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Flüssigkristalldisplay

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Skript zum Versuch<br />

<strong>Flüssigkristalldisplay</strong><br />

Betreuer: Thomas Reichert [Raum: 3110, Tel.: 0561-8044703, E-Mail : reichert@uni-kassel.de]<br />

Version 1.4 [12.10.09]


Inhaltsverzeichnis:<br />

1.Grundlagen<br />

1.1 Flüssigkristalle<br />

1.1.1 Einführung<br />

1.1.2 Der Ordnungsparameter S<br />

1.1.3 Elastische Eigenschaften<br />

1.1.4 Waveguiding<br />

1.2 <strong>Flüssigkristalldisplay</strong>s<br />

1.2.1 Funktionsweise<br />

1.2.2 Charakterisierung<br />

2. Experimentelles<br />

2.1 Aufgabenstellung<br />

2.2 Verwendete Materialien und Geräte<br />

2.3 Versuchsdurchführung<br />

3. Auswertung<br />

4. Organisatorisches<br />

5. Literaturverzeichnis<br />

Anhang: Anwendung der Technologie<br />

1


1. Grundlagen<br />

1.1 Flüssigkristalle<br />

1.1.1 Einführung<br />

Im Allgemeinen wird zwischen den drei Aggregatszuständen fest (Fernordnung,<br />

Nahordnung), flüssig (Nahordnung) und gasförmig (keinerlei Ordnung) unterschieden. Bei<br />

genauerer Betrachtung treten Zwischenzustände auf, von denen einer als flüssigkristallin<br />

bezeichnet wird. Flüssigkristalle weisen ausgeprägte Fließ- sowie Anisotropieeigenschaften<br />

auf und stellen somit eine Mesophase zwischen fest und flüssig dar. Dabei herrscht eine<br />

kristallähnliche Richtungsfernordnung, die makroskopisch z.B. durch anisotrope<br />

Brechungsindizes und Dielektrizitätskonstanten erkennbar ist, und gleichzeitig liegen<br />

Viskositätswerte, Elastizitätsmodule und molekulare Platzwechselzeiten vor, die typisch für<br />

Flüssigkeiten sind. Wird die Ordnungsausbildung hauptsächlich durch das Lösemittel<br />

beeinflusst so spricht man von lyotrophen Flüssigkristallen, während bei starker<br />

Temperaturabhängigkeit thermotrophe vorliegen.<br />

Die Richtungsfernordnung hat ihre Ursache in einer starken Formanisotropie der<br />

Einzelmoleküle. Diese bestehen aus einem formstabilen, starren, langgestrecktem<br />

Grundkörper, der für die Ausbildung der weitreichenden, gleichrichtenden Wechselwirkung<br />

verantwortlich ist, sowie einer oder mehreren beweglichen Seitenketten, die den<br />

Schmelzpunkt herabsetzen. Besonders typisch sind stäbchenförmige (kalamitische)<br />

Abb. 1.1_1: Kalimatisches Methyloxybenzylidenbutylanilin (MBBA)<br />

und scheibchenförmige (diskotische) Molekülstrukturen.<br />

Daraus ergeben sich nematische<br />

Abb. 1.1_2: Diskotes Triphenylen<br />

Abb. 1.1_3: Nematische Mesophase<br />

2


smektische<br />

columnare<br />

und cholesterische Mesophasen.<br />

Abb. 1.1_4: Smektische Mesophase<br />

Abb. 1.1_5: Columnare Mesophase<br />

Abb. 1.1_6: Cholesterische Mesophase<br />

Heute sind etwa 50.000 organische Verbindungen bekannt, die beim Schmelzen nicht direkt<br />

in den isotrop flüssigen Zustand übergehen, sondern eine oder mehrere flüssigkristalline<br />

Phasen durchlaufen.<br />

Beim Schmelzprozess wird bei derartigen Molekülen die Positionsfernordnung, d. h. die<br />

Ordnung der Molekülschwerpunkte auf festen Gitterplätzen, aufgehoben. Im Gegensatz zu<br />

Molekülen, die keine derart ausgeprägte Formanisotropie aufweisen, verbleibt aber noch<br />

eine Richtungsfernordnung: Die stäbchenförmigen Moleküle ordnen sich mit ihrer<br />

Längsachse z.B. vorzugsweise parallel an. Diese Parallelorientierung der<br />

Moleküllängsachsen führt makroskopisch zu richtungsabhängigen physikalischen<br />

Eigenschaften.<br />

Erwärmt man einen Flüssigkristall, so nimmt der Ordnungsgrad in der flüssigkristallinen<br />

Phase ab. Der Ordnungsgrad ist ein Maß für die Güte der Parallelorientierung der Moleküle.<br />

Erreicht man mit der Temperatur den Klärpunkt, bricht die Ordnung diskontinuierlich<br />

zusammen und der Flüssigkristall geht über in eine isotrope Flüssigkeit, in der weder eine<br />

Positionsfernordnung noch eine Richtungsfernordnung existieren. Die im flüssigkristallinen<br />

Zustand trübe erscheinende Flüssigkeit wird klar.<br />

3


Abb. 1.1_7: Schematische Darstellung der Ordnungsprinzipien eines Kristalls, eines nematischen Flüssigkristalls und einer<br />

isotropen Schmelze<br />

1.1.2 Der Ordnungsparameter S<br />

In einer nematischen Phase liegt keine absolute Ordnung vor sondern die Moleküle bilden<br />

mit dem Direktor n („Vorzugsrichtung“) einenWinkel θ aus.<br />

Abb. 1.1.2_1: Orientierung der Moleküllängsachse zum Direktor n<br />

Zur Beschreibung der zwischenmolekularen Richtungskorrelation parallel zur<br />

Vorzugsrichtung wird der Ordnungsparameter S eingeführt. Für diesen gilt<br />

wobei<br />

2<br />

cos i<br />

1 2<br />

3cos i 1<br />

S = θ −<br />

2<br />

θ über alle Moleküle gemittelt wird. S kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen.<br />

1 ergibt sich für absolute Parallelorientierung und 0 für den Fall einer isotropen Flüssigkeit.<br />

Eine gute Näherung für den Ordnungsparameter liefert die Maier-Saupe Therorie:<br />

0,22<br />

2<br />

⎛ ⎞<br />

T ⎛V ⎞<br />

S = ⎜1 0,98<br />

⎜<br />

− ⎜ 2 ⎟⎟<br />

TK V ⎟<br />

⎝ ⎝ K ⎠⎠<br />

4


TNI und VNI stehen hier für die Temperatur bzw. das effektive Volumen am Klärpunkt. Der<br />

Index NI bezeichnet den Phasensprung nematisch isotrop.<br />

Die theoretische Erfassung gelingt mit Hilfe der Boltzmann-Statistik unter Verwendung<br />

eines mittleren Feldes, das durch den Ordnungsparameter selbst und einen<br />

zwischenmolekularen Wechselwirkungsparameter bestimmt wird. S muß dann<br />

selbstkonsistent ermittelt werden.<br />

Abb. 1.1.2_2: Temperaturabhängigkeit des Ordnungsparameters S nach Maier und Saupe<br />

1.1.3 Elastische Eigenschaften<br />

Die Ausbildung einer Vorzugsrichtung der langgestreckten Moleküle entspricht dem<br />

thermodynamisch günstigsten Zustand und kann über ein homogenes Direktorfeld<br />

θ = const.<br />

= 0 beschrieben werden. Jede Abweichung von dieser Parallelorientierung<br />

[ ]<br />

erfordert Energie, wodurch die nematische Phase bezüglich der Deformation des<br />

Direktorfeldes elastische Eigenschaften aufweist.<br />

Solch eine Deformation liegt z.B. vor wenn die gegenüberliegenden Grenzflächen einer<br />

quaderförmigen Probe voneinander abweichende Direktorrichtung aufweisen. Dies kann im<br />

einfachsten Fall durch makroskopisches Reiben bewerkstelligt werden.<br />

Abb. 1.1.3_1: Verdrillte Flüssigkristallprobe<br />

Dadurch entsteht eine kontinuierliche spiralförmige Verdrehung der Flüssigkristallmoleküle<br />

sowie ein einheitlich verdrilltes Direktorfeld mit einer um FD erhöhten freien Energiedichte.<br />

Nach der Kontinuumstheorie ist diese Erhöhung proportional zum Quadrat der Verdrillung<br />

α und man kann schreiben:<br />

5


⎛dα⎞ FD = KD⎜<br />

⎟<br />

⎝ dz ⎠<br />

Die hierbei auftretenden Elastizitätskoeffizienten KD sind sehr klein und eine<br />

Umorientierung ist bereits durch relativ schwache elektrische Felder möglich.<br />

1.1.4 Waveguiding<br />

Die in Abb. 1.1.3_1 dargestellte Flüssigkristallprobe besitzt eine helikale Überstruktur und<br />

weist interessante elektrooptische Eigenschaften auf. Im sog. Mauguin’schen Grenzfall<br />

∆nd ⋅ ≫ α⋅λ ∆n:optische<br />

Doppelbrechung des Flüssigkristalls<br />

d:Dicke<br />

der Flüssigkristallschicht<br />

α :Verdrillungswinkel<br />

λ :Wellenlänge des Lichts<br />

folgt linear polarisiertes Licht der Drehung des Direktors („Waveguiding-Effekt). Der<br />

Polarisationszustand wird demnach um 90° gedreht.<br />

6<br />

2


1.2 Flüssigkristallanzeige<br />

1.2.1 Funktionsweise<br />

Eine typische Flüssigkristall-Anzeige ist die nach ihren Erfindern benannte Schadt-Helfrich-<br />

Zelle. Hierbei befindet sich ein Flüssigkristall zwischen zwei Indium-Zinn-Oxid (ITO)<br />

beschichteten Glasplatten. ITO ist ein sehr verbreitetes transparentes Elektrodenmaterial. Die<br />

Flüssigkristallmoleküle ordnen sich in einer durch Reiben erzeugten Vorzugsrichtung auf<br />

den Glasplatten an. Die Vorzugsrichtungen der beiden Glasplatten sind dabei um 90°<br />

zueinander verdreht. Aus den gegeneinander verschraubten Substratplatten ergibt sich eine<br />

schraubenförmige Struktur im Flüssigkristall. Bei einer um 90° gedrehten Schraube spricht<br />

man von einer twisted nematic (TN) Zelle. Ist die Verdrillung der Schraube größer als 180°<br />

spricht man von einer super twisted nematic (STN) Zelle.<br />

Abb. 1.2.1_1: Funktionsweise einer TN-Zelle<br />

Das Funktionsprinzip einer TN-Zelle beruht auf der Veränderung der Durchlässigkeit für<br />

linear polarisiertes Licht beim Anlegen einer Spannung an die Elektrodenschichten. Zwei<br />

gekreuzte Polarisationsfilter sind undurchlässig für Licht, wenn sich ein isotropes Medium<br />

zwischen ihnen befindet. Befindet sich jedoch eine Flüssigkristallschicht zwischen den<br />

Polarisationsfiltern, ist die Lichtintensität hinter dem zweiten Filter nicht in jedem Fall Null.<br />

Wenn die Polarisationsebene des vom ersten Polarisationsfilter (Polarisator)<br />

durchgelassenen linear polarisierten Lichtes mit dem Direktor einen Winkel zwischen 0 und<br />

90 Grad einschließt, kann Licht durch den zweiten Polarisationsfilter (Analysator) gelangen.<br />

Dies erklärt sich dadurch, dass man sich das durch den Polarisator linear polarisierte Licht<br />

7


aus parallel und senkrecht zur Längsachse der Flüssigkristalle (Direktor) polarisiertem Licht<br />

zusammengesetzt denken kann. Für beide Orientierungen unterscheidet sich der<br />

Brechungsindex (optische Anisotropie), da senkrecht zum Direktor polarisiertes Licht eine<br />

andere Geschwindigkeit als parallel polarisiertes Licht besitzt (Doppelbrechung). Zwischen<br />

diesen beiden linear polarisierten Strahlen entsteht beim Durchgang durch den<br />

Flüssigkristall ein Phasenunterschied, so dass in der Regel elliptisch polarisiertes Licht die<br />

Schicht verlässt. In elliptisch polarisiertem Licht rotiert das elektrische Feld um die<br />

Ausbreitungsrichtung, so dass ein gewisser Teil durch den Analysator gelangen kann.<br />

Angelegte Spannung U = 0 V<br />

Fällt Licht auf das Display, so erreicht in Durchlassrichtung des Polarisators linear<br />

polarisiertes Licht die Flüssigkristallschicht. Das linear polarisierte Licht folgt nun der<br />

verdrillten Struktur, wobei es aufgrund der optischen Anisotropie des Flüssigkristalls<br />

elliptisch polarisiert wird. Nach Durchlaufen der Schicht an der anderen Seite des Displays<br />

ist die Hauptachse dieser Ellipse um 90 Grad gegenüber der ursprünglichen<br />

Polarisationsebene gedreht und damit parallel zum zweiten Polarisationsfilter orientiert. In<br />

diesem Zustand ist das Display somit transparent.<br />

Angelegte Spannung U > 0 V<br />

In diesem Fall führt die dielektrische Anisotropie dazu, dass sich die Flüssigkristallmoleküle<br />

mit ihrer Längsachse parallel zum elektrischen Feld ausrichten. Ab einer bestimmten<br />

Spannung, der Schwellenspannung U0, im Bereich von 1 -2 V sind die<br />

Flüssigkristallmoleküle in der gesamten Schicht (abgesehen von einem schmalen<br />

Übergangsbereich) alle senkrecht zu den Glasflächen orientiert. Der Flüssigkristall kann die<br />

Polarisationsebene des Lichtes nicht mehr drehen, wodurch das Display undurchlässig wird.<br />

Motive, wie z. B. die Segmente bei Displays für die Anzeige von Zahlen, erhält man durch<br />

entsprechende Strukturierung der transparenten, leitfähigen ITO-Elektroden. Die ITO-<br />

Schicht wird mit Säure bis auf diejenigen Stellen weggeätzt, die später als gewünschtes<br />

Motiv erscheinen sollen. Beim Anlegen der Spannung ist das Display somit genau dort<br />

undurchlässig für Licht, wo noch ITO vorhanden ist und man erhält ein dunkles Motiv auf<br />

hellem Grund.<br />

Abb. 1.2.1_2: Beispiel für eine Flüssigkristallanzeige.<br />

grau: ITO (elektrisch leitend); weiß: Glas ohne ITO<br />

schwarz: Überlappung des ITO von Front- (Herzform = Motiv) und Rückseite<br />

8


Zwischen den Platten befindet sich der Flüssigkristall, auf der Frontseite befindet sich ein<br />

vertikaler, auf der Rückseite ein horizontaler Polarisator. Ohne angelegte Spannung ist das<br />

Display transparent, mit angelegter Spannung wird das Herz sichtbar. Die äußeren ITO-<br />

Balken dienen zur Kontaktierung.<br />

1.2.2 Charakterisierung<br />

Eine wichtige Kenngröße von Flüssigkristallanzeigen ist deren Schaltzeit. Die<br />

Umorientierung der Flüssigkristallmoleküle geschieht nicht instantan und es dauert eine<br />

gewisse Zeitspanne um zwischen den beiden Zuständen hell und dunkel zu wechseln. Dabei<br />

muß man zwischen der Reaktion auf das Anlegen einer äußeren Spannung oberhalb der<br />

Schwellspannung U0 [ton] und auf die Rückrelaxation nach dem Abschalten des elektrischen<br />

Feldes [toff] unterscheiden. Wichtig sind hierbei die Stärke des äußeren elektrischen Feldes<br />

sowie die elastischen und viskosen Eigenschaften des Flüssigkristalls.<br />

Die Theorie liefert für die beiden Größen:<br />

t<br />

off<br />

ηd<br />

=<br />

kπ<br />

2<br />

2<br />

η:<br />

Viskosität des Flüssigkristalls<br />

d : Schichtdicke des Flüssigkristalls<br />

k : Zellkonstante<br />

2<br />

−1<br />

⎡ ⎤<br />

⎛ U ⎞<br />

ton = toff<br />

⎢⎜ ⎟ −1⎥<br />

⎢ U<br />

⎣⎝ 0 ⎠ ⎥⎦<br />

für: U ≥U<br />

0<br />

Das Drehmoment das aufgrund des elektrischen Feldes auf die Flüssigkristallmoleküle<br />

einwirkt ist stärker als die Wirkung des Direktorfeldes. Im Normalfalls ist deshalb ton kleiner<br />

als toff.<br />

Zur Analyse der Schaltzeiten wird die elektrooptische Kennlinie des Displays aufgenommen,<br />

indem man die Lichtdurchlässigkeit einer Zelle in Abhängigkeit von der angelegten<br />

Spannung misst.<br />

9


Abb. 1.2.2_1: Aufbau zur LCD-Charakterisierung<br />

Um möglichst genaue Aussagen treffen zu können arbeitet man dabei mit Rechteckspulsen<br />

verschiedener Stärke und Frequenz.<br />

10


2. Experimentelles<br />

2.1 Aufgabenstellung<br />

In diesem Versuch soll ein <strong>Flüssigkristalldisplay</strong> (LCD) hergestellt werden. Anschließend<br />

werden charakteristische Eigenschaften des LCD untersucht.<br />

2.2 Verwendete Materialien und Geräte:<br />

- zwei einseitig mit ITO (Indium-Zinn-Oxid) beschichtete Glasplatten (ca. 2cm x 2cm)<br />

- zwei Polarisationsfilter<br />

- Flüssigkristall (Mischung)<br />

- Aceton / Isopropanol<br />

- Abstandhalterfolie (12 µm)<br />

- Zweikomponenten Kleber<br />

- Spatel / Pipette / Pinzette / Papiertücher / Schere / Radiergummi<br />

- Multimeter<br />

- Spannungsquelle mit Funktionsgenerator<br />

- Laser<br />

- Photodetektor<br />

- Oszilloskop<br />

2.3 Versuchsdurchführung<br />

Übersicht:<br />

1. Reibrichtungsorientierung der ITO-Flächen mittels Radiergummi<br />

2. Einbringen der Abstandshalter<br />

3. Zusammenfügen der Zelle und Verkleben<br />

4. Befüllung mit Flüssigkristall<br />

5. Ansteuern der LCD mittels Spannungsquelle<br />

11


Zu 1.: Reiborientierung der ITO-Flächen<br />

Die Ausrichtung der Flüssigkristalle an der Oberfläche wird durch Reiborientieren erreicht,<br />

nachdem die Glasplatten gründlich getrocknet worden sind. Man reibt die sauberen ITO-<br />

Oberflächen der Glasplatten unter Vermeidung von Hautkontakt mit einem Radiergummi in<br />

einer Richtung, wobei so gerieben werden muss, dass die Moleküle an der oberen Elektrode<br />

senkrecht zu denen an der unteren stehen. Das Reiben erzeugt auf dem Glas mikroskopisch<br />

kleine Rillen. Die stäbchenförmigen Flüssigkristallmoleküle orientieren sich an der<br />

Oberfläche mit ihrer Längsachse genau in diese Richtung. Durch mehrmaliges Reiben kann<br />

die Anbindung an die Oberfläche verbessert werden.<br />

Zu 2.: Einbringen der Abstandshalter<br />

Um zwischen den beiden Glasplatten beim Aufeinanderlegen einen Abstand von 10 - 15 µm<br />

zu erreichen, wird eine transparente Folie (Dicke ca. 12 µm) als Abstandhalter benutzt. Mit<br />

Hilfe einer scharfen Schere wird zunächst ein ca. 3 mm breiter Streifen abgeschnitten. Der<br />

lange Streifen wird anschließend auf die Breite der Glasplatten zurechtgeschnitten und die<br />

beiden Streifen auf die Glasplatten gelegt. Nachdem man sich von der Sauberkeit der<br />

Glasplatten überzeugt hat, werden sie nun so übereinander gelegt, dass die Längsseiten<br />

einen rechten Winkel bilden. Dabei ist zu beachten, dass die mit den Elektrodenstrukturen<br />

beschichteten Seiten sich innen gegenüberstehen und die beiden Abstandhalter am Rand<br />

platziert werden.<br />

Zu 3.: Zusammenfügen der Zelle<br />

Mit einem Zweikomponentenkleber werden die zwei gegenüberliegende Seiten der Zelle<br />

verklebt. Während des Abbindens sollte die Zelle im Bereich der Abstandhalterstreifen mit<br />

einer Klemme leicht zusammengepresst werden, um den gewünschten Abstand einzuhalten.<br />

Zu 4.: Befüllung mit Flüssigkristall<br />

Die jetzt noch an zwei Seiten offene Anzeige wird mit Hilfe einer Pipette mit dem<br />

Flüssigkristall gefüllt. Dazu streicht man mit der Pipette an einer der offenen Seiten entlang,<br />

wobei sich der Zwischenraum allmählich aufgrund von Kapillarkräften füllt. Ist die Anzeige<br />

mit dem Flüssigkristall gefüllt, werden die noch offenen Seiten mit dem<br />

Zweikomponentenkleber verschlossen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die<br />

Elektroden auf den unbedeckten Teilen der Glasplatten nicht zugeklebt werden.<br />

Zu 5.: Ansteuerung des LCDs<br />

Zum Schalten der Anzeige wird an die Elektroden eine Spannung angelegt. Bei außreichend<br />

starkem internen Spannungsfeld sollte das Anzeigeelement schwarz bzw. dunkel erscheinen,<br />

ohne Feld dagegen transparent.<br />

12


3. Auswertung<br />

Das selbstgebaute <strong>Flüssigkristalldisplay</strong> wird qualitativ überprüft. Offensichtliche Fehler<br />

sollen im Protokoll diskutiert werden.<br />

Zudem wird ein kommerzielles Display untersucht. Dazu wird ein ähnlicher Aufbau wie in<br />

Abschnitt 1.2.2 verwendet. Mit diesem wird das Display periodischen über einen<br />

Funktionsgenerator mit einer Rechtecksspannung an- und ausgeschalten. Gleichzeitig wird<br />

mit einer Photodiode die Lichtdurchlässigkeit des Displays gemessen. Mittels der<br />

elektrooptischen Kennlinien sollen im Protokoll grundsätzliche Effekte in einer TN-Zelle<br />

diskutiert werden. Dazu können die Spannungsgrößen Uoff, Uon und ΔU sowie die Frequenz f<br />

und die Periodendauer P der Rechteckspannung und die Schaltzeiten toff bzw. ton verwendet<br />

werden.<br />

Abb. 3_1: Typische elektrooptische Kennlinien einer TN-Zelle<br />

13


4. Organisatorisches<br />

Der Praktikumstermin wird persönlich mit dem verantwortlichen Betreuer (WS09/10:<br />

Thomas Reichert [Raum: 3110, Tel.: 0561-8044703, E-Mail : reichert@uni-kassel.de])<br />

abgesprochen oder in die an der Bürotür aushängende Liste eingetragen. Der Versuch kann<br />

von Montags bis Donnerstags zwischen 9.00 Uhr und 20.00 Uhr sowie Freitags zwischen<br />

14.00 Uhr und 20.00 Uhr vom 2.11.2009 bis 23.12.2009 durchgeführt werden. Treffpunkt ist<br />

Raum 3110 im IBC. Die Durchführung mit anschließendem Abschlusskolloquium dauert ca.<br />

4 Stunden.<br />

Vor Versuchsbeginn wird ein kurzes Vorkolloquium abgehalten, indem die grundsätzliche<br />

Funktionsweise einer Flüssigkristallanzeige sowie eine Kurzzusammenfassung des<br />

Versuchsablaufs abgefragt wird.<br />

Das abschließende Endkolloquium zum Versuch „<strong>Flüssigkristalldisplay</strong>“ wird in<br />

direktem Anschluss an die Praktikumsdurchführung abgeleistet.<br />

Das notwendige Gruppenprotokoll wird innerhalb von 14 Tagen beim Betreuer oder im<br />

Sekretariat (R4605 IBC) abgegeben.<br />

14


5. Literaturverzeichnis<br />

▪ Vorlesungsskript „Nanostrukturen aus chemischer Sicht I“ von Priv. Doz. Dr. Fuhrmann-<br />

Lieker<br />

▪ Pdf-file „Flüssigkristalle für Aktivmatrix-Flachbildschirme“ der Firma Merck<br />

▪ Finkenzeller, „Flüssigkristalle für optische Displays“, Spektrum der Wissenschaft, August<br />

1990<br />

▪ Kobale, Krüger, „Flüssige Kristalle“, Physik in unserer Zeit, 3 (1975)<br />

▪ Schadt, Helfrich, Appl. Phys. Lett.,18, 127 (1971)<br />

▪ Speiser, „Anzeigen mit flüssigen Kristallen“, Physik in unserer Zeit, 1 (1997)<br />

▪ Bergmann-Schaefer, "Lehrbuch der Experimentalphysik", Verlag de Gruyter, Band 5<br />

"Vielteilchensysteme", 1992, Seite 389 bis 445<br />

▪ Bergmann-Schaefer, "Lehrbuch der Experimentalphysik", Verlag de Gruyter, Band 3<br />

"Optik", 7. Auflage, 1978, Seite 562<br />

▪ Gerritsma, van Doorn, Zanten, „Transient Effects in the electrically controlled light<br />

transmission of a twised nematic layer“, Physics Letters, 48A, 263 (1974)<br />

▪ Skript der Uni Marburg: http://www.chemie.uni-marburg.de/~pcprakt/skripten/lcd.pdf<br />

15


Anhang: Anwendung der Technologie<br />

Farb-LCDs<br />

Während herkömmliche Kathodenstrahl-Bildschirme Licht aus Phosphor mit<br />

unterschiedlichen Emissionsspektren (Rot/Grün/Blau) aufgrund der Anregung eines<br />

Elektronenstrahls emittieren, wird bei einem Liquid Crystal Display (LCD) das Licht einer<br />

Hintergrundbeleuchtung durch die LC-Zelle geschaltet. Das heißt, die LC-Zelle ist bezüglich<br />

der Lichtemission als passiv anzusehen. Da für die Hintergrundbeleuchtung normalerweise<br />

weißes Licht verwendet wird, muss zur Darstellung von Farbbildern dieses noch mit<br />

geeigneten Farbfiltern gefiltert werden. Hierzu erhält jeder darzustellende Pixel (Bildpunkt)<br />

drei sog. Sub-Pixel mit den Farben Rot, Grün und Blau ('Farbe aus Weiß' Prinzip).<br />

Bezüglich der Ansteuerung der einzelnen LC-Zellen unterscheidet man zwischen<br />

Aktivmatrix-LCD (TFT) und Passivmatrix-LCD (PMLCD, meist an der Bezeichnung STN<br />

oder DSTN erkennbar). Beim Passivmatrix-LCD werden die einzelnen LC-Zellen durch eine<br />

matrixförmige Anordnung von Zeilen- und Spalten-Elektroden angesteuert.<br />

Prinzipiell bedingt ist dabei, dass jede einzelne Zelle nur mit 1/(Auflösung) der gesamten<br />

Zeit der Bilddarstellung angesteuert wird. Da für den Rest der Zeit die Zellen im<br />

spannungslosen Zustand sind, müssen die Flüssigkristalle entsprechend träge eingestellt<br />

werden, um ein Rückkippen während der restlichen Zeit und damit Kontrastverluste und<br />

Flimmereffekte zu vermeiden. Ein weiterer Effekt vor allem beim Passivmatrix-LCD ist das<br />

so genannte Übersprechen zwischen den einzelnen Zellen, was sich als 'Fahnenziehen'<br />

bemerkbar macht. Aufgrund der Matrixstruktur der Ansteuerung und der Kapazität der LC-<br />

Zellen sind solche Effekte zwar durch verbesserte Elektrodenmaterialien und<br />

Ansteuermethoden optimierbar, jedoch nicht vermeidbar. Die Zeilen- und Spalten-<br />

Elektroden sind aus transparentem Material (ITO) um maximale Lichttransmission zu<br />

gewährleisten.<br />

16


Bei Aktivmatrix-LCD (AMLCD / TFT) wird jede einzelne Zelle von einem auf der hinteren<br />

Glasplatte befindlichen Dünnfilmtransistor angesteuert, der die Information für die<br />

jeweilige Zelle speichert.<br />

Somit ist es möglich, schnellere Flüssigkristalle zu verwenden, was in besserem Kontrast,<br />

Flimmerfreiheit und kurzer Ansprechzeit (für bewegte Bilder geeignet) resultiert. Ein<br />

weiterer Vorteil ist das deutlich schwächere Übersprechen bei Aktivmatrix-LCD. Das<br />

bedeutet aber auch, dass jeder Sub-Pixel mit einem Transistor (der natürlich auch kaputt<br />

gehen kann) versehen werden muss.<br />

Bei der obigen Abbildung wurde der vordere Teil des Display weggelassen (identisch zu<br />

Passivmatrix-LCD), um die TFT-Strukturen deutlicher sichtbar zu machen.<br />

17

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