Katholisch in Südost - St. Nikolaus Münster
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Meisterboxer<strong>in</strong>nen auf der Lebensbühne<br />
Bei der kfd-Theatergruppe <strong>St</strong>. Bernhard spielt Geme<strong>in</strong>schaft die Hauptrolle<br />
von Klaus Nelißen<br />
Die Bretter, die die Welt bedeuten, s<strong>in</strong>d<br />
hier nicht weit von geweihtem Boden:<br />
Die Bühne der kfd-Theatergruppe <strong>St</strong>.<br />
Bernhard bef<strong>in</strong>det sich im Alten Pfarrheim,<br />
Mauer an Mauer zum Kirchenraum.<br />
Hier proben zehn Frauen von Juni<br />
bei November jeden Dienstagabend an<br />
ihrem Theaterstück, das sie jährlich auf<br />
die Bühne br<strong>in</strong>gen. Mit riesigem Erfolg:<br />
über 500 Leute sehen Jahr für Jahr die<br />
Aufführungen im Alten Pfarrheim. Während<br />
der Proben ist der Bühnenraum<br />
normalerweise e<strong>in</strong>gedeckt mit Spielgeräten<br />
der Krabbelgruppen, die tagsüber<br />
hier für die Kle<strong>in</strong>sten der Geme<strong>in</strong>de da<br />
s<strong>in</strong>d. Mit e<strong>in</strong>er Krabbelgruppe habe es<br />
auch angefangen, berichtet Eva Hammer,<br />
die zu den Gründungsmitgliedern<br />
gehört. Vor über 20 Jahren traten die<br />
damals jungen Mütter der Krabbelgruppe<br />
allesamt <strong>in</strong> die Frauengeme<strong>in</strong>schaft<br />
<strong>St</strong>. Bernhard e<strong>in</strong>. Schnell kam<br />
die Anfrage, beim kfd-Karneval etwas<br />
mitzuwirken. „Bald schon haben wir<br />
den ganzen Karneval geschmissen“, erzählt<br />
Frau Hammer. Dann sei die Idee<br />
gekommen, auch mal e<strong>in</strong> ganzes <strong>St</strong>ück<br />
auf die Bühne zu br<strong>in</strong>gen, erzählt Ulrike<br />
Gaucz<strong>in</strong>ski. Seit 1999 br<strong>in</strong>gen<br />
die Frauen nun jedes Jahr am zweiten<br />
und dritten Novemberwochenende e<strong>in</strong><br />
Theaterstück auf die Bühne. Zumeist<br />
spielen sie Heiteres, Komödien, Volksstücke.<br />
Gleich nach jeder Aufführung geht die<br />
neue <strong>St</strong>ücke-Suche los. Dies wird dann<br />
im Mai vorgestellt – wobei die Rollen-<br />
46 Verbände<br />
wahl ke<strong>in</strong> Wunschkonzert ist, sondern<br />
von den <strong>St</strong>ückesucher<strong>in</strong>nen bestimmt<br />
wird. „Auch wenn man anfangs manchmal<br />
denkt, ‚das geht ja gar nicht’ passen<br />
die Rollen am Ende immer wie angegossen“,<br />
sagt Anne Holtkötter. Natürlich<br />
müssen die Damen auch immer wieder<br />
Männerrollen übernehmen – ke<strong>in</strong><br />
Problem. „Nur ich darf ke<strong>in</strong>en Mann<br />
spielen“, sagt Gabi Söllner und lacht:<br />
„Irgendwie komme ich<br />
immer zu weiblich rüber.“<br />
Petra Wulfers mag den alljährlichen<br />
Rollenwechsel:<br />
„Es macht so e<strong>in</strong>en Spaß,<br />
hier auf der Bühne mal jemand<br />
anders zu se<strong>in</strong>.“<br />
Ab Juni wird geprobt –<br />
erst <strong>in</strong> geselliger Runde,<br />
ab Herbst wird es dann<br />
stressiger. „Da werfen wir<br />
auch manchmal kurz vor<br />
knapp noch etwas um“,<br />
weiß Edeltraud Hermes<br />
zu berichten. Bühnenbild,<br />
Kostüme – alles machen<br />
die Frauen selber. Und auch bei der<br />
Regie packen alle mit an. „Wir haben<br />
ke<strong>in</strong>e Regisseur<strong>in</strong> – das glaubt uns ke<strong>in</strong>er,<br />
aber das funktioniert wunderbar!“,<br />
sagt Elisabeth Bentlage-Schelp. Und<br />
auch wenn kurz vor der Premiere oft<br />
die Nerven blank liegen – „bei der Premiere<br />
ist all der Aufwand vergessen“,<br />
sagt Ulrike Gaucz<strong>in</strong>ski. „Für mich s<strong>in</strong>d<br />
die Proben wie e<strong>in</strong> Urlaub aus dem Alltag“,<br />
pflichtet Krist<strong>in</strong>e Lilje-Pike bei.<br />
In all den Jahren haben die Damen so<br />
manchen Erfolg erspielt. „Beim ‚Meisterboxer’<br />
hat Eva den Millowitsch klar<br />
<strong>in</strong> den Schatten gespielt“, sagt Anne<br />
Holtkötter. Aber dieses <strong>St</strong>ück von 2004<br />
ist nicht nur wegen des Erfolgs im Gedächtnis.<br />
Tragisch waren die Begleitumstände:<br />
E<strong>in</strong> Monat vor der Premiere<br />
starb die damalige Souffleuse Elke bei<br />
e<strong>in</strong>em Autounfall. „Wir waren erschüt-<br />
tert und fragten uns, ob wir überhaupt<br />
spielen sollten“, sagt Edeltrud Hermes.<br />
„Aber Elke hätte uns was erzählt, wenn<br />
wir nicht gespielt hätten“, sagt Eva<br />
Hammer. „Wir haben für Elke gespielt.“<br />
Die Frauen der kfd-Theatergruppe <strong>St</strong>.<br />
Bernhard: bei all der Heiterkeit, die sie<br />
durch ihr Spiel br<strong>in</strong>gen – sie wissen,<br />
dass die besondere Geme<strong>in</strong>schaft ihrer<br />
Gruppe, auch <strong>in</strong> Krisenzeiten, seit Jahren<br />
die wahre Hauptrolle spielt.