christian thomasius - VICO Wissenschaftliches Antiquariat und ...
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CHRISTIAN THOMASIUS (1655-1728)<br />
„Vater der deutschen Aufklärung“<br />
125 originale Thomasius-Titel in 20 Bänden geb<strong>und</strong>en<br />
- 1 -
- 2 -<br />
Samuel Stryk, Professor primarius<br />
der Rechtsfakultät, war Widersacher<br />
von Thomasius, als dieser gegen Folter<br />
<strong>und</strong> Hexenverfolgung eintrat.<br />
CHRISTIAN THOMASIUS (1655-1728)<br />
„Vater der deutschen Aufklärung“<br />
125 originale Thomasius-Titel in 20 Bänden geb<strong>und</strong>en<br />
Preis auf Anfrage<br />
„Ein Lot judicium ist besser als ein Pf<strong>und</strong> memorie“, diese Gr<strong>und</strong>überzeugung<br />
trug Thomasius mehrfach vor <strong>und</strong> setzte sie in Reformen<br />
von Universität, Studium <strong>und</strong> Rechtswissenschaft um.<br />
Die Förderung der eigenen Urteilskraft, die sich, soweit möglich,<br />
sich auch von vorprägenden Autoritäten zu emanzipieren<br />
hat, kennzeichnet den temperamentvollen Freigeist Christian<br />
Thomasius, der mit Macht die Ideen des Naturrechts in der<br />
Rechtsgelehrsamkeit durchzusetzen suchte. Aus Leipzig musste<br />
er entweichen <strong>und</strong> die Vorwürfe von Ketzerei <strong>und</strong> Atheismus<br />
gegen ihn verfolgten ihn bis nach Berlin, wohin er sich wandte:<br />
„Für Feuerköpfe wie Thomasius ist in Leipzig kein Platz“. Die<br />
Sachsen verpassten eine große Chance, die das aufgeklärte Berlin<br />
sofort ergirff: die preußische Universität der Aufklärung entstand,<br />
Thomasius wurde ihr Mittelpunkt <strong>und</strong> die Hallensiche<br />
Universität war in der ersten Hälfte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts eine<br />
der führenden Universitäten Deutschlands.<br />
Thomasius selbst war nicht ganz frei von Fehlurteilen. Seinen<br />
berühmtesten Kampf führte er gegen den Hexenglauben,<br />
seine bekannteste Schrift gegen Folter <strong>und</strong> Hexenverfolgung<br />
resultierte aus dem Widerstand seiner Kollegen, die seinem<br />
Vorschlag in einem Hexengutachten in der Halleschen Fakultät<br />
nicht zustimmten. Insbesondere der Professor primarius<br />
der Rechtsfakultät Samuel Stryk (1640-1710) widersprach dem<br />
jungen Thomasius. Ein ihm empfohlenes Überdenken seines<br />
Standpunktes führte schließlich dazu, dass Thomasius zum<br />
heftigsten Gegner des Hexenwahns wurde. Seine kleine Schrift<br />
„De crimine magiae“ aus dem Jahre 1701schrieb Epoche. Sein<br />
bedeutender Kollege Stryk war vorsichtiger, er lehnte die Verfolgung<br />
ab mit dem Hinweis, es mag Hexen geben, aber diese sind<br />
juristisch nicht erfassbar <strong>und</strong> schon gar nicht nachweisbar.<br />
In einer seiner frühesten Schriften De crimine bigamiae<br />
plädierte Thomasius mit naturrechtlichen Argumenten für<br />
die Vielweiberei, vor allem wenn mehr Frauen als Männer<br />
im Lande lebten.<br />
Im Kampf gegen die Dominanz des Ius Romanum verkündete<br />
er gar, dass in wenigen Jahren an den deutschen Rechtsfakultäten<br />
wieder Sachsenspiegel <strong>und</strong> Schwabenspiegel „cum<br />
applausu werde dociret werden“.
Thomasius ordnete das gesamte Universitätsleben neu,<br />
auch das der Studenten, gab ihnen Ratschläge auch ihre Ges<strong>und</strong>heit<br />
betreffend, verfasste Diätvorschriften, beschrieb das<br />
richtige <strong>und</strong> maßvolle Tee- <strong>und</strong> Weintrinken bis hin zum rechten<br />
Gebrauch der Arzneien. Kaum ein Thema war ihm fremd,<br />
insbesondere wenn es um die Belange der Universität ging.<br />
Thomasius hat eigentlich kein größeres Werk geschrieben,<br />
in der Mehrzahl finden wir kleinere, jedoch umso intensivere<br />
Arbeiten. Und thematisch kannte er keine Grenzen, wie sein<br />
Sammelwerk „observationes selectae“ deutlich bek<strong>und</strong>et. Er war<br />
vielmehr begnadeter Rechtslehrer <strong>und</strong> Reformator. Ganz offen<br />
beklagt er aus Zeitmangel die mangelnde Lust, Bücher zu<br />
schreiben. Weitschweifigkeit, Spitzfindigkeiten <strong>und</strong> Scheinargumentationen<br />
sind ihm ein Greuel: si artis est, multa brevibus<br />
dicere, non maius unquam artficium hoc opusculo vidit orbis<br />
eruditus. Sein juristisches Hauptwerk besteht in der Hauptsache<br />
aus den Dissertationen <strong>und</strong> Disputationen, die sein gesamtes<br />
Gedankengut enthalten <strong>und</strong> ihn auch als den faszinierenden<br />
Rechtslehrer zeigen, der neuartige Ideen kraftvoll <strong>und</strong><br />
überzeugend vorträgt. Seine größeren Werke sind bei genauerem<br />
Hinsehen Summarien seiner in den Disputationen vorgetragenen<br />
Ideen <strong>und</strong> Erkenntnissen, die er gebündelt zum<br />
Gebrauch in seinen Vorlesungen drucken lässt, deswegen der<br />
häufig gebrauchte Zusatz: in usum auditorii Thomasiani.<br />
Das Universitätsleben füllte Thomasius völlig aus. Er gab<br />
den Studenten Anweisungen, wie man trotz Zeitmangel sich<br />
durch die Bücher hindurchlesen kann, man könne die Bücher<br />
auch einmal diagonal lesen. Dies trug ihm die Schelte<br />
von Leibniz ein, Thomasius arbeite unwissenschaftlich.<br />
Auch hier ist er ganz der lebenserfahrene Rechtsgelehrte:<br />
„Bücher zu lesen hilft nicht über alle Sorgen hinweg.“<br />
Ständig hielt er akademische Übungen ab, um die Urteilskraft<br />
der Studenten zu schärfen, auch wissenschaftliche<br />
Streitgespräche waren ständig Teil des Studienprogramms.<br />
Der akademische Unterricht wurde wieder Kern der Ausbildung.<br />
Thomasius verkürzte das Rechtsstudium um Jahre.<br />
Als Voraussetzung für das juristische Studium hielt Thomasius<br />
das Studium der Geschichte für unverzichtbar, die<br />
ersten Vorboten der historischen Rechtsschule werden deutlich,<br />
wenn auch nicht auf der Gr<strong>und</strong>lage des Ius Romanum.<br />
Latein <strong>und</strong> Philosophie waren ihm selbstverständlich, obwohl<br />
er seine Vorlesungen überwiegend in deutscher Sprache<br />
abhielt.<br />
- 3 -<br />
Thomasius gab den Studenten Anweisungen,<br />
wie man trotz Zeitmangel<br />
sich durch die Bücher hindurchlesen<br />
kann, man könne die Bücher auch<br />
einmal diagonal lesen.
- 4 -<br />
Curriculum vitae Christiani Thomasii<br />
1655: geboren am 1. Januar in Leipzig als Sohn von Jacob Thomasius,<br />
Professor der Philosophie <strong>und</strong> Lehrer von Leibniz<br />
1672: Magister der Philosophie, durch die Schriften von Pufendorf<br />
<strong>und</strong> Grotius zum Rechtsstudium angeregt<br />
1675: Beginn des Rechtsstudiums in Frankfurt an der Oder bei Samuel<br />
Stryk<br />
1679: Promotion zum Doctor iuris utriusque<br />
1680: peregrinatio academica nach Holland, danach Rückkehr nach<br />
Leipzig <strong>und</strong> Tätigkeit als Anwalt<br />
1682: Beginn von naturrechtlichen Vorlesungen an der Universität<br />
(über Pufendorf)<br />
1685: Publikation der Schrift „de crimine bigamiae“<br />
1687: erste Ankündigung einer in deutscher Sprache vorgetragenen<br />
Vorlesung<br />
1688: Gründung einer eigenen Zeitschrift „Monatsgespräche“, die<br />
noch im gleichen Jahr der Zensur zum Opfer fällt<br />
1690: nach Lehr-, Disputations- <strong>und</strong> Veröffentlichungsverbot flüchtet<br />
Thomasius nach Berlin<br />
1692: Thomasius übernimmt ein Lehramt an der Ritterakademie in<br />
Halle, wohin auch Stryk berufen wird<br />
1694: Umwandlung der Akademie in eine Universität, derern erster<br />
Direktor Stryk wird<br />
1709: Ernennung von Thomasius zum preußischen Geheimrat - Ablehnung<br />
eines Rufes nach Leipzig<br />
1710: Thomasius wird nach dem Tode Stryks Direktor der Universität<br />
Halle auf Lebenszeit<br />
1726: Aufgabe des Lehramtes in Halle, weiterhin im Spruchkollegium<br />
tätig<br />
1728: Thomasius stirbt am 23. Oktober in Halle.<br />
Christian Thomasius was the outstanding jurist figure in the age of<br />
German Enlightenment: father of German Enlightenment. Thomasius<br />
was a fo<strong>und</strong>ing member of the famous Prussian University of<br />
the Enlightenment in Halle. There his influence shone, and from there<br />
the influence of his works radiated throughout Germany and Europe.<br />
After a brief phase of criticism of the influence of the Ius Romanum,<br />
he sought in the field of civil law a balanced harmony of natural,<br />
German and Roman law.<br />
The most comprehensive and complete writing by Thomasius on civil<br />
law are his Notae ad Institutes et Digesta. This encompasses the whole<br />
of his research into civil law. Here we see the thinking of Thomasius at<br />
its clearest. In the legal structure, Thomasius presents with great completeness<br />
title after title, their history and controversies before generally<br />
closing with . the question whether the title can still be used in Germany<br />
The work also reflects his lectures and presents the great Usus modernus<br />
pandectarum dispute, namely the applicability of Ius Romanum to<br />
currently valid domestic law. Whereas Samuel Stryk uses more Romanist<br />
arguments, Thomasius applies more Germanist accents.
1. THOMASIUS, Christian, OBSERVATI-<br />
ONUM SELECTARUM. ad Rem Litterariam<br />
Spectantium Tomus I. (…X.). Hrsg. von<br />
Christian Thomasius, Johann Franz Buddeus<br />
<strong>und</strong> Georg Ernst Stahl. 10 Bde. <strong>und</strong> “Additamentum”<br />
zu Bd. 10 (in 4, komplett!). Halle,<br />
prostat in Officina Libraria Rengeriana, 1700-<br />
05. Kl.-8vo. (1:) 6 Bll., 445, 10 Bll., 454, 7 Bll.;<br />
(2:) 1 Bl., 404, 7 Bll., 462, 8 Bll., 432, 7 Bll.; (3:) 1<br />
Bl., 400, 12 Bll., 443, 8 Bll., 474, 6 Bll.; (4:) 1 Bl., 378,<br />
7 Bll., 424, 10 Bll., 416 (recte 316) S. Sehr schöne<br />
zeitgenössische Pergamentbände (mit dunkelblauem<br />
Schnitt <strong>und</strong> handbeschriebenem Rücken).<br />
Vollständiges Exemplar mit insgesamt 20 Beiträgen<br />
von Christian Thomasius, auch einigen seines<br />
Vaters. Die frühaufklärerische Halbjahresschrift<br />
wurde von Christian Thomasius geschaffen,<br />
um Persönlichkeiten gegen die unberechtigten<br />
Beschuldigungen wegen Ketzerei oder Atheismus<br />
ein Forum der Entgegnung <strong>und</strong> Selbstbehauptung<br />
zu bieten. Neben den Herausgebern publizierten<br />
z. B. Nicolaus (Hieronymus) G<strong>und</strong>ling oder Jac.<br />
Thomasius. „... im Gegensatz zur ‚Historie der<br />
Weißheit <strong>und</strong> Thorheit‘ umfasst diese Zeitschrift<br />
nicht nur ein Teilgebiet der Wissenschaft, sondern<br />
alle wissenschaftlichen Disziplinen... Unsere heutigen<br />
Wissenschaften werden in den Aufsätzen<br />
manche wertvollen Anregungen <strong>und</strong> Zwischenglieder<br />
für Spezialuntersuchungen finden, so dass<br />
in dieser Hinsicht der Wert der Zeitschrift nicht<br />
hoch genug eingeschätzt werden kann“ (Lieberwirth<br />
147). Das breite Themenspektrum umfasst<br />
etwa Beiträge zur antiken Geschichte (z. B. zur<br />
Herausbildung des Ritterstandes in der Antike),<br />
zur antiken Philosophie bis zur zeitgenössischen<br />
Naturrechtsdiskussion (z. B. Über die Natur des<br />
Menschen <strong>und</strong> die Willensfreiheit von Chr. Thomasius).<br />
Nachdem das Erscheinen der Zeitschrift<br />
im Jahre 1705 eingestellt wurde, eignete sich<br />
G<strong>und</strong>ling den Titel an <strong>und</strong> veröffentlichte unter<br />
eigenem Namen drei weitere Bände.<br />
- 5 -<br />
Diesch 18 (geht fälschlich von 9 Bdn. <strong>und</strong> Additamentum<br />
aus); Kirchner 4369; VD 17.<br />
2. THOMASIUS, Christian. Naevorum jurisprudentiae<br />
Romanae antejustinianeae libri<br />
duo editi a Christiano Thomasio. Accesserunt<br />
ob similitudinem argumenti: 1. Disputatio<br />
academica de naevis jurisprudentiae Romanae<br />
sub regibus ad tempora legis XII. Tabb. 2. Programma<br />
de causis inutilium doctrinarum in<br />
studio Jurisprudentiae. 3. Vindiciae Corollarii<br />
de exiguo Pandectarum usu in foris Germaniae<br />
adversus Programma Wittebergense. Editio<br />
sec<strong>und</strong>a. Halle, Impensis viduae & haeredum<br />
Christophori Salfeldii, 1707. Quart. Ttlbl. in<br />
Rot-Schwarz-Druck, (14), 229 S. Zeitgenössischer<br />
Halbpergamentband.<br />
Programmatische Schrift von Christian Thomasius<br />
gegen das Römische Recht!
- 6 -<br />
Bereits zu Beginn seiner Lehrtätigkeit verfasste Thomasius<br />
diese Schrift gegen das römische Recht: Die Unvollkommenhait<br />
des römischen Rechts, naevi Jurisprudentiae Romanae,<br />
edierte Thomasius stark erweitert nochmals 1707. Eine<br />
letzte Ausgabe erschien 1771 in Pisa.<br />
Der Widerstand gegen das römische Recht zog sich wie ein<br />
roter Faden durch sein juristisches Werk. Nicht frontal, aber<br />
doch mit deftigen Worten zog er gegen die Auffassung von der<br />
umfassenden Rezeption des Jus Romanum zu Felde, wohl zu<br />
Recht. Das römisch-kanonische Recht habe, so Thomasius,<br />
die „teutschen Gesetze <strong>und</strong> Gewohnheiten“ nicht abgeschafft,<br />
allenfalls zurückgedrängt. Wenige Jahre später wird dies sein<br />
Schüler Heineccius auch wissenschaftlich darlegen.<br />
In seinen Vorlesungen polterte Thomasius wortgewaltig<br />
gegen das Jus Romanum. Von einem „abgeschmackten <strong>und</strong><br />
einfältigen Buch“ ist zu hören, wenn Thomasius über die<br />
Institutionen Justinians spricht. Das Corpus juris civilis<br />
kommt insgesamt nicht besser weg. Die Mosaischen Gesetze,<br />
so Thomasius über die möglichen Quellenvorbilder des frühen 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts, wären die besten <strong>und</strong> seien dermaßen gut, daß sich das<br />
verhungerte Corpus juris vor ihnen verkriechen müßte. Auch wenn<br />
sein Urteil bei weitem überzogen war, wichtige Impulse hat er dennoch<br />
gegeben.<br />
3. THOMASIUS, Christian, Cautelae circa praecognita jurisprudentiae<br />
in usum auditorii Thomasiani. (Angeb<strong>und</strong>en: )<br />
4. THOMASIUS, Christian, Cautelae circa Praecognita Jurisprudentiae<br />
ecclesiasticae in usum Auditorii Thomasiani. Editio<br />
II. novis Accessionibus aucta. Halle, Prostant in officina<br />
Libraria Rengeriana, 1710-1723. Quart. (I:) Titelblatt<br />
mit Vignette in Rot-Schwarz-Druck, (16), 362, (38)<br />
S.; (II:) Titelblatt mit Vignette, (10), 387, (40) S. 2 Teile<br />
in einem sehr gut erhaltenen zeitgenössischen Halbpergamentband<br />
mit Pergamentecken mit Buntpapierüberzug auf<br />
den Deckeln. Kollation:<br />
Lieberwirth 229.<br />
Erste Ausgabe, die 1713 auch auf deutsch erschienen ist.<br />
Eine spätere Ausgabe erfolgte im Jahre 1723.<br />
Thomasius diktierte die Gr<strong>und</strong>lagen erstmals seinen Hörern<br />
im Rahmen einer Privatvorlesung 1707. Das Diktat wurde<br />
mit geringen Abänderungen auch Druckvorlage.<br />
Über die Kapiteleinteilung vgl. Lieberwirth S. 101.<br />
Thomasius teilt in der Vorrede mit, daß er einen Ruf nach<br />
Leipzig 1709 abgelehnt habe. Er kündigt an, daß er im<br />
Wintersemester künftig „gerichtliche Jurisprudenz“ <strong>und</strong>
im Sommersemester die Jurisprudentia Consulatoria oder<br />
legislatoria“ abhalten wolle. Im Wintersemester 1709/10<br />
hatte Thomasius seine Vorlesungen über die Carolina<br />
abgeschlossen. Weiterhin plante er Privatvorlesungen über<br />
die Institutionen, Pandekten, das Lehn-, Straf- <strong>und</strong> Zivilprozeßrecht,<br />
die von Ostern 1710 bis Ostern 1711 laufen<br />
sollten.<br />
Dazu kamen noch öffentliche Vorlesungen für das Wintersemester<br />
1710/11 über Ehesachen <strong>und</strong> für das Sommersemetser<br />
1711 über die allgemeinen Prinzipien die Jurisprudentiae<br />
Jctorum legislatoriae.<br />
Für die geplanten Kurse wollte er folgende Werke zugr<strong>und</strong>e<br />
legen:<br />
Über die PANDEKTEN:<br />
Jacob Friedrich LUDOVICI: Doctrina Pandectarum<br />
Über das Lehnsrecht:<br />
SCHILTERS Synopsis<br />
Über das Prozeßrecht:<br />
LUDOVICI, Einleitung zu beiden Prozessen.<br />
5. - 6. THOMASIUS, Christian, Notae ad singulos Institutionum<br />
et Pandectarum titulos, varias Juris Romani Antiquitates<br />
imprimis usum ejus hodiernum in Foris Germaniae ostendentes<br />
in usum Auditorii Thomasiani. Praemissa est Praefatio<br />
de Cautelis circa emendationem administrationis justitiae<br />
adhibendis, & de officio Professorum Academicorum<br />
ad eum finem obtinendum. Item: Dissertatio<br />
Culpisiana de Germanicarum legum veterum ac Romani<br />
juris in Republica nostra origine autoritateque<br />
presenti, cum summariis & notis. Halle, Prostat in<br />
officina Libraria Rengeriana, 1712-1713. Quart. Titelblatt<br />
in Rot-Schwarz-Druck, (24), 128, 277 S.; Titelblatt,<br />
384, (68) S. 2 Teile in einem schönen zeitgenössischen<br />
Halbpergamentband.<br />
Im Geiste der Aufklärung gehaltene Einführungsvorlesung zu<br />
den Justinianischen Institutionen <strong>und</strong> Pandekten!<br />
Christian Thomasius war die überragende Juristengestalt<br />
im Zeitalter der deutschen Aufklärung: Vater der<br />
deutschen Aufklärung. Thomasius war Gründungsmitglied<br />
der berühmten preussischen Universität der Aufklärung<br />
in Halle. Dort strahlte sein Wirken <strong>und</strong> von dort aus<br />
beeinflussten seine Werke Deutschland <strong>und</strong> Europa. Auf<br />
- 7 -
- 8 -<br />
zivilrechtlichem Gebiet suchte er nach einer kurzen<br />
Phase der heftigen Kritik gegen den Einfluß des Ius<br />
Romanum eine ausgewogene Harmonie von Naturrecht,<br />
deutschem <strong>und</strong> römischem Recht.<br />
Die umfangreichste <strong>und</strong> geschlossenste Schrift von<br />
Tomasius zum Zivilrecht sind seine Notae ad Institutiones<br />
et Digesta. Darin ist die Summe seines zivilrechtlichen<br />
Forschens zum Zivilrecht erfasst. Hierbei<br />
wird das Denken von Thomasius am deutlichsten. In<br />
der Legalordnung stellt Thomasius mit großer Vollständigkeit<br />
Titel für Titel vor, deren Geschichte <strong>und</strong><br />
7. THOMASIUS, Christian, Institutionum jurisprudentiae<br />
divinae libri tres. In quibus f<strong>und</strong>amenta juris<br />
naturalis sec<strong>und</strong>um hypotheses illustris Pufendorffii...ex<br />
plicantur. Editio septima prioribus multo correctior, in<br />
qua praeter scholia perpetua accesserunt:<br />
I. Programma Germanicum Hypotheses Albertinas expendens<br />
II. Quaestio De definitione favorabilium et odiosorum cum<br />
clariss. Placcio ventilata.<br />
III. In Programma, Definitionum substantiae hactenus<br />
quaesitam sistens cum thesibus excerptis ex his libris ad<br />
disputandum publice propositis.<br />
IV. Theses XLVIII ex Institutionibus Jurisprudentiae excerptae<br />
et in Universitate Fridericiana sub praesidio Christiano<br />
Thomasii disputationibus XII. anno M.DC.XCIV.<br />
Halle, sumtibus et typis viduae Christophori Salfeldii,<br />
1730. Quart.Titelblatt in Rot-Schwarz-Druck, 460, (8), (14)<br />
S. Gut erhaltener, zeitgenössischer Pergamentband mit drei<br />
durchgezogenen Bünden mit rotem Buchschnitt.<br />
Christian Thomasius veröffentlichte im Jahre 1688, zu dieser<br />
Zeit noch in Leipzig weilend, sein erstes gr<strong>und</strong>legendes wissenschaftliches<br />
Werk. Die „Bücher der göttlichen Rechtsgelahrtheit“<br />
erschienen weiterhin 1694, 1702, 1710, 1717 <strong>und</strong> in dieser<br />
letzten <strong>und</strong> vollständigsten Ausgabe 1730. Der Titel verkündet<br />
zugleich die Einstellung von Thomasius. Er tritt bei den<br />
zu dieser Zeit noch sehr umstrittenen naturrechtlichen Ideen<br />
Pufendorfs entschlossen auf dessen Seite. Aber auch seine Meinungsverschiedenheit<br />
zu Pufendorf trug er offen mit diesem in<br />
einem Briefwechsel aus. Thomasius will endgültig <strong>und</strong> radikal<br />
die Rechtswissenschaft von den Fesseln der Theologie befreien.<br />
Kontroversen <strong>und</strong> schließt in der Regel ab mit der<br />
Fragestellung, ob der Titel in Deutschland noch anwendbar<br />
sei.<br />
Die Schrift spiegelt auch die Vorlesungen von Thomasius<br />
wider, zeigt die große Auseinandersetzung des<br />
Usus modernus pandectarum, nämlich die Übertragbarkeit<br />
des Ius Romanum auf das geltende, einheimische<br />
Recht. Während Samuel Stryk mehr romanistisch<br />
argumentiert, beleuchtet Thomasius dieses Feld<br />
mehr unter germanistischen Akzenten.
„Es entstand in re publica litteraria ein solcher Auflauf <strong>und</strong> gräuliches<br />
Lärmen, als im gemeinen Wesen nicht observiret werden, da der<br />
Türke die kaiserliche Residenz belagert hätte“, so Thomasius über sein<br />
Vorhaben. Anfang 1689 brach offen der Streit mit der theologischen<br />
Fakultät aus, der schließlich im Atheismusvorwurf gegen Thomasius<br />
endete. Schließlich wurde ihm in einem Reskript vom 10. März 1690<br />
bei Strafe von 200 Talern auferlegt, sich allen Profitierens, Lesens <strong>und</strong><br />
Disputierens, publice oder privatim auf was Art <strong>und</strong> Weise er wolle,<br />
zu enthalten; auch aller Herausgabe von Schriften. Als schließlich gar<br />
ein Verhaftungsbefehl drohte, entwich er Ende März nach Preußen in<br />
Richtung Berlin.<br />
8 - 125<br />
Christian Thomasius studierte in Frankfurt<br />
an der Oder bei Samuel Stryk.<br />
8. (1675) De injusto Pontii Pilati judicio (Disputation von Thomasius<br />
in Leipzig)<br />
9. (1681) De Vagab<strong>und</strong>o, seu eo, qui est sine domicilio (recusa 1731)<br />
10. (1683) De prioritate ac posterioritate temporis dubia atque incerta.<br />
11. (1684) De sponsione Romanorum caudina (recusa 1731)<br />
12. (1686) De filio, sub conditione, si se filium probaverit, herede instituto<br />
– Von einem Sohne, welcher unter der Bedingung zum Erben<br />
eingesetzt worden: vorher zu erweisen, daß er Sohn sey (recusa<br />
1736)<br />
13. (1687) Vom Rechts des Schlaffs <strong>und</strong> der Träume (recusa 1723)<br />
14. (1688) De sponsione Romanorum numatina (recusa 1731)<br />
15. (1689) De servitute stillicidii – Vom Trauff-Rechte<br />
16. (1689) De validitate coniugii, invitis parentibus contracti et per benedictionem<br />
sacerdotis depositi consummati – Von der Gültigkeit der<br />
Ehe, welche wider der Eltern Willen geschlossen <strong>und</strong> durch Einsegnung<br />
eines abgesetzten Predigers vollzogen worden (recusa 1722)<br />
17. (1689) De jure Asyli legatorum, aedibus competente – Von der Quartiers-Freyheit<br />
derer Abgesandten (recusa 1737)<br />
18. (1690) Ob emendatum per Edicta electoralia statum ecclesiasticum<br />
et politicum<br />
19. (1692) De constantia et inconstantia ad regulas rectae rationis et<br />
mentem Senecae conscriptam<br />
20. (1693) De usu actionum poenalium juris Romani in foris Germaniae<br />
21. (1693) De ratione status (dissertatio I. & II.)<br />
22. (1694) Suum cuique<br />
23. (1694) De usu juris paterni Romanorum sec<strong>und</strong>um mores Germaniae<br />
et Jus Borussicum revicum<br />
24. (1696) De Captatoriis Institutionibus<br />
25. (1695) Trigam casuum ex regulis jurisprudentiae examinatorum ac<br />
decisiorum<br />
26. (1695) De actis dotalibus (recusa 1711)<br />
27. (1695) De protestatione jus protestantis non conservante<br />
- 9 -
- 10 -<br />
28. (1695) De jure injusto heredipetarum<br />
29. (1695) De jure principis circa adiaphora<br />
30. (1696) De praescriptione regalium ad jura subditorum non pertinente<br />
31. (1696) De injusta oppositione jurium Majestaticorum superioritatis<br />
territorialis<br />
32. (1696) De jure statuum Imperii, dandae civitatis<br />
33. (1696) De captatoriis Institutionibus – Von Erb-Schleichereyen bey<br />
Einsetzung der Erben (recusa 1738)<br />
34. (1697) De jure circa pharmacopolia civitatum (recusa 1711)<br />
35. (1697) De jure circa titulos honorum<br />
36. (1697) De jure prinicpis circa Haereticos<br />
37. (1697) De officio directorum et ducum circularium in executione<br />
sententiarum<br />
38. (1697) An Haeresis sit crimen?<br />
39. (1698) De f<strong>und</strong>amentorum definiendi causas matrimoniales hactenus<br />
receptorum insufficientia<br />
40. (1698) XXX. Theses ex jure vario<br />
41. (1699) De Pseudo-Privilegio pupilli, conventi contraria actione negotiorum<br />
gestorum<br />
42. (1699) De homicidio linguae (recusa 1720)<br />
43. (1699) De jure consuetudinis & observantiae (recusa 1712)<br />
44. (1699) De protestatione facto contraria (recusa 1713)<br />
45. (1699) De utelis<br />
46. (1699) Vindiciae juris majestatici circa sacra (recusa 1713)<br />
47. (1699) De fide juridica (recusa 1714)<br />
48. (1700) De legitima viventis<br />
49. (1700) De praesumptione bonitatis<br />
50. (1701) De vera pietate juridica (recusa 1734)<br />
51. (1701) De interpretatione beneficiorum principis<br />
52. (1701) De culpa ab hereditibus tutorum praestanda<br />
53. (1701) De pretio affectionis in res fungibiles non cadente (recusa<br />
1734)<br />
54. (1701) De hominibus propriis et liberis germanorum<br />
55. (1701) De morum cum jure scripto contentione<br />
56. (1701) De crimine Magiae<br />
57. (1702) De jure principis evangelici circa solennia sepulturae (recusa<br />
1720)<br />
58. (1702) De judicio seu censura morum<br />
59. (1702) De Arrhis emtionum<br />
60. (1703) De statuum imperii potestate legislatoria contra jus commune<br />
61. (1703) Larva legis Aquiliae<br />
62. (1703) Non-Ens Actionis forensis contra aedificantem ex aemulatione<br />
63. (1703) De fidejussore indemnitatis – Von Schadloß-Bürgen<br />
64. (1703) De Noricorum causis adimendi legitimam<br />
65. (1703) De quasi emancipatione Germanorum<br />
66. (1705) De usu practico doctrinae difficillimae juris Romanae de<br />
culparum praestatione in contractibus<br />
67. (1705) Prima initia successionis testamentariae apud Romanos<br />
68. (1705) De tortura ex foris Christianorum proscribenda<br />
69. (1705) De sensu legis decemviralis testamentariae<br />
70. (1706) De perpetuitate debitorum pecuniariorum<br />
71. (1706) De aequitate cerebrina L. II. C. De Rescind. Vendit. Et ejus<br />
usu practico (recusa 1713)
72. (1707) De differentiis juris civilis et canonici in doctrina de testamentis<br />
73. (1707) De iure aggratiandi principis evangelici in causis homicidii<br />
– Von dem Recht eines Evangelischen Fürsten einem Todtschläger<br />
das Leben zu schencken (recusa 1739)<br />
74. (1707) De bonorum secularisatorum natura<br />
75. (1707) De usu practico accuratae distinctionis inter emtionem cum<br />
pacto de retrovendendo et contractum pignoratitium<br />
76. (1707) De desertione ordinis ecclesiastici (recusa 1713)<br />
77. (1707) De officio principis evangelici circa augenda salaria et honores<br />
ministrorum ecclesiae (recusa 1729)<br />
78. (1709) De existimatione fama et infamia extra rempublicam<br />
79. (1709) De judice sententiam in causis criminalibus latam ab actis<br />
removente<br />
80. (1709) De causis prohibitae alienationis feudi<br />
81. (1709) De feudo alienabili<br />
82. (1709) De inutilitate brocardici vulgaris<br />
83. (1710) De originibus feudalibus<br />
84. (1710) De natura precum juridicarum<br />
85. (1710) De felonia domini<br />
86. (1711) De usu practico distinctionis hominum in liberos et servos<br />
87. (1711) De non rescindendo contractu conductionis ob metum spectrorum<br />
88. (1711) De origine processus inquisitorii – Vom Ursprunge der Jnquisitions-Proceß-Ordnung<br />
(recusa 1740)<br />
89. (1711) De occasione conceptione ac intentione Constitutionis Criminalis<br />
Carolinae (recusa 1718)<br />
90. (1711) De vera origine, natura, progressu, et interitu judiciorum<br />
Westphalicorum (recusa 1732)<br />
91. (1711) De non rescindendo contractu conductionis ob metum<br />
spectrorum – Ob die Furcht vor Gespenster Miethe breche? (recusa<br />
1735)<br />
92. (1712) De usu practico doctrinae de impedimentis manumissionis<br />
93. (1712) De usus practico denunciationis evangelicae<br />
94. (1712) De pactis futurorum sponsaliorum – Von Ja-Wort<br />
95. (1712) De usu practico tituli Institutionum de his, qui sui vel alieni<br />
juris sunt<br />
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96. (1712) De Origine ac Progressu processus inquisitorii contra Sagas<br />
97. (1713) De concubinatu<br />
98. (1713) De remissione tacita pignoris vel hypothecae, per remissionem<br />
debiti et consensum in alienationem rei<br />
99. (1713) De usu practico doctr. Institutionum de nuptiis<br />
100. (1713) De regalibus fisci principum Germaniae circa acquisitionem<br />
praecipua<br />
101. (1713) De usu practico doctrinae Institutionum de legitimatione<br />
102. (1715) De praesumtione allodialitatis (recusa 1749)<br />
103. (1714) De usu practico tituli Institutionum de adoptionibus<br />
104. (1715) De actione injuriarum<br />
105. (1715) De revocatione tacita mandati judicialis (recusa 1734)<br />
106. (1715) De iure adimplementi literarum cambialium honoris caussa<br />
– Vom Recht der Acceptation <strong>und</strong> Zahlung des Wechsel-Brieffe<br />
107. (1715) Praecipua iuris patronatus ecclesiarum protestantium vulgaris<br />
capita sistens<br />
108. (1715) De remissione tacita pignoris per consensum, sive expressum,<br />
sive tacitum creditoris in novam oppignorationem<br />
109. (1715) De obligatione ex promissione rei incertae<br />
110. (1715) An legum juris Justinianei sit frequens an exiguus usu practicus<br />
in Foris Germaniae?<br />
111. (1716) De onore probandi in actione negatoria<br />
112. (1716) De usu practico tituli Institutionum, quibus modis jus patriae<br />
potestatis solvitur<br />
113. (1716) De remissione tacita pignoris vel hypothecae per acceptionem<br />
chirographi novi aut fidejussoris<br />
114. (1717) Emendationem administrationis iustitiae neque facilem,<br />
neque impossibilem, valde tamen difficilem esse et caute suscipiendam<br />
115. (1717) De aequitate cerebrina et exiguo usu practico legis Anastasianae<br />
116. (1717) De emendandis quibusdam litium protractionibus, in materia<br />
juramenti parti a parte in judicio delati, hactenus receptis<br />
117. (1717) De charactere & circumspectione medici ad curandam taediositatem<br />
processum adhibendi<br />
118. (1717) De hypotheca tacita propter pecuniam lustricam<br />
119. (1719) De praesumtione furoris atque dementiae<br />
120. (1720) De fatuitate Brocardici vulgaris, causa fatua excusat a dolo<br />
121. (1721) An promissor facti liberetur praestando id, quod interest?<br />
122. (1721) De protractione iustitiae per amicabilem compositionem<br />
partium litigantium a judice tentandam<br />
123. (1721) De dominio et jus natura in genere intuitu juris Germanici<br />
privati<br />
124. (1721) De protractione litis per allegationes legum et doctorum in<br />
processu Advocatis permissas<br />
125. (1725) De singulari aequitate legis unicae Cod. quando imper. Inter<br />
pupillos &c. cognoscat, &c, ejusque usu practico<br />
Gottlob Thomasius<br />
1. (1727) De usu practico et aequitate<br />
2. (1735) An actionem iniuriarum servi nostri et ancillae mercenariae,<br />
si modice castigentur, adversus dominos habeant?