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INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION<br />

VORGELEGT VON ULRIKE BRINKEN<br />

1. Daten <strong>und</strong> Zahlen<br />

1. Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer<br />

2. Asylsuchende <strong>und</strong> Geduldete<br />

3. Einbürgerungen<br />

2. Integration <strong>und</strong> Migration <strong>im</strong> Ordnungsamt der Landkreisverwaltung<br />

1. Arbeitsschwerpunkte der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration<br />

• Vernetzung<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Projekte<br />

• Beratung<br />

2. Willkommenskultur des Landkreises Celle<br />

3. Integration <strong>im</strong> Landkreis Celle<br />

4. Ausblick<br />

1. Integrationskurse, Beratungsstellen <strong>und</strong> Projekte<br />

2. Beispiele für Integrationsaktivitäten in den Kommunen


INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Zwischenbericht<br />

Im Mai 2010 wurde von der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration ein Handlungskonzept zur<br />

Integration <strong>im</strong> Landkreis Celle vorgelegt. In Anknüpfung daran werden mit dem<br />

Zwischenbericht die weiteren Entwicklungen <strong>und</strong> die Arbeit der Stelle für Integration <strong>und</strong><br />

Migration dargestellt.<br />

1. Daten <strong>und</strong> Zahlen<br />

1.1. Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer<br />

Um die ausländische Bevölkerung in Deutschland zu beschreiben, kann auf Zahlen der<br />

Bevölkerungsfortschreibung <strong>und</strong> des Ausländerzentralregisters (AZR) zurückgegriffen<br />

werden. Die Zahlen der Bevölkerungsfortschreibung liegen in der Regel höher, da sie alle<br />

An- <strong>und</strong> Abmeldungen in Deutschland erfassen. Die Zahlen des AZR ermöglichen eine<br />

weitere Differenzierung.<br />

Um die Vielfalt des Migrationsgeschehens besser abbilden zu können, wurde mit dem<br />

Mikrozensus 2005 das Konzept der „Bevölkerung mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“ eingeführt. Zu<br />

dieser Personengruppe zählen neben Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländern auch (Spät-)<br />

Aussiedlerinnen <strong>und</strong> Aussiedler, sowie Eingebürgerte <strong>und</strong> Nachkommen dieser<br />

Personengruppen.<br />

Die Zahlen zu Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländern sowie die Erhebungen zu einem<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> bleiben in ihrer Bedeutung jedoch beschränkt, da sie nichts über den<br />

Integrationsgrad oder die Partizipation eines Menschen in der deutschen Gesellschaft<br />

aussagen können.<br />

Zahlen <strong>im</strong> Vergleich<br />

B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland 1<br />

Einwohner/innen 81,83 Mio<br />

Ausländeranteil<br />

Prozentualer<br />

Ausländeranteil<br />

Niedersachsen 2 Landkreis Celle 3<br />

(ohne Stadt Celle)<br />

7.920.456 113.928<br />

6,93 Mio 470.683 3.893<br />

8,8 % 5,9 % 3,42 %<br />

1<br />

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/MigrationIntegration/Auslaendisc<br />

heBevolkerung/Tabellen/B<strong>und</strong>eslaender.html, Stand 31.12.2011, Seite aufgerufen am 20.09.<strong>2012</strong><br />

2<br />

ebd.<br />

3<br />

Einwohnerbestandstatistik, Stand 31.12. 2011


INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer <strong>im</strong> Landkreis Celle (ohne Stadt Celle) 4<br />

Gemeinde Einwohner/<br />

innen<br />

Stadt Bergen<br />

Samtgemeinde<br />

Eschede<br />

Gemeinde<br />

Faßberg<br />

Samtgemeinde<br />

Flotwedel<br />

Gemeinde<br />

Hambühren<br />

Gemeinde<br />

Hermannsburg<br />

Samtgemeinde<br />

Lachendorf<br />

Ausländer/<br />

innen<br />

Prozentualer<br />

Anteil der<br />

ausländischen<br />

Bevölkerung<br />

Zuwanderungsschwerpunkte<br />

EU Nationale<br />

Schwerpunkte<br />

13.945 751 5,38 % 446 229 Großbritannien<br />

202 Türkei<br />

79 Niederlande<br />

49 Asien<br />

48 Polen<br />

6.603 140 2,12 % 85 21 Polen<br />

21 Asien<br />

18 Niederlande<br />

17 Großbritannien<br />

11 Türkei<br />

7.078 162 2,29 % 100 27 Großbritannien<br />

22 Asien<br />

21 ehem. Jugoslawien 5<br />

16 Polen<br />

13 Niederlande<br />

1 Türkei<br />

12.106 250 2,07 % 104 50 ehem. Jugoslawien<br />

34 Asien<br />

26 Türkei<br />

22 Großbritannien<br />

20 Polen<br />

9 Niederlande<br />

10.337 352 3,41 % 162 50 Türkei<br />

46 Großbritannien<br />

42 Asien<br />

davon 10 Irak<br />

36 ehem. Jugoslawien<br />

26 Polen<br />

8.792 235 2,67 %<br />

19 Niederlande<br />

124 37 Großbritannien<br />

28 Afrika<br />

23 ehem. Jugoslawien<br />

16 Niederlande<br />

16 Türkei<br />

16 Polen<br />

13.033 345 2,65 % 180 63 Asien<br />

56 Polen<br />

42 Türkei<br />

38 Großbritannien<br />

21 Niederlande<br />

4 ebd.<br />

5 Die Angaben in dieser Tabelle betreffen jeweils das ehemalige Jugoslawien ohne Slowenien.


INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Gemeindefreier<br />

Bezirk Lohheide<br />

Gemeinde<br />

Unterlüß<br />

Samtgemeinde<br />

Wathlingen<br />

Gemeinde<br />

Wietze<br />

Gemeinde<br />

Winsen<br />

Landkreis Celle<br />

ohne Stadt Celle<br />

871 37 4,25 % 33 22 Großbritannien<br />

7 Niederlande<br />

3 Polen<br />

1 Türkei<br />

3.896 100 2,57 % 42 14 Polen<br />

11 Türkei<br />

11Asien<br />

7 Großbritannien<br />

3 Niederlande<br />

15.564 642 4,13 % 168 304 Türkei<br />

60 Asien<br />

37 Großbritannien<br />

29 Polen<br />

17 Niederlande<br />

8.196 449 5,48 % 120 234 Türkei<br />

52 Asien<br />

davon 31 Irak<br />

27 Polen<br />

25 Großbritannien<br />

11 Niederlande<br />

13.507 430 3,18 % 252 76 Großbritannien<br />

61 Polen<br />

42 Asien<br />

40 Türkei<br />

28 Niederlande<br />

113.928<br />

3.893<br />

3,42 %<br />

Schwerpunkte nach Nationen für den Landkreis Celle<br />

(ohne Stadt Celle)<br />

946 Türkei<br />

490 Großbritannien<br />

323 Polen<br />

234 Niederlande<br />

Zuzug von Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländern in den Landkreis Celle (ohne Stadt) 6<br />

Zuzug aus dem<br />

Ausland<br />

Zuzug aus dem<br />

Inland<br />

Summe<br />

2009 2010 2011<br />

100 233 248<br />

180 319 359<br />

280 552 7 607 8<br />

6<br />

Zahlen erhoben aus dem Ausländerzentralregister durch die Ausländerstelle des LK Celle.<br />

7<br />

Davon 95 Nato-Angehörige.<br />

8<br />

Davon 152 Nato-Angehörige.


INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Die erhöhten Zuzugszahlen der letzten zwei Jahre sind zum Teil durch das veränderte<br />

Meldeverhalten britischer Armeeangehöriger zu erklären. Angehörige der britischen<br />

Rheinarmee unterliegen gr<strong>und</strong>sätzlich dem NATO-Truppenstatut <strong>und</strong> sind <strong>im</strong><br />

Stationierungsland vom Melde- <strong>und</strong> Ausländerrecht befreit. Da die britische Armee<br />

zunehmend Soldaten aus Commonwealth-Staaten einsetzt (z.B. Fidschi, Nepal, Z<strong>im</strong>babwe,<br />

Neuseeland usw.), diese aber keine EU-Angehörige sind <strong>und</strong> damit in der EU ohne<br />

Aufenthaltstitel keine Reisefreiheit besitzen, werden ihnen seit 2010 auf Antrag vermehrt<br />

Aufenthaltstitel ausgestellt. Gleiches gilt für deren Familienangehörige.<br />

Zu beachten ist, dass <strong>im</strong> Vergleich zu dieser Aufstellung die absoluten Bestandszahlen des<br />

Ausländerzentralregisters in den letzten drei Jahren eine wesentlich geringere Steigerung<br />

aufweisen. Dies steht <strong>im</strong> Zusammenhang mit den Wegzügen von Ausländerinnen <strong>und</strong><br />

Ausländern aus dem Landkreis Celle sowie mit der nicht unwesentlichen Anzahl von<br />

Einbürgerungen.<br />

Entwicklung der letzten fünf Jahre<br />

Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer<br />

<strong>im</strong> Landkreis Celle (ohne<br />

Stadt Celle) 9<br />

2007 2008 2009 2010 2011<br />

3707<br />

3723<br />

1.2. Asylsuchende <strong>und</strong> Geduldete <strong>im</strong> Landkreis Celle 10<br />

Einwohner/innen<br />

Stand: 30.06.2011<br />

3787<br />

Asyl Duldungen<br />

Stadt Celle 70.244 59 86<br />

Stadt Bergen 12.854 7 24<br />

SG Eschede 6.125 7 5<br />

Gem. Faßberg 6.826 2 9<br />

SG Flotwedel 11.315 11 12<br />

Gem. Hambühren 10.108 6 14<br />

Gem. Hermannsburg 8.148 1 4<br />

SG Lachendorf 12.399 11 22<br />

Bezirk Lohheide 700 0 0<br />

Gem. Unterlüß 3.652 2 3<br />

SG Wathlingen 14.868 1 17<br />

Gem. Wietze 8.016 0 23<br />

Gem. Winsen 12.930 9 25<br />

Landkreis Celle<br />

(ohne Stadt Celle)<br />

107.941 57 158<br />

Gesamt 178.185 116 244<br />

3839<br />

3893<br />

9<br />

Zahlen erhoben durch die Ausländerstelle des Landkreises Celle aus dem Ausländerzentralregister, Stichtag<br />

jeweils der 31.12..<br />

10<br />

Statistik der Ausländerstelle des Landkreises Celle


INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

In der B<strong>und</strong>erepublik haben <strong>im</strong> letzten Jahr 43.362 Menschen einen Asylantrag gestellt. 652<br />

Personen, d.h. ein Anteil von 1,5 % haben eine Anerkennung als Asylberechtigte erhalten. 11<br />

1.3. Einbürgerungen<br />

Die Einbürgerungszahlen von Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländern in Deutschland erreichten <strong>im</strong><br />

Jahr 2000, mit Inkrafttreten des neuen Staatsangehörigkeitsrechts, einen Höchststand von<br />

r<strong>und</strong> 187.000 Personen <strong>und</strong> gingen dann bis 2005 kontinuierlich zurück. Wichtigstes<br />

Herkunftsland von Eingebürgerten ist die Türkei. Mehr als die Hälfte der Einbürgerungen<br />

erfolgt heute unter Beibehaltung der bisherigen Staatsangehörigkeit. 12<br />

Landkreis Celle Landkreis Celle mit<br />

(ohne Stadt Celle) Stadt Celle 13<br />

Niedersachsen 14 B<strong>und</strong> 15<br />

2005 89 214 10.886 117.241<br />

2006 113 263 11.441 124.566<br />

2007 70 163 9.251 113.030<br />

2008 52 120 7.704 94.470<br />

2009 52 137 7.223 96.122<br />

2010 54 136 7.363 101.570<br />

2011 74 162 7.995 106.897<br />

2. Integration <strong>und</strong> Migration <strong>im</strong> Ordnungsamt der<br />

Landkreisverwaltung<br />

Im Nationalen Integrationsplan, der <strong>im</strong> Juli 2007 veröffentlicht wurde, wurde erstmalig<br />

deutlich formuliert, dass auch die Kommunen ein Integrationsmanagement vor Ort<br />

unterstützen sollen.<br />

Um diese Aufgabe umsetzen zu können, wurde die „Einrichtung einer Beratungs- <strong>und</strong><br />

Anlaufstelle für Migrationsfragen“ für den Landkreis Celle diskutiert.<br />

In der Sitzung vom 20.11.2007 nahm der Kreisausschuss den Vorschlag der Verwaltung,<br />

„eine Beratungsstelle für Integrations- <strong>und</strong> Migrationsfragen mit einem Zeitanteil von 25<br />

St<strong>und</strong>en wöchentlich für zunächst zwei Jahre“ einzurichten, einst<strong>im</strong>mig an. Vorrangige<br />

Aufgabe war die Erstellung eines Handlungskonzeptes „Integration“, das eine<br />

Bestandsaufnahme der Angebote <strong>und</strong> zukunftsorientierte Handlungsvorschläge umfassen<br />

sollte.<br />

Die Besetzung der Stelle in dem dafür neu gegründeten Amt für Gleichstellung <strong>und</strong><br />

Integrationsangelegenheiten erfolgte zum 15.04.2008. Amtsleiterin war bis zum 31.12.2009<br />

11 http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/statistik-anlage-teil-4-aktuellezahlen-zu-asyl.pdf;jsessionid=ACE6D248FCF6A3377F46C10484BD7D65.1_cid244?__blob=publicationFile,<br />

Seite<br />

aufgerufen am 03.05.<strong>2012</strong><br />

12<br />

http://www.bmi.b<strong>und</strong>.de/SharedDocs/Standardartikel/DE/Themen/MigrationIntegration/ohneMarginalspalte/<br />

Einbuergerungsstatistik.html, Seite aufgerufen am 03.05.<strong>2012</strong><br />

13<br />

Statistik der Ausländerstelle Landkreis Celle<br />

14<br />

www.lskn.niedersachsen.de, Landesbetrieb für Statistik <strong>und</strong> Kommunikationstechnologie Niedersachsen,<br />

Seite aufgerufen am 20.09.<strong>2012</strong><br />

15<br />

www.destatis.de, Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Wiesbaden, Seite aufgerufen am 20.09.<strong>2012</strong>


INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Petra M<strong>und</strong>t, zuständiger Dezernent ist Michael Cordioli. Mit der Wahl einer neuen<br />

Gleichstellungsbeauftragten wurde das Amt 02 <strong>im</strong> Mai 2010 aufgelöst <strong>und</strong> die Stelle für<br />

Integrationsangelegenheiten dem Ordnungsamt zugeordnet. Zuständiger Amtsleiter ist<br />

Eckhard Ferg.<br />

Am 28.10.2010 empfahl der Kreisausschuss dem Kreistag, das vorliegende<br />

Handlungskonzept umzusetzen <strong>und</strong> zum 01.12.2010 eine „Stelle für<br />

Integrationsangelegenheiten be<strong>im</strong> Landkreis Celle mit einem Umfang von 25<br />

Wochenst<strong>und</strong>en einzurichten.“ Der Kreistag beschloss am 02.11.2010, der Empfehlung zu<br />

folgen <strong>und</strong> „die Stelle (…) als Koordinierungs- <strong>und</strong> Vernetzungsstelle für den Bereich<br />

Integration <strong>und</strong> Migration zur Unterstützung <strong>und</strong> Entlastung der Kommunen <strong>im</strong> Landkreis<br />

Celle“ vorzusehen. Die Aufgabenwahrnehmung ist auf fünf Jahre befristet. Am Ende des<br />

Zeitraums soll in Abst<strong>im</strong>mung mit den Städten <strong>und</strong> Gemeinden über die Notwendigkeit einer<br />

Fortsetzung der Integrationskoordinierung entschieden werden.<br />

2.1. Arbeitsschwerpunkte der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration<br />

Mit der Schaffung der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration <strong>im</strong> Ordnungsamt konnte die Arbeit,<br />

die <strong>im</strong> Büro der Gleichstellungsbeauftragten vor mehr als zehn Jahren begonnen wurde,<br />

fortgeführt werden. Dazu gehört die Vernetzung von Akteuren, die Unterstützung <strong>und</strong><br />

Beratung von Einzelpersonen <strong>und</strong> die Organisation von Veranstaltungen. Daneben sind<br />

weitere Aufgaben dazu gekommen.<br />

Die Stelle, die als Servicestelle für die Kommunen geschaffen wurde, n<strong>im</strong>mt nun<br />

<strong>landkreis</strong>weit die Aufgabe der Vernetzung, Beratung <strong>und</strong> Information von Akteuren wahr <strong>und</strong><br />

steht den Kommunalverwaltungen für diese Aufgaben zur Verfügung.<br />

Durch neu entstandene Strukturen auf Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esebene ist der Bereich inzwischen<br />

auch Anlaufstelle für Anfragen <strong>und</strong> Informationen, die von dort aus an die Kommunen<br />

gerichtet werden.<br />

Vernetzung<br />

Die Einbindung in verschiedene regionale <strong>und</strong> überregionale Netzwerke sowie das Führen<br />

von Informations- <strong>und</strong> Beratungsgespräche mit Organisationen, Arbeitskreisen,<br />

Projektträgern, Ämtern <strong>und</strong> Ratsuchenden, gehören zum Arbeitsauftrag der Stelle für<br />

Integration <strong>und</strong> Migration <strong>und</strong> werden dementsprechend wahrgenommen. Als eigenes<br />

Netzwerk pflegt die Stelle vorrangig das Netzwerk Integration, ein Arbeitskreis, der seit mehr<br />

als zehn Jahren <strong>im</strong> Landkreis aktiv ist.<br />

Netzwerk Integration<br />

Das Netzwerk Integration, in dem über 50 Akteure der Integrationsarbeit aus dem Landkreis<br />

Celle zusammengeschlossen sind, wird von der Stelle organisiert <strong>und</strong> betreut. Die Einladung<br />

zu regelmäßigen Treffen <strong>und</strong> die Organisation von Fortbildungsveranstaltungen, sowie das<br />

Verschicken von Informationen gehört zum Aufgabenbereich.<br />

2011 fanden drei Netzwerktreffen statt. Themen waren u.a. die aktuellen Projekte des<br />

Jugend<strong>migration</strong>sdienstes, darunter auch das Projekt „griffbereit“ <strong>und</strong> die Schulsozialarbeit<br />

mit dem Projekt „Elterncafé“ der Waldwegschule. Im August stand ein Vortrag über die<br />

Zusammenhänge von Krankheit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Kultur mit dem Titel „Woher kommt dein<br />

Schmerz?“ <strong>im</strong> Mittelpunkt der Diskussionen.<br />

Ebenfalls <strong>im</strong> Rahmen des Netzwerkes Integration führte die Stelle für Integration <strong>und</strong><br />

Migration <strong>im</strong> Herbst 2011 eine zweiteilige Rhetorik-Fortbildung für Migrantinnen <strong>im</strong> Ehrenamt<br />

durch. Die Fortbildung richtete sich an Frauen, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen


INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

<strong>und</strong> deshalb eine Fortbildung benötigten, in der die Theorie mündlich aufbereitet wurde <strong>und</strong><br />

bei der der Schwerpunkt auf praktischen Übungen lag.<br />

Im November 2011 wurde ein Fachtag zum Thema „Beratungs- <strong>und</strong><br />

Unterstützungsangebote für Migrantinnen in Notsituationen“ organisiert. Referiert wurde an<br />

diesem Tag über das „Krisentelefon Zwangsheirat“, die Unterstützungsmöglichkeiten durch<br />

die örtlichen Frauenhäuser <strong>und</strong> über die rechtliche Situation von Migrantinnen.<br />

In diesem Jahr fanden ein Netzwerktreffen zum Thema „Sprache <strong>und</strong> kulturelle Identität“ <strong>und</strong><br />

ein Fachtag zum Thema „Seelische Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Migration“ statt.<br />

Mail-Verteiler<br />

Ein wichtiges Arbeitsinstrument der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration sind mehrere Mail-<br />

Verteiler, über die regelmäßig zu Veranstaltungen, Projekten, Fördermöglichkeiten,<br />

gesetzlichen Neuerungen <strong>und</strong> zu aktuellen, auch mehrsprachigen Informationsmaterialien<br />

unterrichtet wird.<br />

Informationen werden an das Netzwerk Integration, die Migrantenselbstorganisationen<br />

(MSO) in Stadt <strong>und</strong> Landkreis Celle, sowie an die Ansprechpartnerinnen <strong>und</strong><br />

Ansprechpartner, die von den kommunalen Verwaltungen für den Bereich Integration<br />

benannt wurden, verschickt.<br />

Vernetzung mit den Kommunen<br />

Im vergangenen Jahr wurde den Kommunalverwaltungen mit zwei Veranstaltungen ein<br />

Angebot zur Vernetzung, Information <strong>und</strong> Fortbildung <strong>im</strong> Bereich Integration <strong>und</strong> Migration<br />

gemacht. Ziel war es, die Zusammenarbeit mit den Kommunalverwaltungen zu intensivieren,<br />

das Serviceangebot des Landkreises vorzustellen, Ansprechpartner persönlich<br />

kennenzulernen <strong>und</strong> einen Austausch über die Aktivitäten der Kommunen untereinander zu<br />

ermöglichen.<br />

Im Mai lud die Stelle die Verwaltungsspitzen zu einem Gespräch mit der Zielsetzung des<br />

fachlichen Austauschs ein. Im Anschluss daran wurde den Kommunalverwaltungen die<br />

Teilnahme an einem Seminartag mit Workshop zum Thema „Integration vor Ort“ angeboten.<br />

Die Veranstaltung wurde von der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration gemeinsam mit einer<br />

Trainerin für Interkulturelle Kompetenz durchgeführt. Neben Trainingseinheiten zu<br />

interkultureller Kompetenz <strong>und</strong> interkulturelle Öffnung fand ein reger Austausch zu den<br />

örtlichen Integrationsangeboten statt. Angenommen wurde das Angebot, das für die<br />

Verwaltungsangehörigen konzipiert war, jedoch überwiegend von Akteuren der regionalen<br />

Integrationsarbeit.<br />

Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur <strong>und</strong> dem Jobcenter<br />

Auch die Vernetzung mit Behörden, die Aufgaben auf Landkreisebene wahrnehmen, gehört<br />

in den Aufgabenbereich der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration. Anfang <strong>2012</strong> trafen sich die<br />

Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters <strong>und</strong> der Arbeitsagentur<br />

mit der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration des Landkreises Celle zu einem Austausch über<br />

Kooperationsmöglichkeiten <strong>und</strong> Berührungspunkte der Arbeitsbereiche der Behörden.<br />

Als Ergebnis wurde die Ausländerstelle als wichtiger Vernetzungspartner ergänzend<br />

ausgemacht <strong>und</strong> mehrere gemeinsame Veranstaltungen angedacht <strong>und</strong> geplant. Im Sommer<br />

fanden zwei Treffen von Vertreter/innen der gemeinsamen Einrichtung mit Vertreter/innen<br />

der Ausländerstelle statt, die dem Austausch dienten <strong>und</strong> die Zusammenarbeit <strong>im</strong> Sinne der<br />

gemeinsamen K<strong>und</strong>en opt<strong>im</strong>ieren sollten. Daneben ging es um Fragen der Beratung von<br />

Zugewanderten aus unterschiedlichen Ländern mit unterschiedlichen Aufenthaltstiteln.


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ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Ein anderes Ergebnis der Vernetzung wird die Teilnahme von Kolleg/innen des Jobcenters<br />

<strong>und</strong> der Arbeitsagentur an einer Fortbildung zu „Interkultureller Kompetenz“ sein, die die<br />

Ausländerstelle des Landkreises hausintern mit Fördergeldern des AZF II-Projektes<br />

durchführen wird.<br />

Weitere gemeinsame Veranstaltungen sind angedacht. Die entstandenen persönlichen<br />

Kontakte <strong>und</strong> der Austausch von Listen mit Ansprechpartner/innen für best<strong>im</strong>mte<br />

Zuständigkeitsbereiche ermöglichen kurze direkte Wege bei offenen Fragen zwischen den<br />

Behörden.<br />

Zusammenarbeit mit der Stadt Celle<br />

Auch die Stadt Celle ist ein Vernetzungspartner der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration.<br />

Berührungspunkte gibt es mit dem Referat Integration, mit der Ausländerstelle <strong>und</strong> der<br />

Gleichstellungsbeauftragten. Der Austausch über Netzwerkarbeit, Integrationsangebote <strong>und</strong><br />

Kooperationsmöglichkeiten steht dabei <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Überregionale Vernetzung<br />

Zu den überregionalen Netzwerken, in die die Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration<br />

eingeb<strong>und</strong>en ist, gehören die regelmäßigen Besprechungen <strong>im</strong> Sozialministerium <strong>und</strong> die<br />

Treffen der Kooperativen Migrationsarbeit Niedersachsen (KMN) des Regionalverb<strong>und</strong>es<br />

Heide. Die KMN-Treffen finden zum Teil in den Räumen des Landkreises statt. In diesem<br />

Jahr wurde die Kooperation mit dem Netzwerk für die Organisation einer gemeinsamen<br />

Veranstaltung be<strong>im</strong> Landkreis genutzt. Im Rahmen einer eintägigen Fortbildung wurde über<br />

das Sozial- <strong>und</strong> Arbeitsrecht für EU-Bürger/innen <strong>und</strong> ihre Angehörigen informiert.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Öffentlichkeitsarbeit leistet die Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration in Form von Vorträgen zu<br />

unterschiedlichen Themen, über den Internetauftritt, durch die Bereitstellung von zum Teil<br />

mehrsprachigen Informationsmaterialien <strong>und</strong> über selbst zusammengestellte Informationen.<br />

Vorträge<br />

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden 2011 folgende Vorträge gehalten:<br />

• „Integration <strong>und</strong> Migration <strong>im</strong> Landkreis Celle – Vorstellung des Arbeitsbereichs <strong>und</strong><br />

Beispiele für Projekte in den Kommunen“, 31.03.2011, Vortrag <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Integrationslotsenausbildung der Volkshochschule Celle<br />

• „(Mutter-)Sprache – Schlüssel zur Integration? Über die Zusammenhänge von<br />

Spracherwerb, Muttersprache, Bildungserfolg <strong>und</strong> Integration“, 30.06.2011, Vortrag<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Veranstaltung „Integration braucht Bildung“ der Agentur für Arbeit in<br />

Celle<br />

• „Integration – was ist das? Erwartungen an Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten <strong>und</strong><br />

Angebote für Zugewanderte in Deutschland“, 23.11.<strong>2012</strong>, Vortrag <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Veranstaltung „Gemeinsam Türen öffnen“ <strong>im</strong> KESS in Wathlingen<br />

• „Beratungs- <strong>und</strong> Unterstützungsmöglichkeiten für Frauen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“,<br />

25.11.2011, Vortrag mit anschließender Diskussion <strong>im</strong> Rathaus in Faßberg auf<br />

Einladung der Gleichstellungsbeauftragten


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ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

• „Die Situation von Migranten <strong>und</strong> ihre Integration <strong>im</strong> Landkreis Celle“, 30.11.2011,<br />

Vortrag auf der Herbstsitzung der Vereinigten Gemeindeorgane der Evangelischreformierten<br />

Kirchengemeinde<br />

Internetauftritt<br />

Im vergangenen Jahr wurde der Internetauftritt des Bereichs Integration <strong>und</strong> Migration<br />

überarbeitet <strong>und</strong> neu gestaltet. Interessierte finden auf der Seite des Landkreises Celle den<br />

Bereich „Integration <strong>und</strong> Migration“. Neben allgemeinen Informationen sind Flyer zu aktuellen<br />

Themen, das Handlungskonzept, Hinweise zu Veranstaltungen <strong>und</strong> Wissenswertes zu<br />

aktuellen Projekten aufgeführt. Die Seite wird regelmäßig aktualisiert.<br />

Informationsmaterial<br />

Die Stelle für Migration <strong>und</strong> Integration gibt eine Übersicht heraus, in der Sprachkurs- <strong>und</strong><br />

Integrationsangebote in Stadt <strong>und</strong> Landkreis Celle zusammengestellt sind. Unter anderem<br />

enthält sie die Angebote der Integrationskursträger, Angebote von niederschwelligen<br />

Seminarmaßnahmen in den Kommunen, Sprachkurse anderer Träger, Angebote<br />

herkunftssprachlichen Unterrichts, sowie Angebote <strong>und</strong> Kontaktadressen der<br />

Sprachlernklassen. Die Übersicht wird regelmäßig aktualisiert, veröffentlicht <strong>und</strong> den<br />

Akteuren zugänglich gemacht.<br />

Projekte<br />

Eigene Projekte gehören, schon auf Gr<strong>und</strong> der personellen Ressourcen, nur in einem<br />

eingeschränkten Umfang zu den Arbeitsschwerpunkten der Stelle für Integration <strong>und</strong><br />

Migration. Die folgenden drei Projekte stellen begründete Ausnahmen dar.<br />

Deutschland kompakt<br />

Mit einem Konzept, das von der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration erstellt wurde <strong>und</strong> mit<br />

Landkreismitteln unterstützt wird, führt die Volkshochschule Celle in diesem Jahr das Projekt<br />

„Deutschland kompakt“ durch. Der Kurs ist ein Integrationsangebot für Migrant/innen mit<br />

guten Sprachkenntnissen, die sich in die Gesellschaft einbringen wollen <strong>und</strong> nach Zugängen<br />

zu einem beruflichen oder ehrenamtlichen Engagement suchen.<br />

In einem Zeitraum von vier Wochen nehmen die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer an 50<br />

St<strong>und</strong>en Unterricht teil <strong>und</strong> bekommen Einblicke z.B. in die Bereiche unseres Rechtssystems<br />

<strong>und</strong> der Gewaltenteilung, in Kommunalverwaltung, Ehrenamt <strong>und</strong> Vereinsarbeit,<br />

Schulsystem, Aufgaben von Arbeitsagentur <strong>und</strong> Jobcenter sowie Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge <strong>und</strong><br />

Sozialversicherungssysteme.<br />

An dem ersten Seminar <strong>im</strong> Frühjahr <strong>2012</strong> nahmen sieben Frauen aus sieben Ländern teil.<br />

Vier Teilnehmerinnen kamen aus dem Celler Stadtgebiet, jeweils eine Teilnehmerin aus<br />

Bergen, Hermannsburg <strong>und</strong> Unterlüß.<br />

Ziel ist es, „Deutschland kompakt“ als regelmäßiges Angebot zu etablieren. Der zweite<br />

Durchgang findet <strong>im</strong> November <strong>und</strong> Dezember <strong>2012</strong> statt. Das Konzept soll eine<br />

Angebotslücke für Zugewanderte schließen, die die deutsche Sprache auf B1-Niveau<br />

beherrschen, die aber noch nicht alle Möglichkeiten zur Partizipation in der deutschen<br />

Gesellschaft für sich kennengelernt haben. Das Seminar baut auf die Inhalte von<br />

Integrations- <strong>und</strong> Orientierungskursen auf. Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer der<br />

Integrationskurse werden von den Sprachkursträgern direkt angesprochen.


INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Der Erfolg der Maßnahme ergibt sich vor allem aus den persönlichen Kontakten zu<br />

Fachleuten aus verschiedenen Ämtern <strong>und</strong> Institutionen, die sich für Vorträge zur Verfügung<br />

stellen. Die Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration ist an der inhaltlichen Planung <strong>und</strong> an der<br />

Gestaltung mehrerer Unterrichtseinheiten beteiligt.<br />

Niederschwellige Frauenkurse<br />

Die Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration beantragt regelmäßig Mittel für niederschwellige<br />

Frauenkurse be<strong>im</strong> Verein für internationale Jugendarbeit e.V.. Diese Seminarmaßnahmen<br />

werden vom B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge (BaMF) gefördert. Die Initiierung der<br />

Angebote, die Erstellung von Sachberichten <strong>und</strong> die Abrechnung der Mittel erfolgt ebenfalls<br />

über die Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration.<br />

Mit dieser Initiative sollen eigene Angebote in den Kommunen angeregt <strong>und</strong> unterstützt<br />

werden. Problematisch bleiben die an diese Mittel geknüpften Vorgaben, nach denen Kurse<br />

beispielsweise nur mit mindestens zehn Frauen aus Drittländern stattfinden können. In den<br />

Gemeinden des Landkreises Celle ist es schwierig solche Zahlen zu erreichen.<br />

Wünschenswert ist es nach wie vor, dass die Kommunen mit eigenen Mittel oder auf<br />

ehrenamtlicher Basis niedrigschwellige regelmäßige Sprachkursangebote organisieren, wie<br />

dies z.B. in Faßberg oder Winsen der Fall ist.<br />

2011 fanden drei niederschwellige Frauenkurse in Bergen, Lachendorf <strong>und</strong> Winsen statt.<br />

<strong>2012</strong> soll ein Kurs zum Thema „Ernährung“ in Bergen stattfinden, sowie Kurse in Wietze,<br />

Winsen <strong>und</strong> Wathlingen.<br />

Projekt der Schader-Stiftung „Integrationspotentiale ländlicher Regionen <strong>im</strong> Strukturwandel“<br />

Der Landkreis Celle wird sich in den nächsten drei Jahren gemeinsam mit der Stadt Bergen<br />

an dem Forschungs-Praxis-Projekt „Integrationspotenziale ländlicher Regionen <strong>im</strong><br />

Strukturwandel“ beteiligen. Beworben hatte sich der Landkreis Celle auf Initiative der Stelle<br />

für Integration <strong>und</strong> Migration. Insgesamt wurden von 14 Kommunen <strong>und</strong> Kreisen vier<br />

westdeutsche <strong>und</strong> zwei ostdeutsche Städte <strong>und</strong> Kreise ausgewählt.<br />

Das Projekt ist ein Kooperationsvorhaben zwischen der Schader-Stiftung, dem B<strong>und</strong>esamt<br />

für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge (BaMF), dem Deutschen Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong>, dem<br />

Deutschen Landkreistag <strong>und</strong> dem Hessischen Ministerium der Justiz, für Integration <strong>und</strong> Europa.<br />

Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Integrationsfonds,<br />

der Projektförderung des BAMF <strong>und</strong> des Hessischen Ministeriums der Justiz, für Integration<br />

<strong>und</strong> Europa <strong>und</strong> aus eigenen Mitteln der Schader-Stiftung finanziert. Die Koordination <strong>und</strong><br />

Projektsteuerung liegen bei der Schader-Stiftung.<br />

Mit einer Forschungsbegleitung <strong>und</strong> einem Coachingverfahren sind zwei wissenschaftliche<br />

Institute beauftragt. Die beteiligten Kommunen sollen für den Umgang mit Zuwanderung <strong>und</strong><br />

kultureller Vielfalt befähigt werden <strong>und</strong> vorhandene <strong>integration</strong>spolitische Ansätze sollen<br />

weiterentwickelt werden. Es geht dabei insbesondere um die strukturelle Verbesserung der<br />

Integration von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten <strong>im</strong> ökonomischen, sozialen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Bereich.<br />

Die Beteiligung an dem Projekt wird Diskussionsprozesse über den Stellenwert <strong>und</strong> die<br />

Bedeutung der Integrationsarbeit in unterschiedlichen kommunalen Zusammenhängen<br />

anstoßen. Der Landkreis <strong>und</strong> die Stadt Bergen versprechen sich Erkenntnissen für die Arbeit


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ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

vor Ort <strong>und</strong> es ist absehbar, dass mit dem Projekt die Strukturen der Integrationsarbeit nicht<br />

nur in Bergen weiterentwickelt werden können.<br />

Die Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration ist für den Landkreis Celle Ansprechpartnerin für alle<br />

am Projekt Beteiligten <strong>und</strong> daneben für die Organisation von Terminen <strong>und</strong> Vermittlung von<br />

Ansprechpartnern auf Landkreisebene verantwortlich.<br />

Beratung<br />

Beratung erfolgt durch die Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration sowohl für ratsuchende<br />

Einzelpersonen, als auch für Akteure der Integrationsarbeit sowie für Fachleute<br />

unterschiedlicher Bereiche. Die Fragestellungen sind vielfältig <strong>und</strong> eine gute Vernetzung ist<br />

unverzichtbar, um Ratsuchende weiterführend an Fachleute verweisen zu können.<br />

2.2. Willkommenskultur des Landkreises Celle<br />

Aus der Sicht der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration ist eine umfassende Willkommenskultur<br />

für den Landkreis von großer Bedeutung für die Integrationsbemühungen. Neben den<br />

Bereichen, die jede Kommune selbst gestaltet, bestehen auf Kreisebene verschiedene<br />

Möglichkeiten Bestehendes auszubauen <strong>und</strong> neue Ansätze zu entwickeln.<br />

Das persönliche Willkommensschreiben des Landrates, das mit Informationsmaterial zu<br />

Sprachkursen <strong>und</strong> Beratungsangeboten an alle neuzugewanderten Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten weitergeleitet wird, gehört zu den Willkommensgesten des Landkreises.<br />

Daneben finden Einbürgerungen mit einer feierlichen Überreichung der Urk<strong>und</strong>en seit vier<br />

Jahren in kleinen Gruppen statt. Die Eingebürgerten eines Jahres werden außerdem<br />

gemeinsam mit ihren Angehörigen zu einem Willkommensempfang eingeladen, der <strong>im</strong><br />

jährlichen Wechsel von Stadt <strong>und</strong> Landkreis organisiert wird. An dem Empfang nehmen<br />

neben dem Oberbürgermeister der Stadt Celle <strong>und</strong> dem Landrat auch Vertreterinnen <strong>und</strong><br />

Vertreter von Verwaltung <strong>und</strong> Politik teil.<br />

Dieser Bereich kann aber nicht eigentlich zu den Willkommensbemühungen gezählt werden,<br />

da Einzubürgende bereits viele Jahre in Deutschland leben.<br />

Die meisten Zugewanderten haben ihre ersten Kontakte zu einer deutschen Behörde in der<br />

Ausländerstelle. Die Gestaltung der Räumlichkeiten <strong>und</strong> die Erreichbarkeit der<br />

Ausländerstelle sind deshalb von besonderer Bedeutung.<br />

Die Ausländerstelle des Landkreises Celle mit ihren Büros in der Trift 26 b, ist für Ortsfremde<br />

nur schwer zu finden. Ein Empfangstresen, an dem Ansprechpartner für Auskünfte zur<br />

Verfügung stehen <strong>und</strong> ein zentraler Wartebereich in den vorhandenen Räumlichkeiten sind<br />

bereits angedacht, erfordern aber bauliche Maßnahmen. Durch den angedachten zentralen<br />

Bürgerservice ergeben sich für die Willkommenskultur neue Aspekte, die genutzt werden<br />

sollten.<br />

Zukünftig wird der Bereich der Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland auch für den<br />

Landkreis Celle an Bedeutung zunehmen.<br />

Menschen, die sich mit Gedanken tragen aus dem Ausland in den Landkreis Celle zu ziehen,<br />

werden <strong>im</strong> Internet nach Informationen über ihr Migrationsziel suchen. Neben der Suche<br />

nach einem Arbeitsplatz werden Antworten auf Fragen nach Wohnraum, Schulen <strong>und</strong><br />

Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>und</strong> Freizeitgestaltung von<br />

Bedeutung sein.<br />

Der Landkreis Celle sollte sich auf diese Entwicklung vorbereiten. Sinnvoll wäre ein<br />

gemeinsames Vorgehen mit der Stadt Celle, um einen mehrsprachigen Internetauftritt, der<br />

umfassende Informationen liefert, zu erstellen. Erste Gespräche über einen diesbezüglichen


INTEGRATION UND MIGRATION IM LANDKREIS CELLE<br />

ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Bedarf <strong>und</strong> die bereits bestehenden Informationsportale wurden innerhalb der<br />

Landkreisverwaltung geführt.<br />

3. Integration <strong>im</strong> Landkreis Celle<br />

3.1. Integrationskurse, Beratungsstellen <strong>und</strong> Projekte<br />

Seit dem Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes 2005 ist die Durchführung von<br />

Integrationskursen gesetzlich vorgeschrieben <strong>und</strong> geregelt. Die Kurse ermöglichen neu<br />

Zugewanderten <strong>und</strong> sogenannten Bestandsausländerinnen <strong>und</strong> –ausländern den<br />

Spracherwerb. Der erfolgreiche Abschluss eines Integrationskurses mit einer B1-Prüfung<br />

(Niveaustufe nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER)) ist eine der<br />

Voraussetzungen, die für eine Einbürgerung erforderlich sind.<br />

Im Landkreis Celle gibt es zwei vom B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge (BaMF)<br />

zugelassene Sprachkursträger. Die Volkshochschule Celle (VHS) bietet allgemeine<br />

Integrationskurse <strong>und</strong> Alphabetisierungskurse für Frauen <strong>und</strong> Männer an. Der<br />

Jugend<strong>migration</strong>sdienst des CJD Jugenddorf Celle (JMD) hat sich auf Kurse für Frauen <strong>und</strong><br />

Jugendliche spezialisiert.<br />

Volkshochschule Celle e.V. Jugend<strong>migration</strong>sdienst<br />

2010 2011 2010 2011<br />

Alphabetisierungskurs 3 2 5 16 2 17<br />

Allgemeiner<br />

Integrationskurs<br />

3 5<br />

Frauenkurs - - 5 18 3 19<br />

Jugendkurs - - - 1<br />

Aufbaukurs 3 1 1 20 -<br />

Kurse insgesamt 9 8 11 6<br />

Teilnehmer/innen<br />

Stadt <strong>und</strong> Landkreis<br />

Celle<br />

Neue<br />

Kursteilnehmer/innen<br />

123 113 120 89<br />

2010 21<br />

-<br />

2011 22<br />

Niedersachen 6.226 6.441<br />

B<strong>und</strong>esrepublik 88.629 96.857<br />

16<br />

Einer der Kurse fand in Bergen statt.<br />

17<br />

Einer der Kurse fand in Bergen statt.<br />

18<br />

Einer der Kurse fand in Bergen statt.<br />

19<br />

Einer der Kurse fand in Bergen statt.<br />

20<br />

Der Kurs fand in Bergen statt.<br />

21<br />

www.bamf.de, Bericht zur Integrationskursgeschäftsstatistik für die Jahre 2010 <strong>und</strong> 2011, B<strong>und</strong>esamt für<br />

Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge<br />

22<br />

ebd.<br />

-


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ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Kurse können von den Trägern nur dann angeboten werden, wenn genügend Interessenten<br />

vorhanden sind. Daher kann es in einer Region mit geringen Zuwanderungszahlen schwierig<br />

sein, kurzfristig die notwendigen <strong>und</strong> passenden Kurse anzubieten. Ein weiteres Problem<br />

bleiben die teilweise weiten Anfahrtswege zu Angeboten, die nur in Celle gemacht werden.<br />

In Bergen können in diesem Jahr keine Integrationskurse stattfinden, da die erforderlichen<br />

Teilnehmerzahlen nicht erreicht werden. 23<br />

Eine andere Fragestellung betrifft die Betreuung für Kinder von<br />

Integrationskursteilnehmerinnen. Bisher konnte der Jugend<strong>migration</strong>sdienst den<br />

Teilnehmerinnen eine Kinderbetreuung direkt vor Ort parallel zum Unterricht anbieten. Die<br />

Kosten dafür wurden vom B<strong>und</strong>esamt übernommen. Das Angebot war für Mütter von sehr<br />

kleinen Kindern ein wichtiges Signal sich früh mit der deutschen Sprache zu beschäftigen,<br />

um ihre Kinder später <strong>im</strong> Kindergarten <strong>und</strong> in der Schule besser unterstützen zu können.<br />

Mit dem ab 2013 geltenden Rechtsanspruch auf eine Kinderbetreuung für Kinder unter drei<br />

Jahren, wird das B<strong>und</strong>esamt die Finanzierung des Angebots einstellen. Für<br />

Teilnehmerinnen aus den Kommunen werden die Möglichkeiten, Kinderbetreuung <strong>und</strong><br />

Spracherwerb parallel zu organisieren, dadurch erheblich erschwert werden, auch wenn in<br />

den Gemeinden Krippenplätze zur Verfügung stehen.<br />

Für eine Mutter, die die deutsche Sprache nicht beherrscht <strong>und</strong> die mit unserem<br />

Gesellschaftssystem noch nicht vertraut ist, ist es nachvollziehbar sehr schwierig, ihr kleines<br />

Kind in eine Krippe zu geben. Für eine Teilnehmerin aus dem Landkreis ergibt sich<br />

außerdem eine wesentlich längere Trennungszeit von dem Kind, da zu den Kurszeiten noch<br />

die Fahrtzeiten – häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln - hinzukommen.<br />

Es ist absehbar, dass zugewanderte Mütter von kleinen Kindern aus den Kommunen <strong>im</strong><br />

Landkreis Celle das Angebot der Integrationskurse deshalb zukünftig erst zu einem späteren<br />

Zeitpunkt wahrnehmen werden.<br />

Arbeitsmarktzugang für Bleibeberechtigte <strong>und</strong> Flüchtlinge II (AZF II)<br />

Zu den überregionalen Beratungsangeboten <strong>im</strong> Landkreis Celle gehört seit diesem Jahr das<br />

Projekt AZF II (Arbeitsmarktzugang für Bleibeberechtigte <strong>und</strong> Flüchtlinge), ein<br />

Beratungsangebot für Bleiberechtigte <strong>und</strong> Flüchtlinge mit einer Duldung. Projektträger vor<br />

Ort ist die Celler Volkshochschule, Projektpartner sind unter anderem der Flüchtlingsrat<br />

Niedersachsen e.V., die Handwerkskammer Hannover (HWK), der Deutsche<br />

Gewerkschaftsb<strong>und</strong> Niedersachsen (DGB) <strong>und</strong> der B<strong>und</strong> Türkisch-Europäischer<br />

Unternehmer e.V. (BTEU).<br />

Das Projekt „basic“, als Vorläuferprojekt mit gleicher Zielsetzung, wurde 2010 beendet. Auch<br />

AZF II ist Teil des B<strong>und</strong>esprogrammes XENOS <strong>und</strong> wird unter anderem vom<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales (BMAS) <strong>und</strong> dem Europäischen Sozialfond (ESF)<br />

gefördert.<br />

Inhalte des Projektes sind Einzelberatung, Bewerbungshilfe <strong>und</strong> die Unterstützung bei der<br />

Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Menschen aus Stadt <strong>und</strong> Landkreis Celle,<br />

sowie aus dem Landkreis Gifhorn <strong>und</strong> dem Heidekreis, steht die Beratungsstelle bei der<br />

Volkshochschule in Celle kostenlos zur Verfügung. Es besteht auch die Möglichkeit, dass<br />

Beratungen vor Ort in den Kommunen durchgeführt werden.<br />

23 Um einen Alphabetisierungskurs beginnen zu können, sind vom B<strong>und</strong>esamt mindestens zehn<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer vorgeschrieben. Andere Integrationskurse sind je nach Nebenkosten für den<br />

Träger mit ca. 12 - 15 Teilnehmenden rentabel.


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ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

LANDKREIS CELLE ORDNUNGSAMT INTEGRATION UND MIGRATION ULRIKE BRINKEN<br />

Integrationslotsen<br />

Die Volkhochschule Celle hat <strong>im</strong> vergangenen Jahr eine Integrationslotsenschulung<br />

durchgeführt. Die ausgebildeten Lotsen sollen bei Bedarf für die Unterstützung von<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern der volkshochschuleigenen Integrationskurse eingesetzt<br />

werden. Von den ursprünglich ca. 12 Kursteilnehmerinnen <strong>und</strong> –nehmern stehen inzwischen<br />

noch drei Personen für dieses Ehrenamt zur Verfügung. Sie stellen eine Bereicherung für die<br />

Integrationsarbeit dar.<br />

Um auch anderen Zugewanderten in den Kommunen die Unterstützung durch<br />

Integrationslotsen zu vermitteln, bedarf es jedoch Strukturen vor Ort, die bisher nur in<br />

wenigen Gemeinden bestehen. Ansprechpartner/innen in den Kommunalverwaltungen<br />

wären auch hier hilfreich.<br />

Um den ausgebildeten Lotsen eine Möglichkeit anzubieten, sich über die Ausbildung hinaus<br />

zu vernetzen <strong>und</strong> fachlich auszutauschen, plant die Volkshochschule ein<br />

Nachhaltigkeitsmodul in Form von regelmäßigen fachlich begleiteten Treffen einzurichten.<br />

Sowohl die zu entwickelnden Strukturen vor Ort als auch ein Nachhaltigkeitssmodul könnten<br />

gewährleisten, dass ausgebildete Lotsen das Ehrenamt vermehrt wahrnehmen.<br />

3.2. Beispiele für Integrationsaktivitäten in den Kommunen<br />

Stadt Bergen<br />

In der Stadt Bergen wird das 2010 initiierte Projekt „Griffbereit“ fortgeführt. Die Maßnahme<br />

zur Stärkung der Elternkompetenz, vorrangig für Familien mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, hat 14<br />

Teilnehmerinnen. Gemeinsam mit ihren Kleinkindern werden die Mütter von<br />

Elternbegleiterinnen in ihrer Sprach- <strong>und</strong> Erziehungskompetenz unterstützt. Das Projekt<br />

findet inzwischen <strong>im</strong> Kindergarten „Neuer Weg“ statt <strong>und</strong> wird vom Christlichen Jugenddorf<br />

Celle (CJD) mit Unterstützung durch den Landkreis <strong>und</strong> das Landesprogramm „Familie mit<br />

Zukunft“ durchgeführt.<br />

Die Stadtverwaltung organisiert seit 2011 mit Fördermitteln der Lotto-Sport-Stiftung ein<br />

regelmäßiges Sprachkursangebot für Frauen, die dort ihre <strong>im</strong> Integrationskurs erworbenen<br />

Kenntnisse festigen können.<br />

Samtgemeinde Wathlingen<br />

Das KESS in Wathlingen bietet seit 2011 regelmäßig einmal in der Woche einen Treffpunkt<br />

für Frauen unter der Überschrift „Gemeinsam Türen öffnen“ an. Das Angebot ist für Frauen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> konzipiert, steht aber allen Frauen offen. 14 Frauen aus<br />

unterschiedlichen Nationen nehmen regelmäßig teil. Ziel der Maßnahme ist das Pflegen<br />

sozialer Kontakte, der Austausch über die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe <strong>und</strong><br />

das Kennenlernen der Gemeinde <strong>und</strong> des Sozialraumes. Die Themen sind vielfältig <strong>und</strong><br />

Wünsche der teilnehmenden Frauen werden aufgegriffen. Das Angebot erhöht merklich die<br />

Partizipationsmöglichkeiten der Frauen am Leben in ihrer Kommune.<br />

Erst kürzlich startete das „Botschafterinnen-Projekt“ <strong>im</strong> KESS. Die „Botschafterinnen“ sind<br />

Frauen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die sich für das Familienzentrum engagieren. Sie<br />

sprechen neben ihrer Muttersprache auch Deutsch <strong>und</strong> unterstützen neu Zugewanderte<br />

ohne Deutschkenntnisse bei ihren ersten Schritten am neuen Wohnort.<br />

Gemeinde Wietze<br />

In der Gemeinde Wietze hat die Gleichstellungsbeauftragte ihren Arbeitsschwerpunkt seit<br />

mehreren Jahren <strong>im</strong> Bereich Integration gesetzt. Inzwischen steht ihr ein Haushaltstitel für<br />

den Bereich Integration in Höhe von jährlich 5000 € zur Verfügung. Mit Hilfe dieser Mittel


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ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

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wird von ihr ein Sprachkursangebot „Mama lernt Deutsch“ <strong>und</strong> ein niederschwelliger<br />

Sprachkurs für Einsteigerinnen organisiert. Außerdem werden regelmäßig Schw<strong>im</strong>mkurse<br />

für Migrantinnen angeboten. Frau Stillger-Pilz beteiligt sich als Gleichstellungsbeauftragte an<br />

dem niedersächsischen Projekt „älter - bunter – weiblicher“. Mit einem Teil der Projektmittel<br />

soll ein Internetcafé organisiert werden, das vorwiegend für Migrantinnen <strong>und</strong> Seniorinnen<br />

zugänglich gemacht werden soll.<br />

Gemeinde Winsen/Aller<br />

In der Gemeinde Winsen/Aller wurde <strong>im</strong> vergangenen Jahr eine ehrenamtliche<br />

Integrationsbeauftragte berufen. Frau Ibrah<strong>im</strong>ova bietet <strong>im</strong> Rathaus eine Sprechst<strong>und</strong>e für<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in enger Zusammenarbeit mit dem örtlichen Sozialamt an. Ein<br />

Patenschaftsprojekt, bei dem engagierte Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern mit Familien von<br />

Zugewanderten vernetzt werden, soll in diesem Jahr realisiert werden. Außerdem wird von<br />

der Integrationsbeauftragten mit finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde ein<br />

kontinuierliches niederschwelliges Sprachkursangebot für Zugewanderte gemacht.<br />

4. Ausblick<br />

Die Stelle für Migration <strong>und</strong> Integration hat sich als Vernetzungs- <strong>und</strong> Informationsstelle<br />

etabliert. In mehreren Gemeinden haben sich Strukturen entwickelt, die die Integrationsarbeit<br />

kontinuierlich voranbringen <strong>und</strong> mit der Stelle für Integrationsangelegenheiten<br />

zusammenarbeiten.<br />

Die schon <strong>im</strong> Handlungskonzept vor zwei Jahren benannten Problemfelder bestehen jedoch<br />

weiterhin. Es wäre zu begrüßen, wenn in allen Kommunen Ansprechpersonen in den<br />

Verwaltungen zur Verfügung ständen.<br />

Die Wege zu Integrationskursen <strong>und</strong> Beratungseinrichtungen bleiben weit, niederschwellige<br />

Sprachkursangebote sind nicht überall verfügbar. Neu Zugewanderten, unabhängig von<br />

ihrem Aufenthaltsstatus, sollten möglichst in allen Kommunen solche Angebote gemacht<br />

werden können.<br />

Niederschwellige Sprachkurse, wie sie z.B. in Faßberg ehrenamtlich organisiert werden,<br />

bieten gleichzeitig die Möglichkeit, Migranten in Alltagsfragen, die es in dieser Situation<br />

<strong>im</strong>mer zu beantworten gibt, zu unterstützen. So erhalten Zuziehende bei der Anmeldung <strong>im</strong><br />

Rathaus in Faßberg die Informationen zu dem Sprachkursangebot über das Familienbüro.<br />

Die Weiterentwicklung einer lokalen Anerkennungs-, Begegnungs- <strong>und</strong> Willkommenskultur<br />

ist wünschenswert. Gleiches gilt in Bezug auf eine interkulturelle Öffnung der Vereine,<br />

Institutionen <strong>und</strong> Verwaltungen. Bemühungen um mehr Partizipation von Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sind ein Teil der<br />

interkulturellen Öffnung.<br />

War das komplexe Konzept der interkulturellen Ausrichtung ursprünglich für soziale Dienste<br />

erdacht worden, wird es inzwischen für viele Verwaltungsbereiche als notwendig<br />

vorausgesetzt. Verstanden wird es als „ein bewusst gestalteter Prozess, der (selbst-)<br />

reflexive Lern- <strong>und</strong> Veränderungsprozesse von <strong>und</strong> zwischen unterschiedlichen Menschen,<br />

Lebensweisen <strong>und</strong> Organisationsformen ermöglicht, wodurch Zugangsbarrieren <strong>und</strong><br />

Abgrenzungsmechanismen in den zu öffnenden Organisationen abgebaut werden <strong>und</strong><br />

Anerkennung ermöglicht wird.“ 24 Maßnahmen, die zu einer interkulturellen Öffnung gehören,<br />

sind Schulungen für Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter bzw. Mitglieder, beispielsweise zur<br />

24<br />

Interkulturelle Öffnung <strong>und</strong> Diversity Management, IQ-Schriftenreihe, Band I, 2007,<br />

Dr. Hubertus Schröer, S. 9


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ZWISCHENBERICHT <strong>2012</strong><br />

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interkulturellen Sensibilisierung. Das Bereitstellen von (mehrsprachigem)<br />

Informationsmaterial gehört ebenfalls dazu.<br />

Eine längerfristige Initiative ist <strong>im</strong> Bereich der interkulturellen Öffnung der freiwilligen<br />

Feuerwehr vorgesehen. Auch <strong>im</strong> Landkreis Celle sind Mitglieder mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in<br />

den Ortswehren stark unterrepräsentiert. Um eine bessere Partizipation dieser<br />

Bevölkerungsgruppe zu erreichen <strong>und</strong> einem teilweise abzusehenden Nachwuchsproblem<br />

der Jugendfeuerwehren entgegenzuwirken, ist eine Initiative vorgesehen. Ein Kurzkonzept<br />

wurde von der Stelle für Integration <strong>und</strong> Migration vorgelegt. Als erster konkreter Schritt ist<br />

ein Gespräch zwischen Kreisfeuerwehrführung <strong>und</strong> Kreisverwaltung gemeinsam mit<br />

Gemeindevertretern vorgesehen.<br />

Zuwanderung sollte <strong>im</strong> Landkreis Celle noch mehr als bisher als Chance für die<br />

Zukunftsfähigkeit der Kommunen gesehen werden. Integrationsprojekte werden häufig<br />

ausschließlich als Lösung sozialer Probleme auf Defizite fokussiert. Ein Umdenken in<br />

Richtung einer Potenzialorientierung ist mit Blick auf den demografischer Wandel <strong>und</strong> einen<br />

zunehmenden Fachkräftemangel angemessen.<br />

Vielversprechend ist die Beteiligung am Forschungs-Praxis-Projekt der Schader-Stiftung. Die<br />

gewonnenen Erkenntnisse werden allen Interessierten zugänglich gemacht werden, so dass<br />

andere Kommunen an den Ergebnissen teilhaben können. Es ist zu erwarten, dass das<br />

Projekt Antworten auf Fragen der Zuwanderungs- <strong>und</strong> Integrationspolitik <strong>im</strong> Landkreis Celle<br />

findet.<br />

Die begrenzten Ressourcen der Kommunen, in Bezug auf Verwaltungskraft, Finanzen <strong>und</strong><br />

auf Zuwanderungszahlen sind ein beschränkender Faktor <strong>im</strong> Handlungsfeld Integration.<br />

Viele Initiativen basieren auf ehrenamtlichem Engagement <strong>und</strong> größeren Projektvorhaben<br />

stehen die geringen Zuwanderungs- <strong>und</strong> Ausländerzahlen in unserem Flächen<strong>landkreis</strong><br />

entgegen.<br />

Die Angebote zur Zusammenarbeit <strong>und</strong> Unterstützung durch den Landkreis Celle sind davon<br />

unabhängig <strong>und</strong> können von den Kommunen genutzt werden, um weitere<br />

<strong>integration</strong>spolitische Ideen <strong>und</strong> Initiativen auf den Weg zu bringen.

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