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aungesprenkelten Wand seines Arbeitszimmers hing ein beachtliches Ölgemälde, mit eigener<br />

Hand gemalt. Der Reim darunter, simpel, jedoch von Herzen kommend, charakterisierte jenes<br />

Gemälde:<br />

"Dicht an der Nogat, an Deutschlands Grenze gleich, stehen einsam zwei Zöllnerhäuser, in<br />

Hoffnung: zurück zum Reich."<br />

Obst-, Blumen- und Gemüsegärten umgrenzen die hellgetünchten Häuser. Was gab es an Obst,<br />

Blumen und Gemüse? Dunkelrote Sauerkirschen, Eierpflaumen, Stachel- und Johannisbeeren.<br />

Sträucher, rot von Hagebutten. Je nach Jahreszeit: Stiefmütterchen, Flieder, Osterglocken,<br />

Narzissen, Rosen, Begonien, Astern und Levkojen, eine bunte Fülle. Stangenbohnen, Gurken,<br />

Mohrrüben, sämtliche Kohlsorten, Kürbis- und Tomatenstauden. Wie viele Gläser mit<br />

Eingewecktem kamen in den Keller! Vom Gartenzaun senkte sich eine Wiese sanft in den Fluß.<br />

Schilf grünte am Uferrand. Wildenten hatten im Schilf ihre Nester. Oft fanden die neugierig<br />

stöbernden Zöllnerkinder gesprenkelte Eier. Niemand entwendete ein Ei. Und jeder wünschte dabei<br />

zu sein, wenn die klebrig feuchten Jungen aus den geborstenen Eierschalen kröchen. Mitten im Fluß<br />

waren Bojen verankert. Dort verlief die Grenze. Die Nogat lag ruhig, ohne Strömung. Das geschah,<br />

weil Schleusen ihre Kraft hemmten, bei Blumenstein und bei Einlage. Manchmal, besonders an<br />

Sommerabenden, war die Wasserfläche glatt wie ein Spiegel; in ihr ertrank das Abendrot, stumm,<br />

ohne Regung. Aber die Tierwelt war noch munter, Frösche quakten, Grillen zirpten, eine<br />

Rohrdommel ließ ihren dumpfen monotonen Ruf vernehmen, Wildschwäne pfeilten vorüber in<br />

summendem Flug. Und die Kinder trauten ihren Augen nicht, wenn sie zuweilen einen richtigen<br />

weißen Schwan auf der Nogat entdeckten. Drüben, am anderen Ufer, war Deutschland. Aber wir<br />

Kinder sahen nur einen Damm. Ob dahinter Häuser ragten mit Obst- Blumen- und Gemüsegärten<br />

und Felder sich dehnten wie hier? Man müßte hinüberschwimmen, das jedoch hatte Papa streng<br />

verboten. Und Papa war ja Zollbeamter und hatte am Koppel eine Pistole. Wege und Pfade säumten<br />

rosa Begonien. Und die Begonien verströmten einen süßen, betäubenden Duft. Im Rücken der<br />

beiden Zöllnerhäuser streckten sich Korn- und Kartoffelfelder bis zum Damm. Jene Felder wurden<br />

Jahr für Jahr von den Zollbeamten an Halbstädter Bauern vermietet. Jeder Landwirt zahlte seine<br />

Pacht mit Naturalien: Kartoffeln und Getreide. Die Zöllner hielten eine Hühnerzucht und jedes<br />

Getreidekorn kam dem Federvieh zugute. Bodo, ein ausgebildeter Schäferhund, begleitete die<br />

grünuniformierten Männer auf ihren Wachgängen. Bei Hakendorf und Borsterbusch wurde am<br />

meisten geschmuggelt. Bodo lag auf der Lauer, schnellte, nachdem ihm Herrchen das Zeichen<br />

gegeben hatte, los und faßte einen Schmuggler, der im "Schutze" der Dunkelheit über den Fluß<br />

geschwommen war. Herrchen nahm ihm die Ware ab und oft ließ er den Angstschlotternden von<br />

Nogatwasser Triefenden, wieder laufen.<br />

Bei Wiedau, vier Kilometer von Halbstadt entfernt, war eine Fähre, die den Grenzverkehr regelte.<br />

Auf dem anderen Ufer, im Reich, lag Sommerau. Zwölf Kilometer weiter, zwischen Äckern und<br />

Weideland, reckte die trutzige Marienburg ihre Türme in den HimmeL Günstig war auch die<br />

Verbindung nach Neuteich und <strong>Tiegenhof</strong>.<br />

Gern beobachteten die Zöllnerkinder den alten weißhaarigen Fischer Grübnau, sobald er seine<br />

Netze warf und noch lieber, wenn er die beuteschweren, triefnassen Netze aus der Nogat zog. Es<br />

wimmelte und peitschte in den Maschen. Barsche, Hechte, Zander, Aale und Plötze waren eme<br />

einzige zappelnde, schleimige Masse. Der alte Grübnau hatte einen guten Fang gemacht.<br />

Einkaufsquelle für die beiden Zöllnerfamilien war Mutter Wall, eine Witwe, die von ihren Söhnen<br />

tatkräftig unterstützt wurde. Sie hatte eine Gastwirtschaft und einen imposanten Laden. Von ihr war<br />

alles zu beziehen, vom Schnürsenkel bis zur Zahnpasta.<br />

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