Titel Pflege: Markt der Zukunft! - Jobcenter Dortmund
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qualifizieren _ Umschulung in Teilzeit qualifizieren _ Umschulung in Teilzeit<br />
Volle Kraft – halbe Zeit<br />
› Vorbereitung auf eine Umschulung in Teilzeit<br />
Stephanie Risse stieg aus dem Berufsleben aus, als sich ihr Sohn ankündigte. Schwangerschaft, Geburt und<br />
Babybetreuung managte sie allein. Die Aufgaben nahmen ihre ganze Kraft in Anspruch. Jetzt ist ihr kleiner<br />
Sohn fast vier Jahre alt, und Stephanie Risse wünscht sich nur eines: „Ich möchte den Lebensunterhalt für<br />
uns selbst verdienen, es muss mir irgendwie gelingen, Beruf und Kind unter einen Hut zu bringen!“<br />
Doch sie hatte nicht gedacht, dass es so<br />
schwierig ist, nach längerer Zeit wie<strong>der</strong><br />
eine Arbeit zu finden. Beson<strong>der</strong>s<br />
eines schreckte potenzielle Arbeitgeber immer<br />
wie<strong>der</strong> ab: Stephanie Risse kann nicht Vollzeit<br />
einsteigen, sie möchte gern in Teilzeit arbeiten.<br />
Dabei hatte sie früher einen guten Job: Nach<br />
dem Fachabitur machte sie eine Ausbildung als<br />
Steuerfachangestellte. Gern wäre sie wie<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> Branche untergekommen, aber die entwickelt<br />
sich ständig weiter. Wer da einmal über<br />
längere Zeit ausgestiegen ist, muss eine Menge<br />
Sachkenntnisse nachholen. Und dann die Sache<br />
mit <strong>der</strong> Teilzeit … „Also habe ich über eine Umschulung<br />
nachgedacht, aber auch diese werden<br />
in <strong>der</strong> Regel nur in Vollzeit angeboten.“<br />
Das bestätigt auch Sven Lohberg, Teamleiter<br />
im <strong>Jobcenter</strong> <strong>Dortmund</strong>: „Nicht nur Alleinerziehende,<br />
auch Kunden von uns, die sich um<br />
pflegebedürftige Angehörige kümmern müssen,<br />
können nicht acht Stunden täglich für eine Umschulung<br />
präsent sein. Deshalb haben wir das<br />
Konzept VorUM entwickelt.“ VorUM steht für<br />
„Vorbereitung auf die Teilzeit-Umschulung für<br />
Personen mit Betreuungspflichten“. Der sechs<br />
Monate dauernde Lehrgang bereitet die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer auf eine Umschulung<br />
in einem Betrieb vor. Der Vormittagsunterricht<br />
erleichtert die Kin<strong>der</strong>betreuung und sorgt dafür,<br />
dass Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Angehörige nicht „zu kurz<br />
kommen“. Mit Unterstützung des Trägers bfw<br />
wird eine verlässliche Kin<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>betreuung<br />
sichergestellt. Zur Vorbereitung auf die<br />
Umschulung in Teilzeit gehören außerdem zwei<br />
Praktikumsphasen: ein Orientierungspraktikum,<br />
um mögliche Interessen und Fähigkeiten<br />
auszuloten, und ein weiteres Betriebspraktikum,<br />
das <strong>der</strong> Festigung im Lehrgang erworbener<br />
Fähigkeiten dient.<br />
Im schulischen Teil <strong>der</strong> Ausbildung<br />
bereiteten sich die Teilnehmerinnen am PC und<br />
im praxisnahen Unterricht auf das Arbeitsleben<br />
vor. Kaufmännisches Rechnen, Buchführung,<br />
Grundbegriffe von Marketing und Vertrieb<br />
stehen dann auf dem Programm. „Anhand eines<br />
virtuellen Modellbetriebs durchlaufen die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer alle Abteilungen<br />
eines Unternehmens“, erläutert Christiane Reich,<br />
Dozentin beim durchführenden Bildungsträger<br />
bfw. Uwe Sandmeier, Bildungsstättenleiter,<br />
ergänzt: „Durch Rollenspiele, Bewerbungstrainings<br />
und die Vermittlung von Präsentationstechniken<br />
stärken wir das Selbstbewusstsein<br />
<strong>der</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer.“ Denn<br />
wesentlicher Bestandteil von VorUM ist, dass<br />
sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
selbst um einen Umschulungsplatz bewerben.<br />
Natürlich unterstützt <strong>der</strong> Bildungsträger bei<br />
<strong>der</strong> Suche nach geeigneten Unternehmen. „Die<br />
Schwierigkeit beim Projekt VorUM besteht<br />
darin, Unternehmen, die eine Umschulung<br />
in Teilzeit anbieten können, in ausreichen<strong>der</strong><br />
Anzahl zu akquirieren“, ergänzt Sven Lohberg<br />
vom <strong>Jobcenter</strong>.<br />
Stephanie Risse absolviert zurzeit ihr<br />
Praktikum bei einer Zeitarbeitsfirma. „Mit<br />
großer Sicherheit werde ich dort auch meine<br />
Umschulung zur Personaldienstleistungskauf-<br />
frau machen“, berichtet sie stolz. Der zukünftige<br />
Arbeitgeber war nicht nur über den Elan und die<br />
Einsatzfreudigkeit <strong>der</strong> jungen Frau begeistert. Sie<br />
kann dort sogar an ihr Wissen aus ihrer früheren<br />
Berufstätigkeit bei einem Steuerbüro anknüpfen.<br />
Jetzt will sie alles möglich machen, die Betreuungsfrage<br />
für ihren kleinen Sohn auf lange<br />
Sicht zu klären. Dafür hat sie bereits Gespräche<br />
mit dem Kin<strong>der</strong>garten, in den ihr Sohn auch<br />
während des Vorbereitungslehrgangs geht, mit<br />
FABIDO (familienergänzende Bildungseinrichtungen<br />
für Kin<strong>der</strong> in <strong>Dortmund</strong>) und mit dem<br />
Mütterzentrum geführt.<br />
Während des Lehrgangs und vor allem im<br />
Praktikum hat Stephanie Risse zudem wie<strong>der</strong><br />
ganz neue Seiten an sich selbst entdeckt. Schon<br />
lange sei sie nicht mehr so selbstbewusst, fröhlich<br />
und aktiv gewesen – und das trotz <strong>der</strong> stressigen<br />
Gesamtsituation: „Die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
am Arbeitsplatz ist einfach etwas an<strong>der</strong>es als die<br />
Kommunikation mit einem Kleinkind. Man ist<br />
wie<strong>der</strong> wer!“<br />
INFo<br />
40 Prozent aller Alleinerziehenden sind bundesweit<br />
auf ALG II angewiesen. Insgesamt beziehen rund<br />
650.000 Alleinerziehende die Grundsicherung, 95<br />
Prozent davon sind Frauen.<br />
(Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
IAB, Nürnberg)<br />
Stephanie Risse bereitet sich auf eine Umschulung zur Personaldienstleistungskauffrau vor. Foto: Joe Kramer<br />
Sie wollen mehr wissen?<br />
› Sven.Lohberg@jobcenter-ge.de<br />
› uwe.sandmeier@ bfw-ruhr.de<br />
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