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A2 Die Zeit 1170 – 1720 - Mardorf

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<strong>A2</strong> <strong>Die</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>1170</strong> <strong>–</strong> <strong>1720</strong><br />

1171 Urkundenbuch Stift Obernkirchen <strong>–</strong> (Erste urkundliche Erwähnung in der „Historiae Westfaliae“).<br />

(Ritter) Giselerus de Meredorpe (Dorf am Meer) lebt in Münchhausen.<br />

(unten: Auszugsweise Kopie der Urkunde von 1171)<br />

1173 verlässt der bislang Freie Bauer Hamko mit Frau Friedburg und Söhnen Rother, Reinhard und Brüning<br />

<strong>Mardorf</strong> (Merctorph bedeutet: Mark- bzw. Grenzdorf) und begibt sich in die Abhängigkeit des Klosters.<br />

30


1173 (Urkl.- Cal. Urk. Abt. 3 Nr. 3 - Kloster Loccum <strong>–</strong> Zisterzienserkloster):<br />

Es wird die unten dargestellte Urkunde gefertigt. Sie überliefert uns die Namen der ersten bekannten <strong>Mardorf</strong>er:<br />

„Der Abt Conrad zu Schwalenberg setzt den Freien Hameco aus dem Ort „Merctorph“ mit seiner Freien Frau Frideburch<br />

und seinen drei Söhnen Rothero, Reinhardo, Bruningo´, welche sämmtlich sich nach Paderborner <strong>Die</strong>nstmannsrechte in<br />

den <strong>Die</strong>nst seines Klosters begeben und zwei Hufen Erbländerei zu Merctorph demselben geschenkt haben, auf die Curie<br />

Coldeneuelde.“ (Kirchdorf Kolenfeld im Amt Blumenau für das Kloster Loccum)<br />

(unten: Auszugsweise Kopie der Urkunde von 1173)<br />

31


Anfang 1180<br />

Der Winter ist äußerst mild. <strong>Die</strong> Aussaat und Ernte beginnt sehr viel früher.<br />

1180 (urkl. Kosterstift Herford) In Myrithorp (Meerdorf / vergl. Schreibweise im <strong>Mardorf</strong>er Platt: Myr =<br />

Meer) gehören zu dieser <strong>Zeit</strong> 4 Hufen zum Meierhofverband (Villikation=Fronhof) Estorf (bei<br />

Nienburg) <strong>–</strong> bei 2-3 Meierhöfen (Spänner), 4 Halbspännerhöfen und weiteren Einzelhütten.<br />

Bernhard III.(„Askanier“) bis 1212 Herzog von Sachsen (nur Titel ohne die ehemaligen Lande).<br />

1184/1185 Sehr strenger Winter!<br />

Anfang 1186 Der Winter ist äußerst mild. <strong>Die</strong> Getreideernte beginnt schon im Mai, aber früher Wintereinbruch.<br />

Mai 1187<br />

Nach 1190<br />

Der lange Winter geht zu Ende.<br />

setzen sich in Mitteleuropa die Arabischen (eigentl. Indischen <strong>–</strong> 1, 2, 3....) Ziffern durch.<br />

1191 Heinrich VI. (Sohn von Barbarossa / „Staufer“) ist Römischer Kaiser.<br />

1194 Dürresommer!<br />

1196 (urkl.) Winzlar erstmals erwähnt. (Wappen der Grafschaft Wölpe 1209)<br />

Ende 12.Jhd. wird die Gotische Schrift entwickelt.<br />

Um 1200<br />

Ab 1208<br />

Erwähnung eines Kirchspiels (Schneeren) im Archidiakonat Mandelsloh, Bistum Minden.<br />

<strong>Die</strong> Mongolen unter Dschingis Khan (+1227) und Nachfolger (bis 1242) bedrängen Mitteleuropa.<br />

1209 Otto IV. von Braunschweig (Sohn von Heinrich dem Löwen / „Welfe“) wird Römischer Kaiser.<br />

1215 (27.12. urkl. Graf Bernhard von Wölpe) Snedere (Schneeren) wird erstmals erwähnt. Erste urk.<br />

Erwähnung von Neustadt. Mit Friedrich II. ist wieder ein „Staufer“ als Römischer Kaiser (-1250).<br />

16.1.1219 „Marcellussturmflut“ an der Nordseeküste mit 36.000 Toten!<br />

1225 (urkl.) Steinhuder Meer erstmals erwähnt <strong>–</strong> der Ort Stenhuthe aber erst zum Ende des Jhd.<br />

Anfang 1228 Der Winter ist äußerst mild! <strong>Die</strong> Ernte ist bis Johanni geschafft.<br />

1228 Erste Erwähnung von Fischerei am Steinhuder Meer.<br />

1235 Otto „das Kind“ („Welfe“) Herzog Braunschweig-Lüneburg. Für Braunschweig wird 1252 Albrecht<br />

„der Große“ Nachfolger.<br />

29.8.1239 (urkl.) Kloster Mariensee bekommt von Graf (1234) Heinrich V. von Oldenburg (Großmutter geb.<br />

Loccum-Hallermund / +1270) 1 Hufe Landes zu Merthorpe (Meerdorf) übertragen.<br />

1241 Hannover (Hanoever) entsteht als Marktsiedlung (Stadt zwischen Osterstraße<br />

und Leinstraße).<br />

28.12.1248 „Allerkindssturmflut“!<br />

Im 13.Jhd.<br />

ist der „Wölper Silberpfennig“ (Abb. rechts) gängige Münze.<br />

1249 Herzog Otto von Braunschweig schenkt dem Kloster Loccum den Meerbach (Anteil bis dahin im<br />

Eigentum des Grafen Ludolf von Limmer) <strong>–</strong> 1250 kommt auch der Rest dazu (von Roden).<br />

10.6.1252 (urkl. Kloster Loccum) „Graf Ludolf von Roden thut kund, daß der Abt Hermann und der Convent zu<br />

Marienmünster bei Schwalenberg dem Abte Gerlag und dem Convent von St.Moritz auf dem Werder bei<br />

Minden .....und 2 Hufen zu Merethorpe (Meerdorf) verkauft hat.“ (Graf L.v.Roden +1282 / Wunstorf)<br />

1265 (urk. Erwähnung) Eilvese.<br />

1267 Albrecht I.„der Große“ Fürst von<br />

Braunschweig-Wolfenbüttel (1279<br />

Erbteilung). 1273 wird mit Rudolf I. erstmals<br />

ein Habsburger Römisch-Deutscher Kaiser.<br />

Nov.1268<br />

Sehr strenger Winter lässt Ostsee und fast<br />

die ganze Nordsee bis Febr.1269 zufrieren!<br />

1270 Ein ganzes Jahr Dauerregen führt zu<br />

Hungersnöten!<br />

(Hallenhaus Raum Hannover um 1270)<br />

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Um 1274 (urkl. Lehnsregister Meinersen) Edele Herren Luthard und Burchard zu Merdorpe (Meerdorf).<br />

1279 Durch günstige Witterung gibt es Rekordernten!<br />

27.12.1280 (erste urkdl. Erw. Schneeren) „Snederen“.<br />

1281 Ungünstige Witterung führt zu Missernten und Hunger!<br />

Um 1285 Komet „Flaugergues“ erscheint am Tage!<br />

14.12.1287 „Luciasturmflut“ an der Nordseeküste!<br />

1291 Wilhelm I. Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, Nachfolger wird 1292 Albrecht „der Fette“.<br />

1290/1300 (erste urkdl. Erwähnung Steinhude) „Stenhuthe“.<br />

Im 13. / 14.Jhd. gibt es in Merdorpe (Meerdorf) 7 Höfe bei einer Bevölkerungszahl von ca. 50 Einwohnern:<br />

3 Meierleute: Vette ?, Heydorn ?, Barchman ? und 4 Halbspänner: Meier ?, Meiger, Vörtman ?, Kale.<br />

(Zweipfostenhallenhaus 13.-14.Jhd.)<br />

Im 14.Jhd. gibt es eine allmähliche Klimaabkühlung (nach 1310):<br />

Lange kalte und trockene Winter wechseln sich ab mit kurzen kalten und feuchten Sommern; es<br />

regnet oft durchgehend den ganzen Sommer. Es gibt verheerende Sturmfluten, (Getreide-)<br />

Missernten mit Hungersnöten, Pest- und Typhusepidemien. Landflucht und weiterer dramatischer<br />

Bevölkerungsrückgang und weitere wüste Dörfer!<br />

<strong>Mardorf</strong> gehört mit Rehburg (in der Grafschaft Wölpe bis 1301) noch immer zum<br />

katholischen Archidiakonat Mandelsloh (im Bistum Minden).<br />

(Wappen Mandelsloh)<br />

1302 <strong>Die</strong> strittige Grafschaft Wölpe (mit Amt Rehburg und <strong>Mardorf</strong>) wird an Otto II. „dem Strengen“(ein<br />

„Welfe“) Fürst von Lüneburg und Herzog zu Braunschweig-Lüneburg verkauft. Sein Nachfolger<br />

wird 1330 Wilhelm II. <strong>Die</strong> Grafschaft wird zum Amt mit einem Drost (Amtmann) an der Spitze.<br />

29.9.1307 (urkdl. Schneeren) „Schnedere“.<br />

1304 (urkl. Lehnsregister Minden, Bischof Gottfried) Merdorpe (Meerdorf).<br />

1305/1306 Katholischer Kirchherr der Parochie Monnekehusen ist Vromold.<br />

Um 1310<br />

Berthold von <strong>Mardorf</strong> wird in <strong>Mardorf</strong> bei<br />

Marburg in Hessen geboren (altes<br />

Adelsgeschlecht).<br />

1315 (urkl. Minden) Merdorpe (Meerdorf).<br />

1315 Es regnet bis 1317 fast durchgehend. Sommer<br />

sind nass und kalt <strong>–</strong> Winter trockener, aber<br />

kalt.<br />

17.3.1320 (urkl. Minden) Zerstörung der Kranenburg<br />

vorm alten Dorf Steinhude (60x70 m<br />

Wallanlage im Wasser vor der Mole der<br />

heutigen Promenade <strong>–</strong> seitdem genannt „Burg“ (siehe Lageplan).<br />

33


1324 (urkl. Lehnsregister Minden) Merdorpe (Meerdorf).<br />

1324 Katholischer Kirchherr der Parochie Monnekehusen ist Godeschalk.<br />

18.12.1331 Wienhauser Vertrag: Regelung des Streits um die „Rehburg“ zwischen dem Herzog zu<br />

Braunschweig-Lüneburg und dem Kloster Loccum (u. a. geht die Wassermühle am Meerbach in<br />

das Eigentum der Burg).<br />

1339<strong>–</strong>1453 Im 100-jährigen Krieg leidet die europäische Bevölkerung. Viele Orte fallen wüst.<br />

1340 Kirchdorf Esbeck (erwähnt beim ehem. Kloster südwestl. von Rehburg am heutigen Heerweg).<br />

Juli 1342<br />

Allgemeine Klimaverschlechterung in Mitteleuropa!<br />

„Große Wasserflut“ („Magdalenen-hochwasser“) im Norddeutschen Tiefland; an der Weser und<br />

sogar am Steinhuder Meer! Schwerste Hochwasserkatastrophe überhaupt.<br />

Ab 1347 Pestepidemien (auch als Beulenpest oder „Große Pest“ / von Südeuropa nach Nordosten / -1350<br />

in Deutschland / -1453 nach Osten und in Russland) halbieren fast die gesamteuropäische<br />

Bevölkerung.<br />

7.3.1349 „Erdbeben“ in Norddeutschland (möglicherweise auch eine andere Natur-Katastrophe)!<br />

Um 1350<br />

Manche Orte bleiben nach der schlimmen Pest-Epidemie auf Dauer verlassen. <strong>Mardorf</strong> bleibt aber<br />

wegen der abgeschiedenen Lage weitgehend verschont. In der Folge (weil Adlige und<br />

Lehnsherren tot sind) erlangen einige der noch abhängigen Bauern den Besitz über ihr Land!<br />

(<strong>Die</strong> Reheburgk um 1350)<br />

28.10.1354 (urkl. Lüneburg) Johan Ritter Ludolf und<br />

Gherd von Münchhausen verkaufen Gut<br />

und 3 Häuser in Merdorpe (Meerdorf) an<br />

Wilhelm II. Herzog zu Braunschweig-<br />

Lüneburg:<br />

„Wy her Johan riddere Ludolf unde Gherd<br />

knappen brodere gheheten van Monichusen<br />

.....dat wj .....hebbet vorkofft unde laten<br />

....Hertich Wylhelme van Lüneborch unde<br />

van Brunswich ...use gud dre huß de wy<br />

hebbet tho Ostermerdorpe unde tho<br />

Westermerdorpe ....Gheven na Godes bord dusent jar dre hundert Jar in deme vere unde vifteghesten Jare in<br />

deme hilghen daghe sunthe Symonis et Jude der hilleghen apostele.“<br />

Zwei <strong>Mardorf</strong>er Ortsteile werden erwähnt: Ostermardorf (Westl. des Weißen Berges bis Lütjen<br />

Mardrup) und Westermardorf (südwestl. des heutigen Dorfes, an der Geestkante bei den<br />

Kielstücken). <strong>Die</strong> Bevölkerung stagniert nach der „Pest“ bei 50 Einwohner und 7 Höfen.<br />

15.<strong>–</strong>17.1.1362 „2.Marcellusflut / Groote Mandrenke“! <strong>Die</strong> schwere Sturmflut verwüstet gesamten Nordseeraum <strong>–</strong><br />

Große Landverluste und ca. 10.000 Tote.<br />

1366 Nasskaltes Jahr mit Heuschrecken- und Mäuseplagen und der Pest.<br />

1369 Magnus II. Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg und jetzt<br />

auch Fürst von Lüneburg. Seit 1361im Wappen: „Weißes Welfenpferd“.<br />

(Wappen von Braunschweig-Lüneburg 1367)<br />

1370 Albrecht gemeinsam mit Wenzel I.(+1388/Sohn Rudolfs I.„Askanier“) auch<br />

Fürsten von Lüneburg.<br />

1372 Rehburg (mit <strong>Mardorf</strong>) kommt zum Herzogtum Sachsen-Wittenberg.<br />

9.10.1373 „Dionysiussturmflut“ an der Küste!<br />

10.2.1375 Weserhochwasser!<br />

26.5.1379 „Großes Unwetter zieht von Westen (über Porta Westfalica / Weser) heran!“<br />

1382 In England übersetzt der Kirchenreformer Wycliffe erstmals die Bibel in die Umgangssprache.<br />

1387 Rehburg (mit <strong>Mardorf</strong>) geht als Lehen an Heineko von Münchhausen.<br />

34


20.1.1388 (urkl.) Conrad von Mandelsloh verkauft den Herzögen Wenzlaus von Sachsen und Lüneburg,<br />

Rudolf Sohne desselben und Bernhard zu Braunschweig und Lüneburg sein Erbe und Gut vor und<br />

in dem Dorfe Merdorpe (Meerdorf) mit der dazu gehörenden Holzung für 40 löthige Mark.<br />

„Ek Cord van Mandeslo .......hern wentslawe Junchern Rodolue sime Sone.To Sassen unde to<br />

Lüneborch...Bernde to Brunswik unde to Lüneborch.hertogen......al min erue unde güt.Buten unde Binnen<br />

deme Dorpe Merdorpe unde Dat holtdar fülues mit aller to behöringhe unde rechticheyt.....vor vertich<br />

Lödige mark Süluers Brunswikescher witte unde wichte.“<br />

1398/1399 Der sehr strenge Winter lässt die Ostsee vollständig zufrieren.<br />

Anfang 15.Jhd. „Kleine Eiszeit“ (bis ins 19.Jhd.): Klimaabkühlung mit harten langen Wintern auch durch<br />

verringerte Sonneneinstrahlung und erhöhte weltweite vulkanische Aktivitäten. <strong>Die</strong><br />

Vegetationsperioden werden kürzer, Missernten und Nahrungsmittelproduktion geht zurück.<br />

Anfang 1400 Große Sturmflut „De Frieske Fluud“ an der Nordseeküste!<br />

Nach 1400<br />

Der Glaubensreformer Jan Hus wirkt in Böhmen und inspiriert auch andere Länder.<br />

wird die Renaissance (Wiedergeburt) neue Kunstrichtung.<br />

Das Schießpulver wird in den Kriegen zum bestimmenden Faktor.<br />

1401 Katholischer Kirchherr der Parochie Monnekehusen ist Johan Budde.<br />

25.11.1403 Große Sturmflut an der Nordseeküste!<br />

1407 Teile von Rehburg bleiben bei Johann von Mandelsloh (Adel 1120 urkl. / 1239 Ritter).<br />

1407/1408 „Außerordentlich“ strenger Winter (auch der „große Winter“ genannt)!<br />

1428 Rehburg (mit <strong>Mardorf</strong>) kommt zum welfischen Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel.<br />

Wilhelm I. „der Ältere/der Siegreiche“ (-1473) ist zugleich Herzog zu Braunschweig-Lüneburg.<br />

1429 Fast nur noch sehr strenge und lange Winter (bis 1443)!<br />

1430 (urkdl.) Ernennung eines Pfarrers in Schneeren.<br />

1432 entsteht das Fürstentum Calenberg (auch „Unterwald“ genannt / „welfisch“) mit dem Amt Wölpe<br />

und dem Amt Rehburg (mit <strong>Mardorf</strong>).<br />

21.9.1433 (urkdl. Schneeren) „Snedern“<br />

1436 „Allerheiligensturmflut“ an der Nordseeküste!<br />

Um 1438<br />

„Rheborg“ (Rehburg mit <strong>Mardorf</strong> und „Brunnen“) wird eigenes Kirchspiel (Parochie Rehburg).<br />

1450 Buchdruck Gutenbergs (1454 Bibel) revolutioniert die Medienlandschaft der damaligen <strong>Zeit</strong>.<br />

29.5.1453 Osmanen (Türken) erobern Konstantinopel (Istanbul) und beenden das Byzantinische Reich.<br />

Ende des „100-jährigen Krieges“ <strong>–</strong> Bevölkerung in Europa halbiert und wüste Orte!<br />

1455 Vulkanausbruch Kuwae (Südsee) führt zu weltweiten Klimaverschlechterungen (1456 erscheint<br />

Halley’scher Komet).<br />

1463 entsteht das Fürstentum Calenberg-Göttingen.<br />

Um 1470<br />

Starkes Bevölkerungswachstum in Mitteleuropa.<br />

1473 Wilhelm II.„dem Jüngeren“ und Friederich „der Unruhige“ regieren als Fürsten von Calenberg-<br />

Göttingen und Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg.<br />

1482 Rehburg ist schon „Wickebeld“ (Weichbild/Flecken) und hat um die Burg eine kleinere Siedlung.<br />

12.10.1492 Amerika wird von Kolumbus zum „2.Mal“ entdeckt (<strong>Zeit</strong> der Azteken, Maya, Inka geht zu Ende).<br />

1495 „Rehburgk“ (mit <strong>Mardorf</strong>) kommt zum Fürstentum Calenberg-Göttingen unter Erich I., dessen<br />

Kanzlei sich in Neustadt a. R. befindet. Er ist gegen die Reformation. <strong>Die</strong> Stadt Rehburg fühlt sich<br />

seitdem der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft mit den 3 Kurien eng verbunden.<br />

10.8.1496 Großes Unwetter mit „Erdbeben“ (evtl. Tornados)!<br />

35


Ende 15.Jhd. wird die Frakturschrift in Deutschland üblich.<br />

In <strong>Mardorf</strong> gibt es 8-12 Höfe bei einer steigenden Bevölkerungszahl bis auf 65 Einwohner:<br />

3 Meierleute: 5 Halbspänner: bis 4 Köter: (vor 1500)<br />

Nr.1 Vette Nr.4 Roemeiger neu Nr.9 Duensingk<br />

Nr.2 Heydorn Nr.5 Meiger neu Nr.10 Harmens<br />

Nr.3 Barchman Nr.6 Barchman neu Nr.11 ? ?<br />

Nr.7 Kalen<br />

neu Nr.8 ? ? (vor 1500)<br />

neu Nr.12 ? Beuman*~1465<br />

Um 1500<br />

gibt es in <strong>Mardorf</strong> jetzt 5 Köter(neu Nr.13 Vörtman) bei bis zu 70 Einwohnern!<br />

24.10.1507 Sturmflut an der Nordseeküste!<br />

26.9.1509 „Cosmas- und Damiansturmflut“!<br />

16.1.1511 „Antoniussturmflut“ an der Nordseeküste!<br />

1512 Niedersächsischer Kreis im Römischen Reich Deutscher Nation.<br />

11.11.1512 Beginn eines strengen Winters! Das Steinhuder Meer und die Weser sind zugefroren und dienen<br />

als neue Transportwege.<br />

1513 Der Dürresommer von Mai bis Okt. führt zu einer Hungersnot.<br />

1513/1514 Harter Winter mit monatelangem Frost! Das Steinhuder Meer und die Weser sind zugefroren.<br />

1519 Während der "Hildesheimer Stiftsfehde“ (bis 1523) Plünderungen und Brandschatzungen im<br />

gesamten Gebiet (besonders Rehburg, Wölpe, Wunstorf) und völlige Zerstörung der Trutzburg<br />

Münchhausen auf dem Haarberg. Römisch-Deutscher Kaiser (1519-1556) ist der „Habsburger<br />

Katholik“ Karl V. „<strong>Mardorf</strong>f“ bleibt wegen der abgeschiedenen Lage verschont.<br />

1522 <strong>Mardorf</strong> kommt (von Rehburg) zur Kirchenpfarrei Schneeren (vorher bei Husum). <strong>Die</strong> Pastoren in<br />

Husum bleiben aber noch bis 1580 zuständig (u. a. Pastor Ehlers).<br />

In Lütjen Mardrup („Kleines <strong>Mardorf</strong>“ am Meer) gibt es 14 Bauernhöfe und weitere kleinere<br />

Gebäude mit insgesamt 75 Einwohnern! Bauern mit Viehzucht, Vogelfänger, Jäger und Fischer<br />

leben am Rande von riesigen Eichen- und Hainbuchenwäldern:<br />

3 Meierleute: 5 Halbspänner: 6 Köter:<br />

Nr.1 ? Vette*~1500 Nr.4 ? Roemeiger*~1500 Nr.9 ? Duensingk*~1480<br />

Nr.2 Hans Heydorn*~1500 Nr.5 ? Meiger*~1500 Nr.10 ? Harmens*~1495<br />

Nr.3 ? Barchmann*~1480 Nr.6 ? Barchmann*~1485 Nr.11 ? ? (um 1530 Meier)<br />

. Nr.7 ? Kalen*~1499 Nr.12 ? Beumann*~1495<br />

. Nr.8 ? ? (um 1555 Meiger) Nr.13 ? Vörtmann*~1475<br />

In <strong>Mardorf</strong> leben daneben die Familien:<br />

Dankenbring, (zeitw.) Fischer, Fromeling, Nülle, Schlüter, (zeitw.) Vogeler.<br />

neu Nr.14 D.Heydorn*~1500<br />

1525 Deutscher Bauernkrieg. Verelendung der ländlichen Bevölkerung. Frühkapitalismus und<br />

„Preisrevolution“(Inflation).<br />

6.9.1528 (Bugenhagen / in Platt geschrieben) Kirchen- und Schulordnung für Braunschweig (u. Calenberg).<br />

Sept.1529<br />

Türken erstmals vor Wien: Ritter mit Gefolge (z. B. Pferdeknechte) auch aus dieser Gegend.<br />

25.6.1530 <strong>Die</strong> „Augsburger Bekenntnisschrift“ wird eine der lutherischen (protestantischen) Grundlagen.<br />

1531 Komet Halley!<br />

1533 Weiderecht im Grinder Wald. Aus <strong>Mardorf</strong> werden zu der <strong>Zeit</strong> 130 „Heupter“ (Rehburg 120) von<br />

Hütejungen dorthin getrieben.<br />

36


1540 Einführung der Reformation (Lehre des Reformators Martin Luthers*1483 / Kloster Loccum aber<br />

erst 1593) im Fürstentum Calenberg-Göttingen durch Herzogin Elisabeth (von Brandenburg /<br />

2.Frau Erich I. / Zeichnung rechts von 1542) <strong>–</strong> auch als „Reformatorfürstin“ bekannt.<br />

1542 Elisabeth ist zusammen mit dem Reformator Antonius Corvinus in der <strong>Mardorf</strong>er<br />

Umgebung.<br />

1545 Rittergut Brokeloh als Wasserburg von Clamor von Münchhausen gegründet.<br />

1547 Erich II. („dem Jüngeren“) macht das Fürstentum Calenberg-Göttingen<br />

vorübergehend bis 1553 wieder katholisch.<br />

1547 Dürresommer!<br />

1548 Rehburg (mit <strong>Mardorf</strong>) geht an „Clamor von Mönckhusen“ (Rehburger Drost) und schließlich<br />

weiter an Fürst Erich II (Neustadt a. R.).<br />

1550 Landsknechtheer (auch mit Männern der Rehburger Gegend) zieht gegen Wölpe in den Krieg.<br />

1552 Starkes Weserhochwasser!<br />

Grenzvertrag zwischen „Ampte Reburgk“ und „Ambte Sachssenhagen“, um die Streitigkeiten<br />

zwischen Steinhude und den „Uebermeerschen“ (<strong>Mardorf</strong>) beizulegen: <strong>Die</strong> Grenzlinie verläuft<br />

schon damals fast entsprechend der heutigen <strong>Mardorf</strong>er Gemarkungsgrenze. Hauptsächlich geht<br />

es aber auch in der Folgezeit immer wieder um die Fischereirechte auf dem Meer.<br />

13.1.1553 Weserhochwasser führt zu Seuchen!<br />

25.9.1555 Augsburger Religionsfriede: <strong>Die</strong> „Herrschaft“ bestimmt das Bekenntnis. Der lutherische Glaube<br />

wird gleichberechtigt (nicht aber der reformierte und calvinistische).<br />

1557 „Türkensteuer“ zur Finanzierung des Abwehrkrieges in Mitteleuropa.<br />

1559 Einführung der Reformation in Schaumburg.<br />

1562 „Mardorpfer“ Heukahn von „Steynhuder“ Fischern im Meer „unttergesenckt“ (versenkt). Drost ist<br />

„Johan von Münchaußenn“ in Rehburg.<br />

1565 <strong>Mardorf</strong> hat jetzt 17 Höfe mit ca. 85 Einwohnern:<br />

3 Meierleute: 9 Köter:<br />

Nr.1 ? Vette*~1537<br />

Nr.2 Hans Heydorn*1525<br />

Nr.3 Hinrich Barchmann*~1510<br />

Nr.9 ? Duensingk*~1515<br />

Nr.10 ? Harmens*~1525<br />

Nr.11 Marten Meier*1530<br />

5 Halbspänner: Nr.12 ? Bauman*~1522<br />

Nr.4 ? Roemeiger*~1525<br />

Nr.5 Carsten Meiger*1525<br />

Nr.6 ? Barchman*~1515<br />

Nr.7 Johan Kalen*1530<br />

Nr.8 Johan Meiger*1533<br />

Nr.13 Hinrich Vörtman*1525<br />

Nr.14 <strong>Die</strong>dtr. Heydorn*~1500<br />

neu Nr.15 ab 1554 <strong>Die</strong>tr. Heydorn*~1530<br />

neu Nr.16 ab 1565 Henr. Fromeling*1540<br />

neu Nr.17 ab 1545 Curt Schlüter*~1515<br />

Familie Nülle in <strong>Mardorf</strong> erstmals nachgewiesen (rechts das spätere<br />

Familienwappen mit der Gabel). Außerdem leben In <strong>Mardorf</strong> die Familien:<br />

Dankenbring, (zeitweise schon) Fischer und Vogeler (gleichzeitig Beruf).<br />

1568 Beginn des Achtzigjährigen Krieges der protestantischen Niederlande<br />

um Unabhängigkeit.<br />

1569 Calenberger Kirchenordnung: Amt Rehburg (mit <strong>Mardorf</strong>) wird nun auch<br />

offiziell evangelisch-lutherisch. Das Läuten der Kirchglocken wird<br />

geregelt: Täglich 7 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr!<br />

1569 Wilhelm V. (der Jüngere, der Siegreiche 1546) Herzog von Braunschweig-Lüneburg.<br />

Offiziell ist für <strong>Mardorf</strong> der Kirchgang noch in Husum <strong>–</strong> tatsächlich gehen sie aber nach Rehburg.<br />

Im 16.Jhd.<br />

<strong>Die</strong> noch zahlreichen Hudewälder (Hütewald vor allem für Schweine) bilden die Nahrungsquelle<br />

für die Nutztiere. Einschlag und Übernutzung führen aber zur Abnahme des Laubholzbestandes.<br />

37


1570 <strong>–</strong> 1630 Besonders kalte Periode in der „Kleinen Eiszeit“.<br />

1.11.1570 „2. Allerheiligensturmflut“ mit 20.000 Toten an der<br />

Nordseeküste!<br />

1573 Rehburg (rechts: „Das Haus Rehburgk“ 1586) wird an<br />

den Rehburger Drost Karl von Mandelsloh<br />

abgetreten.<br />

1580 Weltweit extrem kaltes Jahr mit Frost im Sommer!<br />

Schneeren bekommt mit Henning Spangenberg<br />

den ersten eigenen Pastor (vorher Husum). Er ist<br />

auch für <strong>Mardorf</strong> zuständig, muss dort aber nur 3-mal im Jahr (auf einer Hausdiele) predigen.<br />

Es gibt es 17 Bauernhöfe im Bereich Lütjen Mardrup mit etwa 100 Einwohnern.<br />

3 Meierleute:<br />

(20-100 Morgen Land) 8 Köter:<br />

Nr.1 Johan Vette*1558<br />

Nr.2 Hans Heydorn*1525 (Bauermeister)<br />

Nr.3 Hinrich Barchman*1555<br />

(bis 5-20 Morgen Land)<br />

Nr.10 Hinr.(Hans) Harmens*1555<br />

Nr.11 Marten Meier*1530<br />

6 Halbspänner: Nr.12 Bartold Beumann*1555<br />

(10-60 Morgen Land) Nr.13 Hinrich Vortman*~1550<br />

Nr.4 (Hinr.) Kort Roemeiger*1555<br />

Nr.5 Carsten Meiger*1525<br />

Nr.6 Bennecke Barchman*1550<br />

Nr.7 Johan Kalen*1530<br />

Nr.8 Johan Meiger*1533<br />

Nr.9 Hinrich Duensingk*1545 (ab 1575 Halbspänner)<br />

Nr.14 <strong>Die</strong>trich Heydorn*~1500<br />

Nr.15 <strong>Die</strong>trich Heydorn*~1530<br />

Nr.16 Henrich Fromeling*1540<br />

Nr.17 Curt Schlüter*~1515<br />

Außerdem leben In <strong>Mardorf</strong> die Familien: Dankenbring, (zeitw.) Fischer, Nülle, (zeitw.) Vogeler.<br />

Rekonstruktion eines <strong>Mardorf</strong>er Bauernhofs um<br />

1580 (Zeichnung Volksschule<br />

<strong>Mardorf</strong> 1958)<br />

1583 Neuer Pastor in Schneeren<br />

Poppo Sprockhoff (+1621)<br />

1584 Julius wird Fürst von Calenberg-<br />

Göttingen.<br />

1585 Übernahme des ehemaligen<br />

katholischen Klosters Loccum als<br />

Evangelischer Konvent.<br />

In Schneeren weiden ca. 1500<br />

Schafe!<br />

Rehburger Kirchturmbau als<br />

Wehrturm neben der noch bis 1748 vorhandenen alten Holzkapelle.<br />

20.7.1585 Calenbergische Musterungsrolle zur Huldigung Herzog Julius nennt für <strong>Mardorf</strong> 18 Höfe und bis<br />

zu 150 Einwohner: Es gibt wieder 9 Köter: (neu Nr.18 Ludeke Meier*1555).<br />

1587 Beim Bau der Festung Stolzenau wird benötigtes Holz vom Harz<br />

über Leine bis dicht ans Steinhuder Meer gebracht und dann<br />

übers Wasser, den Meerbach und die Weser geflößt.<br />

1588 Bau der ersten Schneerener Kirche (nach 1625 zerstört <strong>–</strong> nur<br />

der Turmsockel bleibt erhalten / Foto rechts: erhaltener Richtspruch<br />

<strong>–</strong> heute in der Ostwand eingebaut). <strong>Die</strong> <strong>Mardorf</strong>er müssen sich nun<br />

regelmäßig und zu allen besonderen Anlässen nach Schneeren<br />

aufmachen.<br />

38


Auszug aus einer Karte von 1591: Mit farblichen Ergänzungen, neuer Nennung wichtiger Örtlichkeiten und Drehung um<br />

180° in Nordrichtung zum besseren Verständnis. Teilausschnitt im Original unten. Der Zeichner von damals hatte mit Blick<br />

nach Süden ein Panorama der Gegebenheiten nach 1519 dargestellt. Gut ist das damals noch mit vielen Buchten überzogene<br />

Nordufer des Meeres und das große zusammenhängende Waldgebiet (Häfern und Grinderwald) zu erkennen.<br />

(Chorographia „Hildesheimer Stiftsfehde 1519-1523 <strong>–</strong> Niedersachsen in alten Karten <strong>–</strong> Wachholz 1985)<br />

39


1589 Heinrich Julius Fürst von Calenberg-Göttingen und Herzog zu Braunschweig-Lüneburg.<br />

Um 1590<br />

Erste Belege über Steinkohleabbau in den Rehburger Bergen im Auftrage des Klosters Loccum.<br />

1592 Erste Eintragung ins <strong>Mardorf</strong>er Dorfbuch. Es wird noch bis in unsere <strong>Zeit</strong> geführt, aber leider<br />

1974 bei der Übernahme durch die Stadt Neustadt fast vollständig vernichtet.<br />

Großfeuer zerstört 48 Häuser im Zentrum von Steinhude.<br />

1593 Rehburg (mit <strong>Mardorf</strong>) geht an Hans von Münchhausen (oberste Gerichtsbarkeit beim Drost von<br />

Rehburg, die Untere beim Kloster Loccum).<br />

1595 Hochwasserkatastrophe in Norddeutschland!<br />

1597 „Calenberger Meierrecht“: Es gibt jetzt ein Recht am eigenen Hof (Kolonat = Colon) und auch die<br />

weibliche Erfolge wird zugelassen.<br />

1599 <strong>Die</strong> Höfeliste für Lütjen Mardrup zählt 19 Höfe, 1 Ziehbrunnen und bis zu 200 Einwohner.<br />

Außerdem leben in <strong>Mardorf</strong> die Familien: Dankenbring, (zeitw.) Fischer, (zeitw.) Vogeler.<br />

3 Meierleute: 9 Köter:<br />

Nr.1 Clamor Nülle*~1570 (Bauermeister)<br />

Nr.2 <strong>Die</strong>drich Heydorn*1554<br />

Nr.3 Hinrich Barchman*1555<br />

Nr.11 Ludeke Meier*1555<br />

Nr.12 H. Albert Garberding*1575<br />

Nr.13 Hinrich Vörtman*~1580<br />

7 Halbspänner: Nr.14 Cord Segerts*~1550<br />

Nr.4 Hinrich (Kort) Rohmeyer*~1580<br />

Nr.5 (Sohn) Meyer*~1565<br />

Nr.6 Hinrich Barchman*~1575<br />

Nr.7 Cord Kalle*~1560<br />

Nr.15 <strong>Die</strong>trich Heydorn*~1555<br />

Nr.16 ? Ohlhagen*~1560<br />

Nr.17 Cord Schlüter*~1545<br />

Nr.18 ? Braasen*~1560<br />

Nr.8 Joh.Erich Meiger neu Nr.19 Jobst Hinr.Wegener oo Luise ?<br />

Nr. 9 Hinrich Duensingk*1545 (1575-1620 Halbsp.)<br />

Nr.10 Hinr.(Hans)Harmens*1555 (1599-1620 Halbsp.)<br />

Ende 16.Jhd. In Mitteleuropa erreicht die Gegenreformation der Katholischen Kirche auch diese Gegend. U. a.<br />

werden die Kirchengebäude zurückgefordert. Protestantischer<br />

Abt in Loccum ist Theodor Stracke.<br />

Um 1600 „Thurn und Taxis Post“ errichtet reitende Post Frankfurt <strong>–</strong><br />

Leese <strong>–</strong> Hamburg (und berührt damit auch das Amt Rehburg).<br />

1602 Grenzvertrag (Rezeß von Fischbeck / Foto rechts: Grenzstein<br />

links: Gft.SHG <strong>–</strong> rechts: Hzm.BS-LG) des Herzogs von<br />

Braunschweig-Lüneburg mit der Grafschaft Schaumburg (Grenz-, Fischerei- und<br />

Heutransportregelungen). Soweit das Wasser reicht, gehört das<br />

„Mähr“ ihm allein. Aber:<br />

"<strong>Die</strong> Eingesessenen der Hannoverschen Orte <strong>Mardorf</strong>f und Schneren haben<br />

von alters her das Recht, zur Laichzeit der Weißfische (u. a. Barbe, Brasse,<br />

Rotauge, Rotfeder <strong>–</strong> siehe Foto rechts), wenn diese an das Ufer kommen, in<br />

den See zu gehen und mit den bloßen Händen, ohne alle Fischereigerätschaften,<br />

diese Fische zu fangen."<br />

Darüber hinaus haben die <strong>Mardorf</strong>er jetzt auch das verbriefte Recht das Vieh im Meer zu tränken.<br />

Am Weißen Berg in „Mhärdorf“ (<strong>Mardorf</strong>) wird des Vogeler’s Hütte und ein Fischräuber erwähnt.<br />

40


1604 Rehburg (mit <strong>Mardorf</strong>) geht an Drost Curt von Lenthe.<br />

1606 Halley’scher Komet (alle 76 Jahre)!<br />

1607/1608 Zweiter aufgezeichneter „härtester Winter aller <strong>Zeit</strong>en“ mit einem halben Jahr bei unter -25° C!<br />

1610 Starker Anstieg des Steinhuder Meeres-Spiegels (bis 1620).<br />

1615 Herzog Friedrich Ulrich seit 1613 Fürst von Calenberg-Göttingen, liegt im Konflikt mit Dänemark<br />

und Niederlande und in den folgenden Kämpfen in dieser Gegend wird Rehburg fast gänzlich<br />

zerstört. Militärische Aushebungen (junge Männer) und eine folgende Wolfsplage geben den<br />

Menschen den Rest.<br />

Lage des Alten Dorfes „Lütjen Mardrup“ bis um 1618 (vor der Umsiedelung<br />

1618 Noch besteht das alte Dorf Lütjen Mardrup, das seit „Urzeiten“ unmittelbar am nördlichen Ufer<br />

des Steinhuder Meeres liegt, nämlich an der Steile, wo sich später die Gaststätte "Lütjen <strong>Mardorf</strong>"<br />

befindet. Hier gruppieren sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts um einen Ziehbrunnen 19<br />

Feuerstellen. <strong>Die</strong>se Höfe liegen unter mächtigen Eichen und Buchen verborgen und die<br />

Bewohner gehen vorwiegend der Landwirtschaft nach. Einige besitzen aber auch kleine Kähne,<br />

mit denen sie das Meer befahren und "Barsen" fangen, obwohl es ihnen eigentlich verboten ist.<br />

Denn ein verbrieftes Recht zum Fischefangen haben nur die Steinhuder. <strong>Die</strong> <strong>Mardorf</strong>er hüten ihr<br />

Vieh gemeinsam auf der "Gemeinheit" und der Schweinehirte treibt zur Mastzeit bis zu 130<br />

Schweine in den 8 km nördlich gelegenen Grinder Wald (gesamt ca. 7.000 Stück).<br />

Um 1618<br />

Erster Schulbau in Rehburg, wohin auch <strong>Mardorf</strong>er Kinder zum Unterricht „gehen“.<br />

23.5.1618 Beginn des 30-jährigen Krieges!<br />

Zunächst mit dem begrenzten Böhmisch-Pfälzischen Krieg (bis 1623 / „2.Prager Fenstersturz“) mit<br />

Tilly(+1632) und Wallenstein(+1634) auf katholischer Seite (seit 1609 genannt LIGA).<br />

Auf protestantisch-evangelischer Seite (seit 1608 genannt UNION): König Christian IV. von<br />

Dänemark(+1648), Herzog Christian („der Jüngere / der Tolle“+1626) von Braunschweig-<br />

Wolfenbüttel, Graf von Mansfeld und König Gustav II. Adolf „Wasa“ von Schweden(+1632) und<br />

teilweise auch der katholische König Henry IV von Frankreich.<br />

Nach 1618 „Küpper- und Wipperzeit“ (Münzverschlechterung <strong>–</strong> Inflation): so bekommt man 1610 für 28<br />

Groschen noch 1 Thaler <strong>–</strong> um 1621 muss man schon 192 Groschen hergeben.<br />

1619 Römisch-Deutscher Kaiser wird Ferdinand II. („Habsburger“).<br />

In <strong>Mardorf</strong> gibt es nur „Erbland“ (=Rodeland), aber kein „Zinsland“.<br />

41


8.11.1620 Erste große Schlacht des Dreißigjährigen Krieges am „Weißen Berg“ bei Prag.<br />

Ab 1620<br />

Schrittweise Neugründung des Dorfes <strong>Mardorf</strong>! Zunächst als Versteck vor den kommenden<br />

Kriegswirren gesucht, beginnt dann doch eine erste Besiedelung im heutigen Dorfgebiet. <strong>Die</strong><br />

neue Ortslage scheint auch wegen der Sinke inmitten von umgebenden Hügeln (Mühlenberg im<br />

Norden, Koolenberg im Osten, Poggendieksberg im Süden, Kastensberg im Westen) sehr günstig.<br />

Es gibt ausreichend Laubhölzer, Lehm- und Mergelkuhlen zum bauen und keine Sümpfe in<br />

unmittelbarer Nähe. Gemeinsam rodet man und hilft sich gegenseitig beim Neubau. <strong>Die</strong> noch<br />

heute geläufigen Hausnummern zeigen den Gang der neuen Siedlungsentwicklung.<br />

Clamor Nülle (*~1570 / Bauermeister), Hof Nr.1 im neuen <strong>Mardorf</strong> „In der Grund“. Danach wird<br />

auch „Hinterm Dorf“ (Hof Nr.4) und „am Brink bzw. in der Grund“ (Hof Nr.2 und 18) gebaut.<br />

Das neue <strong>Mardorf</strong> nach 1618 (Entwicklung der Hofstellen: In der Grund, am Brink und im Dorfe)<br />

1621 Neuer Pastor in Schneeren ist Nikolaus Barthuis (+18.6.1627).<br />

1623 Der Niedersächsisch-dänische Krieg (-1629) tobt als erster großer Krieg in Norddeutschland.<br />

Dänische, Mecklenburger und Lübecker Truppen ziehen marodierend umher, obwohl sie<br />

eigentlich ihren protestantischen Glaubensbrüdern beistehen wollten.<br />

26.2.1625 „Wasserfluth“ <strong>–</strong> Sturmflut an der Nordseeküste!<br />

1625 Der katholische General Tilly belagert Nienburg und besetzt weite Teile (u. a. Kloster Loccum) und<br />

macht sie vorübergehend wieder katholisch. <strong>Die</strong> „Fachwerk-Rehburg“ und Wunstorf (21.8.1625)<br />

werden zerstört. Der Krieg tobt in Europa, aber das versteckt liegende Dorf <strong>Mardorf</strong> merkt bis zum<br />

Jahr 1625, bedingt wohl auch durch die Halbinsellage inmitten der Moore, der Sümpfe und des<br />

Meeres, nichts von dem „graußlichen Kriegswesen., wo sie die Leuthenn vor den Kopf schlagen, daß sie<br />

ohnvermutlich erbermlich werden“. <strong>Die</strong> Kunde davon haben die Vogelfänger mitgebracht, welche im<br />

Schilf des Meeres Enten und andere Vögel fangen. <strong>Die</strong> Tiere werden in Rücken-Kiepen auf dem<br />

Vogeldamm über Wunstorf bis nach Seelze getragen. Dort werden sie von Boten des<br />

Hannoverschen Hofes in Empfang genommen. Zuerst glauben die <strong>Mardorf</strong>er nicht so recht, was<br />

ihnen da an Nachrichten zugetragen wird. Schließlich trifft man aber doch Maßnahmen zur<br />

eigenen Sicherheit und Verteidigung. Man verhält sich so unauffällig wie möglich, um ja keine<br />

Soldaten anzulocken. Ein Strohwisch wird in einen freistehenden Baum gebunden. Jeder im Dorf<br />

weiß, dass, solange der zu sehen ist, er in Ruhe seiner Arbeit nachgehen kann. Ist das<br />

Warnzeichen aber verschwunden, so läuft jeder schnell nach Hause, warnt die Nachbarn und<br />

bringt Vieh und Habseligkeiten in das vorbereitete Versteck.<br />

42


Anfang 1626 „Eisflut“! Durch den langen und frostigen Winter werden die aufbrechenden Eisschollen der<br />

Nordsee zur Gefahr für die Küste.<br />

1626 Contribution des Amtes Rehburg gesamt: 40 Thaler an die Truppen in Rehburg und 20 nach<br />

Neustadt sowie 18 Thaler als Holzlieferung. Von Judica 1626 bis Bartholomäus 1627 sind schon<br />

115 Thaler nach Neustadt und 63 Thaler nach Nienburg abgeliefert worden..<br />

Ende 1626<br />

<strong>Die</strong> protestantischen Dänen kommen bis in die Nähe von Bückeburg, erleiden am 27.8.1626 bei<br />

Lutter am Barenberge aber die erste vernichtende Niederlage gegen Tilly und Wallenstein und<br />

scheiden 1629 mit dem Frieden von Lübeck aus dem Konflikt aus.<br />

Vor 1627<br />

Von den 19 Höfen im alten Dorf am Meer sind inzwischen 10 verlassen: Nr. 1, 2, 3, 4, 18 sind<br />

schon im neuen Dorf und seit 1620 Nr. 9, 10, 17 (bis 1668), Nr.12 (bis 1627) und Nr.19 (bis<br />

1648?) wüst. Damit sind nur noch die Nr. 5, 6, 7, 8, 11, 13, 14, 15, 16 in Lütjen Mardrup in<br />

Bewirtschaftung (in Schneeren sind nur noch 21 von insgesamt 61 Höfen überhaupt bewirtschaftet<br />

<strong>–</strong> dort bleiben die meisten auf Dauer verlassen).<br />

<strong>Die</strong> Bevölkerungszahl von <strong>Mardorf</strong> sinkt dabei drastisch bis auf um 150 Einwohner.<br />

1627 Neuer Pastor in Schneeren ist Christian Wedemeier.<br />

Amtmann von Weihe in Rehburg.<br />

Zweite Belagerung Nienburgs und Einquartierung in (Lütjen) <strong>Mardorf</strong> durch den Vogt von<br />

Rehburg. Er schickt ein Regiment zu Pferde, das sich auf den Höfen verteilt und aus deren Hab<br />

und Gut versorgt. Von da an findet man in dem Dorfbuch nur noch Greueltaten aufgeschrieben:<br />

„<strong>Die</strong> Soldaten haben alles Bier außgetan, item die Soldaten die Fesser zerschlagen. Johann Erich Meier ist<br />

aufm Felde von zween Reuters überlaufen, wo derselbige hart gehalten und gequälet biß er gestorben.....Cord<br />

Kalles (Kahle) Weib un Dochter sind in den Sod gestürzet, daß sie geschrien und nicht außgekommen biß sie<br />

versauffet....Der alte Cord Segert ist von den Reuters an den Baum gebunden und derselbige hart gehalten<br />

biß er gesaget wo die Dahlers versteket und wo die Leute sich verlaufen biß er gestorben.....“ Hinter<br />

diesen Worten aus der <strong>Zeit</strong> des 30 jährigen Krieges verbergen sich viel Elend und viel Not, so daß<br />

uns die nachstehenden Zeilen eines <strong>Mardorf</strong>ers wie Gerechtigkeit vorkommen. Sie zeigen<br />

nämlich, daß man in erster Linie auf Selbsthilfe angewiesen ist. Wenn man einzelne dieser<br />

„Vagabonden“ erwischt, nimmt man bittere Rache und macht nicht viel Federlesens mit ihnen. Wer<br />

tot ist, kann das Dorf nicht mehr verraten und noch mehr Feinde herbeiholen:<br />

„<strong>Die</strong> Hannoversche Reise hat Johan Hinrich Kahle getan. Wie er zurückgekommen, da hat er einen Kerl<br />

gebracht. Der hat angehabt all die sachens von seligen Cord Schuster. Da habe ich einen Eichen telgen<br />

genomen und so lange gehauet, biß er gesaget, wo die Reuters gewäsen und die Heusers angesteket. Und<br />

Johan Hinrich Kahle hat ihn vergraben das keiner davon soll wissen.“<br />

Kaum einer riskiert es in dieser <strong>Zeit</strong>, auf das Feld zu gehen und seinen Acker zu bestellen. Überall<br />

herrscht Hunger, und wenn dann manchmal noch vom „Ambt“ der Befehl kommt, eine Kutsche<br />

bereitzustellen und Spanndienste zu leisten, so ist es für den Bauermeister schwer, überhaupt<br />

noch eine „Mannspersohn“ dafür aufzutreiben. „In den Monath May hat Johan Nimeyer eine Frauens<br />

Persohn gefahret von Rehburg nach Neustadt mit 4 Pferden und ein Generahl von Brunne (Bad Rehburg)<br />

nach der Launau (Lauenau) mit 6 Pferden. Wie er zurückgekommen in Monath juny da hat er gehabt keine<br />

Pferde und kein Wagen und hat gespuket Blut daß er gestorben den driten Tag.“<br />

<strong>Mardorf</strong> wird zwar nicht in direkte Kriegshandlungen verwickelt, aber die allgemeinen Kriegswirren<br />

veranlassen auch die anderen Bauern in Lütjen <strong>Mardorf</strong> zur Verlegung ihrer Hofstelle (bis 1627<br />

Hof Nr.3 und 12. Nach 1627 noch Hof Nr.11 und 13).<br />

15 Wochen ununterbrochene Kampf-handlungen und halb Schneeren brennt ab. Das Vieh ist<br />

geraubt, das Korn vernichtet. Knappe Nahrungsmittel, kein Brot und Geld hat man sowieso nie viel<br />

<strong>–</strong> aber die wöchentlichen Abgaben (Contribution) müssen dennoch geleistet werden <strong>–</strong> nach<br />

Neustadt in Höhe von 21 Thalern für das gesamte Amt Rehburg. Von Dez.1627 bis 7.Dez.1628<br />

werden allein 361 Thaler abgeführt.<br />

1628-1638 Höhepunkt der hiesigen Hexenverfolgungen.<br />

43


1629 <strong>Die</strong> „Restitution“ (Edikt zur Rückgabe von katholischem, geistl. Besitz) führt zur Verschärfung des<br />

Krieges. Wallenstein zieht sich zurück. Der neue Befehlshaber ist Tilly.<br />

Weitere Höfe siedeln um (Hof Nr.5 und 14).<br />

Clamor Nülle (*~1570 Nr.1) ist<br />

1.Bauermeister im neuen <strong>Mardorf</strong>.<br />

4.7.1630 Schwedischer Krieg (-1635) <strong>Die</strong> Schweden<br />

mit König Gustav II. Adolf greifen aktiv in den<br />

Konflikt ein.<br />

27.11.1630 Verheerender Orkan über Norddeutschland!<br />

20.5.1631 Tilly zerstört das protestantische Magdeburg.<br />

Auch dadurch beginnt der Siegeszug der<br />

Schweden bis Bayern. Wallenstein greift<br />

deshalb 1632 wieder für die katholische Liga<br />

ein.<br />

16.12.1631 Der Vulkan „Vesuv“ (Italien) hat einen katastrophalen Ausbruch.<br />

(Rekonstr. Ansicht der alten Hofstelle Nr. 1 von ca. 1629)<br />

16.11.1632 Der schwedische König fällt bei Lützen <strong>–</strong> der Krieg geht aber weiter (1633 Schlacht bei Hessisch<br />

Oldendorf). Wallenstein verhandelt mit den Protestanten, wird geächtet und am 25.2.1634 bei Eger<br />

ermordet.<br />

11.5.1634 „2.Groote Mandrenke“ = „Buchardisturmflut“ mit 15.000 Toten an der Nordseeküste!<br />

1635 Protestantische Reichsstände schließen mit dem Frieden von Prag einen Separatvertrag mit dem<br />

Reich. Daraufhin verbündet sich Frankreich mit den Schweden.<br />

Beginn des Schwedisch-Französischen Krieges (bis 1648 <strong>–</strong> die Schwedische Besetzung der<br />

Gegend dauert aber bis 1650). (Marodierende Schwedische Reiter kommen nach <strong>Mardorf</strong>; sie<br />

werden der Legende nach im Meer ertränkt. Evtl. an der Stelle, die heute noch „Sweenslock“ heißt<br />

(Schwedenloch <strong>–</strong> oder ist es doch nur die Tränke der Schweinehirten <strong>–</strong> sween ?).<br />

Herzog August II.(„der Jüngere“) zu Braunschweig-Lüneburg und Fürst von Calenberg-Göttingen.<br />

Nachfolger ist 1636 Herzog Georg I., der auf Schwedischer Seite kämpft (+1641). Residenz ist in<br />

Hannover.<br />

Im Winter holen <strong>Mardorf</strong>er Einwohner aus Eislöchern im Meer illegal auch große Barsche<br />

heraus.<br />

1636/1637 Sehr strenger Winter in Mitteleuropa.<br />

1637 Römisch-Deutscher Kaiser ist Ferdinand III. („Habsburger“ / bis 1657).<br />

20.12.1638 Starkes Unwetter in unserer Gegend!<br />

1639 Neuer evangelischer Pastor in Schneeren ist Heinrich Heise.<br />

Bis 1640<br />

besteht das Kriegsheer aus ca. 20.000 Söldnern, die sich dann „aus dem Lande“ ernähren und die<br />

umliegenden Ortschaften z.T. schwer verwüsten. <strong>Mardorf</strong> bleibt aber weitestgehend verschont.<br />

Viele Menschen sind aber dennoch geflohen <strong>–</strong> vielleicht eine Erklärung für das Verschwinden<br />

bisher bekannter Familiennamen im Ort. Deren Höfe bleiben jedenfalls zum Teil für Jahre wüst<br />

zurück (Nr.9, 10, 17, 19).<br />

Das ist die <strong>Zeit</strong>, als der damalige Bauermeister Albert Garberding (Nr.3) in das Tagebuch der<br />

„Dorfschafft <strong>Mardorf</strong>f“ schreibt:<br />

„Nun ist wieder Ruhe im Lande und die Leute sind fleißig und bauen sich neue Feuerstellen. <strong>Die</strong> Kinder sind<br />

Tag für Tag unterwegs und suchen Meubles und Dahlers. Johann Hinrich Kahle hat drei Tage im Wasser<br />

gestanden, bis er den alten Kesselhaken zu fassen kriegte. Mit Mühe zog er den Kupferkessel aus dem Schilf,<br />

in dem sich noch immer die Geldstücke befanden, die er 1627 am Ufer des Meeres im Wasser versteckt<br />

hatte."<br />

Nun endlich getraute sich auch Fischer Hinnerk, der alte Leibzüchter, zu sagen, wo er seinen Kahn<br />

im seichten Wasser versteckt hatte. Er hatte ihn mit Sand gefüllt und auf dem Grund des Meeres<br />

so lange liegen lassen, bis der Krieg vorbei war.<br />

44


1640 Fleckenrecht für Steinhude.<br />

1641 Herzog Christian Ludwig zu Braunschweig-Lüneburg und Fürst von Calenberg-Göttingen.<br />

Steinhude wird gebrandschatzt und nahezu vollständig zerstört <strong>–</strong> 30 Scheunen und 42<br />

Wohnhäuser brennen ab.<br />

1642 Neuer Pastor in Schneeren ist Jonas Böhm (+1667).<br />

7.1.1643 Weserhochwasser!<br />

1645 Viele Kämpfe in Mitteleuropa enden <strong>–</strong> der Krieg ist aber noch nicht vorbei. In Osnabrück und<br />

Münster beginnen die ersten ernsthaften Friedensverhandlungen. Der Ausgleich der religiösen<br />

Gegensätze soll umgesetzt werden.<br />

1647 Kartoffelanbau („patata, erfel, ertuffel“) wird zuerst in Bayern eingeführt.<br />

Um 1648<br />

Teilung der Grafschaft Schaumburg in einen Teil zur Landgrafschaft Hessen-Kassel<br />

(Sachsenhagen, Rodenberg, Nenndorf, Beckedorf, Hess.Oldendorf, Rinteln) und die Grafschaft<br />

Schaumburg-Lippe (Großenheidorn, Steinhude über Hagenburg, Stadthagen bis Bückeburg) <strong>–</strong><br />

deshalb auch Dreiländereck mit Kgr. Hannover bei Idensen.<br />

Gerichtstag in Rehburg (Stadt-Wappen) „auf der Hausbrücke“ mit dem Rehburger<br />

Drost und dem Amtmann von Neustadt.<br />

Bauermeister in <strong>Mardorf</strong> ist Hans Albert Garberding (*1575 Nr.12).<br />

28.2.1648 Rehburg (Flecken) erhält Stadtrechte (Wappen) - Rehburg-Stadt!<br />

24.10.1648 „Westfälischer Friede“ zu Münster führt zum Ende des Großen Krieges. In einigen Gebieten des<br />

Deutschen Reiches sind bis zu<br />

2/3 der Bevölkerung<br />

umgekommen <strong>–</strong> das Land ist<br />

zerstört und liegt wirtschaftlich am<br />

Boden.<br />

(<strong>Mardorf</strong> Hof Nr.2 / Zweiständerhaus nach 1648<br />

errichtet / um 1922 abgerissen)<br />

1649 Huldigung Georg II Wilhelm,<br />

Herzog zu Braunschweig-<br />

Lüneburg, ab 1648 Fürst von<br />

Calenberg-Göttingen mit dem<br />

Amt Rehburg (mit <strong>Mardorf</strong>).<br />

Mitte 17.Jhd. Der Waldbestand in Norddeutschland erholt sich nach dem großen Krieg und der<br />

Bevölkerungsabnahme. Um das abgelegene <strong>Mardorf</strong> verändert sich aber nicht viel. <strong>Die</strong> Heide<br />

bleibt und der noch große Eichen- und Buchenwald besteht neben Kiefern und Erlen.<br />

Nach 1650<br />

(rechts: <strong>Mardorf</strong> „Mahrdorf“ auf<br />

einer Karte von Merian 1650)<br />

gibt es durch den stetigen<br />

westlichen Wind und die<br />

Strömung große Landabbrüche<br />

im Osten des Steinhuder<br />

Meeres (weiter stetige<br />

Ostverlagerung bis ans<br />

Hochmoorgebiet).<br />

45


Nach 1650<br />

Scheune <strong>Mardorf</strong> Hof Nr.5 wird erbaut. (Foto rechts untern um 1995): <strong>Die</strong> Straßenfront „Hinterm Dorf“<br />

verdeutlicht die ständige<br />

Veränderung der<br />

Gebäude. Links noch<br />

die ersten Gefache, in<br />

der Mitte und rechts<br />

spätere Um- und<br />

Anbauten bis heute.<br />

Januar 1651 Hochwasserkatastrophe<br />

an allen Flüssen in<br />

Norddeutschland!<br />

1655 Wolfssteuer wegen der<br />

in den vergangenen<br />

Jahrzehnten stark<br />

zugenommenen<br />

Population. Noch bis 1660 gibt es große Wolfsjagden, vor allem in der Gegend nördlich des<br />

Meeres.<br />

16.2.1658 Weserhochwasser!<br />

1659 Verwaltung der „Reh-Burg“ und der „Voigtey“ Rehburg übernimmt ein fürstlicher Amtmann. Der<br />

Amtsbezirk umfasst Rehburg, <strong>Mardorf</strong>, Schneeren, Winzlar, Münchehagen, Loccum, Wiedensahl.<br />

Der Grundbesitz wird in eine Domäne umgewandelt.<br />

Vor 1660<br />

Beginn der Rehburger Kirchenbücher (allgemeine Daten erst ab 1687)!<br />

Bau des ältesten heute noch stehenden Gebäudes in <strong>Mardorf</strong>. Ursprünglich als Schweinestall bei<br />

Hof Nr.3 in einer seltenen „Ankerbalkenkonstruktion“ errichtet, wird der Anbau 1984 im<br />

Dorfzentrum wiedererrichtet. Obwohl er Jahrhunderte überstanden hat, muss seine bewährte<br />

Statik nun mit Metallgewinden „gesichert“ werden (Zeichnung: Speicher Nr.3 vor dem Wiederaufbau<br />

1984).<br />

1660 Hexenprozesse (und Hinrichtung mit dem Schwert) gegen die Wiedensahler Gesche Köllar<br />

(+2.6.) und Gesche Heimann (+19.6.) im Kloster Loccum.<br />

9.12.1660 Orkan über Norddeutschland!<br />

1664 Neue Kopfsteuerbeschreibung!<br />

1664 Rehburg wird durch Feuer zerstört („Großer Brand“). Der Wiederaufbau dauert bis 1681.<br />

1665 Cellische Holzverordnung: Abgeholzte Landstriche sollen aufgeforstet werden (vor allem mit<br />

Laubholz). Das soll auch die Sandverwehungen stoppen und wieder „Hutewälder“ bilden.<br />

Herzog Johann Friedrich zu Braunschweig-Lüneburg wird Fürst von Calenberg-Göttingen (1671<br />

Erbhuldigung).<br />

12.10.1666 „<strong>Mardorf</strong>fer“ (Schneerer und Rehburger) wildern in den harten Kriegswintern im Steinhuder Meer.<br />

46


1667 1.Schulunterricht durch „Schoelmester“ Braasen (*~1625 Nr.18). <strong>Die</strong> erste Schule in <strong>Mardorf</strong><br />

wird eingerichtet. Man hat allerdings noch kein eigenes Schulgebäude, sondern die Bauern stellen<br />

in der Reihefolge („Reihenschule“) der Hausnummern ihre große Stube oder einen anderen<br />

großen Raum zur Verfügung. Abwechselnd zieht also der Schulmeister mit seinen Schülern von<br />

Woche zu Woche zu einem anderen Bauern. Dort bekommt der Lehrer kostenlos ein Mittagessen.<br />

Außerdem erhält er jährlich von allen Bauern 1 Himpten „Rocken un Habern“ als Futter für seine<br />

Gänse und Schweine. <strong>Die</strong>se Bezahlung mit 1 Taler (pro Kind und Jahr) ist natürlich mehr als<br />

kläglich und so wundert es nicht, dass der Schulmeister gelegentlich bei seiner Selbstversorgung<br />

etwas nachhilft. Ein Fall steht im Gemeindebuch:<br />

Nach 1667<br />

„Der Schulmeister hat das Holtz gestollen und will es nicht betallen. So binn ich gewäsen mit Ludolf Brasen<br />

un Albert Fischer vor den hern Hauß Vogt bey der rehe bürg. Da sagette der her Hauß Vogt, daß der<br />

Schulmeister solle nicht treyben die Schweine so lange in die Mast, biß er betallet 3 Rtlr 6 ggr. So binn ich<br />

vor den Schulmeister gegangen und habe mich erkläret un habe einen großen schaden abgewendet von der<br />

gemeine.<br />

Neuer Pastor (bis 1688) für <strong>Mardorf</strong> und Schneeren ist Johann Arends. Mit der Fertigstellung des<br />

ersten Schulgebäudes in <strong>Mardorf</strong> (1681) auf einem Gelände zwischen Nr.17 und 22 hat man nun<br />

auch ein Küsterhaus. Da sich Pastor Arends bei seinen Aufenthalten in <strong>Mardorf</strong> mangels Kirche<br />

wohl überwiegend dort aufgehalten hat (Pastor Arends Haus), färbt der Name des Pastors im<br />

Laufe der <strong>Zeit</strong> auf die angrenzende Hofstelle Nr.22 ab: „Oorns Huus“ („Arends“ auf Platt).<br />

Lehrer in <strong>Mardorf</strong> ist Albert Fischer (*~1600 <strong>Mardorf</strong> Nr.21).<br />

1668 Rehburg hat 73 Häuser mit 403 Einwohnern.<br />

Im neuen Dorf <strong>Mardorf</strong> gibt es größere Veränderungen. Durch Teilungen der 3 alten Meierstellen<br />

(Nr.1-3), Teilung der Halbmeierstelle Nr.4 und „wüster“ <strong>Zeit</strong> gibt es jetzt 20 Bauern-Höfe mit bis zu<br />

250 Einwohnern. Bauermeister ist Joh.Hinrich Garberding (*~1605 Nr.12):<br />

7 Halbmeyerstellen: Nr.1 Hinrich Nülle*~1615<br />

Nr.2 Hinrich Nordtmeier*~1615<br />

Nr.3 Hans Albert Garberding*1575<br />

Nr.4 (J.H.) Heydorn*~1620 (1620 von voller Meierstelle Nr.2 abgetrennt <strong>–</strong> dadurch jetzt Halbmeier)<br />

Nr.5 (Hinr.) Meyer*~1630 (1629 von voller Meierstelle Nr.1 abgetrennt)<br />

Nr.6 Henr. Bergmann*~1640 (1640 von voller Meierstelle Nr.3 abgetrennt)<br />

Nr.7 J.Cordt Kahle*1636 (1656 von Halbmeierstelle Nr.4 abgetrennt <strong>–</strong> trotzdem aber Halbmeier!)<br />

2 Halbspännerstellen: (noch bis 1685) Nr.8 (J.Hinrich) Meyer*~1620 (1685 Großkötner)<br />

Nr.9 ? Ellermann (1620 wüst / 1668 Halbspänner) Wiechmann (Wigman) Garberding*1644 (Großkötner)<br />

11 Kötnerstellen:<br />

Nr.10 Cordt Garberding*~1620 (1620-1668 wüst)<br />

Nr.12 J.Hin.Garberding*~1605 (1620-1627 wüst)<br />

Nr.14 Albert Seegers*~1620<br />

Nr.16 Hans Ohlhagen*~1615<br />

Nr.18 Albert Henrich Braasen*~1620<br />

neu Nr.20 Hinrich Heydorn*~1631 (Kötner).<br />

Nr.11 Ludeke Meier*1626 (~1686 Schulmeister)<br />

Nr.13 Cord Vöhrtmann sen.*1629<br />

Nr.15 Joh.<strong>Die</strong>drich Heydorn*~1630<br />

Nr.17 Albert Kahle sen.*1649 (1620-1668 wüst)<br />

Nr.19 Hans Kahle*1624 (1620-1648 wüst)<br />

Außerdem leben in <strong>Mardorf</strong> (z. T. noch in Lütjen Mardrup) die Familien:<br />

Böker, Alb.Hinr.Dankenbring, Engelbrecht, Fischer, Raeve, (zeitw.) Vogeler, Jobst H.Wegener.<br />

Im 17.Jhd.<br />

Steinhuder Schiffer transportieren gegen Entgelt Heu über das Meer nach <strong>Mardorf</strong> und auf dem<br />

Meerbach sogar bis Rehburg.<br />

47


1669 Bau der ersten „kunstmäßigen“ Steinstraße (Abb. rechts ähnlich) in <strong>Mardorf</strong> <strong>–</strong> dem Ohlhagen<br />

Steinweg! In mühevoller Handarbeit werden überwiegend in Eigenleistung die reichlich rund um<br />

<strong>Mardorf</strong> vorhandenen kleinen Findlinge verarbeitet.<br />

Allerdings ist diese erste befestigte Dorfstraße nicht<br />

ganz fertig geworden, denn der Bauermeister<br />

schrieb ein Jahr später in das Dorfbuch:<br />

„Jobst Hinrich Wegener is dod, das Geld for den stein<br />

weg is weg. 5 Dahlers haben die beyden Reuters (Reiter)<br />

genommen. Da bin ich nach der rehe bürg gegangen, wo<br />

der her Ambtsschreiber nicht zu Hause war. Da binn ich<br />

bey den Landzaldat gegangen un habe 2 ggr. vor den<br />

produkoll gegäben. Aber die 5 Dahlers sind weg."<br />

Ja, der Bauermeister hatte es nicht leicht, und 5<br />

Taler waren für das arme <strong>Mardorf</strong> ein fast<br />

unersetzlicher Verlust. <strong>Die</strong> Einnahmen und Ausgaben eines ganzen Jahres lassen sich schnell mit<br />

ein paar Zeilen überblicken:<br />

Außgabe:<br />

an <strong>Die</strong>drich Bühmann vor 6 Pfd Fische a 4 gr summa 24 gr.<br />

den landtzaldaten<br />

2 gr.<br />

den ambtsdiener<br />

3 gr.<br />

gegäben vor ein brief zu bringen nach linsburg<br />

Albert Seegers vor Dach auf der Schule 13 gr.<br />

Philipp Wägener nach den Ambte gefaret,<br />

weyl er Karautschen und Barsen gefangen.<br />

Davor er ein Dag zur Strafe des Halseisens verurteylet.<br />

Selbigen den annern Dag nach Hauß geholet macht 12 ggr.<br />

Einnahme:<br />

von Heinrich Heydorn vor Holtz 14 ggr.<br />

von mastgeld vor 20 Schweine 29 ggr.<br />

vor die Eichen telgen<br />

1 rtlr.<br />

von der gemeine aufgebracht vor den Advokaten 6 ggr.<br />

vor mastgeld vor 147 Gänse und 3 Ganters 22 ggr.<br />

Als Abschluss dieser Buchseite ist notiert:<br />

„Johan <strong>Die</strong>drich Heydorn is dorch einen Bohm hinüberst dod gevalen. Worüber alle laud geklaget. Der Selen<br />

God gnedig sey. Begraven den annern Dag."<br />

( Heidorn ist von einem umstürzenden Baum erschlagen worden. Sein Tod wurde von allen laut<br />

beklagt. Gott sei seiner gnädig. Am nächsten Tag beigesetzt )<br />

8.3.1669 Der Vulkan „Ätna“ hat seinen größten Ausbruch mit weltweiten katastrophalen Auswirkungen.<br />

1673/1674 Der frostig kalte Winter hält bis Ostern <strong>–</strong> das Steinhuder Meer und die Weser sind zugefroren.<br />

1675 <strong>–</strong> 1715 Besonders kalte Periode in der „Kleinen Eiszeit“.<br />

1678 Kopfsteuerliste zur Erfassung der Bevölkerung!<br />

Beginn erster Meerbachregulierungen, um die Wassermühle Rehburg geregelt mit Wasser zu<br />

versorgen. <strong>Die</strong> <strong>Mardorf</strong>er bauen in den folgenden Jahrhunderten Erschließungs-Dämme in die<br />

Meerbruchwiesen und verfeinern das (Be- und ) Entwässerungssystem am Heudamm.<br />

1679 Herzog Ernst August I. zu Braunschweig-Lüneburg, Fürst von Calenberg-Göttingen.<br />

48


(Stich 1681 <strong>–</strong> Rehburg nach dem Großen Brand von 1664)<br />

1681 Das 1.Schulgebäude in <strong>Mardorf</strong><br />

auf einem Gelände zwischen<br />

Nr.17 und 22 entsteht noch als<br />

Fachwerkgebäude. Das erste<br />

Schulgebäude ist auch das erste<br />

Küsterhaus und dient auch als<br />

provisorische Kapelle. Der Küster<br />

im Dorf ist wie damals üblich<br />

zusätzlich auch Lehrer und<br />

„Laienprediger“. <strong>Die</strong> Schulkinder<br />

müssen für den eisernen Ofen Holz und „Törve“ mitbringen. Der Lehrer selbst befasst sich in der<br />

Hauptsache mit Ackerbau. Er hält sich eine Kuh und mehrere Schweine, denn er bekommt fast<br />

kein Bargeld als Lohn (lediglich je Kind alle Vierteljahr 4 gl.4 Pf. Schulgeld; im Sommer nichts).<br />

Dafür besitzt er aber seit 1670 („Corpus Bonorum“) verschiedene Rechte: So beansprucht z. B. der<br />

Schulmeister Braasen genauso wie ein Meyermann zur Mastzeit 2 Schweine frei in die Mast<br />

treiben zu dürfen. Außerdem hat er das Vorrecht, kostenlos den auf der Straße liegenden Dünger<br />

aufsammeln zu dürfen. Stücke Land von insges. 3Hpt. und 8 ½ Metzen, 2 Wiesen (eine im Moor,<br />

die andere in der Brandkuhle mit jährlich 1 ½ Fuder Heu).<br />

7.1.1682 Höchstes Weserhochwasser - Hochwasserkatastrophe in ganz Norddeutschland! Komet Halley.<br />

14.7.1683 2.Türkenkrieg vor Wien (12.9. Schlacht am Kahlenberg). Im Gefolge der Calenberger Truppen ist<br />

auch ein Dankenbring als Pferdeknecht dabei.<br />

(siehe Wappen Dankenbring <strong>Mardorf</strong> Nr.5 von 1902 mit Türkensäbel)<br />

1684 Von Juni bis Sept. herrscht eine große Dürre in Mitteleuropa.<br />

Rehburg wird bei einem Gewitter erneut durch Brand zerstört.<br />

<strong>Die</strong> Postwege Hannover <strong>–</strong> Bremen (über Neustadt <strong>–</strong> heute B6) und<br />

Hannover <strong>–</strong> Osnabrück (über Wunstorf) werden gebaut.<br />

2.7.1685 Höfeliste <strong>Mardorf</strong>: 22 Bauernhöfe mit 103 Leuten und die<br />

Einwohnerzahl erreicht fast 400.<br />

Seit 1685<br />

Es gibt in <strong>Mardorf</strong> jetzt neben den 7 Halbmeyern neu 13<br />

Großkötnerstellen (Nr.8 <strong>–</strong> Nr.20).<br />

Eine neue Brinksitzerstelle Nr.21 (Johann Fischer). <strong>Die</strong> Familie lebte schon lange im alten Dorf als<br />

Fischer, später auch als Leineweber. Albert Fischer*~1600 ist der 2.Schulmeister im Ort.<br />

Ein neuer Kötnerhof Nr.22 (Johann Heydorn von Nr.2 / auch Wirt und Krüger).<br />

Weitere Familien werden genannt: Backhaus, Dankenbring, Dunker, Sirup, Wibking.<br />

Französische „Hugenotten“ (Glaubensflüchtlinge) kommen nach Schaumburg (z. B. in Steinhude<br />

die Familie Cattree)<br />

1686 Schlossbau in Hagenburg.<br />

Neue <strong>Mardorf</strong>er Brinksitzerstelle Nr.23 wird begründet: Cord Heydorn (von Nr.4 / auch Krüger).<br />

1688 Lehrer „Schoelmester“ ist Lüdeke Meyer (*1626 Nr.11 oo mit Elisabeth Schnökels).<br />

Neuer Pastor in Schneeren ist Konrad Burchard Türnay (+1.4.1708).<br />

Der Sohn des auch für <strong>Mardorf</strong> zuständigen Försters Flebbe kommt zu Tode:<br />

„Am 25. May 1688 ist hiesigen Försterß und Hausvogts am Ambt Reheburg <strong>Die</strong>terich Flebben Sohn Lüder<br />

Andreas im niederen Bruche alhier elendiglich zur Tode kommen, in dem da er einem Wilde nachtrachten<br />

wollte sein eigen Geschützt ohne versehenß loß gangen undt ihn durch Brust undt Hertz geschossen, also daß<br />

er fast in einem Augenblick gesund undt todt gewesen undt ist am nachfolgenden 27. May christlich alhier<br />

zur Erde tragen. Sein erlebtes Alter ist gewesen 20 Jahr und 6 Tage.“<br />

49


1689 Kopfsteuerbeschreibung! Laut dieser Liste sind 25 Hofstellen in <strong>Mardorf</strong> steuerpflichtig. Mit 149<br />

Leuten und einer Gesamtbevölkerung von 413 Einwohnern. Außerdem werden 6 Schäfer und<br />

eine „Zehntscheune“ (am Buchenberg beim heutigen Schützenweg) erwähnt. Dort haben im<br />

Laufe der <strong>Zeit</strong> noch weitere Scheunen und Gemeinschaftsställe gestanden. Eine weitere kleine<br />

Scheune soll am Dreieck (später Nr.32) u. a. auch als Gefängnis gedient haben:<br />

7 Halbmeyer: (bis 100 Morgen)<br />

Nr.1 Johann CordtNülle*1648<br />

Nr.3 Clamer Meyer*1665 (Interimswirt)<br />

Nr.5 Cordt Hintze*~1650<br />

Nr.7 Johann Kahle*1656 (Vogt)<br />

13 Großkötner: (bis 60 Morgen)<br />

Nr.8 Hans’ Meyer*1660<br />

Nr.10 <strong>Die</strong>trich Vöhrtman*1657 (Förtman)<br />

Nr.12 Tönnies Garberding*1639<br />

Nr.14 Heinr. Bergman*~1640 (wüst ? / Nr.6)<br />

Nr.16 Matthias Ohlhagen*1649<br />

Nr.18 <strong>Die</strong>trich Brase*~1650<br />

Nr.20 Tönnies Heydorn*1656<br />

5 Brinksitzer und Kötner: (bis 40 Morgen)<br />

Nr.21Johann Fischer*~1660 (BS)<br />

Nr.23 Cord Heydorn*~1655 (Krüger / BS)<br />

neu Nr.24 Johann Meyer jun.*1657 (BS)<br />

Nr.2 Johann Nortmeyer*1649<br />

Nr.4 Johann (Hinr.) Heydorn*~1640<br />

Nr.6 Johann Bergman*~1645<br />

Nr.9 Wiechmann Garberding*1644<br />

Nr.11 C.Albert Meyer*1658 (Krüger)<br />

Nr.13 Cord Vöhrtman jun.*1660 (Förtman)<br />

Nr.15 Johan Hinrich Meyer*1661<br />

Nr.17 Albert Kahle sen.*1649<br />

Nr.19 Hans Kahle*1650 (Brinksitzer)<br />

Nr.22 Joh. Heydorn*1669 (Krüger / Kötner)<br />

neu Nr.25 Henrich Raeve*~1650 (BS)<br />

Weitere Familien: Bühmann, Dankenbring, Dunker, Niemeyer, Sirup, Wedemeyer, (zeitw.) Vogeler.<br />

Nach 1689 tritt in Norddeutschland wieder die Pest auf (bis 1696, hier aber erst um 1695).<br />

Im 17. / 18.Jhd. werden Hochzeiten in <strong>Mardorf</strong> besonders großartig gefeiert. <strong>Die</strong> gesamte Dorfbevölkerung<br />

wird dazu eingeladen. Dazu geht das Brautpaar 14 Tage vor der Hochzeit von Haus zu Haus und<br />

lädt ein. <strong>Die</strong> Verwandten in den Nachbardörfern werden durch den Hochzeitsbitter eingeladen,<br />

der dafür von jedem eingeladenen Gast als Belohnung einen Taler bekommt. <strong>Die</strong>se Geldstücke<br />

näht er sich an den Hut, welchen er dann beim Kirchgange am Hochzeitstage in der Hand hält und<br />

allen Gästen stolz vorzeigt. Der Hochzeitsbitter sagt beim einladen überall an, wann der<br />

Brautwagen mit der Aussteuer ins Haus des Bräutigams gefahren wird. Dann stellen sich jung und<br />

alt an die Straße. <strong>Die</strong> älteren Dorfbewohner bewundern die mitgeführte Kuh, welche hinten an den<br />

Wagen gebunden ist, während die jüngeren <strong>Mardorf</strong>er sich vom Brautvater eine Flasche<br />

Branntwein reichen lassen. Hinter dem Wagen gehen die unverheirateten Mädchen des Dorfes<br />

eingehakt bis zum Haus des Bräutigams. Nach dem Abladen all der Kisten und Kasten, der Kissen<br />

und selbst gewebten Leinentücher, der „Hembden, Schnuptücher und Ketels“ darf auch das Brautpaar<br />

absteigen, welches vorn auf dem Wagen auf einem Sofa gesessen hat. <strong>Die</strong> jungen Leute des<br />

Dorfes binden dann die Kränze, mit denen das Hochzeithaus und auch die Kapelle geschmückt<br />

werden. Während die Hochzeiten meistens am Freitag stattfinden, beginnen die Feierlichkeiten<br />

schon am <strong>Die</strong>nstag. dann werden nämlich die Geschenke der Hochzeitsgäste angenommen. Dazu<br />

steht auf der <strong>Die</strong>le ein langer Tisch, an dessen Stirnseite „Breutigamb und Braut“ sitzt und jeden<br />

eintretenden Gast zum Platznehmen einlädt. Dann wird das Geschenk begutachtet. Für ein<br />

Geldgeschenk steht in der Mitte des Tisches eine hölzerne Schale bereit, um die ein Kranz gelegt<br />

ist. <strong>Die</strong> Gäste bleiben bis zum Abend, trinken und essen nach Herzenslust und finden sich bis zum<br />

Hochzeitstage an jedem Mittag wieder ein. Am Hochzeitstag wird auf dem Weg zur Kirche von<br />

allen Gästen tüchtig getrunken, so dass die Hochzeitsgesellschaft zuweilen schon bei der<br />

kirchlichen Trauung in fröhlicher Stimmung war.<br />

50


1690 Urkdl. Erwähnung des Wildbades „Gesundbrunnen (Up’n Brunne)“ in den Rehburger Bergen<br />

(Einrichtung des Hannoverschen Kurfürstenhauses / später Bad Rehburg).<br />

1692 Ernst August I. wird Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg „Kurhannover“ (Staats-Trennung).<br />

15.1.1694 Der harte Winter fordert Opfer: (Auszug aus dem Rehburger Kirchenbuch)<br />

„Maria Hegefort eine Bettlerin ist nach Madorp gangen und in zurückkehren, da sie Brodt und einige<br />

Pfennig erbettelt, wegen des schneerigen kalten blinden Wetters verirret, in solchen elendigen Zustand an<br />

Grentzholte in wilde Mohr gestorben, am 23. ejusdem als am <strong>Die</strong>nstag gefunden, am 24. einholt, am 30<br />

ejusdem begraben, atatis 47 Jahre.“<br />

1698 Georg Ludwig Kurfürst von Hannover (1708 offiziell anerkannt / Braunschweig selbständig).<br />

6.1.1699 Steinhuder Brautleute ertrinken frühmorgens vor <strong>Mardorf</strong> im Sturm im eisigen Wasser.<br />

(Karte der Bannsee-Entwicklung von 1700 bis heute)<br />

51


17./18.Jhd.<br />

Beisetzungen in Schneeren!<br />

<strong>Die</strong> <strong>Mardorf</strong>er bringen ihre Toten nach Schneeren, wo sie seit 1522 (Wechsel von Rehburg nach<br />

Schneeren/Husum) zuständigkeitshalber zu beerdigen sind. Der Friedhof neben den Resten einer<br />

älteren zerstörten Kirche wird bis zum Bau des eigenen Platzes in <strong>Mardorf</strong> (1801) vorrangig<br />

genutzt. Obwohl wegen der alten engen Verbindungen auch immer wieder Beisetzungen in<br />

Rehburg stattfinden. Nach Schneeren ist es ein langer beschwerlicher Weg über eine „Straße“, die<br />

damals noch einem schlechten Feldweg gleicht. Der strapaziöse Weg dauert langsam zu Fuß etwa<br />

1,5 Stunden. Der Ablauf nach alter Sitte ist wie folgt:<br />

Der Tote wird im Trauerhaus aufgebahrt. Am Beerdigungstage <strong>–</strong> „frühestens nach 60 Stunden, falls der Herr<br />

Haußvogt nichts zu erinnern weiß“ <strong>–</strong> versammeln sich dann die meisten Dorfbewohner vor dem Trauerhause,<br />

um den Verstorbenen auf seinem letzten Wege nach Schneeren zu begleiten. Der „Schullehrer“ singt dann<br />

mit den älteren Schulkindern zwei passende Lieder und spricht ein Gebet. Das kostet 18 ggr. Wenn aber die<br />

Angehörigen 2 Taler bezahlen, dann „singt der Lehrer die Leiche bis nach Schneeren durch“. Er stellt sich<br />

dazu vor dem mit Tannengrün und schwarzen Tüchern geschmückten „Leiterwagen“, auf den die Träger den<br />

Sarg behutsam abgesetzt haben. <strong>Die</strong> größeren Schüler gehen rechts und links neben dem Wagen her. Alle<br />

anderen <strong>Mardorf</strong>er folgen zu Fuß. Nur ältere und gebrechliche Einwohner und Verwandte des Toten fahren<br />

auf Leiterwagen hinterher. Am Dorfeingang von Schneeren wartet schon der Schneerener Küster. Er stimmt<br />

in den Trauergesang des <strong>Mardorf</strong>er Schulmeisters ein. So erreicht man schließlich den Friedhof und der<br />

„zeitige“ Herr Pastor hält die Beerdigung.<br />

Nach 1700<br />

entsteht der Notteich mit der Kopf-Weide.<br />

Das Hallenhaus <strong>Mardorf</strong> Hof Nr.5 (Dankenbring) erbaut. <strong>Die</strong> bis dahin übliche Zweiständerhaus-<br />

Bauweise mit „Kübungs“-Dachform (siehe auch bei Nr.2) wird hin zum Vierständerhaus verändert<br />

(das Haus Nr:5 auf dem Foto rechts ist durch Blitz<br />

im Spätsommer 1959 abgebrannt).<br />

4.7.1702 Schweres „Hagelwetter“ richtet im „<strong>Mardorf</strong>er<br />

Feld“ großen Schaden an Korn und „Graß“ an.<br />

Das „Feder Vieh“ kommt zu Tode. Von<br />

Südwesten über Rehburg nach Schneeren<br />

zieht die Gewitterfront mit Sturm. Alle<br />

Fensterscheiben gehen zu Bruch und<br />

„Haußthüren“ werden zersiebt. <strong>Die</strong> Hagelkörner<br />

sind groß wie „Tauben Eyer“ und noch „am dritten<br />

Tage“ gefunden.<br />

1705 Neu in <strong>Mardorf</strong>: Brinksitzerstelle Nr.26 (Jürgen Seegers*1660 von Nr.14 / 1715 Brinksitzer und Köter).<br />

1707 Der „Schutzbrief“ für Mathias Salomon lässt weitere Juden nach Rehburg kommen. <strong>Die</strong><br />

Synagoge der Rehburger „Israelitischen Gemeinde“ ist seit 1835 im Haus Rehburg, Nr.43. Der<br />

Friedhof am Rehburger Gieseberg wird 1850 angelegt. Ab 1939 muss alles verkauft werden.<br />

Ende 1707 Harter Winter mit großer Kälte (-Mai 1708!).<br />

1708 Neuer Pastor (-1723) für <strong>Mardorf</strong> und Schneeren ist Johann Friedrich Brüggemann (+3.6.1723).<br />

Dez.1708 Durchgehend sehr kalter Winter bis 1709.<br />

6.1.1709 „Schreckliche“ Kälte mit Frost bis -20°C bis Ostern.<br />

1711 Wegen andauernder Grenzstreitigkeiten muss der 85-jährige <strong>Mardorf</strong>er Hanß Kahle (Nr.19) beim<br />

Amt Rehburg aussagen. Dabei stellt sich heraus, dass das Meer sich damals kräftig nach<br />

Nordosten (Moorhütten) ausgedehnt hat.<br />

52


(Rehburg „Reheburgk“ Zeichnung 1713)<br />

5.May 1713 „Pastorenraubmord“ in<br />

Rehburg (Frantz Henrich<br />

Meyer, seit 1685 Pastor<br />

+5.5. und Frau Catharine<br />

Wellhusen +1.5.). Danach<br />

wird einer der 7 Mörder,<br />

der Rehburger Schlachter<br />

<strong>Die</strong>trich Kahle (*~1660<br />

Schneeren) „von unten gerädert“ und am 7.Dez. auf dem „Köppebarg“ (Richtplatz nördlich von<br />

Rehburg) geköpft. Der Kopf soll zur Abschreckung noch für längere <strong>Zeit</strong> aufgespießt worden sein.<br />

Den anderen 6 Beteiligten aus Rehburg ergeht es wohl ähnlich.<br />

1714 „Hannoversche Höferolle“ wird anerkanntes Recht in Niedersachsen. Der älteste Sohn oder auch<br />

die älteste Tochter wird automatisch Hoferbe.<br />

Kurfürst Georg Ludwig wird als Georg I. König von Großbritannien und Irland.<br />

Jan.1717 Schwerer Winter mit langer Kältezeit bis -21°C.<br />

1.9.1717 Orkan über Norddeutschland!<br />

24./25.12.1717 „Weihnachtsflut“ an gesamten Nordseeküste. Größte bis dahin bekannte Sturmflut.<br />

1718 Neuer Lehrer in <strong>Mardorf</strong> ist Lydeke Meier (Lüdeke*1670 <strong>Mardorf</strong> Nr.11). Er schreibt über den<br />

unregelmäßigen Schulbesuch seiner Schüler:<br />

„<strong>Die</strong> Kinners arbeyten liebers aufn Lande, alls daß sie Godes Worth auß der Bibel<br />

lernen. Man soll sie hart halten, daß sie reuig werden.“<br />

(Zeichnung: Wilhelm Busch <strong>–</strong> Lehrer Lempel)<br />

Deshalb gebraucht der Schulmeister <strong>–</strong> der nebenbei auch Schneider ist <strong>–</strong><br />

seine Elle viel öfter zur Züchtigung seiner Schüler als zum Abmessen bei<br />

seinem Handwerk.<br />

1719 Dürresommer von Mai bis Ende Oktober.<br />

Ringelnatter im Frühjahr (helle Hautfärbung). Besonders in den Moorgebieten <strong>Mardorf</strong>s und am Bannsee<br />

findet man sie auch im Wasser schwimmend.<br />

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