ebenda): Leistungen<br />

zur Verhütung von Krankheiten<br />

Unfallkasse - Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Selbstverwaltung<br />

- zuständig für die Unfallversicherung der Versicherten (z.B.<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmer im öffentlichen Dienst sowie Schüler, Studenten<br />

staatlicher Einrichtungen etc.) im Bereich der öffentlichen Hand<br />

(SGB VII, vgl. BMGS 2005c)<br />

- im Falle eines Unfalles oder einer Berufskrankheit Übernahme<br />

der Rehabilitationskosten sowie Geldleistungen<br />

- <strong>Prävention</strong> von Ar<strong>bei</strong>ts- <strong>und</strong> Schulunfällen, von Berufskrankheiten<br />

<strong>und</strong> ar<strong>bei</strong>tsbedingten Ges<strong>und</strong>heitsgefahren<br />

Landesvereinigung<br />

für<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

Sonstige<br />

(Vereine,<br />

Stiftungen)<br />

- Landesar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft für Ges<strong>und</strong>heit, in allen B<strong>und</strong>esländern<br />

vertreten<br />

- vornehmlich in Vereinsform organisiert, in vier B<strong>und</strong>esländern<br />

an öffentlichen Einrichtungen angesiedelt (Baden-<br />

Württemberg, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Bremen)<br />

- Interessensvertreter für Ges<strong>und</strong>heitsförderung, der Aktivitäten<br />

koordiniert <strong>und</strong> vernetzt, Sachkompetenz bündelt <strong>und</strong> viele<br />

gesellschaftliche <strong>und</strong> politische Kräfte ressort- <strong>und</strong> parteiübergreifend<br />

integriert<br />

- Ziel ist es, das Anliegen der Ges<strong>und</strong>heitsförderung voranzubringen<br />

- sonstige Einrichtungen, die sich mittels Projekten zur <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung im Schulbereich engagieren<br />

Im Vorfeld wurden mittels Internet<br />

potentielle Projektträger (Krankenkassen,<br />

Unfallkassen, Vereine <strong>und</strong> Stiftungen)<br />

recherchiert <strong>und</strong> konkrete Ansprechpartner<br />

ausfindig gemacht. Ferner<br />

wurden telefonisch Inhalt <strong>und</strong> Zielstellung<br />

der Befragung erläutert <strong>und</strong> <strong>bei</strong><br />

Teilnahme Interviewtermine vereinbart<br />

(von 14 kontaktierten Personen nahmen<br />

12 am Interview teil). Drei Interviewpartner<br />

konnten aufgr<strong>und</strong> der geographischen<br />

Nähe aufgesucht <strong>und</strong><br />

„face to face“ befragt werden, die weiteren<br />

Interviews fanden aus Kosten- <strong>und</strong><br />

Zeitgründen telefonisch statt.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

3


5. Kapitel – Methoden<br />

5.2.2 Erhebungsinstrument<br />

Das Interview wurde teilstandardisiert,<br />

mit Hilfe eines Interviewleitfadens<br />

durchgeführt (Dauer ca. 30 bis 60 min,<br />

Anh. C). Der Leitfaden ist in vier Teilbereiche<br />

aufgegliedert, <strong>bei</strong>nhaltet 32<br />

Items <strong>und</strong> besteht ausschließlich aus<br />

offenen Fragen. Die Gliederung erfolgte<br />

in die Themenkomplexe:<br />

Allgemeines zur Einrichtung: Zum Einstieg<br />

wurden allgemeine Informationen<br />

zur Einrichtung erfragt: Tätigkeitsbereiche,<br />

Anzahl der beschäftigten Mitar<strong>bei</strong>ter,<br />

Anzahl der beschäftigten Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

im Bereich Schule, Anzahl der laufenden<br />

Projekte, Anzahl der laufenden<br />

Projekte im Schulbereich.<br />

Interventionen im Setting Schule (Ist-<br />

Zustand): Diese Items erfassen die gegenwärtige<br />

Ar<strong>bei</strong>t der Projektträger im<br />

Schulbereich. Ermittelt wurden berücksichtigte<br />

Zielgruppen, thematisierte<br />

Problembereiche, eingesetzte Strategien,<br />

Nutzung <strong>und</strong> Bewertung von Evaluationsmethoden<br />

sowie die Einschätzung<br />

der eigenen Ar<strong>bei</strong>t.<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in berufsbildenden Schulen (Soll-<br />

Zustand): Hier wurde die Berücksichtigung<br />

berufsbildender Schulen in der<br />

Ar<strong>bei</strong>t der Akteure erfasst sowie die<br />

Eignung dieser Schulform für ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Interventionen ermittelt.<br />

Des Weiteren wurden Vorstellungen<br />

bezüglich zu thematisierender Problembereiche,<br />

einzusetzender Strategien<br />

sowie bestehender Schwierigkeiten<br />

erfragt.<br />

Soziale Benachteiligung (Soll-Zustand):<br />

Es wurde gefragt, ob die Zielstellung<br />

37<br />

der Verringerung <strong>sozial</strong>er Ungleichheiten<br />

in ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Interventionen<br />

im Schulbereich berücksichtigt<br />

werden sollten sowie ob <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Jugendliche in berufsbildenden<br />

Schulen überhaupt zu erreichen sind.<br />

Ferner wurde ermittelt, welche Problembereiche<br />

zur Bekämpfung <strong>sozial</strong>er<br />

Benachteiligung thematisiert werden<br />

sollten bzw. welche Strategien als wirksam<br />

beurteilt werden.<br />

5.2.3 Aufbereitung <strong>und</strong> Auswertung<br />

Die Äußerungen der Befragten wurden<br />

in Form eines zusammenfassenden<br />

Protokolls in Stichpunkten erfasst, um<br />

die Materialfülle schon <strong>bei</strong> der Aufbereitung<br />

zu reduzieren (vgl. Mayring 2002).<br />

Die Auswertung erfolgte durch Kategorienbildung<br />

(vgl. ebenda), welche<br />

sowohl deduktiv (theoriegeleitet) als<br />

auch induktiv (datengeleitet) generiert<br />

wurden.<br />

Theoriegeleitet fand die Entwicklung<br />

von Themenkomplexen statt, welchen<br />

verschiedene Kategoriensysteme<br />

zugeordnet wurden:<br />

- Themenkomplex I – Was wird gegenwärtig<br />

in der Ar<strong>bei</strong>t der befragten<br />

Projektträger umgesetzt?<br />

- Themenkomplex II – Wie sind die<br />

Vorstellungen bezüglich <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden<br />

Schulen?<br />

- Themenkomplex III – Wie sind die<br />

Vorstellung bezüglich <strong>sozial</strong> benachteiligter<br />

Zielgruppen in der <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in berufsbildenden Schulen?<br />

Datengeleitet wurden nachfolgend innerhalb<br />

der definierten Kategoriensysteme<br />

Kategorien gebildet. Die Zuordnung<br />

der Antworten zu den Kategorien


5. Kapitel – Methoden<br />

erfolgte über alle Items hinweg, so<br />

konnte z.B. die Antwort eines Items <strong>bei</strong><br />

den Kategorien eines anderen Items<br />

eingeordnet werden.<br />

38


6. Kapitel – Ergebnisse<br />

6 ERGEBNISSE<br />

6.1 Ist-Stand der <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden<br />

Schulen<br />

Im Folgenden wird dargestellt, inwieweit<br />

berufsbildende Schulen in schulischen<br />

Interventionen zur <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung Berücksichtigung<br />

finden. Einerseits wird der Ist-<br />

Zustand anhand der Ergebnisse einer<br />

deutschlandweiten empirischen Bestandsanalyse<br />

dargestellt, in welcher<br />

39 konkrete ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte für berufsbildende<br />

Schulen recherchiert wurden.<br />

Andererseits werden Inhalte <strong>und</strong> Strategien<br />

aus der Ar<strong>bei</strong>t von zwölf befragten<br />

Akteuren abgebildet, welche Projekte<br />

zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

im Bereich Schule durchführen.<br />

6.1.1 Empirische Bestandsanalyse<br />

zu Maßnahmen der schulischen<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in der Berufsbildung<br />

Es können für Deutschland insgesamt<br />

39 konkrete Maßnahmen ermittelt werden,<br />

in welchen berufsbildende Schulen<br />

Berücksichtigung finden (Tab. 8).<br />

39


6. Kapitel – Ergebnisse<br />

Tab. 8: Auswertung der ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung für berufsbildende<br />

Schulen in Deutschland<br />

40


6. Kapitel – Ergebnisse<br />

Zielgruppen<br />

Die Angebote richten sich vornehmlich<br />

an die Zielgruppe der Schüler, hier<br />

können 28 konkrete Projekte recherchiert<br />

werden (72%) sowie die Zielgruppe<br />

der Lehrer, die in 18 Maßnahmen<br />

(46%) berücksichtigt werden. Der<br />

Einbezug der Eltern kann für dieses<br />

Setting in keiner der Interventionen<br />

nachgewiesen werden.<br />

Schwerpunktthemen<br />

Die ermittelten Projekte <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

thematisieren maßgeblich folgende<br />

Problemfelder:<br />

o Ernährung <strong>und</strong> Bewegung,<br />

o Kompetenzentwicklung,<br />

o Suchtprävention,<br />

o Gewaltprävention,<br />

o Integration, Zivilcourage, Toleranz,<br />

o Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>tsschutz,<br />

o Schulentwicklung,<br />

o Lehrerges<strong>und</strong>heit.<br />

Da<strong>bei</strong> finden vornehmlich Bereiche wie<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>tsschutz (26%)<br />

sowie Lehrerges<strong>und</strong>heit (23%) in den<br />

Projekten <strong>und</strong> Maßnahmen Berücksichtigung.<br />

Schwerpunkte wie Integration,<br />

Zivilcourage <strong>und</strong> Toleranz (12%) sowie<br />

Schulentwicklung (10%) oder klassische<br />

Ges<strong>und</strong>heitsthemen wie Bewegungsförderung<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />

(10%) werden etwa in jedem<br />

zehnten Projekt mit einbezogen. Weniger<br />

Bedeutung kommt den Themen<br />

Suchtprävention (8%), Gewaltprävention<br />

(5 %) <strong>und</strong> Kompetenzentwicklung<br />

(5%) zu (Abb. 4).<br />

relative Häufigkeit<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Bewegung <strong>und</strong> Ernährung<br />

10,3%<br />

Kompetenzentwicklung<br />

5,1%<br />

Suchtprävention<br />

7,7%<br />

Gewaltprävention<br />

5,1%<br />

Integration, Zivilcourage, Toleranz<br />

12,8%<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>tsschutz<br />

Schwerpunktthema<br />

25,6%<br />

Schulentwicklung<br />

10,3%<br />

41<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

Abb. 4: Verteilung der Schwerpunktthemen der<br />

ermittelten Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen<br />

(n=39)<br />

Aktivitätsarten<br />

Die recherchierten Interventionen sind<br />

bezüglich Art <strong>und</strong> Ausmaß sehr unterschiedlich<br />

angelegt. Das Spektrum<br />

reicht von Projekttagen bzw. -wochen<br />

über Einzelaktionen, Fortbildungen <strong>und</strong><br />

Unterrichtseinheiten, Materialien <strong>und</strong><br />

Medien bis hin zu pädagogischen Konzepten<br />

<strong>und</strong> Gesamtprojekten. Gesamtprojekte<br />

sind da<strong>bei</strong> auf das Setting Berufsbildende<br />

Schule ausgerichtet, zielen<br />

auf die Einbindung von ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Ansätzen in das gesamte <strong>sozial</strong>e<br />

System ab <strong>und</strong> verfolgen Aspekte<br />

der Nachhaltigkeit sowie der dauerhaften<br />

Implementierung.<br />

Bei genauerer Betrachtung wird<br />

deutlich, dass vor allem Einzelaktionen<br />

(26%), Projekttage (17%) <strong>und</strong> Unterrichtseinheiten<br />

(13%) überwiegen. Gesamtprojekte<br />

sind zwar vertreten <strong>und</strong><br />

nehmen laut Tabelle 8 einen, mit ca.<br />

20% hohen Stellenwert ein, jedoch beschränkt<br />

sich die Mehrzahl der identifizierten<br />

Maßnahmen auf den Bereich<br />

der Lehrerges<strong>und</strong>heit. In den anderen<br />

Bereichen – vornehmlich auf die Zielgruppe<br />

der Schüler ausgerichtet – sind<br />

Gesamtprojekte nur sehr unterdurchschnittlich<br />

repräsentiert, es überwiegen<br />

23,1%


6. Kapitel – Ergebnisse<br />

einzelne Aktionen (23%), Projekttage<br />

(15%) <strong>und</strong> Unterrichtseinheiten (13%).<br />

In Abbildung 5 ist die Verteilung der<br />

Aktivitätsarten auf den Schwerpunkt<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit im Verhältnis zu den<br />

sonstigen Themengebieten dargestellt.<br />

absolute Häufigkeit<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Gesamtprojekt<br />

Pädagogisches Konzept<br />

Projekttag /-woche<br />

Fortbildung<br />

Unterrichtseinheit<br />

Aktivitätsart<br />

Einzelaktion<br />

Materialien / Medien<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

sonstige<br />

Schwerpunktthemen<br />

Abb. 5: Verteilung der Aktivitätsarten auf den<br />

Bereich Lehrerges<strong>und</strong>heit im Verhältnis zu den<br />

sonstigen Schwerpunktthemen der ermittelten<br />

Maßnahmen (n=39)<br />

Berücksichtigung <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

Der Aspekt der <strong>sozial</strong>en Ungleichheit<br />

wird kaum beachtet, denn lediglich<br />

sechs Interventionen zielen explizit auf<br />

die Verringerung <strong>sozial</strong>er Benachteiligungen<br />

ab bzw. berücksichtigen <strong>sozial</strong><br />

benachteiligte Zielgruppen, wie Migranten<br />

(3), Schüler des Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahrs<br />

(2) sowie Berufsschüler der<br />

individuellen Lernförderung (Tab. 9).<br />

Insgesamt stellen drei der ermittelten<br />

Maßnahmen Projekttage bzw. -wochen<br />

dar. Des Weiteren sind Projekte in<br />

Form von Unterrichtseinheiten (1) sowie<br />

Einzelaktionen (1) vertreten. Nur<br />

ein Gesamtprojekt, in welchem ein Beitrag<br />

zur <strong>sozial</strong>en Chancengleichheit<br />

geleistet wird, konnte nachgewiesen<br />

werden.<br />

Themenschwerpunkt<br />

Ernährung<br />

<strong>und</strong><br />

Bewegung<br />

Aktivitätsart Zielgruppe Ziele<br />

Projekttag /<br />

-woche<br />

Gewalt Projekttag /<br />

-woche<br />

Gewalt Projekttag /<br />

-woche<br />

Integration,<br />

Zivilcourage,<br />

Toleranz<br />

Integration,<br />

Zivilcourage,<br />

Toleranz<br />

Integration,<br />

Zivilcourage,<br />

Toleranz<br />

Unterrichtseinheit <br />

Gesamtprojekt <br />

Einzelaktion<br />

Schüler des Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahres<br />

Ernährung<br />

<strong>und</strong> Hauswirtschaft<br />

männliche Jugendliche an<br />

Berufsschulen der individuellen<br />

Lernförderung<br />

Schüler des Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahres<br />

türkische Jugendliche, die<br />

eine betriebliche Berufsausbildung<br />

im kaufmännischen,<br />

Elektro-<br />

oder Metall-Bereich absolvieren<br />

Auszubildende der Altenpflege<br />

Haupt-, Förder- <strong>und</strong> Berufsschulklassen<br />

42<br />

Tab. 9: Ermittelte Interventionen zur Verringerung<br />

<strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

aktive Auseinandersetzung<br />

der Schüler mit Themen zur<br />

Ernährung <strong>und</strong> Bewegung<br />

Jugendlichen ein gewaltfreies<br />

Miteinander näher bringen<br />

Jugendlichen ein gewaltfreies<br />

Miteinander näher bringen<br />

Beitrag zur Chancenverbesserung<br />

türkischer Auszubildender<br />

(zweisprachige<br />

Fachkräfte)<br />

Öffnung der Altenpflege für<br />

Migranten; Rassismus zum<br />

Gegenstand der Ausbildung<br />

machen<br />

Jugendliche zu aktivem<br />

Demokratieverständnis, zu<br />

Zivilcourage <strong>und</strong> Toleranz<br />

befähigen; zielgruppenspezifische<br />

Unterstützung junger<br />

Migranten<br />

Berücksichtigung verhaltens- <strong>und</strong> verhältnispräventiver<br />

Elemente<br />

Ferner <strong>bei</strong>nhalten r<strong>und</strong> ¾ aller ermittelten<br />

Aktivitäten ausschließlich verhaltenspräventive<br />

Elemente, lediglich 8<br />

Projekte (21%) berücksichtigen zusätzlich<br />

auch Verhältnisprävention. Besonders<br />

im Bereich Lehrerges<strong>und</strong>heit sind,<br />

im Vergleich zu den anderen Schwerpunktthemen<br />

verhältnispräventive Projektansätze<br />

in hohem Maße (44%) etabliert.<br />

Kooperationen <strong>und</strong> Vernetzung<br />

Ca. 60% der ermittelten Aktivitäten beschränken<br />

sich hauptsächlich auf den<br />

Raum Schule, während 7 Projekte<br />

(18%) auch mit schulexternen Akteuren<br />

kooperieren bzw. 9 Maßnahmen (23%)<br />

vollkommen außerhalb angesiedelt<br />

sind. Diesbezüglich ist zu erwähnen,<br />

dass vornehmlich Projekte zum Thema<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit extern getragen<br />

(18%) werden. Projekte, die vor allem<br />

auf die Zielgruppe der Schüler zielen,<br />

weisen kaum externe Kooperationen


6. Kapitel – Ergebnisse<br />

auf <strong>und</strong> sind maßgeblich auf das System<br />

Schule begrenzt. Zwar sind verschiedene<br />

Schulen in Netzwerke (23%)<br />

involviert, von außerschulischen Kooperationen<br />

kann aber hinsichtlich der<br />

ermittelten Maßnahmen in den meisten<br />

Fällen nicht gesprochen werden.<br />

Evaluation<br />

Als sehr mangelhaft erwiesen sich die<br />

zur Bewertung der Aktivitäten verwendeten<br />

Evaluationsmaßnahmen. Bei ca.<br />

25% der Projekte wird sogar ganz auf<br />

jegliche Evaluation verzichtet. Gesamtprojekte<br />

<strong>und</strong> pädagogische Konzepte<br />

hingegen erfahren umfangreiche Wirksamkeitsprüfungen,<br />

hier werden vor<br />

allem externe Evaluationen von wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen durchgeführt.<br />

Insgesamt erfolgen vor allem<br />

Evaluationen durch das Instrument des<br />

Fragebogens.<br />

6.1.2 Qualitative Befragung potentieller<br />

Projektträger zur<br />

schulischen <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

Zielgruppen<br />

Die qualitative Befragung der zwölf Projektträger,<br />

<strong>bei</strong> welcher vornehmlich<br />

Krankenkassen, Unfallkassen, Landesvereinigungen<br />

für Ges<strong>und</strong>heit sowie<br />

sonstige Einrichtungen, wie z.B. Stiftungen<br />

<strong>und</strong> Vereine einbezogen wurden,<br />

ergab, dass vor allem Gr<strong>und</strong>schulen<br />

(83,3%) eine Hauptzielgruppe in<br />

deren Ar<strong>bei</strong>t darstellen. Des Weiteren<br />

werden Hauptschulen, Realschulen <strong>und</strong><br />

Gymnasien (je 75%) als beliebte Schulformen<br />

für ges<strong>und</strong>heitsbezogene Interventionen<br />

beachtet. Weniger Berücksichtigung<br />

finden berufsbildende Schu-<br />

Anzahl der Projektträger<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Gr<strong>und</strong>schule<br />

Hauptschule<br />

Realschule<br />

Gymnasium<br />

Schulform<br />

Berusbildende Schule<br />

Förder- <strong>und</strong> Sonderschule<br />

43<br />

len (58,3%) sowie Förder- <strong>und</strong> Sonderschulen.<br />

Ebenso werden Gesamtschulen<br />

(25%) in geringem Maße beteiligt.<br />

Jedoch spielt dieser Schultyp keine<br />

weitere Rolle, da er nur in einigen B<strong>und</strong>esländern<br />

vertreten ist. Die Verteilung<br />

der berücksichtigten Schulformen wird<br />

in der folgenden Abbildung noch einmal<br />

graphisch dargestellt (Abb. 6).<br />

Krankenkassen<br />

Unfallkassen<br />

LVG's<br />

Sonstige<br />

Abb. 6: Verteilung der von den zwölf befragten<br />

Projektträgern für Maßnahmen der <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung berücksichtigten<br />

Schulformen 13 (Mehrfachnennungen möglich)<br />

Wie Abbildung 7 verdeutlicht, intervenieren<br />

alle befragten Projektträger in<br />

den Schularten Gr<strong>und</strong>schule, Hauptschule,<br />

Realschule <strong>und</strong> Gymnasium. In<br />

berufsbildenden Schulen werden vornehmlich<br />

Unfallkassen, aber auch<br />

Krankenkassen wirksam. Landesvereinigungen<br />

für Ges<strong>und</strong>heit betrachten<br />

berufsbildende Schulen überhaupt nicht<br />

als Zielgruppe. Förder- <strong>und</strong> Sonderschulen<br />

werden insbesondere von den<br />

Krankenkassen vernachlässigt.<br />

13 Hinweis: Es wurden nur Projektträger befragt, die<br />

auch Angebote für berufsbildende Schulen implementieren.


elative Häufigkeit<br />

6. Kapitel – Ergebnisse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

83,3%<br />

Gr<strong>und</strong>schule<br />

75,0% 75,0% 75,0%<br />

Hauptschule<br />

Realschule<br />

Gymnasium<br />

Schulform<br />

58,3%<br />

Berufsbildende Schule<br />

50,0%<br />

Förder- <strong>und</strong> Sonderschule<br />

Abb. 7: Verteilung der durch die Projektträger<br />

für Maßnahmen der <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

berücksichtigten Schulformen<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

Insgesamt initiieren ⅔ der befragten<br />

Projektträger konkrete Maßnahmen für<br />

Schüler. Lehrer werden weniger als<br />

Zielgruppe beachtet (17%), sondern<br />

vielmehr als Multiplikatoren genutzt.<br />

Etwa 25% der Einrichtungen beziehen<br />

alle an Schule Beteiligten in die Projektplanung<br />

ein, weitere 25% berücksichtigen<br />

zusätzlich den familiären Kontext<br />

<strong>und</strong> zielen auf eine aktive Einbindung<br />

der Eltern ab. 8% der Projektträger<br />

bewerten außerdem Schulträger als<br />

geeignete Zielgruppe.<br />

Schwerpunktthemen<br />

Die Schwerpunkte der Interventionen<br />

stellen vornehmlich klassische Ges<strong>und</strong>heitsthemen<br />

wie Bewegungsförderung<br />

(100%), Suchtprävention (83%),<br />

ges<strong>und</strong>e Ernährung (75%) sowie Entspannung<br />

<strong>und</strong> Stressabbau (50%) dar.<br />

Ferner werden in den Projekten der<br />

befragten Akteure Themen wie Soziale<br />

Kompetenzen (33%) <strong>und</strong> Unfallprävention<br />

(33%) aufgegriffen. Ca. 42% der<br />

Einrichtungen verfolgen ein ganzheitliches<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverständnis <strong>und</strong> beabsichtigen<br />

die Entwicklung interner<br />

Schulentwicklungsprozesse, die Etablierung<br />

eines ges<strong>und</strong>en Schulklimas<br />

sowie die Schaffung von Wohlbefinden<br />

Anzahl der Projektträger<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Bewegung<br />

Ernährung<br />

Sucht<br />

Entspannung<br />

Soziale Kompetenz<br />

ganzheitliches Ges<strong>und</strong>heitsverständnis<br />

Schwerpunktthema<br />

Sicherheit<br />

44<br />

für alle an Schule Beteiligten. Des Weiteren<br />

finden vereinzelt Themen wie<br />

<strong>bei</strong>spielsweise Gewaltprävention,<br />

Verbraucherschutz, Umwelterziehung,<br />

Lärmbekämpfung sowie Brandschutz,<br />

Erste Hilfe <strong>und</strong> Sexualaufklärung Berücksichtigung.<br />

Die folgende Abbildung<br />

veranschaulicht, inwieweit die verschiedenen<br />

Akteure die dargestellten<br />

Bereiche thematisieren (Abb. 8).<br />

Abb. 8: Verteilung der durch die Projektträger<br />

thematisierten Schwerpunktthemen in der schulischen<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

Hier wird deutlich, dass Themen wie<br />

Bewegungsförderung, ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />

<strong>und</strong> Sucht von allen Projektträgern<br />

aufgegriffen werden. Insbesondere<br />

Krankenkassen nutzen hauptsächlich<br />

die klassischen Ges<strong>und</strong>heitsthemen<br />

<strong>und</strong> vernachlässigen ganzheitliche Zusammenhänge.<br />

Bereiche wie Entspannung<br />

bzw. Stressabbau sowie Soziale<br />

Kompetenz finden vorwiegend seitens<br />

Unfallkassen keine Beachtung.<br />

Strategien<br />

Zur Zielerreichung nutzen die Projektträger<br />

häufig Ansätze wie z.B. die<br />

Durchführung von Einzelaktionen bzw.<br />

Projekttagen (50%) sowie die Initiierung<br />

von Kooperationen <strong>und</strong> Netzwerken<br />

(50%). Außerdem bezeichnen die befragten<br />

Akteure erlebnispädagogische<br />

Kassen<br />

Unfallkassen<br />

LVG's<br />

Sonstige


Anzahl der Projektträger<br />

6. Kapitel – Ergebnisse<br />

Ansätze bzw. Konzepte zur Kompetenzerweiterung,<br />

Bildungsangebote <strong>und</strong><br />

Unterrichtsprogramme sowie Anreizsysteme<br />

(z.B. Wettbewerbe) als wirksame<br />

Strategien (je 42%). Als ebenso<br />

effektiv, besonders zur Sicherung der<br />

Nachhaltigkeit, werden der Setting-<br />

Ansatz sowie das Instrument der Multiplikatorenschulung<br />

bewertet (je 42%).<br />

Weitere 33% offerieren Kurs- sowie<br />

Beratungsangebote. In Abbildung 9<br />

wird deutlich, dass vor allem Krankenkassen<br />

verstärkt auf zusammenhangslose<br />

Strategien wie Kursangebote, Einzelaktionen<br />

<strong>und</strong> Beratungsmaßnahmen<br />

zurückgreifen, wohingegen LVG’s vornehmlich<br />

ganzheitliche Konzepte (Setting-Ansatz,<br />

Vernetzungsstrategien <strong>und</strong><br />

Multiplikatorenansatz) favorisieren. Unfallkassen<br />

verwenden vermehrt erlebnispädagogische<br />

Ansätze.<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Kursangebot / Schulung<br />

Einzalaktion / Projekttag<br />

Beratungs- / Unterstützungsangebot<br />

Bildungsangebot / Unterrichtsprogramm<br />

Erlebnispädagogik / Kompetenzerweiterung<br />

Settingansatz<br />

Strategie<br />

Anreizsystem<br />

Kooperation / Vernetzung<br />

Multiplikatorenansatz<br />

Kassen<br />

Unfallkassen<br />

LVG's<br />

Sonstige<br />

Abb. 9: Verteilung der durch die Projektträger<br />

genutzten Strategien in der schulischen <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung (Mehrfachnennungen<br />

möglich)<br />

Evaluation<br />

45<br />

Die Hälfte aller Befragten nutzt das Instrument<br />

der Evaluation zur Prüfung<br />

der Wirksamkeit der durchgeführten<br />

Interventionen. Ca. 42% verwenden<br />

Evaluationsmethoden nur teilweise<br />

bzw. nur <strong>bei</strong> ausgewählten Projekten.<br />

8% verzichten vollständig auf eine Evaluation.<br />

Knapp ⅔ der Maßnahmen werden<br />

da<strong>bei</strong> mittels Fragebogen intern<br />

evaluiert (30%) oder an externe Experten<br />

(30%) weitergegeben. Des Weiteren<br />

werden Projekte – vornehmlich die<br />

der Unfallkassen – anhand harter Daten<br />

bewertet (20%).<br />

Bewertung der Ar<strong>bei</strong>t<br />

Etwa ⅔ aller befragten Akteure bewerten<br />

ihre Ar<strong>bei</strong>t insgesamt als bedeutend<br />

<strong>und</strong> erfolgsversprechend. Sie beschreiben<br />

Akzeptanz, Interesse sowie eine<br />

hohe Nachfrage seitens der Projektteilnehmer.<br />

Des Weiteren weisen sie auf<br />

nachweisbare Verbesserungen hin,<br />

<strong>bei</strong>spielsweise konnten interne Schulentwicklungsprozesse<br />

angestoßen sowie<br />

verschiedene Personengruppen für<br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogene Themen sensibilisiert<br />

werden. R<strong>und</strong> 50% der Projektträger<br />

äußern andererseits Schwierigkeiten<br />

in ihrer Ar<strong>bei</strong>t mit den Schulen.<br />

Beispielsweise berichten sie über fehlende<br />

Akzeptanz, fehlende Zugangswege<br />

<strong>und</strong> ungünstige Rahmenbedingungen.<br />

Sie kritisieren des Weiteren<br />

eine fehlende Nachhaltigkeit sowie eine<br />

zu lange Umsetzungsdauer <strong>bei</strong> Projekten<br />

der schulischen <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung.


6. Kapitel – Ergebnisse<br />

6.2 Soll-Zustand der <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in berufsbildenden Schulen<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der qualitativen Befragung<br />

von 12 Akteuren, die im Schulbereich<br />

Projekte zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung durchführen,<br />

werden im Folgenden deren Vorstellungen<br />

bezüglich wirksamer Konzepte<br />

<strong>und</strong> Strategien für den Bereich der berufsbildenden<br />

Schulen dargestellt.<br />

6.2.1 Qualitative Befragung potentieller<br />

Projektträger zur schulischen<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in der Berufsbildung<br />

Berücksichtigung berufsbildender Schulen<br />

Wie bereits erwähnt, werden berufsbildende<br />

Schulen von r<strong>und</strong> 58% der befragten<br />

Projektträger als Zielgruppe<br />

beachtet. Akteure, <strong>bei</strong> welchen diese<br />

Schulform keine Berücksichtigung findet,<br />

nennen vornehmlich folgende<br />

Gründe:<br />

- „Im Moment weder Zeit noch Personal.“<br />

- „Es gibt dafür keine Ressourcen.“<br />

- „Keine Nachfrage seitens berufsbildender<br />

Schulen.“<br />

- „Berufsbildende Schulen fallen da<strong>bei</strong><br />

heraus, da andere Strukturen, andere<br />

Themen <strong>und</strong> Schwerpunkte eine Rolle<br />

spielen.“<br />

- „Nicht im Blick für derartige Projekte<br />

<strong>und</strong> Programme, ganz andere Strategien<br />

erforderlich.“<br />

46<br />

- „In diesem Bereich geht es zum großen<br />

Teil schon um Erwachsene.“ 14<br />

Etwa 92% der Befragten sind allerdings<br />

der Meinung, dass ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Interventionen auch in berufsbildenden<br />

Schulen notwendig wären.<br />

83% der untersuchten Einrichtungen<br />

stimmen zu, dass in berufsbildenden<br />

Schulen schwer erreichbare Zielgruppen<br />

erreicht werden könnten. Jedoch<br />

äußern 50% der Interviewten<br />

auch Bedenken, da <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung so früh wie möglich<br />

ansetzen sollte <strong>und</strong> es für präventive<br />

Maßnahmen für diese Zielgruppe<br />

wahrscheinlich schon zu spät ist.<br />

Vorstellungen bezüglich zu thematisierender<br />

Schwerpunkte<br />

Hinsichtlich der zu thematisierenden<br />

Problembereiche äußerten sich die Projektträger<br />

sehr differenziert. Vor allem<br />

Schwerpunkte wie Suchtprävention<br />

(42%), Bewegungsförderung (33%),<br />

ges<strong>und</strong>e Ernährung (25%) sowie <strong>sozial</strong>e<br />

<strong>und</strong> persönliche Kompetenzen (25%)<br />

sollten in Interventionen Beachtung<br />

finden. Des Weiteren werden vereinzelt<br />

Bereiche wie Ar<strong>bei</strong>tssicherheit <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>tsschutz,<br />

Sexualaufklärung sowie<br />

die Schaffung eines ges<strong>und</strong>en Schulklimas<br />

etc. genannt.<br />

Vorstellungen bezüglich wirksamer<br />

Strategien<br />

Die Vorstellungen der Befragten, welche<br />

Vorgehensweisen geeignet wären,<br />

um in berufsbildenden Schulen erfolgreich<br />

zu intervenieren, sind überaus<br />

14 Kernaussagen der Befragten wurden wortgenau in<br />

die zusammenfassenden Interviewprotokolle übernommen.


6. Kapitel – Ergebnisse<br />

vielfältig. Die Mehrzahl der Akteure<br />

(83%) betrachtet jedoch den Setting-<br />

Ansatz als geeignete Strategie zur Implementierung<br />

gesünderer Verhaltensweisen<br />

im System berufsbildende<br />

Schule. R<strong>und</strong> 42% der Interviewten<br />

sind der Meinung, dass alle Beteiligten<br />

aktiv in die Projektplanung einbezogen<br />

werden müssen, um Akzeptanz, Interesse<br />

sowie Motivation der Zielgruppen<br />

gewährleisten zu können. Mehr als die<br />

Hälfte der Institutionen (58%) befürworten<br />

ein geschlechtsspezifisches Vorgehen<br />

(Gender-Ansatz), da die Problemlagen<br />

<strong>und</strong> Interessen zwischen weiblichen<br />

<strong>und</strong> männlichen Zielgruppen stark<br />

variieren. Aufgr<strong>und</strong> der berufsfeldorientierten<br />

Ausrichtung berufsbildender<br />

Schulen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Entmischung der Geschlechter schlagen<br />

einzelne Akteure (17%) in diesem<br />

Zusammenhang vor, Interventionen<br />

fachbezogen zu konzeptualisieren. Des<br />

Weiteren weisen verschiedene Interviewpartner<br />

(17%) darauf hin, insbesondere<br />

<strong>bei</strong> Klassen der schulischen<br />

Berufsvorbereitung auf die Niedrigschwelligkeit<br />

der Angebote zu achten<br />

sowie die Ansätze praxisorientierter<br />

(z.B. Sportangebote) auszurichten. Ca.<br />

8% vertreten die Ansicht, dass ebenfalls<br />

die Nutzung von Team- bzw.<br />

Gruppenprozessen eine wirksame<br />

Handlungsstrategie darstellt. Insgesamt<br />

¼ der Befragten verdeutlichen, dass<br />

maßgeblich die Themenwahl das Interesse<br />

der Zielgruppen <strong>und</strong> somit den<br />

Erfolg des Projekts beeinflusst. Themen<br />

müssen folglich vielseitig angelegt sein<br />

sowie die Belange der Empfänger widerspiegeln.<br />

Hier könnte <strong>bei</strong>spielsweise<br />

ein fachspezifisches Vorgehen verfolgt<br />

oder eine Art „Huckepackverfahren“<br />

(Ges<strong>und</strong>heit anderen, für die Zielgruppe<br />

interessanten Themen „aufsetzen“)<br />

47<br />

genutzt werden. Ferner empfehlen 42%<br />

der Akteure, wirksame Konzepte allgemeinbildender<br />

Schulen auf die Berufsbildung<br />

zu übertragen bzw. von den<br />

bisherigen Erfahrungen aus der Ar<strong>bei</strong>t<br />

verschiedenster Projektträger zu profitieren.<br />

25% der Interviewpartner sind<br />

der Meinung, dass ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Interventionen keine Mehrbelastung<br />

für Schulen <strong>und</strong> Lehrkräfte darstellen<br />

sollten <strong>und</strong> eine Integration in das<br />

Curriculum erfolgen müsste. Veränderungen<br />

sollten vielmehr auf der Ebene<br />

des Unterrichts vollzogen werden, <strong>bei</strong>spielsweise<br />

mittels veränderter Lernformen<br />

wie Projekt- oder Gruppenar<strong>bei</strong>t.<br />

Andererseits schlagen ca. 17%<br />

eine verstärkte Einbindung der Lehrkräfte<br />

in die Projektar<strong>bei</strong>t vor. Beispielsweise<br />

könnten Lehrer mittels<br />

Schulungen Multiplikatorenfunktion<br />

übernehmen <strong>und</strong> somit einen Beitrag<br />

zur Nachhaltigkeit der Interventionen<br />

leisten. Etwa 25% der Befragten sind<br />

der Ansicht, dass vermehrt Kooperationen<br />

<strong>und</strong> Netzwerke initiiert werden sollten.<br />

Beispielsweise könnte durch die<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t von allgemein- <strong>und</strong><br />

berufsbildenden Schulen fließendere<br />

Übergänge sowie eine verbesserte Berufsorientierung<br />

für die Schüler geschaffen<br />

werden. Ebenfalls stellen Betriebe<br />

sowie Eltern geeignete Kooperationspartner<br />

dar. Ferner vertreten verschiedene<br />

Akteure den Standpunkt,<br />

dass den berufsbildenden Schulen verstärkt<br />

Kursangebote, Seminare <strong>und</strong><br />

Schulungen (25%), Beratungs- <strong>und</strong><br />

Unterstützungsangebote (17%) sowie<br />

Einzelaktionen <strong>und</strong> Projekttage (17%)<br />

offeriert werden müssten. Demgegenüber<br />

verdeutlichen ¼ der Interviewten,<br />

dass der Zugang mittels <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung für berufsbildende<br />

Schulen nicht sehr erfolgsverspre-


6. Kapitel – Ergebnisse<br />

chend scheint <strong>und</strong> deshalb verstärkt<br />

Therapie- bzw. Versorgungsangebote<br />

wie z.B. psycho<strong>sozial</strong>e Beratung etc.<br />

etabliert werden sollten.<br />

Vorstellungen zu möglichen Schwierigkeiten<br />

Die befragten Projektträger beschreiben<br />

insbesondere die eingeschränkte<br />

Erreichbarkeit der Schüler aufgr<strong>und</strong> von<br />

Praktika- bzw. Ausbildungsverpflichtungen<br />

als Hauptschwierigkeit berufsbildender<br />

Schulen (50%). Des Weiteren<br />

werden Probleme der Akzeptanz (25%)<br />

<strong>und</strong> der Motivation (33%) als Defizit<br />

aufgeführt. Da<strong>bei</strong> wird fehlendes Interesse<br />

nicht nur auf Seiten der Schüler<br />

gesehen, sondern auch auf Schulseite<br />

sowie auf Seiten der Betriebe festgestellt.<br />

Ferner werden Berufsschüler<br />

(vornehmlich Schüler der schulischen<br />

Berufsvorbereitung) als defizitäre Zielgruppe<br />

betrachtet (33%), welche kognitive<br />

sowie Verhaltensstörungen aufweisen<br />

<strong>und</strong> durch ein extremes Schulverweigerungsverhalten<br />

geprägt sind. Außerdem<br />

weisen die Befragten darauf<br />

hin, dass sich ges<strong>und</strong>heitsschädigende<br />

Verhaltensweisen <strong>bei</strong> Berufsschülern<br />

meistens schon verfestigt haben (17%).<br />

Zusätzlich wird angemerkt, dass in berufsbildenden<br />

Schulen völlig andere<br />

Strukturen existieren, da verschiedene<br />

Bildungsgrade <strong>und</strong> Schulformen unter<br />

einem Dach angesiedelt sind, sich verschiedene<br />

Zielgruppen versammeln<br />

sowie verschiedene Unterrichtszeiten,<br />

Block- <strong>und</strong> Vollzeitunterricht stattfinden<br />

(8%).<br />

48<br />

Thematisierung <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

Insgesamt sind 75% der Projektträger<br />

der Meinung, <strong>sozial</strong>e Ungleichheiten<br />

sollten in Projekten der schulischen<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

thematisiert werden. Demgegenüber<br />

vertreten 25% der Befragten den<br />

Standpunkt, dass <strong>sozial</strong>e Benachteiligungen<br />

im Bezugsrahmen Schule nicht<br />

verringert werden können <strong>und</strong> deshalb<br />

keiner Thematisierung bedürfen. Die<br />

Hälfte der interviewten Akteure (50%)<br />

bestätigen, dass unterprivelegierte<br />

Zielgruppen in berufsbildenden Schulen<br />

erreicht werden könnten.<br />

Die Projektträger äußern, dass<br />

vornehmlich Schwerpunkte wie <strong>sozial</strong>e<br />

<strong>und</strong> persönliche Kompetenzen (50%),<br />

Gewaltprävention (25%), ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />

(25%) sowie Bewegungsförderung<br />

(17%), Sucht- (17%) <strong>und</strong> Unfallprävention<br />

(8%) in Interventionen zur<br />

Bekämpfung <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

berücksichtigt werden sollten. Ferner<br />

weisen 17% der Interviewpartner darauf<br />

hin, dass insbesondere unter Beachtung<br />

der Interessenlagen der Zielgruppen<br />

Projektschwerpunkte zu planen<br />

sind. Andererseits stellen jedoch 8%<br />

dar, dass <strong>sozial</strong>e Benachteiligung über<br />

den Zugang Ges<strong>und</strong>heit nicht kompensiert<br />

werden kann.<br />

Bezüglich der Etablierung wirksamer<br />

Strategien empfehlen die Projektträger<br />

die aktive Partizipation der Zielgruppen<br />

(50%) in allen Projektprozessen.<br />

Des Weiteren befürworten r<strong>und</strong><br />

42% der Befragten den Einsatz erlebnispädagogischer<br />

bzw. praxisorientierter<br />

Ansätze. Ca. 17% verdeutlichen in<br />

diesem Zusammenhang, dass besonders<br />

über Gruppenprozesse ein großer<br />

Nutzen hinsichtlich der Bekämpfung


6. Kapitel – Ergebnisse<br />

<strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Ungleichheiten<br />

erzielt werden kann. Außerdem<br />

weisen 33% der Akteure darauf hin,<br />

dass speziell <strong>bei</strong> <strong>benachteiligten</strong> Zielgruppen<br />

auf die Niedrigschwelligkeit<br />

der Angebote zu achten ist sowie Ansätze<br />

zur Kompetenzerweiterung von<br />

großer Bedeutung sind. Insgesamt ¼<br />

der Interviewten bemerken, dass nachhaltige<br />

Formen geschaffen werden<br />

müssen, um Veränderungen dauerhaft<br />

etablieren zu können. Geeignete Instrumente<br />

stellen <strong>bei</strong>spielsweise der<br />

Setting-Ansatz (42%) sowie die Schulung<br />

von Multiplikatoren (25%) dar.<br />

Diesbezüglich wird auch die Ausbildung<br />

von Schülermultiplikatoren befürwortet,<br />

da der Zugang über so genannte Peer<br />

Groups besonders für benachteiligte<br />

Zielgruppen als überaus viel versprechend<br />

bewertet wird. Ferner sind etwa<br />

17% der Befragten der Meinung, dass<br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogene Aspekte ebenfalls<br />

in Rahmenlehrplänen <strong>und</strong> Lehrmaterialien<br />

verankert werden müssten. Um<br />

die Akzeptanz der Interventionen zu<br />

sichern (50%), sollten vor allem Lehrkräfte<br />

überzeugt sowie der Aspekt der<br />

Freiwilligkeit gewährleistet werden. Mittels<br />

einer „Strategie der kleinen Schritte“<br />

könnten motivationssteigernde Effekte<br />

erzielt werden. Des Weiteren<br />

sprechen sich etwa ¼ der Akteure für<br />

die Initiierung von Kooperationen <strong>und</strong><br />

Netzwerken aus, da aufgr<strong>und</strong> reger<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>ten bewährte Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Erkenntnisse in die Projektplanung<br />

einbezogen bzw. nachhaltige<br />

Strukturen implementiert werden könnten.<br />

Außerdem befürworten verschiedene<br />

Akteure die verstärkte Bereitstellung<br />

von Beratungs- <strong>und</strong> Unterstützungsangeboten<br />

(8%) für berufsbildende<br />

Schulen sowie die Berücksichtigung<br />

des Gender-Ansatzes (17%). Ferner<br />

49<br />

verdeutlicht die Hälfte der Interviewten<br />

(50%) die Notwendigkeit der Projektevaluation.


7. Kapitel – Diskussion<br />

7 DISKUSSION DER ERGEB-<br />

NISSE<br />

Das Hauptziel der Untersuchung stellt<br />

die Identifikation wirksamer Strategien<br />

zur Verringerung <strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Benachteiligung <strong>bei</strong> unterprivilegierten<br />

Jugendlichen dar. Da<strong>bei</strong><br />

findet eine Fokussierung auf das Setting<br />

Berufsbildende Schule statt, da<br />

sich in den berufsvorbereitenden Bildungsgängen<br />

(vgl. S. 6f) benachteiligte<br />

Zielgruppen maßgeblich konzentrieren<br />

(vgl. Forum Ges<strong>und</strong>heitsziele Deutschland<br />

2003).<br />

Mittels einer deutschlandweiten<br />

empirischen Bestandsanalyse wird erforscht,<br />

inwieweit berufsbildende Schulen<br />

in die schulische <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung einbezogen<br />

werden. Ferner werden als potentielle<br />

Projektträger Krankenkassen, Unfallkassen,<br />

Landesvereinigungen für Ges<strong>und</strong>heit<br />

als auch sonstige Einrichtungen<br />

bezüglich einschlägiger Erfahrungen<br />

sowie Vorstellungen hinsichtlich<br />

wirksamer Strategien für benachteiligte<br />

Jugendliche in berufsbildenden Schulen<br />

befragt (vgl. Kap. 5).<br />

Im Folgenden werden nun die zentralen<br />

Ergebnisse aller untersuchten<br />

Sachverhalte diskutiert. Die eingangs<br />

formulierten Hauptfragen (vgl. Kap. 4)<br />

lauten wie folgt:<br />

1. Gibt es wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte<br />

Programme im Bereich <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden<br />

Schulen, insbesondere<br />

für Schüler berufsvorbereitender<br />

bzw. berufsgr<strong>und</strong>bildender Klassen?<br />

(Ist-Zustand)<br />

50<br />

2. Wie müssten wirksame Programme<br />

<strong>und</strong> Strategien aufgebaut sein, um<br />

<strong>sozial</strong> benachteiligte Jugendliche<br />

wirksam erreichen zu können?<br />

(Soll-Zustand)<br />

Zum besseren Verständnis erfolgt<br />

die Diskussion zunächst in der getrennten<br />

Betrachtung des Ist- bzw. des Soll-<br />

Zustands, anschließend werden <strong>bei</strong>de<br />

Bereiche zusammenfassend bewertet.<br />

Ist-Zustand<br />

Zur Erfassung des Ist-Zustands werden<br />

folgende Fragen formuliert:<br />

- Gibt es wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte<br />

Programme im Bereich <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden<br />

Schulen, insbesondere<br />

für Schüler berufsvorbereitender<br />

bzw. berufsgr<strong>und</strong>bildender Klassen<br />

in Deutschland?<br />

- In welchem Maße werden berufsbildende<br />

Schulen in das Konzept der<br />

„Ges<strong>und</strong>heitsfördernden Schule“<br />

eingeb<strong>und</strong>en?<br />

Mittels einer empirischen Bestandsanalyse<br />

können deutschlandweit 39<br />

konkrete Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung für berufsbildende<br />

Schulen nachgewiesen werden<br />

(Anh. B). Die Bestandsanalyse<br />

erhebt da<strong>bei</strong> keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

da einerseits innerhalb des<br />

begrenzten Bear<strong>bei</strong>tungszeitraums<br />

nicht alle nationalen Projekte erfasst<br />

werden konnten. Andererseits ist jedoch<br />

auch die geringe Transparenz der<br />

Interventionen zu kritisieren. Viele Projekte<br />

sind nur mittels eines sehr hohen<br />

Rechercheaufwands zu finden. Während<br />

der Analyse von Projekten an berufsbildenden<br />

Schulen wurde deutlich,<br />

dass das Kriterium <strong>sozial</strong>er Benachtei-


7. Kapitel – Diskussion<br />

ligung ausgesprochen schwer zu erfassen<br />

ist. Es fehlen methodische Ansätze<br />

sowie Leitfäden. Ein Beispiel hierfür ist<br />

die Datenbank der BZgA (vgl. S. 16),<br />

die zwar eine hohe Anzahl von Projekten<br />

<strong>bei</strong>nhaltet, deren Einordnung allerdings<br />

als äußerst schwierig, unübersichtlich<br />

als auch für einen Erfahrungsaustausch<br />

nicht besonders hilfreich<br />

empf<strong>und</strong>en wird.<br />

Im Vergleich zu den Interventionen,<br />

welche in anderen Schulformen, wie<br />

Gr<strong>und</strong>schule, Haupt- <strong>und</strong> Realschule<br />

sowie Gymnasium durchgeführt werden,<br />

stellen berufsbildende Schulen<br />

eine stark unterrepräsentierte Zielgruppe<br />

dar (vgl. Abb. 6). Weitere Recherchen<br />

ergaben, dass sie ebenfalls in<br />

bestehenden Netzwerken, welche vor<br />

allem ganzheitliche Ansätze wie z.B.<br />

das Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ (vgl. S. 28) verfolgen, keine<br />

ausreichende Berücksichtigung erfahren.<br />

Anhand der Prüfung von Unterrichtsmaterialien<br />

für Schüler berufsbildender<br />

Schulen hinsichtlich ges<strong>und</strong>heitsrelevanter<br />

Themen wird ebenfalls<br />

die defizitäre Situation sichtbar, denn<br />

es konnten lediglich zwei Ar<strong>bei</strong>tshilfen<br />

für Lehrkräfte ermittelt werden.<br />

Die Befragung der Projektträger<br />

(Anh. C) bestätigt, dass Berufsschüler<br />

häufig keine Zielgruppe darstellen. Hier<br />

muss allerdings angemerkt werden,<br />

dass die interviewten Akteure vielfach<br />

gerade wegen ihrer Ar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong> ihren<br />

Erfahrungen mit dieser Schulart an der<br />

Untersuchung beteiligt wurden. Demzufolge<br />

entstanden <strong>bei</strong> der Ergebnisdarstellung<br />

höchstwahrscheinlich Verzerrungen,<br />

da immerhin mehr als die Hälfte<br />

(58%) der befragten Einrichtungen<br />

berufsbildende Schulen in die Projektar<strong>bei</strong>t<br />

einbeziehen. Dennoch wird deut-<br />

51<br />

lich, dass derartige Schulformen, im<br />

Vergleich zu anderen Akteuren besonders<br />

durch Unfallkassen Berücksichtigung<br />

finden (vgl. Abb. 6). Da Unfallkassen<br />

jedoch maßgeblich auf die <strong>Prävention</strong><br />

von Unfällen ausgerichtet sind (vgl.<br />

Kap. 5), erfolgt in den Interventionen<br />

lediglich eine Beachtung bestimmter<br />

Segmente, wie z.B. Sicherheit. Dementsprechend<br />

ist von einer monothematischen<br />

Ausrichtung der Maßnahmen<br />

auszugehen. Demgegenüber werden<br />

berufsbildende Schulen in die Ar<strong>bei</strong>t<br />

der Landesvereinigungen für Ges<strong>und</strong>heit<br />

überhaupt nicht einbezogen (vgl.<br />

Abb. 6), da – laut der Befragten – andere<br />

Strukturen bzw. Rahmenbedingungen<br />

als in den vornehmlich betrachteten<br />

allgemeinbildenden Schulen existieren<br />

<strong>und</strong> folglich andere Strategien <strong>und</strong><br />

Konzepte notwendig wären. Maßnahmen<br />

der Krankenkassen im Rahmen<br />

des §20 SGB V sind in der Regel ebenfalls<br />

nicht auf derartige Schulen ausgerichtet<br />

<strong>und</strong> verfolgen vor allem zusammenhangslose<br />

Strategien wie Kursangebote,<br />

Einzelaktionen <strong>und</strong> Beratungsmaßnahmen<br />

(vgl. Abb. 7). Eine<br />

Ausnahme stellen jedoch die Innungskrankenkassen<br />

(IKK) dar, welche speziell<br />

berufsbildende Schulen favorisieren.<br />

Allerdings sind die Interventionen<br />

vorwiegend für Auszubildende in<br />

Handwerksberufen konzipiert bzw. zielen<br />

auf Kooperativen mit Betrieben ab.<br />

Schüler der Berufsvorbereitung sind<br />

kaum eine Zielgruppe für Projekte der<br />

IKK. Bezüglich der sonstigen befragten<br />

Einrichtungen – welche Vereine <strong>und</strong><br />

Stiftungen darstellen – können aufgr<strong>und</strong><br />

der geringen Stichprobe keine<br />

Aussagen getroffen werden.<br />

Für die Nichtbeachtung berufsbildender<br />

Schulen nennen die Befragten<br />

vor allem Gründe hinsichtlich sich un-


7. Kapitel – Diskussion<br />

terscheidender Strukturen gegenüber<br />

allgemeinbildender Schulformen sowie<br />

die Notwendigkeit des Einsatzes veränderter<br />

Strategien bzw. die Thematisierung<br />

veränderter Problembereiche.<br />

Verschiedene Projektträger geben außerdem<br />

an, dass keine finanziellen sowie<br />

personellen Ressourcen für eine<br />

derartige Zielgruppe, <strong>bei</strong> welcher es<br />

sich bereits um Erwachsene handelt,<br />

existieren. Außerdem scheint es einigen<br />

Akteuren für präventive Maßnahmen<br />

schon zu spät (vgl. S. 46). Hier<br />

stellt sich jedoch die Frage, inwieweit<br />

sich in der Regel 16- bis 19-jährige Berufsschüler<br />

sowie Schüler berufsvorbereitender<br />

Bildungsgänge hinsichtlich<br />

des Alters von Schülern der gymnasialen<br />

Oberstufe unterscheiden, wo sehr<br />

wohl ges<strong>und</strong>heitsbezogene Projekte<br />

durchgeführt werden. Demnach entsteht<br />

die Frage, warum Maßnahmen<br />

zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

<strong>bei</strong> den gleichaltrigen Gymnasiasten<br />

nicht als zu spät empf<strong>und</strong>en werden<br />

<strong>und</strong> in dieser Schulform interveniert<br />

wird. Der Unterschied liegt also<br />

höchstwahrscheinlich <strong>bei</strong> den<br />

erschwerten Bedingungen sowie den<br />

„unbequemen“ Zielgruppen, die in berufsbildenden<br />

Schulen zu finden sind,<br />

denn <strong>sozial</strong>e Benachteiligung fand in<br />

den ermittelten Interventionen ebenso<br />

keine ausreichende Berücksichtigung.<br />

Schüler berufsvorbereitender Bildungsgänge<br />

stellen lediglich in zwei identifizierten<br />

Maßnahmen eine Zielgruppe<br />

dar (vgl. S. 62). Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

scheint die Altersfrage entweder in einer<br />

Unkenntnis der berufsbildenden<br />

Strukturen zu liegen oder nur eine Art<br />

Ausrede seitens der Projektträger zu<br />

sein, um nicht mit Zielgruppen ar<strong>bei</strong>ten<br />

zu müssen, für welche präventive Maß-<br />

52<br />

nahmen – laut verschiedener Befragter<br />

– sowieso zu spät sind (vgl. S. 46).<br />

Anhand der Bestandsanalyse sowie der<br />

Interviews wird deutlich, dass Schüler<br />

die Hauptzielgruppe der ges<strong>und</strong>heitsbezogenen<br />

Interventionen in berufsbildenden<br />

Schulen darstellen (vgl. S. 41;<br />

43). Lehrer erfahren weniger Berücksichtigung.<br />

Die befragten Projektträger<br />

geben an, Lehrkräfte vielmehr zur Sicherung<br />

der Nachhaltigkeit als Multiplikatoren<br />

zu nutzen (vgl. S. 43). Im Vergleich<br />

dazu zeigen die Ergebnisse<br />

aber, dass Lehrer – aufgr<strong>und</strong> der kritischen<br />

Zahlen vorzeitiger Verrentung<br />

bzw. des hohen Krankenstandes durch<br />

erhebliche psychosomatische Belastungen<br />

(vgl. Hillert & Schmitz 2004;<br />

Schaarschmidt 2005) – im Mittelpunkt<br />

verschiedener Forschungsprojekte<br />

(Anh. B) stehen (vgl. S. 61). Diese Projekte<br />

zeichnen sich vornehmlich durch<br />

ihre Ganzheitlichkeit <strong>und</strong> Komplexität<br />

aus, währenddessen die Interventionen,<br />

welche hauptsächlich auf die<br />

Schüler berufsbildender Schulen ausgerichtet<br />

sind, eher als vereinzelt <strong>und</strong><br />

zusammenhangslos charakterisiert<br />

werden können. Infolgedessen wird<br />

eine Verschiebung deutlich, da die insgesamt<br />

weniger betrachtete Zielgruppe<br />

der Lehrer aufgr<strong>und</strong> der Ganzheitlichkeit<br />

der Interventionen in den Vordergr<strong>und</strong><br />

rücken (vgl. Abb. 4). Mittels der<br />

Bestandsanalyse kann gezeigt werden,<br />

dass – abgesehen von den identifizierten<br />

Projekten zur Lehrerges<strong>und</strong>heit – in<br />

der Berufsbildung hauptsächlich Einzelaktionen,<br />

Projekttage sowie Unterrichtseinheiten<br />

überwiegen, die weder<br />

einen Anspruch auf Nachhaltigkeit erheben<br />

können, noch auf eine dauerhafte<br />

Implementierung ausgerichtet sind<br />

(vgl. ebenda). Ferner <strong>bei</strong>nhalten die


7. Kapitel – Diskussion<br />

ermittelten Maßnahmen vorwiegend<br />

verhaltenspräventive Elemente (vgl. S.<br />

42) <strong>und</strong> weisen nur in den wenigsten<br />

Fällen externe Kooperationen (vgl. S.<br />

42) auf. Außerdem finden Evaluationsmethoden<br />

ebenfalls nur unzureichend<br />

Anwendung (vgl. ebenda). Diese Aspekte<br />

sind hinsichtlich der Erzielung<br />

nachhaltiger Effekte sehr bedenklich<br />

<strong>und</strong> führen dazu, dass kurzzeitig erreichte<br />

Veränderungen schnell wieder<br />

„verpuffen“.<br />

Hinsichtlich der Schwerpunktbildung<br />

in den Projekten wird vor allem<br />

aufgr<strong>und</strong> der Bestandsanalyse deutlich,<br />

dass vorzugsweise Einzelprobleme<br />

aufgegriffen werden. Ganzheitliche <strong>und</strong><br />

komplexe Themen, wie z.B. Schulentwicklung<br />

spielen etwa nur in jeder<br />

zehnten Maßnahme eine Rolle.<br />

Schwerpunkte wie Kompetenzentwicklung,<br />

Sucht- <strong>und</strong> Gewaltprävention,<br />

welche für <strong>sozial</strong> benachteiligte Jugendliche<br />

vorrangig zu thematisierende<br />

Bereiche darstellen (vgl. Langness et<br />

al. 2003), erfahren in den ermittelten<br />

Interventionen kaum Berücksichtigung<br />

(vgl. S. 42; 46). Auch anhand der befragten<br />

Akteure kann gezeigt werden,<br />

dass in den Projekten hauptsächlich<br />

Einzelschwerpunkte thematisiert werden.<br />

Weniger als die Hälfte der interviewten<br />

Einrichtungen favorisieren zusammenhängende,<br />

ganzheitliche Bereiche.<br />

Dies geschieht im besonderen<br />

Maße durch die Landesvereinigungen<br />

für Ges<strong>und</strong>heit, welche berufsbildende<br />

Schulen jedoch nicht betrachten (vgl. S.<br />

45).<br />

Insgesamt wird deutlich, dass berufsbildende<br />

Schulen keine ausreichende<br />

Berücksichtigung hinsichtlich schulischer<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

erfahren. Die Frage, ob wissen-<br />

53<br />

schaftlich f<strong>und</strong>ierte Programme im Bereich<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in berufsbildenden Schulen, insbesondere<br />

für Schüler berufsvorbereitender<br />

bzw. berufsgr<strong>und</strong>bildender Klassen<br />

in Deutschland vorhanden sind, ist<br />

folglich zu verneinen. Es existieren in<br />

der Regel zusammenhangslose, verhaltenspräventive<br />

Aktionen <strong>und</strong> Maßnahmen,<br />

die so keine ausreichende Wirksamkeit<br />

erzielen können. Die Interventionen<br />

verfolgen in den seltesten Fällen<br />

Ziele der Nachhaltigkeit. Von dauerhaften<br />

Verhaltensänderungen ist nicht<br />

auszugehen. Ferner werden die in den<br />

Projekten thematisierten Schwerpunkte<br />

nicht gebündelt betrachtet, sondern<br />

einzeln aufgegriffen. Dies ist ebenfalls<br />

nicht sehr erfolgsversprechend, da Jugendliche<br />

<strong>bei</strong> der Lösung der Entwicklungsaufgaben<br />

mit den verschiedensten<br />

Problemen konfrontiert sind, die jedoch<br />

nicht zusammenhangslos, sondern miteinander<br />

verknüpft auftreten (vgl. Hurrelmann<br />

1994; Langness et al. 2003).<br />

Sozial benachteiligte Jugendliche<br />

berufsvorbereitender bzw. berufsgr<strong>und</strong>bildender<br />

Klassen (vgl. S. 8f) stellen<br />

gegenwärtig überhaupt keine Zielgruppe<br />

dar. Die Bildungsgänge sowie<br />

die dort vorherrschenden Probleme<br />

scheinen den Projektträgern zwar bekannt,<br />

doch fühlen sich die wenigsten<br />

dafür zuständig.<br />

Die zweite Fragestellung, in welchem<br />

Maße berufsbildende Schulen in<br />

das Konzept der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Schule“ eingeb<strong>und</strong>en werden, kann<br />

ebenfalls als defizitär eingeschätzt werden.<br />

Berufsbildende Schulen erfahren<br />

keine ausreichende Berücksichtigung.<br />

Sie werden weder in Netzwerke, noch<br />

in andere Projekte eingeb<strong>und</strong>en, <strong>bei</strong><br />

welchen ganzheitliche Konzepte wie<br />

z.B. das der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden


7. Kapitel – Diskussion<br />

Schule“ (vgl. S. 28) verfolgt werden.<br />

Diese Vernachlässigung konnte bereits<br />

<strong>bei</strong> den großen nationalen Modellversuchen<br />

beobachtet werden <strong>und</strong> dauert<br />

bis heute an.<br />

Soll-Zustand<br />

Zur Ermittlung des Soll-Zustands wurden<br />

folgende Fragen formuliert:<br />

- Wie müssten Konzepte <strong>und</strong> Strategien<br />

aufgebaut sein, um <strong>bei</strong> <strong>sozial</strong><br />

<strong>benachteiligten</strong> Schülern in<br />

berufsbildenden Schulen Wirksamkeit<br />

zu erzielen?<br />

- Können vorhandene Strategien<br />

schulischer <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

auf berufsbildende<br />

Schulen übertragen werden<br />

oder bedarf es veränderter<br />

Konzepte?<br />

Die Mehrzahl der Interviewpartner<br />

vertritt den Standpunkt, dass Veränderungen<br />

in berufsbildenden Schulen<br />

notwendig sind <strong>und</strong> Maßnahmen zur<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

eine Hilfestellung für <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Jugendliche darstellen könnten.<br />

Hier wird deutlich, dass seitens der Akteure<br />

ein Problembewusstsein vorhanden<br />

ist bzw. die berufsbildende Schulform<br />

als geeignet bewertet wird, um<br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogene Interventionen<br />

erfolgreich umzusetzen (vgl. S. 46).<br />

Schwierigkeiten werden seitens der<br />

Projektträger in der Erreichbarkeit der<br />

Schüler durch duale Bildungsgänge, in<br />

der fehlenden Motivation <strong>und</strong> Aktzeptanz<br />

sowie aufgr<strong>und</strong> der dort vorhandenen<br />

defizitären Zielgruppen beschrieben<br />

(vgl. S. 48).<br />

Folglich wird deutlich, dass Projektträger<br />

zweifelsohne die Probleme berufsbildender<br />

Schulen realisieren <strong>und</strong><br />

54<br />

sich ebenfalls der dort situierten <strong>benachteiligten</strong><br />

Zielgruppen bewusst sind.<br />

Die Projektträger bewerten sich jedoch<br />

nicht als geeignet, um derartige Probleme<br />

anzugehen bzw. mit derartigen<br />

Zielgruppen zu ar<strong>bei</strong>ten.<br />

In den Befragungen wurde seitens<br />

verschiedener Interviewpartner ausdrücklich<br />

klargestellt, dass die über<br />

berufsbildende Schulen zu erreichenden<br />

<strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Jugendlichen<br />

eine andere Art von Hilfe benötigen, die<br />

nur über die Schaffung von Zukunftsperspektiven<br />

in Form von Ar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong><br />

Bildung geschehen kann. Hier stellt<br />

sich allerdings die Frage, wie diese<br />

Bestrebungen innerhalb kürzester Zeit<br />

<strong>und</strong> angesichts der vorherrschenden<br />

wirtschaftlichen Situation in Deutschland<br />

realisiert werden könnten. Natürlich<br />

stellen Ar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong> Bildung primäre<br />

Ziele zur Bekämpfung <strong>sozial</strong>er Benachteiligungen<br />

dar. Jedoch sind <strong>bei</strong>de<br />

übergeordnete sowie beständige Ziele,<br />

die auch unbedingt verfolgt werden<br />

sollten, aber nur sehr langfristig angelegt<br />

werden können. Trotz allem wird es<br />

immer unterprivilegierte Bevölkerungsgruppen<br />

geben, welche Hilfebedarf<br />

aufweisen <strong>und</strong> welchen Hilfsangebote<br />

seitens verschiedener Akteure offeriert<br />

werden müssen. Doch diese Akteure<br />

sollten sich auch verpflichtet fühlen, <strong>bei</strong><br />

<strong>benachteiligten</strong> Zielgruppen anzusetzen<br />

bzw. sich ins Bewusstsein rufen, dass<br />

vor allem unterprivilegierte Gruppen<br />

Interventionen – auch zur <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung – benötigen.<br />

Bisher finden in der Ar<strong>bei</strong>t der Projektträger<br />

vornehmlich Schulformen Berücksichtigung,<br />

mit welchen <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Zielgruppen höchsten miterreicht<br />

werden können. Maßnahmen,<br />

welche Benachteiligte als Hauptzielgruppe<br />

einbeziehen, werden bisher


7. Kapitel – Diskussion<br />

kaum umgesetzt. Diese Tatsache wird<br />

ebenfalls in der unzureichenden Beachtung<br />

von Förder- <strong>und</strong> Sonderschulen<br />

deutlich (vgl. Abb. 6).<br />

Ferner wird durch die befragten Akteure<br />

bemerkt, dass <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

keinen geeigneten Zugang<br />

darstellen, sondern <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen, die in Klassen<br />

der schulischen Berufsvorbereitung<br />

zusammenkommen, vielmehr therapeutische<br />

Maßnahmen offeriert werden<br />

müssten (vgl. S. 48). Hier wird nochmals<br />

die Nichtzuständigkeit seitens der<br />

Projektträger ausgedrückt. Doch brauchen<br />

benachteiligte Zielgruppen wirklich<br />

ausschließlich Therapie oder werden<br />

vornehmlich auch Unterstützungssysteme<br />

sowie Maßnahmen zur Kompetenzerweiterung<br />

als auch zur verbesserten<br />

Lebensbewältigung benötigt?<br />

Besteht <strong>bei</strong> <strong>benachteiligten</strong> Jugendlichen<br />

nicht ebenso die Erfordernis Ressourcen<br />

zu entfalten <strong>und</strong> könnten diese<br />

Ressourcen <strong>und</strong> Kompetenzen nicht<br />

mittels Strategien der Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

entwickelt werden?<br />

Hinsichtlich der zu thematisierenden<br />

Problembereiche sowie der einzusetzenden<br />

Vorgehensweisen sind sich die<br />

Projektträger sehr uneinig, teilweise<br />

werden sogar gegensätzliche Strategien<br />

benannt. Insgesamt zeigt sich jedoch,<br />

dass vornehmlich Ansätze favorisiert<br />

werden, welche auf Nachhaltigkeit<br />

sowie auf eine dauerhafte Implementierung<br />

abzielen.<br />

Zur Beantwortung der Fragestellung,<br />

wie Konzepte <strong>und</strong> Strategien aufgebaut<br />

sein müssen, um <strong>bei</strong> <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong><br />

Schülern in berufsbildenden<br />

Schulen Wirksamkeit zu erzielen,<br />

können dementsprechend vorwiegend<br />

55<br />

ganzheitliche Konzepte <strong>und</strong> Strategien<br />

aufgeführt werden.<br />

Die befragten Akteure befürworten<br />

vor allem den Setting-Ansatz (vgl. Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft<br />

der Spitzenverbände<br />

der Krankenkassen 2003; Langness et<br />

al. 2003; Rosenbrock 2004; SVR 2005;<br />

SVR 2000/01) als wirksame Strategie<br />

zur Bekämpfung <strong>sozial</strong>er Benachteiligungen,<br />

da er am System Schule ansetzt<br />

<strong>und</strong> darauf abzielt Ges<strong>und</strong>heit in<br />

den Alltag aller Beteiligten zu integrieren<br />

(vgl. S. 47; 48). Fehlende Motivation<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz (vgl. Sacks 1995)<br />

führen dazu, dass reine verhaltenspräventive<br />

Maßnahmen auf Dauer vielleicht<br />

nicht im erwarteten Maße wirken.<br />

Sozial benachteiligte Jugendliche können<br />

zusätzlich durch die Ergänzung<br />

verhältnispräventiver Ansätze in ihren<br />

Handlungsweisen indirekt beeinflusst<br />

werden.<br />

Ferner empfehlen die Projektträger die<br />

Partizipation aller Beteiligten zur weiteren<br />

Akzeptanzsicherung (vgl. S. 47;<br />

48). Insbesondere die <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen sollen aktiv in alle Projektprozesse<br />

einbezogen werden <strong>und</strong><br />

ebenfalls eigene Vorschläge einbringen<br />

(vgl. Pinquart & Silbereisen 2004). Diese<br />

Vorgehensweise kann neben der<br />

Sicherung der Akzeptanz ebenfalls zu<br />

einer Ressourcenentfaltung bzw. Kompetenzerweiterung<br />

auf Seiten der Heranwachsenden<br />

<strong>bei</strong>tragen.<br />

Des Weiteren sollte unbedingt der<br />

Gender-Ansatz berücksichtigt werden.<br />

Hier sind sich die Interviewpartner zwar<br />

sehr uneinig, doch sprechen sich letztendlich<br />

mehr als die Hälfte für die Nutzung<br />

des Gender-Ansatzes aus (vgl. S.<br />

47; 49). Auch anhand des theoretischen<br />

Hintergr<strong>und</strong>s wird deutlich, dass<br />

ein geschlechtsspezifisches Vorgehen


7. Kapitel – Diskussion<br />

zu verfolgen ist, da beträchtliche Unterschiede<br />

hinsichtlich des Wohlbefindens<br />

sowie ges<strong>und</strong>heitlicher Verhaltensweisen<br />

zwischen den Geschlechtern existieren<br />

(vgl. Höfer 2000, Kolip 2002).<br />

Seitens einzelner Akteure wird darauf<br />

hingewiesen, dass in berufsbildenden<br />

Schulen mittels eines fachbezogenen<br />

Zugangs häufig bereits auf eine „Geschlechterentmischung“<br />

zurückgegriffen<br />

werden kann (vgl. S. 47).<br />

Außerdem weisen die Befragten<br />

ausdrücklich darauf hin, dass auf die<br />

Niedrigschwelligkeit der Ansätze (vgl.<br />

Pott & Lehmann 2002) geachtet werden<br />

muss. Die Konzepte sollten sehr praxisorientiert<br />

ausgerichtet sein <strong>und</strong> auf<br />

zuviel Theorie- <strong>und</strong> Wissensvermittlung<br />

verzichten. Die Akteure bevorzugen in<br />

diesem Zusammenhang vor allem erlebnispädagogische<br />

Strategien, welche<br />

vornehmlich in Team- bzw. Gruppenform<br />

erfolgen <strong>und</strong> die Erweiterung von<br />

<strong>sozial</strong>en <strong>und</strong> persönlichen Kompetenzen<br />

bezwecken. Durch diese Vorgehensweise<br />

sollen Jugendliche über den<br />

Ansatz des Erlebens, des aktiven Handelns<br />

– bestenfalls in der Gruppe –<br />

„spielerisch“ im Erwerb von Lebenskompetenzen<br />

unterstützt werden (vgl.<br />

S. 47; 49).<br />

Überdies verdeutlichen die Akteure,<br />

dass sich ebenfalls die Auswahl der in<br />

den Projekten zu thematisierenden<br />

Schwerpunktbereiche entscheidend auf<br />

den Erfolg der Intervention auswirkt<br />

(vgl. S. 49). Projektthemen müssen für<br />

die Zielgruppe interessant erscheinen<br />

<strong>und</strong> folglich lebensweltspezifisch ansetzen.<br />

Da<strong>bei</strong> ist es wichtig, die Schwerpunkte<br />

nicht einzeln <strong>und</strong> zusammenhangslos<br />

zu betrachten sondern Probleme<br />

als auch Interessen der Jugendlichen<br />

zu bündeln (vgl. Langness et al.<br />

2003). Eine geeignete Strategie stellt<br />

56<br />

hier z.B. die aktive Einbeziehung der<br />

Zielgruppe bereits <strong>bei</strong> der Projektplanung<br />

dar. Ergänzend wird auf eine Art<br />

„Huckepackverfahren“ hingewiesen.<br />

Ges<strong>und</strong>heit wird da<strong>bei</strong> anhand für die<br />

Zielgruppe relevanter Themen transportiert.<br />

Von hoher Relevanz ist ebenfalls<br />

die Sicherung der Nachhaltigkeit der<br />

Maßnahmen. Hier befürwortet die<br />

Mehrheit der Interviewpartner die Schulung<br />

von Multiplikatoren, da durch diesen<br />

Ansatz die zentralen Prinzipien der<br />

durchgeführten Intervention erhalten<br />

bleiben als auch fortgesetzt werden<br />

können (vgl. S. 49). Bezüglich <strong>sozial</strong><br />

benachteiligter Zielgruppen weisen einzelne<br />

Akteure insbesondere darauf hin,<br />

den Einfluss der Peer Groups zu nutzen<br />

<strong>und</strong> vorwiegend Schülermultiplikatoren,<br />

<strong>bei</strong>spielsweise als Streitschlichter<br />

auszubilden (vgl. S. 49). Weiterhin verdeutlichen<br />

die Projektträger, dass ebenfalls<br />

die Initiierung von Netzwerken sowie<br />

Kooperationen zur Sicherung der<br />

Nachhaltigkeit (vgl. Pinquart & Silbereisen<br />

2004; Pott & Lehmann 2002) <strong>bei</strong>tragen<br />

können. Hinsichtlich berufsbildender<br />

Schulen könnten z.B. verstärkt<br />

Kooperationen einerseits mit allgemeinbildenden<br />

Schulen sowie andererseits<br />

mit Betrieben geschaffen werden,<br />

um insbesondere <strong>benachteiligten</strong><br />

Schülern fließende Übergänge zu ermöglichen<br />

bzw. sie in der Berufsorientierung<br />

zu unterstützen (vgl. S. 47; 49).<br />

Außerdem sind sich die befragten<br />

Einrichtungen einig, dass alle Projekte<br />

ausreichenden Evaluationen (vgl. S.<br />

49) unterzogen werden sollten, um<br />

Schwierigkeiten vorzeitig zu korrigieren<br />

bzw. einen Transfer auf andere Rahmenbedingungen<br />

zu ermöglichen.


7. Kapitel – Diskussion<br />

Hinsichtlich der zweiten Fragestellung,<br />

ob vorhandene Strategien schulischer<br />

<strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

auf berufsbildende Schulen übertragen<br />

werden können, äußern sich die Befragten<br />

sehr gegensätzlich. Einerseits<br />

werden große Bedenken bezüglich einer<br />

Übertragung vorhandener Strategien<br />

deutlich, da – laut verschiedener<br />

Projektträger – in berufsbildenden<br />

Schulen völlig andere Zielgruppen sowie<br />

völlig andere Strukturen zu finden<br />

sind als in allgemeinbildenden Schulformen<br />

<strong>und</strong> vorhandene Strategien<br />

vollkommen überdacht bzw. überar<strong>bei</strong>tet<br />

werden müssten. Andererseits unterstützen<br />

die Akteure den Ansatz der<br />

Konzeptübertragung. Sie stellen jedoch<br />

klar, dass bewährte Strategien an die<br />

betrachteten Zielgruppen angepasst<br />

werden <strong>und</strong> in die Konzepte <strong>bei</strong>spielsweise<br />

niedrigschwelligere Angebote<br />

oder veränderte Ansprachen einfließen<br />

sollten. Insgesamt sprechen sich 42%<br />

der Akteure für eine Transferierung<br />

bewährter Konzepte von allgemeinbildenden<br />

Schulen auf die Berufsbildung<br />

aus (vgl. S. 47).<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend wird deutlich, dass<br />

in berufsbildenden Schulen eine Konzentration<br />

<strong>sozial</strong> benachteiligter Gruppen<br />

stattfindet, die darüber hinaus vermutlich<br />

durch schwerwiegende ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Probleme gekennzeichnet<br />

sind (vgl. Horstkotte 2003; Höfer 2000).<br />

Dies steht im Kontrast dazu, dass ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Interventionen in<br />

der Berufsbildung nicht in ausreichendem<br />

Maße realisiert werden. Projektträger,<br />

die Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung im Schulbereich<br />

durchführen, weisen häufig alle<br />

57<br />

Zuständigkeit von sich. Doch wer ist für<br />

diese Zielgruppe verantwortlich, wenn<br />

nicht die benannten Akteure?<br />

Sicherlich müssen für die beschriebene<br />

Zielgruppe der <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen ebenfalls in<br />

schwerwiegenden Fällen therapeutische<br />

Angebote zum Einsatz kommen<br />

(vgl. Pinquart & Silbereisen 2004).<br />

Maßnahmen der <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

können jedoch aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> nicht einfach ausgeklammert<br />

werden, wo doch die Unterstützung<br />

sowie Entwicklung von Ressourcen<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen <strong>bei</strong> derartigen<br />

Zielgruppen eine prioritäre Bedeutung<br />

darstellt (vgl. Hurrelmann et al.<br />

2004). Außerdem können bereits gute<br />

Erfolge mittels verschiedener Konzepte,<br />

wie z.B. des Lebenskompetenzansatzes<br />

nachgewiesen werden (vgl. Botvin<br />

et al. 1990; Weichhold 2004).<br />

Es wird also deutlich, dass Gründe<br />

für die Nichtberücksichtigung berufsbildender<br />

Schulen keinesfalls <strong>bei</strong> fehlenden<br />

Strategien <strong>und</strong> Konzepten zu suchen<br />

sind, denn die befragten Projektträger<br />

nannten eine Vielzahl geeigneter<br />

Ansätze, die es in Interventionen hinsichtlich<br />

ihrer Wirksamkeit zu prüfen<br />

gilt. Gründe liegen eher in der fehlenden<br />

Bereitschaft der beschriebenen<br />

Akteure mit unterprivilegierten Zielgruppen<br />

zu ar<strong>bei</strong>ten, welche in konzentrierter<br />

Form in berufsbildenden<br />

Schulen zu finden sind. Zudem wird<br />

bestätigt, dass <strong>sozial</strong>e Ungleichheiten<br />

bereits ausreichend thematisiert werden,<br />

da Benachteiligte in fast jedem<br />

Projekt Beachtung finden. Soziale Benachteiligung<br />

wird gegenwärtig in Interventionen<br />

zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

vorwiegend als ein<br />

Querschnittsthema verstanden (vgl.<br />

Forum Ges<strong>und</strong>heitsziele Deutschland


7. Kapitel – Diskussion<br />

2003), welches <strong>bei</strong> jedem Projekt parallel<br />

mitbear<strong>bei</strong>tet wird. Anhand dieser<br />

Tatsache wird jedoch deutlich, dass<br />

<strong>sozial</strong>e Benachteiligung im Bereich<br />

Schule nicht in Form eines Querschnittsthemas<br />

aufgegriffen werden<br />

kann. Bekanntlich sind in Schulen <strong>sozial</strong><br />

benachteiligte Zielgruppen nicht wie<br />

z.B. in Kindertagesstätten über den<br />

geographischen Zugang (Stadtteilbezug),<br />

sondern maßgeblich über bestimmte<br />

Schulformen wie <strong>bei</strong>spielsweise<br />

Förder- <strong>und</strong> Sonderschule, Hauptschule<br />

sowie berufsbildende Schule zu<br />

erreichen. Demnach können Interventionen,<br />

die <strong>bei</strong>spielsweise an Gymnasien<br />

ansetzen <strong>und</strong> die Querschnittsanforderung<br />

‚Soziale <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Chancengleichheit’ umsetzen nur einen<br />

geringen Beitrag zur Verringerung der<br />

Benachteiligung leisten. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e muss ähnlich der „Bauchtanzdebatte“<br />

15 Anfang der 90er Jahre (vgl.<br />

Meierjürgen 2002) eine Diskussion zum<br />

geeigneten Einsatz des Setting-<br />

Ansatzes bezüglich förderungswürdiger<br />

Schulformen erfolgen. Denn die Projektträger<br />

sollten sich ihres Auftrags im<br />

Klaren sein, welcher vordergründig die<br />

Bekämpfung <strong>sozial</strong>er Ungleichheiten<br />

<strong>bei</strong>nhaltet. Ges<strong>und</strong>heitsförderung zielt<br />

nicht darauf ab, Maßnahmen für besser<br />

gestellte Bevölkerungsgruppen durchzuführen,<br />

wie es bisher immer noch<br />

praktiziert wird, sondern gezielt <strong>sozial</strong>e<br />

Benachteiligungen zu verringern bzw.<br />

unterprivilegierten <strong>und</strong> hilfsbedürftigen<br />

Zielgruppen Perspektiven <strong>und</strong> Unterstützung<br />

aufzuzeigen.<br />

15 Als Folge der stärkeren wettbewerblichen Weichenstellung<br />

im System der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

gerieten die Ges<strong>und</strong>heitsförderungsaktivitäten<br />

der Krankenkassen zu Beginn der 90er Jahre zusehends<br />

in das Spannungsfeld zwischen ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

<strong>und</strong> wettbewerblichen Zielen. Weil die oberen<br />

Bevölkerungsgruppen attraktive Mitglieder für die<br />

Krankenkassen darstellten, wurden diese mittels<br />

<strong>Prävention</strong>sprogrammen vornehmlich angesprochen<br />

(vgl. Meierjürgen 2002).<br />

58<br />

Potenzielle Projektträger sollten sich<br />

aufgr<strong>und</strong> der in der Berufsbildung vorherrschenden<br />

Rahmenbedingungen<br />

nicht von möglichen Interventionen abhalten<br />

lassen. Mittels der in berufsbildenden<br />

Schulen situierten differenzierten<br />

Bildungsgänge könnten ebenfalls<br />

Ressourcen entfaltet sowie Kooperationen<br />

geschaffen werden. Ebenso kann<br />

das Argument der unzulänglichen Erreichbarkeit<br />

von Schülern berufsbildender<br />

Schulen relativiert werden, da eine<br />

Vielzahl von Vollzeitbildungsgängen<br />

existieren. Beispielsweise sind die<br />

schulische Berufsvorbereitung <strong>und</strong><br />

auch zahlreiche Bildungsgänge der<br />

Berufsfachschulen in der Regel vollzeitschulisch<br />

angelegt (vgl. BMBF<br />

2005b).<br />

Bei der Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />

von Interventionen für <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Jugendliche ist vor allem darauf zu<br />

achten, dass insbesondere die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Förderung <strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> persönlicher<br />

Kompetenzen thematisiert<br />

wird (vgl. Langness et al. 2003). Projekte<br />

sollten nicht risiko-, sondern ressourcenorientiert<br />

angelegt sein <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

fördern, Selbstwertgefühl <strong>und</strong><br />

Identität stärken sowie lebensorientierte<br />

Ansätze verfolgen. Niedrigschwellige<br />

Angebote, welche praktische bzw. erlebnispädagogische<br />

Elemente enthalten,<br />

können zur Akzeptanzsicherung<br />

bzw. erhöhten Motivation unterprivilegierter<br />

Zielgruppen <strong>bei</strong>tragen (vgl. Pott<br />

& Lehmann 2002). Ebenfalls sollten<br />

verstärkt gruppenpädagogische Ansätze<br />

genutzt werden. Des Weiteren konnte<br />

der Setting-Ansatz als geeignete<br />

Strategie zur Bekämpfung <strong>sozial</strong>er <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Ungleichheiten identifiziert<br />

werden, da sich durch die Einbeziehung<br />

verhältnispräventiver Elemente<br />

gesündere Lebenswelten (z.B. Schule)


7. Kapitel – Diskussion<br />

entwickeln können, in welchen sich<br />

Jugendliche tagtäglich aufhalten <strong>und</strong><br />

welche indirekt zu veränderten Verhaltensweisen<br />

<strong>bei</strong>tragen können (vgl. Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft<br />

der Spitzenverbände<br />

der Krankenkassen 2003; Langness et<br />

al. 2003; Rosenbrock 2004; SVR 2005;<br />

SVR 2000/01). Angesichts der beschriebenen<br />

Differenzen zwischen den<br />

Geschlechtern ist besonders <strong>bei</strong> Interventionen<br />

für Benachteiligte der Gender-Ansatz<br />

zu berücksichtigen (vgl.<br />

Höfer 2000, Kolip 2002). Beispielsweise<br />

könnten über berufsvorbereitende Bildungsgänge,<br />

welche an Berufsfachschulen<br />

angesiedelt sind vornehmlich<br />

weibliche Jugendliche sowie über die<br />

Berufsvorbereitung an Berufsschulen<br />

insbesondere männliche Jugendliche<br />

erreicht werden (vgl. BMBF 2005b).<br />

Außerdem sollten bewährte Erfahrungen<br />

aus der Ar<strong>bei</strong>t mit allgemeinbildenden<br />

Schulen in veränderter zielgruppenspezifischer<br />

Form auf die Berufsbildung<br />

übertragen werden. Ebenso sind<br />

<strong>bei</strong> der Projektplanung besondere Länderspezifitäten<br />

zu beachten, denn wie<br />

in den theoretischen Vorüberlegungen<br />

dargestellt wird, unterscheiden sich die<br />

16 B<strong>und</strong>esländer in Hinsicht zahlreicher<br />

Aspekte. Beispielsweise differieren die<br />

Anteile der Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(vgl. S. 19) in den alten<br />

B<strong>und</strong>esländern (Bremen <strong>und</strong> Hamburg:<br />

ca. 40%) im Vergleich zu den neuen<br />

B<strong>und</strong>esländern (Thüringen: 2,9%) beträchtlich<br />

(vgl. Block & Klemm 2005).<br />

Und da laut Klingholz (2005) die ethnische<br />

Herkunft eingebürgerter Migranten<br />

in keinster Weise mehr nachvollzogen<br />

werden kann, liegt der Anteil der Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> –<br />

vornehmlich in den alten B<strong>und</strong>esländern<br />

– wahrscheinlich um das Doppelte<br />

höher (vgl. S. 15). Deshalb sind spezifi-<br />

59<br />

sche, die Ländereigenheiten berücksichtigende<br />

Konzepte erforderlich.<br />

Überdies sind <strong>bei</strong> der Projektplanung<br />

folgende Aspekte zu beachten:<br />

� Konzepte sollten langfristig angelegt<br />

sein sowie auf Verstetigung abzielen,<br />

denn kurzfristige Maßnahmen lassen<br />

sich nur unzureichend in den Alltag<br />

transferieren, erreichen keine dauerhaften<br />

Veränderungen <strong>und</strong> haben<br />

keinen nachhaltigen Charakter (vgl.<br />

Pott & Lehmann 2002).<br />

� Eine Einbeziehung der Zielgruppe<br />

bereits <strong>bei</strong> der Projektplanung ermöglicht<br />

eine hohe Akzeptanz der Maßnahme<br />

<strong>und</strong> regt Beteiligte zur aktiven<br />

Mitar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong> Mitbestimmung an (vgl.<br />

Pinquart & Silbereisen 2004).<br />

� Zusammenhängende Probleme sollten<br />

gebündelt betrachtet werden,<br />

denn Einzelaktionen sind nicht nachhaltig<br />

<strong>und</strong> können daher keine Verhaltensänderungen<br />

bewirken (vgl.<br />

Langness et al. 2003).<br />

� Durch die Einbeziehung externer Akteure<br />

<strong>und</strong> Experten können sich regionale<br />

Kooperationen etablieren, welche<br />

einen Beitrag zur gesellschaftlichen<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> eine besseren<br />

Implementierung derartiger Programme<br />

ermöglichen (vgl. Pinquart &<br />

Silbereisen 2004; Pott & Lehmann<br />

2002).<br />

� Die wissenschaftliche Evaluation der<br />

entwickelten Konzepte ist unerlässlich,<br />

zum einen um die Wirksamkeit<br />

zu prüfen <strong>und</strong> zum anderen um die<br />

Übertragbarkeit auf andere Strukturen<br />

<strong>und</strong> Rahmenbedingungen zu gewährleisten.<br />

� Durch die Vernetzung aller Beteiligten<br />

kann ein Erfahrungs- <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />

initiiert werden (Pott &<br />

Lehmann 2002).


7. Kapitel – Diskussion<br />

Soziale Benachteiligung muss in Zukunft<br />

als vorrangiges Thema aktueller<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung Berücksichtigung<br />

finden. Da<strong>bei</strong> sind nicht nur auf<br />

politischer Ebene Programme <strong>und</strong> Strategien<br />

zur Bekämpfung <strong>sozial</strong>er <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Ungleichheiten zu<br />

etablieren, sondern ebenfalls auf der<br />

Ebene der Akteure, welche Projekte<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen durchführen, ein größeres<br />

Bewusstsein sowie ein Mehr an<br />

Verantwortung zu entfalten.<br />

Im Übrigen ist die extreme Separierung<br />

benachteiligter Jugendlicher, wie<br />

sie durch das deutsche Bildungssystem<br />

erfolgt, unbedingt aufzuheben (vgl. Gill<br />

2005). Die Institution Schule sollte <strong>sozial</strong>e<br />

Ungleichheiten kompensieren <strong>und</strong><br />

nicht durch die Schaffung spezieller<br />

Bildungsgänge weiter vorantreiben<br />

bzw. dadurch zur Stigmatisierung <strong>sozial</strong><br />

benachteiligter Bevölkerungsgruppen<br />

<strong>bei</strong>tragen.<br />

Das deutsche Bildungssystem muss<br />

sich endlich von der eingangs formulierten<br />

Idealvorstellung des „Standardschülers“<br />

lösen (vgl. Schroeder 2004) <strong>und</strong><br />

beginnen unterprivilegierte Schüler zu<br />

integrieren. Ebenfalls müssen ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Interventionen gezielt<br />

<strong>bei</strong> <strong>benachteiligten</strong> Schülern ansetzen,<br />

da das Bestreben der Verringerung<br />

<strong>sozial</strong>er Ungleichheiten nur mittels<br />

Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

erreicht werden<br />

kann. In Zukunft müssen Bildung <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit stärker zusammenhängend<br />

betrachtet werden, da sie sich wechselseitig<br />

bedingen <strong>und</strong> <strong>bei</strong> <strong>sozial</strong> Benachteiligten<br />

weder Bildung noch Ges<strong>und</strong>heit<br />

in ausreichender Weise vorhanden<br />

sind. Veränderungen werden nur möglich,<br />

wenn die ges<strong>und</strong>heitliche Situation<br />

mitberücksichtigt wird. In diesem Sinne<br />

sollten in verstärktem Maße Modellpro-<br />

60<br />

jekte initiiert werden, welche die aufgeführten<br />

Ansätze auf ihre Wirksamkeit<br />

überprüfen sowie weitere Strategien zur<br />

Verringerung <strong>sozial</strong>er Benachteiligungen<br />

entwickeln.


8. Kapitel - Literaturverzeichnis<br />

LITERATURVERZEICHNIS<br />

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67


8. Kapitel - Literaturverzeichnis<br />

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68


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69


8. Kapitel - Literaturverzeichnis<br />

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07.09.2005.11.36.MEZ)<br />

70


Anhang<br />

ANHANG A:<br />

Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den<br />

B<strong>und</strong>esländern<br />

ANHANG B:<br />

Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten<br />

Maßnahmen<br />

ANHANG C:<br />

Interviewleitfaden<br />

ANHANG D:<br />

Überblick über die befragten Akteure


ANHANG A: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den B<strong>und</strong>esländern<br />

Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [1/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

1- bzw. 2jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• HS-Abschluss 18<br />

BFS BGJ 16<br />

BW<br />

• nicht berufsreife Schüler<br />

• 1-jähr. hauswirtschaftliche<br />

BFS<br />

• kein Ausbildungsvertrag<br />

• 2-jähr. BFS 17 Büro <strong>und</strong><br />

Handel<br />

• HS-Abschluss<br />

1-jährig<br />

(Voll- <strong>und</strong><br />

Teilzeit)<br />

• berufsschulpflichtige Jugendliche mit HS-<br />

Abschluss<br />

BS BGJ<br />

• Anrechnung auf eine sich anschließende Lehre mit<br />

mind. einem halben Jahr<br />

• die allgemeine Schulpflicht muss erfüllt sein<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• berufsschulpflichtige Jugendliche ohne Ausbildungs-<br />

bzw. Ar<strong>bei</strong>tsverhältnis<br />

BFS BVJ 19<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• die Klasse 8 einer allgemeinbildenden Schule<br />

muss (i.d.R.) besucht worden sein<br />

BVJ mit Schwerpunkt:<br />

Erwerb von Deutschkenntnissen<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

1-jährig<br />

(Voll- <strong>und</strong><br />

Teilzeit)<br />

• HS-Abschluss<br />

BFS • 1-jähr. BFS für Sozialpflege<br />

• 1-jähr. Duale Berufskolleg<br />

Fachrichtung Soziales<br />

• 1-jährige gewerbliche<br />

BFS<br />

16 Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr<br />

17 Berufsfachschule<br />

18 Hauptschulabschluss<br />

19 Berufsvorbereitungsjahr


Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [2/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

BS BVJ • Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis 1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

BY<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• HS-Abschluss<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

BS BGJ • für die Bereiche Hauswirtschaft, Holz, Landwirtschaft<br />

verpflichtend eingeführt<br />

• Anrechnung auf anschließende Ausbildung<br />

• Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• Jugendliche, die nach 9-jährigem erfolgreichem<br />

Schulbesuch in der Schule für Lernbehinderte<br />

oder in der allgemeinbildenden Schule<br />

noch keinen Schulabschluss erreichen<br />

konnten<br />

BB 10 - Berufsbefähigender<br />

Lehrgang im 10.<br />

Schuljahr<br />

BE OSZ 20<br />

• je nach Bildungsstand <strong>bei</strong> Eintritt in den Lehrgang<br />

kann HS-Abschluss oder erweiterten HS-Abschluss<br />

erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht<br />

Berufsvorbereitende Lehrgänge<br />

(VZ 11)<br />

• ohne Ar<strong>bei</strong>ts- bzw. Ausbildungsverhältnis<br />

MDQM I:<br />

• HS- oder erweiterten HS-Abschluss<br />

• Jugendliche ohne HS-Abschluss MDQM I:<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

MDQM II:<br />

2- oder 3-<br />

bzw. 3,5jährige<br />

schulische<br />

Ausbildung<br />

(je<br />

nach Beruf)<br />

Modulare Duale Qualifizierungsmaßnahme<br />

(MDQM)<br />

• Teilnahme an MDQM II möglich<br />

MDQM II:<br />

• Erwerb des Realschulabschuss möglich<br />

• Verknüpfung von Berufsvorbereitung<br />

(MDQM I)<br />

<strong>und</strong> -ausbildung (MDQM<br />

II)<br />

20 In Berlin sind alle beruflichen Bildungsgänge (Berufsschulen, Berufsfachschulen, Berufliche Gymnasien <strong>und</strong> Fachoberschulen) in Oberstufenzentren (OSZ) nach Berufsfeldern geordnet zusammen-<br />

gefasst


Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [3/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

• HS-Abschluss bzw. erweiterten HS-Abschluss kann<br />

erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

BS BGJ • Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis<br />

• HS-Abschluss nicht erforderlich<br />

• Anrechnung auf eine sich anschließende Ausbildung<br />

• Realschulabschluss kann erworben werden<br />

BFS 1-jährige BFS • erweiterten HS-Abschluss 1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

1-jährig • je nach Bildungsstand <strong>bei</strong> Eintritt in den Lehrgang<br />

kann HS-Abschluss oder erweiterten HS-Abschluss<br />

erworben werden<br />

BB BFS 1-jährige BFS • berufsschulpflichtige Jugendliche ohne Ausbildungs-<br />

bzw. ohne Ar<strong>bei</strong>tsverhältnis<br />

• HS-Abschluss nicht erforderlich<br />

2-jährig • HS-Abschluss oder erweiterter HS-Abschluss<br />

• berufsschulpflichtige Jugendliche ohne<br />

Hauptschulabschluss<br />

BFS Berufseingangsstufe-<br />

Berufsfachschule<br />

HB<br />

• mind. 9jähriger Besuch einer allgemeinbildenden<br />

Schule (ab 15 Jahren)<br />

• (qualifizierter) HS-Abschluss<br />

• 1-jährig<br />

(Voll- bzw.<br />

Teilzeit)<br />

• mind. 10jähriger Besuch einer allgemeinbildenden<br />

Schule<br />

Ausbildungsvorbereitende<br />

Bildungsgänge (AVBG)<br />

BS bzw.<br />

BFS<br />

• Möglichkeit Realschulabschluss zu erwerben<br />

• für ausländische Jugendliche zusätzlich Sprachförderung<br />

1-jährig • qualifizierter HS-Abschluss<br />

• Möglichkeit Realschulabschluss zu erwerben<br />

BS BGJ • HS-Abschluss oder das Abschlusszeugnis<br />

eines ausbildungsvorbereitenden Bildungsganges<br />

• Anrechnung auf anschließende Ausbildung<br />

• Nachweis über deutsche Sprachkenntnisse<br />

<strong>bei</strong> ausländischen Jugendlichen


Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [4/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

1-jährig • HS-Abschluss kann erworben werden<br />

BVJ • berufsschulpflichtige Jugendliche ohne<br />

Hauptschulabschluss<br />

HH BS (sog.<br />

Berufsvorbereitungsschule)<br />

2-jährig • HS-Abschluss bzw. Realschulabschluss kann erworben<br />

werden<br />

BVJ-M, VJ-M • BVJ-M - Jugendliche, die wenig oder kein<br />

Deutsch sprechen <strong>und</strong> einen gesicherten Aufenthaltsstatus<br />

haben<br />

• BVJ-M - Erlernen der deutschen Sprache, Vorbereitung<br />

auf die Berufswelt, Aufnahme einer Berufstätigkeit,<br />

einer Berufsausbildung bzw. der Besuch einer<br />

weiterführenden Schule<br />

BS (sog.<br />

Berufsvorbereitungsschule)<br />

• VJ-M - Jugendliche, die keinen gesicherten<br />

Aufenthalt in Deutschland haben <strong>und</strong> von Sozialhilfeleistungen<br />

leben (z.B. Asylbewerber)<br />

• VJ-M - allgemeine Bildung, Berufstätigkeit im Heimatland<br />

oder in Deutschland<br />

• Vermittlung Jugendlicher in eine Ausbildung oder<br />

einen festen <strong>sozial</strong>-versicherungspflichtigen Ar<strong>bei</strong>tsplatz<br />

• Schulabgänger von Haupt-, Real-, Gesamt<strong>und</strong><br />

Berufsvorbereitungsschulen<br />

QuAS - Qualifizierung <strong>und</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>t für Schulabgänger<br />

• ohne oder mit HS-Abschluss<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

zunächst<br />

sechs<br />

Monate,<br />

kann verlängert<br />

werden<br />

• kein Ausbildungsvertrag<br />

• betriebliches Element:<br />

sechsmonatiges Betriebspraktikums<br />

BS (sog.<br />

Berufsvorbereitungsschule)<br />

• schulisches Element:<br />

berufs- vorbereitender<br />

Unterricht an einer Berufsschule<br />

1-jährig • HS-Abschluss<br />

BS BGJ • berufsschulpflichtige Jugendliche ohne<br />

Hauptschulabschluss<br />

• Anrechnung auf anschließende Ausbildung<br />

BFS Einjährige BFS • HS-Abschluss 1-jährig • Realschulabschluss


Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [5/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

1-jährig • der HS-Abschluss kann erworben werden<br />

BS BVJ • mind. 8jähriger Besuch einer allgemeinbildenden<br />

Schule (Versetzung nach Klasse 9)<br />

HE<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• Abgänger der Schulen für Lernbehinderte<br />

nach 9-jährigem Schulbesuch<br />

• HS-Abschluss<br />

• Anrechnung auf anschließende Ausbildung<br />

1-jährig<br />

(Voll- <strong>und</strong><br />

Teilzeit)<br />

BS BGJ • Jugendliche, die ihre gesetzliche Vollzeitschulpflicht<br />

erfüllt <strong>und</strong> eine Berufsfeldentscheidung<br />

getroffen haben<br />

• Realschulabschluss<br />

BFS 2-jährige BFS • HS-Abschluss 2-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• HS-Abschluss<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

BS BVJ • berufsschulpflichtige Jugendliche<br />

MV<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• mind. 8jähriger Besuch einer allgemeinbildenden<br />

Schule (Versetzung nach Klasse 9)<br />

• kein Ar<strong>bei</strong>ts- oder Ausbildungsverhältnis<br />

• HS-Abschluss<br />

2-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• mind. 8jähriger Besuch einer Förder- oder<br />

Hauptschule (ohne das Ziel der 8. Jahrgangsstufe<br />

erreicht zu haben)<br />

BS BVJ mit sonderpädagogischer<br />

Aufgabenstellung<br />

(BVJS)<br />

• kein Ar<strong>bei</strong>ts- oder Ausbildungsverhältnis<br />

• HS-Abschluss<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

2-jährig<br />

(Vollzeit<br />

• Vollzeitschulpflicht (9 Schulbesuchsjahre)<br />

erfüllt<br />

BS Sonderform des BVJ für<br />

Aussiedler <strong>und</strong> Ausländer<br />

(BVJA)<br />

• jedoch aufgr<strong>und</strong> unzureichender Deutschkenntnisse<br />

weiterer Besuch einer Regelschule<br />

unmöglich


Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [6/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• 8 oder 9jähriger Besuch der Hauptschule<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• 7 bis 9jähriger Besuch der Schule für Lernhilfe<br />

BS BVJ <strong>und</strong> BVJ-A (Sonderform<br />

des BVJ für Aussiedler<br />

<strong>und</strong> Ausländer)<br />

NI<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• für Jugendliche, die eine besondere Förderung<br />

benötigen <strong>und</strong> sich von Schule im klassischen<br />

Sinne (Unterricht in Gruppen/ Klassen)<br />

nicht „angesprochen“ fühlen<br />

BS Einzelfallbezogene Förderung<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

(nach § 67 Abs. 5 des<br />

Nieder-sächsischen<br />

Schulgesetzes)<br />

1-jährig • HS-Abschluss kann erworben werden<br />

• mind. 9jähriger Besuch einer allgemeinbildenden<br />

Schule (HS-Abschluss)<br />

BS BGJ<br />

• Anrechnung auf anschließende Ausbildung (1 Jahr,<br />

in einigen Fällen 1/2 Jahr)<br />

• mind. Erreichung des Hauptschulabschlusses<br />

nach Klasse 10 (Aufnahme kann auch ohne<br />

HS-Abschluss erfolgen, wenn Aussicht auf<br />

eine erfolgreiche Teilnahme besteht)<br />

(gehört in Niedersachsen<br />

nicht zur schulischen Berufsvorbereitung)<br />

• in den Berufsfeldern Bau- <strong>und</strong> Holztechnik<br />

verbindlich eingeführt (BGJ als 1. Jahr der<br />

Ausbildung)<br />

1-jährig • HS-Abschluss bzw. qualifizierten HS-Abschluss kann<br />

erworben werden<br />

BFS 1-jährige BFS • Jugendliche ohne HS-Abschluss<br />

• Anrechnung auf anschließende Ausbildung<br />

• mind. 9jähriger Besuch einer allgemeinbildenden<br />

Schule


Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [7/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

1-jährig • HS-Abschluss kann erworben werden<br />

Vorklasse zum BGJ • Jugendliche ohne HS-Abschluss<br />

NW Berufskolleg<br />

21<br />

• Berechtigung zum Besuch des BGJ’s<br />

• allgemeine Schulpflicht erfüllt<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

1-jährig • qualifizierter HS-Abschluss<br />

BGJ • HS-Abschluss<br />

• erfolgreicher Besuch der Vorklasse zum Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr<br />

• Möglichkeit HS-Abschluss zu erwerben<br />

2-jährig<br />

(Teilzeit)<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• berufsschulpflichtige Schüler ohne Berufsausbildungsverhältnis,<br />

die sich nicht für<br />

einen der Vollzeit-Bildungsgänge entscheiden<br />

Klassen für Jugendliche<br />

ohne Ausbildungsverhältnis<br />

• BVJ 1 - HS-Abschluss kann erworben werden, Erfüllung<br />

der Berufsschulpflicht<br />

1-jährig<br />

(Voll- <strong>und</strong><br />

Teilzeit)<br />

• Jugendliche ohne HS-Abschluss<br />

RP BS BVJ<br />

• BVJ 2 - Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• BVJ 1 – Jugendliche, die keinen Abschluss<br />

der 8. Klasse besitzen<br />

• BVJ 1: für Jugendliche<br />

mit Abschluss der 8. Klasse<br />

• BVJ 2 – Abschluss der 8. Klasse ist Voraussetzung<br />

• für Jugendliche ohne Berufsreife, die nicht<br />

unmittelbar in ein Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnis<br />

eintreten, ist das BVJ verpflichtend<br />

• BVJ 2: für Jugendliche<br />

ohne Abschluss der 8.<br />

Klasse<br />

• spezielle Kurse für Jugendliche<br />

mit mangelhaften<br />

Deutschkenntnissen<br />

• Anrechnung auf eine Berufsausbildung in der entsprechenden<br />

Fachrichtung<br />

BFS BFS I • Hauptschulabschluss 1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• unter best. Voraussetzungen (Notendurchschnitt) ist<br />

der Zugang zur BFS II möglich<br />

21 In Nordrhein-Westfalen werden alle beruflichen Bildungsgänge (Berufsschule, Berufsfachschule, Fachoberschule) in Berufskollegs zusammengefasst. Die Berufsvorbereitung wird allerdings den<br />

Berufsschulen zugeordnet.


Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [8/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

• HS-Abschluss<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit<br />

oder Teilzeit)<br />

• kooperatives BGJ – Pflicht für alle Jugendlichen<br />

mit Ausbildungsverhältnis<br />

BS BGJ<br />

SL<br />

• Möglichkeit in 2jährige Berufsfachschule einzumünden<br />

• schulisches BGJ – nach Erfüllung der allgemeinen<br />

Vollzeitschulpflicht von 9 Schuljahren<br />

oder mind. erfolgreicher Besuch der Klassenstufe<br />

8 der Hauptschule oder nach erfolgreichem<br />

Besuch des BVJ<br />

• schulischer Form mit<br />

Vollzeitunterricht<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• Anrechnung auf anschließende Ausbildung<br />

• kooperative Form mit<br />

Teilzeitunterricht in der<br />

Schule <strong>und</strong> fachpraktischer<br />

Ausbildung im Betrieb<br />

(duales System)<br />

• Berufsschulpflicht erfüllt<br />

1-jährig,<br />

Vollzeit<br />

• Berechtigung zur Aufnahme des BGJ’s<br />

BS BVJ • Jugendliche, die Klasse 8 im Hauptschulbildungsgang<br />

nicht erfolgreich abgeschlossen<br />

haben<br />

• HS-Abschluss<br />

1-jährig<br />

(Voll- oder<br />

Teilzeit)<br />

BS BGJ • Erfüllung der Vollzeitschulpflicht<br />

SN<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• ein bestimmter Schulabschluss wird nicht<br />

verlangt<br />

• Anrechnung auf anschließende Ausbildung<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

BS BVJ • Jugendliche ohne Berufsausbildungsverhältnis<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• Erfüllung der Vollzeitschulpflicht<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

• Anrechnung auf anschließende Ausbildungszeit (eine<br />

Anrechnung auf die 2-jährige Berufsfachschule ist<br />

ebenfalls möglich)<br />

• schulisches<br />

BGJ: Vollzeit<br />

ST BS BGJ • schulisches BGJ – HS-Abschluss (u.U. können<br />

auch Jugendliche ohne HS-Abschluss<br />

aufgenommen werden)<br />

• kooperatives<br />

BGJ:<br />

Teilzeit<br />

• kooperatives BGJ – Schüler, die in einem<br />

Berufsausbildungsverhältnis stehen


Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [9/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

• HS-Abschluss<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

BFS 1-jährige BFS • mindestens neunjähriger Besuch einer allgemein<br />

bildenden Schule (Klasse 8 erfolgreich<br />

absolviert)<br />

ST<br />

• Berufsfeldentscheidung bereits getroffen<br />

• Berufsschulpflicht noch nicht erfüllt<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• nach dem BVJ können die Jugendlichen in ein Ausbildungsverhältnis,<br />

ein Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr oder in<br />

bestimmten Berufsfachschulen eintreten<br />

BS BVJ • Schüler, die die Schule für Lernbehinderte<br />

oder die Schule mit Ausgleichsklassen abgeschlossen<br />

oder mind. 9 Jahre besucht haben<br />

• nach 9-jährigem Besuch der Sek<strong>und</strong>arschule<br />

oder Gesamtschule (Ziel der Klasse 8 nicht<br />

erreicht)<br />

keine Angabe<br />

• schulisches<br />

BGJ: 1jährig<br />

(Vollzeit)<br />

BS BGF • schulisches BGJ - für Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis<br />

SH<br />

• kooperatives BGJ - Pflicht für Jugendliche mit<br />

Ausbildungsverhältnis<br />

• kooperatives<br />

BGJ:<br />

1-jährig<br />

(Teilzeit)<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

• Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis<br />

BS Ausbildungsvorbereitendes<br />

Jahr (AVJ)<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• ohne HS-Abschluss<br />

BFS BFS Typ I • Hauptschulabschluss 2-jährig • Realschulabschluss


Tab.: Übersicht zu den Bildungsgängen schulischer Berufsvorbereitung in den 16 B<strong>und</strong>esländern [10/10]<br />

Maßnahme Zielgruppe/ Zugangsberechtigung Dauer Ziele/ Abschluss/ Besonderheiten<br />

Schulform <br />

B<strong>und</strong>esländer<br />

keine Angabe<br />

1-jährig<br />

(Voll- <strong>und</strong><br />

Teilzeit)<br />

BS BGJ • schulisches BGJ: HS-Abschluss, ohne<br />

Berufsausbildungsverhältnis<br />

TH<br />

• kooperatives BGJ: Schüler mit Ausbildungsverhältnis<br />

• HS-Abschluss kann erworben werden<br />

1-jährig<br />

(Vollzeit)<br />

BS BVJ • Jugendlichen ohne HS-Abschluss<br />

• mind. erfolgreicher Abschluss der Klassenstufe<br />

8 der Regelschule oder der Klassenstufen<br />

9 oder 10 der Förderschule für Lernbehinderte<br />

BFS 2-jährige BFS • HS-Abschluss 2-jährig • Realschulabschluss


ANHANG B: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten Maßnahmen<br />

Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [1/11]<br />

Maßnahme Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

Gesamtprojekt<br />

Berufsfach- <strong>und</strong><br />

Berufsschule<br />

Niedersachsen<br />

Träger:<br />

- Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK)<br />

(Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung<br />

eines Konzeptes zur nachhaltigen<br />

Förderung der Ges<strong>und</strong>heit<br />

von Lehrkräften an<br />

berufsbildenden Schulen<br />

<strong>und</strong> Berufsbildungswerken,<br />

Empowerment der Lehrkräfte)<br />

Januar<br />

2003-<br />

September<br />

2005<br />

- Berufsgenossenschaft für Ges<strong>und</strong>heitsdienst<br />

<strong>und</strong> Wohlfahrtspflege (BGW)<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

- ein Baustein<br />

einer ges<strong>und</strong>heitsförderndenBerufsschule<br />

- B<strong>und</strong>esverband der Unfallkassen (BUK)<br />

- Gemeinde-Unfallversicherungsverband<br />

(GUVV)<br />

Koordination:<br />

- Universität Lüneburg, FB Psychologie<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

Gesamtprojekt<br />

August<br />

2002-<br />

Juli 2005<br />

berufsbildende<br />

Schulformen<br />

Niedersachsen<br />

Träger:<br />

Modellversuch<br />

KoLeGe<br />

(Kooperative Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

von Lehrkräften<br />

<strong>und</strong> Auszubildenden)<br />

- B<strong>und</strong>-Länder-Kommission für Bildungsplanung<br />

<strong>und</strong> Forschungsförderung<br />

Koordination:<br />

- Universität Osnabrück, FB Human- / Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften<br />

- Berufsbildenden Schulen am Pottgraben,<br />

Lüneburg<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

seit 2001 Gesamtprojekt<br />

allgemein- <strong>und</strong> berufsbildendeSchulformen<br />

Rheinland<br />

Pfalz<br />

- Ministerium für Bildung, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />

Rheinland-Pfalz<br />

(Förderung, Erhalt <strong>und</strong> Wiederherstellung<br />

von Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Ar<strong>bei</strong>tszufriedenheit<br />

<strong>und</strong> Leistungsfähigkeit von<br />

Lehrkräften <strong>und</strong> Schulleitungen)<br />

Projekt Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

des<br />

Landes Reinland<br />

Pfalz


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [2/11]<br />

Maßnahme Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

Gesamtprojekt<br />

Projekt in<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppeübergegangen<br />

allgemein- <strong>und</strong> berufsbildendeSchulformen<br />

Rheinland-<br />

Pfalz<br />

- Institut für schulische Fortbildung <strong>und</strong> schulpsychologische<br />

Beratung des Landes<br />

Rheinland-Pfalz (IFB)<br />

(zielgruppenspezifische<br />

Angebote zur Verbesserung<br />

der Berufszufriedenheit <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit von Lehrkräften)<br />

Berufszufriedenheit<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

im Lehrberuf<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

Fortbildung<br />

seit Beginn<br />

des Schuljahres<br />

2002/03<br />

(Laufzeit von<br />

2 Jahren)<br />

Bayern allgemein- <strong>und</strong> berufsbildendeSchulformen<br />

- Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht<br />

<strong>und</strong> Kultus<br />

Projekt Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

(Fortbildungen <strong>und</strong> Veranstaltungen,<br />

die schulartübergreifend<br />

im Rahmen<br />

der staatlichen Lehrerfortbildung<br />

durchgeführt werden)<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

seit 1995 Gesamtprojekt<br />

allgemein- <strong>und</strong> berufsbildendeSchulformen <br />

Gesamtdeutschland<br />

- Universität Potsdam, Institut für Psychologie,<br />

Abteilung Persönlichkeits- <strong>und</strong> Differentielle<br />

Psychologie<br />

(Forschungsprojekt zur psychischen<br />

Ges<strong>und</strong>heit von<br />

Lehrern)<br />

„Potsdamer Lehrerstudie“<br />

– PsychischeGes<strong>und</strong>heit<br />

von Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrern<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

seit 2001 Aktion<br />

Bayern allgemein- <strong>und</strong> berufsbildendeSchulformen<br />

- Bayerischer Lehrer- <strong>und</strong> Lehrerinnenverband<br />

(BLLV)<br />

ARBIS - Ar<strong>bei</strong>tsbelastung<br />

in Schulen<br />

(Initiative gegen Belastungen<br />

im Lehrerberuf )<br />

- Versicherungskammer Bayern (VKB)


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [3/11]<br />

Maßnahme Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

Materialien / Medien<br />

seit Januar<br />

2005 online<br />

allgemein- <strong>und</strong> berufsbildendeSchulformen<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Lehrerforum NRW - Verband Bildung <strong>und</strong> Erziehung, Landesverband<br />

NRW<br />

(virtuelle Foren zum Austausch)<br />

Institut für Psychologie der Universität<br />

Lüneburg<br />

- OPUS NRW, Netzwerk Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

22<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

Fortbildung<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

(Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung<br />

einer modularen Seminarreihe<br />

für Ausbilder aus<br />

Betrieben, Bildungsstätten<br />

<strong>und</strong> Berufsschulen zu den<br />

Themen Konfliktmanagement<br />

<strong>und</strong> interkulturelle<br />

Kommunikation)<br />

Berufsschule August<br />

2001-<br />

August 2004<br />

- Programm „Xenos- Leben <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>ten in<br />

Vielfalt" 23 des B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>t<br />

Interkulturelle<br />

Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Konfliktmanagement<br />

Koordination:<br />

- Zentralstelle für die Weiterbildung im<br />

Handwerk<br />

22<br />

OPUS NRW (Offenes Partizipationsnetz <strong>und</strong> Schulges<strong>und</strong>heit) bezweckt Ges<strong>und</strong>heit zum Thema in der Schule zu machen <strong>und</strong> den Erfahrungsaustausch zwischen den Schulen in einem offenen<br />

Netzwerk zu ermöglichen. Es zielt auf Qualitätsmanagement in Schulen, Ges<strong>und</strong>heitsförderliche Unterrichtsgestaltung, Ges<strong>und</strong>heit von Schülern <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>tszufriedenheit von Lehrkräften. Das Netzwerk<br />

existiert seit 2000 <strong>und</strong> wird vom Ministerium für Schule <strong>und</strong> Weiterbildung Nordrhein-Westfalen getragen.<br />

23<br />

XENOS ist als Förderprogramm des B<strong>und</strong>es konzipiert <strong>und</strong> wird aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Das Programm bündelt die unterschiedlichen Aktivitäten der einzelnen Akteure,<br />

indem es B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Gemeinden, Betriebe <strong>und</strong> Schulen zusammenführt. Auf dieser Basis können neue Wege <strong>und</strong> Methoden zur Bekämpfung von Rassismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit erprobt<br />

<strong>und</strong> erfolgreiche Projekte nachhaltig verbreitet werden.


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [4/11]<br />

Name Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Bewegung<br />

<strong>und</strong> Ernährung<br />

Projekttag/-woche<br />

Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Mehrbelastung<br />

der<br />

Lehrer fand<br />

diese Veranstaltung<br />

2004 vorerst<br />

zum letzen<br />

Mal statt.<br />

Hessen Berufs- <strong>und</strong> Berufsfachschule(Vollzeitklassen)<br />

- Berufliche Schulen Korbach <strong>und</strong> Bad Arolsen<br />

(jährliche Sportaktionstage)<br />

Sportaktionstage<br />

der beruflichen<br />

Schulen Korbach<br />

<strong>und</strong> Bad Arolsen<br />

Bewegung<br />

<strong>und</strong> Ernährung<br />

1 Woche Projekttag/-woche<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

„Flott <strong>und</strong> fit am<br />

Berufskolleg“<br />

(Projektwoche zur Förderung<br />

der Fitness <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit)<br />

Berufsfachschulen<br />

(Auszubildende der<br />

Kranken-, Altenpflege,<br />

Physiotherapie<br />

<strong>und</strong> Krankenpflege)<br />

- OPUS NRW, Netzwerk Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Koordination:<br />

- Berufskolleg Dorsten (Mitgliedsschule des<br />

OPUS-Netzwerkes)<br />

Bewegung<br />

<strong>und</strong> Ernährung<br />

5 Wochen Projekttag/-woche<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

(fächerübergreifender Unterricht) <br />

Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr(Ernährung<br />

<strong>und</strong> Hauswirtschaft)<br />

- OPUS NRW, Netzwerk Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

„5 am Tag, Gymnastik<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>es<br />

für Fitness<br />

<strong>und</strong> Power“<br />

Koordination:<br />

- Berufskolleg Dorsten<br />

Bewegung<br />

<strong>und</strong> Ernährung<br />

Aktion<br />

Berufsschule 2003 bis<br />

2005<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

(Fitnessprogramm)<br />

- OPUS NRW, Netzwerk Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

"Stiller Killer" Bluthochdruck<br />

– Früherkennung<br />

<strong>und</strong><br />

<strong>Prävention</strong><br />

Koordination:<br />

- Friedrich-List-Berufskolleg, Bonn<br />

Wissenschaftliche Begleitung:<br />

- DAK NRW


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [5/11]<br />

Name Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Kompetenzentwicklung<br />

Aktion<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

(Berufsschüler ar<strong>bei</strong>ten aus<br />

ihrer jeweiligen Perspektive<br />

mit einer vierten Klasse<br />

einer Gr<strong>und</strong>schule)<br />

September<br />

2002 -<br />

Dezember<br />

2002<br />

Berufsfachschule<br />

(Auszubildende der<br />

Diätassistenz, Ergotherapie<br />

<strong>und</strong> Physiotherapie)<br />

- OPUS NRW, Netzwerk Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Koordination:<br />

„Die Welt des<br />

Dschungels in der<br />

Gr<strong>und</strong>schule – von<br />

Großen für die<br />

Kleinen gestaltet“<br />

- Berufskolleg Bergkloster Bestwig<br />

Kompetenzentwicklung<br />

seit 1993 Pädagogisches Konzept<br />

allgemein- <strong>und</strong> berufsbildendeSchulformen<br />

Hessen,<br />

Saarland <strong>und</strong><br />

Sachsen<br />

- Hilfswerk der deutschen Lions e.V., Lions-<br />

Quest, Wiesbaden<br />

„Erwachsen<br />

werden“<br />

(Unterrichtsprogramm zur<br />

Förderung <strong>sozial</strong>er Kompetenzen<br />

junger Menschen in<br />

der Schule)<br />

Suchtprävention<br />

seit 2000 Aktion<br />

Träger:<br />

Projektgruppe-<br />

Alkohol.de<br />

(Krankenpflegeauszubildende<br />

ar<strong>bei</strong>ten im eigenen Projekt<br />

gegen Alkoholmissbrauch)<br />

Sachsen Berufsfachschule<br />

(Auszubildende der<br />

Krankenpflege)<br />

- Medizinische Berufsfachschule am Städtischen<br />

Klinikum Dresden-Friedrichstadt<br />

Koordination:<br />

- Klinikum Riesa-Großenhain, Krankenhaus<br />

Großenhain<br />

Suchtprävention<br />

seit 1998 Aktion<br />

berufsbildende<br />

Schulformen<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

„Umwelt-Lunge-<br />

Sucht“<br />

(Projekt zur Tabakprävention)<br />

- OPUS NRW, Netzwerk Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Koordination:<br />

- Berufskolleg Herne


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [6/11]<br />

Name Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Suchtprävention<br />

Pädagogisches Konzept<br />

Hessen Berufsschule seit 1998/99<br />

konzipiert<br />

(Dauer: halbes<br />

bis ganzesSchuljahr,<br />

ca. 2<br />

Wochenst<strong>und</strong>en)<br />

- Fachstelle <strong>Prävention</strong>, Frankfurt am Main<br />

(Lebenskompetenzförderungsprogramm<br />

in Schulklassen)<br />

"Im Gleichgewicht"<br />

– Ein Projekt<br />

der Berufsschule<br />

zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung <br />

Gewaltprävention<br />

Projekttag/-woche<br />

Das Projekt<br />

wurde mangelsNachfrage<br />

<strong>und</strong><br />

Bezuschussung<br />

bisher<br />

nicht durchgeführt.<br />

Bayern Berufsschule der<br />

individuellen Lernförderung<br />

- Männerbüro Mainfranken e.V., Würzburg<br />

(Gruppenangebot zur Gewaltprävention<br />

für 10-12<br />

Teilnehmer)<br />

Gewaltprävention<br />

für männliche Berufsschüler <br />

Gewaltprävention<br />

2 Tage Projekttag/-woche<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

„GOM“ – Gewalt?<br />

– ohne mich<br />

(Gruppenangebot zur Gewaltprävention) <br />

Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr,Fachoberschule<br />

- OPUS NRW, Netzwerk Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Koordination:<br />

- Gertrud-Bäumer-Berufskolleg, Lüdenscheid


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [7/11]<br />

Name Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Integration,<br />

Zivilcourage,<br />

Toleranz<br />

Aktion<br />

seit 2003/04<br />

Bayern Haupt-, Förder- <strong>und</strong><br />

Berufsschule<br />

Träger:<br />

"Zivilcourage -<br />

grenzenlos"<br />

(Medienpädagogische Projektar<strong>bei</strong>t<br />

<strong>und</strong> Vernetzung<br />

von Jugendstrukturen)<br />

Das Projekt<br />

ist zum<br />

31.12.2004<br />

aufgr<strong>und</strong> der<br />

eingestellten<br />

Fördergelder<br />

beendet.<br />

- Programm "ENTIMON – Gemeinsam gegen<br />

Gewalt <strong>und</strong> Rechtsextremismus" 24<br />

Koordination:<br />

- Kreisjugendring Nürnberg-Stadt, Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft<br />

der Nürnberger Jugendverbände<br />

<strong>und</strong> Jugendgemeinschaften<br />

Integration,<br />

Zivilcourage,<br />

Toleranz<br />

Seit 1995 Aktion<br />

(Netzwerk gegen Gewalt<br />

<strong>und</strong> Rassismus)<br />

Berlin berufsbildende<br />

Schulformen<br />

Träger:<br />

- Programm „Xenos- Leben <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>ten in<br />

Vielfalt“ des B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>t<br />

Schule OHNE<br />

Rassismus –<br />

Schule MIT Courage!<br />

- Programm „Entimon – gemeinsam gegen<br />

Gewalt <strong>und</strong> Rechtsextremismus“ des B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />

Koordination:<br />

- AKTIONCOURAGE e.V., B<strong>und</strong>eskoordination<br />

Schule Ohne Rassismus -Schule Mit<br />

Courage<br />

24 Das Programm Entimon ist Teil des Aktionsprogramms der B<strong>und</strong>esregierung "Jugend für Toleranz <strong>und</strong> Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> Antisemitismus".


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [8/11]<br />

Name Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Integration,<br />

Zivilcourage,<br />

Toleranz<br />

Aktion<br />

Träger:<br />

(Qualifizierungsangebote,<br />

Praktika, Aktionstage zur<br />

Förderung interkultureller<br />

Toleranz)<br />

Berlin Berufsschule Januar<br />

2003 -<br />

Dezember<br />

2005<br />

- Programm „Xenos- Leben <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>ten in<br />

Vielfalt“ des B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>t<br />

„Azubis entdecken<br />

Europa – miteinander<br />

leben, lernen“<br />

Koordination:<br />

- Deutsche Gesellschaft e.V., Berlin<br />

Integration,<br />

Zivilcourage,<br />

Toleranz<br />

Gesamtprojekt<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

(Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung<br />

von Ausbildungsinhalten für<br />

die Altenpflege)<br />

März 2003 -<br />

Oktober<br />

2004<br />

Berufsfachschule<br />

(Auszubildende der<br />

Altenpflege)<br />

- Programm „Xenos- Leben <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>ten in<br />

Vielfalt“ des B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>t<br />

Förderung von<br />

Interkultureller<br />

Kompetenz in der<br />

Altenpflegeausbildung<br />

Koordination:<br />

- Berufsfortbildungswerk (bfw) Datteln<br />

Integration,<br />

Zivilcourage,<br />

Toleranz<br />

Unterrichtseinheit<br />

Träger:<br />

- Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />

(ausbildungsintegrierter<br />

Fachsprachunterricht in<br />

türkischer Sprache)<br />

angefragt,<br />

keine Angabe<br />

Berlin Berufschule (türkische<br />

Jugendliche,<br />

die eine betriebliche<br />

Berufsausbildung im<br />

kaufmännischen,<br />

Elektro- oder Metall-<br />

Bereich absolvieren)<br />

Ausbildungsprojekt<br />

mit türkischen<br />

Jugendlichen<br />

- B<strong>und</strong>esministerium für Ar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong> Sozialordnung<br />

- Türkisches Erziehungsministerium<br />

Koordination:<br />

- RAA Berlin


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [9/11]<br />

Name Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsschutz<br />

Brandenburg Berufsschule seit 1999 Unterrichtseinheit (4), Aktion<br />

(1), Materialien / Medien (1),<br />

Projekttag /-woche (1)<br />

Träger:<br />

- Ministerium für Ar<strong>bei</strong>t, Soziales, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Frauen Brandenburg<br />

Landesinitiative<br />

„Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Ausbildung“ in<br />

Brandenburg 25<br />

(Informations- <strong>und</strong> Erfahrungseinheiten<br />

zur Thema<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>bei</strong> Auszubildenden in<br />

Brandenburg)<br />

kooperierende Institutionen:<br />

- Amt für Ar<strong>bei</strong>tsschutz <strong>und</strong> Sicherheitstechnik<br />

Neuruppin<br />

- Landesinstitut für Ar<strong>bei</strong>tsschutz <strong>und</strong> Ar<strong>bei</strong>tsmedizin<br />

- Unfallversicherungsträger<br />

- Krankenkassen<br />

- Sozialpartner<br />

Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsschutz<br />

Gesamtprojekt<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

Träger:<br />

- Sozialministerium Baden-Württemberg<br />

„IKKimpuls – Fit in<br />

die Praxis“<br />

(Ges<strong>und</strong>heitsprogramm)<br />

seit Beginn<br />

des Schuljahres<br />

2001/2002<br />

Berufsschule (Auszubildende<br />

des<br />

Zimmererberufs)<br />

Koordination:<br />

- Zimmerer-Innung Heilbronn-Öhringen<br />

- Innungskrankenkasse (IKK) Heilbronn<br />

- Württembergische Bau Berufsgenossenschaft<br />

- Landesges<strong>und</strong>heitsamt Baden-Württemberg<br />

25 Die Landesinitiative „Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ausbildung“ in Brandenburg besteht insgesamt aus sieben Einzelprojekten, welche innerhalb der 39 ermittelten Maßnahmen gesondert berücksichtigt werden.


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [10/11]<br />

Name Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsschutz<br />

seit 1999 Materialien / Medien<br />

Berufsbildende<br />

Schulen<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

- Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

(HVBG)<br />

ARBEIT UND GE-<br />

SUNDHEIT next<br />

(Unterrichtsmaterial der<br />

Berufsgenossenschaften für<br />

die beruflichen Schulen)<br />

Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsschutz<br />

Materialien / Medien<br />

angefragt,<br />

keine Angabe<br />

Berufsschule (unterschiedlicherAusbildungsberufe<br />

des<br />

Elektro- <strong>und</strong> Metallgewerbes)<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

- Initiative Neue Qualität der Ar<strong>bei</strong>t (INQA) 26<br />

(virtuelle Lernplattform zum<br />

Thema Ar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit)<br />

Koordination:<br />

- Institut Input, Institut für Schulung <strong>und</strong> Medienentwicklung<br />

Vermittlung von<br />

Lerninhalten im<br />

Bereich von Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

durch<br />

multimediale Lehr<strong>und</strong><br />

Lernmedien in<br />

berufsbildenden<br />

Schulen<br />

Schulentwicklung<br />

1996 - 2005 Gesamtprojekt<br />

Allgemeine <strong>und</strong><br />

Berufsbildende<br />

Schulen<br />

Gesamtdeutschland<br />

„Ges<strong>und</strong>e Schule“ - Robert Bosch Stiftung<br />

(Ges<strong>und</strong>heitsförderung in<br />

der Schule, Schulentwicklung) <br />

Schulentwicklung<br />

seit 1998 Aktion<br />

Berufsbildende<br />

Schule<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Träger:<br />

(Ges<strong>und</strong>heitsförderung in<br />

der Schule, Schulentwicklung)<br />

- OPUS - NRW, Netzwerk Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

am Berufskolleg<br />

Kohlenstraße<br />

Koordination:<br />

- Berufskolleg Kohlstraße, Wuppertal<br />

26 Bündnis aus Sozialpartnern, Sozialversicherungsträgern, B<strong>und</strong>, Ländern, Stiftungen <strong>und</strong> Unternehmen zur Initiierung gemeinsamer Projekte für eine sichere, ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> wettbewerbsfähige Ar<strong>bei</strong>tswelt.


Tab.: Überblick über die in der empirischen Bestandsanalyse ermittelten 39 Maßnahmen zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung in berufsbildenden Schulen [11/11]<br />

Name Träger / Koordination B<strong>und</strong>esland Schultyp Laufzeit Aktivitätsart Schwerpunkt<br />

Schulentwicklung<br />

Pädagogisches Konzept<br />

Frühjahr<br />

2001 -<br />

Sommer<br />

2006<br />

Hessen Allgemeine <strong>und</strong><br />

Berufsbildende<br />

Schulen<br />

- Hessisches Kultusministerium<br />

(Weiterentwicklung des<br />

Unterrichts in didaktischmethodischer<br />

Absicht)<br />

Fortbildungsprojekt<br />

„Erweiterung<br />

der Methodenkompetenz<br />

im<br />

Unterricht“<br />

Schulentwicklung<br />

Pädagogisches Konzept<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

Träger:<br />

- IKK Baden-Württemberg<br />

(Erprobung <strong>und</strong> Implementierung<br />

eines Unterrichtsmodells<br />

mit fächerübergreifenden<br />

Ansatz)<br />

seit Beginn<br />

des Schuljahres<br />

1999/2000<br />

(Laufzeit von<br />

3 Jahren)<br />

Berufsschule (Auszubildende<br />

im Zimmererberuf)<br />

- Württembergische Bau Berufsgenossenschaft<br />

Pilotprojekt zur<br />

fächerübergreifendenGes<strong>und</strong>heitsförderung<br />

in der<br />

Berufsschule<br />

Koordination:<br />

- Kerschensteinerschule Reutlingen


ANHANG C: Interviewleitfaden<br />

1. Allgemeines zur Einrichtung<br />

1. Name der Einrichtung:<br />

__________________________________________________________<br />

2. Geschäftsform:<br />

__________________________________________________________<br />

3. In welchen Bereichen ist Ihre Einrichtung tätig?<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________<br />

4. Wie viele Mitar<strong>bei</strong>ter sind in Ihrer Einrichtung beschäftigt?<br />

__________________________________________________________<br />

5. Wie viele Mitar<strong>bei</strong>ter sind im Projektbereich Schule beschäftigt?<br />

__________________________________________________________<br />

6. Anzahl der laufenden Projekte?<br />

__________________________________________________________<br />

7. Anzahl der laufenden Projekte im Schulbereich?<br />

__________________________________________________________


2. Projekte im Bereich Schule<br />

1. Wie lange ist Ihre Einrichtung schon im Schulbereich wirksam?<br />

__________________________________________________________<br />

2. Wie viele Projekte wurden im Schulbereich schon durchgeführt?<br />

__________________________________________________________<br />

3. Könnten Sie bitte einige Ausführungen zu derzeitig laufenden Projekten machen?<br />

[Projekte kurz beschreiben, Inhalte nennen, angewandte Strategien erläutern]<br />

_______________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________<br />

___________________________________________<br />

4. Auf welche Zielgruppen sind die Projekte ausgerichtet, welche Schulformen<br />

werden berücksichtigt?<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________<br />

5. Welche Bereiche werden durch die Projekte thematisiert?<br />

[z.B. Bewegung, Ernährung]<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________<br />

6. Wie werden die Projekte evaluiert?<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________<br />

7. Welche Ergebnisse liefern die Evaluationen?<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________


8. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Kann Ihres Erachtens nach etwas er-<br />

reicht werden? Können Sie diesbezüglich konkrete Erfahrungen nennen?<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________<br />

9. Welche Schulart ist Ihres Erachtens nach am besten für Interventionen geeignet<br />

bzw. wo sind Interventionen am wichtigsten? [Vielleicht auch Schularten<br />

nach Rangfolge ordnen lassen, wenn angebracht] Warum?<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________


3. Berufsbildende Schule<br />

1. Haben Sie bereits Projekte im Setting berufbildende Schule durchgeführt? [Bei<br />

„Ja“ genauer nachfragen]<br />

__________________________________________________________<br />

__________________________________________________________<br />

2. Warum wurden seitens Ihrer Einrichtung in diesem Bereich noch keine Maß-<br />

nahmen durchgeführt?<br />

__________________________________________________________<br />

__________________________________________________________<br />

3. Sind ihnen die Strukturen berufsbildender Schulen bekannt?<br />

__________________________________________________________<br />

4. Ist diese Schulform für Maßnahmen bzw. Projekte zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>-<br />

heitsförderung geeignet? (Warum? bzw. Warum nicht?)<br />

__________________________________________________________<br />

__________________________________________________________<br />

5. Sind Sie der Meinung, ansonsten schwer erreichbare Zielgruppen könnten hier<br />

erreicht werden?<br />

__________________________________________________________<br />

__________________________________________________________<br />

6. Welche Probleme sollten bzw. müssten in Projekten zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ge-<br />

s<strong>und</strong>heitsförderung in beruflichen Schulen thematisiert werden?<br />

[z.B. Bewegung, Ernährung]<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________<br />

Bei Ja, weiter<br />

<strong>bei</strong> Frage-Nr.<br />

3, <strong>bei</strong> Nein <strong>bei</strong><br />

Frage-Nr. 2.


7. Sollte der Gender-Ansatz berücksichtigt werden?<br />

__________________________________________________________<br />

8. Welche Probleme bzw. Schwierigkeiten sehen Sie in diesem Setting?<br />

__________________________________________________________<br />

9. Können vorhandene Konzepte anderer Schulformen auf berufsbildende Schu-<br />

len übertragen werden oder Bedarf es veränderter Strategien?<br />

_______________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________<br />

___________________________________________<br />

10. Was wären wirksame Strategien?<br />

_______________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________<br />

___________________________________________<br />

11. Sehen Sie Chancen für berufsbildende Schulen in Zukunft in Projekten der<br />

schulischen Ges<strong>und</strong>heitsförderung mehr berücksichtigt zu werden?<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________<br />

12. Sollten berufsbildende Schulen in Ihren Augen in Zukunft mehr in das Konzept<br />

der „Ges<strong>und</strong>heitsfördernden Schule“ eingeb<strong>und</strong>en werden?<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________<br />

13. Sollte der Setting-Ansatz gewählt werden?<br />

_______________________________________________________________<br />

_____________________________________________________


4. Soziale Benachteiligung<br />

1. Sollte die Bekämpfung <strong>sozial</strong>er Ungleichheit in Projekten zur <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung im Schulbereich thematisiert werden?<br />

__________________________________________________________<br />

2. Sind sie der Meinung, dass in berufsbildenden Schulen <strong>sozial</strong> Benachteiligte<br />

gut zu erreichen sind?<br />

__________________________________________________________<br />

3. Welche Bereiche bzw. Aspekte sind Ihrer Meinung nach in Projekten zur Be-<br />

kämpfung <strong>sozial</strong>er <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Ungleichheit prioritär zu thematisieren?<br />

__________________________________________________________<br />

4. Was sind wirksame Strategien zur Bekämpfung <strong>sozial</strong> <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich be-<br />

nachteiligter Jugendlicher?<br />

__________________________________________________________<br />

5. Wie müssen Projekte angelegt sein bzw. welche Kriterien müssen unbedingt<br />

berücksichtigt werden um einen Beitrag zur Querschnittsanforderung „<strong>sozial</strong>e<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Chancengleichheit“ zu leisten? [Art der Maßnahmen, Evaluation]<br />

_______________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________<br />

___________________________________________


ANHANG D: Überblick über die befragten Akteure<br />

Akteure Einrichtung Interviewpartner<br />

Krankenkassen<br />

Unfallkassen<br />

Landesvereinigungen<br />

für<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

Sonstige<br />

AOK Sachsen<br />

Abteilung <strong>Prävention</strong><br />

Hochwaldstrasse 4<br />

D-02763 Zittau<br />

IKK Baden Württemberg<br />

Abteilung <strong>Prävention</strong><br />

Schlachthofstr. 3<br />

D-71636 Ludwigsburg<br />

Barmer Ersatzkasse Sachsen<br />

Abteilung <strong>Prävention</strong><br />

Zellescher Weg 23-25a<br />

D-01217 Dresden<br />

Unfallkasse Sachsen<br />

Abteilung <strong>Prävention</strong><br />

Rosa-Luxemburg-Strasse 17a<br />

D-01662 Meißen<br />

Unfallkasse Berlin<br />

Abteilung <strong>Prävention</strong><br />

Culemeyerstrasse2<br />

D-12277 Berlin<br />

Unfallkasse Hessen<br />

Abteilung <strong>Prävention</strong><br />

Regionalbüro Nordhessen<br />

Friedrich-Ebert-Strasse 21<br />

D-34117 Kassel<br />

Unfallkasse Rheinland-Pfalz<br />

Abteilung <strong>Prävention</strong> im Schulbereich<br />

D-56624 Andernach<br />

Landesvereinigung für Ges<strong>und</strong>heit<br />

Niedersachsen e.V.<br />

Fenskeweg 2<br />

D-30165 Hannover<br />

Sächsische Landesvereinigung für<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung e.V. (SLfG)<br />

Helgolandstr. 19<br />

D-01097 Dresden<br />

Hamburgische Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft<br />

für Ges<strong>und</strong>heitsförderung e.V.<br />

Repsoldstrasse 4<br />

D-20097 Hamburg<br />

Sächsische Ar<strong>bei</strong>tsstelle für Schule<br />

<strong>und</strong> Jugendhilfe e.V.<br />

Alaunstrasse 11<br />

D-01099 Dresden<br />

Robert Bosch Stiftung<br />

Programmbereich 5<br />

Bildung <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

Heidehofstrasse 31<br />

D-70184 Stuttgart<br />

Reinhard Thöns<br />

Reinhard.thoens@sac.aok.de<br />

Tel.: 03583/774337117<br />

Frau Wagner<br />

Ruth.Wagner@ikkbw.de<br />

Tel.: 07141/9404157<br />

Frau Müller<br />

dresden@barmer.de<br />

Tel.: 0351/4732118<br />

Frau Lohmann<br />

Frau Geitner<br />

Tel.: 030/79241317<br />

Herr Lange<br />

m.lange@ukh.de<br />

Tel.: 0561/7294725<br />

Frau Stanowski<br />

h.stanowski@ukrlp.de<br />

Tel.: 026329600<br />

Frau Maasberg<br />

info@ges<strong>und</strong>heit-nds.de<br />

Tel.: 0511/3500052<br />

Herr Koesling<br />

post@slfg.de<br />

Frau Roggenbach<br />

Beatrice.Roggenbach@hagges<strong>und</strong>heit.de<br />

Tel.: 040/63647778<br />

Frau Knöfel, Frau Paul<br />

Schule.<strong>und</strong>.Jugendhilfe@sasj.de<br />

Frau Wolz<br />

Monika.Wolz@bosch-stiftung.de<br />

Tel.: 0711/46084137


Blauer Punkt Verlag ISBN 978-3-937339-99-3

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