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A8 Die Zeit 1933 – 1949 - Mardorf

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Karte der Herkunftsgebiete von <strong>Mardorf</strong>er Neubürgern (rot ehemalige Ostgebiete / grün ehemalige UdSSR und DDR)<br />

Sommer 1945 Ein Flüchtlings-Schicksal, das als Beispiel für viele stehen kann <strong>–</strong> es wird sicher einige noch<br />

viel härter getroffen haben! (erzählt von Erwin Schulz, <strong>Mardorf</strong> Nr.225)<br />

<strong>Die</strong> Familie von Erwin Schulz lebt vor dem Krieg in Ostpreußen. Dort im Kreis Rastenburg liegt die<br />

Kleinstadt Barten am Rande der Masurischen Seenplatte. In der Nähe befindet sich die „Wolfsschanze“<br />

(Hitlers Führerhauptquartier Ost). Vater Schulz ist Schneider und schon früh gestorben. <strong>Die</strong> Mutter und eine<br />

jüngere Schwester bewohnen ein kleines Haus an der Hauptstraße. Sie betreiben eine kleine Landwirtschaft<br />

für den Eigenverbrauch. Eine ältere Schwester ist bei Königsberg verheiratet. Der Bruder kommt ebenso wie<br />

Erwin als Soldat an der Ostfront. Im Januar 1945 beginnt der Einmarsch der sowjetischen Truppen in<br />

Ostpreußen. <strong>Die</strong> Rest-Familie hat schon rechtzeitig vorher Kontakt miteinander aufgenommen und sich<br />

eigentlich für eine Flucht nach Südwesten entschieden. Durch den weiteren Vormarsch ist dann aber nur<br />

noch der Weg nach Nordwesten frei. Mit Pferdewagen und einem der letzten Züge gelangen sie schließlich<br />

über Berlin bis nach <strong>Mardorf</strong>. Mit anderen Evakuierten und Flüchtlingen kommen sie vorerst auf dem Hof<br />

Nr.30 unter. Erwin ist zuerst noch in Ostpreußen stationiert; kommt dann aber nach Minsk und Leningrad,<br />

wo er im September 1945 verwundet wird. Dadurch ist er Anfang 1945 in Rostock im Lazarett und kommt<br />

durch dessen Verlegung bis zum Frühsommer nach Lübeck. So versucht er von dort aus auf abenteuerlichen<br />

Wegen die restliche Familie zu erreichen. Da es keine Brücken mehr gibt, rudert er bei Mölln über die Elbe.<br />

Über Verden/Aller, Völksen, Springe landet er schließlich in Hameln. Dort wird er von den englischen<br />

Besatzern gefasst, gefilzt und erst einmal eine Nacht ins Gefängnis gesteckt. So bleibt er bis 1946 in Hameln<br />

bei einem Schmied, denn diesen Beruf hat er gelernt. Endlich in <strong>Mardorf</strong> bei der Familie wohnt auch er bei<br />

Nr.30. <strong>Die</strong> ältere Schwester ist in Wirren Anfang 1945 ohne den vermissten Ehemann mit drei Kindern über<br />

das zugefrorene Frische Haff, von Pillau aus mit einem Schiff nach Dänemark entkommen. Nach der<br />

Weiterreise kommt sie in <strong>Mardorf</strong> auf dem Hof (Dankenbring) Nr.96 unter. Später verzieht sie mit den<br />

Kindern nach Hannover. <strong>Die</strong> jüngere Schwester heiratet einen Besatzungssoldaten und lebt seit 1947 in<br />

England. Erwin bleibt bis zur Heirat mit Elfriede 1950 auf dem Hof Nr.30. Dann ziehen sie in das neue Haus<br />

von Nr.96 an der Lehmkuhle (Nr.225) bekommen 2 Söhne (Hans-Jürgen / Hartmut oo in Nr.18), wo er selbst<br />

beim Bau hilft und noch heute wohnt.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde <strong>Mardorf</strong> versucht durch Vergabe von Gartenteilen die Selbstversorgung der<br />

„Neubürger“ zu lindern. Sie dürfen sich auch selbst kleine Behelfsunterkünfte errichten. So<br />

entstehen überall (auch am Nordufer und Bannsee) einfache Bauten, die z. T. in umgebauter Form<br />

bis in unsere <strong>Zeit</strong> überleben. <strong>Die</strong> Gemeinde baut 2 Behelfsheime auf dem Lindenberg (Nr.174 <strong>–</strong><br />

nach 1960 Neubau: Auf dem Lindenberg 6 und 8 / Nr.175 <strong>–</strong> nach 1960 Auf dem Lindenberg 4).<br />

Flüchtlingsbetreuer ist Erich Rudolf (Nr.152).<br />

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