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Seite 18 Schenna, 27. Juli 2007 Nr. 7 Nr. 7 Schenna, 27. Juli 2007 Seite 19<br />

Schenner Flurnamen XXX<br />

von Johannes Ortner<br />

Gewässernamen – Hydronyme<br />

Fließgewässer<br />

Das Gemeindegebiet von<br />

Schenna gehört zu den<br />

wasserreichen Gegenden<br />

des Landes. Die zahlreichen<br />

Bäche, die in der Zeit nach<br />

der letzten Vereisung zum<br />

Teil tiefe und steile Geländefurchen<br />

ausbildeten, entspringen<br />

auf verschiedenen<br />

Quellhorizonten: der tiefste<br />

liegt auf ca. 600 m, der<br />

nächst höhere zwischen<br />

600 und 1200 m (Flarer­Gröben;<br />

Prantl­Gröben), daran<br />

schließt jener zwischen 1200<br />

und 1800 m an (Greißgröben;<br />

Gatterer­Gröben). Der<br />

höchst gelegene entspringt<br />

in den Karen der Gebirgsketten<br />

(über 1800 m) und bildet<br />

die Schenner Hauptbäche<br />

aus: Naifbach, Schnuggenbach,<br />

Egger­Bach, Masulbach<br />

(Sagbach, Verpillbach,<br />

Rötenbach, Rieser Bachl),<br />

Prenner Bach, Trockenbach<br />

(Prantlbach) und Grafeisbach<br />

(siehe dazu „Dorfbuch<br />

– Schenna, S. 17­24!)<br />

der Påch (der Bach); Verkleinerung<br />

’s Pachl (das Bächlein),<br />

Mehrzahl di Pachler<br />

(die Bachler).<br />

In der Tiroler Mundart gibt<br />

es die Ausdrücke „Fluss“<br />

und „Strom“ eigentlich<br />

nicht. Etsch und Inn sind ja<br />

die beiden einzigen Flüsse<br />

Tirols. Für den Mundartsprecher<br />

sind die größeren<br />

Gewässer wie Eisack, Rienz,<br />

Drau, Passer eben auch nur<br />

Bäche. So nennt der Schenner<br />

den Bach aus Passeirer,<br />

die Passer, „Psairer Påch“<br />

(Passeirer Bach) und nicht<br />

„Fluss“.<br />

In Schenna wurden an die<br />

60 Bezeichnungen mit dem<br />

Namenbestandteil „­bach“<br />

erfasst. Trotzdem tragen<br />

nicht alle kleinen Fließgewässer<br />

den Namen „Bach“!<br />

Da jedes Rinnsal einen Graben,<br />

mda. Grëibm (Gröben),<br />

ausbildet, steht der Gröben<br />

stellvertretend auch für das<br />

Gewässer. So meint man mit<br />

„Greissgröben“ Abflusskerbe<br />

und den Bach.<br />

Bäche in Schenna mit dem<br />

Wortbestandteil „­bach“<br />

Noafbach, Flarerbach,<br />

Schnuggenbach, Eggerbach,<br />

Steinbach (Arlt, Tschivon),<br />

Mahdbach (Quellbach<br />

des Grafeisbaches), Masulbach,<br />

Rieser Bachl (Riese),<br />

Sagbach (Streitweide),<br />

Der Rötenbach<br />

Prenner Bach (Donnerbach),<br />

Verpillbach, Rötenbach. So<br />

lauten die großen und bekannteren<br />

Bachnamen in<br />

Schenna.<br />

Weniger bekannt und daher<br />

eingehender behandelt werden<br />

die folgenden „kleineren<br />

Bachnamen“:<br />

− „’s Fleaspachl“ (das Fleaßbachl,<br />

Flößbachl): Zwei<br />

kleine Rinnsale in den<br />

Brandeggenwäldern hinter<br />

Zmail. Das eine befindet<br />

sich direkt unterhalb der<br />

„Pråntegge“ und mündet<br />

in den Schnuggenbach,<br />

das andere befindet sich<br />

nur unweit davon in Richtung<br />

Lenzeben. Es handelt<br />

sich um den Bach des<br />

Milchtals an der bewaldeten<br />

Nordseite gegenüber<br />

dem Egger.<br />

− Im Winter waren gerade<br />

das Eis der kleinen Bäche<br />

die ideale Gleitoberfläche,<br />

um das geschlägerte Holz<br />

zu Tale zu befördern (mda.<br />

„fleasn“ = flößen). Wie die<br />

unten angekommenen Plöcher<br />

nach ihrem rasanten<br />

Eislauf ausgesehen haben,<br />

kann sich jeder leicht<br />

vorstellen...<br />

− „’s Rëignpachl“ (das Regenbachl):<br />

Außer nach<br />

Starkregen – daher die<br />

Bezeichnung – nicht in Erscheinung<br />

tretendes Rinnsal<br />

beim Lochgröben, das<br />

bei einem Privathaus an<br />

der Verdinser Straße vorbei<br />

rinnt.<br />

− „der Pflatschpåch“ (der<br />

Pflatschbach): Bach<br />

und tief eingeschnittener<br />

Steilgraben zwischen<br />

Oberkirn und Untertall.<br />

Besonders auffallend ist<br />

der Bachschlund hinter<br />

dem Hintersteiner und<br />

Obermoar (Untertall). Der<br />

Name stammt aus dem<br />

Romanischen *vallatsja<br />

‘großes, schlechtes Tal’.<br />

Eingedeutscht lautet der<br />

Name dann „Flatsch“ bzw.<br />

„Pflatsch“ (häufiger Flurname<br />

in Südtirol).<br />

− Im oberen Teil heißt er<br />

auch „der Eggpernpåch“<br />

(der Eggbauernbach), da<br />

er beim Hof „Eggbauer“<br />

vorbei fließt.<br />

− „’s Lippmpachl“ (das Lippenbachl):<br />

Kleines Rinnsal<br />

beim Bären­ bzw. Schwölltal<br />

in Untertall (Felskluft<br />

gegenüber der Untertallner<br />

Brücke über die Masulschlucht).<br />

Mda. „Lipp“<br />

bedeutet „Philipp“.<br />

− „der Hosnpåch“ (der Hasenbach):<br />

Der mittelgroße<br />

Bach zwischen Hasenegger<br />

und der Lahne (Tall).<br />

Ableitung zum Hofnamen<br />

„Hasenegge“.<br />

− „der Schwårzpåch“ (der<br />

Schwarzbach): Bach in<br />

den Verdinser Wäldern<br />

(Hofweg). Ein weiterer<br />

Schwarzbach befindet<br />

sich in Untertall (zwischen<br />

Pichler und Almutz). Vgl.<br />

dazu das vorherige Kapitel<br />

„Farbnamen – schwarz“!<br />

− „der Sålcherpåch“ (der<br />

Salcherbach): Bach in den<br />

Verdinser Wäldern. Die<br />

Bezeichnung kommt von<br />

mda. „di Sålchn“ (Weide,<br />

Salweide).<br />

− „Zaisnpachl“ (Zeisenbachl):<br />

Der erste Bach, den<br />

der Hofweg (von Verdins<br />

kommend) quert. Vielleicht<br />

daher Verballhornung aus<br />

„(das) zaisrigschte Pachl“<br />

(„das zu äußerste Bachl“)?<br />

Oder „Zeisigbachl“ (‘Bach<br />

und Gegend, wo sich Zeisige,<br />

mda. „Zaiselen“, aufhalten’).<br />

− „der Santlpåch“ (der Sandlbach):<br />

Der Bach und die<br />

auffallende Schneelahn<br />

hinter dem Schnöllporz<br />

oberhalb der Streitweide.<br />

Der Bach durchrinnt die<br />

„Santlliëchte“ (Sandllichte),<br />

die Weide unterhalb<br />

der Streitweider Almhütte.<br />

Mda. „’s Santl“ (das Sandl)<br />

‘Kleines von Sand und<br />

Grieß überschwemmtes<br />

Gelände’.<br />

− „der Assepåch“(der Assebach):<br />

Bach und Tal zwischen<br />

den Videgger Assen<br />

und der Pfaregge.<br />

− „der truckne Påch“ (der<br />

trockene Bach): Wiederum<br />

zwei Bachnamen in<br />

Schenna. Der kleinere der<br />

beiden Bäche befindet<br />

sich in den Wäldern zwischen<br />

Untertall und „Zuwiesen“<br />

(bzw. der Wasche)<br />

und ist die untere Fortsetzung<br />

des „Taler Bachs“<br />

bzw. „Mühlbachs“ (Taler in<br />

Obertall, der Hof zwischen<br />

Prenn und Oberkirn).<br />

− Der größere der beiden<br />

„Trockenbäche“ entspringt<br />

in der Hochgebirgsmulde<br />

oberhalb der Tallner Kaser<br />

(„in’n Sauerloch“) und fließt<br />

zwischen den Bürstlingen<br />

und dem Tallner Gampen<br />

ins Gemeindegebiet von<br />

Sankt Leonhard in Passeier,<br />

wo er zwischen Verdorf<br />

Beim Bachler auf Schenna-Berg<br />

und der Mörre als „Prantlbach“<br />

das „Larcher­Tol“<br />

ausbildet (Hofname Larcher).<br />

− Die Bezeichnung „trockener<br />

Bach“ weist darauf<br />

hin, dass die betroffenen<br />

Bäche weniger von Quellen<br />

als von Lawinenschnee<br />

gespeist werden. In dem<br />

Maße wie dieser im Hochsommer<br />

schmilzt, nimmt<br />

auch die Wasserführung<br />

ab: der Bach erscheint trocken.<br />

− „der Krëssprunnenpåch“<br />

(der Kressbrunnenbach):<br />

Der Bach, der das Beerfeld<br />

und den Krössbrunnen<br />

durchfließt und der<br />

Quellbach des Prenner<br />

Bachs. Mda. „der Krëss“<br />

(Brunnenkresse; Kresse).<br />

− „’s Kåltpachl“ (das Kaltbachl):<br />

Bach und Quelle,<br />

sowie kleines Tälchen hinter<br />

der Breitrast (Obertall,<br />

Prenn). Benennung nach<br />

dem kalten Quellwasser<br />

des Bachs.<br />

− „der hintere und ausere<br />

Roatmouspåch“ (der hintere<br />

und äußere Rotmoosbach):<br />

Die zwei wasserreichen<br />

Bäche, die vom<br />

Rotmoos herabkommen<br />

und den Mahdbach und<br />

späteren Grafeisbach<br />

speisen. Der lang liegen<br />

bleibende Schnee der<br />

Hirzer­Nordseite sorgt für<br />

große Wassermengen.<br />

Wiese und Acker am Bach<br />

− „di Påchwise“ (die Bachwiese):<br />

Wiese beim Bach<br />

beim Prünster in Tschivon.<br />

− „di Påchwisn“ (die Bachwiesen):<br />

Die Wiesen zwischen<br />

dem Prenner Bach<br />

und dem Ortskern von<br />

Prenn unterhalb der Straße.<br />

− „’s Påchwisl“ (das Bachwiesl):<br />

Wiese am Schnuggenbach<br />

auf Schnuggen<br />

(Schenna­Berg). Ein weiteres<br />

Bachwiesl befand<br />

sich in der Nähe vom<br />

Schnuggenbach am Steig<br />

zwischen dem Egger und<br />

Salchtal (Schenna­Berg).<br />

− „’s Påchwisl“ (das Bachwiesl):<br />

Die steilen kleinen<br />

Wiesenraine beidseits des<br />

Hasenbachs zwischen der<br />

Lahne und dem Hasenegger<br />

(Tall, Masul). Ableitungen<br />

lauten: „’s Påchwislegge“<br />

(das Bachwieslegge,<br />

auf der Lahner Seite)<br />

und „’s Påchwislschtadele“<br />

(das Bachwieslstadele,<br />

auf Hasenegger Seite).<br />

− „der Påchåcker“ (der<br />

Bachacker): Jetzt Obstplantage<br />

in Oberdorf zwischen<br />

dem Pamlingweg<br />

und der Flur „Fållrais“<br />

(Fallreiß).<br />

− „’s Påchackerle“ (das<br />

Bachackerle): Früherer Getreideacker<br />

auf Schnuggen.<br />

Flurnamen mit dem Wortbestandteil<br />

„­bach“<br />

− „pa di Pachler“ (bei den<br />

Bachlern): Bäche, Quellflur<br />

und Gegend östlich hinter<br />

Gsteier.<br />

− „di Pachlern“ (die Bachlern):<br />

Waldseite in Untertall<br />

am Schwarzbach hinter<br />

dem Untertallner Schmiedegge.<br />

Hofnamen<br />

− „der Pachler“ (der Bachler):<br />

Hofname in Schenna­Berg,<br />

dessen Name<br />

auf seine Lage am Bach<br />

(Hasbach, Gatterer­Gröben)<br />

zurückgeht. Als Erstbeleg<br />

erscheint im Jahr<br />

1316 ein „bonum in dem<br />

Bach zu Virdinnes, in loco<br />

d. ob dem Hasen, coheret<br />

curia Volplatz“ (‘das Gut<br />

in dem Bach zu Verdins,<br />

an einem Ort genannt ob<br />

dem Hasen, der zum Hof<br />

Valplatz gehört’); 1500 ist<br />

ein gewisser Hans Pachler<br />

belegt.<br />

− Ableitungen zum Hofnamen<br />

lauten: „di Pachler­<br />

Mure“ (die Bachler­Mure)<br />

im Bachler­Gröben, „di<br />

Pachler­Ruender“ (die<br />

Bachler­Rainer) unterhalb<br />

Bachler, „der Pachlerschtaig“<br />

(der Bachler­<br />

Steig) zwischen Bachler<br />

und Valplatz.<br />

IMPRESSUM: „Dorfzeitung Schenna”<br />

Eigentümer und Herausgeber: Dorfzeitung<br />

Schenna, Wiesenweg 3, 39017 Schenna<br />

- Druck: MEDUS, Meran, Georgenstr. 7/a<br />

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Redaktion: Dr. Walter Innerhofer<br />

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Hermann Orian<br />

Elisabeth Flarer Dosser<br />

Dr. Andreas Dosser<br />

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Erscheint: monatlich, Redaktionsschluss: jeden<br />

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