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Kontakt- und Beratungsstelle - Datt is irre

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Ausgabe 56<br />

09/2012<br />

DATT IS IRRE !<br />

Zeitschrift nicht nur für Verrückte<br />

Unabhängig - Kostenlos<br />

DATT IS IRRE! 1


Impressum<br />

Verantwortliche Redakteurin:<br />

Birgitta Becker<br />

Layout / DTP:<br />

Birgitta Becker<br />

Druck:<br />

Eigendruck<br />

DATT IS IRRE!<br />

Titelbild:<br />

Frank Söyke<br />

Cartoons:<br />

Marcel Düvier S. 13, 16, 19, 23<br />

Aufl age:<br />

2000, Heft 56, 09/2012<br />

Anschrift:<br />

DATT IS IRRE!<br />

c/o: <strong>Kontakt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beratungsstelle</strong><br />

Althofstr. 8<br />

45468 Mülheim an der Ruhr<br />

Tel.: (0208) 30853-40<br />

FAX: (0208) 30853-30<br />

E-Mail: datt-<strong>is</strong>-<strong>irre</strong>@caritas-muelheim.de<br />

Internet: http://www.datt<strong>is</strong><strong>irre</strong>.de<br />

Alle Interessenten sind herzlich eingeladen!<br />

Wir von der Redaktion treffen uns jeden Montag von 15 - 16.30 Uhr in den Räumen<br />

der <strong>Kontakt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beratungsstelle</strong>, am Kirchenhügel im Kath. Stadthaus, Althofstr. 8.<br />

Birgitta Becker, Petra Clemens, Miroslav Damjanovic, Klaus Jungbluth, Klaus-<br />

Dieter Lutterbeck, Axel Münch, Winfried Pasch, Bernd H. Schulz, Frank Söyke,<br />

Sandra Wichmann<br />

2 DATT IS IRRE!<br />

G e f ö r d e r t d u r c h e i n e S p e n d e v o n :<br />

Frank Söyke


Inhaltsverzeichn<strong>is</strong><br />

Aus der Redaktion / Und noch was Wichtiges ___________________ 4<br />

Mehr Freude im Leben ____________________________________ 5<br />

Wie trostlos.../ Lieber Gott __________________________________ 6<br />

Hilfsschwester Anne / Höhenfl ug _____________________________ 7<br />

Im Garten des Proleten ____________________________________ 8<br />

Eine Sternschnuppe ______________________________________ 9<br />

Trauertrilogie ___________________________________________ 10<br />

Fällt die erste Frucht vom Baum _____________________________ 11<br />

Mosaik meines Lebens ____________________________________ 12<br />

Herr Kilian ______________________________________________ 14<br />

Verrückte Welt ___________________________________________ 16<br />

Gestrandet in der Nacht ___________________________________ 17<br />

Meine Angstzustände _____________________________________ 18<br />

Das Böse <strong>is</strong>t böse, <strong>is</strong>t...? ___________________________________ 20<br />

Wo <strong>is</strong>t das Tor? / Ein Gleiches _______________________________ 21<br />

Selbsthilfe-Adressen ______________________________________ 22<br />

Gespräche über das Kind __________________________________ 23<br />

Vorankündigung: Kurs „Autobiograph<strong>is</strong>ches Schreiben“ ___________ 24<br />

Leserbrief _______________________________________________ 25<br />

Ich war am Überlegen / Gedankenblitze _______________________ 26<br />

Förderabo ______________________________________________ 27<br />

Hinwe<strong>is</strong>:<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Zuordnung der uns zur Verfügung gestellten Beiträge zu bestimmten Themenschwerpunkten<br />

erscheinen einige Artikel erst zu einem späteren Zeitpunkt!<br />

Alle Beiträge werden in der Redaktion besprochen <strong>und</strong> über die Veröffentlichung abgestimmt.<br />

Wichtig: Abgedruckte Beiträge erscheinen auch im Internet!<br />

Die veröffentlichten Artikel entsprechen nicht immer der Meinung der Redaktion!<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

für die Herausgabe eines Heftes brauchen wir immer auch Eure Unter-<br />

stützung: Schickt uns Eure Beiträge, Bilder <strong>und</strong> Ideen (ggf. auch ano-<br />

nym) egal zu welchen Themen!<br />

Die Hauptthemen der nächsten Ausgaben sind:<br />

Dezember 2012: Schlaf<br />

April 2013: Humor / Lachen<br />

DATT IS IRRE!- Redaktion<br />

Althofstr. 8<br />

45468 Mülheim/Ruhr<br />

oder per email: datt-<strong>is</strong>-<strong>irre</strong>@caritas-muelheim.de<br />

DATT IS IRRE! 3


Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Nun <strong>is</strong>t es wieder soweit: Ihr haltet die neue<br />

Ausgabe von DATT IS IRRE! in Euren Händen.<br />

Und Ihr fragt Euch sicherlich: „W<strong>und</strong>ertüte?<br />

Was <strong>is</strong>t denn das für ein Titel?“ Nun<br />

ja, wir haben über Jahre hinweg mehr Artikel<br />

bekommen, als wir Platz in den Heften hatten.<br />

Die übriggebliebenen Texte waren für den<br />

Abdruck verabschiedet worden, blieben aber<br />

in unserem „Noch zu erledigen“-Stapel liegen.<br />

Aber aufgeschoben <strong>is</strong>t nicht aufgehoben! Was<br />

lange währt, wird endlich gut! Wir haben jetzt<br />

ein Heft vorliegen, dass sich nur aus älteren<br />

Artikeln zusammensetzt.<br />

Hier noch einmal eine kurze Beschreibung<br />

dessen, was in unseren Redaktionssitzungen<br />

passiert: Wir bekommen Eure Artikel, Texte,<br />

Gedichte <strong>und</strong> lesen sie vor. Dann wird darüber<br />

d<strong>is</strong>kutiert. Wir beschäftigen uns eingehend<br />

damit, nichts wird auf die leichte Schulter<br />

genommen. Anschließend wird abgestimmt, ja<br />

oder nein zur Veröffentlichung. Das Heft, das<br />

themat<strong>is</strong>ch am besten passt, wird ausgewählt<br />

<strong>und</strong> der Text darin aufgel<strong>is</strong>tet. Wir haben<br />

allerdings nur begrenzte Kapazitäten pro Heft<br />

<strong>und</strong> deshalb bleiben nach Fertigstellung des<br />

Und noch was Wichtiges!!!<br />

4 DATT IS IRRE!<br />

Aus der Redaktion<br />

Layouts Texte außen vor. Dadurch entsteht<br />

ein Überhang, den wir dann von Zeit zu Zeit<br />

abarbeiten in einem Sonderheft. Außer unseren<br />

wöchentlichen Treffen machen wir auch<br />

noch einen jährlichen Redaktions-Ausfl ug.<br />

Diesmal ging‘s nach Xanten. Wir hatten eine<br />

Führung durch den archäolog<strong>is</strong>chen Park.<br />

Uns wurde ein rekonstruiertes röm<strong>is</strong>ches Bad<br />

vorgestellt. Wir besuchten auch das Römer-<br />

Museum mit einer „Live“-Ausgrabungsstätte.<br />

Wir lernten, dass die Römer schon auf Wellness<br />

eingestellt waren. Man hielt sich st<strong>und</strong>enlang<br />

in den Thermen auf, so wie wir heute<br />

in den Fitness-Studios oder Schwimmbädern.<br />

Es gibt also Gemeinsamkeiten zw<strong>is</strong>chen uns<br />

<strong>und</strong> den alten Römern!<br />

Ihr seht also, es gibt reichlich Spaß in der<br />

Redaktion. Gr<strong>und</strong> genug, es doch mal selbst<br />

auszuprobieren! Wir treffen uns jeden Montag<br />

von 15.00 - 16.00 Uhr. Erstmal viel Spaß beim<br />

Lesen der heutigen Ausgabe. Und dann.....<br />

...b<strong>is</strong> zum nächsten Treffen???<br />

Herzliche Grüße<br />

Eure Redaktion<br />

Petra Clemens<br />

Beim Abschluss unserer Buchführung für das vergangene Jahr mussten wir leider<br />

feststellen, dass uns 500,00 € fehlen, um unsere Kosten für Papier, Druck, Büromaterial<br />

<strong>und</strong> Postversand zu decken. Das liegt zum größten Teil daran, dass es immer<br />

schwieriger wird, dauerhaft Werber zu akquirieren.<br />

Deswegen möchten wir Euch bitten, mal zu schauen, ob nicht der eine oder andere<br />

noch die Möglichkeit zu einer kleinen Finanzspritze hat. Vielleicht gibt es ja auch in<br />

Eurem Bekanntenkre<strong>is</strong> noch Leute, die bereit sind, etwas zu spenden, mal eine Werbung<br />

für einen guten Zweck zu schalten oder ein Förderabo einzurichten.<br />

All jenen, die uns b<strong>is</strong>lang die Treue gehalten <strong>und</strong> uns unterstützt haben, an dieser<br />

Stelle ein ganz herzliches Dankeschön. Ohne Eure fi nanzielle <strong>und</strong> ideelle Hilfe, wäre<br />

es nicht möglich, die DATT IS IRRE! herauszugeben.<br />

Die Redaktion<br />

Unsere Kontoverbindung:<br />

Stichwort: DATT IS IRRE! / Spende; Konto: 706 500 10; Bank im B<strong>is</strong>tum Essen BLZ 360 602 95


Mehr Freude im Leben<br />

Guten Tag,<br />

ich hoffe, dass ein herzhaftes Lachen zu Ihrem Alltag gehört.<br />

Lachen <strong>is</strong>t ges<strong>und</strong>, denn dabei atmen wir tief ein <strong>und</strong> aus. Wir vergessen<br />

unsere Gedanken <strong>und</strong> für einen Moment übernimmt unser Unterbewusstsein<br />

die Steuerung. Es <strong>is</strong>t ein kräftiger Bruch im Ablauf unserer Gedanken<br />

<strong>und</strong> Gefühle. Deshalb fühlen wir uns nach einem herzhaften Lachen<br />

wie neu.<br />

Wir müssen uns oft sogar fragen, „wobei waren wir gerade, bevor wir<br />

anfi ngen zu lachen“.<br />

Nutzen Sie jede Gelegenheit, herzhaft zu lachen. Üben Sie sich darin,<br />

Situationen wahrzunehmen, über die Sie herzhaft lachen können.<br />

Jedes Lachen <strong>is</strong>t eine intensive <strong>und</strong> erholsame Pause fürs Gehirn.<br />

Scheuen Sie sich nicht, herzhaft zu lachen. Jeder erinnert sich am liebsten<br />

an die Personen, mit denen er herzhaft lachen konnte. Na, an wen<br />

erinnern Sie sich?<br />

Viel Freude<br />

Bernd H. Schulz<br />

DATT IS IRRE! 5


Wie trostlos erscheint die Welt,<br />

möchte vor den Menschen fl iehen,<br />

nur du b<strong>is</strong>t es, die mich am Leben hält,<br />

könnte ich doch nur mit den Wolken ziehen.<br />

Temperaturerhöhungen die nächsten Jahrzehnte,<br />

Ge<strong>is</strong>eln vor den Entführern knien,<br />

ein Workaholic vor Müdigkeit gähnte,<br />

könnte ich doch nur mit den Wolken ziehen.<br />

Welche Religion <strong>is</strong>t die einzig Wahre?<br />

Ein Sarg mit einem toten Soldaten darin,<br />

Unzufriedenheit wohin ich fahre,<br />

könnte ich doch nur mit den Wolken ziehen.<br />

Welcher Zukunft steuern wir entgegen?<br />

Kann noch soviel passieren b<strong>is</strong> dahin,<br />

bezahlen wir die Intelligenz mit unserem Leben?<br />

Könnte ich doch nur mit den Wolken ziehen.<br />

Jeder Scheiß wird direkt reg<strong>is</strong>triert,<br />

Aufstände geben keinen Sinn,<br />

hoffen, dass es einmal besser wird,<br />

könnte ich doch nur mit den Wolken ziehen.<br />

Das Märchen vom Happyend wird sich nie erfüllen,<br />

nicht so lange ich am Leben bin,<br />

möchte meinen Frust ins Universum brüllen,<br />

könnte ich doch nur mit den Wolken ziehen.<br />

Frank Baader<br />

6 DATT IS IRRE!<br />

Lieber Gott!<br />

Was habe ich denn falsch gemacht? Naja, ich habe<br />

oft aufgegeben, aber ich halte die Kälte nicht aus.<br />

Ich meine immer, andere werden es schon regeln.<br />

Ich halte die Verfolgung bzw. diesen Druck nicht<br />

aus <strong>und</strong> renne vor lauter Schmerzen weg. Vor lauter<br />

Wut auf meine Fre<strong>und</strong>in, die mich von einem<br />

Trip zum nächsten getrieben hat. Habe einen Hang<br />

zum Leiden! Einfach aus einer Gewohnheit.<br />

Bagor<br />

a.a.O.


Hilfsschwester Anne...<br />

...kam ins Zimmer. Ich stand an der Heizung. Sie sah eine große Lache im Zimmer<br />

<strong>und</strong> sagte: „Na, mal wieder eingepullert?“<br />

„Ja, ich...“<br />

„Brauchen Sie nichts weiter sagen, es <strong>is</strong>t jedes Mal dasselbe. So, nun ziehen<br />

Sie mal den Schlüpper aus <strong>und</strong> hängen ihn über die Heizung, det Übel, <strong>und</strong><br />

dann gehen Sie sich waschen untenrum. Ich w<strong>is</strong>ch‘ das hier inzw<strong>is</strong>chen auf.“<br />

„Aber ich kann doch nicht ohne...“<br />

„Was denn? Sie können nicht ohne, was ohne?“<br />

„Ich kann doch nicht ohne was aus dem Zimmer gehen.“<br />

„Also, zum Eitelsein <strong>is</strong>t es nun schon zu spät. Die Eitelzeit <strong>is</strong>t um 5 Uhr zu Ende,<br />

das w<strong>is</strong>sen Sie doch. So, nun machen Sie hin.“<br />

Als ich wieder ins Zimmer kam, hatte Schwester Anne schon alles aufgew<strong>is</strong>cht.<br />

„So,“ sagte sie, „nun legen sie sich auf‘s Bette, damit ich Sie windeln kann.“<br />

„Wie sich das anhört!“ Sagte ich.<br />

„Wie sich das anhört, wie sich das anhört, Sie brauchen doch ‘ne Windel, ohne<br />

geht‘s doch gar nicht mehr! Was trinken wir denn über Tag?“<br />

„Tja, Flasche Wasser, b<strong>is</strong>schen Kaffee.“<br />

„Den Kaffee lassen Sie mal weg, der Kaffee, der treibt. Dann haben Sie immer<br />

feuchte Windeln. Und Sie w<strong>is</strong>sen doch, morgens gibt‘s ‘ne Windel <strong>und</strong> abends<br />

gibt‘s ‘ne Windel, über Tag gibt‘s keine. Da haben wir gar keine Zeit dazu. Also<br />

eine Flasche Wasser, kein Kaffee, <strong>und</strong> das <strong>is</strong>t genug.“<br />

„Aber die Ärzte haben doch...“<br />

„Die Ärzte, die Ärzte, was die alles sagen, die w<strong>is</strong>sen auch nicht immer alles.<br />

Die windeln Sie ja nicht. Das müssen wir ja machen. Also, nu Licht aus, lesen<br />

können Sie doch nicht bei Ihren Augen, gute Nacht!“<br />

Wolfgang Reiermann<br />

Höhenfl ug<br />

Meine Gedanken<br />

tanzen im Wind<br />

leicht wie eine Feder,<br />

b<strong>is</strong> sie eins sind<br />

mit meinen Träumen.<br />

Petra Clemens<br />

Augenblicke des Übergangs,<br />

Bedia Valdés, 1990<br />

DATT IS IRRE! 7


Eine Re<strong>is</strong>e durch die glückseligen Schrebergärten<br />

zum Bierwahna<br />

In einer Zeit, in der die sozialen M<strong>is</strong>stände<br />

immer umfangreicher <strong>und</strong> die Kluft zw<strong>is</strong>chen<br />

Arm <strong>und</strong> Reich immer größer wird, fragen<br />

sich sicherlich viele, ob sie nicht lieber kriminell<br />

werden sollen (wenn man überhaupt<br />

von vielen sprechen kann, die es nocht nicht<br />

sind), um im Falle einer Verurteilung wenigstens<br />

noch ein Dach über‘m Kopf, eine<br />

warme Mahlzeit pro Tag <strong>und</strong> eine geregelte<br />

Arbeit zu haben. Zumal im Knast darüber<br />

hinaus die zusätzliche Möglichkeit einer Berufsausbildung<br />

oder Weiterbildung besteht.<br />

Aber halt!!! Warum denn gleich so negativ in<br />

eine solch destruktive Richtung denken? Zum<br />

Glück gibt es im Zeitalter der Spiritualität im<br />

Zuge des immer weitere Kre<strong>is</strong>e ziehenden<br />

Esoterik-Booms auch noch vernünftigere <strong>und</strong><br />

konstruktivere Lösungen zur Bewältigung der<br />

ird<strong>is</strong>chen Probleme. Werden Sie doch einfach<br />

Buddh<strong>is</strong>t! Dass Vater Staat noch nicht auf die<br />

Idee gekommen <strong>is</strong>t, Buddh<strong>is</strong>tenschulen <strong>und</strong><br />

Klöster einzurichten, <strong>is</strong>t verw<strong>und</strong>erlich. Denn<br />

Buddh<strong>is</strong>ten haben einen Vorteil. Sie sind mit<br />

Nichts zufrieden. In östlichen Ländern gibt<br />

es längst schon Wiedergeburtshelfer <strong>und</strong><br />

Astralre<strong>is</strong>ebüros, in denen man seine nächste<br />

Reinkanal<strong>is</strong>ation buchen kann. Doch sollten<br />

nicht auch wir uns die Frage stellen: „Gibt<br />

es ein Gorleben nach dem Tod?“ statt uns<br />

ständig an alte abendländ<strong>is</strong>che Phrasen zu<br />

klammern, wie z.B.: „Die Fle<strong>is</strong>chwurst <strong>is</strong>t billig,<br />

doch der Ge<strong>is</strong>t <strong>is</strong>t fl ach!“ Da gibt es, wie wir<br />

noch sehen werden, die befreiende Wirkung<br />

der Meditation, einer instinktiven Institution<br />

der Intuition. Aber was bedeutet ‚Meditieren‘?<br />

Das Wort erweckt den Eindruck, als sei es ein<br />

Medium der Tiere. Ganz so abwegig <strong>is</strong>t dieser<br />

Gedanke jedoch nicht, wenn man berücksichtigt,<br />

dass Meditation ein konzentriertes<br />

Verweilen im ‚Hier <strong>und</strong> Jetzt‘ beinhaltet, <strong>und</strong><br />

was machen Tiere anderes ihr Leben lang?<br />

Und bedenkt man, dass die Voraussetzung<br />

8 DATT IS IRRE!<br />

Im Garten des Proleten<br />

Hennes Baldrian Stief<br />

dazu, die Kunst <strong>is</strong>t, nicht zu denken, dürfte<br />

das Meditieren den me<strong>is</strong>ten Menschen gar<br />

nicht so schwer fallen. Großer Irrtum! Ich<br />

möchte Ihnen heute einen alten Yoga-Bär<br />

<strong>und</strong> Zen-Nud<strong>is</strong>ten vorstellen, der sich durch<br />

zahlreiche Publikationen im Zen-Surkamp-<br />

Verlag, wie be<strong>is</strong>pielswe<strong>is</strong>e „Die Oralre<strong>is</strong>e mit<br />

dem Astreinkörper“, einen Namen gemacht<br />

hat. Er erklärte sich fre<strong>und</strong>licherwe<strong>is</strong>e dazu<br />

bereit, uns einen kleinen Einführungskurs in<br />

der Yogi-Meditation zu geben:<br />

„Hallo, liebe Schwestern <strong>und</strong> Brüder. Mein<br />

Name lautet Zen Laurel <strong>und</strong> ich bin fl e<strong>is</strong>chgewordener<br />

Stan-Buddh<strong>is</strong>t. Viele reden in Kursen<br />

von Kursleitern. Ich bin der Auffassung,<br />

dass Kursleiter sowie die allseits beliebten<br />

Eso-Drinks keine geeigneten Hilfsmittel sind,<br />

um von der miederen Ebene zur bunteren<br />

Ebene zu gelangen, wie der berüchtigte<br />

Kon-Kurs bewe<strong>is</strong>t. Ich möchte mit euch heute<br />

eine energ<strong>is</strong>che Übung zur Bewusstseinserheiterung<br />

durchführen, die seinerzeit schon<br />

so bekannte Leute, wie Zen Hur <strong>und</strong> Zen<br />

Cartwright praktiziert haben, um ihre Rama<br />

zu verschieben. Also, wir nehmen zuerst<br />

den Lokus-Sitz ein <strong>und</strong> versuchen, uns zu<br />

verspannen. Nun atmen wir mehrmals schief<br />

ein <strong>und</strong> aus b<strong>is</strong> wir ein lauwarmes Hohlgefühl<br />

in unserem Körper verspüren. Ich möchte an<br />

dieser Stelle jedem davon abraten, jemals die<br />

Atemübungen mit dem elektron<strong>is</strong>chen Atemverarbeitungsnetz<br />

zu praktizieren, denn diese<br />

Übung fällt unter‘s Atemschutzgesetz. Unser<br />

Bestusstsein wandert nun le<strong>is</strong>e in den linken<br />

Vitaminzeh, dann wandert es langsam nach<br />

oben, verharrt eine Weile in der trockenen<br />

Kniekehle <strong>und</strong> begibt sich auf den Weg zum<br />

Steißbein, wo sich das Verschleiß-Chakra<br />

oder auch Purzel-Chakra befi ndet. An diesem<br />

Energiewirbel angekommen müssen wir<br />

aufpassen, dass wir nicht den Hoden unter<br />

den Füßen verlieren. Deshalb wandern wir<br />

schnell zu den Nieren weiter, daher übrigens<br />

der Begriff Wanderniere, wo wir uns im


Schakal-Chakralakabum etwas ausruhen. Wir<br />

verlassen jetzt den biederen Bereich <strong>und</strong> unser<br />

Bewusstsein steigt zum Nonnengefl echt,<br />

dem sogenannten Sol-Ei-Plexus-Chakra auf,<br />

welches uns wiederum die Verbindung zum<br />

Scherz-Chakra öffnet. An dieser Stelle können<br />

wir uns je nach Belieben ein paar Witze<br />

erzählen, um unser Bewusstsein zu erheitern.<br />

Wenn wir aus vollem Herzen gelacht haben,<br />

wandern wir weiter zum Hals. Im Malz-Chakra<br />

sind wir dem Bierwahna schon recht nahe,<br />

denn hier befi nden wir uns bereits auf der<br />

höheren Ebene im gre<strong>is</strong>igen Bereich. Wir arbeiten<br />

uns vorsichtig durch die Nebenhöhlen,<br />

wobei wir acht geben müssen, dass wir nicht<br />

in den Polypen hängen bleiben, hin zum Birn-<br />

oder auch Hirn-Chakra <strong>und</strong> verweilen, b<strong>is</strong> wir<br />

ein leichtes Hirnsausen in der Anhangdrüse<br />

vernehmen. Sollte sich die linke Gehirnzelle<br />

�<br />

�<br />

Eine Sternschnuppe<br />

schon taub anfühlen, dann haben wir das letzte<br />

Chakra, den taubenblättrigen Lotus erreicht<br />

<strong>und</strong> können nun die Cubalibri-Energie durch<br />

den mittleren Kinderkanal in uns aufsaugen,<br />

die uns letztendlich den siebten Schimmel<br />

beschert. Ihr spürt, dass wir auch ohne Energy-Drinks,<br />

Techno-So<strong>und</strong> <strong>und</strong> Drogen die<br />

Vital-Energie empfangen können, die uns mit<br />

allen Konfl ikten <strong>und</strong> Problemen dieser Welt<br />

fertig werden lässt.<br />

In diesem Sinne noch ein dreifaches<br />

Ooommm!<br />

Euer Al Ghandi<br />

Schnuppen am Himmelszelt.<br />

Einen Wodka auf die ganze Welt.<br />

Haben nicht gerade noch die Sterne gefunkelt?<br />

Doch jetzt hat Melancholie den Horizont verdunkelt.<br />

Wohin mit all den Illusionen?<br />

Ich brauche V<strong>is</strong>ionen.<br />

Heute wie morgen<br />

leben wir von der Hoffnung auf ein Minimum an Sorgen.<br />

Tanzen durch die kurze Nacht.<br />

Froh bin ich erwacht.<br />

Eins weiß ich allemal:<br />

Ich bin nicht einfach nur sentimental.<br />

Ungestört in der eigenen Ex<strong>is</strong>tenz zu baden.<br />

Ich könnt‘ mich dran erlaben.<br />

Wenn der Teufel erst mit mir durchbrennt,<br />

dann bin ich in meinem Element.<br />

Latent suizidal -<br />

vertagen wir das Thema auf ein andermal...<br />

Wolfgang Klawonn<br />

�<br />

�<br />

DATT IS IRRE! 9


Liebe Redaktion,<br />

habe ein paar Schriftstücke gef<strong>und</strong>en, die ich nach dem Tod von meinem Fre<strong>und</strong><br />

geschrieben habe, vielleicht fi ndet ja das ein oder andere den Weg in Eure Zeitschrift.<br />

Eure Alice im Irrgarten<br />

Du sprachst von Therapie<br />

<strong>und</strong> ich dachte es geht irgendwie<br />

dass jeder sich ändern kann<br />

<strong>und</strong> ich glaubte fest daran<br />

Doch du hast es nicht lange ausgehalten<br />

mit all den jämmerlichen Gestalten<br />

die redeten nur von Frauen <strong>und</strong> Bier<br />

<strong>und</strong> du wolltest nur noch zurück zu mir<br />

Du hattest alles so satt<br />

<strong>und</strong> kamst zurück in unsere Stadt<br />

Ich dachte es würde schon gehen<br />

doch konnte ich die Zukunft nicht sehen<br />

Sah nur du b<strong>is</strong>t wieder zurück<br />

<strong>und</strong> das war mein höchstes Glück<br />

Doch dann kamen wieder die Drogen<br />

<strong>und</strong> du hast mich auch noch belogen<br />

sagtest es wäre längst vorbei<br />

<strong>und</strong> sie wären dir einerlei<br />

Du warst voll wieder in dieser anderen Welt<br />

Und hast dich auch noch vor mir verstellt<br />

Dann lagst du da leblos <strong>und</strong> tot<br />

ich drehte durch <strong>und</strong> sah nur noch rot<br />

ich schrie <strong>und</strong> fl ippte voll aus<br />

da brachte man mich ins „Irrenhaus“<br />

�<br />

10 DATT IS IRRE!<br />

Seelenschmerz<br />

�<br />

Du b<strong>is</strong>t fort<br />

doch mein Herz schreit nach dir<br />

Du b<strong>is</strong>t fort<br />

<strong>und</strong> doch b<strong>is</strong>t du in meinen Gedanken<br />

Ich kann dich nicht loslassen<br />

obwohl mein Verstand es verlangt<br />

Jede Nacht b<strong>is</strong>t du mein letzter Gedanke<br />

Jeden Morgen wache ich auf <strong>und</strong> suche dich<br />

doch du b<strong>is</strong>t fort<br />

unwiderrufl ich<br />

Ich verstehe es nicht<br />

Es wird mir immer unbegreifl ich sein<br />

warum du so früh sterben musstest


Todessehnsucht<br />

Und wieder gehe ich diesen Weg<br />

Der Weg führt vorbei an Wiesen <strong>und</strong> Bäumen<br />

es <strong>is</strong>t ein schöner Weg<br />

Und dann stehe ich da<br />

�<br />

ruhig <strong>und</strong> voller Sehnsucht<br />

sehe dein Bild<br />

<strong>und</strong> du b<strong>is</strong>t mir ganz nah<br />

<strong>und</strong> doch weiß ich<br />

du wirst nie wieder zurück kommen<br />

Doch ich glaub ganz fest daran<br />

dass wir uns eines Tages wiedersehen<br />

Der Tod <strong>is</strong>t nicht das Ende<br />

Er <strong>is</strong>t nur ein Tor zu einer anderen Welt<br />

die du schon betreten hast<br />

Und ich weiß du wirst auf mich warten<br />

Fällt die erste Frucht vom Baum<br />

reif <strong>und</strong> süß nach langem Warten,<br />

fallen bald die andern auch,<br />

reif <strong>und</strong> süß in deinen Garten.<br />

Pfl ücken soll man vor der Zeit,<br />

keinen Apfel, keine Traube,<br />

köstlich was zu seiner Zeit,<br />

reif sich löst aus welkem Laube.<br />

Was in Ungeduld zu früh<br />

man von Baum <strong>und</strong> Strauch ger<strong>is</strong>sen,<br />

holet in der Hand nichts nach,<br />

Wohlgeschmack wird man verm<strong>is</strong>sen.<br />

��<br />

Was die Sonne noch gewährt<br />

in den letzten Reifetagen,<br />

prüft <strong>und</strong> zählet sie nicht mehr,<br />

Überfl uss sind ihre Gaben.<br />

Letzte Freude dem entgeht,<br />

der nicht wartet,<br />

der nicht harret,<br />

reif <strong>und</strong> edel <strong>is</strong>t die Frucht,<br />

die von selbst vom Baume fallet.<br />

Hedwig Meutzner<br />

Frank<br />

Söyke<br />

DATT IS IRRE! 11


Mosaik meines Lebens<br />

(frei nach Ich + Ich, Revolverheld, Mia, Grönemeyer, Konstantin Wecker, Mario Hene, Juli <strong>und</strong> Wolfsheim)<br />

Ich bin geboren <strong>und</strong> muss siegen,<br />

möglichst nach Plan <strong>und</strong> Zug um Zug.<br />

Doch trotzdem werd‘ ich nie genügen,<br />

denn es <strong>is</strong>t für sie nie genug.<br />

(Ich + Ich - Brücke)<br />

Immer auf Scherben laufen,<br />

Schweigen ein zu schweres Gewicht.<br />

Ohnmächtig gegen den Tyrannen,<br />

seinen Nächsten verrät man nicht!<br />

(Grönemeyer - Sie)<br />

Ich bin gebor‘n, um weit zu springen,<br />

ich will die Hürden übersteh‘n.<br />

Es wird mir sicher nicht gelingen,<br />

kann ich doch schon den Abgr<strong>und</strong><br />

sehn‘.<br />

(Ich + Ich - Brücke)<br />

Und irgendwann dann,<br />

wenn ich mich nicht mehr spür‘,<br />

verliere ich mich,<br />

bin verw<strong>und</strong>et <strong>und</strong> frier‘.<br />

(Konstantin Wecker - Was tat man den<br />

Mädchen)<br />

Ich seh‘ im Spiegel mein Gesicht.<br />

Stell‘ mich zur Rede, antworte nicht.<br />

Ich seh‘ das Nichts in jedem Detail,<br />

in mir sind alle Zimmer frei!<br />

(Grönemeyer - Unbewohnt)<br />

Alkohol wird zum Therapeuten in der<br />

Not.<br />

Alkohol wird mein Fallschirm <strong>und</strong> mein<br />

Rettungsboot.<br />

Alkohol wird das Drahtseil, auf dem ich<br />

steh‘.<br />

Alkohol wird mein Schiff, mit dem ich<br />

untergeh‘.<br />

(Grönemeyer - Alkohol)<br />

12 DATT IS IRRE!<br />

Ich würde mich so gern verstehen,<br />

doch ich weiß nicht, wie das geht.<br />

Werd‘ ich mit Dir gemeinsam gehen,<br />

kannst Du mir zeigen, wie man lebt?<br />

(Grönemeyer - Unbewohnt)<br />

Du lässt das Licht an, b<strong>is</strong> ich schlafen<br />

kann,<br />

trotzdem wälz‘ ich mich hin <strong>und</strong> her.<br />

Wird es anders werden - irgendwann,<br />

meine Einsamkeit wiegt tonnenschwer.<br />

(Revolverheld - Halt Dich an mir fest)<br />

Glaubst Du wie ich daran,<br />

dass alles gut sein kann?<br />

Dass das Leben neu beginnt,<br />

solange wir zusammen sind?<br />

(Mia - Tanz der Moleküle)<br />

Aber Einsamkeit geht auch gemeinsam,<br />

glaub‘ mir, ich möcht‘ Dich nicht<br />

verlier‘n.<br />

Doch lieber allein als gemeinsam<br />

einsam,<br />

<strong>und</strong> vor Zufriedenheit zu frier‘n.<br />

(Mario Hene - Lieber allein, als gemeinsam<br />

einsam)<br />

Hab‘ versucht, den Traum zu<br />

reparieren,<br />

hab‘ versucht, mich aus ihm zu<br />

befrei‘n.<br />

Kann mich auch nicht arrangieren,<br />

die Zeit wird keine Gnade sein.<br />

(Grönemeyer - Sie)<br />

Wie ich doch das Leben satt hab‘,<br />

Immer wirft mich diese Flut<br />

an neue unbekannte Ufer<br />

<strong>und</strong> mir fehlt schon lang der Mut<br />

. (Was passierte in den Jahren - Konstantin<br />

Wecker)<br />

� �


Manchmal jage ich für St<strong>und</strong>en<br />

tausend Zweifeln hinterher,<br />

doch aus Angst vor den W<strong>und</strong>en<br />

bleib‘ ich lieber ungefähr.<br />

(Konstantin Wecker - Was passierte in den<br />

Jahren)<br />

Bin doch gekommen, um zu rennen.<br />

Doch getrieben <strong>und</strong> gehetzt<br />

kann ich das Ziel nicht mehr erkennen,<br />

hoch auf dem Seil <strong>und</strong> ohne Netz.<br />

(Ich + Ich - Brücke)<br />

Mir <strong>is</strong>t so kalt, mein Weg so leer,<br />

die Nächte grau, kalt <strong>und</strong> schwer.<br />

Sie halten mich fest, geben mich nicht<br />

mehr her.<br />

Ich bin gefangen, ich wach‘ nicht auf<br />

doch ich lauf <strong>und</strong> lauf <strong>und</strong> lauf...<br />

(Juli - Dieses Leben)<br />

Bin doch gekommen, um zu fl iegen,<br />

höher <strong>und</strong> schneller jedes Mal.<br />

Leider wird es nie genügen<br />

<strong>und</strong> ich fall <strong>und</strong> fall <strong>und</strong> fall...<br />

(Ich + Ich - Brücke)<br />

������ ������<br />

Kann ich mich noch motivieren?<br />

Überm Boden dampft bereits das Licht.<br />

Jetzt muß endlich was passieren,<br />

weil sonst irgendwas in mir zerbricht.<br />

(Konstantin Wecker - Genug <strong>is</strong>t nicht genug)<br />

Mein Leben drehte sich im Kre<strong>is</strong>,<br />

so voll von weggeworfener Zeit.<br />

Doch allmählich schmolz das E<strong>is</strong><br />

<strong>und</strong> ich fühlte mich bereit. (Wolfsheim –<br />

Kein Zurück)<br />

Meine Träume schieb‘ ich noch vor mir<br />

her.<br />

Ich will doch noch leben -<br />

irgendwann...<br />

Doch wenn nicht heute, wann denn<br />

dann?<br />

Denn irgendwann <strong>is</strong>t auch ein Traum zu<br />

lange her! (Wolfsheim - Kein Zurück)<br />

Sandra Wichmann<br />

DATT IS IRRE! 13


Die Kommunikation mit Herrn Kilian war in der<br />

Regel anstrengend <strong>und</strong> mühsam. Durch einen<br />

Motorradunfall hatte der zuvor kernges<strong>und</strong>e<br />

Mittdreißiger eine schwerwiegende Hirnschädigung<br />

erlitten. Inzw<strong>is</strong>chen gelang es ihm<br />

kaum noch, sich in einem Satz sinnvoll auf<br />

den vorhergehenden<br />

zu beziehen. Die Gespräche,<br />

die er immer<br />

wieder einforderte <strong>und</strong><br />

mit zusammenhangslosen<br />

Satzfragmenten<br />

<strong>und</strong> freien Assoziationen<br />

füllte, mündeten<br />

sehr oft in inhaltlicher<br />

Ergebn<strong>is</strong>losigkeit. Immer<br />

wieder schien der<br />

zarte Gedankenstrang,<br />

an dem er sich jeweils<br />

entlangzuhangeln versuchte,<br />

zu reißen. Die von ihm dringend<br />

eingeforderten Gespräche führte er be<strong>is</strong>pielswe<strong>is</strong>e<br />

in etwa so: „Ich muss mit ihnen reden!<br />

Ähm, ähm...Whabbabaluba...Schönes T-<br />

Shirt, schönes T-Shirt! Wo kriegt man so was<br />

her?...Ähm...Ähm...Die Anwälte <strong>und</strong> die Leute<br />

in Hamburg - die Anwälte <strong>und</strong> die Leute in<br />

Hamburg sind auskonnektioniert. Auuuskonnektioniert!!!<br />

Ähm...ähm...ähm...(den Locher<br />

in die Hand nehmend). Heeey, voll das Teil“<br />

<strong>und</strong> so weiter. Das von Herrn Kilian häufi g gebrauchte<br />

<strong>und</strong> in keinem Fremdwörterlexikon<br />

zu fi ndende Wort „auskonnektioniert“ benutzte<br />

er üblicherwe<strong>is</strong>e, um auszudrücken, dass<br />

er mit jemandem nichts mehr zu tun haben<br />

wollte. Möglicherwe<strong>is</strong>e hatte er das Wort (einer<br />

These von Sara zufolge) vom engl<strong>is</strong>chen<br />

„connection“ abgeleitet - dann könnte man<br />

es frei übersetzt, zumindest als Beendigung<br />

einer Verbindung verstehen. Sein „Mangel an<br />

verbaler Ausdrucksfähigkeit“ bescherte ihm<br />

in Gesprächen immer wieder Frustrationserlebn<strong>is</strong>se.<br />

Manchmal saß er einem zu Beginn<br />

eines Gespräches einfach nur schweigend<br />

gegenüber <strong>und</strong> versuchte sich zu konzen-<br />

14 DATT IS IRRE!<br />

Herr Kilian<br />

Felix Neuwort<br />

Fliegende Krähen, Thomas Riesner<br />

trieren. Wenn in einem solchen Moment ein<br />

Kollege das Büro (stöhnend) betrat, konnte<br />

er sehr schnell in Wut geraten. Überhaupt<br />

geriet er allgemein sehr leicht in Rage. Weshalb<br />

so mancher Mitarbeiter Schwierigkeiten<br />

hatte, auf Herrn Kilians Gesprächsanfragen<br />

hin, die nötige Geduld<br />

<strong>und</strong> wünschenswerte,<br />

wohlwollende Fre<strong>und</strong>lichkeit<br />

an den Tag zu<br />

legen. Zu Konflikten<br />

kam es häufi g bei der<br />

Medikamentenausgabe.<br />

Seine Medikamente<br />

waren ihm verhasst<br />

<strong>und</strong> wir waren während<br />

der Medikamentenausgabe<br />

für ihn wohl<br />

die Repräsentanten eines<br />

Systems, dass ihn<br />

zur Einnahme selbiger nötigte. Zur Weißglut<br />

brachte ihn, wenn jemand vom Personal in<br />

seiner Gegenwart Medikamente verniedlichend<br />

als „Med<strong>is</strong>“ bezeichnete. Wenngleich<br />

wir ihm gegenüber erklären konnten, nicht für<br />

Verschreibung <strong>und</strong> Dosierung seiner Medikamente<br />

verantwortlich zu sein <strong>und</strong> rechtlich<br />

gesehen auch keine Handhabe gehabt hätten,<br />

ihn zur Einnahme zu zwingen, hatten wir<br />

diesbezüglich doch Macht über ihn. (...)<br />

(...) Lieber wieder zurück zu Herrn Kilian. Obwohl<br />

dieser in der Vergangenheit bereits einige<br />

Male am eigenen Leib erfahren musste, in<br />

welch umfassender <strong>und</strong> aus seiner Perspektive<br />

r<strong>is</strong>ikoreichen Abhängigkeitsbeziehung er<br />

stand, r<strong>is</strong>kierte er es, dauerhaft die Einnahme<br />

seiner Medikamente zu verweigern.<br />

Nach den ersten Tagen schien er mir interessanterwe<strong>is</strong>e<br />

ge<strong>is</strong>tig zunehmend klarer zu<br />

werden. Infolge des eigenmächtigen Absetzens<br />

seiner Medikation, vereinbarten wir für<br />

Herrn Kilian regelmäßige Gesprächstermine<br />

bei Herrn Dr. Hegebrecht. Dieser bestätigte<br />

meinen Eindruck. Er bezeichnete Herrn Kilian<br />

als „ungewohnt ruhig <strong>und</strong> aufgeräumt“.


Gespräche mit ihm waren leichter zu führen<br />

- sie wurden zielgerichteter, das Abreißen der<br />

Gedanken seltener <strong>und</strong> es fi el ihm leichter,<br />

sich auszudrücken. Nach eigener Aussage<br />

ging es ihm nun besser. Durch die Veränderung<br />

seines Zustandes neugierig geworden,<br />

schlug ich die Produktbeschreibungen<br />

seiner Medikamente nach - da ich innerhalb<br />

unseres Wohnbereiches für die log<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che<br />

Abwicklung der Medikamentenbestellungen<br />

verantwortlich war, hatte ich immer schnell<br />

eine rote L<strong>is</strong>te zur Hand. Interessanterwe<strong>is</strong>e<br />

durfte eines von Herrn Kilians Medikamenten<br />

laut Hersteller bei einer „vorbestehenden<br />

Hirnschädigung“ (wie in Herrn Kilians Fall gegeben)<br />

nicht verabreicht werden. Ein anderes<br />

seiner Medikamente führte als eine mögliche<br />

Nebenwirkung „ge<strong>is</strong>tige Verwirrtheit“ auf.<br />

Nachdem wir Herrn Kilian in der Folgezeit<br />

besonders beobachtet hatten, herrschten<br />

über seinen veränderten Zustand geteilte<br />

Meinungen. So gab es auch Teammitglieder,<br />

die während unserer Gespräche zur Bewertung<br />

von Herrn Kilians Zustand, hauptsächlich<br />

die negativen Veränderungen ins Zentrum der<br />

Betrachtung zu rücken versuchten. So weigerte<br />

er sich nach einiger Zeit konsequent, sein<br />

Zimmer zu putzen. Auch sein psychot<strong>is</strong>ches<br />

Erleben hatte sich gewandelt. Während er<br />

uns früher be<strong>is</strong>pielswe<strong>is</strong>e unvermittelt aggressiv<br />

beschuldigte, ihn zu vergiften, erzählte er<br />

uns jetzt Dinge wie, dass er von Anwälten, die<br />

in Ägypten in Pyramiden lebten, beobachtet<br />

würde. Zusätzlich verkompliziert wurde die<br />

Angelegenheit durch Herrn Kilians Epilepsie.<br />

Da er seine Medikation strikt komplett verweigerte,<br />

lehnte er auch die Einnahme seines Antiepileptikums<br />

ab. Laut Herrn Dr. Hegebrecht<br />

litten Menschen mit einer Hirnschädigung<br />

häufi g an Epilepsie. In Herrn Kilians Fall kam<br />

es allerdings relativ selten zu Anfällen - uns<br />

waren auch lediglich kleinere Anfälle bekannt.<br />

Trotzdem bestand für Herrn Kilian, ebenso<br />

wie für jeden anderen Epileptiker auch, immer<br />

die Gefahr, schwere <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich<br />

r<strong>is</strong>ikoreiche Anfälle zu erleiden. Da Herrn<br />

Kilians Betreuer auch für dessen Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge<br />

verantwortlich war, musste er<br />

in irgendeiner Form zu dessen Verweigerung<br />

seines Antiepileptikums Stellung beziehen.<br />

Ein „psych<strong>is</strong>ch ges<strong>und</strong>er Mensch“ hätte in<br />

Herrn Kilians Fall übrigens rechtlich gesehen,<br />

frei entscheiden können, das entsprechende<br />

Medikament einzunehmen oder eben auch<br />

nicht. Herrn Kilian war allerdings schon vor<br />

langer Zeit die Urteilsfähigkeit, vernünftig über<br />

seine Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge befi nden zu können,<br />

richterlich abgesprochen worden.<br />

Herr Dr. Hegebrecht vertrat zum vorliegenden<br />

Fall die folgende Stellung: Er sehe<br />

momentan psychiatr<strong>is</strong>ch gesehen, keine<br />

Veranlassung, Herrn Kilian ins Bezirkskrankenhaus<br />

einzuwe<strong>is</strong>en. Da der Betreuer die<br />

Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge innehabe, könne er ihn<br />

allerdings auf dessen Entscheidung hin, einwe<strong>is</strong>en.<br />

Ausschlaggebend sei in diesem Fall<br />

lediglich, dass das Bezirkskrankenhaus eine<br />

Einrichtung sei, in welcher ihm (vor allem)<br />

sein Antiepileptikum, als Zwangsmedikation<br />

verabreicht werden dürfe. (...)<br />

(...) Herrn Kilians weitere Entwicklung hätte<br />

man zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht<br />

sicher abschätzen können. Nicht zuletzt<br />

hatten wir den Wunsch des Bewohners zu<br />

respektieren. Schließlich sollte das Recht auf<br />

Selbstbestimmung - wo auch nur halbwegs<br />

möglich - gewahrt bleiben. Natürlich gab es<br />

genügend Bewohner, die in psychot<strong>is</strong>chem<br />

Zustand schwerwiegende, selbstschädigende<br />

Entscheidungen getroffen hätten, die<br />

sie anschließend (zum Be<strong>is</strong>piel nach medikamentöser<br />

Einstellung) bereuen würden.<br />

Solche Bewohner bedankten sich später<br />

b<strong>is</strong>weilen aufrichtig <strong>und</strong> erleichtert, für zuvor<br />

gegen ihren Willen durchgeführte Zwangsmaßnahmen.<br />

Bei Herrn Kilian konnte ich mir<br />

so etwas allerdings kaum vorstellen. Für ihn<br />

war das Bezirkskrankenhaus immer ein Ort<br />

des Grauens gewesen. Er hatte Angst vor den<br />

dort unter Umständen auch zwangsmäßig<br />

vorgenommenen Medikamenteneinstellungen.<br />

Während der Phase zur Findung der<br />

geeignetsten Medikamente <strong>und</strong> Dosierungen,<br />

kam er sich wie ein Versuchskaninchen vor.<br />

Sein Fokus richtete sich immer wieder auf<br />

die frustrierenden <strong>und</strong> ängstigenden Nebenwirkungen,<br />

die er an sich gewahrte (oder<br />

teilwe<strong>is</strong>e vielleicht auch nur zu bemerken<br />

glaubte). Einmal erzählte er mir, die im BKH<br />

hörten ihn nicht gerne reden. Ich stellte mir<br />

DATT IS IRRE! 15


vor, wie er dort immer wieder voller Zorn über<br />

seine Medikamente schimpfte - ich kannte die<br />

Aggression, die das Thema in ihm erzeugen<br />

konnte. In der Situation, die ich mir vorstellte,<br />

hätte sich wohl so mancher Arzt veranlasst<br />

gefühlt, Herrn Kilians Medikamente höher zu<br />

dosieren. Vor allem, wenn man sich vergegenwärtigte,<br />

dass die Ärzte in Bezirkskrankenhäusern,<br />

angesichts der geforderten, kurzen<br />

Verweildauern der Patienten, unter dem<br />

Druck standen, schnelle Erfolge zu erzielen.<br />

In Herrn Kilians Fall hätte sich auf solche<br />

We<strong>is</strong>e (vor allem durch seine mangelnde<br />

Felix Neuwort hat ein Buch heraus gebracht mit dem Titel „Der Wahnsinn <strong>und</strong> ich - über meine<br />

Tätigkeit in einem psychiatr<strong>is</strong>chen Wohnheim“ , ISBN-Nummer 9783842300774 , „BoD-Verlag“<br />

Fre<strong>und</strong>licherwe<strong>is</strong>e hat er uns sein Manuskript zur Verfügung gestellt, um daraus Ausschnitte, wie<br />

diesen, veröffentlichen zu können.<br />

Verrückte Welt<br />

Verrückte Welt regiert von Computern <strong>und</strong> Geld<br />

Verrückte Welt so fern von dem was wirklich zählt<br />

So hohl <strong>und</strong> leer <strong>und</strong> davon immer mehr<br />

Wer da nicht mitkommt hat es schwer <strong>und</strong> leidet sehr<br />

Verrückte Welt regiert von Autos <strong>und</strong> Eile<br />

Was fehlt sind Besinnung <strong>und</strong> langsame Weile<br />

Jedoch auch „Langeweile“ <strong>is</strong>t verpönt <strong>und</strong> wird mit der „Glotze“;<br />

Viel „Action“ <strong>und</strong> Süchten übertönt <strong>und</strong> verhöhnt<br />

Verrückte Welt regiert von „Weihnachten-Ferne“<br />

Dabei hat doch fast jeder Weihnachten so gerne<br />

Doch leider hat kaum jemand Zeit <strong>und</strong> zählt statt dem Geld mal die Sterne<br />

B.Kreilkamp<br />

16 DATT IS IRRE!<br />

verbale Ausdrucksfähigkeit <strong>und</strong> seine ungezügelten<br />

emotionalen Entladungen) leicht ein<br />

Teufelskre<strong>is</strong> entwickeln können. (...)<br />

Trotz des von ihm zu tragenden Restr<strong>is</strong>ikos<br />

entschied sich der Betreuer, Herrn Kilian b<strong>is</strong><br />

auf weiteres in der Wohngruppe zu lassen.<br />

Dennoch ging ich davon aus, dass der psych<strong>is</strong>ch<br />

erkrankte Herr Kilian früher oder später<br />

wieder im Bezirkskrankenhaus landen würde.<br />

Es blieb nur zu hoffen, dass dort dann, die<br />

während seiner medikamentenfreien Zeit<br />

gesammelten, wertvollen Erkenntn<strong>is</strong>se, ausreichend<br />

Beachtung fänden.<br />

Marcel Düvier


Gestrandet in der Nacht...<br />

Nachts habe ich mich gerne an Bahnhöfen aufgehalten - da war ich gerade mal 13<br />

Jahre alt. Hier traf ich auf andere Gescheiterte, die, wie ich, das Alleinsein nicht aushielten.<br />

Ich dachte damals darüber nach, dass niemand auf diese Menschen wartete,<br />

sie wahrscheinlich niemand verm<strong>is</strong>sen würde, wenn sie nicht mehr ex<strong>is</strong>tierten. Ich<br />

sah sie mir immer genau an - die Frauen <strong>und</strong> Männer - wie sie in den Ecken hockten<br />

<strong>und</strong> Schnaps tranken. Hoffnungslos <strong>und</strong> einsam...<br />

Ich wußte nicht, ob sie mir leid taten. Ich fühlte mich auf eine bestimmte Art <strong>und</strong><br />

We<strong>is</strong>e mit ihnen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> oft fragte ich mich, ob das auch meine Zukunft sei.<br />

Angesprochen habe ich sie nie aber es kam vor, dass die Anderen mich ansprachen.<br />

Ich hatte keine Angst vor ihnen. Sie ließen mich mittrinken <strong>und</strong> erzählten von sich.<br />

Keiner hat gefragt, wie alt ich eigentlich sei oder was ich dort mache. Es war o.k. so.<br />

Oft gab es Razzien am Bahnhof <strong>und</strong> die Polizei sammelte mich ein <strong>und</strong> brachte mich<br />

nach Hause. Doch kurze Zeit später stand ich wieder am Bahnhof. Einmal brachten<br />

die Poliz<strong>is</strong>ten mich, nachdem sie mich 2 x in einer Nacht aufgegriffen hatten, in ein<br />

Kinderheim. Im Keller gab es einen Raum mit einem Bett, in dem ich für diese Nacht<br />

eingeschlossen wurde.<br />

Ich fühlte mich so leer, mir war innerlich so kalt <strong>und</strong> ich wünschte mir, dass jemand<br />

mich in dieser Nacht halten würde. Dass jemand mich umarmt <strong>und</strong> mir sagt, dass<br />

alles wieder gut werde. Doch es war noch nicht einmal jemand da, mit dem ich reden<br />

konnte. Ich hatte das Gefühl, dass ich es b<strong>is</strong> zum nächsten Morgen nicht in diesem<br />

Raum aushalten würde.<br />

Ich bekam schreckliche Angst...<br />

Wenn ich heute an diesen Tag zurückdenke, sind es folgende Dinge, die mir vor allem<br />

anderen in Erinnerung geblieben sind:<br />

...der nächste Morgen,<br />

...ich wache in meinem we<strong>is</strong>sen Lieblingskleid auf,<br />

...es <strong>is</strong>t blutverschmiert von meinen Verletzungen,<br />

...ich darf nach Hause gehen,<br />

...ich ziehe mich um,<br />

...werfe mein Kleid in den Müll <strong>und</strong><br />

meine Mutter hat nichts bemerkt <strong>und</strong> von nichts erfahren.......<br />

der Seelenvogel<br />

Kinet<strong>is</strong>che Kunst, Fernandez Rodriguez, 1989<br />

DATT IS IRRE! 17


„Und es kam eine Zeit der Stille“, denn Stille<br />

<strong>und</strong> Ruhe sind sehr wichtig für mich, wenn es<br />

mir „schlecht“ geht. Meine Augen vibrieren,<br />

wenn ich versuche, sie zu schließen. Der Blick<br />

senkt sich. Ich kann dann niemandem in die<br />

Augen sehen, nicht mal mir selbst im Spiegel.<br />

So schließe ich das Fenster im Schlafzimmer,<br />

wenn es laut <strong>is</strong>t draußen. Wenn es mir sehr<br />

schlecht geht, stört mich sogar Vogelgezwitscher.<br />

Ich lege mich dann auf den Rücken,<br />

lege die Hände auf den Bauch, so dass möglichst<br />

wenig Spannung entsteht. Je länger ich<br />

es dann schaffe, meine Augen geschlossen<br />

zu halten, geht es mir auch bald besser. Ganz<br />

gravierend <strong>is</strong>t es, dass ich mich dann sehr<br />

beobachtet fühle. Dann habe ich „unsinnige“<br />

Gedanken. Ich weiß es nicht genau, aber es<br />

könnten auch zum Teil „Zwangsgedanken“<br />

sein.<br />

Eine Frau sagte mir mal: „Das sind keine<br />

Angstzustände“. Ich nenne das Problem so.<br />

Das Kind muss doch einen Namen haben. Ich<br />

weiß nicht, woher das kommt oder welchen<br />

Sinn es hat. Vielleicht schon in den Genen<br />

vererbt oder einfach erlernt.<br />

Ich weiß nicht, ob die Angst meiner Kindheit<br />

damit zu tun hat. Es gibt für mich nichts<br />

Schlimmeres, als diese Angstzustände.<br />

Nichts <strong>is</strong>t schwerer zu ertragen, vor allem,<br />

wenn ich unterwegs bin. Dann trage ich meine<br />

Seele aussen. Für alle sichtbar durch meine<br />

Augen. Ich will einfach nicht, dass man sehen<br />

kann, dass ich psych<strong>is</strong>ch krank bin. Wenn<br />

es mir gut geht, sieht man das nicht. Es <strong>is</strong>t<br />

immer ein innerer Kampf, den ich austrage,<br />

wenn ich z.B. im Bus sitze mit den Angstzuständen.<br />

Ich versuche dann, nicht aufzufallen;<br />

niemandem in die Augen zu sehen. Es soll<br />

niemand meinen Angstblick sehen. Doch<br />

<strong>is</strong>t es noch nie passiert, dass mich jemand<br />

darauf angesprochen hätte.<br />

Doch ich weiß auch: Das geht vorüber. Es<br />

wird wieder besser. Das <strong>is</strong>t kein Dauerzustand.<br />

Das erleichtert mir die Sache. Ungefähr<br />

alle drei Tage habe ich die Angstzustände<br />

18 DATT IS IRRE!<br />

Meine Angstzustände<br />

Norbert Schulz<br />

für so ca. 1 - 3 St<strong>und</strong>en. Einmal hatte ich sie<br />

10 St<strong>und</strong>en. 10 St<strong>und</strong>en die Hölle.<br />

Wenn ich nur die Psychose hätte, könnte<br />

ich durchaus ganz normal arbeiten gehen.<br />

Ich habe die Psychose das letzte Mal 1996<br />

gehabt, also vor 14 Jahren. Doch die Angstzustände<br />

machen mich zum Frührentner. Ich<br />

bin dann wie ein „ganz fein gestimmtes Instrument“.<br />

Bei jedem Geräusch, vor allem bei<br />

lauten Geräuschen, vibrieren meine Augen.<br />

Ein Knall etwa explodiert in meinem Kopf.<br />

Übrigens weiß ich auch nicht, wovor ich Angst<br />

habe. Es <strong>is</strong>t eine „unbestimmte Angst“.<br />

Jetzt kommt etwas Licht ins Dunkel. Ich denke,<br />

ich habe etwas herausgef<strong>und</strong>en. Meine<br />

Mutter sagte früher oft: „Geh‘ jedem Streit<br />

aus dem Weg“ oder ganz entscheidend,<br />

wenn mich jemand angreift oder der „Chef“<br />

mich rügt: „Mach‘ ne Faust in der Tasche<br />

<strong>und</strong> lächle oder lächle ihn an“. Das kann aber<br />

niemand.<br />

Außerdem sind da große Gegensätze in<br />

mir. Mein Vater: grob, hart, gewaltbereit, laut<br />

<strong>und</strong> oft böse. Meine Mutter: weich, gütig,<br />

unterlegen, le<strong>is</strong>e <strong>und</strong> nur gut. Es sind auch<br />

viele Gegensätze, die in den Angstzuständen<br />

gegeneinander kämpfen - in mir. Zu mir <strong>und</strong><br />

meinem Charakter: Ich bin erst einmal „gutmütig“,<br />

weich; kann aber auch sehr aggressiv<br />

<strong>und</strong> laut werden. Wenn ich dann rumschreie,<br />

bereue ich das später - das kommt nicht so<br />

häufi g vor, dass ich schreie.<br />

Ich bin aber auch sehr glücklich. Bin gläubig<br />

- das gibt mir sehr viel (auch Halt). Ich pfl ege<br />

meine Fre<strong>und</strong>schaften, die mir sehr wichtig<br />

sind. Habe drei gute Fre<strong>und</strong>e. Ich liebe meine<br />

Frau Andrea <strong>und</strong> bin ihr sehr dankbar. Ich bin<br />

me<strong>is</strong>tens fre<strong>und</strong>lich. Jemand sagte mal: „Du<br />

b<strong>is</strong>t ein Strahlemann, ein Sonnenschein“.<br />

Ich lache viel, habe einen trockenen Humor<br />

- kann, wenn es mir gut geht, einen ganzen<br />

Saal unterhalten. Bin sehr humorvoll.<br />

Wenn es mir aber plötzlich schlechter geht,<br />

dann gehe ich in mich. Werde ganz ruhig,<br />

ruhig im Sinne von le<strong>is</strong>e. Innerlich bin ich


dann ein Nervenbündel. Bin total unter Strom.<br />

Ich verkrampfe dann total. Dann wird alles<br />

bedrohlich. Ein Thema <strong>is</strong>t auch sehr schlimm<br />

für mich.<br />

Ich hatte gestern abend die Angstzustände<br />

<strong>und</strong> fuhr im Bus nach Hause. Da war eine<br />

Gruppe junger Leute, die sich gegenseitig<br />

attackierten. Einer sagte zum anderen: „Du<br />

b<strong>is</strong>t ja schwul“. Ich bin nicht schwul, habe<br />

aber Angst, dass andere mich für schwul<br />

halten könnten. Ich habe dann nur noch aus<br />

dem Fenster des Busses gesehen - ging wie<br />

immer gut.<br />

Ich glaube an Gott <strong>und</strong> vor allem auch an<br />

„Schutzengel“. Meiner macht einen guten<br />

Job. Ich liebe das Leben. Bin sehr zufrieden<br />

mit meinem „Dasein“. Trotz der schweren<br />

Angstzustände möchte ich mit niemandem<br />

tauschen.<br />

Heute <strong>is</strong>t übrigens der 15.08.10. Die Zeit: 2.30<br />

Uhr in der Nacht. Die Gedanken sprudeln nur<br />

so. Ich bin einfach nur am schreiben. Nach<br />

den Angstzuständen gestern Abend bin ich<br />

jetzt schon wieder fast zu gut drauf - fast „ma-<br />

Marcel Düvier<br />

n<strong>is</strong>ch“. So muss sich jemand fühlen, der Kokain<br />

genommen hat. Doch ich brauche keine<br />

Drogen. Das <strong>is</strong>t ein absolutes „Hochgefühl“.<br />

Es geht mir oft so. Ich kann alles schaffen,<br />

alles erreichen. Das absolute Gegenteil sind<br />

die Angstzustände. Heute Nacht <strong>is</strong>t wieder so<br />

eine Nacht. Man könnte übertrieben sagen:<br />

Ich bin der König der Welt. Wer weiß schon,<br />

was morgen <strong>is</strong>t?.<br />

Ach übrigens: Wenn ich die Angstzustände<br />

habe <strong>und</strong> sich irgendwann ein Gefühl von<br />

„Müdigkeit“ einstellt, dann bin ich auf dem<br />

Weg der Besserung. So, es <strong>is</strong>t jetzt 2.50 Uhr.<br />

Ich gehe jetzt noch ein b<strong>is</strong>schen ins Bett. Ich<br />

muss wieder „runterkommen“. Noch etwas<br />

wäre zu erwähnen: Wenn man ein körperliches<br />

Leiden hat, tritt die Psychose etwas in<br />

den Hintergr<strong>und</strong>, wie mir ein Psychiater mal<br />

sagte. Als ich mal ein Bein gebrochen hatte,<br />

hatte ich sechs Wochen keine Angstzustände.<br />

Und als ich das erste Jahr mit meiner Frau<br />

zusammen war, hatte ich, so wie ich mich erinnern<br />

kann, ein Jahr keine Angstzustände.<br />

DATT IS IRRE! 19


„Das Böse <strong>is</strong>t das, was dem Guten fehlt“,<br />

erklärte uns am Anfang meiner Schulzeit ein<br />

Religionslehrer. Fand ich damals ganz toll!<br />

Aber was <strong>is</strong>t nun genau das, was dem Guten<br />

fehlt? Gäbe es nur Gutes<br />

<strong>und</strong> wäre alles gut, wenn<br />

dieses Etwas nicht fehlen<br />

würde? Brauchen wir<br />

dieses Etwas, das Böse,<br />

damit wir das Gute überhaupt<br />

erkennen können?<br />

Hat also das Böse genauso<br />

Sinn wie das Gute?<br />

Das sind hochphilosoph<strong>is</strong>che<br />

<strong>und</strong> auch hocht-<br />

heolog<strong>is</strong>che Fragen. Eine<br />

solche Frage kann einem Verbrechensopfer<br />

oder jemandem mit einem schlimmen Schicksal<br />

wie Hohn erscheinen. Doch das Böse lässt<br />

sich nur im Zusammenhang mit dem Guten<br />

denken. Die Religionen sehen hier me<strong>is</strong>t einen<br />

unversöhnlichen Gegensatz.<br />

Vor über 4.000 Jahren machte sich ein kleiner<br />

Wüstenstamm Gedanken darüber, wie<br />

die Mitglieder sozialverträglich miteinander<br />

umgehen könnten. Umgeben von Wüste <strong>und</strong><br />

mächtigen Feinden mussten sie für sich eine<br />

Möglichkeit des Zusammenlebens fi nden. Der<br />

Mensch <strong>is</strong>t ein ‚zoon politicon‘, ein Herdentier.<br />

Innerhalb der Herde muss die Gemeinschaft<br />

funktionieren, sonst hat sie keine Überlebenschance<br />

<strong>und</strong> wird leichte Beute für jede<br />

Gefahr, sei es Mensch, Tier oder Umwelt.<br />

Die Gedanken, die sich jener kleine Wüstenstamm<br />

vor so langer Zeit gemacht hat,<br />

beeinfl ussen unsere Kultur b<strong>is</strong> heute. Denn<br />

die 10 Gebote sind die Gr<strong>und</strong>lage für unsere<br />

heutigen modernen Gesetze. So müsste ein<br />

Mensch, der versucht, nach den 10 Geboten<br />

zu leben bzw., sich an die Gesetze hält, schon<br />

ganz gut über die R<strong>und</strong>en kommen <strong>und</strong> für<br />

seine Mitmenschen kein allzu unangenehmer<br />

Zeitgenosse sein. Sozialverträglich eben! Die<br />

Frage nach einem moral<strong>is</strong>ch guten Leben<br />

würde hier den Zusammenhang sprengen.<br />

20 DATT IS IRRE!<br />

Das Böse <strong>is</strong>t böse, <strong>is</strong>t....?<br />

M.M.<br />

Ex<strong>is</strong>tenzchoreograph, Manfred Vogel, 1983<br />

Es geht ja um die Frage nach dem Bösen.<br />

Das Böse <strong>is</strong>t eine Realität, die wir Menschen<br />

anerkennen müssen. Im Laufe der Jahrtausende<br />

haben wir die Fähigkeit erlangt,<br />

aufrecht zu gehen, zu<br />

sprechen <strong>und</strong> Feuer zu<br />

machen, aber genauso<br />

auch andere zu quälen,<br />

zu foltern <strong>und</strong> Massaker<br />

zu verüben.<br />

Das Böse <strong>is</strong>t in der Welt,<br />

doch es hat keinen Sinn.<br />

Es sei denn, ich schaffe<br />

es, nachträglich Sinn<br />

hineinzuinterpretieren,<br />

damit mein Schicksal für<br />

mich verständlicher <strong>und</strong> vielleicht sogar erträglicher<br />

wird. Doch sollte sich jeder Mensch<br />

davor hüten, einem anderen zu erklären,<br />

welchen Sinn das Böse für ihn hatte <strong>und</strong><br />

dass er es deshalb verstehen <strong>und</strong> verzeihen<br />

müsse. Das Böse verstehen, heißt nicht, es<br />

zu verzeihen <strong>und</strong> auch nicht, es zu tolerieren,<br />

schon gar nicht für Andere.<br />

Das Böse <strong>is</strong>t keine irgendwie beschaffene<br />

Form des Sad<strong>is</strong>mus. Es <strong>is</strong>t eine Art von<br />

Grausamkeit, die Anderen angetan wird, um<br />

von einem schrecklichen inneren Mangel zu<br />

befreien. Sad<strong>is</strong>mus zur erot<strong>is</strong>chen Luststeigerung<br />

kann einverständlich in einer Beziehung<br />

praktiziert werden. Das hat überhaupt nichts<br />

damit zu tun, einem Anderen entsetzliche<br />

Schmerzen zuzufügen, um ungeheure Stärke<br />

zu spüren <strong>und</strong> ein widerwärtiges Gefühl<br />

von Schwäche <strong>und</strong> Bedeutungslosigkeit zu<br />

verdrängen.<br />

Das Böse tun, heißt ganz bewusst gegen<br />

das Gute anzugehen. Der Mensch, der böse<br />

handelt, tut dies mit vollem Bewusstsein. Er<br />

lehnt das Gute ab. Dabei möchte ich das Gute<br />

weit fassen als das, was den Menschen hilft,<br />

zusammen zu leben <strong>und</strong> den Weg zu fi nden<br />

von sozialverträglich b<strong>is</strong> moral<strong>is</strong>ch gut. Für<br />

die Menschen aller Zeiten bedeutet das b<strong>is</strong><br />

heute harte Arbeit <strong>und</strong> Kreativität. Genau


dagegen wendet sich das Böse.<br />

In einem Theaterworkshop haben wir einmal<br />

mit großer Faszination das Treffen der Hexen<br />

in Macbeth gespielt. Machen wir uns nichts<br />

vor, das Böse kann faszinieren. Was haben<br />

wir nicht alles in den hässlichen großen Kessel<br />

geworfen <strong>und</strong> womit haben wir nicht ein<br />

riesiges Feuer entfacht, damit das Böse mit<br />

aller Kraft <strong>und</strong> Gewalt hervorgerufen wird <strong>und</strong><br />

sich ausbreitet. Das war schon ein Machtgefühl!<br />

Doch betrachten wir die Szene einmal<br />

unter dem Gesichtspunkt, was über das Böse<br />

ausgesagt wird:<br />

Die Wesen w<strong>is</strong>sen sehr genau, was sie tun<br />

<strong>und</strong> was sie wollen: das Böse. Das Böse<br />

<strong>is</strong>t eine Schleimsuppe, in die sie hineinwerfen,<br />

was sie gerade fi nden. Schuldige<br />

<strong>und</strong> Unschuldige werden so gleichermaßen<br />

vernichtet. Der Antrieb dazu <strong>is</strong>t die Freude<br />

Wo <strong>is</strong>t das Tor?<br />

Verrückt vor Angst. Wovor?<br />

Wo <strong>is</strong>t das Tor?<br />

Wie komme ich da raus?<br />

Ich bin auf der Flucht,<br />

wie vor der Katze die Maus.<br />

Fühl mich so hilfl os <strong>und</strong> klein,<br />

wie komm ich in mein Selbstvertrauen wieder hinein?<br />

Wo <strong>is</strong>t das Tor?<br />

Wo fi nde ich mein Vertrauen?<br />

Wo fi nde ich Hoffnung <strong>und</strong> Licht?<br />

Wo <strong>is</strong>t das Tor?<br />

Ich sehe es nicht!<br />

Brigitta Kreilkamp<br />

an der Ohnmacht <strong>und</strong> Erniedrigung Anderer,<br />

vor allem aber die Freude als Urheber einer<br />

solchen Entwürdigung erkannt zu werden.<br />

Ich persönlich weiß nicht, ob sich die Frage<br />

beantworten lässt: „Gibt es das absolut Böse<br />

oder den durch <strong>und</strong> durch bösen Menschen?“<br />

In der Literatur <strong>und</strong> in Filmen gibt es viele unterschiedliche<br />

Antworten darauf. Je nachdem,<br />

von welchen Verbrechen, welchem Krieg<br />

oder welchem Terroranschlag gerade in den<br />

Medien berichtet wird, wird ein jeder von uns<br />

die Frage immer wieder neu überdenken <strong>und</strong><br />

beantworten. Doch erscheint mir wichtig, dass<br />

wir, ehe wir etwas über Andere aussagen, uns<br />

Gedanken über die Motive für unser eigenes<br />

Denken <strong>und</strong> Handeln machen. Wir sollten<br />

nicht vergessen: Bei allen Überzeugungen<br />

<strong>is</strong>t nicht wichtig, was gesagt wird sondern<br />

immer was getan wird.<br />

Ein Gleiches<br />

Ein Kamel traf ein Dromeda<br />

<strong>und</strong> fragte, warum b<strong>is</strong>t Du denn da;<br />

das Dromeda erwiderte ganz kühl,<br />

zwei Höcker sind doch eins zu viel.<br />

Name d. Red. bekannt<br />

��������������������<br />

a.a.O.<br />

DATT IS IRRE! 21


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E<br />

22 DATT IS IRRE!<br />

Selbsthilfegruppe für Psychiatrie-Erfahrene des LPE/NRW; Treffen: jeden 2.<br />

<strong>und</strong> 4. Freitag im Monat um 16 Uhr, Kohlenkamp 1 (MBI), Mülheim/R., Ansprechpartner:<br />

Holger Steuck 0208/493918<br />

Selbsthilfegruppe: Depressionen / Ängste Mülheim Tel.: 0208 / 42 44 42<br />

Selbsthilfebüro Mülheim, Tourainer Ring 4, 45468 Mülheim/R., Tel.: 0208 /<br />

30048-0 <strong>und</strong> -14<br />

Netzwerk Selbsthilfe, <strong>Kontakt</strong>- <strong>und</strong> Koordinationsstelle f. Selbsthilfe in Oberhausen,<br />

Gutenbergstr. 6, 46045 Oberhausen, 0208 / 30196-0, Ansprechpartner:<br />

Peter Jötten 0208 / 30196-20<br />

Wiese e.V. - <strong>Kontakt</strong>- u. Informationsstelle für Selbsthilfe <strong>und</strong> Interessierte,<br />

Pferdemarkt 7, 45127 Essen, Tel.: 0201 / 207676<br />

KOSKON – Koordination für Selbsthilfe-<strong>Kontakt</strong>stellen in NRW, Friedhofstr.<br />

39, 41236 Mönchengladbach, Tel.: 02166 / 248567<br />

Landesarbeitsgemeinschaft Psychiatrieerfahrener NRW:<br />

LAG NRW, c/o Die Entfesselten, Kopernikusstr. 53, 40225 Düsseldorf, Tel.<br />

0211/315394, Matthias.Seibt@ruhr-uni-bochum.de, www.psychiatrie-erfahrene-nrw.de<br />

HOPS - Selbsthilfegruppe für Homosexuelle mit Persönlichkeitsstörung<br />

(Schwerpunkt Borderline PS).<br />

Genaue Infos unter www.hops-online.de . Dort <strong>is</strong>t auch der aktuelle Termin<br />

sowie der Treffpunkt hinterlegt.<br />

Wir treffen uns in 47053 Du<strong>is</strong>burg auf der Friedenstr. 100 in den Räumen des<br />

ShAlk e.V.s alle 2 Wochen dienstags.<br />

Anprechpartner für alle Anfragen: Mathias Karus, Telefon:01791499415 <strong>und</strong><br />

email: mathias@hops-online.de<br />

Seit einiger Zeit hat die <strong>Kontakt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beratungsstelle</strong> des SPZ Mülheim Angehörigen-<br />

<strong>und</strong> Klientensprecher, die auch Beratungstermine anbieten. Wir<br />

vermitteln gerne den <strong>Kontakt</strong>. KOBS Mülheim/Ruhr 0208/3085340<br />

Selbsthilfegruppe für Menschen mit Messie-Syndrom - „Die Meilensteine“<br />

Treffen jeden 2. <strong>und</strong> 4. Mittwoch im Monat von 18 - 19:30 Uhr in Essen<br />

Den Erstkontakt kann man herstellen über das Gruppenhandy<br />

Tel: 0175 82 83 86 2<br />

Der Ort der Treffen wird bei einem Vorgespräch bekannt gegeben.


Gespräche über das Kind<br />

Irgendetwas stimmt nicht mit dem Kind!<br />

Das Kind <strong>is</strong>t kom<strong>is</strong>ch!<br />

Das Kind <strong>is</strong>t ganz anders als seine Geschw<strong>is</strong>ter!<br />

Das Kind <strong>is</strong>t so überängstlich!<br />

Das Kind macht immer noch ins Bett!<br />

Das Kind <strong>is</strong>t zu anhänglich!<br />

Das Kind stört!<br />

Das Kind <strong>is</strong>t ständig krank!<br />

Das Kind <strong>is</strong>t schwierig!<br />

Das Kind wird nicht mehr gut!<br />

Das Kind hat doch alles!<br />

Das Kind <strong>is</strong>t zu schüchtern!<br />

Das Kind soll sich anpassen!<br />

Das Kind gerät auf die schiefe Bahn!<br />

Das Kind macht nur Ärger!<br />

Das Kind hört nicht auf uns!<br />

Das Kind will weg!<br />

Das Kind <strong>is</strong>t nicht dankbar!<br />

Das Kind nimmt Drogen!<br />

Das Kind <strong>is</strong>t eine Schande!<br />

Das Kind passt nicht in unsere Familie!<br />

Das Kind trinkt Alkohol!<br />

Das Kind macht uns nicht stolz!<br />

Das Kind gehört nicht zu uns!<br />

Das Kind gehört in die Psychiatrie!<br />

Eigentlich wollten wir das Kind ja nicht!<br />

Was machen wir bloß mit so einem Kind???<br />

Lasst mich doch endlich in Ruhe!!!<br />

Sandra Wichmann<br />

Marcel Düvier<br />

DATT IS IRRE! 23


�<br />

24 DATT IS IRRE!<br />

Vorankündigung<br />

„Komm, erzähl doch mal!“<br />

Autobiografi sches Schreiben am Samstag<br />

Ausgangspunkt dieser Schreibwerkstatt <strong>is</strong>t das eigene Leben. Durch<br />

kreative Übungen wird im Kurs die Erinnerungsarbeit in Gang gesetzt.<br />

Spieler<strong>is</strong>ch entstehen dabei Wortfelder, die sich zu eigenen Texten<br />

entwickeln. Dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt! Wir beschäftigen<br />

uns an dem Samstag auch mit Dichtern, die sich in ihrem<br />

Werk mit Grenzerfahrungen <strong>und</strong> psych<strong>is</strong>chen Erkrankungen auseinander<br />

gesetzt haben. Zu diesen Dichtern gehören z. B. Anne Sexten <strong>und</strong><br />

Robert Walser. Diese ‚Profi s’ verhelfen uns zu Schreibideen. Die in der<br />

Gruppe verfassten Beiträge werden behutsam besprochen. Neue Aspekte<br />

der eigenen Biografi e kommen zu Vorschein. Der Kurs richtet sich auch<br />

an Teilnehmende, die Erfahrung mit Psychotherapie <strong>und</strong> Psychiatrie<br />

haben. Kenntn<strong>is</strong>se im Kreativen Schreiben sind nicht erforderlich.<br />

Bitte Schreibmaterial mitbringen.<br />

Der Kursleiter, Gregor Bohnensack-Schlößer,<br />

verfügt über langjährige Erfahrung mit Schreibgruppen.<br />

2010 hat Bohnensack - Schlößer mit<br />

der Erzählung Hans <strong>und</strong> Franz einen Pre<strong>is</strong> der<br />

Gesellschaft zur Förderung der Westfäl<strong>is</strong>chen<br />

Kulturarbeit (Münster) erhalten. Der Text<br />

wurde in der Anthologie: Erzähl doch keine<br />

Märchen 2010 im DuMont-Verlag veröffentlicht.<br />

Im Rahmen der LeseRe<strong>is</strong>e der VHS Münster organ<strong>is</strong>ierte<br />

der Autor 2011 eine Lesung mit der<br />

Zeitschrift ‚Klinke’(Literatur <strong>und</strong> Psychiatrie<br />

in Münster).<br />

Termine:<br />

Sa.25. Mai, 11 – 17 Uhr (mit Imb<strong>is</strong>s)<br />

Sa.16. November 11 – 17 Uhr (mit Imb<strong>is</strong>s)<br />

Die Kurse sind unabhängig voneinander <strong>und</strong> einzeln zu buchen über die<br />

Kath. Familienbildungsstätte Mülheim/Ruhr. Im nächsten Heft, werden<br />

wir noch das genaue Verfahren mit Ansprechpartnern <strong>und</strong> Adresse sowie<br />

den Pre<strong>is</strong> bekanntgeben.<br />


�<br />

Eure Meinung <strong>is</strong>t uns wichtig!<br />

-Leserbrief-<br />

Hallo, liebe DATT IS IRRE! - Redakteure,<br />

ich lese gerade die neue „DATT IS IRRE!“ <strong>und</strong> freue mich, dass mein Gedicht<br />

„Neubeginn“ auf der 1.Seite steht. Außerdem freue ich mich über den schönen<br />

Beitrag von Bernd H. Schulz: „Mehr Freude im Leben“ <strong>und</strong> auch über die mich<br />

sehr ermutigenden Zeilen von Gaby Bremer: „Gott <strong>und</strong> der Mensch“ <strong>und</strong> auch<br />

noch über andere Artikel.<br />

.....<br />

Das Thema <strong>is</strong>t wieder sehr interessant <strong>und</strong> die vielen Texte dazu vermitteln Verständn<strong>is</strong><br />

für ein ja ziemlich schwieriges Thema.<br />

Nun kann ich nach Lektüre der mich aufbauenden Sachen in „Grenzen der<br />

Schuld“ einen nicht so angenehmen Zahnarzt-Termin in Angriff nehmen <strong>und</strong> dem<br />

restlichen Tag trotzdem zuversichtlich entgegen sehen.<br />

Schade, daß „DATT IS IRRE!“ nicht öfter herauskommt als 3 Mal im Jahr!<br />

Ich tröste mich damit, dass ich mir zw<strong>is</strong>chendurch alte Ausgaben besorge, die ich<br />

auch immer sehr interressant fi nde.<br />

So, nun wünsche ich Allen auch noch einen schönen Tag <strong>und</strong> sende euch auch<br />

wieder ein neues Gedicht von mir. (Gedichte von Frau K. fi ndet Ihr auf Seite 16<br />

<strong>und</strong> 21. Anmerk. d. Red.)<br />

Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Ausgabe von „DATT IS IRRE!“<br />

Brigitta Kreilkamp<br />

�<br />

DATT IS IRRE! 25


Ich war am Überlegen<br />

<strong>und</strong> wollte meine letzten Kröten zusammenfegen….<br />

stattdessen gehen wir etwas essen,<br />

dabei kannst du hoffentlich den Stress vergessen.<br />

Ich muss daran denken,<br />

trotz mancher Bedenken,<br />

glaubtest du mein Leben zu lenken.<br />

Ich wünscht’, ich könnt’ dir die Welt zu Füssen legen,<br />

denn einst gabst du mir das Leben.<br />

Drum, anstatt dir was Teures zu schenken,<br />

kannst du dir einen schönen Wein einschenken.<br />

Und würd’ dir gern mehr geben,<br />

aber wenigstens kannst du dein Glas erheben,<br />

denn ich weiß, du hast immer dein Bestes gegeben.<br />

Drum wünsch‘ ich dir auf all’ deinen Wegen,<br />

ein glückliches <strong>und</strong> langes Leben….<br />

Kurz: Alles Gute<br />

(zum Geburtstag)<br />

26 DATT IS IRRE!<br />

Gedankenblitze...<br />

Ich werde jetzt gleich ein paar Radieschen essen!<br />

Dann werde ich mich hoffentlich wie im Paradies fühlen!<br />

An Lügen <strong>und</strong> Betrug infi ziert sich fast jeder.<br />

An Wahrheit <strong>und</strong> Moral steckt sich kaum jemand an.<br />

Der Tod <strong>is</strong>t in dieser Gesellschaft nicht lebensfähig.<br />

Sind wir zum Leben verdammt?<br />

Ich glaube, ich muß jetzt Schluß machen.<br />

Ich bin gerade an so einem toten Punkt.<br />

Wolfgang Klawonn<br />

Frank Söyke


Mein Beitrag:<br />

Förderabo DATT IS IRRE!<br />

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Form eines Förderabos, denn wir müssen uns selbst finanzieren. Spenden <strong>und</strong> Werbung<br />

reichen nicht aus, um Kosten für Druck, Papier, Porto <strong>und</strong> Verteilung zu tragen.<br />

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im Jahr frei Haus geliefert.<br />

Und so wird‛s gemacht:<br />

Abschnitt ausfüllen <strong>und</strong> einschicken an:<br />

"DATT IS IRRE! • Redaktion<br />

Sozialpsychiatr<strong>is</strong>ches Zentrum • Althofstr. 8 • 45468 Mülheim/Ruhr<br />

Tel.: 0208 - 30853-40 • FAX: 0208 - 30853-30<br />

Dauerauftrag über den gewünschten Betrag einrichten:<br />

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Das ABO <strong>is</strong>t jederzeit kündbar. Brief oder Anruf genügt.<br />

Die Redaktion bedankt sich <strong>und</strong> wünscht viel Spaß!<br />

DATT IS IRRE! 27


Sozialpsychiatr<strong>is</strong>ches Zentrum<br />

Mülheim an der Ruhr<br />

Kompetenz für psych<strong>is</strong>ch kranke Menschen<br />

28 DATT IS IRRE!<br />

Am Kirchenhügel<br />

im Kathol<strong>is</strong>chen Stadthaus<br />

Althofstr. 8<br />

n <strong>Kontakt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beratungsstelle</strong><br />

n Betreutes Wohnen<br />

Tel. 0208/30853-40<br />

n Tagesstätte<br />

Tel. 0208/30853-50<br />

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