Bauen für die Zukunft - Zentralschweiz 2008 - Lika-Media-Consulting
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Stadt Schaffhausen –<br />
Energiestadt der ersten Stunde<br />
Marcel Wenger, Stadtpräsident Schaffhausen<br />
Die Energiekrise der 70er-Jahre und <strong>die</strong> Auswirkungen<br />
der GAUs von Harrisburg und Tschernobil waren in den Köpfen<br />
noch präsent, als <strong>die</strong> Stadt Schaffhausen beschloss, ihre<br />
bisherige Energiepolitik durch externe Energie- und Kommunikationsfachleute<br />
durchleuchten zu lassen. Es war der Start<br />
zum Abenteuer Energiestadt anfangs der 90er-Jahre.<br />
Zu <strong>die</strong>sem Entscheid mitgeholfen hat sicher auch <strong>die</strong><br />
überraschende Zustimmung der Schweizer Bevölkerung zum<br />
Moratoriumsartikel. Daher stiess das Energiestadt-Projekt<br />
sowohl in der Politik als auch in der Verwaltung auf offene<br />
Türen. Denn schon seit anfangs der 80er-Jahre wurden <strong>die</strong><br />
städtischen Liegenschaften im Rahmen des finanziell Möglichen<br />
kontinuierlich energetisch saniert.<br />
Weitsichtig hat der Stadtrat bereits 1992 den Beitritt zu den<br />
Europäischen Klimabündnisstädten beschlossen, obwohl der<br />
Klimaschutz eigentlich erst heute richtig im Bewusstsein der<br />
Bevölkerung angelangt ist. Schon 1992 war dem Stadtrat<br />
klar, dass <strong>die</strong> Treibhausgas-Emissionen massiv reduziert werden<br />
müssen. Zugleich hat er mit der Ökobilanz ein Controlling-Instrument<br />
geschaffen, mit welchem alle vier Jahre über<br />
<strong>die</strong> effektive Zielerreichung in allen Umweltbelangen Rechenschaft<br />
abgelegt wird. Die Energiebuchhaltung der Gebäude,<br />
sie wird seit den 80er-Jahren geführt, wurde seither verfeinert,<br />
so dass heute der Energieverbrauch und <strong>die</strong> Energiekennzahlen<br />
<strong>für</strong> jede städtische Liegenschaft bekannt sind.<br />
Die strategischen Ziele des Stadtrates:<br />
• Energie sparen (z.B. Wärmedämmung)<br />
• Effizienzsteigerung (z.B. Verbesserung der Wirkungsgrade,<br />
Abwärmenutzung usw.)<br />
• Substitution von fossilen Energieträgern durch erneuerbare<br />
bzw. neu erneuerbare Energien<br />
• Reduktion der Treibhausgas-Emissionen<br />
• Sensibilisierung der Verwaltung und Öffentlichkeit<br />
• Langfristziel: 2000-Watt-Gesellschaft<br />
Bewusst wird primär auf das Energiesparen hingewiesen, denn<br />
<strong>die</strong> nicht verbrauchte Energie ist <strong>die</strong> finanziell und ökologisch<br />
günstigste Energie. Konkret werden folgende Ziele anvisiert:<br />
• Die Umsetzung der Vorgaben von Energie Schweiz, wobei<br />
<strong>die</strong> stadteigenen Bauten und Anlagen ein um 10% besseres<br />
Resultat erreichen sollen<br />
• eine Reduktion der Treibhausgase um 50% bis 2030<br />
• langfristig (bis ca. 2070) eine Reduktion der Treibhausgase<br />
um den Faktor 8, was letztlich auch im Konzept der<br />
2000-Watt-Gesellschaft enthalten ist.<br />
Zwar war es zu Beginn der Energiestadt-Aktivitäten<br />
wesentlich einfacher, Lorbeeren zu ernten: Schaffhausen realisierte<br />
als erste Stadt ein Energie<strong>die</strong>nstleistungsunternehmen,<br />
ersetzte zahlreiche kleinere Heizungsanlagen durch<br />
einen lokalen Wärmeverbund mit BHKW und Wärmepumpe,<br />
baute in verschiedenen städtischen Schulanlagen Holzschnitzelfeuerungen<br />
und erliess bereits 1991 ein Förderprogramm<br />
zur Förderung von alternativen Energieerzeugungsanlagen.<br />
Seither sind über 1,4 Mio. Franken an Fördermitteln ausbezahlt<br />
worden, was einem Investitionsvolumen von mehr als 9<br />
Mio. Franken entspricht. Gut investiertes Geld, denn damit<br />
werden jährlich wiederkehrend gegen 700 Tonnen CO 2 -Emissionen<br />
eingespart.<br />
Heute sind <strong>die</strong> Äpfel höher gehängt! Um einen «Energiestadt-Orden»<br />
zu erhalten, muss wesentlich mehr Knochenarbeit<br />
geleistet werden. Einerseits muss strategisch-konzeptionell<br />
gearbeitet werden, um den Verbrauch an fossilen Energieträgern<br />
zu reduzieren. Dies geschah zum Beispiel über den<br />
städtischen Energierichtplan, welcher auch in der städtischen<br />
Bauordnung einen entsprechenden Niederschlag fand. Eine<br />
andere Massnahme ist das Beleuchtungskonzept <strong>für</strong> öffentliche<br />
Strassen und Anlagen. Zum andern sind es unzählige<br />
Klein(st)massnahmen, welche letztlich in ihrer Summe da<strong>für</strong><br />
sorgen, dass der Energiebedarf reduziert werden kann. Dazu<br />
gehören auch Massnahmen wie der verbesserte Einsatz von<br />
Recyclingpapieren, das Verbot von Luftbefeuchtern, <strong>die</strong><br />
Aktionen zur vergünstigten Abgabe von A-Label-Haushaltgeräten,<br />
von Powersafern, von Velohelmen usw. Solche Aktionen<br />
werden regelmässig von Ausstellungen im Energiepunkt<br />
begleitet. Mit den Energie-News der Städtischen Werke<br />
erhalten <strong>die</strong> Haushalte auch regelmässig Energiespartipps.<br />
Der Stadtrat ist überzeugt, mit dem Transportgefäss Energiestadt<br />
nach wie vor auf dem richtigen Weg zu sein. Die<br />
anstehenden Fragen als Folge der wachsenden Wirtschaften<br />
in den Schwellenländern China, In<strong>die</strong>n oder Brasilien, als Folge<br />
von Peak Oil und Peak Gaz, sowie <strong>die</strong> globale Herausforderung<br />
als Folge der Klimaänderung verlangen weitsichtige<br />
Massnahmen: Diese riesigen Herausforderungen wird der<br />
Verein Energiestadt nicht lösen können, zumindest nicht<br />
alleine. Es tut gut, den Weg in eine nachhaltige <strong>Zukunft</strong> mit<br />
Gleichgesinnten beschreiten zu können. Und nach wie vormacht<br />
es Sinn, wenn <strong>die</strong> Energiestädte voneinander lernen.<br />
Die Vision der<br />
2000-Watt-Gesellschaft<br />
Bruno Bébié, Energiebeauftragter der Stadt Zürich,<br />
Vorstandsmitglied Trägerverein Energiestadt<br />
Wieso braucht es <strong>die</strong> Vision einer<br />
2000-Watt-Gesellschaft?<br />
Heute verbraucht jeder Erdenbewohner im globalen Mittel<br />
jährlich eine Energiemenge, <strong>die</strong> rund 1750 Liter Öl oder einer<br />
Dauer-Leistung von 2000 Watt entspricht. Ein grosser Teil<br />
<strong>die</strong>ses Energiebedarfs wird heute mit fossilen Energien<br />
gedeckt. Aufgrund des wirtschaftlich bedingten Nachholbedarfs<br />
in den Entwicklungs- und Schwellenländern ist künftig<br />
mit einem massiven Anstieg des Verbrauchs an fossilen Energien<br />
zu rechnen, was langfristig zu verheerenden Auswirkungen<br />
auf <strong>die</strong> Vorräte an nicht erneuerbaren Energien und auf<br />
unser Klima führt. Die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft ist<br />
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