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Kapitel 4: Antennen

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4 <strong>Antennen</strong><br />

4.1 Einleitung<br />

Wir haben bisher die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in einem Wellenleiter,<br />

wie beispielsweise in einem Hohlleiter, betrachtet. Soll ein Signal über weite Distanzen<br />

übermittelt werden, so wird es sinnvoller weise über eine Antenne abgestrahlt, in<br />

diesem Falle von der Sendeantenne, und anschliessend mittels einer weiteren Antenne,<br />

der Empfangsantenne, wiederum via einer Wellenleitung zu einem Detektor gebracht.<br />

Als Antenne kann man also die Region definieren, die zwischen einer Wellenleitung und<br />

dem freien Raum liegt. Dabei gibt es die unterschiedlichsten <strong>Antennen</strong>, je nachdem wie<br />

der Prozess des Übergangs realisiert wird. So gibt es die äusserst gängige Art einer<br />

Antenne, die sog. Drahtantenne. Diese kann verschiedene Formen haben, beispielsweise<br />

die Form eines geraden „Drahtes“, etwa eine Dipolantenne bei einem Funkgerät, einem<br />

Radio oder bei einem Handy. Der Draht kann auch eine Schleife bilden, die rund, elliptisch,<br />

dreieckig oder eine beliebige Form haben kann. Ein Beispiel einer Schleifenantenne<br />

zeigt Figur (4.1) 1 . Drahtantennen werden vorallem im Radiobereich eingesetzt und sind<br />

Abbildung 4.1: Schleifenantenne<br />

im Mikrowellenbereich weniger üblich. Dort kommen eher Aperturantennen zum Zuge,<br />

die aussehen, wie aufgeweitete Hohlleiter. Ein Beispiel solch einer Antenne zeigt Figur<br />

(4.2). Weitere Beispiele von Hornantennen finden sich in den Figuren (1.5) und in Figur<br />

(1.10). Hornantennen begegnet man im täglichen Leben etwa bei einer Verkehrsampel.<br />

Um Mikrowellensignale in sehr definierte Richtungen zu senden oder aus wohl definierten<br />

Richtungen zu empfangen, werden häufig Reflektorantennen eingesetzt. Ein gängiges<br />

Beispiel stellen heute die „Schüsseln“ für den Empfang der Signale von TV-Satelliten dar.<br />

1 Bild aus „Dr blau Lotos“ aus der Serie „D Aabetüür vom Täntän“ von Hergé<br />

91


4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.2: Hornantenne.<br />

Andere Beispiele haben wir in den Figuren (1.2) oder (1.7) kennen gelernt. Ein weiteres<br />

Beispiel zeigt Figur (4.3) 2 . Wir wollen zuerst Kenngrössen von <strong>Antennen</strong> kennen lernen,<br />

Abbildung 4.3: Reflektorantenne mit zugehörigem Feed.<br />

die für die Beschreibung charakteristischer Eigenschaften verwendet werden. Anschliessend<br />

werden die Grundlagen für das Verständnis von Dipolantennen, Aperturantennen<br />

sowie von Reflektorantennen gegeben.<br />

4.2 Kenngrössen von <strong>Antennen</strong><br />

<strong>Antennen</strong> dienen dazu Strahlung gezielt in eine Richtung zu senden resp. aus einer bestimmten<br />

Richtung zu empfangen. Vorausgesetzt, dass ein <strong>Antennen</strong>system keine nicht<br />

reziproken Komponenten aufweist, können wir Sende- oder Empfangsantennen als äquivalent<br />

betrachten. Eine Antenne, die hypothetisch in alle Richtungen gleich sendet, nennt<br />

2 Bild aus Hergé, Les aventures de Tintin, Objectif Lune, planche 28<br />

92


4 <strong>Antennen</strong><br />

man eine isotrope Antenne. Solch eine Antenne existiert in Realität nicht. Sie kann aber<br />

als eine Referenzantenne dienen, gegenüber der die reale Antenne verglichen werden<br />

kann. Eine reale Antenne wird also eine gewisse Richtcharakteristik aufweisen.<br />

4.2.1 <strong>Antennen</strong>diagramm<br />

Das <strong>Antennen</strong>diagramm (engl. radiation pattern) ist eine graphische Darstellung der<br />

Strahlungseigenschaften (Intensität, Feldstärke, Polarisation, Phase etc.) der Antenne<br />

als Funktion von Raumkoordinaten. Dabei werden meistens Kugelkoordinaten verwendet<br />

(Figur (4.4)) 3 . Das Ausmessen eines <strong>Antennen</strong>diagramms erfolgt meistens in mehre-<br />

Abbildung 4.4: Koordinatensystem für die Beschreibung von <strong>Antennen</strong>eigenschaften<br />

ren Schnitten in Azimuth oder Elevation und entsprechend erfolgt eine Darstellung dann<br />

aus praktischen Gründen in kartesischen oder Polarkoordinaten. Teile des <strong>Antennen</strong>diagramms,<br />

die durch relative Minima begrenzt werden, bezeichnet man als <strong>Antennen</strong>keulen<br />

. Die Hauptkeule ( engl. major lobe) enthält die Hauptstrahlungsrichtung. Daneben<br />

3 Figuren sind dem Buch entnommen von Balanis, Antenna Theory, John Wiley, 1997<br />

93


4 <strong>Antennen</strong><br />

gibt es noch Nebenkeulen (engl. side lobe), welche meist ungewollte Strahlung in anderer<br />

Richtung als die Hauptrichtung darstellen, vgl. hierzu Figur (4.5). Ein Mass für die<br />

Abbildung 4.5: Darstellung von <strong>Antennen</strong>keulen dreidimensional und in einem Schnitt.<br />

Breite der Hauptkeule liefert die Halbwertsbreite, die HPBW oder „half power beam<br />

width“, die auch als 3dB-Breite bezeichnet wird. Eine hypothetische verlustlose isotrope<br />

Antenne, die in alle Richtungen gleich strahlt (Punktquelle) hätte dementsprechend eine<br />

Kugel als <strong>Antennen</strong>diagramm. Demgegenüber weist eine direktionale Antenne eine Richtungsabhängigkeit<br />

auf. Ein Spezialfall stellt die omnidirektionale Antenne dar. Sie weist<br />

eine Richtungsabhängigkeit in der Elevationsrichtung auf, ist aber richtungsunabhängig<br />

im Azimuth. Beispiele zeigen Figuren (4.6) und (4.7).<br />

94


4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.6: <strong>Antennen</strong>diagramm einer omnidirektionalen Antenne.<br />

Abbildung 4.7: <strong>Antennen</strong>diagramm einer Pyramiden-Hornantenne.<br />

95


4.2.2 <strong>Antennen</strong>zonen<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

Der Raum um eine Antenne wird typischerweise in zwei Zonen eingeteilt, in das Nahfeld<br />

und in das Fernfeld. Wie wir weiter unten sehen werden, hängen diese Begriffe mit der<br />

Beschreibung der Feldverteilung in einem Abstand R von der Antenne ab. Im Nahfeld,<br />

oder der sog. Fresnel-Region, weist das elektrische Feld sowohl eine radiale wie eine<br />

transversale Komponente auf. Diese Region erstreckt sich bis zu einem Abstand von<br />

R < 2 D2<br />

λ<br />

(4.1)<br />

wobei D die grösste Dimension der Antenne, z.B. Länge eines Dipols, Durchmesser eines<br />

Parabolspiegels, ist.<br />

Im Fernfeld, oder der Fraunhofer-Region, verschwindet die radiale Komponente. Die<br />

Feldkomponenten sind transversal zur Ausbreitungsrichtung (TEM-Mode). Für die Fraunhofer-Region<br />

gilt<br />

R > 2 D2<br />

. (4.2)<br />

λ<br />

Wie die beiden Namen, Fresnel und Fraunhofer, andeuten, hat die Beschreibung mit<br />

der Beugungstheorie zu tun. Bevor wir die Felder, die von einer Sendeantenne ausgehen,<br />

berechnen, wollen wir zuerst die obigen Begriffe, wie <strong>Antennen</strong>diagramm etc. quantitativer<br />

ausdrücken. Dabei gehen wir von einer Betrachtungsweise im Fernfeld aus.<br />

4.2.3 Leistungsdichte und Strahlungsintensität<br />

Die Leistungsdichte (d.h. [W/m 2 ]) eines strahlenden Systems wird durch den Poynting-<br />

Vektor beschrieben. Die total abgestrahlte Leistung erhält man als Integral über die<br />

gesamte Fläche. Für den zeitlich gemittelten Poynting-Vektor erhält man<br />

< S(r) >= 1<br />

2 ℜ[ E × H ∗ ]. (4.3)<br />

Damit wird die mittlere abgestrahlte Leistung<br />

<br />

Prad = ℜ[ E × H ∗ ] ds. (4.4)<br />

S<br />

Im Fernfeld haben das elektrische und das magnetische Feld nur transversale Komponenten,<br />

so dass der Poyntingvektor als Kreuzprodukt nur eine radiale Komponente hat,<br />

Sr. Es gilt<br />

Sr = 1 <br />

|Eϑ(ϑ, ϕ)|<br />

2η<br />

2 + |Eϕ(ϑ, ϕ)| 2<br />

wobei η die Impedanz des freien Raumes ist mit<br />

η =<br />

µ0<br />

96<br />

ε0<br />

(4.5)<br />

. (4.6)


4 <strong>Antennen</strong><br />

Die abgestrahlte Leistung pro Einheitsraumwinkel bezeichnet man als Strahlungsintensität<br />

F(ϑ, ϕ) 4 .<br />

F(ϑ, ϕ) = r 2 Sr(ϑ, ϕ) (4.7)<br />

Die Strahlungsintensität ist eine Funktion von ϑ und ϕ. Das <strong>Antennen</strong>diagramm ist<br />

dann lediglich eine Darstellung der abgestrahlten Leistung als Funktion der Richtung,<br />

d.h. von F(ϑ, ϕ).<br />

Die total abgestrahlte Leistung Prad erhält man durch Integration der Strahlungsintensität<br />

über den ganzen Raumwinkel von 4π<br />

Prad =<br />

<br />

Für einen isotropen Strahler gilt:<br />

Ω<br />

F(ϑ, ϕ), dΩ =<br />

4.2.4 Richtfaktor, Directivity<br />

2π<br />

0<br />

<br />

0<br />

π<br />

F(ϑ, ϕ) sin(ϑ) dϑdφ. (4.8)<br />

F0 = Prad<br />

. (4.9)<br />

4π<br />

Der Richtfaktor (engl. Directivity) ist ein Mass für die Eigenschaft der Antenne, Energie<br />

vorzugsweise nur in eine Richtung ab zu strahlen. Als Directivity, D, in einer bestimmten<br />

Richtung bezeichnet man die Strahlungsintensität in diese Richtung relativ zu einer<br />

Referenzantenne, meist zum isotropen Strahler.<br />

D =<br />

F(ϑ, ϕ)<br />

= 4πF(ϑ, ϕ)<br />

F0<br />

Prad<br />

(4.10)<br />

Meistens wird allerdings von der maximalen Directivity gesprochen. Als maximale<br />

Directivity bezeichnet man dann den Wert der Directivity in Richtung der maximalen<br />

Strahlungsintensität:<br />

oder<br />

Dmax = D0 = Fmax<br />

D0 =<br />

2π<br />

0<br />

F0<br />

4πFmax<br />

= 4πFmax<br />

. (4.11)<br />

Prad<br />

π<br />

. (4.12)<br />

F(ϑ, ϕ) sin(ϑ) dϑdφ<br />

0<br />

Für einen isotropen Strahler ist dieser dimensionslose Wert gleich eins, da die Leistung<br />

ja in alle Richtungen gleich gestrahlt wird. Für alle anderen <strong>Antennen</strong> ist die Directivity<br />

grösser als eins. Wird die Richtung nicht spezifiziert, so meint man die maximale<br />

Directivity.<br />

4 In der Literatur z.B. bei Balanis wird F(ϑ, ϕ) mit U bezeichnet<br />

97


4 <strong>Antennen</strong><br />

4.2.5 <strong>Antennen</strong>-Raumwinkel, beam solid angle<br />

Man kann Gleichung (4.12) minim anders schreiben, so dass<br />

D0 =<br />

<br />

2π<br />

0<br />

4π<br />

π<br />

<br />

F(ϑ, ϕ) sinϑdϑdϕ /Fmax(ϑ, ϕ)<br />

0<br />

= 4π<br />

. (4.13)<br />

ΩA<br />

Dabei heisst der Raumwinkel ΩA <strong>Antennen</strong>-Raumwinkel (engl. beam solid angle). Es<br />

ist der Raumwinkel, durch den die gesamte <strong>Antennen</strong>leistung fliessen würde, falls die<br />

Strahlungsintensität für alle Winkel innerhalb dieses Raumwinkels konstant wäre. Es ist<br />

also<br />

ΩA =<br />

2π<br />

0<br />

<br />

0<br />

π<br />

Fn(ϑ, ϕ) sin ϑdϑdϕ, Fn(ϑ, ϕ) =<br />

F(ϑ, ϕ)<br />

F(ϑ, ϕ)max<br />

. (4.14)<br />

Für eine Antenne mit einer schmalen Hauptkeule und geringen Nebenkeulen gilt angenähert,<br />

dass der beam solid angle gegeben ist, aus dem Produkt der Keulenbreite in<br />

beiden Ebenen ausgedrückt in Radian, d.h.<br />

ΩA ≈ Θ1radΘ2rad. (4.15)<br />

Für die Directivity erhält man entsprechend (ausgedrückt in Grad)<br />

Figur (4.8) illustriert den beam solid angle.<br />

D0 ≈ 32400<br />

. (4.16)<br />

Θ1degΘ2deg<br />

Abbildung 4.8: <strong>Antennen</strong>-Raumwinkel<br />

98


4.2.6 <strong>Antennen</strong>gewinn, Gain<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

Der <strong>Antennen</strong>gewinn, resp. der Gain, einer Antenne ist eng mit der Directivity verknüpft.<br />

Im Gegensatz zur Directivity, die nur Richteigenschaften der Antenne berücksichtigt,<br />

trägt der Gain auch der Effizienz der Antenne Rechnung. Der Gain berücksichtigt also<br />

die tatsächlich abgestrahlte Leistung. Diese ist meist kleiner als die vom Generator zur<br />

Antenne transmittierten Leistung. Es gilt<br />

resp.<br />

G(ϑ, ϕ) = etD(ϑ, ϕ) (4.17)<br />

G0 = etD0. (4.18)<br />

Dabei beschreibt die dimensionslose Zahl et die totale <strong>Antennen</strong>effizienz. Die Effizienz<br />

beschreibt Verluste am Eingang der Antenne und durch die Struktur der Antenne. Es<br />

gilt<br />

(4.19)<br />

et = ereced<br />

wobei der Index r Fehlanpassungen und daraus resultierende Reflexionen, der Index c<br />

Verluste durch nicht perfekte Leitung und der Index d dielektrische Effekte bezeichnet.<br />

4.2.7 Effektive <strong>Antennen</strong>fläche<br />

Die maximal entnehmbare Empfangsleistung einer Empfangsantenne bei optimaler Orientierung<br />

und Polarisation ist proportional zur Leistungsdichte der einfallenden ebenen<br />

Welle. Der Proportionalitätsfaktor hat die Dimension einer Fläche und wird wirksame<br />

Fläche oder effektive <strong>Antennen</strong>fläche, Ae, genannt. Zwischen Ae und der Directivity<br />

besteht folgender Zusammenhang<br />

Da aber auch<br />

gilt somit<br />

Ae = λ2 4π<br />

4π ΩA<br />

D = 4πAe<br />

λ2 . (4.20)<br />

D = 4π<br />

ΩA<br />

(4.21)<br />

⇒ AeΩA = λ 2 . (4.22)<br />

Es ist zu beachten, dass die effektive <strong>Antennen</strong>fläche, Ae, nicht unbedingt der geometrischen<br />

Fläche, A, entsprechen muss. Insbesondere im Falle von Drahtantennen sind die<br />

beiden Grössen unterschiedlich. Man bezeichnet als Apertureffizienz, ηa, das Verhältnis<br />

aus den beiden Grössen, so dass<br />

Ae = ηaA. (4.23)<br />

Für grössere Reflektorantennen ist die Apertureffizienz etwa im Bereich von 0.6 bis 1.0.<br />

99


4 <strong>Antennen</strong><br />

Gleichung (4.22) zeigt ganz wichtige Zusammenhänge auf 5 . Die Richtcharakteristik<br />

einer Antenne wird durch deren Grösse bestimmt. Je grösser der Durchmesser ist, desto<br />

direktiver wird die Antenne. Bei gegebener Wellenlänge, resp. Frequenz, und Fläche ist<br />

die Directivity, resp. der <strong>Antennen</strong>-Raumwinkel, gegeben. Diese Grössen lassen sich auch<br />

recht schnell abschätzen. Nehmen wir als Beispiel einen Parabolspiegel mit einem Durchmesser<br />

von 1m der bei einer Frequenz von 300GHz, d.h. bei einer Wellenlänge von 1mm,<br />

betrieben wird. Nehmen wir an, dass die <strong>Antennen</strong>fläche etwa 1m 2 entspricht, dann ist<br />

die Directivity gemäss (4.13) resp. (4.20) D ≈ 10 · 1/10 −6 = 10 7 = 70dB, der <strong>Antennen</strong>raumwinkel<br />

ist gemäss (4.22) ΩA = 0.001 2 /1 = 10 −6 sterad resp. der <strong>Antennen</strong>winkel,<br />

gemäss (4.16), Θ = 32400/10 7 = 0.02 ◦ .<br />

4.3 Transmissionsgleichung von Friis<br />

Wir betrachten eine Sendeantenne und eine Empfangsantenne im Fernfeld. Der Abstand<br />

der beiden <strong>Antennen</strong> betrage R. Die Sendeantenne habe eine Leistung Pt und einen Gain<br />

Gt. Die Empfangsantenne habe einen Gain von Gr. Es stellt sich die Frage, wie gross<br />

die empfangene Leistung Pr ist. Diese Problemstellung ist typisch für einen Mikrowellenlink,<br />

beispielsweise zwischen einem Satelliten und einer Bodenstation, somit auch für<br />

einen TV-Satelliten und eine entsprechende Empfangsantenne. Wir nehmen an, dass<br />

die <strong>Antennen</strong> aufeinander ausgerichtet sind. Die Leistungsdichte in W/m 2 am Ort der<br />

Empfangsantenne wird dann<br />

S = PtGt<br />

4πR2 betragen. Die empfangene Leistung somit<br />

(4.24)<br />

Pr = SAe. (4.25)<br />

Zwischen der effektiven <strong>Antennen</strong>fläche und dem Gain der Empfangsantenne besteht der<br />

Zusammenhang<br />

(4.26)<br />

4π<br />

was dann auch grad Verluste in der Empfangsantenne beinhaltet. Die empfangene Leistung<br />

ist somit<br />

Ae = λ2 Gr<br />

Pr = Pt<br />

GtGrλ2 . (4.27)<br />

(4πR) 2<br />

Man nennt dies die Friis’sche Transmissionsgleichung. Die empfangene Leistung<br />

hängt somit vom Gain der beiden <strong>Antennen</strong> ab und zerfällt mit 1/R2 . Der Faktor <br />

λ 2<br />

4πR<br />

nennt man Freiraum-Dämpfung. Zusätzlich zur Freiraum-Dämpfung, die eigentlich gar<br />

keine Dämpfung im eigentlichen Sinne ist, kommt natürlich die Dämpfung durch die<br />

Atmosphäre. Es müsste also noch ein Term der Art e−2αz eingeführt werden, wobei α<br />

der Absorptionskoeffizient bei der entsprechenden Frequenz und für die entsprechende<br />

5 Diese Formel ist natürlich verwandt mit derjenigen aus der klassischen Optik, welche das optische<br />

Auflösungsvermögen mit α = λ/D bestimmt<br />

100


4 <strong>Antennen</strong><br />

atmosphärische Zusammensetzung ist. Der atmosphärische Absorptionskoeffizient wurde<br />

ausführlich in Abschnitt (2.5) besprochen. Man vergleiche dazu auch Gleichung (2.84).<br />

4.4 Radargleichung<br />

Im Gegensatz zur Friis’schen Transmissionsgleichung, die beschreibt, wie sich Sende- und<br />

Empfangsleistung bei einem Mikrowellen-Link verhalten, wollen wir nun untersuchen,<br />

wie dieses Leistungsverhältnis herauskommt, wenn eine Antenne ein Objekt beleuchtet,<br />

dort gestreut und wieder detektiert wird. Diese Anordnung findet primär bei Radaranwendungen<br />

statt. Mit Radar (Radio Detection And Ranging) ist es möglich den Abstand<br />

zu einem Objekt zu vermessen und Rückschlüsse auf seine Radialgeschwindigkeit zu ziehen.<br />

Ersteres basiert auf der Laufzeit und letzteres auf der Dopplerverschiebung des<br />

Signals. Es gibt eine riesige Zahl von Anwendungen, wie die Radaraltimetrie oder die<br />

Radarmeteorologie, Antikollisionsradar, Anwendungen in der Luft- und Seefahrt sowie<br />

eine Unzahl militärischer Anwendungen.<br />

Sendeantenne<br />

P , G , D , e , r<br />

t t t cdt<br />

t<br />

R<br />

Empfangsantenne<br />

P , G , D , e , r<br />

1<br />

r r r cdr r<br />

R<br />

2<br />

W = gestreute Leistungsdichte<br />

s<br />

W = einfallende Leistungsdichte<br />

i<br />

Target<br />

σ<br />

Abbildung 4.9: Bistatische Radaranordnung<br />

Wir betrachten die Anordnung, wie in Figur (4.9) skizziert. Ein Sender bestrahlt<br />

ein beliebiges Objekt im Abstand R1. Die Sendeantenne ist charakterisiert durch die<br />

Sendeleistung, Pt, die Directivity, Dt und den Gain, Gt. Die beim Objekt einfallende<br />

Leistungsdichte, Wi, ist dann<br />

Wi = PtGt(ϑ, ϕ)<br />

4πR2 . (4.28)<br />

1<br />

Das Objekt wird die einfallende Leistung in verschiedene Richtungen streuen. Das Verhältnis<br />

aus der in eine beliebige Richtung gestreuten Leistung, Ps(ϑ, ϕ), und der einfallenden<br />

Leistungsdichte, Wi, bezeichnet man als Radarquerschnitt, σ:<br />

σ = Ps<br />

. (4.29)<br />

Wi<br />

101


4 <strong>Antennen</strong><br />

Der Radarquerschnitt hat also die Dimension einer Fläche und ist eine Eigenschaft<br />

des Objektes. Er hängt ab vom Einfallswinkel und vom Streuwinkel sowie der Frequenz<br />

und der Polarisation des einfallenden Signals und zusätzlich von den dielektrischen Eigenschaften.<br />

Das Objekt wirkt wie eine endlich grosse Quelle, dessen Signalstärke mit<br />

1/4πR 2 abnimmt. Die Leistungsdichte Ws beim Empfänger im Abstand R2 ist dann<br />

Ws = Ps<br />

4πR 2 2<br />

Die empfangene Leistung beträgt dann<br />

wobei<br />

= σPtGt(ϑ, ϕ)<br />

4πR2 14πR2 . (4.30)<br />

2<br />

Pr = ArWs<br />

Ar = erDr(ϑ, ϕ) λ2<br />

4π<br />

die effektive Fläche der Empfangsantenne ist. Damit erhält man für Pr/Pt:<br />

Pr<br />

= ecdtecdrσ<br />

Pt<br />

Dt(ϑ,<br />

2 ϕ)Dr(ϑ, ϕ) λ<br />

4π 4πR1R2<br />

Bei maximaler Ausrichtung der <strong>Antennen</strong> auf das Objekt gilt<br />

Pr<br />

=<br />

Pt<br />

G0tG0rσ<br />

2 λ<br />

4π 4πR1R2<br />

(4.31)<br />

(4.32)<br />

(4.33)<br />

(4.34)<br />

Dieser Zusammenhang wird als Radar-Gleichung bezeichnet. Falls Sender und Empfänger<br />

am selben Ort sind, so spricht man vom monostatischen Fall. Es ist dann R1 =<br />

R2 = R und damit folgt<br />

G<br />

Pr = Pt<br />

2σλ2 (4π) 3<br />

1<br />

R 4.<br />

(4.35)<br />

Im Realfall wird der Empfänger wegen Rauschen eine minimale Leistung Pmin detektieren<br />

können. Es lässt sich dann der maximale Abstand Rmax eines Objektes berechnen,<br />

das noch detektiert werden kann:<br />

Rmax =<br />

PtG 2 σλ 2<br />

(4π) 3 Pmin<br />

1/4<br />

. (4.36)<br />

Es sei noch angemerkt, dass die Berechnung des Radarquerschnittes für ein Objekt<br />

äusserst schwierig ist und nur für einige wenige Fälle lösbar ist. Die Bestimmung des<br />

Radarquerschnittes gehört in die Streutheorie. Als Beispiel ist der Radarquerschnitt einer<br />

kreisrunden Platte mit Radius r, resp. der Fläche A gegeben durch<br />

σ(ϑ) = 4πA2<br />

λ 2<br />

<br />

2 J1(2kr<br />

2 sin(ϑ))<br />

cos<br />

2kr sin(ϑ)<br />

2 (ϑ) (4.37)<br />

wobei J1 die Besselfunktion erster Ordnung ist.<br />

Es soll in dieser Vorlesung nicht weiter auf Radar-Anwendungen der Mikrowellenphysik<br />

eingegangen werden, da eine separate Vorlesung über Radarphysik angeboten wird.<br />

102


4.5 <strong>Antennen</strong>temperatur<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

Wir haben bereits im Abschnitt (2.6) in Gleichung (2.120) den Begriff der Helligkeitstemperatur<br />

(engl. brightness temperature) eingeführt:<br />

TB(ν) . = λ2<br />

2k Iν. (4.38)<br />

Ein anderer Ansatz definiert die Helligkeitstemperatur eines Objektes mit<br />

TB(ν, ϑ, ϕ) = e(ν, ϑ, ϕ)T. (4.39)<br />

Dabei ist e(ν, ϑ, ϕ) die Emissivität (0 ≤ e ≤ 1) und T die physikalische Temperatur<br />

des Objektes. Die emittierte Leistung, entsprechend der Helligkeitstemperatur, kann von<br />

einer Antenne mit Gain G(ϑ, ϕ) detektiert werden. Man definiert dann als <strong>Antennen</strong>temperatur<br />

TA, die mit dem Gain der Antenne gemittelte Helligkeitstemperatur:<br />

TA<br />

.<br />

=<br />

2π<br />

0<br />

π<br />

TB(ϑ, ϕ)G(ϑ, ϕ) sin(ϑ) dϑdϕ<br />

0<br />

2π<br />

0<br />

π<br />

G(ϑ, ϕ) sin(ϑ) dϑdϕ<br />

0<br />

[K]. (4.40)<br />

Die beim Empfänger detektierte Leistung Pr ist dann gemäss dem Nyquist-Theorem<br />

Pr = kTA∆f (4.41)<br />

wobei ∆f die Bandbreite des Empfängers ist.<br />

Falls der Empfänger eine nicht vernachlässigbare Rauschtemperatur (resp. Rauschleistung)<br />

Tr aufweist, ist die gesamte Leistung<br />

Psys = k(TA + Tr)∆f = kTsys∆f. (4.42)<br />

Tsys kann von einigen Grad bis zu mehreren tausend Grad sein, je nach Objekt und<br />

Empfänger.<br />

Es ist also wichtig, das <strong>Antennen</strong>diagramm einer Antenne zu kennen, um das gemessene<br />

Signal richtig interpretieren zu können. In den meisten Fällen ist ein <strong>Antennen</strong>diagramm<br />

gewünscht, das möglichst keine Nebenkeulen aufweist, weil sonst Signalanteile,<br />

die via die Nebenkeulen eingekoppelt werden, äusserst störend sein können, obschon die<br />

Nebenkeulen vielleicht 30dB unterdrückt sind. Man stelle sich etwa ein Satellitenexperiment<br />

vor, das mit seiner Hauptkeule ein Objekt von einigen Kelvin Helligkeitstemperatur<br />

beobachten soll (z.B. ein Signal aus der Atmosphäre bei streifender Sichtweise) und wo<br />

gleichzeitig die Nebenkeulen aber die Erdoberfläche bei rund 300K sieht.<br />

Das Bestimmen des <strong>Antennen</strong>diagramms ist eine zentrale Aufgabe der <strong>Antennen</strong>theorie.<br />

Ziel ist es, basierend auf den Strömen oder den elektromagnetischen Feldern auf der<br />

<strong>Antennen</strong>struktur, die abgestrahlte Feldverteilung im Fernfeld zu bestimmen. Es handelt<br />

sich dabei um eine anspruchsvolle Anwendung der Elektrodynamik und der Optik. Nicht<br />

103


4 <strong>Antennen</strong><br />

minder wichtig ist es aber, das <strong>Antennen</strong>diagramm eines bestehenden Systems auszumessen.<br />

Dies wiederum kann sehr schwierig und zum Teil praktisch nicht lösbar sein,<br />

etwa dann, wenn das Fernfeld in grosser Distanz ist (man bedenke, dass das Fernfeld im<br />

Abstand D 2 /λ ist).<br />

Wir wollen im nächsten Abschnitt die Grundlagen zur Berechnung einiger <strong>Antennen</strong><br />

kennen lernen.<br />

4.6 Quellen<br />

Es ist das Ziel der <strong>Antennen</strong>theorie, zu bestimmen, wie die abgestrahlten Felder an irgend<br />

einem Ort in einem definierten Abstand von einer Antenne sich verhalten. Daraus<br />

lässt sich dann z.B. die abgestrahlte Leistung berechnen und das <strong>Antennen</strong>diagramm<br />

bestimmen. Hierzu müssen aber die Quellen der Strahlung bekannt sein. Das sind entweder<br />

die Ladungen und Ströme oder die Felder. Es zeigt sich, dass diese Berechnung der<br />

<strong>Antennen</strong>eigenschaften äusserst komplex und schwierig ist. Wir wollen zuerst einen sehr<br />

einfachen Fall betrachten, den des elementaren Strahlers, um dann einen Dipol verstehen<br />

zu können. Danach wenden wir uns allgemeineren Beschreibungen zu.<br />

4.6.1 Elementarer Strahler<br />

a<br />

S<br />

r<br />

E<br />

B<br />

r >>λ<br />

θ d


und<br />

B(r, t) = ˆ r × E(r, t) 1<br />

c<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

sowie mit dem zugehörigen Poynting-Vektor<br />

resp.<br />

S(r, t) = 1<br />

µ0<br />

<br />

Wb<br />

m 2<br />

E(r, t) × B(r, t)<br />

W<br />

( ˆ r = r<br />

) (4.44)<br />

r<br />

m 2<br />

<br />

. (4.45)<br />

| S(r, t)| = q2 a(t ′ ) 2 sin(ϑ)<br />

16π 2 ε0r 2 c 3 . (4.46)<br />

Man sieht, dass E und B maximal werden für einen Winkel 90 ◦ zur Beschleunigungsrichtung.<br />

Der elementare elektromagnetische Strahler emittiert also anisotrop.<br />

Die totale abgestrahlte Leistung ist dann<br />

P(t) =<br />

π<br />

|<br />

0<br />

S(r, t)|2πr sin(ϑ)r dϑ = q2a(t ′ ) 2<br />

8πε0c3 π<br />

0<br />

was aber nichts anderes ist als die Larmor-Formel<br />

P(t) = q2 a(t ′ ) 2<br />

6πε0c 3<br />

4.6.2 Oszillierendes Stromelement<br />

sin(ϑ) 3 dϑ<br />

<br />

=4/3<br />

(4.47)<br />

. (4.48)<br />

Die allereinfachste Anordnung, die man als Antenne bezeichnen kann, ist ein oszillierender<br />

Strom I entlang einer elementaren Länge ∆l. Diese sei so kurz, dass I als konstant<br />

betrachtet werden kann. Das Strahlungsfeld wird durch qa(t ′ ) bestimmt. An Stelle einer<br />

Punktladung betrachten wir eine über ∆l ausgedehnte Ladung, wobei µ die Ladung pro<br />

Einheitslänge sei:<br />

qa(t ′ ) = µa(t ′ )∆l = d<br />

dt ′µv = dI(t′ )<br />

∆l. (4.49)<br />

dt ′<br />

Der Strom oszilliere, z.B. I(t ′ ) = I0 cos(ωt ′ ), so dass<br />

qa(t ′ ) = −I0∆lω sin(ωt ′ )<br />

= −I0∆lω sin(ω(t − r<br />

c ))<br />

= −I0∆lω sin(ωt − kr) k = ω<br />

. (4.50)<br />

c<br />

Eingesetzt in (4.43) erhält man für den Betrag des elektrischen Feldes<br />

E(r, t) = I0∆l sin(ϑ)<br />

ω sin(ωt − kr) (4.51)<br />

4πε0rc2 105


und für den Betrag des Magnetfeldes gilt<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

B(r, t) = 1<br />

E(r, t). (4.52)<br />

c<br />

Eingesetzt in (4.48) erhält man für die total abgestrahlte Leistung<br />

2 (∆lω)<br />

P(t) =<br />

6πε0c3 <br />

I 2 0 sin 2 (ωt − kr). (4.53)<br />

Dieser Ausdruck ist analog zu P = RI 2 wobei dem Widerstand R die Grösse<br />

Rrad = (∆lω)2<br />

= 80π2<br />

6πε0c3 ∆l<br />

λ<br />

2<br />

(4.54)<br />

entspricht. Man bezeichnet diesen Widerstand Rrad sinnigerweise als Strahlungswiderstand.<br />

Der Strahlungswiderstand ist ein Mass für die Effizienz, wie die Antenne Strahlung<br />

für einen gegebenen Eingangsstrom abstrahlt.<br />

Ein oszillierendes Stromelement kann im Prinzip als ein oszillierender Dipol betrachtet<br />

werden, da ja eine oszillierende Ladung eine Zunahme an einem Ort und eine Abnahme<br />

an einem anderen Ort bewirkt, was aber als Dipol bezeichnet werden kann. Aus diesem<br />

Grund wird diese Anordnung etwa auch als Hertz’scher Dipol bezeichnet.<br />

4.6.3 Kurze Antenne<br />

Die eben betrachtete Antenne kommt in Realität kaum vor. Im Realfall kann der Strom<br />

nicht überall gleich gross sein, sondern ist maximal bei einer „Einspeisestelle“ und Null<br />

an den beiden Enden, wie das in Figur(4.11) darstellt ist. Gegenüber dem Stromelement<br />

z +l/2<br />

0<br />

-l/2<br />

I(z)<br />

Abbildung 4.11: Stromverteilung auf einer kurzen Drahtantenne<br />

ist hier I · l nur noch halb so gross und somit der Poynting-Fluss nur noch 1/4. Damit<br />

beträgt der Strahlungswiderstand<br />

Rrad ≈ 20π 2<br />

2 ∆l<br />

. (4.55)<br />

λ<br />

106


4 <strong>Antennen</strong><br />

Es zeigt sich, dass diese Näherung gut ist für Längen bis etwa l = λ.<br />

Der Strahlungs-<br />

4<br />

≈ 12.5 Ω.<br />

widerstand für einen λ<br />

-Dipol ist somit R λ<br />

4 4<br />

4.6.4 Längere <strong>Antennen</strong><br />

Zur Bestimmung von E und B im Umfeld längerer <strong>Antennen</strong> muss I(z) entlang der<br />

Leitung bekannt sein. Im Prinzip können die Felder aus den Maxwell-Gleichungen bestimmt<br />

werden, was aber nicht einfach ist. Wir kommen im Abschnitt (4.7) darauf zu<br />

sprechen. Als vereinfachtes Beispiel nehmen wir an, dass I(z) sinusförmig variiert und<br />

am Ende der Antenne auf Null abfällt. Die Länge des Dipols sei λ<br />

λ<br />

, es ist also ein 2 2- Dipol. Figur (4.12) zeigt die Anordnung mit zugehöriger Geometrie für die Berechnung.<br />

Die Strom-Verteilung sei<br />

Abbildung 4.12: links: Schematische Darstellung der Stromverteilung auf einer halb-<br />

Wellen Antenne. rechts: Anordnung für die Berechnung im Abstand<br />

R<br />

I(z) = I0 cos( πz<br />

l )<br />

= I0 cos( 2πz<br />

). (4.56)<br />

λ<br />

Es stellt sich die Frage, wie gross ist E für einen Beobachter im Abstand R? Für die<br />

Bestimmung des elektrischen Feldes wird die Antenne in elementare Abschnitte der<br />

Länge ∆z unterteilt mit Strom I(z). Das Feld ist dann gemäss (4.51)<br />

E(r, t) =<br />

l/2<br />

−l/2<br />

I(z) sin ϑ<br />

ω sin(ωt − kr) dz. (4.57)<br />

4πε0rc2 Wenn r sehr gross ist verglichen mit λ, dann wird sin ϑ/r eine langsam ändernde<br />

Funktion von z sein und kann deshalb aus dem Integral herausgenommen werden. Die<br />

Phase (ωt −kr) muss allerdings genauer betrachtet werden. Es spielt eine Rolle, ob eine<br />

107


4 <strong>Antennen</strong><br />

Welle vom Ursprung ausgeht oder von einem Punkt im Abstand dz. Der Weglängenunterschied<br />

z cos(ϑ) führt zu einem Zeitunterschied in der Ankunftzeit beim Beobachter<br />

von z cosϑ/c, was zu Interferenz führen wird. Nun gilt r ≈ R − z cosϑ und damit wird<br />

sin(ωt − kr) = sin(ωt − kR + kz cosϑ). Gleichung (4.57) wird nun für l = λ<br />

2<br />

E(R, t) ≈<br />

... ≈<br />

ω sin ϑ<br />

4πε0Rc2 l/2<br />

I0l<br />

4πε0Rc 2<br />

−l/2<br />

2<br />

π<br />

Für den Betrag des Poynting-Vektors gilt<br />

I(z) sin(ωt − kR + kz cosϑ) dz<br />

cos(π/2cosϑ)<br />

sinϑ<br />

<br />

ω sin(ωt − kR). (4.58)<br />

| S(ϑ)| ∝ cos2 (π/2 cosϑ)<br />

sin 2 ≈ sin<br />

ϑ<br />

3 ϑ. (4.59)<br />

Ein Vergleich mit (4.46) zeigt, dass die Strahlung in einen schmaleren Bereich abgegeben<br />

wird als beim elementaren Stromelement. Eine numerische Integration über eine<br />

Kugeloberfläche ergibt für die totale abgestrahlte Leistung<br />

P(t) = 73I 2 0 sin 2 (ωt − kR) [W] (4.60)<br />

und somit gilt für den Strahlungswiderstand eines λ<br />

2-Dipols Prad ≈ 73 Ω. Damit strahlt<br />

ein λ<br />

λ<br />

-Dipol rund sechsmal mehr Leistung ab als ein -Dipol. Dazu kommt, dass er recht<br />

2 4<br />

gut an ein herkömmliches Koaxialkabel mit 75Ω angepasst ist. Im Vergleich dazu gilt<br />

für eine l = λ-Antenne Rrad ≈ 200 Ω.<br />

Schon diese einfachen Berechnungen haben gezeigt, dass die Betrachtungsweise mit<br />

Stromelementen recht schnell an Grenzen stossen wird. Aus diesem Grund betrachten<br />

wir als nächstes einen Ansatz der auf den Maxwell-Gleichungen beruht. Als erstes werden<br />

wir dann noch einmal die Dipol-Antenne diskutieren.<br />

4.7 Lösung der Maxwell-Gleichungen<br />

Der Zusammenhang zwischen Ladungsverteilungen, resp. Strömen und den zugehörigen<br />

elektrischen und magnetischen Feldern wird durch die Maxwell-Gleichungen gegeben.<br />

Einmal mehr stellt sich das Problem: Gegeben sind die Quellen. Was sind die zugehörigen<br />

Felder? Es zeigt sich, dass der direkte Weg der Bestimmung der Felder, basierend auf<br />

den Quellen zu schwierig ist und, dass der Umweg über das Vektorpotential günstiger<br />

ist. Dies ist schematisch in Figur (4.13) dargestellt.<br />

Im folgenden wird vorausgesetzt, dass eine Ableitung nach der Zeit eine Multiplikation<br />

→ ·iω), da wir es mit harmonischen Feldern zu tun haben.<br />

mit iω bedeutet ( ∂<br />

∂t<br />

4.7.1 Vektor-Potential, A<br />

Das Vektorpotential, A, ist eine praktische Hilfsgrösse bei der Bestimmung der abgestrahlten<br />

Felder bei gegebenem Strom J. Es gilt<br />

∇ · B = 0. (4. Maxwellgleichung). (4.61)<br />

108


Quellen<br />

J, I<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

Potential<br />

A<br />

Felder<br />

E, H<br />

B= µ H<br />

Abbildung 4.13: Block-Diagramm für die Bestimmung der abgestrahlten Felder basierend<br />

auf den Strömen<br />

Damit lässt sich B als Rotation eines Vektorfeldes darstellen:<br />

B = ∇ × A. (4.62)<br />

Dieses Vektorfeld A heisst Vektorpotential. Aus der zweiten Maxwellgleichung folgt<br />

resp.<br />

∇ × E = − ∂ B<br />

∂t = −iω B = −iω ∇ × A (4.63)<br />

∇ ×<br />

<br />

E + iωA = 0. (4.64)<br />

Damit lässt sich der Klammerausdruck als Gradient eines skalaren Potentials Φ schreiben:<br />

E + iω A = − ∇Φ (4.65)<br />

resp.<br />

Aus der dritten Maxwellgleichung<br />

und der Identität<br />

folgt<br />

∇ ×<br />

<br />

∇ ∇ · A<br />

E = − ∇Φ − iω A. (4.66)<br />

∇ × B = µ0ε0 E + µ0 J (4.67)<br />

<br />

∇ × A<br />

= <br />

∇ ∇ · A<br />

− ∆ A (4.68)<br />

− ∆ A = µ0 J + µ0ε0 E<br />

= µ0 J + µ0ε0<br />

<br />

− ∇Φ − iω <br />

A<br />

= µ0 J − iωµ0ε0 ∇Φ + ω 2 µ0ε0 A (4.69)<br />

109


und damit<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

∆ A + ω 2 µ0ε0 A = −µ0 J + <br />

∇ ∇ · A + iωµ0ε0Φ . (4.70)<br />

In Gleichung (4.62) wurde ∇ × A definiert, so dass wir nun die Divergenz ∇ · A frei<br />

wählen können, da diese unabhängig ist von der Rotation. Wir wählen<br />

∇ · A = −iωµ0ε0Φ (4.71)<br />

und damit wird<br />

Φ = − 1<br />

∇ ·<br />

iωµ0ε0<br />

A. (4.72)<br />

Man nennt dies die Lorentzbedingung. Durch Einsetzen von (4.72) und (4.71) in<br />

Gleichung (4.70) erhält man schliesslich<br />

wobei<br />

∆ A + k A 2 = −µ0 J (4.73)<br />

k 2 = ω 2 µ0ε0 = ω2<br />

. (4.74)<br />

c2 Wir erhalten für das elektrische Feld durch Einsetzen von (4.72) in (4.66)<br />

E = − ∇Φ − iω A (4.75)<br />

E = −iω A − i<br />

<br />

∇ · ∇ · A<br />

, (4.76)<br />

ωµ0ε0<br />

so dass das elektrische Feld nun aus dem Vektorpotential bestimmt werden kann. Als<br />

Lösung von (4.73) erhalten wir für A schliesslich<br />

A = µ0<br />

<br />

J<br />

4π<br />

e−ikR<br />

′<br />

dV (4.77)<br />

R<br />

V<br />

wobei R der Abstand irgend eines Punktes der Quelle zum Beobachter ist.<br />

Als Art „Kochbuch“ für die Bestimmung der Felder bei gegebener Stromverteilung<br />

gilt somit:<br />

1) Spezifiziere J oder I<br />

2) Bestimme A gemäss (4.77)<br />

3) Finde B= ∇ × A<br />

4) Finde E = −iω A − i<br />

ωµ0ε0<br />

∇ ·<br />

<br />

∇ · A<br />

4.7.2 Der infinitesimale Dipol, l ≪λ<br />

Eine Drahtantenne ist die einfachste Antenne und wir wollen nun das oben gelernte auf<br />

ein einfaches Beispiel anwenden, um dann auch komplexere Konfigurationen berechnen<br />

zu können. Wir werden dabei als Basiselement noch einmal den infinitesimalen Dipol<br />

behandeln, der, obschon nicht praktisch realisierbar, doch als Grundstruktur längerer<br />

<strong>Antennen</strong> verwendet werden kann. Die Anordnung zeigt Figur (4.14).<br />

110


Abgestrahlte Felder<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.14: Infinitesimaler Dipol in z-Richtung<br />

Ein infinitesimaler Dipol der Länge l ≪ λ sei symmetrisch am Ursprung des Koordinatensystems<br />

in z-Richtung angeordnet. Die Strombelegung sei<br />

I(z ′ ) = ˆ azI0<br />

(4.78)<br />

wobei I0 =konstant und ˆ az ein Einheitsvektor in z-Richtung ist. Welches sind nun also<br />

die abgestrahlten Felder E, B resp. H? Wir gehen gemäss dem Kochbuch in Abschnitt<br />

(4.7.1) vor.<br />

Als erstes müssen wir das Vektorpotential bestimmen gemäss Gleichung (4.77) und<br />

erhalten für unsere Stromverteilung:<br />

Dabei sind<br />

A(x, y, z) = µ0<br />

<br />

4π<br />

C<br />

I(x ′ , y ′ , z ′ ) e−ikR<br />

R dl′<br />

(x, y, z) : Koordinaten des Beobachters<br />

(x ′ , y ′ , z ′ ) : Koordinaten der Quelle<br />

C : Pfad entlang Länge der Quelle<br />

R : Abstand irgend eines Punktes der Quelle zum Beobachter<br />

r : Abstand eines Quellenpunktes vom Koordinatenursprung<br />

Für den infinitesimalen Dipol: x ′ = y ′ = z ′ = 0<br />

111<br />

(4.79)


Damit erhält man<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

r = (x − x ′ ) 2 + (y − y ′ ) 2 + (z − z ′ ) 2 = R<br />

= konstant<br />

dl ′ = dz ′ .<br />

A(x, y, z) = ˆ µ0I0<br />

az<br />

4πr e−ikr<br />

+l/2 <br />

−l/2<br />

dz ′ = ˆ µ0I0l<br />

az<br />

4πr e−ikr . (4.80)<br />

Praktischer sind hier sphärische Koordinaten, wie in Figur (4.15) dargestellt. Es gilt<br />

Abbildung 4.15: Koordinaten für die Beschreibung eines infinitesimalen Dipols<br />

der Zusammenhang<br />

⎛<br />

und<br />

⎝<br />

Ar<br />

Aϑ<br />

Aϕ<br />

⎞ ⎛<br />

sin ϑ cosϕ sin ϑ sin ϕ<br />

⎞ ⎛<br />

cosϑ<br />

⎠ = ⎝cosϑcosϕ<br />

cos ϑ sin ϕ − sin ϑ⎠<br />

⎝<br />

− sin ϕ cosϕ 0<br />

Damit folgt für die Komponenten des Vektorpotentials<br />

Ax<br />

Ay<br />

Az<br />

⎞<br />

⎠ . (4.81)<br />

−ikr µ0I0le<br />

Ar = Az cos ϑ = cos ϑ (4.82)<br />

4πr<br />

−ikr µ0I0le<br />

Aϑ = −Az sin ϑ = − sin ϑ. (4.83)<br />

4πr<br />

112


4 <strong>Antennen</strong><br />

Weil A von ϕ unabhängig ist, folgt Aϕ = 0, und es ist<br />

Es folgt für das Magnetfeld:<br />

∇ × A = ˆ <br />

1 ∂<br />

aϕ<br />

r ∂r (rAϑ) − ∂A<br />

<br />

. (4.84)<br />

∂ϑ<br />

Br = 0 = Bϑ<br />

Bϕ = i µ0kI0l sinϑ<br />

4πr<br />

<br />

1 −ikr 1 + e . (4.85)<br />

ikr<br />

Aus dem Magnetfeld lässt sich das elektrische Feld berechnen. Es ist<br />

E = −iω 1<br />

A − i<br />

ωµ0ε0<br />

<br />

∇ ∇ · A<br />

=<br />

so dass für die einzelnen Komponenten des E-Feldes folgt:<br />

Er = η I0l cos ϑ<br />

2πr 2<br />

Eϑ = iη kI0l sin ϑ<br />

4πr<br />

<br />

1 + 1<br />

ikr<br />

<br />

e −ikr<br />

1<br />

∇ ×<br />

iωµ0ε0<br />

B, (4.86)<br />

<br />

1 + 1 1<br />

−<br />

ikr (kr) 2<br />

<br />

e −ikr<br />

Eϕ = 0 (4.87)<br />

wobei gilt η = µ0 2π 2πν ω<br />

, k = = = . Es ist zu beachten, dass Gleichungen (4.85) und<br />

ε0 λ c c<br />

(4.87) keine Voraussetzungen für den Abstand des Beobachters von der Quelle gemacht<br />

haben. Sie gelten für jeden Abstand von der Quelle.<br />

Wie gross ist die Leistungsdichte? Der zeitliche Mittelwert des Poyntingvektors ist<br />

< S >= W = 1<br />

Wir betrachten den komplexen Vektor<br />

W = 1<br />

2µ0<br />

2µ0<br />

<br />

E × B ∗<br />

. (4.88)<br />

<br />

( ˆ arEr + ˆ aϑEϑ) × ( ˆ aϕB ∗ <br />

ϕ) = 1<br />

<br />

ˆarEϑB<br />

2µ0<br />

∗ ϕ − ˆ aϑErB ∗ <br />

ϕ<br />

und erhalten für die radiale und transversale Komponenten<br />

Wr = η<br />

8<br />

2 2 I0l sin ϑ<br />

λ r2 <br />

Wϑ = iη k(I0l) 2 cosϑsin ϑ<br />

16π 2 r 3<br />

(4.89)<br />

1 − i 1<br />

(kr) 3<br />

<br />

<br />

1 + 1<br />

(kr) 2<br />

<br />

. (4.90)<br />

Damit beträgt die abgestrahlte Leistung, wenn wir über eine geschlossene Kugel mit<br />

113


Radius r integrieren<br />

P =<br />

=<br />

<br />

S<br />

2π<br />

<br />

0<br />

= µ0<br />

4π<br />

W d S =<br />

<br />

0<br />

π<br />

<br />

C<br />

2π<br />

0<br />

<br />

0<br />

π<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

ˆarWr + ˆ aϑWϑ<br />

Wrr 2 sin ϑ A(x, y, z)<br />

I(x ′ , y ′ , z ′ ) e−ikR<br />

R dl′ dϑdϕ = η π<br />

3<br />

ˆarr 2 sin ϑdϑdϕ<br />

2 <br />

I0l<br />

1 − i<br />

λ<br />

1<br />

(kr) 3<br />

<br />

. (4.91)<br />

Wϑ ist rein imaginär und trägt nicht zum Realteil der abgestrahlten Leistung bei. Wϑ<br />

trägt zum reaktiven Anteil bei. Dieser dominiert für kleine kr und hat sowohl radiale<br />

als auch transversale Komponenten. Der Realteil der abgestrahlten Leistung ist:<br />

Prad = η π<br />

3<br />

und somit der Strahlungswiderstand<br />

Rrad = η 2π<br />

3<br />

2 I0l<br />

=<br />

λ<br />

1<br />

2 I2 0Rrad 2 l<br />

= 80π<br />

λ<br />

2<br />

2 l<br />

λ<br />

(4.92)<br />

(4.93)<br />

wobei η ≈ 120π ≈ 377Ω. Damit eine Drahtantenne als infinitesimaler Dipol klassifiziert<br />

werden kann, muss gelten l ≤ λ<br />

. Es folgt ein Strahlungswiderstand von 0.32 Ω. Ein<br />

50<br />

solcher Dipol wäre sehr schlecht an eine 50 Ω-Leitung angepasst, die Effizienz wäre sehr<br />

gering.<br />

Wir haben bereits erwähnt, dass die berechneten Felder für irgend einen Abstand<br />

gelten, ausser natürlich auf der Quelle selber. Man kann zwei Fälle unterscheiden. Erstens<br />

kr ≪ 1, d.h. r ≪ /2πλ und der Fall, wo kr ≫ 1. Für kleine Abstände von der Quelle<br />

erhalten wir also für die Feldkomponenten:<br />

Er ≈<br />

−ikr I0le<br />

−iη cosϑ<br />

2πkr3 Eϑ ≈<br />

−ikr I0le<br />

−iη sin ϑ<br />

4πkr3 Bϕ ≈<br />

<br />

Damit ist im Nahfeld ℜ E × B<br />

quasistationär sind.<br />

I0le −ikr<br />

4πr 2 µ0<br />

sin ϑ<br />

Eϕ = Br = Bϑ = 0. (4.94)<br />

= 0. Dies ist der Fall weil die Felder gemäss (4.94)<br />

114


4 <strong>Antennen</strong><br />

Für grosse Abstände, d.h. kr ≫ 1, d.h. r ≫ λ<br />

Er ≈ Eϕ = Br = Bϑ = 0<br />

−ikr kI0le<br />

Eϑ ≈ iη<br />

4πr<br />

sin ϑ<br />

Bϕ ≈<br />

−ikr kI0le<br />

i sin ϑ.<br />

4πrµ0<br />

(4.95)<br />

Dies stellt eine TEM-Welle dar, die sich ausbreitet.<br />

Wir wollen nun die Abstands-Unterteilung noch etwas genauer ansehen.<br />

4.7.3 Nahfeld-Fernfeld<br />

Es zeigt sich, dass das Integral für das Vektorpotential, gemäss<br />

A(x, y, z) = µ0<br />

<br />

I(x<br />

4π<br />

′ , y ′ , z ′ ) e−ikR<br />

R dl′<br />

wo<br />

C<br />

(4.96)<br />

R = (x − x ′ ) 2 + (y − y ′ ) 2 + (z − z ′ ) 2 (4.97)<br />

ist, für irgend einer Antenne schwierig zu berechnen ist. Für einen dünnen Dipol entlang<br />

der z-Achse (d.h. x ′ = 0, y ′ = 0) gilt<br />

wobei<br />

Entwickelt man R um r, so erhält man<br />

R = r − z ′ cosϑ + 1<br />

′2<br />

z<br />

r 2 sin2 <br />

ϑ<br />

Fernfeld-Näherung<br />

R = x2 + y2 + (z − z ′ ) 2<br />

<br />

= r2 + −2rz ′ <br />

cos(ϑ) + z ′2<br />

r 2 = x 2 + y 2 + z 2<br />

Werden nur die ersten beiden Terme berücksichtigt, d.h.<br />

(4.98)<br />

z = r. (4.99)<br />

+ 1<br />

r2 ′3<br />

z<br />

2 cosϑsin2 <br />

ϑ + ... (4.100)<br />

R ≈ r − z ′ cosϑ (4.101)<br />

so beträgt der Fehler wegen dem vernachlässigten dritten Term maximal z′2 π bei ϑ = 2r 2 .<br />

Dabei ist der vierte Term gerade Null. Ein maximaler Phasenfehler von π sei akzeptier-<br />

8<br />

bar, d.h.<br />

kz ′2<br />

π<br />

≤ . (4.102)<br />

2r 8<br />

115


4 <strong>Antennen</strong><br />

Für − l<br />

2 ≤ z′ ≤ l<br />

2D2<br />

folgt daraus r ≥ 2l2 resp. r ≥ , also die Definition des Fernfel-<br />

2 λ λ<br />

des, resp. der Fraunhofer-Zone. Wichtig ist also, dass für Phasenterme die Näherung<br />

R ≈ r − z ′ cosϑ und für Amplitudenterme mit R ≈ r gerechnet wird.<br />

Nahfeld-Näherung<br />

Wenn der Beobachtungsabstand kleiner als r = 2l 2 /λ ist, so wird der Phasenfehler mit<br />

der Näherung gemäss (4.101) grösser als π/8. Soll also dieser Fehler nicht grösser werden,<br />

so muss der nächst höhere Term in der Entwicklung (4.100) mit berücksichtigt werden.<br />

Ergo ist<br />

R ≃ r − z ′ cosϑ + 1<br />

′2 z<br />

r 2 sin2 <br />

ϑ . (4.103)<br />

Um den maximalen Fehler abzuschätzen, der durch Vernachlässigung des vierten Terms<br />

entsteht, muss der zugehörige Winkel ϑ bestimmt werden. Durch Ableiten des Terms<br />

nach ϑ und Null setzen, kann dies erreicht werden. Dies gilt für das Regime<br />

2l 2 /λ > r ≥ 0.62 l 3 /λ. (4.104)<br />

Man bezeichnet diesen Bereich als abstrahlende Nahfeldzone oder als Fresnel-Zone.<br />

4.7.4 Der endlich lange Dipol<br />

Wir betrachten eine dünne lineare Antenne der Länge l. Die Stromverteilung sei sinusförmig<br />

wie in Bild (4.16) dargestellt, d.h.<br />

<br />

I = I0 sin k( l<br />

<br />

− |z|) . (4.105)<br />

2<br />

Die Antenne werde im Zentrum gespiesen und der Strom sei 0 für |z| = l/2. Der Dipol<br />

wird in eine Reihe von infinitesimalen Dipolen der Länge dz ′ unterteilt. Das Fernfeld<br />

eines solchen Elementardipols ist dann<br />

dEϑ ≈ iη kIe−ikR<br />

4πR<br />

dBϕ ≈ i kIe−ikR<br />

4πµ0R<br />

sin ϑdz′<br />

sin ϑdz′<br />

(4.106)<br />

wobei R ≈ r −z ′ cos ϑ für Phasenterme und R ≈ r für Amplitudenterme ist. Summieren<br />

wir über alle infinitesimalen Elemente, d.h. bilden wir das Integral, so folgt<br />

+l/2 <br />

Eϑ = dEϑ = iη<br />

−l/2<br />

ke−ikr<br />

⎡<br />

+l/2 <br />

⎢<br />

sin ϑ ⎣ Ie<br />

4πr <br />

−l/2<br />

Elementfaktor<br />

+ikz′ ⎤<br />

cos ϑ ′ ⎥<br />

dz ⎦.<br />

(4.107)<br />

<br />

Raumfaktor<br />

116


4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.16: Stromverteilung entlang des linearen langen Dipols<br />

Es gilt: Das totale Feld = Elementfaktor· Raumfaktor. Der Elementfaktor ist hier identisch<br />

mit dem Feld eines Einheits-Hertz-Dipols. Man erhält<br />

Mit<br />

erhält man<br />

<br />

−ikr kl<br />

I0e cos( 2<br />

Eϑ = iη<br />

2πr<br />

Sr = η I2 0<br />

8π 2 r 2<br />

und damit für die Strahlungsintensität<br />

U = r 2 Sr = η I2 0<br />

8π 2<br />

µ0Bϕ = 1<br />

η Eϑ<br />

cos( kl<br />

2<br />

cos( kl<br />

2<br />

117<br />

cosϑ) − cos(kl 2 )<br />

<br />

. (4.108)<br />

sin ϑ<br />

cosϑ) − cos(kl 2 )<br />

2 sin ϑ<br />

cos(ϑ)) − cos(kl 2 )<br />

2 sin(ϑ)<br />

(4.109)<br />

(4.110)<br />

(4.111)


und die totale abgestrahlte Leistung<br />

Prad =<br />

2π<br />

0<br />

<br />

0<br />

π<br />

U dΩ =<br />

2π<br />

0<br />

<br />

0<br />

π<br />

η I2 0<br />

8π 2<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

cos( kl<br />

2<br />

cos ϑ) − cos(kl 2 )<br />

2 sin ϑdϑdϕ (4.112)<br />

sin ϑ<br />

Das normierte Leistungsdiagramm zeigt Abbildung (4.17) für verschiedene Längen l des<br />

Abbildung 4.17: <strong>Antennen</strong>diagramm eines kurzen Dipols mit sinusförmiger Stromverteilung<br />

Dipols, wo aber die Länge kleiner als die Wellenlänge ist und in Figur (4.18) für den Fall<br />

wo l = 1.25λ ist. Wird das Integral ausgerechnet, so erhält man für den Strahlungswiderstand<br />

Rrad = 2Prad<br />

I2 0<br />

= η<br />

<br />

2π<br />

0.5772 + ln(kl) − Ci(kl) + 1<br />

2 sin(kl) (Si(2kl) − 2Si(kl))<br />

<br />

C + ln( kl<br />

2 ) + Ci(2kl)<br />

<br />

− 2ci(kl)<br />

<br />

+ 1<br />

2 cos(kl)<br />

118<br />

(4.113)


4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.18: <strong>Antennen</strong>diagramm eines Dipols der Länge l = 1.25λ und sinusförmiger<br />

Stromverteilung<br />

wobei<br />

<br />

Ci(x) = −<br />

x<br />

∞<br />

cos(y)<br />

y<br />

dy und Si(x) =<br />

∞<br />

x<br />

sin(y)<br />

y<br />

dy (4.114)<br />

das cosinus- resp. das sinus-Integral bezeichnen. C heisst Euler’sche Konstante und beträgt<br />

≈ 0.5772. Eine Darstellung des Strahlungswiderstandes zeigt Figur (4.19). Man<br />

sieht, dass bereits eine relativ einfache Dipol-Antenne zu mathematisch komplizierten<br />

Ausdrücken führt<br />

Der λ/2-Dipol<br />

Als Spezialfall eines endlich langen Dipols wollen wir noch kurz den sog. λ/2-Dipol<br />

betrachten, da er eine praktische Bedeutung wegen seines Strahlungswiderstandes hat.<br />

119


4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.19: Strahlungswiderstand eines Dipols unterschiedlicher Länge zusammen<br />

mit der Directivity<br />

Mit l = λ<br />

2<br />

und<br />

folgt für die transversalen Komponenten der Felder im Fernfeld<br />

−ikr π<br />

I0e cos( 2<br />

Eϑ = iη<br />

2πr<br />

cosϑ)<br />

<br />

sin ϑ<br />

(4.115)<br />

−ikr π<br />

I0e cos( 2<br />

Bϕ = i<br />

2πµ0r<br />

cosϑ<br />

<br />

. (4.116)<br />

sin ϑ<br />

Daraus lässt sich über den Poynting-Vektor die Leistungsdichte berechnen<br />

U = r 2 Sr = I2 0<br />

8π2 2 π cos ( 2 cosϑ)<br />

sin2 <br />

ϑ<br />

(4.117)<br />

und durch Integration über den Raum könnte die totale abgestrahlte Leistung wieder<br />

berechnet werden, womit der Strahlungswiderstand bestimmt werden kann. Rrad für<br />

einen λ/2-Dipol findet man so mit<br />

Rrad = η<br />

4π Ci(2π) ≈ 73Ω. (4.118)<br />

Das ist von praktischer Bedeutung, weil dieser Wert fast mit 75Ω übereinstimmt, dem<br />

Wert der charakteristischen Impedanz von Koaxialkabeln. Durch Einsetzen des Wertes<br />

für die abgestrahlte Leistung und der Strahlungsintensität lässt sich auch die Directivity<br />

gemäss Gleichung (4.10) bestimmen. Man erhält D0 ≈ 1.643, was grösser ist als für den<br />

Hertz’schen Dipol. Ferner lässt sich auch die wirksame Fläche der Antenne berechnen:<br />

Ae = λ2<br />

4π D0 ≈ 0.13λ 2 . (4.119)<br />

Man sieht, dass in diesem Falle die <strong>Antennen</strong>fläche nicht viel mit der geometrischen<br />

Fläche zu tun hat, da wir ja von einem unendlich dünnen Draht ausgegangen sind.<br />

120


4 <strong>Antennen</strong><br />

Die Methode der Berechnung des Fernfeldes durch Summation resp. Integration über<br />

kurze Dipole lässt sich auf beliebige <strong>Antennen</strong>konfigurationen ausdehnen mit I(x, y). Die<br />

Bestimmung des Vektorpotentials ist jedoch meist sehr schwierig und andere Methoden<br />

werden verwendet.<br />

4.8 Arrays<br />

In vielen Anwendungen möchte man eine möglichst grosse Directivity, resp. Gain haben.<br />

Die besprochenen Dipolantennen sind durch eine relativ bescheidene Richtcharakteristik<br />

ausgezeichnet. Es stellt sich also die Frage, wie man eine möglichst grosse Directivity<br />

realisiert. Wir erinnern uns, dass zwischen der maximalen Richtcharakteristik, D0, und<br />

dem <strong>Antennen</strong>-Raumwinkel, ΩA, der Zusammenhang<br />

D0 = 4π<br />

ΩA<br />

(4.120)<br />

besteht. Andererseits besteht auch ein Zusammenhang zwischen der Directivity und der<br />

effektiven <strong>Antennen</strong>fläche, Ae, gemäss<br />

D0 = 4πAe<br />

λ 2 . (4.121)<br />

Es ist nun klar, dass eine Möglichkeit die Directivity zu erhöhen darin liegt, die effektive<br />

<strong>Antennen</strong>fläche zu erhöhen. Dies ist allerdings bei einem Dipol nicht möglich. Eine weitere<br />

Möglichkeit besteht in der Bildung eines Arrays, d.h. eine Anordnung beispielsweise<br />

in einer Reihe oder in einer Matrix von Elementarantennen. Dies gilt ganz allgemein<br />

für irgend einer Art von <strong>Antennen</strong> (Drahtantennen, Aperturantennen etc.). Das totale<br />

E-Feld, resp. das <strong>Antennen</strong>diagramm, erhält man durch Vektoraddition der Felder, die<br />

durch die einzelnen <strong>Antennen</strong> produziert werden.<br />

Es gibt dann auch verschiedene Möglichkeiten für die Beeinflussung der Richtcharakteristik:<br />

- geometrische Konfiguration des Gesamtarrays<br />

- relativer Abstand der einzelnen Elemente voneinander<br />

- Amplitude infolge der individuellen Elemente<br />

- Phase infolge der individuellen Elemente<br />

- <strong>Antennen</strong>diagramm der einzelnen Antenne<br />

Wir wollen einige Beispiele besprechen. Obschon wir auch hier uns auf Dipolantennen<br />

beschränken, die im Mikrowellenbereich wenig gebraucht werden, ist die Theorie identisch<br />

für Reflektorantennen, und so erhalten wir einen Einblick in die Funktionsweise.<br />

4.8.1 Array aus zwei Hertz-Dipolen<br />

Wir betrachten zwei Dipole im Abstand d/2 vom Koordinatenursprung, gemäss Figur<br />

(4.20).<br />

121


z<br />

{ d/2<br />

{ d/2<br />

ϑ<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.20: Array aus zwei Hertz-Dipolen<br />

Die Phasendifferenz sei β, die Amplitude sei bei beiden Dipolen dieselbe. Gesucht ist<br />

das Feld bei einem Beobachter im Abstand r. Nun ist der Abstand jedoch nicht für<br />

jeden Teil des Arrays der gleiche. Je nach dem, ob wir uns für die Amplitude oder die<br />

Phase interessieren, müssen wir diese Tatsache unterschiedlich berücksichtigen. Für die<br />

Amplitude gilt r1 ≈ r2 ≈ r, wogegen für die Phase berücksichtigt werden muss, dass<br />

r1 = r − d/2 cos(ϑ) und r2 = r + d/2 cos(ϑ). Somit erhalten wir für das elektrische Feld<br />

Eϑ = iη kI0e −ikr l<br />

4πr<br />

= iη kI0e−ikrl <br />

cosϑ e i(kdcos ϑ+β/2) −i(kdcos<br />

+ e<br />

ϑ+β/2)<br />

4πr<br />

cosϑ<br />

<br />

1<br />

2 cos (kd cosϑ + β) .<br />

2<br />

<br />

Array-Faktor AF<br />

Feld eines einzelnen Dipols am Ursprung<br />

r 1<br />

r<br />

r 2<br />

y<br />

(4.122)<br />

Man sieht, dass sich das totale Feld aufbaut aus demjenigen eines einzelnen Dipols,<br />

multipliziert mit einem Faktor, dem sog. Array-Faktor, AF, der für den Array charakteristisch<br />

ist:<br />

Etotal = EEinzelelement am Ursprung · AF. (4.123)<br />

Jeder Array hat seinen eigenen AF. Dieser ist eine Funktion der Anzahl Elemente, der<br />

Geometrie, Phase und Abstand der Elemente.<br />

Wir wollen kurz einige Beispiele diskutieren. Wir betrachten zwei Dipole mit Abstand<br />

d = λ/4 und verschiedenen Phasenlagen, β = 0, π/2, −π/2. Die zugehörigen Elementund<br />

Arrayfaktoren sowie das totale <strong>Antennen</strong>diagramm sind in den Figuren (4.21) und<br />

(4.22) dargestellt. Dabei wurde zur Verdeutlichung das jeweilige Diagramm auf sein<br />

Maximum normiert. Man sieht, dass durch eine geeignete Wahl der Phase die Richtung<br />

in der die <strong>Antennen</strong>anordnung empfindlich ist, gesteuert werden kann.<br />

4.8.2 N-Element-Array<br />

Die Verallgemeinerung des Zwei-Elementen Arrays ist natürlich ein Array bestehend aus<br />

N Elementen. Wir betrachten eine solche Konfiguration bestehend aus N Elementen, alle<br />

betrieben mit gleicher Amplitude, jedes mit einer Phasenverschiebung von β gegenüber<br />

122


4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.21: Zwei-Element Array mit d = λ/4 und β = 0<br />

Abbildung 4.22: Zwei-Element Array mit d = λ/4 und β = 90 ◦ resp. β = 90 ◦<br />

123


4 <strong>Antennen</strong><br />

dem Nachbarn. Die Koordinaten werden so gewählt, dass der Array am Koordinatenursprung<br />

beginnt, wie Figur (4.23) zeigt. Man nennt dies einen uniformen Array. Für den<br />

d<br />

d<br />

z<br />

. . . .<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

ϑ<br />

ϑ<br />

Abbildung 4.23: Am Koordinatenursprung beginnender N-Element-Array<br />

Arrayfaktor gilt dann<br />

wobei<br />

AF = 1 + e i(kdcos(ϑ)+β) + e i2(kd cos(ϑ)+β) + .. + e iN(kdcos(ϑ)+β)<br />

=<br />

=<br />

N<br />

n=1<br />

i(n−1)(kd cos(ϑ)+β)<br />

e<br />

N<br />

e i(n−1)Ψ<br />

n=1<br />

r5<br />

r 4<br />

r 3<br />

r2<br />

r 1<br />

y<br />

(4.124)<br />

Ψ = kd cos(ϑ) + β. (4.125)<br />

Multipliziert man beide Seiten von (4.124) mit e iΨ , so erhält man<br />

Subtrahiert man (4.124) von (4.126) so folgt<br />

AF · e iΨ = e iΨ + e i2Ψ + e i3Ψ + ... + e iNΨ . (4.126)<br />

AF · e iΨ − AF = e iNΨ − 1<br />

= AF e iΨ − 1 . (4.127)<br />

124


Aufgelöst nach AF erhält man<br />

AF = eiNΨ − 1<br />

e iΨ − 1<br />

4 <strong>Antennen</strong><br />

= eiΨ(N−1)/2<br />

<br />

iΨN/2 −iΨN/2<br />

e − e<br />

e iΨ/2 − e −iΨ/2<br />

= iΨ(N−1)/2sin N<br />

2 Ψ<br />

sin . (4.128)<br />

Ψ<br />

2<br />

Falls sich der Referenzpunkt in der Mitte des Arrays befindet, so reduziert sich der<br />

Array-Faktor auf<br />

AF = sin N<br />

2 Ψ<br />

sin <br />

Ψ<br />

2<br />

(4.129)<br />

und für kleine Ψ letztlich auf<br />

AF ≈ sin N<br />

2 Ψ<br />

. (4.130)<br />

Der Maximalwert für AF gemäss (4.129) oder (4.129) ist N. Normiert man AF, so dass<br />

man für irgend einen Wert von N gleich eins wird, so erhält man<br />

Ψ<br />

2<br />

AFn ≈ sin N<br />

2 Ψ<br />

N<br />

2<br />

Ψ . (4.131)<br />

Diese Funktion ist in Figur (4.24) dargestellt. Man sieht, dass je mehr Elemente verwen-<br />

Abbildung 4.24: Kurven für die Funktion | sin(Nx)/N sin(x)|.<br />

det werden, desto schmaler wird das Maximum, was umgesetzt in die <strong>Antennen</strong>charakteristik<br />

bedeutet, dass das <strong>Antennen</strong>diagramm umso schmaler wird.<br />

Wir wollen noch untersuchen, unter welchen Bedingungen der AF maximal und wo<br />

er Null wird. Für die Nullstellen (AF = 0) gilt unter Verwendung von (4.125):<br />

<br />

N<br />

sin<br />

2 Ψ<br />

<br />

= 0 → N<br />

2<br />

Ψ = ±nπ<br />

<br />

λ 2n<br />

(−β ±<br />

2πd N π)<br />

<br />

n = 0, 1, 2, ... n = N, 2N, 3N, ...<br />

→ ϑn = cos −1<br />

125<br />

(4.132)


4 <strong>Antennen</strong><br />

Für n = N, 2N, 3N, ... reduziert sich der Ausdruck auf sin(0)/0 und wird maximal. Man<br />

sieht also, dass die Anzahl der Nullstellen vom Abstand, d, der Elemente und von der<br />

Phasenverschiebung, β, abhängt.<br />

Für die Maxima von AF gilt<br />

N<br />

2 Ψ ± mπ → ϑn = cos −1<br />

m = 0 : ϑn = cos −1<br />

<br />

λ<br />

(−β ± 2mπ)<br />

2πd<br />

<br />

λβ<br />

2πd<br />

(4.133)<br />

(4.134)<br />

ϑn hängt also nur von β und d ab.<br />

Als Anwendung betrachten wir kurz eine Anordnung, bei der das Maximum senkrecht<br />

auf der Arrayachse liegen soll. Man nennt dies einen Breitseiten-Array (engl. broadside<br />

array). Das Maximum wird erreicht, wenn Ψ = kd cos(ϑ) + β = 0 ist. Mit ϑ = 90 ◦ folgt<br />

Ψ = β = 0, d.h. alle Elemente sind phasengleich.<br />

Zusätzlich sollte d = nλ sein, wenn β = 0, damit nicht Maxima in andere Richtungen<br />

entstehen. Figur (4.25) fasst die Charakteristiken eines Breitseiten-Arrays zusammen.<br />

Abbildung 4.25: Breitseiten Array<br />

Wir haben also gesehen, dass durch geschickte Wahl der Abstände und der Phasenlage<br />

die Richtcharakteristik einer Antenne beeinflusst werden kann. Da es möglich ist,<br />

die Phasenlage elektronisch zu verändern, ist es möglich, die Richtung der maximalen<br />

Empfindlichkeit eines Array elektronisch, d.h. sehr schnell zu verändern. Dies kann<br />

126


4 <strong>Antennen</strong><br />

die mechanische Nachführung einer Antenne überflüssig machen. Solch eine Anordnung<br />

nennt man „phased array“ und wird z.B. zur schnellen Verfolgung eines Flugobjektes<br />

eingesetzt. Es ist auch möglich eine grosse Zahl von Reflektorantennen als Array anzuordnen,<br />

um eine extrem gute Directivity zu erhalten, was in der Radioastronomie von<br />

grösstem Interesse ist, wenn es darum geht, weit entfernte Objekte mit kleiner Ausdehnung<br />

zu detektieren. Ein äusserst interessantes Projekt ist in diesem Zusammenhang<br />

ALMA, der Atacama Large Millimeter Array, der in der Atacama Wüste realisiert wird.<br />

Dabei werden insgesamt 64 Parabolspiegel mit einem Durchmesser von 12m mit einem<br />

totalen Abstand von bis zu 12km angeordnet. Damit kann eine Auflösung von < 0.1<br />

arcsec erzielt werden 6 . Eine „Ansicht“ des Projektes zeigt Figur (4.26).<br />

Abbildung 4.26: Impression von ALMA<br />

Wir haben bisher bei unseren Betrachtungen immer eine Stromquelle als Basis für die<br />

Bestimmung des <strong>Antennen</strong>diagramms verwendet. Dabei sind wir von einem infinitesimalen<br />

Dipol (Hertz-Dipol) ausgegangen. Betrachtet man die Antenne als aufgebaut aus<br />

einer Reihe solcher Dipole, so kann letztlich die elektrische Feldverteilung und damit das<br />

<strong>Antennen</strong>diagramm berechnet werden. Die Felder eines Hertz’schen Dipols lassen sich<br />

aus den Skalar- und Vektor-Potentialen ableiten. Grundsätzlich ist es möglich irgend<br />

eine Stromverteilung so zu beschreiben.<br />

4.9 Kontinuierliche Quellen<br />

Nimmt die Anzahl der Elemente in einem Array gegebener Länge zu, so nähert sich<br />

die Quelle einer kontinuierlichen Verteilung. Der Arrayfaktor wird zu einem Integral<br />

und man nennt ihn Raumfaktor, SF, oder „Spacefaktor“. Für eine Stromverteilung der<br />

6 Die Homepage dieses Projektes findet sich unter http://www.alma.nrao.edu/<br />

127


4 <strong>Antennen</strong><br />

Länge l symmetrisch zur z-Achse wird der Spacefaktor<br />

SF(ϑ) =<br />

<br />

+l/2<br />

−l/2<br />

I(z ′ i(k cos ϑ−kz)z′<br />

)e dz ′ =<br />

<br />

+l/2<br />

−l/2<br />

I(z ′ )e iξz′<br />

dz ′<br />

(4.135)<br />

wobei ξ = k cosϑ − kz und kz die Phasenkonstante der Quelle ist.<br />

Da der Strom ausserhalb |l/2| gleich Null ist, können die Integrationsgrenzen ins Unendliche<br />

verlegt werden:<br />

SF(ϑ) = SF(ξ) =<br />

<br />

+∞<br />

−∞<br />

I(z ′ )e iξ.z′<br />

Gleichung (4.136) stellt aber gerade die Fourier-Transformierte von I(z ′ ) dar.<br />

I(z ′ ) = 1<br />

<br />

2π<br />

+∞<br />

−∞<br />

dz ′<br />

(4.136)<br />

SF(ξ)e −iz′ ξ dξ (4.137)<br />

SF(ϑ) und I(z ′ ) stellen ein Paar von Fourier-Transformierten dar. Wir kommen zu der<br />

wichtigen Erkenntnis, dass der Spacefaktor im Fernfeld, und damit das <strong>Antennen</strong>diagramm,<br />

der Fourier-Transformierte der Strombelegung entspricht. Figur (4.27) fasst die<br />

wesentlichen Grössen für gängige Strombelegungen zusammen.<br />

Das oben gesagte lässt sich auch auf zweidimensionale Strukturen verallgemeinern.<br />

Der Spacefaktor für eine zweidimensionale rechteckige Anordnung ist dann<br />

SF =<br />

+ly/2 <br />

<br />

+ly/2<br />

−ly/2 −ly/2<br />

An(x ′ , y ′ )e i[kx′ sinϑ cos ϕ+ky ′ sinϑ sin ϕ+φn(x ′ ,y ′ )] dx ′ dy ′ . (4.138)<br />

Dabei sind lx und ly die linearen Dimensionen der rechteckigen Struktur entlang der xresp-<br />

der y-Achse. An(x ′ , y ′ ) und φn(x ′ , y ′ ) sind die Amplitude resp. die Phasenverteilung<br />

über der Quelle. Für viele Quellen lassen sich diese separieren, so dass<br />

wird und damit<br />

Dabei ist<br />

Sx =<br />

Sy =<br />

An(x ′ , y ′ ) = Ix(x ′ ) (4.139)<br />

φn(x ′ , y ′ ) = φx(x ′ )φy(y ′ ). (4.140)<br />

<br />

+lx/2<br />

−lx/2<br />

<br />

+ly/2<br />

−ly/2<br />

SF = SxSy. (4.141)<br />

Ix(x ′ )e i[kx′ sinϑ cos ϕ+φx(x ′ )] dx ′<br />

Iy(y ′ )e i[ky′ sinϑ cos ϕ+φy(y ′ )] dy ′<br />

128<br />

(4.142)<br />

(4.143)


4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.27: Strahlungseigenschaften von linearen Strombelegungen<br />

analog zum Arrayfaktor der diskreten Elemente. Das totale Feld ist dann das Produkt<br />

aus dem Element- und dem Raumfaktor.<br />

Durch analoge Überlegungen findet man für den Raumfaktor einer runden Apertur<br />

SF(ϑ, ϕ) =<br />

2π<br />

0<br />

<br />

0<br />

a<br />

An(ρ ′ , ϕ ′ )e i[kρ′ sin ϑcos(ϕ−ϕ ′ )+ζn(ρ ′ ,ϕ ′ )] ρ ′ dρ ′ dϕ ′<br />

(4.144)<br />

wobei ρ ′ die radiale Distanz ist und ϕ ′ der Azimuthwinkel darstellt. An(ρ ′ , ϕ ′ ) ist die Amplitude<br />

und ζn(ρ ′ , ϕ ′ ) die Phasenverteilung. Viele Reflektor-<strong>Antennen</strong>, wie z.B. Parabol-<br />

<strong>Antennen</strong>, weisen eine radial abnehmende Amplitudenverteilung auf, etwa der Form<br />

An(ρ ′ ⎧<br />

<br />

⎨ ρ ′ 2<br />

n<br />

1 − 0 ≤ ρ a ) =<br />

⎩<br />

′ ≤ a, n = 0, 1, 2, 3, ..<br />

0 sonst.<br />

129<br />

(4.145)


4 <strong>Antennen</strong><br />

Man nennt diesen Abfall der Intensität zum Rand hin, Belegungsfunktion, resp. engl.<br />

„edge taper“. Für n = 0 erhält man eine uniforme Verteilung. Als Illustration zeigt Figur<br />

(4.28) die Raumfaktoren für verschiedene Belegungsfunktionen.<br />

Abbildung 4.28: Strahlungseigenschaften von Flächen-Strombelegungen<br />

Nachdem wir die Bestimmung des Fernfeldes basierend auf der Stromverteilung diskutiert<br />

haben, wollen wir nun noch betrachten, wie sich die Feldverteilung im Fernfeld bei<br />

gegebener Feldverteilung in der Apertur berechnen lässt. Beispielsweise bei einer Hornantenne,<br />

die durch einen „aufgeweiteten Wellenleiter“ realisiert wird, ist nämlich nicht<br />

die Stromverteilung gegeben, sondern die Feldverteilung in der Apertur. Die Quelle in<br />

diesem Fall ist das Feld und nicht die Stromverteilung.<br />

130


4 <strong>Antennen</strong><br />

4.10 Strahlung einer Apertur, Skalare Formulierung<br />

Das Feld in der Apertur lässt sich durch Lösen der Maxwell-Gleichungen und den entsprechenden<br />

Randbedingungen bestimmen. Um nun aus dieser Feldverteilung das Feld<br />

im Fernfeld zu bestimmen, gibt es verschiedene Methoden. Ein Ansatz basiert auf der<br />

skalaren Beugungstheorie von Kirchhoff. Skalar heisst hier, dass jede Komponente der<br />

Aperturfelder separat behandelt wird, ohne Berücksichtigung von Kopplungen zwischen<br />

dem elektrischen und dem Magnetfeld. Das heisst, dass z.B. das abgestrahlte Feld im<br />

Fernfeld dieselbe Polarisation aufweist wie in der Apertur. Dieser Ansatz hat sich als erfolgreich<br />

für die Beschreibung von grossen Aperturen (relativ zur Wellenlänge) erwiesen.<br />

Falls die Apertur klein ist, einige Wellenlängen, muss ein vektorieller Zugang, gemäss<br />

Maxwell, gewählt werden.<br />

Welle auf<br />

Apertur<br />

y<br />

dx<br />

dy<br />

Ea<br />

x<br />

Apertur<br />

ϑ 1<br />

ϑ2<br />

ϑ 1<br />

ϑ 2<br />

s<br />

R<br />

Q(x,y,z)<br />

=Winkel zwischen s und der<br />

..<br />

Flachennormalen auf dxdy<br />

..<br />

= Winkel zwischen der Flachennormalen<br />

und der Ausbreitungsrichtung<br />

der Welle, die<br />

die Apertur beleuchtet.<br />

Abbildung 4.29: Geometrie für die Berechnung der Feldverteilung<br />

Wir betrachten eine Anordnung, wie in Figur (4.29) dargestellt. Ea(xa, ya) sei die<br />

Verteilung des skalaren Feldes in der Apertur, welche in der z = 0 Ebene liegt. Für das<br />

Feld E(x, y, z) am Ort Q(x, y, z) gilt dann das Fresnel-Kirchhoff’sche Beugungsintegral<br />

E(x, y, z) = 1<br />

<br />

Ea(xa, ya)<br />

4π<br />

e−iks<br />

<br />

<br />

1<br />

+ ik cosϑ1 + ik cosϑ2 dxa dya. (4.146)<br />

s s<br />

Apertur<br />

Für das Fernfeld, d.h. R ≥ 2D2<br />

, gilt in Polarkoordinaten:<br />

λ<br />

wobei<br />

h(ϑ, ϕ) =<br />

+∞ <br />

−∞<br />

E(R, ϑ, ϕ) = ie−ikR<br />

h(ϑ, ϕ) (4.147)<br />

λR<br />

Ea(xa, ya)e (ik sin ϑ(xa cos ϕ+ya sinϕ)) dxa dya. (4.148)<br />

131<br />

z


4 <strong>Antennen</strong><br />

Für eine detaillierte Diskussion der Theorie muss hier auf die Literatur verwiesen werden.<br />

Wir wollen noch zeigen, dass auch hier zwischen der Quelle und dem Fernfeld ein<br />

Zusammenhang via die Fourier-Transformation existiert, analog wie bei der Strombelegung.<br />

Die Fourier-Transformierte F(g) einer komplexen Funktion g mit den beiden unabhängigen<br />

Variablen u und v ist definiert als<br />

G(xa, ya) = F(g) =<br />

+∞ <br />

−∞<br />

und die inverse Fourier-Transformierte F −1 (G) analog<br />

Wir definieren<br />

Damit wird h(ϑ,ϕ) zu<br />

h(u, v) =<br />

g(u, v) = F −1 (G) =<br />

+∞ <br />

−∞<br />

+∞ <br />

−∞<br />

u = x<br />

λR<br />

v = y<br />

λR<br />

g(u, v)e −i2π(xau+yav) du dv (4.149)<br />

G(xa, ya)e i2π(xau+yav) dxa dya. (4.150)<br />

= sin(ϑ) cos(ϕ)<br />

λ<br />

(4.151)<br />

sin(ϑ) sin(ϕ)<br />

= . (4.152)<br />

λ<br />

Ea(xa, ya)e i2π(xau+yav) dxa dya = F −1 (Ea(xa, ya)) (4.153)<br />

d.h. h(ϑ,ϕ) ist die inverse Fourier-Transformierte der Aperturverteilung Ea(xa, ya), ausgewertet<br />

an der Stelle u = sin ϑ cosϕ/λ und v = sin ϑ sin ϕ/λ.<br />

Für die Leistungsdichte gilt Sr = 1<br />

2 η|E|2<br />

Sr(u, v) =<br />

1<br />

2ηλ2R2 <br />

−1<br />

F (Ea(xa, ya)) 2 (4.154)<br />

Figur (4.30) zeigt als Illustration die Verteilung im Fernfeld bei verschiedenen Feldverteilungen<br />

in der Apertur.<br />

4.10.1 Hornantennen<br />

Es stellt sich die Frage, wie zum Beispiel die Verteilung des Feldes bei einer Parabolantenne<br />

zu Stande kommt. Zum „Beleuchten“ einer Reflektorantenne wird meistens eine<br />

Hornantenne verwendet. Diese wird auch als Feed bezeichnet. Wie bereits erwähnt stellt<br />

eine Hornantenne eigentlich einen Übergang von einem Hohlleiter zum freien Raum dar.<br />

132


4 <strong>Antennen</strong><br />

Abbildung 4.30: Beispiele für das Fernfeld bei gegebenem Aperturfeld<br />

133


4 <strong>Antennen</strong><br />

Entsprechend dem verwendeten Hohlleiter gibt es Pyramiden-Hornantennen oder konische<br />

Hornantennen. Sehr gebräuchlich sind die konischen Hornantennen, da sie in der<br />

Lage sind, eine symmetrische Feldverteilung zu produzieren, die im Idealfall möglichst<br />

Gauss-förmig ist. Um das zu erreichen, werden an den Innenwänden der Hornantenne<br />

Rillen angebracht. Man spricht dann von einer corrugated Hornantenne. Der Sinn der<br />

Rillen besteht darin, das elektrische Feld am Rand möglichst auf Null zu bringen. Man<br />

kann zeigen, dass die Feldverteilung in der Apertur eines konischen Horns polarisiert ist<br />

und gegeben ist durch<br />

Ey = AJ T 0 (αr)e−ikr2 /2R<br />

(4.155)<br />

wobei<br />

und<br />

J T 0 =<br />

α = 2.405<br />

a<br />

<br />

J0(αr) r < a<br />

0 r ≥ a.<br />

(4.156)<br />

(4.157)<br />

J0 ist die Besselfunktion erster Art und nullter Ordnung, und a ist der Radius der<br />

Apertur.<br />

Für eine eingehendere Betrachtungsweise von Hornantennen wird auf die Vorlesung<br />

„Millimeter- und Submillimeter Optik“ von N.Kämpfer verwiesen<br />

134

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