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Kunst in der Mülenenschlucht - Gallusjubiläum - St. Gallen

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E<strong>in</strong>ladungswettbewerb „<strong>Kunst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong>“<br />

Kurzbeschrieb, Mediengespräch vom 9. November 2010<br />

Zielsetzung: attraktive Erweiterung des <strong>St</strong>iftsbezirks<br />

E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Hauptelemente des <strong>Gallusjubiläum</strong>s 2012 bildet gemäss Konzept die bleibende Erweiterung des<br />

<strong>St</strong>iftsbezirks e<strong>in</strong>erseits um e<strong>in</strong> Besucherzentrum als zentrale Anlaufstelle für Besucher<strong>in</strong>nen und Besucher<br />

des Unesco-Weltkulturerbes, an<strong>der</strong>seits im Rahmen des Teilprojekts „<strong>Kunst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong>“ um<br />

e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigartigen thematischen <strong>Kunst</strong>stationenweg rund um Gallus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong>. Dessen Ausgangs-<br />

und Endpunkt sollen bei <strong>der</strong> Talstation <strong>der</strong> Mühleggbahn liegen; Interventionsmöglichkeiten bestehen<br />

an <strong>der</strong> Talstation, im Tunnel (Quertunnel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte), auf dem Mühlen- und Schluchtweg. In <strong>der</strong> Idee<br />

entstanden <strong>in</strong> Anlehnung an die traditionellen Kreuzwege, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art aber neu- und e<strong>in</strong>zigartig, wird <strong>der</strong><br />

Weg e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit bieten, sich mit dem <strong>in</strong>teressanten universalen Gedankengut von Gallus ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Mit ihrem speziellen Charakter ist die <strong>Mülenenschlucht</strong> unmittelbar beim <strong>St</strong>iftsbezirk<br />

e<strong>in</strong>malig. Heute wirkt <strong>der</strong> Weg durch die Schlucht jedoch wenig attraktiv. „<strong>Kunst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong>“<br />

wertet sie auf, schafft e<strong>in</strong>e zusätzliche Attraktion und bleibenden touristischen Mehrwert.<br />

Umsetzung: hochkarätiger E<strong>in</strong>ladungs-Wettbewerb „<strong>Kunst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong>“<br />

Die konkrete Ausgestaltung des Teilprojekts „<strong>Kunst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong>“ wird im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

E<strong>in</strong>ladungs-Wettbewerbs def<strong>in</strong>iert. Mit <strong>der</strong> Durchführung des Wettbewerbs hat die <strong>St</strong>euergruppe des<br />

Weltkulturerbe-Forums e<strong>in</strong>e unabhängige Fachjury aus sieben Expert<strong>in</strong>nen und Experten unter <strong>der</strong><br />

Leitung des <strong>St</strong>.Galler Künstlers Alex Hanimann, <strong>der</strong> auch als Dozent an <strong>der</strong> Zürcher Hochschule für<br />

Künste lehrt, betraut. Sie hat die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den Wettbewerb ausgearbeitet und auf<br />

dieser Basis sechs <strong>in</strong>ternational renommierte Künstler<strong>in</strong>nen und Künstler zur Teilnahme e<strong>in</strong>geladen,<br />

welche diese angenommen haben. Die Jury wird <strong>der</strong> <strong>St</strong>euergruppe des Weltkulturerbe-Forums zwei<br />

bis drei Projekte zur Prämierung und Umsetzung empfehlen. Die <strong>St</strong>euergruppe entscheidet anschliessend<br />

bis im April 2011 anhand <strong>der</strong> Empfehlung <strong>der</strong> Jury über die Siegerprojekte und die Auftragserteilung.<br />

Insgesamt stehen für die künstlerischen Interventionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong><br />

CHF 400‘000 zur Verfügung – bei zwei bis drei Projektideen, die realisiert werden sollen, für die Realisierung<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Projekts also maximal CHF 200‘000. In <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Medien s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>geladenen<br />

Künstler<strong>in</strong>nen und Künstler grundsätzlich frei. Die Werke müssen bis zum <strong>St</strong>art des Jubiläumsjahres<br />

im April 2012 realisiert werden und sollen nachhaltig wirken.<br />

Inhalt: Naturbelassenheit bewahren<br />

Im Rahmen des Wettbewerbs wird nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e illustrative Umsetzung <strong>der</strong> Figur des Gallus erwartet.<br />

Vielmehr sollen die Künstler<strong>in</strong>nen und Künstler aus <strong>der</strong> Gallusgeschichte, ihren historischen<br />

und mythologischen Aspekten, und aus dem konkreten Ort, <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong>, Themen ableiten<br />

und entwickeln, die <strong>in</strong> die Gegenwart h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> Gültigkeit haben können – zum Beispiel Herkunft und<br />

Identität, Mythos und Realität, Natur- und Kulturraum, Wasser, E<strong>in</strong>samkeit und Kontemplation, Kraftort<br />

und Verkehrspassage, Wildnis und Bändigung o<strong>der</strong> Rückzug und Verzicht. Es geht primär darum, aus<br />

<strong>der</strong> Figur des Gallus heraus relevante Themen für die Gegenwart zu entwickeln und/o<strong>der</strong> den Ort als<br />

Kraftort bzw. als Natur <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er lebendigen <strong>St</strong>adt zu thematisieren. Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Projekte<br />

wird zudem die <strong>St</strong>immigkeit des mit <strong>der</strong> Realisierung <strong>der</strong> ausgewählten Projekte entstehenden<br />

Gesamte<strong>in</strong>drucks <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong> als Kriterium mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Entsprechend s<strong>in</strong>d zwei Ansatzpunkte für Interventionen denkbar. E<strong>in</strong>erseits kann auf <strong>in</strong>haltliche Umstände<br />

wie geschichtliche Fakten o<strong>der</strong> Mythen und Legenden rund um Gallus’ Leben Bezug genommen<br />

werden. An<strong>der</strong>seits ist es denkbar, die e<strong>in</strong>zigartigen landschaftlichen Gegebenheiten <strong>in</strong> Zentrumsnähe<br />

zu thematisieren. Die noch heute teilweise unberührte Schlucht ist mit <strong>der</strong> nötigen Sorgfalt<br />

und Zurückhaltung zu behandeln. Der Respekt gegenüber <strong>der</strong> Natur ist zu wahren. Der immer noch<br />

wilde Fluss soll trotz se<strong>in</strong>er magischen Anziehungskraft, se<strong>in</strong>er Attraktivität und imposanten Gestalt<br />

nicht unmittelbar zugänglich gemacht werden.<br />

ARGE <strong>Gallusjubiläum</strong> 2012 Oberer Graben 12 Postfach 20 CH-9001 <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> T +41 71 222 13 22 F +41 71 222 13 21 <strong>in</strong>fo@gallusjubilaeum.ch<br />

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Hochkarätige Fachjury<br />

Die Jury umfasst sieben Fachjuror/<strong>in</strong>nen und drei weitere Personen mit beraten<strong>der</strong> <strong>St</strong>imme:<br />

Fachjuror/<strong>in</strong>nen<br />

– Alex Hanimann, Künstler, Dozent Zürcher Hochschule <strong>der</strong> Künste, <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>/Zürich (Vorsitz)<br />

– Konrad Bitterli, Vizedirektor <strong>Kunst</strong>museum <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong><br />

– Florian Eicher, <strong>St</strong>v. Leiter Amt für Kultur Kanton <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong><br />

– Madele<strong>in</strong>e Herzog, Fachstelle Kultur <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong><br />

– Peter Röll<strong>in</strong>, Kultur- und <strong>Kunst</strong>wissenschaftler, Rapperswil-Jona<br />

– Kar<strong>in</strong> San<strong>der</strong>, Künstler<strong>in</strong>, Professor<strong>in</strong> ETH Zürich, Berl<strong>in</strong>/Zürich<br />

– Boris Tschirky, Direktor <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>-Bodensee Tourismus<br />

Beisitzend (beratende <strong>St</strong>imme)<br />

– Daniel Cavelti, Vertreter Katholische Adm<strong>in</strong>istration / Bistum <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>, <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong><br />

– Andreas Müller, Co-Projektleiter ARGE <strong>Gallusjubiläum</strong> 2012<br />

– Michaela Silvestri, Co-Projektleiter<strong>in</strong> ARGE <strong>Gallusjubiläum</strong> 2012<br />

International renommierte Künstler<strong>in</strong>nen und Künstler<br />

Folgende sechs Künstler<strong>in</strong>nen und Künstler haben die E<strong>in</strong>ladung zur Teilnahme am Wettbewerb angenommen<br />

und arbeiten bis im Frühjahr 2011 Projekte für „<strong>Kunst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mülenenschlucht</strong>“ aus:<br />

Pawel Althamer, Warschau<br />

Pawel Althamer wurde 1967 <strong>in</strong> Warschau geboren, wo er auch aufwuchs.<br />

Neben grossen E<strong>in</strong>zelausstellungen <strong>in</strong> bedeutenden Museen wie dem Centre<br />

Georges Pompidou, <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong>halle Fri<strong>der</strong>icianum und <strong>der</strong> Wiener Secession<br />

war Althamer auch bereits früh zu <strong>in</strong>ternationalen Grossausstellungen wie zur<br />

documenta Kassel, zur Berl<strong>in</strong> Biennale o<strong>der</strong> zu den Skulpturprojekten <strong>in</strong><br />

Münster e<strong>in</strong>geladen. In se<strong>in</strong>en poetischen Arbeiten verb<strong>in</strong>det Althamer Elemente <strong>der</strong> klassischen<br />

Bildhauerei mit <strong>in</strong>stallativen, <strong>in</strong>terventionistischen o<strong>der</strong> auch sozialen Elementen. Ausgehend von <strong>der</strong><br />

Analyse alltäglicher Situationen und gesellschaftlicher Konventionen, untersucht und befragt er kollektive<br />

Werte und überlieferte Vorstellungen, denen er neue Handlungs- und Bedeutungsmuster e<strong>in</strong>schreibt.<br />

Immer wie<strong>der</strong> deutet er Orte o<strong>der</strong> Handlungsweisen um, def<strong>in</strong>iert sie neu. So ergeben sich<br />

Bedeutungsverschiebungen, und überraschende Sichtweisen stellen sich e<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> Werk geht oft von<br />

alltäglichen Beobachtungen und Erfahrungen aus. E<strong>in</strong> wun<strong>der</strong>bares Beispiel hierfür ist die Arbeit für<br />

die Skulpturprojekte Münster 2007: Althamer legte e<strong>in</strong>en Trampelpfad an, <strong>der</strong> im Nichts endete. Die<br />

Pfadgänger fanden sich nach e<strong>in</strong>igen Kilometern vor e<strong>in</strong>em Gerstenfeld wie<strong>der</strong>. Die Idee stammt vom<br />

Verhalten polnischer Bürger auf öffentlichen Verkehrswegen, das Althamer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimat beobachtete.<br />

Er will mit <strong>der</strong> Arbeit dazu auffor<strong>der</strong>n, den S<strong>in</strong>n und die Logik solcher vorgeschriebenen Wege zu<br />

reflektieren. Die kont<strong>in</strong>uierliche Verän<strong>der</strong>ung, das Unvorhersehbare und <strong>der</strong> Kontrollverlust s<strong>in</strong>d immanenter<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Arbeiten Pawel Althamers.<br />

Maria Eichhorn, Berl<strong>in</strong>/Zürich<br />

Maria Eichhorn ist 1962 <strong>in</strong> Bamberg geboren. Sie entwickelt meist prozess- o<strong>der</strong><br />

ereignishafte Projekte, die <strong>in</strong> ihrer Art und medial vielfältig, oft an <strong>der</strong> Grenze <strong>der</strong><br />

Wahrnehmbarkeit s<strong>in</strong>d. Trotz <strong>der</strong> Unterschiedlichkeit von Eichhorns Arbeiten lässt sich<br />

als grundlegendes Merkmal festhalten: Es geht ihr mit jeweils unterschiedlicher<br />

Gewichtung um die ästhetische Umsetzung gesellschaftspolitischer und kommunikativer<br />

Prozesse. Durch die Beschreibung werden ihre Arbeiten bildhaft fassbar: Mal<br />

füllt sie Räume mit salzhaltigem Inhalationsnebel, um e<strong>in</strong>e Atmosphäre mit Meeresklima<br />

zu schaffen, mal verlost sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Arbeit zum Leipziger Hauptbahnhof 21 Freibillette „zu allen<br />

Endstationen und zurück“. Häufig <strong>in</strong>volviert sie die Orte und Institutionen, an denen sie stattf<strong>in</strong>den,<br />

und die Personen, die dort arbeiten. Für die documenta 11 <strong>in</strong> Kassel gründete Maria Eichhorn die<br />

Maria Eichhorn Aktiengesellschaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> aufgrund e<strong>in</strong>er ganz bestimmten Konstellation von Vermögen<br />

und Gesellschaft ke<strong>in</strong> Kapitalzuwachs möglich ist. Grün<strong>der</strong><strong>in</strong> und Vorstand <strong>der</strong> Gesellschaft war<br />

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Eichhorn selbst, Aufsichtsrats-Vorsitzen<strong>der</strong> documenta-Leiter Okwui Enwezor. Das Kapital bestand<br />

aus e<strong>in</strong>em Teil des Produktionsetats, <strong>der</strong> Maria Eichhorn von <strong>der</strong> documenta für ihr Projekt zur Verfügung<br />

gestellt wurde. Durch das E<strong>in</strong>frieren des Betrags führte sie das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> eigentlich gew<strong>in</strong>norientierten<br />

Gesellschaftsform ad absurdum und warf zugleich Fragen auf über das Verhältnis von <strong>Kunst</strong><br />

und Kapitalismus und über die Autonomie des <strong>Kunst</strong>werks. In an<strong>der</strong>n Projekten bezog sich Maria<br />

Eichhorn gezielt auf den vorgegebenen Raum als Ort e<strong>in</strong>es bestimmten Geschehens o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen<br />

Konstruktion.<br />

Aye Erkmen, Istanbul/Berl<strong>in</strong><br />

Aye Erkmen ist 1949 <strong>in</strong> Istanbul geboren und schloss 1977 an <strong>der</strong> staatlichen türkischen<br />

Akademie <strong>in</strong> Bildhauerei ab. Sie lebt abwechselnd <strong>in</strong> Deutschland und ihrer<br />

Heimatstadt Istanbul, nachdem sie 1993 mit e<strong>in</strong>em <strong>St</strong>ipendium des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes (DAAD) nach Berl<strong>in</strong> gekommen war. Erkmen erweitert <strong>in</strong><br />

ihren Interventionen und Installationen den klassischen Begriff <strong>der</strong> Skulptur um das<br />

Motiv <strong>der</strong> Performance. Sie entwickelt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel das Projekt, zu dem sie e<strong>in</strong>geladen<br />

wird, aus dem konkreten Ort. Dieser kann e<strong>in</strong>e Landschaft, e<strong>in</strong>e <strong>St</strong>adt, e<strong>in</strong> Gebäude<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Objekt se<strong>in</strong>. Immer wird auch se<strong>in</strong>e Geschichte und Bedeutung mit e<strong>in</strong>bezogen. Die Werke<br />

entwickeln vielfältige Bezüge. Sie können sich be<strong>in</strong>ahe unsichtbar <strong>in</strong> ihre Umgebung <strong>in</strong>tegrieren. Es ist<br />

auch möglich, dass sie die Raumwirkung bee<strong>in</strong>trächtigen und so den Raum als <strong>St</strong>örfaktor visuell hervorzuheben.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Kennzeichen ist die Scharfs<strong>in</strong>nigkeit, mit welcher Erkmen ihre Ideen umsetzt.<br />

Selbst Werke, die von ihren persönlichen und irrationalen Ideen bestimmt werden, setzt Aye<br />

Erkmen absolut logisch um. Das analytische Denken lässt ihre <strong>Kunst</strong> selbstbewusst ersche<strong>in</strong>en und<br />

macht sie über jeden Zweifel erhaben, ohne dass dabei e<strong>in</strong>e spielerische Dimension verloren geht.<br />

Obwohl das Ausgangsmaterial für ihre Arbeiten unsere Realität ist, zeigt sich <strong>in</strong> ihnen e<strong>in</strong>e überraschend<br />

unvore<strong>in</strong>genommene Haltung. Durch geschickte kontextuelle Verschiebungen und vielfältige<br />

thematische o<strong>der</strong> geografische Bezüge vermag sie ungewöhnliche Perspektiven zu eröffnen. Ihre<br />

Arbeiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>spirierend und regen auf vielfältige Art zum Denken an.<br />

Bethan Huws, Paris/Berl<strong>in</strong><br />

Bethan Huws ist 1961 geboren, wuchs <strong>in</strong> Bangor <strong>in</strong> Nordwales/Irland auf, von<br />

wo bekanntlich Kolumban mit se<strong>in</strong>en Mönchen <strong>in</strong> Richtung <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> aufbrach.<br />

Ihre Muttersprache ist Walisisch, Englisch lernte sie erst an <strong>der</strong> Schule. Mit<br />

zwanzig verliess sie ihre Heimat und studierte am Royal College of Art <strong>in</strong><br />

London. Heute lebt die Künstler<strong>in</strong> <strong>in</strong> Paris und Berl<strong>in</strong> und unterrichtet an <strong>der</strong><br />

Zürcher Hochschule <strong>der</strong> Künste. So kommen zur Muttersprache und zum Englischen noch Französisch<br />

und Deutsch als Umgangssprache dazu. Huws stellte bereits <strong>in</strong> namhaften <strong>Kunst</strong><strong>in</strong>stituten auf<br />

aller Welt aus. Unter an<strong>der</strong>em richtete ihr das <strong>Kunst</strong>museum <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> 2007 e<strong>in</strong>e umfassende E<strong>in</strong>zelausstellung<br />

aus. Ihre letzte grosse Museumspräsentation fand dieses Jahr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kestner Gesellschaft<br />

Hannover statt. Bethan Huws arbeitet mit verschiedenen Mitteln und Kontexten. Ihre Themen s<strong>in</strong>d<br />

breit gefächert. Ihr Werk umfasst neben den klassischen Medien wie Zeichnung, Bildhauerei o<strong>der</strong><br />

Objektkunst auch räumliche Interventionen, Video- und Textarbeiten. Sprachliche Konnotationen und<br />

Bezüge nehmen nicht zuletzt aus biographischen Gründen e<strong>in</strong>e Art Schlüsselstellung im Werk e<strong>in</strong>. Die<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Sprache als Mittel <strong>der</strong> Verständigung und <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> stehen im Zentrum ihrer Arbeiten.<br />

Die vielfältige Arbeitsweise und ihr assoziatives, stark von ihrem biografischen H<strong>in</strong>tergrund geprägtes<br />

Denken fasz<strong>in</strong>ieren nicht zuletzt auch durch ihre Nähe zum Geheimnisvollen und Mystischen.<br />

Norbert Möslang, <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong><br />

Norbert Möslang, geboren 1952, lebt und arbeitet <strong>in</strong> <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>. Von 1972 bis 2002<br />

arbeitete Möslang mit Andy Guhl zusammen. Als „Voice Crack“ entwickelten sie<br />

überraschende, ungewöhnliche Soundlandschaften. Die folgende Arbeit beschreibt<br />

exemplarisch ihre Vorgehensweise: 1991 wurden sie von <strong>der</strong> Eidgenössischen<br />

<strong>Kunst</strong>kommission an die Biennale von Venedig e<strong>in</strong>geladen. Mit <strong>der</strong> Klang<strong>in</strong>stallation<br />

„Sound Shift<strong>in</strong>g“ nutzten sie die Kirche San <strong>St</strong>ae ausschliesslich als Klangraum. Sie<br />

<strong>in</strong>stallierten e<strong>in</strong> Unterwassermikrofon im Canale Grande. Von dort wurden die<br />

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Geräusche <strong>in</strong>s Kirchenschiff übertragen. Während den Vorbereitungen zur Klang<strong>in</strong>stallation schufen<br />

Möslang/Guhl vor Ort Videoaufnahmen. Sie platzierten e<strong>in</strong>e digitale Kamera, verschlossen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

wasserdichte Box, bei <strong>der</strong> nahegelegenen Vaporetto-Haltestelle im Wasser. Aus dieser ungewohnten<br />

Perspektive, knapp über bzw. unter <strong>der</strong> bewegten Wasseroberfläche, hielt die Kamera im automatischen<br />

Aufnahmemodus den Bootsverkehr auf dem Kanal fest, ohne Kontrolle über externe E<strong>in</strong>flüsse<br />

wie Wellenbewegung, Verkehrsaufkommen o<strong>der</strong> Lichte<strong>in</strong>fall und -brechung. So entstand zusätzlich<br />

zur Sound<strong>in</strong>stallation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>drückliche Bildarbeit. Seit 2003 entwickelt Norbert Möslang<br />

se<strong>in</strong> Werk alle<strong>in</strong>e weiter. Dabei <strong>in</strong>teressiert ihn vorwiegend die Schnittstelle zwischen Bild und Ton.<br />

Se<strong>in</strong>e raumbezogenen Arbeiten entstehen aus Bild- und Tonquellen. Er thematisiert den medialen<br />

Bil<strong>der</strong>strom, bedient sich alltäglicher Geräusche und verdichtet diese zu atmosphärisch dichten Collagen.<br />

Er nutzt die Gegebenheiten von Physik und Elektronik, um Räume zum Kl<strong>in</strong>gen zu br<strong>in</strong>gen und<br />

Töne zu visualisieren. Möslang überschreitet Grenzen. Er arbeitet sowohl als Musiker wie auch als<br />

bilden<strong>der</strong> Künstler, komponiert Filmmusik und entwirft gleichzeitig <strong>in</strong>stallative Sett<strong>in</strong>gs für <strong>Kunst</strong>räume.<br />

Kilian Rüthemann, Basel<br />

Kilian Rüthemann wurde 1979 <strong>in</strong> Bütschwil geboren. Als klassischer<br />

<strong>St</strong>e<strong>in</strong>bildhauer ausgebildet, begründet sich se<strong>in</strong>e Arbeitsweise <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Interesse an Materialien. Rüthemann beschäftigt sich immer mit <strong>der</strong> gegebenen<br />

Situation e<strong>in</strong>es Ausstellungsortes. Er untersucht die räumlichen Qualitäten und<br />

greift durch präzise, meist m<strong>in</strong>imale Interventionen <strong>in</strong>s vorhandene Gefüge e<strong>in</strong>.<br />

Durch subtile E<strong>in</strong>schnitte, Aushübe und Umbauten entsteht e<strong>in</strong> Zusammenspiel<br />

von Konstruktion und Dekonstruktion. So spiegelt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Arbeiten die Brüchigkeit von gebauter<br />

Architektur und Zivilisation. Er arbeitet mit bewusst bescheidenen Gesten und kargen Rohmaterialien<br />

wie Zucker, Salz, Zement, Dachteerbahnen, Holz und <strong>der</strong>gleichen. Die Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeiten und<br />

Irrationalitäten se<strong>in</strong>er Installationen be<strong>in</strong>halten e<strong>in</strong>en zivilisationskritischen Aspekt und zeigen e<strong>in</strong>e<br />

künstlerische Haltung, die dem Beständigen und Rationalen misstraut. Rüthemann gehört damit zu<br />

e<strong>in</strong>er Generation junger Künstler, die sich formalen und ästhetischen Fragestellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Skulptur<br />

widmen, sich aber gleichzeitig für Transformations- und Auflösungsprozesse statt <strong>St</strong>atik und Dauerhaftigkeit<br />

<strong>in</strong>teressieren. Kilian Rüthemann hat bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von E<strong>in</strong>zel- und Gruppenausstellungen,<br />

etwa im <strong>Kunst</strong>haus Baselland (2007), <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong>halle Basel (Gruppenausstellung 2007) und<br />

<strong>der</strong> 5. Berl<strong>in</strong> Biennale für zeitgenössische <strong>Kunst</strong> 2008 auf sich aufmerksam gemacht.<br />

ARGE <strong>Gallusjubiläum</strong> 2012 Oberer Graben 12 Postfach 20 CH-9001 <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> T +41 71 222 13 22 F +41 71 222 13 21 <strong>in</strong>fo@gallusjubilaeum.ch<br />

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