Wiederaufladbare Batterien - Group of Prof. Dr. Wolfgang Tremel
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320<br />
<strong>Wiederaufladbare</strong> <strong>Batterien</strong><br />
Martin Winter and Jiirgen 0. Besenhard<br />
Teil 11: Akkumulatoren mit nichtwafiriger Elektrolytlosung<br />
Nichtwafhige Elektrolytlosungen haben ein deutlich breiteres elektrochemisches<br />
Stabilitatsfenster als wafirige, so dai3 sie in Akkus rnit hoher Zellspannung eingesetzt<br />
werden konnen. Die durch diese hohe Spannung bedingten grog en Energieinhalte<br />
der Akkus erkauft man sich mit betrachtlichen Sicherheitsrisiken, sind doch hochreakt ive<br />
Elektroden in direktem Kontakt mit leicht entflammbaren Elektrolyten.<br />
ie im ?&I I dieses Aufsatzes vorgcstell-<br />
D ten wiedcraufladbaren <strong>Batterien</strong> mit<br />
wiflriger ElektrolytlLjsung gchcn gr<strong>of</strong>iteils<br />
schon auf Entwicklungen des 19. Jahrhunderts<br />
zuriick, nimlich I'lantis Bleiakkumulator<br />
1859, LeclanchCs Zink-Braunstein-Zelle<br />
1 860 und Jungners Nicliel-Cadmium-Akkumulator<br />
1899. Auch heute haben diese Zcllen<br />
oder ihre \Ji:eitercntn7icklungen, die Alkali-<br />
Mangan-Zelle und die Nickel-Mctallhydrid-<br />
Zelle, ininicr noch eine sehr starke Position<br />
im Batteriemarkt, so dafi man mit Fug und<br />
Kecht von ,,Klassikern" sprcchen kann. Dagegen<br />
siiid nichtwaflrigc <strong>Batterien</strong> und Akkumulatoren<br />
- im Prinzip sind das Systerne mit<br />
lithiuni- oder natriumhaltiger negativer Elek<br />
trodc - gcradezu ,,Newcorner", bcgintit ihre<br />
Entwicklungsgcscliichte doch erst in der Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts. 'l'rotzdeni gehiiren<br />
wicdcraufladbare Lithiumbattcricn mittlerweile<br />
zu dcn meist verwendeten elektrochcmischen<br />
Energiespeichcrn fur hochwertige<br />
portable Elektroni k und sic wcrdeii - wie die<br />
Natriumakkumulatoren - auch in Elektrostraflenfahrzeugen<br />
( ) eingesetzt. Wahrend<br />
die Entwicklungs- und Marktsituation<br />
bei den erst im Prototyp-Stadium befindlichcn<br />
ESF-Battericn derxeit noch ziemlich <strong>of</strong>fen<br />
ist, iibcrnchmen die wiederaufladbaren<br />
Lithiumbatterien, insbcsondere bei Mobiltelefunen<br />
und Laptops, kontinuierlich Marktanteile<br />
von den etablierten waflrigen Systemen<br />
wie dem NickelLCadmiurn- und dem<br />
Nickel-Metallhydrid-Akkurnulator. Entsprechend<br />
ihrer Bedeutung werdcn wir die vielscitig<br />
eiiisatzfahigen Lithiumakkumulatoreii<br />
vor den priinar fur ESF-Anwendungen konzipierten<br />
Natriumbattcricn diskutieren, be-<br />
vor wir diesen Aufsatz niit einem Vergleich<br />
vcrschiedener Akkurnulatoren beschliefsen<br />
werden. Anfangcn wollen wir jedoch rnit ei-<br />
ner kurzen Einfuhrung uber nichtwfllrige<br />
Elcktrolyte.<br />
NichtwaBrige<br />
Batterie-Elektrolytlosungen<br />
Das elektrochcniische Stabilitatsfenster, d. h.<br />
die Reduktions- und Ox-idatioiisst-abilitat<br />
ntifiriger Elektrolytl
losung uiitcrbindct, also als Lithium-loncn-<br />
Sieb fungiert. Da sich dieser Film, als Zwi-<br />
schenphasc an der Grenzflache von Elektro-<br />
lyt und Elcktrode, in crstcr Nahcrung wie ein<br />
Festelektrolyt fur Lithiumkationen verhalt,<br />
wird er als Solid Electrolyte Interphase, SEI,<br />
bczcichnct. Der Dcckschiclitaufbau ist als<br />
Korrosionsreaktion mit irrcvcrsiblcn Lithi-<br />
um und Elektrolytverlusten verbuxiden, al-<br />
lcrdings crmoglicht dicscr Film ubcrhaupt<br />
erst den Einsat7 des Lithiums als Aktivmasse<br />
in <strong>Batterien</strong>. Wegcn dieser besonderen Be-<br />
deutung waredsind die Bildungsreaktionen<br />
und die Zusaniniensctzung dcs Schutzfilms<br />
der Gegenstand vieler Untersuchungen. Im<br />
Fall der hislang hauptsaclilich verwendeten<br />
organischen Elcktrolytc hcrrscht inzwischen<br />
generelle Ubereinstimmung, dai3 die Filmc<br />
ails - je nach Elektrolytzusammensetzung<br />
vcrschicdcnen - organischen (polymeren und<br />
oligomeren) und anorganischen Zersetzungs-<br />
produkten (z. B. Li2CO3 oder LiF) bestehen<br />
(Abbildung 2).<br />
Die reaktionsfreudigeren hiiheren Homolo-<br />
gen des Alkaliinetalls Lithium, z. B. das Na-<br />
trium, schcidcn in Kombination mit organi-<br />
schen Flussigelektrolyten aus, da die gebil-<br />
deten Clektrolytzersetzungsprodukte keine<br />
korrosionsstabilen Schutzfilme ausbilden.<br />
Auch leichte Metalle der 11. und 111. Haupi-<br />
gruppe mit stark ncgativeni Elcktrodenpo-<br />
tential, z. B. Mg oder Al, sind wcnig gceignet,<br />
da das Metall aufgrund eines unzureichenden<br />
Ionentransportes ini Film nahezu vollstandig<br />
passiviert. Demgegcnubcr blcibt die Dcck-<br />
schicht auf Li auch nach jahrelanger Lagerzeit<br />
fur Li+-Ionen durchlassig. Fur die Batterie-<br />
chemie ist es ein Glucksfall, dai3 gerade die<br />
Aktivmasse mit der grd3ten spezifischen La-<br />
dung und dem niedrigsten Elektrodenpoten-<br />
tial dicse einzigartigen Filmbildungseigen-<br />
schaften aufweist.<br />
Dic gute Li'~-Kationeii-Leitfahigkeit des<br />
Films ermoglicht cinc Lithiumabschcidung<br />
aus geeigneten organischen Elektrolyten.<br />
Diesc Rcaktion 1Zflt sich aber nur unvollkom-<br />
men fiir eine wiederaufladbare Lithiumme-<br />
tall-Zelle nutzen. Weil die Deckschichten<br />
dem Li+-Ionen-Transpoit cinen Widerstand<br />
entgegensetzen, fiiidet die Lithiuniabschei-<br />
dung bevorzugt (also mit stark erhohten<br />
Stromdichten) in Regionen mit weniger aus-<br />
gepragten Dcckschichten statt, und es kommt<br />
zur Bildung von nadelfiirmigem, sogenann-<br />
tem dendritischem Lithium. Durch teilweisen<br />
rnechanischen Abbruch oder elektrische lso-<br />
lation - letzteres entspricht einer Abkapse-<br />
Chemie in wwrer &it / 33. Jahrg. 1999 / A%. 6<br />
1<br />
WiederaEfladbav-e Battel-ien<br />
Hochternperatursysteme (Na)<br />
1<br />
L<br />
WaRrige H,SO,, bzw. KOH<br />
Li-org. Flussigelektrolyi<br />
Li-Polyrnerelektrolyt<br />
lung eincs Tcils des Dcndriten durch dcs Ein-<br />
dringeri von Deckschichten in das Volumen<br />
des Dendritenkorpei-s - stehen die Lithiuni-<br />
dendriten fur einc Wicdcrauflijsung bci der<br />
Entladung nicht vollstandig zur Verfiigung.<br />
Ublicherweise laflt sich nur eine maximale<br />
Ladceffizicnz von 99 % crreichen. Zusatzlich<br />
sind die mit der fortlaufenden Ahscheidung<br />
und Wiederaufliisung sich dauernd veran-<br />
dernden Elektrodenoberflachen des metalli-<br />
schen Lithiums nur um dcn Prcis fort-<br />
wahrender Filmbildung zu schutzen. Dabei<br />
werden durch die Irreversibilitat der Filtnbil-<br />
dungsreaktion nichtleitcndc Produkte dcr<br />
Elektrolytzersetzung angehauft, d. h. groOe<br />
Mengen an Lithium und Elektrolyt gehen<br />
irrcversibel verlorcn.<br />
Um trotz der verringertcn Ladeeffizienz eine<br />
verniinftige Cyclcnlebensdaucr in cincr wic-<br />
deraufladbaren Zelle zu erzielen, sind<br />
ciitsprcchcndc Elektrolyt- und Lithium-<br />
uberschiisse notwendig, typischerweise z. B.<br />
cin vicrfacher Lithiumuberschufl. Dennoch:<br />
Auch niit dem 7,usitzlichen Ballast an Lithi-<br />
um und Elektrolyt in der Zelle ist die prakti-<br />
schc spczische Energie mit ca. 120-150 Wh<br />
kg-' immer noch sehr aitraktiv fiir eine An-<br />
wcndung als Hochcncrgic-Akkumulator. Die<br />
schon in den 70er Jahren einsetzenden vielfal-<br />
sper. Leitfahigkeit I d.crn"<br />
321<br />
Abb. 1. Leitfahigkeiten von nichtwal3rigen<br />
und wafirigen Elektrolytsystemen. Der<br />
schraffierte Bereich bei den Polymerelek-<br />
trolyten kenmeichnet Hybridelektrolyte,<br />
d. h. organische Flussigelektrolyte, welche<br />
in einer Polymermatrix immobilisiert sind<br />
(Details im Text).<br />
,4bb. 2. Schematische Darstellung des Films<br />
:d Lithium in organischen Elektrolyten.<br />
Ein ahnlich zusammengesetzter Film kann<br />
auch bei Li+-Einlagerungselektroden wie<br />
Lithiumlegierungen (Li,M) und Lithi-<br />
um/Kohlenst<strong>of</strong>f-Einlagerungsverbindun-<br />
gen (Li,C,) beobachtet werden.<br />
tigcn Bcmiihungen, Lithiumzellen wieder-<br />
aufladbar zu machen, z. B. mit Li-Ti&, Li-<br />
MoS2- oder Li-MnOl-Zellen, sind allerdings<br />
iiur bedingt erfolgreich gcwesen. Die Griinde<br />
dafiir licgen weniger in der ,,Funktionstuch-<br />
tigkeit" als in der mangelnden Sicherheit der<br />
Lithiumnietall-Elektrode. Die wahrend der<br />
Cyclisierung gchildctcn Dendriteii sind im<br />
Gegensatz zur anfanglich eingebauten kom-<br />
pakten Lithiumfolie auflerordentlich feintei-<br />
lig und weiscn somit einc gr<strong>of</strong>lc chemisch re-<br />
aktive Oberfliiche auf. Bei (lokaler) Uberhit-<br />
zung der Zelle, z. B. durch ein Durchwachsen<br />
dcr Dendriten zur positiven Elektrode<br />
(Kurzschlufl!), kann der Schmelzpunkt von<br />
metallischern Lithium (ca. 180 "C) leicht<br />
uberschritten werden. Geschmolzenes Litlii-<br />
um ist cnorni rcaktiv, da beini Schniclzen die<br />
oben beschriebenen dunnen Deckschichten<br />
aufbrcchen. Es cntsteht ein direkrcr Kontakt<br />
zum organischen, meist leicht entflammbaren<br />
Elektrolyten, womit ein cxplosionsartiges<br />
Durchgehen (thermal runaway) der Zelle<br />
nicht mehr ausgeschlossen ist. Auch verschie-<br />
dene Sicherhcitsvorkchrungen, z. B. das Ein-<br />
bringen eines speziellen mikroporbsen Sepa-<br />
rators, wclchcr ein Durchwachsen der Dcn-<br />
driten stark behindert sowie bei Uberhitzung<br />
der Zelle schniilzt und die Mikroporen<br />
schliei3t (Shutdown-Separator), d. h. einen
322 <strong>Wiederaufladbare</strong> <strong>Batterien</strong><br />
3a<br />
speritische Ladung Ladungsdichte<br />
4000 4000<br />
9 3000 3000 ><br />
5 2000 2000 2<br />
1000 1000<br />
0 0<br />
3b<br />
r<br />
'0<br />
X<br />
SDedsche Ledurm Ladunasdiihte<br />
1000 lC00<br />
ir 500 51 10<br />
U<br />
0 0<br />
Abb. 3. Spezifische Ladungen und Ladungsdichten von Aktivmassen fur Lithium-Zellen. a) Negative Massen: Die Werte fur Li+-Eir lage-<br />
rungsverbindungen beziehen sich zum besseren Vergleich mit Li-Metal1 auf den lithiumhaltigen Wirt. Die praktisch erreichbaren 1Verte<br />
sind je nach Aktivmasse und Elektrodenfertigung geringer. Li4 bezeichnet einen vierfachen Uberschuf3 an Li-Metall, der fur eine airsrei-<br />
chende Cyclenzahl in einem Akkumulator eingesetzt werden mui3. b) Positive Massen: Die Werte beriicksichtigen die eingeschrankt : Re-<br />
versibilitat einiger Verbindungen.<br />
weiteren elektronischen und ionischen Kon-<br />
takt zwischen den Elektroden unterbindet,<br />
haben nur teilweise die Sicherheitsbedenken<br />
ausraumen konnen. Bis heute haben deshalb<br />
wiederaufladbare Zellen mit metallischer<br />
Li-Elektrode nur sehr eingeschrankt Veerwen-<br />
dung gefunden.<br />
Lithium-lonen-Akkumulatoren<br />
Der wirkliche konimerzielle Durchbnich der<br />
wiederaufladbaren Lithiumbatterie wurde<br />
erst mit der Markteinfiihrung einer Zelle<br />
erreicht, welche ganzlich auf nietallischcs Lit-<br />
hium vcrzichtet, die Lithium-Ionen-Zelle.<br />
Anstelle des metallischen Lithiums werden<br />
Li+-Speichermaterialien wie lamellare Koh-<br />
Icnst<strong>of</strong>fc, Ubcrgangsmetalloxidc oder mit Li-<br />
thium legierende Metalle ah negative Aktiv-<br />
massen eingesetzt, welche reversibel Li+-<br />
Ioncn aufnchmen oder abgebcn konnen. Die<br />
positiven Li+-Ionenladungen werden durch<br />
Elektronenaufnahrne des Wirtmaterials neu-<br />
tralisiert. hi Vergleich Zuni metallischcn Li<br />
erniedrigt die Verwendung eines inaktiven<br />
Wirtinaterials die theoretischen Werte fur die<br />
spezifische Ladung/Ladungsdichte meist be-<br />
trachtlich (Abbildung 3a). Da die Lithium-<br />
Aktivitat in den Einlageningsverbindungen<br />
(haufig auch Insertions- oder Intercalations-<br />
verbindungen genannt) kleiner als die des<br />
metallischcn Lithiums, also kleiner 1 ist, wird<br />
auch das Elektrodenpotential je nach Lade-<br />
zustand zu wcniger ncgativcn Wertcn vcr-<br />
schoben (Abbildung 4). In Li+-Einlagerungs-<br />
verbindungen liegen nicht Lithiuinatome,<br />
sondern die sehr vie1 kleineren Li+-Ionen vor.<br />
Deshalb kann die Packungsdichte von Lithi-<br />
um in scincn ,,Legierungen" (Li,M) wie LiAl<br />
oder Li22Sng - eigentlich wohldefinierte in-<br />
termetallische Phasen - vergleichbar und ge-<br />
Chemie in itnsemr Zeit / 33. Jahrg. 1999 / Nr. 6<br />
legcntlich sogar hoher sein als in metalli-<br />
schem Lithium, so daB viele Lithiumlegierun-<br />
gen dem inetallischen Lithium aquivalente<br />
Ladungsdichten haben. Bei der Auslcgung<br />
von Zellen ist auch zu berucksichtigen, daO<br />
eine negative Elektrode aus Li-Metal1 wegen<br />
der inaxiinalen Ladungseffizienz von nur<br />
- 99 "/o urn einige 100 uberdimensioniert<br />
sein muB, um grlii3ere Cyclenzahlen zu errei-<br />
chen (Rbbildung 3a). Die tatsachlichen Ener-<br />
gicdichtcn von Akkumulatoren mit Lithium-<br />
metall-Elektrode konnen daher deutlich ge-<br />
ringer sein als die von Zellen mit ciner<br />
Li+-Einlagerungsverbindung.<br />
4<br />
-<br />
0 -). h)<br />
I Li Metali = LilGraphit<br />
LAI<br />
Li I Koks<br />
-1 LiWo,<br />
Potential E I V<br />
Die Iithiumlegierungen, die wegen ihre - ho-<br />
hen Ladungsdichte gegenuber anderen Li+-<br />
Eiiilagerungsverbindungen fur einen Ei isatz<br />
als Negative bevorzugt warm, leiden jedoch<br />
unter betrachtlichen Struktur- und 77olu-<br />
nienanderungen (-100 bis 300 %!), w,:lche<br />
bei Einlagcruiig groi3cr Lithiumnicngcn ent-<br />
stehen. Infolge der damit verbundenen me-<br />
chanischen Beanspruchung weisen sie nur<br />
cine gcringe Cyclenstabilitat auf. Bci der Li+-<br />
Einlagerung in graphitische Kohlensi <strong>of</strong>fe<br />
wird hingegen typischerweise nur maximal<br />
ein Li jc scchs C-Atome in vorgcgcb
Wied era& f la d bare Batte rien<br />
5a 5b<br />
E E Li+ < > Li+<br />
Li,C, A C, + xLi+ + xe- Li,-,MO, + xe- + xLt 7 LIMO,<br />
'L<br />
Negative Elektrode Elektrolyt Negative Elektrode Elektrolyt ositive<br />
E<br />
Zellreaktion: L$-xM02 + Li,C, 7 LiM02 + C,<br />
Sauerst<strong>of</strong>f Kohlenst<strong>of</strong>f -<br />
Entladung<br />
Metall Lithium -.ICI Ladung<br />
Abb. 5. a) Prinzip der Entlade und Ladereaktionen in Lithium-Ionen-Zellen, b) Bildung von elektronisch isolierenden, aber<br />
lithiumionenleitenden ,,Zwischenphasen" zum Elektrolyten.<br />
was nur geringe Struktur- und Volumenande-<br />
rungeri (- 10 %) zur Folge hat. Unter den<br />
moglichcn ncgativen Einlagerungsmaterialien<br />
verfiigen die Lithium/Graphit-Einlagerungs-<br />
verbindungen (LiCh) damit iiber eine einzig-<br />
artige Form- und Cyclcnstabilitat (2 1000<br />
Cyclen).<br />
Konibinicrt man cine solche Lit-Einlagerungsverbindung<br />
mit einer zweitcn zur Li+-<br />
Abgabe faliigen Wirtelektrode, erhalt man<br />
einc Lithium-Ioncn-Zelle. Beim Laden werdcn<br />
Li+-Ionen und die cntsprechenden Elektrmen<br />
aus der positiven Elektrode (0) in die<br />
negative Elektrode (0) ,,gepumpt". Beim<br />
Entladcn flicfien Elcktronen und Ionen unter<br />
Energieabgabe wieder zuriick. Das bcdcutet:<br />
Die Wirtelektroden - nicht die Lithiumloncn<br />
- siiid die redoxaktiven Koiiiponenten<br />
in der Zelle. Dem nichtwaiirigen organischcn<br />
Elektrolyten fallt in1 wesentlichen die Aufgabe<br />
des Li+-Ionentransfers zwischeii den<br />
Elektroden zu. Mannigfaltige Kombinationcn<br />
von Einlagerungselektroden zur Konstruktion<br />
von Lithium-Ionen-Zellen sind im<br />
Prinzip nioglich, uiid viele davon wurden untersucht.<br />
Unter Berucksichtigung voii Kritcrien<br />
wie einer ausreichenden Formstabilitat<br />
dcr Elektrodcn sowie von hohen Werten fur<br />
Energiedichte, Zellspannung und Cyclenzahl,<br />
uiid letztlich auch einem unkomplizierten<br />
Zusammenbau der Zclle aus zwei luft-<br />
Chemie i?a unsererZeit /33. Jdhrg. 1999/N~ 6<br />
und feuchtigkeitsbestandigen Verbindungen<br />
hat nur das System, welches aus ciner Koh-<br />
lenst<strong>of</strong>f-Negativen und einer positiven Elek-<br />
trode vom Typ LiM02 (M = Co, Ni, Mn,<br />
oder dotiertc bzw. gemischtc Oxidc suf der<br />
Basis dieser Metalloxide) besteht, weite Ver-<br />
breitung gefunden (Abbildung 5a).<br />
Die positiven Aktivmassen LiM02 (M = Co,<br />
Ni, Mn), welche die Funktion der Lithium-<br />
quelle bei der Ladung ubernehmen, verfiigen<br />
uber ein hohes Redoxpotential fur die rever-<br />
sible Lithiumabgabe (Abbildung 4) und kon-<br />
ncn soniit zusammen mit einer Graphit-<br />
Negativen eine hohe Zellspannung gewahr-<br />
leisten. Analog zum Graphit liegt auch bei<br />
dcn LiMO2-Positiven (z. B. bei M = Co, Ni)<br />
<strong>of</strong>t einc Schichtstruktur vor (vgl. Abbildung<br />
5). Im Vergleich zu den negativen Aktiv-<br />
massen (Abbildung 3a) ist die spezifische La-<br />
dung der LiMO2-Masscn (Abbildung 3b)<br />
deutlich geringer, da nur wenig mehr als 0,5<br />
Li/M revcrsibel cxtrahicrt werdeii konnen.<br />
Mit zunehmender Delithiierung im 1,aufe der<br />
Ladung dcr Zelle steigt das Oxidations-<br />
vermogen der Oxide, so daii oxidativc Zersct-<br />
zungsreaktionen init dern Elektrolyten domi-<br />
nierend werden, wclche auch die Funktion<br />
der Elektrode beeintrachtigen kiinnen. Zu-<br />
dem kann die Positive bei hoheren Lithium-<br />
abgaben auch erhebliche irreversible struktu-<br />
relle Schidigungen erleiden. Die praktischeri<br />
323<br />
spezifischen Ladungen der LiM02-Massen<br />
licgeii deshalb ublicherweise zwischen<br />
-110- 160 Ah kg-' (bezogen auf das Gcwicht<br />
des jeweils eingeset2,ten Oxids). W'irti derzeit<br />
noch vorwiegend LiCoO2 verwendet, geht<br />
der Trend aus okologischen und okono-<br />
mischen Grunden hin zu Manganoxiden.<br />
In koninicrziellen Lithium-Ionen-Zellen<br />
werden hauptsachlich Fliissigelektrolyte auf<br />
der Basis aprotischer organischer Donorlij-<br />
sungsmittel wie Ethylencarbonat oder Pro-<br />
pylencarbonat verwendet, welche gut losliche<br />
Lithiunisalze mit gr<strong>of</strong>len Anionen, z. B.<br />
LiPF6, LiBF4 oder LiN(S02CF3)2, enthal-<br />
ten. Weil die Viskositat cines solchen Elcktro-<br />
lyten bei tiefen Temperaturen zu hoch ist,<br />
wird meist noch eine niedrigviskose, aber<br />
auch leichter fluclitigere und entflaminbarere<br />
Komponente wie Dimethylcarbonat oder<br />
Diethylcarbonat beigemengt. Der Elektrolyt<br />
nimmt als inaktivc Masse an dcr cigeiitlichcn<br />
Lade-/Entladereaktion nicht teil, so daii er als<br />
sehr dunne Schicht, z. B. auch als polyinerer<br />
Film ausgelegt werden kann. Der Einsatz von<br />
,,fcsten", aber formflexiblen Polymerelektro-<br />
lyten wird schon seit Jahrzehnten propagicrt.<br />
Neben der Moglichkeit zu flexibilen und fla-<br />
chen Zcllkonstruktionen (2. B. Diinnschicht-<br />
zellen im Kreditkarten-Format) kann damit<br />
auch das Auslaufcn eincs Fliissigclcktrolyten<br />
vermieden werden. ,,Echte" Polymerelcktro-
324 Wiederaufladbdre Battcrien<br />
lyte, d. h. Lithiurnleitsalze, welche in Poly-<br />
mere ohne niederinolekulare Anteile wic<br />
langkcttige fcstc Polycthylcnoxidc cinge-<br />
bracht sind, weisen jedoch noch keine be-<br />
friedigenden Leitfahigkeiten bei Umge-<br />
bungstemperatur auf (Abbildung 1). In] Mit-<br />
telpunkt des Intercsses stehen deshalb<br />
Hybrid-Elektrolyte oder Gel-Elektrolyte,<br />
die zu ca. 50 % klassische fliissige organischc<br />
Elektrolyte in Matrixsystemen wie Poly-<br />
acrylni tril oder Pol~vinylidenfluorid (PVDF)<br />
enthalten. Die Elektrolytleitfihigkeiten, aber<br />
auch die clektrochemischcn Rcaktioncn die-<br />
ser Polymer-Flussig-Hybride, erreichen na-<br />
hem die der zugrundeliegenden fliissigen Lo-<br />
sungsmittcl. Einc Scriciiproduktioii von Li-<br />
thium-Ionen-Zellen mi, Hybrid-Elektrolyten<br />
aut der Basis \ion PVDF sol1 noch 1999 rea-<br />
lisiert werden.<br />
Zusatzlich 7.u den dihkutierten Materialeigen-<br />
schaften wie Ladungsdichte und Redox-<br />
potential fur die reversible Lithiumaufnahme<br />
sind insbesondere Vorgange an den Grenz-<br />
flichen von Elektrode und Elektrolyt Lei der<br />
Auswahl dcr aktivcn Matcrialicn maflgeblich.<br />
Schon bei der Lithiummetall-Elektrode WUT-<br />
de die zcntrale Bedeukq des elektronisch<br />
isolier-enden SEI-Films an dcr Crcnzflachc<br />
von Elektrode zu Elektrolyt ersichtlich, wel-<br />
cher die Elektrode vor anhaltender Korro-<br />
sion schiitzt, aber weiterhin fur Li+-Ionen<br />
durchlassig blcibt. 111 4 V-Lithium-Ionen-<br />
Zellen mui3 neben der starken Reduktions-<br />
wirkung der Negativen auch dic Oxidations-<br />
kraft dcs positivcn Aktivmatcrials beachtet<br />
werden, d. h. sowohl auf der Kohlenst<strong>of</strong>f-<br />
und als auch auf der LiM02-0berflaclie<br />
wcrdcn schiitzcndc E'ilrne gcbildet (Abbil-<br />
dung jb). Anders als beirn rnetallischen Lithi-<br />
um werden diese Filme aber nicht beini Kon-<br />
takt mit den1 Elcktrolytcn, soiidcrn in situ bci<br />
der ersten Ladung aufgebaut. Der entspre-<br />
chende irreversible Material- und Ladungs-<br />
verlust iiiui3 bci dcr Auslegung der Zclle<br />
beriicksichtigt werden. Auch ein betracht-<br />
licher Teil der Selbstcntladung dcr Litliium-<br />
Ionen-Zellc ist durch solchc irrcversiblen Re-<br />
aktionen bedingt.<br />
Bei den wa8rigen Systernen sind die Verluste<br />
durch Selbstentladung weitgehend revcrsibcl,<br />
und auch die Wasserwrluste bei durch Gasen<br />
bedingter Selbstentladung konnen durch den<br />
02-Kreislauf regcnericrt werden (sichc 'lkil<br />
I). Bei den Lithiurn-Ioncn-Zellen sind die<br />
Verluste durch Selbstcntladung jcdoch zu ci-<br />
nem nicht unbetrachtlichen Teil irreversibel,<br />
stehen also in den Folgecyclen nicht wieder<br />
Chemie m iitzscrcr Zcrt 133. Jdq. 1999 / IVK 6<br />
Abb. 6. a) Diinnschichtelektroden-Stapel fur Lithium-Ionen-Zellen, b) Zylindrische Zc lle<br />
(Details: siehe Text), c) Prismatische Zelle, d) Lithium-lonen-Zellen und Battery-Pac t5,<br />
e) Entladekurve einer zylindrischen 4/3 AA Zelle (C-LiCoO2) bei 700 mA. [b) - e): Que le:<br />
Sonyl<br />
vollstandig zur Verfiigung. Vielc Aktivititen<br />
in Forscliung und Entwicklung konzentrie-<br />
ren sich deshalb auf ein besseres Verstandnis<br />
fur die Filmbildungsvorgange sowie auf die<br />
Auswahl, Synthese und Modifizierung von<br />
aktiven Materialien und Elektrolytbcstand-<br />
teilen in Lithium-loncn-Zcllcn, um die ir1.c-<br />
versiblen Verluste ZLI minimieren.<br />
Die Grenzflache der Kohlenst<strong>of</strong>felektrn ie<br />
(@) ist recht ausfuhrlich untersucht worden.<br />
Das Potciitial dcr gcladcncn Graphitclektr I-
de ist um nur ca. 100 mV positivcr als das des<br />
Lithiummetalls (Abbildung 4), und so tritt<br />
auch hier eine entsprechende Filmbildung<br />
auf. Diese Filme miisseii cin so effektives Lit-<br />
hium-Ionen-Sicb sein, dafi die aufgrund der<br />
starken attraktivcn Wechselwirkungen zwi-<br />
schen Li*-Kation und dern Donorlosungs-<br />
mittcl thcrniodynamisch bcgiinstigtc gcmcin-<br />
same Einlagerung von Li+-Katiouen zusam-<br />
men niit dcr Solvathiille verhindcrt wird.<br />
Dcnn solvatisicrtc Lithiumkationen sind<br />
mehr als 1000 '% griil3er als unsolvatisierte<br />
und koiinen soniit bei dcr Einlagerung die<br />
Schichtstruktur dcs Graphits aufsprengcn,<br />
d. h. die Elektrode zerstiiren. Derzeit gibt es<br />
Iiur sehr wenige Elektrolyte, welche iiber eine<br />
entsprcchciide Filnibildung dic Solvcns-Co-<br />
Intercalation vermeiden. Vcriiffentlichte Da-<br />
ten zur Filmbildung auf der Positiven sind<br />
eher seltcn. Nichtsdcstotrotz ist ein langfristi-<br />
ger Kontakt eines organischen Elektrolyten<br />
mit einem Elektrodenmaterial, welches bei<br />
der Ladung cin Potential von 4,3 V vs. Li/Li+<br />
iiberschreitet (zur Veranschaulichung: dieses<br />
Potential entspricht etwa dem Oxidations-<br />
vermogen von elementarem Chlor), nicht<br />
ohnc dic Ausbildung einer vor Oxidation<br />
schutzenden Zwischenphase (z. B. aus isolie-<br />
reriden Li-, Co-, Ni- oder Mn-Verbindun-<br />
gen) vorstellbar.<br />
Die Zellrcaktion dcr Lithium-loncn-Zellc<br />
basiert auf hochreversiblen Li+-Einlage-<br />
rungsreaktionen, und somit sind mehr als<br />
1000 Tiefentlade-/Lade-Cyclen ohm weite-<br />
res crrcichbar. Die Gcschwindigkeit der Ein-<br />
und Auslagerung ist jedoch durch den relativ<br />
langsamen Transport von Lithiumkationen in<br />
den jcwciligen Fcstkorper-Elcktrodcn limi-<br />
tiert. Um eine verniinftige praktische Lei-<br />
slung zu erzielen, ist die Venvendung von<br />
Dunnschichtelektroden erforderlich, welche<br />
gestapelt (Abbildung 6a) und dann gewickelt<br />
in die Zelle eingebracht werden (Abbildung 6<br />
b-d, vgl. dazu auch Abbildung 11, 1. Teil die-<br />
ses Aufsatzes). Bci einer Entladespannung<br />
von ca. 4-5 V (Abbildung 6e) erreichen Lithi-<br />
um-Ionen-Zellen im Vergleich zu anderen<br />
Akkurnulatoren unschlagbare spezifische<br />
Energien von 120-130 Wh kg-'. Durch die<br />
voluminosen Wirtniaterialicn ist die Uber-<br />
legenheit bei den Energiedichten (ca.<br />
350 Wh L-') etwas wcniger deutlich.<br />
Nach der Markteinfiihruiig der Lithiuin-<br />
Tonen-Zelle im Jahr 1991 durch Sony zielten<br />
die weiteren Bemuhungen hauptsachlich auf<br />
einc VcrgroBerung der Energicdichten durch<br />
die Entwicklung neuer aktiver Materialien<br />
Chemie in umerer Zeit / 33. Jahrg. 1999 i IVX 6<br />
Wiedevazifladbave <strong>Batterien</strong> 325<br />
niit hohcrcr Speichcrkapazitat fur Lithium.<br />
Obwohl die vergleichsweise geringen spezifischen<br />
Ladungen des positiven Elektrodenmaterials<br />
der cigentlichc Flaschenhals bei der<br />
Erzielung hiiherer Energieinhalte in Lithium-<br />
Ionen-Zellen sind, wurdcn die groi3ten Anstrengungen<br />
bisher auf der Seite der Negativen<br />
untcrnommen. Wahrend dic crsten praktikablen<br />
Kohlenst<strong>of</strong>fe (0) nur spezifische<br />
Ladungen von ca. 50 YO dcs Graphits (372 Ah<br />
kg-', bezogen auf das Gewicht des Graphits,<br />
339 Ah kg-', bezogen auf LiC6) erreichten,<br />
konnen neuere Kohlenst<strong>of</strong>fmaterialien zum<br />
Graphit aquivalcntc oder bczogcn auf das<br />
Gewicht sogar deutlich hiihere Lithiummengen<br />
speicherii. Die Grundidee hinter dieser<br />
Entwicklung ist dic gczielte Synthcse von<br />
Kohlcnst<strong>of</strong>fen, welche neue oder zusatzliche<br />
Plitze fur die Unterbringung des Lithiums<br />
anbieten, z. B. in Mikroporen des Kohlenst<strong>of</strong>fniaterials.<br />
Ein anderes Konzept, gr<strong>of</strong>le Lithiummengen<br />
in dcr negativen Elektrode zu speichern, geht<br />
vo~i Metallen aus, die Lithiumlegierungen<br />
bilden konnen (vgl. Abbildung 3a). Wahrend<br />
konveiitionclle Mctallclcktrodcn wegen der<br />
rnit. den gr<strong>of</strong>len relativen Volumenanderungen<br />
von einigen 100 "/O verbundenen mechanischcn<br />
Zerstiirung des Wirtcs nur ein geringes<br />
Cyclenleben hervorbringeii, konnen<br />
durch morphologischcs und chcmischcs<br />
Design deutlich langere Cyclenlebensdauern<br />
erreicht werden. So ertragen feinkornige<br />
Wirtmetalle wegeii der wesentlich klcineren<br />
absoluten Reaktionszonen bci der Lithiumein-<br />
und -auslagerung die Volumenanderungen<br />
erheblicli besser als grobkornigere. Eine<br />
weiterc Herabsetzung dcr makroskopischcn<br />
Scherkrafte kann durch den Einsatz subrnikro-<br />
oder nanostrukturierter Metallphasengcmische<br />
crrcicht werdcn. In Analogie zur<br />
Wasserst<strong>of</strong>f-Speicherlegierung in Nickel-Metallhydrid-Akkus<br />
konnen diese als Lithium-<br />
Speicherlegierungen bezcichnet werdcn. Je<br />
nach Rcaktivitat rcagieren zu einem bcstimrnten<br />
Betriebszeitpunkt nur bestimmte<br />
Phasen der Metallmatrix, wahrend die aiideren<br />
direkt benachbarten Phascn nicht mit Lithium<br />
legieren und so den mechanischen Verbund<br />
dcr Elektrodc stutzen. Ein auf diescm<br />
Matrixprinzip basierender Prototyp einer Lithium-Ioncn-Zellc<br />
mit Sn (0, cingcbcttct in<br />
eine wenig reaktive Oxidmatrix) und<br />
LiCoO2 (0) als Rktivmassen wurde vor<br />
mehr als drei Jahren von der Fa. Fujifilm<br />
Celltec (Japan) vorgestellt und hat wegen der<br />
gegenuber der klassischen Kohlenst<strong>of</strong>f-1,i-<br />
Co02-Zelle um ca. 15-20 % hoheren Ener-<br />
7<br />
Abb. 7. Modul einer ESF-Batterie (rechts)<br />
auf der Basis von zylindrischen Lithium-<br />
Ionen-Zellen (links). Acht Rundzellen (410<br />
mm lang, 67 mm 0, 3,3 kg) sind in eincm<br />
Modul(440 mm x 150 mm x 290 mm, 29 kg,<br />
94 Ah) zusammengefaflt. Zwolf dieser<br />
Module ergeben die Batterie (385 kg, 345 V,<br />
35 kWh). Die Batterie wird in Nissan<br />
(R'nessa bzw. Altra EV genannten) ESF-<br />
Prototypen verwendet. [Quelle: Sony bzw.<br />
Nissan]<br />
giedichte betrachtlichcs Aufschcn crrcgt. Ob-<br />
wohl die Entwicklungsaktiviraten fur diescs<br />
System Anfang 1998 wegen zu gr<strong>of</strong>ler irrc-<br />
vcrsibler Kcaktioiieii wieder eingestellt wer-<br />
den mufiten, wird derzeit erwartet, dad dic<br />
Lithiuxnlegierungen der Schliissel zu eirier<br />
neuen lcistungsfahigcrcn Gcneration von Li-<br />
thiun-Ionen-Zellen sein werden.<br />
Sicherheit<br />
von Lithium-lonen-Zellen<br />
Kleinc Geratebattcricn odcr groi3c ESF-<strong>Batterien</strong><br />
durchlaufen vor der Eirifiihrung in den<br />
Consumer-Bereich oder auch in der einfaclien<br />
Qualitatskontrolle wahrend der Scrienproduktion<br />
umfangreiche standardisierte Sicherheitstests.<br />
Neben dem elektrischen Verhalten<br />
wird z. B. auch dic ,,Gutmiitigkeit"<br />
gegenuber Feuer, Hitze oder mechanischer<br />
Gewalt kontrolliert. Das Gefahrenpotcntial<br />
is1 um so grokr, je holier die Energiedichte<br />
und jc rcaktiver dic Komponentcn sind. Von<br />
diesem Standpunkt aus verdient die Sicherheit<br />
von Lithium-Ionen-Akkuinulatoren bcsondere<br />
Beachtung. Die hochrcaktiven Elektroden<br />
sind namlich nur kinerisch, d. h. durch<br />
passivierende Oberflachenfilmc, gcgen einc<br />
plotzliche Reaktion mit dem organischen,<br />
Icicht cntflammharcn Elcktrolytcn gcschutzt.<br />
So sollte auf jeden Fall ein Betriebszustand<br />
dcr Lithium-Ioneii-Zelle vermieden wcrden,<br />
der ein plotzliches Aufbrechen der Filrne begunstigt,<br />
also z. B. eine Uberladung oder<br />
TJberentladung. Der auf die H2- b7.w. 02-<br />
Ehtwicklung bciuhende cheinischc Ubcrl'i-
326 Wiederaufludbure <strong>Batterien</strong><br />
de- urid Uberentladcschutz in wiflrigen<br />
Elektrolyten kann namlich in den nicht-<br />
vdrigen Lithiurnzellen nicht realisiert wer-<br />
den. Die Entladung und Ladung voii Lithi-<br />
um-Ionen-Zellen mu13 elektroiiisch uber-<br />
wacht urid geregelt werden. Zusitzlich sind<br />
Safety-deviccs wic Sicherheitsventil und<br />
PTC-Keramik (Abbildung 6 b,c) in das Bat-<br />
tericgehiiusc eingebaut, welche den Elektro-<br />
nenflufi aufacrhalb der Zclle vor dem unkon-<br />
trollierten Durchgehcn untcrbrechcn: Das<br />
Vcntil <strong>of</strong>fnet bei einem thermisch verursach-<br />
ten Gasubcrdruck in der Zelle den iuikrcn<br />
Leiterkreis. Dcr Widerstand in der Keramik<br />
init ,,Positive Temperature Coefficienr"<br />
(!?l'C) wachst mit steigender Temperatur bis<br />
zur Isolation an.<br />
Klcine kinlieiten (typischerweise 1-1 5 Ah,<br />
bis m 9 Zellcn), wic sie in dcn vornehmlichen<br />
Anwendungen fur 1,itliium-Ionen-Zellen wie<br />
Laptops, Mobiltelefone und Camcorder cin-<br />
gesetzt werdcn (Abbildung 6d), haben die Si-<br />
cherheitstcsts gut durchlaufcn. Mit der Gr<strong>of</strong>le<br />
der Batterie, d. h. der Anzahl von Zellcn in ei-<br />
ner Srricnschaltung, wachst der Sicherheits-<br />
aufwand jedoch cnorin. lnsbesondere in<br />
gr<strong>of</strong>iercn Einheiten wie in ESE-<strong>Batterien</strong><br />
(Abbildung 7) wire zusatzlich zu den mecha-<br />
nischen und elcktronischen Schutzvorkeh-<br />
rungen der Einbau cheniischer Sichcrungen<br />
wunschcnswert. Derzeit untersucht werdcii<br />
z. B. bei thermischcr Uberlastung polyineri-<br />
sierende, d. 11. den Elektronen- und lonen-<br />
flufi blockierende Elektrolyte, iiberladefcste<br />
unti ubercntladefcste Elektrodenmaterialieri<br />
sowie schwer entflamnibarc als auch den<br />
Brand erstickende Elelitrolyte.<br />
Hochtemperatursysterne:<br />
Natrium-Schwefel- und<br />
Natrium-Nickelchlorid-<strong>Batterien</strong><br />
Wicdcraufladbare Hochtemperaturbattericn<br />
sind fur Anwendungcn in der Elektrotrak-<br />
tion (Antrieb >on ESF) und als ununtcrbro-<br />
chcnc Stromversorgungsanlageri (USV) vor-<br />
gesehen. Die Systcme mit Na als negative Ak-<br />
tivmasse habcn bcsondere Beachtung im<br />
deutschsprachigen Raum gcfunden, iiicht zu-<br />
lctzt wcil deutschc Unternehmen, die ABB<br />
(hlannheim, Natriuni-Schwcfel-Batterie) und<br />
dic AEG Anglo <strong>Batterien</strong> (Ulm, Natriun-<br />
Nickclchlorid-Batterie) an der Entwicklung<br />
beteiligt waren oder sind. Beidc Entwicklun-<br />
gen haben inzwischcn zu gr<strong>of</strong>lforinatigen Ex<br />
pcrinientalbatterien getiihrt. Wahrcnd die<br />
Na-NiC12-Rattcric weiterhin als ESF-Battc-<br />
8<br />
Sicherheits- --<br />
E<br />
Zellreaktion: 2Na + XS Na,S,<br />
ric in dcr Diskussion ist, wurden die For-<br />
schungsaktivitaten des Na-S-Systems auf-<br />
gnind von Sicherheitsproblenicn mitrlcrweilc<br />
auf stationare Anwendungen begrenzt.<br />
Der Aufbau der Natrium-Schwefcl-Batteric<br />
ist reclit ungewohnlich, sind doch bei den<br />
Betriebstempcraturcii von 290-330 "C die<br />
schmelzflussigen Aktivmasscn Na (0) und S<br />
(0)<br />
durch einen festen Elektrolytcn getrennt.<br />
Der Festclcktrolyt ist einc Keramik: p"-<br />
A1203 (Na20 . I1 AI20-J vcrfiigt uber eine<br />
Defektstruktur, d. h. nicht alle Na+-Gitter-<br />
platzc sind besetzt und das Na+-Ion kann mit<br />
relariv geringcm Encrgieaufwand zu benach-<br />
barten leeren Gitterplitzen ,,springen" [12].<br />
1st diesc Na+-Beweglichkeit und damit die<br />
Na+-Tonen-Lcitfahigkeit bri Umgebungs-<br />
temperatur fur eine Anwendung als Batterie-<br />
clcktrolyt noch ZLI gering, kann sie bei 300 "C<br />
sogar die Lcitfahigkeiten der waarigen Elek-<br />
trolyte erreichen (Abbildung 1). Die bei der<br />
Entladuiig durch Oxidation gehildeten Na+-<br />
Ionen wandern uber dcn Fcstclektrolyten zur<br />
positivcn Elektrode, wo sie niit dem Schwefel<br />
zum Natriunipolysulfid (NazS,; x = 2-5) rea-<br />
gieren; bei der Ladung verlauft die Rcaktion<br />
in die Gegcnrichtung.<br />
Dcr Aufbau einer der Na-S-Zellc in eiiier<br />
ESF-Batterie ist von der chcmischcn und<br />
thermischcii Aggressivitat der Aktivmassen<br />
und der hohen Betriebstempcratur bestirnmt<br />
(Abbildung 8). Die Romponenten sind in<br />
Dichtung<br />
- Festelektrolyt<br />
Abb. 8. Aufbau<br />
und Zellreak tio-<br />
nen bei Entlxdung<br />
und Ladung einer<br />
Na-S-Zelle.<br />
hcrmetisch dichten (kein Gasen, da nicht-<br />
wd3riger Festelektrolyt!) Zellgefaflen ver-<br />
packt. Urn die Warmeverluste klein zuldten,<br />
wird dic Batteric zusitzlich in eiiiem iuper-<br />
isolierten Stahlgehausc untcrgebracht. .n der<br />
Zelle diem der bccherfiirmige elcktr{)nisch<br />
isoliercnde uiid hitzebestandige Festel :ktro-<br />
lyt als Separator zwischcn den AktivIr assen.<br />
Der Keramikbecher taucht in den fliissigen<br />
Schwcfcl, der in ein elektrisch leitendes Koh-<br />
lenst<strong>of</strong>fvlics eingebracht ist. Innerhal b des<br />
Bechers ist ein unten perforicrter, Na-c urch-<br />
lassiger Sicherheitseinsatz aus Stahl angc-<br />
bracht, dcr die IIauptinasse dcs Na als Ileser-<br />
voir birgt. Zwischcii dcm Einsatz urid der<br />
Keramik entsteht ein ringfiirmiger Ka dlar-<br />
spalt von nur ca. 0,1 min Dicke. Der :birch<br />
die Entladercaktioii verursachte Natriu nver-<br />
brauch in1 Ringspalt wird durch Kapil1;;rwir-<br />
kung aus dem Reservoir ersetzt. Unabl. angig<br />
vom Nivcau im Reservoir halt Inan 50 die<br />
rcagierende Na-Menge und darnit dcn Lade-<br />
und Entladcstrom uber einen grol3en B 2reich<br />
konstant. Da die Festclektrolyt-Kcrani k iiur<br />
bcdingr inechanisch stabil ist, wird Icrner<br />
auch das Ausmai3 ciner direkten Reiktion<br />
von Na und S bei Bruch der Kcramik -. z. B.<br />
huttcrungen im FSF - klein ,;ehal-<br />
ten. Bei der auflerst heftigcn Keaktion von<br />
flussigcm Natriuni urid Schwefel kann ein ge-<br />
fahrlicher Sicherheitszustand, wic ein Aus-<br />
tritt dcr Keaktanden aus dem Stahlgthause<br />
oder ein Brand, abcr nicht imner verir ieden<br />
werden.
Detail<br />
unten<br />
- Stromkollektor (QPol)<br />
- Nickelchiorid<br />
+ Natriumaluminiumchlorid<br />
- Keramikelektrolyt<br />
Wirdrraafladbnre <strong>Batterien</strong> 327<br />
- Natrium Abb. 9. Aufbau und Zellreaktionen im Na- Abb. 10. Uberlade- und Uberentladereak-<br />
-2ellbecher (OPol) NiClz-Akkumulator. [Quelle: AEG-Anglo- tionen des Na-NiClz-Systems. [Quelle:<br />
<strong>Batterien</strong>] AEG-Anglo-<strong>Batterien</strong>]<br />
NiClz + 2Na + 2 NaCl + Ni<br />
I I<br />
"1 do<br />
Entladen Laden<br />
Der Na-S-Akkumulator hat eine Ruhespan-<br />
nung von ca. 2,l V. Die spezifische Energie<br />
erreicht je nach Grdk 90-110 Wh kg-' - bci<br />
gr<strong>of</strong>leren Einheiten ist der relative Gewichts-<br />
anteil von Heizung, Kiihlung und Warmciso-<br />
lation kleiner. Um die Batterie ausgehend<br />
vom Kaltzustaiid iii Bctrieb zu nehmen, mu13<br />
sie uber eine externe Heizung aufgeheizt<br />
werden. Die erreichte Betriebstemperatur<br />
wird durch Heizen und Kiihlcn konstant ge-<br />
halten. I)a der Festelektrolyt eiri Isolator ist,<br />
gibt es keine nennenswcrtc clektrische Selbst-<br />
entladung. Die trot% der Superisolation vor-<br />
Chernie in unsere7- Zeit / 33. Jahrg. 1999 I iVr. 6<br />
10<br />
handcncn bctrachtlichcn Wiirmeverluste<br />
(thermische Selbstentladung), die bei einer<br />
ESF-Battcric in1 Bereich von 150-200 W lie-<br />
gen, miissen jedoch durch eine Heizung - bei<br />
nichtstationarer Verwendung von der Batte-<br />
rie bctrichcn - rcgcncricrt werden. Die Na-S-<br />
Batterie sollte bei Nichtgebrauch stets am<br />
Nctz angcschlosscn scin, uin ein Jinfrieren"<br />
der Aktivmassen durch thermischc Selbstcnt-<br />
ladung zu vermeiden, denn der keramische<br />
Festelektrolyt kann beim Wiederaufschmcl-<br />
Zen erheblichen mechanischen Spannungen<br />
ausgesetzt sein und brechen. Letztlich ist des-<br />
halb die Na-S-Batterie fiir stationire Anwen-<br />
dungcn (USV) vie1 gccigneter als fur die Elek-<br />
trotraktion.<br />
Der Natrium-Nickelchlorid-Akkumulator<br />
kann als eine sicherere Variante deb Na-S-Sy-<br />
sterns angcschcii wcrdcn. Die negative Natri-<br />
uinelektrode und auch der pll-AI203-Feste-<br />
lektrolyt werden heibehaltcn. Als positive<br />
Elektrode wird NiC12, dispcrgicrt in cinen<br />
zwcitcn Elektrolyten, eine NaAlCL-Salz-<br />
schmelzc, vcrwcndct, welche als Na+-Ionen-<br />
Leiter zwischen den Festkiirpern pll-Al203
328 Wie d e ra u flu d ba re Rat t e ri en<br />
11 a 11 b<br />
Abb. 11. a) Aufbau der Na-NiClz-Batterie aus quadratischen Einzelzellen mit 37 mm Kantenlange, b) Doppelwandig vakuumisctlierte,<br />
hermetisch verschlossene <strong>Batterien</strong> mit eingebauter Peripherie (Kuhlung, Heizung). [Quelle: AEG-Anglo-<strong>Batterien</strong>]; Links: Tylp Z5B:<br />
214 Zellen, 204 kg + 8 kg (Peripherie); 17,6 kWh; 276 V; 64 Ah, Kuhlmittel: Luft. Mitte: Typ 211: 348 Zellen, 318 kg + 17 kg (Peripherie),<br />
28,7 kwh; 299,3 V; 96 Ah, Kiihlmittel: Ol/Wasser, Kechts: Typ 212: 448 Zellen, 358 kg + 17 kg (Peripherie), 30 kwh; 288,9 V; 104 Ah, Kuhl-<br />
mittel: WWasser.<br />
und NiClz fungiert. Die Aktivmassen konncn<br />
aus cincm NaCl/Ni-Gcniisch bci dcr<br />
ersten L.adung hergestellt wcrdcn. Der genieinsam<br />
von der - inzwischen zu Daimler-<br />
Chrysler gchorenden - AEG und der siidafrikanischen<br />
Anglo Corp. cntm7ickcltc Akkumulator<br />
erhielt auch die Bexeichnung<br />
ZEBRA-Batterie (Zero Emission Battery<br />
Research Activities). Der Aufbau einer<br />
ZEBRA-Zelle ist mit dern der Na-S-Zelle<br />
vcrgleichbar, allerdings sind die Positionen<br />
von negativer und positiver Aktivniasse Zuni<br />
Festelektrolytcn vertauscht (Abbildung 9).<br />
Der Festelektrolyt ist von einem unten perforiertcn<br />
Stahlmantel umgcbcn, so dafi auch<br />
hie, nur ein dunner Na-Film irn Kapillarspalt<br />
im Kontakt init dem Festelektrolyten ist.<br />
Auch dic Betriebstcniperatur (325 "C<br />
f 50 "C), die Leistungsdaten (>90 Wh kg-',<br />
ca. 1000 Cyclen, ca. 2,6V Ruhespannung,<br />
kcinc elcktrischc, aber thcrmische Selbstent-<br />
Indung), und die Zellperipherie (Warmeisolation,<br />
Heizung, Kiihlung) sind ahnlich. Die<br />
Chemie ist jedoch ganz andcrs (Abbildung<br />
9). Iiiteressant ist, dall dcr Innenwiderstand<br />
der Zcllc wihrend Entladung und Ladung<br />
nicht konstant bleibt, weil sich die elektrochemischc<br />
Keaktioiiszone ausgehend von<br />
der Oberflachc dcs k'cstkiirpcrclcktrolyten in<br />
die positive Fcstkiirperelektrode hineinbewegt<br />
und somit die Lingc dcs lonenstromweges<br />
zwischen Festelcktrolyt und noch<br />
nicht rcagierter Aktivinasse (0) kontinuierlich<br />
erhiiht wird.<br />
Chernie in i.mwuer Zeit / 33. Juhrg. 1999 / Nu. 6<br />
Sollte die die Entlade- und Ladevorgange<br />
steuernde Elektronik ausfallen, bilden sich<br />
sowohl durch oberladung, d. h. nach Vcr-<br />
brauch des NaCI, oder durch Uberentladung,<br />
d. h. nach Erschopfung des NiC12 bzw. des<br />
Na, fur die Sicherhcit dcr Uatterie unbcdenk-<br />
liche Produkte (Abbildung 10). Ris zu einem<br />
gewissen Grad der Uberladung bzw. Uber-<br />
cntladung sind dicsc Rcaktioncn sogar rc-<br />
versibel. Bei einem Bruch der Keramik rea-<br />
giert das flussige Natriuin mit der NaAIC14-<br />
Schmclzc zu Kochsalz und Aluminium.<br />
Diese Reaktion setzt nur ca. 66 % der Encr-<br />
gie der normalen Entladereaktion als Warme<br />
frei. Im Unterschied zur Na-S-Zelle schadet<br />
auch mehrfachcs Abkuhlcn der Battcric<br />
nicht. Die nachfolgende Wiederaufheizung<br />
mufl allerdings vorsichtig iiber mehrere Tage<br />
crfolgen.<br />
Die Batterie ist aus mehreren liundert Zellen<br />
aufgebaut (Abbildung 11). Auch bei eincr<br />
Uberhitzung ist das aus Stahl gefertigte Batte-<br />
ricgehausc bis zu Tcmpcraturen von 600 "C<br />
dicht gegeniiber einem Austritt der Reaktan-<br />
den. Der hohe Sicherheitsstandard der Na-<br />
NiC12-Batterie wurde in harten Crash-Tests<br />
bewiesen, wobei die infolge der mechani-<br />
schen Zcrstorung iiincii ca. 800 "C hciflc Zel-<br />
le durch die gute thermischc Isolation aufien<br />
,,nur" ca. 100 "C warm wurde. Allcrdings trat<br />
etwas AI(OH)3 und HC1 in Rauchforni aus.<br />
Trotz mehr als 110 000 km Fahrstrecke ohnc<br />
Batteriewechscl ist die wcitcre Zukunft dcr<br />
ZEBRA-ESF-<strong>Batterien</strong> ungewifl, d: sich<br />
Daimler-Chryslcr derzeit mchr auf Ilrenn-<br />
st<strong>of</strong>fzellen-betriebene ESF konzentricr -.<br />
Zusammenfassender Verglei ch<br />
der Akumulatoren - Ausblick:<br />
Wirkliche oder verineintliche Entwick lungs-<br />
fortschrittc der wcltwciten Forschung ;- und<br />
Entwicklungsaktivitaten (F&E) bei m icder-<br />
aufladbaren <strong>Batterien</strong> erreichen eine relativ<br />
gr<strong>of</strong>ic Publizitat. Doch der dadurch gtwon-<br />
nene Eindruck tauscht: LaiSt man di: vor-<br />
wiegend als Starterbatterien oder in groineren<br />
stationaren Anwendungen verwendete 1 Blei-<br />
Akkus auflcr Acht, ist dic wcltwcitc Ihrkt-<br />
durchdringung von Akkumulatoren in Con-<br />
sumer-Bereich geinessen an Stuckmhlen<br />
klcin. Bci eincni globalen Gcsamtvclumen<br />
von ca. 40 Milliarden Zellen betragt d: s Ver-<br />
tialtnis von Primarzellen (hauptsi chlich<br />
Leeblanch6 und Alkali-Mangan) zu dci wic-<br />
deraufladbaren Zellen ca. 93 : 7.<br />
Liegt der Akku-Marktanted in Deutszhland<br />
mit etwa 10 % noch recht hoch, ist er in den<br />
USA bei nur ca. 2 YO. In Regionen rnit gcringerer<br />
Kaufkraft liegt er yogar noch d:utlich<br />
daruntcr. Nebcn Kaufkraft und Kauf-rerhalten<br />
bestimmen auch Umweltbewufltsein und<br />
Gewohnheiten dcs Konsumcntcn den Warkt.<br />
In den nachsten 3-4 Jahrcn sol1 sich dic Anzahl<br />
von wiederaufladbaren Battcrier mehr<br />
als vcrdoppeln. Aufgrund der cbcnfalls zu er-
Wiede Y& u fLa dba ye Bat t r vien<br />
wartenden Zunahme bei den Primirzellen term Akkumulatorcii zuriickzufuhrcn. Je<br />
wird dcr Stiickzahlanteil an wiederauflad- riach der fur die An wendung benotigten Zcll-<br />
haren Battericn dann bei voraussichtlich ctwa spaiiiiung bzw. spezifischen Energie/Energie-<br />
IO % des Weltmarktes (Gesamtvolumen von dichte wcrdcn mehrcrc Zellen zu einem<br />
>50 Milliarden Einheiten) liegen. Trotz der Akku-Pack zusammengefailt (Abbildung 12).<br />
intcnsivcn <strong>of</strong>fcntlichcn Diskussion uber bat- Die eingebaute Elektronik kontrolliert und<br />
teriebetriebene ESF ist die erwartete Steige- stcucrt die Zellcn im Pack und kann auch eine<br />
rung hauptsachlich auf den groiien Bedarf der Kommunikation mit dcr Anwcndung crmog-<br />
Consurncr-Elektronik (Computer, Telekom- lichen (sogenannte intelligente Batterp-<br />
munikation) nach immer kleineren und leich- Packs), so dai3 cine Austauschbarkeit mit an-<br />
12<br />
Chemie in mxwr Zct/ /33. Jabrg. 1999/N~ 6<br />
329<br />
deren, in den Leistungsdaten verschiedenen,<br />
Battcricsystcnien gegeben ist. Aufgrund ihrer<br />
unbestrittenen Vortcilc in spezifischer Ener-<br />
gic und Energiedichte (Abbildung 13) wird<br />
dcn wiederaufladbaren Lithiurnbatterien -<br />
derzcit fast ausschlicfilich Lithium-Ionen-<br />
Akkumulatoren - fur hochwertige Anwcn-<br />
dungen im Consumer-Bereich, insbesondere<br />
irn sogcnannteii 3-C-Markt (Camcorder,<br />
Cellular Phone und Computcr), ciiic gr<strong>of</strong>ic<br />
Ybb. 12. Montage<br />
:ines Akku-Packs<br />
LUS Ni-MH-Rund-<br />
!ellen fur Mobil-<br />
elefone. Quelle:<br />
VARTA.
330 <strong>Wiederaufladbare</strong> <strong>Batterien</strong><br />
Zukunft vorausgcsagt. In Japan, dcm groi3ten<br />
Hersteller \on Akkumulatoren, bind die<br />
Lithiurn-Ionen-Akkus inzwischen Mxkt-<br />
fuhrer.<br />
01, die wiederaufladbaren Zn-MnQ-Zellen<br />
(RAM'") sich gegen die Ni-Systeme lang-<br />
fristig durchsctzcii, hangt insbcsondere da-<br />
von ah, oh der Konsument dazu ,,erzogen"<br />
werden kann, die Zellen vor der Wiederaufla-<br />
dung iiicht vollstindig ZLI entladcn. Intelli-<br />
gcntc Gcritc schaltcn allcrdings ohnehin ab,<br />
bcvor eine fur die Batterie gefihrliche untere<br />
Entladespannung erreicht wird. Bei allen Sy-<br />
stenicn sind letztendlich Icismngsfiihigcre<br />
und kustcnghnstigerc Materialien und Pro-<br />
duktionsvcrfahrcn dcr Schlussel zu griiilcren<br />
Marktanteilen. Weitere Fortschritte hinsicht-<br />
lich der Energieinhalte sind auch uber die<br />
Optinlierung inaktiver Komponentcn wic<br />
Battericgehiuse und Zellgeometrie zu erwar-<br />
ten (Abbildung 13). Dai3 einzelne Batteriesy-<br />
steme andere koinplett voni hlarkt vcrdran-<br />
gcn wcrden, ist aber eher unwahrscheinlich.<br />
Vielmehr wird wie bisher je nach Leistung,<br />
Kosten und Anwendungspr<strong>of</strong>il ein bcstimm-<br />
ter Akkumulator fur den gcwunschten Ein-<br />
satz hevot-zugt sein, z. B. der Blei-Akku als<br />
Starterbatterie, der Nickel-Cadmium-Akku<br />
fur I lochstromanwcndungcn. Tabellc 1 gibt<br />
cinc Ubcrsicht iiber cinigc Akkuniulatoren.<br />
Die Zahlen staminen ails verschiedenen<br />
Tab. 1. Materialien, Leistungsdaten, Eigenschaften und Anwendungen inlvon wiederaufladbaren <strong>Batterien</strong>:<br />
theor. spe~. Encrgie/Wh kg-' 170<br />
prakt. spez. EncrgidWh kg-' 30 - 40<br />
pr;ikt. Ener~icdichte/WIi L-' 80- I20<br />
Ruhespannung/V<br />
A~Scitsspan:iung/V<br />
Arbeitsr~nipcratui-:"C<br />
L.ldczclt/h<br />
olicrc Ladespar~n~~ngN<br />
relxiw Lcisrungsdichte<br />
( 13 = max)<br />
Clicm. Schutz<br />
w r Uberladury<br />
Chem. Schutz<br />
voi- Ubcrcntladung<br />
C>clen7nlil, 30 '% DOD<br />
C! clcnzahl. 80 % DOL)<br />
C~clrii7ahl, 100 % IX>n<br />
8ctriebsj.ihrc<br />
Sclbsrentl,i(lung,<br />
4S "C/% im >Tonat<br />
Sclbstcntldu 11s.<br />
65 'C/ % iiii hlonat<br />
Relative Gifrigkeit<br />
Sicherhcit<br />
gcrchatltc rrlati~c Kostcn<br />
(hlldgliclie)<br />
2,Oh<br />
2.0- 1,s<br />
-23 - +5@<br />
2-24<br />
2,45<br />
6<br />
j ii<br />
imn<br />
603<br />
200 - 30c<br />
50<br />
3-25<br />
3-5<br />
53<br />
100<br />
hoch<br />
hoch<br />
1-3<br />
Cd<br />
KiOOH<br />
willr. KO13<br />
220<br />
40 - 60<br />
120- 170<br />
1,35<br />
I,? - 1,0<br />
-40 - +45<br />
1-16<br />
1,s<br />
1'3<br />
13.<br />
I"<br />
2000<br />
70c<br />
500<br />
5<br />
15 - 2'3<br />
60<br />
100<br />
hoch<br />
hoch<br />
1-3<br />
Aiiwendun-cn Bordversorzuiic, . ., Consumer<br />
Sr'irteii, USV, (Hoclistrom)<br />
tSb, Ki-aftwcrke LSE, USV,<br />
Kaum- und<br />
Luttfahrt<br />
220 350<br />
75 - x0 ( IOC~~') 75'<br />
150-250 (32Cs') 180:''<br />
1,35<br />
1.2 - 1,0<br />
-2C - +40<br />
1-24<br />
1,5<br />
h<br />
ia<br />
ja<br />
>lo30<br />
70C<br />
500 (50c<br />
200<br />
70c<br />
25<br />
Br:-<br />
Spcicherung<br />
in Tank<br />
vermeider<br />
Selbst~ntladung<br />
hoch<br />
mittel<br />
3<br />
USV, (ESF?)<br />
Quellen, auch von diversen Hersteller n, und<br />
konneri deshalb etwas ,,subjektiv" 0dc.r ,,eu-<br />
phorisch" sein. Uberhaupt sind die L>a :en ab-<br />
hangig von dcr Konstruktion und dc n An-<br />
wendungspr<strong>of</strong>il der Batterie. So sind die Lei-<br />
stungsdaten und Eigenschaften von JLleinen<br />
Consumcrbattcrien mit dcnen von ';roikn<br />
Einheiten fur USV- oder ESF-AnwenL ungen<br />
nicht iminer uneingeschrinkt vergle ichbar.<br />
Und auch cinc fur cine hohe Energicdichte<br />
konzipierte Knopfzelle und eine fur Hoch-<br />
stromanw-cndungen konstiuierte geQ ickelte<br />
Kundzclle (Abbildung 10, Teil 1 dicsc; Auf-<br />
satzes) zcigen hetrichtliche Unterschiede in<br />
den Ixistungsdaten und naturlich in den Her-<br />
stellungskosten. So kann die Tabellc sic ierlich<br />
Tic6<br />
Lic,$oO?<br />
org.<br />
Elektrolyt<br />
410<br />
90 - 133<br />
203 - 350<br />
4,l<br />
4,0 - 3,0<br />
-33 - +60<br />
1-23<br />
4s<br />
1-2<br />
11,;,3'<br />
nein3<br />
>20c0<br />
>loco<br />
>lo00<br />
5<br />
5-15<br />
30<br />
100<br />
mirtrl?<br />
mittel ?<br />
>I0<br />
Consumer<br />
(3C-Markt)<br />
ESF<br />
Na<br />
S<br />
(fertj Na20<br />
' 1 I A1203<br />
785:,J<br />
90-113<br />
135-155<br />
2.08<br />
2-1,7<br />
4 0 - t60'<br />
1,s-x<br />
ca. 2,15<br />
3-5<br />
ncin:.'<br />
npin:.'<br />
k.A.<br />
k.A.<br />
>lo00<br />
k.A.<br />
nicht<br />
clcktrisch,<br />
abcr<br />
thermisch<br />
mittel<br />
klein<br />
6<br />
ESF, USV<br />
Nl<br />
Ni(I2<br />
NalO. 1 AlzOj<br />
t NaA ICL-<br />
Salzssl1 nrlzc<br />
7') ><br />
83 - 93<br />
14 1<br />
2,5 3<br />
2.5 - 2.4<br />
4c - +73::.'C<br />
1-8<br />
3.C 5<br />
2-4<br />
ia<br />
nicht elrl rrixh,<br />
aber thci misch,<br />
bci27( "C:<br />
ca. 153 - ?CO \X7<br />
DOL): depth ot dischrrge = Enrlndrtiete. k.A.: keine hngabc, '$' mit hR2-Lcgierung, ':d bri dar ersten Entladung, ':.' (zusitzlichcj elektronische Kontrollc bzw. Schutz, ::4 je n.ii h<br />
cri-cichtci Cycicnzahl, '-' ohne Linrechnung des Luftsauerst<strong>of</strong>is, '.' niechanisch wicderauiladbar, --7 Ticfentiadung vermcidet Zinkdcndritcn, .r8 entsyrechend: 2 Na + 3 S H NA zS3,<br />
..9 Brlricbstriiipcraiur iiincn: 290 - 330 'C, :r'3 Bctrichstemycratui- iniicn: 270 - 35C "C.<br />
Chemie it7 MN~L'PL'I Zeit / 33. Jnhrg. 1999 / Nr: 6<br />
mitlel<br />
mitr:I?<br />
1[<br />
ES =
Abb. 13. Spezifische<br />
Energien und Energiedichten<br />
von<br />
Kleinformat-Akkumulatoren.<br />
In1 Vergleich<br />
zu prismatischen<br />
Zellen werden<br />
bei zylindrischen<br />
Zellen gr<strong>of</strong>lere spezifische<br />
Energien<br />
bzw. Energiedichten<br />
pro vorgegebenemBatteriegehause-Volumen<br />
erzielt.<br />
Prismatische Zellen<br />
konnen aber recht-<br />
13<br />
I<br />
r I<br />
WiedcrmfLudLare Rattevien 33 1<br />
'm I<br />
-* 1<br />
5 100<br />
(Prismstisch,<br />
Alun-dniumgehauae)<br />
Lithium-lonen<br />
(Primatisch) -<br />
NickeCCadmiurn<br />
.<br />
(Zylindnsch) 2 i<br />
3 50 r-<br />
i NickeCCadmiurn j) 1 (Riamatis&)<br />
\.,-<br />
' Nickel-Metalthydrid<br />
(Zylindristh)<br />
Nickel-Metallhydrid<br />
I<br />
L-.-_;_I -.L<br />
(Pllsmatisch)<br />
i i &---_I<br />
OO 50 100 150 200 250 300<br />
Energiedichte I Wh.L-'<br />
eckigen ,,Raumvorgaben" in der Anwendung besser ,,angepaflt'' werden. Eindrucksvoll<br />
ist auch der Einffufl der Massen der inaktiven hlaterialien, wic z. B. des Batteriegehauses.<br />
[Quelle: Sanyol<br />
nicht als Universalinstrument clicncn, um<br />
Schwachen und Starlten der Systeme festn-<br />
stcllcn, sondern iiur als Orienticrungshilfe.<br />
Sehr wichtig fur die Zukunft eines Akkurnulators<br />
ist die politische Einflufinahme, z. B.<br />
uber einschrankende Gesetze bei Uniwcltschutz<br />
und Kosten und selbstverstandlich<br />
auch iibcr dic Fordcrung dcr nationalen lndustrie<br />
und Forschung. Gerade die Entwicklung<br />
von ESF-<strong>Batterien</strong> ist gr<strong>of</strong>lteils politisch<br />
motiviert. Uiiter deni Eindruck der starkeii<br />
Smog-Zunahme in Ballungszentren hat zum<br />
Beispiel das California Air Resources Board<br />
im Jahr 1990 ein Gesetz erlasscn, da13 ab 1998<br />
rund 2 % (ab 2003 sogar 10 %) der im Staat<br />
verkauften Motorfahrzeuge sogeriannte Zero<br />
Emission Vehicles (ZEV) sein mussen. Schon<br />
1996 wurdc abcr klar, dai3 dicsc Ziclvorstcllungen<br />
nicht mit einem vertretbaren Kostenaufwand<br />
realisiert werden konnen, so dali -<br />
vorlaufig bis zum Jahr 2002 - die Zahl der<br />
~erlcauften ZEV von der Nachfrage bestimmt<br />
sein soll. Das United States Advanced Battery<br />
Consortium (USABC) und das United<br />
States Department <strong>of</strong> Energy (USDOE) fordert<br />
die F&E-Aktivitaten vieler amerikanischer<br />
und cinigcr curopiischer Battcricfirmcn<br />
aus US-Bundesmitteln, wobei konkrete Vorgabcn<br />
beziiglich dcr Lcistungsdaten und der<br />
Kosten fur ESF-<strong>Batterien</strong> gemacht wurden.<br />
Unabhangig davon unterstutzen auch starke<br />
nationale Programme in Japan und Europa -<br />
letztere auch yon der EU gefordert - Entwicklungen<br />
auf dcm Gcbict dcr ESF-<strong>Batterien</strong>.<br />
Ohne diese Subventionen wurden die<br />
mcistcn Prototypen voii Elcktrostraflenfahrzeugen<br />
sicherlich nicht existieren.<br />
Chemie in unserer Zeit / 33. Jdhyg. 1999 / hk 6<br />
Wie verniinftig dcr Einsatz batteriebctricbc-<br />
ner ESF aus der Sicht des Umweltschutzes<br />
ist, wird iinmer noch kritisch diskutiert, da ja<br />
ein gr<strong>of</strong>ier Tcil der zur Wiederaufladung vcr-<br />
wendeten Elektrizitat aus Kohle joder auch<br />
Erdol und Erdgas) gewonnen wird. Zusatz-<br />
lich werden auch fur die Hcrstcllung und das<br />
Recycling der Batteriematrialien gro13e Ener-<br />
gicincngen benotigt. So lasscn sich lokal -<br />
also z. B. in Ballungszentrcn - durch cincn<br />
ESF-Einsatz die Emissionen sicherlich redu-<br />
zicrcn. Global hangt der Schadst<strong>of</strong>fausst<strong>of</strong>l<br />
jcdoch vom jcwciligcn nationalen &aft-<br />
werksmix" ab. Ernissionsfrei sind ESF nur<br />
dann, wenn die Zuni Laden beniitigte Energie<br />
aus emissionsfrcicn Kraftwerken koninit.<br />
Wie sind nun die Chancen dcr Akkumulato-<br />
rcn fur cine ESF-Anwendung im Vergleicli?<br />
Die maximalen Reichweiten, welche in ctwa<br />
mit der spezifischen Energie (Tabelle 1) kor-<br />
relierc werden konnen, bewegen sich zwi-<br />
schen ca. 60 km (Blei) und mehr als 250 kni<br />
(Lithium-Tonen), wobei meist eine 300 bis<br />
400 kg schwere Batterie verwendet wird".<br />
Im Zeitalter dcs <strong>Dr</strong>ci-Liter-Autos wird man<br />
aber auch mit dem Lithium-Ionen-System<br />
gcwii3 nicht die spczifischcii Energien des<br />
Benzins erreichen kiinnen: theoretisch ca.<br />
12 OCC Wh lig-'. Bei einem Wirkungsgrad<br />
"Generell liegt dadurch das Gewicht batterie-<br />
bctricbcner Fahrzeuge deutlich uber dem<br />
von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor,<br />
die iiber vergleichbare Leistungsdaten ver-<br />
fiigen.<br />
i<br />
i<br />
von < 40 %':':, fur die Umwandlung der che-<br />
niischcn Energie des Benzins in nutzbare me-<br />
chanische Energie liegen die praktischen spe-<br />
zifischen Energieri immer noch ein his zwei<br />
Gr<strong>of</strong>lcnordnungen uber deiieii dcr <strong>Batterien</strong>.<br />
Auflerdern mu13 beachtet werden, dall die<br />
chemischen Energieverluste beiin Verbren-<br />
lien von Benzin zu eiiiein Teil als Warme fur<br />
dic Heizung dcs Falirgastraunics zur Vcrfii-<br />
gung steht, wiihrend im ESF die xur Heizung<br />
notige Energie von der elektrischen Energie<br />
der Batterie abgezweigt werden mu&<br />
Fiirsprecher des einen oder anderen Batterie-<br />
systcnis stellen zusatzlich zur Reichweitc<br />
auch die jewciligcn Vorteile wie Schncll-<br />
Ladefahigkeit, Leistung, Sicherheit, geringc<br />
Selbstentladung usw. in den Vordergrund<br />
(Tabcllc 1). Um das Problcm dcr begrenzten<br />
Reichweite von Akkumulatoren zu umgchcn,<br />
die ansonsten uber sehr interessante Lei-<br />
stungsdaten verfugen, wird ein 1 iybrid-Be-<br />
trieb von Battcric uiid Vcrbrcnnungsmotor<br />
vorgeschlagen und auch schon - zumindest in<br />
Japan - in Serienproduktion gefertigt. Zum<br />
Beispiel kann im Stadtverkehr der von der<br />
Batterie betriebene Elektrornotor dem Ver-<br />
brcnnungsniotor zugeschaltet werden und<br />
diesen ,,entlastcn" oder iiherhaupt anstcllc<br />
des Verbrennungsniotors arbeiten. Das kann<br />
den gcringen Wirkungsgrad dcs Verbren-<br />
nungsmotors im ,,Stop~and~Go"~Verkehr<br />
zumindest teilweise konipensieren und hilft,<br />
den Bcnzinverbrauch zu reduzieren. Bei den<br />
jetzigen Herstcllungs- uiid Bctricbskosten er-<br />
reichen irn Moment der Blei-Akku und in<br />
Zukunft viclleicht das clcktriscli wiederauf-<br />
ladbare Zink-Luft-System die Vorgabcn dcs<br />
USABCLJSDOE von 100-150 $ kWh-'.<br />
Mittcl- bis langfristig konnen durch die zu er-<br />
wartende Erdolvcrknappung und -verteue-<br />
rung, auch die eher teuren, von der Reichwei-<br />
te her aber interessanten Hochenergiesyste-<br />
me wic Na-NiClz odcr Lithium-Ionen<br />
reizvol! werden. Indessen ist die Sicherhcits-<br />
frage bei den Hochenergiesystemeri, insbc-<br />
sondere bei dcn Hochtcnipcraturbattericn,<br />
noch <strong>of</strong>fen, nicht zuletzt weil generell die at-<br />
::-:: Die Bandbrcitc dcs Wirkungsgrades crklart<br />
sich dadurch, dafl ein Verbrennungsrnotor<br />
hiufig, z. B. im Stadtverkehr oder auf Kurz-<br />
strecken, nicht bei der optimalen Tourcnzahl<br />
und Temperatur Iauft. Auch aus diesem<br />
Grund wird fur batteriebetriebene ESF in cr-<br />
ster Linie eine Anwendung im (stadtischen)<br />
Nahvcrkchr als sinnvoll erachtet.
332 Wie d e raw fl a d b a T e B a t t e ri e n<br />
fentlichkeit sehr argqviihnisch gegenuber et-<br />
waigen Sicherheitsrisiken von neuen Ent-<br />
wicklungcn ist. Da dcr technischc Enwick-<br />
lungsstand sowohl bei dcn Hochenergie-<br />
systernen wie auch bei anderen neueren<br />
Systenicn wie dem Ni-MM-Akku noch nicht<br />
so weit fortgeschritten und ausgereift ist wie<br />
beispielswcise beim mchr als hundert Jahre<br />
alten Blei-Akku, koniien letztlich auch hier<br />
noch deutliche Verbesserungen erwartet wer-<br />
den.<br />
Danksagung<br />
Vl'ir danken dern Osterreichischen Fonds zur<br />
Forderung dcr wisscnschaftlichen Forschung<br />
(FWF) fur die viclseitigc Untcrstiitzung un-<br />
serer Arbeitcn auf dem Gebiet der Elektro-<br />
chcmischen Stromquellen. Allen Firmen uiid<br />
Forschuiigseinrichtungeii, die uns Matcrial<br />
fur diescn Artikcl zur Verfugung gestellt<br />
haben, sind wir zu Dank verpflichtet: AEG<br />
Anglo Battericii (Uhn), Nissan (Japan),<br />
SANYO (Japan), SONY (Japan) sowie<br />
VARTA Presse- und Offentlichkeitsarbeit<br />
(I-lannover).<br />
Literatur<br />
1-7. <strong>Batterien</strong> und Batterieinaterialien:<br />
[l] C. H. Haman, W. Vielstich, Elektroche<br />
mie, WILEY-VCH, Weinheim, 1998.<br />
[2] L. F. Trueb und P. Riietschi, Ruttenen<br />
und Akkz.wzdutoren, Springer, Berlin, 1998.<br />
[3] Handbook <strong>of</strong>' Batteries (Hrsg. D. Lin-<br />
den), McGraw-Hill, New York, 1995.<br />
[4] Handbook <strong>of</strong> Bnrtery Materials (Hrsg. J.<br />
0. Besenhard), WILEY-VCH, Weinheim,<br />
1998.<br />
[5] GDCh Monogvnphie Bd 12, Butterten<br />
(Hrsg.: b. J. Krugcr, J. Russom: G. Sandstcde),<br />
1998.<br />
[6] wvvv.varta.de (im Intcrnet).<br />
[7] Energie f ir Elektronutos (Hrsg. I3,5 V and a very<br />
high energy density. From a thermodynamic<br />
viewpoint such a cell is impossible because<br />
the used organic electrolyte is in contact with<br />
two lithium insertion elcctrodcs that opcratc<br />
at extreme reducing and oxidizing potentials,<br />
respectively. However, a unique mechanism<br />
kinetically prcvents the dcconiposition <strong>of</strong> the<br />
electrolyte due to the formation <strong>of</strong> electroni-<br />
cally insulating interphases between electrode<br />
and clectrolyte that are still pcrmeablc to the<br />
elcctrochcmically active Li' cations. Lithium<br />
ion batteries have already made their break-<br />
through into the market as small format<br />
systems for portablc electronics. The only<br />
"kinetically shielded" high energy density,<br />
however, might be a safety complication for<br />
large format batteries, which arc assembled<br />
for electric vehicle (EV) propulsion. Safety<br />
concerns are also valid for high temperature<br />
(300 "C) batteries such as the sodium-sulfur<br />
and sodium-nickel chloride systems. These<br />
systems are still in thc stage <strong>of</strong> "experimental<br />
batteries", which may find future application<br />
in largc units for EV's or uiiintcrruptible pu-<br />
wer systems. The paper is concluded by a<br />
performance comparison <strong>of</strong> various rcchargc-<br />
able battery systems with aqueous and non-<br />
aqueous electrolytes. (Possible) applications<br />
in consumer clcctronics and EV's are discus-<br />
sed in more detail.<br />
<strong>Dr</strong>. rer. nat. M. Winter<br />
wurde 1965 ii Os-<br />
nabriick gc borcn.<br />
Nach Chemie-T jiplom<br />
(1993) und Proinotion<br />
(1995) hei J. 0. Bc-<br />
senhard in 1L unster<br />
sowie mehrereii For-<br />
schungsaufent halten<br />
wihrend und nach der Promotion in dcr<br />
Technischen Universitat Graz und ail Paul<br />
Scherrer-Institut (Villigen, Scliweiz) ist cr scit<br />
1996 Universitatsassistcnt an der TU Graz,<br />
wo er das Lithium-Ionen-Batterie-I'rojekt<br />
leitet. Arbeitsgebiete: Elektroche nische<br />
Stroniquellcn und Elektrochcmie de: Koh-<br />
lenst<strong>of</strong>fs.<br />
Pr<strong>of</strong>. <strong>Dr</strong>. rer. nat. J. 0.<br />
Besenhard, geb. 1944<br />
in Regensburg, ist seit<br />
1993 Ordinari-1s fur<br />
Chemische Technolo-<br />
gie anorgaiiischer<br />
St<strong>of</strong>fe an der l'cchni-<br />
schen Unii ersitat<br />
Graz, nach einer Pro-<br />
fessur fur Anorganische Chemie an der Uni-<br />
vcrsitat Miiiister und Studium der Chemie,<br />
Promotion und Habilitation an der lechni-<br />
schen Universitat Munchen. Sein Arbeitsge-<br />
biet ist die Angewandte Anorganische Elek-<br />
trochcmie und insbesondere die Chcniie der<br />
elektrochemischen Stromquellen.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
<strong>Dr</strong>. M. Winter, Institut fur Chcmischc Tcch-<br />
nologie anorganischer St<strong>of</strong>fe, Tect nische<br />
Universitat Graz, Streniayrgassc 16/111,<br />
A-8010 Graz, (isterrcich,<br />
Fax: + 43 31 68 73 82 72,<br />
E-mail: wiiitcr@ictas.tu-graz.ac.at<br />
Die Publikationsvcrzeichnissc der h itoren<br />
sind unter http://www.ictas.tu-graz.ac.at<br />
abrufbar.