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A8 Die Zeit 1933 – 1949 - Mardorf

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<strong>A8</strong> <strong>Die</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>1933</strong> <strong>–</strong> <strong>1949</strong><br />

Um <strong>1933</strong><br />

Zusätzlicher Lehrer in <strong>Mardorf</strong> ist Herr Gewecke (SA-Mann aus Hagen).<br />

<strong>1933</strong> Beginn der Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung der Juden, Sinti und Roma in Deutschland.<br />

Regierungspräsident von Hannover wird Dr. Ulrich von Stapenhorst.<br />

Neuer evangelisch-lutherischer Pastor für <strong>Mardorf</strong> und Schneeren:<br />

Friedrich Karl Wilhelm August Lunde (*25.6.1903 in Horst als Sohn des Pastors H.F.Karl Lunde / oo<br />

Elisabeth / vorher Pastor in Bentheim und bis 1968 in <strong>Mardorf</strong>-Schneeren / +8.11.1976 Bad Nenndorf). Ihm<br />

zu Ehren ist um 1995 der Fußweg von der <strong>Mardorf</strong>er Straße zum Friedhof Pastor-Lunde-Weg benannt<br />

worden. Besonders in Erinnerung bleiben werden<br />

aber auch seine für damalige Verhältnisse sehr<br />

großen Füße <strong>–</strong> Größe 48, mit von hand<br />

verlängerten Spitzen. 2009 erhält der Weg ein<br />

Erläuterungsschild:<br />

Friedrich Karl Wilhelm August Lunde<br />

(geb.25.6.1903 Horst+8.11.1976) Ev. Luth.<br />

Pastor für <strong>Mardorf</strong>/Schn. <strong>1933</strong>-1968<br />

(Eheleute Lunde <strong>–</strong> Foto um 1955)<br />

Eine neue kleine Hofstelle entsteht in<br />

<strong>Mardorf</strong>: <strong>Die</strong> „Niedersächsische Heimstätte“<br />

baut das erste Haus in <strong>Mardorf</strong> Nr.141 an<br />

der Rehburger Straße. Wilhelm Thürnau (Nr.70 *1908+1978) ist gelernter Zimmermann und<br />

Landwirt gründet eine Zimmerei mit „Gatter“ zum Schneiden. Durch die vielen Schuppenanbauten<br />

wird er „Schuppenwilli“ genannt. Tochter Ilse oo W.Hahn („Timmermanns“).<br />

? in <strong>1933</strong> ist auch auf dem Lindenberg die Nr.142 entstanden. Der Schneidermeister Heinrich<br />

Hüper (*18.4.1905 Nr.87/103 +1985 / oo Dora Feldmann, Schneeren / 3 Töchter / später<br />

Rintelmann) übernimmt das Haus von H.Nülle (Nr.44). Er ist auch Kleinlandwirt, schon<br />

Verköppelungsteilnehmer!, Gemeindebrandmeister, 1.Vors. TSV und Wiedergründer des<br />

Schützenvereins.<br />

Albrecht Bretthauer (Steinhude Nr.142) erwirbt die Nr.145 am Weißen Berg. Um 1941 wird hier<br />

aber schon der Hannoversche Architekt Wilhelm Hübotter (Nordufer-Planer) erwähnt.<br />

<strong>Mardorf</strong> Nr.144 „Moorhütte“ (Inh. Oskar Brühmann / Düne und Anleger)<br />

190


<strong>1933</strong> An der heutigen Meerstraße 63 entsteht die Nr.146 am Weißen Berg durch<br />

Heinrich Stieber aus Hannover. Um 1940 wird der Zahnarzt Dr. O.Mayring<br />

und Günther Berlin aus Hannover erwähnt.<br />

Der „Volksempfänger“ (ab <strong>1933</strong> erstes allgemein verbreitetes Radio)<br />

Anfang <strong>1933</strong> Gau Süd-Hannover-Braunschweig mit Hauptstadt Hannover. Oberpräsident<br />

der Provinz Hannover ist Viktor Lutze bis 1941.<br />

SA und Arbeitsdienst (RAD) werden zum Alltag. <strong>Die</strong> NSDAP übernimmt endgültig die Macht in<br />

Deutschland und damit in Mitteleuropa. Im Ort treten 30 Parteimitglieder aus der Kirche aus.<br />

Reichsgesetz zur Zentralisierung des Fremdenverkehrs. Es wird der Landesverkehrsverband<br />

Hannover (LVV) mit freiwilligen Mitgliedsvereinen gegründet. Gemeinsame Werbemaßnahmen.<br />

Der Kriegerverein <strong>Mardorf</strong> wird „gleichgeschaltet“ und in Reichskriegerbund umbenannt.<br />

Daraufhin treten viele Mitglieder aus.<br />

<strong>Mardorf</strong> hat 633 Einwohner bei ca. 145 Hausnummern. Es gibt ca. 70 kleinere landwirtschaftliche<br />

Betriebe im Vollerwerb und die „27 Bauern“.<br />

30.1.<strong>1933</strong> Adolf „Hitler“ wird Reichskanzler und am 1.8.1934 „Führer“ (später des Großdeutschen Reiches<br />

bis zu seinem Selbstmord am 30.4.1945).<br />

5.3.<strong>1933</strong> Reichstags-Wahlen in Neustadt a. Rbge. erbringen erste große Mehrheiten für die „extremen“<br />

Parteien: NSDAP 13.851 Stimmen, KPD 1.157, SPD 4.359, DNVP 1.677, DVP 162 und DHP (Deutsche<br />

Hannoversche Partei) 383.<br />

12.3.<strong>1933</strong> Gemeinde- und Kreistagstagswahlen im Gau Südhannover. Bürgermeister in <strong>Mardorf</strong>,<br />

Gemeindevorsteher und Standesbeamter bleibt vorerst F.Meyer (Nr.23 *1887) und 1.Beigeordneter<br />

H.Niemeyer (Nr.37 *1885). Landrat in Neustadt a. Rbge. wird Johannes Specht (-1945). SA-<br />

Kreisführer Neustadt ist Rahlfs.<br />

4.4.<strong>1933</strong> Großdemonstration der SS und SA in <strong>Mardorf</strong>: (Leine <strong>–</strong> <strong>Zeit</strong>ung 5.4.33)<br />

„So etwas hat <strong>Mardorf</strong> noch nicht gesehen!“ hieß es, als in den Spätnachmittagsstunden des Sonntags die<br />

schmucken Braunhemden der SA-Formationen unseres Kreises unter Vorantritt der SS-Musik-Kapelle und<br />

des Trommler- und Pfeiferkorps durch die Straßen unserer Ortschaft marschierten. Ganz <strong>Mardorf</strong> war in<br />

diesem Augenblick auf den Beinen, um Zeuge zu sein von diesem herrlichen und musterhaften Bilde,<br />

welches unsere braunen Jungen uns boten. Auf dem Schulhofe endete der wunderbare Zug. Nach einer<br />

kernigen Ansprache des Führers Rahlfs-Neustadt und einem Konzert der SS-Kapelle fand die<br />

Nachmittagsveranstaltung ihr Ende. Um 8 Uhr begann der deutsche Abend im Saale des Gastwirts August<br />

Asche, der von der hiesigen SA-Mannschaft gut vorbereitet war. Für Bekränzung und Blumenschmuck hatte<br />

die hiesige Frauenabteilung Sorge getragen. SA-Mann Schlüsselburg eröffnete die abendliche Veranstaltung.<br />

Nach ihm sprach Lehrer Gewecke-Hagen in ganz begeisterten Worten zu den versammelten <strong>Mardorf</strong>ern und<br />

forderte alle auf, mitzuwirken in dieser großen deutschen Volksgemeinschaft, in der Gemeinnutz vor<br />

Eigennutz zu gelten habe. Alsdann würde auch das große Opfer der Millionen, derer das deutsche Volk am<br />

Volkstrauertage gedacht habe, nicht vergebens gebracht sein. Treffend wies er auf unsern großen Führer<br />

Adolf Hitler hin und wünschte, unter ihm wieder zu werden ein einig Volk von Brüdern. Seine Worte<br />

zündeten in allen Herzen und so sang dann die Versammlung die erste Strophe des Deutschlandliedes und<br />

das Horst-Wessel-Lied. Im Anschluß daran trugen die Schulkinder unter Leitung ihrer Lehrer Gedichte und<br />

Lieder vor. <strong>Die</strong> Pausen wurden ausgefüllt von Darbietungen der SS-Kapelle. Zum Schluß gelangte eine<br />

humoristische Szene: Wir halten fest und treu zusammen! zur Aufführung. <strong>Die</strong> Spieler, welche nur drei Tage<br />

<strong>Zeit</strong> zum Ueben hatten, zeigten, daß mit Aufwendung aller Energie auch in<br />

kürzester <strong>Zeit</strong> ein guter Erfolg möglich ist! <strong>Die</strong> Zuhörer spendeten für alle<br />

Darbietungen reichsten Beifall. Sodann blieb man noch gemütlich<br />

beieinander. Uns <strong>Mardorf</strong>ern wird dieser Tag unvergesslich sein!“<br />

12.-14.6.<strong>1933</strong> Schützenfest (wieder ohne Winterkönig) mit König Wilhelm Heidorn<br />

(*1903 Nr.113/170).<br />

Juni <strong>1933</strong> Im Monat fällt über 160 mm Niederschlag (normal 60).<br />

„Sommersonnenwendfeier“ der NS-Frauenschaft Schneeren/<br />

<strong>Mardorf</strong> in alten Trachten.<br />

13.9.<strong>1933</strong> Reichsnährstandsgesetz (RNST / Schild rechts) macht neben einem<br />

Kreis- auch einen Ortsbauernführer (OBF / Schild weiter unten) nötig.<br />

In <strong>Mardorf</strong> sind es u. a. Heinrich Förthmann (Nr.12 *~1873 und Otto<br />

Struckmann (Nr.21 *1900). Das rechte Emaille-Schild ist am jeweiligen Haus angebracht.<br />

191


<strong>1933</strong>/34 <strong>Die</strong> neue Reichs-Autobahn 2 zwischen Ruhrgebiet und Berlin soll in einem ersten Entwurf<br />

nördlich von <strong>Mardorf</strong> (etwa Vehrenheide <strong>–</strong> Golfplatz <strong>–</strong> Kohlenberg <strong>–</strong> Totes Moor) verlaufen (siehe<br />

Karte in 1890).<br />

Amtliches Schild des örtlichen Ortsbauernführers nach <strong>1933</strong><br />

1934 „Trockenjahr“ <strong>–</strong> niedrigster jemals bis dahin gemessener<br />

Wasserstand im Steinhuder Meer mit 37,41 m üNN.<br />

„Zwangsmitgliedschaft“ aller Touristik-Orte (auch <strong>Mardorf</strong> und<br />

Steinhude) im Landesverkehrsverband Hannover (LVV bis 1939).<br />

1.Vors. im TSV <strong>Mardorf</strong> wird Otto Gerberding (*6.11.1910 Nr.84). Er<br />

bleibt es bis zur Einstellung der Aktivitäten Ende 1939.<br />

Am heutigen Wasserkampweg 6 entsteht das Haus Nr.143 von Ernst<br />

Schlüsselburg aus Hannover. Er ist auch SA-Ortsführer in <strong>Mardorf</strong>.<br />

A. Frommold (Frommhold) aus Hannover erwirbt an der heutigen Meerstraße 61 (Weißer Berg)<br />

einen Teil der Nr.147. Ab 1940 wird Dr.jur. Bernhard Sprengel (*1899+1985) Fabrikant für<br />

Schokolade und Pralinen in Hannover erwähnt (später Nr.263).<br />

Unter der gleichen Hausnummer 147 (aber Meerstraße 51) erwirbt Dr. Wilhelm Blase (*6.1.1902<br />

Lübbecke/Westf. oo Hertha / Ruth <strong>–</strong> Tochter *1970 / später Nr.158) ein Grundstück. Er wird für<br />

viele Jahre Jagdpächter in <strong>Mardorf</strong> und wegen seiner Verdienste im Schützenwesen zum<br />

Ehrenoberst des Schützenvereins ernannt.<br />

An der heutigen Ladenstraße 3 (Weißer Berg) erwirbt 1934 der Mindener Fabrikant August<br />

Hohmeyer die Nr.148. Ab 1941 wird Heinrich Schrader aus Hannover-Herrenhausen genannt.<br />

Familie Emil Jannssen (*1881+1955 oo Helene Fesing 1885+1976 <strong>–</strong> Sohn Adalbert*1913) aus<br />

Hannover betreibt die Gaststätte und Pension „Meeresblick“ (Nr.149) noch bis nach 1960.<br />

Georg Erdmann sen. (Herren-Bekleidungshaus in Hannover) erbaut direkt am Ufer (Kräheninsel)<br />

an der heutigen Roten-Kreuz-Str.36 das östl. von Nr.129 gelegene Haus Nr.150.<br />

Am heutigen Wasserkampweg 9 entsteht durch Dipl.Ing. Hermann Dörrner und Helmut Koch aus<br />

Hannover das Haus Nr.151. 1936 übernimmt es der Hannoversche Postbeamte Willy Wiedenroth<br />

(*1896 oo Holdine*1894).<br />

Richard Könecke aus Hannover-Misburg erbaut das Haus Nr.152 am Weißen Berg (Erlenweg?).<br />

1936 wird Brunhild Borgmann (*1924 Minden) dort erwähnt.<br />

An der Meerstr.(49) baut der Hannoversche (Schuh-)Kaufmann Friedrich Görtz die Nr.158.<br />

Heinrich Köhler baut eine kleine Kneipe (später Nr.222 / er später in Nr.144)<br />

15.1.1934 Das „Preußische Feuerlöschgesetz“ tritt in Kraft: Auch in <strong>Mardorf</strong> ist bis dahin der Brandschutz<br />

Privatsache und liegt bei den Einwohnern, die sich gegenseitig helfen müssen und selbst für ihre<br />

Sicherheit verantwortlich sind. <strong>Die</strong> Gemeinde <strong>Mardorf</strong> hat natürlich auch schon vorher ihren Teil<br />

mit einer kleinen „Pflichtwehr“, Wehrführer (F.Ohlhagen Nr.89 *1904), Gerät und Material<br />

beigetragen. Mit dem Gesetz wird aber die Stellung der Feuerwehr in der Gesellschaft neu<br />

geregelt. So wird die Wehr aus dem reinen Vereinswesen herausgehoben und unter den Schutz<br />

des Staates gestellt. Gleichzeitig werden die Brandschützer in die Amts-Hierarchie des Ortes<br />

eingegliedert. Bei den Aufgaben erweitert das Gesetz auch das Spektrum der Aufgaben. Neben<br />

der reinen Löschaufgabe kommt nun auch die allgemeine Not- und Katastrophenhilfe hinzu.<br />

26.8.1934 Um die Hilfe in <strong>Mardorf</strong> weiterhin sicher zu stellen, gründet sich „zwangsweise“ in der<br />

Gastwirtschaft Kahle Nr.7 die Freiwillige Feuerwehr <strong>Mardorf</strong>. Von den 39 Gründungs-Männern<br />

sind u. a. H.Förthmann (12), H.Kahle (17), Otto Heidorn (20), F.Meyer (23), August Struckmann<br />

(30), H.Meier (48), W.Syrup (69), W.Kahle (82), F.Ohlhagen (89), W.Nortmeier (91), Albert<br />

Struckmann (109) und H.Hüper (142) noch lange nach dem Krieg aktiv.<br />

17.9.1934 Es gehören der neuen Feuerwehr schon 45 Männer an. Friedrich Ohlhagen (Nr.89 *1904) wird<br />

Gemeindebrandmeister (bis 1945) und F.Wiebking (Nr.83 *~1896) sein Stellvertreter (bis 1945).<br />

26.-28.5.1934 Schützenfest mit König Friedrich Meier (*1912 Nr.35).<br />

23.7.1934 Großes Unwetter über <strong>Mardorf</strong>. Das Regenwasser steht 1 m hoch auf der Dorfstraße. Am<br />

Mühlenberg (Haubarg) können die herunterschießenden Wassermassen nur durch einschlagen<br />

einer Hauswand wieder herausgelassen werden.<br />

192


1934/1935 Rekordbestand von Kaulbarsch im Steinhuder Meer!<br />

Wintergeselligkeit genannt „Karott“ um 1935 in der guten Stube von Förthmann (Nr.12)<br />

Führerschein in 1935 ausgestellt für Friedrich Meyer (*1887 <strong>Mardorf</strong> Nr.23)<br />

1935 Schrittweise Einführung der Deutschen Volksschrift (-1941) als Schulausgangsschrift <strong>–</strong> eine<br />

Weiterentwicklung des Sütterlin.<br />

Stilllegung der Steinhuder Meerbahnstrecke Stadt Rehburg-Uchte wegen mangelnder<br />

Rentabilität.<br />

193


Karte der Niederdeutschen<br />

Sprache (<strong>Mardorf</strong>=rot) Mitte<br />

der 1930er Jahre bis nach 1945<br />

1935 Wilhelm Krecke aus<br />

Hannover baut am<br />

Weißen Berg ? die<br />

Nr.155 und Friedrich<br />

Ahrend aus Hannover<br />

die Nr.156.<br />

Am Erlenweg (11)<br />

entsteht durch Franz<br />

oo Else Roever (*1904<br />

Hannover) die Nr.157.<br />

Auch ihre Kinder<br />

wohnen hier später.<br />

Der Polizeibeamte Willy <strong>Die</strong>tmann (*1904 oo Brunhilde / Sohn Gerd*1944) erbaut die Nr.159<br />

(Wasserkampweg 13).<br />

Polsterer und Sattler Leo Oesterwinter (*2.7.1911+1975 / Emilie*29.8.1911 Schadberg) baut am<br />

Wasserkamp(weg 16) die Nr.160.<br />

Fritz und Elise Hildebrand bauen am Weißen Berg „An den Eichen“ (heute Wasserkampweg 3) die<br />

Nr.161.<br />

Bau der kleinen Kneipe „Goldige Freiheit“ (Büchner) am<br />

Weißen Berg (später Nr.176 / Sperberweg 13).<br />

Eröffnung der kleinen Kneipe „Dünenschänke“ am Weißen<br />

Berg (später entsteht dort am Kiefernweg das Strandhotel<br />

Nr.326).<br />

Baubeginn der Gaststätte „Waldschänke“ (später Nr.366 am<br />

Pferdeweg) durch Ludwig (Ludschen) Brühmann<br />

(*11.5.1899+1973) und Helene (Leni / *27.9.1904+1993). Ihre<br />

2 Söhne: Ludwig jun. (oo Else in Nr.111 „Blaue Grotte“) und<br />

Oskar Brühmann (oo Gertrud in Nr.144, 188 „Moorhütten“).<br />

Der Betrieb der kleinen Kneipe läuft bis 1975.<br />

„Landjahr“ <strong>–</strong> Lehrgänge am Nordufer<br />

<strong>Mardorf</strong>. Gastwirt Ostermeyer im Seestern<br />

(Nr.115) verpachtet seine Gaststätte an den<br />

Kreis Neustadt als NS-Landjahr-Heim. Es<br />

gibt viele negative Vorkommnisse über<br />

Brutalitäten an den Jugendlichen.<br />

Hofgebäude und Gastwirtschaft mit Pension<br />

<strong>Mardorf</strong> Nr.18 (rechts: Haus 1835 neu gebaut / oben: Laterne am Saal (noch heute dort) / oben rechts:<br />

Rechnung von 1932)<br />

15.-17.6.1935 Schützenfest mit König Gustav Vogeler (*1912<br />

Nr.93).<br />

1935/1936 Zwei Jahre großes Brassensterben im<br />

Steinhuder Meer!<br />

1936 Regierungspräsident von Hannover wird SS-<br />

Standartenführer Rudolf <strong>Die</strong>ls (-1942).<br />

Der Kreis Neustadt a. Rbge. wird zum Landkreis<br />

Neustadt a. Rbge. (1.1.).<br />

194


„Sylvester-Rott“ 1935/1936 (Verpflegung wird mitgebracht)<br />

1936 Inbetriebnahme des nahe gelegenen Fliegerhorstes Wunstorf (Bau ab 1934). 1935<br />

„Kampfgeschwader“ Boelcke mit „Ju52“ und 1937 mit „He111“-Bombern.<br />

Das Telefon-Ortsnetz „Schneeren“ mit <strong>Mardorf</strong> entsteht. <strong>Die</strong> Verbindungen kommen noch per<br />

Handstöpselung zu Stande.<br />

<strong>Mardorf</strong> hat laut amtl. Statistik 536 Einwohner!<br />

„2 Einbäume“ werden im Bannsee und bei Lütjen <strong>Mardorf</strong> (Nr.164) gefunden <strong>–</strong> leider sind sie im<br />

II.Weltkrieg verbrannt.<br />

<strong>Die</strong> neue Gaststätte Kahle von 1936 an der Dorfstraße (das Gebäude steht noch)<br />

Walter Heidmann aus Bielefeld wohnt in der Nr.162 (von Dr.Fricke erbaut <strong>–</strong> Dr.Fricke-Weg 8).<br />

<strong>Die</strong> Nr.163 wird gebaut am Weißen Berg ? (von ?). Evtl. ist es die „Strandgaststätte“ bei Lütjen<br />

<strong>Mardorf</strong>, die im März 1936 errichtet wird und ab 1969 als Nr.662 „Fischerstübchen“ neu entsteht.<br />

Der <strong>Mardorf</strong>er Otto Meier (Wirt in Nr.110) eröffnet die Pension „Lütjen <strong>Mardorf</strong>“ (Nr.164).<br />

Reichsfremdenverkehrsverband (RFVV) mit LFVV (Niedersachsen - Weserbergland) und aller<br />

Fremdenverkehrsgemeinden als Pflichtmitglieder. <strong>Mardorf</strong> zahlt zu dieser <strong>Zeit</strong> für<br />

Gemeinschaftswerbung an Steinhude 200 RM.<br />

195


1936 Das Badehotel Weißer Berg (Nr.110) hat zu der <strong>Zeit</strong>: Gastzimmer, Klubzimmer, großen Garten,<br />

Saal, Verkaufspavillon direkt am Strand, 103 Tische, 426 Stühle, 9 Fremdenzimmer mit 18 Betten,<br />

Saisonkräfte: 1 Köchin, 1 Kellner, 1 Zimmermädchen, 1Aufwaschmädchen, 1 Hausmädchen<br />

(ständig beschäftigt).<br />

Seestern (Nr.115 / Landjahrheim) wird jetzt HJ-Heim für die Marine-HJ und den BDM. Eine erste<br />

Holzbaracke (Nr.133) des Kanuverbandes Kreis Weser-Ems (45 Vereine im DKV) entsteht auf<br />

dem heutigen Gelände am <strong>Mardorf</strong>er Nordufer. Schon ab 1931 werden einzelne Parzellen (1.877<br />

m² für 305 RM/Jahr) als Pachtfläche von der Realgemeinde erworben. Am 18.8.1935 kommen<br />

noch mal 1.200 m² hinzu. Jetzt beträgt die jährl. Pacht 485 RM.<br />

6.-8.6.1936 Zum Schützenfest werden 3 Brüder Könige: Fritz Dankenbring (*1923 Nr.63) Jugendkönig im<br />

Gewehrschießen, Bruder Willi (*1926) Kinderkönig und Helmut mit 7 Jahren König im<br />

„Lederballschmeißen“. Der Ball wird dabei 5x durch einen 30m entfernten Reifen geworfen.<br />

Schützenkönig ist Friedrich Heidorn (*1917 Nr.64).<br />

Sommer 1936 Heinrich Niemeyer (Nr.37 *1885 / bis 1936 noch 1.Beigeordneter) wird als Bürgermeister und<br />

Standesbeamter (bis 1946) in <strong>Mardorf</strong> eingesetzt. Gemeindevorsteher wird Fritz Wehrmann<br />

(Nr.119 „Warte“). Vorgänger F:Meyer (Nr.23 *1887) muss nach mehr als 22 Jahren zurücktreten.<br />

<strong>Die</strong> Verwaltung der Realgemeindeflächen geht zwangsweise an die politische Gemeinde. Deren<br />

Vorsitzender wird Heinrich Niemeyer (Nr.37 *1885), der Bürgermeister.<br />

1.12.1936 Gesetz über die Hitler-Jugend (HJ ab 15.Lebensjahr). Ab 10. bis 14. Lebensjahr werden nun die<br />

Jungen im Jungvolk (DJ / „Pimpfe“) und die Mädchen im Bund Deutscher Mädel (BDM /<br />

Jungmädel) zusammengefasst und uniformiert. Ab 25.3.1939 ist es eine Zwangsmitgliedschaft. Mit<br />

dem 18.Geburtstag gibt es für die Jungen den Wechsel in die SA (Sturmabteilung), die 17 bis 21<br />

jährigen Mädel sind im BDM-Werk „Glaube und Schönheit“ organisiert.<br />

Anfang 1937 Der Jahresanfang ist sehr kalt!<br />

1937 <strong>Die</strong> Postagentur <strong>Mardorf</strong> erhält eine neue Adresse: ???<br />

Eröffnung des Rehburger Heimatmuseums in der Form eines Dreiständerbürgerhauses (Architekt<br />

Ernst Meßwarb).<br />

Heinrich Harmening, Händler aus Hannover-Linden baut am Weißen Berg ? die Nr.165.<br />

„Gebietsausschuß Steinhuder Meer“ im LFVV Niedersachsen-Weserbergland mit allen<br />

umliegenden Gemeinden als Mitglied.<br />

Fritz Wehrmann baut am Nordufer eingeschossige Wochenendhäuser mit Flachdach, aus Holz.<br />

Architekt Flügel baut für Gartenarchitekt W.Hübotter Strandhäuser. Erste „Siedler“ sind Familie<br />

Hübotter, Zahnarzt Dr. Mayring, Dr. Frombold(Frommold), Schokoladenfabrikant Bernhard<br />

Sprengel.<br />

Dr. (med.prakt.Arzt) Winfried Fricke aus Hannover<br />

baut das heute noch stehende Holzblockhaus (Nr.166<br />

/ Foto rechts) am Nordufer auf einem schon 1931<br />

erworbenen Grundstück (Dr.Fricke-Weg 8).<br />

Landwirt Wilhelm Meyer (von Nr.26) oo Erna<br />

Langhorst (Nr.2 <strong>–</strong> Nr.227) bauen sich am Nordufer die<br />

Nr.167 (Dr.Fricke-Weg ?).<br />

22.-24.5.1937 Schützenfest mit König Ernst Freese (*1920<br />

Nr.112).<br />

Sommer 1937 Das Gemeinde-Grundstück (heute: Auf dem<br />

Lindenberg 10) wird vom Händler Wilhelm Heidorn<br />

(*1903 Nr.113 / oo Herta Hofrage / Sohn) erworben und erhält als letzte vergebene Hausnummer<br />

vor dem Krieg die Nr.170! Das schöne (noch heute vorhandene) Klinkerhaus wird erst um 1955<br />

gebaut.<br />

Das Marine HJ-Heim im Seestern hat schon viele Boote u. a. einen Ausbildungskutter. Leiter ist<br />

der Hannoversche Tischler Friedrich Klaproth (seit 1931 auch Betreiber des Hotels).<br />

Herbst 1937 Der Schützenverein <strong>Mardorf</strong> beteiligt sich erstmals am Erntefest der Gemeinde mit einem<br />

Unkostenbeitrag von 19,85 RM.<br />

9.12.1937 Ein Gesetz regelt das neue einheitliche Deutsche Rote Kreuz (DRK) und hat bis heute Bestand.<br />

196


Um 1938<br />

Fam. Dumont /später Nr.278) aus Lemgo baut am Weißen Berg ? ein Wochenendhaus (Nr.168).<br />

Am „Fillerberg“ (1954 Nr.186 - Auf dem Mummrian 29) entsteht ein kleines Haus (Gustav<br />

Peters*1913 in Kattenvenne/Iburg+gef.1944 oo Marie Stadtländer*1915 / 2 K.: Horst und Edith).<br />

Im Gastgeberverzeichnis des Landesfremdenverkehrsverbandes Niedersachsen-Weserbergland,<br />

Hannover stehen 2 <strong>Mardorf</strong> Gästebetten-Anbieter: Badehotel (Weißer Berg) mit 22 (2,50 Mark in<br />

der Saison ohne Bad) und Otto Meier (Lütjen <strong>Mardorf</strong>) mit 10 (1,50 M. pro Nacht, Frühstück je 1<br />

Mark). Bad Rehburg hat gleichzeitig 112 Betten.<br />

Im amtlichen Telefonbuch sind für das Ortsnetz Schneeren (üb. Neustadt a.Rbge.) unter den<br />

gesamten 23 Rufnummern (alle 2-stellig) für <strong>Mardorf</strong> vermerkt:<br />

Wählvermittlung und Fernamt Wunstorf / <strong>Zeit</strong>angabe 03<br />

Asche, August, Gastwirt, <strong>Mardorf</strong> [üb. Wunstorf] Nr.78 23<br />

Badehotel „Weißer Berg“ Hotel, Pension, Weißer Berg<br />

[P. <strong>Mardorf</strong> üb. Wunstorf] 16<br />

Bürgermeister <strong>Mardorf</strong> [üb Wunstorf] Nr.37 07<br />

Gend.-Einzelposten Schneeren 25<br />

Lunde, Pastor 26<br />

<strong>Mardorf</strong>er Warte, Hotel u. Strandrestaurant am<br />

Steinhuder Meer, Inh. Architekt Fritz Wehrmann,<br />

Luthe (Tel. Wunstorf 215), <strong>Mardorf</strong> [üb. Wunstorf] 24<br />

Meier, Müllerei u. Güternahverkehr, <strong>Mardorf</strong><br />

[üb. Wunstorf] Nr.94 21<br />

Meyer, Gebr., Kraftverkehr, <strong>Mardorf</strong> [üb. Wunstorf] 22<br />

1938 Beginn eines großen Eichensterbens in Mitteleuropa.<br />

<strong>Mardorf</strong> hat 628 Einwohner.<br />

(oben: Gemeinsame Werbung für das Steinhuder Meer 1938)<br />

<strong>Die</strong> Übernachtszahl der örtlichen Beherbergungsbetriebe übersteigt 865 pro Jahr!<br />

Das auffällige Haus auf der Düne (Nr.169 / heute Ecke Holunderweg 25/Uferweg <strong>–</strong> blauer<br />

Anstrich) wird gebaut. Es beherbergt auch eine Seglergemeinschaft. Nach 1945 wohnen hier Frau<br />

Meyer (Nr.175) und später Franziska Fuhrmann (*24.5.1905 / oo Landgrebe). Sie sind über<br />

Jahrzehnte im Gemeinderat und der Ortspolitik aktiv.<br />

Anfang 1938 Bürgermeister Ernst Meßwarb in Rehburg tritt mit 65. Jahren ab, dafür kommt NSDAP-Mann<br />

Seppl Günther an die Stadtspitze. In <strong>Mardorf</strong> geht zunächst alles noch etwas langsamer und<br />

zurückhaltender. Der Bürgermeisterposten ist mit Heinrich Niemeyer Nr.37<br />

zwar schon 1936 neu- bzw. „umbesetzt“ worden, aber die NS-<br />

Führungspositionen im Dorf kommen erst nach und nach zur Geltung.<br />

Wichtigster NS-Mann vor Ort ist der Lehrer Heinrich Dannenberg Nr.22. Er<br />

wird unterstützt vom Ortsgruppenleiter NSDAP (rechts sein Ärmelabzeichen)<br />

Kirchkötner Heinrich Heidorn Nr.24 und dem Ortsbauernführer. Weiter gibt es eine NS-<br />

Ortsgruppe der „Pimpfe, Hitlerjugend, Bund Deutscher Mädchen, Frauenschaft,<br />

Reichsarbeitsdienst“.<br />

197


Anfang 1938 Beginn der Nordbachverlegung.<br />

Hans-Werner Bosse (Nr.129 / Zigarrenkisten- und Holzfabrikant) aus Stadthagen baut in <strong>Mardorf</strong><br />

ein Betriebserholungsheim an der Rote-Kreuz-Str. 1944 wird das Heim für staatl. Zwecke<br />

beschlagnahmt.<br />

Der Schützenverein <strong>Mardorf</strong> wird Mitglied im Deutschen Schützen-Verband.<br />

Auf einem Grundstück von Nr.18 entsteht westlich der Kräheninsel direkt am Ufer das idyllisch<br />

gelegene Wochenendhaus (Nr.195 / später „Stiller Winkel“) mit Reetdach von Sievers aus<br />

Hannover. Es wird von Valentin (und Peter) Klein (Unternehmer in Hannover) übernommen.<br />

1.Vors. bei „Concordia“ <strong>Mardorf</strong> ist Wilhelm Dankenbring (*1871 Nr.80) bis 1941 (Einstellung).<br />

Sein Chorleiter ist von 1937-1939 H.Kleine (Nr.106).<br />

Der Verein für Urgeschichte aus Hannover erkundet eine Woche lang die <strong>Mardorf</strong>er Umgebung<br />

und katalogisiert die bis dahin gemachten Funde aus der Mittel- u. Jungsteinzeit, Bronze- u.<br />

Eisenzeit (u. a. Steinmesser, Stichel, Pfeilspitzen, Rundmesser, Steinhobel, Nadeln und viele<br />

Scherben).<br />

8.1.1838 Briefträger auch für <strong>Mardorf</strong> ist <strong>Die</strong>trich Rode jun. Dessen Familie baut große Postagentur in<br />

Rehburg (Gebäude an der Hauptstraße noch heute).<br />

31.3.1938 „Auseinandersetzung“ über das Vermögen der früher vereinigten Schul- und Kirchenstelle.<br />

11.-13.6.1938 Schützenfest mit König Gustav Vogeler (*1912 Nr.93) als einer der aktivsten Schützen im Ort.<br />

3.7.1938 Hannover 96 wird im Berliner Olympiastadion gegen Schalke 04 „deutscher Fußballmeister“!<br />

Sommer 1938 Im „HJ-Heim“ (Seestern Nr.115) sind jetzt laufend ca. 50 Schüler untergebracht mit einer eigenen<br />

Rettungsstation (DLRG).<br />

1.10.1938 Trennung der 2.Lehrerstelle in der <strong>Mardorf</strong>er Schule von der Kirche!<br />

10.11.1938 „Reichs-Progrom-Nacht“ („Kristallnacht“)! <strong>Die</strong> jüdischen Geschäfte, Einrichtungen und Synagogen<br />

werden auch in Rehburg Wunstorf und Neustadt verwüstet. <strong>Die</strong> jüdischen Mitmenschen werden in<br />

Konzentrationslager (u. a. Buchenwald) verschleppt und kaum einer überlebt die <strong>Zeit</strong> bis 1945.<br />

1938/1939 Gemeinsame Werbung für das ganze Steinhuder Meer mit 30.000 Prospekten.<br />

In Liebenau wird eine „Gestapo“-Zentrale mit angegliedertem „Arbeitserziehungslager“<br />

eingerichtet. <strong>Die</strong> „Konzentrationslager“ (KZ) in Norddeutschland entstehen:<br />

Neuengamme/Hamburg, Bergen-Belsen und Niederhagen/Paderborn. Daneben gibt es aber in der<br />

Nähe auch noch viele kleinere „Außenlager“, die z. T. zeitlich begrenzt oder nur für ein Projekt den<br />

großen KZ angegliedert sind. Im Landeskrankenhaus Wunstorf erleiden erste behinderte Patienten<br />

die „Eutanasie“.<br />

<strong>Die</strong> Landwirtschaft in <strong>Mardorf</strong> wird allmählich mechanisiert:<br />

Eigene größere Maschinen können Ende der 1930er Jahre für die Landwirtschaft angeschafft<br />

werden. Otto Struckmann (*1900 Nr.21) holt sich um 1938 den ersten „Trekker“ (Traktor/Trecker)<br />

auf den Hof. Der Lanz Bulldog HR8 „Ackerluft“ hat schon 55 PS. Er nutzt die Luftbereifung u. a.<br />

für Viehtransporte und normale Ackerbearbeitung. Durch den Wechsel auf über 1 m breite<br />

Stahlräder kann er auf feuchten Wiesen Kultivierungsarbeiten und Walzen durchführen.<br />

Linkes Bild (ähnlich): ein Lanz HR8 bei der Kartoffelrodung mit einem „Siebtrommelroder“<br />

Rechtes Bild (ähnlich): Lanz mit Stahlrädern<br />

198


Auch die private Mobilität erreicht <strong>Mardorf</strong>:<br />

1938/1939 Schon seit einigen Jahren (ca. 1935)<br />

erledigen Müllermeister Wilhelm Meier<br />

(*1886 Nr.75 / 94) und Sohn Otto (*1913) mit<br />

einem kleineren Lastkraftwagen (Lkw)<br />

wichtige Transporte auch für andere<br />

<strong>Mardorf</strong>er. Otto Meier wird nach<br />

Kriegsbeginn mit diesem Lkw zur<br />

Wehrmacht eingezogen. Dort führt er dann einige Jahre Transporte mit einem<br />

„Halbkettenfahrzeug“ durch (Opel Blitz 3,6 auf dem Foto oben ähnlich), das wegen Spritmangel<br />

zusätzlich mit einem Holzgas-Vergaser ausgestattet ist. <strong>Die</strong>ses „Ungetüm“ ist auch noch nach<br />

1945 in <strong>Mardorf</strong> im Einsatz.<br />

Gleichzeitig kommt auch der erste Personenkraftwagen (Pkw) ins Dorf. Albert Struckmann (*1902<br />

Nr.109) benutzt sein kleines dunkles Auto (? DKW) auch für andere Transporte aller Art (noch<br />

heute wird in der Familie gelegentlich Taxi gefahren). Andere <strong>Mardorf</strong>er folgen mit einem ähnlichen<br />

Auto: F.Meyer Nr.23, H.Förthmann Nr.12, H.Kahle Nr.4.<br />

Auch Motorräder kommen ins Dorf (zuerst wohl auch DKW mit 125 oder 250 ccm)?<br />

(Abb. links: DKW-F7-Zweitürer 1938)<br />

(Abb. rechts zeigt eine DKW-Motorrad-Werbung aus der <strong>Zeit</strong>)<br />

Vor 1939<br />

Otto Heidorn (Nr.20 *7.2.1901 wird bis zur vorübergehenden Einstellung des Vereinslebens<br />

(1939-1952) Nachfolger von Fritz Heidorn (Nr.64) als 1.Vors. des Schützenvereins <strong>Mardorf</strong>.<br />

1939 Für die noch wenigen Katholiken dieser Gegend ist jetzt das Bistum Hildesheim zuständig.<br />

Im Bereich südliche Häfern werden 16 Hügelgräber gezählt und kartiert. Es sind einfache Gräber,<br />

ohne Eichensärge oder besondere Steineinfassungen; nur zentrale Holzhohlräume.<br />

Erst jetzt wird beim TSV <strong>Mardorf</strong> eine Fußballsparte gegründet, doch der Verein „ruht“ bis 1947.<br />

Dank des Schießwartlehrgangs von Heinrich Rusche (Nr.47) 1938 kann der Schützenverein jetzt<br />

am Kreismeisterschaftsschiessen teilnehmen.<br />

<strong>Die</strong> „Genossenschaftliche Treuhand Gesellschaft“ Hannover übernimmt die Windmühle Nr.75.<br />

1940 wird W.Meier (*1886 Nr.94) dort Müllermeister.<br />

1.4.1939 <strong>Die</strong> Poststelle I in Neustadt wird eingerichtet <strong>–</strong> <strong>Mardorf</strong> bleibt aber weiterhin Post Rehburg.<br />

17.5.1939 <strong>Mardorf</strong> hat 639 Einwohner (lt. einer amtl. Statistik in Hannover nur 514). <strong>Die</strong> Zahl in Schneeren<br />

geht dagegen zurück auf 781.<br />

Zuständiges Amtsgericht ist Neustadt a. Rbge. und Finanzamt Nienburg/Weser.<br />

3.-5.6.1939 Letztes Friedens-Schützenfest (eine Woche nach Pfingsten; Kinderfest am Montag) in <strong>Mardorf</strong> mit<br />

dem 3maligen Schützenkönig August Nortmeier (*1905 Nr.42). Der Schießsport und alle<br />

Festlichkeiten im Ort kommen zum erliegen („der Verein ruht“), da keine rechte Feierstimmung<br />

mehr aufkommen will.<br />

1.Sept.1939 Der Zweite Weltkrieg (bis 1945) beginnt mit dem Angriff auf Polen.<br />

<strong>Die</strong> „Gestellungsbefehle“ erreichen auch in <strong>Mardorf</strong> zuerst die Jahrgänge 1894-1899. In der<br />

allgemeinen „Euphorie“ melden sich noch viele freiwillig. Andere kommen zunächst zum<br />

Reichsarbeitsdienst.<br />

199


3./4.9.1939 Erstes englisches Flugzeug (evtl. Hawker „Hurricane“ <strong>–</strong> Foto rechts) wird über <strong>Mardorf</strong> gesichtet.<br />

Danach gibt es immer öfter „Fliegeralarm“ und die Luftschutzüberwachung verlangt nachts strenge<br />

Verdunklung. Das Steinhuder Meer als größtes Gewässer<br />

Norddeutschlands vor den Toren Hannovers und Braunschweigs ist<br />

auch in der Nacht gut zu erkennen wird zum Sammelplatz für<br />

einfliegende alliierte Bomberverbände.<br />

Sept.1939<br />

Okt.1939<br />

In <strong>Mardorf</strong> wird die Feuermeldestelle bei Bürgermeister Niemeyer<br />

Nr.37 eingerichtet. Bei Luftalarm wird eine Handsirene betätigt.<br />

Erste polnische Zwangsarbeiter kommen zur Arbeit in der Landwirtschaft nach <strong>Mardorf</strong>, darunter<br />

auch „Zivilarbeiter“ (eigentlich Kriegsgefangene).<br />

kommen erste polnische Zwangsarbeiter zur<br />

Arbeit in der Landwirtschaft nach <strong>Mardorf</strong>. <strong>Die</strong><br />

Lager befinden sich in Rehburg-Stadt, Loccum<br />

und Neustadt. Unter anderem werden sie für die<br />

Verlegung des Nordbachs und den Bau des<br />

später sogen. „Polendammes“ (Foto rechts um<br />

2005) eingesetzt. 300 vorwiegend polnische<br />

Zwangsarbeiter und ab 1941 auch<br />

Kriegsgefangene sind mit Unterbrechungen bis<br />

1945 mit den Baumaßnahmen beschäftigt.<br />

Schwerpunktmäßig wird im sehr langen und<br />

kalten Winter 1941/42 der Damm südl. des<br />

jetzigen Nordbaches zwischen Meerland und<br />

Heudamm, bis zur Meerbachbrücke und weiter<br />

entlang der „Beeke“ (Meerbach) errichtet. Er dient<br />

auch dem Hochwasserschutz für die umliegenden<br />

Wiesen. Als Füllsand wird eine ehemalige<br />

Sanddüne im Bereich Hegebusch / Hinter dem<br />

Lindenberge (der später sogen. „Polenkuhle“)<br />

abgetragen (siehe Karte 1938). Mit Schmalspur-<br />

Elektroloks und Loren wird auf dem Schienenweg<br />

der Sand für weitere Dämme bis kurz vor Rehburg<br />

transportiert. Einige Arbeitskräfte sind in <strong>Mardorf</strong><br />

auf dem Saal von Nr.78 bzw. auf Höfen (z. B. Franz ? bei Nr.84) untergebracht. Ein Pole wird bei<br />

den Bauarbeiten von Aufsehern erschossen. Der Damm überdauert völlig in Takt die <strong>Zeit</strong> und ist<br />

für Wanderer lange beliebte Strecke. Aus Naturschutzgründen ist der Damm seit ca. 2000<br />

gesperrt. Ein paralleler „neuzeitlicher“ millionenteurer Ersatzbau Anfang der 1980er Jahre ist<br />

inzwischen wieder im „Großen Dreckmoor“ versunken.<br />

Nordbachverlegung (rote Markierung in der Karte oben = ehemaliges Bett) von westlich des<br />

Meerbachtrichters nach nördlich vom Dreckmoor (siehe auch bei 1957). Der bis dahin ungeordnete<br />

Abfluss aus dem Meer endet. Ein erstes Wehr bei Rehburg entsteht.<br />

200


Okt.1939<br />

Ende 1939<br />

Winterbeginn mit geschlossener Schneedecke.<br />

Mehrere Aushilfslehrer unterrichten in der Volksschule <strong>Mardorf</strong> u. a Marie Langer (*1921 bei Nr.7/<br />

oo Robert Dankenbring, später Winningen).<br />

Strenger Winter mit viel Schnee! Kälterekorde im Januar mit bis zu -32°C. Bis Febr.1940 bleibt es<br />

extrem kalt.<br />

Es gibt die ersten <strong>Mardorf</strong>er Kriegsopfer an der Westfront.<br />

Winter 1939/1940 Für den kleinen winterlichen Binnenhandel (Lebensmittel gegen Leinen) mit Steinhude<br />

nutzen einige <strong>Mardorf</strong>er auch Schlittschuhe und zum Transport Rodelschlitten. Um schneller über<br />

das zugefrorene Eis zu kommen, werden große Leinentücher am Gürtel befestigt und mit beiden<br />

Händen zum steuern in den Wind gehalten (die ersten Winter-"Kiter"?).<br />

Winter 1939/1940 am Ortsausgang <strong>Mardorf</strong> nach Schneeren (links Nr.96)<br />

Jan./Febr.1940<br />

Kälteeinbruch mit bis zu -30°C und vielen Schneeverwehungen.<br />

Anfang 1940 Weitere Jahrgänge müssen in den Kriegseinsatz. Verwundete kommen zur Erholung in die<br />

„<strong>Mardorf</strong>er Warte“. <strong>Die</strong> <strong>Mardorf</strong>er Beherbergungsbetriebe haben in dieser <strong>Zeit</strong> aber trotzdem<br />

auch für andere Gäste geöffnet. So haben das „Hotel Weißer Berg“ (Nr.110) 22 und die „<strong>Mardorf</strong>er<br />

Warte“ (Nr.119) über 100 Betten anzubieten!<br />

Mit den ersten kleineren deutschen Luftangriffen und Bombardierungen beginnt die „Luftschlacht<br />

um England“ mit großen Zerstörungen und führt schließlich zur Gegenoffensive der Alliierten.<br />

11./12.5.1940 beginnt mit dem nächtlichen Angriff auf Mönchengladbach der „Bombenkrieg gegen<br />

Deutschland“: Zunächst aber nur mit britischen Flugzeugen der Royal Air Force „RAF“ (Bomber<br />

Command) von England aus und nur in Nachteinsätzen. Neben dem britischen Premierminister<br />

Winston Churchill wichtigster Mann ist dabei Air Chief Marshal Arthur Harris.<br />

18./19.5.1940 Um kurz nach Mitternacht trifft ein Bombenangriff in Norddeutschland auch Hannover.<br />

Im Turm der <strong>Mardorf</strong>er Windmühle Nr.75 wird eine „Funkleitstelle“ der Wehrmacht zur<br />

Flugabwehr von Hannover installiert. Auf dem Kohlenberg (Nr.1)ist eine „Scheinwerfer“-Anlage.<br />

201


(Kleiderkarte 1940)<br />

15./16.7.1940 Hannover wird das 1.mal (von 125) bei einem Bombenangriff schwer getroffen.<br />

Sommer 1940 Am Nachthimmel kann man sehen wie Hannover nach verheerenden Bombenangriffen brennt.<br />

<strong>Die</strong> sogenannten „Tannenbäume oder Christbäume“ (rote und grüne Zielmarkierungs-<br />

Leuchtbomben die langsam an kleinen Fallschirmen zu Boden gleiten) zeigen den Bomben-<br />

Flugzeugen den Weg.<br />

26./27.8.1940 Hannover ist Ziel einer schweren Nachtbombardierung der RAF.<br />

Alliierte Luftstreitkräfte (u. a. britische Bomber vom Typ: Avro „Lancaster“ mit 7 Mann-<br />

Besatzung, DeHavilland „Mosquito“ mit 2 Mann und 2 Motoren <strong>–</strong> Foto unten links, HP „Halifax“ mit<br />

7 Mann <strong>–</strong> Foto unten Mitte, Short „Stirling“ mit 7-8 Mann <strong>–</strong> Foto unten rechts) / ab 17.8.1942 auch<br />

amerikanische B-17 mit bis zu 10 Besatzungsmitgliedern) verwechseln öfter das Steinhuder<br />

Meer mit dem Maschsee in Hannover, das damals ein häufiges Ziel ist.<br />

Sie entladen ihre tödliche Fracht also über dem Gebiet im und rund ums Meer. Auch die großen<br />

angrenzenden Moore erhalten ihren Teil fehlgeleiteter Bombenfracht. Um die gegnerischen<br />

Flugzeuge irre zu führen, werden auf dem Steinhuder Meer für Tarnzwecke 800<br />

Radarstörungsflöße installiert.<br />

7.9.1940 Beginn des „Blitz“ (konzentrierte Bomberangriffe auf England) bis 16.5.1941.<br />

16.12.1940 <strong>Die</strong> RAF beginnt mit verheerenden „Area Bombing“ (Flächenbombardierungen) über<br />

Deutschland.<br />

1940/1941 Schwarzschlachten, Buttern und Handeln sichern das Überleben auf dem Lande. Dazu kommen<br />

Versuche selbst Tabak anzubauen und Schnaps zu brennen. Aber darüber hinaus wird alles<br />

immer knapper und dann auch zunehmend rationiert.<br />

Der Wirtschaftsplan <strong>Mardorf</strong> führt zum ersten Bebauungsplan am Weißer Berg (1941) und<br />

Freigabe des 3,5 km langen Uferabschnitts zwischen <strong>Mardorf</strong>er Warte und Hotel Weißer Berg.<br />

202


1940/1941 Es gelten nun auch in <strong>Mardorf</strong> die NS-Bauvorschriften u. a.: ..... der Eigenart des Landschaftsbildes und<br />

des Baumbestandes einzuordnen .... Außenwände in Fachwerk- oder Blockbauweise ...... Sprossenfenster ......<br />

Dach aus Rohr oder Stroh / in Waldgebieten braune bzw. bodenständige Ziegel ....... Parzellengröße 1.500 m²<br />

.... Hecke- oder Holzzäune ...... keine Werbe- und Firmenschilder ..... kein Stacheldraht ......<br />

Anfang 1941 Langer und sehr kalter Winter!<br />

Polizeiverordnung zur Regelung der Bebauung des Geländes am Weißen Berg am Steinhuder<br />

Meer sowie Platzordnung für Zeltlagerplätze. Dazu kommt ein weiterer W.Hübotter-Plan zur<br />

Gestaltung und Bebauung des Nordufers zwischen <strong>Mardorf</strong>er Warte und Weißem Berg.<br />

Dauerwohnungen z. B. im Bereich Erlengrund (1943 Nr.182) und Wasserkamp entstehen.<br />

1941 Einführung der Deutschen Normalschrift. Sie bleibt bis 1952 schulische Ausgangsschrift.<br />

Oberpräsident der Provinz Hannover ist Hartmann Lauterbacher bis 1945.<br />

Beginn des Ernte-Kindergartens <strong>Mardorf</strong> mit Ida Meier (*1922 Nr.94) im alten Haus von Nülle<br />

Nr.1 (östl. von Nr.47). Schon aus dieser <strong>Zeit</strong> stammt der begriff „Tante Ida“. Einstellung der<br />

Betreuung mit 1945, da jetzt einfach zu viele Kinder im Ort sind.<br />

Junge Mädchen aus Polen und der Ukraine werden vereinzelt auch auf <strong>Mardorf</strong>er Bauernhöfe<br />

zwangsverpflichtet, um bei der täglichen Arbeit zu helfen. <strong>Die</strong> als 16-jähriges Mädchen aus der<br />

Ukraine auf den Hof Nr.37 deportierte Nadja Samnius muss aufgrund von internationalen<br />

Verträgen schon im April 1945 in ihre Heimat zurückkehren. Dennoch denkt sie in Dankbarkeit an<br />

diese <strong>Zeit</strong> und hält mit ihrer Familie weiterhin Kontakt zum Hof Niemeyer in <strong>Mardorf</strong>.<br />

Einige französische Kriegsgefangene werden (ab Mai 1940) in <strong>Mardorf</strong> anstelle der Kriegsdienst<br />

leistenden Männer zur landwirtschaftlichen und gemeindlichen Hilfe eingesetzt und auf dem Saal<br />

von Nr.18 einquartiert.<br />

<strong>Die</strong> russischen Kriegsgefangenen haben (ab Mitte 1941) bei der Unterbringung in auswärtigen<br />

Behelfsbaracken nicht soviel Glück.<br />

10./11.2., 23./24.3., 15./16.5. und 15./16.6.1941 Hannover ist jeweils Ziel von schweren<br />

Nachtbombardierungen der RAF.<br />

22.6.1941 Deutscher (zusammen mit den „Achsenmächten“) Angriff („Barbarossa“) auf die Sowjetunion!<br />

19./20.7.1941 Hannover ist jeweils Ziel von schweren Nachtbombardierungen der RAF.<br />

Sommer 1941 ist sehr verregnet und ein Großteil der Ernte auch in <strong>Mardorf</strong> geht verloren.<br />

25.7.1941 Einführung der Postleitzahl (Feldpost-/ Päckchenleitgebiet / OPD): <strong>Mardorf</strong> (Provinz Hannover/Gau<br />

Osthannover) „20“. <strong>Die</strong> Straße wird unter der PLZ und Ort vermerkt.<br />

25./26.7. und 12./13.8.1941 Hannover ist jeweils Ziel von schweren Nachtbombardierungen der RAF.<br />

203


1.9.1941 Mit dem „Judenstern“ (Abb. rechts) wird die Endphase des „Holocaust“ an Juden, aber auch an<br />

Sinti und Roma eingeleitet.<br />

7.12.1941 Überfall (des deutschen Verbündeten) Japan auf den US-Stützpunkt „Pearl Harbor“<br />

(Hawaii) führt am 8.12. zum Kriegseintritt der USA (11.12. Deutsche<br />

Kriegserklärung), die bis dahin die Alliierten in Europa „nur“ mit Kriegsmaterial<br />

unterstützt hatten.<br />

1941/42 Der strenge Winter ist von Dez. bis Febr. extrem kalt und schneereich <strong>–</strong> <strong>Mardorf</strong> ist längere <strong>Zeit</strong><br />

von der Außenwelt abgeschnitten.<br />

1942 Das Konzentrationslager Arbeitsdorf <strong>–</strong> Wolfsburg entsteht.<br />

Regierungspräsident von Hannover wird Dr. Kurt Binding.<br />

26./27.1.1942 Hannover ist Ziel einer schweren Nachtbombardierung der RAF.<br />

Alliierte Jagdbomber (auffällig vom Boden ist die Lockheed<br />

P38“Lightning“ <strong>–</strong> Foto rechts) werden bei Kämpfen mit der deutschen Luftwaffe gesichtet.<br />

Febr./März 1942 Viel Schnee und Temperaturen bis -20°C.<br />

31.3.1942 Als letzte verbliebene jüdische Familie in Rehburg-Stadt werden Max und Emmy Goldschmidt<br />

über das Sammellager Ahlem weiter nach Warschau deportiert. Sie überleben den „Holocaust“<br />

nicht.<br />

4.5.1942 Maria Sabat (*19.12.1909 in Sarny bei Lemberg/Lwow/Lwiw in Galizien <strong>–</strong> im strittigen Grenzgebiet<br />

zwischen Polen und Ukraine) kommt nach der deutschen Besetzung mit einem 4-tägigen<br />

Bahntransport nach Deutschland und wird ab 8.5. auf einem Spargelhof in Liebenau eingesetzt<br />

(siehe Arbeitskarte oben). Ab 5.8.1942 wird sie der Hofstelle Nr.8 in <strong>Mardorf</strong> zugewiesen. Vom<br />

griechisch-katholischem Pfarramt wird ihr im gleichen Jahr ein Geburtschein als „Volksdeutsche“<br />

(Vater war in der österr.-ung. Armee, Mutter eine geborene Wolf) ausgestellt. Daraufhin erhält sie<br />

ein Arbeitsbuch (siehe Foto oben). Ihr muss es wohl trotz der schweren Arbeit relativ gut gegangen<br />

sein. Sie will nach Ende des Krieges nicht in ihre inzwischen sowjetische Heimat zurückkehren und<br />

bekommt 1961 eine unbefristete Arbeitserlaubnis; erhält später Rente und wird am 9.5.1977<br />

schließlich eingebürgert. Maria verstirbt am 22.5.1987 in einem Seniorenheim in Rehburg.<br />

204


Sommer 1942 <strong>Mardorf</strong>er Schulklasse spielt Hochzeit! Dabei verwenden sie (wahrscheinlich unbewusst) ein<br />

Symbol, von dessen gleichzeitiger schlimmen Bedeutung sie wohl noch nicht allzu viel wissen.<br />

Foto 1942 v.l.n.r.: Meta Kleine*1928 Nr.106, Elfriede Stegemeyer*1927 Nr.225, Ida Freese*1926 Nr.112,<br />

(einziger Junge ?), Christa Schmidt Nr.100, (kleines Mädchen<br />

Pflegekind Nr.42), Lina Förthmann Nr.?, Else Syrup*1926 Nr.33,<br />

Lina Gallmeyer*1927 Nr.114, knieend: Martha Harms*1927 Nr.108,<br />

Waltraut Fischer (*~1929 ?Nr.31).<br />

Steinhuder Fischer mit „Torfkahn“ und im „Sonntags-Staat“<br />

(die Hüte damals etwas Besonderes) beim Besuch in <strong>Mardorf</strong><br />

(an der Warte).<br />

4.7.1942 Der Luftkrieg über Deutschland wird jetzt von der „8th US-Air<br />

Force“ unter GenMaj Carl A. Spaatz in Zusammenarbeit mit<br />

der RAF gesteuert (1944 folgt ihm LtGen James H. Doolittle).<br />

205


Trotz Krieg<br />

wird weiter<br />

für das<br />

Steinhuder<br />

Meer<br />

geworben<br />

(Karte<br />

1942)!<br />

7.7.1942 beginnt die „Schlacht um Stalingrad“. Insgesamt 650.000 Menschen verlieren in diesem „Kessel“<br />

bis 2.2.1943 ihr Leben. Viele der 6.Deutschen Armee gehen in russische Gefangenschaft, aus der<br />

bis 1956 nur die wenigsten zurückkehren. Für die Ostfront ist es auch der Wendepunkt. Der Krieg<br />

bewegt sich jetzt vollends Richtung Deutschland.<br />

18.9.1942 <strong>Die</strong> Deutsche Luftschutzraum-Ordnung gewährt nur noch Deutschen den Zutritt zum rettenden<br />

Bunker!<br />

Dezember1942 Der Brief eines in Stalingrad eingeschlossenen deutschen Soldaten (Gottfried Mäder*1920)<br />

an seine verwitwete Mutter in <strong>Mardorf</strong> (Nr.63) vom 29.12.1942. Mit Bleistift geschrieben und erst<br />

nach seinem frühen Tod im Januar 1943 in die ferne Heimat gelangt. (Der Schreiber hatte eine<br />

gute Schulbildung, aber wegen der schlechten Ernährung und extremen Kälte an der Front<br />

ergeben sich viele Rechtschreibfehler und zum Schluss wirkt auch alles etwas „zerfahren“):<br />

„Meine Lieben!<br />

Mein liebes sorgendes Mütterlein, heute abend komme wieder zu, u. sende dir die aller recht herzlichsten<br />

Grüße. Sitze wiedermal an dem kleinen Tischchen, das kleine Tischchen, das mir so manchesmal als<br />

Unterlage diente, wenn ich an meine liebe Mutter schrieb. U. so tut der kleine Tisch es auch heute wieder.<br />

Wärend ich jetzt an meine liebe Mutter schreibe, hoffe ich, das ich wärend der <strong>Zeit</strong> nicht gestört werde u.<br />

mögte doch auch hoffen dass Du meine liebe Mutter, wie auch Onkel u. Fml. Dankenbring noch alle gesund<br />

und munter seit. Das ich von mir mit Gottes-Hilfe gesundheitlich auch noch sagen darf. Wie habt Ihr den<br />

Weihnachten verlebt? War der kleine Fritz zu Weihnachten noch da? Hoffentlich!’’ Wie war den im<br />

Algemeinen die Stimmung zu Weihnachten in <strong>Mardorf</strong>?’’ Was für’n Weihnachten wir in Stalingrad gehabt<br />

haben, glaub ich, brauch ich wohl nicht zu erwähnen.<br />

Vielleicht habt Ihr auf’n Heiligabend Radio gehört, wenn ja, dan wisst Ihr es ja. Heiligabend stand ich auf<br />

Posten, schönes Gefühl, u. dan keine Post, rein gar nichts hatten wir zu Weihnachten, im Gegenteil. Wir<br />

haben nur ein Wunsch, mögten doch Päkchen’s ankommen, damit man sich doch mal wieder satt essen kann,<br />

aber wir wollen alles in Gottes Händen legen, möge Er geben das wir hier aus’n Kessel bald erlöst werden<br />

aber mache Dir liebe Mutter keine Sorgen. Wir lassen den Kopf nicht hängen, u. das bringt ja schließlich<br />

auch nichts ein. Wir müssen es alles in Gottes Handen, der wird uns uns schon führen denk ich. U. nun meine<br />

liebe Mutter schließe ich für heute wieder mein Schreiben, u. wünsche Dir meine liebe Mutter, wie auch<br />

Onkel u. Fml. Dankenbring ins neue Jahr alles Gute, möge Gott Euch Liebe ins neue Jahr Zufriedenheit u.<br />

Frieden schenken. <strong>Die</strong>se zwei Wünsche, wünsch ich Euch Lieben, von ganzen herzen:<br />

Euer Gottfried Gute Nacht.“<br />

Bereits am 6.2.1943 beeilt sich der Leutnant und Resteinheitsführer des Pz.Grd.Regt.26 über die<br />

Feldpost an die Mutter zu schreiben: „...dass der O’gefr. August (Taufname) Mäder am Heldenkampf in<br />

der Festung Stalingrad teilgenommen und den heroischen Endkampf gegen eine erdrückende Übermacht<br />

mitgekämpft hat“. Das wirkliche Schicksal klärt sich für die Mutter aber erst Jahre später.<br />

206


1943 Regierungspräsident von Hannover wird Paul<br />

Kanstein.<br />

Der inzwischen Reichskriegerbund genannte<br />

ehemalige Kriegerverein <strong>Mardorf</strong> wird mangels<br />

Mitgliedern aufgelöst.<br />

Der letzte <strong>Mardorf</strong>er Nachtwächter „Slösser Willi“<br />

stirbt. Wilhelm Meier (*um 1880 in Bremerhaven /<br />

Abbauer in <strong>Mardorf</strong> Nr.127). (Foto mit dem<br />

„Kuhhorn“ = Signalhorn)<br />

Seit ca. 1910 Amts- und Gemeindediener,<br />

Schließer („Slösser“) in <strong>Mardorf</strong> bis 1943. (oo<br />

Lene ? aus Sachsenhagen / 2 Töchter). An<br />

früheren Silvesterabenden ist er gewöhnlich mit<br />

seiner Frau, die vorsorglich eine Torfkarre mitführt,<br />

von Haus zu Haus gegangen und beide singen<br />

nach einem kräftigen „tuuten mit’n hörn“<br />

(Signalhorn = im <strong>Mardorf</strong>er Wappen verewigt) den<br />

traditionellen Neujahrsglückwunsch: „Oh wie laufen<br />

doch die Jahre, wie verschwindet doch die <strong>Zeit</strong> ...!“. Bei<br />

Jungverheirateten: „Ik wünsk jük’n nyt joor un’n<br />

lütjen jung mit kruusen (swarten) hoor!“ Für seine treuen <strong>Die</strong>nste im vergangenen Jahr erhält er jedes<br />

Mal zum Dank „’n kloorn un’ne knapwost“. Um Mitternacht muss seine Frau ihn dann oft beherzt auf<br />

die Karre packen, um die Runde fortzusetzen.<br />

3.2.1943 (20:25 Uhr) Der Hof <strong>Mardorf</strong> Nr.67 (H.Nülle, damals noch zw. Nr.78 und 82) brennt nach einem<br />

Luftangriff mit Brand<strong>–</strong> u. Phosphorbomben, der wohl Hannover treffen sollte, ab. Bei diesem<br />

irrtümlichen Brandbombenabwurf mit etwa 150 Bomben werden auch noch weitere<br />

Wirtschaftsgebäude beschädigt (Nr.11 Garagen und Nr.102 Scheune / ein weiterer Brand kann<br />

rechtzeitig gelöscht werden). Menschen kommen nicht zu Schaden (Foto oben: Nach den<br />

Brandbomben: Französische Kriegsgefangene beim Aufräumen vor den Garagen von Nr.11).<br />

Ab Juni 1943<br />

fliegt die US Air Force jetzt auch am Tage großangelegte Bombenangriffe auf Deutschland (in<br />

Hannover am 26. u. a. Leineschloss, Opernhaus, Markthalle und<br />

Marktkirche zerstört). <strong>Die</strong> RAF kommt weiterhin nachts. Auch kleinere<br />

Jagdbomberverbände (Foto rechts: z. B. Republic P47“Thunderbolt“) werden<br />

über <strong>Mardorf</strong> gesichtet.<br />

207


24./25.7.1943 Hamburg erlebt nach einem schweren Nachtangriff, einem am Tage und einer weiteren<br />

Nachtbombardierung am 27. mit dem Unternehmen „Gomorrha“ einen vernichtenden<br />

„Feuersturm“.<br />

26.7.1943 Hannover ist ebenfalls Ziel eines ersten schweren amerikanischen Bombardements am Tage.<br />

21.8.1943 Hitzerekord mit +38°C!<br />

22./23. u. 27./28.9.1943 Hannover ist Ziel von schweren Nachtbombardierungen der RAF.<br />

9.10.1943 Hannover erlebt durch massive nächtliche (kurz nach Mitternacht um 1.19 h, sternklar, südöstl.<br />

Wind) britische Bombenangriffe "die Schreckensnacht". 430 Flugzeuge mit ca. 3.000 Spreng-,<br />

28.000 Phosphorbrand-, 230.000 Stabbrandbomben lassen 1.245 Menschen sterben, 250.000<br />

obdachlos werden und zerstören u. a. das Leibnizhaus und Alte Rathaus. Selbst in <strong>Mardorf</strong> sind<br />

Detonationen, Feuer und Rauch zu spüren. Nachdem schon Kinder aus Hamburg nach <strong>Mardorf</strong><br />

verschickt worden waren, kommen nun kurzfristig 432 Flüchtlinge aus Hannover dazu.<br />

18./19.10.1943 Ein alliierter Bomber (vom Typ „Liberator“ <strong>–</strong><br />

englische Version der amerikanischen<br />

Consolidated B-24 mit 12 Mann Besatzung <strong>–</strong><br />

Foto) stürzt nach Beschuss beim Anflug auf<br />

Hannover nördl. von <strong>Mardorf</strong> über dem Buchholz<br />

ab. Ein Besatzungsmitglied (von vier?<br />

Gefundenen)<br />

überlebt und wird<br />

nach Wunstorf<br />

(Fliegerhorst) zur<br />

Internierung<br />

gebracht.<br />

(2 Original Fotos: Ray Dankenbring*1924 St.Louis, MO, USA / oben rechts: typische<br />

Kondensstreifen / unten: Spuren von Luftkämpfen und B17-Bomber im Anflug auf Hannover)<br />

208


Ab 1943<br />

Unterbringung von ausgebombten Städtern in Wochenendhäusern und Herbergen in <strong>Mardorf</strong>.<br />

Erste Flüchtlinge aus Westdeutschland (Raum Aachen) sind dabei. <strong>Die</strong> Aufnahmeleitung ist im<br />

Gasthaus Asche (Nr.78)<br />

1943/1944 Jugendliche (auch unter 15 Jahren) und „Greise“ (über 65) aus <strong>Mardorf</strong> werden vor allem zum<br />

Ende des Krieges als Flakhelfer in Hannover eingesetzt.<br />

Über <strong>Mardorf</strong> wird ein amerikanischer Bomber-Begleitjäger abgeschossen (NorthAmerican-P-<br />

51„Mustang“ <strong>–</strong> Foto links / auch die „Spitfire“ <strong>–</strong> Foto Mitte links <strong>–</strong> ist öfter über <strong>Mardorf</strong> zu sehen).<br />

Insgesamt 5 deutsche Jäger (4 Messerschmidt „Bf109“ vom nahen Fliegerhorst Wunstorf <strong>–</strong> Foto<br />

Mitte rechts und evtl. auch eine Junkers Ju87„Stuka“ mit 2 Mann Besatzung <strong>–</strong> Foto rechts) werden<br />

bei Luftkämpfen über <strong>Mardorf</strong> bis Kriegsende zum Absturz gebracht.<br />

Trotz Krieg und Zerstörung finden immer noch Erholungssuchende den Weg nach <strong>Mardorf</strong> (Foto<br />

rechts: kleine Pension bei Kahle Nr.82 vor 1945).<br />

1944 <strong>Die</strong> immer größer werdenden menschlichen<br />

zivilen und militärischen Verluste an allen<br />

Fronten fordern auch viele <strong>Mardorf</strong>er Opfer.<br />

Vorübergehend bis 1946 hat Heinrich<br />

Wiebking (*~1885 Nr.40) die Nebenstelle der<br />

Kreissparkasse Neustadt a. Rbge. mit dem<br />

kleinen Tresor und den „flexiblen<br />

Öffnungszeiten“.<br />

Anfang 1944 Durch Zusammenlegung der Ämter ist jetzt der Bürgermeister (H.Niemeyer, Nr.37), Vorsteher der<br />

Gemeinde und gleichzeitig Vorsitzender der Realgemeinde <strong>Mardorf</strong>.<br />

11.1.1944 Aus einem alliierten Verband auf dem Weg nach Halberstadt wird<br />

ein Bomber (wahrscheinlich eine englische Avro „Lancaster“ <strong>–</strong> Foto<br />

rechts) von der Flak abgeschossen und stürzt nördl. von <strong>Mardorf</strong> in die<br />

Buchholz-Forst. Von der achtköpfigen Besatzung kann sich einer mit<br />

dem Fallschirm retten, versteckt sich bei Nr.86, wird angezeigt und<br />

als Gefangener nach Wunstorf zum Fliegerhorst gebracht.<br />

30.1.1944 Hannover ist Ziel eines schweren Bombenangriffs.<br />

März 1944<br />

(Vermutlich am 9.3.) Ein amerikanischer Großbomber (Boeing B-17 „Flying Fortress“ <strong>–</strong> Foto<br />

rechts) muss beim Anflug auf Nienburg, Hannover, Braunschweig im<br />

Winzlarer Streitbruch notlanden. <strong>Die</strong> Besatzung versucht sich in den<br />

schwimmenden Wiesen zu verstecken, muss sich aber schließlich<br />

ergeben und kommt nach Wunstorf (Fliegerhorst).<br />

28./29.5.1944 (Pfingsten) Mitten im Krieg kommen Tausende Erholung suchende<br />

Menschen ans Steinhuder Meer, insbesondere zur „<strong>Mardorf</strong>er Warte“<br />

und an den Weißen Berg.<br />

6.6.1944 Landung der Alliierten an der Küste der Normandie („Overlord“)!<br />

12.6.1944 Fliegende Bomben („Wunderwaffen“) werden jetzt als „Vergeltungswaffen“ gegen England<br />

eingesetzt. <strong>Die</strong> V1 fliegt bis 29.3.1945 und die V2 von Sept.1944-27.3.1945.<br />

18.6.1944 Hannover ist Ziel eines schweren Bombenangriffs.<br />

Mitte 1944<br />

Musterung für die Jahrgänge 1927/28: <strong>Die</strong> 17jährigen Jugendlichen hätten eigentlich zunächst den<br />

6monatigen Reichsarbeitsdienst (RAD) leisten müssen. Wegen der hohen Kriegsverluste geht es<br />

nun aber gleich als Rekrut in die verkürzte Wehrausbildung und dann gleich an die Front. Sie<br />

glauben noch an den „Endsieg“ und sehnen den Einsatz herbei. Viele ideologisch verführte<br />

Jugendliche melden sich darüber hinaus freiwillig und oft auch zur Waffen-SS. Ihre Ausbildung<br />

findet in den Dörfern und in der Nähe von Nienburg statt.<br />

209


Sept.1944<br />

„Propaganda-Offensive“ des III. Reichs: <strong>Die</strong> Untergrundbewegung „Werwolf“ findet allerdings<br />

keinen Anklang in der deutschen Zivilbevölkerung.<br />

18.10.1944 Der Volkssturm aus älteren Männern über 60 Jahre und Jugendlichen der Jahrgänge 1926/27 soll<br />

jetzt den unaufhaltsamen Vormarsch der Amerikaner, Briten und Kanadier aufhalten. Auf dem<br />

Brink in <strong>Mardorf</strong> werden „Wehrübungen“ durch aktive (oft versehrte) Offiziere abgehalten.<br />

22.10.1944 Hannover ist Ziel eines schweren Bombenangriffs.<br />

4.11.1944 Hannover ist Ziel eines schweren Bombenangriffs.<br />

12./13.12.1944 Hannover ist Ziel eines nächtlichen schweren Bombenangriffs.<br />

Anfang Jan.1945 Musterung für die Jahrgänge 1928/29: <strong>Die</strong> ehemaligen Jungvolkkinder im Alter von 15-17<br />

Jahren müssen für 6 Wochen in das Ausbildungslager Eystrup-Hämelheide. Dort sind in 4<br />

Kompanien ca. 400 Jungen untergebracht. Wegen der nahenden Front von Westen wird die<br />

Ausbildung auf 3 Wochen verkürzt. Am Mittwoch (4.4.) gerade wieder zu Hause wartet aber schon<br />

der „Gestellungsbefehl“ (ein harmloses einfaches Blatt Papier) für Montag (9.4.) in Hannover-<br />

Bothfeld. Zum Glück kommen die Ereignisse dazwischen!<br />

5./6.1.1945 Hannover ist Ziel eines nächtlichen schweren Bombenangriffs.<br />

3.2.1945 Berlin erlebt den 300. Bombenangriff aus der Luft. Dresden bekommt noch eine ganze<br />

Angriffswelle mit vielen Toten ab (13.-15.3.1945).<br />

3./14. u. 17.3.1945 Hannover ist Ziel mehrerer schwerer Bombenangriffe durch alliierte Flugzeuge. Das<br />

nördliche Stadtgebiet wird hart getroffen. <strong>Die</strong> Luftangriffe enden, aber Hannover ist zu 80 % (vor<br />

allem im Zentrum) zerstört.<br />

April 1945<br />

Der Bombenkrieg aus der Luft hat in Deutschland schätzungsweise einer halben Million<br />

Zivilisten das Leben gekostet.<br />

Aus dem Nahrungsmittellager Bokeloh erhält <strong>Mardorf</strong> keine Lieferung mehr.<br />

4.4.1945 (Mittwoch) Minden ist schon zum größten Teil von britischen Truppen besetzt. Über den Weser-<br />

Elbe-Kanal (Mittellandkanal) führt hier noch eine wichtige intakte Brücke.<br />

5.4.1945 (Donnerstag) Englische und<br />

Kanadische Streitkräfte (8th<br />

UK-Army Corps / 6th UK-<br />

Airborne Div. / 1st Canadian-<br />

Airborne Bat. (Canadian 1st<br />

Army) / 11th UK Tank Div.)<br />

nähern sich zuerst nördlich<br />

von Minden der Weser. Sie<br />

setzen mit Faltsturmbooten<br />

über und legen eine<br />

Pontonbrücke über die<br />

Weser bei Petershagen (sie<br />

trägt 40 Tonnen <strong>–</strong> <strong>Zeit</strong>ungsfoto<br />

rechts mit „Cromwell-Panzer“).<br />

<strong>Die</strong> Brücke bei Heisterholz (9<br />

Tonnen tragend) wird nicht<br />

zerstört. Dort und bei<br />

Wietersheim können kleine<br />

Brückenköpfe gebildet werden<br />

und so können sie mit ihren Truppen jetzt schnell weiter Richtung Hannover vorrücken.<br />

Weiter nördlich Richtung Nienburg sprengen deutsche Sprengkommandos die Weserbrücken<br />

zwischen Leese und Stolzenau und in der Stadt Nienburg/W. (um 11 Uhr). In Steyerberg werden<br />

auf dem Bahnhof noch sechs V1 und V2 Raketen (auf Waggons) gesprengt.<br />

Z. T. Jugendliche des SS-Pz.Gren.Ausb.u.Ers.Btl.12 (mit Kommandeur HSturmFhr. Peinemann)<br />

leisten dann auf der rechten Weserseite hartnäckigen Widerstand. Der anglo-kanadische<br />

Angriffsschwerpunkt liegt bei Stolzenau. Dort verteidigt lediglich die 1.Batt. des RAD-Flak-<br />

Reg.531. Trotzdem kann das 8.Bat. der Rifle Brigade mit Schlauchbooten übersetzen und einen<br />

ersten kleinen Brückenkopf (Gut Vorwerk) bilden. Das „Corps of Royal Engineers“ baut danach<br />

eine Kriegsbrücke.<br />

210


6.4.1945 (Freitag) Im Morgengrauen führen junge SS-Soldaten einen Gegenschlag, der ab Mittag auf<br />

britische Elite Einheiten trifft. Sie halten sie auf und zwingen die Alliierten am 7.4. 17 km weiter<br />

südlich bei Petershagen über die abgebildete Kriegsbrücke (<strong>Zeit</strong>ungsfoto oben) überzusetzen.<br />

Ebenfalls am 6.4. rückt zwischen „Weser-Elbe-Kanal“ (Mittellandkanal) und Deister entlang der<br />

R65 (B65) die 84th US-Infantry-Div. (US 9th Army) weiter Richtung Hannover vor. Sie treffen bei<br />

Kolenfeld und Dedensen (schwere Flak-Stellung) auf die deutsche „Kampfgruppe Wiking“ der<br />

5.SS-Pz.Div. (Waffen SS mit gepanzerten SPW, Sd.Kfz.251 und Panther-Panzer), Einheiten des<br />

Volkssturms und bei Wunstorf auf die lokale Fliegerhorstverteidigung. <strong>Die</strong> Leinebrücken bei<br />

Schloß Ricklingen, Bordenau (bleibt intakt), Luthe sind besonders vom 7.-9.4. schwer umkämpft.<br />

<strong>Die</strong> vorrückenden Alliierten erleiden durch Gegenangriffe herbe Verluste. Der Vormarsch kann<br />

aber allenfalls nur verzögert werden. Weiter nördlich erreicht abends das 12th Devonshire Reg.<br />

Raderhorst und Wiedensahl und die 159.Brig. mit 2 Inf.Bat. und einem Pz. und Pz.Aufkl.Bat. rückt<br />

gegen Loccum vor.<br />

211


7.4.1945 Von zwei Seiten treffen somit die Alliierten vor Loccum auf die 5.SS-Kompanie, die bis in die<br />

Nacht Widerstand leistet und sich dann nach Rehburg absetzt.<br />

(Samstag) Am Morgen rücken über Steinhude / Großenheidorn britisch-kanadische Stoßtrupps<br />

weiter nach Norden vor und besetzen ohne Gegenwehr den Fliegerhorst Wunstorf, wo sich noch<br />

am gleichen Tag die RAF in den fast unbeschädigten Anlagen einrichtet. In Neustadt werden 24<br />

junge britische Fallschirmjäger (7th Bat., Light Infantry of the Airborne Forces) beim vorschnellen<br />

Passieren der Löwenbrücke über die Leine durch Hand-Zündung einer Fliegerbombe zerfetzt und<br />

viele weitere verwundet.<br />

Das englische Jagdflugzeug „Typhoon / Tempest“ (Foto rechts) kommt bei<br />

den letzten Kämpfen an der Weser zum Einsatz. Dagegen hält sporadisch<br />

nochmal ein deutscher „Stuka“. <strong>Die</strong> Kampfhandlungen dauern im Raum<br />

Nienburg/W. auch wegen der gesprengten Weserbrücken von der Nacht 7./8.4. bis zum 9.4. an,<br />

wobei die Stadt Nienburg als „offene Stadt“ kampflos übergeben wird.<br />

Leese wird aber wegen des erbitterten SS-Widerstandes besonders stark zerstört. <strong>Die</strong> deutsche<br />

Resttruppe zieht sich nach Nordosten zurück.<br />

8.4.1945 (Sonntag) <strong>Die</strong> Rehburger Einwohner erreichen am Morgen, dass die 5.SS-Kompanie ihre neuen<br />

Panzerabwehrstellungen (Panzerfäuste mit 30 m Reichweite) weiter nördlich des Friedhofs<br />

einrichten.<br />

Britische und kanadische Truppen (3rd Royal Tank Rgt. and 23rd<br />

Hussars of the 29th Armd.Bde. mit Major-General George Roberts,<br />

11th Armd.Div., 8 Corps, 21st Army Group) und später auch mit Field Marshal Bernhard<br />

Montgomery rücken von Loccum kommend in Rehburg ein. Sie haben englische „Churchill“ (Foto<br />

oben links) und „Cromwell / Comet“ (Foto oben Mitte / Rechts Original-Foto vom 8.4.1945) Panzer.<br />

Der Spitzenpanzer (ein „Comet“) des 2.Bat. der „Fife and Forfar“ rattert durch die Hauptstraße<br />

Rehburgs und am Ortsausgang nach Husum wird der Kompaniechef Major E.Loram von einer<br />

vorschnellen Karabinerkugel tödlich getroffen. Es gibt ein kurzes Feuergefecht und Flammenwerfer<br />

(auch mit „Churchill-Crocodile“ Panzern) verbrennen die Landschaft.<br />

Danach ziehen sich die Truppen in den Ort zurück. Ein nachfolgendes Infanterie Bat. des<br />

„Herefordshire“ Rgt. nimmt 15 abgekämpfte z. T. erst 17jährige SS-Soldaten gefangen (großes Foto<br />

weiter unten <strong>–</strong> mit noch brennenden Bäumen am Straßenrand und Jeep). Am Morgen des 9.4. werden<br />

diese von Mitgliedern des „Cheshire“ Inf.Bat. im Wilden Moor (500 m nordöstl. des Krähenberges<br />

bei Rehburg) erschossen.<br />

<strong>Die</strong> britische 29.Panzer-Brigade bricht später aber doch noch durch und gerät in Husum in ein<br />

schweres Gefecht. <strong>Die</strong> 5.SS-Kompanie und das Marine Bat. aus Nienburg (2.Mar.Inf.Div.)<br />

verteidigen das Dorf bis zum Abend. Am 9.4. bewegen sich die alliierten Truppen Richtung<br />

Linsburg. Auch hier sind viele Tote, brennende Häuser und Ruinen (Flammenwerfer) das Resultat<br />

des sinnlosen Endkampfes.<br />

Der alliierte Kampfverband mit dem 1.Bat. des „Cheshire Reg.“ an der Spitze der 159.Brigade<br />

wendet noch am Morgen seine Stoßrichtung in Richtung <strong>Mardorf</strong> und erreicht kurz darauf über<br />

die „Rehburger Chaussee“ den Ortskern. <strong>Die</strong> Bewohner der zuerst passierten Häuser wissen nicht,<br />

wie sie sich am besten verhalten sollen, denn in <strong>Mardorf</strong> halten sich noch versprengte deutsche<br />

Soldaten auf. <strong>Die</strong> nationalsozialistischen „Ortsgrößen“ sind auch noch im Amt und die<br />

heranrückenden Truppen sind durch die Rehburger Vorfälle in höchster Anspannung und haben<br />

zudem die Aktion „Werwolf“ im Kopf, wodurch sie noch immer Hinterhalte der Zivilbevölkerung<br />

erwarten. Aber Großmütter mit Lebenserfahrung nehmen kurzerhand ein weißes Tischtuch und<br />

schütteln es unverdächtig vor der Haustür aus.<br />

212


(Original-Foto vom 8.4.1945 in Rehburg-Stadt <strong>–</strong> Imperial War Museum of London)<br />

8.4.1945 So sind alle auf der sicheren Seite und die anglo-kanadischen Verbände können zügig weiter<br />

vorrücken. Da unter den durchfahrenden Panzern auch „Sherman“ (amerikanischer Bauart <strong>–</strong> Foto<br />

rechts) sind und z. T. noch den weißem Stern tragen, meinen wohl einige <strong>Mardorf</strong>er, dass es sich<br />

um amerikanische Streitkräfte handeln müsse. Montgomery<br />

persönlich durchquert im Laufe des Tages <strong>Mardorf</strong>. Er bewegt<br />

sich mit den alliierten Hauptkampftruppen hinter der sich<br />

schnell verändernden Frontlinie her.<br />

In <strong>Mardorf</strong> geht der 2.Weltkrieg zu Ende. <strong>Die</strong> meisten<br />

Einwohner haben sich mit Habseligkeiten auf<br />

Leiterwagengespannen in Richtung Ohlhagen Moor in<br />

Sicherheit gebracht. Es kommt zum Glück nur zu vereinzelter deutscher Gegenwehr versprengter<br />

Soldaten. Mindestens ein deutscher Deserteur wird bei diesen letzten sinnlosen Kämpfen<br />

nordwestlich von <strong>Mardorf</strong> von eigenen Truppenteilen erschossen. In der Lehmkuhle hat sich ein<br />

deutscher Offizier hinter einer Karre verschanzt und will mit einer Panzerfaust (Einschlag in<br />

einem Strommasten bei Nr.5) allein die heranrückenden Engländer aufhalten. Mit einem<br />

Kopfschuss ist er zumindest in <strong>Mardorf</strong> das letzte Opfer. Der Vormarsch aber geht schnell weiter.<br />

213


Der Tag, an dem der Krieg zu Ende war<br />

(erzählt von Otto Gerberding, <strong>Mardorf</strong> Nr.84 mit Zeichnung von<br />

damals)<br />

(8.4.1945) Ein paar Wochen zuvor im Jahre 1945 hatte es auch unser kleines Dorf erwischt. Ein<br />

angeschossener amerikanischer Bomber entlud seine Bombenfracht direkt über uns. Vier Gebäude<br />

wurden getroffen, drei davon brannten bis auf die Grundmauern nieder. Gott sei Dank gab es keine<br />

Toten. Wir lebten mit der Angst. Jeden Tag und jede Nacht war der Himmel rot von der brennenden<br />

Stadt Hannover. Bei Südostwind ging bei uns dann oft ein Aschenregen nieder. Wir Kinder waren auf<br />

„Deckung suchen“ gedrillt. Wenn wir Flugzeuge hörten, lagen wir flach auf dem Boden. Mit<br />

Hoheitsabzeichen an den Maschinen kannten wir uns aus. Einige Monate vorher wurde einem<br />

Freund von mir beim Schlittschuhlaufen auf dem Steinhuder Meer von einem Tiefflieger ein Bein<br />

weggeschossen. Einzelne Maschinen griffen auch die Zivilbevölkerung an, es war eine schlimme <strong>Zeit</strong>.<br />

Ich erinnere mich noch genau an die letzten Kriegstage. Vater war wegen seiner Verwundung<br />

schon zu Hause und musste den „Volkssturm“ führen. "Wat schall ik den bloos mit düssen opas un<br />

krüppeln anfangen, mit 3 jagdflinten“ sagte Vater. Man hörte schon den Kanonendonner, so nahe war<br />

die Front an unserem Dorf. Vater musste mit dem Volkssturm außerhalb unseres Dorfes<br />

Panzersperren bauen. <strong>Die</strong> Strasse wurde aufgerissen und Palisaden eingegraben. Vater sagte:<br />

"Soen blöödsin, 'n bund stroo up`r straate helpet genauso feel. Dor ballert dy yn rin und föert den dür." Es<br />

half nichts - er musste los mit seinen Opas. Als er ging, sagte er: "Jie blievet hier, ik bin balle wir in'n<br />

huuse." Wir beluden inzwischen den Heuwagen mit allem Lebensnotwendigen. Betten, Planen.<br />

Verpflegung, Hausrat, Werkzeug und die wichtigsten Dokumente wurden verstaut. Franz, unser<br />

polnischer Kriegsgefangener, half mit. Er hielt zu uns. Er hatte es soweit auch immer gut gehabt, war<br />

ein Teil der Familie geworden. Meine Eltern hatten schon öfter deswegen Scherereien gehabt. Er saß<br />

mit uns am gleichen Tisch. Das war verboten. Franz kümmerte sich immer besonders um mich, er<br />

war mein bester Freund.<br />

Gegen Morgen kam Vater zurück. Der Geschützlärm war inzwischen bedenklich laut geworden. Einige<br />

deutsche Soldaten kamen angelaufen und baten um Zivilkleidung. Mutter suchte alles zusammen, was<br />

greifbar war. Sogar die alten Klamotten für die Feldarbeit gingen mit drauf. Wir erfuhren, daß die<br />

Panzer noch etwa 20 Kilometer entfernt seien. "Dy Kreisleiter woll mie noch doodschyten" sagte Vater "as<br />

ik dy opas naa huuse schicket hef. Hy was aaver dy ierste, dy sik ferkrüümelt het, ik heve siene uniform förhen<br />

in'n büsken 'fun." Nun wurde es aber höchste <strong>Zeit</strong>. Wir spannten zwei Kühe vor den Wagen, die dritte<br />

wurde hinten dran gebunden. Oma und ich kamen oben drauf, zwischen die Betten. Vater trieb die<br />

Kühe an, es dauerte trotzdem eine Stunde, bis wir außerhalb des Dorfes zwischen einigen hohen<br />

Sandhügeln anhielten. Eine Kuh war krank, sie hatte einen ganz dicken Bauch und konnte nur langsam<br />

gehen. „Hier künt üsk dy granaaten nig dräpen“ sagte Vater, „dy barge sind dor för“.<br />

Zitternd vor Angst saß ich auf dem Wagen. Mutter machte Essen, Brote und Tee, aber niemand<br />

wollte etwas. <strong>Die</strong> Ballerei wurde immer lauter, Geschosse pfiffen über uns hinweg. „O god, o god, dy<br />

schytet dat ganse dörp in`n klump“ sagte Mutter mit zitternder Stimme. Wie lange wir dort waren, als<br />

es allmählich ruhiger wurde, weiß ich nicht mehr. Es war wohl gegen Abend, als wir aufbrachen.<br />

Wir kamen über den Hügel und konnten das Dorf sehen und waren überrascht. Es waren keine<br />

zerstörten oder brennenden Häuser zu sehen. Alles schien unversehrt. Überall standen Panzer<br />

und Lastwagen herum. Soldaten liefen umher. „Jets wültse üsk wol filtsen“, meinte Vater, als wir<br />

näher kamen, aber es geschah nichts. Man ließ uns ziehen. Ja, man sah uns eher amüsiert zu, als<br />

wir mit unserem Zigeunerwagen durch das Dorf zogen.<br />

214


(Gerberding)<br />

Aber wir waren nicht die einzigen, die zurückkamen. Unser Haus stand noch. Auf dem Hof parkten<br />

Lastwagen und an der Ecke stand ein Panzer. Auf dem Pflaster wurde in einer Grube Feuer<br />

gemacht und Essen gekocht <strong>–</strong> wohl einige unserer Hühner. „Dat sind Kanadier“, sagte Vater. Jetzt<br />

wurden wir doch noch durchsucht. Ein Soldat verlangte Papiere und bekam von Vater wohl alles,<br />

was er wollte. Wir konnten dann unser Haus wieder betreten. <strong>Die</strong> Zimmer waren zwar durchsucht<br />

worden, aber nicht demoliert. Wir hatten alle Türen offen gelassen. Vater verbrannte noch heimlich<br />

Kriegsfotos, die den „Besatzern“ nicht in die fallen sollten. Er wurde in seinen sonstigen Aktivitäten<br />

überwacht. Ein junger Soldat wich ihm nicht von der Seite. Nach einigen Tagen beruhigte sich die<br />

Situation. Ich lief zwischen den Soldaten herum. Es war ganz interessant, was die so alles<br />

machten. Einer deutete mir an, dass er Eier haben wolle. Ich ging in den Hühnerstall und holte ihm<br />

eines. Dafür bekam ich Bonbons <strong>–</strong> etwas, was wir Kinder damals wohl mit Gold aufgewogen<br />

hätten. Richtige süße Bonbons, einzeln in Papier verpackt! Ich holte weitere Eier und bekam mehr<br />

Bonbons. Es entwickelte sich spontan ein reger Tauschhandel. <strong>Die</strong> Sache flog dann auf, als Mutter<br />

hinter der Brotkiste mein Bonbonlager entdeckte. Von dem <strong>Zeit</strong>punkt an musste ich meinem<br />

Geschäftspartner öfter einen Korb geben. <strong>Die</strong> Soldaten blieben, aber es kam, soweit ich mich<br />

erinnern kann zu keinen größeren Komplikationen. Einige Wochen später war plötzlich große<br />

Aufregung draußen. Vater kam auf den gelaufen, griff mich, rannte auf Mutter zu und drückte uns<br />

in seine Arme. „Et is förbie, de krieg is förbie“, sagte er. Ich habe das wohl alles nicht richtig<br />

begriffen. Ich fragte Vater: „Wer het den dän krieg e`wun?“ Ich bekam keine Antwort. Vater wandte<br />

sich ab. Ich sah ihn zum ersten Mal weinen, ich wusste damals noch nicht warum.<br />

8.4.1945 In Schneeren trifft der alliierte Kampfverband auf die 1.SS-Kompanie. Ein einziges MG verursacht<br />

erneute Verluste. Nachdem dieser Widerstand gebrochen ist, führt der weitere Vorstoß ohne<br />

größere Zwischenfälle über Eilvese, Himmelreich, Empede, Mariesee bis nach Mandelsloh<br />

(Nachmittag). Alle Brücken über die Leine bei Mariensee-Basse, Mandelsloh-Helstorf (Original-<br />

Foto weiter unten rechts), Niedernstöcken-Esperke, Schwarmstedt und Bothmer sind vorher<br />

gesprengt worden.<br />

Brücke Mandelsloh-<br />

Helstorf 8.4.1045<br />

(Imperial War Museum<br />

of London)<br />

8./9.4.1945 Einer der letzten<br />

großangelegten<br />

Bomberangriffe trifft<br />

den Hamburger<br />

Hafen.<br />

15.4.1945 Der Vormarsch der<br />

Alliierten (British<br />

Canadian 21st Army<br />

Group) geht über<br />

Rethem/Aller weiter<br />

bis unter anderem das<br />

Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit werden kann.<br />

26.4.1945 Bei Torgau treffen amerikanische und sowjetische Truppen an der Elbe zusammen!<br />

30.4.1945 Hitler begeht im Berliner Führerbunker Selbstmord. Großadmiral Karl Dönitz wird testamentarisch<br />

ernanntes deutsches Staatsoberhaupt.<br />

8.Mai 1945<br />

Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel unterzeichnet im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-<br />

Karlshorst die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Streitkräfte und damit des<br />

Großdeutschen Reiches! Für Deutschland endet der 2.Weltkrieg.<br />

215


<strong>Die</strong> 56 <strong>Mardorf</strong>er Kriegstoten von 1939 bis nach 1945<br />

Name, Vorname, Hausnummer (geboren-gefallen/vermisst in)<br />

kursiv <strong>–</strong> nicht auf dem Denkmal notiert<br />

auch mit gefallenen Angehörigen von Ostflüchtlingen, die nach 1945 in <strong>Mardorf</strong> lebten)<br />

Asche, August 78 (1910-1944 Rußland)<br />

Asche, Erwin 88 (1924-1944 Rußland)<br />

Bittner, Franz 195 (1927-1944 Deutschl.)<br />

Blanke, Friedrich W. 88 (1897-1945 Deut.)<br />

Blanke, O.H.August 88 (1902-1945 Polen)<br />

Brase, Heinrich 3 (1924-1945 Deutschland)<br />

Brase, Karl 3 (1902-1942 Rußland)<br />

Dankenbring, Wilhelm 63 (1926-1945 Dt.)<br />

Dinter, Herbert 12 (1918-1941 Rußland)<br />

Eiselt, Kurt 17 (1921-1942 Rußland)<br />

Fischer, Otto 31 (1903-1945 Rußland)<br />

Förthmann, Heinrich 45 (1906-1943 Rußl.)<br />

Förthmann, Wilhelm 32 (1908-1945 Dt.)<br />

Franke, Alfred 195 (1914-1942 Rußland)<br />

Gallmeyer, August 114 (1923-1943 Rußl.)<br />

Grages, Hermann 164 (1918-1944 Rußl.)<br />

Heidorn, Friedrich 64 (1917-1944 Rußl.)<br />

Heidorn, Friedr.H.W. 68 (1912-1943 Rußl.)<br />

Heidorn, Heinrich 24 (1919-1941 Deutschl.)<br />

Heidorn, Wilhelm 128 (1913-1943 Rußl.)<br />

Herrmann, Paul 127 (1898-1945 Rußland)<br />

Hilbig, Alfred 196 (1922-1944 Rußland)<br />

Hoffmann, Walter 137 (1918-1944 Rußl.)<br />

Kahle, Heinrich 77 (1922-1951 Deutschl.)<br />

Kahle, Wilhelm 74 (1910-1945 Deutschl.)<br />

Koberg, Wilhelm 65 (1916-1944 Niederl.)<br />

Krause, Alfred 185 (1912-1943 Rußland)<br />

Kroner, Josef 219 (1907-1946 Deutschl.)<br />

Kühn, Max Mdf. ? (1901-1945 Deutschl.)<br />

Meier, Friedrich 35 (1912-1945 Rußland)<br />

Meier, Heinrich 94 (1909-1944 Estland)<br />

Meier, Karl 94 (1917-1940 Kreta,Gr.)<br />

Meier, Wilhelm 57 (1914-1943 Rußland)<br />

Nortmeier, Friedrich 19 (1919-1945 Belg.)<br />

Nortmeier, Wilhelm 14 (1920-1943 Rußl.)<br />

Nülle, Heinrich 44 (1925-1945 Rußland)<br />

Ohlhagen, Heinrich 16 (1906-1944 Fra.)<br />

Paul, Alfons 248 (1921-1943 Rußland)<br />

Peters, Gustav 186 (1913-1944 Deutschl.)<br />

Polarski, Georg 165 (1922-1944 Rußland)<br />

Röhrmund, Ernst 107 (1912-1943<br />

NAfrika)<br />

Rusche, Wilhelm 47 (1910-1943 Rußland)<br />

Schlombs, Josef 50 (1910-1944 Ungarn)<br />

Schmidt, Heinrich 34 (1897-1948 Deut.)<br />

Schmidt, Wilhelm 127 (1913-1941 Rußl.)<br />

Schmidt, Karl 100 (1926-1944 Polen)<br />

Schulz, Kurt Mdf. ? (1924-1944 auf See)<br />

Seeger, Heinrich 26 (1923-1945 Deutschl.)<br />

Stadtländer, Heinr. 69 (1923-1943 Rußl.)<br />

Stadtländer, Wilh. 69 (1920-1944 Rußl.)<br />

Struckmann, Heinrich 21 (1921-1944 Fr.)<br />

Struckmann, Otto 21 (1926-1945 Belgien)<br />

Thiele, Heinrich 31 (1911-1943 Rußland)<br />

Thiele Wilhelm 46 (1908-1944 Rumänien)<br />

Vogeler, Wilhelm 93 (1908-1945 Deut.)<br />

Wolter, Leonhard 29 (1908-1942 Rußl.)<br />

216


Ab Mai 1945 wird in Bad Rehburg das britische „Rot-Kreuz-<br />

Hospital Montgomery“ in den Kuranlagen<br />

eingerichtet (noch bis <strong>1949</strong> in Betrieb).<br />

Jack Smith (rechts im Bild, später Nr.106) und<br />

Ben ? bei ihrer Ankunft in <strong>Mardorf</strong>. Ihre Einheit<br />

soll ein „Camp“ (Lager, Unterkünfte, Lazarett<br />

etc.) am Nordufer zu errichten.<br />

<strong>Die</strong> britischen Streitkräfte nehmen Quartier in<br />

vielen der größeren Gebäude in <strong>Mardorf</strong>:<br />

In „Lütjen <strong>Mardorf</strong>“ (Nr.164) und der „<strong>Mardorf</strong>er<br />

Warte (Nr.119) ist jeweils ein Offizierscasino untergebracht. Unterkünfte sind auch vorübergehend<br />

in den beiden Schulen (Nr.50 und 97). Dafür muss der Schulunterricht für ein halbes Jahr auf den<br />

Saal von Thürnau Nr.18 verlegt werden.<br />

In <strong>Mardorf</strong> wird von der brit. Militärverwaltung<br />

der bisherige Bürgermeister Heinrich<br />

Niemeyer (Nr.37 *1885) wieder eingesetzt und<br />

zudem Standesbeamter. Er ist auch der erste<br />

Gemeindedirektor nach englischem Vorbild.<br />

Es wird auch ein Verwaltungsausschuss<br />

bestimmt, der die kommenden Wahlen<br />

vorbereiten soll <strong>–</strong> die neue<br />

Gemeindeverfassung hält sich ebenfalls eng<br />

an angelsächsisches Recht.<br />

Im Badehotel (Nr.110 <strong>–</strong> Betreiber ist zu der<br />

<strong>Zeit</strong> Richard Fischer) wird das „Mary Knoll“<br />

Catholic Retreat Centre untergebracht. Bis zu<br />

30 Soldaten pro Woche werden hier behandelt<br />

und können sich erholen. Besonders beliebt ist<br />

fischen, baden, Boot fahren und die<br />

„excellente“ Küche. Es gibt eine eigene kleine Kapelle mit „Father Foley of Plymouth“<br />

(Sen.Cath.Chaplain), 30 „Corps“ und welfare officer to the centre Miss J.T.Mullen of Cambridge<br />

(Member of the Cath.Women’s League).<br />

(Original-Fotos: Imperial War Museum of London: <strong>Mardorf</strong> Nr.110 „Badehotel“ <strong>–</strong> Bild oben der<br />

östlich gelegene Stall <strong>–</strong> Bild unten der Weg von der Meerstraße her)<br />

217


Ländliches Leben „Am Brink“ (Kuhgespann und im Hintergrund die Scheune von Nr.19)<br />

Sommer 1945 Endlich Frieden in ganz Mitteleuropa!<br />

Britische Besatzungszone in ganz Norddeutschland<br />

und damit auch in der<br />

Provinz Hannover!<br />

In der brit. Besatzungszone (Provinz /<br />

Reg. Bez. Hannover) gilt das Kfz.-<br />

Kennzeichen (-1947) HAN <strong>–</strong> xxxx<br />

(schwarz auf blauem Grund).<br />

Ehemalige Kriegsgefangene und<br />

Zwangsarbeiter heißen jetzt „DP“<br />

(Displaced Persons). Sie wollen<br />

natürlich so schnell wie möglich zurück<br />

in ihre Heimat zu ihren Familien. Einige<br />

„DP“’s in Nachbarorten versuchen sich selbst für erlittenes Leid zu entschädigen und nehmen mit<br />

was geht. Auch <strong>Mardorf</strong> hat viele Menschen, die nicht freiwillig hier sind. Ihnen muss es aber trotz<br />

der schweren Arbeit einigermaßen gut gegangen sein, denn sie nehmen keine „Rache“ an ihren<br />

ehemaligen „Arbeitgebern“. Auch verhindern sie durch ihre Sprachkenntnisse Übergriffe und<br />

Plünderungen von durchziehenden „DP“’s (z. B. Franz ? bei Nr.84 und Maria Sabat bei Nr.8).. Sie<br />

kehrt nicht nach Polen zurück und lebt noch als Rentnerin in <strong>Mardorf</strong> (+~1984).<br />

Ländliches Leben Ecke<br />

„Poggenecke/Dorfstr.“ (links die<br />

Scheune von Nr.22, Mitte hinten<br />

der Hof Nr.45, rechts die Scheune<br />

von Nr.12)<br />

<strong>Mardorf</strong>er Familien trauern um<br />

Gefallene (Getötete) oder<br />

bangen um vermisste Söhne,<br />

Väter und Brüder. <strong>Die</strong><br />

westlichen Alliierten entlassen<br />

die meisten Gefangenen bis<br />

Ende 1946. Einige sogenen.<br />

„Spätheimkehrer“<br />

(Kriegsgefangene Soldaten in<br />

der Sowjetunion) werden erst<br />

nach 1955 <strong>–</strong> oft sehr verändert <strong>–</strong> wieder heimkehren. Sie haben mindestens 10 Jahre schwerste<br />

Zwangsarbeit in abgelegenen Gegenden der Sowjetunion hinter sich. 1,3 Mio. Deutsche<br />

Kriegsgefangene sind erst nach dem 31.12.1946 verstorben oder bleiben auf Dauer vermisst.<br />

Not und Elend herrscht überall. Lebensmittel sind rationiert und nur mit Bezugsscheinen zu<br />

bekommen. Auch deshalb blüht der Tauschhandel zwischen Stadt- und Landbewohnern. 1 Pfund<br />

Butter kostet auf dem „schwarzen Markt“ um 250 Rentenmark (=Reichsmark / entspr.895 €). Das<br />

„alte“ Geld verliert zunehmend an Wert.<br />

Im Ort sind schon während des Krieges evakuierte Großstädter (u. a. Hannover, Hamburg,<br />

Ruhrgebiet) untergebracht worden. Auch viele Jugendliche aus diesen Gebieten sind bereits seit<br />

Jahren als Pflegekinder in <strong>Mardorf</strong>er Familien.<br />

<strong>Mardorf</strong> hat um 1940 nur ca. 650 Einwohner in 128 Wohnhäusern (bei 170 Hausnummern). Im<br />

Laufe des Krieges und der folgenden Jahre nach 1945 erhöht sich die Bevölkerungszahl aber<br />

dramatisch um 702 auf dann 1352. Es sind Flüchtlinge aus dem ganzen ehemaligen Reich,<br />

überwiegend aber Ostvertriebene aus West<strong>–</strong> und Ostpreußen, Pommern; die meisten aber aus<br />

Schlesien. Besonders das kleine Eckersdorf (Bozkow), Landkreis Glatz-Neurode in<br />

Niederschlesien ist einer der häufigsten Ursprungsorte (u. a. Grehl, Jaschke, Knospe, Schlombs,<br />

Weisser). Aus Oberschlesien sind die u. a. Kreise Falkenberg, Grottkau, Lüben, Lublinitz zu<br />

nennen. 1967 sind von den vielen Neuankömmlingen noch 200 in <strong>Mardorf</strong>. Rund 30 Familien<br />

gründen hier dauerhaft eine neue Existenz. Auf jeden Fall haben die „Nachkriegsneubürger“ die<br />

dörfliche Struktur nachhaltig und durchaus positiv verändert.<br />

218


Karte der Herkunftsgebiete von <strong>Mardorf</strong>er Neubürgern (rot ehemalige Ostgebiete / grün ehemalige UdSSR und DDR)<br />

Sommer 1945 Ein Flüchtlings-Schicksal, das als Beispiel für viele stehen kann <strong>–</strong> es wird sicher einige noch<br />

viel härter getroffen haben! (erzählt von Erwin Schulz, <strong>Mardorf</strong> Nr.225)<br />

<strong>Die</strong> Familie von Erwin Schulz lebt vor dem Krieg in Ostpreußen. Dort im Kreis Rastenburg liegt die<br />

Kleinstadt Barten am Rande der Masurischen Seenplatte. In der Nähe befindet sich die „Wolfsschanze“<br />

(Hitlers Führerhauptquartier Ost). Vater Schulz ist Schneider und schon früh gestorben. <strong>Die</strong> Mutter und eine<br />

jüngere Schwester bewohnen ein kleines Haus an der Hauptstraße. Sie betreiben eine kleine Landwirtschaft<br />

für den Eigenverbrauch. Eine ältere Schwester ist bei Königsberg verheiratet. Der Bruder kommt ebenso wie<br />

Erwin als Soldat an der Ostfront. Im Januar 1945 beginnt der Einmarsch der sowjetischen Truppen in<br />

Ostpreußen. <strong>Die</strong> Rest-Familie hat schon rechtzeitig vorher Kontakt miteinander aufgenommen und sich<br />

eigentlich für eine Flucht nach Südwesten entschieden. Durch den weiteren Vormarsch ist dann aber nur<br />

noch der Weg nach Nordwesten frei. Mit Pferdewagen und einem der letzten Züge gelangen sie schließlich<br />

über Berlin bis nach <strong>Mardorf</strong>. Mit anderen Evakuierten und Flüchtlingen kommen sie vorerst auf dem Hof<br />

Nr.30 unter. Erwin ist zuerst noch in Ostpreußen stationiert; kommt dann aber nach Minsk und Leningrad,<br />

wo er im September 1945 verwundet wird. Dadurch ist er Anfang 1945 in Rostock im Lazarett und kommt<br />

durch dessen Verlegung bis zum Frühsommer nach Lübeck. So versucht er von dort aus auf abenteuerlichen<br />

Wegen die restliche Familie zu erreichen. Da es keine Brücken mehr gibt, rudert er bei Mölln über die Elbe.<br />

Über Verden/Aller, Völksen, Springe landet er schließlich in Hameln. Dort wird er von den englischen<br />

Besatzern gefasst, gefilzt und erst einmal eine Nacht ins Gefängnis gesteckt. So bleibt er bis 1946 in Hameln<br />

bei einem Schmied, denn diesen Beruf hat er gelernt. Endlich in <strong>Mardorf</strong> bei der Familie wohnt auch er bei<br />

Nr.30. <strong>Die</strong> ältere Schwester ist in Wirren Anfang 1945 ohne den vermissten Ehemann mit drei Kindern über<br />

das zugefrorene Frische Haff, von Pillau aus mit einem Schiff nach Dänemark entkommen. Nach der<br />

Weiterreise kommt sie in <strong>Mardorf</strong> auf dem Hof (Dankenbring) Nr.96 unter. Später verzieht sie mit den<br />

Kindern nach Hannover. <strong>Die</strong> jüngere Schwester heiratet einen Besatzungssoldaten und lebt seit 1947 in<br />

England. Erwin bleibt bis zur Heirat mit Elfriede 1950 auf dem Hof Nr.30. Dann ziehen sie in das neue Haus<br />

von Nr.96 an der Lehmkuhle (Nr.225) bekommen 2 Söhne (Hans-Jürgen / Hartmut oo in Nr.18), wo er selbst<br />

beim Bau hilft und noch heute wohnt.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde <strong>Mardorf</strong> versucht durch Vergabe von Gartenteilen die Selbstversorgung der<br />

„Neubürger“ zu lindern. Sie dürfen sich auch selbst kleine Behelfsunterkünfte errichten. So<br />

entstehen überall (auch am Nordufer und Bannsee) einfache Bauten, die z. T. in umgebauter Form<br />

bis in unsere <strong>Zeit</strong> überleben. <strong>Die</strong> Gemeinde baut 2 Behelfsheime auf dem Lindenberg (Nr.174 <strong>–</strong><br />

nach 1960 Neubau: Auf dem Lindenberg 6 und 8 / Nr.175 <strong>–</strong> nach 1960 Auf dem Lindenberg 4).<br />

Flüchtlingsbetreuer ist Erich Rudolf (Nr.152).<br />

219


Sommer 1945<br />

Neuer Lehrer in <strong>Mardorf</strong> wird Herr Strohscher.<br />

Gemeindebrandmeister ist Friedrich Wiebking (Nr.83 *~1896) bis 1951.<br />

Durch die gesetzlichen Regulierungen nach 1830 im Königreich Hannover wurden Wildschweine<br />

immer seltener. Nördlich des Steinhuder Meeres kommen sie fast gar nicht mehr vor. Da durch<br />

den 2.Weltkrieg kaum noch Jagd stattfand und am Ende des Krieges aus dem Saupark Springe<br />

fast alle Wildschweine entweichen, breiten sie sich aber auch in unserer Umgebung wieder stark<br />

aus. In den 3 <strong>Mardorf</strong>er Jagden werden daher immer öfter (zunächst noch) seltsame „Schäden“<br />

festgestellt. Seitdem hat sich vor allem in den größeren dichten Wald- und Moorgebieten der<br />

bestand stetig erhöht.<br />

1.Vors. des Männergesangvereins „Concordia“ <strong>Mardorf</strong> wird W.Heidorn (Nr.68) bis 1947 und<br />

Chorleiter Richard Schütze (bei Nr.11) bis 1950.<br />

<strong>Die</strong> Poststelle I in Rehburg (mit Briefträger Rode) ist immer noch für <strong>Mardorf</strong> zuständig.<br />

Postleitzahl für <strong>Mardorf</strong> (bis Ende 1945 / Hannover, Britische Zone) „(20a)“.<br />

<strong>Die</strong> Ortsnetz-Vorwahl 05036 für <strong>Mardorf</strong> und Schneeren wird ausgebaut. Das<br />

Telefon (noch aus Bakelit-Kunststoff) hat nur einige Knöpfe und ab 1948 eine<br />

Wählscheibe (Foto Modell W48). Aber es wird vorwiegend aber immer noch von<br />

Hand verbunden. <strong>Die</strong> Rufnummern sind jetzt dreistellig (u. a. hat Asche Nr.78 die Nummer 123)<br />

und Ortsgespräche sind noch viele Jahre kostenlos.<br />

6.8.1945 1.Atombombe über Hiroshima (und später auch Nagasaki) und Japan`s Kapitulation führt zum<br />

tatsächlichen Ende des II. Weltkrieges. Bis heute sterben aber immer noch Menschen an den<br />

Folgen des ersten Nukleareinsatzes.<br />

Weltweit hat der 2. große Krieg bis zu 92 Mio. Menschenleben (viele Zivilisten) gefordert und<br />

Deutschland und Europa völlig neu aufgeteilt. Deshalb sind jetzt Millionen Flüchtlinge und<br />

Vertriebene mit ihren wenigen Habseligkeiten auf der Suche nach einer neuen Heimat.<br />

23.11.1945 Dekret zur Bildung des Landes Niedersachsen. Das aktive Wahlalter wird von 20 auf 21 gehoben.<br />

15.12.1945 <strong>Die</strong> Temperatur fällt innerhalb weiniger Stunden bis auf -15°C und lässt das Meer schnell zufrieren.<br />

<strong>Die</strong> begehbare Eisschicht hält bis Mitte März 1946.<br />

Nach 1945<br />

<strong>Die</strong> ca. 100 neuen katholischen Mitbürger halten in den ersten Jahren mangels eines eigenen<br />

Kirchengebäudes ihre Gottesdienste in der evang. <strong>Mardorf</strong>er Kapelle ab. Seit dieser <strong>Zeit</strong> ist auch<br />

die Beerdigung auf dem <strong>Mardorf</strong>er Friedhof üblich, wenngleich am Anfang noch der schmale<br />

südliche Teil (Kleinkinder und „Andersgläubige“) für katholische Gräber reserviert wird. Seit<br />

Jahrzehnten gibt es aber keine Einschränkung mehr.<br />

In der Nr.11a (der Hofstelle „Kroeger“) entstehen Flüchtlingsunterkünfte (Familien Schütze aus<br />

Schlesien, Richter und Hoffmann). Dann werden dort 2 Busgaragen (jetzt die ehem. Nr.137) an<br />

der 1.Bushaltestelle der Deutschen Post gebaut mit darüber liegender Unterkunft für die Busfahrer.<br />

Nach 1975 kommt das Segelgeschäft Horstmann in die Räumlichkeiten, 2007 wird es eine<br />

Backwarengeschäft (W.Hoffmeyer).<br />

Das Cafe/Restaurant „Inselblick“ (Nr.138 /<br />

Ankerweg-Uferweg 120) wird von Alfred Baier (oo<br />

Irmgard Meier <strong>–</strong> Nr.164) auf einem Grundstück<br />

der Realgemeinde betrieben. Vor 1970 ist es Karl<br />

Lohmeier (mit eig. Konditorei) und um 1975<br />

Gisela Hake (Restaurant Foto rechts um 1980).<br />

1980 erwirbt Karl Jaschke (*13.4.1938<br />

Eckersdorf oo Renate Behrendt*1953 Hamburg /<br />

seit 1975 Nr.71) die Gaststätte mit Steganlage<br />

N35, Bootsverleih und Campingplatz. Ab 1997 folgen verschiedene Pächter (u. a. Fritz Rohde,<br />

Nr.172 / 1999 Heide Hunger / 2007 Santo Pagano). Der Campingplatz wird bis 2000 aufgelöst.<br />

2009 wird die Anlage verkauft an Ilse Halbeck. Umbau und Erweiterung um einen Kiosk am<br />

Uferweg.<br />

<strong>Die</strong> Nr.139 wird neu (Vor der Mühle 3) vergeben. <strong>Die</strong> in Essen ausgebombte Familie Karl Grüter<br />

(oo Elfriede Schmidt*1914 / in <strong>Mardorf</strong> Nr.22 / Tochter Helga*1938 oo Wolfgang Rübenhaus) baut<br />

1980 ihr neues Haus.<br />

<strong>Die</strong> Nr.171 ist die erste wirklich neuvergebene Hausnummer in <strong>Mardorf</strong> <strong>–</strong> Berty Goedeke aus<br />

Hannover baut an der Meerstraße 47.<br />

220


Nach 1945<br />

Am Uferweg (heute 128/Ecke Ankerweg) entsteht die<br />

Nr.172. Betreiber der kleinen Gaststätte „Haus am<br />

Meer“ (jetzt SCMa) ist um 1950 Fritz Dünnwald und<br />

bis 1962 Waldemar oo Waltraut Hische - später<br />

Nr.241). Ihnen folgt Heinz (oo Christel Altvater -<br />

Nr.415), Fritz Rode, Gunnar Knietsch. 1969 wird der<br />

vereinseigene Kran errichtet (Foto: Gaststätte vor 1969).<br />

Nr.173 („Weißdornweg 1“ <strong>–</strong> Schmidt / 2009 Neubau).<br />

In Nr.176 Am Sperberweg (13) betreibt Walter Ehlers<br />

(1955) die kleine Kneipe „Goldige Freiheit“ noch bis<br />

nach 1960.<br />

Nr.177 (Sölter <strong>–</strong> ???).<br />

Nr.178 („Im Moorgraben“ <strong>–</strong> W.Wichmann*1913 <strong>–</strong><br />

Ankerweg / Nr.14).<br />

Nr.181 (um 1950 „In der Weißen Riede“ <strong>–</strong> Otto<br />

Meier*1908 <strong>–</strong> Nr.164).<br />

Nr.185 („An der Lehmkuhle“ <strong>–</strong> Adolf Ahrens / Gertrud<br />

Krause Nr.1-Nr.413 oo Alfred Krause*1912+gef.1943 mit Sohn Peter - Frisör / nach 1965<br />

abgerissen).<br />

Nr.183 entsteht an der Meerstraße (73). 1966 Rudolf Hoge (*17.10.1911+2005 oo Irmgard*1920 <strong>–</strong><br />

Nr.458 / Familie Drewitzki) Fabrikant aus Vörden/Bersenbrück.<br />

Nr.186 wird als Wohnhaus ausgebaut (Marie Peters*1915+2008 und Sohn: Horst*1938+2004<br />

Maler / Josef Potempa). Das Grundstück wird erst 1954 von der Gemeinde verkauft.<br />

Nr.187 entsteht als Wochenendhaus am Weißen Berg (Dettmers aus Hannover).<br />

Nr.190 wird um 1950 von Maurer Albert Mußmann (*1915 oo Lina Thiele*1914<br />

Nr.46 / Kinder: Monika, Albert, <strong>Die</strong>ter) erbaut.<br />

Nr.191 wird <strong>1949</strong> an der Rehburger Straße (24) gebaut von Heinrich Rusche<br />

(*19.3.1922 Nr.47 Schmied, Schlosser, Installateur, Schützenverein<br />

+2.11.1988 oo Ingeborg Meisnerowski *1928+2006 / 3 Kinder: Heinz*1.2.<strong>1949</strong><br />

Kfz. Mechaniker und Werkstatt bis ~2002+, Helmut, Renate). Es entsteht<br />

neben dem Wohnhaus auch eine Schlosserei-Werkstatt und 1952 eine DEA-Tankstelle (1970<br />

TEXACO). Das Grundstück wird erst 1954 von der Gemeinde erworben. Außerdem wird mit Heizöl<br />

und Landmaschinen gehandelt. Es ist die 2.Tankstelle im Ort und wird bei der Aufgabe 1998 auch<br />

die letzte sein.<br />

Im kleinen Wäldchen (auf Realgemeindegrund) hinter dem Anwesen von Nr.191 entsteht nach<br />

1945 eine Sozialunterkunftsbaracke, die noch bis 1996 von der Stadt Neustadt betrieben wird.<br />

Otto Heidorn (Nr.20 *1901) hat noch eine große Schafherde mit ca. 300 Tieren.<br />

Der „Rübenfelder Milchkannenbrand“: (Nachkriegsgeschichte von Otto<br />

Gerberding Nr.84)<br />

Der Krieg ist vorbei und das Leben normalisiert sich. Lange hat man auf vieles verzichten müssen, vor allem<br />

aber auf Feiern und Tanz. Es gibt keine Verdunkelung mehr, überall darf nun Licht brennen. <strong>Die</strong> Fenster sind<br />

von ihren schwarzen Pappvorhängen befreit. Willi Thürnau (Nr.18) hat im Dorf noch einen großen Saal<br />

neben der Gaststätte, der notdürftig wieder hergerichtet wird und los geht’s. Fast jedes Wochenende ist nun<br />

Tanz. Heinrich holt seine Klarinette aus dem Schrank, Wilhelm putzt seine Tuba. Woher die Instrumente und<br />

die Musiker kommen, weiß ich nicht (wohl <strong>Mardorf</strong>)? Jedenfalls geht es rund „bis zum Teufel komm heraus“.<br />

Mit den Getränken hapert es allerdings. Bier gibt es nur manchmal, hochprozentiges gar nicht. So ist es<br />

üblich, dass jeder eine Flasche Schnaps mitbringt. Aber woher haben die Leute den nur? Ich glaube, in jedem<br />

Haushalt steht damals ein zusammen gebasteltes „Schnapsbrenngerät“. Es werden dazu überwiegend<br />

Milchkannen umgebaut. In den Deckel wird ein Loch gebohrt und ein dünnes Rohr eingelötet. Das dann<br />

anschließend als Kühlschlange durch ein Wasserbad läuft. Fertig ist das Brenngerät. Ganz vornehme haben<br />

im Deckel zusätzlich noch ein Thermometer. Dann ist die Gefahr „Methylalkohol“ zu brennen, nicht so groß.<br />

Den meisten ist das aber egal. Hauptsache das Zeug, was da unten herausläuft, „kratzt“ im Hals. Da<br />

überwiegend Zuckerrüben vergoren und gebrannt werden, tauft man es kurzerhand „Rübenfelder<br />

Milchkannenbrand“.<br />

221


1946 Der „Französische Indochinakrieg“ (bis 1954)<br />

beginnt.<br />

<strong>Die</strong> DP (Deutsche Partei) gründet sich in<br />

Niedersachsen als Nachfolger der <strong>1933</strong><br />

verbotenen DHP (Welfentreue Dt. Hann. Partei)<br />

und später auch der NLP (Nds. Landespartei von<br />

1945).<br />

Neuer Personalausweis für die Britische Zone<br />

(Foto rechts). Ohne dieses Dokument ist selbst<br />

eine Reise in eine andere Besatzungszone<br />

unmöglich.<br />

Elektrifizierung der wenigen in <strong>Mardorf</strong><br />

vorhandenen Gaslaternen.<br />

Eröffnung Landwirtschaftsschule (Berufsschule) in<br />

Neustadt. Auch viele <strong>Mardorf</strong>er werden hier<br />

ausgebildet: z. B. als Landwirtschaftliche<br />

Hauswirtschafterin oder andere staatl. geprüfte<br />

landwirtschaftliche Berufe.<br />

Wiedereröffnung einer kleinen Filiale der<br />

Kreissparkasse Neustadt a. Rbge. in der<br />

„Wohnstube“ von Friedrich Brase (*1891 Nr.80 <strong>–</strong><br />

bis zum Neubau 1960) mit kleinem Tresor und<br />

„flexiblen Öffnungszeiten“.<br />

<strong>Die</strong> beiden <strong>Mardorf</strong>er Gesangvereine treffen sich wieder regelmäßig.<br />

Postleitzahl für <strong>Mardorf</strong> (über Wunstorf) „20“<br />

Gründung der Wettfahrvereinigung (WVStM) auf dem Steinhuder Meer.<br />

Aufhebung der Beschlagnahme des „Lagers <strong>Mardorf</strong>“ der Kanufahrer-Vereinigung.<br />

Aufnahme des Segel- und Regattabetriebes auf dem Steinhuder Meer.<br />

1.1.1946 Nur wenige <strong>Mardorf</strong>er Nationalsozialisten müssen sich verantworten. So kommen nur der<br />

Ortsgruppenleiter und eine weitere „Parteigröße“ in ein Internierungslager, aus dem Sie ein halbes<br />

Jahr später allerdings „seelisch gebrochen“ zurückkehren. Auch andere müssen den<br />

„Entnazifizierungsfragebogen“ (teilweise Abbildung oben) ausfüllen, aber dabei bleibt es in der<br />

Regel. <strong>Die</strong> britische Besatzungsmacht ist eher an einem funktionierenden Gemeinde-System<br />

interessiert. Sie möchte gut untergebracht und verpflegt werden. Das öffentliche Leben soll<br />

weitergehen.<br />

Jan.1946<br />

Ein provisorischer Gemeinderat wird von den englischen Besatzern eingesetzt.<br />

10.2.1946 Eine Woche ungewöhnlich starker Dauerregen nach einer mehrwöchigen Frostperiode (bis -20°)<br />

mit viel Schnee führt zum katastrophalen Jahrhundert-Hochwasser an der Weser und am<br />

Meerbach! Dabei wird Rehburg fast gänzlich und Nienburg zu großen Teilen überflutet. <strong>Die</strong><br />

<strong>Mardorf</strong>er Meerbruchwiesen können wochenlang nicht beweidet oder befahren werden.<br />

Sommer 1946 spielen auf dem provisorischen Fußballplatz <strong>–</strong> die Wiese südlich der <strong>Mardorf</strong>er Warte <strong>–</strong><br />

englische Soldaten (u. a. Jack Smith, Nr.106) und deutsche junge Männer (u. a. Jupp Boslar,<br />

Nr.109) einträchtig gegen- und miteinander und lernen sich schätzen.<br />

222


23.8.1946 Verordnung Nr46 der brit. Militärregierung zur Bildung des Landes Hannover. Mit der Verordnung<br />

Nr.55 entsteht rückwirkend zum 1.11.1946 aus den 4 ehem. Ländern (Braunschweig, Oldenburg,<br />

Hannover, Schaumburg-Lippe) das Land Niedersachsen mit Regierungsbezirken (u. a. Hannover).<br />

15.9.1946 Erste freie Kommunalwahlen (Gemeindewahlen) in Niedersachsen, bei der der Bürgermeister<br />

erstmals wieder gewählt wird.<br />

In <strong>Mardorf</strong> dürfen wegen ehemaliger NSDAP-Mitgliedschaft 14 Personen nicht wählen und 1<br />

Kandidat wird ausgeschlossen. Wegen der zusätzlichen 702 Flüchtlinge im Ort werden 2140<br />

Stimmen für die 2 angetretenen Parteien abgegeben:<br />

SPD (1246 <strong>–</strong> 6 Sitze) / NLP (894 <strong>–</strong> 5 Sitze). Bürgermeister wird Friedrich Meier (Nr.72 *1891) /<br />

Gemeindedirektor und Standesbeamter Heinrich Niemeyer (Nr.37 *1885).<br />

13.10.1946 1. Nachkriegskreistag in Neustadt a. Rbge. Der parteilose Kandidat Wilhelm Nortmeier (<strong>Mardorf</strong><br />

Nr.90 *1907) erhält zwar 366 Stimmen, aber<br />

kein Mandat. <strong>Die</strong> NLP (Nds. Landespartei)<br />

erhält 22 Sitze, SPD 14, CDU 1, KPD<br />

1.25.11.1946.<br />

Ende 1946<br />

Um 1947<br />

<strong>Die</strong> brit. Besatzer ernennen einen<br />

provisorischen Landtag in Hannover mit<br />

Ministerpräsident Kopf.<br />

Es beginnt der strengste Winter seit Jahrzehnten.<br />

wird ein Biber (Zeichnung oben links) im Dorf vor der Gaststätte Asche<br />

(Nr.78) tot aufgefunden. Danach ist auch im Meerbruch keiner mehr<br />

gesehen worden. Stattdessen nimmt die Zahl der erst im 18.Jhd.<br />

eingewanderten Biberratten (Nutria, Wasserratten <strong>–</strong> Foto oben rechts) zu.<br />

Zusätzlich werden die nicht verwandten Bisamratten allmählich zur<br />

Plage, denn sie zerstören Gräben und Böschungen.<br />

1947 Extrem kalter Januar und Februar.<br />

Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen um Palästina (Israel<br />

und arabische Nachbarn).<br />

1.Hannover „Exportmesse“ in Laatzen („Hermeskopf“).<br />

223


1947 Kfz.-Kennzeichen (-1956) HA <strong>–</strong> xxxx für Brit. Zone / Niedersachsen (senkrecht,<br />

weiß auf schwarz).<br />

Gründung Landes-Kanu-Verband Niedersachsen im DKV mit einer eigenen<br />

Einrichtung in <strong>Mardorf</strong> (DKV-Weg 19 / Stege N31-33). Seit 1948 ist Walter Künne<br />

(*1909+1998 oo Thea) erster Vorsitzender für mehr als 30 Jahre (Emblem DKV <strong>–</strong><br />

rechts).<br />

1.Vors. des MGV „Concordia“ wird bis 1950 Heinrich Wiebking (Nr.40). 1.Vors. „Liedertafel“ ist<br />

August Nülle (Nr.39). Sein Nachfolger wird bis 1973 Heinrich Heidorn (*1914 Nr.60).<br />

<strong>Die</strong> „<strong>Mardorf</strong>er Warte“ (Nr.119) wird nach dem Auszug der Briten eine weitere<br />

Flüchtlingsunterkunft.<br />

Gründung des Ortsverbandes des Reichsbundes der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner<br />

und Hinterbliebene (RKZSH) durch Herrn Freytag aus Neustadt und Franz Rudolf (<strong>Mardorf</strong><br />

Nr.118). Weiter Vorsitzende: Hildegard Herrmann (bei Nr.127), um 1966 Bernhard Kausch<br />

(Nr.104), Paul Paschke (Nr.221), Georg Kuschbert (Nr.237), 1985 Vorsitzender Martin Mücke<br />

(<strong>Mardorf</strong> Nr.229).<br />

20.2.1947 1. Landtagswahl in Niedersachsen:<br />

Juni 1947<br />

<strong>Die</strong> SPD siegt deutlich im Bereich Neustadt) und 1. Ministerpräsident wird Hinrich Wilhelm Kopf<br />

(SPD / bis 1955).<br />

Arbeits-Pass in der Britischen Zone<br />

(Foto rechts: F.Meyer Nr.23). Ohne<br />

dieses Dokument ist eine öffentliche<br />

Beschäftigung oder bei den<br />

Besatzungsmächten unmöglich.<br />

Sommer 1947 Sehr heiße Temperaturen<br />

(Jahresdurchschnitt auf Rekordhoch<br />

von 18,5°C)!<br />

Das letzte Mal brütet ein<br />

Weißstorchen-Paar in <strong>Mardorf</strong> auf<br />

dem großen Hausdach bei<br />

Kahle/Rabe Nr.4. Bis dahin war das<br />

Nist jedes Jahr erfolgreich belegt.<br />

10.7.1947 Wiedergründung des TSV <strong>Mardorf</strong><br />

mit dem 1.Vors. Willi Denker<br />

(*25.3.1917 Nr.8 / bis 1960) und 22<br />

weiteren Sportbegeisterten. Turnen,<br />

Tanz, Gymnastik, Theater,<br />

Tischtennis sind erste Aktivitäten auf<br />

dem Saal Asche Nr.78. Handballer<br />

und Fußballer müssen erstmal mit<br />

einer Wiese (von Kahle Nr.7 <strong>–</strong><br />

gegenüber von Nr.128) nördlich der<br />

Rehburger Straße zufrieden sein.<br />

Leichtathletik findet wohl auf dem<br />

Brink statt? Bei der Gründungsfeier<br />

kommen schon 125 Mitglieder. Der<br />

Beitrag beträgt 1 RM und das<br />

Vereinsguthaben 2.800 RM.<br />

Bis 1948<br />

gibt es jedes Jahr im Steinhuder Meer bis zu 8 Tote durch Ertrinken. Der neueingerichtete<br />

Rettungsdienst verringert diese Zahl bis auf ein oder zwei.<br />

Abbau der <strong>Mardorf</strong>er Windmühle auf dem Mühlenberg (auf 61,2 m „Erdholländer“ von 1871,<br />

<strong>Mardorf</strong> Nr.75, Müllerei Otto Meier) zugunsten einer neuen Motormühle, die bis dahin im<br />

benachbarten Wohnhaus mit untergebracht war. <strong>Die</strong> altersschwache Mühle ist bis zuletzt noch als<br />

Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Alle alten Ziegelsteine werden im Neubau verwendet.<br />

224


1948 Kfz.-Kennzeichen (-1956) Brit. Zone / Niedersachsen BN <strong>–</strong> xxxx (senkrecht, weiß auf schwarz).<br />

Oskar Brühmann eröffnet die „Neue Moorhütte“ (Nr.188) als kleinen Ausschank in einem<br />

Gebäude auf einem Kiesberg in der Nähe des Ufers und am Rande des Hochmoores. Der reguläre<br />

Gaststättenbetrieb wird erst 1954 aufgenommen (Aufnahme unten von 1959).<br />

Frühjahr 1948 Deutschland wird geteilt in die 3 Westzonen (11 Länder mit Berlin-West) und die sowjetische<br />

Ostzone (mit neuen Bezirken statt Länder und Ostberlin).<br />

Juni 1948<br />

<strong>Die</strong> „Berlin-Blockade“ (-Mai <strong>1949</strong>) der Sowjetunion wird durch die alliierte „Luftbrücke“<br />

überstanden. Der Fliegerhorst Wunstorf (mit inzwischen befestigten Beton-Startbahnen) ist der<br />

wichtigste britische Umschlagplatz und es werden von hier allein 38.663 Hilfsflüge (Avro York und<br />

DC3) durchgeführt. 1950 verlegt die Royal Air Force Jagdbomber (123 Wing / Spitfire, Vampire,<br />

Venon) nach Wunstorf.<br />

20.6.1948 Währungsreform löst die Lebensmittel und Bezugsscheine ab. An diesem Sonntag werden neue<br />

Ausweise (auch an Kinder) ausgegeben. Jeder erhält in zwei Schritten ein „Kopfgeld“ von 40 DM<br />

und einen Monat später 20 DM in bar. Verbindlichkeiten werden mit einem Kurs 10 RM zu 1 DM<br />

umgestellt; Löhne, Mieten im Kurs 1:1; Bargeld, Sparguthaben 100 RM zu 6,50 DM umgetauscht.<br />

Aug.1948<br />

Verfassungskonvent zum westdeutschen Grundgesetz. Im September<br />

beginnt der Parlamentarische Rat (aus allen Parteien) mit der<br />

Feinarbeit.<br />

11.8.1948 Gründung der Sparte Kanusport im Sportkreis Hannover.<br />

Sommer 1948 Ein zugewanderter Wolf (genannt der „Würger vom Lichtenmoor“ / 1,70<br />

Länge) reißt 65 Rinder und Kälber, unzählige Hühner und über 100<br />

Schafe bei Lichtenhorst. Abschuss am 27.8. durch einen Jäger. Sicher<br />

sind ihm auch heimliche Schwarzschlachtungen in der Gegend mit<br />

zugeschrieben worden.<br />

28.11.1948 Gemeindewahl: Bürgermeister bleibt Friedrich Meier (Nr.72 *1891)<br />

und Gemeindedirektor und Standesbeamter H.Niemeyer (Nr.37<br />

*1885). <strong>Die</strong> NLP tritt nicht wieder an. Dafür gibt es jetzt für viele Jahre<br />

eine Wählergemeinschaft (WG <strong>–</strong> 4 Sitze). Erstmals erscheint dort<br />

Wilhelm Brase (Nr.3 *1921). Außer der SPD (4 Sitze) gibt es noch 3 unabhängige Kandidaten.<br />

21.12.1948 Wilh. Dannenberg (*1897 Schneeren Nr.31) ist Landrat und Dr. Homann ist Oberkreisdirektor (bis<br />

1963) von Neustadt am Rübenberge.<br />

<strong>1949</strong> <strong>Die</strong> CDU gründet sich als bundesweite Partei (aus Resten von Zentrum, DNVP, DVP, DDP).<br />

225


<strong>1949</strong> Postleitzahl für <strong>Mardorf</strong> (über Hannover <strong>–</strong> westlicher Bereich) „20a“.<br />

<strong>Die</strong> Einwohnerzahl in <strong>Mardorf</strong> sinkt wieder auf 1.195!<br />

Das Vereinsleben in <strong>Mardorf</strong> kommt langsam wieder in Gang. Erste kleinere Feste (wie<br />

Sängerball oder Schützenfest) werden aber vorerst nur in einem der beiden Säle im Ort gefeiert.<br />

Hochzeit am 29.4.<strong>1949</strong> auf dem Mummrian (W.Wiebking Nr.55 oo Marie-Luise Schmidt)<br />

<strong>Die</strong> „PREUSSAG“ baut für die Mitarbeiter transportable Baracken am Weißen Berg (1954 wieder<br />

abgerissen).<br />

<strong>Die</strong> „Pelikan“-Werke (Günther Wagner in Hannover / Erben von Fritz<br />

Beindorff *1860+1944 oo Elisabeth Wagner) errichten im<br />

"Erschließungsplan Nr.1" (Im Kleinen Moor) Nr.211 (später am<br />

Warteweg 8) für jugendliche Mitarbeiter ein Erholungsheim (und<br />

Schulungsheim). <strong>Die</strong> Gebäudemaße sind 15x8,75 m mit Keller und<br />

Holzfachwerk mit äußerer "Stulpschalung" (damals üblich bei vielen<br />

Wochenendhäusern). Um 1964 kauft Aloys Bunge das Anwesen.<br />

Nr.212 wird (Rehburger Str.25) als kleiner landwirtschaftlicher Betrieb gebaut von Wilhelm<br />

Wiebking (*2.2.1901 Mdf.Nr.83+1980 oo Else Nülle, Mdf.Nr.1). Helmut Juhnke (*13.7.1938<br />

Westpreußen / angenommen <strong>–</strong> später Nr.69). Nach 1967 wird der Betrieb zu Mietwohnungen<br />

umgebaut: u. a. Familien Manfred Fischer, Sörries, Campos-Ferreira, Breuer.<br />

23.4.<strong>1949</strong> Schlusserklärung der "Londoner Deutschland-Konferenz" beendet auch die Gebietsansprüche (als<br />

Ausgleich für Kriegsschäden seit 1945) der Niederlande in Norddeutschland. <strong>Die</strong> weitestgehende<br />

Forderung geht territorial bis an die Weser<br />

(Karte rechts) und u. a. sollen fast alle<br />

Bewohner vertrieben werden, bis auf kleinere<br />

Orte und Personen die<br />

"plattdeutschsprachig" sind. <strong>Mardorf</strong><br />

(hellblau) mit dem Steinhuder Meer liegt zar<br />

knapp außerhalb, aber auch wegen unserer<br />

gemeinsamen Sprache hätte wohl kaum<br />

einer den Ort verlassen müssen.<br />

23.5.<strong>1949</strong> Grundgesetz für die Bundesrepublik<br />

Deutschland tritt in Kraft.<br />

14.8.<strong>1949</strong> 1.Bundestagswahl (SPD siegt im Bereich<br />

Neustadt) und Konrad Adenauer (CDU) wird<br />

erster Bundeskanzler der Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

226


7.9.<strong>1949</strong> Mit der Deutschen Bundespost kommt jetzt<br />

auch der erste Postautobus bis nach<br />

<strong>Mardorf</strong> und es gibt bald regelmäßigen<br />

Busverkehr nach Neustadt zum Bahnhof<br />

(Foto: Postbusse am Bahnhof in Neustadt)<br />

12.9.<strong>1949</strong> Erster Bundespräsident wird Theodor Heuss<br />

(FDP).<br />

Sommer <strong>1949</strong> <strong>Die</strong> I. Fußball-Herren (Foto unten) des<br />

TSV <strong>Mardorf</strong> nimmt den Spielbetrieb auf.<br />

(hinten: ? , Friedr.Förthmann Nr.45,<br />

? , Erwin Schulz Nr.225,<br />

August Meyer Nr.103)<br />

(mittlere R.: Alfred Breuer Nr.224,<br />

Wilhelm Heidorn Nr.36,<br />

Manfred Silbe Nr.242 )<br />

(vorne: Helmut Dankenbring Nr.23,<br />

? , Gerhard Dunker Nr.10)<br />

Vor 1950<br />

baut an der Rehburger Straße F.Nortmeier (Wieschen Hof Nr.19) das Mietshaus Nr.219. Es wird<br />

bis heute überwiegend von ehemaligen Flüchtlingen und Vertriebenen bewohnt.<br />

wird das dörfliche Leben in <strong>Mardorf</strong> noch weitgehend von Landwirtschaft und Kleinhandwerk<br />

geprägt:<br />

Alte Schmiede (Nr.58) vor 1950 (heute Aalräucherei)<br />

227


Vor 1950<br />

beginnt in <strong>Mardorf</strong> am Nordufer <strong>–</strong> insbesondere am<br />

Weißen Berg <strong>–</strong> der Zelt-Tourismus.<br />

Weißer Berg vor 1950 (Abbildung einer nachkolorierte Postkarte unten)<br />

Vor 1950 ist der „Rehburger Markt“ (zweimal im Jahr als Frühjahrs- und Herbstjahrmarkt in Rehburg-Stadt /<br />

Foto unten) die größte Veranstaltung dieser Art in der näheren Umgebung von <strong>Mardorf</strong>! <strong>Die</strong> Kinder<br />

sparen extra dafür ihr Taschengeld an und für die jungen Heranwachsenden ist es der erste<br />

größere Kontakt mit auswärtigen Gleichaltrigen. <strong>Die</strong> Älteren nutzen den Markt als „Informationsund<br />

Kontaktbörse“ und für „kleine städtische“ Einkäufe (z. B. Kaufhaus Grote).<br />

228


Kartoffelernte im Wandel der <strong>Zeit</strong> in <strong>Mardorf</strong>: (<strong>Die</strong> Kartoffel ist für Jahrzehnte der wichtigste Anbau im Ort)<br />

a) <strong>–</strong> g) zeigt das Kartoffeljahr früher, das vorwiegend aus Handarbeit bestand!<br />

Das Foto ganz oben rechts zeigt ein Schar vom „Anerder- / Häuflerpflug“ (anreegeploeg). Damit werden die<br />

gepflanzten Kartoffelreihen angehäuft (anreeget). So bekommen die Kartoffeln beim Wachstum viel Wärme von<br />

allen Seiten. Damit das Unkraut nicht zuviel wird, muss von Hand gehackt (vor allem zwischen den Pflanzen),<br />

während die Zwischenreihen mit dem „Striegel“ (Kratzer, in<br />

<strong>Mardorf</strong> „krassen“ /<br />

Foto rechts oben)<br />

freigehalten werden.<br />

Der Kartoffel-<br />

„Schleuderroder“<br />

(Foto ganz rechts:<br />

vermutl. ein Lanz oder<br />

Harder von 1930 /<br />

ähnliche Modelle<br />

waren bis Anfang 1960<br />

in <strong>Mardorf</strong> im Einsatz) ist die erste Maschine bei der<br />

Kartoffelernte. Der Antrieb erfolgt über die Eisenräder. Um die Kartoffeln in Reihen abzulegen, wird eine „Haspel“<br />

(Gitterrad / im Foto weiter oben rechts) angebaut.<br />

Der „Dettmann“-Vorratsroder (1 Reihe aufnehmen und hinten nach<br />

links in Reihe ablegen) nach 1954 ist dagegen eine wirkliche<br />

Neuerung <strong>–</strong> er braucht allerdings auch schon einen Traktor zum<br />

„Antrieb der Zapfwelle“.<br />

Weitere Vorratsroder kommen hinzu: Foto links Mitte: „Lanz<br />

VR2“ nach 1952 (kann<br />

schon 2 Reihen<br />

gleichzeitig aufnehmen,<br />

entsanden und in einer<br />

Reihe ablegen) und die<br />

„Wühlmaus t3“. Rechts<br />

ein <strong>Zeit</strong>ungsbericht von<br />

1970 (Familie Rusche<br />

Nr.53)<br />

zur<br />

Kartoffelernte mit<br />

einem „Samro“<br />

Vollernter (mit<br />

Verleseband - Firma<br />

Niemeyer). Foto links:<br />

Der Vollernter<br />

„Wühlmaus“ nach<br />

1963. Vollernter von<br />

„Grimme“ sind bis heute in <strong>Mardorf</strong> im Einsatz.<br />

229


Dämpferkolonnen und -gemeinschaften in <strong>Mardorf</strong>:<br />

Dämpfergemeinschaften (dempergemynschap) werden seit ca. 1935 als gemeinsamer Betrieb von Landwirte<br />

mit großen Kartoffel-Dämpfmaschinen gegründet, um aus den Abfallkartoffeln (Schweine-)Futter für den Winter<br />

zu kochen (eigentlich „garen“). Untergestellt ist die Maschine der Realgemeinde (ohne Nr.22 und 47) im westl.<br />

Teil der Scheune „Hinterm Dorf“, die jetzt als landwirtschaftliches Museum „demper, dösker un meer“ dient.<br />

Betreiber dieser „demperkolonne“ ist W.Heidorn (Nr.36).<br />

<strong>Die</strong> 2.Gemeinschaft besteht aus den restlichen <strong>Mardorf</strong>er Betrieben (mit Nr.47). Betreiber der am Dreieck<br />

untergestellten Maschine sind abwechselnd alle Mitglieder.<br />

„Original Buschmann Dämpfkolonne Modell Roller I“ aus Lommatzsch in Sachsen. Am 26.10.1938 von einer<br />

„Dämpfgemeinschaft“ bestellt für den Preis von 2.472 Reichsmark!<br />

Ab 1965 wird dieses „Dämpfen“ allmählich verdrängt durch die industrielle Verarbeitung von Futterkartoffeln z. B.<br />

bei der Fa. Holtorf (Milchwerke) in Rehburg. <strong>Die</strong> großen Maschinen werden alle verschrottet. <strong>Mardorf</strong>er<br />

Originalbilder sind bisher leider nicht gefunden worden?<br />

Hier sind (mangels eigener Fotos) ähnliche Anlagen abgebildet:<br />

In den 1930 Jahren Um 1950<br />

Dämpfkolonne mit „Buschmann“ Lommatzsch 1938<br />

Das Feuer brennt!<br />

230

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