VfL - FC Hansa Rostock

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28 DIE KOGGE Sport und Schule NACHWUCHS Es ist ein grausiger Tag an diesem Freitag im Herbst an der Küste. Der Wind pfeift über Rostock, der Regen peitscht durch die Straßen. Es ist ein Tag, an dem mancher Kicker des F.C. Hansa Rostock wohl lieber Schüler als Fußballer ist. Es ist der ideale Tag, unsere jungen Balltreter mal auf einem ganz anderen Platz zu besuchen. Es ist ein Abstecher in die Heinrich- Schütz-Schule, Realschule mit Grundschulteil in Rostock-Reutershagen, in der Heinrich-Schütz-Straße 10 A und eine Visite der CJD Christophorusschule Rostock (Grundschule, Gymnasium, Internat - Schulzweige für Sportler und hochbegabte Kinder) am Groß Schwaßer Weg 11. Hier lernen die jungen Hansa-Fußballer einen Steinwurf von ihrem Trainingsplatz entfernt fürs Leben. CJD CHRISTOPHORUSSCHULE ROSTOCK: HIER „JONGLIERTEN“ SCHON SCHLÜNZ UND DOLL Die CJD Christophorusschule Rostock. Es ist der Vorläufer der alten Kinder- und Jugendsportschule der DDR. Hier, wo einst schon Juri Schlünz, Thomas Doll oder Axel Kruse schon mit ihren Schulbüchern „jonglierten“. Ganze Sport-Generationen haben hier gelernt. Von den heutigen Hansa-Fußball-Profi s haben hier Marco Vorbeck, Tim Sebastian oder Kai Bülow ihr Abi gebaut. Heute lernen hier Edisson Jordanow, Felix Kroos, Tommy Grupe, Florian Brügmann, Stefan Person, Tobias Jänicke und Tom Buschke. STADTWERKE ROSTOCK AG Schmarler Damm 5 · 18069 Rostock Tel. 0381 805 - 2000 · Fax 0381 805 - 2123 kundenzentrum@stadtwerke-rostock-ag.de www.stadtwerke-rostock.de DER F.C. HANSA NUTZT SYNERGIEN Tobias Jänicke (Amateure) - im Hintergrund Lehrerin S. Hanschke Herr Penthin ist hier bei über 80 Lehrern und über 1200 Schülern der Sportkoordinator des CJD Christophorusschule Rostock und damit Mittelsmann von Thomas Engels, dem Sozialpädagogen des F.C. Hansa. Was zu besprechen ist, wird auch hier schnell geklärt. Was individuelle Gespräche mit den Klassenlehrern nicht ausschließt. Am CJD Christophorusschule Rostock besuchen wir an diesem Regentag den Englisch-Unterricht von Sabine Haschke (50). Die dynamische, aufgeschlossene Lehrerin unterrichtet die 13. Klasse, bereitet mit ihren Schützlingen den Schulabschluss vor. In der gemischten Sportler-Klasse mit 16 Schülern geht es freundlich zu. Wir erfahren, dass die Handballerinnen aktiver, vor allem kommunikativer als die Fußballer sind. Dabei sind diese Jungs durchaus keine Kinder von Traurigkeit und eigentlich auch nicht schüchtern. Aber im Unterricht offensichtlich doch… Der nette Ton der Lehrerin trifft die Sinne der Schüler. Sabine Haschke hat Erfahrung in ihrem Job. Sie ist seit 1978 Lehrerin, betreut seit 1980 Fußballer als Leistungssportler. Früher war sie an der KJS Lehrerin von ehemaligen Hansa-Profi s wie Timo Lange, Axel Kruse und sie unterrichtete auch Tim Sebastian. Aber, so verrät sie, noch nie war der Kontakt zwischen CJD und Hansa, die Synergie zwischen CJD und Hansa so eng wie jetzt. Hat sich früher mal jemand beim Trainer mit der Schule oder beim Lehrer mit dem Fußball rausreden wollen, so sind diese Schlupfl öcher seit einem Jahr zu. Dies fi nden die Mitarbeiter von CJD und Hansa gut. Die neue Ehrlichkeit hat sich auch als leistungsfördernd herausgestellt. Die Belastung der Jungs durch Sport und Schule ist so hoch wie nie. Neben dem Unterricht wird immerhin auch dreimal vormittags und viermal nachmittags trainiert. Mittwochs, so erfahren wir, ist ein besonders anstrengender Tag. Da kommen die Burschen schon mal platt zum Unterricht. Aber die Lehrerin verrät: „Alle geben sich große Mühe, versuchen ihre Konzentration auch an diesen Tagen hochzuhalten.“ Der Englisch-Leistungskurs fordert tatsächlich viel. Kurzgeschichten, Romane, Hemingway können abgefordert werden. Die Lehrerin will ihren Schülern dabei eine gute, hilfreiche Partnerin sein und lobt so gleich: „Die Leistungssportler haben ein kluges Zeitmanagement. So meistern sie ihre hohen Anforderungen, egal ob sie aus dem Fußball, Handball, Radsport, der Leichtathletik oder dem Triathlon kommen.“
Jüngst machten die Schüler eine Erlebnis- Reise nach Barcelona. Bis zur letzten Minute hatte Tobias Jänicke diesen Termin auf seinem Zettel. Doch kurz vor dem Trip lud ihn Hansa-Cheftrainer Frank Pagelsdorf überraschend zum Training bei der Profi- Elf ein. Da konnte „Tobi“ nicht absagen. „Ich will Profi werden, da muss ich so eine Chance nutzen…“ Die Aussichten, ein gutes Abi zu bauen und Profi zu werden, ist für Tobias Jänicke aus Neubrandenburg nicht so schlecht. Schon jetzt sagt Jänicke: „Ich hatte damals in Neubrandenburg die Möglichkeit, zu Hansa oder Bremen zu gehen, auch der HSV war interessiert. Aber für meine Eltern und mich war klar, dass ich zu Hansa gehe. Hier stimmt die Synergie zwischen Sport und Schule…“ Mit diesem Argument ist Tobias wahrlich nicht allein. DIE HEINRICH-SCHÜTZ-SCHULE: AUCH MARCEL SCHIED WAR HIER Von der Nachwuchsakademie des F.C. Hansa Rostock zur Heinrich-Schütz-Schule sind es für die Jungs maximal vier Stationen mit dem Bus. Die RSAG hat dem Verein 15 Schüler-Tickets zum Schuljahresbeginn spendiert. An einem Sauwetter-Tag wie die- A. Schmied und A. Sommerfeldt mit A- Jugend-Spieler Mikhail Bredeveldt sem nutzten die Burschen die kostenlosen Fahrausweise gerne. Wir stehen vor einer grauen Schule mitten im Regen. Eine Tafel am Eingang verrät uns, hier ist die Heinrich-Schütz-Schule. Vorn erwartet uns Annette Schmied (45). Sie outet sich schnell als Sport- und Hansa-Fan. Kunststück, die nette Lehrerin war einst selbst einmal Leichtathletin. So etwas weckt Verständnis für Leistungssportler. Im Flur können wir uns an einer Wandtafel ein Bild von Heinrich-Schütz machen, die Kantine ist mit Kids belagert, vor der Schule warten Mädchen und Jungs auf das Klingelzeichen für den Unterrichtsbeginn. Frau Schmied hat zu diesem Zeitpunkt längst den Unterricht vorbereitet. Wir selbst treffen schnell manch bekanntes Gesicht, Jungs aus der Nachwuchsakademie des F.C. Hansa Rostock. Ob 5 L oder 10 L. Das L wie Leistungssport verrät, wo unsere Kicker zwischen Mathe und Physik, zwischen Deutsch und Sport dribbeln. Die Klassenstärken liegen bei 24 bis 28 Jungen und Mädchen. Die Lehrerin hat Erfahrung mit Leistungssportlern. Einst lehrte sie in der regio- nalen Schule im Hanse-Viertel, die nach ihrem Abriss in die Heinrich-Schütz-Schule mündete. Einer wie Hansa- Profi Marcel Schied war schon Schüler bei Frau Schmied. Sie ist eine von ca. 40 Lehrern, die hier die Klassen zwischen 5 und 10 betreuen. Sie NACHWUCHS Lehrerin A. Schmied sowie Davis Klak und Marcel Georg (B-Jugend) DIE KOGGE ist Bindeglied zwischen Schule und Verein und hat den ganz kurzen Draht zu Thomas Engels, dem Sozialpädagogen des F.C. Hansa Rostock. Probleme werden nicht auf die lange Bank geschoben, Probleme werden schnell angesprochen und gelöst. Seit einem Jahr klappt das ideal, versichert die Pädagogin und der Kollege aus dem Stadion stimmt zu. Das Programm, welches die Fußballer zu bewältigen haben, ist nicht von schlechten Eltern. Die Jungs der 10 Klasse haben so immerhin 34 Stunden Unterricht in der Woche. Das Problem: Vor der Schule haben sie drei Mal in der Woche schon 75 Minuten Training, nach dem Unterricht noch viermal die Woche 90 Minuten Nachmittags-Training. Ganz klar, da ist man manchmal erschöpft und unkonzentriert. Aber Frau Schmied verrät: „Leistungssportler zeigen sich auch im Unterricht leistungs- und willensstark. Sie sind in der Mitarbeit engagiert, im Ziel klar und in der Schulzeit aktiv.“ Das Ziel, einmal Profi zu werden, scheint auch die Aktivität in der Schule zu fördern. Frau Schmied über ihre „Zehnte“: „Das sind schon helle Köpfe.“ Davis Klak oder Ben Zolinski hören es mit einem schmunzelnden Blick. Was nicht ausschließt, dass mancher Kicker auch Förderunterricht braucht oder aus dem einen oder anderen Grund etwas länger an der Schule bleibt als vorgesehen. 29
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