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Windblatt ENERCON<br />
E-126 / 6 MW<br />
Schneebergerhof: Erste<br />
Großwindanlage im deutschen<br />
Mittelgebirge<br />
Seite 6<br />
Technologie<br />
Rotorblattenteisung:<br />
Technologie-Spitzenreiter beim<br />
Rotorblattenteisungssystem<br />
Seite 8<br />
inTernaTional<br />
Berg Gütsch: Europas höchster<br />
Windpark in den Alpen am Netz<br />
Seite 11<br />
BerufSBilder<br />
Netzanbinder:<br />
Letzte Verkabelungen vor<br />
dem Netzanschluss<br />
Seite 14<br />
inTervieW<br />
Jörg Mayer, Geschäftsführer<br />
Agentur für Erneuerbare<br />
Energien: Erneuerbare<br />
bringen Wirtschaftsimpulse in<br />
unsere Gemeinden<br />
Seite 16<br />
Magazin<br />
für Windenergie<br />
Ausgabe 04 | 2010<br />
www.enercon.de
ENERCON ADRESSENENERCON NiEdERlassuNgEN<br />
iNlaNd<br />
aurich<br />
Dreekamp 5 · 26605 Aurich ·<br />
Tel. 0 49 41-927-0 · Fax 0 49 41-927 669<br />
Bremen<br />
Otto-Lilienthal-Straße 25 · 28199 Bremen ·<br />
Tel. 0421-24 415-20 · Fax 0421-24 415-39<br />
Ense<br />
Am Buschgarten 4 · 59469 Ense ·<br />
Tel. 0 29 38-97 20-0 · Fax 0 29 38-97 20-49<br />
Rostock<br />
Lise-Meitner-Ring 7 · 18059 Rostock ·<br />
Tel. 0381-44 03 32-0 · Fax 0381-44 03 32-19<br />
Magdeburg<br />
August-Bebel-Damm 24-30 · 39126 Magdeburg ·<br />
Tel. 0391-24 460-230 · Fax 0391-24 460-231<br />
Mainz<br />
Robert-Koch-Str. 50 · Eingang D, 1. OG ·<br />
55129 Mainz · Tel. 0 61 31-21 407-11 ·<br />
Fax 0 61 31-21 407-29<br />
Marne<br />
Industriestraße 2 · 25709 Marne ·<br />
Tel. 0 48 51-95 37-0 · Fax 0 48 51-95 37-19<br />
Oberkotzau<br />
Hauptstraße 12 · 95145 Oberkotzau ·<br />
Tel. 0 92 86-96 55-0 · Fax 0 92 86-96 55-19<br />
iNtERNatiONalER VERtRiEB<br />
Dreekamp 5 · 26605 Aurich · Tel. 0 49 41-927-0 ·<br />
Fax 0 49 41-927-669 · e-mail: sales@enercon.de<br />
NiEdERlassuNgEN auslaNd<br />
Argentinien · Belgien · Brasilien · Kanada ·<br />
Dänemark · Frankreich · Griechenland ·<br />
Italien · Neuseeland · Niederlande ·<br />
Österreich · Portugal · Schweden · Spanien · Türkei<br />
Seite 3<br />
Seite 4<br />
Seite 6<br />
Seite 8<br />
Seite 10<br />
Seite 11<br />
Seite 12<br />
Seite 13<br />
Seite 14<br />
Seite 16<br />
Seite 2<br />
Seite 4<br />
Impressum<br />
editorial<br />
enercon news<br />
Nachrichten aus der ENERCON Welt<br />
Titel<br />
E-126/6 MW am Schneebergerhof,<br />
Rheinland-Pfalz: Erste Großwindanlage<br />
im deutschen Mittelgebirge<br />
Technologie<br />
Validierung der ENERCON<br />
Rotorblattenteisung abgeschlossen:<br />
Technologie-Spitzenreiter beim Rotorblattenteisungssystem<br />
international<br />
Castledockrell/Irland: Erster Windpark<br />
durch E-Ship 1 beliefert<br />
2 x E-44 auf dem Berg Gütsch /<br />
Zentralschweiz: Europas höchster<br />
Windpark in den Alpen am Netz<br />
Vertrag mit Eesti Energia/Estland:<br />
Von einer alten Aschedeponie zum<br />
neuen Energiestandort<br />
Erster ENERCON Windpark auf<br />
Sardinien: Großprojekt auf italienischer<br />
Insel im Aufbau<br />
Berufsbilder<br />
Netzanbinder: Letzte Verkabelungen<br />
vor dem Netzanschluss<br />
interview<br />
Jörg Mayer, Geschäftsführer der<br />
Agentur für Erneuerbare Energien:<br />
Erneuerbare bringen Wirtschaftsimpulse<br />
in unsere Gemeinden<br />
rubriken<br />
ENERCON Adressen<br />
Info-Service<br />
herausgeber: ENERCON GmbH · Dreekamp 5 · 26605 Aurich ·<br />
Tel. 0 49 41-927-0 · Fax 0 49 41-927-109 · www.enercon.de<br />
redaktion: Anne-Kathrin Gilberg, Ruth Brand<br />
druck: Steinbacher Druck GmbH, Osnabrück<br />
copyright: Alle im WINDBLATT veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos und<br />
Tabellen) sind urheberrechtlich geschützt. Das Copyright liegt bei der ENERCON GmbH, sofern<br />
dies nicht anders gekennzeichnet ist. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und<br />
Internetseiten sowie Vervielfältigung auf Datenträgern sind nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung<br />
durch die ENERCON GmbH gestattet.<br />
erscheinungsweise: Das WINDBLATT erscheint viermonatlich und wird der Zeitschrift „neue<br />
energie“ des Bundesverbands WindEnergie e.V. beigelegt.<br />
Bezug: Tel. 0 49 41-927-667 oder unter www.enercon.de.<br />
Titelfoto: Nabenzug der E-126 am Schneebergerhof, Bild: Gerhard Löffel
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Erdöl wird knapper - das ist keine neue Erkenntnis. Sogar die Bundesswehr<br />
befasst sich mittlerweile mit der Frage, wie schon in<br />
näherer Zukunft Konflikte um die knapper werdenden Ölreserven<br />
vermieden werden können, denn die weltweite Höchstfördermenge<br />
wurde bereits vor einigen Jahren überschritten. Seither kann die<br />
Neuerschließung von Ölfeldern nicht mehr mit dem wachsenden Verbrauch<br />
mithalten. Schade, dass die Autoren der Bundeswehrstudie<br />
nicht auf die naheliegendste Lösung für dieses neue Sicherheitsproblem<br />
kamen: Die Nutzung der im Überfluss vorhandenen heimischen<br />
Erneuerbaren Energien!<br />
Auch die Internationale Energieagentur, während vieler Jahre Verkünderin<br />
immer neuer Weltenergieprognosen mit verschwindend<br />
niedrigem Erneuerbaren-Anteil, hat nun endlich bemerkt, dass die<br />
Zeit stetig wachsender kostengünstiger Ölförderung zu Ende gegangen<br />
ist. Schade, dass die Organisation sich trotz dieser überfälligen<br />
Einsicht immer noch nicht zu der Erkenntnis durchringen kann, dass<br />
nur die Erneuerbaren Energien einen zukunftsfähigen Ersatz für die<br />
schwindenden konventionellen Reserven bieten. Und das, obwohl in<br />
ganz Europa die Windenergie mittlerweile die Energiequelle mit dem<br />
bei weitem höchsten Zubauzahlen ist. Wir sind also auf dem richtigen<br />
Wege und müssen uns keineswegs vor der Zuspitzung internationaler<br />
Konflikte um immer knappere Energiereserven fürchten.<br />
Editorial<br />
Denn die Abhängigkeit Europas von Energieimporten wird nur eine<br />
Phase des Übergangs dauern – schon bald können uns Wind und<br />
Sonne zuverlässig versorgen, selbst wenn wir nur einen Bruchteil des<br />
verfügbaren Windpotenzials nutzen!<br />
Die Europäische Union hat nun die wichtige Aufgabe, die Ablösung der<br />
alten konventionellen Energien durch die nahezu unerschöpflichen<br />
Erneuerbaren klug zu gestalten. Schade, dass die Europäische Kommission<br />
in ihrer Energy 2020 Communication einen großen Schritt in<br />
die entgegengesetzte Richtung macht: Energiekommissar Oettinger<br />
hat zwar kürzlich zurecht das Erneuerbare-Energien-Gesetz als Vorlage<br />
für eine europaweite Einspeiseregelung vorgeschlagen. Nun ist<br />
im ersten energiepolitischen Dokument der Kommission unter seiner<br />
Führung jedoch statt von „Erneuerbaren Energien“ plötzlich von<br />
„kohlenstoffarmen Energien“ die Rede, die gefördert werden sollten<br />
– insbesondere der Atomenergie. Die europäischen Regierungen<br />
müssen nun Sorge tragen, dass auf EU-Ebene die Fördergelder, die<br />
wir dringend für den Ausbau von Netzen und Speichern brauchen,<br />
nicht in rückwärtsgewandten Projekten wie CCS und neuen<br />
Atomforschungsreaktoren verschwinden. Dort haben wir schon in<br />
der Vergangenheit viele Milliarden verloren – wir sollten deshalb nun<br />
konsequent die künftigen Fördergelder in wirklich zukunftsfähige<br />
Technologien und Infrastrukturprojekte sinnvoll investieren.<br />
Ihr<br />
Aloys Wobben<br />
Geschäftsführer ENERCON GmbH
eWea 2011<br />
(Brüssel/Belgien)<br />
Führende europäische Messe &<br />
Konferenz für Windenergie<br />
14. - 17. März 2011<br />
www.ewec2011.info<br />
hannover Messe 2011<br />
(Hannover/Germany)<br />
Leitmesse Wind<br />
4. - 8. April 2011<br />
www.hannovermesse.de<br />
PWea 2011<br />
(Warschau/Polen)<br />
Polnische Messe &<br />
Konferenz für Windenergie<br />
12. - 14. April 2011<br />
www.pwea.pl<br />
INFO-SERVICE 4 WiNdBLATT 04 | 2010 NEWS<br />
ee & reS 2011<br />
(Sofia/Bulgarien)<br />
Internationale Fachmesse<br />
für Erneuerbare Energie<br />
13. - 15. April 2011<br />
www.viaexpo.com<br />
all energy 2011<br />
(Aberdeen/Schottland)<br />
Britische Energiemesse & -konferenz<br />
18. - 19. Mai 2011<br />
www.all-energy.co.uk<br />
icci 2011<br />
(Istanbul/Türkei)<br />
17. Internationale Messe für<br />
Energie und Umwelt<br />
15. - 17. Juni 2011<br />
www.icci.com.tr<br />
300 gäste beim enercon forum 2010<br />
Am 04. und 05. November begrüßte<br />
ENERCON seine Gäste zum diesjährigen<br />
ENERCON Forum 2010 in Magdeburg. 300<br />
nationale und internationale Finanzierungspartner<br />
sowie Kunden aus 20 Ländern trafen<br />
zusammen, um sich zu informieren und miteinander<br />
zu diskutieren. Mit Blick auf die zukünftigen<br />
Märkte sowie auf die neuesten technologischen<br />
Entwicklungen präsentierte sich<br />
ENERCON als starker und zuverlässiger Partner<br />
für künftige Projekte. „Trotz der momentan<br />
hohen Anzahl von Mitarbeiterentlassungen in<br />
der Windenergiebranche kann ENERCON stolz<br />
darauf sein, in den letzten Monaten über 800<br />
neue Mitarbeiter gewonnen zu haben, was ein<br />
Zeichen dafür ist, dass ENERCON mit Erfolg<br />
kontinuierlich wächst“, betonte ENERCON<br />
Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig.<br />
Im Mittelpunkt stand die neueste Windenergieanlage<br />
E-101/3 MW, konstruiert für<br />
Binnenlandstandorte. Einen ersten Eindruck<br />
von der 3 MW-Anlage bekamen die geladenen<br />
Gäste durch Exponate in der Logistikhalle des<br />
Produktionsstandortes Magdeburg Rothensee.<br />
Hier startet bald die Serienproduktion<br />
der Anlage. Eisenbahnwaggons, bestückt mit<br />
Komponenten der E-82, standen zudem stellvertretend<br />
für das neu ausgebaute Schienentransportnetz<br />
bereit.<br />
Neben dem Standort Rothensee besichtigten<br />
die Teilnehmer auch die beiden anderen<br />
Fertigungsstätten Schilfbreite-SKET (Mechanische<br />
Fertigung, Rotorblatt- und Stahlturmfertigung)<br />
und WEC Turmbau in Magdeburg.<br />
Per Bus ging es anschließend in den 30 km<br />
entfernten Windpark Steglitz. Insgesamt liefern<br />
dort neun ENERCON E-82/3 MW-Anlagen<br />
mit einer Turmhöhe von jeweils 138 m regenerativen<br />
Strom. Eine Vortragsreihe mit der Abschlussrede<br />
des ENERCON Geschäftsführers<br />
Hans-Dieter Kettwig rundete die gelungene<br />
Veranstaltung am zweiten Tag ab.<br />
Zweiter Workshop für netzbetreiber<br />
In den weltweiten Energieversorgungskonzepten<br />
spielt die Windenergie eine immer<br />
größere Rolle. Aus diesem Grund richtete<br />
ENERCON Ende November seinen zweiten<br />
Netzintegrations-Workshop für Netzbetreiber<br />
aus. "Wir haben uns gefreut, dass 26 internationale<br />
Teilnehmer der Einladung zu unserem<br />
zweitägigen Workshop gefolgt sind," erzählt<br />
Organisator Eckard Quitmann, Leiter Technical<br />
Support - ENERCON Sales.<br />
Verschiedene Referenten der Abteilung Sales<br />
- Technical Support stellten in ihren Vorträgen<br />
die Technologie der ENERCON Anlagen vor<br />
und wie diese in Windparks in die bestehenden<br />
Netze integriert werden können, um eine<br />
stabile und zuverlässige Stromversorgung zu<br />
gewährleisten. Zu den Themenschwerpunkten<br />
zählten das elektrische Konzept sowie<br />
die Möglichkeiten der ENERCON Windenergieanlagen,<br />
das Verhalten bei Netzfehlern,<br />
Regelungsmöglichkeiten der Wirk- und Blindleistung<br />
für Windparks und schließlich die<br />
Modellierung der ENERCON Technik für die<br />
bei Netzbetreibern verwendete Simulationssoftware.<br />
„Ein Informationsaustausch in beide<br />
Richtungen war unser Ziel, denn es ist einerseits<br />
für alle Beteiligten vorteilhaft zu wissen,<br />
was technisch mit modernen Windenergieanlagen<br />
möglich ist und andererseits zu verstehen,<br />
was Netzbetreiber benötigen,“ so Eckard<br />
Quitmann.<br />
Um die Reaktion der Windenergieanlage bei<br />
einem Kurzschluss im Netz auch in der<br />
Praxis kennenzulernen, besuchte die Gruppe<br />
am zweiten Tag die ENERCON Testanlage im<br />
Windpark Fiebing in der Nähe von Aurich. Per<br />
Knopfdruck können hier Kurzschlüsse erzeugt<br />
werden, um verschiedene Betriebsmodi der<br />
WEA vorzuführen. Bei winterlichen Temperaturen<br />
standen die Teilnehmer drei Stunden im<br />
Container, blickten gespannt auf die vor Ihnen<br />
aufgebauten Monitore und diskutierten im Anschluss<br />
die beobachteten Szenarien.
eigener Bahnanschluss für Turmproduktion in emden<br />
Die WEC Turmbau GmbH in Emden hat im<br />
Oktober auf ihrem Firmengelände ein<br />
Bahngleis in Betrieb genommen: Dort halten<br />
mehrmals in der Woche Züge, um Zuschlagstoffe<br />
für die Betonturmfertigung abzuladen.<br />
Bisher mussten die jährlich rund 240.000 Tonnen<br />
Sand und Kies, 50.000 Tonnen Zement und<br />
15.000 Tonnen Stahl per LKW angeliefert werden.<br />
"Durch den Umstieg auf die Bahn sind wir<br />
unabhängiger von der regionalen Zulieferung.<br />
Die Bahn ist als Transportmittel für diese Materialien<br />
nicht nur günstiger, sie ist auch umweltfreundlicher",<br />
sagt Norbert Hölscher, der<br />
Geschäftsführer der WEC Turmbau GmbH.<br />
Die Emder Turmbauproduktion wird in Kürze<br />
um ein Hallenschiff ergänzt, 7.500 Quadratmeter<br />
Produktionsfläche kommen dann hinzu.<br />
Durch die Erweiterung der Produktionsstätte<br />
kann mit dem Bau der E-101 Betonfertigteiltürme<br />
begonnen werden. "Insgesamt gehen<br />
dann jährlich rund 500.000 Tonnen an Material<br />
für den Betonturmbau über den Gleisanschluss<br />
in die Förderbandanlage. Die Abwurfstelle<br />
nimmt rund 70 Kubikmeter pro Stunde auf.<br />
Die jüngst vorgestellte Energiestrategie<br />
der Europäischen Kommission hat zwar<br />
keine Gesetzeswirkung, ist aber das erste<br />
Kommissionsdokument unter der Ägide von<br />
Energiekommissar Oettinger. Der Grundtenor<br />
späterer Richtlinienvorschläge ist hier schon<br />
vorgegeben, sodass die Publikation durchaus<br />
Beachtung verdient.<br />
Einen ihrer Schwerpunkte setzt die Energiestrategie<br />
auf den Netzausbau. Der wird auch<br />
tatsächlich erforderlich sein, wollen die<br />
Staaten ihre Ziele beim Ausbau erneuerbarer<br />
Stromerzeugungskapazitäten erreichen.<br />
Für den dezentralen Betrieb von Onshore-<br />
Windenergie im Binnenland ist allerdings<br />
viel weniger Netzausbau erforderlich als für<br />
die geplanten Windparks auf See – ein Umstand,<br />
der auch auf europäischer Ebene den<br />
Blick wieder mehr auf die kostengünstige und<br />
technisch ausgereifte Onshore-Windenergie<br />
lenken sollte. Die Windbranche ist hier gefordert,<br />
den Entscheidungsträgern in Brüssel klar<br />
zu machen, dass auch in Zukunft der Löwenanteil<br />
der Erneuerbaren Stromerzeugung aus<br />
Windenergie an Land kommen wird. Offshore<br />
Windstrom ist nämlich nicht nur wesentlich<br />
teurer, sondern verursacht auch noch mehr<br />
Netzkosten.<br />
Eine beunruhigende Neuerung ist die Verschiebung<br />
der Prioritäten von Erneuerbaren<br />
Energien hin zu low-carbon Energien. Die<br />
war zwar schon in der Vergangenheit in den<br />
Kommissionsdokumenten zu finden. Neu ist<br />
jedoch, dass auch Statistiken über notwendige<br />
Investitionen und den heutigen und künftig<br />
anzustrebenden Anteil nicht mehr ausschließ-<br />
NEWS WiNdBLATT 04 | 2010 5<br />
Das neue Bahngleis auf dem WEC-Gelände in Emden. Rund 500 Meter Förderbänder transportieren die<br />
Zuschlagstoffe in die Produktion.<br />
"Wir haben eine Lagerkapazität von 30.000<br />
Tonnen, das reicht für drei bis vier Wochen",<br />
erläutert Hölscher.<br />
Um die Komponente Bahn als Teil der triagonalen<br />
Anbindung des Betonturmwerks (Anlieferung<br />
per Schiff, Bahn und LKW) weiter zu<br />
stärken, erfolgt der Zementtransport von<br />
ENERCON mit den vom Dorndorfer Fahr-<br />
zeugbau entwickelten 20 Fuß-Containern für<br />
die Bahn. "Mit einem Zug können wir 1.000<br />
Tonnen Zement anliefern", so Hölscher. "Allein<br />
in diesem Bereich sparen wir so 2.500 LKW-<br />
Lieferungen pro Jahr, was eine enorme Reduzierung<br />
des LKW-Verkehrs für die Anwohner<br />
bedeutet. In Magdeburg werde man eine ähnliche<br />
Anlage einrichten, kündigte Hölscher an.<br />
die eu-Kommission veröffentlicht ihre energiestrategie 2020<br />
lich Erneuerbare Energien umfassen, sondern<br />
„low-carbon technologies“. Ein gefährliches<br />
Fenster wird hier für eine Verschiebung von<br />
wirklich zukunftsfähigen Erneuerbaren Energien<br />
zurück zu Kohle und Atom geöffnet.<br />
Für die Windbranche wird es daher besonders<br />
wichtig sein, darauf zu achten, dass<br />
die Ziele der EU-Richtlinie für das Jahr 2020<br />
in den Mitgliedstaaten umgesetzt werden. In<br />
vielen europäischen Ländern ist den Regierungen<br />
die Leistungsfähigkeit der Windenergie<br />
nämlich noch gar nicht bewusst. Um so<br />
wichtiger also, dass dort die Weichen nun in<br />
die richtige Richtung gestellt werden. Nur so<br />
können wir verhindern, dass die fossilen und<br />
nuklearen Stromversorger durch die Hintertür<br />
zurückkehren und die EU-Fördermittel für die<br />
Energiewende nutzen!
E-126/6 MW am Schneebergerhof, Rheinland-Pfalz<br />
Erste Großwindanlage im<br />
deutschen Mittelgebirge<br />
Rotornabe kurz vor dem Ziel am 13. Oktober.<br />
ENERCON installiert mit der E-126/6 MW die erste Großwindanlage im deutschen Mittelgebirge. Die Anlage<br />
dreht sich seit November auf 450 Metern Höhe im rheinland-pfälzischen Schneebergerhof, 35 km nordöstlich<br />
von Kaiserslautern. Initiator und Projektentwickler ist die Firma juwi aus Wörrstadt bei Mainz, die regenerative<br />
Anlagen plant und betreibt. Vorstand Matthias Willenbacher hat mit der Großturbine auf dem elterlichen<br />
Hof ein Repowering realisiert, das mustergültig für die Weiterentwicklung der Windenergie in Deutschland ist.<br />
Auf der Hochebene der kleinen Gemeinde Schneebergerhof nahe<br />
dem Donnersberg lichtet sich langsam der Morgennebel. An diesem<br />
Mittwochmorgen haben sich über 100 neugierige Zuschauer,<br />
Mitarbeiter der am Projekt beteiligten Firmen und die Medien versammelt.<br />
Der spannendste Moment beim Aufbau einer Windenergieanlage,<br />
der Nabenzug, findet bei niedrigen Temperaturen, aber in<br />
strahlender Herbstsonne statt. Rund 20 ENERCON Aufbaumitarbeiter<br />
sind auf der Baustelle tätig. Ein Teil des Teams bereitet am Boden das<br />
Anheben und Kippen der Rotornabe vor. Fest montiert sind an der<br />
Nabe die drei Stahlsegmente der insgesamt rund 60 Meter langen,<br />
zweiteiligen Flügel. Gegen halb neun geht es los: In gut einer Stunde<br />
hievt der ENERCON Spezialkran Terex Demag CC9800 die rund 350<br />
Tonnen schwere Komponente in die Höhe und schwenkt sie an den<br />
Generator, wo acht ENERCON Monteure die Nabe in Empfang nehmen<br />
und mit dem Generator verschrauben.<br />
Das Gelände ist weiträumig abgesperrt, weil die Winschen, mit<br />
denen die Rotornabe in Position gehalten wird, innerhalb der Sicher-
heitszone verbleiben müssen. Zudem kreist ein Fernsehteam mit<br />
einem Hubschrauber um die Anlage herum. "Die Zuschauer müssen<br />
wir wegen des Hubschraubers auf Sicherheitsabstand halten", sagt<br />
ENERCON Projektmanager Thilo Schmidt. Aber auch aus der Distanz<br />
erleben die Zuschauer ein erhebendes Schauspiel. Schmidt: "Der Nabenzug<br />
verläuft wie am Schnürchen. Man merkt, die E-126 hat sich<br />
zur Serienmaschine entwickelt." Gegen zehn Uhr ist die Nabe oben.<br />
Das anschließende Herstellen der mechanischen Verbindungen, das<br />
Vorspannen der Gewindebolzen per Hydraulikaggregat, zieht sich<br />
noch bis weit in den Nachmittag hinein.<br />
Zweites Repowering an prominenter Stelle<br />
Planer und Betreiber der Windturbine ist das Wörrstädter Unternehmen<br />
juwi. Die WEA befindet sich etwa einen Kilometer vom Bauernhof<br />
der Eltern von juwi-Vorstand und Firmengründer Matthias Willenbacher<br />
entfernt. Sie ersetzt eine E-66/15.66 in einem Windpark mit weiteren<br />
drei E-66, die juwi ebenfalls betreibt. Der Bau des Fundaments<br />
begann im März, in den Monaten April und Mai wurde die alte E-66<br />
zurückgebaut. Eine Photovoltaik-Freiflächenanlage ergänzt die Energielandschaft<br />
am Schneebergerhof. Knapp 36 Mio. Kilowattstunden<br />
erzeugt der erneuerbare Kraftwerkspark pro Jahr. “Wir wollen mit<br />
der E-126 ein Zeichen setzen – für die Leistungsfähigkeit der<br />
Windenergie im Binnenland insgesamt und für das immense Potenzial,<br />
das im Repowering steckt. Schneebergerhof war schon immer<br />
ein Standort mit Vorbildfunktion im Südwesten, da passt die E-126<br />
als leistungsstärkste Windenergieanlage in Süddeutschland hervorragend<br />
dazu”, sagt Matthias Willenbacher. Die E-126 ist dabei nicht<br />
das erste Repowering: Eine der E-66 mit 1,8 MW Nennleistung wurde<br />
2003 anstelle einer alten E-40 installiert, die Willenbacher 1996 errichtet<br />
hatte - es war seine erste Anlage überhaupt.<br />
Juwi nutzt die Anlage, um auf das immense Repowering-Potenzial<br />
in Deutschland hinzuweisen. In zwei Jahren werden in Deutschland<br />
9000 WEA bereits ein Alter von über 12 Jahren erreicht haben, zusammen<br />
kommen sie auf eine Leistung von über sechs Gigawatt.<br />
“Mit einem sinnvollen Repowering können wir die Zahl der Windräder<br />
deutlich reduzieren und dennoch ein Vielfaches der heutigen Strommenge<br />
erzeugen”, erklärt Willenbacher.<br />
ENERCON Vertriebsmitarbeiter Gordon Hoch freut sich über eine<br />
E-126 an einem hervorragenden Standort. Mit den prognostizierten<br />
18 Mio. kWh Ertrag im Jahr gehört der Schneebergerhof zu den windreichsten<br />
Standorten in Rheinland-Pfalz. “Die Anlage ist das Ergebnis<br />
der hervorragenden langjährigen Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />
juwi, mit dem wir gemeinsam auch über die Region hinaus das Repowering<br />
vorantreiben wollen.” Nicht überall wird dies mit einer<br />
E-126 durchgeführt werden können. Die Großanlage lässt sich im<br />
Mittelgebirgsraum und in Süddeutschland nur an guten Windstandorten<br />
sinnvoll einsetzen. “Für den flächendeckenden Einsatz ist im<br />
Binnenland eher die E-101/3 MW geeignet”, sagt Hoch.<br />
Bilder: juwi (oben); Gerhard Löffel (Mitte, unten)<br />
Turmbau im Sommer.<br />
Zuschauer aus der Region verfolgen den Nabenzug.<br />
Die Nabe wird in den richtigen Winkel für den Zug gekippt.<br />
TITEL WiNdBLATT 04 | 2010 7
Validierung der ENERCON Rotorblattenteisung abgeschlossen<br />
Windenergieanlagen sollen Eisansatz automatisch erkennen<br />
und entsprechend reagieren. Die meisten Standorte fordern<br />
eine Abschaltung, um Eiswurf zu verhindern. Dies bedeutet jedoch<br />
deutliche Ertragseinbußen für jeden Betreiber. Im Zuge dessen entwickelte<br />
ENERCON ein sehr effektives Rotorblattenteisungssystem,<br />
dass die vereisungsbedingten Ertragsverluste minimiert.<br />
Nach Abschluss der technischen Entwicklung testete ENERCON das<br />
Rotorblattenteisungssystem unter realen Bedingungen, um es zu<br />
validieren. Die Wahl fiel dabei auf zwei Standorte mit entsprechend<br />
günstigen meteorologischen Rahmenbedingungen. Der eine Standort,<br />
der Windpark Dragaliden, befindet sich in Schweden ca. 125 km<br />
südlich des Polarkreises und westlich der Kleinstadt Piteå. Der<br />
zweite Windpark Krystofovy-Hamry liegt inmitten des Erzgebirges an<br />
ENERCON Windpark Krystofovy-Hamry im Erzgebirge.<br />
Technologie-Spitzenreiter beim<br />
Rotorblattenteisungssystem<br />
Nach Abschluss aller Validierungen und Auswertungen kann das Rotorblattenteisungssystem als Standardkomponente<br />
für ENERCON Windenergieanlagen bei vereisungsgefährdeten Standorten geordert und<br />
installiert werden. Erfolgreiche Tests führte ENERCON bereits im Winter 2009/2010 an zwei Standorten in<br />
Schweden und der Tschechischen Republik durch. Damit haben sie als einziger Windenergieanlagenhersteller<br />
eine technische Lösung zur Maximierung des Energieertrages unter Vereisungsbedingungen zur<br />
Serienreife entwickelt.<br />
der deutsch-tschechischen Grenze auf einer Höhe von ca. 850 m. An<br />
beiden Standorten kommt es im Winter zu lang anhaltender, starker<br />
Vereisung, sodass die Rotorblattenteisung einem anspruchsvollen<br />
Test unterzogen werden konnte.<br />
Für den Validierungsprozess wählte ENERCON pro Standort zwei<br />
benachbarte Windenergieanlagen des Typs E-82/2 MW. Alle Anlagen<br />
waren mit dem neuen Rotorblattenteisungssystem ausgestattet. Axel<br />
Albers, ein unabhängiger Sachverständiger der Deutschen Wind<br />
Guard, begleitete die Validierung. Ziel war es, zum einen nachzuweisen,<br />
dass das System Eisansatz erkennt und durch die Aktivierung<br />
der Rotorblattheizung einen nennenswerten zusätzlichen Ertragsgewinn<br />
produzieren kann und zum anderen zu zeigen, dass es unter<br />
realen Bedingungen langfristig zuverlässig arbeitet.
Die Testmessungen erfolgten zwischen Oktober 2009 und April<br />
2010. Zusätzliche Sensoren zur Temperatur- und Luftfeuchtemessung<br />
wurden an den WEA installiert. Zur Untersuchung der Effektivität<br />
der Rotorblattenteisung parametrierte ENERCON die WEA so, dass<br />
die eine WEA bei Eiserkennung das installierte Heizsystem startete,<br />
während die andere WEA bei Eiserkennung die Produktion einstellte.<br />
Die letztgenannte Einstellung ist die Standardeinstellung bei WEA<br />
ohne Rotorblattenteisungssystem. Gefährliche Situationen durch<br />
Eiswurf oder überhöhte Lasten durch Eisansatz im Betrieb sollen so<br />
vermieden bzw. verringert werden.<br />
Die Eiserkennung wird über den Vergleich der WEA-spezifischen<br />
Leistungskurve am jeweiligen Standort realisiert. Bei Eisansatz an<br />
den Rotorblättern ändert sich das aerodynamische Profil. Durch das<br />
zusätzliche Eis auf den Rotorblättern entspricht es nicht mehr dem<br />
für einen maximalen Energieertrag notwendigen optimierten Profil,<br />
wodurch die abgegebene Leistung der WEA sinkt. Eine unter Vereisungsbedingungen<br />
in SCADA aufgezeichnete Leistungskurve liegt<br />
demnach unterhalb der „normalen“ Leistungskurve der jeweiligen<br />
WEA. Dies erkennt die WEA-Steuerung und aktiviert in Folge dessen<br />
die Rotorblattenteisung. Das Rotorblatt erwärmt sich auf Temperaturen<br />
von deutlich über 4°C. Alle auf das Rotorblatt auftreffenden<br />
Eis- und Schneekristalle werden sofort zu Wasser und fallen als Wassertropfen<br />
zu Boden. Die Thermografieaufnahme eines beheizten<br />
Rotorblattes ist in Abbildung 1 dargestellt.<br />
Die Technik des Rotorblattenteisungssystems unterliegt folgendem<br />
Prinzip. Die Erwärmung des Rotorblattes wird über zirkulierende<br />
warme Luft erzeugt. In der Wurzel des Rotorblattes befindet sich<br />
ein Ventilator mit einem elektrischen Heizelement. Luft wird vom<br />
Ventilator durch das Heizelement geblasen und dann über Stege im<br />
Rotorblatt an der Vorderseite des Blattes bis hin zum Tip geleitet.<br />
Von dort gelangt die Luft über den mittleren Steg wieder zurück<br />
zum Gebläse und der Kreislauf wiederholt sich. Die im Rotorblatt<br />
strömende warme Luft erwärmt das Laminat des Rotorblattes auf<br />
Temperaturen im Plusbereich. Eine Prinzipskizze des Heizsystems<br />
zeigt Abbildung 2.<br />
Der Energiebedarf für ein komplettes Heizsystem liegt für die E-82<br />
und E-70 bei 85 kW. Betrachtet man hier den Fall Nennwind, würde<br />
die WEA im Heizbetrieb immerhin noch mit ca. 96% ihrer Nennleistung<br />
produzieren. Eine WEA ohne Rotorblattenteisung würde<br />
dagegen gar nicht produzieren und damit hohe Ertragsverluste<br />
generieren. Da im Winter die Windgeschwindigkeiten in der Regel<br />
höher sind als im Sommer, sind vereisungsbedingte Ertragsausfälle<br />
besonders ärgerlich.<br />
Um Vergleichswerte für zusätzlich erzeugte Energie unter Vereisungsbedingungen<br />
zu erhalten, führte ENERCON die oben genannten<br />
Testmessungen durch. An beiden Standorten liefen die Vergleichsmessungen<br />
über fünf Wintermonate. In diesem Zeitraum produzierte<br />
die WEA mit aktiviertem Enteisungssystem, während die Vergleichsanlage<br />
bei Vereisung ihren Betrieb einstellte. Der Energiegewinn am<br />
Standort Dragaliden beläuft sich nach Abzug des Eigenbedarfs für<br />
Technologie WINDBLATT 04 | 2010 9<br />
Abb. 1: Thermografieaufnahme einer beheizten WEA bei -6°C Außentemperatur.<br />
Ventilator<br />
Abb. 2: Schematische Darstellung der Rotorblattenteisung.<br />
Heizelement<br />
Abb. 3: Rotorblatt mit Beheizung (links, nahezu ohne Eisansatz) und ohne<br />
Beheizung (rechts, mit Eisansatz).<br />
das Heizsystem auf ca. 870.000 kWh. Bezogen auf den Ertrag ohne<br />
Blattenteisungssystem, entspricht dies einem Plus von ca. 48% in<br />
der getesteten Zeitspanne. Am Standort Krystofovy-Hamry erzielte<br />
man einen Energiegewinn von ca. 650.000 kWh - ein Zusatzertrag<br />
von 54% im Vergleich zu einer Anlage ohne Rotorblattenteisung.<br />
„Es wird in den oben beschriebenen Fällen ca. zehnmal so viel<br />
Energie erzeugt, wie für den Enteisungsbetrieb investiert werden<br />
muss. Insgesamt eine lohnende Investition,“ berichtet Christoph<br />
Hilling, ENERCON Abteilungsleiter Site Assessment. Der tatsächlich<br />
erzeugte Energieertrag hängt jedoch stark von den meteorologischen<br />
Bedingungen am Standort ab, denn sowohl die Vereisungshäufigkeit<br />
als auch die Windgeschwindigkeit spielen eine entscheidende Rolle.
10 WiNdBLATT 04 | 2010 INTERNATIONAL<br />
Castledockrell/Irland<br />
Erster Windpark durch<br />
E-Ship 1 beliefert<br />
ENERCON feierte diesen Herbst die Fertigstellung des Windparks Castledockrell in der irischen Grafschaft Wexford<br />
im Südosten der Republik. 18 E-70/2.3 MW Anlagen mit 84 m hohen Betontürmen wurden an den Standorten<br />
Castledockrell (12 Anlagen) und Bola More (6 Anlagen) errichtet. Mit einer Gesamtleistung von 41,4 MW<br />
produziert der neue Windpark genügend grünen Strom, um mehr als 25.000 irische Haushalte zu versorgen.<br />
Im Rahmen des Windparkprojekts teste ENERCON das neu entwickelte E-Ship 1. Das umweltfreundliche Schiff<br />
transportierte während seiner Testfahrten im August Anlagenkomponenten aus Emden zum Hafen nach Dublin.<br />
Irlands hügelige und felsige Landschaft stellte hohe Ansprüche an<br />
die Aufbauteams des Windparks Castledockrell. Es war nicht einfach<br />
eine gleichmäßige Oberfläche als Basis für die neu zu errichtenden<br />
Windenergieanlagen zu schaffen, doch das Projekt belegt beispielhaft<br />
eine erfolgreiche deutsch-irische Zusammenarbeit. Für die Fundamentarbeiten<br />
kooperierte der deutsche Unternehmer Matthäi aus<br />
Westerstede mit der Firma Lagan Construction aus Dublin. Ein gut<br />
funktionierendes Team, weitere erfahrene Techniker des ENERCON<br />
Errichtung der Betontürme in Castledockrell im August.<br />
International Support sowie zusätzliches Personal aus Irland und Großbritannien<br />
ergänzten den Aufbaustab und meisterten die Aufgabe mit<br />
Erfolg. „Den Bau der Zufahrtswege sowie der Kranstellflächen führten<br />
lokale Unternehmer durch. Die Baumaßnahmen für Kabeltrassen und<br />
das örtliche Umspannwerk wickelten deutsche und irische Firmen im<br />
Auftrag von ENERCON und dem Kunden ab“, berichtet ENERCON Projektmanager<br />
Alexander Kappertz. „Die Kooperation mit ihnen genauso<br />
wie mit dem Betreiber Ballindaggin Green Energy liefen problemlos.“<br />
„Die Planungen für den Windpark Castledockrell entstanden bereits<br />
2003 bei einem Treffen der Landeigentümer aus der Region“, erzählt<br />
Klaas Guldie, einer der vier Geschäftsführer von Ballindaggin Green<br />
Energy. 2005 erfolgte die Genehmigung für zwölf Turbinen am Standort<br />
Castledockrell. Drei Jahre später wurde das Projekt mit den Plänen<br />
für einen neuen Windpark in Bola More zusammengelegt, die ein<br />
kleines irisches Unternehmen entwickelte. Mit der Lanber Group, einer<br />
Tochtergesellschaft der Lanber Holdings, stieg ein neuer Investor ein,<br />
der die Realisierung des Projekts ermöglichte. Insgesamt besteht der<br />
Windpark aus 18 Anlagen, zehn Gesellschaftern, acht Grundbesitzern,<br />
einem Entwickler und einem Investor. Letzterer ist nicht nur in der<br />
Windenergiebranche tätig, sondern verfügt über ein breites Interessensgebiet.<br />
Bekanntschaft konnte die Lanber Group bereits bei einem<br />
früheren Projekt mit ENERCON schließen. Damals beteiligten sie sich<br />
an der Entwicklung und dem Betrieb des Windparks Ballywater in Wexford,<br />
in dem 21 x E-70 Anlagen installiert sind. Die Verlässlichkeit der<br />
Anlagen, die gesammelte Erfahrung sowie der gute Ruf des ENERCON<br />
Services gaben laut Patsy Asple, dem Geschäftsführer von Lanber, den<br />
Ausschlag, dass die Wahl erneut auf die ENERCON-Anlagen fiel.<br />
Irland strebt bis zum Jahr 2020 einen Anteil zur Versorgung aus Erneuerbaren<br />
Energien von 40 % an. Allerdings musste dafür das existierende<br />
Hochspannungsnetz in der Grafschaft Wexford verstärkt<br />
werden, um eine optimale Einspeisung der erzeugten Windenergie zu<br />
gewährleisten. Im Windpark baute ENERCON ein eigenes 110/20 kV<br />
Umspannwerk, welches Ballindaggin Green Energy betreibt. Es ist<br />
über ein 110 kV Kabel mit dem nächstliegenden und kürzlich in Betrieb<br />
genommenen Umspannwerk Lodgewood (220/110 kV) verbunden, das<br />
EirGrid/ESB Networks als Teil der nötigen Netzverstärkungsmaßnahmen<br />
errichtete.<br />
Im August testete ENERCON abseits des Projekts das neu entwickelte<br />
E-Ship 1. Auf seiner Jungfernfahrt steuerte es direkt den Hafen von<br />
Dublin an, um Anlagenkomponenten aus Emden für den irischen Windpark<br />
zu liefern. Eine Woche später erfolgte die zweite Fahrt mit den<br />
noch fehlenden Bauteilen.
2 x E-44 auf dem Berg Gütsch/Zentralschweiz<br />
Europas höchster Windpark in<br />
den Alpen am Netz<br />
Im Oktober haben das Elektrizitätswerk Ursern und ENERCON auf dem Gütsch bei Andermatt gemeinsam den<br />
höchsten Windpark Europas in Betrieb genommen. Zwei E-44/900 kW ergänzen seither eine E-40/600 kW, die<br />
sich seit sechs Jahren an dem 2332 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Standort dreht.<br />
Der Transport war eine Herausforderung”, sagt Nils Niedermowwe<br />
vom ENERCON Projektmanagement. Der kürzeste Weg aus dem<br />
Norden zum Gütsch zweigt vor dem Gotthard ab und führt durch die<br />
Schöllenenschlucht. Doch die Serpentinen dort sind zu eng. “Wir mussten<br />
also durch den Gotthardtunnel, um über den Gotthard-Pass nach<br />
Andermatt zurückzukehren. Von dort führt eine schmale Militärstraße<br />
zum Standort.” ENERCON konnte auf eine alte Planung zurückgreifen,<br />
denn 2004 war auf dem Gütsch bereits eine E-40 errichtet worden. Die<br />
Abmessungen der E-44 weichen nur wenig von der 600 kW-Maschine<br />
ab. Niedermowwe: “An einigen Stellen mussten wir zwischen Bergund<br />
Hangseite der Straße Millimeterarbeit verrichten.”<br />
Das Zeitfenster für den Aufbau reichte von Mitte Juli bis Anfang Oktober.<br />
“Im August mussten wir die Arbeit wegen Schneefällen unterbrechen”,<br />
berichtet Niedermowwe. Die Transporte mit Komponenten und<br />
Baumaterial kamen in der Zeit nicht über den Gotthard-Pass, und auch<br />
am Standort selbst wurde die Arbeit zu riskant. Der Boden erwies sich<br />
Die beiden E-44 auf dem Gütsch vor der Inbetriebnahme. (Source: EWU)<br />
zudem als vielfältiger als erwartet: Stellenweise war für die Gründung<br />
inmitten des Granits Bodenaushub mit Schotter notwendig. Seit Mitte<br />
September sind die Anlagen nun installiert.<br />
Betreiber des Windparks ist das Elektrizitätswerk Ursern (EWU) in Andermatt.<br />
Den Ertrag von jährlich 3,25 Mio. kWh Strom verwendet das<br />
EWU teils für sich, teils wird der ökologische Mehrwert<br />
“naturemade star”-zertifiziert an andere Schweizer Elektrizitätswerke<br />
verkauft. “Wir werden bald selbst ein Ökostromprodukt auf den Markt<br />
bringen, das Wasserkraft und Windenergie mischt”, kündigt EWU-Betriebsleiter<br />
Markus Russi an. Er ist von der ENERCON Technologie überzeugt,<br />
seit sich die E-40 am schwierigen Standort behauptet hat. “Das<br />
raue Klima, die Turbulenzen und Windgeschwindigkeiten bis 50 m/s<br />
kann nur eine ENERCON Windklasse I-Maschine meistern, v.a. weil sie<br />
getriebelos ist und über eine gute Sturmregelung verfügt.” Außerdem<br />
lobt Russi den Service: “99 % Verfügbarkeit sind gewaltig für diesen<br />
Standort!”
12 WiNdBLATT 04 | 2010 INTERNATIONAL<br />
Vertrag mit Eesti Energia/Estland<br />
Von einer alten Aschedeponie<br />
zum neuen Energiestandort<br />
ENERCON schließt mit dem estnischen Energieversorger Eesti Energia einen Vertrag für ein Großprojekt<br />
im nördlichsten Baltikumstaat. Bis Ende nächsten Jahres sollen insgesamt 17 E-82/2.3 MW Windenergieanlagen<br />
auf einem alten Aschefeld in Narva installiert werden, um 35.000 Haushalte mit regenerativem<br />
Strom zu versorgen. Geschäftsführer von Eesti Energia Renewable Energy Ando Lippiman betrachtet<br />
die Schaffung erneuerbarer Energiequellen als eines der Kernziele des estnischen Energiekonzerns.<br />
Vertragsunterzeichnung zwischen ENERCON Sales Repräsentant Joern Kristensen<br />
und den Vertretern von Eesti Energia Sandor Liive (Mitglied des Vorstandes, links)<br />
sowie Raine Pajo (Vorstandsvorsitzender, rechts).<br />
Ölschieferkraftwerke nutzen weltweit nur sehr wenige Länder zur<br />
kommerziellen Energiegewinnung. In Narva, Estland, stehen mit<br />
dem Balti und Eesti Kraftwerk gleich zwei von ihnen. Sie gehören<br />
dem staatlichen Energieversorger Eesti Energia und decken derzeit<br />
95 % des heimischen Energiebedarfs ab. Um den Anteil Erneuerbarer<br />
Energien im eigenen Land zu steigern und eine umweltfreundlichere<br />
Energieversorgung zu fördern, veröffentlichte Eesti Energia bereits<br />
2008 eine Ausschreibung für den Bau eines neuen Windparks<br />
mit 40 MW Nennleistung. Standort für das Großprojekt ist ein stillgelegtes<br />
Aschefeld, welches als Lagerstätte für Ascherückstände aus<br />
dem Ölschiefer-Kraftwerk Balti diente. Nach langen Verhandlungen<br />
und umfangreichen Untersuchungen des Baugrundes unterzeichnete<br />
ENERCON am 21. September 2010 den Vertrag für den Bau des<br />
neuen Windparks im nördlichsten Baltikumstaat.<br />
17 E-82 E2 mit jeweils 2,3 MW Nennleistung und 108 m hohen Betontürmen<br />
erstrecken sich demnächst in Narva, der drittgrößten Stadt<br />
Estlands. Neben der Planung und Materialbeschaffung, dem Aufbau<br />
sowie der Inbetriebnahme des Windparks umfasst der Vertrag u.a.<br />
auch die Arbeiten für den Bau neuer Zufahrtswege, die Fundamentarbeiten<br />
und das Verlegen der Leitungen. „Es ist für ENERCON<br />
der erste Vertrag, mit einem solch umfangreichem Leistungspaket<br />
außerhalb Deutschlands,“ erzählt Joern Kristensen, Mitarbeiter<br />
ENERCON Sales. Nachdem die vorläufigen Planungen abgeschlossen<br />
sind und die Baugenehmigung erteilt wurde, erfolgte in der zweiten<br />
Novemberhälfte der Spatenstich. Die Betreiber erwarten, dass der<br />
Windpark Ende 2011 vollständig ans Netz geht.<br />
Schon seit 1986 nutzt das Ölschieferkraftwerk Balti das Aschefeld<br />
nicht mehr als Deponie für die aus der Energiegewinnung entstandenen<br />
Ascherückstände. Naturnahe Lebensräume wurden wieder<br />
hergestellt und die ehemaligen Absetzbecken in ein Feuchtgebiet<br />
umgewandelt. In den letzten Jahren standen jedoch die gezielte<br />
Austrocknung des Geländes sowie die Stilllegung des Aschefeldes<br />
vom Kraftwerk im Mittelpunkt eines aufwendigen Umweltprojektes,<br />
das weitestgehend die Europäische Union durch ihre Strukturfonds<br />
finanzierte. Ein neuer Mutterboden entwickelte sich, Grasflächen und<br />
kleine Bäume wurden angepflanzt. Mit dem erfolgreichen Abschluss<br />
des Projekts im Jahr 2008 entstanden zudem eine Neutralisierungsstation<br />
sowie eine Deponie für inerte Abfälle.<br />
Jetzt, nach dem gelungenen Vertragsabschluss zwischen ENERCON<br />
und Eesti Energia, verwandelt sich der Standort zu einem 39.4 MW<br />
leistungsstarken und umweltfreundlichen Windenergiepark. Die Betreiber<br />
erwarten eine Gesamtleistung von 90 GWh regenerativen<br />
Strom. Dies ermöglicht die Versorgung von insgesamt 35.000 estnischen<br />
Haushalten. Zum Vergleich: In der Stadt Narva leben ca. 66.000<br />
Einwohner. „Eines der Kernziele von Eesti Energia ist es, unsere<br />
Energiegewinnung umweltfreundlicher zu gestalten, primär durch<br />
die Schaffung erneuerbarer Energiequellen,“ so Ando Leppiman, Geschäftsführer<br />
von Eesti Energia. „Die Aschefelder erinnern uns an die<br />
heute so wichtige Umweltverträglichkeit, daher betonen wir, dass wir<br />
diese Felder für eine neue umweltfreundlichere Energieerzeugung<br />
wieder nutzen können und werden.“
Erster ENERCON Windpark auf Sardinien<br />
INTERNATIONAL WiNdBLATT 04 | 2010 13<br />
Großprojekt auf italienischer<br />
Insel im Aufbau<br />
Derzeit entsteht auf Sardinien der erste Windpark mit Windenergieanlagen der Firma ENERCON. Betreiber<br />
des beachtlichen Projekts, bei dem insgesamt 69 x E-70/2.3 MW installiert werden, ist die Firma GeoPower<br />
Sardegna Srl. Nach der Fertigstellung ist eine jährliche Einsparung von ca. 175.000 Tonnen CO 2 das Ziel.<br />
Die ersten ENERCON-Anlagen auf Sardinien.<br />
Korkeichenwälder, Granitsteinbrüche und Felsen prägen das Landschaftsbild<br />
um die beiden Gemeinden Buddusò und Alà dei Sardi<br />
in der Provinz Olbia-Tempio auf Sardinien. Vor allem die Holzschnitzereien<br />
in Buddusò haben einen hervorragenden Ruf. Doch hoch<br />
oben gelegen, zwischen 700 und 1000 Höhenmetern, weht auch ein<br />
kräftiger Wind mit einer Menge Potenzial für die Windenergie. Ideale<br />
Bedingungen also, für die Errichtung eines Windparks der Firma Falck<br />
Renewables auf der zweitgrößten Insel im Mittelmeer. Nach intensiven<br />
Vorbereitungen fiel am 12. Mai 2010 der Startschuss für den<br />
Bau der ersten Anlagen. Laut Falck Renewables ist Alà dei Sardi einer<br />
der besten Standorte für ein Windparkprojekt in Italien.<br />
Betreiber des neuen Windparks mit dem Namen Buddusò - Alà dei<br />
Sardi ist GeoPower Sardegna Srl., eine Tochtergesellschaft der Falck<br />
Renewables Ltd. Falck Renewables beteiligte sich bereits 2007 an<br />
den Windparkprojekten Boyndie Airfield und Ben Aketil im Norden<br />
Schottlands und setzt in Italien erneut auf die ENERCON Windenergieanlagen.<br />
Für ENERCON ist es der erste Windpark auf Sardinien.<br />
Insgesamt werden in den nächsten Monaten 69 Anlagen des Typs<br />
E-70/2.3 MW installiert, aufgeteilt in drei Aufbaueinheiten. Seit Ende<br />
August stehen die ersten 13 Anlagen. Für Bauabschnitt II wird erwartet,<br />
dass dieser mit 28 Anlagen Ende Februar abgeschlossen sein<br />
wird. "Die Fertigstellung der dritten Bauphase mit ebenfalls 28<br />
Turbinen ist für 2011 vorgesehen", erzählt Alessandra Lemma,<br />
ENERCON Sales Managerin der Sales-Niederlassung in Italien.<br />
Bereits im Vorfeld räumten die beiden Gemeinden Buddusò und Alà<br />
dei Sardi der Projektgesellschaft ein 25-jähriges Bau- und Wegerecht<br />
ein. Im August 2009 begann der Ausbau der Zufahrtswege. Gerade<br />
in ländlichen Gemeinden bietet die Schaffung des Windparks neue<br />
Anreize für lokale Unternehmer. Sie werden so weit wie möglich in<br />
die Bauphase der Windenergieanlagen integriert. Die Betreiber planen,<br />
dass der gesamte Windpark im kommenden Jahr ans Netz geht.<br />
"Besondere Herausforderungen, die zu möglichen Verzögerungen im<br />
Aufbau führen könnten, gibt es nicht", sagt Servando Estrade, der<br />
zuständige Bauleiter vor Ort. Vom Hafen Oristano transportieren<br />
Spezialtrucks die 63 m langen Stahltürme quer über die Insel<br />
hoch hinauf auf das Plateau. Ist der Windpark erst einmal am Netz,<br />
erwarten die Betreiber bei einer Gesamtleistung von 158,7 MW<br />
300 GWh regenerativen Strom pro Jahr. Umgerechnet würde dies<br />
eine Einsparung von ca. 175.000 Tonnen CO 2 jährlich bedeuten.<br />
Obwohl Mitte des Jahres negative Schlagzeilen rund um das<br />
italienische Vergütungssystem für Erneuerbare Energien aufkamen,<br />
konnte die Finanzierung des Großprojekts im Juli gesichert werden.<br />
In Italien sind Stromproduzenten und -importeure verpflichtet, anhand<br />
der vergebenen oder zugekauften grünen Zertifikate (Certificati<br />
Verdi) nachzuweisen, dass ein Teil ihres Stroms aus erneuerbaren<br />
Energiequellen stammt. Zuviel erworbene Zertifikate können später<br />
an die GSE (Gestore Servizi Energetici, eine Einheit des Ministeriums<br />
für Wirtschaft und Finanzen mit der Funktion, die Entwicklung der<br />
Erneuerbaren Energien in Italien zu fördern) wieder verkauft werden.<br />
Eine damals öffentlich diskutierte Abschaffung der Rücknahmeverpflichtung<br />
seitens der GSE hätte einen tiefen Einschnitt bei<br />
der Finanzierung neuer Projekte zur Folge gehabt. Trotz der kritischen<br />
Phase überzeugte Falck Renewables die Bank von der Seriosität und<br />
Bonität des Projektes durch die passende Standort- und Anlagenwahl<br />
sowie letztendlich mit dem vertrauensvollen Geschäftsverhältnis zu<br />
ENERCON.
Netzanbinder<br />
Letzte Verkabelungen vor<br />
dem Netzanschluss<br />
Das Netzanbinder Team3 des ENERCON Support erledigt auf einer<br />
großen Montagefläche am Rande eines Maisfeldes Restarbeiten<br />
an der Gondel einer E-126. Letzte Handgriffe bereiten das Maschinenhaus<br />
für den Zug auf den dritten Turm des E-126 Windparks<br />
in Aurich-Georgsfeld am nächsten Morgen vor. Die größte ENERCON<br />
Windturbine wird – anders als die kleineren Typen – aufgrund ihrer<br />
Dimensionen in Einzelteilen zur Baustelle geliefert. „Einen Großteil<br />
der elektrischen Komponenten verbinden wir erst am Standort mit-<br />
Niels Heuermann befestigt einen Abriebschutz an einem Kabelbündel in der Rotornabe.<br />
Netzanbinder bereiten Windenergieanlagen für den Netzanschluss vor. Sie verbinden die elektrischen Komponenten:<br />
ziehen die Leistungskabel durch den Turm, schließen Generatoren, Transformatoren und Umrichterschränke<br />
an und verkabeln die Anlagenkommunikation. In ENERCON WEA mit höheren Türmen installieren sie<br />
zuletzt den Lift. Je nach Größe und Leistung der Windenergieanlage bestehen die Teams aus zwei bis neun<br />
Mitarbeitern, in der Regel ausgebildete Elektriker. Das Aufgabenspektrum ist vielfältig. Eine Herausforderung<br />
bilden die vergleichsweise hohen Spannungen und starken Ströme in „Windkraftwerken“. Kabelquerschnitte<br />
bis 630 mm 2 treten auf. Zugleich sind Netzanbinder zuständig für die Anbindung der feingliederigen Sensorik<br />
zum Erfassen von Temperaturen und Schwingungen in der Gondel, die auf Niederspannungsniveau arbeitet.<br />
einander,“ sagt Netzanbinder Niels Heuermann. Gemeinsam mit seinen<br />
Kollegen hat er Kabel in die Zwischenböden für die Azimutmotoren<br />
gezogen und Verbindungen zwischen Steuerschrank und Gleichrichter,<br />
Statorunterverteilungen, der Unterbrechungsfreien Stromversorgung<br />
(UVS), Schleifringkörper und Windmessgerät hergestellt. „Am Boden<br />
erledigen wir die Arbeit schneller. Oben müssen wir dann nur noch<br />
die Kabel aus dem Maschinenhaus auf eine Umlenkrolle herablassen<br />
und mit den Turmkabeln verbinden“, so Heuermann. Der 28-Jährige
Anschließen von Kabeln in einem Gleichrichterschrank.<br />
ist ein erfahrener Netzanbinder, ein Eigengewächs aus dem Hause<br />
ENERCON. Seine Ausbildung begann er 1999 bei der Electric Schaltanlagenfertigung<br />
in Aurich, die die Schalt- und Leistungsschränke für<br />
ENERCON WEA produziert. Nach erfolgreichem Abschluss 2002 arbeitete<br />
er weiter für diesen Betrieb – bis die Energieanlagenmontage ein<br />
Team für den Aufbau der E-112 zusammenstellte. “Die Arbeit an den<br />
Prototypen der Großanlage hat mich gereizt, das wollte ich unbedingt<br />
machen”, erinnert sich der Elektromechaniker. Als Newcomer war er<br />
zunächst für alle einfachen elektrischen Verbindungen zwischen den<br />
Komponenten zuständig.<br />
Als 2007 die Weiterentwicklung der Großanlage zur E-126 anstand,<br />
gründete der ENERCON Support ein Spezialteam nur für die Netzanbindung<br />
dieses Typs. Heuermann wurde Teamleiter. Mittlerweile<br />
besteht die Gruppe aus neun Kollegen. „Wenn gerade keine E-126<br />
errichtet wird, bereiten wir die Netzanbindung kleinerer<br />
ENERCON Anlagen vor: Wir haben schon alles von der<br />
E-40 bis zur E-126 aufgebaut“, berichtet Heuermann.<br />
Freude an der Teamarbeit hält er neben den nötigen<br />
elektrotechnischen Kenntnissen und der körperlichen<br />
Fitness für die wichtigste Voraussetzung in diesem Job.<br />
Wie entscheidend eine gute Abstimmung ist, verdeutlicht<br />
wohl kein Arbeitsschritt besser als das Ziehen der<br />
Leistungskabel. Bei einer E-82 mit 108-Meter-Turm z.B.<br />
verteilen sich sieben Kollegen auf dem Turm: Einer hängt<br />
am Fuß zwei Kabel in einen Zieh strumpf ein, ein Kollege<br />
zieht sie per Winde aus der Trommel nach oben, die übrigen<br />
fünf Kollegen stehen in der Leiter und hängen die<br />
Kabel in Schellen ein, nachdem sie oben am Stoßpodest<br />
fixiert worden sind. Der Vorgang wiederholt sich bei einer<br />
E-82 genau zehn Mal. Zuletzt folgt ein Steuerkabel.<br />
“Als Netzanbinder beim internationalen Support braucht<br />
man viel Freude am Reisen”, sagt Stefan Biehle, 25,<br />
stellvertretender Teamleiter. Er berichtet von Auslandseinsätzen<br />
in Irland, Belgien, Frankreich, Spanien und den<br />
Netzanbinder<br />
Niederlanden. Die Einsätze dauern zwischen drei Wochen und drei Monaten.<br />
Nächste Woche fährt das Team mit dem Kleinbus nach Amal in<br />
West-Schweden, begleitet von einem LKW-Transport für Material und<br />
Baustellencontainer. „Dort werden wir vier E-82 installieren.“<br />
Netzanbinder bereiten Windenergieanlagen auf den Netzanschluss vor und verbinden<br />
die dafür nötigen elektrischen Komponenten miteinander. Das Tätigkeitsfeld reicht von<br />
der Verkabelung der Rotornabe, des Generators und des Maschinenhauses bis hin zur<br />
Verlegung der Kabel im Turm und dem Verbinden des Transformators mit der Mittelspannungsschaltanlage.<br />
Voraussetzung für Interessenten sind fundierte Grundkenntnisse im<br />
Bereich Elektrik – z.B. erworben durch eine berufliche Ausbildung als Elektriker – genauso<br />
wie Schwindelfreiheit und körperliche Fitness. Derzeit werden neue Netzanbinder-<br />
Serviceteams für den internationalen Support in Aurich sowie für die Service-Niederlassungen<br />
in der Türkei, Schweden, Brasilien und Kanada eingerichtet.<br />
Erforderliche Qualifikationen:<br />
Abgeschlossene Ausbildung zum<br />
Elektrotechniker<br />
Begeisterung für die Windenergie;<br />
physische Fitness; Höhentauglichkeit<br />
Aufgaben:<br />
Installation elektrischer Komponenten<br />
einer Windenergieanlage<br />
BERUFSBILDER WiNdBLATT 04 | 2010 15<br />
Überprüfen der Turmkabel nach dem Ziehen.<br />
Vorteile:<br />
+ Vielfältiges Aufgabengebiet rund um<br />
die Installation von Windenergieanlagen,<br />
inkl. Arbeiten auf der Nieder-/<br />
Mittelspannungsebene<br />
+ Praktische Einführung in alle Aspekte<br />
des Jobs<br />
+ Höchste Sicherheitsstandards<br />
+ Entwicklungsmöglichkeiten im<br />
ENERCON Servi ce
Windblatt<br />
Jörg Mayer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien<br />
Erneuerbare bringen<br />
Wirtschaftsimpulse in<br />
unsere Gemeinden Jörg<br />
Mayer.<br />
Die Agentur für Erneuerbare Energien ermittelte im Rahmen einer Studie die kommunale Wertschöpfung aus<br />
dem Bau und Betrieb erneuerbarer Energiequellen. Für das Jahr 2010 beträgt diese deutschlandweit mehr als<br />
10 Mrd. Euro. Die Windenergie weist eine der umfassendsten Wertschöpfungsketten auf.<br />
Windblatt: Herr Mayer, die Agentur für Erneuerbare Energien hat<br />
vom Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung ermitteln lassen,<br />
welche Wertschöpfung die Erneuerbaren Energien den Kommunen<br />
bringen. Was gehört denn alles zum Bereich „Wertschöpfung“?<br />
Jörg Mayer: Kommunale Wertschöpfung im Sinne der Studie meint<br />
die positiven finanziellen Effekte aus dem Bau und dem Betrieb von<br />
Erneuerbaren Energien, die in einer Kommune entstehen. Das sind die<br />
Gewinne der Unternehmen vor Ort, die Einkommen der Beschäftigten,<br />
aber auch Steuern und Pachteinnahmen, die in die Gemeindekasse<br />
fließen. Diese Gelder bleiben überwiegend im regionalen Wirtschaftskreislauf<br />
und erhöhen den Wohlstand vor Ort. Wir haben die Werte für<br />
16 verschiedene Technologien berechnen lassen. Im Ergebnis beträgt<br />
die kommunale Wertschöpfung aller Erneuerbaren Energien deutschlandweit<br />
6,8 Mrd. Euro im Jahr 2009 und mehr als 10 Mrd. Euro im<br />
Jahr 2010. Die dezentrale Struktur der regenerativen Energieversorgung<br />
hat also eine attraktive wirtschaftliche Nebenwirkung, die nicht<br />
zuletzt die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien vor Ort fördert.<br />
Windblatt: Unsere Leser interessiert vor allem die Windenergie.<br />
Welches Wertschöpfungspotenzial gibt es dort?<br />
J. Mayer: Die Windenergie hat eine der umfassendsten Wertschöpfungsketten<br />
aller untersuchten Technologien. Und davon profitieren<br />
nicht nur die Produktionsstandorte. Durch Betrieb und Wartung<br />
der Anlagen können im Prinzip überall in Deutschland kommunale<br />
Einnahmen erzielt werden. Eine typische 2 MW-Windenergieanlage<br />
generiert im Laufe einer 20-jährigen Betriebszeit eine kommunale<br />
Wertschöpfung von 2,8 Mio. Euro. Davon macht die Anlagenproduktion<br />
einen vergleichsweise kleinen Anteil von 495.000 Euro aus. Die<br />
Wertschöpfung aus Anlagenbetrieb und Wartung summiert sich in<br />
unserer Durchschnittsrechnung auf 783.000 Euro. Die Betreiberfirma<br />
liefert mit 1,4 Mio. Euro den größten Beitrag zur kommunalen Wertschöpfung.<br />
Ein wichtiger Aspekt für Stadtkämmerer: Selbst wenn<br />
der Betreiber woanders ansässig ist, bringt eine 2 MW-Anlage ihrer<br />
Standortkommune Gewerbesteuern von ca. 120.000 Euro.<br />
Windblatt: Was sollten also die Bürgermeister und Gemeindevertreter<br />
tun, damit noch mehr positive wirtschaftliche Effekte in der<br />
Region auftreten?<br />
J. Mayer: Vor allem eine windfreundliche Genehmigungspraxis<br />
wirkt sich positiv auf alle Stufen der Wertschöpfungskette aus. Es ist<br />
kein Zufall, dass die Hersteller, Zulieferer und kommerziellen Betreiber<br />
der Windenergie vornehmlich in Regionen zu finden sind, wo viele<br />
Windenergieanlagen errichtet werden. Hinzu kommen Handwerker,<br />
die für Betrieb und Wartung benötigt werden. Aber auch ohne Windindustrie<br />
und Handwerk vor Ort bieten sich Möglichkeiten: Indem zum<br />
Beispiel kommunale Flächen für die Windenergie ausgewiesen und<br />
entsprechend bebaut werden, erzielt die Kommune Pachteinnahmen.<br />
Ein günstiger Standort für eine 2 MW-Anlage bringt der Gemeinde<br />
über 20 Jahre Pachteinnahmen von etwa 350.000 Euro.<br />
Windblatt: Wagen Sie eine Prognose, wie sich diese Wertschöpfung<br />
künftig entwickelt – geht der Aufwärtstrend weiter?<br />
J. Mayer: Für diese wichtige Frage haben wir zwei Ausbauszenarien<br />
verglichen. Gemessen an den relativ konservativen Zubauannahmen<br />
in der Leitstudie des Bundesumweltministeriums bleibt die<br />
jährliche kommunale Wertschöpfung bis 2020 etwa auf dem heutigen<br />
Niveau. Auf Basis der Branchenprognose hingegen wächst die installierte<br />
Windleistung an Land bis 2020 auf etwa 45 GW. Entsprechend<br />
wirken sich Produktion und Errichtung von Anlagen bei diesem Szenario<br />
auf die Wertschöpfung aus: Diese wächst im Bereich Windenergie<br />
von 2 Mrd. Euro im Jahr 2009 auf 2,8 Mrd. Euro im Jahr 2020. Alle<br />
Erneuerbaren Energien zusammen schaffen dann sogar über 13 Mrd.<br />
Euro. Vergleichbar positive Entwicklungsperspektiven für Kommunen<br />
sind mir aus anderen Bereichen nicht bekannt.<br />
Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien