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Wiederaufladbare Batterien - Group of Prof. Dr. Wolfgang Tremel

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de ist um nur ca. 100 mV positivcr als das des<br />

Lithiummetalls (Abbildung 4), und so tritt<br />

auch hier eine entsprechende Filmbildung<br />

auf. Diese Filme miisseii cin so effektives Lit-<br />

hium-Ionen-Sicb sein, dafi die aufgrund der<br />

starken attraktivcn Wechselwirkungen zwi-<br />

schen Li*-Kation und dern Donorlosungs-<br />

mittcl thcrniodynamisch bcgiinstigtc gcmcin-<br />

same Einlagerung von Li+-Katiouen zusam-<br />

men niit dcr Solvathiille verhindcrt wird.<br />

Dcnn solvatisicrtc Lithiumkationen sind<br />

mehr als 1000 '% griil3er als unsolvatisierte<br />

und koiinen soniit bei dcr Einlagerung die<br />

Schichtstruktur dcs Graphits aufsprengcn,<br />

d. h. die Elektrode zerstiiren. Derzeit gibt es<br />

Iiur sehr wenige Elektrolyte, welche iiber eine<br />

entsprcchciide Filnibildung dic Solvcns-Co-<br />

Intercalation vermeiden. Vcriiffentlichte Da-<br />

ten zur Filmbildung auf der Positiven sind<br />

eher seltcn. Nichtsdcstotrotz ist ein langfristi-<br />

ger Kontakt eines organischen Elektrolyten<br />

mit einem Elektrodenmaterial, welches bei<br />

der Ladung cin Potential von 4,3 V vs. Li/Li+<br />

iiberschreitet (zur Veranschaulichung: dieses<br />

Potential entspricht etwa dem Oxidations-<br />

vermogen von elementarem Chlor), nicht<br />

ohnc dic Ausbildung einer vor Oxidation<br />

schutzenden Zwischenphase (z. B. aus isolie-<br />

reriden Li-, Co-, Ni- oder Mn-Verbindun-<br />

gen) vorstellbar.<br />

Die Zellrcaktion dcr Lithium-loncn-Zellc<br />

basiert auf hochreversiblen Li+-Einlage-<br />

rungsreaktionen, und somit sind mehr als<br />

1000 Tiefentlade-/Lade-Cyclen ohm weite-<br />

res crrcichbar. Die Gcschwindigkeit der Ein-<br />

und Auslagerung ist jedoch durch den relativ<br />

langsamen Transport von Lithiumkationen in<br />

den jcwciligen Fcstkorper-Elcktrodcn limi-<br />

tiert. Um eine verniinftige praktische Lei-<br />

slung zu erzielen, ist die Venvendung von<br />

Dunnschichtelektroden erforderlich, welche<br />

gestapelt (Abbildung 6a) und dann gewickelt<br />

in die Zelle eingebracht werden (Abbildung 6<br />

b-d, vgl. dazu auch Abbildung 11, 1. Teil die-<br />

ses Aufsatzes). Bci einer Entladespannung<br />

von ca. 4-5 V (Abbildung 6e) erreichen Lithi-<br />

um-Ionen-Zellen im Vergleich zu anderen<br />

Akkurnulatoren unschlagbare spezifische<br />

Energien von 120-130 Wh kg-'. Durch die<br />

voluminosen Wirtniaterialicn ist die Uber-<br />

legenheit bei den Energiedichten (ca.<br />

350 Wh L-') etwas wcniger deutlich.<br />

Nach der Markteinfiihruiig der Lithiuin-<br />

Tonen-Zelle im Jahr 1991 durch Sony zielten<br />

die weiteren Bemuhungen hauptsachlich auf<br />

einc VcrgroBerung der Energicdichten durch<br />

die Entwicklung neuer aktiver Materialien<br />

Chemie in umerer Zeit / 33. Jahrg. 1999 i IVX 6<br />

Wiedevazifladbave <strong>Batterien</strong> 325<br />

niit hohcrcr Speichcrkapazitat fur Lithium.<br />

Obwohl die vergleichsweise geringen spezifischen<br />

Ladungen des positiven Elektrodenmaterials<br />

der cigentlichc Flaschenhals bei der<br />

Erzielung hiiherer Energieinhalte in Lithium-<br />

Ionen-Zellen sind, wurdcn die groi3ten Anstrengungen<br />

bisher auf der Seite der Negativen<br />

untcrnommen. Wahrend dic crsten praktikablen<br />

Kohlenst<strong>of</strong>fe (0) nur spezifische<br />

Ladungen von ca. 50 YO dcs Graphits (372 Ah<br />

kg-', bezogen auf das Gewicht des Graphits,<br />

339 Ah kg-', bezogen auf LiC6) erreichten,<br />

konnen neuere Kohlenst<strong>of</strong>fmaterialien zum<br />

Graphit aquivalcntc oder bczogcn auf das<br />

Gewicht sogar deutlich hiihere Lithiummengen<br />

speicherii. Die Grundidee hinter dieser<br />

Entwicklung ist dic gczielte Synthcse von<br />

Kohlcnst<strong>of</strong>fen, welche neue oder zusatzliche<br />

Plitze fur die Unterbringung des Lithiums<br />

anbieten, z. B. in Mikroporen des Kohlenst<strong>of</strong>fniaterials.<br />

Ein anderes Konzept, gr<strong>of</strong>le Lithiummengen<br />

in dcr negativen Elektrode zu speichern, geht<br />

vo~i Metallen aus, die Lithiumlegierungen<br />

bilden konnen (vgl. Abbildung 3a). Wahrend<br />

konveiitionclle Mctallclcktrodcn wegen der<br />

rnit. den gr<strong>of</strong>len relativen Volumenanderungen<br />

von einigen 100 "/O verbundenen mechanischcn<br />

Zerstiirung des Wirtcs nur ein geringes<br />

Cyclenleben hervorbringeii, konnen<br />

durch morphologischcs und chcmischcs<br />

Design deutlich langere Cyclenlebensdauern<br />

erreicht werden. So ertragen feinkornige<br />

Wirtmetalle wegeii der wesentlich klcineren<br />

absoluten Reaktionszonen bci der Lithiumein-<br />

und -auslagerung die Volumenanderungen<br />

erheblicli besser als grobkornigere. Eine<br />

weiterc Herabsetzung dcr makroskopischcn<br />

Scherkrafte kann durch den Einsatz subrnikro-<br />

oder nanostrukturierter Metallphasengcmische<br />

crrcicht werdcn. In Analogie zur<br />

Wasserst<strong>of</strong>f-Speicherlegierung in Nickel-Metallhydrid-Akkus<br />

konnen diese als Lithium-<br />

Speicherlegierungen bezcichnet werdcn. Je<br />

nach Rcaktivitat rcagieren zu einem bcstimrnten<br />

Betriebszeitpunkt nur bestimmte<br />

Phasen der Metallmatrix, wahrend die aiideren<br />

direkt benachbarten Phascn nicht mit Lithium<br />

legieren und so den mechanischen Verbund<br />

dcr Elektrodc stutzen. Ein auf diescm<br />

Matrixprinzip basierender Prototyp einer Lithium-Ioncn-Zellc<br />

mit Sn (0, cingcbcttct in<br />

eine wenig reaktive Oxidmatrix) und<br />

LiCoO2 (0) als Rktivmassen wurde vor<br />

mehr als drei Jahren von der Fa. Fujifilm<br />

Celltec (Japan) vorgestellt und hat wegen der<br />

gegenuber der klassischen Kohlenst<strong>of</strong>f-1,i-<br />

Co02-Zelle um ca. 15-20 % hoheren Ener-<br />

7<br />

Abb. 7. Modul einer ESF-Batterie (rechts)<br />

auf der Basis von zylindrischen Lithium-<br />

Ionen-Zellen (links). Acht Rundzellen (410<br />

mm lang, 67 mm 0, 3,3 kg) sind in eincm<br />

Modul(440 mm x 150 mm x 290 mm, 29 kg,<br />

94 Ah) zusammengefaflt. Zwolf dieser<br />

Module ergeben die Batterie (385 kg, 345 V,<br />

35 kWh). Die Batterie wird in Nissan<br />

(R'nessa bzw. Altra EV genannten) ESF-<br />

Prototypen verwendet. [Quelle: Sony bzw.<br />

Nissan]<br />

giedichte betrachtlichcs Aufschcn crrcgt. Ob-<br />

wohl die Entwicklungsaktiviraten fur diescs<br />

System Anfang 1998 wegen zu gr<strong>of</strong>ler irrc-<br />

vcrsibler Kcaktioiieii wieder eingestellt wer-<br />

den mufiten, wird derzeit erwartet, dad dic<br />

Lithiuxnlegierungen der Schliissel zu eirier<br />

neuen lcistungsfahigcrcn Gcneration von Li-<br />

thiun-Ionen-Zellen sein werden.<br />

Sicherheit<br />

von Lithium-lonen-Zellen<br />

Kleinc Geratebattcricn odcr groi3c ESF-<strong>Batterien</strong><br />

durchlaufen vor der Eirifiihrung in den<br />

Consumer-Bereich oder auch in der einfaclien<br />

Qualitatskontrolle wahrend der Scrienproduktion<br />

umfangreiche standardisierte Sicherheitstests.<br />

Neben dem elektrischen Verhalten<br />

wird z. B. auch dic ,,Gutmiitigkeit"<br />

gegenuber Feuer, Hitze oder mechanischer<br />

Gewalt kontrolliert. Das Gefahrenpotcntial<br />

is1 um so grokr, je holier die Energiedichte<br />

und jc rcaktiver dic Komponentcn sind. Von<br />

diesem Standpunkt aus verdient die Sicherheit<br />

von Lithium-Ionen-Akkuinulatoren bcsondere<br />

Beachtung. Die hochrcaktiven Elektroden<br />

sind namlich nur kinerisch, d. h. durch<br />

passivierende Oberflachenfilmc, gcgen einc<br />

plotzliche Reaktion mit dem organischen,<br />

Icicht cntflammharcn Elcktrolytcn gcschutzt.<br />

So sollte auf jeden Fall ein Betriebszustand<br />

dcr Lithium-Ioneii-Zelle vermieden wcrden,<br />

der ein plotzliches Aufbrechen der Filrne begunstigt,<br />

also z. B. eine Uberladung oder<br />

TJberentladung. Der auf die H2- b7.w. 02-<br />

Ehtwicklung bciuhende cheinischc Ubcrl'i-

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