S e Na Winter 2012 - Senioren "Miteinander-Füreinander" Süchteln
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41.Ausgabe Söetelsche <strong>Na</strong>chrichten <strong>Winter</strong> <strong>2012</strong><br />
„58 Jahre Advent“.<br />
von Manfred Höges<br />
Der Advent ist meine Zeit. Eigentlich<br />
hasse ich den Herbst und den <strong>Winter</strong>.<br />
Ich teile nicht die Meinung vieler Menschen,<br />
die den Herbst und den <strong>Winter</strong> schön finden.<br />
Den Herbst finde ich nicht schön wegen seines<br />
Geruchs nach Fäulnis, nach Moder. Wegen<br />
seiner kürzer werdenden Tage. Wegen<br />
seiner morgendlichen Dunst- und Nebelattacken.<br />
Wegen seiner düsteren Tage, an denen es<br />
manchmal gar nicht richtig hell werden<br />
mag.<br />
Wegen seines Regens, der im Gegensatz<br />
zum Sommer, wo er Erfrischung bringen<br />
kann, in dieser Zeit immer nur unangenehm<br />
ist. Man muss sich mehr anziehen um nicht<br />
zu frieren.<br />
Für mich ist das immer ein bisschen das<br />
Ende von Freiheit. Wo ich doch so ein freiheitsliebender<br />
Mensch bin.<br />
Und ich finde den <strong>Winter</strong> nicht so schön,<br />
weil er, mit dem Ende der Freiheit, eine<br />
schier unendliche Zeit des Gefangenseins<br />
in mein Bewusstsein bringt. Wo ich doch so<br />
ein freiheitsliebender Mensch bin. Schrecklich.<br />
Das –Schrecklich- bezieht sich auf das<br />
Gefühl von Gefangensein, nicht auf meine<br />
Freiheitsliebe. Aktivitäten reduzieren sich<br />
auf ein Mindestmaß. Die Freiheit, bei einem<br />
Kaffee auf der Terrasse eines Lokals oder<br />
bei Spaziergängen vielen Leuten zusehen<br />
zu können. Von vielen Menschen umgeben<br />
zu sein. Lachend, schimpfend, wütend, verliebt,<br />
eben Menschen mit ihren Gefühlen,<br />
die man interpretieren kann.<br />
Und von vielen kurzen oder längeren Gesprächen,<br />
die sich bei Spaziergängen oder<br />
eben den Cafébesuchen ergeben.<br />
Mitten in diesen von mir so ungeliebten Abschnitt<br />
des Jahres fällt der Advent.<br />
Diese eigenartige Zeit zwischen den Jahreszeiten.<br />
Advent ist die einzige Zeit, bei der ich mich<br />
heute noch erinnern kann, was ich als Kind<br />
in dieser Zeit gefühlt und empfunden habe.<br />
Weil sie etwas so Besonderes hatte. Eine besondere<br />
Spannung.<br />
Erwartung, aufgeregt sein, Vorfreude. Träume,<br />
Wünsche, vielleicht bald erfüllte Sehnsüchte.<br />
Von spannenden Vorbereitungen auf das<br />
bevorstehende Weihnachtsfest. Vom heimlichen<br />
Suchen nach vielleicht schon versteckten<br />
Weihnachtsgeschenken. Vom<br />
Wunschzettel schreiben.<br />
Vom <strong>Na</strong>seplattdrücken an Schaufensterscheiben.<br />
Von Gedichten. Von Märchen und<br />
Sagen. Ein Gefühl von besonderer Geborgenheit.<br />
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