A6 Die Zeit 1891 – 1917 - Mardorf
A6 Die Zeit 1891 – 1917 - Mardorf
A6 Die Zeit 1891 – 1917 - Mardorf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>A6</strong> <strong>Die</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>1891</strong> <strong>–</strong> <strong>1917</strong><br />
<strong>1891</strong> Der Männer-Gesang-Verein „Concordia“ von 1889 bekommt eine Fahne.<br />
<strong>Die</strong> helle Vorderseite besagt das Gründungsjahr 1889:<br />
(Männer-Gesang-Verein „Concordia“ 1889 <strong>Mardorf</strong>). Sie hängt heute im Dorfgemeinschaftshaus.<br />
<strong>Die</strong> blaue Rückseite ist mit 1893 datiert<br />
(vielleicht eine Ergänzung wegen<br />
Vorsitzendenwechsel 1893 ?):<br />
(Im Liede rein und treu im Wort immerfort. 1893)<br />
17.01.<strong>1891</strong> Beginn der „Theilungs- und Verköppelungssache“ in der <strong>Mardorf</strong>er Feldflur. Sie ist eine der<br />
letzten in der Gegend um Hannover, dafür aber eine der Gründlichsten, weil andernorts<br />
begangene Fehler vermieden werden. Es ist nach der Neugründung des Dorfes (nach 1618) der<br />
zweite große Einschnitt und Abschluss einer ganzen Reihe von „Rezeßen“. <strong>Die</strong> „Verköppelung „<br />
verändert die Gemarkung <strong>Mardorf</strong>s. Es entsteht eine neue Flureinteilung mit neuen<br />
Wegeführungen. Um das alte Haufendorf wurden die Wege schachbrettartig wie ein Gitter über die<br />
neu parzellierte Flur gelegt. Das Neubaugebiet „Mummrian“ wurde schon seit 1840 planmäßig auf<br />
einer Gemeinschaftsfläche angelegt. Alles wird neu geregelt und aufgeteilt <strong>–</strong> nur die übrig<br />
gebliebenen (damals) „minderwertigen“ Flächen gehen an: die Realgemeinde, Forstinteressenten<br />
A und B, Kapellengemeinde Nr.51, Schulgemeinde Nr.50 und für den dann noch zu verteilenden<br />
Rest wird eigens eine Verköppelungsinteressentenschaft gegründet. <strong>Die</strong> Flächen der<br />
Schulgemeinde (22,5787 ha) und der Verkoppelungsinteressenten (2,3818 ha) übernimmt nach<br />
1974 die Stadt Neustadt.<br />
Teilnehmer der Verköppelung sind auch die Hofstellen:<br />
Halbmeier Nr.1 <strong>–</strong> 7, Großkötner Nr.8 <strong>–</strong> 21, Kleinkötner sowie Kirchkötner und Brinksitzer Nr.22 <strong>–</strong> 27.<br />
Anbauern / Abbauern (mit Eigentum): Nr.29, 30, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46,<br />
47, 48, 49, 52, 53, 54, 55, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78,<br />
79, 80, 81, 82, 83, 85, 86, 87, 88, 90, 91.<br />
Anbauern / Abbauern (ohne Eigentum): Nr.28 (1882 nur noch Ländereien - 1908 aufgelöst), Nr. 31 (ab<br />
1882 Ländereien ohne Betrieb), Nr.84, 89, 92, 93, 94, 95, 96.<br />
Nachträglich teilgenommen: ab 1920: Nr.97, Nr.98, Nr.99, Nr.100, Nr.103, Nr.106, Nr.107, Nr.108, Nr.110<br />
(Badehotel), Nr.113, Nr.114, (Heidorn bei Nr.21) und ab 1930: Nr.130 (Abbauer 1931) und 142<br />
(Schneiderei~1930).<br />
Nicht teilgenommen: Nr.56 (da nicht besetzt), Nr.101 (da nicht vergeben), Nr.102 (Abb.1913, dann<br />
Kaufmann), Nr.104 (Abb.1910), Nr.105 (Abb.1914), Nr.109 (Abb.1926, dann Schlosserei), Nr.111 (Blaue<br />
Grotte), Nr.112 (Hausschlachter ~1919).<br />
Das allgemeine Verfahren der Verköppelung endet mit dem Rezeß (Vertrag) am 4.12.1908.<br />
130
Verköppelung <strong>Mardorf</strong> <strong>1891</strong>: (Gemarkung <strong>Mardorf</strong> vor 1890 <strong>–</strong> Wege gehen sternförmig vom Dorf in alle Richtungen /<br />
Karte mit den Verkehrs-Großprojekten von 1817 - Kanal und 1933 - Autobahn nördlich von <strong>Mardorf</strong>)<br />
(Gemarkung nach 1910 <strong>–</strong> Wege sind jetzt schachbrettartig über die Gemarkung gelegt)<br />
131
Febr.<strong>1891</strong><br />
Kreistagswahlen:<br />
Heinrich Philipp<br />
Dunker (*1834<br />
Großkötner <strong>Mardorf</strong><br />
Nr.10) ist gewählt!<br />
Gemeinde-<br />
Ortsvorsteher 1863 <strong>–</strong><br />
1865 / 1880 <strong>–</strong> n.1905 /<br />
n.1911 <strong>–</strong> 1914.<br />
(Bekanntmachung des<br />
Wahlergebnisses in der<br />
Leine-<strong>Zeit</strong>ung am<br />
12.2.<strong>1891</strong>)<br />
1892 Wird die Abbauerstelle<br />
Nr.81 des (Anbauers)<br />
und Schusters<br />
W.Brase (*~1876<br />
Nr.13/ oo Caroline<br />
Gerberding Nr.84/<br />
„Förthmanns-Schoester“) an der Hauptstr. beim Dreieck begründet. Das Haus wird schon um 1890<br />
auf Gemeindegrund gebaut. An der Stelle stand seit Anfang 19.Jhd. ein kleines Fachwerkhaus,<br />
das bis 1857 als Feuerwehrgerätehaus und Gefängnis genutzt wurde. W.Brase ist “Besprecher“<br />
bei Tier- und sonstigen Krankheiten. Er ist lange Totengräber und Friedhofswärter der Gemeinde.<br />
Seine Frau ist Toten- und Leichenfrau. Heute wohnt dort der Tischler und Bestatter Förthmann<br />
(Nr.32 nebenan).<br />
Anfang 1892 Das Steinhuder Meer ist länger zugefroren und Leute überqueren es auch mit beladenen<br />
Gespannen.<br />
25.12.1892 Auf dem zugefrorenen<br />
Steinhuder<br />
Meer bricht ein junger<br />
Großenheidorner<br />
beim Wilhelmstein<br />
ein und ertrinkt.<br />
<strong>Mardorf</strong> Nr.23<br />
(Backhaus-Meyer um<br />
1892. Das Haus von<br />
1796 ist nach<br />
Blitzeinschlag<br />
abgebrannt und gerade<br />
teilweise massiv neu<br />
aufgebaut worden.)<br />
Nach 1892<br />
Jan.1893<br />
Es wird eine Postkutschenverbind-ung zwischen <strong>Mardorf</strong> und Neustadt eingerichtet.<br />
Der Monat ist besonders kalt!<br />
1893 Trockenster Frühling seit Menschengedenken.<br />
Neuer ev.-luth. Pastor (-1896) in Schneeren ist Karl <strong>Die</strong>trich Heinrich Lampe (*11.8.1865 Hann.).<br />
In einem Hügelgrab südlich der Häfern wird eine früh-bronzezeitliche Bronzenadel entdeckt.<br />
Neuer 1.Vorsitzender des MGV „Concordia“ wird Friedrich Kahle (Nr.74 *1847)<br />
Einrichtung der Posthilfsstelle <strong>Mardorf</strong> im Postamt Rehburg.<br />
Bau der Kreisstraße (bis 1896) von der Provinzialstraße (Hannover-Bremen / heute B6) über<br />
Schneeren und <strong>Mardorf</strong> (Dorfstraße und Rehburger Chaussee) bis nach Rehburg (heute L360).<br />
132
1894 <strong>Die</strong> Bahnhöfe Wunstorf und Neustadt i. H. (Hann.) der Preußischen Staatsbahn werden<br />
eingeweiht.<br />
Das Amtsgericht Neustadt a. R. wird eingerichtet.<br />
Vor 1895<br />
gibt es ca. 80 Hausnummern mit 472 Einwohnern in <strong>Mardorf</strong>.<br />
1895 Regierungspräsident von Hannover wird Ernst Brandenstein.<br />
Anfang 1895<br />
Anfang des Jahres ist das Steinhuder Meer länger zugefroren und Leute können es überqueren.<br />
25.6.1895 Erstmals wird in einem „Festzelt“ Schützenfest (3 Wochen nach Pfingsten) gefeiert und am<br />
<strong>Die</strong>nstag das erste Kinderschützenfest in <strong>Mardorf</strong> <strong>–</strong> vermutlich am Brink. Unter Aufsicht des<br />
Lehrers Nebel dürfen die Kinder von 3 Uhr nachmittags bis 9 Uhr abends tanzen. Es gibt für die<br />
Kinder auch schon kleine Preise in Form von Süßigkeiten und allerlei Naschwerk zu gewinnen. Zu<br />
dem Zweck wird eine Stalltür an einen Baum gestellt und mit Kreide eine Scheibe darauf gemalt.<br />
Dann holt man einen mit Wasser gefüllten Eimer, taucht einen Lappen hinein und jedes Kind darf<br />
ins Ziel werfen.<br />
16.12.1895 Gründung des Kriegervereins <strong>Mardorf</strong> als „Schicksals- und Notgemeinschaft“ (wie damals<br />
vielerorts üblich vom Kaiser angeregt). Im Statut steht: „Treu zu Kaiser und Reich“. <strong>Die</strong> Mitglieder<br />
tendieren aber mehr zum Königshaus in Hannover und so wird der Verein wegen „welfischer<br />
Umtriebe“ 1904 verboten. Letztlich wohl auch wegen der Aufnahme eines<br />
Reichstagsabgeordneten der DHP als Ehrenmitglied. Erst nachdem man sich verpflichtet hat,<br />
künftig den Geburtstag von Kaiser Wilhelm II. mit morgendlichem Kirchgang und abendlichem Ball<br />
sowie den „Sedan-Tag“ am 3.Sept. zu feiern, wird der Verein 1910 wieder zugelassen.<br />
27.12.1895 Auf dem zugefrorenen Steinhuder Meer brechen 2 Steinhuder Jungen ein. Einer rutscht gleich<br />
unter das Eis und ertrinkt. An diesem Tag kommt ein weiterer Steinhuder auf dem Rückweg von<br />
<strong>Mardorf</strong> auf die gleiche Art ums Leben.<br />
Nach 1895<br />
gibt es ca. 85 Wohnhäuser mit 494 „Seelen“ (Einwohnern) in <strong>Mardorf</strong>.<br />
Schulklasse 1896 (vor der Kapelle mit Lehrer Knübel / auch Pastor)<br />
133
1896 Neuer ev.-luth. Pastor (-1921) in <strong>Mardorf</strong> u. Schneeren ist Johann Hermann Knübel (+22.9.1921).<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.83 mit Fachwerkhaus des Schusters F.Wiebking (*1858 Nr.18/ oo<br />
Emma Dankenbring Nr.63/ „Braasen-Schoesters“) am Buchenberg begründet. Später Felberdam.<br />
Der Bad Rehburger Badearzt (1886 Sanatorium) und Geheimrat Dr. Rudolf Michaelis lässt als<br />
Pächter des gesamten Areals auf dem Weißen Berg eine Blockhütte (nach 1925 Nr.110)<br />
errichten, um seine Freizeit dort zu verbringen. Es wird als der Beginn der Wochenendbebauung<br />
und neues Ausflugsziel von Hannover gesehen.<br />
12.12.1896 Wegen andauernder (politischer) Streitigkeiten kommt es zur Trennung des MGV „Concordia“!<br />
29.12.1896 Gründungsversammlung Hannoverscher Gesangverein „Liedertafel“! <strong>Die</strong> Mitglieder sind streng<br />
welfisch königstreu und erlauben keine Aufnahme unter 17 Jahren. Der „Liedervater“ ist zunächst<br />
Heinrich Dunker (Nr.10 *~1868 <strong>–</strong> später 1.Vors. Concordia bis 1922). Der Gesangverein<br />
„Concordia“ bleibt bestehen! <strong>Die</strong> Mitglieder sind aber für die neue preußische Ordnung und<br />
gestatten keine Aufnahme unter 18 Jahren. Bis 1922 ist H.Dunker (Nr.10) Vorsitzender. Ihm folgt<br />
bis 1926 H.Kahle (Nr.17) und bis 1938 W.Ideker (Nr.91). W.Dankenbring (Nr.80) ist bis 1941<br />
Vorsitzender <strong>–</strong> dann ruht der Gesang bis 1945.<br />
1897 Hermann Löns besucht das Gebiet um das Steinhuder Meer und kehrt bei Gastwirt Kahle Nr.7<br />
ein. Am Nordufer schießt er einen Rehbock fühlt sich sichtlich wohl im Ort.<br />
<strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.84 mit Fachwerkhaus (um 1896 auf Realgemeindegrund) des Tischlers<br />
W.Gerberding (*~1846 Nr.61/ oo Karoline Dankenbring Nr.44/ „Mökers-Diskers“) am Fuhrenkamp<br />
wird begründet. Der Vater ist Maurer.<br />
<strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.85 (mit Haus 1898) des Schäfers, Abbauers (Nr.57), Böttchers F.Struckmann<br />
(*1844 Nr.21/ oo W.Heidorn Nr.6/ „Fiskers-Bökers“ auch „Meiers-Scheeper“) an der Lindenstraße<br />
wird begründet.<br />
<strong>Die</strong> 1. Fahne für die „Liedertafel“ von 1896: „Hannoverscher Gesang-Verein-Liedertafel 1896 <strong>–</strong> 1897<br />
<strong>Mardorf</strong>“ / „Gewidmet v. Sr. Königl. Hoheit Ernst August Herzog von Cumberland Herzog zu Braunschweig<br />
u. Lüneburg“ (gestiftet / welfisches, Hannover). Auf Anordnung des preußischen Neustädter<br />
Landrats von Woyna darf sie aber nicht öffentlich gezeigt werden (die Fahne wird in <strong>Mardorf</strong> Nr.2<br />
verwahrt).<br />
Ab 1897<br />
Aus diesem Grund wird 1897 für die „Liedertafel“ eine 2. Fahne „Gesang Verein Liedertafel Gegr.<br />
1896 <strong>Mardorf</strong>“ / „Sind wir von der Arbeit müde <strong>–</strong> Ist noch Kraft zu einem Liede“ angeschafft (hängt heute<br />
im Dorfgemeinschaftshaus). Als dann 1913 Kaiser Wilhelm II. durch <strong>Mardorf</strong> fährt, soll er sich<br />
erkundigt haben, warum denn die eine Fahne verhüllt wäre. Danach ist das Verbot sofort<br />
aufgehoben worden. Eben diese Fahne ist 1979 auf mysteriöse Weise verschwunden und kann<br />
erst 1987 auf Umwegen aus Amerika (Canada) wiederbeschafft werden. Vorsitzender um 1925 ist<br />
H.Wiebking (Nr.104) mit dem Liedervater F.Kahle (Nr.52). Sie bleiben es wohl bis zur Einstellung<br />
des Gesangs um 1941.<br />
finden die Liederabende der „Liedertafel“in der Gastwirtschaft Kahle Nr.7 statt.<br />
134
<strong>Die</strong> 2.Fahne der „Liedertafel“ 1897<br />
1898 Wird die Abbauerstelle Nr.80 des Straßenmeisters W.Dankenbring (*1871 Nr.5/ oo Stadtländer/<br />
„Schüfflers“) am Mummrian begründet. Das Fachwerkhaus (Abbildung rechts) wird schon 1892<br />
gebaut. 1931 kommt eine Kolonialwarenhandlung hinzu. 1946 ist hier auch die erste Filiale der<br />
Kreissparkasse Neustadt a. R. untergebracht. Später Brase und Blöthe.<br />
<strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.86 mit Fachwerkhaus (~1897) des Hsl. und Schäfers H.Heidorn (*~1865<br />
Nr.113/ 1.oo W.Vogeler Nr.36/ 2.oo Minna Dankenbring Nr.44/ „Sween-Scheepers“) vor der Mühle<br />
wird begründet. Später dort: Torchalla, Wiegand, Reumann.<br />
21.5.1898 <strong>Die</strong> Steinhuder Meerbahn (St.M.B. <strong>–</strong> im<br />
Volksmund „Kleinbahn“ genannt) wird eröffnet.<br />
<strong>Die</strong> Spurweite ist 1.000 mm und die<br />
Höchstgeschwindigkeit nie mehr als 30 km/h.<br />
Ab 29.10.1898 wird die Stammstrecke<br />
„Wunstorf <strong>–</strong> Rehburg-Stadt“ mit 6<br />
Dampflokomotiven (Bn2t Typ256 Hohenzollern /<br />
Foto: 2achsige Lok des Typs mit Personenzug in<br />
Rehburg) mit den Namen der anliegenden Orte<br />
betrieben. Das Gleis führt ab 2.5.1899 weiter<br />
über Loccum, Stolzenau bis nach Uchte<br />
(Einstellung Sommer 1935) und hat eine<br />
Länge von 52,7 km. <strong>Die</strong>se Strecke ist noch an<br />
den Resten der ehemaligen Brücke über die Straße von Loccum nach Leese erkennbar. Neben<br />
Personen werden hauptsächlich Güter transportiert. <strong>Die</strong> Güterstrecke nach Mesmerode<br />
(Kalibergwerk) wird am 13.11.1905 „dreigleisig“ eröffnet. Der Plan (1905-1911) einer Erweiterung<br />
direkt nach Rehburg-Stadt und bis zum geplanten Kaliabbau südlich von Husum (<strong>Mardorf</strong>er<br />
Bieförthmoor) verbleibt aber. Ab 1936 befördert man auch „Normalspur-Waggons“ auf „Rollwagen“<br />
(ab 1962 auf „Rollbocks“).<br />
Nach Fertigstellung der Bahnverbindung<br />
ergeben sich für <strong>Mardorf</strong> ganz neue<br />
Reisemöglichkeiten und man ist dem<br />
öffentlichen „Nahverkehr“ damit einen<br />
Riesenschritt näher gekommen <strong>–</strong> nur noch 4<br />
km bis zum Bahnhof Rehburg (Foto nach 1908:<br />
3achsige Dampflok mit Personenzug fährt in<br />
Rehburg ein). Einerseits fährt man weiterhin mit<br />
dem „Auswanderer“ nach Steinhude und dann<br />
mit der neuen Schmalspur-Bahn nach<br />
Wunstorf und weiter mit der „Großen Bahn“<br />
nach Hannover oder man nimmt bis Rehburg-Stadt das Fahrrad und fährt dann mit der Kleinbahn<br />
weiter nach Wunstorf und Hannover. Durch den Anschluss kommt jetzt auch die Post von<br />
Wunstorf nach Rehburg nicht mehr mit der Kutsche sondern per Bahn. Mit Postkarren wird die<br />
Post vom Rehburger Briefträger <strong>Die</strong>trich Rode sen. dann weiter bis nach <strong>Mardorf</strong> befördert.<br />
135
(StMB)<br />
Der Dampfbetrieb wird 1960 eingestellt. Aber<br />
schon ab 1931 verkehrte auch ein<br />
„Schienenbus“ und 1936 startet der erste<br />
„Triebwagen“. Bekannt geworden ist ab 1953<br />
der markante Schienenbus „T41“<br />
(„Ameisenbär- Schweineschnauze“ / Foto<br />
rechts). Ihm folgen noch der „T52, 58 und 64“.<br />
1948 werden gesamt 1.165.219 Personen<br />
durch die „Seeprovinz“ transportiert. <strong>Die</strong>se<br />
Zahlen werden dann aber immer schlechter bis zur Einstellung der Personenbeförderung am<br />
18.1.1964. Der Güterverkehr der Kleinbahn (Höhepunkt 1910 mit über 175.000 to) endet auf der<br />
Hauptstrecke erst am 18.8.1970. Bis zum Kaliwerk Bokeloh wird die Schmalspur später auf DB-<br />
Norm verbreitert und der Güterverkehr kann bis heute weiterlaufen, wenn auch mit der neuen<br />
Gesellschaft OHE.<br />
Karte mit den Strecken der Steinhuder Meerbahn nach 1898 (schwarz / Entwurf der Kalitransportbahn n.1905 in blau)<br />
1899 Bau des Rehburger Rathaussaales am Ratskeller und der „Rehburger Badeanstalt“ (Foto rechts<br />
von <strong>1917</strong>) direkt am Meerbach gegenüber der neuen<br />
„Rathskellerwirtschaft“. Deren 1.Pächter ist ab 10.Dez. Friedrich<br />
Nordmeyer (*1853 <strong>Mardorf</strong> Nr.66) mit Tochter Dorette. Er hat wohl<br />
auch die Rehburger Motormühle am Mühlenberg zu der <strong>Zeit</strong><br />
betrieben. Der Meerbach fließt von <strong>Mardorf</strong>, durch die<br />
Meerbruchwiesen nach Rehburg und dann in der<br />
Meerbachniederung bis nach Nienburg, um dort in die Weser zu<br />
münden.<br />
Östlich von Rehburg-Stadt<br />
wird um 1930 ein<br />
Stauwehr (am Sportplatz)<br />
gebaut, dass auch gerne<br />
zum Baden (Foto oben)<br />
genutzt wird.<br />
136
1899 Wird die Abbauerstelle Nr.87 des (Anbauers) Aug.Meier (*~1870 Nr.48/ oo Nülle/ Dirk-Schoesters-<br />
August“) an der Rehburger Chaussee begründet. Das massive Haus mit Krüppelwalm wird um<br />
1898 begründet (später dort Familie Meyer und Mann).<br />
(Entwicklung von <strong>Mardorf</strong> von ca. 1800 bis 1899 / Haus-Nr.30 <strong>–</strong> Nr.88)<br />
137
Vor 1900<br />
ist der Fischfang im Steinhuder Meer an 32 Steinhuder Fischer verpachtet und hat einen Ertrag<br />
von bis zu 17 Tonnen. Zur Ertragssteigerung wird erst jetzt der Zander eingesetzt. <strong>Die</strong> besten<br />
Fischgründe sind vor dem Nordufer. Aale werden bevorzugt westlich der Kräheninsel in Reusen<br />
gefangen. Gute Laichplätze sind im Ostenmeer. Da bisher nicht merklich in das ökologische<br />
System des Meeres eingegriffen worden ist, gibt es einen fast regelmäßigen Wechsel des<br />
Pflanzenwuchses: Alle 7 Jahre tritt eine Wasserpflanze besonders massiv in Erscheinung, um sich<br />
dann ohne zutun wieder zu normalisieren.<br />
<strong>Mardorf</strong> hat über 500 Einwohner. 1900 werden<br />
amtlich aber schon 624 Einwohner angegeben!?<br />
1900 Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) in<br />
Deutschland.<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.88 des Viehhändlers<br />
H.Stadtländer (*1858 Nr.69/ oo Meier/ Asche<br />
„Askens-Willies“) am Fuhrenkamp begründet. Das<br />
Fachwerkhaus (Abbildung rechts) wird schon um 1899<br />
erbaut. Später Asche. Das Fachwerk ist z. T. noch heute erhalten. Später Familie Dill.<br />
Um 1900 <strong>Die</strong> Kapellengemeinde hat 0,6198 ha Land. <strong>Die</strong> Vertreter sind (1905):<br />
(Pastor Knübel), H.Wiebking Nr.40, H.Dunker Nr.10, H.Kahle Nr.17, F.Nülle Nr.22.<br />
<strong>Die</strong> Schulgemeinde hat ca. 22,38 ha Grundeigentum und einen eigenen Vorstand:<br />
Lehrer Buschhorn (noch um 1920 in der Schule tätig) / Heinrich Dunker Nr.10<br />
(Gemeindevorsteher) / H.Heidorn Nr.20, W.Kahle Nr.4, H.Struckmann Nr.21, H.Niemeyer Nr.37<br />
(Gemeinde-Beisitzer). Bis 1974 vertritt immer der Gemeindevorsteher /-direktor die<br />
„Schulgemeinde“ nach außen hin.<br />
Im 19. und 20.Jahrhundert!<br />
Frauen in <strong>Mardorf</strong>: <strong>Die</strong> abgebildeten älteren Frauen stehen stellvertretend für alle treu sorgenden und hart<br />
arbeitenden Urgroßmütter, Großmütter, Mütter, Ehefrauen, allein erziehenden Frauen, Schwestern und allein<br />
stehenden Frauen in <strong>Mardorf</strong>. Ohne sie hätten nicht all’ die schönen und großartigen Dinge geschaffen und<br />
geleistet werden können. Sie versorgen oft eine große Familie mit vielen Kindern, mehreren Generationen, einen<br />
verantwortungsvollen Haushalt und das Vieh. Zusätzlich gibt es noch die schwere Arbeit auf Feld und Wiesen.<br />
Links: Alte Frau bei der Kartoffelernte (Gemälde um 1885 mit Forke und Holzschuhen)<br />
Mitte: Alte <strong>Mardorf</strong>er Frau mit Bibel auf Sofa am Ofen (Aufnahme Ende des 19.Jhd.)<br />
Rechts: Wilhelmine Struckmann (*22.8.1852 Nr.21 / Nr.57 / +nach 1934 in Nr.85)<br />
Hebamme von 19.4.1884 bis 1934.<br />
138
Im 19. und 20.Jahrhundert!<br />
Jäger in <strong>Mardorf</strong>:<br />
Links: Um 1875 Jäger mit Hut und Kappen, Pulverhorn und noch mit Vorderladern, die aber schon mit „Perkussionsschloss“<br />
ausgestattet sind (dabei wird die Treibladung über ein Zündhütchen gezündet)<br />
Mitte: Um 1900 mit Mütze und Hut und mit modernen Hinterlader-„Schrotflinten“.<br />
Rechts: Um 1930 mit der grünen (Filz- oder Woll-) Jagdbekleidung und Gewehren für Schrot- und Kugelpatronen.<br />
<strong>Die</strong> Imkerei mit Bienenständen in der pflanzenreichen und abwechslungsreichen Umgebung von<br />
<strong>Mardorf</strong> ist ein lohnender Nebenerwerb. So wie auf der Abbildung rechts (Rehburger Bienenstand nordwestlich von<br />
<strong>Mardorf</strong> im Buchholz- und Kreuzholzmoor)<br />
stehen überall die selbstgemachten<br />
Bienenkörbe (Foto unten links im Ldw.<br />
Museum Realgemeinde), oft im Dutzend in<br />
wettergeschützten Unterständen. Im Winter<br />
werden die „Stülpkörbe“ geflochten. Später<br />
spezialisieren sich einige „Korbimker“ als<br />
„Kastenbienenzüchter“ (Foto rechts unten <strong>–</strong><br />
Kastenbienenzucht, wie sie heute üblich ist).<br />
<strong>Mardorf</strong>er Honig ist aber noch immer etwas<br />
Besonderes, durch die vielen<br />
unterschiedlichen „Rohstoffe“.<br />
139
Im 19. und 20.Jahrhundert!<br />
<strong>Die</strong> technischen Veränderungen in <strong>Mardorf</strong> am Beispiel der Getreideernte:<br />
Selbst nach 1945 wird das Kornfeld z. T. noch mit der Sense (Bild unten links in der Sensengruppe) oder dem<br />
speziellen „Bogenreff“ (Bild unten Mitte ähnlich) gemäht. <strong>Die</strong> Frau nimmt es mit einer „Erntesichel“ auf, bindet die<br />
„Garbe“ und stellt diese zu einer „Stiege“ (je 20 Garben) zum trocknen zusammen.<br />
<strong>Die</strong> „Mähbalken“-Maschine (seit 1900 in <strong>Mardorf</strong>) von 2 Pferden gezogen. Links der Fahrer (H.Dunker Nr.10) und<br />
rechts die 2.Person mit der Stange („Ablegerechen“) zum ablagern des gemähten Korns. Ist die Menge einer<br />
Garbe erreicht, schiebt er es zur Seite zum zusammenbinden per hand (Foto unten links).Nach dem I.Weltkrieg<br />
werden dann die ersten „binmeier“ („Bautz“ und „Fella“ Bindemäher / Farbfoto unten rechts: Mähbinder<br />
„McCormick“) angeschafft.<br />
Zwar noch von einem Pferdegespann gezogen, liefern sie aber schon fertige Garben. Aufstellen muss man sie<br />
weiterhin von Hand, wie auch zum Abfahren mühsam mit der Forke „rangesteckt“ und Garbe für Garbe sorgfältig<br />
„gepackt“ werden muss (Foto unten rechts). In 1958 erledigt dann der 1.Mähdrescher (ein „Fella-Jupiter“ noch<br />
ohne Korntank aber mit Sackabfüllung) die ganze Arbeit in einem Arbeitsgang (Foto unten rechts: „Claas Europa“<br />
1959 mit Korntank).<br />
140
Im 19. und 20.Jahrhundert!<br />
Nach Zwischenlagerung auf dem häuslichen Boden, beim Getreide-Dreschen hat der Dreschflegel (Foto unten<br />
links: Im Winter auf der <strong>Die</strong>le oder der Scheune). Schon nach 1918 sind erste „Dreschmaschinen“ („dösker“) in<br />
<strong>Mardorf</strong> im Einsatz: Anfang des 20.Jhd. kommen Lohnunternehmer mit ihren Dampfdreschmaschinen (mit<br />
Lokomobil oder Traktor als Antrieb) auf die Höfe und ab 1930 treiben „Motorwagen“ mit Stromversorgung die<br />
Maschine.<br />
Ein noch dampfgetriebenes „Lokomobil“ (Foto oben rechts: Lanz-Lokomobil mit Treibriemen zur Lanz-<br />
Dreschmaschine) bringt die Mechanisierung auch nach <strong>Mardorf</strong>. Seit dem Ende des 19.Jhd. fahren<br />
“Kraftverleiher“ (Lohnunternehmer) mit den Ungetümen über Land und kommen meistens mit ihren<br />
Dreschmaschinen zum Einsatz. Eigene Maschinen können sich auch größere Betriebe in <strong>Mardorf</strong> noch lange<br />
nicht leisten. In den 1930er Jahren setzen sich für den Antrieb dann Traktoren/Trecker durch. Bei den Ernte- und<br />
Drescharbeiten sind auch noch Ochsen, Kühe und Pferde im Einsatz. Vor allem werden aber Arbeitskräfte<br />
gebraucht.<br />
(Foto oben links: Standardwerke Schulze in Hannover <strong>–</strong> Foto links).<br />
(Foto oben rechts: Dampf-Dreschen am Hof - noch mit einem „Lokomobil“ zum Antrieb)<br />
(Foto oben links: Dreschen mit einem Motorwagen-Antrieb um 1950)<br />
(Foto oben rechts: Dreschen auf dem Feld in den 1930er Jahren mit einem „Lanz HR8 „Traktor“ zum Antrieb)<br />
141
Nach 1900<br />
Fritz Asche*~1865 aus Schneeren (<strong>Mardorf</strong> Nr.78) wird erster und einziger Zahnarzt in Rehburg<br />
bis nach 1950.<br />
In <strong>Mardorf</strong> gibt es etwa 100 Hausnummern mit jetzt 571 Einwohnern (Rückgang ?).<br />
<strong>Die</strong> Bauermeister werden nun auch Bürgermeister genannt.<br />
In <strong>Mardorf</strong> wird von der<br />
Kirchengemeinde ein Leichenwagen<br />
(Foto rechts ähnlich) für Pferdegespann<br />
angeschafft. Vorher mussten die Särge<br />
auf den Schultern von kräftigen<br />
Männern zum Grab getragen werden<br />
und wenn es ein weiterer Weg war,<br />
einen Teil der Strecke auch auf einem<br />
Leiterwagen. <strong>Die</strong> (Arbeits-) Pferde sind<br />
nur selten schwarz, sodass zumindest<br />
die Hufe geschwärzt und schwarze<br />
Decken übergehängt werden. Für eine<br />
Fuhre erhält der „Kutsche“ damals 3<br />
Mark.<br />
1901 <strong>–</strong> 1920 Größere „Ausuferungen“ rund um das Steinhuder Meer (Stürme, hoher Wasserstand, Strömung)!<br />
1902 Autokennzeichen „S“ für die Preußische Provinz Hannover (-1906).<br />
Großflächige Aufforstungen (bis 19229 durch die Realgemeinde in <strong>Mardorf</strong>.<br />
Gründliche Renovierung (bis 1905) der Schule Nr.50. Das große <strong>Die</strong>lentor zur Dorfstraße wird<br />
durch Fenster ersetzt und es werden weitere Klassenräume ausgebaut.<br />
Zu den 27 Bauern (Realgemeinde) gehört jetzt die Nr.47 statt der Nr.25 (Verkauf des Rechts und<br />
Erwerb der Nr.5). <strong>Die</strong> Bauern ab Nr.28 heißen schon seit Mitte des 18.Jhd. An- bzw. Abbauer<br />
(kurzzeitig auch mal Beibauer oder Neubauer).<br />
25.12.1902 Großbrand in Rehburg - 14 Häuser auf der Heerhorst brennen ab.<br />
<strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.89 des Musketiers F.Ohlhagen (*1876 Nr.16/ Ohlhagen-Fritz“) mit Haus am<br />
Buchenberg wird begründet.<br />
1903 Interims-Landrat im Kreis Neustadt a. Rbge. ist bis 1904 Herr von Hartmann-Krey.<br />
Stellv. Vorsitzender und Chorleiter (bis 1934) beim Gesangverein „Concordia“ <strong>Mardorf</strong> ist Wilhelm<br />
Dankenbring (Nr.96). Als Chorleiter folgen 1935 H.Dannenberg (Nr.50) und 1937-1939 H.Kleine<br />
(Nr.106) bis zur Einstellung des Übungsbetriebes.<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.90 des Waldarbeiters W.Nortmeier (*1880 Nr.42/ oo K.Heidorn Nr.6/<br />
„Buchholz-Wilhelm“) mit Haus an den langen Birken begründet. Letzter Nortmeier im Haus ist Willi<br />
(*1939). 2005 verkauft.<br />
1904 Regierungspräsident von Hannover wird Ernst von Philipsborn.<br />
G. Ebrecht aus Neustadt errichtet auf einem Pachtgrundstück ein „zerlegbares“ Blockhaus auf<br />
dem Weißen Berg zum Zwecke eines „Schankwirtschaftsbetriebes“. Er verpachtet um 1918 weiter<br />
an den <strong>Mardorf</strong>er Müllermstr. Wilhelm Meier Nr.75 (*1860). Nach 1925 entsteht dort das Badehotel<br />
(Nr.110).<br />
Bildung des preußischen Landkreises Grafschaft Schaumburg mit Rinteln als Kreisstadt.<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.82 des Häuslings H.Kleine (*~1870 Nr.106/ oo Stadtländer) am<br />
Mummrian begründet. Das Haus wird schon 1892 gebaut. 1912 verkauft an Tischlermeister und<br />
Gemeinderechnungsführer W.Kahle (*18890 Nr.17/ oo Förthmann/ „Albes-Diskers“). Nach 1945<br />
Gemeindeschwesternstation.<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.91 des Arbeiters F.Flebbe (*1869 Nr.65/ oo W.Dankenbring Nr.63/<br />
„Flebben-Willi“) an der Rehburger Chaussee mit massivem Haus begründet. Später Ideker<br />
(Dachdecker).<br />
142
1904 Wird die Abbauerstelle Nr.92 des Frisörs (Putzer) August Nülle (*1880 Nr.39 oo Wilhelmine Brase<br />
Nr.13) mit Haus (schon 1903) auf einem Gemeindegrundstück an der Schneerener Str. begründet.<br />
Später ist hier die Tankstelle „Fina“ Lemme.<br />
Um 1905 Realgemeindevorsitzender in <strong>Mardorf</strong> ist H.Kahle (Nr.17 *1852).<br />
1905 Wird die Abbauerstelle Nr.93 des Hsl Gustav Vogeler (*1878 Nr.36/ oo Büsing/ „Gustavs“) am<br />
Mummrian begründet. Mit dem massiven Haus wird 1908/9 der 1.Konsum (Kolonialwaren / später<br />
VIVO) eröffnet. Der Kaufmannsladen wird erst 1993 geschlossen. Später Gödeker, heute ist unten<br />
eine Fahrschule.<br />
18.3.1905 Fast alle Grundeigentümer in <strong>Mardorf</strong> schließen einen Vertrag mit dem Unternehmen<br />
„Gewerkschaft Maiblume“ Eigerfeld/Siegen zum Abbau von Kalisalz, Steinsalz, Oelen, evtl. auch<br />
Kohle in der Gemarkung <strong>Mardorf</strong> und aller Flächen von <strong>Mardorf</strong>ern in der Gemarkung Rehburg ab.<br />
<strong>Die</strong>ser Erdöl <strong>–</strong> und Erdgas Altvertrag. Mit dem Folgevertrag vom 4.4.1911 mit der Fa. Roon<br />
Bergbaugesell. Hannover genehmigt vom Kgl. Preuß. Stempel- und Erbschaftssteueramt in<br />
Hannover. Es wird zur Wahrnehmung der einzelnen Ansprüche eine Interessentenschaft mit<br />
einem Bevollmächtigten gegründet. Am 25.1.1931 wird mit der „Preuß. Gewerkschaft Eberhardt II“<br />
Berlin der Vertrag um alle bituminösen Stoffe erweitert. Rechtzeitig bevor 1934 die Verordnung<br />
über den Staatsvorbehalt in Kraft tritt.<br />
Nach 1905<br />
H.Stadtländer (Nr.5 *1880) ist Bürgermeister und Gemeindevorsteher in <strong>Mardorf</strong>.<br />
1.4.1906 Gründung des 1.Segelvereins am Steinhuder Meer<br />
(Hagenburger Yacht Club HYC / heute<br />
Hannoverscher Yacht-Club).<br />
Um 1907<br />
Reichstagswahl - Nationalliberale erreichen in der<br />
Gegend die meisten Stimmen.<br />
Bau eines Erdkellers in Lehm-Fachwerk und mit<br />
Feldsteinen an der Hofstelle Nr.29 (In der Weißen<br />
Riede <strong>–</strong> Foto 2011)<br />
1907 Reichstags-Wahlen im Wahlkreis Neustadt a. Rbge. ergeben für die Nationalliberalen 56,2 % / Kgl.<br />
Hannoversche Welfen 30,4 % / SPD 13,3 %.<br />
Der „Landungssteg“ (-brücke) für Auswandererboote“ am Weißen Berg (später dort Nr.110) wird<br />
errichtet. Jetzt können an schönen Sommertagen<br />
Hunderte Erholungssuchende von Steinhude über das<br />
Meer gebracht werden. Eine andere eigene <strong>Mardorf</strong>er<br />
Verkehrsanbindung gibt es noch nicht.<br />
Beginn der Bauarbeiten des 2. Schulgebäudes in<br />
<strong>Mardorf</strong> (Nr.97 <strong>–</strong> „Neue alte Schule“).<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.94 des Müllermeisters W.Meier<br />
(*1860 Nr.75) begründet. Sohn Wilhelm (*1886 / oo<br />
M.Meyer Nr.8/ „Möllers“) baut 1908 das massive<br />
Wohnhaus südlich der Windmühle.<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.95 des Aug.Meier (*~1880<br />
Nr.11/ oo F.Flebbe Nr.91/ „Kröegers-August“) am Mummrian begründet. Das Wohnhaus (Abbildung<br />
oben) ist das schon um 1880 errichtete Haus des Müllers Nr.75. Später Wiebking (u. a. ein<br />
Blumenladen).<br />
1.10.1907 Autokennzeichen „I S“ für Preußen-Provinz Hannover (bis 1945).<br />
143
Mitte Mai 1907 gustaf nagel lässt sich am Steinhuder Meer in <strong>Mardorf</strong> am Weißen Berg zunächst in einem<br />
Zelt nieder. Er ist damit auf einem ¼ Morgen großen (von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung<br />
gestellten) Dünengelände der 1.Camper. Er schreibt in seinem neuen Deutsch an einen Freund<br />
am Arendsee: „grüs got! am steinhuder mer, am nördlichen strand, wo mein zelt jezt stet, heis schin die<br />
sonne, - war erkwikkend das waßerbad, koste die köstliche meres luft, ....“. In Winzlar soll er eine<br />
Freundin gehabt haben (bei der Gaststätte „Zur Post“). Am 21.6.1908 Scheidung der 1.Ehe in<br />
Stendal. 1908 Neues zuhause vorübergehend in Nienburg. 1909 Abschied vom Steinhuder Meer<br />
und Beginn einer Vortragsreise durch Sachsen.<br />
Carl Gustav Adolf Nagel: (Lebensdaten von Christine Meyer, Arendsee und anderen)<br />
28.3.1874 geboren in Werben/Elbe (Gastwirtsfamilie). 8.5.1874 Ev.-Luth. getauft. 1888 konfirmiert und<br />
Schulende / Kaufmannslehre in Arendsee. 1890 Lehrabbruch wegen chronischer Katarrh und Allergien. 1892<br />
Interesse für Naturheilkunde. 1894 Kontakt mit S.Kneipp. 1896 Beginn seiner neuen „ortografi“. 28.4.1897<br />
Tod der Mutter. Vater Carl Friedrich Nagel versucht Gustav entmündigen zu lassen (Schwester ist schon in<br />
Uchtspringe untergebracht).<br />
28.4.1898 Bau einer Erdhöhle in den Reip’schen Tannen bei Gestien. 1899 Fußmärsche nach Rathenow und<br />
Berlin. 1900 Erregung öff. Ärgernisses in Berlin, weitere Fußmärsche. 16.3.1900 Bau einer Erdhöhle im<br />
Tannenplane des Gastwirts Jonas. 13.8.1900 Entmündigung durch das Amtsgericht Arendsee. 1901<br />
Wanderung durch Deutschland, Kampf gegen seine Entmündigung (Neue Gutachten). 21.10.1902 Beginn der<br />
Reise durch Süddeutschland. 1903 Reise durch Schweiz, Italien, Capri, Palästina (Jerusalem). Aufhebung der<br />
Entmündigung. 1.6.1903 Rückkehr nach Arendsee, Bau des Sonnenbades. 28.11.1903 Geburt Tochter Klara<br />
Konhäuser <strong>–</strong> gest.6.12.1903.<br />
16.1.1904 Standesamtl. Trauung<br />
1.Ehe mit Meta Konhäuser in<br />
Arendsee. „meine schuldigkeit“<br />
erscheint. 21.4.1905 Geburt<br />
Sohn Friedrich Nagel in<br />
Arendsee. 29.1.1906 Mutter und<br />
Sohn verlassen Arendsee. Ab<br />
1906 erscheint regelmäßig: „das<br />
sontagsblatt“. 27.11.1906 Nagel<br />
verlässt Arendsee wegen<br />
fehlender Unterstützung seiner<br />
Pläne und verlebt von 1907-<br />
1909 seine <strong>Mardorf</strong>er <strong>Zeit</strong>!<br />
(Foto: Zelt auf dem Weißen<br />
Berg mit <strong>Mardorf</strong>er Kindern<br />
1908)<br />
Er schreibt in seinem neuen<br />
Deutsch an einen Freund am Arendsee:<br />
„grüs got! am steinhuder mer, am nördlichen<br />
strand, wo mein zelt jezt stet, heis schin die sonne,<br />
- war erkwikkend das waßerbad, koste die<br />
köstliche meres luft, ....“.<br />
(Foto rechts unten 1908: Ehrenmitgliedschaft im<br />
Nienburger „Luft-und Wasser Club“)<br />
10.7.1910 Einweihung des erworbenen Grundstücks<br />
am See bei Arendsee. 4.6.1912 Zweite Heirat in<br />
Chemnitz mit der Klavierlehrerin Johanne Raith<br />
(*10.1.1888 Flöha i.Sa.). 15.6.1912 Rückkehr beider<br />
nach Arendsee. 26.2.1913 Geburt Sohn Gottfried.<br />
Herbst 1913 Baubeginn Tempel. 19.6.1915 Nagel<br />
kurzzeitig Soldat. 20.7.1916 Geburt Sohn Johannes. <strong>1917</strong> Bauverbot für den Tempel in Arendsee. 2.8.1918<br />
Geburt Sohn Adolf. 25.12.1920 erscheint „mein testament“ und um 1920 „erklärung des faterunsers“.<br />
Febr.1921 „mein lebensprogram fon got“ erscheint. 14.5.1922 Protest gegen Schramper Bergwerks- und<br />
Fabrikanlagenbau. 29.6.1922 Wunsch <strong>–</strong> Arendsee als blühende Gartenstadt und Vorschlag für eine Privat-<br />
Mittelschule. 30.9.1922 Erste Tempelbotschaft erscheint: „der mensch und seine bildung“ ein Wegweiser aus<br />
unseren Nöten.<br />
144
(Foto: gustaf nagel mit seinen 3 Söhnen)<br />
19.2.1923 Vorschlag an die Stadt für eine<br />
Kompostierungsanlage. 22.2.1923<br />
Vorschlag den Amtsgarten als Schulgarten<br />
einzurichten. Sept.1924 Gedichtband „der<br />
morgengrus“ erscheint. 4.12.1924<br />
Gründung seiner „deutsch-kristlichen<br />
folkspartei“. 7.12.1924 Bei der<br />
Reichstagswahl erhält er 4.287 (4.322<strong>–</strong><br />
0,01 %) Stimmen. 8.6.1925 Erscheint eine<br />
irrtümliche Todesanzeige in der Harke,<br />
Nienburg. 30.1.1926 Rechtskräft.<br />
Scheidung der 2.Ehe. März 1928 Programm (ein einfaches, natürliches, christliches Leben) seiner „deutsch<br />
mittelstands folkspartei“ erscheint. 20.5.1928 Bei dieser Reichstagswahl erhält Nagel 901 Stimmen (0,00 %).<br />
1929 Weiteres „program der deutsch-kristlichen (mittelstands) folkspartei“ erscheint. 4.9.1929 nach<br />
Unterschriftensammlung Baugenehmigung für Säulenaussichtshalle. 11.9.1929 Rechtsanwalt Eichhorn wird<br />
zum Pfleger für alle Vermögensangelegenheiten Nagels bestimmt. 7.2.1930 Regierungsabteilung für<br />
Schulwesen verbietet Schulausflüge zu Nagel. 4.6.1930 Aussichtstempel vollendet. 14.9.1930 Auf der Liste<br />
17 erhält Nagel bei der Reichstagswahl keine Stimme. 4.3.1931 Bundesbrief für „deutsch-kristlichen<br />
mittelstands-folksbund“. 17.7.1931 Nagel bittet um Erlass der Eintrittskartensteuern <strong>–</strong> am 21.7. Ablehnung<br />
durch den Magistrat von Arendsee. 20.6.1933 Verbot seiner<br />
Hausfahne <strong>–</strong> am 3.8. Einziehung der Fahne. 8.7.1933 Anzeige<br />
der NSDAP an Polizei wegen beleidigender Äußerungen gegen<br />
die Führung (u. a. gegen Judenverfolgung). 6.8.1933<br />
Beschlagnahme von Nagels Sonntagseinnahmen <strong>–</strong><br />
Hausdurchsuchung. Nagel entzieht sich der Steuerpflicht.<br />
Pfingsten 1934 „Glaubensbekenntnis“ <strong>–</strong> ein Werbeblatt für<br />
Jesus Christus erscheint. 5.12.1934 Nagel geht auf<br />
Vortragsreisen. 29.5.1935 unauffällige Überwachung seiner<br />
Vorträge. 28.2.1936 Erlass Redeverbot durch Gestapo.<br />
28.4.1936 Verbot der Druckschriften durch<br />
Reichsschrifttumskammer. 30.4.1936 Einziehung der Schriften<br />
in Arendsee. 13.2.1937 Verlobung mit der Krankenschwester<br />
Eleonore Teichmann und am 3.5.1938 3.Hochzeit in Arendsee.<br />
10.7.1941 Scheidung der 3.Ehe. 5.8.1941 Hitlerjugend<br />
demoliert seinen Tempel am Arendsee. Sept.1942 Sohn Adolf<br />
in Russland gefallen. 2.7.1943 Nagel wird in KZ Dachau<br />
eingeliefert. 3.1.1944 Überstellung in Nervenheilanstalt<br />
Uchtspringe. 11.5.1945 Entlassung aus der Anstalt <strong>–</strong> zu Fuß<br />
nach Arendsee. 10.6.1948 „Friedensbotschaft“ an die<br />
Kommandanturen der 4 Siegermächte in Berlin. Am 22.3. und<br />
am 8.7.1949 versucht er den Herzog von Cumberland zum<br />
König von Deutschland zu krönen. 1949 Ständige Eingaben<br />
bei den ostdeutschen Behörden, seine Friedensbotschaften an<br />
„Gott und die Welt“, seine „neue ortografi“ und seine Schreiben an die Besatzungsmächte führen wieder zu<br />
Schwierigkeiten mit der Staatsmacht. 30.9.1950 Erneute Einlieferung in Uchtspringe auf Veranlassung der<br />
Stasi der DDR. Gestorben am 15.2.1952 in Uchtspringe. Beigesetzt 21.2.1952 in Arendsee.<br />
Er selbst bezeichnete sich immer als „Naturmensch, Religionsstifter, Wanderprediger und<br />
Tempelwächter von Gottes Gnaden“. Seine vielen Anhänger sagen, er sei seiner <strong>Zeit</strong> weit voraus gewesen,<br />
denn er arbeitete an einer Rechtschreibreform, lange bevor sich heute Politiker des Themas wieder<br />
angenommen hätten. Er ernährte sich überwiegend von frischem Gemüse, lange bevor unsere <strong>Zeit</strong>genossen<br />
den Wert erkannten. Er war in seiner alternativen Lebensweise auch Vegetarier und Naturheiler. Er sah aus<br />
„wie Jesus“ und trug sein Haar lang, lief im Winter barfuss und war im Talar oder nur mit einem<br />
Lendenschurz bekleidet. Für Kurt Tucholsky war der erste „Aussteiger“: „natürlicher Naturmensch von<br />
Beruf“ und für das Volk: „Kohlrabi-Apostel“.<br />
Ein Platz am Weißen Berg (z. Z. Weiße Düne, rechts vom Spielplatz) erhält im Sommer 2009 den<br />
Namen gustaf-nagel-platz mit der Zusatztafel: gustaf nagel (eigentlich) Gustav Nagel<br />
(*28.03.1874,+15.02.1952) Ab 1907 erster „Camper“ auf dem Weißen Berg, barfüßiger Wanderprediger und<br />
Jerusalem Pilger aus Arendsee/ Altmark, Visionär der neuen Grammatik und Kleinschrift, 1924<br />
Reichstagskandidat, verfolgt und inhaftiert im Nationalsozialismus und in der DDR<br />
145
Vor 1908 Zentrales Milchwerk „frischli“ in<br />
Rehburg-Stadt (Hans Holtorf). Firma<br />
bereits 1901 von Hermann Schäkel in<br />
Frille gegründet (Foto rechts:<br />
Milchkannenanlieferung<br />
mit<br />
Pferdegespannen).<br />
1908 Wird die Abbauerstelle Nr.96 des<br />
Musikers W.Dankenbring (*1883 Nr.63/<br />
oo L.Förthmann Nr.12/ „Koolenbargs /<br />
Musikanten“) mit massivem Haus<br />
(Abbildung unten rechts) an der<br />
Schneerener Straße / Kahlenberg<br />
begründet <strong>–</strong> später Hof Struckmann.<br />
Einweihung des 2.Schulgebäudes in <strong>Mardorf</strong> (Nr.97 / heute <strong>Mardorf</strong>er Straße 4). Das Gebäude<br />
wird heute die „Neue Alte Schule“ genannt und ist<br />
Dorfgemeinschaftshaus:<br />
Der Rehburger Bürgermeister (1912-1938), Architekt<br />
(Feuerwehrturm, Villen) und Leiter der dortigen<br />
Bautechnischen Winterschule (1900) am Meerbach Ernst<br />
Meßwarb (1873-1960) ist Architekt des zweistöckigen Zier-<br />
Klinkerbaus. Sein Vater Wilhelm (Rathskeller) hatte beim<br />
bekannten hannoverschen Baurat Conrad Wilhelm Hase<br />
studiert, bevor er den „Rehburger Baustil“ (große Formen- und<br />
Baustilvielfalt, Detail-Ausgestaltung mit vielen Verzierungen)<br />
begründete. Über dem Eingang „Aller Anfang ist schwer“, im<br />
Firstdreieck Der Jugend Lehre des Alters Ehre“, an der rechten<br />
Wand „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, an den drei<br />
anderen Wänden steht: „WAHR <strong>–</strong> FEST <strong>–</strong> TREU“. <strong>Die</strong> beiden<br />
Ulmen vor der „neuen alten Schule“ stehen noch heute. Der<br />
Unterricht in der neuen Schule wird jahrgangsübergreifend im einzigen großen Klassenraum<br />
durchgeführt. In der oberen Etage ist eine Lehrerwohnung untergebracht.<br />
Neue Alte Schule von 1908 <strong>Mardorf</strong> Nr.97 (Foto unten in 2000 von Nordwesten)<br />
146
1908 <strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.98 des Viehhändlers und<br />
Musikers F.Stadtländer (*1884 Nr.25/ oo M.Vogeler<br />
Nr.36/ „Raam-Fritz“) wird an der Rehburger Chaussee<br />
mit massivem Wohnhaus begründet. <strong>Die</strong> Bauweise ist<br />
typisch für die <strong>Zeit</strong> um nach Jahrhundertwende.<br />
Besonders schön ist der Ostgiebel (Abb. rechts) mit<br />
zahlreichen gemauerten Verzierungen. Später Thürnau<br />
/ Müller.<br />
21.1.1908 Eduard Dyckerhoff (Poggenhagen +1948) kann nach<br />
Verträgen mit dem preußischen Staat seine Firma<br />
gründen und nachdem er bis 1909 die meisten Flächen<br />
erworben hat, den Torfabbau im Toten Moor zwischen <strong>Mardorf</strong>, Neustadt und Poggenhagen<br />
beginnen. Er legt ein umfassendes<br />
Kleinbahnschienennetz<br />
(„Moorbahn“) im Moor an und<br />
betreibt bis 1951 auch eine<br />
„Drahtseilbahn“ (Foto rechts) zum<br />
Abtransport des anfangs noch im<br />
reinen Handstich abgebauten<br />
Rohstoffs, der für vielfältige<br />
industrielle Nutzungen gebraucht<br />
wird. Viele Menschen sind nötig, um<br />
diese Arbeit zu leisten (in den<br />
beiden großen Kriegen auch<br />
Kriegsgefangene<br />
und<br />
Zwangsarbeiter). Seit den 1970er<br />
Jahren wird nur noch im sogen. industriellen „Fräsverfahren“ Torf abgebaut, der inzwischen aber<br />
überwiegend für die Gärtnerei und privat verwendet wird. Helmut Aurenz übernimmt den Betrieb<br />
1975 und baut ihn zu der heutigen Größe aus. <strong>Die</strong> bestehenden Abtorf-Verträge laufen z. T. noch<br />
bis um 2027. Danach muss renaturiert werden.<br />
30.6.1908 „Tunguska-Ereignis“ in Sibirien. Ein Asteroid oder Komet verwüstet 2.000 km² unbewohnte<br />
Fläche. Größte Naturkatastrophe in der Menschheitsgeschichte.<br />
1909 Wird die Abbauerstelle Nr.99 des Haussohns und Schusters H.Heidorn (*~1880 Nr.64/ oo Mai/<br />
„Snieders-Schoesters“) mit Haus am Mummrian begründet.<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.100 des Waldarbeiters und Schneiders W.Heidorn (*~1880 Nr.64/ oo<br />
L.Büsselberg Nr.32/ „Snieders-Wilhelms“) mit Haus (schon 1908) am Ohlhagen Steinweg<br />
begründet. Das dort vorhandene Dreiständerhaus wird abgerissen. Später Schmidt und Feldt.<br />
7.2.1909 Weser- und Meerbach-Hochwasser!<br />
Sommer 1909<br />
Es findet die 1.Segelregatta auf dem Steinhuder Meer statt.<br />
1910 Wiedergründung des Kriegervereins <strong>Mardorf</strong>. (Abbildung der preußisch beeinflussten Fahne von<br />
1913! Vorderseite: „Mit Gott für König und Vaterland / Für Kaiser und Reich“ / Rückseite:„Krieger-Verein<br />
<strong>Mardorf</strong> 1913“)<br />
147
1910 Halley’scher Komet erscheint sehr hell am Tage.<br />
<strong>Die</strong> Kribbelmücke tritt<br />
zum ersten Mal am<br />
Röttsee und im<br />
Meerbruch auf.<br />
1911 In Preußen wird<br />
Sütterlin (Abbildung<br />
des Alphabets rechts)<br />
als Ausgangsschrift<br />
(1924 als verbindliche<br />
Schreibschrift auch in<br />
Schulen) eingeführt.<br />
Es ist eine spezielle<br />
Form der in<br />
Deutschland schon<br />
seit dem 18.Jhd.<br />
üblichen<br />
Kurrentschrift. 1935 - 1940 wird sie aber verdrängt von der Deutschen Volksschrift.<br />
Regierungspräsident von Hannover wird Kurd Graf von Berg-Schönfeld (-<strong>1917</strong>).<br />
Gründung der Wettfahrvereinigung Steinhuder Meer (WVStM).<br />
Dichter Teppich von Unterwasserpflanzen bewirkt extrem klares Wasser im Steinhuder Meer (bis<br />
um 1919).<br />
<strong>Die</strong> Blockhütte der „Wandervögel aus Wunstorf“ auf dem Weißen Berg wird in der <strong>Zeit</strong>ung<br />
erwähnt.<br />
Hermann Bahlsen („Cakes-Fabrikant“ in Hannover) erwirbt (Verfahren bis 1913) von der<br />
Realgemeinde <strong>Mardorf</strong> für ein geplantes (Hannoversches) „Familienbad“ 2 km Ufergelände mit<br />
dem Weißen Berg zwischen Erlenweg und Moorhütte (gesamt über 49 ha Wald / m² Preis = 40<br />
Pfg. / gesamt 50.000 RM). Es wird damit eine „Kriegsanleihe“ (ges. ? 90.000 „GM“) der Gemeinde<br />
<strong>Mardorf</strong> für den späteren I.WK gedeckt. Nach 1918 erweist sich der Verkauf für die Gemeinde als<br />
sinnlos!<br />
<strong>Die</strong> Forstinteressentenschaft A <strong>Mardorf</strong> wird als Genossenschaft bezeichnet.<br />
10.4.1911 Kali- und Steinsalzabbauvertrag (unter Bezug auf den Vertrag vom 18.3.1905) mit der Fa.<br />
„Alkaliwerke Sigmundshall“ AG (nach 1957 „Kali und Salz“ AG Bokeloh. Teilnehmer sind vorerst:<br />
Nr.3-27, 29, 30, 33-43, 45-49, Schulvorstand für Nr.50 und 97, Kapellengemeinde für Nr.51, Nr.52-<br />
55, 57-60, 62-64, 66-68, 70, 71, 73, 74, 77-96, 98, 100, 105, (103), Realgemeinde,<br />
Forstgenossenschaft, Forstinteressentenschaft und die politische Gemeinde. Später kommen noch<br />
weitere hinzu. Es wird zur Wahrnehmung der einzelnen Ansprüche aus der<br />
Salzabbaugerechtigkeit eine Interessentenschaft mit einem Bevollmächtigten gegründet. Am<br />
17./22.3.1989 und am 10.4.1911 wird der Vertrag unter Leitung von H.Thürnau (Nr.13) wesentlich<br />
erweitert.<br />
Nach 1911<br />
Um 1912<br />
ist Gemeindevorsteher (bis 1914) in <strong>Mardorf</strong>: H. Dunker<br />
(*~1865 Nr.10) / Beigeordneten-Vertreter sind: H.<br />
Heidorn (*1858 Nr.6) und F. Nortmeier (*1859 Nr.19).<br />
entwickelt sich aus dem „Hoyaer“ das „Veredelte<br />
Landschwein“: (ein „Fettschwein“).<br />
dienen verschiedene Holzhäuschen „Wandervögeln<br />
am Monte Bianco“ als Unterkunft (u. a. Wilhelm<br />
Hübotter aus Hannover / Sohn Peter / oo Ruth ?) und<br />
Naturfreunden (u. a. Fotografin Katharina Eleonore<br />
Behrend, die 1908 erstmals am Meer ist. Auch Theodor<br />
Oppermann, Enno Narten und die Brüder Ernst und<br />
F.G. Jünger aus Rehburg halten sich öfter am Weißen<br />
Berg auf. Badende Menschen sind aber noch selten<br />
anzutreffen.<br />
(K.Behrend, stehend im Boot auf dem Meer - Foto von 1912)<br />
148
Um 1912<br />
<strong>Mardorf</strong>er Forstleute in der Klosterforst „Häfern“ (Staatsforst / Foto unten) mit dem Hegemeister<br />
August <strong>Die</strong>terich (1911-1931 Försterei Schneeren am Hühnerbusch):<br />
v.l.n.r.: Wilhelm Nortmeier Nr.90, Fritz Flebbe Nr.91, Georg Struckmann Nr.73, Wilhelm Heidorn Nr.100,<br />
Wilhelm Heidorn Nr.68, Hegemeister <strong>Die</strong>terich, Heinrich Nortmeier Nr.42, Heinrich Beermann Nr.67,<br />
Heinrich Kleine Nr.106, Wilhelm Büsselberg Nr.71, Heinrich Stadtländer Nr.59, Friedrich Brase Nr.38,<br />
Friedrich Kahle 74.<br />
1912 Reichstags-Wahlen erbringen in Neustadt a. Rbge. kurz vor dem Krieg erste Wählerbewegungen<br />
zugunsten des Hann. Königshauses: Welfen 31,7 %, Nationalliberalen 30,4 %, SPD 20,7 %.<br />
Erster dokumentierter Schützenkönig in <strong>Mardorf</strong> ist<br />
Heinrich Heidorn (*1885 Nr.6).<br />
<strong>Die</strong> „Naturfreunde aus Hannover“ werden erstmals am<br />
Nordufer erwähnt.<br />
15.4.1912 Untergang der Titanic im Nordatlantik.<br />
Weißer Berg 1912 (Foto rechts)<br />
1913 Erster Telefonanschluß bei Gaststätte August Asche <strong>Mardorf</strong> Nr.78 (Foto rechts ähnlich). In<br />
Deutschland gibt es aber auch schon „Telephone“ mit „Bakelit“ Wählscheibe.<br />
Eröffnung des KONSUM <strong>–</strong> Ladens am Mummrian im Haus Nr.64 durch<br />
F.Heidorn (*1880).<br />
Werden die Rechte an der Hofstelle (Nr.101) wegen Verpflichtungen der<br />
Gemeinde gegenüber dem Landkreis Neustadt a. Rbge. abgetreten, die Nr.<br />
ist deshalb nicht vergeben worden.<br />
149
1913 Ausbau der Schneerener Saalkirche<br />
mit Turm-Fachwerkgeschossen (mit<br />
Dachpfannenverkleidet), Glockenturm<br />
(mit 2 Glocken) und Turmuhr (Foto um<br />
2000)<br />
<strong>Die</strong> Abbauerstelle Nr.102 des F.Meyer<br />
(Nr.11) wird an der Dorfstraße<br />
begründet. Das dort vorhandene alte<br />
Haus von Nr.20 hat er schon 1910<br />
umgebaut. 1914 geht der Hof an<br />
H.Meier (*~1890 Nr.11/ oo I.Gerberding<br />
Nr.84/ „Kröegers-Heinrichs“). 1927 wird<br />
vor das Fachwerkhaus ein kleiner Laden<br />
(Ida Meyer in der Stube 18m²) gebaut,<br />
der stetig vergrößert wird. 1928 kommt<br />
dann die 1. Tankstelle „Standard“ nach<br />
<strong>Mardorf</strong>. Das hintere Fachwerk bleibt<br />
noch bis nach 1945 (Foto rechts: Großer<br />
Kastenwagen von H.Meier Nr.102 <strong>–</strong><br />
Poggenecke).<br />
20.6.1913 um 4 Uhr nachmittags fährt der<br />
Deutsche Kaiser Wilhelm II. von<br />
Rehburg kommend durch <strong>Mardorf</strong> und<br />
dann weiter nach Schneeren und<br />
Eilvese. Es ist für die ganze Gegend ein<br />
solch herausragendes Ereignis, das der<br />
Ablauf bis ins Detail vom Neustädter<br />
Landrat von Woyna geplant und am<br />
11.6. geordnet wird:<br />
„An der Dorfstraße in <strong>Mardorf</strong> haben Aufstellung zu nehmen: Der Gemeindevorstand, die Schule und der<br />
Kriegerverein. Jede Schule und jeder Kriegerverein hat ein Schild mit der Aufschrift in einer<br />
Buchstabengröße von 12 cm mit sich zu führen. <strong>Die</strong> Lehrer stehen am rechten Flügel ihrer Klassen, daneben<br />
die Schildträger, dann im vorderen Gliede die unteren, im hinteren Gliede die oberen Klassen. Anzug: Bei<br />
gutem Wetter möglichst helle Anzüge, weiße Kleider. <strong>Die</strong> Fahnensektion des Kriegervereins steht rechts vom<br />
Präsidenten, links von ihm steht der Schildträger, daran an<br />
schließen sich die Mitglieder in 2 Gliedern, die Veteranen im<br />
1.Glied am rechten Flügel zuerst. Anzug: schwarzer Rock,<br />
Cylinder oder schwarzer Hut. Während der Vorbeifahrt Seiner<br />
Majestät darf nicht geraucht werden. <strong>Die</strong> Landstraße von der<br />
Kreisgrenze vor <strong>Mardorf</strong> und die Provinzialchausse von der<br />
Schneerener Landstraße bis zur Kreisgrenze vor Stöcken<br />
werden von 4 ½ Uhr bis Seine Majestät durchgereist ist, für<br />
jeden Verkehr gesperrt.“<br />
5.9.1913 Realverbandsgesetz gibt der „Realgemeinde“ ein<br />
eigenes Statut.<br />
1.10.1913 Elektrifizierung durch das „Überlandwerk Kreis<br />
Neustadt a.Rbge.“ (Staat Preußen). Jeweils 2 oder 4<br />
Strom-Drähte führen von den Holzstrommasten an den<br />
Straßen zu den weißen Keramik-Isolatoren am Haus. Der<br />
Stromversorger mit Sitz in Neustadt besteht bis 1974.<br />
<strong>Die</strong> Petroleumlampe hat weitestgehend ausgedient. Der<br />
„Turm-Trafo“ (Transformator) steht Hinterm Dorf direkt<br />
neben einem der ältesten (mindestens 300 Jahre)<br />
Bäume in <strong>Mardorf</strong>; der knorrigen alten Weide am<br />
„Notteich“ (Feuerlöschteich / Foto weiter unten).<br />
14.10.1913 Eröffnung (auch durch den Kaiser / Bau ab 1912) des „Telefunkenturm“ im Toten Moor südlich von<br />
Eilvese (B6, Nähe Aschenkrug). Eine Radio-Großstation mit Überseesender und 258 m Höhe. 6<br />
kleine Türme mit je 122 m halten das damals höchste Bauwerk Deutschlands. Am 7.8.1931 hat es<br />
ausgedient und wird gesprengt (Betonfundamente sind z. T. noch sichtbar).<br />
150
(Turm-Transformator „Trafo“ von 1913<br />
mit alter Weide am Notteich um 2010)<br />
1913/1914 Forstinteressentenschaft A (1911<br />
Forstgenossenschaft) durch Statut als<br />
Genossenschaft anerkannt.<br />
Bis 1914<br />
Am Nordufer gibt es noch viele<br />
Rehböcke und einige Brutpaare<br />
Fischadler und Seeadler. Der<br />
Fischotter ist noch heimisch und<br />
überall blühen auf Teichen und<br />
Tümpeln Seerosen.<br />
<strong>Die</strong> Moorkultivierung im Norden<br />
<strong>Mardorf</strong>s wird mit riesigen<br />
Dampfmaschinen (siehe bei 1882)<br />
vorangetrieben. Auf den vorwiegend<br />
Niedermoorflächen entstehen viele<br />
neue Äcker und Weiden. In der<br />
weiteren Umgebung kommen diese<br />
„Kolosse“ noch bis 1960 zum Einsatz.<br />
1914 Das Postamt Neustadt eröffnet in <strong>Mardorf</strong> eine Postagentur im „Gasthaus zur Eiche“ (Asche<br />
Nr.78), das daraufhin bis 1937 „Gasthaus zur Post“ heißt.<br />
Otto Meier Nr.94 (Mühle) erhält den 2.Telefonanschluß in <strong>Mardorf</strong>.<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.103 des Schneidermeisters und Musikers W.Kleine (*~1875 Nr.106/ oo<br />
verw.Hüper/ „Smeds-August“) am Mummrian begründet. Das Haus ist schon um 1910 gebaut.<br />
Später wird es eine Anbauerstelle. Ab 1930 ist es die Schmiede von Aug.Meyer (Nr.58).<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.104 des Haussohns, Musikers und Landwirts H.Wiebking (*1887 Nr.55/<br />
oo M.Heidorn Nr.24/ „Kurts-Wilhelms-Heinrich“) am Mummrian begründet. Das massive Haus ist<br />
schon um 1910 gebaut. 1931 Händler. Später Vogeler.<br />
Wird die Abbauerstelle Nr.105 des Arbeiters und Schäfers Karl Meier (*1883 Nr.11/ oo Marie<br />
Brase Nr.13/ „Kröegers-Karls“) an der<br />
Dorfstraße/Mummrian begründet. Das massive Haus ist<br />
schon um 1911 gebaut worden (später O.Brase Nr.3).<br />
(Zeichnung rechts Nr.105).<br />
20.6.1914 Forstinteressentenschaft B durch Statut als<br />
Genossenschaft anerkannt.<br />
28.6.1914 Mit der Ermordung des Österreichischen Thronfolgers in<br />
Sarajewo beginnt am 1.8. der Erste Weltkrieg (bis 1918)!<br />
Nach dem deutschen Kriegseintritt am 2.8. beruft das<br />
Wehrbezirksamt Nienburg die ersten wehrtüchtigen<br />
Männer ein. Viele von ihnen (auch aus <strong>Mardorf</strong>) werden<br />
später verwundet, vermisst und getötet (über 20). Auch<br />
einer der beiden Lehrer muss an die Front (Notunterricht). In diesem ersten neuzeitlichen Krieg<br />
gibt es am Anfang noch „Musketiere“ (einfache Soldaten mit Gewehr) und „Ulanen“ (berittene<br />
Soldaten mit Lanzen). In <strong>Mardorf</strong> wird nach 1918 die Hofstelle Nr.57 den Beinamen „Ulan-Meier“<br />
erhalten (wegen Wilhelm Meier *17.9.1888, der im Ulan-Rgt. Hannover diente). <strong>Die</strong> Mitglieder des<br />
Kriegervereins helfen sich gegenseitig und den alleinwirtschaftenden Frauen und schicken<br />
Päckchen an die Front. Dort harren die Männer im sinnlosen Stellungskrieg aus.<br />
151
Ab 1914<br />
beginnt die Inflation der „Deutschen (Reichs-) Mark“!<br />
Der parteilose Kleinkötner Friedrich Meyer (Nr.23 *1887) ist Bürgermeister, Gemeindevorsteher<br />
und Standesbeamter in <strong>Mardorf</strong> (bis 1936) und der 1.Beigeordnete der ebenfalls parteilose<br />
Landwirt Heinrich Niemeyer (Nr.37 *1885).<br />
Um 1915<br />
Lehrer in <strong>Mardorf</strong> ist Herr Stein.<br />
13.9.1915 Das Scheunenviertel an der<br />
<strong>Mardorf</strong>er Straße in Rehburg<br />
mit 26 Scheunen (auf dem<br />
Foto rechts), ähnlich denen,<br />
die früher in <strong>Mardorf</strong> am<br />
Buchenberg und Hinterm<br />
Dorf standen) brennt ab.<br />
Nach 1915 Französische und auch<br />
einige<br />
russische<br />
Kriegsgefangene werden<br />
im Ort (z. T. in der Schule)<br />
untergebracht und helfen<br />
den verbliebenen Frauen,<br />
Kindern und älteren Männern bei den Erntearbeiten. Bewacht werden sie von einem<br />
„Landsturmmann“. <strong>Die</strong> städtische Bevölkerung kommt zum „hamstern“ auf’s Land.<br />
Um 1916<br />
wird die Hofstelle Nr.106 am Mummrian begründet. Familie Kleine („Klyn“ ursprünglich aus<br />
Münchehagen <strong>–</strong> H.Kleine*~1830/ u. Car.Dankenbring Nr.63/ u. M.S.Meyer Nr.48) lebt schon seit<br />
Mitte 19.Jhd. in <strong>Mardorf</strong>. Sohn H.Kleine (*~1870/ in Nr.82/ oo W.Stadtländer Nr.61) baut bis 1916<br />
das Wohnhaus. Der 1.Neubau stürzt bei der Richtung ein. Sein Sohn der Waldarbeiter und<br />
Musiker H.Kleine (*1895/ oo L.Dankenbring Nr.43) begründet 1920 die Anbauerstelle. Nach 1945<br />
Jack Smith.<br />
1916 Regierungspräsident<br />
von Hannover wird<br />
Friedrich von Felsen.<br />
Wird die Hofstelle<br />
Nr.107 mit Haus des<br />
Landwirts Aug.Seeger<br />
(Nr.26/ oo W.Brase<br />
Nr.3/ „Seegers-August“)<br />
an der Schneerener<br />
Straße begründet. 1931<br />
wird es eine<br />
Abbauerstelle. Später<br />
Dankenbring und<br />
Struckmann (Nr.96).<br />
Bild rechts: Deutsche<br />
Soldaten am 22.5.1916<br />
irgendwo an der Front in<br />
Nordostfrankreich (den Gegnern erging es nicht besser). So beschrieben es heimgekehrte überlebende<br />
<strong>Mardorf</strong>er ihrer Familie. Glück hatte vielleicht, wer einen Posten in der „Etappe“ hatte.<br />
<strong>1917</strong> Der Krieg geht weiter!<br />
25.10.<strong>1917</strong> Mit dem Sturm auf den Winterpalais in St. Petersburg beginnt die russisch bolsche-wistische<br />
„Oktober-revolution“ und endet mit der Gründung der Sowjetunion (UdSSR).<br />
152