Neustädter wanderten nach Weiden aus - familienforschung-kunz ...
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<strong>Neustädter</strong> <strong>wanderten</strong> <strong>nach</strong> <strong>Weiden</strong> <strong>aus</strong><br />
Bürgerbuch gibt interessante Aufschlüsse über die Bürgerschaft<br />
von Johann Baptist Fröhlich<br />
in „Was uns die Heimat erzählt – Heimatkundliche Beilage der Oberpfälzer<br />
Nachrichten, 1963 – November<br />
Während die Einwohnerzahl der Dörfer wegen des stets gleichen Hofbestandes<br />
durch Jahrhunderte fast unverändert blieb, konnten sich die Städte <strong>aus</strong>dehnen.<br />
Freilich wuchs <strong>Weiden</strong> nur langsam, so dass es um 1800 noch nicht viel mehr<br />
als um 1500 hatte, nämlich rund 2000 Seelen.<br />
Immerhin ergänzte es schon damals seine Menschenverluste in der Hauptsache<br />
durch Aufnahme des Bevölkerungsüberschusses des bäuerlichen Umlandes,<br />
<strong>aus</strong> dem ja schon die ersten Bewohner kamen.<br />
So finden wir in den <strong>Weiden</strong>er Archiven bereits früh Bürger verzeichnet, die<br />
<strong>nach</strong> ihrem Namen <strong>aus</strong> der Umgebung kamen:<br />
Barksteiner Dreswitzer Grünauer Görnizer<br />
Kaltenbrunner Kirmreuther Pischeldorfer Pirker<br />
Rotzenmüller Slamersdorfer Schönreuther Fehrsdörfer<br />
Wurzer<br />
Gar mancher kam in die schützende Stadt, <strong>nach</strong>dem im Kriege sein Heimatdorf<br />
verbrannt war. Eine Reihe von Wüstungsnamen erinnert an untergegangene<br />
Orte in der Nähe von <strong>Weiden</strong>.<br />
Auf diesen Zusammenhang zwischen Stadt und Land weist Hermann Löns hin<br />
mit den Worten: „Ehe ihr da wart, ihr Leut <strong>aus</strong> der Stadt, ob reich, ob arm, ob<br />
hoch, ob niedrig, war ich da. Ich brach den Boden, ich säte das Korn, ich schuf<br />
das Feld, auf dem ihr leben gedeihen konntet mit euerem Gewerbe, euerem<br />
Handel, euerer Industrie, euerem Verkehr“.<br />
Naturgemäß fand auch eine Binnenwanderung zwischen Nachbarorten statt, so<br />
zwischen Neustadt an der Waldnaab und <strong>Weiden</strong>. Es zogen von Neustadt <strong>nach</strong><br />
<strong>Weiden</strong><br />
1560 Heinrich Rudel er heiratete die Witwe des Erhard Blöd<br />
dortselbst<br />
1573 Hans Thaler Sägemüller<br />
1605 Hans Mois<br />
1608 Erhard Jakob Ziegler<br />
1618 Preu<br />
1630 Leonhard Pfleger<br />
1632 Veit Peytkoffer Glaser<br />
1640 Michael Hofmann Bader, er heiratete dort eine Baderswitwe
1663 Friedrich Sindersberger Sailer<br />
1666 Niepauer und Dostler<br />
1667 Seyfried<br />
1676 Münchmayer<br />
1680 Friedrich<br />
1702 Johann Mattias Sörrer Türmer<br />
1705 Michael Walter Maurer<br />
1777 Johann Georg Werner Schneider<br />
1780 Adam Daller Weber<br />
1795 Georg Marzi Zimmermann, Post<br />
1805 Miedel<br />
1818 Riedel<br />
1827 Engel<br />
1829 Adler<br />
1835 Josef Hösel<br />
1851 Zacharias<br />
Umgekehrt übersiedelten <strong>Weiden</strong>er <strong>nach</strong> Neustadt:<br />
1571 Michl Dilhover Schuhmacher<br />
1573 Heinrich Stubenrauch<br />
1585 Jorg Weinmann Müller<br />
Hans Schmied Naberschmied<br />
1608 Christoph Heurings Tochter heiratet <strong>nach</strong> Neustadt; ihr Mann<br />
Erhard Wild muss für ihr Heiratsgut Nachsteuer<br />
an die Stadt <strong>Weiden</strong> entrichten<br />
1609 Ratzenmüller wird die Tochter des Rennmüllers Ratzenmüller<br />
in <strong>Weiden</strong> die Frau des Mathes<br />
Mühler in Neustadt<br />
1611 Hermann Schwindls Tochter verehelicht sich mit Georg Hoffmann<br />
in Neustadt<br />
1615 Peter Beer Metzger in Neustadt, nimmt die Tochter des<br />
Burkhard Scheuerl in <strong>Weiden</strong> zur Frau<br />
1620 Leonhard Augustin Sattler, zieht von <strong>Weiden</strong> <strong>nach</strong> Neustadt<br />
1627 Peter Krauß Lederer<br />
1633 Hans Sindersberger heiratet <strong>nach</strong> Neustadt<br />
1635 Michael Peuerl von <strong>Weiden</strong> erhält das Bürgerrecht in Neustadt<br />
1654 Hans Ungricht Schuhmacher<br />
Paul Stilp Schreiner<br />
1662 Christoph Rockel Beck<br />
1711 Hans Caspar Wirth Kupferschmied<br />
1754 Josef Haberl Schneider<br />
1781 Haberstumpfs Tochter folgt dem Bergmüller Christoph<br />
Vogel <strong>nach</strong> Neustadt in die Ehe
Seit dem vorigen Jahrhundert brachten der Bahnbau und die Errichtung der<br />
Zentralwerkstätte und die Ansiedlung einer bedeutenden Porzellan- und Glasindustrie<br />
für <strong>Weiden</strong> ein starkes Ansteigen der Bevölkerung.<br />
Während die Stadt 1855 noch 2475 Einwohner hatte, ergaben die Zählungen<br />
von 1875 4172 und<br />
von 1895 6963 Einwohner.<br />
Die Bevölkerungszunahme setzte sich <strong>nach</strong> 1900 noch weiter fort.<br />
Die Einwohnerzahlen betrugen:<br />
1905 12.418 1925 19.418<br />
1939 29.372 1955 40.681<br />
An dem letzteren sehr hohen Zuwachs waren über 9000 Heimatvertriebene und<br />
mehr als 1000 Zugewanderte <strong>aus</strong> der Sowjetischen Besatzungszone beteiligt.<br />
Aus der Kartei des Einwohnermeldeamtes ist zu ersehen, dass wieder die nähere<br />
und weitere Umgebung für <strong>Weiden</strong> die benötigten zahlreichen Arbeitskräfte<br />
zur Verfügung stellte.<br />
<strong>Weiden</strong> wurde zum Wirtschaftsmittelpunkt der nördlichen Oberpfalz. Besonders<br />
in dieser Zeit erwählten viele <strong>Neustädter</strong> <strong>Weiden</strong> zu ihrer zweiten Heimat.<br />
Die Listen über die Verleihung des <strong>Weiden</strong>er Bürger- und Heimatrechts nennen<br />
folgende <strong>Neustädter</strong>:<br />
1882 Christian Lang Bader<br />
1892 Thomas Blas Maler<br />
1894 Adam Höllerl Redakteur<br />
1895 Andreas Trotmann Spengler<br />
1898 Joseph Wirth Wagenwärtergehilfe<br />
1899 Simon Kett Schuhmachermeister<br />
1900 Franz Kunz Stationsgehilfe<br />
1902 Georg Füsl Wagenwärtergehilfe<br />
1903 Josef Müller Wagenputzer<br />
1906 Dionys Fuhrmann Wagenwärtergehilfe<br />
1907 Anton Schlötzer Porzellanarbeiter<br />
1908 Andreas Wirner Malermeister<br />
Christoph Singer<br />
August Pöllath Zentralwerkstättenschmied<br />
1910 Wilhelm Schlötzer Porzellanarbeiter<br />
1911 Andreas Meier Werkstättenschreiner<br />
Johann Forster Maschinenh<strong>aus</strong>gehilfe<br />
Andreas Rebl Zentralwerkstättenschmied<br />
Josef Götz Zentralwerkstättenschlosser<br />
1913 Joseph Wein Anwaltsbuchhalter<br />
1914 Georg Schlötzer Porzellanarbeiter<br />
Josef Mühlmeyer Betriebswerkstättenschmied<br />
Karl Käs Eisendreher
Die <strong>aus</strong> Neustadt <strong>nach</strong> <strong>Weiden</strong> zugezogenen und ihre Nachkommen bilden<br />
einen erheblichen Teil der jetzigen <strong>Weiden</strong>er Bevölkerung. Heute haben, um<br />
nur einige Namen zu nennen, folgende <strong>Neustädter</strong> Familien Angehörige in<br />
<strong>Weiden</strong>:<br />
Achatz Bauer Fritz Fröhlich<br />
Gindner Greiner Hirsch Kastl<br />
Koller Nachtmann Näger Pöllath<br />
Ruyter Schraml Stich Trommer<br />
Weiner Wiedenhöfer Wirth Witt<br />
Zetzl<br />
Erwähnt sei noch, dass gegenwärtig täglich rund 5000 Menschen zur Arbeit<br />
<strong>nach</strong> <strong>Weiden</strong> kommen, während etwa 1600 <strong>Weiden</strong>er <strong>aus</strong>wärts arbeiten. Ein<br />
großer Teil dieser Pendler wandert täglich zwischen <strong>Weiden</strong> und Neustadt hin<br />
und her.<br />
Vielleicht geben diese Zahlen Anlass, auch für andere Orte der nördlichen<br />
Oberpfalz ihren Zusammenhängen mit der <strong>Weiden</strong>er Bevölkerung <strong>nach</strong>zugehen.<br />
Quellen:<br />
Stadtarchiv <strong>Weiden</strong> Bürgerbuch, Familienbogen von Ries<br />
Abschrift: Alfred Kunz, <strong>Weiden</strong>