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WIR SCHICKEN SIE NACH MAURITIUS! - BTS Reisecenter

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BAYAMo | AUSgABe 2/2012<br />

DAS DATE AM GATE<br />

Von Ulf TieTge<br />

Mit Ängsten ist man ja in guter Gesellschaft. Goethe hatte Höhenangst, Napoleon<br />

eine Katzenphobie und der Erfinder der Evolutionstheorie, Charles Darwin, fürchtete<br />

sich gleichermaßen vor Menschenmengen wie vor dem Alleinsein.<br />

Selbst für Menschen mit Flugangst gibt es professionelle Hilfe. Vermutlich nicht ganz<br />

uneigennützig bietet die Lufthansa seit mehr als 30 Jahren Seminare für Menschen an,<br />

denen in Flugzeugen ganz düselig wird. In Begleitung eines Diplom-Psychologen und<br />

eines Piloten besichtigt man ein Flugzeug, trifft sich zu Gesprächen und absolviert letztlich<br />

einen begleiteten Linienflug. Wie nötig diese Seminare gegen Flugangst sind, zeigt die<br />

Zahl der angebotenen Termine: 60 Seminare im Jahr. An 13 Flughäfen. Und das ist nur das<br />

Angebot des Lufthansa-Partners Texter-Millot.<br />

Was aber selbst die Lufthansa nicht im Programm hat, sind Kurse für Flughäfen-Verzweifler. Für<br />

Menschen, die zwischen den Gates verloren gehen, ihren Koffer am falschen Band suchen und<br />

die prinzipiell schwer verständlichen Lautsprecherdurchsagen partout nicht entschlüsseln können.<br />

Leider gehöre ich genau dieser Spezies an.<br />

Einen Flughafen zu bewältigen, stellt das Kurzzeitgedächtnis auf die Probe. Über die A5 und die<br />

B43 mit dem Auto ins P2, dort den Wagen mit dem Handy auf Platz 4140 fotografieren, gleich<br />

noch ein Foto vom Farbcode des Treppenhauses machen, irgendwie den Weg zu Terminal 1<br />

finden, das richtige Stockwerk suchen, nach dem Check-In-Schalter fragen und erfahren,<br />

dass es nur einen Check-In-Automaten gibt. Der will einen Code wissen, ein Passwort<br />

und es ist ein Glück, dass nicht auch noch Schuhgröße und Geburtsname der Mutter abgefragt<br />

werden. Herrje. LH 2390 startet um 0900 an Gate B14 und ich bin jetzt schon<br />

mit den Nerven runter.<br />

Für jemanden, der auch schon mal am Bankautomaten auf Abbruch drückt, weil<br />

ihm gerade seine PIN entfallen ist, bringen schon die ersten 60 Minuten am Flughafen<br />

definitiv zu viele Zahlen- und Buchstabenkürzel. Dazu diese latente Angst<br />

im Hinterkopf, dass es an den Sicherheitsschleusen mal wieder länger dauert und<br />

der Flieger ohne einen abhebt. Ich mein: Was dann? Im Terminal campieren?<br />

Zwischen den Gates nach Essbarem suchen? Man könnte vielleicht einen<br />

Ebay-Handel aufmachen. Mit all dem, was an den Sicherheitsschleusen<br />

abgefangen wird. Die Ersatz-Feuerzeuge. Die Zahnpasta-Tuben. Die<br />

Shampoo-Flaschen. Jede Flüssigkeit über 100 Milliliter ist bekanntlich<br />

extrem terrorverdächtig.<br />

Zurück zum Übersichtsplan. Ich suche mein Gate. In Frankfurt<br />

sind die natürlich schön ordentlich benannt. E, D, C, B, A und Z.<br />

Von links nach rechts. Ganz logisch. Und nach D20 kommt direkt<br />

D50. D21 liegt gleich bei E26 und D35 bei C20. Z11 liegt<br />

über A1, und zwischen B9 und B10 befindet sich ein Terminalgebäude<br />

inklusive Sicherheitszone.<br />

Was soll das? Ist das eine Art Test? Ein Auswahlverfahren? Soll<br />

Fliegen einer Elite überlassen bleiben? Und überhaupt: Wo ist<br />

denn nun ein Pfadfinder, wenn man mal einen braucht?<br />

Ich behelfe mir mit einer sichtlich flugerfahrenen Investment-<br />

Bankerin. Nach zwei Glas Prosecco (zum Spottpreis von 19 Euro<br />

je Glas) bringt sie mich zum Gate und erzählt mir zwischendurch,<br />

sie finde meine Flughafen-Phobie ja sooo süß. Das ist die Höchststrafe.<br />

Meine Flughafen-Impotenz weckt den Beschützer-Instinkt einer<br />

Business-Frau.<br />

Beim nächsten Mal nehme ich wieder das Auto. Irgendwie muss man<br />

doch auch damit nach Mallorca kommen können, oder?<br />

Illustration: istockphoto.com

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