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Johannisburger Heimatbrief 1977. - Familienforschung S c z u k a

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Kreis<br />

Johannisburg<br />

Am Groß-Kessel-See<br />

Heimat,<br />

Dein stilles Leuchten<br />

einmal noch zu sehn,<br />

die leidgeprüfte Erde zu betreten<br />

und hinzuknien,<br />

um dir ganz nah zu sein,<br />

ist unsres Herzens tiefgeheimes Beten.<br />

JOHANNISBURGER-<br />

HEIMATBRIEF 1977<br />

=====================================<br />

Heimat,<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Wohin uns auch der Tag verschlägt,<br />

des Nachts kehrst du<br />

in allen Träumen wieder.<br />

Die Dorfuhr mahnt,<br />

von ferne raunt der See,<br />

vom Tal her trägt der Wind<br />

die alten Lieder. (Ursula Peter)


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Liebe Landsleute<br />

aus dem Kreis Johannisburg!<br />

Auch unsere <strong>Heimatbrief</strong>e sind ein ständiger Beweis dafür, wie stetig die<br />

Welt sich wandelt. Wenn ich hier Ihnen als Kreisvertreter Grußworte sagen<br />

darf, stehen neue Fragen zur Entscheidung an, alte Probleme müssen mit<br />

neuen Vorzeichen versehen werden.<br />

Das letzte Jahr hat in Dortmund die Wahl des Kreisausschusses gebracht. In<br />

diesen sind für ausgeschiedene Mitglieder die Herren Henning Wallmann,<br />

Walter Korth, Waldemar Dauter und Wilhelm Czypull neu gewählt worden.<br />

Doch schon wenige Wochen nach dieser Wahl verstarb der Vertreter für den<br />

Bezirk Arys, der Landsmann Arthur Schlling. Er hatte sich stets vorbildlich<br />

und selbstlos für die Belange der Heimat und der daraus Vertriebenen eingesetzt.<br />

Er war dabei, die Ortslisten zu vervollständigen. Diese Arbeit gilt es<br />

fortzusetzen.<br />

Ein entscheidendes Ereignis war das Bundestreffen in Köln. In den<br />

Messehallen fanden sich allein aus unserem Kreis 1.500 Landsleute ein.<br />

Groß war der Zustrom junger Leute. Viele hat das persönliche Wiedersehen<br />

mit der Heimat zu uns stoßen lassen. Es wurde deutlich, daß der Besuch<br />

der Heimat unserer Vertreibung nicht die »Realität« des Vergessenkönnens<br />

als Trostpflaster aufgedrückt hat. Die Fragen sind zahlreicher, die<br />

Antworten gegliederter geworden. Noch sicherer ist die Einsicht geworden,<br />

daß die zwischen uns und Polen stehenden Probleme niemals gewaltsam<br />

gelöst werden können oder gelöst werden dürfen. Der letzte Krieg hat die<br />

Welt in noch tiefere Sackgassen gebracht, aus denen die Völker behutsam<br />

herausgeführt werden müssen. Hier muß jedoch vor Einbahnstraßen gewarnt<br />

werden. Das Streben nach menschenwürdigem Dasein aller Völker<br />

muß getragen werden von dem Bewußtsein der Verantwortung des Einzelnen<br />

für seinen Mitmenschen in freier Entscheidung.<br />

Die Umsiedlung unserer Landsleute aus Ostdeutschland und den Oststaaten<br />

stellt uns Aufgaben, die zu meistern einem jeden von uns täglich aufgegeben<br />

wird. Bereits die Meldungen der Massenmedien fordern uns mit ihren<br />

ständigen Beleidigungen der Umsiedler und unser selbst heraus. Stellen wir<br />

uns nur vor, uns selbst hätte erst jetzt und nicht bereits im Zusammenbruch<br />

des Deutschen Reiches bei Kriegsende das Schicksal getroffen, die<br />

Heimat in Ostpreußen, Pommern, Schlesien oder anderswo verlassen zu<br />

müssen. Wie hätte es in uns ausgesehen, wenn wir neben dem Verlust von<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

1


Hab und Gut, der Heimat beraubt, noch als »Deutsche aus Polen, Polendeutsche,<br />

deutschstämmige Polen« oder ähnlich bezeichnet worden<br />

wären? Womit haben es unsere Landsleute verdient oder gar verschuldet,<br />

mit derartigen Anreden empfangen zu werden? Mir liegt es mehr als fern, in<br />

einem Polen, Russen oder Tschechen etwas grundsätzlich Anderes als in einem<br />

Deutschen zu sehen oder die Bezeichnung der Zugehörigkeit zu einem<br />

dieser Völker als Schmach zu empfinden. Hierzu kann die Bezeichnung nur<br />

werden, wenn sie nicht der Wahrheit entspricht. Andere Völker empfinden<br />

es umgekehrt. Mir liegt es nur an der Wahrung der Würde eines jeden<br />

Menschen, sich nach freier Wahl zu einem bestimmten Volk und Staat zugehörig<br />

fühlen und bezeichnen zu können. Nehmen wir das Grundgesetz<br />

unseres Staates so wenig wichtig, daß es nur für uns persönlich, nicht für<br />

den jüngst erneut vom Schicksal getroffenen Mitbürger gilt? Wo bleibt die<br />

Freiheitsgarantie des Einzelnen? Haben es etwa unsere Mitbürger zu vertreten,<br />

daß sie in ihrer aber auch in unserer angestammten Heimat ohne<br />

staatlichen Schutz leben mußten, in der Öffentlichkeit nicht mehr in ihrer<br />

Muttersprache reden durften? Können etwa ihre Kinder dafür, daß diese nur<br />

Schulen besuchen durften, in welchen die Sprache der Eltern nicht einmal<br />

als Fremdsprache gelehrt wurde? Wenn diese Aussiedler, die doch nichts<br />

anderes als Spätvertriebene sind, nach ihrer Herkunft gefragt werden,<br />

so kommen sie aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien. Sie wissen es<br />

noch, daß sie Deutsche aus Deutschland sind. Warum wollen es viele<br />

unter uns nicht mehr wissen?<br />

Helfen wir alle, es diesen Menschen leichter zu machen, noch an Werte zu<br />

glauben, die zu den Freiheiten der Menschen gehören. Einst kamen Salzburger<br />

um ihres Glaubens willen aus ihrer damaligen Heimat nach Ostpreußen.<br />

Dorthin folgten ihnen andere Menschen aus anderen Ländern aus gleichen<br />

Gründen. In Ostpreußen durfte jeder nach dem Grundgesetz seiner<br />

Könige »nach seiner Facon« selig werden. Welch ein Rückschritt in einer<br />

sich so fortschrittlich glaubenden Welt, daß diese Ostpreußen ihre Heimat<br />

verlassen mußten und müssen, weil sie Deutsche sein wollen. Unsere materiell<br />

bezogene Welt macht es unseren Landsleuten schwer genug, sich hier<br />

einzuleben. Selbstverständliche materielle Hilfe fordert uns weniger Opfer<br />

ab als notwendigere ideelle Hilfe. Stützen wir sie in ihrem Glauben, sich<br />

nicht wertlos zu unserem Volk und Staat bekannt zu haben. Noch weiß dieser<br />

Staat die Freiheit des Einzelmenschen in Verantwortung für den Mitmenschen<br />

zu wahren und zu verteidigen. Auch die Durchsetzung des »Geistes<br />

der Akte von Helsinki« könnte hierzu ein Meilenstein sein, wenn wir<br />

sie im Sinne der Errungenschaften einerfreien Welt zu deuten wissen und<br />

nicht nur zu einem Fetzen Papier werden lassen.<br />

So begleiten auch meine Wünsche und Grüße für Sie diesen Brief. Ich danke<br />

allen Kreisangehörigen für ihre Treue und den Mitarbeitern für ihre Mühe.<br />

Ihr Gerhard Wippich, Kreisvertreter<br />

2<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Grußwort des Patenkreises<br />

Liebe <strong>Johannisburger</strong>!<br />

Auch in diesem Jahr bin ich gebeten worden, wieder ein Grußwort für Ihren<br />

<strong>Heimatbrief</strong> zu schreiben.<br />

Da es zu den guten Gewohnheiten Ihrer Kreisgemeinschaft gehört, alljährlich<br />

einen <strong>Heimatbrief</strong> herauszugeben, sind mir Gedanken dazu gekommen,<br />

wie es spürbar zu machen ist, daß es sich bei dem Grußwort nicht um eine<br />

Routineangelegenheit handelt. Ich darf Ihnen versichern, daß diese Grüße<br />

an Sie für mich eine Verpflichtung gegenüber der Patenschaft darstellen,<br />

diese auch in ideeller Hinsicht auszufüllen.<br />

Es gibt in den Grußworten der vergangenen Jahre viele Beispiele dafür, daß<br />

die Sie bewegenden Probleme offen, angesprochen worden sind. Wiederholt<br />

ist darauf hingewiesen worden, daß keine Veranlassung zu irgendeinem Optimismus<br />

in der Behandlung der mit dem Verlust der deutschen Ostgebiete<br />

zusammenhängenden Fragen besteht. Gerade in der jüngsten Vergangenheit<br />

hat es sich gezeigt, daß die geäußerte Skepsis über die Auswirkungen<br />

der neuen Ostpolitik im Hinblick auf die Rechte der Heimatvertriebenen voll<br />

berechtigt waren. Ich kann Ihnen zur Zeit nur zurufen, sich weiterhin<br />

wie bisher fest in der Kreisgemeinschaft zusammenzuschließen.<br />

Bei Abfassung dieses Grußwortes habe ich nochmal Ihre letzten <strong>Heimatbrief</strong>e<br />

durchgeblättert. Hierbei ist mir beim Betrachten der Bilder aus Masuren<br />

und bei den Berichten aus Ihrer Heimat erst richtig zum Bewußtsein gekommen,<br />

was dieser jährliche <strong>Heimatbrief</strong> für Sie bedeutet. Er ist als<br />

Bindeglied Ihrer Kreisgemeinschaft nicht mehr zu missen, und die Unterstützung<br />

des Patenkreises ist Ihnen gewiß, sollten einmal Schwierigkeiten<br />

mit der Herausgabe entstehen.<br />

Mit Interesse habe ich bei Durchsicht Ihres letzten <strong>Heimatbrief</strong>es die abgedruckten<br />

Anzeigen aus Ihrer Heimat, wie z. B. »Anleitung zum Besuch Masurens<br />

Seen«, vom »Kurhaus Rudczanny« und vom »Hotel Graf York« gelesen.<br />

Zeigen sie doch, daß schon damals auch im Kreis Johannisburg ein<br />

gewisser Fremdenverkehr bestand. Hier ergeben sich Parallelen zu Ihrem<br />

Patenkreis Schleswig-Flensburg der mit seinen Küsten, Gewässern,<br />

Wäldern und Hügellandschaften ein attraktives Fremdenverkehrsgebiet<br />

ist. Ich weiß, daß viele <strong>Johannisburger</strong> den Kreis Schleswig-<br />

Flensburg schon aufgesucht haben. Wer den Patenkreis noch nicht kennt,<br />

sollte einmal hier seinen Urlaub verbringen. Es würde sicher viel zum gegenseitigen<br />

Verständnis beitragen. Für Ihre Planungen steht Ihnen gerne<br />

der Fremdenverkehrsverein des Kreises Schleswig-Flensburg e. V. zur Verfügung.<br />

Ich möchte dieses Grußwort nicht schließen, ohne der Kreisgemeinschaft als<br />

solche, ihrem gewählten Vorstand, aber auch jedem einzelnen von Ihnen<br />

für das Jahr 1977 alles Gute zu wünschen. Die Zusammenarbeit zwischen<br />

der Kreisgemeinschaft Johannisburg und dem Kreis Schleswig-Flensburg<br />

möge auch weiterhin in beiderseitigem Verständnis gedeihlich verlaufen.<br />

Mit freundlichem Gruß<br />

(Dr.) Gernot Korthals<br />

Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg<br />

3<br />

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4<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Heimat<br />

Ich hab es lange nicht gewußt,<br />

was Heimat sei und Vaterland.<br />

Sprachs einer mit durchglühter Brust,<br />

winkt ich nur spöttisch mit der Hand.<br />

Von meiner Tage Not gewürgt,<br />

sprach ich mit haßverzerrtem Mund:<br />

»Nicht einmal hat für mich gebürgt<br />

der Heimat hochgepriesner Grund.<br />

Hab keinen Acker, und mein Feld<br />

ist einer Kammer Dielenholz.<br />

Mir wuchs aus keiner eignen Welt<br />

der Scholle harter Bauernstolz.<br />

Wenn ich im Sonntagsfrieden ging<br />

ins wälderfrohe Land hinein,<br />

mein Herz ein böses Weh empfing<br />

durch das Gefühl: Es ist nicht dein!<br />

Es ist nicht dein, was ringsum blüht,<br />

es ist nicht dein, was ringsum wächst,<br />

bist aus dem nächtlichen Geblüt,<br />

das nur für andre schafft und ächzt!«<br />

Und fremd war mir, was mich umgab,<br />

was blühend stand und rauschend floß,<br />

weil es in Fremdheit wie ein Grab<br />

mein heißes junges Sein umschloß.<br />

Da kam des Krieges rote Flut —<br />

ich hörte, wie die Erde schrie:<br />

»Du bist mein Fleisch, du bist mein Blut!<br />

Steh auf, steh auf und banne sie!«<br />

Ein Rauschen sprang in meiner Brust<br />

empor und wurde wilder Brand. —<br />

Auf einmal wurd ich mir bewußt,<br />

was Heimat heißt und Vaterland.<br />

Alfons Petzold<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

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Erinnerungsfotos aus unserem Kreis<br />

Altes masurisches Bauernhaus. Eigentümer Otto Krispin, Turau (Turowen)<br />

.<br />

6<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Alte Lycker Straße in Gehlenburg. Zerstörung nach dem Russeneinfall<br />

1914<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Turower Schulkinder beim Festumzug (Kinder- und Dorffest). 500-Jahr-Feier 1929.<br />

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7


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Kreisgruppe Johannisburg in Berlin<br />

Kreisbetreuer Heinrich Wischnewski, Viktoria-Luise-Platz 12 II, 1000 Berlin 30, Tel.:<br />

242495.<br />

Rückblickend auf das Jahr 1976 können wir feststellen, daß es uns Erfolge gebracht<br />

hat. Allein die Tatsache, daß sich Fernsehen, Rundfunk und Presse wieder unserer angenommen<br />

haben, mag als Beweis dafür dienen.<br />

Daß wir Erfolg erzielten, liegt auch daran, daß Sie, meine lieben Kreisvertreter und<br />

auch alle Mitglieder, sich jederzeit für die ostpreußische Heimat selbstlos eingesetzt<br />

haben. Dafür möchte ich allen von ganzem Herzen danken.<br />

Ich selbst konnte bei meinem Besuch in Südafrika einen Erfolg verbuchen. Ich lernte<br />

dort mehrere Ostpreußen kennen und habe eine Königsbergerin, Ilse de Klerk, angeregt,<br />

in Südafrika eine Landsmannschaft Ostpreußen zu gründen. Am 27. November<br />

1976 hat Frau de Klerk das erste Treffen der Landsmannschaft Ostpreußen in Südafrika<br />

gehabt. Es waren beim ersten Treffen 22 Landsleute erschienen. Das ist für das<br />

erste Treffen doch schon ein Erfolg.<br />

Es lassen folgende Ostpreußen aus Südafrika alle Landsleute in Deutschland grüßen:<br />

Werner Ackthun, W. Zauerof, H. J. Hennig, W. Salig, C. Salig, M. Kauferauf, L. Hennig,<br />

Eleonore Hansel, R. Tullmin, F. Walter, Leonie Ackthun, R. L. von Tycszki, Broska, Kurt<br />

Zechlin und Frau, Esmaih geb. Reimer, B. Tullmann, Ilse de Klerk geb. Hennig.<br />

Falls jemand von unseren Landsleuten einen der obenaufgeführten Namen kennt oder<br />

noch Adressen aus Südafrika hat, bitte ich um Mitteilung.<br />

Die <strong>Johannisburger</strong> in der Kreisgruppe Berlin wünschen für 1977 allen Landsleuten<br />

Erfolg, gute Gesundheit und ein weiteres Streben in der Arbeit für unsere Heimat.<br />

<strong>Johannisburger</strong> Oberschüler!<br />

Heinrich Wischnewski<br />

Das nächste Treffen der ehemaligen Schüler der Graf-Yorck-Schule findet statt<br />

vom 20. bis 22. Mal 1977<br />

lm Helmut-Tietje-Haus, dem Gästehaus der Landsm. Ostpreußen in Rothenburg /<br />

Wümme. Die Einladungen hierfür gehen den ehemaligen Schülern direkt zu.<br />

Sollte z. B. durch Adressenänderung oder Nichterfassung in der »Schülerkartei « die<br />

Einladung zwischenzeitlich nicht zugegangen sein, werden die Betroffenen gebeten,<br />

sich unverzüglich zu melden bei<br />

Eva Kllschewskl, Haynstr. 34, 2000 Hamburg 20.<br />

8<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Soll ich, oder soll ich nicht?<br />

von Gerhard Bosk<br />

Eigentlich wollte ich nach bereits viermaligem Besuch meiner früheren Heimat einen<br />

etwas ruhigeren Urlaub verleben, denn eine Reise nach Masuren ist anstrengender<br />

und aufregender als jeder »normale« Urlaub. Jedes Mal stehe ich vor der<br />

gleichen Entscheidung: Soll ich, oder soll ich nicht? —Je näher die Ferien, desto<br />

größer immer wieder die Sehnsucht nach einer erneuten Masurenreise. Die Landschaft<br />

und auch die vielen noch dort verbliebenen Deutschen haben mich in einen<br />

Reisebann gezogen, aus dem ich scheinbar nicht mehr herauskomme. Ich habe<br />

das Gefühl, daß diese Menschen, von denen viele meine Freunde geworden<br />

sind, auf unsere Hilfe angewiesen sind und auf den Besuch und das Wiedersehen<br />

warten.<br />

Der Urlaub in Masuren ist u. U. teurer als ein etwa 14-tägiger Aufenthalt in einem<br />

Bade- oder Kurort eines westlichen Landes. Aber er ist ungleich schöner. Von Mal<br />

zu Mal weckt er immer mehr die Liebe zu diesem Land, das selbst die Polen als<br />

Kleinod und einmaliges Paradies bezeichnen. Dieser Urlaub in unserer masurischen<br />

Heimat gibt einem das beruhigende und dankbare Gefühl, Menschen, die der Liebe<br />

bedürfen, geholfen zu haben. Um so mehr bedrückte mich eine einmal getroffene<br />

Bemerkung einer von mir durchaus geschätzten ehemaligen Mitschülerin, daß<br />

sich wegen des unaufhörlichen Verfalls der Dörfer und Städte ein Besuch in der<br />

Heimat nicht lohne. Was hätten wir wohl anderes erwarten dürfen? Sollten wir<br />

deshalb resignieren und einfach alles aufgeben? Sicherlich sei eingestanden, daß<br />

vieles nicht mehr unseren altvertrauten Erinnerungen entspricht. Haben aber die<br />

Menschen, die ohne ihr Verschulden dort bleiben und 30 Jahre unter fremder Herrschaft<br />

ausharren mußten, es verdient, daß wir solche Gedanken hegen oder deshalb<br />

unsere Heimat verleugnen oder vergessen wollen? Ich habe immer wieder<br />

neu erleben dürfen, welche erstaunliche Kraft bei diesen Menschen vorhanden ist,<br />

nie ihr wirkliches Bekenntnis zum Deutschtum und die Hoffnung auf eine friedliche<br />

Vereinigung mit ihren Verwandten in Deutschland aufzugeben. »Ich würde alles<br />

im Stich lassen, ich würde auf Händen zu euch kriechen, wenn ich wieder unter<br />

Deutschen leben könnte.« Und das scheint mir überhaupt eines der wichtigsten<br />

Aspekte bei der Entscheidung für eine Aussiedlung zu sein, und nicht etwa die wirtschaftlichen<br />

Probleme allein, von denen unsere westlichen Medien so allzuviel reden.<br />

– »Unter Heimat verstehe ich die Umwelt, die vertrauten Nachbarn, die<br />

Menschen in der Kreisstadt«, sagte E. Hoffmann in seinem Reisebericht über Ostpreußen.<br />

- Gerade deshalb erscheint es mir als eine menschliche Pflicht, durch<br />

unseren Besuch diesen unseren Landsleuten das Gefühl zu geben, daß wir sie<br />

nicht ganz vergessen. Ihre Dankbarkeit für jede auch nur bescheidene Hilfe ist<br />

unbeschreiblich, sie kommt aus warmem Herzen. Und was sind das denn schon für<br />

»große« Opfer, die man aufbringt, um einem Menschen dort eine ganze Tonne<br />

Kohle (20 Ztr.!!!) für nur DM 32,75 über die Firma Alimex zu schenken, damit er<br />

nicht zu frieren braucht, oder, wenn die Deckung eines völlig zerfallenen Hausdaches<br />

mit Wellblech noch nicht einmal DM 300,— kostet? Wir reden überall und so<br />

oft von unserer Liebe und unserem Bekenntnis zur Heimat. Oft genug könnten<br />

wir beweisen, daß wir von christlicher Nächstenliebe nicht nur immer reden.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

9


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Ich bedaure zutiefst, daß die letzten Deutschen unsere masurische Heimat verlassen.<br />

Aber ich habe volles Verständnis für diese so bedeutende Entscheidung, die selbst von<br />

unseren Politikern oftmals falsch verstanden wird. Muß man erst erleben, was wirklich<br />

in diesen Menschen vorgeht, wenn sie mehr als 20 Mal einen Ausreiseantrag stellen<br />

und viele Male den weiten Weg nach Warschau machen mußten? Muß man erst persönlich<br />

erleben, wie eine Familie neben der berechtigten Freude über den Erhalt des<br />

langersehnten Ausreisevisums dann noch viele Tage bis zu ihrer Abreise furchtbar<br />

Seelisches erleidet und nervlich völlig zusammenbricht? Und sie tut dennoch alles,<br />

um in die so ersehnte Freiheit zu gelangen, obwohl sie viel Ungewisses erwartet!? Ergriffenheit<br />

und zugleich tiefe Betroffenheit packte mich beim Anschauen der Fernsehbilder<br />

über die Anreise unserer Landsleute aus Akts bei Rudczanny.<br />

Ich freue mich auf das nächste Wiedersehen mit den noch dort verbliebenen Deutschen,<br />

wobei ich gerne gestehe, daß es auch unter den Polen Menschen gibt, mit denen<br />

man Freundschaft schließen kann, ohne seine Heimat zu verleugnen. Ich freue<br />

mich auf Johannisburg, auf meinen Geburtsort im Kreise Neidenburg, auf das Wiedersehen<br />

mit der dort verbliebenen und so fleißigen und dankbaren alten deutschen<br />

Bäuerin, auf die langsame Fahrt durch die <strong>Johannisburger</strong> Heide, auf den Spaziergang<br />

entlang des herrlichen Muckersees, auf das Verweilen am idyllischen kleinen Groß-<br />

Kesseler See, auf die Wanderung entlang der lieblichen Krutinna, auf das Baden in den<br />

klaren Gewässern unserer masurischen Seen, auf die Schiffsfahrt von Rudczanny nach<br />

Nikolaiken oder Lötzen, auf das Pflücken der bunten Blumen auf einer Wiese bei Kailischken,<br />

auf die Freude und Dankbarkeit, die ich bei den bescheidenen Menschen<br />

dort erleben darf. Ist das nicht genug? Ich freue mich einfach auf alles. und ich werde<br />

wieder fahren, so es Gott will und es die Umstände gestatten. Ach, wäre es nur<br />

bald wieder soweit.<br />

10<br />

Bilder vom heutigen Johannisburg<br />

Das heutige Bahnhofsgebäude<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Bahnhofstraße, ehemals Geschäft von Bienholz, heute Textilladen<br />

Marktecke — Apotheke Niegel (1974)<br />

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11


Eine grandiose Idee<br />

hatte unser Landsmann Erwin Preuß, z. Zt. in 34 Göttingen, Im Kolke 25.<br />

Das ganze Dorf Erztal (Krussewen), poln. Kruszewo, hielt er für unser Archiv im Bild<br />

fest. Eine hervorragende Leistung, die hoch bewertet werden muß. Diese Art Heimatarbeit<br />

stellen wir uns für alle Dörfer unseres Kreises vor. Wer macht das für sein Heimatdorf?<br />

Erztal, seit 1529 Freidorf z. Kölmischen Recht, 186 Einwohner, gehörte zum Amtsbezirk<br />

Großdorf, eigene Schule, letzter Lehrer Herr Sczesny.<br />

Unser Kreisvertreter schreibt dazu:<br />

Wenn Sie diese Dorfskizze und die dazugehörigen Bilder sehen, so fragen Sie bitte<br />

nicht, warum wir nicht Ihr Dorf dargestellt haben. Unsere Antwort könnte nur lauten:<br />

Wir besitzen keine Skizze von Ihrem Dorf!<br />

Sie und Ihre Nachbarn sind unserer Anregung nicht gefolgt, uns derartige Dorfskizzen<br />

zur Erinnerung an unsere Heimat und Bereicherung des Wissens unserer Kinder diese<br />

anzufertigen. Die hier abgedruckte Skizze des Dorfes Erztal sollte Beispiel sein, unsere<br />

Heimat nicht in die Geschichtslosigkeit versinken zu lassen. Hier kann jedermann seinen<br />

Beitrag leisten. Uns würden auch schon Teilskizzen helfen. — Als Dank für die Mitarbeit<br />

wollen wir den ersten 50 Einsendern unsere schöne Kreischronik als Anerkennung<br />

übersenden.<br />

Uns kommt es nicht auf eine technisch einwandfreie Skizze, sondern in der Hauptsache<br />

auf eine richtige Zuordnung der Häuser, Einzelgehöfte und deren Besitzer oder<br />

Bewohner an. Denken Sie daran, mit welchem Aufwand Landsleute für Sie den <strong>Heimatbrief</strong><br />

erstellen oder ein Kreistreffen organisieren. Auch Ihre noch so bescheidenen<br />

Anteile an der Arbeit sind für uns alle und für unser Archiv außerordentlich wertvoll.<br />

Unverlierbare Heimat<br />

von Ernst Lipok<br />

Wer keine Heimat gekannt, Kann<br />

Heimat leicht verschenken, Wagt<br />

schamlos den, der verjagt, Zu verhöhnen,<br />

zu kränken.<br />

Zigeuner liebt Wagen und Pferd<br />

Und die lockende Ferne,<br />

über meinem Vaterhaus<br />

Stehen noch immer die Sterne.<br />

Wo die Oder zieht Durch<br />

die stillen Wälder,<br />

12<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Durch das weite Land<br />

Und die fruchtbaren Felder,<br />

Steht meiner Väter Haus,<br />

Mein — auch nach Jahren,<br />

Bin nur vertrieben, verjagt,<br />

So: — in die Welt gefahren.<br />

Heimat, wie die Mutter alt, Kann<br />

niemand verschenken. Nachbar<br />

von Weichsel und San, Das mußt<br />

du bedenken!<br />

Sterbe ich, ferne dem Land<br />

— Gott selbst wird es lenken —<br />

Mit seiner mächtigen Hand Wird<br />

er dem Enkel es schenken.<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Skizze von Erztal<br />

Krs. Johannisburg/Ostpr.<br />

Unter poln. Verw.: Kruszewo<br />

nach nach<br />

Misken Dünen<br />

14 1:5000<br />

(1 cm der Skizze =<br />

50 m der Natur)<br />

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Haus- und Grundstücksbesitzer<br />

1944/1945<br />

1 Familie Sadzio, Auguste<br />

2 " Olschewski<br />

3 " Stankewitz<br />

4 „ Sadzio, Ludwig<br />

5 " Rutkowski<br />

6 " Raphael Max<br />

7 " Christofzik<br />

8 " Przystaw (Preuß)<br />

9 " Linka<br />

10 " Joswig<br />

11 " Wiktor<br />

12 " Sobolewski<br />

13 " Sadzio, Gustav<br />

Wohnung: Fam. Gawlik<br />

14 Familie Ruschinski<br />

15 Wiktors Haus<br />

Wohnung: Fam. Riesy Johann<br />

16 Familie Raphael Albert<br />

17 " Gesk<br />

18 " Korittko<br />

19 Olschewski, Hermanns Haus<br />

Wohnung: Fam. Knorr<br />

20 Raphael Alberts Haus<br />

Wohnung: Fam. Klemke<br />

Fam. Ehlert<br />

21 Familie Koszak<br />

22 " Riesi<br />

23 " Riesi<br />

24 Specka<br />

25 Korittkos Haus<br />

Wohnung: Fam. Müller<br />

26 Spritzenhaus<br />

27 Volksschule Erztal<br />

Wohnung: Lehrer Szesny<br />

29 Familie Szesny<br />

29 " Becker<br />

30 " Schumann<br />

31 " Sadlowski<br />

32 " Loddoch<br />

33 " Satzkowski<br />

34 Gastwirtschaft Sach<br />

35 Fam. Otte<br />

13


Stall Max Raphael<br />

Skizze 6<br />

Haus Max Raphael<br />

Skizze 6<br />

Haus Christofzik<br />

Skizze 7<br />

Hof Preuß (links stand das Haus)<br />

Skizze 8<br />

14<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Hof Preuß, poln. Schuppen mit Ziehbrunnen<br />

Skizze 8<br />

Hof Preuß, poln. Scheune<br />

Skizze 8<br />

Stall Preuß, Dach 1975 erneuert<br />

Skizze 8<br />

Haus von Linka<br />

Skizze 9<br />

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Haus von Joswig<br />

Skizze 10<br />

Haus von Ruschinski<br />

Skizze 14<br />

Stall Wiktor (Haus ist abgerissen) Walter Wiktor<br />

Skizze 11 Skizze 15<br />

Haus von Sobolewski (Bürgermeister)<br />

Skizze 12<br />

Dorfmitte, Starkstromzuleitung<br />

Skizze 16<br />

Haus Gustav Sadzio Hof von Gesk, jetzt Rodzina Osiecki<br />

Skizze 13 Skizze 17<br />

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r<br />

15


Insthaus von Albert Raphael Spritzenhaus<br />

Skizze 20 Skizze 26<br />

16<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

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Haus von Sczesny Hier stand die Gastwirtschaft Sach<br />

Skizze 28 Skizze 34<br />

Das Wohnhaus der Reichsbahn in Brennen<br />

oder »mein Stückchen Ostpreußen«<br />

erzählt v. Jürgen Zauner, 4060 Viersen<br />

Helmstedt, Frankfurt/Oder, Posen, Gnesen, Hohensalza, Thorn, Strasburg, Osterode,<br />

Allenstein, Sensburg und dann die Kreisstadt Johannisburg. Das waren die wichtigsten<br />

Orte auf unserer Reise nach Masuren. Da waren meine Erinnerungen an die Heimat<br />

ganz klein und bescheiden. Im Gedächtnis blieben einige Eindrücke aus Allenstein<br />

und ganz besonders das Bahnhaus im Masurendorf Brennen. Es war »mein<br />

Stückchen Ostpreußen«.<br />

Seit dem Jahr 1908 steht nun dieses Gebäude an der Eisenbahnstrecke Allenstein,<br />

Johannisburg, Lyck. Viele Landsleute werden es auf ihren Reisen bewußt oder unbewußt<br />

aus dem Zugfenster erblickt haben.<br />

Heute, am Sonntag, den 16. Mai 1976, ist es soweit, es geht nach Brennen. Von Johannisburg<br />

über Gehlenburg und Drigelsdorf kommend, nähern wir uns langsam dem<br />

Dorf. Eine Kopie der Kartenbeilage unserer Kreischronik hilft uns den Weg finden. Das<br />

Ortsschild erinnert an den alten masurischen Namen Pogorzellen. Wir biegen links in<br />

die Dorfstraße ein. Zu unserer Begrüßung gleitet ein Storch im Tiefflug über unser<br />

Fahrzeug. Auf der Straße steht eine Gruppe Polen, die uns neugierig mustert. Ich<br />

schaue umher. Ich suche Erinnerungen! Plötzlich! Die Gleise und dahinter das zweistöckige<br />

Haus am Ortsrand.<br />

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Obwohl 33 Jahre vergangen sind, erkenne ich »mein Stückchen Ostpreußen« sofort.<br />

Es steht etwas angeschlagen im Frühlingswind, kann aber seine deutsche Herkunft<br />

nicht leugnen. Vier Jahre war ich alt, als wir letztmalig im Sommer 1943 hier die Großeltern<br />

besuchten. Nun stehe ich wieder auf der kleinen Böschung zwischen Weg und<br />

Schienen. Ich schaue auf das Haus, auf den Stall, auf die Pumpe im Hof und auf den Kilometerstein<br />

135 neben dem Bahndamm (135 km von Allenstein). Mein Blick geht zum<br />

Kartoffelacker, zum Bahnhof, in Richtung Nittken, Lindensee und Monethen. Mir fällt<br />

auf, daß die Kaute, neben dem Weg zum Bauern Strysio, nicht mehr vorhanden ist. Hier<br />

konnte man doch so große Löcher buddeln. Ich muß an Opas Bienenstöcke denken, an<br />

die Honigschleuder, an die Kückenkutze (wie hab ich die kleinen Tierchen um ihr Häuschen<br />

beneidet). Da waren die Erinnerungen an den Stein, den ich meinem Onkel an<br />

den Kopf warf, an die Dresche, die es deswegen gab, und an den Bauern Gogol, vor<br />

dem ich mich fürchtete, wenn er mit großen Schritten und mit der Peitsche in der Hand<br />

auf den Hof kam, um mit den Großeltern zu plaudern.<br />

Hier feierte unsere Familie Geburt, Taufe, Konfirmation und meine Eltern Verlobung<br />

und Hochzeit. Hier suchte ich, in dem nicht mehr vorhandenen Garten, die bunten<br />

Ostereier. Hier reihte ich mich, mit meiner kleinen Schaufel, in die Kolonne der Bahnarbeiter<br />

ein, die unter der Leitung des Großvaters die Gleisanlagen ausbesserten.<br />

Der Weg vor dem Haus ist nach den Regenfällen noch genauso patschig wie früher, da<br />

konnte man so schön mit den bloßen Füßen durchlaufen.<br />

Unser Begleiter fährt schon den Wagen zum Ortsausgang in Richtung Drigelsdorf. Es<br />

heißt gleich Abschiednehmen. Nochmals wandern die Augen umher, mit dem Fuß stochere<br />

ich im leichten Sand der Böschung, dann gehen wir still und langsam die Dorfstraße<br />

zurück, umgeben von »meinem Stückchen Ostpreußen«.<br />

Anmerkung: Um 1943 wohnten dort die Familien:<br />

Fritz Wenzek, Gottfried Alexander, Rudolf Dolinga, Adolf Friedriszik.<br />

Frühere Bewohner waren die Familien:<br />

Gustav Wenzek, Emil und Gustav Koslowski, Lipka, August Dolinga, Jellen und Karasch.<br />

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Brennen, 16. 5. 1976, im Vordergrund: Fundamente der zerstörten Schule, in der<br />

Mitte: Bauer Robert Friedriszik, im Hintergrund: Bauer Lodoch<br />

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Brennen, 16. 5. 1976, Dorfstraße, im Vordergrund das Haus des Stellmachers<br />

Rudolf Puppa<br />

Brennen, 16.05.1976<br />

Wohnhaus der Reichsbahn am Dorfrand<br />

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Bericht der Schulgemeinschaft Johannisburg<br />

Tagung in Bad Pyrmont<br />

(Bericht von Ilse Schwarzkopf, geb. Bosk)<br />

Zu einer Tagung nach Bad Pyrmont hatte die Landsmannschaft Ostpreußen die Vertreter<br />

der Traditionsgemeinschaft der ostpreußischen Schulen eingeladen.<br />

In Vertretung für unseren Sprecher Klaus Beyer, Graf Yorck Schule Johannisburg,<br />

nahmen Eva Klischewski und der Verfasser dieses Berichts an dieser Wochenendtagung<br />

vom 30-31. Okt. 1976 teil.<br />

Die Tagung wurde geleitet vom Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Herrn H.<br />

G. Bock.<br />

Die Gesprächsthemen innerhalb beider Tage waren:<br />

1. Aufgaben und Zielvorstellungen der Landsmannschaft Ostpreußen und ihre Verwirklichungen?<br />

2. Worin sehen die Schulgemeinschaften ihre Aufgaben, und wie läßt sich ihre Arbeit<br />

noch intensivieren.<br />

3. Das Ostpreußenblatt — seine Aufgabe und Gestaltung.<br />

Schwerpunkt war Punkt 2 der Tagesordnung.<br />

Nach der Begrüßung durch Herrn Bock im freundlichen, gepflegten und sehr schön<br />

renovierten Ostheim stellten sich die Vertreter der verschiedenen Schulen vor,<br />

Was sich aus Berichten und Beiträgen herauskristallisierte, versuche ich kurzgefaßt<br />

wiederzugeben.<br />

Über das Wiedersehen und Zurückblenden auf Vergangenes hinaussollten den Schultreffen<br />

Inhalte gegeben, dem Treffen ehemaliger Schüler etwas Neues, Bindendes<br />

hinzugefügt werden, sollte eine Ausstrahlung nach oben und außen geschehen. Die<br />

Schulgemeinschaften sind zu sehr in sich gewandt.<br />

Man kann Neues miteinander erleben in Verbindung mit Altem. Und da gibt es eine<br />

Vielzahl von Möglichkeiten. So z. B. Nächstenhilfe für Aussiedler, Patenschaften zu<br />

Schulen, Reiseberichte und anderes mehr. Wir sollten im kulturellen Bereich schöpferisch<br />

sein, fortleben lassen und an die jüngere Generation weitergeben, was wir in<br />

Schultagen gelernt und liebgewonnen haben.<br />

Nicht das Kulturgut des Ostens sterben lassen. Dichter, Denker und Schriftsteller in<br />

Lesungen pflegen.<br />

Die Schultreffen müßten intensiviert werden, wozu ein jeder seine Ideen einbringen<br />

kann.<br />

Abschließend wurde angeregt, daß Schulgemeinschaften und Landsmannschaften<br />

enger zusammenarbeiten sollten. Es wird daran gedacht, eine Informations- und Beratungsstelle<br />

einzurichten, um Anregungen für weitere persönliche Entfaltungen und<br />

Arbeiten zu haben. Herr Dr. Albinus und Herr Raether haben sich für diese Vorarbeit<br />

bereiterklärt.<br />

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Der Kreisausschuß<br />

der Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />

Stand 1. 1. 1977<br />

1. Vorsitzender Max Maseizik Schriftführerin<br />

Gerhard Wippich 4600 Dortmund-Mengede,<br />

Krelsvertreter Im Schlingen 4 Roswitha Thomsen<br />

5000 Köln 30, Everhardstr. 54 7012 Fellbach, Fasanenweg 14<br />

Christa Krüger Kassenprüfer<br />

2. Vorsitzender und 8008 Garbsen 4, Dietrichstr. 4<br />

stellvertr. Kreisvertreter Walter Korth<br />

Klaus Beyer Henning Wallmann 3032 Fallingbostel. Große Heide 6<br />

2000 Hamburg 63, Johsthöhe 43 3140 Lüneburg, Volgerstr. 29<br />

Waldemar Dauter<br />

Wilhelm Czypull 2800 Bremen 44, Neue Heimat 17<br />

3. Vorsitzender und 3160 Lehrte, Wintershallallee 7 Vertreter der <strong>Johannisburger</strong> in<br />

Stellv. Kreisvertreter<br />

Gerhard Bosk Berlin<br />

2358 Kaltenkirchen-Oersdorf, Karteiführerin Heinrich Wischnewski<br />

Immenweg 1000 Berlin 30, Viktoria-Luiseplatz<br />

Traute Michelmann 12<br />

2390 Flensburg, Waitzstr. 1 – 3<br />

Kreisausschußmitglieder:<br />

Ehrenvorsitzender<br />

Geldverwalter<br />

Ernst Baginski Fritz Walter Kautz<br />

2800 Bremen-Borgfeld, Walter Sagorskl 5353 Mechernich-Kommern Süd,<br />

Brandenweg 4 5000 Köln 51, Brühlerstr. 46 Am Bruch 10<br />

<strong>Heimatbrief</strong>-Organisation<br />

Zum ersten Mal erscheint unser <strong>Heimatbrief</strong> mit einem Umfang von 40 Selten. Das ist<br />

ein Versuch und nur möglich geworden durch die zahlreichen Spenden unserer<br />

Landsleute, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, daß es eine ganze Menge <strong>Heimatbrief</strong>empfänger<br />

gibt, die dafür, d. h. für unsere Heimatarbeit, noch kein einziges Mal in<br />

10 und mehr Jahren auch nur einen kleinen Betrag gespendet haben. Leider muß ich<br />

immer wieder erwähnen, daß unsere ehrenamtliche Arbeit durch das Versäumnis einiger<br />

Landsleute, die neue Wohnadresse der Karteistelle in Flensburg mitzuteilen, ungeheuer<br />

erschwert wird. Wissen Sie überhaupt, wieviel hunderte von Stunden unsere<br />

Karteisachbearbeiterin Traudel Michelmann — auch eine Landsmännin!! — für uns alle<br />

opfert? Gestatten Sie mir bitte, ein klassisches Beispiel anzuführen: Seit 3 Jahren ist<br />

ein betagter Landsmann verstorben. Die Kinder wohnen im selben Ort und wissen, daß<br />

der <strong>Heimatbrief</strong> bereits zweimal an die Adresse des Toten gekommen ist. Meinen Sie<br />

etwa, daß eine Änderung der Karteistelle mitgeteilt worden ist? Ist es wirklich zuviel<br />

verlangt, eine Karte an die Karteistelle zu senden? Sind die 40 Pfennig und die 5 Minuten<br />

Zeit in der Tat nicht für unsere Heimatarbeit wert und übrig? Bitte, liebe Landsleute,<br />

helfen Sie uns allen und zeigen Sie damit, daß es nicht zur preußischen (ostpr.!) Art<br />

gehört, so nachlässig oder gleichgültig zu sein!<br />

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Deshalb bitte ich im Namen unserer so fleißigen Karteistellenleiterin: Melden Sie jede<br />

Adressenänderung und jeden Abgang d. Tod umgehend der Karteistelle in Flensburg!<br />

Eine andere Sache in diesem Zusammenhang: Der Karteistelle sind erst kürzlich die<br />

Namen der vor kurzem in die Bundesrepublik gekommenen Landsleute aus unserem<br />

Kreis bekannt geworden. Leider nur die Namen, nicht die Wohnanschriften. Wer kann<br />

uns von diesen Leuten die Wohnanschriften mitteilen? Wir wollen unsere so spät in die<br />

Bundesrepublik gekommenen Landsleute auch gern mit einem <strong>Heimatbrief</strong> bedenken.<br />

Alle Bilder und Fotos, die evtl. im <strong>Heimatbrief</strong> erscheinen sollen, sollten nach Möglichkeit<br />

schwarz-weiß sein und scharfe Konturen haben. Unscharfe Bilder haben wenig<br />

Sinn für die Veröffentlichung. Selbstverständlich können auch farbige Fotos eingesandt<br />

werden, dann aber auf jeden Fall mit den dazugehörigen Negativen und der klaren<br />

Inhaltsangabe. Allen Einsendern nochmals herzlichen Dank!<br />

In der Hoffnung, daß Ihnen auch dieser <strong>Heimatbrief</strong> gefällt, grüße ich Sie in treuer hei-<br />

matlicher Verbundenheit, Ihr Gerhard Bosk<br />

Noch eine große Bitte:<br />

Außer Adressenänderungen, Anschriftenwünschen und mit der Kartei zusammenhägenden<br />

Fragen müssen unbedingt an unsere Schriftführerin Roswitha Thomsen,<br />

Fasanenweg 14, 7012 Fellbach, gerichtet werden!<br />

Entstehung und<br />

Entwicklung unseres Kreiskrankenhauses<br />

Rede des Chefarztes Dr. Oeding anläßlich der Einweihung des Erweiterungsbaues<br />

(etwa 1930)<br />

(Übersandt von Dr. Hans Wolf Oeding, Detmold)<br />

Im Jahre 1906 erwarb die Kreisverwaltung unter ihrem ehemaligen Vorsitzenden Herrn<br />

Landrat Bollert ein großes Grundstück in der damals noch fast unbebauten Regelstraße<br />

in der Absicht, hier ein neues Kreis-Krankenhaus zu bauen. 1908 wurde das<br />

stattliche Gebäude seinem Zwecke übergeben. Stadt und Kreis Johannisburg waren<br />

stolz auf diesen Bau, und mit Recht; denn bisher waren die Kranken zusammen mit<br />

den Siechen in dem jetzt noch bestehenden Kreis-Siechenhaus untergebracht, das<br />

den Namen Kreis-Kranken- und Siechenhaus führte. Das neue Krankenhaus hatte 49<br />

Betten und bestand aus einem Nordflügel und einem Westflügel. Während der Besetzung<br />

durch die Russen im Jahre 1914/15 wurde das Krankenhaus vorübergehend russisches<br />

Kriegslazarett. Nach der endgültigen Vertreibung der Russen im Februar 1915<br />

wurde es deutsches Kriegslazarett und später deutsches Reservelazarett. Die Zivilkranken<br />

waren in dieser Zeit im Waisenhaus, in der städt. Turnhalle und in der landwirtschaftlichen<br />

Winterschule untergebracht.<br />

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Im Jahre 1917 brach in dem damaligen Reservelazarett Feuer aus, und der schöne Bau<br />

wurde vollkommen vernichtet; die Ursache des Brandes wurde in einem Schornsteindefekt<br />

gefunden, der bei der Beschießung Johannisburgs entstanden war. Die Kreisverwaltung,<br />

vor allen Dingen ihr für bauliche Angelegenheiten sehr interessierter Vorsitzender,<br />

Herr Landrat Gottheiner, gingen sofort an den Wiederaufbau. Gleichzeitig<br />

wurde eine Vergrößerung des Hauses beschlossen, da sich herausgestellt hatte, daß<br />

der erste Bau den Anforderungen der modernen Heilbehandlung, vor allen Dingen der<br />

chirurgischen Behandlung, nicht mehr genügt. Es entstand ein neuer Flügel, der Südflügel.<br />

Mit dem Wiederaufbau des alten Hauses wurden innere bauliche Veränderungen<br />

vorgenommen; vor allen Dingen entstand ein moderner Operationssaal, eine<br />

Röntgenanlage, medizinisch-technische Einrichtungen; endlich wurde das ganze<br />

Haus mit elektrischem Licht ausgestattet, anstelle der bisherigen unzweckmäßigen<br />

Gasbeleuchtung. Im Dezember 1918 wurde das neue Kreis-Krankenhaus fertig und<br />

wurde nun wieder seiner Bestimmung entsprechend, lediglich mit Zivil-Kranken, belegt.<br />

Es hatte jetzt 80 Betten.<br />

Das <strong>Johannisburger</strong> Kreiskrankenhaus (noch heute unverändert)<br />

Noch einmal hatte das Haus einen schweren Schlag zu erleiden, das war im Jahre 1920<br />

beim Übertritt der bolschewistischen Armee auf deutsches Gebiet; damals hielten sich<br />

im Kreis — Johannisburg etwa 80 000 russische Soldaten auf; Verwundete in großen<br />

Mengen wurden in das Krankenhaus gebracht und mit ihnen eine kaum vorstellbare<br />

Menge von Ungeziefer, vor allen Dingen Wanzen, es entstand im Hause eine regelrechte<br />

Wanzenplage, die allen landläufigen Bekämpfungsmitteln hartnäckig trotzte,<br />

bis es schließlich der Hamburger Spezial-Firma Tesch u. Stabenow durch Blausäurevergasung<br />

des ganzen Hauses gelang, das Ungeziefer restlos zu vertilgen; die Kosten<br />

für die Vertilgung waren ganz erheblich, aber nicht eine einzige Wanze ist seitdem gefunden<br />

worden.<br />

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Etwa seit dem Jahre 1920 zeigte sich ein erst langsames, dann rapides Anwachsen der<br />

Krankenzahl im Krankenhause; die vermehrte Krankenzahl führte zu einer Personalvermehrung.<br />

Das Personal mußte auch untergebracht werden. Dadurch gingen wieder<br />

Krankenbetten verloren. Von den 80 Krankenbetten blieben vielleicht 65 übrig. Die Belegschaft<br />

betrug aber 100 bis 120 Kranke, der Enderfolg war der, daß die Kranken zusammengepfercht<br />

werden mußten, daß Flur, Badezimmer belegt werden mußten, es<br />

war ein unhaltbarer Zustand. Dasselbe Bild bot sich übrigens in allen Krankenhäusern<br />

Deutschlands gleichmäßig, und es setzte überall im Reich eine Krankenhausbautätigkeit<br />

ein, wie man sie bisher nicht erlebt hatte. Fragt man nach dem Grund, so läßt sich<br />

dreierlei dafür anführen. Einmal stellt die Anzahl der Kriegsverletzten und Kriegskranken<br />

ein großes Kontingent, zweitens ist es die Sozialversicherung, die durch ihren weit<br />

größeren Ausbau gegen früher die Krankenhauspflege erleichtert, und drittens ist es<br />

doch wohl auch die zunehmende Erkenntnis bei der Bevölkerung, daß die Krankenhäuser<br />

doch nicht so ganz das Mißtrauen verdienen, das man ihnen nur zu gern zu zeigen<br />

geneigt ist.<br />

Auch unsere Kreisverwaltung stand also, wie alle anderen Krankenhausverwaltungen,<br />

vor der Frage des Erweiterungsbaus, der im September 1928 begonnen wurde und<br />

heute als fertiger einheitlicher Bau vor uns steht; der Westflügel wurde verlängert und<br />

anschließend daran wurde ein westliches Quergebäude vorgelagert. Die Bettenzahl<br />

beträgt jetzt 130. In Angriff genommen wurde der Bau wieder von Herrn Landrat Gottheiner,<br />

der hier noch die Fertigstellung des Rohbaues erlebte und auch jetzt noch ein<br />

reges Interesse an dem Bau bekundet; die schwierige Durchführung des Baus, vor allen<br />

Dingen die Finanzierung nach zeitweiliger Stillegung der Bautätigkeit, hat unermüdlich<br />

Herr Landrat Ziemer getätigt. Die Entwürfe sind von Herrn Kreisbaumeister<br />

Kaiser angefertigt, der auch die Bauleitung hatte.<br />

Es klingteinfach: ein Erweiterungsbau, und doch, man kann nichteinfach anbauen; es<br />

mußte im Interesse der inneren Einheitlichkeit und des ungestörten Dienstes der Neubau<br />

mit dem Altbau zu einem einheitlichen Ganzen verschmolzen werden. Die Aufgaben,<br />

die der Bauleiter zu lösen hatte, lagen auf wirtschaftlichem, hygienisch-sanitärem,<br />

humanem und architektonischem Gebiet.<br />

Bleiben wir zunächst bei der wirtschaftlichen Seite. Es muß bedacht werden, daß<br />

sämtliche Wirtschaftsräume eingerichtet waren für einen Betrieb mit 49 Betten; bei<br />

dem Anbau 1917 waren sie unverändert geblieben. Die Bauleitung ging nun davon aus,<br />

den Wirtschaftsbetrieb so sehr wie möglich zu zentralisieren; deswegen wurde im<br />

Neubau keine zweite Wirtschaftsanlage geschaffen, sondern die alte wurde vergrößert<br />

und modernisiert; es entstand eine größere Küche und eine größere Waschküche,<br />

beide mit modernen Einrichtungen und Dampfheizung versehen. Die gesamte Zentralheizung<br />

wurde unter Vergrößerung des Raumes an die schon bestehende Heizung<br />

angegliedert. Wirtschaftsnebenräume wurden vermehrt, elektrische Speiseaufzüge<br />

geschaffen, Kohlenräume vergrößert, ein Kühlraum geschaffen; endlich wurde in angemessener<br />

Entfernung vom Krankenhaus ein Schweinestall gebaut, in dem 8<br />

Schweine von den Abfällen des Krankenhauses gemästet werden können.<br />

Die hygienischen Anforderungen bestanden hauptsächlich in der Schaffung ausreichender<br />

Isolierungsmöglichkeit von ansteckenden Krankheiten, Schaffung von hygienisch<br />

einwandfreien geräumigen Krankenzimmern und Erweiterung und Verbesserung<br />

der hygienisch-technischen Einrichtungen. So entstand eine nun völlig abge-<br />

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trennte Isolierstation für ansteckende Krankheiten; ferner eine Tuberkulosestation<br />

und eine Beratungsstelle für Tuberkulöse, wo tuberkulös Erkrankte oder Verdächtige,<br />

die nicht im Krankenhaus liegen, regelmäßig ärztlich untersucht und<br />

kontrolliert werden sollen; ferner wurde eine modern eingerichtete Säuglingsstation,<br />

die 20 Säuglinge beherbergen kann, eingerichtet; endlich wurde ein zweiter<br />

Operationssaal geschaffen, in dem nur eitrige Operationen ausgeführt werden, so<br />

daß der Saal für saubere Operationen nicht mehr infiziert werden kann; im Zusammenhang<br />

damit wurde eine neue Sterilisieranlage mit Dampfbetrieb eingerichtet,<br />

weil die alte bei weitem nicht mehr den notwendigen Anforderungen entsprach.<br />

Rechnet man zu den hygienischen Einrichtungen noch den besonderen Bau eines<br />

Desinfektionshauses, das gleichzeitig Sezierraum, Leichenaufbewahrungsraum,<br />

eine würdige Kapelle und eine Garage für ein Krankentransportauto enthält, hinzu,<br />

so sind damit die Anforderungen in hygienisch-sanitärer Beziehung jetzt restlos<br />

erfüllt.<br />

Befassen wir uns kurz mit den humanen Forderungen, so war vor allen Dingen<br />

eine zweckmäßige Raumaufteilung des ganzen Gebäudes zu erreichen, mit dem<br />

Ziel, die Kranken vor ruhestörendem Lärm zu bewahren; die Stationen wurden so<br />

gelegt, daß sie gegen die Unruhe, die durch den Verwaltungsapparat entsteht,<br />

vollkommen abgetrennt sind. Die Verwaltung, Wohnung des Assistenten, Zimmer<br />

der leitenden Schwester, Büro, Pforte, Untersuchungszimmer, Röntgenzimmer,<br />

elektromedizinisches Zimmer, Laboratorium, Zimmer des leitenden Arztes, Wartezimmer<br />

und Operationsanlage sind völlig abgetrennt von den Krankenräumen im<br />

Erdgeschoß des Ostflügels untergebracht. Zur Vermeidung von Unruhe auf den<br />

Korridoren wurden die Fußböden mit Linoleum oder Gummi belegt, und endlich<br />

wurden sämtliche Klingeln durch Lichtsignalanlagen ersetzt, so daß größte Ruhe auf<br />

den Krankenstationen gewährleistet ist. Freundlicher Farbanstrich, Einrichtung und.<br />

Dekoration der Krankenzimmer kommen dem berechtigten Bedürfnis der Kranken<br />

nach Wohltätigkeit entgegen. Schließlich wurde ein Personenaufzug eingebaut,<br />

der einen erschütterungsfreien Transport der Schwerkranken ermöglicht.<br />

In architektonischer Beziehung ist geleistet worden, was möglich war. Erschwerend<br />

wirkte hier beim Neubau die Gebundenheit an alte Fundamente des früheren<br />

Desinfektionshauses; im Altbau wurde, soweit es die Mittel erlaubten, durch kleine<br />

Änderungen verschönernd gewirkt. Praktisch und stilvoll angelegte Gartenanlagen<br />

mit Rasenflächen, Blumenbeeten und Bäumen sorgen für eine schöne Umrahmung<br />

des ganzen Gebäudekomplexes.<br />

So ist ein Krankenhaus entstanden, das einen Vergleich mit anderen Häusern der<br />

Provinz gut aushält. Außer der Kreisverwaltung gebührt unser besonderer Dank<br />

den Regierungsstellen in Berlin, Königsberg und Allenstein, die der kulturellen<br />

Bedeutung eines derartigen Unternehmens in unserem bedrohten Randkreise<br />

Rechnung getragen haben und den Bau durch Hergabe von Mitteln ermöglicht haben,<br />

ferner unser Patenstadt Magdeburg, die durch Mittel aus der sog. Sachsenhilfe<br />

uns unterstützt hat, und nicht zuletzt allen Baubeamten, Handwerkern, Unternehmern,<br />

Arbeitern und Firmen, die durch ihrer Hände Arbeit den stattlichen<br />

Bau entstehen ließen. Möge sich alle Arbeit gelohnt haben und viele Kranke Trost<br />

und Heilung von ihren Leiden in unserem neuen Kreis-Krankenhaus finden.<br />

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Dieses Zeugnis unserer Landsmännin Elfriede Sefzig vom Jahre 1910<br />

Ist ein wertvolles Dokument und scheint einmalig zu sein.<br />

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Unser Land<br />

»Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh'n?«,<br />

so fragt mich einst ein wandernder Geselle.<br />

Ich aber hab' verwundert aufgeseh'n,<br />

auf daß ich nicht zu schnell ein Urteil fälle.<br />

»Zitronen?« – Nein, die blühten nicht,<br />

wo meiner Kindheit Füße gingen.<br />

Dort! – Wo man Butterblumen flicht<br />

zu Kränzchen, die im Blondhaar hingen! –<br />

Dort! – Wo der Weg an rotem Klee<br />

und Korn vorbei zur Straße führte<br />

und wo man ruhend still am See<br />

des Landes ganzen Reichtum spürte! –<br />

Dort! – Wo am stillen Wiesenhang<br />

Vergißmeinnicht die Ufer säumte,<br />

der Erntewagen – vierelang –<br />

vom Feld dann Garb' und Garbe räumte!<br />

Dort! – Wo nach Fleiß und treuem Sinnen<br />

der Webstuhl manche Pracht enthüllte<br />

und dann der Frauen schweres Linnen<br />

die Schränke und die Truhen füllte!<br />

Dort!....<br />

Reiches, hart versunk'nes Land<br />

Manch Traumbild gaukelt es mir wieder.<br />

Reichtum! - Durch Väter Fleiß und Hand! –<br />

In tausend Trümmern ging dies nieder.<br />

»Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh'n?...<br />

Ach, Schönes mag die Welt uns geben,<br />

doch dieses, nach der Heimat zieh'n,<br />

das steht nicht mehr in unserm Leben.<br />

Im Sehnsuchtstraum nur offenbar<br />

wird dieses Glück mir immer wieder.<br />

O Heimatland, so schlicht und klar,<br />

in tausend Trümmern gingst du nieder. –<br />

Margarete Kösling<br />

Unser Ausflugslokal Johannishöhe in Johannisburg. Besitzer: Bruno Legien<br />

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Johannishöhe hatte von 1908—1913 Bruno Legien gepachtet. Der Sohn des damaligen<br />

Pächters, Rudi Legien. sandte dieses einmalig wertvolle Dokument ein.<br />

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Unser Geldverwalter -<br />

der wichtigste Mann - hat das Wort<br />

Liebe Landsleute! Ich werde nicht müde, Sie, meine sehr verehrten <strong>Johannisburger</strong>,<br />

immer wieder auf die Spendenfreudigkeit hinzuweisen. Die Spenden sind nämlich ein<br />

wesentlicher Faktor für die Aufrechterhaltung unserer Kreisgemeinschaft. Ansonsten<br />

könnten wir nicht den beliebten <strong>Heimatbrief</strong> herausgeben, der allein im vorigen Jahr<br />

mit Portoauslagen DM 10.800,43 kostete, ferner die alljährlichen Treffen in Hamburg,<br />

Dortmund, Düsseldorf und Hannover planen und dazu kulturelle Veranstaltungen unserer<br />

Jugend unterstützen.<br />

Dieses Erbgut zu erhalten, muß unsere Verpflichtung sein, zu der sich jedermann freudig<br />

bekennen sollte.<br />

Ich bedanke mich bestens im voraus für jede Spende.<br />

Ihr Geldverwalter<br />

Walter Sagorski<br />

Immer wieder<br />

erfreuen Erinnerungen aus unserer alten Zeit<br />

Landwirtschaftliche Schule in Johannisburg<br />

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Auf dem Kirchplatz zwischen der evangel. Kirche Johannisburg<br />

und der Oberschule nach dem Sturm 1938.<br />

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Guts-Schloß Ublick 1914 (nach der Zerstörung)<br />

Mit dem Ausflugsschiff „Johannisburg”, das von unserem <strong>Johannisburger</strong> Landsmann<br />

Fritz Prophet gesteuert wurde, verbinden uns viele schöne Erinnerungen.<br />

Das Schiff fährt gerade durch den Jeglinner Kanal.<br />

(Foto von Inge Edelmann, geb. Prophet, eingesandt)<br />

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Jugendherberge in Johannisburg<br />

Schule Königstal mit Lehrer Lehmann<br />

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Höhere Mädchenschule in Johannisburg (1930)<br />

Obere Reihe: Ingeborg Bomblies, Irene Jankowski, Frieda Friedriszik, Edeltraud<br />

Danielzik, Hildegard Seifert, Anneliese Lissek, Ilse Wisotzki, Irma Rusenzki.<br />

Mittlere Reihe: Waltraud Schulz, Hildegard Kloster, Hedwig Puppick, Elfriede Evers,<br />

Ursula Orlowski, Hilde Schinz, Edith Danielzik, Elsbeth Wibbe, Gerda Riemer,<br />

Frl. Lapuse. Untere Reihe: Unbekannt, Ilse Grenda, Margarete Hundsdörfer, Waltraud<br />

Köpnik, Erika Bogdan, Helene Gorney.<br />

700-Jahrfeier in Gehsen<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Echt (ost-)preußische Zuverlässigkeit<br />

Hilfsschrankenwärter Koschorrek<br />

Er war e bißche geistig unterernährt und machd sich Sorgen, wo er mit seinem Zwölfender-Schein<br />

unterkommen solid, der Johann Koschorrek. Deshalb war er dankbar<br />

und zufrieden, daß se ihm wegen hervorragende Fiehrung und gewissenhafte Pflichterfüllung<br />

e Posten als Hilfsschrankenwärter bei die Deutsche Reichsbahn gaben, wo<br />

er in die Gegend von Kobbelbude fimfunddreißig Jahre trei und fleißig de Schranken<br />

rauf- und runterkurbeln tat, wenn e Zug kam. Denn haben se ihm pängsjoniert, und er<br />

mußd mit seine Frau de Dienstwohnung räumen, weil sein Nachfolger all darauf lauern<br />

tat. Bloß wohin nu mittem Johann, wo am liebsten inne Sielen sterben wolld, denn<br />

ohne Eisenbahn konnd er nich mehr leben. Und wenn er auch pängsjoniert war, er<br />

fiehld sich weiter verantwortlich fier die Schranken, wo er so viele Jahre gekurbelt<br />

hädd. Da fand de Bahn e gutem Ausweg, indem daß se ihm fier billiges Geld und auf<br />

Raten e ausrangschiertem Dritterklasse-Wagen verkaufd, e paar Geleise und zwei<br />

Prellböcke. Denn kriegd er noch e Stickche Land vonne Bahn, wo er de Schienen<br />

festmachen und dem Wagen raufstellen konnd. Und wie er ihm denn hibsch als Wohnung<br />

eingericht hädd und durchem Fenster tagieber de Schranken kontrollieren<br />

konnd, wenn e Zug kam, war er der glicklichste Mensch untre Sonn.<br />

Da kam mit eins der Herr Reichsbahnrat, wo ihm dem Waggon verkauft hädd, de Statzjohn<br />

rewendieren, und wie er heerd, daß der alte Koschorrek noch am Leben war, beschloß<br />

er, ihm zu besuchen. Er fuhr mit seinem Auto bis an dem Eisenbahnwagen ran,<br />

wo der Johann wohnd. Es regend, was vom Himmel kommen konnd, aber der Johann<br />

ging, das Pfeifche im Maul, stolz vor seinem Eigenheim auf und ab. »Nanu, Herr Koschorrek«,<br />

meind der Herr Rat, »schimpft vleicht de Muttche, wenn Sie ihr de Gardienen<br />

verreichern?«<br />

»Das gerad n ich«, sagd der Johann, »aber der Herr Rat werden entschuldigen, ich hab<br />

nich aufgepaßt, wie ich dem Wagen kaufd, sonst hädd ich missd sehen, daß es einer<br />

mit lauter Nichtraucherabteile is.« »Das ist ein Pflichtgefühl, wie man es nur selten findet«,<br />

dachd der Herr Rat und nahm sich vor, dem Johann im nächsten Jahr wieder zu<br />

besuchen.<br />

Und er kam auch wirklich und fuhr mitten Statzjohnsvorsteher beim alten Koschorrek<br />

hin. Diesmal regend es nich, sondern de Sonnche knalld vom Himmel runter die Leite<br />

aufem Pelz. Und da sieht er mit eins, daß dem Johann sein Wagen immer hin und her<br />

fährt, von einem Prellbock bis zum andern, und wieder zurick. »Was mag da los sein?«<br />

fragd er, aber der Statzjohnsvorsteher kann ihm das auch nich erklären.<br />

Wie se dichter rankommen, sehen se, daß der Johann dem Wagen schiebt. Er stehnt<br />

und jappst und wischt sich dem Schwitz mittem Ärmel vonne Stirn. »Aber mein lieber<br />

Herr Koschorrek«, sagd der Herr Reichsbahnrat, wie er außes Auto hoppst, »was plagt<br />

Sie bloß, in dieser Hitze den Wagen hin und her zu schieben? « »Ja, Herr Rat«, meind<br />

der Johann, »das mach ich jeden Tag einmal. Meine Altsche — und das werden der Herr<br />

Rat doch auch wissen, daß de Benutzung des Aborts während des Aufenthaltes auf<br />

eine Statzjohn nich gestattet is. Das Wichtigste bei e Bahn sind de Vorschriften. « Da<br />

dreht sich der Herr Bahnrat zum Statzjohnsvorsteher um: »Mein lieber Herr Jessat,<br />

nehmen Sie sich an unserm braven Koschorrek ein Beispiel. Ein derartiges Pflichtbewußtsein<br />

sollten sich alle unteren Beamten zu eigen machen.«<br />

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Ein kleiner Ausflug der Eisenbahner am Himmelfahrtstag 1934 in Wartendorf<br />

(früher Snopken). Zu der Zeit war Herr Barandat Oberinspektor im Bahnhof<br />

Johannisburg.<br />

Andenken an die Fahnenweihe der Eisenbahner in Johannisburg. Von links: Fräulein<br />

Scheimann, Wizorrek, Zink, Babek, KlebuEch, Wawrinez, Karow und Starr.<br />

(1928)<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1977<br />

Försterei Eichental 1938<br />

Hallo, Landsleute!<br />

Wir haben wieder unsere traditionellen<br />

<strong>Johannisburger</strong> Treffen organisiert!<br />

1. Mai 1977 Düsseldorf<br />

Brauereischank Schlösser Altstadt 5<br />

20.–22. Mai 1977 Rothenburg/W.<br />

Schultreffen der ehem. Oberschüler der<br />

Graf-Y.-Schule Johannisburg / Siehe S. 8<br />

5. Juni 1977 Hannover<br />

Wieder erstmals in der Brauerei-Gaststätte<br />

Herrenhausen. Zu erreichen mit der<br />

Linie 5 und 16 in Richtung Stöcken.<br />

4. September 1977 Dortmund<br />

Reinoldi-Gaststätten, Haupttreffen mit<br />

Kreisvorstandssitzung am Tage vorher.<br />

9. Oktober 1977 Hamburg<br />

Haupttreffen im Haus der Jugend<br />

u. des Sports am U-Bahnhof Schlump.<br />

Alle Treffen werden außerdem<br />

im Ostpreußenblatt bekanntgegeben.<br />

Turn- und Sportverein der Schule Turowen (etwa 1929). Embleme von Lehrerin Meta<br />

Neumann gestickt.<br />

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Luftschutzkursus 1936 in Bialla (VolksschuIe)<br />

Abschiedsfest des Wintersemesters 37/38 der Landwirtschaftsschule Johannisburg<br />

mit Dir. Dr. Zeuschner und Frau<br />

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Wieder was zum Schmunzeln<br />

Aus dem bekannten ostpreußischen Geschlecht der Fürsten Dohna-Schlobitten war<br />

just einmal Fürst Alexander Kommandierender General des I. Armeekorps in Königsberg<br />

geworden. Fürst Dohna geruht, das Grenadierregiment Nr. 1, genannt »Kronprinz«,<br />

zu besichtigen. Er ist von den Leistungen der »Kronprinzer« ganz entzückt.<br />

Seine Durchlaucht äußern daher am Schluß der Besichtigung in höchst leutseliger<br />

Weise einen besonderen Wunsch. Seine Durchlaucht möchte den dümmsten Rekruten<br />

des Regiments höchst persönlich kennenlernen. Der Herr Oberst beeilt sich, diesem<br />

höchstdurchlauchtigen Wunsch nachzukommen. Und schon steht ein ganz langes<br />

Ende von Grenadier vor dem Kommandierenden. Fürst Alexander macht ein sehr<br />

leutseliges Gesicht. Der Grenadier lacht Seine Durchlaucht ebenso freundlich an.<br />

Worauf Fürst Dohna-Schlobitten fragt: »Kennst du mich denn, mein Sohn?« Der Grenadier<br />

reißt seine langen Knochen womöglich noch mehr zusammen, grient und sagt:<br />

»Zu Befehl, Exzellenz, wir zwei beide sind doch aus Schlobitten.«<br />

Der »rasende Masur« hatte seinem Namen einmal alle Ehre gemacht und war ungewöhnlich<br />

schnell losgebraust. Eine alte Bauersfrau begann bei diesem Tempo zu<br />

jammern und zu stöhnen.<br />

*<br />

»Was lamentieren Sie denn bloß so, Frauchen«, meldet sich ein Fahrgast aus der Ecke,<br />

»es kann Ihnen doch hier nuscht passieren.« »Das sagen Se so«, erwiderte die Gute,<br />

»haben Sie vleicht auch e Korb Eier zwischen de Beine?«<br />

*<br />

Als Professor Theodor Heuss noch Bundespräsident war, besuchte er auch einmal<br />

Berlin. Viele Kinder und Erwachsene säumten die Straßen zu seinem Empfang, darunter<br />

auch ein recht betagtes Mütterchen aus Ostpreußen. Fast eine Stunde stand alles<br />

wie eingekeilt. Da sprach eine jüngere Frau die Alte an: »Wird Ihnen das Stehen nicht<br />

zuviel in Ihrem hohen Alter? «<br />

Entrüstet meinte die alte Frau: »Meine Dame, ich hab all dem Kaiser bespaliert, auch<br />

dem Hindenburg und dem Adolfche– und nu soll ich vleicht nich dem Herrn Theodor<br />

bespalieren? «<br />

*<br />

In einem masurischen Regiment fragte der Unteroffizier beim Kapitel „Verhalten der<br />

Soldaten”. „Komossa, was tun Sie, wenn Sie aus Versehen dem Herrn Feldwebel auf<br />

die Füße treten?”<br />

„Ich tu eins in die Fresse Fresse kriegen, Herr Unteroffizier.”<br />

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Flüchtlings Klage<br />

Wir haben eine Heimat wie Du<br />

Und ein Haus und ein Stück Land<br />

Und die Berge und Wälder dazu<br />

Und den Segen der schaffenden Hand<br />

Und unsere Ströme ziehen<br />

Stolz wie die Deinen zum Meer<br />

Und unsere Wiesen blühen,<br />

Und unser Korn ist schwer.<br />

Und unsere Wälder singen Wie<br />

die Deinen Gottes Choral, Von<br />

unseren Bergen schwingen<br />

Lichtfrohe Welten ins Tal.<br />

Wir haben eine Heimat wie Du,<br />

Doch man riß uns aus ihrem schoß,<br />

Nun finden wir keine Ruh —<br />

Nun sind wir heimatlos.<br />

Eins haben wir mehr als Du:<br />

Die Sehnsucht und den Schmerz.<br />

Sie brennen uns immerzu<br />

Die Heimat leuchtend ins Herz.<br />

Dieter Kaergel<br />

Verlag: Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />

in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V.<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Kreisvertreter Gerhard Wippich,<br />

Everhardstraße 54, 5000 Köln 30<br />

Redaktion: Gerhard Bosk, Immenweg, 2358 Oersdorf<br />

Druck: Evert-Druck, Haart 224, 2350 Neumünster, Telefon (0 43 21) 7 27 58<br />

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Ein Ostpreuße, den jeder kennt<br />

Die neue Heimat des Kosaken-Kaffee<br />

Unser Landsmann Horst Krisch, Sohn des<br />

bekannten Herstellers des Kosaken-Kaffee-<br />

Likörs und des masurischen Bärenfangs aus<br />

Wiartel, wirkt heute im Sinne seines Vaters<br />

weiter. Was dem Besucher beim Eintritt in<br />

die große moderne Fabrik in Preetz in Holstein<br />

zuerst auffällt, ist das Ostpreußische in<br />

jeder Hinsicht, in jedem Raum. So ist auch<br />

unsere stets gastfreundlicher Landsmann<br />

ein echter Ostpreuße geblieben, und das<br />

Erstaunliche ist, daß er besonders für jeden<br />

Besucher aus seiner Heimat trotz starker<br />

geschäftlicher Inanspruchnahme immer Zeit<br />

für eine Unterhaltung über heimatliche Gemeinsamkeiten<br />

oder Erinnerungen findet. So<br />

findet man auf diese Art ein Stück Masuren<br />

in Schleswig-Holstein.<br />

Unser Landsmann Horst Krisch in dem Empfangszimmer seiner Fabrik<br />

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In der Eingangshalle<br />

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