26.02.2013 Aufrufe

Haut - TAKO - Tiroler Arbeitskreis für Onkologie

Haut - TAKO - Tiroler Arbeitskreis für Onkologie

Haut - TAKO - Tiroler Arbeitskreis für Onkologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Haut</strong>tumore<br />

Empfehlungen zu Diagnostik, Therapie und<br />

Nachsorgeuntersuchungen in Tirol<br />

R O H E N T W U R F


Vorwort<br />

„<strong>Haut</strong>krebs“, Melanome, Non-melanoma-skin cancer der <strong>Haut</strong> und Schleimhäute<br />

zusammengefasst, repräsentiert die häufigste maligne Neoplasie des<br />

Menschen und die Tendenz dieser Entitäten ist steigend.<br />

Während Basaliome und Plattenepithelkarzinome besonders häufig in<br />

der Bevölkerung sind, besteht beim fortgeschrittenen Melanom eine frühe<br />

Tendenz zur Metastasierung und damit eine ungünstige Prognose. Macht<br />

die Anzahl der Melanome zwar nur etwa 5-10% aller <strong>Haut</strong>tumore aus, so ist<br />

diese Tumorerkrankung doch <strong>für</strong> mehr als 90% aller Todesfälle an <strong>Haut</strong>krebs<br />

verant wortlich.<br />

In den frühen Stadien ist <strong>Haut</strong>krebs gut behandelbar. Früherkennungs- und<br />

Präventionprogramme sind überaus erfolgreich („Sonne ohne Reue‟). Waren<br />

bis vor ein paar Jahren die Therapieoptionen <strong>für</strong> fortgeschrittene <strong>Haut</strong> krebserkrankungen<br />

äußerst beschränkt und die Wirksamkeit bescheiden, so<br />

geben uns die letzten Jahre Hoffnung, diese Erkrankungen besser behandeln<br />

zu können. Dies ist vor allem den sogenannten „targeted therapies‟ zu<br />

verdanken, die es uns erlauben, unsere Patienten individueller und effektiver<br />

zu behandeln.<br />

Die Arbeitsgruppe „Melanom und dermatologische <strong>Onkologie</strong>‟ der Österreichischen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) orientiert<br />

sich in ihren Empfehlungen an den deutschsprachigen und internationalen<br />

Richtlinien. Internationale Leitlinien haben immer den Nachteil, dass sie einen<br />

Kompromiss, einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“, darstellen, da sie auf<br />

lokale Gegebenheiten, Ressourcen und sozialversicherungstechnische,<br />

spezi fische Gesetze Rücksicht nehmen müssen. Aber auch nationale oder<br />

lokale Leitlinien stellen lediglich Empfehlungen dar, die keinen Gesetzescharakter<br />

haben können. Sie sind <strong>für</strong> Ärzte unverbindlich und haben weder<br />

haftungs begründende noch haftungsbefreiende Wirkung. Die letztendliche<br />

Ent scheidung und Verantwortung, wie der onkologische Patient zu behandeln<br />

ist, verbleibt somit beim betreuenden Arzt.<br />

Es wurde unsererseits versucht, die Kapitel knapp und möglichst übersichtlich<br />

zu strukturieren, sodass der dermato-onkologisch tätige Arzt rasch die<br />

geeigneten Informationen <strong>für</strong> Diagnostik und Therapie erhalten kann. Wir<br />

hoffen, dass unsere an die <strong>Tiroler</strong> Gegebenheiten regional angepasste<br />

Synthese geltender Richtlinien den PatientInnen zugutekommt.<br />

Prof. Georg Weinlich Prof. Van Anh Nguyen<br />

<strong>Haut</strong>tumore Vorwort 3


4 <strong>Haut</strong>tumore<br />

<strong>TAKO</strong><br />

Obmann<br />

1. Obmann-Stv.<br />

2. Obmann-Stv.<br />

Schriftführer<br />

1. Schriftführer-Stv.<br />

2. Schriftführer-Stv.<br />

Kassier<br />

Ärztekammervertreter<br />

Koordinator<br />

<strong>TAKO</strong> Vorstand<br />

<strong>TAKO</strong> Vorstand und Mitwirkende<br />

Vorstand und Mitwirkende<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Peter Lukas Strahlentherapie-Radioonkologie, Innsbruck<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Gattringer Innere Medizin, Kufstein<br />

Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl Hämatologie & <strong>Onkologie</strong>, Innsbruck<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Ewald Wöll Innere Medizin, Zams<br />

ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Eisterer Innere Medizin, Innsbruck<br />

ao. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Stauder Hämatologie & <strong>Onkologie</strong>, Innsbruck<br />

Univ.-Doz. Dr. Eberhard Gunsilius Hämatologie & <strong>Onkologie</strong>, Innsbruck<br />

Dr. Stefan Kastner Ärztekammer Tirol<br />

Mitwirkende in der Arbeitsgruppe <strong>Haut</strong>tumore<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Georg Weinlich Dermatologie & Venerologie, Innsbruck<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Van Anh Nguyen Dermatologie & Venerologie, Innsbruck<br />

Dr. Arpad Sztankay Strahlentherapie-Radioonkologie, Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Pierer Plastische-, Rekonstruktive- und<br />

Ästhetische Chirurgie Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Michael Rasse Zahn-, Mund- & Kieferheilkunde,<br />

Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Herbert Riechelmann HNO, Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Johann Pratschke Chirurgie, Innsbruck<br />

Univ.-Doz. Dr. Eberhard Gunsilius Hämatologie, Innsbruck<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Reto Bale Radiologie, Innsbruck<br />

Dr. Renate Frank Radiologie, Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Nikolaos E. Bechrakis Augenheilkunde, Innsbruck<br />

Satz, Gestaltung und Version<br />

Dr. Eugen Preuß pdl, Innsbruck<br />

Version 1.0<br />

Copyright: pdl 2012


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Melanom<br />

1.1 Epidemiologie<br />

1.2 Klinische und histopathologische Subtypen<br />

1.3 Diagnostik<br />

1.3.1 Prognose und Staging<br />

1.3.2 Histopathologische Diagnostik<br />

1.3.3 Molekularbiologische Diagnostik<br />

1.3.4 Ausbreitungsdiagnostik<br />

1.4 Chirurgische Therapie<br />

1.4.1 Wächterlymphknotenbiopsie / Sentinel­lymphnode biopsy (SLNB)<br />

1.4.2 Operative Therapie in metastasierten Stadien<br />

1.5 Bestrahlung<br />

1.6 Adjuvante Therapie<br />

1.7 Systemische Therapie des metastasierenden Melanoms<br />

1.7.1 Chemotherapie und Chemoimmuntherapie<br />

1.7.2 Zielgerichtete, molekulare Therapien<br />

1.8 Nachsorge<br />

2 Basaliom<br />

2.1 Epidemiologie<br />

2.2 Klinik und Histopathologie<br />

2.3 Diagnostik<br />

2.4 Therapie<br />

2.4.1 Chirurgie<br />

2.4.2 Nicht-chirurgische Therapien<br />

2.5 Nachsorge<br />

2.6 Therapie von Rezidiven<br />

2.7 Systemtherapien<br />

3 Plattenepithelkarzinom<br />

3.1 Epidemiologie<br />

3.2 Subtypen und Histologie<br />

3.2.1 In situ Plattenepithelkarzinom<br />

3.2.2 Invasives Plattenepithelkarzinom<br />

3.3 Stadieneinteilung und Prognose<br />

3.4 Diagnostik<br />

3.5 Therapie<br />

3.6 Nachsorge<br />

3.7 Rehabilitation<br />

3.8 Psychosoziale Versorgung<br />

7<br />

10<br />

11<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

22<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

31<br />

33<br />

37<br />

<strong>Haut</strong>tumore Inhaltsverzeichnis 5


6 <strong>Haut</strong>tumore<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

4 Merkelzellkarzinom<br />

4.1 Epidemiologie<br />

4.2 Klinik und Histopathologie<br />

4.3 Diagnostik<br />

4.4 Prognose und Staging<br />

4.5 Therapie<br />

4.5.1 Operative Therapie<br />

4.5.2 Strahlentherapie<br />

4.5.3 Chemotherapie<br />

4.5.4 Experimentelle Therapien<br />

4.6 Nachsorge<br />

5 Dermatofibrosarkoma protuberans<br />

5.1 Epidemiologie und Stadieneinteilung<br />

5.2 Klinik und Histopathologie<br />

5.3 Diagnostik<br />

5.4 Therapie<br />

5.4.1 Operative Therapie<br />

5.4.2 Andere Therapieverfahren<br />

5.5 Nachsorge<br />

6 Literatur


1 Melanom<br />

Das maligne Melanom entsteht durch Mutationen in Onkogenen und Tumorsuppressor<br />

genen der neuroektodermalen Melanozyten der <strong>Haut</strong>, aber auch<br />

der Schleimhäute, Augen und Meningen.<br />

1.1 Epidemiologie<br />

Die weltweite Inzidenz des malignen Melanoms steigt stetig an, insbesonders<br />

in der weißen Bevölkerung und in Regionen starker Sonnenexposition. In<br />

Europa liegt die Neuerkrankungsrate bei 10-20 pro 100.000, in den USA bei<br />

20-30, in Australien, wo die höchste Inzidenz zu verzeichnen ist, bei 50-80 pro<br />

100.000 Einwohner. In Bevölkerungen mit stärkerer Pigmentierung (Asiaten,<br />

Afrikaner) ist das Melanom hingegen selten und nahezu ausschließlich im<br />

Schleimhautbereich oder palmoplantar lokalisiert.<br />

Individuen mit hoher Nävus­Zahl oder großen Nävi (kongenitale Nävi) sind<br />

besonders gefährdet. 5-10 % der Melanome treten in erblich belasteten<br />

Familien auf, die Vererbung ist jedoch zumeist polygen. Neben konstitutionellen<br />

Faktoren spielt unter den exogenen Einflussgrößen die UV­<br />

Belastung eine zentrale Rolle.<br />

In Österreich werden die Neuerkrankungszahlen zwar jährlich vom Statistischen<br />

Zentralamt erhoben und publiziert, jedoch spiegeln diese Daten nach<br />

Abbildung 1:<br />

Bundesländervergleich der<br />

bösartigen Neubildungen<br />

der <strong>Haut</strong> (2005-2007) –<br />

altersstandardisierte Raten<br />

auf 100.000 Personen<br />

Quelle:<br />

Statistik AUstria,<br />

Österreichisches Krebsregister<br />

(Stand:27.08.2009) und<br />

Todesursachenstatistik<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 7


8<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

Meinung der Österreichischen Gesellschaft <strong>für</strong> Dermatologie und Venerologie<br />

(ÖGDV) nicht die wahre Situation wider, da das Meldungsverhalten sehr<br />

unter schiedlich ist. So ist ein deutliches West-/Ostgefälle der Inzidenz<br />

zu verzeichnen, hingegen ist die Mortalitätsrate in allen Bundesländern<br />

etwa gleich; eine mögliche Erklärung ist die mangelnde Meldung von Neuerkrankungsfällen.<br />

In Tirol erhebt das Tumorregister des Institutes <strong>für</strong> klinische Epidemiologie<br />

nicht nur passiv, sondern auch aktiv Tumordaten, sodass die Dunkelziffer<br />

an nicht bekannten Neuerkrankungsfällen relativ gering ist. Die Inzidenz<br />

des Melanoms steht bei Frauen in Tirol bereits an der 3. Stelle aller<br />

Tumorerkrankungen, bei den Männern an der 5. Stelle, dies entspricht dem<br />

internationalen Vergleich.<br />

Abbildung 2: Die häufigsten Tumorlokalisationen in Tirol 2005-2009<br />

Frauen Männer<br />

Quelle: IET - Institut <strong>für</strong> klinische Epidemiologie der TILAK GmbH,<br />

„Inzidenz und Mortalität bösartiger Neubildungen in Tirol Diagnosejahr 2009‟<br />

Im Jahre 2009 wurde bei rund 300 Personen in Tirol ein invasives Melanom<br />

diagnostiziert, dazu kommen weitere 250 nicht invasive in-situ-Melanome.


Abbildung 3: Inzidenzdaten und Mortalitätsdaten Melanom invasiv<br />

Quelle: IET - Institut <strong>für</strong> klinische Epidemiologie der TILAK GmbH,<br />

„Inzidenz und Mortalität bösartiger Neubildungen in Tirol Diagnosejahr 2009‟<br />

Im EU-Vergleich liegt die Inzidenzrate vergleichsweise hoch; wenn man die<br />

Daten aber auf die in den Krankenhäusern diagnostizierten Fälle einschränkt<br />

(und nur diese Fälle werden von den meisten internationalen Registern<br />

registriert), so liegt Tirol bei den Frauen und Männern im EU­Durchschnitt.<br />

Das durchschnittliche Alter der Patienten mit einem invasiven Melanom<br />

lag bei 53 Jahren, 48% der weiblichen und 42% der männlichen Patienten<br />

waren jünger als 50. Pro Jahr verstarben um die 10 Frauen und 15 Männer<br />

an einem invasiven Melanom. Erfreulicherweise konnte das Stadium, in<br />

welchen die primären Melanome diagnostiziert werden, vermutlich durch<br />

erhöhte Vorsorgeempfehlungen in den letzten Jahren reduziert werden. Eine<br />

niedrigere Tumordicke nach Breslow bei Erstdiagnose ist mit einer besseren<br />

Prognose <strong>für</strong> die Tumorerkrankung assoziiert.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 9


Abbildung 4:<br />

Stadieneinteilung<br />

invasives Melanom<br />

2005-2009 versus 2000-2004<br />

10<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

Frauen Männer<br />

Quelle: IET - Institut <strong>für</strong> klinische Epidemiologie der TILAK GmbH,<br />

„Inzidenz und Mortalität bösartiger Neubildungen in Tirol Diagnosejahr 2009‟<br />

1.2 Klinische und histopathologische Subtypen<br />

Das superfiziell spreitende Melanom (SSM), der häufigste Melanomtyp,<br />

beginnt mit einer intraepidermalen horizontalen Ausbreitungsphase zunächst<br />

als Fleck, entwickelt sich dann invasiv flach erhaben, häufig mit farblicher<br />

Vielfalt, hellen Regressionszonen und sekundär knotigen Anteilen. Histologisch<br />

charakteristisch ist ein pagetoides Muster der intraepidermalen Tumorkomponente.<br />

Das noduläre Melanom (NM) imponiert als primär knotiger, exophytischer,<br />

überwiegend schwarzbrauner, häufig erosiv­blutiger Tumor, dem eine initiale<br />

horizontale Wachstumsphase und damit die Möglichkeit zur Frühdiagnose<br />

fehlt.<br />

Das Lentigo maligna Melanom (LMM) entsteht oft erst nach vielen Jahren<br />

aus einer Lentigo maligna (in­situ Melanom) nahezu ausschließlich im<br />

Gesichtsbereich älterer Patienten.<br />

Das akral-lentiginöse (akrolentiginöse) Melanom (ALM) findet sich<br />

vorwiegend palmoplantar, aber auch als sub- oder periunguales Melanom.<br />

Es zeichnet sich in seiner intraepidermalen Frühphase meist durch unscharf<br />

begrenzte, inkohärente Pigmentierungen aus, ehe die knotigen Anteile ein<br />

invasives Wachstum zeigen.


Einige Melanome sind jedoch nach diesem Schema nicht klassifizierbar<br />

oder repräsentieren Mischformen. Klinische Sonderformen sind z.B.<br />

amelanotische Melanome, sowie Schleimhaut- oder andere extrakutane<br />

Melanome, die etwa 5 % aller Melanome ausmachen. Eine zunehmend<br />

wichtige Rolle übernimmt die molekularpathologische Klassifizierung der<br />

Melanome (siehe unten).<br />

1.3 Diagnostik<br />

Pigmentläsionen werden nach der sogenannten A-B-C-D Regel beurteilt:<br />

A = Asymmetrie des Aufbaus<br />

B = Begrenzung unregelmäßig<br />

C = Colorit inhomogen<br />

D = Durchmesser > 5 mm<br />

Zur differentialdiagnostischen Abklärung sollte in der Regel die Auflichtmikros<br />

kopie (Dermatoskopie) herangezogen werden, welche die diagnostischen<br />

Treffsicherheit und damit Sensitivität und Spezifität des trainierten<br />

Befunders erhöhen.<br />

Mehrere dermatoskopische Scores zur Melanomdiagnose wurden entwickelt.<br />

Dazu zählen die modifizierte Musteranalyse, die ABCD­Regel der Dermatoskopie,<br />

die Bewertungsmethode nach Menzies oder die 7-Punkte-Checkliste.<br />

Eine Verlaufsbeobachtung ist mit der computergestützten Dermatoskopie<br />

möglich. Änderungen der Pigmentmale können so leichter erkannt und<br />

bewertet, stärker vergrößert und mit digitalen Bildanalyseprogrammen untersucht<br />

werden.<br />

1.3.1 Prognose und Staging<br />

Ca. 90 % aller malignen Melanome kommen derzeit als Primärtumor ohne<br />

erkenn bare Metastasierung zur ersten Diagnose. Die tumorspezifische<br />

10-Jahres -Überlebensrate im Gesamtkollektiv beträgt ca. 75-80 %. Die<br />

wichtig sten prognostischen Faktoren beim primären malignen Melanom<br />

ohne Metastasen sind:<br />

• Die vertikale Tumordicke nach Breslow: TD < 1,0 mm: ca. 88 - 95 %<br />

tumorspezifische 10­Jahres­Überlebensrate (10­JÜR); 1,01 – 2,0 mm: ca.<br />

79 – 84 % 10­JÜR; 2,01 – 4,0 mm ca. 64 ­ 73 % 10­JÜR; > 4,0 mm: ca. 52<br />

- 54% 10-JÜR.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 11


12<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

• Obige Werte gelten <strong>für</strong> Tumoren ohne Ulzeration, welche die Prognose<br />

verschlechtert. Das Vorhandensein einer histologisch erkennbaren<br />

Ulzeration führt daher in der aktuellen AJCC­Klassifikation zur<br />

Gruppierung in ein höheres Stadium.<br />

• Eine Mitoserate ≥ 1/mm2 im histologischen Präparat<br />

• Der Nachweis von Mikrometastasierung in den regionären Lymphknoten<br />

durch Wächterlymphknotenbiopsie (SLNB)<br />

Weitere nicht signifikante Prognosefaktoren sind der Invasionslevel nach<br />

Clark, die Tumorlokalisation oder das Geschlecht.<br />

Das maligne Melanom kann sowohl primär lymphogen als auch primär hämatogen<br />

metastasieren. Etwa 2/3 aller Erstmetastasierungen sind zunächst auf<br />

das regionäre Lymphabflußgebiet beschränkt.<br />

Eine regionäre Metastasierung kann mit Satelliten­Metastasen (bis 2 cm<br />

um den Primärtumor), In­transit­Metastasen (in der <strong>Haut</strong> bis zur ersten<br />

Lymphknoten­Station) und regionären Lymphknotenmetastasen manifest<br />

werden.<br />

Die 10-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit beträgt bei Patienten mit<br />

Satelliten- und In-transit-Metastasen ca. 30-50 % und bei Patienten mit<br />

klinisch manifesten regionären LK-Metastasen ca. 20-40 %.<br />

Bei Fernmetastasierung ist die Prognose zumeist infaust, die mediane<br />

Überlebenszeit ohne Behandlung beträgt nur ca. 6-9 Monate, wobei je nach<br />

Organbefall eine erhebliche Variationsbreite vorliegt.<br />

Für das maligne Melanom wurde vom AJCC (American Joint Committee on<br />

Cancer) 2009 eine neue TNM­Klassifikation und Stadieneinteilung publiziert,<br />

welche den prognostischen Parametern Rechnung trägt und international<br />

akzeptiert wird.


Balch CM et al., Final version of 2009 AJCC melanoma staging and classification, J Clin Oncol.<br />

2009 Dec 20;27(36):6199­206.<br />

1.3.2 Histopathologische Diagnostik<br />

Die klinische Verdachtsdiagnose eines Melanoms bedarf der histologischen<br />

Bestätigung. Hierbei sollte stets eine vollständige Exzisionsbiopsie der<br />

verdächtigen Läsion angestrebt werden, eine Probebiopsie (Inzisionsbiopsie)<br />

ist manchmal bei z.B. sehr großen Läsionen, ins besonders an kosmetisch<br />

schwierigen Stellen (z.B. große Lentigo Maligna im Gesicht) erforderlich.<br />

Da das Melanom sowohl klinisch, als auch histopathologisch manchmal<br />

schwierig zu diagnostizieren ist, sollte das Exzidat von einer/einem in der<br />

histologischen Beurteilung von pigmentierten <strong>Haut</strong>veränderungen erfahrenen<br />

ÄrztIn beurteilt werden.<br />

Der histologische Befund soll folgende Merkmale enthalten:<br />

• den Melanomtyp<br />

• die Tumordicke in mm nach Breslow<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 13


14<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

• Zeichen der Ulzeration<br />

• Mitoserate ≥ 1/mm 2<br />

• Angabe der Resektionsränder nach lateral und in die Tiefe<br />

Weiter mögliche histologische Zusatzinformationen können beinhalten:<br />

• die Eindringtiefe nach Clark<br />

• Regressionszeichen<br />

• Einbruch in Lymph­oder Blutgefäße<br />

• Vorhandensein von Tumor infiltrierenden Lymphozyten (TILs)<br />

Bei histologisch unklaren Tumoren, amelanotischen Tumoren oder auch<br />

Melanom-metastasen kann eine weiterführende immunophänotypische<br />

Charakterisierung (z.B. S-100 Protein, HMB-45 Antigen, Melan A, als<br />

Proliferations marker MIB­1) erforderlich sein.<br />

1.3.3 Molekularbiologische Diagnostik<br />

In den letzten Jahren gewinnen weiterführende molekularbiologische<br />

Analysen zunehmend an Bedeutung. Gerade bei PatientInnen mit Fernmetas<br />

tasen, die einer Systemtherapie zugeführt werden sollen (ab<br />

Stadium IIb), kann eine Mutationsanalyse einer Metastase, aber auch<br />

des ursprünglichen primären Melanoms die Therapiewahl beeinflussen.<br />

Durch die Entwicklung neuer, spezifischer Medikamente ist die Detektion<br />

von bestimmten Mutationen z.B. BRAF-V600, NRAS, c-KIT (bei akralen<br />

oder mukosalen Melanomen) <strong>für</strong> die Therapieentscheidung zum Standard<br />

geworden.<br />

1.3.4 Ausbreitungsdiagnostik<br />

Der Wert einer Ausbreitungsdiagnostik im Primärtumorstadium ist international<br />

umstritten und wird unterschiedlich gehandhabt. Früher war es<br />

üblich, bei allen invasiven Melanomen eine initiale Staginguntersuchung<br />

durchzuführen.<br />

Die Ausbreitungsdiagnostik umfasste dabei eine Lymphknotensonographie<br />

des regionären Abflußgebietes, die Sonographie des Abdomens einschließlich<br />

Becken und Retroperitoneum und eine Röntgen-Thoraxaufnahme (2<br />

Ebenen). Diese erhobenen Untersuchungsbefunde sind auch bei dünnen<br />

Tumoren geeignet, auffällige, aber harmlose Befunde wie z.B. Hämangiome<br />

der Leber, Nierenzysten bereits initial zu erkennen und bei<br />

späterer Feststellung aufwendige Untersuchungen z.B. zum Ausschluss von<br />

Metastasen zu vermeiden. Bei Patienten mit Melanomen mit einer Tumordicke<br />

> 1 mm, bei denen eine Wächterlymphknotenbiopsie geplant ist, wurde


präoperativ eine zusätzliche Ausbreitungsdiagnostik durchgeführt, um eine<br />

Fern metastasierung auszuschließen (z.B. Computertomographie, MRT-<br />

Schädel).<br />

Heute wird zwischen Niedrig- und Hochrisikopatienten unterschieden. Bei<br />

Niedrig-Risikopatienten wird auf Bildgebungen verzichtet, weil die Wahrschein<br />

lichkeit Tumor-relevanter Befunde niedrig ist, die Strahlen belastung<br />

vermeidbar und die mit falsch-positiven Befunden verbunden Unsicherheit<br />

vermeidbar ist. Nach den aktuellen deutschsprachigen S3-Empfehlungen<br />

werden ab dem Stadium IB eine Lymphknoten-Sonographie und Messung<br />

des Tumormarkers S-100 empfohlen, erst ab dem Stadium IIC/III (Tumordicke<br />

> 4mm, LK­Befall) neben der Lymphknotensonographie ein CT bzw.<br />

MRT, sowie die Bestimmung von S-100 und LDH.<br />

1.4 Chirurgische Therapie<br />

Bei malignen Melanomen, die noch nicht histologisch gesichert sind, ist<br />

primär eine Exzisionsbiopsie der verdächtigen Läsion anzustreben. Es<br />

sollte immer eine möglichst vollständige Exzision der pigmentierten Läsion<br />

ange strebt werden, um eine sichere Beurteilung des dermatohistologischen<br />

Präparates, aber auch der Resektionsränder zu ermöglichen. Die Exzision<br />

sollte innerhalb von 4-6 Wochen ab Diagnosestellung erfolgen.<br />

Probebiopsien (Inzisionsbiopsie) aus Arealen eines pigmentierten <strong>Haut</strong>tumors<br />

werden im Allgemeinen nicht durchgeführt, wenn Exzisionsbiopsien technisch<br />

möglich sind. Sie können bei bestimmten Indikationen (z.B. bei Verdacht auf<br />

eine ausgedehnte Lentigo maligna im Gesichtsbereich, bei akrolentiginösem<br />

Melanom oder auch bei Schleimhautveränderungen) notwendig sein.<br />

Bei gesicherter Melanomdiagnose ist die Therapie im klinischen Stadium I<br />

primär operativ. Die Wahl des Sicherheitsabstandes der Exzision richtet<br />

sich nach der Tumordicke und dem Metastasierungsrisiko. Bei Patienten<br />

mit dünnen Melanomen sind ausgedehnte Eingriffe nicht notwendig, und<br />

bei Patienten mit dicken Primärtumoren bleibt ein radikaleres operatives<br />

Vor gehen ebenfalls ohne Einfluss auf das Risiko der Fernmetastasierung.<br />

Aller dings ist ein zu kleiner Abstand möglicherweise mit dem Risiko von<br />

vermehrten Lokalrezidiven verbunden.<br />

Diesem Umstand trägt eine abgestufte Exzisionsstrategie Rechnung. In der<br />

Regel sind die Eingriffe in Lokalanästhesie mit Defektversorgung möglich.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 15


16<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

Bei eindeutigem Verdacht auf das Vorliegen eines invasiven Melanom<br />

sollte ein primärer Sicherheitsabstand von 10 mm gewählt werden. Größere<br />

Sicher heitsabstände sind bei primärer Exzision wegen einer gegebenenfalls<br />

später noch durchzuführenden Schildwächterlymphknotenbiopsie mit Lymphabstromszintigrafie<br />

aus dem Tumorgebiet zu vermeiden. Nach den derzeit<br />

international gültigen Empfehlungen werden folgende Sicherheitsabstände<br />

empfohlen:<br />

Tumordicke nach Breslow – Sicherheitsabstand<br />

in situ – 0,5 cm<br />

TD bis 2 mm – 1 cm<br />

TD > 2 mm – 2 cm<br />

1.4.1 Wächterlymphknotenbiopsie / Sentinel-lymphnode biopsy (SLNB)<br />

Die Wächterlymphknotenbiopsie wurde entwickelt, um selektiv den ersten<br />

drainierenden Lymphknoten des regionären Lymphabstromgebietes darzustellen.<br />

Das Verfahren ist <strong>für</strong> klinisch Lymphknoten-negative Patienten<br />

geeignet, die unter Verwendung aller üblichen diagnostischen Verfahren<br />

(Lymphknotenpalpation, Lymphknotensonographie) keine Hinweise <strong>für</strong> manifeste<br />

Lymphknotenmetastasen aufweisen. Nur in wenigen Fällen (< 5 %)<br />

wird der Wächterlymphknoten übersprungen.<br />

Die Wächterlymphknotenbiopsie ist eine Staging-Untersuchung („pathologisches<br />

Staging‟) und keine therapeutische Maßnahme mit nachgewiesenem<br />

Wert im Hinblick auf eine Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit.<br />

Eine Wächterlymphknotenbiopsie ist laut internationalen Leitlinien ab<br />

einer Tumordicke von 1,0 mm nach Breslow angezeigt. Nur bei Vorliegen<br />

weiterer ungünstiger Prognoseparameter (Mitoserate > 1, Ulzeration<br />

des Primärtumors, Clark­Level IV/V) kann auch bei geringeren Tumordicken<br />

eine Wächterlymphknotenbiopsie erwogen werden. Die Wächterlymphknotenbiopsie<br />

sollte vorrangig in mit dieser Operationstechnik und<br />

nuklearmedizinischen Darstellungstechniken vertrauten Zentren vorgenommen<br />

werden.<br />

Bei fehlendem Nachweis einer Mikrometastasierung im Wächterlymphknoten<br />

sind keine weiteren operativen Maßnahmen an der regionalen Lymphknotenstation<br />

indiziert.


Bei Nachweis einer Mikrometastasierung im Wächterlymphknoten wird eine<br />

Ausräumung der entsprechenden Lymphknotenstation (radikale Lymphadenektomie)<br />

angeboten, wenngleich der prognostische Überlebensvorteil<br />

nicht durch Studien gesichert ist.<br />

Ein positives Ergebnis der histologischen Aufarbeitung des Wächter lymphknoten<br />

hat Einfluss auf die Stadieneinteilung (upgrading) und damit auch auf<br />

den Einsatz einer möglichen adjuvanten Therapie.<br />

1.4.2 Operative Therapie in metastasierten Stadien<br />

Bei Satelliten- und/oder In-transit-Metastasen erfolgt möglichst die operative<br />

Entfernung aller Metastasen im Gesunden. Bei multiplen Satelliten- und /<br />

oder In-transit-Metastasen im Extremitätenbereich ohne weitere Metastasierung,<br />

ist die hypertherme Zytostatikaperfusion in therapeutischer Indikation<br />

zu erwägen. Alternativen sind unter anderem intraläsionales Interleukin-2<br />

und Elektrochemotherapie.<br />

Bei klinisch oder sonographisch diagnostizierten regionären Lymphknotenmetastasen<br />

ist eine radikale Lymphadenektomie (bzw. modifiziert radikale<br />

Neck­Dissektion, ggf. auch selektive Neck­Dissektion) mit kurativer Indikation<br />

indiziert. Im Anschluss daran kann eine lokale Irradiatio sinnvoll sein (siehe<br />

unten).<br />

Im Stadium IV sollte beim Vorliegen operabler Metastasen (z.B. Lunge oder<br />

Hirn) die operative Exstirpation der Metastase(n) (R0­Resektion) als Therapie<br />

der ersten Wahl angestrebt werden, wenn Tumorfreiheit erzielt werden kann.<br />

Ein Vorteil lediglicher Tumormassenreduktion ist nicht gesichert und sollte<br />

interdisziplinär abgewogen werden, wenn funktionelle Einschränkungen<br />

damit behebbar sind.<br />

1.5 Bestrahlung<br />

Die alleinige Strahlentherapie ist als Primärbehandlung bei malignem<br />

Melanom nur in den Einzelfällen indiziert, bei denen ein operativer Eingriff<br />

unmöglich oder nicht sinnvoll ist (z.B. große Lentigo maligna Melanome<br />

bei älteren Personen). Es werden schnelle Elektronen oder konventionelle<br />

Röntgenstrahlen in Weichstrahltechnik in konventioneller Fraktionierung mit<br />

Einzeldosen zwischen 2,0 und 3,0 Gy und einer Zielvolumendosis zwischen<br />

50 und 60 Gy eingesetzt. Die lokale Tumorkontrolle mittels Bestrahlung ist<br />

der chirurgischen Therapie unterlegen.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 17


18<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

Die Strahlentherapie ist indiziert, wenn eine Operation regionärer Lymph-<br />

knotenstationen non in sano (R1­Resektion) verläuft bzw. bei Inoperabilität,<br />

obwohl die Literatur hierzu widersprüchlich ist.<br />

Die Strahlentherapie von Knochenmetastasen kann eine effektive Palliation<br />

erzielen. Die Ansprechrate liegt zwischen 67% und 85 % und wird häufig<br />

bereits unter Therapie beobachtet. Generell stellt sich die Indikation zur<br />

palliativen Bestrahlung bei Schmerzen und / oder Statikgefährdung bzw.<br />

Kompression des Spinalkanales mit oder ohne neurologische Symptomatik.<br />

Das maligne Melanom zeichnet sich gegenüber anderen Malignomen durch<br />

eine ausgeprägte Tendenz zur zerebralen Metastasierung aus, die mit einer<br />

Prognose von 3-5 Monaten einhergeht. Neben einer Hirndruckprophylaxe<br />

mit Dexamethason können solitäre Hirnmetastasen mittels stereotaktischer<br />

Einzeitbestrahlung (oder operativer Resektion) behandelt werden. Der Vorteil<br />

der stereotaktischen Einzeitbehandlung liegt in der geringen Toxizität. Die<br />

Behandlung von Hirnmetastasen (stereotaktisch oder operativ) kombiniert<br />

mit Bestrahlung des Ganzhirns kann die mediane Überlebenszeit verlängern.<br />

1.6 Adjuvante Therapie<br />

Bei Melanompatienten mit einem erhöhten Metastasierungsrisiko ab Stadium<br />

IIA (= 2,0 mm Tumordicke, mit oder ohne Ulzeration) wird eine adjuvante<br />

Immuntherapie angeboten. Da ihre Nebenwirkungen die Lebensqualität<br />

allerdings einschränken kann, sind die Indikation, und die Risiken (z.B.<br />

Fieber, Laborveränderungen, Depression) und Alternativen sorgfältig abzuwägen.<br />

Interferon-alpha ist die erste Substanz in der adjuvanten Therapie des<br />

malignen Melanoms, die in prospektiv randomisierten Studien zu einem<br />

signifi kanten Vorteil bezüglich Rezidivfreiheit <strong>für</strong> die Behandelten geführt hat.<br />

Nur in wenigen Studien zeigte sich ein Trend zum verbesserten Überleben.<br />

Eine adjuvante Therapie mit Interferon-alpha sollte jedenfalls allen Patienten<br />

mit erhöhtem Metastasierungsrisiko angeboten werden, soweit keine Kontraindikationen<br />

bestehen.<br />

Für das Stadium der Lymphknotenmetastasierung wurden international<br />

verschiedene randomisierte Therapiestudien mit unterschiedlichen Interferon-Dosierungen<br />

durchgeführt. Die klarsten Therapieergebnisse liegen<br />

momentan zur Hochdosis-Interferon-Therapie vor. Zwei prospektiv-randomisierte<br />

Studien zeigten übereinstimmend einen Vorteil in Bezug auf die


ezidivfreie Überlebenszeit zu unbehandelten Kontrollpatienten.<br />

Vergleichsstudien zwischen IFN-alpha 3 x 3 Mill E / Woche und Hochdosisschemen<br />

haben keinen klaren Vorteil der Hochdosis herausarbeiten können.<br />

Die Akzeptanz dieser Ergebnisse als Therapiestandard im Stadium der<br />

Lymph knoten-metastasierung ist in den USA und Kanada vorhanden,<br />

während in verschiedenen europäischen Ländern aufgrund der relativ hohen<br />

Toxizität des Hochdosis-Interferons und des Therapievorteils nur <strong>für</strong> eine<br />

begrenzte Subgruppe von Patienten (z.B. Ulzeration des Primärtumors,<br />

Makro­Metastasen des LK) höhere Interferondosierungen selektiv eingesetzt<br />

werden.<br />

1.7 Systemische Therapie des metastasierenden Melanoms<br />

Prinzipielle Indikationen zur systemischen Chemotherapie/Chemoimmuntherapie<br />

sind inoperable Rezidivtumoren, inoperable regionäre Metastasen<br />

und Fernmetastasen.<br />

1.7.1 Chemotherapie und Chemoimmuntherapie<br />

Für die systemische Chemotherapie des fortgeschrittenen Melanoms stehen<br />

verschiedene Substanzen zur Verfügung, deren klinische Wirksamkeit<br />

vergleichbar ist. Die älteste und am besten untersuchte Substanz ist<br />

Dacarbazin (DTIC). Objektive Remissionen, d.h. eine Rückbildung der<br />

Tumor massen um mehr als 50% werden aber nur in etwa 10% der Patienten<br />

nach einer Monochemotherapie mit Dacarbazin beobachtet. In einem noch<br />

geringeren Anteil werden komplette Remissionen erzielt, die meistens nur<br />

von kurzer Dauer (3­6 Monate) sind. Das Ein­Tages­Regime (850 mg/m2 i.v.<br />

alle 3­4 Wochen) führt zu vergleichbaren Ergebnissen wie das Fünf­Tages­<br />

Regime (250 mg/m2 i.v. Tag 1­5 alle 3­4 Wochen), das keine höhere Toxizität<br />

besitzt.<br />

Alternativen inkludieren den Nitrosoharnstoff Fotemustin, der aufgrund<br />

seiner Liquorgängigkeit auch bei Hirnmetastasen eingesetzt werden kann,<br />

und Temozolomid, ein Alkylans, das im Gegensatz zu den vorgenannten<br />

Chemotherapeutika oral verabreicht wird. Aufgrund der Liquorgängigkeit<br />

ist Temozolomid im Gegensatz zu Dacarbazin, wie Fotemustine auch bei<br />

Hirnmetastasen wirksam. Temozolomid wird in einer Dosierung von 150 mg/<br />

m2 Tag 1-5 alle 4 Wochen eingesetzt, alternativ täglich in metronomischer<br />

Dosierung von 20 – 40 mg tgl. p.o.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 19


20<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

Durch eine Kombination von Zytostatika mit Zytokinen kann eine Steigerung<br />

der objektiven Ansprechraten erreicht werden, allerdings ergab sich in allen<br />

bisher durchgeführten Studien hierdurch keine signifikante Verlängerung<br />

der Gesamtüberlebenszeit. Die subjektive und objektive Verträglichkeit<br />

einer Monochemotherapie wird durch die Zugabe von IFN bzw. IL-2 deutlich<br />

verschlechtert.<br />

Abbildung 5: Monotherapien des fortgeschrittenen kutanen Melanoms<br />

Quelle: Garbe C et al., „Kurzleitlinie – Malignes Melanom der <strong>Haut</strong>“. JDDG, Supplement 1, 2008 (Band 6), S6­15<br />

In gleicher Weise bewirkt die Kombination verschiedener Chemotherapeutika<br />

(Polychemotherapie) bzw. Chemotherapeutika mit Zytokinen (Polychemoimmun<br />

therapie) im Vergleich zur Monotherapie z.T. höhere Remissionsraten,<br />

ohne dass hierdurch aber eine Verlängerung der Gesamtüberlebensraten<br />

erreicht wird. Da<strong>für</strong> ist aber die Toxizität kombinierter Chemotherapien im<br />

Vergleich zur Monotherapie signifikant erhöht.<br />

1.7.2 Zielgerichtete, molekulare Therapien<br />

In den letzten Jahren konnten mehrere neue Medikamente entwickelt<br />

werden, welche zielgerichtet, auf eine kurative Behandlung abzielen.<br />

Bei 40-60% der kutanen Melanome können Mutationen in BRAF detektiert<br />

werden. 90% dieser Mutationen führen zu einem Aminosäurenaustausch<br />

von Valin (V) durch Glutamat (E) ­ (BRAFV600E). Seltener sind andere<br />

BRAF-Inhibitor sensitive Mutationen wie z.B. BRAFV600K. Dies führt zu<br />

einer konstitutiven Aktivierung des sogenannten RAF-MEK-ERK Signaltrans-


duktions weges, der <strong>für</strong> die Tumorentwicklung und –progression des<br />

Melanoms relevant ist.<br />

Das objektive Ansprechen in den Zulassungsstudien betrug <strong>für</strong> den<br />

BRAF-Inhibitor Vemurafenib 57%. Vemurafenib führte zu einer signifikanten<br />

Verbesserung der Überlebensraten nach 6 Monaten von 84% im<br />

Vemurafenib-Arm im Vergleich zu 56% mit der konventionellen Chemotherapie<br />

(ASCO 2012).<br />

Bemerkenswert ist, dass Melanompatienten mit hoher Tumorlast gleichermaßen<br />

von der Behandlung mit Vemurafenib profitierten.<br />

Die empfohlene Dosis beträgt 960 mg per os alle 12 Stunden. Eine Dosisreduktion<br />

um mehr als 50% wird nicht empfohlen. Die häufigsten Nebenwirkungen<br />

sind Arthralgien, Exantheme, Alopezie, Abgeschlagenheit, Phototoxische<br />

Reaktionen, Nausea, Pruritus, das Auftreten von Papillomen und<br />

Plattenepithelkarzinomen (häufig vom Keratoakanthom­Typ). Ein transientes<br />

Ansprechen mit konsekutiver Tumorresistenz ist häufig.<br />

Deshalb werden Kombinationstherapie aus BRAF und MEK-Inhibitoren<br />

getestet, erste Ergebnisse lassen auf ein noch besseres Ansprechen bei<br />

tolerablen Nebenwirkungen schließen.<br />

c­KIT Mutationen finden sich seltener, am ehesten in akral­lentiginösen<br />

und Schleimhautmelanomen. Bisherige Beobachtungen aus Phase II<br />

Studien sprechen da<strong>für</strong>, dass Patienten mit c-KIT Aberration auf eine<br />

Behandlung mit einem c-KIT Kinase-Inhibitor ansprechen können. Patienten<br />

mit einer c-KIT Mutation in Exon 11 bzw. in Exon 13 sprachen am besten<br />

auf den c-KIT Kinase-Inhibitor Imatinib ( 400 mg/d ) an. Die häufigsten<br />

Nebenwirkungen dieses Medikaments sind Ödeme, Abgeschlagenheit,<br />

Diarrhoe, Appetitlosigkeit, Nausea, Neutropenie und Leberenzymanstieg.<br />

Immuntherapie im Stadium IV (CTLA-4 Antikörper)<br />

Ipilimumab ist ein humaner IgG1 monoklonaler Antikörper, der das zytotoxische<br />

T­ Lymphozyten assoziierte Antigen (CTLA­4) auf der T­Zelle<br />

blockiert. Hierdurch wird die Anti-Tumorimmunität durch die Proliferation und<br />

Aktivierung von T-Zellen, aber auch die Autoimmunität, gesteigert.<br />

In Patienten, die unter einer Erstlinien-Therapie progredient werden, können<br />

vier Zyklen Ipilimumab 3 mg/kg KG i.v. über 90 min alle 3 Wochen bei ca.<br />

15 % der Behandelten einen Überlebensvorteil bewirken. Das Ansprechen<br />

auf Ipilimumab ist bis zu 12 Wochen verzögert und kann erst Monate nach<br />

Therapiebeginn eintreten. Entsprechend wird die Beurteilung des Tumor-<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 21


Abbildung 6:<br />

Hazard-Raten <strong>für</strong> das Auftreten<br />

des ersten Rezidivs<br />

beim malignen Melanom.<br />

Eine Analyse des Zentralregisters<br />

Malignes Melanom<br />

der DGG an 33.384 Fällen<br />

22<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

ansprechens auf Ipilimumab erst nach Abschluss der vier Zyklen empfohlen.<br />

Die Radiodiagnostik dieser Patienten muss nach eigenen Kriterien erfolgen,<br />

welche die hervorgerufenen Entzündungsreaktionen berücksichtigen.<br />

Da Ipilimumab, ebenfalls um Wochen verzögert, schwere immun-vermittelte<br />

Nebenwirkungen induzieren kann, sind Verlaufskontrollen wichtig. Es treten<br />

insbesondere kutane (Exantheme), gastrointestinale (Colitis), hepatische<br />

(Hepatitis), endokrine (Hypophysitis) und neurologische Nebenwirkungen<br />

auf, die mittels konsequentem Nebenwirkungsmanagement kontrolliert<br />

werden können. Neuere Immuntherapien, zum Beispiel Antikörper gegen<br />

progamed cell death ­1 (PD­1) und den entsprechenden Liganden (PD­1L)<br />

befinden sich in Entwicklung.<br />

1.8 Nachsorge<br />

Der Umfang und die Frequenz der Nachsorgeuntersuchungen orientieren<br />

sich ähnlich wie das therapeutische Vorgehen an den initialen Tumor parametern<br />

bzw. dem Tumorstadium.<br />

Die Nachsorge ist in den ersten 3-5 postoperativen Jahren engmaschiger<br />

zu gestalten, da 80% der Metastasen in diesem Zeitraum auftreten. Spätmetastasen<br />

sind jedoch nicht ungewöhnlich, so dass sich die Nachsorge<br />

zumindest über einen Zeit raum von 10 Jahren ab Diagnosestellung des<br />

Primär tumors bzw. des letzten Auf tretens eines klinischen Ereignisses im<br />

Zusammen hang mit dem Melanom er strecken sollte.<br />

Quelle: Leiter U, Garbe C. Nachsorge des malignen Melanoms.<br />

Der Onkologe 2009 · 15:777–783


Folgende Ziele werden mit den Nachsorgeuntersuchungen verfolgt:<br />

1. Feststellung der Tumorfreiheit bzw. Früherkennung einer Progression<br />

2. Überwachung zur Früherkennung von Rezidiven und Zweitmalignomen<br />

(melanozytär und nicht­melanozytär)<br />

3. Psychosoziale Betreuung<br />

4. Dokumentation der Krankheitsverläufe<br />

5. Durchführung und Überwachung einer adjuvanten Therapie<br />

Insgesamt gibt es zwischen verschiedenen Ländern und auch zwischen<br />

Experten eine große Variationsbreite, wie die Nachsorge bei Melanompatienten<br />

zu erfolgen hat. Bislang wurde kein internationaler Konsensus<br />

erreicht, die Datenlage ist unzureichend.<br />

In Frankreich und in den Niederlanden erfolgen nur klinische Untersuchungen.<br />

In Deutschland, der Schweiz und Österreich wurden bislang<br />

regelmäßige engmaschige Untersuchungen unter Einschluss bildgebender<br />

Verfahren (Sonographie, CT) empfohlen.<br />

Von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) wurde 1994 ein<br />

umfang reiches Schema empfohlen, das <strong>für</strong> alle Stadien zusätzlich zu den<br />

klinischen Untersuchungen bildgebende Verfahren in regelmäßigen Abständen<br />

empfahl.<br />

Heutzutage stellt sich jedoch die Frage, ob die Vielzahl der Untersuchungen<br />

wirklich sinnvoll und <strong>für</strong> die Patienten von prognostischer Re levanz sind.<br />

So wurde bezweifelt, dass die Untersuchungen und Maßnahmen der Nachsorge<br />

das Leben metastasierender Patienten tatsächlich verlängern. Kritisch<br />

beurteilt wurde insbesondere der Einsatz bildgebender Verfahren, da<br />

Rezidive überwiegend durch Selbstuntersuchung des Patienten oder aufgrund<br />

der körperlichen Untersuchung durch den Arzt entdeckt werden.<br />

Dies führte in den letzten Jahren zu einer Modifi zierung des empfohlenen<br />

Nachsorgeschemas nach den klinischen Stadien. Ein reduziertes Nachsorgeprogramm<br />

in den Stadien I und II, und eine intensivierte Nachsorge im<br />

Stadium III scheint ein kosteneffektives und sinnvolles Verfahren zu sein.<br />

Das Stadium III umfasst alle Formen der lokoregionären Metastasierung.<br />

Das neue AJCC­Stadium IIC (>4 mm Tumordicke + Ulzeration) sollte wie<br />

Stadium III behandelt werden, da die Prognose vergleichbar ist.<br />

Abdomensonographie und Röntgenthoraxuntersuchung oder CT/MRT oder<br />

PET sollten nicht routinemäßig zum Einsatz kommen, solange keine kurative<br />

Therapie daraus folgt. Aktualisierte deutschsprachige S3-Leitlinien, die<br />

diesen Prinzipien folgen sind derzeit in Diskussion bzw. Begutachtung.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 23


Abbildung 7: Empfehlungen <strong>für</strong> die Nachsorge kutaner maligner Melanome<br />

(Intervalle in Monaten)<br />

Quelle: Leiter U, Garbe C. Nachsorge des malignen Melanoms. Der Onkologe 2009 · 15:777–783<br />

24<strong>Haut</strong>tumore Melanom


2 Basaliom<br />

Das Basaliom ist eine maligne Neoplasie, die von Keratinozyten mit Haarkeim-Differenzierung<br />

ausgeht und sich durch langsam, lokal-invasives<br />

Wachstum auszeichnet. Metastasen sind eine Rarität. Es gibt verschiedene<br />

Wachstumsmuster, die sich lichtmikroskopisch in der Histologie widerspiegeln<br />

und das therapeutische Vorgehen bestimmen. UV-Licht spielt eine<br />

wichtige pathogenetische Rolle. Das Basaliom findet sich etwa 80% im Kopf­<br />

Hals-Bereich.<br />

2.1 Epidemiologie<br />

Basaliome sind die häufigsten Neoplasien des Menschen. Die genaue<br />

Inzidenz in Österreich oder Tirol liegt nicht vor, sie ist jedoch ca. 10x höher, als<br />

jene des malignen Melanoms. International wurden 105/128 Frauen/Männer<br />

pro 100.000 Einwohner in England, aber auch Deutschland und 1195/2058<br />

Frauen/Männer pro 100.000 Einwohner in Australien berichtet, d.h. Männer<br />

sind häufiger betroffen als Frauen. Basaliome reflektieren die UV­Exposition<br />

der vergangenen Jahre, insbesondere der Kindheit. UV-Schutz reduziert<br />

die Inzidenz. Bei älteren PatientInnen ist die Lokalisation im Kopfbereich<br />

häufiger, bei jüngeren PatientInnen am Stamm. Immunsuppression und<br />

gene tische Faktoren, z.B. multiple Basaliome beim Basalzellnävusssyndrom<br />

(Gorlin­Goltz), sind prädisponierend.<br />

2.2 Klinik und Histopathologie<br />

Basalzellkarzinome beginnen zumeist als flach erhabene, umschriebene,<br />

gelblich-rötliche Papeln mit einem perlschnurartigen Randsaum. Daneben<br />

existieren andere Varianten wie die als rote Flecken erscheinenden<br />

Rumpfhautbasaliome (superfizieller Typ) oder die an Vernarbungen erinnernden<br />

sklerodermiformen Basaliome. Fortgeschrittenere Basalzellkarzinome<br />

gehen in Erosionen und Ulzerationen über. Das Wachstum kann auch<br />

knorpelige und knöcherne Strukturen zerstören.<br />

Histogenetisch stammen Basalzellkarzinome von den Zellen der Basalzellschicht<br />

und/oder der äußeren Wurzelscheide der Haarfollikel ab. Zum Teil<br />

zeigen sie eine Differenzierung, die an Merkmale von Adnexorganen,<br />

(Follikel, Talgdrüsen, ekkrine/apokrine Schweißdrüsen) erinnern. Die histolo<br />

gische Subtypisierung der Basalzellkarzinome basiert auf unter schiedlichen<br />

Differenzierungsmustern, die auch in der aktuellen histo logischen<br />

Klassifizierung der WHO zum Ausdruck kommen.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Basaliom 25


26 <strong>Haut</strong>tumore<br />

Basaliom<br />

2.3 Diagnostik<br />

Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt. Die Biopsie und Histologie<br />

erlaubt die eindeutige Diagnose und Ausdehnungsdiagnostik und ist der<br />

Bildgebung (CT, MRT) überlegen, weshalb diese nur in den seltenen Fällen<br />

mangelnder Biopsierbarkeit notwendig werden. Der histologische Subtyp<br />

bestimmt das weitere therapeutische Vorgehen. Es werden unter anderem<br />

noduläre, solid­zystische, oberflächliche, sklerodermiforme, fibroepitheliale<br />

Subtypen unterschieden. Molekularpathologisch sind vielfach Mutationen der<br />

Sonic-Hedgehog-Genkaskade, insbesondere Mutationen des Smoothened<br />

und Patched I Gen nachweisbar.<br />

2.4 Therapie<br />

2.4.1 Chirurgie<br />

Das übergeordnete Ziel jeder therapeutischen Handlung beim Basaliom<br />

ist die vollständige Tumorentfernung mittels chirurgischer Exzision. Jedoch<br />

können hohes Alter und Komorbiditäten eine palliative statt einer kurativen<br />

Vorgehensweise rechtfertigen.<br />

Unbehandeltes Basaliom: Die chirurgische Exzision mit histologischer<br />

Kontrolle der seitlichen und tiefen Resektionsränder ist der effektivste<br />

Therapie modus.<br />

Solange kein sklerodermiformes Wachstumsmuster vorliegt erzielt die<br />

klinische Resektion mit 3 mm Abstand in 85% der Fälle und mit 5 mm in<br />

95% der Fälle Tumorfreiheit der Ränder. Größere Sicherheitsabstände<br />

sind notwendig <strong>für</strong> sklerodermiforme Basaliome (13-15 mm <strong>für</strong> >95%<br />

Tumor freiheit) und solche mit einem Durchmesser >20 mm. Tumorreste<br />

im Resektionsrand führen in einem Viertel der Fälle zu einem Rezidiv, im<br />

Gesichts bereich führen sie sogar in der Hälfte der Fälle zum Rezidiv. Zur<br />

Rand kontrolle stehen verschiedene Varianten der histographischen/mikrographi<br />

schen Chirurgie zur Verfügung, z.B. „Tübinger Torte‟ oder „Münchner<br />

Methode‟.<br />

Inkomplett exzidiertes Basaliom: Eine Nachexzision mit Randkontrolle ist<br />

indiziert. Wenn es sich um ein Niedrig-Risiko Basaliom (nicht sklero dermi-<br />

form, kein Rezidiv,


Lappenplastik vorliegt, kann in Ausnahmefällen auch eine engmaschige<br />

Verlaufsbeobachtung gerechtfertigt sein.<br />

2.4.2 Nicht-chirurgische Therapien<br />

Physikalische Therapiemodalitäten<br />

Oberflächliche, klar abgrenzbare Läsionen in begünstigter anatomischer<br />

Lokali sation (Stamm) sind mittels Kürretage und Kauterung mit Heilungsraten<br />

von 95% behandelbar. Diese Methode ist jedoch nicht <strong>für</strong> Hochrisiko- und<br />

große Basaliome geeignet. Ähnliche Heilungsraten wie mit Kürretage und<br />

Kauterung wurden mittels Kryochirurgie (flüssiger Stickstoff) erzielt. Die<br />

Erfolgsrate hängt jeweils stark von der Technik ab (Spray-Verfahren, Kontakttechnik,<br />

Doppel und Dreifach Vereisung). Kohlendioxid­Laser Behandlungen<br />

sind ähnlich zu bewerten, die Heilungsraten dieser Methode sind weniger gut<br />

in der Literatur dokumentiert.<br />

Bestrahlung<br />

Oberflächliche Basaliome können mittels Licht im Rahmen einer photodyna<br />

mischen Therapie, nach Applikation eines Photosensitizers (z. B.<br />

delta­Aminolävulinsäure) bestrahlt werden. Nebenwirkungen sind Brennen,<br />

Schmerzen, Erytheme, Erosionen. Bei inkomplett exzidierten Basaliomen ist<br />

eine Strahlentherapie möglich, die in 91% Rezidivfreiheit herstellt (gegenüber<br />

61% bei reiner Observation). In nicht­resektierbaren Basaliomen (alte<br />

PatientInnen, anatomisch­chirurgisch nicht behandelbar) kann ebenfalls<br />

eine Strahlentherapie Heilungsraten von 90% erzielen. Allerdings sind die<br />

Ergebnisse der Strahlentherapie <strong>für</strong> große Basaliome (>40 mm), <strong>für</strong> solche<br />

im Gesichtsbereich und in Regionen erhöhter mechanischer Belastung<br />

weniger gut. Aufgrund des Risikos <strong>für</strong> vermehrte Tumorbildung wird die<br />

Strahlentherapie bei PatientInnen mit Basalzellnävussyndrom nicht durch geführt.<br />

Nebenwirkungen der Strahlentherapie sind Teleangiektasien, Atrophie<br />

und Fibrose.<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Oberflächliche Basaliome (


28 <strong>Haut</strong>tumore<br />

Basaliom<br />

(150 mg täglich) zur Verfügung. Vismodegib hemmt selektiv die über aktive<br />

Signalgebung im Sonic-Hedgehog-Signalweg und führte in einer Studie<br />

zu einer Verkleinerung der Tumore bei 43% der PatientInnen mit fortgeschrittenem<br />

Basaliom und bei 30% der PatientInnen mit metasta sierendem<br />

Basaliom. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Muskelkrämpfe, Haarausfall,<br />

veränderte Geschmacksempfindung, Müdigkeit, Übelkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit<br />

und Gelenkschmerzen.<br />

2.5 Nachsorge<br />

Rezidive treten gehäuft in den ersten 5 Jahren nach Diagnosestellung<br />

auf (


3 Plattenepithelkarzinom<br />

Plattenepithelkarzinome der <strong>Haut</strong> und Schleimhäute sind maligne<br />

Neoplasien, die von Keratinozyten ausgehen und lokal destruierend<br />

wachsen, nur selten metastasieren. Sie entstehen aus in situ Platten epithelkarzinomen,<br />

am häufigsten darunter aus aktinischen Keratosen (AK), jedoch<br />

auch aus anderen in situ Vorläuferläsionen.<br />

3.1 Epidemiologie<br />

Für invasive Plattenepithelkarzinome der <strong>Haut</strong> wurde die Inzidenz in Mitteleuropa<br />

in den 1990er Jahren mit ca. 20-30 Neuerkrankungen pro 100.000<br />

Einwohnern ermittelt. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die<br />

Prävalenz von in situ Plattenepithelkarzinomen (aktinischen Keratosen<br />

­ AK) wird in der der kaukasischen Bevölkerung Europas mit 15% bei<br />

Männern, 6% bei Frauen, im Alter >70 Jahren 34% bei Männern, 18% bei<br />

Frauen mit steigender Tendenz angegeben. Exakte Daten aus Österreich<br />

oder Tirol liegen nicht vor. Neben Geschlecht und Alter sind auch UV-<br />

Licht und ionisierende Strahlen, insbesondere in der Kindheit, auslösende<br />

Faktoren. UV-Schutz reduziert die Inzidenz. Auch genetische Prädisposition<br />

(Pigmentierungs grad, Xeroderma pigmentosum), Röntgenbestrahlungen,<br />

Arsen exposition und Immunsupression begünstigen die Karzinogenese.<br />

Darüber hinaus werden Papillomviren, Verbrennungen, chronische Wunden<br />

und Entzündungen wie Ulcera crurum, Narben, bullöse Dermatosen, Lichen<br />

ruber als ätiologische Faktoren gesehen.<br />

3.2 Subtypen und Histologie<br />

3.2.1 In situ Plattenepithelkarzinom<br />

Aktinische Keratosen (AK) imponieren als keratotische Papeln und<br />

Plaques auf erythematösem Grund. Die Prädilektionsstellen von AK<br />

inkludieren den Gesichts-Kopfbereich, insbesondere die besonders UVexponierten<br />

Stirn und Nasenrücken, Ohren, Nacken, außerdem Dekolleté,<br />

Streck seiten der Extremitäten und (Unter)Lippen. AK können als Einzelläsionen,<br />

nicht selten jedoch auch multipel an Stirn und Handrücken als<br />

Field Cancerisation auftreten. Die Wahrscheinlichkeit der Progression in ein<br />

invasives Plattenepithelkarzinom variiert zwischen 0.025-16%, als Durchschnitt<br />

werden 10% angegeben, bei Immunsupprimierten 40%.<br />

Histopathologisch sind AK auf die Epidermis beschränkt, zeigen Para kera-<br />

tose und eine gestörte epidermale Zytoarchitektur bestehend aus atypischen<br />

<strong>Haut</strong>tumore Plattenepithelkarzinom 29


30 <strong>Haut</strong>tumore<br />

Plattenepithelkarzinom<br />

proliferierenden Keratinozyten. Frühe AK zeigen lichtmikroskopisch eine<br />

alternierende Ortho- und Parakeratose, fokal atypische Keratinozyten mit<br />

pleomorphen, hyperchromatischen Kernen die vielfach eng zusammengelagert<br />

sind (Crowding) und eine solare Elastose des dermalen Bindegewebes.<br />

Mit längerer Bestandsdauer entsteht eine epidermale Hyperplasie,<br />

in der atypische Keratinozyten mit Mitosen in allen Schichten zu finden sind<br />

und einhergehen mit dermalen Entzündungszellinfiltraten.<br />

Histologische Subtypen inkludieren lichenoide AK mit bandförmigen<br />

Infiltraten, akantholytische AK mit dyskeratotischen Keratinozyten, hypertrophe,<br />

bowenoide und pigmentierte AK. Die Auflichtmikroskopie und neue<br />

bildgebende Verfahren wie optische Kohärenztomorgraphie, Hochfrequenzultraschall<br />

und konfokale Laserscanning-Mikroskopie (mit einer Sensitivität<br />

und Spezifität von nahezu 98%) können in der Differentialdiagnose zu<br />

Pigment läsionen und Basaliomen hilfreich sein.<br />

Der Morbus Bowen imponiert klinisch als scharf begrenzte erythematöse<br />

Plaques mit Schuppen oder Krusten, die Ekzemen ähneln können.<br />

Histopathologisch zeigen sich Parakeratose, Akanthose und fehlende<br />

Differenzierung von atypischen Keratinozyten mit großen Kernen.<br />

Die Erythroplasie Queyrat besteht aus scharf begrenzten, rötlichen Plaques<br />

an der Genitalschleimhaut, am häufigsten bei Männern im Alter >40 Jahre.<br />

Histopathologisch zeigen sich Veränderungen wie bei Morbus Bowen.<br />

Die Grenze zwischen in situ und invasiven Plattenepithelkarzinomen ist<br />

klinisch schwer zu ziehen. Klinische Kriterien werden unter dem Akronym<br />

IDBREU zusammengefasst: I (Induration/Inflammation),<br />

D (Diameter > 1 cm),<br />

B (Blutung),<br />

R (Rapide Größenzunahme),<br />

E (Erythem) und<br />

U (Ulzeration)<br />

Minor-Kriterien sind Schmerzen, Juckreiz und Pigmentierung.<br />

In der Histopathologie besteht die Grenze in der Überschreitung der Basalmembranzone,<br />

aber auch diese ist lichtmikroskopisch nicht immer eindeutig<br />

zu bestimmen. Der Übergang ist ein Kontinuum. In der Epidermis am Rand<br />

von invasiven Plattenepithelkarzinomen finden sich häufig in situ Anteile.


3.2.2 Invasives Plattenepithelkarzinom<br />

Besteht in der Histopathologie eine Überschreitung der Basalmembranzone,<br />

handelt es sich um ein invasives Plattenepithelkarzinom.<br />

Histopathologisch imponieren atypische Keratinozyten, die in die Dermis<br />

hineinreichen. Die Zellen zeigen eine Verhornung, mitunter mit Ausbildung<br />

von Hornperlen. Für die Abgrenzung von Basaliomen können immun histologische<br />

Marker hilfreich sein (z.B. EMA). Es gibt mehrere Subtypen:<br />

• Plattenepithelkarzinom mit Hornbildung<br />

• Spindelzelliges Plattenepithelkarzinom der <strong>Haut</strong> (aggressives Verhalten)<br />

• Akantholytisches Plattenepithelkarzinom der <strong>Haut</strong><br />

• Verruköses Plattenepithelkarzinom der <strong>Haut</strong><br />

• Lymphoepitheliomartiges Plattenepithelkarzinom der <strong>Haut</strong><br />

• Desmoplastisches Plattenepithelkarzinom der <strong>Haut</strong><br />

Keratoakanthome zeichnen sich durch ihr rasches Entstehen (z.B. Größenzunahme<br />

von 1 mm zu 25 mm in 3­8 Wochen) aus. Es handelt sich um hyperkeratotische<br />

Papeln mit scharfer Begrenzung und zentralem Hornpfropf.<br />

Histopathologisch findet sich ein zentraler Krater aus eosinophilem Keratin.<br />

Im Randbereich ist die Epidermis invaginiert und weist eine Akanthose auf.<br />

In der Umgebung sind gemischtzellige Entzündungsinfiltrate nachweisbar.<br />

3.3 Stadieneinteilung und Prognose<br />

Die Ausdehnung der Plattenepithelkarzinome wird nach dem derzeit<br />

gültigen TNM­System der AJCC (American Joint Committee on Cancer)<br />

ange geben (Tabelle 1 und 2). Die rein klinische Klassifizierung wird durch<br />

histopathologische Parameter wie das Grading (Bestimmung des Differenzierungs<br />

grades) angegeben, wobei sich die vier Abstufungen nach Broders<br />

nicht bewährt haben und in der internationalen Literatur die besser vierstufige<br />

Einteilung (gut, intermediär, schlecht und undifferenziert) propagiert wird.<br />

Wichtiger <strong>für</strong> die Klassifizierung scheint die histologisch messbare Tumordicke<br />

und den histologischen Tumortyp (z.B. desmoplastisches Plattenepithelkarzinom)<br />

zu sein. Durch sie ist eine bessere Schätzung des<br />

Metasta sierungsrisikos möglich. Eine Verschlechterung der Prognose wird<br />

bei immunsupprimierten Patienten nach Organtransplantation oder nach<br />

hoch dosierter Chemotherapie beobachtet. Auch Lokalrezidive werden als<br />

prognostisch schlechtes Zeichen eingestuft. Dabei bleibt offen, ob das Lokalrezidiv<br />

selbst zu dieser Verschlechterung beiträgt oder ein Zeichen des<br />

aggressiven Wachstumsverhaltens des Tumors darstellt.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Plattenepithelkarzinom 31


32 <strong>Haut</strong>tumore<br />

Tabelle 1:<br />

TNM-Klassifikation<br />

von Plattenepithelkarzinomen<br />

der <strong>Haut</strong><br />

(AJCC 2010)<br />

TNM<br />

Klassifikation<br />

Plattenepithelkarzinom<br />

Tumormerkmale<br />

TX Primärtumor* kann nicht beurteilt werden<br />

T0 Kein Anhalt <strong>für</strong> Primärtumor<br />

Tis Carcinoma in situ**<br />

T1 Tumor 2 cm oder weniger in größter horizontaler Ausdehnung<br />

mit 0-1 „high-risk-feature“***<br />

T2 Tumor 2 cm oder weniger in größter horizontaler Ausdehnung<br />

mit 2-5 „high-risk-feature“*** oder Tumor mehr als 2 cm in<br />

größter horizontaler Ausdehnung<br />

T3 Infiltration der Gesichts­und Schädelknochen<br />

T4 Infiltration der Skelettknochen oder Schädelbasis<br />

NX Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden<br />

N0 keine regionären Lymphknotenmetastasen<br />

N1 solitäre ipsilaterale Lymphknotenmetastase, Durchmesser<br />

3 cm oder weniger<br />

N2a solitäre ipsilaterale Lymphknotenmetastase, Durchmesser<br />

mehr als 3 cm bis max. 6 cm<br />

N2b multiple ipsilaterale Lymphknotenmetastasen, alle nicht mehr<br />

als 6 cm in Durchmesser<br />

N2c multiple bilaterale und kontralaterale<br />

Lymphknotenmetastasen, alle nicht mehr als 6 cm in<br />

Durchmesser<br />

N3 Lymphknotenmetastase, Durchmesser 6 cm oder mehr<br />

MX Das Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt<br />

werden<br />

M0 Keine Fernmetastasen<br />

M1 Fernmetastasen<br />

* Im Falle multipler simultaner Tumoren wird der Tumor mit der höchsten T-Kategorie<br />

klassifiziert und die Anzahl abgrenzbarer Tumoren in Klammern angegeben, z.B. T2.<br />

** Tis (Carcinoma in situ): Eine Metastasierung des in situ Karzinoms ist ausgeschlossen.<br />

*** Hochrisikomerkmale: Tumordicke (>2 mm, Clark Level IV/V), perineurale Invasion,<br />

Lokalisation (Ohr oder Haar tragende Lippe); und Differenzierungsgrad (schlecht oder<br />

undifferenziert).<br />

Quelle: Farasat S et al. A new American Joint Committee on Cancer staging<br />

system for cutaneous squamous cell carcinoma: creation and rationale for<br />

inclusion of tumor (T) characteristics. J Am Acad Dermatol. 2011;64:1051­1059.


Stadium Primärtumor Lymphknoten Fernmetastasen<br />

Stadium 0 Tis N0 M0<br />

Stadium I T1 N0 M0<br />

Stadium II T2 N0 M0<br />

Stadium III<br />

Stadium IV<br />

T3 N0 oder N1 M0<br />

T1 oder T2 N1 M0<br />

T1, 2 oder 3 N2 M0<br />

jedes T N3 M0<br />

T4 jedes N M0<br />

jedes T jedes N M1<br />

Quelle: Farasat S et al. A new American Joint Committee on Cancer staging<br />

system for cutaneous squamous cell carcinoma: creation and rationale for<br />

inclusion of tumor (T) characteristics. J Am Acad Dermatol. 2011;64:1051­1059.<br />

3.4 Diagnostik<br />

Die Verdachtsdiagnose wird klinisch gestellt. Notwendig ist die histopatho logische<br />

Sicherung durch Biopsie, die in manchen Situationen auch die komplette<br />

Entfernung des Tumors umfassen kann. Prätherapeutisch empfiehlt<br />

sich die Fotodokumentation des Tumorbefundes.<br />

Die klinische Untersuchung des Lymphabstromgebietes durch Palpation<br />

ist in jedem Fall erforderlich. Bei Plattenepithelkarzinomen ab einer Tumordicke<br />

von >2 mm sollte eine Ausbreitungsdiagnostik mit bildgebenden<br />

Verfahren zur Abklärung einer Lymphknotenmetastasierung erfolgen. Bei<br />

klinischem Verdacht auf eine Fernmetastasierung werden organspezifische<br />

Untersuchungen zur weiterführenden Diagnostik durchgeführt.<br />

3.5 Therapie<br />

Weil der Übergang von der in situ Plattenepithelkarzinome zum invasiven<br />

Plattenepithelkarzinom nicht immer eindeutig bestimmt oder vorausgesagt<br />

werden kann, ist das in situ Plattenepithelkarzinom zu therapieren. Die<br />

Therapieentscheidung erfordert eine genaue Anamnese, dazu gehören<br />

die Erhebung früherer <strong>Haut</strong>krebserkrankungen, Bestandsdauer, Verlauf,<br />

Lokalisation, Ausmaß/Ausdehnung der Läsion(en), Alter, Komorbititäten und<br />

Abschätzung der Adhärenz.<br />

Tabelle 2:<br />

Stadieneinteilung<br />

von Plattenepithelkarzinomen<br />

(AJCC 2010)<br />

<strong>Haut</strong>tumore Plattenepithelkarzinom 33


34 <strong>Haut</strong>tumore<br />

Plattenepithelkarzinom<br />

Ablative Therapien (Exzision, Laserablation, Kürettage, Kryochirurgie) sind<br />

bei in situ Plattenepithelkarzinomen zumeist auf Einzelläsionen ausgerichtet.<br />

Zu beachten ist, dass einer Behandlung mit diesen Modalitäten, wenn sie<br />

nicht in toto erfolgen, von raschen Lokalrezidiven gefolgt sind. Eine Exzision<br />

ist bei der Diagnose in situ Plattenepithelkarzinom nur selten notwendig,<br />

wenn gleich auch eine Biopsie zur Diagnosesicherung angezeigt sein kann.<br />

Topische Therapien (photodynamische Therapie, 5% Fluoruracil, 3% Diclofenac<br />

und 5% Imiquimod) können sowohl auf Einzelläsionen als auch auf<br />

multiple Läsionen (Field Cancerisation) abzielen, welche besonders bei<br />

Immun supprimierten ein Problem darstellen können.<br />

Mit der Kryochirurgie werden Heilungsraten von ca. 67-99% erreicht,<br />

abhängig vom BehandlerIn, der Länge der Einfrier-Auftau-Zyklen und<br />

Lokali sation (AK am Handrücken sprechen schlechter an). Dennoch ist die<br />

Rezidiv rate relativ hoch. Die Nebenwirkungen bestehen vorwiegend aus<br />

Schmerzen, Pigmentverschiebungen und Narbenbildungen.<br />

5-Fluoruracil (5-FU) entspricht einer topischen Chemotherapie. In den<br />

proliferierenden Zellen von AK führt dieser Wirkmechanismus zum Sistieren<br />

der Keratinozytenproliferation und Apoptoseinduktion. 5-FU wird üblicherweise<br />

2x täglich <strong>für</strong> 1-2 Wochen appliziert, wonach an der Stelle vormaliger<br />

AK Erosionen entstehen. Bei verzögertem Ansprechen kann okklusiv und/<br />

oder prolongiert (bis zu 4 Wochen) behandelt werden. Die Heilungsrate liegt<br />

bei 50%, die Rezidivrate bei 50%. Nebenwirkungen von topischem 5-FU<br />

beinhalten ausgeprägte irritative Ekzemreaktionen, Erosione, Ulzerationen,<br />

Wund infektionen, Narbenbildung, Schmerzen und Pruritus.<br />

Imiquimod bewirkt eine Zytokinsekretion am Ort der Applikation. Der Wirkmechanismus<br />

läuft über den Toll-like Rezeptor 7. Die sezernierten Zytokine<br />

aktivieren das zelluläre Immunsystem. Entsprechend kommt es zu Behandlungs<br />

beginn zur vermehrten Rötung der behandelten Läsionen, subklinische<br />

Areale (Field Cancerisation) können klinisch sichtbar werden, ein Vorteil<br />

dieser Modalität. Diese Reaktion korreliert mit dem Ansprechen.<br />

Die Heilungsrate von Imiquimod liegt nach derzeitigem Stand bei 50-70%.<br />

Die Rezidivrate beträgt 10% pro Jahr. In immunsupprimierten Trans plantations<br />

patientInnen hat sich Imiquimod als sicher erwiesen. Imiquimod<br />

wurde anfangs in einer Konzentration von 5% 3x pro Woche <strong>für</strong> 4-16<br />

Wochen verschrieben. Ein akzeleriertes Behandlungsschema über 6<br />

Wochen (2 Wochen 2x täglich, 2 Wochen Pause, 2 Wochen 1x täglich) ist<br />

eben falls wirksam. Nebenwirkungen von topischem Imiquimod beinhalten


ausge prägte Erytheme und irritative Ekzemreaktionen (10­30%), Erosionen,<br />

Ulzerationen und Krustenbildungen.<br />

3% Diclofenac in 2.5% Hyaluronsäure besitzt den Wirkmechanismus der<br />

Cyclooxygenase-2-Hemmung und Induktion der Arachidonsäure-Kaskade<br />

und Prostaglandinproduktion. Neben der anti­inflammatorischen Aktivität<br />

wirkt Diclofenac auch direkt anti-proliferativ, Apoptose-induzierend (extrinsischer<br />

Pathway) und anti­angiogenetisch.<br />

Diclofenac in Hyaluronsäure wird üblicherweise 2x täglich <strong>für</strong> 2-3 Monate<br />

appliziert. Die Heilungsrate liegt bei 50%, Zahlen zur Rezidivrate liegen nicht<br />

vor. Nebenwirkungen von topischem Diclofenac sind mild und beinhalten<br />

Erytheme, Schuppung, Juckreiz, Hypo- und Parästhesien. Photoallergische<br />

Reaktionen und allergische Kontaktezeme sind als seltene Nebenwirkungen<br />

ebenfalls beschrieben.<br />

Die photodynamische Therapie (PDT) wirkt durch die Destruktion<br />

atypischer, proliferender Keratinozyten durch die Kombination eines Photosensitizers<br />

mit Lichtexposition (oftmals Schmalspektrum) und daraus resultierender<br />

Sauerstoffradikalbildung. Neoplastische Zellen reichern den Photosensitizer<br />

in höherem Ausmaß an als unbetroffene Keratinozyten. Dieser<br />

selektive Effekt kann durch verschiedene Photosensitizer erzielt werden,<br />

prinzipiell handelt es sich jedoch um Vorläufer des Protoporphyrin IX. Am<br />

häufigsten werden derzeit 5­Aminolaevulin Säure (ALA) und Derivative<br />

verwendet.<br />

Der Vorteil der photodynamischen Therapie liegt in der Behandelbarkeit<br />

größerer <strong>Haut</strong>areale. Wegen der limitierten Eindringtiefe des Lichtes werden<br />

vor der Behandlung Hyperkeratosen und Krusten mechanisch entfernt (z.B.<br />

Kürettage) und der Photosensitizer wird 3­5 Stunden vor der Lichtexposition<br />

okklusiv appliziert. Die Heilungsrate wird mit 80-90% angegeben, Rezidivraten<br />

mit 19%. In immunsupprimierten TransplantationspatientInnen ist<br />

die Heilungsrate niedriger. Nebenwirkungen der PDT betreffen vor allem<br />

Schmer z en, die üblicherweise auf die Zeit der Lichtexposition beschränkt<br />

sind.<br />

Systemische Retinoide, z.B. niedrig dosiert Acitretin 20mg, sind <strong>für</strong> die<br />

sekundäre Chemoprävention von Plattenepithelkarzinomen bei Xero derma<br />

pigmentosum, Basalzellnaevussyndrom und immunsupprimierte Trans plan-<br />

tations patientInnen geeignet.<br />

Häufige Nebenwirkungen sind Photosensitivität, <strong>Haut</strong>atrophie, Erosionen<br />

und Pruritus.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Plattenepithelkarzinom 35


36 <strong>Haut</strong>tumore<br />

Plattenepithelkarzinom<br />

Für invasive Plattenepithelkarzinome ist die vollständige chirurgische<br />

Exzision mit histopathologischer Kontrolle der Schnittränder die Therapie<br />

der ersten Wahl. Beim desmoplastischen Typ bedarf es, über die festgestellten<br />

tumorfreien Schnittränder hinaus, noch einen zusätzlichen Sicherheitsnachresektion<br />

von ca. 5 mm.<br />

Bei Inoperabilität oder Non­in­sano­Resektion besteht die Indikation einer<br />

Strahlenbehandlung. Die Ergebnisse der Bestrahlung invasiver Plattenepithelkarzinome<br />

der <strong>Haut</strong> sind mit denen einer Exzision vergleichbar,<br />

wobei die Tumorkontrollraten zwischen 70 und 100 % angegeben werden.<br />

Abzuwägen bleibt die primäre Indikationsstellung zur Strahlentherapie,<br />

wenn chirurgisch ein ungünstiges ästhetisches Resultat zu erwarten ist.<br />

Insbesondere im Gesichts -/Hals- und Handbereich ist jedoch die Operation<br />

vorzuziehen, wenn die vollständige Resektion des Tumors erwartet werden<br />

kann.<br />

Eine Sentinel-Lymphknoten Biopsie kann zur Ausbreitungsdiagnostik bei<br />

Stamm- oder Extremitäten-Lokalisation eines Primärtumors mit Hochrisikoprofil<br />

angewandt werden, ist allerdings nicht obligat.<br />

Beim Vorliegen von regionären Lymphknotenmetastasen ist eine thera-<br />

peu tische Lymphadenektomie angezeigt. Die regionären Lymph abstrom-<br />

gebiete ipsilateral sollten einer Strahlentherapie unterzogen werden, falls<br />

nach Lymphknotendissektion histologisch Befall verifiziert werden konnte,<br />

sowie bei inoperablen Lymphknotenmetastasen oder bei Rezidivmetastasen.<br />

Die elektive Bestrahlung der regionären Lymphabstromgebiete führt zu<br />

keiner Prognoseverbesserung.<br />

Im Stadium der Fernmetastasierung ist die Prognose zumeist infaust. Hier<br />

hat sich Methotrexat als Monotherapie bewährt (20­40% Remissionsrate).<br />

Cetuximab allein hat ein günstiges Nebenwirkungsprofil mit Aktivität, die<br />

vergleichbar mit Methotrexat allein ist. Die Remissionsraten sind bei der<br />

Verwendung von Polychemotherapieschemata (Cisplatin mit 5-FU oder<br />

Doxirubicin) höher (60%­80%). Hinsichtlich der Überlebenszeit scheint die<br />

Anwendung der kombinierten Schemata gegenüber der Monotherapie mit<br />

Methothrexat aber keine Vorteile zu bieten.


3.6 Nachsorge<br />

Obwohl die Rezidive und die primär lymphogen lokoregionären Metastasen<br />

in der Mehrzahl innerhalb der ersten 2 Jahre auftreten, wird empfohlen,<br />

die Nachsorge über 5 Jahre hinweg durchzuführen. Die Nach sorgeuntersuchungen<br />

sind vorwiegend klinische Untersuchungen zur Beurteilung<br />

des lokoregionären Befundes. Eine Sonographie der regio nären<br />

Lymphknoten wird bei unklarem oder schwierig zu erhebendem Palpationsbefund<br />

durchgeführt. Prävention durch UV-Schutz, Selbst untersuchung und<br />

Früherkennung sollte stets erfolgen.<br />

3.7 Rehabilitation<br />

Narbenbildungen nach Operationen mit Funktionseinschränkungen, Strahlentherapie<br />

und potentiell toxische Systemtherapien machen Behandlungsmass<br />

nahmen zur Rehabilitation notwendig. Bei PatientInnen mit Axilla-,<br />

Leisten- und Neck-Dissektion z.B. Versorgung mit Informationsmaterial,<br />

Arm-/Beinkompressionsstrumpf, Lymphdrainage. Allen PatientInnen sollten<br />

Physio therapie, Bewegungstherapie und Anleitung zum Selbstüben zu<br />

Hause angeboten werden.<br />

3.8 Psychosoziale Versorgung<br />

Allen PatientInnen sollte eine psycho-onkologische Betreuung angeboten<br />

werden, die mittels validierter Messinstrumente den Bedarf erhebt und in die<br />

das Gesamtkonzept der dermato-onkologischen Behandlung integriert ist.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Plattenepithelkarzinom 37


4 Merkelzellkarzinom<br />

38 <strong>Haut</strong>tumore<br />

Plattenepithelkarzinom<br />

4.1 Epidemiologie<br />

Das sehr aggressive Merkelzellkarzinom (MCC) oder kutanes neuroendokrines<br />

Karzinom ist ein sehr seltener bösartiger <strong>Haut</strong>tumor, der von den<br />

Merkel-Zellen der Oberhaut ausgeht.<br />

Die Tumorinzidenz ist stark zunehmend, derzeit ca. 0.4/100.000/Jahr und<br />

gleich häufig bei beiden Geschlechtern. Gute Epidemiologische Daten gibt<br />

es international aber bisher leider nicht. Der Tumor manifestiert sich innerhalb<br />

von Wochen bis wenigen Monaten typischerweise in chronisch lichtgeschädigten<br />

<strong>Haut</strong>arealen.<br />

Das MCC wurde erstmalig von Toker 1972 als trabekuläres Karzinom der<br />

<strong>Haut</strong> beschrieben. Einer 2008 im Journal „Science“ publizierten Studie<br />

von Feng et al. zufolge liegt der Tumorentstehung eine virale Onkogenese<br />

zugrunde. Dabei geht die Integration des Merkelzellpolyomavirus in das<br />

Wirtsgenom der Expansion der Tumorzellen voran. Polyomaviren verursachen<br />

oft latente Infektionen, bei bestehender Immunsuppression ist<br />

jedoch die Entwicklung einer manifesten Tumorerkrankung möglich.<br />

Merkelzellkarzinome kommen z. B. bei organtransplantierten oder HIV-<br />

Patienten viel häufiger (12/100.000/Jahr) und in deutlich jüngerem Alter (ca.<br />

50 % < 50 Jahre) vor. Übereinstimmend damit besteht eine hohe Assoziation<br />

des Merkelzellkarzinoms mit Spinaliomen, Basaliomen, Morbus Bowen und<br />

Malignomen innerer Organe sowie Leukämien.<br />

Auch die UV-Karzinogenese spielt ebenso eine wichtige Rolle in der<br />

Tumorentstehung.<br />

4.2 Klinik und Histopathologie<br />

Das MCC ist ein Karzinom des höheren Lebensalters (Median ca. 70 Jahre)<br />

mit bevorzugter Lokalisation im Kopf/Halsbereich und Extremitäten (je ca.<br />

40 %) und seltener am Körperstamm (10%).<br />

Die Klinik des Merkelzellkarzinoms (MCC) ist nicht sehr charakteristisch.<br />

Das MCC imponiert meist als derb-elastischer, rötlicher bis livider Tumor<br />

mit glatter, glänzender Oberfläche. Neben den häufigen halbkugeligen oder<br />

knotigen Formen kommen aber auch plaqueartige Varianten vor. Letztere<br />

insbsonders am Stamm. Ulzerationen sind sehr selten und werden erst im<br />

Spätstadium beobachtet. Die Diagnose wird daher in den meisten Fällen<br />

erst anhand des bioptischen Befundes gestellt.


Histologisch breitet sich der Tumor in der retikulären Dermis und Subkutis<br />

aus, die papilläre Dermis, Epidermis und Adnexen bleiben ausgespart. Bei<br />

der Routine HE-Färbung sind die Zellen ausgesprochen monomorph.<br />

Es existieren 3 histologische Sub-Typen:<br />

Der intermediäre Typ ist am häufigsten (ca. 80 %). Die Tumorzellen sind<br />

mittelgroß, zeigen große, gelappte Zellkerne und wenig schwach gefärbtes<br />

Zytoplasma. Die Mitoserate ist meist hoch, Nekrosen sind selten. Der<br />

klassische, ursprünglich trabekuläre Typ ist selten (ca. 10 %). Die großen<br />

monomorphen Zellen wachsen trabekulär in der Dermis. Der kleinzellige Typ<br />

mit kleinen Zellen und stark hyperchromatischen Zellkernen, gelegentlich<br />

Nekrosen, macht ebenfalls ca. 10 % aus. Misch- und Übergangsformen<br />

zwischen den 3 Typen sind sehr häufig.<br />

Die Diagnose muss immer immunhistologisch bestätigt werden. Wie auch<br />

normale, nicht maligne veränderte Merkelzellen exprimieren Merkelzellkarzinome<br />

sowohl epitheliale als auch neuroendokrine Antigene. Die<br />

Expression von Zytokeratin 20 und Neurofilamenten dient der eindeutigen<br />

Identifizierung von Merkelzellkarzinomen. An neuroendokrinen Markern ist<br />

Chromogranin A ein typischer und spezifischer Marker, der jedoch stark<br />

variiert. Negativ ist der Transkriptionsfaktor (TTF­1), der in kleinzelligen<br />

Lungenkarzinomen positiv ist; ebenso sind HMB 45, S 100, LCA, Vimentin,<br />

saures Gliafaser- Protein und Desmin negativ.<br />

4.3 Diagnostik<br />

Je nach Größe des Tumors wird die primäre Diagnose mittels Inzisionsbiopsie<br />

oder Exzisionsbiopsie erfolgen. Da charakteristische klinische Merkmale,<br />

die eine sichere Diagnose erlauben, fehlen, werden die Tumoren<br />

oft verkannt und unter der Annahme eines häufigeren <strong>Haut</strong>tumors wie<br />

z. B. eines Plattenepithelkarzinoms, Basalzell karzinoms oder eines kutanen<br />

malig nen Lymphoms exzidiert.<br />

Nach histologischen Diagnosesicherung sollte eine Ausbreitungsdiagnostik<br />

mittels Lymphknotensonographie der drainierenden Lymphknotenstation<br />

erfolgen. Auch eine Abdomen-Sonographie ist ebenso wie eine Röntgen-<br />

Thorax-Untersuchung indiziert. Bei klinischem Verdacht auf eine Fern metastasierung<br />

sind die entsprechenden bildgebenden Verfahren verschiedener<br />

Organe durchzuführen (z.B. Magnetresonanztomographie des Schädels,<br />

Computertomographie des Thorax / Abdomens oder [68Ga]-DOTATOC-<br />

PET­Untersuchung).<br />

<strong>Haut</strong>tumore Merkelzellkarzinom 39


40 <strong>Haut</strong>tumore<br />

Merkelzellkarzinom<br />

4.4 Prognose und Staging<br />

Aufgrund seiner aggressiven Biologie ist das MCC nach wie vor mit einer<br />

ungünstigen Prognose behaftet: Die 5-Jahres-Überlebensrate bei Vorliegen<br />

eines Primärtumors beträgt 64%, nach Eintreten einer Fernmetastasierung<br />

sinkt dieser Prozentsatz auf 18%<br />

Die meisten Rezidive treten während der ersten 2 Jahre auf. Retrospektive<br />

Studien an mehr als 400 in der Literatur publizierten Patienten zeigten<br />

folgende ungünstige prognostische Faktoren auf:<br />

• Befall des Wächterlymphknotens (ca. 30%)<br />

• Histologisch kleine Zellen, hohe Mitoserate, Gefäßreichtum<br />

• Fortgeschrittenes Tumorstadium (lokoregionäre Metastasen oder<br />

Fernmetastasen)<br />

• Männliches Geschlecht<br />

• Lokalisation des Primärtumors in der Kopf­Hals­Region oder am Rumpf<br />

• Immunsuppression<br />

Eine prognostische Bedeutung wird auch dem histologischen Typ zugemessen:<br />

Der trabekuläre Typ ist der bestdifferenzierte, während der kleinzellige<br />

Typ am wenigsten differenziert ist; auch die Bestimmung der Tumordicke<br />

scheint eine prognostische Abgrenzung zu ermöglichen. Kleine Zellen,<br />

hohe Mitoserate und Gefäßreichtum in der Histologie ist eher mit einer<br />

schlechten Prognose vergesellschaftet, ein entzündliches Infiltrat oder eine<br />

solare Elastose mit einer Besseren.<br />

Eine allgemein eingeführte Stadieneinteilung <strong>für</strong> Merkelzell-Karzinome<br />

existierte jahrelang nicht. Meist wurden die Einteilungen nach Yiegpruksawan<br />

et al. (1991) und Boyle et al. (1995) verwendet. 2010 wurde eine<br />

neue Stadieneinteilung des MCC von der AJCC (American Joint Committee<br />

on Cancer) publiziert.


4.5 Therapie<br />

4.5.1 Operative Therapie<br />

Bei Primärtumoren ohne Hinweise auf das Vorliegen von Organmetastasen<br />

ist die vollständige chirurgische Exzision als Basistherapie anzusehen.<br />

Wegen der hohen Rate von Lokalrezidiven, die in der Regel auf subklinische<br />

Satellitenmetastasen zurückzuführen sind, sollte mög lichst<br />

ein Sicherheitsabstand von 2-3 cm angestrebt werden. In beson derer<br />

Lokalisation, wo in Abwägung der Gesamtsituation nur ein geringerer Sicherheits<br />

abstand möglich ist, sollte diesem Umstand durch eine entsprechende<br />

lückenlose histologische Darstellung der Exzidat schnitt ränder Rechnung<br />

getragen werden.<br />

Abbildung 8: TNM-Kriterien und Stadieneinteilung<br />

Quelle: Lemos BD et al.;Pathologic nodal evaluation improves prognostic accuracy in Merkel cell carcinoma:<br />

analysis of 5823 cases as the basis of the first consensus staging system. J Am Acad Dermatol. 2010<br />

<strong>Haut</strong>tumore Merkelzellkarzinom 41


42 <strong>Haut</strong>tumore<br />

Merkelzellkarzinom<br />

Wegen des hohen Frequenz einer lymphogenen Metastasierung erfolgt in<br />

der Regel die Durchführung einer Wächterlymphknotenbiopsie (SLNB),<br />

da die Präsenz von Mikrometastasen im Wächterlymphknoten prognostisch<br />

ungünstig ist. Beim Nachweis einer Mikrometastasierung oder Makrometastasierung<br />

sollte im Anschluss eine komplette Lymph adenek tomie<br />

erfolgen.<br />

Bei Lokalrezidiven oder spontanem Auftreten von Lymphknotenmetastasen<br />

ist die chirurgische Sanierung nach wie vor die Therapie der Wahl. Diese<br />

sollte mit kurativer Intention vorgenommen werden.<br />

4.5.2 Strahlentherapie<br />

Merkelzellkarzinome sind in aller Regel radiosensitiv. Retrospektive<br />

Analysen zeigen, dass die lokale Rezidivrate nach alleiniger R0-Operation<br />

des Primärtumors durch eine kombinierte lokoregionäre adjuvante Strahlenbehandlung<br />

(3 cm Umgebung der Exzisionsnarbe + regionäre Lymph knotenstation)<br />

deutlich gesenkt werden kann. Ebenso ergaben sich Hinweise, dass<br />

diese Vorgehen zu einer relevanten Verlängerung des rezidiv freien und<br />

Gesamtüberlebenszeit führt.<br />

Für Primärtumoren und lokoregionäre Rezidive, einschließlich Lymphknotenmetastasen<br />

ist daher die postoperative, adjuvante Strahlentherapie der<br />

Tumorregion und der regionären Lymphknotenstationen indiziert. Als erforder<br />

liche Gesamtdosis werden in der adjuvanten Situation 50 Gray mit einer<br />

Einzeldosis von je 2 Gy fünf Mal wöchentlich empfohlen.<br />

Bei metastasierendem Merkelzellkarzinom wird die Bestrahlung häufig im<br />

Rahmen multimodaler Therapiekonzepte neben chirurgischen Exzisionen<br />

und/oder einer systemischen Chemotherapie durchgeführt.<br />

4.5.3 Chemotherapie<br />

Das Merkelzellkarzinom ist prinzipiell ein chemosensitiver Tumor. Es<br />

gibt allerdings keine Standard-Chemotherapie-Schemata. Wegen der<br />

morphologischen Ähnlichkeiten wurden oft Regime gewählt, die bei<br />

den kleinzelligen Lungenkarzinomen etabliert sind (u.a. Anthrazykline,<br />

Antimetabolite, Bleomycin, Cyclophosphamid, Etoposid, Platinderivate<br />

allein oder in Kombination). Es finden sich zwar hohe Ansprechraten<br />

(first line bis zu 57%, second line bis zu 45%, third line bis zu 20%), aber<br />

keine Korrelation zwischen Ansprechen und Überleben, ebenso wie keine<br />

Korrelation zwischen Dosisintensität und Ansprechen.


Da<strong>für</strong> aber eine hohe Rate von Therapie-assoziierten Todesfällen.<br />

Heilungen scheinen in diesem Tumorstadium nicht aufzutreten. Daher ist<br />

eine systemische Chemotherapie als Palliativmaßnahme bei Vorliegen von<br />

Fern meta stasen zwar indiziert, sollte aber insbesondere wegen der hohen<br />

Toxizität der meisten Chemotherapeutika <strong>für</strong> alte Patienten (eingeschränkte<br />

Leber­ und Nierenfunktion sowie Hämatopoese) auf den individuellen Fall<br />

angepasst werden.<br />

Als gut verträgliche Monotherapeutika stehen Etoposid oder Anthrazykline,<br />

z. B. liposomal verkapseltes Doxorubicin, zur Verfügung.<br />

4.5.4 Experimentelle Therapien<br />

Der genaue Stellenwert der Immuntherapeutika, Signaltrans duktionsinhibitoren<br />

oder epigentischen Modulatoren kann aufgrund der geringen<br />

Fallzahlen derzeit noch nicht beurteilt werden. Neue therapeutische Strategien<br />

(Ipilimumab, αCD56­Toxin­Konjugate, Kinase­Inhibitoren, Survivin­<br />

Vakzine) müssen erst in randomisierten Studien getestet werden.<br />

Ein ebenso interessanter Therapieansatz ist der therapeutische Einsatz<br />

eines DOTATOC-Radiopeptides nach erfolgter Detektion von Somatostatinrezeptoren<br />

des Tumors mittels [68Ga]-DOTATOC-PET-Scan.<br />

4.6 Nachsorge<br />

Bis heute existieren keine wissenschaftlich gesicherten Studien zur Nachsorge<br />

des Merkelzell-Karzinoms. Wegen der bekannten Gefahr von<br />

Lokalrezidiven oder regionären Lymphknotenmetastasen innerhalb der<br />

ersten Jahre nach Entfernung des Primärtumors wird eine engmaschige<br />

Nach sorge zunächst in vierteljährlichen Abständen und später in halbjährlichen<br />

Abständen empfohlen.<br />

Im Rahmen dieser Nachsorgeuntersuchung erfolgt neben der klinischen<br />

Untersuchung mit Lymphknotenpalpation, eine Lymphknotensonographie<br />

vor allem der regionären Lymphknotenstationen. Einmal jährlich sollten eine<br />

Oberbauchsonographie und eine Röntgen-Thorax-Untersuchung vorgenommen<br />

werden.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Merkelzellkarzinom 43


44 <strong>Haut</strong>tumore<br />

5 Dermatofibrosarkoma<br />

protuberans<br />

Merkelzellkarzinom<br />

5.1 Epidemiologie und Stadieneinteilung<br />

Das Dermatofibrosarcoma protuberans (DFSP) ist ein, fibrohistiozytärer,<br />

vorwiegend am Stamm sowie an den proximalen Extremitätenabschnitten<br />

vorkommender Tumor von intermediärer Malignität. Obwohl es ein seltener<br />

Tumor ist (unter 1 pro 100.000 Einwohner und Jahr), stellt es das häufigste<br />

Sarkom der <strong>Haut</strong> dar.<br />

Das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 40 Jahren. Männer und Frauen<br />

sind gleich häufig betroffen. Die Mortalität ist als gering einzuschätzen, da<br />

das DSFP langsam lokal infiltrierend wächst, sowohl seitlich als auch in die<br />

Tiefe, nur selten metastasiert (


zellen entlang der Septen des subkutanen Fettgewebes sowie eine diffuse<br />

Durch setzung desselben. Das fibrosarkomatöse DFSP zeichnet sich<br />

histologisch durch einen abrupten bzw. graduellen Übergang in zellreiche<br />

Spindel zellfaszikel mit erhöhten Zellatypien und –mitosen aus.<br />

5.3 Diagnostik<br />

Eine sichere klinische Diagnose ist nicht möglich. Charakteristisch ist die<br />

derbe Konsistenz der Läsion. Die Diagnose wird in der Regel durch eine<br />

Inzisionsbiopsie, seltener durch Exzisionsbiopsie gestellt.<br />

Die Ausbreitung des Tumors erfolgt meist intra- und subkutan. Ultraschalluntersuchungen<br />

und MRT-Aufnahmen lassen nur bedingt Aussagen über<br />

die wirkliche Infiltration zu, im Einzelfall können diese Untersuchungen präoperativ<br />

nützlich sein.<br />

Bei Rezidiven sind zur Ausbreitungsdiagnostik eine Lymphknotensonographie,<br />

ein Röntgen-Thorax sowie eine Abdomen-Sonographie<br />

notwendig.<br />

5.4 Therapie<br />

5.4.1 Operative Therapie<br />

Die Therapie des Primärtumors besteht in der chirurgischen Exzision.<br />

Der hierbei einzuhaltende Sicherheitsabstand wird in der Literatur sehr<br />

variabel zwischen 1 und 5 cm angegeben. Wird der Tumor unter anschließender<br />

lückenloser histologischer Darstellung der Schnittränder exzidiert<br />

(mikrographische Chirurgie), kann ein Sicherheitsabstand von 1 cm als<br />

aus reichend angesehen werden, da die lokalen Heilungsraten selbst<br />

bei Lokalrezidiven 98% betragen. Bei anderen histopathologischen Aufarbeitungs<br />

verfahren ist jedoch aufgrund des erhöhten Rezidivrisikos ein<br />

höherer Sicherheitsabstand von 2 bis 3cm angezeigt.<br />

5.4.2 Andere Therapieverfahren<br />

Neben der operativen Therapie steht <strong>für</strong> nicht-operable primäre, lokal<br />

rezidivierende, oder metastasierte DFSP eine molekular ausgerichtete<br />

Therapie mit dem Ziel einer Unterbrechung des autokrinen PDGFgesteuerten<br />

Wachstums-Stimulus zur Verfügung. Studien mit dem PDGF-<br />

Rezeptor-selektiven oralen Tyrosinkinase-Inhibitor Imatinib zeigten ein<br />

therapeutisches Ansprechen von ca. 70%. Imatinib kann auch bei ausge-<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 45


46<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

dehnten Tumoren zur präoperativen Reduktion der Tumormasse eingesetzt<br />

werden.<br />

Häufige Nebenwirkungen sind gastrointestinale Beschwerden, periphere<br />

Ödeme, Myalgien, Abgeschlagenheit und Exantheme.<br />

Bei einem Therapieansprechen wird eine operative Entfernung des residualen<br />

Tumors nach Abschluss der Behandlung zur histologischen Sicherung<br />

des Therapieerfolgs sowie zur Vermeidung lokaler Rezidive empfohlen.<br />

Sowohl primäre als auch sekundäre Resistenzen gegen Imatinib sind<br />

beschrieben. Bei Therapieresistenz kann eine Therapie mit anderen<br />

PDGFR-Inhibitoren wie Suntinitib oder Nilotinib versucht werden.<br />

Als weitere Behandlungsmöglichkeit bei primärer Inoperabilität, R1- oder<br />

R2-Resektion, sowie bei Z. n. mehrfachen Rezidiven kann die Strahlentherapie<br />

angesehen werden. Das Bestrahlungsareal umfasst den<br />

Primärtumor, postoperative Narben und einen Sicherheitsabstand von 3-5<br />

cm. Die Einzeldosis beträgt dabei 2 Gy, 5 × pro Woche, mit einer Gesamtdosis<br />

von 60 - 70 Gy bei kurativer Zielsetzung.<br />

Eine wirksame Chemotherapie in der Behandlung des DFSP ist nicht<br />

bekannt.<br />

5.5 Nachsorge<br />

Daten zur Nachsorge des DSFP liegen nicht vor. Die Nachsorge richtet<br />

sich vor allem auf die frühzeitige Erfassung von Lokalrezidiven oder<br />

Lymph knoten metastasierungen. Hierzu sind klinische Untersuchungen in<br />

halbjährlichen Abständen <strong>für</strong> mindestens fünf Jahre empfehlenswert. Technische<br />

Untersuchungen mittels Sonographie oder MRI sind nicht routinemäßig,<br />

sondern nur bei Bedarf, erforderlich.


6 Literatur<br />

Chapman PB, Hauschild A, Robert C, Haanen JB, Ascierto P, Larkin J,<br />

Dummer R, Garbe C, Testori A, Maio M, Hogg D, Lorigan P, Lebbe C,<br />

Jouary T, Schadendorf D, Ribas A, O’Day SJ, Sosman JA, Kirkwood<br />

JM, Eggermont AM, Dreno B, Nolop K, Li J, Nelson B, Hou J, Lee RJ,<br />

Flaherty KT, McArthur GA; BRIM-3 Study Group. Improved survival with<br />

vemurafenib in melanoma with BRAF V600E mutation. N Engl J Med.<br />

2011 Jun 30;364(26):2507­16. doi: 10.1056/NEJMoa1103782<br />

Entwurf der S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge des<br />

Melanoms“, Version 2.6, 29.06.2012, Konsultationsfassung AWMF<br />

(Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften<br />

e.V.) der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und deutschen<br />

Krebs hilfe e.V., Registrierungsnummer: 032-024OL<br />

Garbe C, Hauschild A, Volkenandt M, Schadendorf D, Stolz W, Kortmann<br />

RD, Kettelhack C, Frerich B, Keilholz U, Dummer R, Sebastian G, Tilgen<br />

W, Schuler G, Mackensen A, Kaufmann R. „Deutsche Leitlinie: Malignes<br />

Melanom‟. In: Garbe C (Hrsg.) Interdisziplinäre Leitlinien zur Diagnostik<br />

und Behandlung von <strong>Haut</strong>tumoren. Stuttgart, New York: Georg Thieme<br />

Verlag, S. 23 – 55, 2005.<br />

Garbe C, Peris K, Hauschild A, Saiag P, Middleton M, Spatz A, Grob JJ,<br />

Malvehy J, Newton-Bishop J, Stratigos A, Pehamberger H, Eggermont<br />

AM. Diagnosis and treatment of melanoma. European consensusbased<br />

interdisciplinary guideline - Update 2012. Eur J Cancer. 2012<br />

Oct;48(15):2375­90. doi: 10.1016/j.ejca.2012.06.013<br />

Garbe C, Schadendorf D, Stolz W, Volkenandt M, Reinhold U, Kortmann RD,<br />

Kettelhack Ch, Frerich B, Keilholz U, Dummer R, Sebastian G, Tilgen<br />

W, Schuler G, Mackensen A, Kaufmann R, Hauschild A. „Kurzleitlinie –<br />

Malignes Melanom der <strong>Haut</strong>“. JDDG, Supplement 1, 2008 (Band 6), DOI:<br />

10.1111/j.1610-0387.2008.06711.x<br />

Hersh EM, O’Day SJ, Powderly J, Khan KD, Pavlick AC, Cranmer LD,<br />

Samlowski WE, Nichol GM, Yellin MJ, Weber JS. A phase II multicenter<br />

study of ipilimumab with or without dacarbazine in chemotherapynaïve<br />

patients with advanced melanoma. Invest New Drugs. 2011<br />

Jun;29(3):489­98. doi: 10.1007/s10637­009­9376<br />

Hodi FS, O’Day SJ, McDermott DF, Weber RW, Sosman JA, Haanen JB,<br />

Gonzalez R, Robert C, Schadendorf D, Hassel JC, Akerley W, van<br />

den Eertwegh AJ, Lutzky J, Lorigan P, Vaubel JM, Linette GP, Hogg D,<br />

Ottensmeier CH, Lebbé C, Peschel C, Quirt I, Clark JI, Wolchok JD,<br />

Weber JS, Tian J, Yellin MJ, Nichol GM, Hoos A, Urba WJ. Improved<br />

survival with ipilimumab in patients with metastatic melanoma. N Engl J<br />

Med. 2010 Aug 19;363(8):711­23. doi: 10.1056/NEJMoa1003466<br />

Kapitel 1<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 47


Kapitel 2<br />

Kapitel 3<br />

48<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

IET - Institut <strong>für</strong> klinische Epidemiologie der TILAK GmbH, „Inzidenz und<br />

Mortalität bösartiger Neubildungen in Tirol Diagnosejahr 2009‟<br />

Leiter U, Garbe C. „Nachsorge des malignen Melanoms“ Zentrum <strong>für</strong><br />

Dermato-<strong>Onkologie</strong>, Südwestdeutsches Tumorzentrum, Universitäts-<br />

<strong>Haut</strong>klinik, Eberhard-Karls-Universität, Tübingen, Der Onkologe 2009 ·<br />

15:777–783, DOI 10.1007/s00761­009­1634­z<br />

Berlin J, Katz KH, Helm KF, Maloney ME. The significance of tumor<br />

persistence after incomplete excision of basal cell carcinoma. J Am Acad<br />

Dermatol. 2002;46 (4):639.<br />

Diepgen TL, Mahler VM. The epidemiology of skin cancer. Br J Dermatol<br />

2002;146 (suppl 61):1­6.<br />

Geisse JK, Rich P, Pandya A, et al. Imiquimod 5% cream for the treatment<br />

of superficial basal cell carcinoma: a double­blind, randomized, vehiclecontrolled<br />

study. J Am Acad Dermatol 2002; 47: 390-8.<br />

Hauschild A, Breuninger H, Kaufmann R, Kortmann RD, Schwipper V, Werner<br />

J, Reifenberger J, Dirschka T, Garbe C; „Kurzleitlinie - Basalzellkarzinom<br />

der <strong>Haut</strong>“ 2008, basierend auf: Garbe C „Interdisziplinäre Leitlinien zur<br />

Diagnostik und Behandlung von <strong>Haut</strong>tumoren. Georg Thieme Verlag,<br />

Stuttgart, New York S. 1 – 11.<br />

Marghoob A, Kopf AW, Bart R. Set al Risk of another basal cell carcinoma<br />

developing after treatment of a basal cell carcinoma. J Am Acad Dermatol<br />

1993; 28: 22-8.<br />

Morton CA, Brown SB, Collins S et al. Guidelines for topical photodynamic<br />

therapy: report of a workshop of the British Photodermatolgy Group. Br J<br />

Dermatol 2002; 146:552-567.<br />

Sekulic A, Migden MR, Oro AE, Dirix L, Lewis KD, Hainsworth JD, Solomon<br />

JA, Yoo S, Arron ST, Friedlander PA, Marmur E, Rudin CM, Chang AL,<br />

Low JA, Mackey HM, Yauch RL, Graham RA, Reddy JC, Hauschild A. N<br />

Engl J Med. 2012;366:2171-9.<br />

Ackerman AB, Mones JM. Solar (actinic) keratosis is squamous cell<br />

carcinoma. Br J Dermatol. 2006 Jul;155(1):9­22.<br />

Alomar A, Bichel J, McRae S. Vehicle-controlled, randomized, double-blind<br />

study to assess safety and efficacy of Imiquimod 5% cream applied<br />

once daily 3 days per week in one or two courses of treatment of actinic<br />

keratoses on the head. Br J Dermatol. 2007; 157:133-141.<br />

Askew DA, Mickan SM, Soyewr HP, Wilkinson D. Effectiveness of<br />

5­fluorouracil treatment for actinic keratosis­­a systematic review of<br />

randomized controlled trials. Int J Dermatol. 2009;48:453-463.


Braathen LR, Szeimies RM, Basset-Seguin N, Bissonnette R, Foley P,<br />

Pariser D, Roelandts R, Wennberg AM, Morton CA. International Society<br />

for Photodynamic Therapy in Dermatology. Guidelines on the use of<br />

photodynamic therapy for nonmelanoma skin cancer: an international<br />

consensus. International Society for Photodynamic Therapy in<br />

Dermatology, 2005. J Am Acad Dermatol. 2007;56:125-143.<br />

Breuninger H, Bootz F, Hauschild A Kortmann RD, Wolff K, Stockfleth<br />

E, Szeimies M, Rompel R, Garbe C. „Onkologische Leitlinien:<br />

Plattenepithelkarzinom der <strong>Haut</strong>. J Dtsch Dermatol Ges. 2008 .6 Suppl<br />

1:5-8.<br />

Falagas ME, Angelousi AG, Peppas G. Imiquimod for the treatment of<br />

actinic keratosis: Ameta-analysis of randomized controlled trials. J Am<br />

Acad Dermatol. 2006;55:537-538.<br />

Farasat S, Yu SS, Neel VA, Nehal KS, Lardaro T, Mihm MC, Byrd DR, Balch<br />

CM, Califano JA, Chuang AY, Sharfman WH, Shah JP, Nghiem P, Otley<br />

CC, Tufaro AP, Johnson TM, Sober AJ, Liégeois NJ. A new American<br />

Joint Committee on Cancer staging system for cutaneous squamous cell<br />

carcinoma: creation and rationale for inclusion of tumor (T) characteristics.<br />

J Am Acad Dermatol. 2011;64:1051-1059.<br />

Motley R, Kersey P, Lawrence C; British Association of Dermatologists; British<br />

Association of Plastic Surgeons; Royal College of Radiologists, Faculty<br />

of Clinical Oncology. Multiprofessional guidelines for the management<br />

of the patient with primary cutaneous squamous cell carcinoma. Br J<br />

Dermatol. 2002;14:18-25.<br />

Pirard, D, Vereecken, P, M&eacute;lot, C, Heenen, M. Three percent<br />

diclofenac in 2.5% hyaluronan gel in the treatment of actinic keratoses:<br />

a meta-analysis of the recent studies. Arch Dermatol Res. 2005;297:185-<br />

189.<br />

Trakatelli M, Ulrich C, del Marmol V, Euvrard S, Stockfleth E, Abeni D.<br />

Epidemiology of nonmelanoma skin cancer (NMSC) in Europe: accurate<br />

and comparable data are needed for effective public health monitoring<br />

and interventions. Br J Dermatol. 2007;156 Suppl 3:1-7.<br />

Zouboulis ChC. Principles of cutaneous cryosurgery: An update.<br />

Dermatology. 1999; 198:11-117.<br />

Becker J, Mauch C, Kortmann RD, Keilholz U, Bootz F, Garbe C, Hauschild<br />

A, Moll I; „Kutanes neuroendokrines Karzinom (Merkelzellkarzinom)‟,<br />

2008, basierend auf den „Interdisziplinären Leitlinien zur Diagnostik und<br />

Behandlung von <strong>Haut</strong>tumoren ‟ (C.Garbe, ed., 2005, Georg Thieme<br />

Verlag, Stuttgart, New York S.)<br />

Kapitel 4<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 49


Kapitel 5<br />

50<strong>Haut</strong>tumore Melanom<br />

Bichakjian CK, Lowe L, Lao CD, Sandler HM, Bradford CR, Johnson TM,<br />

Wong SL. Merkel cell carcinoma: critical review with guidelines for<br />

multidisciplinary management. Cancer, 2007 1;110:1-12.<br />

Feng H, Shuda M, Chang Y, Moore PS; Clonal integration of a polyomavirus<br />

in human Merkel cell carcinoma. Science. 2008 Feb 22;319(5866):1096­<br />

100.<br />

Heute D, Kostron H, von Guggenberg E, Ingorokva S, Gabriel M,<br />

Dobrozemsky G, Stockhammer G, Virgolini IJ.; Response of recurrent<br />

high­grade glioma to treatment with (90)Y­DOTATOC. J Nucl Med. 2010<br />

Mar;51(3):397­400.<br />

Lemos BD, Storer BE, Iyer JG, Phillips JL, Bichakjian CK, Fang LC, Johnson<br />

TM, Liegeois-Kwon NJ, Otley CC, Paulson KG, Ross MI, Yu SS, Zeitouni<br />

NC, Byrd DR, Sondak VK, Gershenwald JE, Sober AJ, Nghiem P;<br />

Pathologic nodal evaluation improves prognostic accuracy in Merkel cell<br />

carcinoma: analysis of 5823 cases as the basis of the first consensus<br />

staging system. J Am Acad Dermatol. 2010 Nov;63(5):751­61.<br />

Meier G, Waldherr C, Herrmann R, Maecke H, Mueller-Brand J, Pless M.;<br />

Successful targeted radiotherapy with 90Y-DOTATOC in a patient with<br />

Merkel cell carcinoma. A Case Report. Oncology. 2004;66(2):160­3.<br />

Breuninger H, Sebastian G, Garbe C (2005): Deutsche Leitlinie<br />

Dermatofibrosarcoma protuberans. In: Garbe C (Hrsg.) Interdisziplinäre<br />

Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von <strong>Haut</strong>tumoren. Georg<br />

Thieme Verlag, Stuttgart, New York pp62–68.<br />

Fletcher CD, Evans BJ, MacArtney JC, Smith N, Wilson Jones E, McKee<br />

PH. Dermatofibrosarcoma protuberans: a clinicopathological and<br />

immunohistochemical study with a review of the literature. Histopathology.<br />

1985;9:921-938.<br />

Hafner HM, Moehrle M, Eder S, Trilling B, Rocken M, Breuninger H.<br />

3D­Histological evaluation of surgery in dermatofibrosarcoma protuberans<br />

and malignant fibrous histiocy­toma: Differences in growth patterns and<br />

outcome. Eur J Surg Oncol. 2008;34:680-686.<br />

Kransdorf MJ, Meis Kindblom JM. Dermatofibrosarcoma protuberans:<br />

radiologic appearance. AJR Am J Roentgenol. 1994;163: 391-394.<br />

Marks LB, Suit HD, Rosenberg AE, Wood WC. Dermatofibrosarcoma<br />

protuberans treated with radiation therapy. Int J Radiat Oncol Biol Phys.<br />

1989;17: 379-384.<br />

McArthur GA, Demetri GD, van Oosterom A, Heinrich MC, Debiec-Tychter<br />

M, Corless CL, Nikolova, Dimitijevic S. Molecular and clinical analysis of<br />

locally advanced dermatofibrosarcoma protuberans treated with imatinib:


Imatinib Target Exploration Consortium Study B2225. J Clin Oncol.<br />

2005;23:866-873.<br />

Parker TL, Zitelli JA. Surgical margins for excision of dermatofibrosarcoma<br />

protuberans. J Am Acad Dermatol. 1995;32:233-236.<br />

Smola MG, Soyer HP, Scharnagl E (1991) Surgical treatment of<br />

dermatofibrosarcoma protuberans. A retrospective study of 20 cases with<br />

review of literature. Eur J Surg Oncol 17: 447-453.<br />

Ugurel S, Kortmann RD, Mohr P, Mentzel T, Garbe C, Breuninger H.<br />

„Onkologische Leitlinien: Dermatofibrosarcoma protuberans. J Dtsch<br />

Dermatol Ges. 2008 May;6 Suppl 1:19-20.<br />

<strong>Haut</strong>tumore Melanom 51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!