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016 GESTERN<br />
MEIN SONG UND SEINE GESCHICHTE<br />
SCOOTER<br />
»HOW MUCH IS THE FISH?«<br />
Keine <strong>de</strong>utsche Band teilt das Meer <strong>de</strong>r Meinungen so gekonnt wie <strong>de</strong>r Hamburger Trance-Techno-Act Scooter.<br />
Und: Keine <strong>de</strong>utsche Band hatte bis dato mehr Top-10-Singles – aktuell sind es 20. »How Much Is The<br />
Fish?« ist die obskurste unter ihnen. H.P. Baxxter über die Geschichte eines absolut rätselhaften Refrains.<br />
» 1998<br />
war ein sehr turbulentes Jahr für<br />
mich. Ich stand kurz davor, zum ersten<br />
Mal zu heiraten, und war gera<strong>de</strong> in ein<br />
neues Haus umgezogen. Außer<strong>de</strong>m erlebte<br />
Scooter eine Umbruchphase: Ferris‘<br />
Ausstieg be<strong>de</strong>utete das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ursprungsbesetzung<br />
und <strong>de</strong>r Song eine Art Start ins nächste<br />
Kapitel. Die Single davor lief nicht so gut, es gab<br />
eine kleine Durststrecke. ›How Much Is The<br />
Fish?‹ aber wur<strong>de</strong> ein Riesenhit.<br />
Es gab so ein paar Nummern im Laufe unserer<br />
Karriere, bei <strong>de</strong>nen ich vorher schon ganz stark<br />
das Gefühl hatte: ›Das wird was.‹ Auch hier war<br />
ich mir sehr, sehr sicher – <strong>de</strong>r Song hat einfach<br />
etwas Feierliches. Die Ursprungsmelodie aus<br />
›Was wollen wir trinken‹ kannte ich aus <strong>de</strong>n<br />
Jugendzentren, als ich noch kleiner war. Das<br />
hatte da schon <strong>de</strong>n Eff ekt, dass alle im Kreis<br />
getanzt und sich umarmt haben. Eingefallen<br />
ist mir das aber erst wie<strong>de</strong>r auf einer Tour<br />
durch Russland, als ich eine ganz ähnliche<br />
Melodie hörte. Ich dachte: ›Mensch,<br />
wenn man das übertragen könnte auf<br />
Scooter-Techno, müsste es funktionieren.‹<br />
Dass man für solche Melodien<br />
oft Tantiemen zahlen muss, ist mir<br />
völlig wurscht. Für mich zählt bei Songs<br />
immer <strong>de</strong>r Leitsatz: ›It’s not where you<br />
take it from, it’s where you take it to.‹<br />
Wir haben uns nie als begna<strong>de</strong>te<br />
Songwriter gesehen, eher als<br />
Produzenten, Remixer.<br />
Zurück in Hamburg habe<br />
ich Rick nachts angerufen,<br />
um ihm zu sagen, dass wir<br />
die Melodie unbedingt<br />
mit Du<strong>de</strong>lsäcken einspielen<br />
müssten. Wir<br />
besaßen <strong>de</strong>n Yamaha<br />
VL1, <strong>de</strong>r Natursounds<br />
super reproduzierte.<br />
Damit haben wir das<br />
perfekt umgesetzt<br />
– nur <strong>de</strong>r Titel <strong>de</strong>s<br />
Stücks fehlte noch.<br />
Damals verwen<strong>de</strong>ten<br />
wir ja immer Schlachtrufe im Refrain – ›Move<br />
your ass‹, ›Hyper Hyper‹ und so. Das fehlte noch.<br />
Und wie das so ist: Da sitze ich nachts im Studio,<br />
sehe schon grüne Männchen, und irgendwann<br />
fällt mir diese alte Punk-Nummer ein, in<br />
<strong>de</strong>r es nur um Obst, Gemüse und Fischpreise<br />
geht – ›Buff alo‹ von <strong>de</strong>r Band Stump. Völlige<br />
Un<strong>de</strong>rground-Nummer, kennt kein Mensch.<br />
Da kam <strong>de</strong>r Spruch drin vor: ›How much is the<br />
fi s h ? D o e s t h e fi s h h a v e c h i p s ?‹<br />
Die I<strong>de</strong>e, das zu nehmen, war völlig absurd.<br />
Ich habe mich auch gar nicht getraut, das vorzuschlagen,<br />
son<strong>de</strong>rn einfach im Studio an <strong>de</strong>r<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Stelle plötzlich ›How much is<br />
the fi sh?‹ reingebrüllt. Das klang so verrückt,<br />
dass wir nur dumm geschaut haben, bis alle<br />
quasi gleichzeitig riefen: ›Ja, das isses.‹<br />
Wir wussten natürlich, dass <strong>de</strong>r Refrain eine<br />
Menge Fragen aufwerfen wür<strong>de</strong>. Und so ist es<br />
bis heute. In je<strong>de</strong>m Interview wer<strong>de</strong><br />
ich danach gefragt – ›By the way,<br />
what does the song mean?‹ o<strong>de</strong>r<br />
einfach nur ›Was kost’ <strong>de</strong>nn nun<br />
<strong>de</strong>r Fisch?‹. Das brockt man sich<br />
mit so einer Nummer ein.<br />
Das Musikvi<strong>de</strong>o zum Song ist<br />
eines <strong>de</strong>r ganz wenigen, bei <strong>de</strong>nen<br />
ich bis heute überlege, was sich <strong>de</strong>r<br />
Regisseur damals nur gedacht hat.<br />
Da fehlt die komplette Aufl ösung <strong>de</strong>r<br />
Geschichte: Man sieht die Frau, die<br />
<strong>de</strong>n Fisch in Zeitungspapier eingewickelt<br />
im Rucksack trägt. Und <strong>de</strong>r<br />
Fisch sollte am Schluss natürlich<br />
auch noch mal auftauchen, tat er<br />
aber nicht. Die hatten <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Sonne liegen lassen, sodass er vergammelt<br />
war und schon bis zum<br />
Himmel stank. Merkwürdig. Aber<br />
da sieht man mal wie<strong>de</strong>r: Wenn<br />
<strong>de</strong>r Hit da ist, ist auch egal, wie<br />
schlimm das Vi<strong>de</strong>o gewor<strong>de</strong>n ist.«<br />
Protokoll: Felix Scharlau<br />
— SCOOTER »THE BIG MASH UP« (SHEF-<br />
FIELD / EDEL) AUF TOUR VOM 22.03.<br />
BIS 06.04.2012<br />
How Much Is The Fish?<br />
The chase is better than the catch<br />
Transforming the tunes<br />
We need your support!<br />
If you’ve got the breath back<br />
It’s the fi rst page of the second chapter<br />
I want you back for the rhythm attack<br />
Coming down on the fl oor like a maniac<br />
Get down in full eff ect!<br />
Coming down on the fl oor like a maniac<br />
I want you back, so clean up the dish<br />
By the way, how much is the fi sh?<br />
How much is the fi sh?<br />
Here we go, here we go<br />
Here we go again<br />
Yeah!<br />
Sunshine in the air!<br />
We’re breaking the rules<br />
Ignore the machine<br />
You won’t ever stop this<br />
The chase is better than the catch!<br />
Resurrection!<br />
Was wollen wir trinken<br />
O� ziell: »Sieben Tage lang«. Stammt von <strong>de</strong>r<br />
1974 gegrün<strong>de</strong>ten nie<strong>de</strong>rländischen Band Bots.<br />
Die Melodie entlehnte die Gruppe 1976 einem<br />
bretonischen Trinklied. Fußballfans begegnet<br />
<strong>de</strong>r Ohrwurm heute noch regelmäßig in <strong>de</strong>r<br />
»Sportschau« – als o� zielle Torhymne <strong>de</strong>r<br />
TSG 1899 Hoff enheim.