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A6 Die Zeit 1856 – 1890 - Mardorf

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<strong>A6</strong> <strong>Die</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>1856</strong> <strong>–</strong> <strong>1890</strong><br />

Mitte 19.Jhd. Wenn schwere Feldarbeit ansteht oder wenn die Bauersfrau im handeln geschickter ist, geht auch<br />

sie mit einer Kiepe auf dem Rücken (als „kiepenfroe“) los. Nicht nur nach Rehburg oder Neustadt<br />

sondern oft auch auf dem Vogeldamm nach Wunstorf und weiter bis nach Schloß Ricklingen. Dort<br />

wird alles verkauft, was sich aus der kargen Landwirtschaft erübrigen und zu Geld machen lässt. Auf<br />

den langen einsamen Fußmärschen kann dann so einiges passieren:<br />

„De Hoho-Kerl“ oder „De Kiepenfroe fan Mardrup“<br />

(1952 von A. Nülle für die Schule aufgeschrieben)<br />

„Früher vor vielen Jahren, hatte fast jeder Bauer einen kleinen Butter- und<br />

Eierhandel. Jede Woche zogen sie dann mit ihrer Kiepe auf dem Rücken nach<br />

Neustadt. Ihr Weg führte den Pferdeberg entlang und dann über das Moor. Hier<br />

auf dem Pferdeberg stand ein riesengroßer hohler Eichenbaum und jedes mal,<br />

wenn sie dort vorübergingen, wurde ihre Kiepe plötzlich so schwer, und es war<br />

ihnen, als ob einer in der Kiepe saß und sang: Ho! Ho! Ho! so klang es in ihren Ohren. Daher gaben sie diesem<br />

Gespenst den Namen Hoho-Kerl. <strong>Die</strong> Last wurde immer schwerer, und manche glaubten, mit Schimpfen und<br />

Fluchen ihn zu verscheuchen, aber je mehr sie schimpften, desto schwerer wurde ihre Kiepe. <strong>Die</strong> Händler waren<br />

vom vielen Schleppen schon ganz müde geworden und hatten keine Lust noch weiterzugehen. Doch plötzlich,<br />

als sie am Anfang des Moores waren, wurde ihre Kiepe leichter. „Gottseidank!“ seufzten alle auf und vergnügt<br />

zogen sie jetzt weiter nach Neustadt, um ihre Ware zu verkaufen.<br />

Inzwischen war es Abend geworden und die Händler hatten ein gutes Geschäft gemacht. Kaum waren sie eine<br />

Strecke gegangen, ging dasselbe Theater noch einmal los. Jahraus, jahrein mussten sich die Händler mit diesem<br />

Unhold abquälen.“<br />

Der früher ein Förster gewesen sein und ein junges Mädchen geschwängert haben soll. Er hat wohl<br />

beide getötet und in der alten Eiche versteckt. Nach seinem eigenen Tod soll er dann öfter<br />

herumgespukt sein (ohne Beine mit Dreispitz und „Pükjen“ <strong>–</strong> ein kleiner Rucksack) und nach dem<br />

Mädchen mit dem Kind gesucht haben. Auch Richtung Rehburg hat sich dieses Schauspiel<br />

zugetragen. Bei den „Sieben Bergen“ in den Weißen Bergen hat bestimmt auch ein alter großer<br />

hohler Baum gestanden.<br />

„De Hukup“ (Huckupp <strong>–</strong> Springauf)<br />

(1953 von M. Zeretzke für die Schule aufgeschrieben)<br />

Jürgens Vater „De Grönken“ und Schäfer Harms Opa sitzen zusammen<br />

und erzählen sich im Petrolium-Funzellicht Gespenstergeschichten. Oft<br />

geht es um ein hundeähnliches Unwesen, dass Tier und Mensch aufsitzt<br />

und arg zusetzt. „Es wurde ganz still in der „dönssen“, nur der Wind sauste<br />

draußen weiter um die alt-deutschen Fachwerkhäuser und die Katze<br />

schnurrte hinterm Kamin. Schließlich brach der „grönkenbuur“ das<br />

Schweigen: “Ik lööve nig, dat dat dy „Hukup“ was, dy dor up’n paale sat;<br />

ik hef höörd dy schal sik in’n kastanjenboom för’er kerken ferstäken un dor lüür piesakken“. „Mag wän“, meint<br />

„Jürgens Faader“. „Aaver mie het dat dier, oor wat et jüs is, up’n felle tefaaten kriergen. Ik haa’n ganssen dag<br />

feste warked, un was froo, dat ik naa huus gaan kön. Et was al schumrig, mit ys - - mit ys höör ik yn krag in’r<br />

luft. <strong>–</strong> ik wurd gans bange un wol mie ümmekieken, aaver et gung nig, ik wol mit miener schüffel slaan, dat<br />

gung ook nig. Un mit ys, - - bums gung et un ik wür balle hen’faaln. Düüvel, dor wurd mien nakken soe swoor,<br />

as wen ik twy centner ertuffeln drägen möst. Ik kön mie ook nig schüürn, möste bloos loopen un dat byst<br />

sleepen, un ik hef sweet!!! Ook in’n dörpe sygen mie nyne lüür, un ik was bange dat dat dier my in’t huuskam.<br />

As ik den aaver dän düürdrükker anpakke, wat meenste, doe gung et „hukup“ un dat aas was wäge....Dat was<br />

aaver bestimt dy „Hukup“. Harms Opa war es ganz unheimlich zu Mute. Er paffte ein paar Kringel in die Luft<br />

und meinte dann grinsend: „Nee, Grönke, wat du nig soe aalt beleeft hest. - - Aaver düt mit’er kerken erinnert<br />

mie an yn annern koomisken hund.<br />

<strong>1856</strong> (General-) Teilung des Amtes Rehburg: <strong>Mardorf</strong> und Schneeren kommen zum Amt Neustadt<br />

a.Rbge. Als Abfindung bekommt <strong>Mardorf</strong> 19 Reichsthaler (Schneeren 42). Der Rest<br />

kommt zum Amt Stolzenau und wird gleichzeitig aus dem Calenbergischen<br />

herausgenommen. <strong>Die</strong> Stadt Neustadt (eigenständig) ist 1200 von den Grafen von<br />

Wölpe (Roden) gegründet worden (insofern <strong>Mardorf</strong> bei Wölpe). Am Toten Moor<br />

(Landwehr) entsteht ein großes Hüttenwerk zur Eisenherstellung.<br />

80


<strong>1856</strong> Begründet der Jäger und Imker W.Karsten (1.oo<br />

Stadtländer/2.oo Wiebking) die Abbauerstelle Nr.47.<br />

Er baut ein großes Fachwerkhaus (Abbildung rechts)<br />

und auch eine Schmiede. Der Meister ist bekannt für<br />

sein handgeschmiedetes „Plaggenseegt“ (spezielle<br />

Sense zum Plaggen schneiden). Ihm folgt der<br />

Fischer, Leineweber und Schmied Ernst Rusche aus<br />

Steinhude (oo Karsten/ „Ruskens“). Er kommt mit<br />

dem Torfkahn am Meerland (bei Nr.68) an und hat oft<br />

frische Fische dabei. 1894 wird ein massiver Giebel<br />

vorgebaut. Der Schmied ist immer auch ein „guter<br />

Zahnarzt“. Nach 1900 bekommt die Hofstelle durch<br />

Kauf das Bauernrecht von Nr.25 und gehört damit zu den 27 Bauern.<br />

1857 Wird die Abbauerstelle Nr.45 von F.Kahle<br />

(Nr.38/ oo Brase) begründet. Das Haus brennt<br />

1882 ab. <strong>Die</strong> Familie geht in die USA. Das<br />

Haus (Foto letzte Seite) wird massiv neu gebaut<br />

vom Kaufmann und Kolonialwarenhändler<br />

W.Förthmann (Nr.12/ oo Nortmeier/<br />

„Koopmanns“).<br />

Begründet H.Kahle (Nr.17/ oo Meyer) im alten<br />

Fachwerkhaus von Nr.24 am Ohlhagen<br />

Steinweg (Ecke Dorfstr.) die Abbauerstelle<br />

Nr.46. D.Thiele aus Schneeren (oo Heidorn/<br />

„Thielen“) um 1880 Abbauer baut er um 1908<br />

das Haus massiv neu.<br />

Das Alte Feuerwehrgerätehaus („Oold sprütsenhuus“ / Abbildung oben) wird in Fachwerk und<br />

zunächst noch mit Stroh-/ Reetdach „Hinterm Dorf“ direkt am Teich fertig gestellt. <strong>Die</strong> Baukosten<br />

betragen 44 Taler, 14 gGr und 13 mGr. Eine Hausnummer wird nicht vergeben. In jedem Haushalt<br />

muss ein lederner Löscheimer vorrätig sein, um im Notfall eine Eimerkette zu bilden.<br />

24.5.1857 Eine „Wasserhose“ saugt ein große Menge Fisch aus dem Steinhuder Meer und lässt sie 4 Meilen<br />

entfernt bei Eystrup wieder zu Boden fallen.<br />

9.6.1857 <strong>Die</strong> erste „Feuer-Sprütze“ wird angeschafft. Nach 1860 besteht die Feuerwehr <strong>Mardorf</strong> schon aus:<br />

1 (vereidigten) „Sprützmeister“ mit Feuerspritze (und einziger<br />

Helmträger), 4 Rohrführern oder „Bindemeister“ (nur die 5<br />

dürfen auf der Spritze mitfahren); die 18 „Hülfsleute oder<br />

Pumper“ müssen „willig und im Laufschritt“ folgen.<br />

Abbildung rechts: (ähnlich) „Handdruckspritze auf<br />

Pferdegezogenem Zweiachser“ und mit Muskelkraft betriebener<br />

Feuerlöschpumpe.<br />

Eine solche „Feuerspritze“ ist noch bis nach 1945 in<br />

<strong>Mardorf</strong> im Einsatz. Es werden 3 Feuer-Löschteiche<br />

angelegt (nur der „Notteich“ hinterm Dorf besteht noch<br />

heute).<br />

1858 Lehrer in <strong>Mardorf</strong> ist Herr Rahlfs. Er soll sehr nachsichtig gewesen sein und sich besonders um die<br />

eigene kleine Landwirtschaft an der Schule gekümmert haben.<br />

Sehr trockenes Jahr mit einem großen Waldbrand im<br />

Meerbruch. Am Brink (nordöstl. von Nr.19: brennt der<br />

alte Hof <strong>Mardorf</strong> Nr.6 (Heidorn) ab und wird 1859 im<br />

Dorf (zw. Nr.21 und Nr.5 <strong>–</strong> Abbildung rechts) neu<br />

aufgebaut.<br />

1858/1859 In Wietze (Celle) wird das erste deutsche Öl gefördert.<br />

Auch unter <strong>Mardorf</strong> gibt es Öl- aber noch viel größere<br />

Gasvorkommen, darüber hinaus auch eine gute<br />

Kalisalzlagerstätte.<br />

81


1859 Auflösung des Amtes Wölpe. Mit den Ämtern Stolzenau und<br />

Nienburg wird daraus der Kreis Nienburg/Weser.<br />

Georg Landau hält sich am Weißen Berg auf (Hessischer<br />

kurfürstl. Archivar <strong>–</strong> „Gesamtverein der deutschen<br />

Geschichts- und Altertumsvereine“).<br />

<strong>Die</strong> durchschnittliche Wassertiefe im Steinhuder Meer soll bei<br />

knapp 12 Fuß (um 3,5 m) liegen.<br />

Das Fachwerkhaus Nr.49 wird zwar schon 1848 vom<br />

Maurergesellen F.Meyer aus Suttorf (oo Heidorn/ „Mööker-<br />

Fritz“) am Mummrian gebaut (Abbildung rechts). Er wird aber<br />

erst 1859 Abbauer. Das inzwischen massiv umgebaute Haus<br />

ist von 1950-1980 Lebensmittelgeschäft.<br />

1860 <strong>Die</strong> Abbauer-Hofstelle Nr.52 vom Tischler F.Kahle (Nr.4/ oo Gerberding/ „Clames-Diskers“) wird<br />

begründet. Das Haus (Abbildung oben links) wird im Juli bezogen steht noch heute so am<br />

Buchenberg.<br />

<strong>Die</strong> Anbauerstelle Nr.53 des Schusters F.Blanke (Nr.37/ „Blanken-Rusche“) wird begründet. Das<br />

Fachwerkhaus (Abbildung oben rechts) kommt 1861 an den Mummrian. <strong>Die</strong> Familie wohnt vorher bei<br />

Nr.73 und betreibt einen Weißbrothandel.<br />

Nov.1860 Das Kgr. Hannover will durch Hoheitszeichen (Grenzpfähle mitten durchs Meer) wieder von „seinem<br />

Drittel“ des Steinhuder Meeres Besitz<br />

ergreifen („Ende der Belehnung“) <strong>–</strong><br />

die Schaumburger Garnison auf dem<br />

Wilhelmstein (Bückeburger Jäger)<br />

beseitigt diese aber schon am<br />

nächsten Tag wieder.<br />

1861 Der Januar ist sehr kalt! Der Sommer<br />

wird durchweg sehr heiß!<br />

Abraham Lincoln wird 16.US-<br />

Präsident und 1865 ermordet.<br />

Beginn des <strong>Mardorf</strong>er „Tanzbuches“.<br />

Es wird vom Vorsteher für alle<br />

öffentlichen Tanzveranstaltungen<br />

geführt, z.B. Sängerbälle, Erntefeste<br />

und Schützenfeste in <strong>Mardorf</strong>.<br />

August Nülle (oo Dankenbring/ Sohn<br />

von A.Nülle Nr.22 <strong>–</strong> Maurer/ „August-<br />

Möökers“) begründet die<br />

Abbauerstelle Nr.54 und wird 1864<br />

Anbauer. Das Fachwerkhaus (Foto)<br />

auf dem Mummrian wird schon um<br />

1858 gebaut. Der Ziehbrunnen ist<br />

bis um 1930 in Betrieb. Das Haus wird im Laufe der <strong>Zeit</strong> wie viele andere völlig umgebaut. Damals<br />

stehen am „Mummerjaan“ alle Häuser gleichmäßig mit dem Frontgiebel zur Straße.<br />

82


1861 Begründung der Anbauerstelle Nr.56 von H.Feldmann (Nr.4/41). Bei Nr.4 (Hinterm Dorf) entsteht<br />

schon früh ein Häuslingshaus. Es hat nach 1755 die Nr.41 und ab 1853 die Nr.56.<br />

<strong>Die</strong> Abbauerstelle mit Fachwerkhaus Nr.55 des W.Wiebking (Nr.40/ oo Vogeler/ „Kurts-Wilhelm“)<br />

wird begründet. Nach dem Brand 1909 wird 1910 ein massives Haus quer zur Straße Mummrian<br />

gestellt.<br />

Juni 1861 Im Monat fällt fast 160 mm Niederschlag (normal ist nur 60 mm).<br />

Um 1862 Grenzstein am Rehburger Kreuzholzmoor:<br />

(Rückseite ehemalige Klosterforst, heute Staatsforst / Vorderseite M für<br />

<strong>Mardorf</strong>)<br />

1862 Bismarck wird Reichskanzler des Deutsche Reiches<br />

(bis <strong>1890</strong>).<br />

Grassiert eine Schafpockenepidemie (-1876) in<br />

Deutschland.<br />

Fabrikant Seegers baut in Steinhude seine Lederfabrik<br />

(bis 1999 noch „Schäker“-Lager).<br />

<strong>Die</strong> Anbauerstelle Nr.57 des Zimmermanns H.Heidorn<br />

aus Himmelreich (oo Karsten/ „Ulan“) wird begründet.<br />

Das Fachwerkhaus (Abbildung rechts) entsteht bereits<br />

um 1852 am Mummrian. Inhaber 1870 ist<br />

F.Struckmann, um 1900 H.Blanke, ab 1914 W.Meier. Er ist Ulan (Kaiserl. Lanzenreiter).<br />

29.Juni 1862 Sonntagnachmittags 4 Uhr bis Montagabends 10 Uhr findet das erste dokumentierte<br />

„Scheibenschießen / Schiemschyten“ <strong>–</strong> Schützenfest in <strong>Mardorf</strong> (damals noch 3 Wochen nach<br />

Pfingsten / schon vom Schützenverein <strong>Mardorf</strong> veranstaltet?) statt. <strong>Die</strong> Gemeinde hat das Fest<br />

schon am 26.6. genehmigt und der Gemeindediener Cord Heydorn (*1838 Nr.6 ?) begibt sich mit<br />

dem Tanzbuch dann auf den langen und beschwerlichen Weg nach Neustadt zum dortigen<br />

Amtshauptmann um den Antrag genehmigen zu lassen. <strong>Die</strong>se hat dann den Zusatz erhalten:<br />

„Genehmigt.Königliches Amt Neustadt den 28.Juny 1862 Ribbentrop<br />

Es sind 5 M. in die Armenkasse von <strong>Mardorf</strong> zu zahlen.“<br />

Damit die Dauer des Schützenfestes auch eingehalten wird, überwacht der berittene Landgendarm<br />

Nagel den so genannten Feierabend. Er stellt schon am Nachmittag sein Pferd beim Festwirt in den<br />

Stall und bleibt bis zum Ende des Festes in der Nähe. Der Festwirt stellt zu der Veranstaltung eine<br />

Tonne selbstgebrauten Bieres kostenlos bereit. Der Branntwein dagegen, der „Ortsweise“ (0,1 l)<br />

getrunken wird, muss beim Wirt bezahlt werden. Krüger Meier hat als einer der wenigen dafür eine<br />

Selbstbrenn-Konzession. Schon 2 Wochen vor dem Schützenfest haben die „jungen unverheirateten<br />

Leute“ auf der Schützenwiese (am Ende des heutigen Schützenweges) den Schützenkönig ermittelt.<br />

Am Sonntag erfolgt der Umzug mit örtlichen Musikern durchs Dorf. Der König wird von den<br />

„Kranzdeerns“ begleitet. Auf der <strong>Die</strong>le des Festwirtes klettern die Musikanten auf ihre „Stellage“ und<br />

beginnen mit dem Ehrentanz, dem „Achttourigen“ der 4 besten Schützen mit ihren Ehrendamen.<br />

Dafür müssen sie der Kapelle 50 Pfg. zahlen. <strong>Die</strong> Burschen tanzen üblicherweise in Hemdsärmeln.<br />

Am Montagvormittag gehen die jungen Männer mit Körben und Kiepen durchs Dorf von Haus zu<br />

Haus. Sie sammeln Eier für den Festschmaus: „Nuu wült wie eier haaln, wer nyne gift, dy mot betaaln.“<br />

Wenn der Bauer antwortet: „Dy schült jie hem“, dann bekommt er einen „sluk uut’r slukpull’n“ (aus der<br />

Branntweinflasche) und ein Ständchen auf der Handharmonika. Außerdem wird er zum<br />

gemeinsamen Scheibenannageln am Mittag eingeladen. Ist aber niemand zu Hause, wird die<br />

Einladung mit Kreide an die Tür geschrieben und mit der „geffel“ (eine hölzerne Stange mit 2 Enden /<br />

Forke) wird versucht, Speck, Mettwurst, Schinken oder Knappwurst aus der Speisekammer zu<br />

angeln. <strong>Die</strong>s führt natürlich manchmal zu erheblichen Ärgernissen, sodass der Amtshauptmann den<br />

<strong>Mardorf</strong>ern ins Tanzbuch schreibt:<br />

„Das Einsammeln von Eiern, ......seitens der jungen Leute wird wegen des damit verbundenen Unfugs, Fresserei<br />

und Sauferei, hierdurch strengstens untersagt. Zuwiderhandelnde werden bestraft.“<br />

Am Montagmittag wird mit einem festlichen Umzug durchs Dorf die Königsscheibe von der<br />

Schützenwiese zum König gebracht. Dort wird sie mit allerlei Scherzen angenagelt. Jetzt gibt der<br />

Gemeindevorsteher Kahle auch den Preis für den Schützenkönig bekannt. Es ist wie immer die<br />

kostenlose zweimalige Ernte der Schützenwiese, also dem Wert von 2 Fudern Heu. Nachmittags ist<br />

man nach dem Ausmarsch dann wieder beim Festwirt. Hier wird gefeiert bis tief in die Nacht, obwohl<br />

doch um 10 Uhr „Feierabend“ sein soll. Man erreicht das, indem der Gendarm gezielt mit Bier<br />

abgelenkt wird.<br />

83


1863 „Gemeinheitstheilung“ und Rezeß der <strong>Mardorf</strong>er Riede mit Schneeren.<br />

Am Nordufer des Steinhuder Meeres werden noch große Sand- und Wanderdünen erwähnt<br />

(Wanderdüne am Weißen Berg ist noch bis nach 1950 aktiv).<br />

23.5.1863 Durch den ADAV kommt es mit der SPD zur Gründung der ersten Partei in Deutschland.<br />

1864 Deutsch (Preußen) <strong>–</strong> Dänischer Krieg. (Wappen Königreich Preußen)<br />

Vakanz der Pastorenstelle in Schneeren.<br />

Großer Brand in Rehburg vernichtet viele Wohnhäuser und Ratskeller<br />

mit Brauhaus.<br />

1865 Abschaffung der Sklaverei in den USA am Ende des amerikanischen Bürgerkrieges (ab 1861<br />

„Sezessionskrieg“). Auch vor kurzem ausgewanderte <strong>Mardorf</strong>er Männer sind z. B. in Missouri<br />

freiwillig in den sogen. „bushwhacking (militia) regiments“ dabei. Sie wollen die gerade errungene<br />

„persönliche Freiheit“ verteidigen.<br />

<strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.58 des Böttcher- und Schmiedemeister F.Meyer (Nr.27/28/ oo Benecke/<br />

„Stoffers-Smeds“) wird begründet. Er kauft schon 1865 das alte Wohnhaus Nr.28 (erbaut um 1817 <strong>–</strong><br />

Abb. rechts unten) im Dorf. 1867 wird die kleine Schmiede auf der gegenüberliegenden Straßenseite<br />

eingerichtet, 1884 die beiden Ställe angebaut <strong>–</strong> links Schweine, rechts Kühe. Ziehbrunnen vorm<br />

Haus bis 1928!<br />

<strong>Mardorf</strong> Nr.26 (Seegers / Neubau nach 1865)<br />

Neuer Pastor (-1892) in Schneeren ist Heinrich Wilhelm Karl Clemens Adelbert Fromme<br />

(*4.11.1817).<br />

Gemeindevorsteher in <strong>Mardorf</strong> ist 1865 und 1869 H.Seeger (Nr.26 *~1816).<br />

Typhusepidemie in Rehburg kommt zum Glück nicht bis nach <strong>Mardorf</strong>.<br />

1866 Ende des Königreichs Hannover (Wappen rechts) unter Georg V. (+1878 / Ernst August II. von<br />

Hannover ist nur noch Kronprinz). Grafschaft Schaumburg kommt zur preuß. Provinz Hessen-<br />

Nassau. Annexion durch das Königreich Preußen (und Deutsches Reich mit Kaiser Wilhelm I.).<br />

Bildung der preußischen Provinz Hannover (-1946) mit dem<br />

Oberpräsidenten Graf zu Stolberg-Wernigerode (1867-1873). <strong>Die</strong><br />

Landdrostei Hannover mit den Ämtern bleibt bis 1885 bestehen. <strong>Die</strong> DHP<br />

(Deutsche Hannoversche Partei) der Welfentreuen wird gegründet.<br />

1867 Landdrost in Hannover Adolf von Leipziger (1867-1872) und Kreis (Amt)<br />

Neustadt a. R. mit dem Landrat von Ribbentrop (1868-1878) und der<br />

Gemeinde <strong>Mardorf</strong> mit dem langjährigen (um 1837 bis um 1885) Bauer-<br />

und Bürgermeister Wilhelm Kahle (*1803 Nr.4) sowie dem Vorsteher (vor<br />

1863 bis nach 1891) Philipp Dunker (*1834 Nr.10).<br />

Abschaffung der jeweiligen 3. Feiertage im Kgr. Preußen für Ostern, Pfingsten und Weihnachten.<br />

1867 Betriebsaufnahme der Schmiede von Schmiedemeister F.Meyer Nr.58 an der östlichen Dorfstraße.<br />

Hufbeschlag bis 1960 (Abb. Foto weiter unten).<br />

84


85<br />

(links: Plan Alte Schmiede 1867 / rechts: Aalräucherei 1986)<br />

Um 1868 Lehrer wird August Nebel (bis nach 1882 im <strong>Die</strong>nst) wird als Kapellenvorsteher genannt. Verheiratet<br />

mit Bertha Pauling aus Vesbeck. Deren Tochter Marie (*24.9.1868) heiratet den <strong>Mardorf</strong>er Bauern<br />

F.Nülle Nr.22. Deshalb ist die Familie seitdem neben der Landwirtschaft auch als Lehrer tätig.<br />

1868 Preußen regelt jetzt viele bisherige Missstände durch Gesetzte. So wird das gewerbliche Schlachten<br />

generell auf staatliche Schlachthöfe beschränkt um die Verbreitung der Trichinen einzudämmen.<br />

Aber die tierärztliche Schau direkt beim Schlachten wird erst 1937 eingeführt.<br />

1.1.1868 Postagentur Rehburg (Postamt Bad Rehburg) im Haus Nr.177 (Agent Dökel), später Nr.2, Nr.81<br />

(Mahlmann). Mit dem Pferd kommen die berittenen Briefträger bis nach <strong>Mardorf</strong>.<br />

1869 Neubau des Rehburger Rathauses am Meerbach. Zeichn. rechts:<br />

Ochsengespann<br />

Erlass von „Instructionen“ (Vorschrift) für den Schweinehirten in der Gemeinde<br />

<strong>Mardorf</strong>. Er egelt die tägliche Arbeit der Gemeinde- „Sweenscheeper“.<br />

<strong>Die</strong> Abbauerstelle mit großem Fachwerkhaus Nr.60 des Schneiders W.Heidorn<br />

(Nr.6/ oo Pohlmann/ „Huus-Snieder“ <strong>–</strong> vor Ort schneidern) auf dem Lindenberg/<br />

Mummrian wird begründet.<br />

Nach 1870 gibt es einige große Schafherden in <strong>Mardorf</strong>. Sie werden von vielen Schäfern gut gehütet. Schon<br />

immer ist auf fast jeder Hofstelle eine kleine Schafherde. Einer in der Familie wird dann „Scheeper“.<br />

Aber auch bezahlte Schäfer sind mit Herden unterwegs. So ist um 1866 in Rehburg der <strong>Mardorf</strong>er<br />

H.Dankenbring (Nr.63) der 3.Schäfer der Magistratsherde bis 1913. Er hütet 300 Tiere und bekommt<br />

dafür 50 Thaler. Hier ist besonders die „Fettschäferey“ für den Schafhirten interessant: Er darf<br />

nämlich zusätzlich zu der eigentlichen Herde noch einige Freischafe (bis sie fett waren) und seine<br />

eigenen austreiben. Dafür erhält er eine Entschädigung in Geld (darin enthalten ist auch das Geld für<br />

die Schafschmiere und den Schäferhund). In vielen Familien- und Beinamen ist der Scheeper zu<br />

finden. Es gibt auch<br />

Kuhhirten (koehyr),<br />

Schweinehirten (Nr.86 /<br />

sweenscheeper) und<br />

auch Gänsehirten (Nr.68 /<br />

gooshyr).<br />

1870/71 Deutsch-Französischer<br />

Krieg. (Deutscher Kaiser<br />

wird Wilhelm I. ein<br />

„Hohenzoller“).<br />

Stellpflug im 19.Jhd.<br />

1871 Das aktive Wahlalter wird<br />

auf 25 Jahre festgesetzt.<br />

Jan.1871 Im Monat fällt über 150<br />

mm Niederschlag (normal nur 60).<br />

Frühjahr 1871 (Wieder-) Aufbau der 1.<strong>Mardorf</strong>er Mühle auf dem ehemaligen „Haubarg“ (Heutrocknungsberg).<br />

Der „Erdholländer“ stand zuvor in einem anderen Ort. Der Mühlenberg (heute Golfplatz) ist<br />

gleichzeitig mit 61,2 m der höchste Punkt in der <strong>Mardorf</strong>er Gemarkung.


(Aufnahme der <strong>Mardorf</strong> Holländermühle von 1871 einige Jahre vor dem Abriss um 1947)<br />

1872 Der erste Müller in <strong>Mardorf</strong> wird H.F.Wilhelm Meier (*19.4.1831 von Nr.48/ oo Nülle). Er ist auch<br />

Schäfer, Anbauer und schon ab 1858 Abbauer in Nr.48. Ein Sohn lernt noch Wassermüller in<br />

Brokeloh. Um 1880 baut der Müller W.Meier Nr.75 sein Wohnhaus am Mummrian (später Nr.95).<br />

1885 ist dort auch die Abbauerstelle Nr.75. 1908 wird südlich der Mühle ein neues Wohnhaus gebaut<br />

(Nr.94). Er ist es auch, der um 1918 den 1.Ausschank am Weißen Berg (Nr.110) eröffnet.<br />

Wird die Abbauerstelle mit Haus Nr.59 der M.Dor.Buchholz (Familie urspr. aus Nöpke/ oo<br />

Stadtländer/ „Buchholz-Stadtländers“) am Fuhrenkamp begründet. Das Haus (massiv?) wird um<br />

1872 errichtet.<br />

21.12.1872 Raubmord in Schneeren Nr.62 (nachts zw.12 und<br />

1 Uhr) am Kaufmann (Hökenhdl.) J.Cord H.Dettmer<br />

oo H.Christine L.Charlotte Freie*1793.<br />

Landdrost in Hannover: Heinr.v.Bötticher (-1876).<br />

Nach 1872 Neubau des Bauernhauses für die Hofstelle<br />

<strong>Mardorf</strong> Nr.42 um 1872 (Nortmeier „Buchholz-<br />

Heinrich“) an der Lindenstraße. (Zeichnung rechts)<br />

1873 Wird die Abbauerstelle mit Fachwerkhaus Nr.62<br />

des Aug.Kahle (Nr.9/ oo Syrup/ „Wiechmanns-<br />

August“) hinter den langen Birken begründet.<br />

Später Wiebking, Langhorst und Heine.<br />

1874 Begründung der Abbauerstelle Nr.63 durch F.Aug.Dankenbring (*1843/ oo Nülle mit Abtrennung von<br />

Nr.1). Großvater Schuster und Hsl. F.Dankenbring (*1788<br />

Nr.5/ oo Garberding/ Tochter: M.D.Magd.Ch. (*1820 o/o<br />

1842 H.Hachmeister aus Otternhagen / „Hachmesters“)<br />

bauen das Fachwerkhaus schon um 1860 an den<br />

Heuberg. <strong>Die</strong> Zuwegung geht damals noch von Osten<br />

(Frontgiebel) bei Nr.24 vorbei. Der massive Neubau ist<br />

1950 wie damals üblich an und um das Fachwerk herum<br />

gebaut worden.<br />

<strong>Mardorf</strong> Nr.63 (um 1860)<br />

Wird die Anbauerstelle Nr.64 vom Sohn des Schäfers<br />

F.Heidorn (*~1830/ Nr.6/ oo Aschen) W.Heidorn (*1854<br />

Schneider/ oo Wiebking/ „Scheepers-Snieders“) am Mummrian begründet. Das Fachwerkhaus<br />

entsteht schon um1855 im damals üblichen Stil. Um 1913 wird ein KONSUM <strong>–</strong> Laden eröffnet.<br />

86


<strong>Mardorf</strong> Nr.64 (Rekonstruktion Abb. links) (Foto rechts: <strong>Mardorf</strong> Nr.65 um 1995)<br />

1874 <strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.65 des C.H.Flebbe (*1831/ oo Langreder). Familie urspr. aus Heynholten,<br />

später oo Kasten, Nr.12/ oo Ohlhagen/ „Flebben“) an der Hasenheide (halbe Strecke nach Rehburg)<br />

wird begründet. Das Fachwerkhaus mit Krüppelwalm ist dort schon um 1850 gebaut worden. Später<br />

im Haus Koberg, Förthmann und Breuer. Der Kern des alten Hauses steht ist noch heute vorhanden.<br />

16.8.1874 „Feuersbrunst“ (Brandstifter) vernichtet 10 Hofstellen in Schneeren, darunter sein eigenes.<br />

Seit 1874 wird an einem Lattenpegel am Wilhelmstein regelmäßig der Wasserstand beobachtet. Der mittlere<br />

Pegel liegt damals bei 37,9 m üNN.<br />

1876 Wird die Anbauerstelle Nr.66 des Rademachers F.Nordmeyer (*1853 Nr.34/ „Schüün-Ramaakers“)<br />

am Mummrian begründet. Das Fachwerkhaus ist bereits um 1875 gebaut worden. 1899 Pächter<br />

Ratskeller Rehburg. Später im Haus Brase, Ideker und Hüttel.<br />

<strong>Die</strong> Anbauerstelle Nr.67 des F.Flebbe (*1835 Nr.65/ oo Büsselberg/ später „Beermanns“) am<br />

Mummrian (zw.78/82) wird begründet. Das Fachwerkhaus wird schon um 1860 gebaut, 1905 massiv<br />

umgebaut und 1943 durch Brandbombe zerstört. Später am Haesterkamp: Beermann und Nülle.<br />

(Rekonstr. Abbildung siehe Nr.64)<br />

<strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.68 des Schneiders W.Heidorn (*1854 Nr.6/ oo Brase/ früher wohl auch<br />

Gänsehirt/ genannt „Meerlands“) am südlichsten Rand des Mummrians (Meerland) wird begründet.<br />

Das Fachwerkhaus (Abbildung unten links) ist schon um 1875 gebaut worden. Später Bohne, Kasemir<br />

und Schäfer-Nolte.<br />

(links: <strong>Mardorf</strong> Nr.68) (rechts: <strong>Mardorf</strong> Nr.14 Nortmeier / Neubau um 1878 / Fotomontage)<br />

1876 Letzter Landdrost in Hannover ist Adolf<br />

von Cranach (-1885).<br />

Sommer 1876 Geringe Niederschläge lassen den<br />

„Senster“ (Wasserfläche vorm Weißen<br />

Berg) trocken fallen.<br />

Das Haus <strong>Mardorf</strong> Nr.19<br />

(H.Hoffmeyer*1851) brennt ab. Der<br />

Neubau (Foto rechts) wird erst 1878<br />

fertig und die Kosten zwingen zum<br />

Hofverkauf an Nortmeier Nr.27.<br />

87


1877 Wird die Anbauerstelle Nr.69 des<br />

Schneiders H.Stadtländer (*1833<br />

Nr.6/ oo Brinkmann/ „Stadtländer-<br />

Snieders“) am Mummrian<br />

begründet. Das Haus entsteht<br />

schon um 1852 im damals üblichen<br />

Stil. Später Syrup, Wiebking.<br />

(Rekonstr. Abbildung siehe bei Nr.64)<br />

Reichstagswahl <strong>–</strong> es wird hier<br />

vorwiegend welfisch (Königshaus<br />

Hannover) gewählt.<br />

Schafräudenepidemie (-1883).<br />

1878 Landrat im Kreis Neustadt a. R. ist<br />

Herr von Schwartzkopf.<br />

Forstinteressentenschaft <strong>Mardorf</strong><br />

wählt erstmals eine Vertretung und<br />

einen Forstaufseher.<br />

8.2.1878 Ehevertrag zwischen Hof Nr.8<br />

(Meyer) und Hof Nr.11 (Meier):<br />

(Abbildung - wie viele alte Dokumente<br />

von Motten zerfressen)<br />

1879 Tier-Lungenseuchenepidemie in<br />

Mitteleuropa.<br />

Auf <strong>Mardorf</strong>s Straßen und Wegen<br />

gibt es fast nur (Dick-)<br />

Kopfsteinplasterung (kleine<br />

Findlinge). <strong>Die</strong> Herstellung erfolgt in<br />

der Winterzeit durch<br />

Gemeindearbeit („mynewarken“) und jeder Landwirt muss entsprechend seiner dort liegenden<br />

Flächen und Hofgröße Hand- und Spanndienste leisten.<br />

(Schulerweiterung <strong>Mardorf</strong> Nr.50 von 1879 <strong>–</strong> rekonstruierte Süd-Ansicht um 1952 nach Umbau Stall links)<br />

Wesentliche Erweiterung der Schule (Nr.50 / bis 1883) nach Westen. Es wird wieder roter<br />

Backstein (Klinker) verwendet. Es entstehen ein kleiner Stall und eine (Durchfahrt-) Scheune (Tenne)<br />

mit großem Tor zur Hauptstraße. Um 1952 werden dort Fenster eingesetzt <strong>–</strong> heute insgesamt acht.<br />

Auf der Südseite ist anfangs ein kleineres Tor. Später wird dort ein drittes Fenster eingesetzt und es<br />

führt eine Tür in den Halbkeller. Bei der Restaurierung nach 2000 wird diese Ansicht<br />

wiederhergestellt.<br />

Wird die Anbauerstelle mit Fachwerkhaus Nr.70 des Schäfers Conrad Struckmann (*1850 Nr.21/<br />

„Fiskes-Scheeers“) am Fuhrenkamp begründet. Er hat zuletzt noch eine Herde von 300 Schafen.<br />

Thürnau wird später das Fachwerk größtenteils massiv umklinkern.<br />

<strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.71 des W.Karsten (*1832 Nr.47/ später „Büsselbargs“) wird damals noch am<br />

Ohlhagen Steinweg (bei Nr.15/18) begründet. Das Wohnhaus ist dort schon vor 1855 gebaut<br />

worden. 1894/98 wird das neue Haus am Fleddernweg/Vogelherd (W.Büsselberg*~1850) gebaut.<br />

88


Um 1880 Einrichtung der „Schlammkuranstalt“ und „Badeanstalt“ in Steinhude<br />

1880 Schafpockenepidemie (bis 1881).<br />

Der „Fuß-Gendarm“ Kruse in Rehburg ist auch für <strong>Mardorf</strong> zuständig und hat einen seltenen Fall<br />

von Bootsdiebstahl zu klären. Schmied Wilhelm Karsten (<strong>Mardorf</strong> Nr.47) hat durch seinen<br />

Steinhuder Schwiegersohn Ernst Busch einen Kahn im Besitz. Scheinbar hat er ihn nicht so gut<br />

versteckt, denn einige Hagenburger haben ihn „weggeführt“. Sein anderer Steinhuder<br />

Schwiegersohn Ernst Rusche ist „gewiefter“ und versteckt seinen Kahn im dichten Schilf südlich des<br />

Meerlandes (in Verlängerung des Mummrians <strong>–</strong> damals noch gut zugänglich). Er unternimmt über<br />

Jahre heimliche Fahrten an das „feindliche“ Südufer.<br />

<strong>Die</strong> Abbauerstelle mit Fachwerkhaus Nr.72 des Feldhüters und Gemeindedieners Cord H.Meier<br />

(*~1810 Nr.15/1/ oo Stadtländer/ „Cord Hinriks“) an der Lindenstraße wird begründet. Es entsteht im<br />

selben Jahr das Fachwerkhaus.<br />

Herbst 1880 bis Frühjahr1881 gibt es große Überflutungen durch Dauer-Regen.<br />

Nach 1880 Einführung der Landbriefträger auf den Dörfern.<br />

1881 Kältester Winter seit Menschengedenken (bes. der Januar)<br />

und später durch viel Regen höchster Wasserstand des<br />

Steinhuder Meeres mit 38,45 m (damals normal und<br />

unreguliert 37,9 m üNN).<br />

11.3.1881 Weserhochwasser!<br />

Sommer 1881 Ein junger <strong>Mardorf</strong>er Kuhhirte ertrinkt beim Versuch,<br />

die sich im Wasser vor den Schwarzen Bergen (am Weißen<br />

Berg) befindlichen Tiere wieder an Land zu treiben.<br />

22.10.1881 <strong>Die</strong>nst-Anweisung für die Nachtwächter des Amtes Neustadt<br />

a. R. wird in Kraft gesetzt. Gerade der Feuerschutz und<br />

zunehmende <strong>Die</strong>bstahlsdelikte erfordern eindeutige<br />

Bestimmungen (siehe 1802).<br />

1882 Kirchhofsordnung- und Begräbnisordnung für den neuen<br />

Friedhof in <strong>Mardorf</strong>. <strong>Die</strong> grundlegenden Dinge gelten bis<br />

heute fort. (Foto rechts)<br />

Abriss des alten Küsterhauses von 1779.<br />

Ferdinand Lindner („Daheim“ Planungsbüro) ist am<br />

Nordufer und plant erste Bebauungsmöglichkeiten.<br />

Steinhuder Fischerboote (Torfkähne) auf dem Meer am Weißen Berg (Daheim 1882)<br />

<strong>Die</strong> Landstraße („Chaussee“ von Schneeren nach Rehburg) erhält einen festen Ausbau mit Granit-<br />

und Blaubasaltpflasterung. <strong>Die</strong> Ränder sind z. T. mit kleineren Findlingen eingefasst.<br />

Wird die Abbauerstelle Nr.73 des Rade- und Stellmachers, Rademachers sowie Waldarbeiters<br />

Georg Struckmann (*1858 Nr.21/ Pate ist der Herzog von Cumberland/ oo Dankenbring/ „Fiskes-<br />

Ramaakers“) im Dorf begründet. Das ehemalige Wohnhaus von Nortmeier Nr.27 (später Nr.19) ist<br />

um 1857 gebaut. Das Haus erhält 1882 (Kauf) links eine angebaute Werkstatt (gestrichelt).<br />

89


1882 <strong>Mardorf</strong> Nr.73 (Struckmann 1882 / Abb. links) <strong>Mardorf</strong> Nr.27 (Lindenberg, Nülle 1882 / Abb. rechts)<br />

Schreiben an den Gemeindevorsteher Kahle Nr.7 (aus dem Jahre 1882)<br />

Nach 1882 Wird die Anbauerstelle Nr.74 des H.Heidorn (*1838 Nr.6/ noch 1888 in Nr.74 später in Winzlar)<br />

begründet. Das Fachwerkhaus am Mummrian entsteht schon um 1850. Der Giebel wird um 1884<br />

(Abbildung rechts oben) erneuert <strong>–</strong> es kommt ein Satteldach, statt des üblichen Krüppelwalms. 1889<br />

wird F.Kahle (*1847 Nr.9/ oo Wiebking/ „Wiechmanns-Fritz“) Anbauer.<br />

Südöstlich des Dorfes „In den<br />

Torfbergswiesen“ wird noch Schwarztorf<br />

abgebaut (Zeichnung rechts).<br />

1883 Unter Bismarck werden verschiedene<br />

Sozialversicherungen eingerichtet, in<br />

dessen Folge auch eine Viehkasse<br />

(Örtliche Versicherung auf<br />

Gegenseitigkeit <strong>–</strong> „Fykasse“) für die<br />

Landwirtschaft gegründet wird. Vor allem<br />

kleinere Betriebe (in <strong>Mardorf</strong> u. a. Nr.43,<br />

60, 69, 82, 98, 106) mit wenig Rindvieh<br />

zahlen ein und bekommen bei Verlust<br />

und Tierarztkosten etwas erstattet (Existenzsicherung). Letzter Vorsitzender vor der Auflösung<br />

Anfang der 1970er Jahre ist Friedrich Dankenbring Nr.43.<br />

26.8.1883 Vulkanausbruch des „Krakatau“ in Indonesien! In der Folge sinken weltweit die Temperaturen<br />

(„vulkanischer Winter“) und es gibt katastrophale Missernten auch in Norddeutschland.<br />

90


1884 Deutsche Kolonien werden in Afrika und der Südsee annektiert.<br />

91<br />

(Klassenfoto 1883 mit Lehrer und Pastor Knübel)<br />

Nikolaus Otto erfindet den 4-Takt-Motor mit elektrischer Zündung (dadurch auch mit Benzin).<br />

Höhepunkt der Masernepidemien in der Gegend: Viele Kinder sterben wegen mangelhafter Hygiene<br />

in den ersten Lebensjahren.<br />

Mehrere Brandstiftungen in <strong>Mardorf</strong>: u. a. trifft es die Hofstelle Nr.58 (Schmied Meyer).<br />

(Dampfpflüge bei der Moorkultivierung)<br />

Dampfpflüge ermöglichen bereits Ende des 19. Jhd. (um<br />

1914 auch in <strong>Mardorf</strong>) große Bereiche des Sumpf- und<br />

Moorgebietes (vorwiegend Niedermoor) urbar zu machen.<br />

Besonders in der nördlichen Gemarkung <strong>Mardorf</strong>s<br />

entstehen so neue Ackerflächen <strong>–</strong> Wiesen sind vorher<br />

schon oft in Handarbeit umgewandelt worden.<br />

(rechts: Leine-<strong>Zeit</strong>ung 1884 <strong>–</strong> Höhe der Dampfpflugkosten)


Um 1885 ist Bauer- bzw. Bürgermeister und<br />

Realgemeindevorsitzender in <strong>Mardorf</strong><br />

Wilhelm Kahle (Nr.4 *1860 / bis vor<br />

1905).<br />

1885 Neuer Grenzvertrag zwischen der<br />

Provinz Hannover (Preußen) und dem<br />

Fürstentum Schaumburg-Lippe:<br />

Danach wird der Ufersaum mit Schilf<br />

und wechselnder Uferlinie in einer<br />

Breite von 5 m dem Meeresufer (also<br />

<strong>Mardorf</strong>) zugeschlagen.<br />

Bau der „Lungensanatorien“ Bad<br />

Rehburg (1920 Lungenheilanstalt).<br />

92<br />

(unten: Leine-<strong>Zeit</strong>ung Amt Neustadt 1884)<br />

1.4.1885 Kommunale Neuordnung: Landkreis<br />

Neustadt a. R. (aus Stadt und Amt<br />

Neustadt sowie Stadt Wunstorf / Landrat Amtshauptm. Otto v.Schwartzkopf) im Regierungsbezirk<br />

Hannover (Regierungspräsident Adolf v.Cranach) der Provinz Hannover (im Königreich Preußen).<br />

Ab 1885 ist die zuständige Militärdienststelle das X. Armeekorps in Hannover. Der Landwehrbezirk bleibt<br />

weiterhin Nienburg/Weser.<br />

1886 Fernsprechnetz Hannover (über Telegraphenleitung mit Vermittlung durch das „Fräulein vom Amt“)<br />

wird eingerichtet.<br />

Wird die Abbauerstelle Nr.76 des <strong>Die</strong>nstknechts W.Vogeler (*1859 Nr.36/ oo Wiebking/ „Wiliies“) am<br />

Mummrian begründet. Das Fachwerkhaus (Abbildung unten links) ist schon nach 1850 vom<br />

Nachbarhof Nr.23 (Backhaus) gebaut worden und bis heute (Brase) fast unverändert erhalten<br />

geblieben. Rechts vorne ist eine Scheune vor die 3 Gefache gebaut worden.<br />

<strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.77 des F.Kahle (*1854 Nr.4/ oo Grote/ „Muurhofs“) an der<br />

Poggenecke(Moorhof) wird begründet. Das Fachwerkhaus (Abbildung oben rechts) wird schon 1885<br />

gebaut.<br />

Febr.1886 Extrem kalte Temperaturen!<br />

Sommer 1886 Das größte und wahrscheinlich<br />

schönste je in <strong>Mardorf</strong> gebaute<br />

Niedersachsen-Fachwerkhaus wird<br />

von Heinrich Kahle(*~1829 Nr.4)<br />

hinterm Dorf errichtet. Um 2010<br />

muss es wegen Einsturzgefahr<br />

abgerissen werden<br />

(<strong>Mardorf</strong> Nr.4 Kahle von 1886)<br />

Dez.1886 Früher lang anhaltender Frost.


Jan.1887 Extrem kalte Temperaturen! Das Steinhuder Meer ist tief zugefroren und Holzwagen können das Eis<br />

zum Transport nutzen.<br />

2.4.1887 Preußisches Gesetz: (Realverband)<br />

„Der jeweilige Eigentümer der Hofstelle ist dadurch Mitglied der Realgemeinde.“<br />

Ende 1887 Eine Scharlachepidemie rafft viele junge Menschen dahin.<br />

Anfang 1888 <strong>Die</strong> große Kälte dauert an!<br />

9.3.1888 Friedrich III. (Hohenzollern) wird König von Preußen und Kaiser von Deutschland. Nach seinem Tod<br />

wird am 15.6.1888 wird Wilhelm II. Kaiser (bis zur Abdankung ins Niederländische Exil 1918).<br />

Sommer 1888 Das Haus von Heinrich F.Struckmann (Nr.21 *1842) hinterm Dorf brennt ab <strong>–</strong> Neubau.<br />

(Neubau <strong>Mardorf</strong> Nr.21 Struckmann 1888)<br />

(Giebelspruch <strong>Mardorf</strong> Nr.21 schon vor 1888)<br />

5.6.1888 Reichs-Gesetz zur Organisation der bestehenden Realverbände: (27 Bauern / Nr.1-24,26,27,47).<br />

Der Realgemeinde <strong>Mardorf</strong> gehören (noch am 5.9.1913) demnach 124 ha 87 ar 42 qm (Husumer<br />

Torfstich, das Bieförthmoor, unterm Hespenberge mit Kiesgrube, am leegen Damm mit Sandgrube,<br />

das Kreuzholzmoor mit Sandgrube, der hohe Kummersberg mit Kiesgrube, der Röttsee, am und<br />

überm Ohlhagenmoor, die grüne Riede mit Kiesgrube, vor dem Branddobben mit Kiesgrube, der<br />

Bannsee, das Hochmoor mit den vorderen Kuhlen, in den schwarzen Bergen am Hochmoor und am<br />

Meere entlang, bei den Kolkbäumen, die, an den und hinter den Kolkdobben, unterm Stollberg am<br />

Moore entlang, unter dem Altmardorfer Kämpen am Meere entlang, die Pferdelandsgärten, die<br />

Bultgärten am Meere, hinter der weißen Riethe am Meere, am Dorfe, auf dem und vorm<br />

Fensterlande, am Mühlenwege, Lehmkuhlen, vor dem und im Mummrian mit Sandgrube, unterm<br />

Lindenberg, bei den langen Birken, das große und kleine Dreckmoor, hinterm Buchenfelde).<br />

Der Forstinteressentenschaft B. von <strong>Mardorf</strong> gehören (noch am 20.6.1914) demnach 83 ha 95 ar<br />

94 qm: „In den Bockelbergen, auf dem Stellberge, die Bultgärten, der Fuhrenkamp, vor der weißen Riethe, die<br />

weißen Berge Forst, die weißen Berge-östlich vom Steinwege, daselbst westlich vom Steinwege“.<br />

8.8.1888 8 Paare feiern an diesem Tag in <strong>Mardorf</strong> gleichzeitig eine Bauernhochzeit.<br />

1889 Regierungspräsident von Hannover ist Wilhelm Graf von Bismarck-Schönhausen.<br />

Landrat von Neustadt a. R. ist Dr. Wilhelm Dewitz von Woyna bis 1923 (ohne 1903/04).<br />

Eine amtliche Auflistung besagt:<br />

<strong>Mardorf</strong> hat von 2.190 ha Flächeninhalt genau 1.679 Thaler Reinertrag bei 472 Seelen, 27<br />

Reihenstellen und 55 Pferden. Jährlich werden 600-1.350 Fuder mit 2,4-5,5 Mio. Stück Torf nach<br />

Hannover verkauft. Eichenholz für 3.000 Mark und Grubenholz für 2.000 Mark nach Wunstorf und<br />

Wiedensahl verfahren. Dafür werden als Rückfracht z. B. jährlich 250-400 Zentner Düngemittel vom<br />

Bahnhof Neustadt i. H. über Schneeren (über 3 Stunden norm. Fahrzeit) und Mauersteine von<br />

Loccum und Münchehagen (1,5 Std. norm. Fahrzeit) über Rehburg nach <strong>Mardorf</strong> gefahren. Ein<br />

kräftiges Zugpferd zieht auf einem Sandweg horizontal ein Gesamtgewicht von 1.500 kg (bei einer<br />

Geschwindigkeit von 2,7 km pro Stunde). Zweckgebundene Gemeindezuweisungen vom Staat<br />

stehen mit 1.451 Mark jährlich nötigen Ausgaben der Gemeinde von 4.009 Mark gegenüber. Der<br />

nächste erreichbare Arzt ist in Bad Rehburg und der „Thierarzt“ wird aus Loccum geholt.<br />

<strong>Die</strong> Realgemeinde <strong>Mardorf</strong> erzielt beim jährlichen Holzverkauf einen Bruttoertrag von 5.000 Mark.<br />

93


1889 Wird die Abbauerstelle Nr.78 des W.Asche (*~1865 Nr.28/ Nr.38/ oo Heidorn/ „Askens“) am<br />

Mummrian begründet. Das massive Wohnhaus (Abbildung unten mit Saal) mit Krüppelwalmdach wird<br />

bereits am 23.10.1888 bezogen. 1914 wird die Gastwirtschaft „Zur Eiche“ / später „Zur Post“ eröffnet.<br />

Am 30.11.1924 kommt der 2.<strong>Mardorf</strong>er Festsaal in Fachwerk (Nr.78) hinzu.<br />

28.2.1889 (sehr kalter Tag) Der „Männer Gesang Verein <strong>Mardorf</strong> Germania“ wird von 39 „Sangesbrüdern“ in<br />

der Schule Nr.97 gegründet. 1. Vorsitzender wird Wilhelm Meier (Nr.75-Mühle *1860). Der<br />

Monatsbeitrag beträgt 20 Pfg.<br />

21.9.1889 Das Kgl. Oberverwaltungsgericht bestätigt einen Beschluss des Bezirksausschusses vom 12.9.1887<br />

mit der Ablehnung einer Schneerener Klage!<br />

Der Schneerener Mühlenberg (heute Sandabbau zw.<br />

Bannsee und Schneeren) soll abgetragen werden zur<br />

besseren Wegeverbindung zwischen den beiden Dörfern,<br />

die damals noch vollständig ein Sandweg ist. <strong>Mardorf</strong> hat<br />

seinen Teil schon für 36.400 Mark (davon 7.200 M.<br />

„provinzialständische Beihülfe“) „kunstmäßig“ ausgebaut.<br />

Schneeren lehnt den weiteren Ausbau aber „rundweg“ ab.<br />

18.10.1889 Der „MGV Germania“ wird umbenannt in „Concordia“.<br />

Vorstand: W.Meier (Nr.75), W.Wiebking, H.Niemeyer,<br />

1.Dirigent Lehrer August Nebel (Nr.50); Übungsabende in<br />

Gaststätte Thürnau Nr.18.<br />

(<strong>1890</strong> Neubau <strong>Mardorf</strong> Nr.24 Heidorn / Am Mühlenberg-Heuberg)<br />

<strong>1890</strong> Beginn des Freizeit-Segelsports auf dem Meer mit einem Johan Koop aus „Newyork“ (ein Gast des<br />

Schaumburger Fürsten aus New York). Er ist 1.Segler und regulärer Personentransporteur.<br />

<strong>Die</strong> heutige Form des Universaltransportschiffs „Auswanderer“ (unten rechts) entsteht aus den bis<br />

dahin üblichen „Torfkähnen“ (unten links), die noch stark an Einbäume erinnern.<br />

Im Steinhuder Meer wird ein Bootsrest gefunden: Aus einem Eichenstamm mit 7,30 (~8,30) m<br />

Länge und einer Breite von 0,72-0,88 m sowie mit Zwischenwänden und separater Bordwand.<br />

94


<strong>1890</strong> Wird die Abbauerstelle Nr.79 des Schusters H.Aug.Dankenbring (*1838 Nr.5/63/ oo Pohlmann/<br />

„Pohlmann-Schoesters“) am der Rehburger Chaussee (westl. von Nr.91) begründet. Das<br />

Fachwerkhaus ist schon um 1882 gebaut worden. 1898 Erbengemeinschaft. 1905 wird Aug.Heinrich<br />

Dankenbring Abbauer. 1908 brennt das Haus ab. <strong>Die</strong> Familie lebt noch einige Jahre in einer Baracke<br />

und in Nr.7a und zieht dann nach Seelze. Der alte Standort bleibt unbebaut.<br />

27.11.<strong>1890</strong> Weserhochwasser!<br />

Dez.<strong>1890</strong> ist extrem kalt! Dauerfrost bis Anfang 1891 lässt das Steinhuder Meer und die Weser befahrbar<br />

zufrieren. (Flur- und Gemeinde-Karte von <strong>Mardorf</strong> bis vor 1900 und vor der Verköppelung)<br />

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