S e Na Winter 2012 - Senioren "Miteinander-Füreinander" Süchteln
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41.Ausgabe Söetelsche <strong>Na</strong>chrichten <strong>Winter</strong> <strong>2012</strong><br />
Weihnachten in Düsseldorf um 1950<br />
von Charlotte Hoffmann<br />
Eigentlich war die Weihnachtszeit in<br />
meiner Kindheit immer gleich. Gerade in<br />
der Wiederholung lag ein unheimlicher Reiz<br />
und machte die Tage bis zur heutigen Zeit<br />
unvergesslich.<br />
Schon zum 1. Advent steckte meine Mutter<br />
hinter die oberen Kanten der Bilder und Spiegel<br />
einen Tannenzweig mit Lametta. Im Laufe der<br />
Adventszeit kam dann Engelshaar dazu, das<br />
die Engel beim Abholen der Wunschzettel<br />
verloren hatten. Die Wunschzettel schrieben<br />
wir 3 Geschwister mit verschiedener<br />
Intensität. Meine 5 ½ Jahre ältere Schwester<br />
erkannte schon die schwierige Situation der<br />
<strong>Na</strong>chkriegszeit. Sie wünschte sich einen<br />
Tannenbaum und eine warme Stube. Mein<br />
3 ½ Jahre älterer Bruder spekulierte auf<br />
Bauspielzeug und Malutensilien. Ich selber<br />
liebte Kuscheltiere und Puppen. Ob diese<br />
Wünsche wohl zu erfüllen waren?<br />
Der 1. Adventssonntag galt dem<br />
Päckchenpacken für die Lieben in der<br />
„Ostzone“. Dabei brannte die 1. Kerze<br />
am Adventskranz. Der 2. Advent war fürs<br />
Plätzchenbacken. Es wurden wunderbare<br />
Sterne, Herzen und Tannenbäume aus dem<br />
kargen Teig ausgestochen. Nur was zu<br />
Bruch ging, landete in unseren lauernden<br />
Kindermündern. Alles Heile wanderte in eine<br />
große Blechdose, in der früher einmal Sirup<br />
gewesen war und blieb für uns verschlossen<br />
bis zum Heiligen Abend.<br />
Ich besaß von klein auf einen Adventskalender<br />
aus Pappe und Silberglitzer, den ich sehr liebte<br />
und täglich öffnete, um ein winziges Bildchen<br />
zu entdecken. Ob man es schaffte, die 24 bis<br />
zum Heiligen Abend ungeöffnet zu lassen?<br />
Oder konnte man von hinten lauernd etwas<br />
durchschimmern sehen, das den Zauber der<br />
18<br />
24 verriet? Ich weiß nicht mehr, ob ich je der<br />
Versuchung widerstehen konnte.<br />
Die Zeit bis Weihnachten erschien endlos.<br />
Beschäftigt war man mit Bastelarbeiten für<br />
die Erwachsenen, wobei die Möglichkeiten<br />
aus Mangel an Material gering waren. Aber<br />
wer freute sich nicht über ein kindliches<br />
Gemälde auf einem damals kostbaren Stück<br />
schon vergilbten Papiers? Meine Schwester<br />
war da schon kreativer. Sie hatte beim Einkauf<br />
in der Apotheke ein Reklameheft ergattert,<br />
in dem ein kleines Weihnachtstheaterstück<br />
aufgeschrieben war. Sie spielte die Rolle des<br />
Weihnachtsmannes , der meinen Bruder und<br />
mich nach dem Betragen des letzten Jahres<br />
ausfragte. Sie hatte in kindlicher <strong>Na</strong>ivität die<br />
Reklame für Zahnpasta übersehen. Wir führten<br />
Heilig Abend unser einstudiertes Stück vor,<br />
wobei der Weihnachtsmann dann fragte:“Habt<br />
ihr eure Zähne auch immer schön mit Blendax<br />
geputzt?“ Ist doch klar, dass die Erwachsenen<br />
ein Lachen kaum unterdrücken konnten.<br />
Meine Mutter hatte vor Weihnachten viel<br />
Schlepperei mit Einkäufen. Mit meinem<br />
starken Bruder kaufte sie eine Fichte als<br />
Weihnachtsbaum. Geschmückt wurde sie am<br />
Abend vor Heilig Abend mit Zuckerkringeln,<br />
Silberkugeln, Lametta und Kerzen. Ab dann<br />
war die Wohnzimmertür abgeschlossen, was<br />
die Spannung zum Höhepunkt brachte.<br />
Heilig Abend wurde am Morgen der<br />
Kartoffelsalat für den Abend vorbereitet. Dann<br />
wurde der Kuchen zubereitet, auf den meine<br />
Oma spezialisiert war. Der einfache Rührteig<br />
kam in eine runde Form und wurde zum<br />
Bäcker zum Abbacken gebracht, denn unser<br />
Kohleofenherd backte zu ungleichmäßig. Mit<br />
einem Küchenhandtuch zugedeckt liefen wir<br />
mit dem Teig zum Bäcker, um den fertigen