A8 Die Zeit 1933 – 1949 - Mardorf
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Trotz Krieg<br />
wird weiter<br />
für das<br />
Steinhuder<br />
Meer<br />
geworben<br />
(Karte<br />
1942)!<br />
7.7.1942 beginnt die „Schlacht um Stalingrad“. Insgesamt 650.000 Menschen verlieren in diesem „Kessel“<br />
bis 2.2.1943 ihr Leben. Viele der 6.Deutschen Armee gehen in russische Gefangenschaft, aus der<br />
bis 1956 nur die wenigsten zurückkehren. Für die Ostfront ist es auch der Wendepunkt. Der Krieg<br />
bewegt sich jetzt vollends Richtung Deutschland.<br />
18.9.1942 <strong>Die</strong> Deutsche Luftschutzraum-Ordnung gewährt nur noch Deutschen den Zutritt zum rettenden<br />
Bunker!<br />
Dezember1942 Der Brief eines in Stalingrad eingeschlossenen deutschen Soldaten (Gottfried Mäder*1920)<br />
an seine verwitwete Mutter in <strong>Mardorf</strong> (Nr.63) vom 29.12.1942. Mit Bleistift geschrieben und erst<br />
nach seinem frühen Tod im Januar 1943 in die ferne Heimat gelangt. (Der Schreiber hatte eine<br />
gute Schulbildung, aber wegen der schlechten Ernährung und extremen Kälte an der Front<br />
ergeben sich viele Rechtschreibfehler und zum Schluss wirkt auch alles etwas „zerfahren“):<br />
„Meine Lieben!<br />
Mein liebes sorgendes Mütterlein, heute abend komme wieder zu, u. sende dir die aller recht herzlichsten<br />
Grüße. Sitze wiedermal an dem kleinen Tischchen, das kleine Tischchen, das mir so manchesmal als<br />
Unterlage diente, wenn ich an meine liebe Mutter schrieb. U. so tut der kleine Tisch es auch heute wieder.<br />
Wärend ich jetzt an meine liebe Mutter schreibe, hoffe ich, das ich wärend der <strong>Zeit</strong> nicht gestört werde u.<br />
mögte doch auch hoffen dass Du meine liebe Mutter, wie auch Onkel u. Fml. Dankenbring noch alle gesund<br />
und munter seit. Das ich von mir mit Gottes-Hilfe gesundheitlich auch noch sagen darf. Wie habt Ihr den<br />
Weihnachten verlebt? War der kleine Fritz zu Weihnachten noch da? Hoffentlich!’’ Wie war den im<br />
Algemeinen die Stimmung zu Weihnachten in <strong>Mardorf</strong>?’’ Was für’n Weihnachten wir in Stalingrad gehabt<br />
haben, glaub ich, brauch ich wohl nicht zu erwähnen.<br />
Vielleicht habt Ihr auf’n Heiligabend Radio gehört, wenn ja, dan wisst Ihr es ja. Heiligabend stand ich auf<br />
Posten, schönes Gefühl, u. dan keine Post, rein gar nichts hatten wir zu Weihnachten, im Gegenteil. Wir<br />
haben nur ein Wunsch, mögten doch Päkchen’s ankommen, damit man sich doch mal wieder satt essen kann,<br />
aber wir wollen alles in Gottes Händen legen, möge Er geben das wir hier aus’n Kessel bald erlöst werden<br />
aber mache Dir liebe Mutter keine Sorgen. Wir lassen den Kopf nicht hängen, u. das bringt ja schließlich<br />
auch nichts ein. Wir müssen es alles in Gottes Handen, der wird uns uns schon führen denk ich. U. nun meine<br />
liebe Mutter schließe ich für heute wieder mein Schreiben, u. wünsche Dir meine liebe Mutter, wie auch<br />
Onkel u. Fml. Dankenbring ins neue Jahr alles Gute, möge Gott Euch Liebe ins neue Jahr Zufriedenheit u.<br />
Frieden schenken. <strong>Die</strong>se zwei Wünsche, wünsch ich Euch Lieben, von ganzen herzen:<br />
Euer Gottfried Gute Nacht.“<br />
Bereits am 6.2.1943 beeilt sich der Leutnant und Resteinheitsführer des Pz.Grd.Regt.26 über die<br />
Feldpost an die Mutter zu schreiben: „...dass der O’gefr. August (Taufname) Mäder am Heldenkampf in<br />
der Festung Stalingrad teilgenommen und den heroischen Endkampf gegen eine erdrückende Übermacht<br />
mitgekämpft hat“. Das wirkliche Schicksal klärt sich für die Mutter aber erst Jahre später.<br />
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