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700 Jahre: Rackendorf – Rackenstein – Roggenstein

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<strong>700</strong> <strong>Jahre</strong>: <strong>Rackendorf</strong> <strong>–</strong> <strong>Rackenstein</strong> <strong>–</strong> <strong>Roggenstein</strong><br />

in „Was uns die Heimat erzählt <strong>–</strong> Heimatkundliche Beilage der Oberpfälzer<br />

Nachrichten“, Nr. 6 vom Juni 1972 und Nr. 7 vom Juli 1972<br />

von Therese Tonn-Wolf<br />

Wer aus östlicher Richtung kommend durchs Luhetal wandert oder fährt, hat<br />

rechts auf dem Berg <strong>Roggenstein</strong> vor sich. Zwei markante Burgställe sind<br />

bezeichnend für den schöne angelegten Ort und seine geschichtliche Entwicklung.<br />

Auf dem auslaufenden Bergrücken am Dorfeingang sind die Steinreste einer<br />

Burg zu sehen, die im 12. Jahrhundert gebaut wurde. Viele hochwachsende<br />

Ulmen und Eschen verdecken dem Beschauer während ihrer Belaubung den<br />

Burgstall, aber vom Frühjahr bis Herbst sind die Umrisse der Burganlage noch<br />

recht gut erkennbar.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1150 wird ein Herr Adalbert de <strong>Rackendorf</strong> als Mitsiegler eines Vertrages<br />

genannt. <strong>Rackendorf</strong> ist somit der Erbauer dieser Burg und der Gründer<br />

des Dorfes. Bis zum <strong>Jahre</strong> 1525 wurde der Ort <strong>Rackendorf</strong> genannt. Die Grundherren<br />

hatten einen freien Besitz.<br />

Die westliche Dorfhälfte hingegen mit dem „Alten Haus“ und der Salach waren<br />

leuchtenbergische Hofmark. Die Burgstelle in dem Fichtenwäldchen am<br />

westlichen Dorfende ist als ovaler Platz noch gut erkennbar, wenn man den<br />

bewaldeten Hang durchwandert. Die angrenzenden Fluren führen noch immer<br />

die Bezeichnung „Leinzelch am alten Schloß“.<br />

Erst im 14. Jahrhundert wurden die Besitzungen vereint, hatten aber bis nach<br />

dem 30-jährigen Krieg zwei Lehensherren.<br />

1341 kauften die Dreswitzer den östlich gelegenen <strong>Rackenstein</strong>, dabei machten<br />

sie den verhängnisvollen Fehler, den bisher freien Besitz als Lehen an den<br />

Böhmenkönig Johann abzugeben. Was sie wohl dazu bewogen hat, verraten<br />

die Archivangaben nicht. Ob ihnen der in Prag wohnende Lehensherr angenehmer<br />

war, als der herüberschauende Landgraf von Leuchtenberg?<br />

Jahrhunderte lang zogen sich die Schwierigkeiten um das böhmische Lehen<br />

hin, immer wieder versuchten die Landgrafen das Lehen von der Krone Böhmens<br />

zu bekommen. Doch die Freigabe erfolgte erst nach dem 30-jährigen<br />

Krieg.<br />

Als die Dreswitzer im <strong>Jahre</strong> 1382 <strong>Rackenstein</strong> an die Landgrafschaft verkauften,<br />

verblieb das Lehen dort einige <strong>Jahre</strong> und kam für kurze Zeit an Götz zu<br />

Zenger.<br />

1404 kauft Nicklas von Stein zu Stein im Pfreimdtal <strong>Rackendorf</strong>. Markant war<br />

das Geschlecht der Steiner, eine Reihe von willensstarken Söhnen hatte ihre<br />

Besitzungen im Landgrafenland und in der Kurpfalz.


Übermut und Eigensinn brachten sie schließlich zu Fall. Die Steiner wollten<br />

weder wahrhaben, dass ihr Besitz ein böhmisches Lehen sei, noch dass ihnen<br />

die höhere Gerichtsbarkeit nicht zustand.<br />

Darüber geriet Wilhelm v. Stein mit dem Landgrafen in Streit. Dieser holte sich<br />

Verstärkung bei benachbarten Landsassen und mit Pulver und Blei zerstörten<br />

sie die Steinsche Burg teilweise, welche weder in dem Hussitenkrieg, noch im<br />

30-jährigen Krieg Schaden nahm.<br />

Streit und Schwierigkeiten kosteten viel Geld und nun ging es abwärts mit den<br />

harten Steinern. Der Sohn Mathes hatte auszukosten, was sein Vater eingebrockt<br />

hatte.<br />

1543 verkaufte er den Besitz an den Herrn v. Reitzenstein. Dieser verstarb im<br />

gleichen Jahr. Nun begann ein turbulentes Jahrzehnt für <strong>Rackenstein</strong>.<br />

Walter v. Habsberg hatte große Pläne, als er 1544 Grundherr wurde. Er kaufte<br />

den Besitz in der Meinung, ein freies Eigentum mit höherer Gerichtsbarkeit zu<br />

bekommen. Sogleich begann er die noch immer teilweise zerstörte Burg aufzubauen.<br />

Außerdem bestellte er einen evangelischen Prediger und führte die<br />

Reformation in der Adelspfarrei ein.<br />

Das muss ihm schnell und gründlich gelungen sein, denn der Landgraf beklagte<br />

sich beim Kaiser bitter darüber, dass der Habsberger die Hintersassen<br />

zur neuen Sekte gebracht habe und diese nicht mehr zur alten Kirche zurückkehren<br />

wollten.<br />

Um den sich immer mehr verstärkenden Schwierigkeiten aus dem Wege zu<br />

gehen, gab v. Habsberg seine Pläne auf und verließ <strong>Rackenstein</strong> 13 <strong>Jahre</strong><br />

später.<br />

Der Landgraf setzte nun seinen Richter Christoph v. Nankenreuth, der aus<br />

Bayreuth kam, in <strong>Rackenstein</strong> ein. Nach dessen Ableben kam abermals ein<br />

fränkischer Richter <strong>–</strong> Joachim v. Kindsberg <strong>–</strong> in den Besitz der Hofmark, die<br />

immer noch halb leuchtenbergisch und halb böhmisch war.<br />

Der dritte Richter von Leuchtenberg <strong>–</strong> Hans Siegmund v. Gilch <strong>–</strong> kam als<br />

nächster Hofmarksherr. Er hatte den 30-jährigen Krieg in <strong>Rackenstein</strong> durchzustehen.<br />

1646 hätte der im Dienste der landgräflichen Verwaltung alt gewordene<br />

Giech von <strong>Rackenstein</strong> gern an seinen Verwandten De la Haye in Parkstein<br />

verkauft.<br />

Doch General Druckmüller, der sich um die Verteidigung der Kurpfalz gegen<br />

feindliche Übergriffe große Verdienste erworben hatte, war nicht aus dem Felde<br />

zu schlagen.<br />

Nach dem Tode Druckmüllers übernahm sein Schwiegersohn Christoph v.<br />

Nankenreuth die Hofmark, welche endlich von der Krone Böhmens freigegeben<br />

und zur landgräflichen Lehensverwaltung kam.


1738 bewarb sich der Besitzer von Pechhofen, Pfleger von Weiden und Parkstein,<br />

Johann Friedrich v. Eberz, um das Rittergut Rockenstein.<br />

Wappen der v. Eberz:<br />

Drei Generationen v. Eberz waren die letzten Grundherren. Adam von Eberz,<br />

Pfleger von Weiden, war der zweite Besitzer. Seine Söhne Wilhelm Heinrich<br />

und Johann Baptist beschlossen das Ende der Feudalherrschaft.<br />

Johann Baptist verkaufte den Besitz für 70.000 Gulden im <strong>Jahre</strong> 1859 an v.<br />

Grafenstein. Dieser ließ das 1200 Tagwerk umfassende Gut zwei <strong>Jahre</strong> zertrümmern.<br />

Zurückschauend auf die vergangenen Jahrhunderte stellt man ein bewegtes<br />

Leben der Hofmark und den Wechsel vieler Grundherren für die Hintersassen<br />

fest.<br />

Nichts von alledem verrät heute die verträumte Stille der beiden Burgställe.<br />

Das bäuerliche Leben, welches nach Auflösung der Feudalherrschaft vor 125<br />

<strong>Jahre</strong>n (1848) so viel Auftrieb bekam, ist im letzten Jahrzehnt wieder in sich<br />

zusammen gesunken.<br />

Dem Ausklang der Feudalherrschaft in <strong>Rackenstein</strong> gingen bewegte Jahrzehnte<br />

voraus. Als Adam v. Eberz 1792 starb <strong>–</strong> er war verheiratet mit Franziska<br />

v. Podewils <strong>–</strong> war er erst 42 <strong>Jahre</strong> alt und seine drei Söhne waren noch unmündig.


Heinrich Wilhelm studierte, so wie das bei den Eberzsöhnen üblich war,<br />

Rechtswissenschaft, außerdem stand er in Militärdiensten wie seine Vorfahren.<br />

Im Stadtarchiv Weiden findet sich bei Position i. E. 2 folgender Eintrag: „Es<br />

wird bezeugt, daß Heinrich Wilhelm v. Eberz Kandidat beider Rechte, sich<br />

nebst seiner Familie zwei <strong>Jahre</strong> hierorts aufgehalten hat und sich durch seine<br />

Sittlichkeit, Bildung und Betragen, sowie durch seine liebenswürdigen Eigenschaften<br />

überhaupt, sich allgemeine Achtung, Liebe und unbegrenztes Vertrauen<br />

erworben hat“.<br />

Als quittierter Hauptmann übernimmt er im <strong>Jahre</strong> 1803 den Besitz von <strong>Rackenstein</strong><br />

und bezahlt jedem seiner Brüder 20.000 Gulden als Abfindung.<br />

Im gleichen Jahr begibt sich sein jüngster Bruder Johann Josef zu einer Silvesterfeier<br />

zu der befreundeten Familie v. Lilien nach Waldau; auf dem Heimweg<br />

kommt er im Schneetreiben vom Weg ab und verirrt sich in den hochaufgetürmten<br />

Schneebergen. Am ersten Tag des <strong>Jahre</strong>s 1804 wird er tot<br />

aufgefunden.<br />

Johann Baptist, Bataillonsadjutant in Weiden, lässt sich im <strong>Jahre</strong> 1803 beurlauben,<br />

um mit seiner Familie nach Nahositz (Kreis Klattau) zu ziehen. Dort<br />

hatten die Eberz ebenfalls landwirtschaftlichen Besitz.<br />

Die zwei Eberzsöhne waren mit Schmaustöchtern verheiratet. Die Schmaus<br />

stammten aus dem alten Schmiedegeschlecht aus der Oberpfalz, nach der<br />

Eisenhammerzeit waren sie maßgeblich am Aufbau der Glasindustrie beteiligt.<br />

Einer aus der Familie war als Landsasse in Pullenried ansässig.<br />

In <strong>Roggenstein</strong> wird das Schloss baufällig. Bei einem Umbau soll man einen<br />

tragenden Pfeiler entfernt haben, das soll, so erzählt man, den Einsturz hervorgerufen<br />

haben. An Peter und Paul im <strong>Jahre</strong> 1818 soll das gewesen sein.<br />

Johann Baptist kehrt aus Nahositz zurück und die beiden Brüder teilen jetzt<br />

den Besitz und führen dabei eine gemeinsame Kasse. Johann Baptist baute im<br />

Wirtschaftshof ein Wohnhaus, das sich heute noch „Schlößl“ nennt.<br />

Besitzgröße von <strong>Roggenstein</strong><br />

Nach einem Bericht vom 30. August 1833 (Staatsarchiv Amberg). Der Bericht<br />

ist an das Patrimonialgericht in <strong>Rackenstein</strong> gerichtet. Johann Heinrich Wilhelm<br />

ist Berichterstatter.<br />

1. Luhmühle mit 3 Gängen, 1 Brauerei, 140 Tagwerk Ackerland, 50 Tagwerk<br />

Ödung, 30 Tagwerk Wiesen, 400 Tagwerk Wald, 1000 Obstbäume, 4000 Hopfenstangen.<br />

In <strong>Rackenstein</strong> sind folgende Arbeitskräfte beschäftigt:<br />

1 Pferdeknecht für zwei Pferde 2 Knechte für acht Ochsen<br />

2 Stallmägde 6 Taglöhner im Frühjahr, zum Klafterholzmachen,<br />

Wurzelgraben und Büschel


aufstellen<br />

4 Taglöhner für die Hopfenanlage<br />

1 Bierbrauer 2 Gesellen<br />

1 Müller 2 Gesellen<br />

Hauknermühle<br />

Johann Heinrich Friedrich baut bei seinem vom Großvater ererbten Unternehmungsgeist<br />

das stillstehende Hammerwerk um und richtet verschiedene<br />

Betriebszweige ein. Zu dem schon bestehenden Glasschleifwerk baut er ein<br />

Zweites (Untere Schleife).<br />

Zur vorhandenen Landwirtschaft kauft er vom Schlossgut Kaimling noch 54<br />

Tagwerk Ackerland und 7 Tagwerk Wiesen. Er baut einen Viehstall für 40 Stück<br />

Vieh.<br />

Außerdem richtet er folgende Betriebe ein:<br />

1 Sägewerk mit zwei Gattern, 1 Ziegelhütte, Kalkbrennerei, 1 Mühle mit fünf<br />

Gängen, 1 Ölschlägerei, 1 Essigsiederei, 1 Haus und Nagelschmiede.<br />

Die Landwirtschaft bestand aus 155 Tagwerk Ackerland, 46 Tagwerk Wiesen,<br />

38 Tagwerk Ödung, 304 Tagwerk Wald.<br />

An Arbeitskräften wurden dort beschäftigt:<br />

1 Oberknecht 2 Pferdeknechte für fünf Pferde<br />

2 Ochsenknechte für 12 Ochsen 1 Ochsenbub<br />

1 Hausmagd 1 Viehmagd<br />

1 Viehhirt<br />

Taglöhner:<br />

Georg Birkmüller mit Familie<br />

Johann Brandl mit Familie<br />

Johann Hartl<br />

Hans Brandl<br />

Das Jahr hindurch somit 13 Arbeiter, ferner 1 Gärtner, 1 Hausknecht.<br />

Arbeitskräfte für die Mühle mit fünf Mahlgängen:<br />

1 Obergesell 1 Mühlgesell<br />

1 Mühlknecht 1 Ölschläger<br />

2 Gehilfen<br />

In der Ziegelhütte und Kalkbrennerei:<br />

1 Ziegler verh., 3 Kinder 1 Ziegelschläger<br />

1 Wegtrager 1 Taglöhner zum Lehmgraben<br />

Auf dem oberen Schleifwerk:


1 Poliermeister, Fam., 5 Kinder 1 Bänkarbeiter<br />

1 Gips- und Schmirgelarbeiter 2 Poliergesellen<br />

1 Poliergeselle, verh., 3 Kinder 1 Glasschleifer, verh., 3 Kinder<br />

4 Arbeiterinnen<br />

Auf dem neu erbauten Schleifwerk:<br />

1 Poliermeister 1 Geselle<br />

1 Gipsarbeiter 1 Glasschleifer, verh.<br />

1 Geselle 5 Arbeiter<br />

Außerdem werden noch 8 Arbeiter für Säge- und Gesamtbetrieb beschäftigt.<br />

Insgesamt sind in <strong>Roggenstein</strong> und Hammerwerk 80 Arbeitskräfte tätig.<br />

Die drei Eberzgenerationen hatten ein ausgesprochen gutes patriarchalisches<br />

Verhältnis zu ihren Arbeitern sowohl als auch zu den Hintersassen.<br />

In dem Übernahmevertrag von 1802 sind als Hintersassen angegeben:<br />

J. Zenger, Schneider Adam Gebert<br />

Adam Zeil, Fleischhacker<br />

Josef Güll<br />

Johann Bayerl<br />

Johann Waldhier<br />

Johann Striegl<br />

Konrad Lang<br />

Paul Kolb, Zimmermann<br />

Johann Lingl<br />

Kaspar Hoffmann, Maurer<br />

Johann Kindl<br />

Georg Kolmatz<br />

Josef Rauch, Krämer<br />

Christ. Waldhier<br />

Johann Mulzer, Schmied<br />

Lorenz Waldhier<br />

Seb. Pfaffenzeller<br />

Wolf Griesbacher, Schneider<br />

Franz Zierwick, Schuster<br />

Johann Hersa, Schneider<br />

Johann Bühler, Tuchdrucker<br />

Andreas Birkmüller<br />

Mathias Ziermick, Zimmermann<br />

Andreas Lindner<br />

Michel Hacker, Schneider<br />

Arnold Kösner, Schuster<br />

Ph. Griesbacher, Geitner<br />

Anton Kleber, Polierer<br />

Johannes Wölfinger, Leineweber<br />

Vitus Butz, Weißbeck<br />

Wolf Alio, Weißbeck<br />

Lorenz Wittmann<br />

Johann Bauer<br />

Jakob Winter<br />

Andreas Schmid, Krämer<br />

Peter Hacker, Schulmeister<br />

Johann Kösinger, Hausler<br />

Stephan Hauer, Schmied<br />

Andreas Zierwick, Schuster<br />

Josef Uhl, Bader<br />

Andreas Dorner, Hausler<br />

Bartl Fürst, Leineweber<br />

Georg Beugler<br />

Johann Wittmann<br />

Johann Rittmann<br />

Kaspar Biener, Binder<br />

Konrad Besl, Schuster<br />

Michl Preuschütz, Händler<br />

Adam Specht<br />

Johann Hartl<br />

Georg Wolfrath, Maurer<br />

Leonhard Hartmann, Schreiner Niklas Meyer<br />

Josef Lederer, Melber<br />

Karl Müller<br />

Schehhuber, Abdecker<br />

Lorenz Gmeiner, Hüter


Das kleine Dorf Lämersdorf wurde früher Lehmansdorf genannt, hieß aber 1812<br />

schon so wie heute. Während in <strong>Roggenstein</strong> nur noch einige Namen der Familien<br />

vorhanden sind und die Hausnamen Zierwick und Melber auf die Hausbesitzer<br />

von 1802 hinweisen, sind die Hofbesitzer meist aus der gleichen Familie<br />

stammend. Genannt werden:<br />

Großmann Johann Adam<br />

Bayerl Georg Michael<br />

Hansmichel Payerl<br />

Troppmann Barthl<br />

Kammerer Balt., Taglöhner, zog<br />

später nach <strong>Roggenstein</strong><br />

Großmann Bath. <strong>–</strong> Schneiderbauer<br />

Bayerl Michael (Bärnlenz)<br />

Nachfolger Sperl<br />

Nachfolger Haller<br />

heute Hausname Hansmichelhof<br />

Weber Bartl genannt <strong>–</strong> Hausname<br />

vorh.<br />

Wittmann Karl<br />

Wittmann Johann<br />

In Trauschendorf gehörten nur drei Höfe nach <strong>Roggenstein</strong>:<br />

Adam Beimler<br />

Michl Artl<br />

Johann Betz<br />

Acht Höfe waren reichsunmittelbar und hatten die Abgaben an Leuchtenberg<br />

zu entrichten. Drei Höfe gehörten zur Grundherrschaft Waldau, ein Hof zu<br />

Kaimling.<br />

Das Patrimonialgericht in <strong>Roggenstein</strong> machte zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

im weiten Umkreis von sich reden.<br />

Heiraten um 1830<br />

Die Zeit der Aufklärung hat zwar in Bayern mit vielen Missständen aus dem<br />

Mittelalter aufgeräumt, aber manche Dinge steckten noch lange in den Kinderschuhen.<br />

Aus den Pflegegerichten haben sich Landgerichte entwickelt. Ein<br />

selbständiger Richterstand wurde geschaffen.<br />

Den Hofmarksherren überließ man aber zunächst die niedere Gerichtsbarkeit.<br />

Das war allerdings nur ein kleines Trostpflaster, welches man für die mehr und<br />

mehr abgebröckelten Rechte aufklebte.<br />

Wenn sich irgendwie eine Gelegenheit bot, dann zog man das Pflästerchen<br />

schon ab. Mit der vorläufig belassenen Gerichtsbarkeit konnten die Hofherrn<br />

mit ihren Richtern kleine Vergehen selbst ahnden.<br />

Die Erlaubnis zum Heiraten konnten sie nach Ermessen erteilen oder nicht genehmigen.<br />

Darin lagen viel Härten. Niemand konnte sich nach Belieben niederlassen,<br />

wo er wollte. Er musste den Antrag stellen auf Untertanenaufnahme.<br />

Ob er sie erhielt oder nicht, das hing von seiner Vermögens- und Berufslage<br />

ab. Wollte ein armer Schlucker heiraten, der weder Grund und Boden, noch<br />

Geld besaß, dann stand es schlecht um seine Heiratsabsichten.


Auch die Braut musste ihre Vermögensverhältnisse darlegen. Hat sie nichts<br />

gespart und de Bräutigam auch nicht, dann erteilten die Grundherren keine<br />

Heiratserlaubnis. Die Folge war eine Anzahl außerehelicher Kinder, welche die<br />

Härte des Gesetzes zum Auskosten bekamen.<br />

Der Hofmarksherr von <strong>Rackenstein</strong> war über diese in seinem Sinn veralterte<br />

Handhabung des Gesetzes der Gerichtsbarkeit anderer Meinung.<br />

Heiraten, ohne einen Besitz aufweisen zu können, ist immerhin noch besser als<br />

eine Schar außerehelicher Kinder. Das war seine Ansicht und danach handelte<br />

er und erteilte Heiratsgenehmigungen, welche andere Patrimonialgerichte ablehnten.<br />

Das sprach sich herum, und so kamen von weit und breit unbemittelte Heiratswillige,<br />

um sich in der Adelspfarrei <strong>Rackenstein</strong> trauen zu lassen. Viele von<br />

ihnen blieben nachher im Ort.<br />

Wo schon sechs in einem notdürftigen Häusel wohnten, wurde irgendwo unter<br />

dem Dach oder neben dem Ziegenstall noch ein Gelaß eingerichtet. In dem<br />

Ortsteil „Winkel“, in dem hauptsächlich die Arbeiter des Schlosses wohnten,<br />

war das Gewinkel bis vor 20 <strong>Jahre</strong>n so groß, dass man sich nur wundern kann,<br />

wie in jedem der am Hang klebenden Häuslein eine große Kinderschar heranwachsen<br />

konnte.<br />

Natürlich war in solchen Wohn- und Verdienstverhältnissen die Not groß. Dem<br />

Landrichter war das aus der Reihe tanzende Patrimonialgericht ein Ärgernis<br />

und jahrelang gabs ein Tauziehen um die Wegnahme der Gerichtsbarkeit.<br />

Man wies dem Patrimonialgericht <strong>Rackenstein</strong> nach, dass zwischen 1825 bis<br />

1831 23 Glasschleifer, 12 Hirten und 19 Taglöhnern Heiratserlaubnis erteilt<br />

wurde.<br />

Der plötzliche Tod des überaus aufgeschlossenen und tatkräftigen Heinrich<br />

Wilhelm im <strong>Jahre</strong> 1836 führte die Entscheidung über die endgültige Wegnahme<br />

des Patrimonialgerichts herbei. Ab 1841 wurde die niedere Gerichtsbarkeit für<br />

<strong>Rackenstein</strong> aufgehoben.<br />

Johann Baptist nahm nach dem Tode des Bruders die Gesamtverwaltung in die<br />

Hand. Er hatte eine gutmütige, friedliebende Art, die sich für das Wohl der Hintersassen<br />

verantwortlich fühlte.<br />

Als sein 20-jähriger Sohn auf einer Treibjagd, die Baron v. Hirschberg in Muglhof<br />

veranstaltete, plötzlich erblindete und der zweite Sohn im 34. Lebensjahr<br />

verstarb, gab es keinen männlichen Erben weder in <strong>Rackenstein</strong> noch auf dem<br />

Hammerbetrieb.<br />

Was Wilhelm Friedrich aufgebaut hatte, bröckelte immer mehr ab. 1851 wurde<br />

die Luhmühle an den Müller Wurm verkauft, die Glasschleifen kaufte der Fabrikant<br />

Bloch.


Johann Baptist war 74 <strong>Jahre</strong> alt, als er 1859 den Gesamtbesitz an Johann v.<br />

Grafenstein verkaufte. Dieser beauftrage einen Makler mit der völligen Zertrümmerung<br />

des Gutes.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1861 kaufte unser Urgroßvater Voith, der mit Franziska, der Tochter<br />

des Johann Baptist in erster Ehe verheiratet war, die Hofstelle mit Brauerei,<br />

Burgruine, Schlossgraben, den ortsnahen Feldern, Grundstücken auf der<br />

Salach und einem dort befindlichen Waldbesitz.<br />

Die Hammermühle mit den angrenzenden Grundstücken kam in den Besitz der<br />

Familie Herold.<br />

Von den 13 Kindern des Johan Baptist lebten noch zwei Töchter und zwei<br />

Söhne. Mit einer Tochter und dem blinden Anton zog der Baron nach Vohenstrauß,<br />

wo er im <strong>Jahre</strong> 1863 verstarb.<br />

Seine Tochter folgte ihm ein Jahr später, Anton verheiratete sich mit der<br />

Försterstochter von <strong>Roggenstein</strong>. Er starb 86-jährig im Jägerhäusl,<br />

Die Tochter Therese war mit dem Tierarzt Seidenschwanz in Vohenstrauß<br />

verheiratet, ihre Enkelin war die spätere Oberin Felicitas im dortigen Kloster.<br />

Eine Urenkelin der Therese v. Eberz besuchte im vorigen Sommer die Stätte<br />

ihrer Vorfahren. Frau Schmitt in Würzburg und ihre Familie sind die letzten<br />

Nachkommen des ehrenwerten sittlich so hoch stehenden Geschlechts der<br />

v. Eberz.<br />

Der Sohn Max lebte als Bezirksgerichtsdirektor in Augsburg. Seine beiden<br />

Söhne Maximilian und Paul hatten wieder Rechtswissenschaft studiert.<br />

Maximilien v. Eberz starb als Reichsanwalt in Leipzig im <strong>Jahre</strong> 1921.<br />

Der Enkel des früh verstorbenen Paul v. Eberz fiel als Oberleuntnant v.<br />

Maltzam, Freiherr v. Wartemburg und Penzlin als letzter Nachkomme aus der<br />

Eberzsippe im <strong>Jahre</strong> 1943 im Osten.<br />

Therese Tonn-Wolf<br />

Abschrift: Alfred Kunz, Weiden, 2013

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