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Wiederaufladbare Batterien - Group of Prof. Dr. Wolfgang Tremel

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losung uiitcrbindct, also als Lithium-loncn-<br />

Sieb fungiert. Da sich dieser Film, als Zwi-<br />

schenphasc an der Grenzflache von Elektro-<br />

lyt und Elcktrode, in crstcr Nahcrung wie ein<br />

Festelektrolyt fur Lithiumkationen verhalt,<br />

wird er als Solid Electrolyte Interphase, SEI,<br />

bczcichnct. Der Dcckschiclitaufbau ist als<br />

Korrosionsreaktion mit irrcvcrsiblcn Lithi-<br />

um und Elektrolytverlusten verbuxiden, al-<br />

lcrdings crmoglicht dicscr Film ubcrhaupt<br />

erst den Einsat7 des Lithiums als Aktivmasse<br />

in <strong>Batterien</strong>. Wegcn dieser besonderen Be-<br />

deutung waredsind die Bildungsreaktionen<br />

und die Zusaniniensctzung dcs Schutzfilms<br />

der Gegenstand vieler Untersuchungen. Im<br />

Fall der hislang hauptsaclilich verwendeten<br />

organischen Elcktrolytc hcrrscht inzwischen<br />

generelle Ubereinstimmung, dai3 die Filmc<br />

ails - je nach Elektrolytzusammensetzung<br />

vcrschicdcnen - organischen (polymeren und<br />

oligomeren) und anorganischen Zersetzungs-<br />

produkten (z. B. Li2CO3 oder LiF) bestehen<br />

(Abbildung 2).<br />

Die reaktionsfreudigeren hiiheren Homolo-<br />

gen des Alkaliinetalls Lithium, z. B. das Na-<br />

trium, schcidcn in Kombination mit organi-<br />

schen Flussigelektrolyten aus, da die gebil-<br />

deten Clektrolytzersetzungsprodukte keine<br />

korrosionsstabilen Schutzfilme ausbilden.<br />

Auch leichte Metalle der 11. und 111. Haupi-<br />

gruppe mit stark ncgativeni Elcktrodenpo-<br />

tential, z. B. Mg oder Al, sind wcnig gceignet,<br />

da das Metall aufgrund eines unzureichenden<br />

Ionentransportes ini Film nahezu vollstandig<br />

passiviert. Demgegcnubcr blcibt die Dcck-<br />

schicht auf Li auch nach jahrelanger Lagerzeit<br />

fur Li+-Ionen durchlassig. Fur die Batterie-<br />

chemie ist es ein Glucksfall, dai3 gerade die<br />

Aktivmasse mit der grd3ten spezifischen La-<br />

dung und dem niedrigsten Elektrodenpoten-<br />

tial dicse einzigartigen Filmbildungseigen-<br />

schaften aufweist.<br />

Dic gute Li'~-Kationeii-Leitfahigkeit des<br />

Films ermoglicht cinc Lithiumabschcidung<br />

aus geeigneten organischen Elektrolyten.<br />

Diesc Rcaktion 1Zflt sich aber nur unvollkom-<br />

men fiir eine wiederaufladbare Lithiumme-<br />

tall-Zelle nutzen. Weil die Deckschichten<br />

dem Li+-Ionen-Transpoit cinen Widerstand<br />

entgegensetzen, fiiidet die Lithiuniabschei-<br />

dung bevorzugt (also mit stark erhohten<br />

Stromdichten) in Regionen mit weniger aus-<br />

gepragten Dcckschichten statt, und es kommt<br />

zur Bildung von nadelfiirmigem, sogenann-<br />

tem dendritischem Lithium. Durch teilweisen<br />

rnechanischen Abbruch oder elektrische lso-<br />

lation - letzteres entspricht einer Abkapse-<br />

Chemie in wwrer &it / 33. Jahrg. 1999 / A%. 6<br />

1<br />

WiederaEfladbav-e Battel-ien<br />

Hochternperatursysteme (Na)<br />

1<br />

L<br />

WaRrige H,SO,, bzw. KOH<br />

Li-org. Flussigelektrolyi<br />

Li-Polyrnerelektrolyt<br />

lung eincs Tcils des Dcndriten durch dcs Ein-<br />

dringeri von Deckschichten in das Volumen<br />

des Dendritenkorpei-s - stehen die Lithiuni-<br />

dendriten fur einc Wicdcrauflijsung bci der<br />

Entladung nicht vollstandig zur Verfiigung.<br />

Ublicherweise laflt sich nur eine maximale<br />

Ladceffizicnz von 99 % crreichen. Zusatzlich<br />

sind die mit der fortlaufenden Ahscheidung<br />

und Wiederaufliisung sich dauernd veran-<br />

dernden Elektrodenoberflachen des metalli-<br />

schen Lithiums nur um dcn Prcis fort-<br />

wahrender Filmbildung zu schutzen. Dabei<br />

werden durch die Irreversibilitat der Filtnbil-<br />

dungsreaktion nichtleitcndc Produkte dcr<br />

Elektrolytzersetzung angehauft, d. h. groOe<br />

Mengen an Lithium und Elektrolyt gehen<br />

irrcversibel verlorcn.<br />

Um trotz der verringertcn Ladeeffizienz eine<br />

verniinftige Cyclcnlebensdaucr in cincr wic-<br />

deraufladbaren Zelle zu erzielen, sind<br />

ciitsprcchcndc Elektrolyt- und Lithium-<br />

uberschiisse notwendig, typischerweise z. B.<br />

cin vicrfacher Lithiumuberschufl. Dennoch:<br />

Auch niit dem 7,usitzlichen Ballast an Lithi-<br />

um und Elektrolyt in der Zelle ist die prakti-<br />

schc spczische Energie mit ca. 120-150 Wh<br />

kg-' immer noch sehr aitraktiv fiir eine An-<br />

wcndung als Hochcncrgic-Akkumulator. Die<br />

schon in den 70er Jahren einsetzenden vielfal-<br />

sper. Leitfahigkeit I d.crn"<br />

321<br />

Abb. 1. Leitfahigkeiten von nichtwal3rigen<br />

und wafirigen Elektrolytsystemen. Der<br />

schraffierte Bereich bei den Polymerelek-<br />

trolyten kenmeichnet Hybridelektrolyte,<br />

d. h. organische Flussigelektrolyte, welche<br />

in einer Polymermatrix immobilisiert sind<br />

(Details im Text).<br />

,4bb. 2. Schematische Darstellung des Films<br />

:d Lithium in organischen Elektrolyten.<br />

Ein ahnlich zusammengesetzter Film kann<br />

auch bei Li+-Einlagerungselektroden wie<br />

Lithiumlegierungen (Li,M) und Lithi-<br />

um/Kohlenst<strong>of</strong>f-Einlagerungsverbindun-<br />

gen (Li,C,) beobachtet werden.<br />

tigcn Bcmiihungen, Lithiumzellen wieder-<br />

aufladbar zu machen, z. B. mit Li-Ti&, Li-<br />

MoS2- oder Li-MnOl-Zellen, sind allerdings<br />

iiur bedingt erfolgreich gcwesen. Die Griinde<br />

dafiir licgen weniger in der ,,Funktionstuch-<br />

tigkeit" als in der mangelnden Sicherheit der<br />

Lithiumnietall-Elektrode. Die wahrend der<br />

Cyclisierung gchildctcn Dendriteii sind im<br />

Gegensatz zur anfanglich eingebauten kom-<br />

pakten Lithiumfolie auflerordentlich feintei-<br />

lig und weiscn somit einc gr<strong>of</strong>lc chemisch re-<br />

aktive Oberfliiche auf. Bei (lokaler) Uberhit-<br />

zung der Zelle, z. B. durch ein Durchwachsen<br />

dcr Dendriten zur positiven Elektrode<br />

(Kurzschlufl!), kann der Schmelzpunkt von<br />

metallischern Lithium (ca. 180 "C) leicht<br />

uberschritten werden. Geschmolzenes Litlii-<br />

um ist cnorni rcaktiv, da beini Schniclzen die<br />

oben beschriebenen dunnen Deckschichten<br />

aufbrcchen. Es cntsteht ein direkrcr Kontakt<br />

zum organischen, meist leicht entflammbaren<br />

Elektrolyten, womit ein cxplosionsartiges<br />

Durchgehen (thermal runaway) der Zelle<br />

nicht mehr ausgeschlossen ist. Auch verschie-<br />

dene Sicherhcitsvorkchrungen, z. B. das Ein-<br />

bringen eines speziellen mikroporbsen Sepa-<br />

rators, wclchcr ein Durchwachsen der Dcn-<br />

driten stark behindert sowie bei Uberhitzung<br />

der Zelle schniilzt und die Mikroporen<br />

schliei3t (Shutdown-Separator), d. h. einen

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