DER DRITTE PÄDAGOGE - Institut Beatenberg
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Informationen aus dem <strong>Institut</strong> <strong>Beatenberg</strong> April 2011 · Nr. 103<br />
<strong>DER</strong> <strong>DRITTE</strong><br />
<strong>PÄDAGOGE</strong><br />
Räume haben starken Einfluss auf das Verhalten von<br />
Menschen. Wer «hinten» sitzt, erwartet, dass «vorne»<br />
etwas geschieht. Also: abwarten und der Dinge<br />
harren, die da kommen mögen. Lernen funktioniert<br />
aber nicht so. Denn Lernen ist ein Verb, eine Aktivität.<br />
Menschen lernen, was sie tun. Lernen ist kein<br />
Konsumgut. Und diesem Prinzip müssen Lernräume<br />
Rechnung tragen. «Der Geist der Schule sitzt zwischen<br />
den Wänden», sagen die Finnen. Oder wie es<br />
Loris Malaguzzi, der verstorbene Vordenker der<br />
Reggio-Pädagogik in Norditalien formulierte: «Der<br />
Raum ist der dritte Pädagoge.»<br />
Das heisst: Der Lernort spielt eine wichtige Rolle.<br />
Das bezieht sich einerseits auf die Funktionalität.<br />
Der Ort muss das unterstützen, was geschehen und<br />
erreicht werden soll. Oder neudeutsch: form follows<br />
function. Die Bedeutung des Lernortes bezieht sich<br />
aber auch und nicht minder auf ästhetische Aspekte.<br />
Denn Orte erzeugen Emotionen. Sie sind der Ausdruck<br />
einer Haltung ins Sichtbare. Deshalb legt das<br />
<strong>Institut</strong> viel Wert auf die Gestaltung der Lernorte. Sie<br />
folgt dem Konzept der vier M – Mikro, Meso, Makro<br />
und Mondo.<br />
Mikro: Damit sind die Arbeitsplätze gemeint. Im Arbeitsraum<br />
des Lernteams – eine Art Grossraumbüro<br />
– verfügen alle Lernenden über eigene Arbeitsplätze.<br />
Sie sind als offene Nischen gestaltet. Damit<br />
bieten sie Gelegenheit, voneinander und miteinander<br />
zu lernen. Und ebenso ist es ohne weiteres möglich,<br />
still für sich zu arbeiten. Denn im Lernteam gilt<br />
ja Flüsterkultur.<br />
Meso: Damit ist der Raum gemeint. Freundlichkeit<br />
und Helligkeit sind Stichworte dazu. Und Platz. Denn<br />
Lernen, das sich nicht einfach auf Dasitzen und Zuhören<br />
beschränkt, braucht Platz.<br />
Makro: Damit ist das Haus gemeint, das die Räume<br />
beherbergt. Das <strong>Institut</strong> <strong>Beatenberg</strong> hat sich stets<br />
bemüht, den Charakter der Häuser zu bewahren und<br />
mit modernen Elementen zu kombinieren.<br />
Mondo: Damit ist die natürliche Umgebung ebenso<br />
gemeint wie die Verbindung schulischen Lernens<br />
mit realen Lebenswelten. Und wenn man die imposante<br />
Lage betrachtet, wäre es ja schade, die Umgebung<br />
nicht zu nutzen.
SPIEL<br />
MACHT SPASS<br />
Immer am Donnerstag verbringen Knaben und Mädchen<br />
den Abend mit separaten Aktivitäten. Das gehört<br />
schon bald zur Tradition. Die Programme werden<br />
dabei natürlich der Jahreszeit angepasst. Und:<br />
Die Jugendlichen übernehmen einen Teil der Verantwortung<br />
für das, was sie unternehmen wollen. Dabei<br />
gilt es auch, den unterschiedlichen Interessen<br />
möglichst angemessen Rechnung zu tragen. Ein<br />
Filmabend oder ein Fussballturnier, Bowling oder<br />
Basteln – das Spektrum der Möglichkeiten ist weit.<br />
Die BoysNight war wieder einmal dem Spiel gewidmet<br />
gewesen. Besonders gefragt waren Monopoly<br />
und Poker. Aber immer mehr Jungs haben sich für<br />
Schach begeistert. Apropos begeistert: Am Schluss<br />
des Abends waren alle so in ihre Spiele vertieft, dass<br />
sie kaum aufhören konnten.<br />
INNOVATIVES<br />
SCHULMODELL<br />
Dreissig Länder rund um den Erdball<br />
nehmen am Projekt «Innovative<br />
Learning Environments (ILE)»<br />
der OECD teil. Aus diesen Ländern<br />
wurden einige Schulen ausgewählt,<br />
die modellhaft eine neue Lernkultur praktizieren.<br />
Für die Schweiz war es unter anderem das <strong>Institut</strong><br />
<strong>Beatenberg</strong>, das vom internationalen Expertengremium<br />
in Paris ausgewählt wurde. Im Rahmen<br />
einer wissenschaftlichen Fallstudie standen<br />
Schulleitung, Coaches und Lernende den Experten<br />
Red’ und Antwort. Zudem standen auch Besuche in<br />
den unterschiedlichen Lernarrangements auf dem<br />
Programm der Experten.<br />
FRÜHLINGS-<br />
DEKORATION<br />
Mehrmals pro Jahr werden Essräume und Tische<br />
neu dekoriert. Edith Müller nimmt sich dieser Raumgestaltung<br />
immer mit viel Liebe an und bastelt<br />
Dekorationen, die zur entsprechenden Jahreszeit<br />
passen.<br />
SPRACHE<br />
IST ÜBERALL<br />
Natürlich findet Sprachunterricht auch in den Fachateliers<br />
statt. Beispielsweise in Deutsch. Da geht es<br />
auch um formale Aspekte der Sprache, um Rechtschreibung,<br />
um Grammatik. Da werden Texte gelesen<br />
und bearbeitet, da wird gesprochen und geschrieben.<br />
Aber das ist natürlich längst nicht alles.<br />
Denn die Sprache ist überall präsent – in allen Fächern<br />
ebenso wie im Alltag. Deshalb wird im <strong>Institut</strong><br />
<strong>Beatenberg</strong> auch in der Freizeit konsequent Standardsprache<br />
gesprochen. Denn: Sprachen lernt<br />
man, indem man sie spricht.<br />
Es finden sich aber auch spezielle Angebote im<br />
sprachlichen Bereich – sei es der Leseclub in der Bibliothek<br />
oder sei es die neu gebildete Redaktion für<br />
die neuesten Nachrichten aus dem <strong>Institut</strong> und der<br />
weiten Welt. Ziel dieses neuen Aktivs ist es, regelmässig<br />
eine Zeitschrift zu gestalten und allenfalls<br />
andere Informationskanäle zu nutzen.<br />
GUTE<br />
AUSSICHTEN<br />
Der Gruppenraum über dem Wintergarten hatte nur<br />
Dachfenster. Nun wurde eine grosse Lukarne eingebaut.<br />
Der Raum wurde dadurch nicht nur geräumiger,<br />
er bietet jetzt auch eine unvergleichliche Sicht<br />
auf Eiger, Mönch und Jungfrau.
AB IN DEN<br />
SCHNEE<br />
Die Schneefälle im November liessen im Hinblick<br />
auf die Wintersaison Gutes erwarten. Aber erstens<br />
kommt es anders und zweitens als man denkt. Die<br />
Pistenverhältnisse in <strong>Beatenberg</strong> machten es erforderlich,<br />
die wintersportlichen Aktivitäten nach Grindelwald<br />
zu verlegen.<br />
Nichtsdestotrotz genossen die Jugendlichen jeweils<br />
die Zeit in Sonne und Schnee auf dem Snowboard,<br />
den Skis oder dem Schlitten. Neben den verlängerten<br />
Aktivs stand wie jedes Jahr ein so genanntes<br />
«Around the Snow» auf dem Programm. Dieser traditionelle<br />
Anlass ist ganz den sportlichen Aktivitäten<br />
im Schnee gewidmet. Dabei kommt natürlich der<br />
Plausch nicht zu kurz. Und in verschiedenen Wett-<br />
DEM ABWASSER<br />
AUF <strong>DER</strong> SPUR<br />
Der Wasserverbrauch war Thema einer Unit (Nachmittagsprojekt).<br />
Für eine Gruppe stand dabei ein Besuch<br />
der Abwasserreinigungsanlage (ARA) auf dem<br />
Programm. Ein Verantwortlicher zeigte den Jugendlichen<br />
das komplette Klärwerk und erklärte die verschiedenen<br />
Reinigungsabschnitte. Nach diesem<br />
«Theorieteil» besichtigten die Lernenden die gesamte<br />
Anlage.<br />
kämpfen wird um Sekunden gekämpft. Bei den älteren<br />
Knaben siegte Maurice Willi vor Philipp Hindermann<br />
und Marco Frutiger. Bei den Jüngeren<br />
siegte Björn Willems vor seinem Bruder Armin und<br />
vor Bänz Gartenmann. Tamara Ronner hiess die Siegerin<br />
bei den Mädchen, gefolgt von Anna Wyss und<br />
Celina Canova.<br />
NOTEN FÜR<br />
DIE COACHES<br />
Mindestens einmal pro Jahr wird die Leistung der<br />
Coaches durch die Lernenden beurteilt. Mittels eines<br />
Fragebogens nehmen die Jugendlichen in differenzierter<br />
Weise Stellung zur Arbeit der einzelnen<br />
Erwachsenen, mit denen sie es zu tun haben. Interessiert<br />
sich der Fachcoach für mich und meine Fortschritte?<br />
Lerne ich viel und komme ich gut voran?<br />
Ist das Fach abwechslungsreich gestaltet? Um solche<br />
und ähnliche Fragen geht es im Bereich<br />
der Fachateliers. Für die Arbeit der persönlichen<br />
Coaches dagegen sind andere Fragen zu beantworten.<br />
Beispielsweise: Nimmt er/sie sich Zeit und will,<br />
dass ich erfolgreich bin? Erlebe ich die Arbeit mit<br />
meinem Coach als hilfreich für meine Entwicklung?<br />
Hilft er/sie mir, eine Lösung zu finden, wenn etwas<br />
ist? Und wiederum andere Fragen betreffen die Arbeit<br />
in den Aktivs, in der Freizeit, im Lernteam. Auf<br />
diese Weise erhalten die Coaches eine differenzierte<br />
Rückmeldung, auf deren Basis sie ihre Arbeit permanent<br />
verbessern können.<br />
Die Bewertungen durch die<br />
Jugendlichen zeigen jeweils,<br />
dass die Arbeit der Coaches<br />
durchaus geschätzt wird.<br />
Auch dieses Mal durften sie<br />
sich wieder über sehr gute<br />
Noten freuen.
FÜR EINEN<br />
GUTEN ZWECK<br />
Service Learning nennt sich das Konzept, das ursprünglich<br />
in amerikanischen Spitzenuniversitäten<br />
entwickelt und praktiziert wurde. Die Idee dahinter:<br />
Aktiv etwas für andere tun – und dabei etwas lernen.<br />
Und alle einschlägigen Forschungen zeigen, regelmässige<br />
soziale Einsätze, der Bezug zu realen<br />
Aufgaben, die Erfahrungen und Erkenntnisse aus<br />
dem «Ernstfall», sie weisen ein ausserordentliches<br />
hohes Lernpotenzial auf. Deshalb arbeitet das <strong>Institut</strong><br />
<strong>Beatenberg</strong> schon seit vielen Jahren mit ausserschulischen<br />
Partnern zusammen, zum Beispiel im<br />
Bereich des Naturschutzes, der Bergland- und<br />
Forstwirtschaft, der Betagten- und Behindertenbetreuung.<br />
Dieses Netzwerk bildet eine der Grundlagen<br />
dafür, dass die Jugendlichen immer wieder herausfordernden<br />
Projekten ihre Kompetenzen unter<br />
Beweis stellen können.<br />
FRAGEN<br />
ZUM ERDÖL<br />
In den Units setzen sich die Lernenden unter anderem<br />
mit naturwissenschaftlichen Themen auseinander.<br />
Erdöl war eines davon. Was kann der Mensch<br />
aus Öl und Erdgas produzieren? Wie entsteht das<br />
Erdöl aus kleinem, fast unsichtbarem Plankton und<br />
aus Pflanzen und Tierresten in der Tiefe der Erde?<br />
Was vollzieht sich über Millionen von Jahren, bis<br />
eine Lagerstätte sich gebildet hat? Wie lange reichen<br />
die Ölvorkommen? Mit solchen und ähnlichen<br />
Fragen befassten sich die Jugendlichen. In verschiedenen<br />
Arbeitsformen gingen sie buchstäblich<br />
in die Tiefe des Themas. Auch die Ereignisse im Golf<br />
von Mexiko, der Bau einer neuen Pipeline von Russland<br />
nach Deutschland in die Nordsee wurden angesprochen.<br />
Aber über die Pipelines und die Bohrungen<br />
im Meer wurde nicht nur gesprochen, die<br />
Lernenden haben auch ein tolles Modell einer Bohrinsel<br />
gebaut aus alten PET-Flaschen – übrigens<br />
auch Produkte aus Erdöl und Erdgas.