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Festschrift - Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung

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<strong>Menschen</strong>, die schwer und mehrfach behindert<br />

sind.<br />

Keine Garantie <strong>für</strong> die Ver<strong>mit</strong>tlung dieses<br />

<strong>Menschen</strong>bildes, aber eine Voraussetzung<br />

da<strong>für</strong> sind schriftliche Aussagen der Träger<br />

von Einrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en,<br />

auch ihrer Dachorganisationen,<br />

wie sie in Satzungen, Leitbildern, Konzeptionen<br />

und Arbeitshinweisen <strong>für</strong> die Mitarbeiter/-innen<br />

nachzulesen sind. Wir können<br />

leicht überprüfen, ob darin ein <strong>Menschen</strong>bild<br />

verankert ist, das auf Wohlbefi nden und<br />

selbstbestimmte Bedürfnisbefriedigung über<br />

Kommunikation und Assistenz gründet.<br />

Sollte es dies nicht geben, müssen wir darauf<br />

hinwirken, über Nachfrage, Stutzigmachen,<br />

Protest und/oder über direkte Mitwirkung<br />

bei Neuformulierungen. – Sollten die schriftlichen<br />

Formulierungen zu allgemein sein –<br />

zum Beispiel nur „wir sind einem christlichen<br />

<strong>Menschen</strong>bild verpfl ichtet“ – genügt uns das<br />

nicht. Wichtig <strong>für</strong> unser Anliegen sind Präzisierungen<br />

und Konkretionen: Wohlbefi nden,<br />

Kommunikation, Selbstbestimmung über<br />

Assistenz, Respektierung von Bedürfnissen<br />

sollten benannt werden.<br />

Auch im Gespräch und beim Einblick in das<br />

Zusammenleben in einer Einrichtung kann<br />

man sich vergewissern, ob man sich in ihr bewusst<br />

ist, dass das höchste Ziel unserer Bemühungen<br />

im Zusammenleben sein muss,<br />

Zustände des Wohlbefi ndens <strong>für</strong> alle Beteiligten<br />

herbeizuführen.<br />

Es gibt Dokumentationen, Forschungsvorhaben,<br />

Darstellungen der Arbeit in Einrichtungen,<br />

Ausbildungs- und Fortbildungspläne<br />

<strong>für</strong> Fachkräfte, die sich auf <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />

schwerer und mehrfacher <strong>Behinderung</strong> beziehen,<br />

in denen die selbstbestimmte Herstellung<br />

von Zuständen des Wohlbefi ndens<br />

immer noch nicht vorkommt. – Es gibt noch<br />

viel, viel zu tun!<br />

36<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> schweren <strong>Behinderung</strong>en gehören dazu!<br />

Zweites Stichwort: Teilhabe<br />

Es geht um Teilhabe am Zusammenleben. Wir<br />

kennen den Appell des Normalisierungsprinzips:<br />

Das Leben von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

soll „so normal wie möglich“ sein. Teilhabe<br />

bedeutet nicht nur Ermöglichung von<br />

Kommunikation in Begegnungssituationen<br />

und Erschließung von Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung,<br />

sondern es geht – wie<br />

bereits ausgeführt – auch um die Funktion<br />

der Wahrnehmung beim Zustandekommen<br />

von Empathie und Solidarität.<br />

Greifen wir als Beispiel die Wohnsituation<br />

auf. Es geht um den Verbleib eines Kindes <strong>mit</strong><br />

schwerer <strong>Behinderung</strong> in der Familie im Kindes-<br />

und Jugendalter, die da<strong>für</strong> notwendige<br />

Unterstützung durch familienentlastende<br />

Dienste. Es geht um die Ablösung aus der<br />

Familie im Erwachsenenalter, den Wechsel<br />

in kleine Wohneinrichtungen, die über eine<br />

gute Infrastruktur und Netzwerke verfügen<br />

müssen, um Teilhabe im Sinne einer Gemeinwesenintegration<br />

ermöglichen zu können.<br />

– Rahmenbedingungen und personelle Ausstattung<br />

sind gefragt.<br />

Bei Veränderungen von Großeinrichtungen<br />

müssen <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> schwerer und mehrfacher<br />

<strong>Behinderung</strong> von Anfang an <strong>mit</strong>bedacht<br />

und <strong>mit</strong>einbezogen werden, sonst<br />

entwickeln sich diese Einrichtungen zu<br />

Schwerbehindertenzentren (vgl. Hahn et al.<br />

2003). Wir dürfen keine Parallelwelten entstehen<br />

lassen. Diese fördern nicht die Integration,<br />

sondern verhindern sie.<br />

Drittes Stichwort: Kommunikation<br />

Auf die grundlegende Bedeutung der Kommunikation<br />

<strong>für</strong> die Realisierung von Wohlbefi<br />

nden wurde schon mehrfach hingewiesen.<br />

Was können wir zum Beispiel tun?<br />

– Personal- und Ausbildungssituation verbessern.

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