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Moosbürg – vom Dorf zum Industriestandort - familienforschung ...

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<strong>Moosbürg</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>zum</strong> <strong>Industriestandort</strong><br />

Kleine Gemeinde nahm in 60 Jahren eine beachtliche Entwicklung<br />

in „Was uns die Heimat erzählt <strong>–</strong> Heimatkundliche Beilage der Oberpfälzer<br />

Nachrichten“, September 1970<br />

von Johann Baptist Fröhlich, Weiden<br />

Die Geschichte wohl keines anderen Ortes in nächster Umgebung Weidens<br />

nahm eine so glückliche Wandlung, wie <strong>Moosbürg</strong> und ist auch als Stadtteil<br />

Weidens seit 1914 wie eine Insel doch eine Bauernsiedlung geblieben, die auch<br />

als solche mit dem Fortschritt gegangen ist.<br />

Die Geschichte von <strong>Moosbürg</strong>, von der Gründung bis <strong>zum</strong> heutigen Tage<br />

nachzugehen, war eine dankbare Aufgabe für Landgerichtsdirektor a. D.<br />

Johannes B. Fröhlich, so dass wir heute seine Forschungsergebnisse veröffentlichen<br />

können, wie wir <strong>zum</strong> Jahresanfang seine Abhandlung über Pirk<br />

bringen konnten. D. R.<br />

<strong>Moosbürg</strong> hat seinen Namen von dem Herrschaftssitz, von dem aus der dortige<br />

Sumpf kultiviert wurde; eine alte Burg im Moos (1). Die ersten urkundlichen<br />

Nennungen der Siedlung seind 1122 Moosburg (2), 1362 mospurg (3), 1370 zu<br />

der mospurg (4), 1394 mospurg (5), 1439 Dosburg (6 und 7). Auf Grund der<br />

Namensgebung wird die Ursiedlung als bajuwarischer Hof angesehen.<br />

Der Burgstall und die Herren von <strong>Moosbürg</strong><br />

An der Waldnaab, am heutigen Ortsrand von <strong>Moosbürg</strong>, befand sich der Burgstall.<br />

In ihm darf man den ersten Ansitz des rodenden Ortsherrn sehen. Später<br />

diente die kleine Burganlage in Zeiten der Gefahr den Siedlern als Zufluchtsstätte<br />

(9).<br />

<strong>Moosbürg</strong> kam mit dem Umland durch kaiserliche Schenkung als Reichsgut an<br />

das Bistum Bamberg. Dieses vergab es an seinen Ministerialen Purchhart, der<br />

dann „von Moosburc“ genannt und 1122 in einem Vertrag des Bistums als<br />

dessen Siegelzeuge mitwirkte (10).<br />

1362 erscheinen die Herren von Schöngras als Besitzer von Mospurg (wie 3).<br />

Es ist jedoch anzunehmen, dass sie den Edelsitz schon früher innehatten,<br />

denn bereits 1358 nennen die Urkunden Ott, Hans und Peter Schöngraser,<br />

wobei letzterer Bürger in Weiden ist (11). Einige Güter erwerben die Schöngraser<br />

von <strong>Moosbürg</strong> 1370 von Ulrich Egerer (wie 4). Weiterer Lehenbesitz in<br />

<strong>Moosbürg</strong> war von den Dreswitzern 1394 an die Schöngraser verkauft worden<br />

(12).<br />

Wann nach 1489 der Übergang des Besitzes von den Schöngrasern auf die<br />

Hirschaider erfolgte, lässt sich nicht belegen. 1514 verkauft Georg von Hir-


schaid vor dem Landgericht Kemnath die Hofmark an Caspar Erlbeck, Burghüter<br />

in Parkstein (13).<br />

Besitznachfolger werden die Herren von Nothaft. Stephan Nothaft zu Wernberg<br />

verkauft 1598 <strong>Moosbürg</strong> und Ullersricht als frei eigenes Gut an die Inhaber<br />

des Gemeinschaftsamtes Parkstein <strong>–</strong> Weiden, die Pfalzgrafen Philipp<br />

Ludwig von Sulzbach und Ottheinirch von Neuburg (wie 13).<br />

Seitdem war das Burggut <strong>Moosbürg</strong> mit dem Gemeinschaftsamt Parkstein <strong>–</strong><br />

Weiden für immer verbunden.<br />

Die Familie Schöngraser<br />

Das Gebiet von Bruck, Neubäu und Roding war 1007 ebenfalls an das Bistum<br />

Bamberg gekommen. Unter dessen dortigen Neugründungen war auch das<br />

<strong>Dorf</strong> Schöngras (Landkreis Roding), das einem Bamberger Ministerialen verliehen<br />

wurde. Er nannte sich nach dem Ansitz „Schöngraser“.<br />

Diese Familie ist seit 1362 als Inhaber von <strong>Moosbürg</strong> zu belegen (wie 3). In<br />

Urkunden von <strong>Moosbürg</strong> und Weiden erscheinen:<br />

1358 Ott, Hans und Peter Schöngraser (wie 4), 1399 wird auch deren Mutter<br />

Margarethe genannt (14), Paulus Schöngraser wird 1391 und 1394 erwähnt (15).<br />

Viele Urkunden aus den Jahren 1407 bis 1427 werden von den Brüdern Ott und<br />

Georg Schöngraser gesiegelt (16). Im Jahre 1415 wird Ulrich, der Onkel der<br />

Brüder Schöngraser erwähnt (17). Um das Jahr 1430 werden Elsbet Schöngraser<br />

und ihr Sohn Wilhelm in einem Leuchtenberger Lehenbuch genannt<br />

(18).<br />

1452 siegelte Christoph Schöngraser zu Mospurg eine Leuchtenberger Urkunde<br />

(19). Die letzte Schöngraserin zu <strong>Moosbürg</strong> ist die Witwe Barbara. Sie<br />

war Mitglied der Weidener Priesterbruderschaft im Jahre 1483 und stellt noch<br />

1489 einen Lehenrevers aus (20).<br />

Die Verbindung der Familie Schöngraser zu ihren Besitznachfolgern, den<br />

Herren von Hirschaid ist bis jetzt ungeklärt. Die Hirschaider hatten ihren<br />

Stammsitz in Hirschaid bei Bamberg (21), waren aber auch in unserem Gebiet,<br />

besonders in Vilseck begütert.<br />

Bereits 1433 kämpft in der Schlacht bei Hiltersried gegen die Hussiten ein<br />

Georg Hirschaider (22). Die Käufer des Burggutes <strong>Moosbürg</strong> im Jahre 1514, die<br />

Burghüter Erlbeck von Parkstein waren mit den Schöngrasern verschwägert<br />

(wie 15), so dass eine Verwandtschaft Schöngraser <strong>–</strong> Hirschaider möglich<br />

wäre.<br />

Das Burggut <strong>Moosbürg</strong> und die Untertanen<br />

Kurz vor dem Verkauf an das Gemeinschaftsamt Parkstein <strong>–</strong> Weiden ließ der<br />

Inhaber von <strong>Moosbürg</strong> Georg Stephan Nothaft (22) eine genaue Beschreibung


des Burggutes und seiner Untertanen und deren Abgaben anfertigen. Diese<br />

Aufschreibung soll, um einen Einblick in die Schreibweise jener Zeit zu geben,<br />

teilweise wörtlich wiedergegeben werden:<br />

„Hofmark Moßbürg.<br />

Erstlich hats daselbst ain alts ungebauts Burgstall, ain Zehend Stadtel und<br />

Viechhauß samt der eingezirkten Hofraith und Gärten.<br />

Zum anderen gehören dazu über die fünfundzwanzig Tagwerk Holzgrund,<br />

darauf die Unterthanen behölzt werden, samt den kleinen Wildbann.<br />

Drittens hats dits Orths den großen und kleinen Zehend uf den Gütern<br />

daselbs“,<br />

Die weiteren Beschreibungen dieses Besitzes folgen nun in heutiger Schreibweise.<br />

Für die Geldabgaben sind die früheren Bezeichnungen beibehalten, wobei<br />

fl gleich den Gulden, ß für Schilling steht.<br />

„Zum Vierten hat die Herrschaft ein Stück Fischwasser an der Naab, das bei<br />

der Leihstadtmühle beginnt und auf das Wehr oberhalb des neuen Steges bis<br />

Schirmitz reicht.<br />

Zum Fünften gehören zu dem Hofbau 29 Tagwerk wohl hergerichtete Dungfelder<br />

und 21 Tagwerk Wiesen, die man zweimal mähen kann. Weiterhin ge-hört<br />

dazu eine große Wiese mit 6 Tagwerk.<br />

In <strong>Moosbürg</strong> sind neun Mannschaften und Untertanen, so auf begebende Veränderung<br />

der Herrschaft den 10. Pfennig Kaufrecht geben und mit all anderen<br />

Botmäßigkeiten unterworfen sind“. Dieses Kaufrecht war eine sehr einschneidende<br />

Abgabe bei der Hofübergabe oder dem Todesfall des Hofinhabers.<br />

Nun folgt die Aufstellung der Untertanen mit ihren Zinszahlungen und Dienstbarkeiten:<br />

1. Wolf Peumbler zinst jährlich an Geld 1 fl, 4 Käse oder 1 ß 20<br />

Pfennig, 3 Schil-ling Eier, das waren 90 Stück oder<br />

dafür an Geld 1 ß 15 Pfennig, 3 Tag Mähen oder 2 ß<br />

3 Pfennig, 3 Tag Schneiden oder 1 ß 12 Pfennig.<br />

Weiter ist zu lesen: „Haben mit dem Mähen kein Gesetz, müssen darmit fronen,<br />

wozu und wie oft mans bedürftig, jedoch spannen zween Huben zusammen<br />

und tun so viel als een Hof“.<br />

Hier handelt es sich um die ungemessene Fron, jedoch war die Hofgröße berücksichtigt.<br />

Zwei kleinere Höfe, die Huben, hatten miteinander die gleichen<br />

Fuhrlasten zu tragen, wie ein ganzer Hof. Die Dienstleistung konnte auch in<br />

Geld abgegolten werden, wofür der Peumbler jährlich 1 fl 6 Schilling 20 Pfennig<br />

zu zahlen hatte, wenn er nicht fronen wollte oder konnte.


2. Hannß Schmidt zinst jährlich an Geld 1 fl, 4 Käse oder 1 ß 20<br />

Pfennig. 3 Schilling Eier oder 1 ß 15 Pfennig.<br />

Frongeld 3 ß 15 Pfennig. Jahresabgabe<br />

1 fl 6 ß 20 Pfennig.<br />

3. Sebastian Weiß zinst jährlich an Geld 1 fl 5 ß 60 Eier oder 1 ß,<br />

Frongeld 3 ß 15 Pfennig, Jahresabgabe 2 fl 1 ß 3<br />

Pfennig.<br />

4. Hannß Hutzler zinst jährlich an Geld 1 fl, 4 Käse oder 1 ß 20<br />

Pfennig, 3 ß Eier ode 1 ß 15 Pfennig. Frongeld 3 ß 15<br />

Pfennig, Jahresabgabe 1 fl 6 ß 20 Pfennig.<br />

5. Wolf Müllner zinst jährlich 3 fl 6 ß 16 Pfennig, Frongeld 3 ß 15<br />

Pfennig. Jahresabgabe 4 fl 1 ß 19 Pfennig.<br />

6. Wastl Prölß zinst jährlich an Geld 4 fl 4 ß 1 Pfennig. Frongeld 3 ß<br />

15 Pfennig. Jahresabgabe 4 fl 7 ß 16 Pfennig.<br />

7. Paulus Ermer zinst jährlich an Geld 3 fl 7 ß, Frongeld 3 ß 15<br />

Pfennig, Jahres-abgabe 4 fl 2 ß 3 Pfennig.<br />

8. Hannß Vierling zinst jährlich an Geld 2 fl 5 ß 18 Pfennig. Frongeld 3<br />

ß 15 Pfennig, Jahresabgabe 3 fl 3 ß 21 Pfennig.<br />

9. Peter Schwebl von seinem neu erbauten Gütlein in allem für Fron<br />

und Dienstbarkeit jährlich an Geld 2 fl.<br />

Die Zusammenfassung lautet: „Summa des jährlichen Einkommens der Hofmark<br />

Mospürg thuet 26 Gulden 1 Schilling 14 Pfennig“.<br />

Aus dem Jahr 1690 hat sich eine Steuerrechnung (23) erhalten, in der wiederum<br />

alle Höfe aufgeführt sind:<br />

Georg Market<br />

Peter Kick<br />

Georg Pröls<br />

Hans Ehmann<br />

Augustin Landgraf<br />

Matthes Peimbler<br />

Paul Axmann<br />

Wolf Ehemann<br />

der <strong>Dorf</strong>hirte<br />

8 fl 37 x (x = Kreuzer, eine spätere Recheneinheit an<br />

Stelle von Schilling und Pfennig)<br />

7 fl 40 x<br />

11 fl 26 x<br />

8 fl 38 x<br />

13 fl 28 x<br />

8 fl 32 x<br />

1 fl 40 x<br />

1 fl<br />

45 x<br />

Bei dieser Aufstellung erscheint eine andere Reihenfolge der Höfe und ein Hof<br />

war wohl unbewirtschaftet.<br />

<strong>Moosbürg</strong> nach dem Jahr 1800<br />

Seit 1598 waren die beiden Herren des Gemeinschaftsamtes Parkstein <strong>–</strong> Weiden<br />

Obereigentümer von <strong>Moosbürg</strong>. Bei Errichtung des Königreiches Bayern<br />

ging das Obereigentum an Grund und Boden deshalb an den Bayerischen<br />

Staat über.


Demgemäß sind im Urkataster die <strong>Moosbürg</strong>er Höfe als „<strong>zum</strong> königlichen<br />

Rentamt, früher <strong>zum</strong> Kastenamt Weiden Erbrechtsweise grundbar“ bezeichnet.<br />

Schon damals zeichnete ein fortschrittlicher Geist die Bauern von <strong>Moosbürg</strong><br />

aus, denn schon im Jahre 1802 begannen sie die Moosgründe zu kultivieren<br />

und dann zu verteilen, um die Grundflächen für die Höfe erweitern zu können.<br />

Damit ging <strong>Moosbürg</strong> als einer der ersten Orte der weiteren Umgebung voraus<br />

und ernteten damals auch von höchsten Stellen volle Anerkennung.<br />

Durch Gesetz <strong>vom</strong> Jahr 1848 der so genannten Bauernbefreiung wurde das<br />

Obereigentum aufgehoben, so dass die Höfe freies Eigentum des Bauern wurden.<br />

Der ehemalige Burggutshofbau mit 88,23 Tagwerk wurde unter die <strong>Moosbürg</strong>er<br />

Anwesen in sieben Teile aufgeteilt. Die Höfe Hausnummer 4 und 9 bekommen<br />

keinen Anteil, der Winkelprölßenhof Nr. 4 erwirbt durch Kauf einen Ausbruch<br />

aus dem Burggutshofbau. Es ist also anzunehmen, dass diese beiden Anwesen<br />

erst im Laufe der Jahr-hunderte durch Teilung der Urhöfe entstanden<br />

sind.<br />

An das Burggut und den Burgstall erinnern noch die Flurnamen Burgwiese,<br />

Burgfleck, Herrentagwerkwiese und Stallungswiese, wobei in der letzten Flurbezeichnung<br />

der „Burgstall“ verborgen ist.<br />

Es folgt nun eine Zusammenstellung der Höfe und ihrer Inhaber aus den letzten<br />

150 Jahren, die aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:<br />

Hausnummer 1: „Beim Wurzer“ (Hausname)<br />

ein ganzer Hof,<br />

1850: 88,34 Tagwerk<br />

1591 Wolf Peumbler<br />

1827 Market Andreas, Market Johann<br />

1855 Market Johann Georg, Market Barbara Magdalena,<br />

Market Johann verheiratet mit Elisabeth Prölss<br />

1924 Market Karl verheiratet mit Lindner<br />

1970 Market Georg<br />

Hausnummer 2: „Beim Pröls“<br />

ein ganzer Hof,<br />

1850: 14,7 Tagwerk<br />

1581 Hans Schmidt<br />

1850 Prölß Jakob<br />

1852 Prölss Georg Adam, Prölss Johann,<br />

Prölss Friedrich verheiratet mit Margarete Stark<br />

1936 Prölss Babette verheiratet mit Grünbauer<br />

1950 Grünbauer Maria Luise verheiratet mit Häring Johann


Hausnummer 3: „Beim Ehemann“<br />

ein ganzer Hof,<br />

1850: 93,51 Tagwerk<br />

1581 Sebastian Wager<br />

1847 Prölss Anna Maria verheiratet mit Georg Christoph Kraus,<br />

Stark Friedrich verheiratet mit Maria, Stark Johann<br />

1890 Stark Johann Georg,<br />

Stark Karl verheiratet mit Karoline Prölß<br />

1970 Weidner Karl<br />

Hausnummer 4: „Beim Winkelprölss“<br />

ein viertel Hof,<br />

1850: 50,30 Tagwerk<br />

1581 Hans Hutzler<br />

1835 Prölss Georg Mathias verheiratet mit Margarete,<br />

Wittmann Erhard verheiratet mit Margarete,<br />

Stark Jakob, Prölls Friedrich und Bäumler Georg<br />

1850 Prölss Johann Jakob<br />

Hof abgegangen, heute Hausnummer 4 Feuerhaus.<br />

Die Prölß haben einen Hof in Ullersricht gekauft und den<br />

Hausnamen Winkelprölss dorthin mitgenommen.<br />

Hausnummer 5: „Beim Weber“<br />

ein halber Hof,<br />

1850: 59,56 Tagwerk<br />

1581 Wolf Müllner<br />

1850 Bäumler Johann Georg<br />

1856 Bäumler Johann Georg,<br />

Bäumler Thomas verheiratet mit Margareta<br />

1933 Bäumler Friedrich<br />

1970 dessen Witwe Lisbeth Bäumler, geb. Schätzler<br />

Hausnummer 6: „Beim Kicken“<br />

ein halber Hof,<br />

1850: 67,95 Tagwerk<br />

1581 Sebastian Prölß<br />

1831 Market Friedrich<br />

1850 Market Johann<br />

1931 Market Johann Karl verheiratet mit Lina Bäumler<br />

1970 Market Johann<br />

Hausnummer 7: „Beim Schätzler“<br />

ein ganzer Hof, ehemals Wirtshaus<br />

1850: 113,41 Tagwerk<br />

1581 Paulus Ermer<br />

1845 Schätzler Johann Jakob, Schätzler Barbara Elisabeth,


Schätzler Salomon, Schätzler Andreas,<br />

Schätzler Elise, Margarete und Walburga<br />

1850 Landgraf Margarete<br />

1924 Schätzler Walburga, verheiratet mit Prölß Johann Adam<br />

1970 Grünbauer Friedrich<br />

Hausnummer 8: „Beim Gutsbauern“<br />

ein halber Hof,<br />

1850: 58,39 Tagwerk<br />

1581 Hans Vierling<br />

1842 Schätzler Johann Heinrich<br />

1850 Schätzler Adam<br />

1860 Schwarzhaupt Karl, Mayer Johann<br />

1880 Münchmeyer Christoph verheiratet mit Barbara und Miterben.<br />

Market Johann verheiratet mit Maria Elisabeth (Haus-Nr. 1,<br />

<strong>Moosbürg</strong>)<br />

1922 Market Friedrich verheiratet mit Margarete<br />

(Haus-Nr. 8 und 9 vereinigt)<br />

1970 Market Johann<br />

Hausnummer 9: „Beim Häuslmannweber“<br />

ein viertel Gütl,<br />

1850: 12,78 Tagwerk<br />

1581 Peter Schwabl<br />

1850 Troppmann Georg und seine Kinder Sabina und<br />

Götz Anna von Katharina Troppmann,<br />

Münchmeyer Christoph verheiratet mit Barbara.<br />

Market Johann verheiratet mit Maria Elisabeth (Haus-Nr. 1 in<br />

<strong>Moosbürg</strong>.<br />

Market Friedrich verheiratet mit Margaretha<br />

(Haus-Nr. 8 und 9 vereinigt)<br />

Hausnummer 10: Hüthaus der Ortsgemeinde <strong>Moosbürg</strong><br />

1850 28,90 Tagwerk<br />

1867 bestand die Gemeinde <strong>Moosbürg</strong> mit 300 Einwohnern, 89 Gebäuden und 5<br />

Orten, nämlich <strong>Moosbürg</strong> 100 Einwohner in 30 Gebäuden, Ermersricht 40 Einwohner,<br />

Leihstadtmühle 14 Einwohner, Ullersricht 64 Einwohner in 20 Gebäuden<br />

und Neubau mit 93 Einwohnern.<br />

Die <strong>Moosbürg</strong>er Bauern bewirtschafteten in ihrer Ortsflur 719,90 Tagwerk landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche. Weiteren Grundbesitz hatten die Landwirte in den<br />

Gemarkungen Weiden, Schirmitz und Rothenstadt.


Der Weg in die Stadt Weiden<br />

Das <strong>Dorf</strong> <strong>Moosbürg</strong> lag am Stadtrand von Weiden, das 1861 erst 2958 Einwohner<br />

zählte. Im Jahre 1863 wurde die Eisenbahnlinie Schwandorf <strong>–</strong> Weiden <strong>–</strong><br />

Bayreuth erbaut und nun entwickelte sich Weiden <strong>zum</strong> Verkehrs- und Wirtschaftsmittelpunkt<br />

der nördlichen Oberpfalz.<br />

1872 erfolgte der Bahnbau Weiden <strong>–</strong> Nürnberg und 1900 entstand die Nebenlinie<br />

von Neustadt a.d. Waldnaab bis Eslarn.<br />

Die Bahn brachte Arbeiter und Rohstoffe nach Weiden, so dass die Industrie<br />

ihren Einzug in die Stadt halten konnte. 1881 war Baubeginn der Porzellan-<br />

Fabrik Gebrüder Bauscher auf <strong>Moosbürg</strong>er Grund (25), 1890 Baubeginn der<br />

Glasfabrik Schulz auf <strong>Moosbürg</strong>er Grund, der heutigen DETAG. 1896 Baubeginn<br />

des Eisenbahnausbesserungswerkes Weiden. 1920 Baubeginn der Porzellan-Fabrik<br />

Seltmann. 1913 Gründung des Versandhauses Josef Witt, Weiden.<br />

Die Bevölkerungszahl in Weiden stieg von 1871 bis 1950 wie folgend an:<br />

1871 1885 1895 1903 1910 1920 1930 1940 1950<br />

3672 5459 6943 12.417 14.419 17.756 21.287 27.757 37.715<br />

Die rasche Entwicklung der Stadt zwang zu umfangreichen Eingemeindungen:<br />

01.01.1914 <strong>Dorf</strong> <strong>Moosbürg</strong> mit 252 Hektar<br />

01.01.1914 <strong>Dorf</strong> Ermersricht mit 130 Hektar<br />

01.01.1914 Leihstadtmühle mit 15 Hektar<br />

01.02.1915 <strong>Dorf</strong> Tröglersricht mit 189 Hektar<br />

01.02.1928 ein Teil der Gemeinde Frauenricht mit 30 Hektar<br />

Die Ortschaft Ullersricht der Gemeinde <strong>Moosbürg</strong> (mit Neubau) wurde der Gemeinde<br />

Rothenstadt einverleibt.<br />

1944 umfasste das Stadtgebiet 3373 Hektar. Die Akten der Gemeinde <strong>Moosbürg</strong><br />

kamen bei der Eingemeindung an die Stadt Weiden und befinden sich im Stadtarchiv.<br />

Der Bahnbau und die Eingemeindungen führten dazu, dass das früher rein<br />

ländliche <strong>Dorf</strong> <strong>Moosbürg</strong> Industrie- und Siedlungsgelände wurde. Acht Fabrikschornsteine<br />

ragen jetzt dort empor, darunter der eine mit 120 Meter Höhe, der<br />

größte von Weiden.<br />

1881 errichteten die Brüder August und Konrad Bauscher aus Hanau am Bahnhof<br />

Weiden eine Porzellanfabrik. Sie hatten bis dahin in Tirschenreuth eine Porzellanmalerei<br />

(Manufaktur) betrieben. Für die Wahl von Weiden als Sitz des<br />

Unternehmens war bestimmt die Lage an der Hauptverkehrsader Berlin <strong>–</strong> München,<br />

in einem Gebiet, in dem keramische Rohstoffe gefördert wurden und die<br />

böhmische Braunkohle leicht erreichbar war.


Mit 80 Arbeitern wurde begonnen. Ihren raschen Aufstieg verdankte die Firma<br />

der Spezialisierung auf einen bestimmten Artikel, das Hotelporzellan. Bauscher<br />

wurde Weltfirma für Hotelporzellan. Die hier hergestellten „Mitropatassen“<br />

machten den Betrieb weltberühmt.<br />

Außerdem fertigt das Unternehmen auch das feuerfeste Geschirr „Luzifer“. Die<br />

gute Entwicklung des Betriebes machten den Bau eines noch größeren Fabrikgeländes<br />

östlich der Regensburger Straße notwendig und die Zahl der Beschäftigten<br />

stieg auf das Zehnfache.<br />

Seit 1927 gehört das Unternehmen als Aktiengesellschaft <strong>zum</strong> Hutschenreuther-Konzern,<br />

sein Export geht in 80 Länder.<br />

Die DETAG<br />

1885 erwarben der Weidener Baumeister Andreas Weiss und der Holzhändler<br />

Martin Janner von <strong>Moosbürg</strong>er Bauern die ersten Grundstücke (Birnbaumäcker),<br />

auf denen die heutige DETAG steht. Sie verkauften den Besitz an den<br />

Bauunternehmer Wilhelm Maurer in Wiesau, 1890 veräußerten sie diesen an<br />

Heinrich Schulz, Kaufmann in Darmstadt und Karl Schulz, Kunst- und Handelsgärtner<br />

in Hanau.<br />

Die Brüder Schulz erwarben dazu noch weitere <strong>Moosbürg</strong>er Grundstücke.<br />

1890/91 erbauten sie die Glasfabrik am Weidener Güterbahnhof mit Gleisanschluss<br />

und Werkswohnungen. 1892 ging das Unternehmen an die Gebrüder<br />

Eduard und Alois Kupfer über, die eine Glasfabrik in Frankenreuth bei Waidhaus<br />

betrieben.<br />

1899 hieß der Betrieb Glasfabrik Weiden, vormals Eduard Kupfer, Aktiengesellschaft<br />

<strong>Moosbürg</strong>. 1916 wird die Firmenbezeichnung in Tafel-, Salin- und Spiegelglasfabriken<br />

Aktiengesellschaft Weiden, geändert. 1931: Tafel-, Salin- und<br />

Spieglglasfabrik Aktiengesellschaft Fürth in Bayern. 1933: Deutsche Tafelglasfabrik<br />

Aktiengesellschaft Fürth in Bayern (DETAG), Werk Weiden.<br />

1928/29 erfolgt die Umstellung des Betriebes auf das moderne Maschinenziehverfahren.<br />

Die tägliche Produktion betrug nun rund 12.000 Quadratmeter und<br />

entspricht der Leistung von früher 10 im Mundblasverfahren betriebenen Glashütten.<br />

Die DETAG besitzt auch die Glasfabriken Witten an der Ruhr und Wernberg in<br />

der Oberpfalz. Der Betrieb Wernberg hatte einst seinen Sitz in Kunzendorf in<br />

der Niederlausitz. 1968 errichtete das Unternehmen auf <strong>Moosbürg</strong>er Grund das<br />

Werk II, in dem Kunststoffe hergestellt werden (26).<br />

Ihren Aufstieg verdankt sie ihrem Generaldirektor Dr. Otto Seeling aus Fürth in<br />

Bayern. Diesem ist es auch zu verdanken, dass trotz mancher Gefährdung das<br />

Unternehmen in Weiden fortbestehen konnte. Dr. Seeling war lange Jahre auch<br />

Präsident des Landesverbandes der Bayerischen Industrie.


Er hat am 28. Februar 1955 die Augen geschlossen. Die Stadt Weiden hat ihm<br />

zu Ehren der Straße beim Detag-Werk seinen Namen gegeben. Dr. Kilian, der<br />

nach Dr. Seeling Leiter des Unternehmens wurde, ist ihr Ehrenbürger.<br />

Seit 1970 heißt die Firma infolge Fusion „Flachglas AG DELOG-DETAG Fürth in<br />

Bayern. Insgesamt sind 10.000 Arbeiter und Angestellte in den Werken tätig.<br />

Witten (DETAG) 2800 Arbeiter, Gelsenkirchen (DEOG) 3200, Wesel (DELOG)<br />

1600, Weiden (DETAG) 2000, Fürth (DETAG) 400 Arbeiter und Angestellte.<br />

Die Oberpfalzwerke erbauten auf <strong>Moosbürg</strong>er Grund ein großes durch die<br />

Entwicklung der Stadt Weiden notwendiges Umspannwerk. 1964 errichtete die<br />

Deutsche Bundespost ebenfalls in <strong>Moosbürg</strong> ein modernes Fernmeldeamt, die<br />

Zentrale des Nordoberpfälzischen Fernmeldewesens. 1966 erhielt dieses seine<br />

Krönung durch den Fernmeldeturm auf der Geisleite bei Letzau (27).<br />

In den letzten Jahren entstanden im Gebiet der ehemaligen Gemeinde <strong>Moosbürg</strong><br />

moderne Betriebsgebäude der Eisenhandlung Kreiner und des Autohauses<br />

Zwack, sowie die Einkaufszentren „dez“ (Diskont-Einkaufzentrum) und<br />

EZO (Meister).<br />

Und immer noch ist Platz für weitere Betriebe und Wohnungen. Die Eingemeindung<br />

von <strong>Moosbürg</strong> hat also ihren Zweck, die Ausdehnung der Stadt zu ermöglichen,<br />

voll erfüllt.<br />

Die Zeichnung gibt die Lage der Höfe in <strong>Moosbürg</strong> wieder. Eingerahmt (o --- o)<br />

sind die heute noch bestehenden Höfe, die aus dem Burgguthof sich heraus<br />

gebildet haben.


Quellen:<br />

(1) Will Die Ortsnamen des Bezirksamtes Neustadt a.d.<br />

Waldnaab<br />

(2) E. v. Guttenberg Territorialbildung am Obermain<br />

(3) Hans Wagner Regesten von Weiden Nr. 91<br />

(4) Hans Wagner Regesten von Weiden Nr. 102, Nr. 125<br />

(5) Hans Wagner Regesten von Weiden Nr. 128<br />

(6) Hans Wagner Regesten von Weiden Nr. 264<br />

(7) Brenner-Schaeffer Geschichte des Landgerichtsbezirkes Weiden,<br />

Verhandlungen des Historischen Vereins Oberpfalz<br />

und Regensburg (VO), Band 17, Seite 214<br />

<strong>vom</strong> Jahr 1856<br />

(8) Eidam Die Slawen in der Nordoberpfalz, Zeitschrift für<br />

bayerische Landesgeschichte 1931, Seite 147<br />

(9) Bavaria<br />

Dr. Armin Stroh<br />

Landeskunde des Königreichs Bayern, Band<br />

Oberpfalz, Seite 665,<br />

Heimatblätter für den „Oberen Naabgau“, 1940,<br />

Seite 47<br />

Burgställe um Weiden, Oberpfälzer Heimat,<br />

1960, Seite 62<br />

(10) Heidingsfelder Regesten Nr. 311<br />

(11) Hans Wagner Regesten von Weiden Nr. 184<br />

(12) Hans Wagner Regesten von Weiden Nr. 128<br />

(13) Staatsarchiv Amberg Standbuch 193<br />

(14) Hans Wagner Regesten von Weiden Nr. 139<br />

(15) Illuminatus Wagner<br />

Hans Wagner<br />

Bavaria<br />

(16) Hans Wagner<br />

Die Landgrafen von Leuchtenberg, Band II,<br />

Seite 202<br />

Regesten von Weiden Nr. 91, 128<br />

Band Oberpfalz Seite 428<br />

Regesten von Weiden Nr. 162, 167, 175, 185,<br />

189, 205<br />

Standbuch 193<br />

Staatsarchiv Amberg<br />

(17) Hans Wagner Regesten von Weiden Nr. 178<br />

(18) Hans Wagner Regesten von Weiden Nr. 226<br />

(19) Illuminatus Wagner Die Landgrafen von Leuchtenberg, Band III,<br />

Seite 119<br />

(20) Hans Wagner<br />

Annemaria Krauß<br />

Hans Wagner<br />

Regesten von Weiden Nr. 473<br />

In „Blätter des Bayerischen Landesverein für<br />

Familienkunde, 1969, Seite 117<br />

Die Schlacht von Hiltersried in VO, Band 75,<br />

Seite 119<br />

(21) Deutsche Gaue 1922, Seite 131<br />

(22) Staatsarchiv Amberg Amt Parkstein Nr. 711<br />

(23) Staatsarchiv Amberg Amt Parkstein Nr. 1272<br />

(24) Staatsarchiv Amberg Karte des Amtes Parkstein von Johann Georg<br />

Steinmetz, Plansammlung Nr. 151<br />

(25) Christian Seltmann Die Großunternehmen der Stadt Weiden,<br />

Oberpfälzer Heimat, Band 1, 1956, Seite 28<br />

(26) Dr. G. Kilian Tafelglas früher und heute,


Oberpfälzer Heimat, 1964, Seite 7<br />

(27) F. Asche 100 Jahre Fernmeldewesen in Nordoberpfalz,<br />

Oberpfälzer Heimat, Band 11,<br />

Abschrift: Alfred Kunz, Weiden, 2013

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