Heft 1 - Institut für Zeitgeschichte
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94 Eugene C. Murdock<br />
heutigen Welt sich wesentlich auf die Beteiligung der USA am zweiten Weltkrieg<br />
zurückführen lasse 1 .<br />
Der hier neu eingeführte Begriff Regularismus dient in unserem Zusammenhang<br />
dazu, alle nichtrevisionistischen Ansichten zu umschreiben. Regularismus<br />
bedeutet nicht notwendig eine Apologie von Roosevelts Außenpolitik. Vielmehr<br />
kennzeichnet er die Suche nach anderen Gründen <strong>für</strong> den Kriegseintritt der Vereinigten<br />
Staaten als denen der „Verschwörung" oder des „Dilettantismus". Auch<br />
innerhalb des Regularismus liegen die Schwerpunkte durchaus nicht einheitlich.<br />
Sie reichen von der Überzeugung der Unvermeidlichkeit der Beteiligung der USA<br />
am zweiten Weltkrieg bis zur These, daß man nur unter Opferung aller Ideale<br />
habe beiseite stehen oder daß nur ein Wunder an Geschicklichkeit den Frieden<br />
habe erhalten können 2 .<br />
Morgenstern vertritt am konsequentesten den Gedanken der „Verschwörung".<br />
Obwohl nach ihm Roosevelt, Hull, Stimson, Knox, Marshall und Stark Datum<br />
und Örtlichkeit des japanischen Angriffs vorher wissen konnten, hätten sie ihn als<br />
„Überraschung" darzustellen gewußt. Aus den abgehörten japanischen Telegrammen<br />
zogen sie keinerlei Konsequenzen, was auf eine „unglaubliche Verschwörung"<br />
3 hindeute. Ähnlich äußert sich Chamberlin. Roosevelt habe trotz wiederholter<br />
Beteuerung seiner friedlichen Absichten auf den Krieg im geheimen hingesteuert.<br />
Er log im Wahlkampf von 1940, er täuschte die amerikanische Öffentlichkeit<br />
über das lend-lease-Programm und über die Bedrohung der amerikanischen<br />
Sicherheit durch die Achsenmächte 4 .<br />
Auch bei Beard Hegt in der Täuschung der amerikanischen Öffentlichkeit der<br />
Ansatz seiner Kritik. Neben dem „Anschein" friedlicher Bemühungen trieb die<br />
Regierung in der „Realität" auf den Krieg zu 5 . Beard versucht zu zeigen, daß die<br />
geheimen Verpflichtungen gegenüber Großbritannien, die mangelnde Unterrichtung<br />
der militärischen Befehlshaber, das Nichternstnehmen der abgehörten<br />
japanischen Telegramme, die wiederholten Provokationen Deutschlands und Ja-<br />
1 Die wichtigsten revisionistischen Autoren sind: John T. Flynn, The Truth About Pearl<br />
Harbor (1944), und The Final Secret of Pearl Harbor (1945), Charles A. Beard, American Foreign<br />
Policy in the Making, 1932-1940 (1946) und Roosevelt and the Coming of the War, 1941 (1948),<br />
George Morgenstern, Pearl Harbor (1947), William Henry Chamberlin, America''s Second Crusade<br />
(1950), Frederic R. Sanborn, Design for War (1951), Charles C. Tansill, Back Door to War<br />
(1952), Harry E. Barnes (editor), Perpetual War for Perpetual Peace (1953) und Robert A. Theobald,<br />
The Final Secret of Pearl Harbor (1954).<br />
2 Die wichtigsten Vertreter des Regularismus sind: Walter Millis, This Is Pearl (1947),<br />
Herbert Feis, The Road To Pearl Harbor (1950) Basil Rauch, Roosevelt from Munich to Pearl<br />
Harbor (1950), und William L. Langer und S. Everett Gleason, The Challenge to Isolation<br />
(1952) und The Undeclared War (1953). Andere Autoren wie Samuel Flagg Bemis, Thomas<br />
A. Bailey, Dexter Perkins, Allan Nevins, Samuel Eliot Morison, Ruhl Bartlett, Julius Pratt,<br />
Gordon Craig, Charles Griffin haben sich in Artikeln und Text-Books in ähnlicher Richtung<br />
geäußert.<br />
3 Morgenstern, Pearl Harbor, S. 167.<br />
4 Chamberlin, America's Second Crusade, S. 95-177.<br />
5 Beard's Buch von 1948 hat deswegen zwei Teile: „Appearances" und „Realities".