Ich will haben, was ich verdiene!« - DIE LINKE. Wiesbaden
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DAS AKTUELLE GESPRÄCH<br />
Kultur der Offenheit<br />
und des Zuhörens<br />
In der Politik werden häufig nur die<br />
Frauen gefragt, wie beides zusammengeht<br />
– eine öffentl<strong>ich</strong>e Funktion<br />
und Familie. Ihr Mann ist Wissenschaftler,<br />
ähnl<strong>ich</strong> stark eingespannt<br />
wie Sie. Steckt er im Moment mehr<br />
weg in Sachen Kind und Hausarbeit?<br />
Katja Kipping: Nein, wir <strong>haben</strong> uns von<br />
Anfang an darauf verständigt, dass wir<br />
uns jeweils zu fünfzig Prozent die Erziehungsarbeit<br />
teilen. Das ziehen wir auch<br />
durch. Für m<strong>ich</strong> bedeutet das, dass <strong>ich</strong><br />
so manche Arbeit erst abends nach<br />
20 Uhr, wenn die Kleine schläft, machen<br />
kann. Und es gibt auch Diskursspaziergänge<br />
mit der Kleinen im Kinderwagen<br />
oder ein Arbeitstreffen abends bei mir zu<br />
Hause neben dem Babyfon.<br />
Die bislang jüngste Chefin der<br />
<strong>LINKE</strong>N, dazu klug und glaubwürdig<br />
– das ist immer wieder zu hören.<br />
Was ist Ihnen w<strong>ich</strong>tig für das Selbstverständnis<br />
der <strong>LINKE</strong>N?<br />
Dass wir unsere Unterschiede n<strong>ich</strong>t als<br />
Belastung oder gar als Angriff auf die eigene<br />
Lebensleistung begreifen, sondern<br />
als Bere<strong>ich</strong>erung. Wir sollten unsere Widersprüche<br />
produktiv machen und uns<br />
n<strong>ich</strong>t einreden lassen, dass Widersprüche<br />
et<strong>was</strong> Schlechtes sind. Und wenn es<br />
02<br />
kompliziert wird, wünsche <strong>ich</strong> mir, dass<br />
wir uns die Zeit nehmen, mal in klugen<br />
Texten und Büchern zu Dialektik nachzulesen.<br />
Zu den ersten Projekten im neuen<br />
Amt gehört der Schutz vor prekärer<br />
Arbeit. Das ist auch unser Thema in<br />
dieser Lotta-Ausgabe.<br />
Prekarität hat viele Ges<strong>ich</strong>ter. Es betrifft<br />
die Leiharbeiterin am Fließband, die Migrantin<br />
am Wischmopp und Erwerbslose,<br />
die die Behandlung auf dem Amt als Demütigung<br />
erleben. Die Herrschenden<br />
versuchen, die verschiedenen Gruppen<br />
gegeneinander auszuspielen. Linke Politik<br />
zur Eindämmung von Prekarität <strong>will</strong>:<br />
die Abschaffung von Leiharbeit, die<br />
Einführung eines gesetzl<strong>ich</strong>en Mindestlohnes,<br />
die Abschaffung der<br />
Hartz-IV-Sanktionen.<br />
Von linken Frauen in der Politik<br />
erwartet man feministische<br />
Impulse. Wie sehen Sie s<strong>ich</strong> da<br />
mittendrin?<br />
<strong>Ich</strong> gehöre zu denen, die<br />
s<strong>ich</strong> dafür einsetzen,<br />
dass die Kämpfe<br />
um die Zeit und<br />
die »Vier-in-<br />
einem-Pers pektive<strong>«</strong> ein zentraler Punkt<br />
werden. Es geht um die gerechte Verteilung<br />
von Erwerbsarbeit, Familienarbeit,<br />
Arbeit fürs Gemeinwesen und um eigene<br />
Entwicklungschancen. Aber gle<strong>ich</strong>gültig,<br />
ob man s<strong>ich</strong> als Feministin begreift oder<br />
n<strong>ich</strong>t: Vor Männern und Frauen in unserer<br />
Fraktion steht eine Aufgabe, und die<br />
lautet: spezifische Problemlagen von<br />
Frauen herauszuarbeiten. Dazu gehört,<br />
dass zwei Drittel aller Niedriglöhner<br />
Frauen sind.<br />
Das Gespräch führte Jana Hoffmann.<br />
02<br />
Das ist das Motto von Katja Kipping. Sie ist 34 Jahre alt, seit einem halben Jahr Mutter, bereits die zweite<br />
Legislaturperiode im Bundestag, und seit Anfang Juni die gewählte Vorsitzende der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.<br />
Katja Kipping über Privates und Politik.<br />
Foto: <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />
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