„Wer sich noch nicht mit der Maschinen- richtlinie ... - SIFATipp
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<strong>SIFATipp</strong> | September 2008 13<br />
Kaum hat die arbeitsintensive REACH-<br />
Umsetzung in den Unternehmen begonnen,<br />
steht schon die nächste umfassende<br />
Än<strong>der</strong>ung im europäischen Chemikalienrecht<br />
vor <strong>der</strong> Tür. Das seit vierzig Jahren<br />
bestehende europäische Einstufungs-<br />
und Kennzeichnungsrecht für gefährliche<br />
Stoffe und Zubereitungen wird abgelöst<br />
durch die Übernahme des UN GHS (Globally<br />
Harmonized System of Classification<br />
and Labelling of Chemicals). Für<br />
die Unternehmen zieht das vielfältige<br />
Umstellungsprozesse nach <strong>sich</strong>. Neu ist<br />
die Einstufung durch eine Expertenentscheidung.<br />
Nach dem Vorschlag <strong>der</strong> EU-Kommission<br />
sollen Stoffe bereits bis zum 1.<br />
Dezember 2010 und Zubereitungen<br />
spätestens ab dem 1. Juni 2015 nach<br />
dem neuen GHS-System eingestuft<br />
werden. Voraus<strong>sich</strong>tlich gegen Ende<br />
des Jahres wird es so weit sein: EU-Parlament<br />
und Ministerrat werden <strong>noch</strong><br />
im Herbst über den Verordnungsvorschlag<br />
<strong>der</strong> Kommission beschließen.<br />
Europa zählt dann zu den Ersten, die<br />
das weltweite System übernehmen.<br />
GHS<br />
Was die GHS für die Unternehmen<br />
bedeutet<br />
Die Übernahme des GHS <strong>der</strong> UN führt unter<br />
an<strong>der</strong>em zu einer<br />
■ Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Einstufung und Kennzeichnung<br />
von Chemikalien,<br />
■ Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sicherheitsdatenblätter und<br />
Etiketten,<br />
■ zu einem Schulungsbedarf <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
auch in <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>industrie sowie<br />
■ zu zusätzlichen Aufwendungen für Kundeninformationen.<br />
Den<strong>noch</strong> bleibt die vollständige weltweite<br />
Harmonisierung vorerst eine<br />
Vision, denn die Staaten haben die<br />
vielfältigen Wahlmöglichkeiten des<br />
UN-GHS genutzt und dort, wo es<br />
ausdrücklich gestattet ist, län<strong>der</strong>spezifische<br />
Anpassungen vorgenommen<br />
(Bausteinprinzip).<br />
Am EG-System orientiert<br />
Auch <strong>der</strong> Vorschlag <strong>der</strong> EU-Kommission<br />
vom Juni 2007 steht unter dem<br />
Leitsatz, <strong>sich</strong> so weit wie möglich am<br />
<strong>der</strong>zeitigen EG-System zu orientieren.<br />
Da<strong>mit</strong> das Gefahrstoffinformationssystem<br />
deutlich und eindrücklich<br />
bleibt, hat die Kommission einige Gefahrenkategorien,<br />
die geringere Gefahrenpotentiale<br />
beschreiben, <strong>nicht</strong><br />
übernommen.<br />
Für den europäischen Wirtschaftsraum<br />
hat eine rasche Übernahme den<br />
Noch im Herbst will das Europa-<br />
Parlament über die Art <strong>der</strong><br />
Umsetzung des GHS-Systems in<br />
<strong>der</strong> EU entscheiden.<br />
Vorteil, dass die erheblichen Umstellungen,<br />
die <strong>mit</strong> <strong>der</strong> neuen Chemikaliengesetzgebung<br />
zu bewältigen sind,<br />
im gleichen Takt ablaufen können. Zumal<br />
das Transportrecht auch auf GHS<br />
umgestellt hat.<br />
Vielfältige Umstellungsprozesse<br />
Vielfältige Umstellungsprozesse sind<br />
aufgrund <strong>der</strong> Entscheidung<br />
für eine Einführung des<br />
GHS notwendig: zum Beispiel<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Einstu-<br />
fung und Kennzeichnung,<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sicherheitsdatenblätter,<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Etiketten, Information <strong>der</strong><br />
Kunden und Schulung <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter auch in <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>industrie.<br />
Die Einführung <strong>der</strong><br />
GHS-Verordnung hat Auswirkungen<br />
auf viele nationale<br />
und europäische<br />
Rechtsgebiete, z.B. auf den<br />
Arbeitsschutz, die Störfallverordnung,<br />
das Abfallrecht o<strong>der</strong> auf die Lagerungsvorschriften.<br />
Allein auf europäischer<br />
Ebene nehmen 20 Direktiven direkt<br />
Bezug auf die Einstufungs- und Kennzeichnungsbestimmungen.<br />
Auf deutscher<br />
Ebene ist die Zahl <strong>der</strong> verbundenen<br />
Rechtsbereiche um ein Vielfaches<br />
höher.<br />
Einstufung durch Experten<br />
Aus formalen Gründen wird <strong>sich</strong> <strong>mit</strong><br />
dem GHS die Anzahl <strong>der</strong> als gefährlich<br />
einzustufenden Produkte nach <strong>der</strong> Berechnungsmethode<br />
im Vergleich zum<br />
<strong>der</strong>zeitigen konventionellen Verfahren<br />
<strong>der</strong> Zubereitungs<strong>richtlinie</strong> erhöhen.<br />
Allerdings bietet das GHS beson<strong>der</strong>s<br />
bei den Zubereitungen (im GHS später<br />
Gemische genannt) ein gestuftes<br />
Einstufungsprinzip. Eine Zubereitung<br />
kann heute neben <strong>der</strong> Berechnungs-<br />
SIFAPraxis<br />
Die nächsten gravierenden Än<strong>der</strong>ungen<br />
Die EU übernimmt das Einstufungs- und Kennzeichnungssystem für Chemikalien <strong>der</strong> UN<br />
methode auch anhand von Testdaten<br />
eingestuft werden. Beides ist auch im<br />
GHS möglich.<br />
Neu ist die Einstufung durch eine<br />
Expertenentscheidung, bei <strong>der</strong> auch<br />
belastbare Erfahrungen und Informationen<br />
in die Beurteilung einfließen, und<br />
das sogenannte „bridging principle“,<br />
Bild: photocase/altplecher<br />
SeminarTipp<br />
Zum GHS bietet WEKA MEDIA auch<br />
Seminare an. Am 28.10.2008 in<br />
Offenbach und 2.12.2008 in Dortmund.<br />
Weitere Informationen: www.weka.<br />
de/gefahrstoffe/veranstaltungen<br />
wonach Analogieschlüsse auf vergleichbaren<br />
Rezepturen zulässig sind.<br />
Beide Methoden werden die Einstufungspraxis<br />
stark beeinflussen. Für<br />
die praktische Durchführung sind heute<br />
<strong>noch</strong> eine Reihe von Fragen offen,<br />
wie diese verschiedenen Methoden<br />
zusammenspielen und <strong>sich</strong> ergänzen<br />
werden.<br />
Fazit: Nicht nur für Hersteller und<br />
Lieferanten von Chemikalien ist es ratsam,<br />
<strong>sich</strong> jetzt schon <strong>mit</strong> den kommenden<br />
Regelungen vertraut zu machen.<br />
Auch die Anwen<strong>der</strong> werden zumindest<br />
im Arbeits- und Verbraucherschutz von<br />
den Umstellungen betroffen sein. ■<br />
Dr. Heinz-Günter Schäfer