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Osteoporose 1_2009

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SPECTRUM<br />

KONTINUIERLICHE FORTBILDUNG IM BEREICH DIAGNOSTIK UND THERAPIE DER OSTEOPOROSE<br />

1/2010<br />

OSTEOPOROSE<br />

ao. Univ.-Prof. Dr.<br />

Rudolf W. Gasser Differenzialdiagnostik und Bone-Health-Management<br />

MedMedia<br />

Verlags Ges.m.b.H.<br />

Sekundäre<br />

<strong>Osteoporose</strong>n


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Es ist mir eine große Freude, Ihnen die<br />

nun bereits 3. Ausgabe des einzigen<br />

österreichischen und ausschließlich dem<br />

Thema <strong>Osteoporose</strong> gewidmeten Periodikums<br />

Spectrum <strong>Osteoporose</strong> präsentieren<br />

zu dürfen. Eine der ursprünglichen<br />

Zielsetzungen dieses Journals war es, jede<br />

Ausgabe mit einem spezifischen<br />

Schwerpunktthema zu versehen. In diesem<br />

Sinne haben wir uns entschlossen,<br />

die aktuelle und nun vorliegende Ausgabe<br />

ganz dem Thema „Sekundäre<br />

<strong>Osteoporose</strong>“ zu widmen.<br />

<strong>Osteoporose</strong> ist eine der bedeutendsten<br />

Erkrankungen weltweit. In Österreich<br />

sind nach aktuellen Schätzungen ungefähr<br />

700.000 Personen betroffen. Die<br />

überwiegende Mehrheit hiervon entfällt<br />

auf postmenopausale Frauen. Primäre<br />

Formen der <strong>Osteoporose</strong> spielen ätiologisch<br />

somit eine überragende Rolle. Es<br />

kann jedoch davon ausgegangen werden,<br />

dass in der täglichen Praxis die Anzahl<br />

von Patientinnen und Patienten mit<br />

sekundären Ursachen einer <strong>Osteoporose</strong><br />

WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT<br />

Herausgeber:<br />

Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Dimai<br />

Wissenschaftliche Beiräte:<br />

Univ.-Prof. Dr. Harald Dobnig<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch<br />

erheblich unterschätzt wird. Nach derzeitigem<br />

Wissensstand weisen bis zu 64<br />

% aller Männer mit <strong>Osteoporose</strong> eine sekundäre<br />

Ursache auf, knapp 50 % aller<br />

prä- und perimenopausalen Frauen mit<br />

<strong>Osteoporose</strong> sowie rund 20–30 % aller<br />

postmenopausalen Frauen mit <strong>Osteoporose</strong>.<br />

Beim männlichen Geschlecht zählen<br />

zu den häufigsten Ursachen einer sekundären<br />

<strong>Osteoporose</strong> der Hypogonadismus,<br />

die Behandlung mit systemischen<br />

Glukokortikoiden sowie der Alkoholismus.<br />

Beim weiblichen Gechlecht zählen<br />

der Östrogenmangel sowie ebenfalls die<br />

Behandlung mit Glukokortikoiden zu den<br />

häufigsten Ursachen.<br />

In der vorliegenden Ausgabe von Spectrum<br />

<strong>Osteoporose</strong> werden die wichtigsten<br />

und für den klinischen Alltag relevanten<br />

Ursachen der sekundären <strong>Osteoporose</strong> in<br />

übersichtlicher Form dargestellt. Der thematische<br />

Bogen umspannt hierbei Erkrankungen<br />

des endokrinen, rheumatischen,<br />

renalen und gastroenterologischen<br />

Formenkreises. Darüber hinaus werden<br />

Univ.-Doz. Dr. Astrid Fahrleitner-Pammer<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Wagner<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Preisinger<br />

ernährungs-, medikamenten- sowie immobilisationsbedingte<br />

Formen der sekundären<br />

<strong>Osteoporose</strong> dargestellt.<br />

Wie auch schon in den Jahren zuvor<br />

konnten für die Verfassung der einzelnen<br />

Beiträge dieser Ausgabe hochrangige Expertinnen<br />

und Experten des jeweiligen<br />

Fachgebietes gewonnen werden, wodurch<br />

der hohe Qualitätsstandard dieses<br />

Periodikums unterstrichen wird.<br />

Ich darf Ihnen nun, liebe Leserin/lieber<br />

Leser, liebe Kollegin/lieber Kollege, mit<br />

der vorliegenden Ausgabe dieses Journals<br />

viel Freude wünschen.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Dimai<br />

Herausgeber<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

3


Fachkurzinformation siehe Seite 51


INHALT SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/2010<br />

Seite 3<br />

Editorial<br />

H. P. Dimai<br />

Seite 6<br />

Vorwort<br />

R. W. Gasser<br />

FOCUS<br />

Sekundäre <strong>Osteoporose</strong>n<br />

Knochenumbauvorgänge aus Sicht der<br />

physikalischen Medizin und Rehabilitation<br />

Seite 8<br />

Immobilisations-<strong>Osteoporose</strong><br />

E. Preisinger<br />

Kalzium-Malabsorption und diätetische Faktoren<br />

in der <strong>Osteoporose</strong>-Ätiologie<br />

Seite 10<br />

Gastrektomie und die Folgen für<br />

das Skelettsystem<br />

K. E. Schmidt<br />

Seite 12<br />

Osteologische Aspekte der<br />

Laktoseintoleranz<br />

B. Obermayer-Pietsch<br />

Freies Thema<br />

Seite 15<br />

Traditionell – das <strong>Osteoporose</strong>-Weekend<br />

2010 in Salzburg<br />

Seite 16<br />

<strong>Osteoporose</strong> als Komplikation bei Zöliakie<br />

A. Eser, H. Vogelsang<br />

Seite 18<br />

Anorexia nervosa und <strong>Osteoporose</strong><br />

E. Zwettler<br />

IMPRESSUM<br />

Endokrinologische Grunderkrankungen<br />

Seite 21<br />

Primärer Hyperparathyreoidismus in der<br />

Differenzialdiagnostik der <strong>Osteoporose</strong><br />

P. M. Bernecker<br />

Seite 24<br />

Renale Osteodystrophie<br />

K. Eller, A. R. Rosenkranz<br />

Seite 27<br />

Knochenstoffwechsel bei Hyperthyreose<br />

P. Mikosch<br />

Seite 29<br />

<strong>Osteoporose</strong> bei Cushing-Syndrom<br />

H. Dobnig<br />

Seite 32<br />

Hypogonadismus und <strong>Osteoporose</strong><br />

R. W. Gasser<br />

Freies Thema<br />

Seite 35<br />

An Hypogonadismus denken<br />

Seite 36<br />

<strong>Osteoporose</strong> und Diabetes – eine<br />

komplexe Assoziation<br />

G. Holak<br />

Hüftfraktur unter antikonvulsiver Therapie<br />

<strong>Osteoporose</strong> auf dem Boden<br />

rheumatischer Erkrankungen<br />

Seite 38<br />

<strong>Osteoporose</strong> bei ankylosierender<br />

Spondylitis – diagnostische und<br />

therapeutische Herausforderung<br />

J. Hermann, D. Zauner<br />

Freies Thema<br />

Seite 40<br />

Protelos ® – Überzeugende Langzeit -<br />

wirkung gegen osteoporosebedingte<br />

Frakturen<br />

Seite 41<br />

Diabolische Dualität: Entzündung und<br />

Glukokortikoide bei rheumatoider Arthritis<br />

K. Redlich<br />

Pharmaka mit erhöhtem <strong>Osteoporose</strong>risiko<br />

Seite 43<br />

Glukokortikoid-induzierte <strong>Osteoporose</strong><br />

S. Kudlacek, T. Puntus<br />

Seite 46<br />

Ossäre Nebenwirkungen von Antiepileptika<br />

C. Muschitz<br />

Freies Thema<br />

Seite 48<br />

Aclasta ® – Von der Frakturreduktion zur<br />

Mortalitätsreduktion<br />

Seite 49<br />

Bone-Health-Management unter<br />

Aroma tasehemmern bei Mammakarzinom<br />

B. Mlineritsch<br />

Seite 51<br />

Pharma-News<br />

Verlag und Medieninhaber: MedMedia Verlag und Mediaservice Ges.m.b.H., Seidengasse 9/Top 1.1, A-1070 Wien, Tel.: 01/407 31 11-0; E-Mail: office@medmedia.at. Projektleitung:<br />

Judith Hafner. Redaktion/Lektorat: Peter Lex. Layout/DTP: Gerald Mollay. Coverfoto: Armin Plankensteiner. Print: „agensketterl“ Druckerei GmbH, Mauerbach. Grundsätze und Ziele von<br />

SPECTRUM OSTEOPOROSE: Kontinuierliche Fortbildung im Bereich Diagnostik und Therapie der <strong>Osteoporose</strong>. Allgemeine Hinweise: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die persönliche<br />

und/oder wissenschaftliche Meinung des jeweiligen Autors wieder und fallen in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Mit „Freies Thema“ gekennzeichnete Beiträge<br />

sind entgeltliche Einschaltungen gem. §26 Mediengesetz und fallen in den Verantwortungsbereich des jeweiligen Auftraggebers. Diese müssen nicht die Meinung von Herausgeber oder Redaktion<br />

wiedergeben. Angaben über Dosierungen, Applikationsformen und Indikationen von pharmazeutischen Spezialitäten müssen vom jeweiligen Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden.<br />

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Verlag: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH, Seidengasse 9/Top 1.1, A-1070 Wien. Geschäftsführer: Mag. Wolfgang Maierhofer. Inhaber: 95 % Wolfgang Maierhofer Privatstiftung,<br />

5 % Mag. Gabriele Jerlich. Gegenstand des Unternehmens: Herstellung und Vertrieb von Medien aller Art. Medieninhaber: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH. Redaktion:<br />

Seidengasse 9/Top 1.1, A-1070 Wien. Hersteller: „agensketterl“ Druckerei GmbH, Mauerbach.<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

5


VORWORT SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

ao. Univ.-Prof. Dr. Rudolf W. Gasser<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin I,<br />

Medizinische Universität Innsbruck<br />

6 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

Systematische und sorgfältige<br />

Abklärung von größter Bedeutung<br />

Therapiestrategien<br />

so vielfältig wie die Ursachen<br />

Als „sekundäre <strong>Osteoporose</strong>n“ werden<br />

<strong>Osteoporose</strong>formen bezeichnet,<br />

die durch eine Erkrankung mit bekannt<br />

negativem Einfluss auf den Knochenstoffwechsel<br />

oder durch langfristige<br />

Einnahme von Medikamenten, die zu beschleunigtem<br />

Knochenverlust führen, bedingt<br />

sind. Insbesondere jüngere Patienten<br />

sollten stets genau auf das Vorliegen<br />

einer sekundären <strong>Osteoporose</strong> untersucht<br />

werden. Bei älteren Personen kann eine<br />

sekundäre <strong>Osteoporose</strong> eine so genannte<br />

„primäre <strong>Osteoporose</strong>“ (postmenopausal<br />

oder altersbedingt) aggravieren, sodass<br />

diese Patienten oft an Mischbildern aus<br />

beiden <strong>Osteoporose</strong>formen leiden.<br />

Das vorliegende Themenheft von „Spectrum<br />

<strong>Osteoporose</strong>“ widmet sich nun in<br />

Form von Kurzbeiträgen dieser Vielfalt von<br />

osteotropen Krankheiten und Medikationen<br />

mit negativem Effekt auf den Knochen. Für<br />

die Teilnahme an diesem Projekt möchte<br />

ich mich an dieser Stelle bei allen Autorinnen<br />

und Autoren sehr herzlich bedanken.<br />

Eine wesentliche Gruppe der sekundären<br />

<strong>Osteoporose</strong>n ist durch Erkrankungen<br />

bzw. Störungen im Gastrointestinaltrakt<br />

bedingt, einerseits durch Malabsorption<br />

und fallweise zusätzlich durch systemische<br />

Auswirkungen einer chronischen<br />

Entzündung. Dazu zählen alle chronischentzündlichen<br />

Darmerkrankungen (CED)<br />

sowie vorangegangene Operationen im<br />

Gastrointestinaltrakt (z. B. eine Gastrektomie);<br />

bei der Zöliakie und der Laktose -<br />

intoleranz führt vorwiegend die Malabsorption<br />

zur negativen Knochenbilanz.<br />

Ernährungsstörungen wie Fehl- oder Unterernährung<br />

(z. B. Anorexie) sind ebenfalls<br />

mit <strong>Osteoporose</strong> assoziiert. Auch<br />

chronische Lebererkrankungen führen zu<br />

Störungen des Knochenstoffwechsels<br />

(hepatische Osteodystrophie).<br />

Eine weitere wichtige Ursache sekundärer<br />

<strong>Osteoporose</strong>n sind endokrinologische<br />

Erkrankungen mit negativer Auswirkung<br />

auf die Knochenbilanz. Dazu


zählen der primäre und sekundäre Hyperparathyreoidismus,<br />

wenn auch mit<br />

unterschiedlichen pathophysiologischen<br />

Grundlagen. Beim Hyperkortizismus<br />

(Cushing-Syndrom) findet sich nicht selten<br />

schon als primäre Manifestation eine<br />

ausgeprägte <strong>Osteoporose</strong>. Der Hypogonadismus<br />

ist durch den Testosteronbzw.<br />

Östrogenmangel ebenfalls eine wesentliche<br />

Ursache sekundärer <strong>Osteoporose</strong>n.<br />

Die manifeste, aber auch die<br />

subklinische Hyperthyreose führen zu<br />

negativen Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel,<br />

ebenso der Diabetes<br />

mellitus Typ 1. Eine komplexe sekundäre<br />

<strong>Osteoporose</strong> findet sich bei chronischer<br />

Niereninsuffizienz (renale Osteopathie).<br />

Rheumatologische Erkrankungen führen<br />

vor allem durch die Wirkung von Entzündungsmediatoren<br />

bzw. Zytokinen zu gelenksnaher<br />

lokalisierter, aber auch zu<br />

sys temischer <strong>Osteoporose</strong>. Als Beispiele<br />

werden in dieser Übersicht die rheumatoide<br />

Arthritis und der Morbus Bechterew<br />

erläutert.<br />

Auch die COPD ist mit <strong>Osteoporose</strong> assoziiert,<br />

einerseits durch systemische<br />

Entzündungsmechanismen, andererseits<br />

durch Komorbiditäten (z. B. Nikotinabusus)<br />

oder eine Glukokortikoidtherapie.<br />

Bei den hämato-onkologischen Systemerkrankungen<br />

als Ursachen einer sekundären<br />

<strong>Osteoporose</strong> ist in erster Linie das<br />

multiple Myelom zu erwähnen, nicht so<br />

selten verbirgt sich hinter der Zuweisungsdiagnose<br />

„<strong>Osteoporose</strong>“ diese schwerwiegende<br />

Erkrankung.<br />

Eine weitere klinisch sehr relevante Grup -<br />

pe der sekundären <strong>Osteoporose</strong>n ist die<br />

Medikamenten-assoziierte <strong>Osteoporose</strong><br />

durch langfristige Einnahme von Substanzen<br />

mit negativem Einfluss auf den<br />

Knochenstoffwechsel. Die klinisch-phar-<br />

Abb.: Schwangerschaftsosteoporose mit<br />

multiplen akuten und subakuten Wirbel -<br />

frakturen (32-jährige Patientin, Magnet -<br />

resonanztomographie der Wirbelsäule)<br />

makologische Wirkung dieser Medikamente<br />

auf den Knochen ist sehr heterogen.<br />

Abgehandelt werden in dieser Übersicht<br />

die Glukokortikoid-induzierte, die<br />

Antiepileptika-assoziierte und die durch<br />

Aromatasehemmer-Therapie beim Mammakarzinom<br />

bedingte <strong>Osteoporose</strong>. Da -<br />

rüber hinaus gibt es zahlreiche weitere<br />

Medikamente, die zur <strong>Osteoporose</strong> führen<br />

können, wie z. B. Protonenpumpenhemmer,<br />

Heparin, Glitazone, antiretrovirale<br />

Substanzen oder GnRH-Agonisten<br />

zur Androgensuppression.<br />

Eine spezielle Form der sekundären<br />

<strong>Osteoporose</strong> ist die Transplantationsosteoporose,<br />

da die betroffenen Patienten<br />

meist schon durch ihre Grunderkrankung<br />

einen geschädigten Knochenstoffwechsel<br />

aufweisen (z. B. chronische<br />

Nieren- oder Lebererkrankungen) und<br />

durch die peri- und postoperative immunsuppressive<br />

Therapie bei Transplantationen<br />

(z. B. Glukokortikoide) einen<br />

weiteren Knochenverlust erfahren.<br />

Bei der Immobilitätsosteoporose ist eine<br />

zu geringe und inadäquate Belastung<br />

des Skeletts die Ursache für einen übermäßigen<br />

Knochenabbau, sie betrifft über<br />

längere Zeit bettlägerige Patienten.<br />

Schließlich sind auch toxische Einwirkungen<br />

auf den Organismus wie Nikotin-<br />

oder Alkoholabusus als häufige Ursachen<br />

einer sekundären <strong>Osteoporose</strong> zu<br />

erwähnen.<br />

Eine Sonderform der sekundären <strong>Osteoporose</strong><br />

ist die Schwangerschaftsosteoporose<br />

(siehe Abb.), die selten Frauen am<br />

Ende und nach der Schwangerschaft betrifft;<br />

die Ursachen dieser Erkrankung<br />

sind nicht restlos geklärt, und ein Prob -<br />

lem stellt die Prävention bei einer weiteren<br />

gewünschten Schwangerschaft dar.<br />

Durch eine gezielte Anamnese kann eine<br />

sekundäre <strong>Osteoporose</strong> gut erfasst werden.<br />

Durch entsprechende Laboruntersuchungen<br />

(Basislabor und erweitertes Labor) wird<br />

die Diagnose bestätigt. Da die Behandlungsmöglichkeiten<br />

je nach Ursache der sekundären<br />

<strong>Osteoporose</strong> stark variieren, ist für<br />

die Betroffenen die sys tematische und genaue<br />

Abklärung von größter Wichtigkeit.<br />

Wie schon eingangs erwähnt, liegen nicht<br />

selten Mischformen aus primärer und sekundärer<br />

<strong>Osteoporose</strong> vor, sodass letztendlich<br />

die <strong>Osteoporose</strong> beim individuellen<br />

Patienten ein komplexes Krankheitsbild<br />

darstellen kann, worauf die individuelle<br />

Behandlung angepasst werden muss.<br />

Ich hoffe, dass die verschiedenen Beiträge<br />

zur „sekundären <strong>Osteoporose</strong>“ in diesem<br />

Themenheft Ihr Interesse finden und<br />

Sie für dieses Problem sensibilisieren. Ich<br />

wünsche Ihnen eine interessante Zeit bei<br />

der Lektüre der Artikel. ■<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

7


FOCUS<br />

Muskuloskelettale<br />

Veränderungen bei Immobilität<br />

In den unterschiedlichsten Vergleichs -<br />

studien der letzten Jahre konnte gezeigt<br />

werden, wie sensibel die Morphologie<br />

des Knochens auf mechanische Einflüsse<br />

reagiert. Astronauten verlieren während<br />

des Aufenthalts im Weltraum bis zu<br />

2 % an Knochendichte pro Monat im<br />

Hüftbereich. Aus diesem Grund hat in<br />

den letzten Jahrzehnten die Erforschung<br />

der Immobilität und der Schwerelosigkeit,<br />

deren Einfluss auf sämtliche Organsysteme<br />

des menschlichen Körpers, einen<br />

Höhepunkt erreicht. Alleine durch<br />

das Liegen über mehrere Wochen kommt<br />

es beim jungen Erwachsenen zu einem<br />

eklatanten Verlust an Knochen- und<br />

Muskelmasse, sodass diese nach 3-monatiger<br />

Bettruhe kaum noch stehen oder<br />

gehen können. In den von der ESA und<br />

NASDA organisierten Studien für die<br />

Raumfahrt konnte auch gezeigt werden,<br />

dass sich die Muskulatur durch Training<br />

sehr rasch erholt. Eine Zunahme des<br />

Muskelquerschnitts konnte bereits nach<br />

2 Wochen beobachtet werden. Nach 3<br />

Monaten erholte sich die Muskulatur nahezu<br />

vollständig. Der Knochenmasseverlust<br />

hält hingegen noch etwa 2 Wochen<br />

nach Bettruhe während der Remobilisierung<br />

an. Der komplette Wiederaufbau<br />

der Knochendichte benötigt bei gesunden<br />

Versuchspersonen etwa ein Jahr. Ein<br />

wertvoller Marker der Immobilisation ist<br />

Kalzium. Bereits in den ersten Tagen der<br />

Bettruhe wird Kalzium aus dem Knochen<br />

mobilisiert, das Serumkalzium und die<br />

Kalzium- und Hydroxyprolin-Ausscheidung<br />

steigen in der Folge an. Zudem<br />

8 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Knochenumbauvorgänge aus der Sicht der physikalischen Medizin und Rehabilitation<br />

Immobilisations-<strong>Osteoporose</strong><br />

Um der Stütz- und Schutzfunktion in vollem Umfang gerecht zu werden, passt sich der Knochen<br />

permanent dem Schwerefeld der Erde an. Wird durch Immobilisation die Muskelarbeit gegen die<br />

Schwerkraft ausgeschaltet, so nimmt die Knochenmasse ab.<br />

wird die Kalziumresorption aus dem<br />

Darm zunehmend vermindert. Nach Beendigung<br />

der Langzeit-Bettruhe, das<br />

heißt nach dem ersten Gehversuch, sinkt<br />

Serumkalzium innerhalb von 24 Stunden<br />

ab und bewirkt einen Anstieg des<br />

Parathormons.<br />

Mechanische Kräfte und Knochenformation<br />

nach dem Frost-Modell<br />

Den Einfluss von mechanischen Kräften<br />

auf den Knochen hat Frost mit seiner<br />

Mechanostat-Theorie beschrieben. Physikalisch<br />

gesehen hat der Knochen elas -<br />

tische Eigenschaften und kann sich somit<br />

in einem geringen Umfang verformen.<br />

Diese Verformung gibt Frost in<br />

Microstrain an. Erst wenn der Druck auf<br />

den Knochen eine bestimmte Höhe an<br />

Microstrain erreicht, kommt es zur Fraktur<br />

(Abb. 1). Nach der Mechanostat-Theorie<br />

hat der Knochen eine physiologische<br />

Verformungszone, in der sich Knochenresorption<br />

und Knochenformation die<br />

Waage halten. In der trivialen Zone ist<br />

Microstrain<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

0<br />

Abb.: Mechanostat-Modell (nach Frost)<br />

Zone<br />

der pathologischen Überbelastung<br />

Zone der Mehrbelastung<br />

physiologische Belastungszone<br />

triviale Belastungszone<br />

Prim. a Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Preisinger<br />

Vorstand am Institut für Physikalische<br />

Medizin und Rehabilitation,<br />

Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem<br />

Zentrum Rosenhügel, Wien<br />

elisabeth.preisinger@wienkav.at<br />

die regelmäßige Knochenverformung,<br />

das heißt die tägliche Belastung für Knochen<br />

und Muskeln zu gering, sodass<br />

sich ein Ungleichgewicht zugunsten der<br />

Resorption und zum Nachteil der Knochenformation<br />

ergibt. Dazu kommt es<br />

bei längerer Bettruhe oder inaktivem Lebensstil.<br />

Nimmt hingegen eine wiederholte<br />

Knochenverformung, beispielswei-<br />

obere<br />

Grenze<br />

untere<br />

Grenze<br />

der<br />

minimalen<br />

effektiven<br />

Verformung


se durch ein Muskelaufbautraining, zu,<br />

dann überwiegt die Knochenformation.<br />

Bei pathologischer Überbelastung, wie<br />

zu großer Krafteinwirkung, beispielsweise<br />

beim Sturz aus großer Höhe oder<br />

durch lang andauernde Belastungen, wie<br />

bei einigen Ausdauersportarten, kommt<br />

es zur Fraktur respektive zur Ermüdungsfraktur.<br />

Die minimal effektiven Verformungszonen<br />

unterliegen auch hormonellen<br />

Einflüssen und verschieben sich<br />

beispielsweise in der Postmenopause.<br />

Was passiert auf<br />

der zellulären Ebene?<br />

Die Osteoblasten- und die Osteoklastenfunktion<br />

passt sich den mechanischen<br />

Stimuli an. Eine Schlüsselrolle kommt<br />

dabei den Osteozyten zu. Sie repräsentieren<br />

95 % der Skelettzellen beim Erwachsenen<br />

und sind über so genannte<br />

„gap junctions“ gut vernetzt. Mit zunehmendem<br />

Alter verschlechtern sich dieses<br />

Vernetzungssystem und damit die<br />

Sensitivität für chemische und physikalische<br />

Signale. Nicht nur Osteoblasten<br />

und Osteozyten werden durch mechanische<br />

Stimuli beeinflusst, sondern auch<br />

die Osteoklastenfunktion, deren Aktivität<br />

bei Immobilisation erhöht ist. Die Information<br />

der Mechanorezeptoren erfolgt<br />

im Wesentlichen über Flüssigkeitsverschiebungen<br />

an der Membranoberfläche<br />

der Zellen.<br />

Die Knochenresorption und die wesentlich<br />

länger dauernde Knochenformation<br />

laufen im Körper verteilt in so genanten<br />

BMUs (= Basic Multicellular Units) ab.<br />

Wird dieser als „Remodeling“ bezeichneter<br />

Knochenabbau- und -anbau erhöht,<br />

wie beispielsweise bei Immobilisierung,<br />

so entsteht eine negative Knochenbalance.<br />

Die Howship’schen Lakunen werden<br />

nicht mehr ausreichend gefüllt. Der<br />

Grund dafür liegt nicht alleine im Fehlen<br />

der Schwerkraft, sondern ist vor allem<br />

durch die verminderte oder fehlende<br />

Muskelarbeit gegen die Schwerkraft zu<br />

suchen. Dies erklärt auch den Verlust an<br />

Knochenmasse in den plegischen Extremitäten<br />

nach Schlaganfall, Querschnittsläsionen,<br />

bei Langzeit-Bettruhe und bei<br />

Astronauten.<br />

Tab.: Physiologische Veränderungen<br />

durch Bettruhe<br />

Plasmavolumen å 10–15 %<br />

maximale aerobe Kapazität å 25 %<br />

Erythrozyten å<br />

Blutviskosität õ<br />

Hämatokrit õ<br />

Fibrinogen õ<br />

Thromboserisiko õ<br />

linksventrikuläres enddiastolisches<br />

Volumen å 8–13 %<br />

Insulinresistenz õ<br />

Körpergewicht å 2 % / fettfreie<br />

Körpermasse å 4 %<br />

Körpergröße õ 1 cm<br />

Kalziumausscheidung õ<br />

Kalziumresorption å<br />

Knochendichte å 0,5–1 %/Monat<br />

Nierensteinrisiko õ<br />

Muskelmasse/Kraft å – nach 4 Monaten<br />

Degeneration der Muskeln<br />

orthostatische Intoleranz õ<br />

Vertigo õ 10 %<br />

Balance/Stabilität å<br />

Gangsicherheit å<br />

Rückenschmerzen õ<br />

depressive Stimmungslage<br />

Effekte abseits der<br />

muskuloskelettalen Systems<br />

Durch eine Immobilisation, wie bei<br />

Langzeit-Bettruhe, wird nicht allein der<br />

Knochen beeinflusst, sondern auch das<br />

gesamte Herz-Kreislauf- und endokrine<br />

System. Es entwickelt sich eine katabole<br />

Stoffwechsellage mit allen pathophysiologischen<br />

Konsequenzen. Bei überdurchschnittlicher<br />

Liegedauer nimmt die Flüssigkeits-<br />

und Elektrolytausscheidung über<br />

die Niere zu. Bereits nach mehr als 2 Tagen<br />

Bettruhe beträgt der Plasmaverlust<br />

bis zu 10 % und kann bis zu 15 % weiter<br />

ansteigen. Die Blutviskosität, der Hämatokrit,<br />

Fibrinogen und das Thromboserisiko<br />

steigen an. (Tab.). Das linksventrikuläre<br />

enddiastolische Volumen, die<br />

orthostatische Toleranz und die maximale<br />

Sauerstoffaufnahme (VO 2max) nehmen ab.<br />

Insgesamt verändert Immobilität, die fehlende<br />

Bewegung gegen die Schwerkraft,<br />

den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt<br />

beziehungsweise deren Anpassungsfähigkeit<br />

an jeglichen Wechsel der Körperposition.<br />

Durch die fehlende Stimulation des<br />

Gleichgewichtsorgans und der Propriozeptoren<br />

sowie durch die zunehmende Muskelatrophie<br />

kommt es zu einem Verlust<br />

der Körperbalance. Die Betroffenen verlieren<br />

bis zu 4 % an Körpergewicht, vorwiegend<br />

an fettfreier Körpermasse, d. h.<br />

Muskelmasse. Nach 4-monatiger Immobilisierung<br />

kann die Muskulatur bereits<br />

teilweise degeneriert und bindegewebig<br />

verändert sein. Die so genannten Antigravitationsmuskeln,<br />

wie beispielsweise die<br />

Waden- und Schienbeinmuskulatur sind<br />

davon besonders betroffen. Auch psychische<br />

Veränderungen, wie depressive<br />

Stimmungslage und Rückenschmerzen<br />

sind in Zusammenhang mit längerer Bettruhe<br />

beschrieben.<br />

Gegensteuerung durch<br />

physikalische Therapie<br />

In mehreren Untersuchungen konnte gezeigt<br />

werden, dass eine Muskelatrophie<br />

während einer mehrmonatigen Bettruhe<br />

durch Training im Liegen nicht komplett<br />

vermieden, jedoch reduziert werden<br />

kann. Die kürzlich publizierte Berliner<br />

Bedrest-Studie hat gezeigt, dass der Muskelumfang<br />

der Wadenmuskulatur bei gesunden<br />

Männern zwischen 20 und 45<br />

Jahren nach 3 Monaten Rekonvaleszenz<br />

im Anschluss an eine 2-monatige Bettruhe<br />

messbar zunimmt. Durch ein 2-mal<br />

täglich durchgeführtes Training im Liegen<br />

mit seitenalternierender Ganzkörpervibration<br />

bis zu 30 Hz in Kombination mit Widerstandstraining<br />

bis zum 2-Fachen des<br />

Körpergewichts und Schnellkrafttraining<br />

konnte über eine 2-monatige Phase der<br />

Bettruhe bei gesunden Versuchpersonen<br />

ein Verlust der Knochenmasse vermieden<br />

werden. ■<br />

FACT-BOX<br />

Immobilitätsosteoporose kann lokal durch Gelenksruhigstellung,<br />

beispielsweise durch Gips,<br />

aufgrund von Arthritiden oder durch eine Para-,<br />

Tetra- und Hemiplegie, Langzeit-Bettruhe oder<br />

durch Probleme des Alters, wie Sarkopenie, bedingt<br />

sein. Sie ist zum Teil reversibel und kann<br />

durch nur gezieltes Training reduziert werden.<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

9


FOCUS<br />

ei nur geringerer Magensäureproduktion<br />

werden die Kalziumkomplexe<br />

schlecht gelöst und in Folge auch<br />

mangelhaft resorbiert. 1 Atrophische Gastritis,<br />

Magenoperationen und hoch dosierte<br />

lang anhaltende Protonenpumpen-Hemmer<br />

senken deutlich die Säureproduktion.<br />

Dieser Zustand kann zur Malabsorption<br />

von sowohl Nahrungskalzium als auch einer<br />

therapeutischen Kalziumsubstitution<br />

führen und so auf lange Sicht das <strong>Osteoporose</strong>risiko<br />

deutlich erhöhen. 2<br />

B<br />

Gastrektomie<br />

bei Magenkarzinom<br />

Das Magenkarzinom gehört trotz sinkender<br />

Inzidenz (in Österreich ca. 1.500<br />

Neuerkrankungen pro Jahr) immer noch<br />

zu den häufigsten Krebsarten und ist weltweit<br />

die zweithäufigste Ursache für Krebstod<br />

weltweit. Durch eine Gastrektomie<br />

kommt es zum Wegfall einerseits des Intrinsic<br />

Factors, was durch parentera le Vi -<br />

tamin-B 12-Substitution leicht beherrscht<br />

werden kann, andererseits auch zum<br />

Wegfall der Magensäure für die Aufschließung<br />

der Nahrung, was vielfache Auswirkungen<br />

auf den Metabolismus hat. In Bezug<br />

auf den Knochenstoffwechsel entwi -<br />

ckeln viele der langzeitüberlebenden<br />

Patienten eine hochgradige <strong>Osteoporose</strong>.<br />

<strong>Osteoporose</strong> nach Gastrektomie: Bereits<br />

1964 wurde eine wissenschaftliche Arbeit<br />

publiziert, welche zeigte, dass Gastrektomien<br />

zu einer Veränderung des Kalziumstoffwechsels<br />

und in der Folge zu <strong>Osteoporose</strong><br />

führen. 3<br />

10 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Kalzium-Malabsorption und diätetische Faktoren in der <strong>Osteoporose</strong>-Ätiologie<br />

Gastrektomie und die Folgen<br />

für das Skelettsystem<br />

Malabsorption von in Nahrung enthaltenem Kalzium ist eine bekannte Ursache von <strong>Osteoporose</strong>. Die<br />

Lösung von Kalziumkomplexen durch die Magensäure ist der erste Schritt für die aktive und passive<br />

Resorption von Kalzium als Kalzium-Ion im proximalen Dünndarm.<br />

Eine Studie aus Korea 4 aus dem Jahr<br />

2007 evaluierte die Prävalenz von<br />

<strong>Osteoporose</strong> 3 Jahre nach kurativer<br />

Gastrektomie bei Patienten mit einem<br />

Adenokarzinom des Magens. Es wurden<br />

die Auswirkungen des Tumorstagings,<br />

der Operationsart (subtotale und totale<br />

Gastrektomie) und von Risikofaktoren<br />

wie Alter, niedriger Body-Mass-Index<br />

(BMI), Typ-2-Diabetes, Anämie, erhöhte<br />

alkalische Phosphatase und Rückenschmerzen<br />

evaluiert. Insgesamt wurde<br />

bei 40 % der Patienten eine <strong>Osteoporose</strong><br />

mittels reduzierter Knochendichte und<br />

bei 14 % eine Osteomalazie diagnos -<br />

tiziert. Dabei zeigte sich ein signifikanter<br />

Zusammenhang der Knochendichte mit<br />

dem Alter sowie einem BMI < 18,5 und<br />

niedrigem Hämoglobinwert (Frauen<br />

< 11 g/dl, Männer < 13 g/dl). In multivarianten<br />

Analysen waren bei Männern<br />

ein Alter > 64 Jahre und eine Anämie,<br />

bei Frauen der Rückenschmerz unabhängige<br />

prädiktive Faktoren.<br />

Zusammenfassend bestätigt diese Studie<br />

die hohe Rate von <strong>Osteoporose</strong> bei Magenkarzinompatienten<br />

unabhängig von<br />

der Operationsart. Frühe Diagnose und<br />

Therapie der <strong>Osteoporose</strong> sind für langzeitüberlebende<br />

Gastrektomiepatienten<br />

unbedingt notwendig.<br />

Adipositas-Chirurgie<br />

Bei sinkender Inzidenz von Magenkrebs<br />

steigt jedoch weltweit die Anzahl der<br />

schwer adipösen Patienten. Aufgrund der<br />

Schwierigkeit, durch Lebensstiländerung<br />

oder medikamentöse Therapie alleine<br />

Mag. Dr. Karin Elisabeth Schmidt<br />

Chirurgische Abteilung, Sozialmed izinisches<br />

Zentrum Ost - Donauspital,<br />

Abteilungsvorstand: Univ.-Prof. Dr. Stephan<br />

Kriwanek, Wien<br />

karin.schmidt@wienkav.at<br />

langfristig wesentlich an Gewicht zu verlieren,<br />

hat die bariatrische Chirurgie im<br />

letzten Jahrzehnt einen großen Aufschwung<br />

erfahren. Alleine in den USA<br />

werden jährlich ca. 220.000 bariatrische<br />

Operationen durchgeführt. Auch in Österreich<br />

gewinnt die bariatrische Chirurgie<br />

zunehmend an Bedeutung. Die Gesamteingriffe<br />

liegen aktuell bei etwa 2.000 pro<br />

Jahr (persönliche Information von Herrn<br />

Univ.-Prof. Dr. Stephan Kriwanek). Patienten<br />

werden in der Regel ab einem<br />

BMI von 40, bei Adipositas-assoziierten<br />

Erkrankungen ab einem BMI von 35 operiert.<br />

5<br />

Als operative Verfahren 7 (siehe Abb.)<br />

werden laparoskopische restriktive Verfahren<br />

wie das verstellbare Magenband,<br />

die Sleeve-Gastrektomie und der Roux-<br />

Y-Magenbypass eingesetzt, welcher auch<br />

eine malabsorptive Komponente besitzt.


Abb.: Operative Verfahren der Adipositaschirurgie<br />

Dieser wird derzeit als der Goldstandard<br />

auf Grund seiner Effektivität und seiner<br />

Dauerhaftigkeit angesehen. Ein noch<br />

stärkerer malabsorptiver Effekt kann<br />

durch einen „Duodenal Switch“ mit biliopankreatischer<br />

Teilung erreicht werden.<br />

Metabolische Benefits und Gefahren der<br />

Malabsorption nach bariatrischen Operationen:<br />

Patienten mit Adipositas-assoziierten<br />

Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes,<br />

Hyperlipidämie, Bluthochdruck und<br />

Schlafapnoe erfahren durch bariatrische<br />

Eingriffe zu durchschnittlich 80 % eine<br />

deutliche Besserung ihres Zustandes und<br />

können in der Folge oft auf eine präoperativ<br />

notwendige medikamentöse Therapie<br />

verzichten. 6 Dies führt zu einer deutlichen<br />

Besserung der Lebensqualität und<br />

zur Senkung der Adipositas-assoziierten<br />

Mortalität.<br />

Bei adipösen Patienten besteht neben den<br />

erwähnten kardiovaskulären Risikofaktoren<br />

auch häufig bereits eine Prädisposition<br />

für eine sekundäre <strong>Osteoporose</strong> auf<br />

Grund von chronischem Vitamin-D-Mangel,<br />

inadäquater Kalziumaufnahme und<br />

daraus folgend ein sekundärer Hyperparathyreoidismus.<br />

8 Nach bariatrischen<br />

Operationen verlieren die Patienten häufig<br />

in kurzer Zeit sehr stark an Gewicht,<br />

oft 50–100 kg. Dies führt zu einem hohen<br />

Risiko für eine metabolische Knochenkrankheit.<br />

In einer großen Studie 9<br />

konnte nachgewiesen werden, dass 70 %<br />

der Patienten nach malabsorptiver Operation<br />

eine metabolische Knochenkrankheit<br />

entwickeln.<br />

Bariatrische Patienten bedürfen nach erfolgter<br />

gewichtsreduzierender Operation<br />

ein sorgfältiges, lebenslanges Monitoring<br />

ihres Vitamin- und Mineralstoffhaushaltes,<br />

FACT-BOX<br />

Langzeitüberlebende nach kurativen Gastrektomien<br />

bei Magenkarzinomen bedürfen<br />

einer sorgfältigen Überwachung des Knochenstoffwechsels<br />

mittels Knochendichte<br />

messung und häufig einer hoch dosierten<br />

Vitamin-D- und Kalziumsubstitution auf<br />

Grund der schlechteren Verwertbarkeit der<br />

Nahrung.<br />

Bariatrische Operationen führen zu einem<br />

ausgeprägten Gewichtsverlust in kurzer<br />

Zeit. Malabsorption und reduzierte Nahr -<br />

ungsaufnahme können bereits kurz postoperativ<br />

zu einer ausgeprägten sekundären<br />

<strong>Osteoporose</strong> führen. Präoperatives Screen-<br />

ing und ausreichende Vitamin- und Mineralstoffsupplementierung<br />

sind ein essenzieller<br />

Bestandteil der langfristigen Betreuung<br />

bariatrischer Patienten.<br />

nur so kann eine sekundäre <strong>Osteoporose</strong><br />

verhindert werden.<br />

Das perioperative Management mit dem<br />

Fokus auf Prävention der metabolischen<br />

Knochenkrankeit kann in der letzten Literaturangabe<br />

nachgelesen werden. 10 ■<br />

1 Schinke T. et al.: Impaired gastric acidification negatively affects calcium<br />

homeostasis and bone mass. Nature Medicine <strong>2009</strong> June; 15 (6):674-681<br />

2 Sipponen P., Härkönen M.: Hypochlorhydric stomach: a risk condition for<br />

calcium malabsorption and osteoporosis? Scand J Gastroenerol 2010;<br />

45 (2):133-138<br />

3 Deller D.J. et al.: Metabolic effects of partial gastrectomy with special<br />

reference to calcium and folic acid. Gut 1964; 5:218<br />

4 Lim J. et al.: High prevalence of osteoporosis in patients with gastric<br />

adenocarcinoma following gastrectomy. World J of Gastroenerol 2007;<br />

13 (48):6492-6497<br />

5 Ott N. et al.: Trendanalyse der Adipositaschirurgie in Österreich – Update<br />

2004. Poster, Wien 2005<br />

6 Sjöstrom L. et al.: Lifestyle, Diabetes and Cardiovascular Risk Factors<br />

10 Years after Bariatric Surgery. NEJM 2004 Dec; 351 (26):2683-2693<br />

7 DeMaria E.J.: Bariatric Surgery for Morbid Obesity. NEJM 2007 May;<br />

365 (21):2176-2183<br />

8 Hamoui N. et al.: Calcium metabolism in the morbidly obese. Obes<br />

Surgery 2005; 15:330-335<br />

9 Galdner W.S. et al.: Severe metabolic bone disease as a long-term<br />

complication of obesity surgery. Obes Surgery 2002; 12:685-692<br />

10 Willams S. E. et al.: Perioperative management of bariatric surgery<br />

patients: Focus on metabolic bone disease. Cleveland Clinic J of<br />

Medicine 2008 May; 75 (5):333-349<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

11


FOCUS<br />

Kalzium-Malabsorption und diätetische Faktoren in der <strong>Osteoporose</strong>-Ätiologie<br />

Osteologische Aspekte<br />

der Laktoseintoleranz<br />

Knochendichte und Knochenmineralisation, wichtige Skeletteigenschaften, sind als Summe anlage- und<br />

umweltbedingter Faktoren über einen langen Zeitraum hinweg aufzufassen. Die genetische Anlage einer<br />

primären adulten Laktoseintoleranz (Hypolaktasie, Milchzuckerunverträglichkeit) ist dabei ein Beispiel<br />

für die Auswirkung einer genetischen Disposition, die bei unvorteilhaften Umweltbedingungen zum<br />

Auftreten einer sekundären <strong>Osteoporose</strong> führen kann.<br />

Natürliche Quellen des Kalziums in<br />

unserer Ernährung sind häufig<br />

Milch und Milchprodukte, die allerdings<br />

unterschiedliche Mengen an Laktose,<br />

dem Hauptkohlenhydrat der Milch, enthalten.<br />

Dabei sind Butter und die meisten<br />

Hartkäse eher laktosearm, Milch<br />

und viele Fertigprodukte mit über 4,5 g<br />

Laktose/100 g jedoch laktosereich und<br />

werden von laktoseintoleranten Personen<br />

nicht vertragen. Laktose selbst ist ein<br />

sehr häufiger, da kostengünstiger Bestandteil<br />

zahlreicher Nahrungsmittel, u.<br />

a. von Schokoladen, Keksen und Fertiggerichten,<br />

aber auch Saucen und Wurstwaren<br />

und ist vielen Medikamenten als<br />

Trägersubstanz zugesetzt.<br />

Laktoseintoleranz<br />

und -toleranz<br />

Laktose wird im Darm durch das wandständige<br />

Enzym Laktase in Glukose und<br />

12 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Galaktose gespalten. Nach der Stillperiode<br />

wird bei den meisten Säugetieren im<br />

Laufe der Entwicklung die Laktaseaktivität<br />

nach dem Abstillen rasch abgeschaltet.<br />

Dabei ist weder ein „Wieder-Anschalten“<br />

noch ein Training der Laktase-Expression<br />

möglich. In unterschiedlichen<br />

ethnischen Gruppen nimmt die Aktivität<br />

des Enzyms Laktase zu unterschied lichen<br />

Zeitpunkten ab, in unseren Breiten meist<br />

um das 5. bis 20. Lebensjahr. Oft wird<br />

die Veränderung aber auch erst später bemerkt,<br />

weil eine Laktosereduktion in der<br />

Nahrung schon unbewusst erfolgt ist.<br />

Mutation macht tolerant: Aktivierende<br />

Mutationen nahe dem Laktase-Gen (Laktase-Phlorizin-Hydrolase<br />

– LPH) am<br />

Chromosom 2q21-22 haben vor etwa<br />

10.000 Jahren in Europa (und vor etwa<br />

3.000 Jahren in Afrika und im Nahen<br />

Osten) die Fähigkeit zum Laktoseverdau<br />

auch im höheren Erwachsenenalter<br />

Tab.: Klinische Bedeutung der häufigsten Genotypen der primären adulten Laktoseintoleranz/<br />

Milchzuckerunverträglichkeit (C/T[–13910]-Polymorphismus)<br />

Genotyp (C/T –13910) Interpretation Klinische Symptomatik<br />

TT (homozygot) laktosetolerant nein<br />

TC (heterozygot) laktosetolerant nein, ev. minimal<br />

CC (homozygot) laktoseINtolerant Laktoseintoleranz<br />

Univ.-Prof. Dr. Barbara Obermayer-Pietsch<br />

Klinische Abteilung für<br />

Endokrinologie und Stoffwechsel,<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin,<br />

Medizinische Universität Graz<br />

barbara.obermayer@medunigraz.at<br />

ermöglicht, wodurch etwa ein Drittel der<br />

Weltbevölkerung über eine zeitlebens<br />

stabile hohe Laktaseaktivität verfügt. Bei<br />

Heterozygoten dürfte das inaktive Allel<br />

zumindest teilweise kompensiert werden.<br />

Die häufigste zugrunde liegende Mutation,<br />

ein CT-Dimorphismus –13910 bp<br />

„upstream“ des eigentlichen Laktase-<br />

(LPH)-Gens, ist in Österreich bei etwa 75–<br />

80 % aller Personen vorhanden, was um -<br />

gekehrt jedoch auch eine primäre, adulte<br />

Laktoseintoleranz bei etwa jeder/-m 4.<br />

oder 5. ÖsterreicherIn – mit entsprechenden<br />

diätetischen Änderungen – zur Folge<br />

hat. Dabei hat die Frequenz der Lakto -<br />

seintoleranz keineswegs zugenommen,


nur die Wahrnehmung und Nachweisbarkeit<br />

haben sich deutlich verbessert.<br />

Klinisch manifestiert sich die Laktose -<br />

intoleranz durch Bauchkrämpfe, Bläh -<br />

ungen und Flatulenz bis zu Durchfällen<br />

und einer (un)bewussten Einschränkung<br />

der Laktosezufuhr, um diese Symptome<br />

zu vermeiden. Allerdings sind das Auftreten<br />

und das Ausmaß der klinischen Symp -<br />

tomatik sehr unterschiedlich und auch an<br />

die bakterielle Darmbesiedelung und die<br />

oroanale Transitzeit gebunden.<br />

Die Diagnostik der Laktoseintoleranz<br />

war bisher an indirekte Tests, wie den<br />

Laktosetoleranz-Test mit Blutzuckerbestimmung<br />

nach oraler Laktoseapplikation<br />

und den H 2-Atemtest gebunden. Diese<br />

Tests sind für die PatientInnen relativ<br />

(zeit-)aufwändig, im positiven Fall oft mit<br />

massiven Symptomen und zusätzlich mit<br />

einer Fehlerrate von bis zu 20 % falschpositiver<br />

oder -negativer Tests verbunden.<br />

Eine sekundäre Laktose intoleranz, etwa<br />

wegen entzündlicher Darmerkrank ungen<br />

oder postoperativ, führt zu einem verringerten<br />

Anstieg des Blutzuckerspiegels/der<br />

H 2-Abatmung wie die pri märe adulte<br />

Laktoseintoleranz. Eine his tologische<br />

Analyse von Disaccharasen, z. B. der Laktase/Saccharase-Relation<br />

(L/S-Ratio) aus<br />

intestinalen Biopsien wird wegen Kos ten<br />

und Aufwand kaum durchgeführt.<br />

Neue molekularbiologische Tests beruhen<br />

auf einer Genotypisierung der o. g.<br />

Mutation(en) und können eine genetische<br />

Disposition für eine primäre adulte<br />

Laktoseintoleranz nachweisen. Gentests<br />

werden u. a. im Labor für Endokrinologie<br />

und Stoffwechsel der Medizinischen<br />

Universität Graz (www.medunigraz.at)<br />

und in zahlreichen spezialisierten Labors<br />

in Österreich durchgeführt. Die Sensitivität<br />

der Genotypisierung liegt gegenüber<br />

dem H 2-Atemtest bei 96 %, die Spezifität<br />

bei 86 %. Sekundäre Formen der<br />

Laktoseintoleranz werden bei der Genotypisierung<br />

– die aber zur Ausschlussdiagnostik<br />

beitragen kann – naturgemäß<br />

nicht miterfasst.<br />

red<br />

6.000 -<br />

5.000 -<br />

4.000 -<br />

3.000 -<br />

2.000 -<br />

1.000 -<br />

-<br />

0 -<br />

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000 10.000<br />

-<br />

-<br />

Kontrolle<br />

-<br />

Abb. 1: Beispiel der Genotypisierung einer primär adulten Laktoseintoleranz/Milchzuckerunverträglichkeit<br />

(Hypolaktasie, Laktase-Gen-LCT/MCM6-C/T[–13910]-Polymorphismus)<br />

Laktoseintoleranz<br />

und Knocheneigenschaften<br />

-<br />

Allein schon wegen des naheliegenden<br />

Aspekts der fehlenden Kalziumzufuhr<br />

hat sich seit den 1960er-Jahren eine<br />

große Zahl von wissenschaftlichen Arbeiten<br />

mit Laktoseintoleranz und Knochendichte/Knochenfrakturen<br />

befasst.<br />

Verminderte Kalziumzufuhr mit der Nahrung:<br />

Ein genereller Konsensus besteht<br />

darin, dass eine verminderte Kalzium -<br />

zufuhr bei laktoseintoleranten Personen<br />

zu einer Verschlechterung der Knochendichte<br />

führen kann. Tatsächlich war bei<br />

selektierten laktoseintoleranten prä- und<br />

postmenopausalen Frauen und bei Männern<br />

die Knochendichte im Vergleich zu<br />

altersgleichen Personen signifikant reduziert.<br />

Neben dem Aspekt einer verminderten<br />

Knochenspitzenmasse, die bei früh auftretender<br />

ausgeprägter Laktoseintoleranz<br />

in Betracht gezogen werden muss, ist für<br />

große Teile der Bevölkerung eine vermehrte<br />

Knochendichteabnahme im höheren<br />

Lebensalter bedingt durch inadäquate<br />

Kalziumzufuhr von Bedeutung, zumal die<br />

Kalziumaufnahme im Alter bekannterweise<br />

zusätzlich abnimmt. Dabei ist die ge-<br />

CC<br />

●<br />

●●<br />

●●<br />

●●<br />

●●●<br />

●● ●●●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

● ●<br />

●<br />

LCT Genotypen PCR 1<br />

-<br />

green<br />

●<br />

-<br />

TC<br />

● ●● ● ● ●● ●<br />

●<br />

● ● ● ●<br />

●<br />

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● ● ●●● ● ●●●<br />

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●<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

nerelle Kalziumzufuhr in der Bevölkerung<br />

zu berücksichtigen – so ist in Ländern mit<br />

unterdurchschnittlicher Kalziumversorgung<br />

wie in Österreich von erheblichen<br />

Auswirkungen auf die Knochendichte auszugehen,<br />

während in Ländern mit generell<br />

hoher Kalziumzufuhr, wie etwa in<br />

Nordeuropa, die durch Laktoseintoleranz<br />

hervorgerufene Verminderung der Kalziumzufuhr<br />

eher weniger wichtig sein<br />

dürfte. Damit sind auch Kontroversen in<br />

der Literatur hinsichtlich des Auftretens<br />

einer sekundären <strong>Osteoporose</strong> durch<br />

Laktoseintoleranz zu erklären.<br />

Die Frage einer Häufung von Knochenfrakturen<br />

ist bei HochrisikopatientInnen<br />

in einigen Arbeiten positiv beurteilt worden,<br />

bei hochbetagten AltersheimpatientInnen<br />

mit Laktoseintoleranz zeigte sich<br />

ein deutlich erhöhtes Risiko speziell für<br />

Hüftfrakturen. Insbesondere bei ausgeprägtem<br />

Vitamin-D-Mangel war dieses<br />

Risiko noch weiter gesteigert, was durch<br />

eine weitere Verschlechterung der Kalziumresorption<br />

unter diesen Umständen<br />

erklärt werden kann. Eine Kalzium- und<br />

Vitamin-D-Supplementation sollte in dieser<br />

Bevölkerungsgruppe in Kenntnis der<br />

Häufigkeit der Laktoseintoleranz gezielt<br />

schwere Knochenfrakturen verhindern u<br />

TT<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

13


FOCUS<br />

helfen und wurde in bisherigen Studien<br />

bereits als risikovermindernder Faktor<br />

beschrieben.<br />

Die fehlende intestinale Kalziumresorption<br />

durch Beimengung von Laktose ist<br />

ein weiterer Aspekt der Laktoseintoleranz,<br />

wobei sowohl eine erhöhte intestinale<br />

Transitzeit bei Laktoseintoleranten<br />

als auch eine Änderung des intestinalen<br />

Resorptionsmilieus dafür verantwortlich<br />

gemacht werden könnten.<br />

Generell werden vergorene Milchprodukte<br />

bei Laktoseintoleranz besser vertragen<br />

und wurden auch bisher bei laktoseintoleranten<br />

Personen (auch ohne das Wissen<br />

um die Pathophysiologie!) über Jahrhunderte<br />

erfolgreich eingesetzt. Insbesondere<br />

im Mittelmeerraum mit sehr<br />

hohen Inzidenzen der Laktoseintoleranz<br />

von 50–70 % der Bevölkerung sind Zubereitungsverfahren<br />

von Käse und Joghurt<br />

mit fast vollständigem Laktaseabbau<br />

üblich, da die Bevölkerung keine<br />

laktosehaltigen Nahrungsmittel konsumieren<br />

würde. Prinzipiell ist eine „Symbioselenkung“<br />

durch spezielle Keimspektren<br />

(Probiotika) derzeit noch im experimentellen<br />

Stadium, eine generelle<br />

14 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Intron 13<br />

… C G/C TAAGTTACCA ………………… AAGATAA T/G GTAG C/T CC C/G TG …<br />

–14010 bp<br />

Ostafrika vor<br />

3.000 Jahren<br />

Ostafrika vor<br />

3.000 Jahren<br />

–13915 bp –13910 bp –13907 bp<br />

Europa von<br />

10.000 Jahren<br />

Ostafrika vor<br />

3.000 Jahren<br />

Ausgewiesen ist der CT-13910-Polymorphismus „upstream“ des Laktase-Gens, der in Europa seit etwa 10.000 Jahren eine<br />

lebenslange Laktaseaktivität und Laktosetoleranz bei AllelträgerInnen ermöglicht. Ausgewiesen sind weitere neu entdeckte intro -<br />

nische Mutationen in unmittelbarer Nähe, die zu späteren Zeitpunkten in Afrika aufgetreten und aktuell nachweisbar sind – alle<br />

ermöglichen eine Laktosetoleranz.<br />

Nach: Tishkoff S. et al., Nat Genet 2006<br />

Abb. 2: Genlocus der primären adulten Laktoseintoleranz im Intron 13 des MCM6-Gens am<br />

Chromosom 2q21<br />

Empfehlung kann daher nicht ausgesprochen<br />

werden.<br />

Die Behandlung der Laktoseintoleranz<br />

und die Vermeidung einer sekundären<br />

<strong>Osteoporose</strong> beruhen auf der diätetischen<br />

Vermeidung von Milchzucker und<br />

Milchzucker-haltigen Speisen, der eventuellen<br />

Zufuhr von Laktase in den handelsüblichen<br />

oralen Formen etwa entsprechend<br />

den gängigen Pankreasenzym-<br />

Präparaten und dem Zusatz von Kalzium<br />

(und Vitamin D! bei Mangel), um eine<br />

adäquate Kalziumversorgung sicherzustellen.<br />

AUSBLICK: Unter zahlreichen möglichen<br />

Einflussfaktoren für die Knochendichte ist<br />

die Laktoseintoleranz ein seit langem vermuteter,<br />

bisher in seiner Häufigkeit aber<br />

wenig bekannter Faktor. Aufgrund von<br />

neuen molekularbiologischen Nachweismethoden<br />

ist es nun möglich, eine genetische<br />

Disposition eindeutig nachzuweisen,<br />

zumal im klinischen Alltag die Symp -<br />

tome der Laktoseintoleranz sehr breit<br />

gestreut sind.<br />

Klinisch ist dies sowohl für osteologische<br />

als auch für gastroenterologische Frage-<br />

stellungen besonders wichtig, da die Häufigkeit<br />

der Laktoseintoleranz mit 20–25 %<br />

eine wichtige Größe unter den angeborenen<br />

Stoffwechselveränderungen darstellt.<br />

Die Genotypisierung kann in nach<br />

Gentechnikgesetz autorisierten Labors<br />

mit einer PCR-basierten Methode jederzeit<br />

leicht und kostengünstig durchgeführt<br />

werden und sollte daher im Laktoseintoleranz-<br />

und <strong>Osteoporose</strong>-Screening<br />

bei Verdacht noch vor indirekten, aufwändigen<br />

und kostenintensiven Methoden<br />

eingesetzt werden.<br />

Wichtig ist, die Laktoseintoleranz nicht<br />

als „persönliche Befindlichkeitsstörung“<br />

abzuqualifizieren, weil es sich um eine<br />

echte Stoffwechselveränderung handelt.<br />

Dieser bedeutende Faktor für eine erniedrigte<br />

Knochendichte sollte daher erfasst<br />

werden, damit im Kontext mit allen klinischen<br />

Befunden eine angemessene Prophylaxe<br />

bzw. Therapie zum Erhalt einer<br />

ausgeglichenen Kalziumbilanz eingeleitet<br />

werden kann. ■<br />

Literatur bei der Verfasserin<br />

FACT-BOX<br />

Die primäre adulte Laktoseintoleranz (Hypo -<br />

laktasie, Milchzuckerunverträglichkeit) ist eine<br />

erbliche Stoffwechselveränderung und bei 20<br />

bis 25 % der Bevölkerung in Österreich vorhanden.<br />

Durch den zugrunde liegenden Enzymmangel<br />

(Laktase) kann Milchzucker (Laktose) nicht<br />

mehr verdaut werden – es entsteht ein breites<br />

Spektrum gastrointestinaler Unverträglichkeits-<br />

Symptome. Die Diagnose erfolgt direkt über<br />

einen Gentest oder indirekt über Belastungstests.<br />

Eine laktosearme Ernährung, Laktase-Enzymzusätze<br />

und/oder zusätzliche Kalziumquellen<br />

können einen möglichen Kalziummangel mit<br />

konsekutiver sekundärer <strong>Osteoporose</strong> ausgleichen<br />

helfen.


FREIES THEMA<br />

Traditionell – das <strong>Osteoporose</strong>-Weekend<br />

2010 in Salzburg<br />

Zwei Tage prall gefüllt mit Informationen hochkarätiger Experten bot auch heuer wieder<br />

das traditionelle <strong>Osteoporose</strong>-Weekend in Salzburg. Redaktion: Livia Rohrmoser<br />

Von Sport (Prim. Univ.-Prof. DDr. Anton<br />

Wicker) und Ernährung (Univ.-<br />

Prof. Dr. Regina Roller-Wirnsberger) über<br />

Kalzium- und Vitamin-D-Versorgung<br />

(Univ.-Prof. Dr. Harald Dobnig) bis zu –<br />

last not least – dem therapeutischen Ansatz<br />

(Univ.-Doz. Dr. Astrid Fahrleitner-<br />

Pammer) wurde kein Aspekt ausgelassen.<br />

Dazu gehörten Vorträge zur Diagnostik<br />

(Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Pirich),<br />

zum FRAX (Univ.-Prof. Dr. Hans Peter<br />

Dimai) und zur Grundlagenforschung<br />

(Prim. Univ.-Doz. Dr. Ludwig Erlacher) sowie<br />

Fallbeispiele aus der Praxis (OA Dr.<br />

Christian Muschitz) und eine kleine Indus -<br />

trieausstellung mit Trainingsgeräten.<br />

Univ.-Prof. Dr. Harald Dobnig, OA Dr.<br />

Christian Muschitz und Prim. Univ.-Prof.<br />

Dr. Johann Bröll führten als Vorsitzende<br />

durch das Programm.<br />

Frakturrisiko beginnt erst<br />

ab 75 % Compliance zu sinken<br />

Fahrleitner-Pammer berichtete über die aktuellen<br />

therapeutischen Möglichkeiten im<br />

Hinblick auf deren Einsatz in der Praxis.<br />

Die verschiedenen Arzneimittel lassen sich<br />

nach zahlreichen Kriterien ordnen: nach<br />

dem Boxensystem (Alendronat, Risedronat,<br />

Raloxifen und HRT in der Grünen<br />

Box; Ibandronat, Zoledronat, Strontium<br />

und rhPTH in der Gelben Box), nach dem<br />

Wirkmechanismus (anabol und antikatabol)<br />

und nach der Applikationsform (oral<br />

und parenteral). Zu den parenteralen Therapiemöglichkeiten<br />

der <strong>Osteoporose</strong> gehören<br />

die Parathormone (tägliche Injektion)<br />

sowie die zwei parenteralen Bisphosphonate<br />

in Form der Quartalsspritze oder der<br />

jährlichen Infusion.<br />

Mehr als 95 % der behandelten Patienten<br />

erhalten – State of the Art – Bisphosphonate,<br />

etwa jeder 5. erhält bereits ein parenterales.<br />

Bei der Gegenüberstellung der<br />

beiden intravenösen Bisphosphonate wird<br />

immer wieder die häufigere Gabe (4-mal<br />

jährlich) von Bonviva ® bevorzugt. Fahrleitner-Pammer:<br />

„Es ist sicherlich kein<br />

Nachteil, wenn Sie den Patienten 4-mal<br />

im Jahr sehen, so können die Compliance<br />

auch hinsichtlich der Vitamin-D- und<br />

Kalziumgabe überprüft und Themen wie<br />

Bewegung, Ernährung und so weiter angesprochen<br />

werden.“ Dazu kommt ein<br />

besseres Nebenwirkungsprofil für die<br />

Quartalsspritze gegenüber der jährlichen<br />

Gabe, vor allem hinsichtlich Nierenverträglichkeit<br />

und dem Auftreten grippeähnlicher<br />

Symptome nach Verabreichung.<br />

„Ein ganz wesentlicher Punkt ist auch die<br />

Steuerbarkeit durch die geringere Halbwertszeit<br />

von Bonviva ® “, so die Expertin.<br />

Auch die Patienten schätzen es, dass sie<br />

den Arzt/die Ärztin regelmäßig sehen und<br />

nicht nur mit einem Rezept konfrontiert<br />

werden, und schließlich sind i. v. Injektionen<br />

in den Augen der Patienten generell<br />

wirksamer als Tabletten.<br />

Da die <strong>Osteoporose</strong> eine asymptomatische<br />

Erkrankung ist, hat ein heimliches<br />

Absetzen der oralen Bisphosphonate<br />

durch den Patienten – was erfahrungsgemäß<br />

in der Praxis sehr häufig passiert –<br />

keine unmittelbare Auswirkung, außer<br />

vielleicht der Erleichterung, die komplizierten<br />

Einnahmevorschriften nicht mehr<br />

einhalten zu müssen und eventuelle Nebenwirkungen<br />

nicht mehr zu spüren. „Das<br />

Frakturrisiko sinkt aber bei diesen oralen<br />

Therapien selbst bei einer Compliance<br />

von 50 % kaum“, warnt Fahrleitner-Pam-<br />

mer. „Es müssen mindes tens 75 % der<br />

Tabletten korrekt eingenommen werden,<br />

und zwar so korrekt, dass das<br />

Bisphosphonat den Knochen erreicht.“ 1<br />

Wann dürfen aber die parenteralen<br />

Bisphosphonate aus der Gelben Box verschrieben<br />

werden? Die Verschreibungsregel<br />

sagt im Wesentlichen: wenn die<br />

orale Einnahme nicht möglich ist. In der<br />

Praxis betrifft das alle Ösophagus- und<br />

Magenerkrankungen (Fahrleitner-Pammer:<br />

„Wenn Sie einen PPI geben, dürfen Sie<br />

kein orales Bisphosphonat verschreiben“),<br />

Patienten nach Operationen im Magen-<br />

Darm-Trakt oder mit Malabsorptionen und<br />

schließlich alle, die kognitiv die Vorschriften<br />

nicht einhalten können, etwa aus<br />

Überforderung bei einer Fülle von Medikamenten.<br />

ZUSAMMENFASSUNG: Die 150 Teilnehmer<br />

des diesjährigen <strong>Osteoporose</strong>-Weekends<br />

in Salzburg boten den hochkarätigen<br />

Referenten ein entsprechendes Auditorium.<br />

Von der Diagnose über die Therapie bis<br />

hin zur Bewegung und Ernährung wurden<br />

alle Aspekte zum Thema <strong>Osteoporose</strong><br />

angesprochen, sowohl Altbewährtes als<br />

auch Neues. Die modernen parenteralen<br />

Bisphosphonate (z. B. Bonviva ® Quartalsspritze)<br />

bieten Ärzten und Patienten die<br />

Chance einer verbesserten Therapietreue<br />

und damit gesicherten Wirksamkeit.<br />

In einem waren sich Referenten und Teilnehmer<br />

einig: Die <strong>Osteoporose</strong> bedarf<br />

einer umfassenden Therapie und diese<br />

sollte möglichst patientenorientiert gewählt<br />

werden! ■<br />

1 Siris E.S. et al., Mayo Clin Proc 2006; 81:1013-1022<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

Entgeltliche Einschaltung Fachkurzinformation siehe Seite 51<br />

15


FOCUS<br />

öliakie (früher: einheimische Sprue)<br />

unterscheidet sich markant von anderen<br />

Autoimmunerkrankungen dadurch,<br />

dass das auslösende Agens (= Gliadin)<br />

identifiziert und damit eine kausale Therapie<br />

möglich ist. Vor dem Hintergrund<br />

einer genetischen Prädisposition führt der<br />

Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel zu<br />

einer anhaltenden intestinalen Entzündung,<br />

deren Endstrecke ein reversibler<br />

Umbau der Mikroarchitektur der Dünndarmschleimhaut<br />

ist. Unter Verlust der<br />

Zotten und Hyperplasie der Krypten<br />

(„Kolonisierung der Intestinalmukosa“)<br />

kann ein klinisch der tropischen Sprue<br />

ähnliches Syndrom entstehen, welches<br />

gekennzeichnet ist von Durchfall, Malabsorption<br />

und Gewichtsverlust (in ca.<br />

30 %). Heute werden darüber hinaus<br />

auch atypische, oligosymptomatische bis<br />

stumme Verläufe der Zöliakie beobachtet<br />

(bei > 60 %). Sie stellen ein besonderes<br />

diagnostisches Problem dar, da trotz fehlender<br />

intestinaler Symptomatik vor allem<br />

mit extraintestinalen Manifestationen<br />

(EIM) wie Dermatitis herpetiformis Duhring,<br />

Hepatopathie etc. gerechnet werden<br />

muss. 1 Z<br />

Neben den EIM verdienen bedeutende<br />

Komplikationen der Zöliakie besondere<br />

Beachtung, insbesondere Malignome<br />

(Non-Hodgkin-Lymphome) und Störungen<br />

im Knochenstoffwechsel. 2, 3<br />

16 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Kalzium-Malabsorption und diätetische Faktoren in der <strong>Osteoporose</strong>-Ätiologie<br />

<strong>Osteoporose</strong> als<br />

Komplikation bei Zöliakie<br />

Zöliakie galt lange als pädiatrisches Krankheitsbild. Tatsächlich aber ist eine Erstdiagnose in jedem<br />

Lebensalter möglich. Auch kann Zöliakie nicht länger als seltene Erkrankung gelten. Betroffen ist<br />

mittlerweile mindestens 1 % der Bevölkerung europäischer Herkunft. 4–6 Über die intestinale Symptomatik<br />

hinaus erfordern auch Störungen des Knochenstoffwechsels die ärztliche Aufmerksamkeit: Bei der<br />

Erstdiagnose weisen zahlreiche Patienten eine osteopenische oder osteoporotische Knochendichte auf.<br />

<strong>Osteoporose</strong>-Epidemiologie<br />

bei Zöliakie<br />

Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose weisen<br />

zahlreiche Patienten mit Zöliakie osteopenische<br />

oder osteoporotische Knochendichtwerte<br />

auf. 7, 8 Wird konsequent dietätisch<br />

(strikte glutenfreie Diät) therapiert,<br />

kehrt die gemessene Knochendichte<br />

häufig wieder in den Normal- oder normnahen<br />

Bereich zurück. 9 Dieser Effekt ist<br />

besonders bei Kindern mit Zöliakie ausgeprägt<br />

und betrifft vor allem das erste Jahr<br />

nach Beginn der glutenfreien Diät. 10, 11<br />

Allerdings ist nicht bei allen Patienten<br />

eine Wiederherstellung der Knochendichte<br />

zu erreichen.<br />

Bleibt die Zöliakie lange Zeit unentdeckt<br />

und daher unbehandelt, kommt es zum<br />

Teil zu einer beträchtlichen Reduktion<br />

der Knochendichte. Dies konnte in zahlreichen<br />

Arbeiten hinreichend belegt werden.<br />

3, 7, 12, 13 Fasst man die vorliegenden<br />

Studien zusammen, so ergeben sich ein<br />

mittlerer lumbaler T-Score von –1,91, ein<br />

lumbaler Z-Score von –1,42, ein Hüft-T-<br />

Score von –1,72 und ein Hüft-Z-Score<br />

von –1,14. Aus den gepoolten Daten ergibt<br />

sich eine Prävalenz der <strong>Osteoporose</strong><br />

im unbehandelten Patientengut von 28 %<br />

an der Wirbelsäule und von 0 % an der<br />

Hüfte (T-Score < –2,5). Im Vergleich zu<br />

Dr.<br />

Alexander Eser<br />

ao. Univ.-Prof. DI Dr.<br />

Harald Vogelsang<br />

KIM III. Abteilung Gastroenterologie & Hepatologie,<br />

Medizinische Universität Wien<br />

alexander.eser@meduniwien.ac.at<br />

harald.vogelsang@meduniwien.ac.at<br />

einem Alters- und geschlechtsgematchten<br />

Kollektiv (Z-Score < –2) war bei 40 % an<br />

der Wirbelsäule und 15 % der Patienten<br />

an der Hüfte eine deutliche Reduktion der<br />

Knochendichte festzustellen. 14<br />

Eine präzise Einschätzung der Frakturinzidenz<br />

bei Zöliakiepatienten ist schwerer<br />

zu treffen. Zusammenfassend scheint<br />

das Frakturrisiko gegenüber der Normalbevölkerung<br />

nur moderat erhöht zu sein<br />

(13–27 % Risikoerhöhung nach Korrektur<br />

für Alter, Geschlecht, BMI und Nikotin -<br />

abusus) 15, 16 , wobei hier nach neueren<br />

Studien insbesondere Männer betroffen<br />

sind.


Pathogenese<br />

der <strong>Osteoporose</strong> bei Zöliakie<br />

Nach Einleitung einer glutenfreien Ernährung<br />

verbessert sich die gemessene<br />

Knochendichte im Allgemeinen. Einige<br />

Arbeiten konnten keinen Unterschied<br />

mehr zum gesunden Kontrollkollektiv<br />

nachweisen 17–19 ,während sich in der<br />

Mehrzahl der publizierten Studien die<br />

Knochendichte nicht vollständig erholte.<br />

7, 8, 20, 21 Eine Substitution mit Vitamin<br />

D und Kalzium ist üblicherweise nur bei<br />

schweren Fällen mit <strong>Osteoporose</strong> (z. B.<br />

Frakturen) notwendig. Allerdings ist eine<br />

vollständige histologische Restitution der<br />

Dünndarmschleimhaut kein Garant für einen<br />

gesunden Knochen. 3 Bis zu 17 % der<br />

Patienten weisen trotz suffizienter diätetischer<br />

Einstellung weiterhin osteoporotische<br />

Dichtewerte an der Wirbelsäule auf.<br />

Hauptverantwortlich für den Knochendichteverlust<br />

bei Zöliakie sind einerseits der bei<br />

Zöliakie verbreitete Mangel an Kalzium<br />

und Vitamin D sowie des Kalzium-bindenden<br />

Proteins Calbindin. Letzterer Umstand<br />

führt dazu, dass in der Situation des sekundären<br />

Hyperparathyreoidismus vermehrt<br />

Kalzium aus dem Knochen mobilisiert,<br />

jedoch nicht mehr Kalzium über den<br />

Darm resorbiert werden kann. Darüber<br />

hinaus verschiebt sich der Knochemetabolismus<br />

zu Gunsten vermehrten Abbaus,<br />

ablesbar an der signifikant höheren<br />

RANKL/OPG-Ratio bei unbehandelten<br />

Zöliakiepatienten 22 (erhöhtes c-Telopeptid<br />

im Serum).<br />

Screening, Therapie,<br />

Prophylaxe<br />

Die Britische Gesellschaft für Gastroenterologie<br />

publizierte in ihren Leitlinien für<br />

das Management der <strong>Osteoporose</strong> bei<br />

Zöliakie von 1998 die Empfehlung, alle<br />

Patienten zu Zeitpunkt der Erstdiagnose<br />

mittels DEXA zu screenen. Diese Empfehlung<br />

basiert auf der damals verfügbaren<br />

Evidenz, für die zwar Studien zur Kno-<br />

Basisprogramm:<br />

Nikotinabstinenz,<br />

regelmäßige<br />

körperliche Betätigung,<br />

ausreichende Zufuhr von<br />

Kalzium und Vitamin D,<br />

Steroidrestriktion<br />

T > –1<br />

chendichte, nicht aber zur Frakturprävalenz<br />

zur Verfügung standen. Im Lichte der<br />

rezenteren Daten, welche ein nur mäßig<br />

erhöhtes Frakturrisiko bei Zöliakie nahe<br />

legen, überprüften die damaligen Autoren<br />

ihre Empfehlungen anhand der seit<br />

damals routinemäßig durchgeführten<br />

Knochendichtemessungen. Die Ergebnisse<br />

stellten den Wert einer „screen all“-<br />

Strategie bei Zöliakie in Frage. Aus diesem<br />

Grund kann keine allgemeine Empfehlung<br />

mehr für ein <strong>Osteoporose</strong>screening bei<br />

Zöliakie ausgesprochen werden. 23 Die<br />

Leitlinien der American Gastroenterologic<br />

Association schlagen ein Screening der im<br />

Erwachsenenalter erstdiagnostizierten Patienten<br />

erst 1 Jahr nach Initiierung einer<br />

glutenfreien Diät vor, um Übertherapie der<br />

meisten Knochenheilungen unter glutenfreier<br />

Diät zu vermeiden (Abb.). ■<br />

1 Green P.H.: The many faces of celiac disease: clinical presentation of<br />

celiac disease in the adult population. Gastroenterology 2005;128:S74-78<br />

2 Holmes G.K., Prior P., Lane M.R., Pope D., Allan R.N. Malignancy in coeliac<br />

disease--effect of a gluten free diet. Gut 1989;30:333-338<br />

3 Kemppainen T., Kroger H., Janatuinen E. et al.: Osteoporosis in adult<br />

patients with celiac disease. Bone 1999; 24:249-255<br />

4 Fasano A., Berti I., Gerarduzzi T. et al.: Prevalence of celiac disease in<br />

at-risk and not-at-risk groups in the United States: a large multicenter<br />

study. Arch Intern Med 2003; 163:286-292<br />

5 Maki M., Mustalahti K., Kokkonen J. et al.: Prevalence of Celiac disease<br />

among children in Finland. N Engl J Med 2003; 348:2517-2524<br />

Zöliakie:<br />

alle Erwachsenen 1 Jahr nach Beginn<br />

der glutenfreien Ernährung<br />

Abb.: Empfehlungen zum <strong>Osteoporose</strong>screening bei Zöliakie-Patienten<br />

DXA<br />

–1 > T > –2,5 T < –2,5<br />

Frakturanamnese, Steroidgebrauch<br />

oder andere Risikofaktoren<br />

Basisprogramm<br />

+<br />

Bisphosphonattherapie<br />

oder patientenspezifische<br />

Alternative<br />

(z. B. Hormontherapie)<br />

DEXA-Kontrolle<br />

nach 1–2 Jahren<br />

A. Eser, H. Vogelsang<br />

6 West J., Logan R.F., Hill P.G. et al.: Seroprevalence, correlates, and characteristics<br />

of undetected coeliac disease in England. Gut 2003; 52:960-965<br />

7 Gonzalez D., Mazure R., Mautalen C., Vazquez H., Bai J.: Body composition<br />

and bone mineral density in untreated and treated patients with celiac<br />

disease. Bone 1995; 16:231-234<br />

8 McFarlane X.A., Bhalla A.K., Reeves D.E., Morgan L.M., Robertson D.A.:<br />

Osteoporosis in treated adult coeliac disease. Gut 1995; 36:710-714<br />

9 Arden N.K., Cooper C.: Assessment of the risk of fracture in patients with<br />

gastrointestinal disease. Eur J Gastroenterol Hepatol 2003; 15:865-868<br />

10 Mora S., Barera G., Ricotti A. et al.: Reversal of low bone density with a<br />

gluten-free diet in children and adolescents with celiac disease. Am J<br />

Clin Nutr 1998; 67:477-481<br />

11 Bai J.C., Gonzalez D., Mautalen C. et al.: Long-term effect of gluten<br />

restriction on bone mineral density of patients with coeliac disease.<br />

Aliment Pharmacol Ther 1997; 11:157-164<br />

12 Mustalahti K., Collin P., Sievanen H., Salmi J., Maki M.: Osteopenia in<br />

patients with clinically silent coeliac disease warrants screening. Lancet<br />

1999; 354:744-745<br />

13 Valdimarsson T., Toss G., Ross I., Lofman O., Strom M. Bone mineral<br />

density in coeliac disease. Scand J Gastroenterol 1994; 29:457-461<br />

14 Bernstein C.N., Leslie W.D., Leboff M.S.: AGA technical review on osteo -<br />

porosis in gastrointestinal diseases. Gastroenterology 2003; 124:795-841<br />

15 Thomason K., West J., Logan R.F., Coupland C., Holmes G.K.: Fracture<br />

experience of patients with coeliac disease: a population based survey.<br />

Gut 2003; 52:518-522<br />

16 Olmos M., Antelo M., Vazquez H. et al. Systematic review and metaanalysis<br />

of observational studies on the prevalence of fractures in<br />

coeliac disease. Dig Liver Dis 2008; 40:46-53<br />

17 Walters J.R., Banks L.M., Butcher G.P., Fowler C.R.: Detection of low<br />

bone mineral density by dual energy x ray absorptiometry in unsuspected<br />

suboptimally treated coeliac disease. Gut 1995; 37:220-224<br />

18 Selby P.L., Davies M., Adams J.E., Mawer E.B.: Bone loss in celiac disease<br />

is related to secondary hyperparathyroidism. J Bone Miner Res 1999;<br />

14:652-657<br />

19 Molteni N., Caraceni M.P., Bardella M.T. et al.: Bone mineral density in<br />

adult celiac patients and the effect of gluten-free diet from childhood.<br />

Am J Gastroenterol 1990; 85:51-53<br />

20 Keaveny A.P., Freaney R., McKenna M.J., Masterson J., O'Donoghue D.P.:<br />

Bone remodeling indices and secondary hyperparathyroidism in celiac<br />

disease. Am J Gastroenterol 1996; 91:1226-1231<br />

21 Corazza G.R., Di Sario A., Cecchetti L. et al.: Bone mass and metabolism<br />

in patients with celiac disease. Gastroenterology 1995; 109:122-128<br />

22 Taranta A., Fortunati D., Longo M. et al.: Imbalance of osteoclastogenesisregulating<br />

factors in patients with celiac disease. J Bone Miner Res 2004;<br />

19:1112-1121<br />

23 Lewis N.R., Scott B.B.: Should patients with coeliac disease have their bone<br />

mineral density measured? Eur J Gastroenterol Hepatol 2005; 17:1065-1070<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

17


FOCUS<br />

Mädchen und Frauen sind 10–20mal<br />

häufiger betroffen als Jungen<br />

und Männer, die Zahlen nehmen in der<br />

westlichen Welt aber bei beiden Geschlechtern<br />

zu. Je nach Bevölkerungsgruppe<br />

variieren sie zwischen 0,2 % und<br />

bis zu 4 % bei College-Besucherinnen in<br />

den USA (zu den ICD-10-Diagnosekriterien<br />

siehe Tab. 1).<br />

Für Österreich verfügt die Statistik Austria<br />

über die Zahlen der Krankenhausaufenthalte<br />

mit der Hauptdiagnose AN (ICD-10:<br />

F50.0 und F50.1 [atypische AN]) (Tab. 2).<br />

In nur 7 Jahren haben die Spitalsaufenthalte<br />

bei Frauen um 24 %, bei Männern<br />

um 70 % zugenommen.<br />

Spezifische Gefahr<br />

für das Skelettsystem<br />

Zusammentreffen mit vulnerabler Entwicklungsphase:<br />

Zumeist beginnt die Er-<br />

18 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Kalzium-Malabsorption und diätetische Faktoren in der <strong>Osteoporose</strong>-Ätiologie<br />

Anorexia nervosa und <strong>Osteoporose</strong><br />

Anorexia nervosa (AN), eine Erkrankung mit ausgeprägter Unterernährung, geht sowohl bei<br />

Jugendlichen als auch bei Erwachsenen mit einer verminderten Knochenmineraldichte (KMD)<br />

und dem Risiko für eine erhöhte Frakturrate einher.<br />

Tab. 1: ICD-10-Diagnosekriterien für Anorexia nervosa<br />

krankung in der Pubertät mit 2 Häufigkeitsgipfeln<br />

um das 14. und das 18. Lebensjahr,<br />

wobei in der Literatur auch erkrankte<br />

Kinder ab 8 Jahren beschrieben sind.<br />

In dieser Zeit geschieht viel mit dem Skelett.<br />

Einerseits ist die Zeit der Perimenarche<br />

(bei Mädchen meist zwischen 11<br />

und 14 Jahren, bei Buben zwischen 13<br />

und 16 Jahren) durch die größten Zuwächse<br />

an Knochenmasse gekennzeichnet<br />

(die genetisch festgelegte Peak Bone<br />

Mass wird aufgebaut), andererseits findet<br />

in dieser Phase ein letzter Wachstumsschub<br />

statt. Initiiert werden diese<br />

Vorgänge durch steigende Sexualhormonspiegel,<br />

rasch gefolgt von einem Anstieg<br />

des Wachstumshormons (GH) und<br />

Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1). Sowohl<br />

das periostale Knochenwachstum<br />

als auch die Längenzunahme durch Beeinflussung<br />

der Wachstumsfuge werden<br />

dadurch mitgefördert.<br />

tatsächliches Körpergewicht mindestens 15 % unter dem zu erwartenden Gewicht oder Body-Mass-Index<br />

von 17,5 oder weniger (bei Erwachsenen)<br />

der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung von hochkalorischer Nahrung und zusätzlich<br />

mindestens eine der folgenden Möglichkeiten:<br />

- selbstinduziertes Erbrechen<br />

- selbstinduziertes Abführen<br />

- übertriebene körperliche Aktivität<br />

- Gebrauch von Appetitzüglern und/oder Diuretika<br />

Körperschemastörung in Form einer spezifischen psychischen Störung<br />

endokrine Störungen, bei Frauen manifest als Amenorrhö<br />

bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist die Abfolge der pubertären Entwicklung gestört<br />

OÄ Dr. Elisabeth Zwettler<br />

Osteologisch-endokrinologische Ambulanz,<br />

4. Medizinischen Abteilung und Ludwig-<br />

Boltzmann-Institut für Osteologie,<br />

Hanusch-Krankenhaus, Wien<br />

elisabeth.zwettler@osteologie.at<br />

Verminderte KMD und erhöhtes Frakturrisiko:<br />

30–50 % der PatientInnen mit AN<br />

weisen eine verminderte Knochenmineral -<br />

dichte auf und ihr Frakturrisiko ist nach<br />

einer durchschnittlichen Krankheitsdauer<br />

von 5,8 Jahren um das 7-Fache höher als<br />

das gesunder Gleichaltriger.<br />

Die Frakturen betreffen meist die für<br />

<strong>Osteoporose</strong> typischen Stellen: Wirbelkörper,<br />

Radius und Hüfte.<br />

Tab. 2: Krankenhausaufenthalte mit der<br />

Diagnose Anorexia nervosa in Österreich<br />

aICD10 2001 2008<br />

F M F M<br />

F50.0 870 51 1155 83<br />

F50.1 184 5 152 12<br />

Quelle: Statistik Austria


Komplexe Pathogenese<br />

der <strong>Osteoporose</strong>entwicklung bei AN<br />

Die Pathogenese der verminderten KMD und des hohen<br />

Fraktur risikos von AN-PatientInnen ist multifaktoriell: Hypogonadismus,<br />

Mangelernährung, niedere, da nahrungsabhängige<br />

IGF-1-Spiegel, eine erworbene GH-Resistenz, Hyperkortisolismus,<br />

exzessiver Sport und Störungen der die Nahrungsaufnahme<br />

regulierenden Hormone (wie Leptin, Ghrelin und PYY)<br />

sind vermutlich für die niedere KMD verantwortlich.<br />

Während bei erwachsenen Frauen mit AN zumeist Knochenabbau<br />

und Knochenaufbau entkoppelt sind (gesteigerte Resorption,<br />

verminderte Formation, durch Surrogatmarker des Knochenumbaus<br />

gemessen), findet sich bei Jugendlichen ein gesamt<br />

verminderter Knochenumbau mit niedrigen Aufbau- und<br />

niedrigen Abbaumarkern.<br />

PatientInnen mit Bulimie und anderen Essstörungen weisen,<br />

so sie keine Phasen von Anorexie hatten, keine verminderte<br />

KMD auf.<br />

Hypogonadismus: Die Gonadenhormone Östrogen und Testosteron<br />

spielen eine kritische Rolle beim Erreichen der optimalen<br />

KMD. Zu Pubertätsbeginn wird die hemmende Kontrolle<br />

der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse aufgehoben<br />

und es werden vermehrt Gonadotropine ausgeschüttet. Die steigenden<br />

Spiegel der Gonadenhormone ziehen einen Anstieg von<br />

GH und IGF-1 nach sich. Die knochenanabolen Effekte von<br />

GH und IGF-1 und die antiresorp tiven Effekte der Östrogene<br />

(verminderte Sekretion proinflammator ischer Zytokine – IL-<br />

1beta, IL-6, Tumor-Nekrose-Faktor alpha –, welche die Osteoklastendifferenzierung<br />

fördern und das Überleben der Osteoklasten<br />

verlängern, vermehrte Sekretion von Osteoprotegerin<br />

und Transforming Growth Factor beta, welche die Osteoklas -<br />

tenaktivität reduzieren und ihre Apoptose beschleunigen) dürften<br />

für den deutlichen Knochenmasseerwerb in der Adoleszenz<br />

verantwortlich sein.<br />

Für Mädchen und Frauen mit AN sind niedrige Östrogen-,<br />

Tes tosteron- und DHEA-Spiegel typisch. Unterernährung ist<br />

häufig mit einem erworbenen hypogonadotropen Hypogonadismus<br />

vergesellschaftet. Das Alter beim Beginn der Menarche<br />

ist in allen Studien ein unabhängiger Prädiktor einer niedrigen<br />

KMD, die Dauer der Amenorrhö korreliert gut mit dem<br />

Ausmaß der erniedrigten KMD.<br />

Ein Hinweis auf die Wichtigkeit der Ernährung im Zusammenhang<br />

mit der niedrigen KMD bei anorektischen Frauen ist, dass<br />

amenorrhöische Frauen mit ident niedrigen Östrogenwerten,<br />

aber normalem Körpergewicht signifikant höhere KMD-Werte<br />

aufweisen.<br />

Ein weiterer Hinweis auf die multifaktorielle Genese der niedrigen<br />

KMD bei AN sind die enttäuschenden Ergebnisse der Studien<br />

mit Östrogenersatztherapie bei erwachsenen und bei jugendlichen<br />

Patientinnen mit AN (kein Anstieg der KMD nach<br />

12–18 Monaten Therapie – wobei für Jugendliche keine placebokontrollierten,<br />

randomisierten Untersuchungen vorliegen). u<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 51


FOCUS<br />

Die Wirkung von Androgenersatztherapie<br />

bei Männern ist nicht ausreichend untersucht.<br />

Eine Gabe von DHEA über 1 Jahr<br />

verlor ihren Effekt auf den Anstieg der<br />

KMD, nachdem für die Gewichtszunahme<br />

korrigiert wurde.<br />

Unterernährung und niedrige IGF-1-Spie -<br />

gel: Zwischen Kennzahlen des Ernährungsstatus,<br />

wie Body Mass Index<br />

(BMI), Muskelmasse, Fettmasse, IGF-1<br />

und der KMD werden starke Korrelationen<br />

beobachtet. Besonders die Muskelmasse<br />

ist ein starker und unabhängiger<br />

Prädiktor der KMD bei Jugendlichen und<br />

Erwachsenen, dem Gesetz der Transformation<br />

der Knochen beziehungsweise<br />

dem Mechanostat-Prinzip folgend.<br />

In vielen, aber nicht allen Studien bewirkt<br />

eine Gewichtszunahme eine signifikante<br />

Erhöhung der KMD (noch vor<br />

neuerlichem Einsetzen der Menstruation).<br />

Zumindest bewirkt die Gewichtszunahme<br />

keinen weiteren Abfall der KMD,<br />

wie sie bei Frauen mit konstant niederem<br />

Gewicht beobachtet wurde.<br />

Langzeitbeobachtungen zeigen, dass trotz<br />

Gewichtszunahme und auch Besserung<br />

der KMD ein gewisser Prozentsatz an<br />

Frauen nie eine mit immer gesund Gewesenen<br />

vergleichbare KMD erreicht.<br />

Dies unterstreicht die Wichtigkeit der frühzeitigen<br />

Diagnose und Therapie der AN.<br />

Bei Unterernährung werden die GH-Rezeptoren<br />

in der Leber hinunterreguliert mit<br />

der Folge niedrigerer IGF-1-Spiegel bei<br />

normalen oder erhöhten GH-Spiegeln.<br />

Durch Stimulation der Osteoblastendifferenzierung<br />

und Proliferation sowie ihren<br />

Einfluss auf die Kollagensynthese wirken<br />

diese Hormone knochenanabol. In einer<br />

Querschnittsstudie mit 133 AN-PatientInnen<br />

war IGF-1 stark für die Unterschiede<br />

der KMD der Hüfte verantwortlich.<br />

Obwohl eine Untersuchung Hinweise auf<br />

20 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

eine Zunahme der KMD nach 2-mal täglicher<br />

IGF-1-Administration gab, fehlen<br />

kontrollierte, größere Studien, wodurch<br />

es derzeit keine Therapieoption darstellt.<br />

Vermindertes Längenwachstum ist, wenn<br />

die Erkrankung vor dem Epiphysenschluss<br />

beginnt, möglich. Es sind häufiger<br />

junge Männer betroffen.<br />

Kalzium- und Vitamin-D-Status: Die Un -<br />

te r suchungen zu Kalzium und Vitamin<br />

D bei AN sind widersprüchlich. Bei den<br />

meisten AN-PatientInnen trat Vitamin-<br />

D-Mangel nicht häufiger auf als bei der<br />

gesunden Kontrollgruppe. Ein Vitamin-<br />

D-Status im Normbereich (> 50 nmol/l,<br />

optimal > 75 nmol/l) und eine tägliche<br />

Kalziumzufuhr von 1.000 mg sind, von<br />

den Studien unabhängig, zu empfeh -<br />

len.<br />

Bewegung: Auch zum Zusammenhang<br />

von Bewegung und niedriger KMD bei<br />

AN sind die Studien widersprüchlich.<br />

Eine Untersuchung wies geringe körperliche<br />

Aktivität (weniger als 3 Stunden)<br />

als Risikofaktor für niedrige BMD aus,<br />

andere konnten diesen Zusammenhang<br />

nicht zeigen. Exzessive Bewegung kann<br />

das Risiko für Stressfrakturen erhöhen.<br />

Hyperkortisolismus: Da die einzelnen<br />

Untersuchungen sehr unterschiedliche<br />

Häufigkeiten von Hyperkortisolämie (vermehrte<br />

Kortisolausschüttung bei erhöhtem<br />

ACTH und verminderter Abbau bei<br />

AN) angeben (bis nur 22 %), dürfte der<br />

Kortisoleffekt auf den Knochen bei AN<br />

von untergeordneter Bedeutung sein.<br />

Leptin, Ghrelin, PYY: Leptin ist eines der<br />

Schlüsselhormone zur Nahrungsaufnahme<br />

und Leistungserbringung, hat aber<br />

auch neuroendokrine und immunmodulatorische<br />

Funktionen und spielt eine<br />

Rolle im Glukose- und Fettmetabolismus.<br />

Bei AN ist ein Leptinmangel mit einer erniedrigten<br />

KMD verknüpft, welche ex -<br />

perimentell nach Leptingabe gebessert<br />

werden konnte.<br />

Ghrelin ist ein ACTH- und GH-Sekretagog<br />

und unterdrückt die pulsatile LH-Ausschüttung,<br />

einen verminderten Sexualhormonstatus<br />

bewirkend. Ghrelinspiegel sind<br />

bei AN erhöht.<br />

Von PYY, aus den L-Zellen der Kolonschleimhaut<br />

sezerniert und bei AN erhöht,<br />

wird ebenfalls eine Rolle im Knochenstoffwechsel<br />

angenommen.<br />

Bisphosphonat-Therapie<br />

bei AN-assoziierter <strong>Osteoporose</strong><br />

Bei erwachsenen AN-PatientInnen wurde<br />

in einer nicht-randomisierten Studie<br />

nach 6 bzw. 9 Monaten Therapie mit<br />

oralen Bisphosphonaten ein Zuwachs<br />

von 4 % bzw. 5 % an KMD gemessen.<br />

Eine andere Studie bei Jugendlichen<br />

konnte nach Korrektur für die Gewichtszunahme<br />

keinen Benefit der Therapie erkennen.<br />

ZUSAMMENFASSUNG: Anorexia nervosa<br />

und der Zustand nach Anorexia nervosa<br />

sind häufig mit deutlich verminderter<br />

Knochenmineraldichte und erhöhter Frakturrate<br />

assoziiert.<br />

Die niedrige KMD hat multifaktorielle Ursachen<br />

und korreliert mit dem Alter zu<br />

Krankheitsbeginn und der Dauer der<br />

Amenorrhö.<br />

Es gibt derzeit keine zufrieden stellenden<br />

evidenzbasierten medikamentösen Therapieoptionen<br />

für einen bereits eingetretenen<br />

Knochenmasseverlust, weshalb eine<br />

frühe Diagnosestellung, Einleitung einer<br />

Psychotherapie und möglichst rasches<br />

Wiedererreichen des Normalgewichts von<br />

grundlegender Bedeutung sind. ■


Endokrinologische Grunderkrankungen<br />

Primärer Hyperparathyreoidismus in der<br />

Differenzialdiagnostik der <strong>Osteoporose</strong><br />

Störungen des Kalzium-Stoffwechsels sollten im Rahmen einer differenzialdiagnostischen Abklärung der<br />

<strong>Osteoporose</strong> stets mit bedacht werden. Eine Überfunktion der Nebenschilddrüse mit einer übermäßigen<br />

Produktion von Parathormon (PTH) ist dabei ein sehr häufig zu erhebender Befund.<br />

Der primäre Hyperparathyreoidismus<br />

(pHPT) ist eine Erkrankung der Nebenschilddrüsen,<br />

die charakterisiert ist<br />

durch eine autonome Überproduktion von<br />

PTH und eine dadurch verursachten Hyperkalzämie.<br />

In etwa 80–85 % der Fälle<br />

liegt ein singuläres Adenom vor; in etwa<br />

10 % der Fälle findet sich eine so genannte<br />

4-Drüsen-Hyperplasie, in 4–5 % ein<br />

Doppeladenom – Karzinome der Parathyroidea<br />

sind selten und liegen in weniger<br />

als 1 % der Fälle vor. Die Inzidenz des<br />

pHPT liegt bei etwa 2 % und mehr bei<br />

den über 55-Jährigen – somit ist diese Erkrankung<br />

nicht selten. Frauen sind etwa<br />

2–3-mal häufiger betroffen als Männer.<br />

Pathophysiologie des pHPT<br />

Pathophysiologisch liegt eine Störung des<br />

Calcium-sensing Receptor vor, sodass sich<br />

eine autonome PTH-Sekretion entwickelt.<br />

Die Auswirkungen eines permanent erhöhten<br />

PTH-Spiegels betreffen hauptsächlich<br />

das Skelettsystem, die Niere und den Gas -<br />

trointestinaltrakt – letzteren direkt über die<br />

Hyperkalzämie als auch indirekt über die<br />

Erhöhung der Vitamin-D-Aktivierung in der<br />

Niere, was zu einer vermehrten Kalziumabsorption<br />

führt („bone, stone and groan<br />

disease“). Im Skelett kommt es zu einer<br />

lang dauernden Stimulation des Knochenumbaus,<br />

verbunden mit einer erhöhten<br />

Tätigkeit der Osteoklasten, die Knochengewebe<br />

vermehrt abbauen – im Unterschied<br />

zur <strong>Osteoporose</strong> ist der kortikale periphere<br />

Knochen hier von Anfang an stark<br />

mitbetroffen. Es kommt zu langen, tunnelartigen<br />

Resorptionszonen in der Compacta,<br />

die in weiterer Folge eine dras tische<br />

Verschlechterung der Biomechanik und<br />

eine erhöhte Sprödigkeit des Knochens<br />

bewirken und eine Erhöhung des Frak-<br />

turrisikos neben Wirbel und Hüfte vor allem<br />

am Radius bedeutet. An der Niere<br />

selbst bewirkt ein erhöhter PTH-Spiegel<br />

eine Hyperkalzurie trotz einer hohen tubulären<br />

Reabsorption von Kalzium – was die<br />

beim pHPT erhöhte Inzidenz von Nierensteinen<br />

erklärt. Jeder Patient mit solchen<br />

kalziumhältigen Nierensteinen sollte auf<br />

das Vorhandensein eines pHPT untersucht<br />

werden.<br />

Diagnostisches Vorgehen<br />

Welche klinischen Symptome sind zu<br />

erwarten? Die Diagnose des pHPT ist<br />

durch zuverlässige Laborkits einfacher<br />

geworden; meist wird eine Hyperkalzämie<br />

ohne weitere Symptome im Rahmen<br />

einer Routinekontrolle entdeckt. Liegen<br />

zusätzliche Symptome vor, handelt<br />

es sich meist um die schon erwähnten<br />

Nierensteine in der Anamnese sowie Lethargie,<br />

Depression, Müdigkeit und Muskelschwäche<br />

als Manifestation der Hyperkalzämie<br />

im ZNS und an der Muskelfaser.<br />

Gelegentlich können auch diffuse<br />

Knochenschmerzen angegeben werden –<br />

die aus dem Pathologiestudium bekannten<br />

diaphysär auftretenden „braunen Tumoren“<br />

des pHPT werden heute infolge<br />

der besseren Diagnostik nur mehr sehr<br />

selten gesehen. Am Gastrointestinaltrakt<br />

kann die Hyperkalzämie zu dyspeptischen<br />

Beschwerden, zur gelegentlichen<br />

Entstehung von Magengeschwüren und<br />

mitunter auch zu einer Pankreatitis führen.<br />

Weitere Auswirkungen erhöhter<br />

PTH-Spiegel auf andere Organsysteme<br />

werden diskutiert: so gibt es deutliche<br />

Hinweise auf eine erhöhtes kardiovaskuläres<br />

Risiko – eventuell indirekt mediiert<br />

durch Beeinflussung der Glukosetoleranz,<br />

Hypertonie und Veränderungen des Li-<br />

Prim. Dr. Peter M. Bernecker<br />

Geriatriezentrum Baumgarten,<br />

Wien<br />

peter.bernecker@wienkav.at<br />

pidstoffwechsels – alle diese Wirkungen<br />

sind nachgewiesen worden. Einige Daten<br />

zeigen sogar eine Verkürzung der Lebenserwartung<br />

bei pHPT um bis zu 10 Jahre;<br />

wobei sich die Lebenserwartung nach<br />

erfolgreicher chirurgischer Sanierung wieder<br />

normalisiert. Prospektive Studien zu<br />

dieser Problematik fehlen jedoch bisher.<br />

Die Laborbestimmung von Kalzium und<br />

intaktem PTH im Serum liefert die Diagnose:<br />

beweisend für einen pHPT sind<br />

wiederholt gemessene überhöhte bzw.<br />

hochnormale Serumkalziumwerte bei<br />

gleichzeitig gemessenen inadäquat erhöhten<br />

oder hochnormalen PTH-Spiegeln. Inadäquat<br />

erhöht bedeutet, dass die enge<br />

inverse Korrelation zwischen PTH und (ionisiertem)<br />

Kalzium nicht mehr festzustellen<br />

ist – zwischen ionisierten Kalziumspiegeln<br />

von 1,15 und 1,3 mmol/l fällt<br />

die PTH-Konzentration bei normalen Individuen<br />

nahezu linear ab. Da routinemäßig<br />

Gesamt-Kalziumspiegel und nicht ionisiertes<br />

Kalzium gemessen werden, ist<br />

der Kal z iumspiegel in der Praxis in Relation<br />

zur Albuminkonzentration im Serum<br />

zu sehen. Bei normalen Eiweißwerten ist<br />

ein grenzwertig hoher oder überhöhteru<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

21


Fachkurzinformation siehe Seite 51<br />

FOCUS<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Kalziumspiegel (2,6–2,7 mmol/l) verbunden mit gleichzeitig<br />

bestimmten PTH-Werten von 60 pg/ml und darüber zumindest<br />

verdächtig auf das Vorliegen eines pHPT. Eine zusätzliche Bestimmung<br />

der erhöhten Kalzium/Kreatinin-Exkretion im Sammelharn<br />

kann die Diagnose weiter absichern und gegen die<br />

seltene familiäre hyperkalzämische Hypokalzurie (FHH) abgrenzen,<br />

bei der ebenfalls mild erhöhte Kalzium-und PTH-Werte gefunden<br />

werden können. Zudem weist eine sehr hohe Harnkalzium-Ausscheidung<br />

auf zu erwartende Komplikationen wie Nierensteine<br />

hin und kann bei der Entscheidung zur chirurgischen<br />

Therapie ein Faktor sein.<br />

Bildgebende Verfahren haben zwar bei der Diagnose des pHPT<br />

keine Bedeutung, dennoch werden zur Operationsplanung Ultraschall-<br />

und nuklearmedizinische Verfahren (Sestamibi-Scan)<br />

angewandt. Eine negative Bildgebung bei weiterhin persistierenden<br />

hyperkalzämischen und erhöhten PTH-Werten erlaubt<br />

jedoch kein Ausschluss des pHPT, kann auflösungsbedingt<br />

falsch-negativ sein und sollte die Entscheidung für oder gegen<br />

ein operatives Vorgehen nicht beeinflussen.<br />

Knochendichtemessung: Alle Patienten mit diagnostiziertem<br />

pHPT sollten einer Knochendichtemessung nach dem DEXA-<br />

Verfahren unterzogen werden. Sollte ein deutlicher Verlust an<br />

Knochenmasse vorliegen (nach der <strong>Osteoporose</strong>-Kriterien bei<br />

Patienten über 50 Jahre ein T-Score < –2,5 an einer Messstelle<br />

aus LWS, Hüfte oder distalem Radius; bei jüngeren Patienten<br />

wird ein Z-Score < –2,5 empfohlen), so ist ebenfalls<br />

die chirurgische Intervention zu empfehlen.<br />

Therapeutisches Vorgehen<br />

Die kurative Therapie der Wahl stellt beim pHPT die chirurgische<br />

Sanierung mittels einer Parathyroidektomie durch einen erfahrenen<br />

Chirurgen dar. Die Operation ist nicht nur mit einer relativ<br />

geringen Komplikationsrate und extrem geringen Mortalität<br />

vergesellschaftet, sondern auch von der Kosteneffektivität her<br />

äußerst sinnvoll. Zudem erreicht man mit einer Operation eine<br />

tatsächliche Heilung; Daten zeigen, dass etwa der Verlust an<br />

Knochenmasse in der Knochendichtemessung auch in fortgeschrittenerem<br />

Alter wieder zu einem guten Teil reversibel zu sein<br />

scheint. Auch im Hinblick auf die Verbesserung der Lebensqualität<br />

ist die chirurgische Therapie den konservativen Therapieansätzen<br />

offenbar überlegen. Ganz klar sollten alle Patienten mit<br />

Symptomatik wie Hyperkalzämie, Nephrolithiasis oder deutlich<br />

verminderter Knochendichte oder nach Radiusfraktur einer operativen<br />

Sanierung zugeführt werden.<br />

Konservativ oder operativ bei „asymptomatischem“ pHPT?<br />

Immer wieder diskutiert wird das Vorgehen beim so genannten<br />

„asymptomatischen“ pHPT – ob hier nicht eine OP vermieden<br />

werden kann, insbesondere wenn es sich um ältere Patienten<br />

handelt und nur eine milde oder keine Hyperkalzämie vorliegt.<br />

Ein adäquates konservatives Vorgehen umfasst eine Behandlung<br />

des Frakturrisikos – hier konnte gezeigt werden, dass<br />

Bisphosphonattherapie den Knochendichteverlust zumindest<br />

deutlich verzögern kann, ohne jedoch einen Einfluss auf PTH-


Spiegel oder Hyperkalzämie zu haben. Weiters ist auf eine ausreichende<br />

Hydratation Wert zu legen; bei gut hydrierten Patienten<br />

kann mittels Furosemid der Serum-Kalziumspiegel gesenkt<br />

werden. Neu und für die Behandlung des pHPT zugelassen ist<br />

Cinacalcet – ein Kalzimimetikum, das zu einer deutlichen Senkung<br />

des PTH-Spiegels und der Serum-Kalziumwerte führt. Allerdings<br />

ist aufgrund des hohen Preises die Substanz derzeit<br />

nicht in dieser Indikation in den Erstattungskodex der Sozialversicherungen<br />

aufgenommen und nur für Patienten mit chronischer<br />

Niereninsuffizienz verschreibbar. Langzeitdaten für diese<br />

Substanz und Daten über die Auswirkungen auf Frakturrate oder<br />

andere Symptome des pHPT liegen noch nicht vor, dennoch ist<br />

der Ansatz dieser Therapie viel versprechend.<br />

Immer mehr diskutiert wird jedoch, ob es so etwas wie einen<br />

„asymptomatischen“ pHPT überhaupt gibt: bei längerem Be -<br />

obachtungszeitraum scheint die Knochendichte auch bei diesen<br />

Patienten abzunehmen und das Frakturrisiko zu steigen; die Hinweise<br />

auf eine kardiovaskuläre Komplikation bei dieser Form<br />

des pHPT verdichten sich; auch bei normalen Gesamt-Kalziumwerten<br />

scheint das ionisierte Kalzium schon leicht erhöht zu<br />

sein, und das soll in Zusammenhang mit neurologischen und<br />

neuropsychiatrischen Manifestationen stehen. Die gegenwärtigen<br />

Guidelines für die Entscheidung für ein operatives Vorgehen<br />

beim „asymptomatischen“ pHPT werden aufgrund neuer Daten<br />

weiter aktualisiert; gegenwärtig gelten eine deutliche Hyperkal -<br />

zämie (> 0,25 mmol/l über dem oberen Normwert), eine wie<br />

im Detail oben beschriebene reduzierte Knochendichte bzw. eine<br />

Fragilitätsfraktur und ein Alter unter 50 Jahren als klare Indikationen<br />

zur Opera tion auch bei diesen Patienten.<br />

FAZIT: Bei allen Patienten mit <strong>Osteoporose</strong>verdacht ist daher eine<br />

Abklärung in Richtung pHPT unabdingbar und eine Kalziumbestimmung<br />

im Serum Pflicht. Die Diagnose eines pHPT ist<br />

leicht zu stellen, wenn man als behandelnder Arzt daran denkt<br />

und sich vor Augen hält, dass die Inzidenz nicht niedrig ist und<br />

es sich um eine relativ häufige altersassoziierte Erkrankung handelt.<br />

Frühzeitiges Erkennen ermöglicht auch frühzeitige Operation<br />

– je älter der Patient bei Diagnosestellung, umso schwieriger<br />

ist in aller Regel die Entscheidung zum chirurgischen Vorgehen.<br />

Ob neuere kalzimimetische Substanzen wie Cinacalcet eine tatsächliche<br />

Verhinderung der pHPT-assoziierten Symp tome über<br />

längere Zeiträume ermöglichen und ein kosteneffektiver Einsatz<br />

solcher Medikamente möglich ist, wird die Zukunft zeigen. ■<br />

Literatur beim Verfasser<br />

FACT-BOX<br />

Die primäre Form des Hyperparathyreoidismus (pHPT) – der in den meis -<br />

ten Fällen ein Nebenschilddrüsenadenom zugrunde liegt – geht mit<br />

einer Hyperkalzämie einher und kann neuro logische, renale und ossäre<br />

Symptome verursachen. Der pHPT geht wahrscheinlich auch mit einem<br />

erhöhten kardiovaskulären Risiko einher und kann die Lebenserwartung<br />

verkürzen. Die chirurgische Sanierung als kurative Behandlung stellt das<br />

Mittel der Wahl dar – bei asymp tomatischen Formen können die gegenwärtigen<br />

Guidelines als Entscheidungshilfe für oder gegen ein operatives<br />

Vorgehen herangezogen werden.<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 51


FOCUS<br />

Im Folgenden wird auf die häufigsten<br />

Formen der renalen Osteodystrophie<br />

näher eingegangen. Weiters werden die<br />

neu entdeckten Proteine Fibroblast Growth<br />

Factor 23 (FGF-23) und sein Bindungspartner<br />

klotho, die früh und entscheidend<br />

in der Kalzium-Phosphat-Homöostase beteiligt<br />

sind, vorgestellt.<br />

Der Begriff der renalen Osteodystrophie<br />

wird heute nicht mehr ausschließlich als<br />

eigenständiges Krankheitsbild gesehen,<br />

sondern geht aufgrund der engen Verknüpfung<br />

zwischen Frakturrate, kardiovaskulärer<br />

Mortalität und Morbidität und<br />

extraskelettaler Kalzifizierung in dem neu<br />

geprägten Begriff der „Chronic Kidney<br />

Disease – Mineral and Bone Disorder“<br />

(CKD-MBD) auf.<br />

In einer rezenten internationalen Initiative,<br />

der „Kidney Disease Improving Global Outcome<br />

(KDIGO)“, wird die renale Osteodystrophie<br />

neu definiert. Der Begriff wird<br />

ausschließlich für Veränderungen der<br />

Knochenmorphologie bei Patienten mit<br />

CKD auf Basis einer Knochenstanze verwendet.<br />

Die Knochenmorphologie sollte<br />

histomorphometrisch evaluiert werden<br />

und folgende Parameter inkludieren:<br />

Knochenumsatz („Turnover“), Mineralisation<br />

und Volumen (TMV-Klassifikation)<br />

(Abb. 1).<br />

Das KDIGO-„Position-Statement“ aus dem<br />

Jahre 2006 unterscheidet basierend auf<br />

der TVM-Klassifikation die Osteitis fibrosa<br />

24 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Endokrinologische Grunderkrankungen<br />

Renale Osteodystrophie<br />

Störungen des Mineral- und Knochenstoffwechsels sind bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz<br />

(CKD) häufig. Diese Veränderungen stellen eine wichtige Ursache für Morbidität, verminderte Lebensqualität<br />

sowie extraskelettale Kalzifizierung, welche wiederum als Ursache einer erhöhten kardio -<br />

vaskulären Mortalität gilt, dar.<br />

(OF) mit „high turnover“, normaler Mineralisierung<br />

und hohem Knochenvolumen;<br />

die gemischte Knochenläsion (Mixed<br />

Uremic Osteodystrophy – MUO) mit „high<br />

turnover“, Mineralisationsdefekt und normalem<br />

Knochenvolumen; die Osteomalazie<br />

mit „low turnover“ und abnormer Mineralisierung;<br />

und die adyname Knochenerkrankung<br />

mit „low turnover“, normaler<br />

Mineralisierung und reduziertem Knochenvolumen.<br />

Die NKF/KDOQI-Leitlinien<br />

aus dem Jahr 2003 unterscheiden zusätzlich<br />

noch 2 Sonderformen: Amyloidablagerungen<br />

im Knochen und Aluminium-induzierte<br />

Knochenerkrankung.<br />

Adyname Knochenerkrankung<br />

Die Prävalenz dieser Erkrankung steigt<br />

seit einigen Jahren und ist mit einer extraossären<br />

Kalzifikation und mit einem<br />

verminderten Überleben der Patienten<br />

assoziiert und nimmt damit an Wichtigkeit<br />

zu. Die adyname Knochenerkrankung<br />

ist charakterisiert durch eine „low<br />

bone turnover“ mit einer reduzierten Aktivität<br />

an Osteoblasten und Osteoklasten<br />

und der Osteoidsaum zeigt sich vermindert.<br />

Die Definitionskriterien setzen sich<br />

aus einer erniedrigen Knochenneu -<br />

bildungsrate, einer geringen Osteoidakkumulation<br />

und dem Fehlen von Fibrose<br />

zusammen. Die Patienten mit adynamer<br />

Knochenerkrankung präsentieren<br />

sich mit einem vermehrten Auftreten von<br />

Dr.<br />

Kathrin Eller<br />

Innere Medizin IV – Nephrologie<br />

und Hypertensiologie,<br />

Medizinische Universität Innsbruck<br />

kathrin.eller@i-med.ac.at<br />

alexander.rosenkranz@i-med.ac.at<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Alexander R. Rosenkranz<br />

Hyperkalzämie, ektopen Kalzifikationen<br />

inkl. Gefäßverkalkungen, einer erhöhten<br />

Frakturneigung und einer erhöhten Mortalität<br />

und Morbidität.<br />

Zur Diagnosesicherung ist die Knochenstanze<br />

der Goldstandard und es ist eine<br />

vorausgehende Tetrazyklinmarkierung<br />

nötig. Nach aktuellen Knochenbiopsie-<br />

Studien kann jedoch auch von einer adynamen<br />

Knochenerkrankung ausgegangen<br />

werden, wenn der intakte PTH-Spiegel<br />

unter 100 pg/ml liegt.<br />

Die Ursachen der adynamen Knochenerkrankung<br />

sind noch unklar. Einerseits<br />

wird hypothetisiert, dass der Low-Turn -<br />

over-Knochenstoffwechsel den natürlichen<br />

Knochenstatus bei zunehmender


Urämie darstellt und der sekundäre Hyperparathyreoidismus<br />

bis zu einem gewissen<br />

Grad ein sinnvoller Kom -<br />

pensations mechanismus ist. Urämietoxine<br />

sollen zu einer Reduktion der<br />

Osteoblastenaktivität, unveränderter oder<br />

reduzierter Osteoklastenaktivität und somit<br />

verminderter Knochenbildungsrate<br />

führen. Passend zur Hypothese stellt ein<br />

relativer Hypoparathyreoidismus einen<br />

zentralen Risiko faktor für die Entwicklung<br />

der adynamen Knochenerkrankung dar.<br />

Die steigende Prävalenz der adynamen<br />

Knochenerkrankung kann allerdings auch<br />

auf eine PTH-Übersuppression durch den<br />

Einsatz hoher Dosierungen von aktivem<br />

Vitamin D, der hohen Kalziumzufuhr<br />

durch die Verwendung von kalziumhaltigen<br />

Phosphatbindern oder hohen Dialysat-Kalzium<br />

konzentrationen zurückgehen.<br />

Weitere klinische Risikofaktoren für das<br />

Auftreten der adynamen Knochenerkrankung<br />

sind das Bestehen eines Diabetes<br />

mellitus Typ 2 und ein hohes Alter.<br />

Die therapeutischen Optionen sind bei Patienten<br />

mit einer adynamen Knochenerkrankung<br />

deutlich limitiert. Die derzeitigen<br />

Guidelines beschränken sich auf die Empfehlung,<br />

die Kalziumzufuhr zu minimieren,<br />

aktives Vitamin D und Kalzimimetika<br />

zu meiden. Bezüglich des Einsatzes von<br />

osteoanabolen Substanzen wie Teriparatid<br />

und Parathormon bei nachgewiesender<br />

adynamer Knocherkrankung gibt es derzeit<br />

noch keine publizierten Daten.<br />

Osteitis fibrosa<br />

Beim Hyperparathyreoidismus kommt es<br />

zu einer vermehrten Produktion und Freisetzung<br />

von Parathormon (PTH), das am<br />

Knochen zu einer Zunahme der Anzahl<br />

der Osteoklasten und reaktiv auch der<br />

Osteoblasten führt. Schließlich überwiegt<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

niedrig<br />

OM<br />

OM = Osteomalazie; AD = adyname Knochenerkrankung; mild HPT = milde Hyperparathyreoidea-assoziierte Knochenerkrankung;<br />

OF = Osteitis fibrosa; MUO = gemischte urämische Osteodystrophie<br />

Abb. 1: TMV-Klassifikation der renalen Osteodystrophie<br />

die gesteigerte Knochenresorption. Die<br />

Osteoklastenaktivität führt in ausgeprägten<br />

Fällen zu subperiostalen Resorptionslakunen<br />

und Akroosteolysen an Händen<br />

und Füßen. Dies ist aber heutzutage aufgrund<br />

der therapeutischen Möglichkeiten<br />

klinisch nicht mehr zu sehen.<br />

Die Pathophysiologie des sekundären<br />

Hyperparathyreoidismus beruht auf der<br />

Abnahme der Nierenfunktion mit in der<br />

Folge einer geringeren Expression und<br />

Funktion der 1-Hydroxylase. Dadurch<br />

wird signifikant weniger aktives Vitamin<br />

D 3 gebildet. Weiters steigt mit sinkender<br />

Nierenfunktion das Serum-Phosphat an,<br />

was wiederum die Calcitriolproduktion<br />

bzw. die Kalziumfreisetzung aus dem<br />

Knochen hemmt. Durch diese zwei Prozesse<br />

kommt es über eine Gegenregula -<br />

tion durch die Niere und Darm zu vermin-<br />

AD<br />

mild<br />

HPT<br />

MUO<br />

Umsatz hoch<br />

-<br />

-<br />

OF<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

abnormal normal<br />

Mineralisation<br />

hoch<br />

Knochenvolumen<br />

niedrig<br />

Adaptiert nach: Moe S. et al., Kidney International 2006; 69:1945-1953<br />

derten Serum-Kalziumspiegeln. Dadurch<br />

wird über den Calcium-Sensing-Rezeptor,<br />

der in den Nebenschilddrüsen lokalisiert<br />

ist, eine vermehrte PTH-Synthese, -Freisetzung<br />

und Zellproliferation vermittelt.<br />

Parallel dazu aggravieren die verminderten<br />

Spiegel von aktivem Vitamin D und<br />

die hohen Serum-Phosphat-Werte diesen<br />

Prozess.<br />

Therapeutisch stehen orale Phosphatbinder<br />

zur Verfügung, wobei neben kalziumhältigen<br />

Phosphatbindern die kalziumfreien<br />

Phosphatbinder wie Sevelamer zuletzt<br />

größere klinische Bedeutung erlangt<br />

haben. Basierend auf Studiendaten kann<br />

aber derzeit nicht gesagt werden, dass<br />

die verschiedenen Phosphatbinder hinsichtlich<br />

des klinischen Outcomes (Mortalität<br />

und kardiovaskuläre Ereignisse)<br />

unterschiedlich wären. Weiters werdenu<br />

-<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

25


FOCUS<br />

26 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Abb. 2: Die Phosphat-FGF-23-Achse<br />

aktives Vitamin D und Kalzimimetika zur<br />

Therapie des sekundären Hyperparathyreoidismus<br />

verwendet. Durch die Kalzimimetika<br />

ist die operative Entfernung der<br />

Nebenschilddrüsen deutlich seltener geworden.<br />

Letztere stellt aber noch immer<br />

eine Therapieoption beim therapieresis -<br />

tenten Hyperparathyreoidismus dar.<br />

FGF-23 und klotho<br />

In den letzten Jahren sind zwei neue<br />

Spieler in der Regulation der Kalzium-<br />

Phosphat-Homöostase ins Spiel gekommen.<br />

Die Entdeckung von FGF-23 im<br />

Jahr 2000 revolutionierte das Verständnis<br />

im Phosphat- und Vitamin-D-Meta-<br />

Adaptiert nach: www.renalfellow.blogspot.com/2008_08_01_archive.html<br />

bolismus entscheidend. FGF-23 hat die<br />

Funktion eines phosphaturischen Hormons<br />

und ist essenziell, um die Serum-<br />

Phosphatspiegel niedrig zu halten: Es<br />

wird von Osteozyten gebildet, bei erhöhten<br />

Serum-Phosphat-Spiegeln vermehrt<br />

sezerniert und führt nach Bindung an seinen<br />

Rezeptor (FGF-binding Receptor) –<br />

der mit klotho komplexieren muss, um<br />

FGF-23 binden zu können – zu einer<br />

Phosphaturie. Parallel dazu führt FGF-23<br />

zu einer verminderten Aktivität der 1-<br />

Hydroxylase und damit zu erniedrigten<br />

aktiven Vitamin-D 3-Spiegeln (Abb. 2). Bei<br />

chronisch niereninsuffizienten Patienten<br />

zeigen sich die FGF-23-Spiegel schon<br />

sehr früh im Stadium 2–3 erhöht. Dies<br />

ist lange, bevor die Serum-Phosphat- und<br />

Serum-PTH-Spiegel ansteigen. Damit ist<br />

FGF-23 ein attraktives Ziel für neue Therapieoptionen<br />

und auch die frühe und<br />

rechtzeitige Therapie der Serum-Phosphatwerte<br />

wird in ein neues Licht gebracht.<br />

Die Wichtig keit von FGF-23 wird<br />

durch epidemiologische Untersuchungen<br />

bestätigt, die zeigen, dass erhöhte FGF-<br />

23-Spiegel mit einer erhöhten Mortalität<br />

bei Patienten an der Hämodialyse assoziiert<br />

sind und auch einen wesentlichen<br />

Faktor in der Progression der CKD darstellen.<br />

ZUSAMMENGEFASST lässt sich sagen,<br />

dass die Therapie der renalen Osteodystrophie<br />

und damit der CKD-MBD von essenzieller<br />

Wichtigkeit für die Patienten mit<br />

chronischer Niereninsuffizienz ist. Nur<br />

durch die weitere Erforschung der Pathogenese<br />

und damit der Möglichkeit einer<br />

Entwicklung neuer Therapieoptionen lässt<br />

sich langfristig die Mortalität in diesem<br />

komplexen Krankheitsbild reduzieren. ■<br />

FACT-BOX<br />

Die renale Osteodystrophie stellt ein heterogenes<br />

Krankheitsbild bei Patienten mit chronischen<br />

Nierenerkrankungen dar. Sie treten gemeinsam<br />

mit Auslenkungen von Kalzium, Phosphat und<br />

Parathormon sowie mit vaskulären Kalzifikationen<br />

auf und bilden zusammen das Krankheitsbild<br />

der „Chronic Kidney Disease – Mineral and<br />

Bone Disorder“ (CKD-MBD). Die zwei häufigsten<br />

renalen Osteodystrophien sind die adyname<br />

Knochenerkrankung und die Osteitis fibrosa. Mit<br />

der Entdeckung von FGF-23 wurden entscheidende<br />

Fortschritte im Verstehen der Pathogenese<br />

der renalen Osteodystrophie gemacht und<br />

neue Therapiemöglichkeiten eröffnet.


Endokrinologische Grunderkrankungen<br />

Knochenstoffwechsel<br />

bei Hyperthyreose<br />

Eine Hyperthyreose stellt eine häufige endokrine Fehlfunktion dar, die Auswirkungen auf verschiedene<br />

Organsysteme hat. Am Knochen kommt es bei Hyperthyreose zu einer Beschleunigung des Knochenstoffwechsels,<br />

wobei die gesteigerte Aktivität der Osteoklasten jene der Osteoblasten übersteigt. Die<br />

Folge ist eine zunehmende <strong>Osteoporose</strong>. 1<br />

Wirkung von Schilddrüsenhormonen<br />

am Knochen<br />

Mehrere Mechanismen bedingen die<br />

Entstehung einer <strong>Osteoporose</strong> bei Hyperthyreose.<br />

Tetrajodthyronin (T 4) wird von<br />

der Schilddrüse gebildet und in der Körperperipherie<br />

durch die Dejodase in das<br />

aktive Hormon L-3,5,3 -Trijodthyronin<br />

(T 3) umgewandelt. Osteoblasten besitzen<br />

nukleäre T 3-Rezeptoren, die zu einer<br />

Aktivierung der Osteoblasten führen. Obwohl<br />

Osteoklasten ebenso Schilddrüsenhormon-Rezeptoren<br />

besitzen, ist bislang<br />

keine direkte stimulierende Wirkung von<br />

T 3 an Osteoklasten in der Literatur belegt.<br />

Vielmehr dürfte die Aktivierung der<br />

Osteoklasten indirekt über das „Coupling“<br />

der Osteoblasten- und Osteoklastenaktivität<br />

ablaufen. Neben der Wirkung der peripheren<br />

Schilddrüsenhormone hat jedoch<br />

auch das Thyreoidea-stimulierende Hormon<br />

(TSH) eine Wirkung auf die Osteoblasten<br />

und Osteoklasten, da sowohl<br />

Osteoblasten- als auch Osteklastenvorstufen<br />

TSH-Rezeptoren exprimieren 2, 3 . Über<br />

den TSH-Rezeptor übt TSH einen unterdrückenden<br />

Effekt auf die Osteoblastenund<br />

Osteoklastendifferenzierung aus. Bei<br />

Hyperthyreose entfällt dieser unterdrückende<br />

Effekt, da TSH erniedrigt bzw. supprimiert<br />

ist. Die Folge ist ein gesteigerter Knochenstoffwechsel<br />

(„high bone turnover“),<br />

wobei die Aktivität der Osteoklasten jene<br />

der Osteoblasten überwiegt.<br />

Hyperthyreose führt auch zu Veränderungen<br />

des Kalziumstoffwechsels. Erhöhte<br />

Kalziumspiegel bedingen eine Senkung<br />

des Parathormons und verminderte Konversion<br />

von 25-OH-Vitamin-D zu 1,25-<br />

(OH) 2-Vitamin D, wodurch die Kalziumresorption<br />

im Darm vermindert und die<br />

Kalziumausscheidung über die Nieren<br />

und den Darm gesteigert wird.<br />

Knochenstoffwechselparameter,<br />

Knochendichtewerte, Frakturrisiko<br />

Bei der Betrachtung der Veränderungen<br />

am Knochen durch Hyperthyreose muss<br />

der Ausprägungsgrad der Schilddrüsenfehlfunktion<br />

berücksichtigt werden. Zu<br />

unterscheiden ist zwischen einer latenten<br />

Hyperthyreose (T 3, T 4 im Normbereich,<br />

TSH erniedrigt – nicht messbar) und einer<br />

manifesten Hyperthyreose (T 3 und/oder T 4<br />

erhöht, TSH nicht messbar). Allgemein<br />

kann gesagt werden, dass je ausgeprägter<br />

und je länger anhaltend die Hyperthyreose,<br />

desto eher sind pathologische Veränderungen<br />

des Knochenstoffwechsels<br />

sowie Minderungen der Knochendichte<br />

(BMD) zu erwarten.<br />

Manifeste Hyperthyreose: Eine unbehandelte<br />

längerfristige manifeste Hyperthyreose<br />

führt zu einer Verminderung der<br />

BMD bzw. <strong>Osteoporose</strong> und erhöhter<br />

Frakturneigung. Dazu korrelierend sind<br />

auch Laborwerte des Knochenan- und<br />

des Knochenabbaus erhöht und eine<br />

Hyperkalziämie kommt in bis zu 50 %<br />

der Fälle vor, wobei diese selten symp -<br />

tomatisch ist. Die negativen Auswirk -<br />

ungen einer unbehandelten manifesten<br />

Hyperthyreose wurden hinreichend schon<br />

Univ.-Doz. Dr. Peter Mikosch<br />

1. Medizinische Abteilung,<br />

Landeskrankenhaus Klagenfurt<br />

peter.mikosch@lkh-klu.at<br />

bei Autopsien von Patienten mit Hyperthyreose<br />

Ende des 19. und Anfang des<br />

20. Jahrhunderts beschrieben (Von Recklinghausen,<br />

1891: junge Patientin mit<br />

Hyperthyreose und „wurmzerfressenem<br />

Knochen“; Plummer, 1928: Patienten mit<br />

Hyperthyreose, multiplen Frakturen und<br />

ausgeprägt „fragilen, fast durchsichtigen<br />

Knochen“). 4, 5 Durch die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten<br />

(Thyreostatika,<br />

Radiojodtherapie, chirurgische Thyroidektomie)<br />

sollten derartig ausgeprägte ossäre<br />

Veränderungen bedingt durch eine langfristige<br />

Hyperthyreose heute nicht mehr<br />

angetroffen werden. Die historischen Beschreibungen<br />

zeigen uns jedoch, wie ausgeprägt<br />

die Veränderungen am Skelett<br />

durch Hyperthyreose sein können.<br />

Bei latenter Hyperthyreose, ob durch eine<br />

endogene Schilddrüsenerkrankung bedingt<br />

(toxische Struma, Mb. Basedow)<br />

oder durch suppressive L-Thyroxin-Medi- u<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

27


FOCUS<br />

kation (nach Operation und Radiojodtherapie<br />

von Schilddrüsenkarzinom), sind die<br />

Studienergebnisse zu messbaren Erhöhungen<br />

von Knochenstoffwechselparametern<br />

unterschiedlich und nicht einheitlich.<br />

Rezente Ergebnisse haben jedoch auch<br />

bei latenter Hyperthyreose eine Steigerung<br />

des Knochenstoffwechsels aufgezeigt. 6<br />

In einer Metaanalyse von weiblichen Patienten<br />

unter suppressive L-Thyroxin-Medikation<br />

zeigte sich, dass es langfristig<br />

bei prämenopausalen Frauen zu keiner,<br />

bei postmenopausalen Frauen jedoch zu<br />

einer BMD-Minderung kommt. 7 Bei<br />

Männern konnte eine kleine Studie geringe<br />

BMD-Verminderungen feststellen,<br />

in einer zweiten Studie mit gut eingestellter<br />

suppressiver L-Thyroxin-Medikation<br />

(keine Erhöhungen der peripheren<br />

Schilddrüsenhormone) zeigte sich demgegenüber<br />

keine signifikante BMD-Verminderung.<br />

Betreffend das Frakturrisiko hatten Frauen<br />

über 65 Jahre mit einem TSH < 0,1 mU/l<br />

ein 3-fach erhöhtes Frakturrisiko an der<br />

Hüfte und ein 4-fach erhöhtes Risiko für<br />

vertebrale Frakturen. 8 Eine weiter Studie<br />

an über 16.000 Patienten in Dänemark<br />

konnte ebenfalls ein bis auf das 2,29-Fache<br />

gesteigertes Hüftfrakturrisiko bei Hyperthyreose<br />

erheben. 9 In einem Kollektiv<br />

von Patienten mit Hüftfraktur hatten diese<br />

2,5-fach häufiger eine Hyperthyreose als<br />

ein Kontrollkollektiv ohne Hüftfraktur. 10<br />

DVO-Richtlinie zur Einschätzung des<br />

Frakturrisikos bei Hyperthyreose: In der<br />

DVO-Leitlinie 11 wird eine manifeste Hyperthyreose<br />

mit einem stark erhöhten<br />

Frakturrisiko für periphere Frakturen und<br />

Wirbelkörperfrakturen belegt. Auch bei<br />

latenter Hyperthyreose mit einem TSH-<br />

Wert < 0,3 mU/l ist ein erhöhtes Frakturrisiko<br />

gegeben.<br />

Therapieansätze bei benigner<br />

Schilddrüsenerkrankung<br />

Die häufigsten Ursachen einer Hyperthyreose<br />

benigner Schilddrüsenerkrankungen<br />

28 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

stellen die Struma mit Autonomie (diffus<br />

oder knotig) sowie der Mb. Basedow dar.<br />

Auch eine Immunthyreopathie Hashimoto<br />

kann mit einer Hyperthyreose einher -<br />

gehen, die jedoch meistens zeitlich begrenzt<br />

und in der Regel nicht sehr ausgeprägt<br />

ist.<br />

Durch die Behandlung einer Hyperthyreose<br />

können die BMD und das erhöhte Frakturrisiko<br />

wieder normalisiert werden. 12 Neben<br />

frühzeitiger Erkennung der Hyperthyreose<br />

müssen auch aus osteologischer<br />

Sicht die therapeutischen Ansätze somit<br />

auf die rasche Normalisierung der Schilddrüsenfunktion<br />

abzielen. Dazu stehen<br />

kurzfristig Thyreostatika und langfristig die<br />

chirurgische Sanierung sowie die Radiojodtherapie<br />

zur Verfügung.<br />

Zu nennen ist auch die übermäßige Gabe<br />

von L-Thyroxin mit Erhöhung der peripheren<br />

Schilddrüsenhormone T 3 und T 4 (Hyperthyreosis<br />

factitia) zur Wachstumsprophylaxe<br />

bei Struma. Die übermäßige<br />

Wachstumsprophylaxe der Struma benigna<br />

ist in diesen Fällen durch Dosisreduktion<br />

der L-Thyroxin-Gaben anzupassen.<br />

Basierend auf der DVO-Leitlinie 11<br />

sollten auch TSH-Werte < 0,3 mU/l, die<br />

mit einem erhöhten Frakturrisiko assoziiert<br />

sind, vermieden werden.<br />

Therapieansätze bei maligner<br />

Schilddrüsenerkrankung<br />

Nach der chirurgischen Thyroidektomie<br />

und Radiojodtherapie ist die langfristige<br />

suppressive L-Thyroxin-Gabe ein weiterer<br />

relevanter Behandlungsteil beim differenzierten<br />

Schilddrüsenkarzinom. Durch die<br />

erforderliche suppressive L-Thyroxin-Medikation<br />

sind diese Patienten einem erhöhten<br />

Frakturrisiko ausgesetzt. Aus thyreologischer<br />

Sicht sind übermäßige suppressive<br />

L-Thyroxin-Gaben zu vermeiden,<br />

des Weiteren kann beim papillären Schilddrüsenkarzinom<br />

mit niedrigem Tumor -<br />

stadium und Rezidivfreiheit nach einigen<br />

Jahren eine Lockerung der L-Thyroxin-<br />

Gaben auf nicht-suppressive TSH-Werte<br />

erwogen werden, wobei dies nur in Ab-<br />

sprache mit einem Kompetenzzentrum<br />

zur Betreuung von Schilddrüsenkarzinomen<br />

erfolgen sollte.<br />

Neben der gezielten Behandlung der Hyperthyreose<br />

sind natürlich auch alle spezifischen<br />

osteologischen Therapien entsprechend<br />

den Therapierichtlinien zur<br />

Behandlung von Osteopenie und <strong>Osteoporose</strong><br />

anzuwenden. ■<br />

1 Mikosch P.: Auswirkungen von Schilddrüsenfehlfunktionen auf den Knochen.<br />

Wien Med Wochenschr 2005; 155:444-53<br />

2 Abe E. et al.: TSH is a negative regulator of skeletal remodelling. Cell<br />

2003; 115:151-62<br />

3 Zaidi M. et al.: Paradigm shift in the pathophysiology of postmenopausal<br />

and thyrotoxic osteoporosis. Mt Sinai J Med <strong>2009</strong>; 76:474-83<br />

4 Von Recklinghausen F.D.: Die fibröse oder deformierende Ostitis, die Osteomalazie<br />

und die osteoplastische Carzinose in ihren gegenseitigen Beziehungen.<br />

Festschrift Rudolf Wirchow 1891, Georg Riemer, Berlin, pp 1-889<br />

5 Plummer W.A.: Cases showing osteoporosis due to decalcification in exophthalmic<br />

goiter. Staff Meet Mayo Clin 1928; 3:119-21<br />

6 Wesche M.F. et al.: A randomised trial comparing levothyroxine with radioactive<br />

iodine in the treatment of sporadic non-toxic goiter. J Clin Endorinol<br />

Metab 2003; 86:998-1005<br />

7 Uzzan B. et al.: Effects on bone mass of long term treatment with thyroid<br />

hormones: a meta analysis. J Clin Endorinol Metab 1996; 81:4278-89<br />

8 Bauer D.C. et al.: Risk for fracture in women with low serum levels of<br />

thyroid stimulating hormone. Ann Intern Med 2001; 134:561-8<br />

9 Vestergaard P. et al.: Fractures in patients with hyperthyroidism and hypothyroidism.<br />

A nationwide follow-up study in 16,249 patients. Thyroid<br />

2002; 12:411-9<br />

10 Wejda B. et al.: Hip fractures and the thyroid: a case-control study. J Intern<br />

Med 1995; 237:241-7<br />

11 Dachverband Osteologie e. V.: DVO-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik<br />

und Therapie der <strong>Osteoporose</strong> bei Erwachsenen (Langfassung). Osteologie<br />

<strong>2009</strong>; 18:304-28<br />

12 Vestergaard P. et al.: Hyperthyroidism, bone mineral, and fracture risk –<br />

a meta analysis. Thyroid 2003; 13:585-93<br />

FACT-BOX<br />

Hyperthyreose stellt eine relevante endokrine Ursache<br />

für <strong>Osteoporose</strong> dar. Hyperthyreose führt<br />

zu gesteigertem Knochenstoffwechsel, wobei der<br />

Knochenabbau den Knochenanbau überwiegt.<br />

<strong>Osteoporose</strong> und ein gesteigertes Frakturrisiko<br />

sind die Folge. Durch Behandlung der Hyperthyreose<br />

sind Minderungen der BMD und die Erhöhung<br />

des Frakturrisikos reversibel. Bei Patienten,<br />

die wegen einem Schilddrüsenkarzinom<br />

langfristig eine suppressive L-Thyroxin-Medikation<br />

einnehmen müssen, ist die zur TSH-Suppression<br />

erforderliche Dosis so niedrig wie möglich<br />

zu wählen, sofern von thyreologischer Seite her<br />

vertretbar, auch eine nicht-suppressive Dosis.<br />

Bei erforderlicher suppressiver Therapie und erniedrigter<br />

BMD ist zusätzlich auch eine gezielte<br />

osteologische Therapie einzuleiten.


Endokrinologische Grunderkrankungen<br />

<strong>Osteoporose</strong> bei Cushing-Syndrom<br />

Die Knochenumbauaktivität reagiert empfindlich auf Erhöhungen des Kortisolspiegels. In relativ<br />

kurzer Zeit kann der Patient oft viel an Knochenmasse einbüßen. Diagnostiziert wird eine überschießende<br />

Kortisolproduktion zumeist anhand eines so genannten Dexamethason-Hemmtests, einem erhöhten<br />

mitternächtlichem Kortisol und/oder erhöhter freier Kortisolausscheidung im 24-Stunden-Harn.<br />

ie <strong>Osteoporose</strong> gehört mit zu den<br />

Kardinalsymptomen der Cushing-<br />

Erkrankung oder ganz allgemein von<br />

Krankheitsbildern, die mit einer erhöhten<br />

endogenen Kortisolsekretion einhergehen.<br />

Man nimmt an, dass rund 48 bis<br />

90 % 1 der Patienten mit Hyperkortisolismus<br />

von Knochenschwund betroffen sind<br />

und etwa 30–50 % Frakturen erleiden2 .<br />

Das absolute Ausmaß des Knochensubstanzverlusts<br />

zum Zeitpunkt der Erstpräsentation<br />

beträgt an der Lendenwirbelsäule<br />

etwa 20 %, das sind ungefähr 2<br />

Standard- oder T-Score Einheiten3–4 D<br />

.<br />

Fraktur-Spektrum: Das am meisten betroffene<br />

Knochenkompartment ist dabei<br />

der trabekuläre Knochen. Allen voran<br />

sind die Wirbelkörperfrakturen auch das<br />

größte klinische Problem und betreffen<br />

oftmals gleich mehrere Segmente gleichzeitig<br />

oder unmittelbar hintereinander.<br />

Im eigenen Patientenkollektiv sind Wirbelkörperfrakturen<br />

die mit Abstand häufigste<br />

Frakturlokalisation. Es traten aber<br />

auch Rippen- und Beckenfrakturen und<br />

in einem Fall eines männlichen Patienten<br />

mit Bronchuskarzinom und ektopem<br />

ACTH-Syndrom extensive Knochennekrosen<br />

im Bereich beider Hüftköpfe,<br />

Oberschenkelschäfte sowie beider distaler<br />

Femurenden auf. Wir hatten auch einen<br />

Fall einer Patientin mit hypophysärem<br />

Cushing-Syndrom, die sich unmittelbar<br />

nach erfolgreicher Operation eines<br />

ACTH-produzierenden Adenoms bei einem<br />

Bagatelltrauma zwei Wirbelköperfrakturen<br />

zugezogen hat.<br />

<strong>Osteoporose</strong> oft erstes klinisches Cu -<br />

shing-Symptom: Bemerkenswert erscheint<br />

die Tatsache, dass die <strong>Osteoporose</strong><br />

die führende klinische Symptomatik<br />

darstellen und den eigentlichen phäno -<br />

typischen Veränderungen im Rahmen der<br />

Cushing-Erkrankung zeitlich vorausgehen<br />

kann. Daraus folgt, dass der differen -<br />

zialdiagnos tischen Abklärung einer <strong>Osteoporose</strong><br />

speziell bei Adipösen und Diabetikern<br />

große Bedeutung hinsichtlich einer<br />

Früherkennung eines endogenen Hyperkortisolismus<br />

zukommt.<br />

Bei Kindern mit endogenem Hyperkortisolismus<br />

sind die Knochenveränderungen<br />

noch ausgeprägter als bei Erwachsenen,<br />

da bei ihnen neben den Frakturen eine<br />

Wachstumsverzögerung bzw. sogar ein<br />

Wachstumsstillstand eintreten kann. Die<br />

führt häufig zu einer Reduktion der Erwachsenengröße.<br />

Vermutlich bleibt auch<br />

nach erfolgreicher Behandlung der Ursache<br />

des Hyperkortisolismus die so genannte<br />

„peak bone mass“ erniedrigt, was<br />

letztlich ein bleibend erhöhtes Fraktur -<br />

risiko darstellen kann 5 .<br />

Unterschiede zur Glukokortikoid-induzierten<br />

<strong>Osteoporose</strong> (GIO): Pathophysiologisch<br />

betrachtet ist die Entstehung<br />

der <strong>Osteoporose</strong> nicht unähnlich zur GIO.<br />

Im Unterschied zu letzterer ist jedoch der<br />

Effekt auf den Knochen ein insgesamt<br />

„homogenerer“, da die häufig vorhandene<br />

Immobilität, eine unterschiedlich ausgeprägte<br />

Entzündungsreaktion und verschiedene<br />

Organbeeinträchtigungen, wie sie oft<br />

typisch sind z. B. für den rheumatolo -<br />

ao. Univ.-Prof. Dr. Harald Dobnig<br />

Klinische Abteilung für<br />

Endokrinologie und Stoffwechsel,<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin,<br />

Medizinische Universität Graz<br />

harald.dobnig@medunigraz.at<br />

gischen oder pneumologischen Patienten<br />

mit Kortisontherapie, bei Patienten mit<br />

Hyperkortisolismus nicht in diesem Ausmaß<br />

vorkommen.<br />

Charakteristische Osteoblastenhemmung<br />

mit „Entkoppelung“ des Knochenumbaus:<br />

Endogen im Überschuss<br />

produziertes Kortison hat direkte Effekte<br />

auf die Osteoblastentätigkeit, die zumeist<br />

deutlich reduziert ist. Typischerweise<br />

sind der Serumosteocalcin-Wert, aber<br />

auch die alkalische Phosphatase um<br />

mehr als 50 % gegenüber vergleichbaren<br />

Kontrollpersonen zum Zeitpunkt der<br />

Diagnosestellung vermindert 6 . Der Knochenabbau<br />

ist nicht unbedingt reduziert,<br />

so dass man von einer „Entkoppelung“<br />

des Knochenumbaus sprechen kann.<br />

Osteocalcin- und Serum-Crosslaps-Konzentrationen,<br />

die in gesunden Kollekti - u<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

29


FOCUS<br />

ven mit Korrelationskoeffizienten um 0,8<br />

üblicherweise hochsignifikant miteinander<br />

korrelieren, zeigen bei betroffenen<br />

Patienten hingegen keine Korrelation als<br />

Ausdruck einer gestörten Interaktion zwischen<br />

Osteoblasten und Osteoklasten 6 .<br />

Potenzial von Osteocalcin für die Cu -<br />

shing-Diagnose: Interessanterweise hat<br />

sich in einer vergleichsweise großen Untersuchung<br />

bei 87 Cushing-Patienten gezeigt,<br />

dass die Sensitivität und Spezifität<br />

eines Osteocalcinwertes hinsichtlich Diskriminierung<br />

von Patienten mit Cushing-<br />

Syndrom und gesunden Kontrollen nahezu<br />

gleichwertig war im Vergleich zum<br />

mitternächtlichen Serumkortisol, dem<br />

freien Harnkortisol oder den Ergebnissen<br />

des 2-mg-Dexamethason-Hemmtests 6 .<br />

Interessanterweise lagen die so genannten<br />

AUC-Flächen unter der Osteocalcinkurve<br />

bzw. bei den genannten Testverfahren<br />

bei Werten um 0,92 bis 0,97, also<br />

sehr hoch. Demnach könnte eventuell in<br />

Zukunft, bei Bestätigung dieser Ergebnisse,<br />

ein Osteocalcinwert im mittleren bzw.<br />

höheren Bereich als Ausschlusskriterium<br />

für das Vorliegen einer Cushing-Erkran -<br />

k ung herangezogen werden.<br />

<strong>Osteoporose</strong>fördernde Mechanismen abseits<br />

der Osteoblastenhemmung: Neben<br />

den Effekten auf den Osteoblasten gibt es<br />

eine ganze Reihe anderer pathyphysiologisch<br />

relevanter Mechanismen, die letztlich<br />

zu einer Beeinträchtigung des Knochenstoffwechsels<br />

führen. Hyperkortisolismus<br />

scheint kortikale Osteozyten zu<br />

beeinträchtigen und dort Reparationsvorgänge<br />

zu verhindern. Zu den direkten Wirkungen<br />

der Glukokortikoide auf die Osteoblasten<br />

zählt auch eine ausgeprägtere<br />

Hemmung der Synthese von Kollagen -<br />

fibrillen. Die parallele Entwicklung eines<br />

Wachstumshormonmangels, aber auch<br />

die Reduktion der Geschlechtshormonproduktion<br />

dürften ebenfalls zum Knochenschwund<br />

beitragen 5 . Unabhängig vom<br />

Vitamin-D-Status inhibieren Glukokortikoide<br />

die intestinale Kalziumabsorption<br />

sowie die Reabsorption von Kalzium in<br />

den Nierentubuli, fördern also die Kalziumexkretion.<br />

Eine Erhöhung des Parathormonspiegels<br />

ist nicht obligat in der Pa-<br />

30 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Abb.: Laterale Röntgenaufnahme der LWS<br />

und kaudalen BWS eines 41-jährigen männlichen<br />

Patienten, der über viele Jahre an<br />

einem okkult verlaufenden ektopen ACTH-<br />

Syndrom litt. Zu sehen sind multiple leichte<br />

bis mittelgradige Wirbelkörper-Kompressionsfrakturen.<br />

Betroffen sind BWK 11 und<br />

12 sowie LWK 1, 2 und 4. Dieser von seiner<br />

Grunderkrankung schwer betroffene Patient<br />

entwickelte multiple Osteonekrosen an<br />

mehreren Stellen des Skeletts.<br />

thogenese der unter Umständen erhöhten<br />

Knochenresorption bei Patienten mit Hyperkortisolismus<br />

7 .<br />

Nach erfolgreicher Operation und deutlichem<br />

Absinken der Kortisolwerte in den<br />

Normalwertbereich kommt es zu einem<br />

sehr raschen und häufig markantem Anstieg<br />

der Osteocalcinwerte als Ausdruck<br />

des Wegfalls der Osteoblastenhemmung<br />

und eines wiedererlangten „Mechano-<br />

Sensings“. Die Serumwerte erreichen ihren<br />

Maximalwert etwa 6 Monate nach<br />

der Operation und haben erst nach rund<br />

2 Jahren wieder ein stabiles Plateau und<br />

Absolutwerte erreicht, die etwa das 2bis<br />

3-Fache über dem Ausgangsniveau<br />

vor der Operation liegen 6 . Langzeitstudien<br />

haben gezeigt, dass sich die Knochendichtewerte<br />

erfolgreich behandelter<br />

Patienten bessern oder sich über eine<br />

durchschnittliche Beobachtungszeit von<br />

9 Jahren sogar normalisieren können 8 .<br />

Diese Beobachtung konnten wir an einer<br />

unserer Patientinnen, die an einem ACTHproduzierenden<br />

Appendix-Karzinoid und<br />

schwerem Cushing-Syndrom litt, nachvollziehen<br />

9 . Diese Patientin hatte keinerlei<br />

Frakturen zum Zeitpunkt der Diagnose -<br />

stellung, jedoch einen T-Wert an der LWS<br />

von –4,3 SD. Über mehrere Messungen<br />

im Laufe von 3 postoperativen Jahren<br />

zeigte sich bei der Patientin eine Zunahme<br />

der Knochenmasse an der LWS von 79 %<br />

(DEXA) und ein Zuwachs von 15,8 % im<br />

Bereich des radialen trabekulären Knochenkompartments<br />

(periphere QCT-Methode).<br />

Auch bei ihr konnten wir einen<br />

Osteocalcin-Peak um den 8. postoperativen<br />

Monat feststellen sowie eine Rückkehr<br />

zu einer stabilen Phase der Knochenumbaumarker<br />

nach etwa 3 Jahren.<br />

Im Vergleich zu einer „normalen“ <strong>Osteoporose</strong><br />

erscheint es ungewöhnlich, dass<br />

Knochenmasse derart dramatisch zunehmen<br />

kann. Man nimmt an, dass ähnlich<br />

zur GIO auch bei Patienten mit endogenem<br />

Hyperkortisolismus die Trabekelstruktur<br />

relativ lange erhalten bleibt und<br />

es, zumindest über die anfängliche Zeit<br />

der Erkrankung, überwiegend zu einer<br />

Verschmälerung und weniger zu einer<br />

Perforation der Knochentrabekel kommt.<br />

Dadurch ist relativ lange eine massenreduzierte,<br />

jedoch noch vernetzte Trabekelstruktur<br />

vorhanden, auf der appositionell<br />

Masse aufgebaut werden kann.<br />

Antiosteoporotische Therapie – Substanzen<br />

und Timing: Patienten mit Cushing-<br />

Syndrom haben in der Phase vor der Diagnostik<br />

dieser Erkrankung, aber auch<br />

noch unmittelbar postoperativ ein deutlich<br />

erhöhtes Frakturrisiko und sollten,<br />

auch wenn es dazu keine aussagekräftigen<br />

Studien gibt, zumindest in der präoperativen<br />

Zeit mit einem Bisphosphonat<br />

behandelt werden. Da die Verabreichung<br />

von Parathormon bei Patienten mit GIO


erfolgreich und in einem direkten Vergleich<br />

der Wirkung mit Alendronat hinsichtlich<br />

der Inzidenz von Wirbelkörperfrakturen<br />

überlegen war 10 , wäre diese<br />

Therapieform vermutlich beim schwer betroffenen<br />

präoperativen Patienten die<br />

Therapie der ersten Wahl. Für die postoperative<br />

Phase gibt es ebenfalls keine<br />

gesonderten Untersuchungen, aber es erscheint<br />

einleuchtend, die enthemmende<br />

Wirkung der Kortisolabsenkung auf die<br />

Osteoblastentätigkeit und das intrinsische<br />

Erholungspotenzial des Knochens abzuwarten<br />

und in dieser Phase kein Antiresorptivum<br />

zu verwenden. Eine Anhebung<br />

der Knochenumbauaktivität erscheint<br />

hier wünschenswert.<br />

Knochendichte als Verlaufskontrolle: Die<br />

Knochendichte ist ein guter integraler Parameter<br />

für die Wirkung des Kortisols auf<br />

den Knochen und die erfolgreiche Behandlung<br />

der Grunderkrankung des Patienten.<br />

Aus unserer Erfahrung heraus ist<br />

die Knochendichte durchaus auch als Verlaufsparameter<br />

in der Zeit der Nachsorge<br />

einzubeziehen. Bei Patienten mit Rezidiven<br />

hypophysär bedingter Cushing-Erkrankung<br />

konnten wir wiederholt feststellen, auch bei<br />

z. T. unschlüssiger ACTH/Kortisol-Hormonkonstellation<br />

oder diskordanten Stimulations-<br />

und Suppressionstesten, dass ein<br />

neuerlicher Abfall der Knochendichte mit<br />

der danach gesicherten Diagnose eines<br />

Erkrankungsrezidivs einherging.<br />

ZUSAMMENFASSEND ist ein Knochenmassenverlust<br />

ein recht häufig auftretendes<br />

Zeichen bei endogenem Hyperkor -<br />

tisolismus und kann zu schweren Wirbelkörper-Kompressionsfrakturen<br />

führen.<br />

Der kortikale Knochen scheint dabei weniger<br />

in Mitleidenschaft gezogen zu wer-<br />

FACT-BOX<br />

Eine Knochenbeteiligung beim endogenen Hyperkortisolismus<br />

ist häufig und die Pathogenese<br />

des Knochenschwundes mannigfaltig. Die häufigste<br />

Komplikation ist die Wirbelkörperfraktur.<br />

Endogener Hyperkortisolismus geht überwiegend<br />

mit sehr niedrigen Osteocalcinwerten einher. Der<br />

Knochenumbau erholt sich postoperativ, ebenso<br />

wie die Knochenmasse. In dieser Phase sollte<br />

primär nicht mit Antiresorptiva behandelt werden,<br />

um das Erholungspotenzial des Knochens<br />

nicht zu unterdrücken.<br />

www.mondial-medica.at/schmerz-von-kopf-bis-fuss-10<br />

den als der trabekuläre. Mit Beseitigung<br />

des Hyperkortisolismus tritt wieder ein<br />

normales „Sensing“ der Mechanotransduktionssignale<br />

auf und es resultiert daraus<br />

in vielen Fällen ein großes Potenzial<br />

verlorene Knochenmasse wieder aufzubauen.<br />

Damit sinkt auch das Frakturrisiko<br />

wieder merklich ab. ■<br />

1 Williams G., Spinks T.J., Freemantle C., Sandler L., Joplin G.F.: Total body<br />

calcium measurements using neutron-activation analysis in Cushing's<br />

syndrome. Calcif Tissue Int 1986 Sep; 39 (3):145-150<br />

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3 Sambrook P., Birmingham J., Kempler S. et al.: Corticosteroid effects on<br />

proximal femur bone loss. J Bone Miner Res 1990 Dec; 5 (12):1211-1216<br />

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skeleton. J Clin Invest 1982 Jun; 69 (6):1302-1309<br />

5 Leong G.M., Mercado-Asis L.B., Reynolds J.C., Hill S.C., Oldfield E.H.,<br />

Chrousos G.P.: The effect of Cushing’s disease on bone mineral density,<br />

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6 Szappanos A., Toke J., Lippai D. et al.: Bone turnover in patients with endogenous<br />

Cushing’s syndrome before and after successful treatment.<br />

Osteoporos Int 2010 Apr; 21 (4):637-645<br />

7 Rubin M.R., Bilezikian J.P.: Clinical review 151: The role of parathyroid<br />

hormone in the pathogenesis of glucocorticoid-induced osteoporosis: a<br />

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cure of Cushing’s syndrome. Clin Endocrinol (Oxf) 1992 Mar; 36<br />

(3):229-234<br />

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from severe osteoporosis following cure from ectopic ACTH syndrome caused<br />

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10 Saag K.G., Shane E., Boonen S. et al.: Teriparatide or alendronate in glucocorticoid-induced<br />

osteoporosis. N Engl J Med 2007 Nov; 357<br />

(20):2028-2039


FOCUS<br />

Ein primärer, sekundärer oder tertiärer Hypogonadismus kann Ursache für eine sekundäre <strong>Osteoporose</strong><br />

sein. Bei zahlreichen endokrinen Erkrankungen mit konsekutivem Hypogonadismus bei Frauen und<br />

Männern ist an das Vorliegen einer behandlungsbedürftigen <strong>Osteoporose</strong> zu denken.<br />

Rolle der Sexualhormone in der<br />

Pathogenese der <strong>Osteoporose</strong><br />

Sowohl Östrogen als auch Testosteron<br />

spielen eine zentrale Rolle im Knochenstoffwechsel.<br />

1 Östrogen bewirkt die Differenzierung<br />

von Osteoblasten aus Knochenmarksstromazellen<br />

und hemmt die<br />

Apoptose von Osteoblasten und Osteo -<br />

zyten. Östrogen steigert die Bildung osteoblastärer<br />

Wachstumsfaktoren (IGF-1,<br />

TGF-) und die Synthese von Prokollagen.<br />

Östrogen spielt auch eine essenzielle Rolle<br />

in der Regulation der Osteoklasten, es<br />

unterdrückt die RANKL-Bildung und stimuliert<br />

die OPG-Produktion und bewirkt<br />

damit eine hemmende Regulation der<br />

Osteoklastenbildung. Aus einem Östrogenabfall<br />

resultiert eine vermehrte Bildung<br />

und Aktivität von Osteoklasten.<br />

Auch verschiedene knochenresorbierende<br />

Zytokine stehen unter einem hemmenden<br />

Einfluss von Östrogen. Schließlich bewirkt<br />

Östrogen auch eine vermehrte Apoptose<br />

der Osteoklasten. Der Wegfall der Östrogene<br />

führt über diese Mechanismen zu<br />

einer sekundären <strong>Osteoporose</strong> und zur<br />

postmenopausalen <strong>Osteoporose</strong>.<br />

Testosteron spielt eine Rolle in der Knochenneubildung<br />

und hat einen leicht an-<br />

1,05 -<br />

1,00 -<br />

0,95 -<br />

0,90 -<br />

0,85 -<br />

0,80 -<br />

0,75 -<br />

0,70 -<br />

32 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Endokrinologische Grunderkrankungen<br />

Hypogonadismus und <strong>Osteoporose</strong><br />

Bone Mineral Density (g/cm 2 )<br />

*<br />

*<br />

tiresorptiven Effekt. Beim Mann kommt<br />

es ab etwa dem 50. Lebensjahr – individuell<br />

sehr unterschiedlich – zu einem<br />

langsamen Abfall von Testosteron, vor allem<br />

des bioverfügbaren freien Testosterons.<br />

Das aus Testosteron über die Aromatase<br />

gebildete Östrogen spielt auch<br />

beim Mann eine dominierende Rolle in<br />

der Aufrechterhaltung der skelettalen Integrität.<br />

Der Anstieg der Knochenmineraldichte<br />

in jungen Jahren und der Abfall im<br />

Alter ist auch beim Mann enger mit dem<br />

Spiegel an bioverfügbarem Östrogen als<br />

mit dem Testosteronspiegel assoziiert.<br />

Hypogonadismus<br />

bei der Frau<br />

Prämenopausale Frauen mit Östrogenmangel<br />

haben eine signifikant niedrigere<br />

Knochendichte als Frauen mit normaler<br />

Ovarialfunktion 2 (siehe Abb. 1), in der Folge<br />

entwickelt sich eine sekundäre <strong>Osteoporose</strong>.<br />

Bei jeder Frau mit einem Östrogenmangel<br />

vor dem 51. Lebensjahr (Hypogonadismus<br />

bei der Frau – siehe Tab. 1)<br />

besteht daher die Indikation zu einer<br />

Östrogensubstitution zur Erhaltung der<br />

Knochengesundheit, falls keine Kontraindikation<br />

gegen eine Östrogengabe vorliegt,<br />

primäre Ovarialinsuffizienz (n = 353)<br />

konkurrente Kontrollen (n = 70)<br />

NHANES-Kontrollen (n = 353)<br />

Femurhals Hüfte gesamt LWS<br />

Popat V.B. et al., J Clin Endocrinol Metab <strong>2009</strong>; 94:2277-2283<br />

Abb. 1: Knochendichte bei jungen Frauen (Alter 18–42 Jahre) mit primärer Ovarialinsuffizienz<br />

(POI) im Vergleich zu einem Normalkollektiv 2<br />

*<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf W. Gasser<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin I,<br />

Medizinische Universität Innsbruck<br />

Rudolf.Gasser@i-med.ac.at<br />

bei vorhandenem Uterus ist eine Kombination<br />

mit einem Gestagen obligatorisch.<br />

Nach der Menopause ist der Östrogenmangel<br />

hauptverantwortlich für die Abnahme<br />

der Knochendichte und somit für<br />

die erhöhte Frakturinzidenz im Rahmen<br />

der postmenopausalen (primären) <strong>Osteoporose</strong>.<br />

Die positive Wirksamkeit eineru<br />

Tab. 1: Hypogonadismus bei der Frau<br />

Primäre Ovarialinsuffizienz<br />

(gonadale Dysfunktion):<br />

Gonadendysgenesie<br />

Turner-Syndrom<br />

Resistant-Ovary-Syndrom<br />

Ovarialinsuffizienz nach Beckenbestrahlung<br />

oder Chemotherapie<br />

Z. n. beidseitiger Ovarektomie<br />

Autoimmunendokrinopathie mit antiovariellen<br />

Antikörpern<br />

Aromatasehemmer-Therapie beim Mammakarzinom<br />

Sekundäre/tertiäre Ovarialinsuffizienz<br />

(hypophysär-hypothalamische Dysfunktion):<br />

Hypophyseninsuffizienz (z. B. Kraniopharyngeom,<br />

Adenom, Z. n. Hypophysenoperation)<br />

Hyperprolaktinämie<br />

funktionelle hypothalamische Störungen<br />

(z. B. Anorexia nervosa)<br />

medikamentös bedingte hypothalamische Störungen


Fachkurzinformation siehe Seite 51, 52


FOCUS SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Hormonersatztherapie auf den Surrogatparameter<br />

Knochendichte und auf die<br />

Primärprophylaxe osteoporotischer Frakturen<br />

ist durch mehrere randomisierte<br />

Studien belegt, insbesondere mit der Women’s<br />

Health Initiative wurde der Nachweis<br />

einer Frakturrisikosenkung für Oberschenkelhals-<br />

und Wirbelkörperfrakturen<br />

erbracht. Wegen des negativen Nutzen-<br />

Risiko-Verhältnisses wird der Hormonersatz<br />

jedoch nicht zur <strong>Osteoporose</strong>therapie<br />

in der Menopause empfohlen. 3 Postmenopausale<br />

Frauen, die primär wegen<br />

vasomotorischer Symptome mit Östrogen<br />

(± Gestagen) substituiert werden, erhalten<br />

jedoch damit eine wirksame <strong>Osteoporose</strong>behandlung.<br />

Dabei ist die orale<br />

oder transdermale Anwendung von<br />

Östrogenen als gleichwertig anzusehen.<br />

Aromatasehemmer-Therapie: In der adjuvanten<br />

Behandlung des hormonrezeptorpositiven<br />

Mammakarzinoms werden bei<br />

postmenopausalen Frauen Aromatasehemmer<br />

eingesetzt. 4 Die so genannten<br />

„Aromatasehemmer der 3. Generation“<br />

(Anastrozol, Exementan, Letrozol) bewirken<br />

eine fast vollständige Suppression der<br />

endogenen Östrogenbildung (Ovar, Nebenniere)<br />

und führen über die Aktivierung<br />

der Knochenresorption zu einer Abnahme<br />

der Knochendichte und zu erhöhter Frakturgefährdung;<br />

bei Osteopenie/<strong>Osteoporose</strong><br />

und in Abhängigkeit weiterer Risikofaktoren<br />

ist bei diesen Patientinnen eine<br />

Tab. 2: Hypogonadismus beim Mann<br />

Primäre Hodeninsuffizienz<br />

(gonadale Dysfunktion):<br />

Anorchie<br />

Klinefelter-Syndrom<br />

Hodeninsuffizienz nach Beckenbestrahlung<br />

oder Chemotherapie<br />

Z. n. beidseitiger Orchidektomie<br />

ablative Hormontherapie beim Prostatakarzinom<br />

Sekundäre/tertiäre Hodeninsuffizienz<br />

(hypophysär-hypothalamische Dysfunktion):<br />

Hypophyseninsuffizienz (z. B. Kraniopharyngeom,<br />

Adenom, Z. n. Hypophysenoperation)<br />

Hyperprolaktinämie<br />

Kallmann-Syndrom<br />

Störung der hypothalamischen GnRH-Sekretion<br />

medikamentös bedingte hypothalamische Störungen<br />

34 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

Nicht-korrigierte frakturfreie<br />

Überlebensrate (%)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

1 2<br />

-<br />

Abb. 2: Frakturrisiko und ablative Hormontherapie bei Prostatakarzinom 4<br />

antiresorptive Therapie mit Bisphosphonaten<br />

indiziert. 4<br />

Hypogonadismus<br />

beim Mann<br />

keine Androgen-Deprivation (n = 32.931)<br />

-<br />

GnRH-Agonist,<br />

5–8 Dosen<br />

(n = 2.171)<br />

-<br />

Wie eingangs erwähnt, ist Testosteron<br />

beim Mann essenziell für die Erhaltung<br />

der Knochengesundheit, wobei ein wesentlicher<br />

Teil der Wirkung auf aus Tes -<br />

tosteron gebildetem Östrogen beruht.<br />

Tes tosteronmangel ist eine wichtige Ursache<br />

für die sekundäre <strong>Osteoporose</strong><br />

beim Mann (Hypogonadismus beim<br />

Mann – siehe Tab. 2). Beim hypogonaden<br />

Mann ist der Testosteronmangel assoziiert<br />

mit niedriger Knochendichte, Testosteronersatz<br />

führt zur Zunahme der Knochendichte.<br />

5 Niedrige Testosteron- als auch<br />

Östrogenspiegel beim Mann sind assoziiert<br />

mit einem erhöhten Frakturrisiko. Bei<br />

Männern mit einer symptomatischen Wirbelfraktur<br />

besteht bei ca. 20 % ein Hypogonadismus,<br />

bei Männern mit einer Hüftfraktur<br />

bei ca. 50 %. 6 Eine klinisch relevante<br />

Ursache für den schweren<br />

Hypogonadismus beim Mann ist die Androgen-Ablationstherapie<br />

des Prostatakarzinoms,<br />

entweder durch eine Orchidektomie<br />

oder durch eine medikamentös<br />

induzierte nahezu komplette Absenkung<br />

der zirkulierenden Testosteronspiegel. 4<br />

Unter einer GnRH-Agonisten-Therapie<br />

wurde eine dosisabhängig erhöhte Frakturinzidenz<br />

nachgewiesen 4 (Abb. 2). Die<br />

indi viduell unterschiedliche Abnahme<br />

von Testosteron im Alter ist mitverantwortlich<br />

für die altersassoziierte <strong>Osteoporose</strong><br />

des Mannes.<br />

Spezifische Therapie der <strong>Osteoporose</strong><br />

des Mannes: Sowohl Bisphosphonate<br />

als auch Parathormon erhöhen beim hypogonaden<br />

Mann die Knochendichte.<br />

-<br />

-<br />

GnRH-Agonist, 1–4 Dosen (n = 3.763)<br />

GnRH-Agonist,<br />

> 9 Dosen<br />

(n = 5.061)<br />

-<br />

3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Jahre seit der Diagnose<br />

Nach: Shahinian V.B. et al., N Engl J Med 2005; 352:154<br />

-<br />

Orchidektomie<br />

(n = 3.399)<br />

-<br />

-<br />

Bisphosphonate können effizient den<br />

Knochendichteverlust einer Androgen-<br />

Ablationstherapie beim Prostatakarzinom<br />

verhindern. Eine Testosteronersatztherapie<br />

führt zu einer Verbesserung der Knochendichte<br />

beim manifesten Hypogonadismus,<br />

ob dadurch auch das Frakturrisiko<br />

sinkt, ist durch Studien nicht<br />

eindeutig belegt. Bei Männern mit symptomatischem<br />

Hypogonadismus (Tab. 2)<br />

besteht die Indikation zum Testosteronersatz,<br />

falls dafür keine Kontraindikation<br />

besteht. Damit erfolgt auch eine Behandlung<br />

der <strong>Osteoporose</strong>. Bei älteren Männern<br />

mit niedrigem Testosteronspiegel<br />

ohne Hypogonadismus-Syndrom wird eine<br />

Bisphosphonat- oder Parathormontherapie<br />

der <strong>Osteoporose</strong> empfohlen. 5<br />

ZUSAMMENFASSUNG: Die Sexualhormone<br />

(Östrogene und Androgene) spielen<br />

eine zentrale Rolle in der Knochengesundheit,<br />

ein Mangel an Sexualhormonen führt<br />

zu einer sekundären <strong>Osteoporose</strong>. Ein Hypogonadismus<br />

bei der prämenopausalen<br />

Frau sollte, wenn keine Kontraindikation<br />

besteht, durch Hormonersatz behandelt<br />

werden, auch zur Prävention und Therapie<br />

der <strong>Osteoporose</strong>. Ebenso ist beim<br />

Mann ein symptomatischer Hypogonadismus<br />

(Hypogonadismus-Syndrom) durch<br />

Testosteronersatz zu behandeln, wenn<br />

keine Kontraindikation besteht, auch im<br />

Sinne der Knochengesundheit. Alternativ<br />

kann die sekundäre <strong>Osteoporose</strong> bei Hypogonadismus<br />

auch mit einer Bisphos -<br />

phonat- oder Parathormontherapie behandelt<br />

werden. ■<br />

1 Drake M.T. et al.: Primer on the Metabolic Bone Diseases and Disorders of<br />

Mineral Metabolism, 7th Edition. ASBMR 2008, p. 208<br />

2 Popat V.B. et al., J Clin End Metab <strong>2009</strong>; 94:2277<br />

3 Rossouw J.E. et al., JAMA 2002; 288:321<br />

4 Meier C., J Mineralstoffwechsel 2010; 17(Suppl. 1):21<br />

5 Orwoll E.S.: Primer on the Metabolic Bone Diseases and Disorders of Mineral<br />

Metabolism, 7th Edition. ASBMR 2008, p. 286<br />

6 Tuck S.R. et al., Front Horm Res <strong>2009</strong>; 37:123


FREIES THEMA<br />

<strong>Osteoporose</strong><br />

An Hypogonadismus denken<br />

Bei der <strong>Osteoporose</strong> des Mannes mit oder ohne osteoporotische<br />

Frakturen ist vorrangig an die Möglichkeit einer sekundären<br />

<strong>Osteoporose</strong> zu denken. Ein wichtiger Grund für eine sekundäre<br />

Osteo porose beim Mann ist der Hypo gonadismus.<br />

Redaktion: Mag. Sandra Standhartinger<br />

enau wie bei Östrogen ist die<br />

Hauptaktion von Testosteron auf<br />

Gewebeebene die Reduktion der Knochenresorption1<br />

. Ein Großteil dieser Aktion erfolgt<br />

indirekt durch Aromatisierung von<br />

Testosteron zu Östrogen2 durch die Inhibition<br />

der Knochenresorption durch Senkung<br />

der IL-6-Produktion, ähnlich wie es<br />

durch Östrogen der Fall ist. Ebenso hat<br />

Testosteron genau wie auch Östrogen die<br />

Eigenschaft, die Lebensspanne von Osteoblasten<br />

zu verlängern3 und die Apoptoserate<br />

von Osteoklasten zu beeinflussen. Als<br />

weiterer Aspekt wird für Testosteron auch<br />

ein leichter Effekt auf die Osteoblastenproliferation<br />

beschrieben4,5 . Diese beiden Wirkungsweisen,<br />

Stimulation der Proliferation<br />

von Osteoblasten und die Beeinflussung<br />

der Osteoklastenapoptose, führen zu der<br />

Eigenschaft von Testosteron, die Knochenmasse<br />

zu erhöhen. Des Weiteren<br />

scheint sich Testosteron von Östrogen<br />

dahin gehend zu unterscheiden, als dass<br />

es in anderen Stadien der Osteoblastendifferenzierung<br />

eingreift und Osteoblasten<br />

an differierenden Orten des Skelett -<br />

systems affektiert. So steigert Testosteron<br />

z. B. den periostalen Knochenabbau6 ,<br />

während Östrogen auf diesen inhibitorisch<br />

wirkt7 G<br />

.<br />

Behre et al. untersuchten die Langzeitwirkung<br />

einer Testosteronsubstitution<br />

(bis zu 16 Jahre) auf die Knochenmineraldichte<br />

bei 72 hypogonadalen Männern8.<br />

In einjährigen Intervallen wurde<br />

die trabekuläre Knochenmineraldichte<br />

der Lendenwirbelsäule mittels quantitativer<br />

Computertomographie (QCT) gemessen.<br />

Bei 32 Patienten erfolgte eine<br />

QCT bereits vor Therapiebeginn. Im Ergebnis<br />

zeigte sich, dass die Serum-Tes -<br />

,, OA<br />

Dr.<br />

Christian Muschitz<br />

II. Medizinische<br />

Abteilung, Krankenhaus<br />

der Barmherzigen<br />

Schwestern Wien<br />

Die Behandlung eines Hypogonadismus<br />

mit Testosteron<br />

sollte ab einer Serumkonzentration<br />

von < 200 mg/dl (< 6,9 nmol/l) und<br />

Hormonmangel-typischen Beschwerden<br />

unter Abwägung von Vor- und<br />

Nachteilen und Berücksichtigung der<br />

Kontraindikationen in Erwägung gezogen<br />

werden. Bei einem hohen Frakturrisiko<br />

ist die Kombination mit einem<br />

Bisphosphonat zu empfehlen, da es<br />

noch keine Studien gibt, die belegen,<br />

dass Testosteron alleine zu einer Verminderung<br />

von Frakturen führt.<br />

,,<br />

tosteronspiegel bei allen behandelten hypogonadalen<br />

Männern in den Normbereich<br />

zurückkehrten. Der eindeutigste<br />

Anstieg der Knochenmineraldichte wurde<br />

im ers ten Therapiejahr verzeichnet,<br />

dies bei jenen Patienten, die bis zur ers -<br />

ten QCT keine Substitution erhielten. Bei<br />

allen Probanden konnte eine Lang zeit-<br />

Testosterontherapie die Knochenmineraldichte<br />

im altersabhängigen Referenzbereich<br />

halten. Neuere Arbeiten legen nahe,<br />

dass eine Testosteron behandlung bei hypogonadalen<br />

Männern nicht nur die Knochenmineraldichte<br />

erhöhen, sondern<br />

Werner Reiter<br />

F.E.B.U,<br />

Facharzt für Urologie,<br />

Wien<br />

,,Univ.-Doz. Dr.<br />

Ein Drittel der Patienten mit<br />

traumatischen Knochenschäden<br />

insbesondere Schenkelhalsfrakturen<br />

im Alter ist männlich. Der<br />

Zusammenhang Knochen, Unfallhäufigkeit<br />

und daraus entstehende Kos -<br />

ten für das österreichische Gesundheitssystem<br />

ist eindeutig. Endokri -<br />

nologisch gibt es dennoch keinen<br />

Therapie ansatz, ein Umstand, der<br />

schade ist, da Bisphosphonate teuer<br />

sind und die Nebenwirkungsrate im<br />

Vergleich zu einer Testosterontherapie<br />

hoch ist. Aus urologischer Sicht wäre<br />

es wichtig, bei einem Patienten mit<br />

über 65 Jahren (willkürlicher Cut-off)<br />

mit Hormonmangelsymptomen, die im<br />

Labor bestätigt werden, unbedingt einen<br />

Knochendichte-Check durchzuführen.<br />

Aus eigener Erfahrung in der<br />

Ordination kann ich sagen, dass bei<br />

Patienten mit Testosteronmangel-<br />

Symptomen und einem Testosteronspiegel<br />

unter dem Normwert in über<br />

50 % eine Knochenmangel situation<br />

der Fall ist. Alle Knochendichtemessgeräte<br />

haben Referenzdatenbanken<br />

für Frauen und Männer. Der Befunder<br />

sollte immer darauf schauen, ob auch<br />

die männliche Referenzpopulation bei<br />

der Berechnung richtig eingestellt ist.<br />

auch die trabekuläre Architektur verbessert<br />

9 . Dass Testosteron allein zu einer Verminderung<br />

von Frakturen führt, ist bis dato<br />

nicht belegt. ■<br />

1 Bellido T. et al., J Clin Invest 1995: 95, 2886-2895<br />

2 Falahati-Nini A. et al., J Clin Invest 2000;106:1553-1560<br />

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5 Kasperk C.H. et al., Endocrinology 1989; 124:1576-1578<br />

6 Wakley G.K. et al., J Bone Miner 1991; Res 6: 325-330<br />

7 Turner R.T. et al., Endocrinology 1990; 127:1346-1351<br />

8 Behre H. et al., J Clin Endocrinol Metab 1997; 82: 2386-2390<br />

9 Benito M. et al., J Bone Miner Res 2005; 20:1785-1791<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

35<br />

Entgeltliche Einschaltung ,,


FOCUS<br />

Eine Assoziation zwischen <strong>Osteoporose</strong><br />

und Diabetes ist auf den ersten<br />

Blick nicht ohne Weiteres zu erkennen,<br />

sieht man davon ab, dass sich beide<br />

Krankheitsentitäten im stetigen<br />

Zuwachs befinden. Bei jeweils ca. 200<br />

Mio. Betroffenen weltweit ist der Begriff<br />

„Volkskrankheit“ wohl kaum treffender zu<br />

vergeben.<br />

Das Wissen um den Einfluss von Zuckerkrankheit<br />

auf die Knochenbeschaffenheit<br />

lässt sich über 80 Jahre zurückverfolgen.<br />

Bereits 1927 erkannte eine Arbeitsgruppe<br />

in Boston an 68 diabetischen Kindern<br />

so auffällige radiologische Abnormalitäten<br />

der Knochenentwicklung, dass sie ihre<br />

ursprüngliche Absicht – primär lag die Intention<br />

des Artikels nämlich in der Erforschung<br />

atherosklerotischer Gefäßveränderungen<br />

– kurzerhand änderten und die<br />

erste Beschreibung Diabetes-induzierter<br />

Knochenpathologien publizierten. Rund<br />

20 Jahre später schrieb Fuller Albright,<br />

einer der endokrinologischen Pioniere<br />

des letzten Jahrhunderts, in einem Buch<br />

bereits von der „Knochenatrophie“ und<br />

„Retardierung der Knochenentwicklung“<br />

bei an Typ-1-Diabetes erkrankten<br />

Kindern.<br />

Konnex bei Typ-1-Diabetes<br />

Das genaue Ausmaß des Einflusses von<br />

Diabetes auf den Knochenmetabolismus<br />

und ganz besonders die Konsequenz auf<br />

das damit verbundene Frakturrisiko werden<br />

bis heute kontrovers diskutiert. Beim<br />

Typ-1-Diabetes hat die überwiegende Anzahl<br />

an Studien ein signifikantes Defizit<br />

im Bereich der Knochenmasse wie auch<br />

knochenspezifischer Marker festgestellt,<br />

so dass man hier von einem Konsens<br />

sprechen kann. Mehrere Studien haben<br />

36 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Endokrinologische Grunderkrankungen<br />

<strong>Osteoporose</strong> und Diabetes –<br />

eine komplexe Assoziation<br />

Der behandelnde Arzt eines Diabetikers ist heute gefordert, zusätzlich zu etablierten Screeningmaßnahmen<br />

auch den Knochen nicht aus den Augen zu verlieren. Das Wissen um pathophysiologische Vorgänge und<br />

die rechtzeitige Ergreifung von Maßnahmen sind unverzichtbare Bestandteile zur erfolgreichen Aufgabenbewältigung.<br />

besonders am Schenkelhals, aber auch<br />

Unterarm niedrigere Knochendichtewerte<br />

gemessen, das Achsenskelett scheint<br />

weniger betroffen.<br />

Man kennt im Vergleich zu Nicht-Diabetikern<br />

sowohl eine Reduktion der maximalen<br />

Knochendichte („peak bone mass“)<br />

als auch einen rascheren Verlust von Knochenmasse<br />

über die Jahre. Welcher dieser<br />

beiden Faktoren der wichtigere ist,<br />

lässt sich nach derzeitiger Datenlage nicht<br />

beantworten.<br />

Die Ursachen des Phänomens sind multifaktoriell<br />

bedingt: Den bedeutends ten<br />

Pathomechanismus stellen dabei mit<br />

Sicherheit die autoimmun bedingte hormonelle<br />

Depletion der Betazelle mit konsekutiver<br />

Insulinopenie sowie der Mangel<br />

an IGF-1 (Insuline-like Growth Factor) dar,<br />

der die Osteoblastenfunktion beeinträchtigt.<br />

Ein weiterer Faktor ist die Störung der<br />

Kalziumhomöostase, die sowohl aus einer<br />

erhöhten Exkretion über den Harn, aber<br />

auch gestörten Resorption rührt und bis<br />

hin zu einem sekundären Hyperparathyreoidismus<br />

führen kann. Es existieren<br />

auch Daten, dass der Vitamin-D-Stoffwechsel<br />

bei Diabetikern in komplexer,<br />

noch nicht genau verstandener Weise gestört<br />

ist. Zuletzt scheinen deutlich erhöhte<br />

Zuckerspiegel über längere Zeit die Glykosylierung<br />

von Quervernetzungen im<br />

Knochenkollagen zu bewirken, was sich<br />

naturgemäß auf die mechanische Festigkeit<br />

auswirkt. Dazu kommen auch noch<br />

indirekte Einflüsse der Zuckerkrankheit auf<br />

die Frakturrate, wenn nämlich die typischen<br />

Spätfolgen, wie Neuropathie und<br />

Retinopathie, das Sturzrisiko beeinflussen.<br />

Die aktuellen Leitlinien des deutschen<br />

Dachverbands für Osteologie sprechen von<br />

einer Risikoerhöhung bei Typ-1-Diabeti-<br />

Ass. Dr. Gregor Holak<br />

5. Medizinische Abteilung mit<br />

Rheumatologie, Stoffwechsel -<br />

erkrankungen und Rehabilitation,<br />

Wilhelminenspital der Stadt Wien<br />

gregor.holak@wienkav.at<br />

kern um das 2–3-Fache für vertebrale<br />

Frakturen bzw. das 7-Fache für proximale<br />

Femurfrakturen.<br />

Konnex bei Typ-2-Diabetes<br />

Etwas anders stellt sich die Situation beim<br />

Typ-2-Diabetiker dar: Der erhöhte Insulinspiegel<br />

wie auch das häufig begleitende<br />

Übergewicht besitzen einen prinzipiell<br />

protektiven Effekt auf die Knochensubstanz.<br />

Erhöhte Frakturrate trotz erhöhter Dichte:<br />

In der Mehrheit der Studien wurden<br />

auch erhöhte Knochendichtewerte bei<br />

Männern und Frauen bestätigt, was den<br />

wesentlichsten Unterschied zwischen den<br />

zwei großen Diabetesentitäten in diesem<br />

Zusammenhang reflektiert (eine Zusammenfassung<br />

der relevantesten Faktoren<br />

bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes liefert die<br />

Tab.). Die erhöhten Dichtewerte schlagen<br />

sich aber leider nicht, wie man fälschlicherweise<br />

meinen könnte, in einer geringeren<br />

Frakturrate nieder. In der „Women’s<br />

Health Initiative Observational Study“, ei-


Tab.: Unterschiede zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes in Bezug auf den Knochenstoffwechsel<br />

Typ 1 Diabetes Typ 2 Diabetes<br />

Knochendichte erniedrigt normal bis erhöht<br />

Pathomechanismen Insulindefizit, anaboler Effekt durch Insulinresistenz,<br />

Kalziurie, Kalziurie,<br />

glykosilierte Stoffwechselendprodukte glykosilierte Stoffwechselendprodukte<br />

Frakturrisiko erniedrigter Knochenumsatz erniedrigter Knochenumsatz<br />

Medikamenteneinfluss anaboler Effekt durch Insulin anaboler Effekt von Insulin durch – häufig – damit assoziierte lange<br />

Krankheitsdauer gemindert, gesteigertes Frakturrisiko durch Glitazone<br />

Begleitende Risikofaktoren erhöhtes Sturzrisiko durch Retinopathie, erhöhtes Sturzrisiko durch Retinopathie, Neuropathie, zerebrovaskuläre<br />

bei langer Krankheitsdauer Neuropathie, zerebrovaskuläre Schäden Schäden, erhöhtes Sturzrisiko bei Übergewicht<br />

ner prospektiven Studie mit fast 100.000<br />

Typ-2-Diabetikerinnen, wurde eine relative<br />

Risikoerhöhung von immerhin 20 %<br />

dokumentiert.<br />

Janghorbani et al. stellten in einer großen<br />

Metaanalyse aus 2007 eine Risikoerhöhung<br />

für Hüftfrakturen in beiden Diabetesgruppen<br />

fest, wenn auch mit Gewichtung<br />

für Typ-1-Diabetiker. Über die<br />

genauen Ursachen kann nur spekuliert<br />

werden, sekundäre Spätschäden, wie<br />

oben beschrieben, dürften einen wesentlichen<br />

Einfluss besitzen. Es gibt auch<br />

Hinweise, dass die Dauer der Erkrankung<br />

einen Einfluss auf die Frakturhäufigkeit<br />

haben könnte, genauso wie die Anzahl<br />

der Medikamente, die die Patienten insgesamt<br />

einnehmen müssen.<br />

Über die therapeutische Implikation aller<br />

genannten Daten gibt es zurzeit keine stringenten<br />

Richtlinien. Die komplexen Vorgänge<br />

und die Vielzahl von direkten und indirekten<br />

Einflussnahmen legen aber nahe,<br />

dass eine „Universaltherapie“ wenig Sinn<br />

macht, ein individualisierter Ansatz daher<br />

zielführender erscheint. Es lässt sich derzeit<br />

auch keine zu bevorzugende Medikamentenklasse<br />

herausheben, so dass das<br />

klassische Vorgehen mit einem kombinierten<br />

Ansatz aus Training, gesunder Ernährung,<br />

Kalzium/Vitamin-D-Prophylaxe und<br />

einem modernen Bisphosphonat in der Basisüberlegung<br />

als geeignet anzusehen ist.<br />

Einfluss von Antidiabetika<br />

Auch die Behandlung des Diabetes birgt<br />

Gefahren für den Knochen, wie sich am<br />

Beispiel der Thiazolidindione (Glitazone)<br />

in den letzten Jahren trefflich demons -<br />

trieren ließ.<br />

Knochenkatabole Effekte der Glitazone:<br />

Glitazone sind als wertvolle Partner in der<br />

Behandlung des – vor allem übergewichtigen<br />

– Typ-2-Diabetikers seit ca. 10 Jahren<br />

in Verwendung. Diese Medikamenten-<br />

gruppe fungiert als Ligand am nukleären<br />

Rezeptor PPAR gamma (PPAR-), der die<br />

Gentranskription im Zellkern reguliert und<br />

damit für die Zelldifferenzierung in verschiedenen<br />

Geweben verantwortlich<br />

zeichnet. Im Knochenmark beeinflussen<br />

sie die Entwicklung mesenchymaler<br />

Stammzellen und hemmen die Bildung<br />

von Osteoblasten.<br />

Speziell ins mediale Rampenlicht gerieten<br />

die für die Knochen katabolen Eigenschaften<br />

im Zuge einer Subgruppenanalyse des<br />

„Diabetes Outcome Progression Trial“<br />

(ADOPT-Studie), wo – unerwarteterweise<br />

– eine Frakturerhöhung für Rosiglitazon<br />

bei Frauen um das immerhin Doppelte im<br />

Vergleich zu Metformin und Glibenclamid<br />

beschrieben wurde. Für Pioglitazon deuten<br />

Daten auf ähnliche Effekte hin, so<br />

dass eher von einem Klasseneffekt, denn<br />

einer substanzspezifischen Wirkung auszugehen<br />

ist. Auch die noch rezenteren<br />

Daten der RECORD-Studie zeigen eine<br />

Verdoppelung von Frakturen im Bereich<br />

der oberen/unteren Extremitäten für Rosiglitazon.<br />

Warum ausgerechnet diese für<br />

<strong>Osteoporose</strong> eher ungewöhnlichen Stellen<br />

fragiler werden, ist nicht erschöpfend<br />

geklärt. Es könnte aber das Alter eine Rolle<br />

spielen, bedenkt man, dass die Teilnehmer<br />

der ADOPT-Studie im Mittel zwischen<br />

50 und 60 Jahren alt waren, also „jung“<br />

in Bezug auf osteoporotische Ereignisse.<br />

Mit zunehmendem Alter scheinen sich<br />

die Prädilektionsstellen auf „klassische“<br />

osteoporotische Lokalisationen wie den<br />

Schenkelhals zu verschieben, wie 2008<br />

FACT-BOX<br />

Diabetes hat auf mehreren Ebenen einen relevanten<br />

Einfluss auf den Knochenmetabolismus<br />

und das Frakturrisiko. Angesichts der explodierenden<br />

Prävalenzen beider Krankheitsentitäten<br />

ist eine genaue Kenntnis der Berührungspunkte<br />

zur optimalen Prophylaxe als relevant anzusehen.<br />

in einer retrospektiven Datenanalyse zu<br />

66.000 Diabetikern in England festgestellt<br />

werden konnte. In dieser Arbeit wurde<br />

auch festgehalten, dass das 2–3-fach<br />

erhöhte Risiko unabhängig von Komorbiditäten,<br />

Krankheitsdauer, der Verwendung<br />

anderer oraler Antidiabetika und auch<br />

vom Geschlecht bestand.<br />

Kritische Risikoabschätzung: Eine allgemeine<br />

Empfehlung hinsichtlich <strong>Osteoporose</strong><br />

und der Verwendung von Thiazolidindionen<br />

existiert vorläufig nicht. Die<br />

Summe der Daten legt aber nahe, dass<br />

ihr Einsatz bei einer Population mit hohem<br />

Risikoprofil sorgfältig abzuwägen ist.<br />

Der Einsatz von Glitazonen ist bei postmenopausalen<br />

Frauen und <strong>Osteoporose</strong><br />

besonders kritisch zu sehen, insbesondere<br />

da der protektive Effekt gängiger <strong>Osteoporose</strong>therapien<br />

noch nicht nachgewiesen<br />

ist, genauso wenig wie die Reversibilität<br />

des Frakturrisikos nach Beendigung<br />

einer Glitazontherapie.<br />

Aus heutiger Sicht sind sicherlich weitere<br />

prospektive, randomisierte Endpunkt -<br />

studien abzuwarten, um eine endgültige<br />

Aussage hinsichtlich des tatsächlichen<br />

Risikos treffen zu können. ■<br />

Literatur:<br />

1 Janghorbani M., Van Dam R.M., Willett W.C., Hu F.B.: Systematic Review of<br />

Type 1 and Type 2 Diabetes Mellitus and Risk of Fracture. Am J Epidemiol<br />

2007 Sep 1; 166 (5):495-505<br />

2 Meier C., Kraenzlin M.E., Bodmer M., Jick S.S., Jick H., Meier C.R.: Use of thiazolidinediones<br />

and fracture risk. Arch Intern Med. 2008 Apr 28;168(8):820-5<br />

3 Carnevale V., Romagnoli E., D’Erasmo E.: Skeletal involvement in patients with<br />

diabetes mellitus. Diabetes Metab Res Rev 2004 May-Jun; 20 (3):196-204<br />

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in patients with type 1 and type 2 diabetes. Diabetes Care 1999 Jul; 22<br />

(7):1196-200<br />

5 Vestergaard P.: Bone metabolism in type 2 diabetes and role of thiazolidinediones.<br />

Curr Opin Endocrinol Diabetes Obes <strong>2009</strong> Apr; 16 (2):125-31<br />

6 Hofbauer L.C., Brueck C.C., Singh S.K., Dobnig H.: Osteoporosis in patients<br />

with diabetes mellitus. J Bone Miner Res 2007 Sep; 22 (9):1317-28<br />

7 ADOPT Study Group: Glycemic durability of rosiglitazone, metformin, or glyburide<br />

monotherapy. N Engl J Med 2006 Dec 7; 355 (23):2427-43<br />

8 RECORD Study Team: Rosiglitazone evaluated for cardiovascular outcomes<br />

in oral agent combination therapy for type 2 diabetes (RECORD): a multicentre,<br />

randomised, open-label trial. Lancet <strong>2009</strong> Jun 20; 373<br />

(9681):2125-35<br />

9 Albright F., Reifenstein E.C.: The Parathyroid Glands and Metabolic Bone<br />

Disease: Selected Studies. Williams & Wilkins: Baltimore, 1948<br />

10 Morrison L.B., Bogan I.K.: Bone development in diabetic children: a roentgen<br />

study. Am J Med Sci 1927; 174: 313-19<br />

11 Bonds D.E., Larson J.C., Schwartz A.V., Strotmeyer E.S., Robbins J., Rodriguez<br />

B.L., Johnson K.C., Margolis K.L.: Risk of fracture in women with type<br />

2 diabetes: the Women's Health Initiative Observational Study. J Clin Endocrinol<br />

Metab 2006 Sep; 91 (9):3404-10<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

37


FOCUS<br />

Die Angaben zur Prävalenz der<br />

<strong>Osteoporose</strong> bei ankylosierender<br />

Spondylitis schwanken zwischen 19 %<br />

und 62 %, wofür vor allem die unterschiedliche<br />

Wertigkeit der verwendeten<br />

diagnostischen Methoden, aber auch fehlende<br />

standardisierte alterskorrigierte<br />

Normwerte für die Knochendichte bei<br />

Männern eine Rolle spielen dürften. Die<br />

Wahrscheinlichkeit für das Auftreten<br />

osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen<br />

liegt etwa bei 20 %, wobei zwischen klinisch<br />

stummen und symptomatischen<br />

Frakturen unterschieden werden muss.<br />

Schenkelhalsfrakturen und Unterarmfrakturen<br />

treten nicht signifikant häufiger auf.<br />

Insgesamt sind Männer mit ankylosierender<br />

Spondylitis häufiger von <strong>Osteoporose</strong><br />

betroffen als Frauen; auch Wirbelkörperfrakturen<br />

treten bei Männern häufiger<br />

auf.<br />

Erschwerte<br />

<strong>Osteoporose</strong>-Diagnostik<br />

In verschiedenen Studien konnte gezeigt<br />

werden, dass die Knochendichtemessung<br />

am Femur mittels Dual Energy X-<br />

Ray Absorptiometry (DEXA) bei Patienten<br />

mit ankylosierender Spondylitis am<br />

aussagekräftigsten ist. An der Lendenwirbelsäule<br />

werden mit zunehmender Krankheitsdauer<br />

aufgrund der Verknöcherungen<br />

und eventuell zusätzlich vorliegenden Wirbelkörperfrakturen<br />

vor allem im anterior-<br />

38 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

<strong>Osteoporose</strong> auf dem Boden rheumatischer Erkrankungen<br />

<strong>Osteoporose</strong> bei ankylosierender Spondylitis –<br />

diagnostische und therapeutische Herausforderung<br />

Die ankylosierende Spondylitis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die durch subchondrale<br />

Osteitis und Enthesitiden vorwiegend im Bereich des Achsenskeletts charakterisiert ist. Im Laufe der<br />

Erkrankung kommt es zu Verknöcherungen von Sehnenansätzen, Bändern und Periost und zur Bildung<br />

von Knochenbrücken (Syndesmophyten, Ankylosierung), aber auch zu einer axial betonten Verminderung<br />

der trabekulären Knochendichte mit erhöhtem Risiko für Wirbelkörperfrakturen.<br />

Dieser Artikel soll einen Überblick über die Störungen des Knochenstoffwechsels und die Mechanismen<br />

der <strong>Osteoporose</strong>entstehung bei ankylosierender Spondylitis geben.<br />

posterioren Strahlengang falsch-hohe<br />

Werte gemessen. Mit Hilfe der quantitativen<br />

Computertomographie ist eine bessere<br />

Einschätzung des Grades der Verminderung<br />

der trabekulären Knochensubstanz<br />

an der Wirbelsäule möglich, die<br />

Methode ist aber bisher noch nicht ausreichend<br />

standardisiert. Die ebenfalls untersuchte<br />

Messung der Knochendichte<br />

am Calcaneus mittels Ultraschall eignet<br />

sich nur zur Ausschluss einer schweren<br />

<strong>Osteoporose</strong>.<br />

Die Diagnostik osteoporotischer Frakturen<br />

ist ebenfalls nicht einfach, da viele klinisch<br />

relevante Frakturen auf konventionellen<br />

Röntgenaufnahmen nicht zu sehen sind.<br />

Pathogenese<br />

und Lokalisation<br />

Das Nebeneinander von Verminderung<br />

der Knochensubstanz einerseits und<br />

überschießender Knochenneubildung andererseits<br />

stellt eine Besonderheit dar,<br />

deren pathophysiologische Zusammenhänge<br />

bisher noch nicht ausreichend geklärt<br />

sind.<br />

Die primäre Annahme einer Inaktivitätsosteoporose<br />

aufgrund der zunehmenden<br />

Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule<br />

wurde durch Studien widerlegt, die<br />

bereits bei Patienten im Frühstadium der<br />

Erkrankung ohne nachweisliche Verknöcherungen<br />

eine deutlich verminderte<br />

Knochendichte an Wirbelsäule und Fe-<br />

Dr.<br />

Dorothea Zauner<br />

mur zeigen konnten. Es liegt offenbar<br />

eine in der Nähe des entzündlichen<br />

Geschehens lokalisierte Form der <strong>Osteoporose</strong><br />

vor, da in den übrigen Bereichen<br />

des Skeletts (z. B. Radius) eine normale<br />

Knochendichte gefunden wurde.<br />

Risikofaktoren<br />

und Spätkomplikationen<br />

Priv.-Doz. OA Dr.<br />

Josef Hermann<br />

Abteilung für Rheumatologie, Universitätsklinik für<br />

Innere Medizin, Medizinische Universität Graz<br />

dorothea.zauner@medunigraz.at<br />

josef.hermann@meduni-graz.at<br />

Das Auftreten einer <strong>Osteoporose</strong> ist mit<br />

einer erhöhten Krankheitsaktivität, erhöhten<br />

Entzündungsparametern und einem<br />

niedrigen Körperfettanteil bzw. Body-<br />

Mass-Index assoziiert.<br />

Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten<br />

von Wirbelkörperfrakturen steigt mit zunehmender<br />

Krankheitsdauer, wobei ne-


en der verminderten Knochendichte<br />

auch die veränderte Statik und die besonderen<br />

strukturellen Eigenschaften der<br />

ankylosierten Wirbelsäule eine Rolle<br />

spielen. Die häufigsten Formen spinaler<br />

Frakturen sind Wirbelkörperkompressionsfrakturen,<br />

Keilwirbelbildung, Frakturen<br />

des Arcus dorsalis und Frakturen im Bereich<br />

der extraskelettalen Knochenneubildungen.<br />

Neben der klinisch relevanten<br />

Schmerzsymptomatik trägt vor allem die<br />

Keilwirbelbildung zu der zunehmenden<br />

Hyperkyphose im Spätstadium der Erkrankung<br />

bei.<br />

Osteoimmunologie<br />

und Knochenstoffwechsel<br />

Die Interaktion zwischen Immunsystem<br />

und Knochenmetabolismus spielt bei der<br />

Entstehung osteoporotischer Veränderungen<br />

bei entzündlich-rheumatischen<br />

Erkrankungen eine entscheidende Rolle.<br />

Bei der ankylosierenden Spondylitis sind<br />

die Zusammenhänge zwar zum Teil noch<br />

ungeklärt, es mehren sich jedoch die<br />

Hinweise, dass Entzündung und Knochenneubildung<br />

zumindest teilweise<br />

voneinander unabhängig stattfinden.<br />

Verschiedene Proteine und biochemische<br />

FACT-BOX<br />

Marker des Knochenstoffwechsels wurden<br />

auch bei der ankylosierenden Spondylitis<br />

untersucht. Dabei wurde bei Patienten mit<br />

niedriger Knochendichte eine vermehrte<br />

Ausscheidung von Pyridinolin-Crosslinks<br />

im Urin als Zeichen eines gesteigerten<br />

Knochenumsatzes gefunden, während<br />

Osteoprotegerin-Serumspiegel erniedrigt<br />

waren. Osteoprotegerin (OPG) ist ein<br />

wichtiger Gegenspieler von Receptor Activator<br />

of Nuclear Factor Kappa B Ligand<br />

(RANKL), welches von aktivierten T-Zellen<br />

produziert wird und die Funktion von<br />

Osteoklasten reguliert. Das Gleichgewicht<br />

zwischen RANKL und OPG scheint in der<br />

Pathogenese entzündlicher Knochenerkrankungen<br />

eine wichtige Rolle zu spielen.<br />

Bei Patienten mit ankylosierender<br />

Spondylitis wurden neben erniedrigten<br />

OPG-Serumspiegeln erhöhte RANKL-<br />

Serumspiegel als Hinweis auf eine Dys -<br />

balance zugunsten eines Knochenmasseverlustes<br />

gefunden.<br />

Unklare Rolle<br />

von Vitamin D<br />

Vitamin D nimmt aufgrund seiner dualen<br />

Funktion als „Knochenhormon“ und Regulator<br />

des Immunsystems eine Sonder-<br />

<strong>Osteoporose</strong> und osteoporotische Frakturen der Wirbelsäule sind bei Patienten mit ankylosierender<br />

Spondylitis häufig, können jedoch schwierig zu diagnostizieren sein und werden oft nicht erkannt.<br />

Risikofaktoren sind eine lange Krankheitsdauer, hohe Krankheitsaktivität, niedriger Body-Mass-<br />

Index und eine deutliche Erhöhung der Entzündungsparameter. Ein zusätzlicher Vitamin-D-Mangel<br />

oder Hypogonadismus kommt bei 20 % der Patienten zusätzlich vor und sollte bei Diagnosestellung<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Die Messung der Knochendichte mittels DEXA am Femur ist auch bei Patienten mit früher axialer<br />

Spondyloarthritis fester Bestandteil des klinischen Managements.<br />

Bei neu auftretenden akuten Rückenschmerzen muss auch an die Möglichkeit einer osteoporotischen<br />

Fraktur gedacht und der entsprechende Wirbelsäulenabschnitt geröntgt werden. Bei unauffälligem<br />

Röntgenbefund sollte eine Magnetresonanztomographie des klinisch auffälligen Wirbelsäulen -<br />

abschnittes angefertigt werden.<br />

Die Therapie der mit der ankylosierenden Spondylitis assoziierten <strong>Osteoporose</strong> erfolgt nach Ausschluss<br />

eines Vitamin-D- oder Hormonmangels entsprechend den Richtlinien für die idiopathische<br />

<strong>Osteoporose</strong>, wobei Bisphosphonate möglicherweise zusätzlich eine symptomatische Therapie der<br />

ankylosierenden Spondylitis darstellen.<br />

stellung ein. Unter anderem hat Vitamin<br />

D offenbar einen hemmenden Effekt auf<br />

aktivierte T-Zellen. Die Studienlage ist jedoch<br />

in Bezug auf die Zusammenhänge<br />

zwischen Vitamin-D-Serumspiegeln und<br />

Krankheitsaktivität bzw. Vorliegen einer<br />

<strong>Osteoporose</strong> sehr widersprüchlich. Ein<br />

Vitamin-D-Rezeptor-Polymorphismus<br />

zeigte eine Assoziation mit der Höhe der<br />

Entzündungsparameter und der Knochendichte<br />

bei Patienten mit ankylosierender<br />

Spondylitis.<br />

Bei etwa 20 % aller männlichen Patienten<br />

mit ankylosierender Spondylitis liegen<br />

zusätzliche Risikofaktoren für die Entwicklung<br />

einer <strong>Osteoporose</strong> wie Vitamin-D-<br />

Mangel oder Hypogonadismus vor, ein<br />

diesbezügliches Screening scheint somit<br />

jedenfalls angebracht.<br />

Prävention<br />

und Therapiemaßnahmen<br />

Eventuell vorliegende Hormonmängel<br />

sollten aufgrund des erhöhten Osteo -<br />

poroserisikos ausgeglichen werden. Die<br />

Empfehlung einer präventiven Vitamin-<br />

D-Gabe kann aus der derzeitigen Studienlage<br />

jedoch nicht abgeleitet werden. Auch<br />

für eine präventive Kalziumsubstitution<br />

gibt es bisher keine Evidenz.<br />

Bei Patienten mit nachweislich verminderter<br />

Knochendichte gelten die üblichen<br />

Therapierichtlinien für Osteopenie bzw.<br />

<strong>Osteoporose</strong>. Bisphosphonate nehmen<br />

dabei in der Therapie der ankylosierenden<br />

Spondylitis insofern eine Sonderstellung<br />

ein, als in zwei Studien auch eine<br />

Reduktion der Entzündungsaktivität durch<br />

die monatliche Gabe von 60 mg Pamidronat<br />

erreicht werden konnte.<br />

Die Therapie mit einem TNF-alpha-Blocker<br />

reduziert nachweislich die entzündliche<br />

Aktivität und kann offenbar auch die Verminderung<br />

der Knochendichte verlangsamen,<br />

während bisher kein Einfluss auf die<br />

überschießende Knochenneubildung gezeigt<br />

werden konnte. In den vorliegenden<br />

Studien hatte eine Behandlung mit NSAR<br />

keinen Einfluss auf die Knochendichte. ■<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

39


FOCUS<br />

on den derzeit verfügbaren Osteoporsetherapeutika,<br />

die entweder<br />

ana bol oder resorptionshemmend wirken,<br />

unterscheidet sich Strontiumranelat durch<br />

seine duale Wirkung, betonte Univ.-Prof.<br />

Dr. Peter Pietschmann, Institut für Pathophysiologie,<br />

Medizinische Universität<br />

Wien, bei einem Satellitensymposiums<br />

anlässlich des Geriatrie-Kongresses in Bad<br />

Hofgastein. „Neben der Verminderung der<br />

Osteoklastenaktivität wird gleichzeitig die<br />

Proliferation und die Aktivität der Osteoblasten<br />

gesteigert. Daraus resultiert eine<br />

Neueinstellung des Gleichgewichts des<br />

Knochenumbaus zugunsten des Knochenaufbaus.<br />

1 Dank des einzigartigen<br />

Wirkmechanismus kommt es aber nicht<br />

nur zu einem Zuwachs der Knochendichte,<br />

sondern es wird auch die Knochenqualität<br />

verbessert: Unter Strontiumranelat<br />

wird neuer, stabiler Knochen gebildet.<br />

Wie histomorphometrische Untersuchungen<br />

von Beckenkammbiopsien zeigten,<br />

nahm nach 3-jähriger Therapie die Zahl<br />

der Knochentrabekel um 14 % (p = 0,05)<br />

und die Kortikalisdicke um 18 % (p = 0,008)<br />

zu. 2 Redaktion: Dr. Anita Kreilhuber<br />

V<br />

In experimentellen Untersuchungen<br />

führte die Gabe von Strontiumranelat zu<br />

einer erhöhten Widerstandskraft des neu<br />

gebildeten Knochens gegenüber mechanischen<br />

Belastungen.<br />

Langzeitwirkung<br />

über 8 Jahre bestätigt<br />

In klinischen Studien schlugen sich die<br />

positiven Effekte von Strontiumranelat in<br />

Form eindrucksvoller Antifrakturdaten<br />

nieder. Nach 5 Jahren hatten die Patientinnen<br />

im Vergleich zu Placebo ein um<br />

24 % verringertes Risiko für vertebrale<br />

Frakturen und ein um 15 % verringertes<br />

Risiko für nicht-vertebrale Frakturen. 3 Bei<br />

Hochrisikopatientinnen (> 74 Jahre,<br />

T-Score < 2,4, Durchschnittsalter 79,2)<br />

40 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSE / FREIES THEMA<br />

Triple-A-Klassifikation für Strontiumranelat (Protelos ® )<br />

Überzeugende Langzeitwirkung<br />

gegen osteoporosebedingte Frakturen<br />

Strontiumranelat (Protelos ® ) ist eine Substanz zur Behandlung der postmenopausalen <strong>Osteoporose</strong>,<br />

deren Wirksamkeit hinsichtlich der Senkung sowohl des vertebralen als auch des peripheren Frakturrisikos<br />

durch Klasse-A-Daten belegt ist. Seine langfristige Wirkung ist unabhängig von Risikofaktoren und Alter. 6<br />

ermöglichte die Behandlung mit Strontiumranelat<br />

eine 43%ige Reduktion des<br />

Hüftfrakturrisikos. 4 Daten zum Followup<br />

über 8 Jahre bestätigen die Wirksamkeit<br />

des Wirkstoffes über die gesamte<br />

Therapiedauer. 5<br />

Umfassende<br />

Antifrakturwirkung<br />

Eine Analyse der gepoolten Daten der<br />

Studien SOTI und TROPOS bestätigt zudem,<br />

dass weder der Ausgangswert der<br />

Knochendichte noch eine familiäre Vorbelastung<br />

oder das Alter den positiven<br />

Effekt von Strontiumranelat beeinflussen.<br />

Im Gegenteil: Die Gabe von Strontiumranelat<br />

erwies sich selbst bei älteren Patientinnen<br />

als sehr wirksam. Innerhalb<br />

von 3 Jahren konnte eine Risiko -<br />

re duktion von vertrebralen Frakturen um<br />

32 % und von nicht-vertebralen Frakturen<br />

von 31 % erreicht werden. 7 Die 5-Jah-<br />

Strontiumranelat: Fakten<br />

Dualer Wirkmechanismus: Förderung<br />

des Knochenaufbaus und Reduktion<br />

des Knochenabbaus<br />

Aktiver Knochenaufbau<br />

Breite Evidenz für anhaltende und<br />

umfassende Antifrakturwirkung bei<br />

postmenopausalen Frauen<br />

Nachgewiesene Wirkung auch bei<br />

Frauen über 80 Jahren<br />

Verbesserung des Knochenvolumens<br />

auch nach langjähriger Bisphosphonat -<br />

therapie<br />

Triple-A-Klassifikation und damit<br />

höchstmögliche Evidenz für Antifraktur -<br />

wirkung in allen drei Bereichen:<br />

vertebral, peripher und Hüfte<br />

(Patientinnen > 74 a; T-Score –3)<br />

Niedrige „Number Needed to Treat“<br />

res-Daten dazu wurden kürzlich elektronisch<br />

publiziert. Sie liefern neuerlich den<br />

Beweis für eine anhaltende signifikante<br />

Wirkung bei betagten und hochbetagten<br />

Patientinnen. 8 „Für eine Therapie mit<br />

Strontiumranelat ist es somit nie zu spät“,<br />

fasste Prof. Pietschmann zusammen.<br />

1A-Qualität<br />

der Datenlage<br />

„Aufgrund der Studienergebnisse ist<br />

Strontiumranelat als First-Line-Therapie<br />

der <strong>Osteoporose</strong> einzustufen“, verwies<br />

der Experte auf den „Österreichischen<br />

Leitfaden zur medikamentösen Therapie<br />

der postmenopausalen <strong>Osteoporose</strong> –<br />

Update <strong>2009</strong>“. Darin wird die Datenlage<br />

mit dem höchsten Evidenzlevel und<br />

Empfehlungsgrad (A) beurteilt. 9 Strontiumranelat<br />

reduziert das Risiko für vertebrale,<br />

periphere und auch Hüftfrakturen<br />

(Patientinnen > 74 a; T-Score –3) und<br />

erfüllt damit die Kriterien einer Triple-A-<br />

Klassifikation. Zudem ist die „Number<br />

Needed to Treat“ für Strontiumranelat vergleichsweise<br />

gering. Um bei postmenopausalen<br />

Frauen mit niedriger Knochendichte<br />

das Auftreten einer neuerlichen Wirbelkörperfraktur<br />

zu verhindern, müssen<br />

lediglich 9 Patient innen 3 Jahre lang behandelt<br />

werden. 10 Das sei ein weiterer Beleg<br />

für die aus gesprochen hohe Effektivität<br />

von Strontiumranelat, so Prof. Pietschmann<br />

abschließend. ■<br />

Quelle: Satellitensymposium der Firma Servier, anlässlich des Forums für<br />

Geriatrie und Gerontologie, Bad Hofgastein, März 2010<br />

1 European Summary of Product Characteristics, 2004<br />

2 Arlot M. et al., J Bone Mineral Res 2008; 23:215-222<br />

3 Reginster J. Y. et al., TROPOS, J Clin Endocrinol Metab 2005;<br />

90(5):2816-2822<br />

4 Reginster J. Y. et al., Arthritis Rheum 2008; 58(6):1687–1695<br />

5 Reginster J. Y. et al., Osteoporos Int 2008; 19(Suppl1):131<br />

6 Roux C. et al., J Bone Miner Res 2006; 21:536-542<br />

7 Seeman E. et al., J Bone Miner Res 2006; 21:1113-1120<br />

8 Seeman E. et al., Bone 2010 (Epub ahead of print)<br />

9 Dimai H. P. et al., Wien Med Wochenschr <strong>2009</strong>; 159(Suppl 122):1-34<br />

10 Ringe J. D. et al., Rheumatol Int 2010<br />

Entgeltliche Einschaltung Fachkurzinformation siehe Seite 52


<strong>Osteoporose</strong> auf dem Boden rheumatischer Erkrankungen<br />

Diabolische Dualität: Entzündung und<br />

Glukokortikoide bei rheumatoider Arthritis<br />

Die Knochenintegrität von Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) leidet nicht nur unter direkt<br />

durch die Entzündung hervorgerufenen destruierenden Mechanismen, sondern auch unter einer<br />

Vielzahl anderer Faktoren, die sich negativ auf die Knochenstabilität auswirken. Zu den bekanntesten<br />

zählen Medikamente, die RA-Patienten häufig nehmen müssen, darunter natürlich vor allem die<br />

Glukokortikoide.<br />

Die rheumatoide Arthritis (RA) ist die<br />

häufigste chronisch-entzündliche<br />

Gelenkerkrankung. Ihre Inzidenz beträgt<br />

0,5–1 %. Man kann also davon ausgehen,<br />

dass allein in Österreich in etwa<br />

40.000–80.000 Menschen an dieser Erkrankung<br />

leiden, wobei Frauen 2–3-mal<br />

häufiger von der RA betroffen sind als<br />

Männer.<br />

Die RA ist durch eine chronische Entzündung<br />

der Gelenkinnenhaut (Synovia) vor<br />

allem, aber keineswegs ausschließlich<br />

der Gelenke der Hand gekennzeichnet.<br />

Durch diese Polyarthritis kommt es zu<br />

einer progredienten Zerstörung der Gelenkarchitektur.<br />

Die Folgen sind schwere<br />

Funktionseinschränkungen und Immobilität.<br />

Weniger bekannt ist, dass Patienten,<br />

die an einer RA leiden, auch eine<br />

erhöhte Mortalität aufweisen, wenn die<br />

Erkrankung nicht adäquat behandelt<br />

wird.<br />

Paradigma für Knocheneffekte<br />

der chronischen Entzündung<br />

Die RA ist als Erkrankung das beste Beispiel<br />

für die Auswirkungen einer chronischen<br />

Entzündung auf das Knochengewebe.<br />

Sie beeinflusst die Knochenhomöostase<br />

auf vielfältige Weise.<br />

Subchondrale Gelenkknochenzerstörung<br />

und gelenknahe <strong>Osteoporose</strong>: Die<br />

bekannteste Wirkung der RA auf den<br />

Knochen ist die durch die chronische<br />

Synovitis verursachte lokale, umschriebene<br />

subchondrale Gelenkknochenzerstörung.<br />

Diese bildet sich im Röntgen als<br />

so genannte Erosion oder Usur ab und<br />

ist geradezu ein Markenzeichen der RA.<br />

Diese lokalen Erosionen haben daher<br />

auch Eingang in die Klassifikationskriterien<br />

dieser Erkrankung gefunden. Die RA<br />

verursacht auch einen diffusen Verlust<br />

von Knochenmasse in den gelenknahen<br />

Knochen der Hände und Füße, die als<br />

gelenknahe Osteopenie beschrieben<br />

wird. Darüber hinaus wirkt die RA aber<br />

auch auf den systemischen Knochen.<br />

Die zentrale Rolle der Osteoklasten: Wäh -<br />

r end die Bedeutung der Osteoklasten bei<br />

der Entstehung des systemischen Knochenschwundes<br />

lange bekannt ist, wurde<br />

ihre Rolle bei der lokalen, entzündlich<br />

bedingten Gelenkzerstörung erst in den<br />

letzten Jahren zunehmend aufgeklärt.<br />

Zunächst konnte Ende der 1990er-Jahre<br />

nicht nur die Anwesenheit von Osteoklasten<br />

im synovialen Pannusgewebe<br />

von RA-Patienten gezeigt werden, sondern<br />

es wurde auch durch den Nachweis<br />

des Calcitoninrezeptors bewiesen, dass<br />

diese Zellen tatsächlich funktionell knochenresorbierenden<br />

Zellen entsprachen.<br />

Von entscheidender Bedeutung für das<br />

Verständnis der Osteoklastogenese war<br />

Univ.-Prof. Dr. Kurt Redlich<br />

Klinische Abteilung für Rheumatologie,<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin III,<br />

Medizinische Universität Wien<br />

kurt.redlich@meduniwien.ac.at<br />

weiters die Endeckung der RANKL-<br />

RANK-Interaktionen.<br />

RANKL (Receptor Activator of NF-kappaB<br />

Ligand) wird nämlich unter dem Einfluss<br />

verschiedener proinflammatorischer Zytokine<br />

(z. B. TNF, IL-1 oder auch IL-6)<br />

vermehrt von T-Zellen (aber auch von<br />

synovialen Fibroblasten) gebildet und<br />

bindet in weiterer Folge an RANK (Receptor<br />

Activator of NF-kappaB) welches<br />

an den hämatopoetischen, mononukleären<br />

Osteoklastenvorstufen vorkommt.<br />

Diese RANKL-RANK-Bindung als der entscheidende<br />

Schritt in der Osteoklastogenese<br />

kann durch das Molekül Osteoprotegerin<br />

(OPG) blockiert werden. Unsere<br />

Arbeitsgruppe hat die Hypothese verfolgt,<br />

dass es bei RA-Patienten im entzündli- u<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

41


FOCUS<br />

chen Pannus, durch vermehrte Bildung<br />

von proinflammatorischen Zytokinen, zu<br />

einer vermehrten RANKL-Expression<br />

kommt, die in weiterer Folge durch Bindung<br />

an RANK-positiven Monozyten zu<br />

einer vermehrten Osteoklastogenese<br />

führt. Diese Hypothese konnte im Mausmodell<br />

bestätigt werden. Behandelt man<br />

nämlich TNF-überexprimierende Mäuse,<br />

die in der Folge an einer erosiven Arthritis<br />

erkranken, mit OPG, kommt es zu einem<br />

deutlichen Rückgang der Erosionen, während<br />

die Gelenkentzündung unverändert<br />

bestehen bleibt.<br />

Um zu zeigen, dass die Osteoklasten für<br />

die Entstehung der lokalen Gelenkerosionen<br />

alleinverantwortlich sind, haben wir<br />

die oben beschriebenen TNF-transgenen<br />

Mäuse mit genetisch veränderten Mäusen<br />

gekreuzt, die keine Osteoklasten bilden<br />

können. Tatsächlich konnte in diesen<br />

Mäusen, bei unveränderter Gelenkentzündung,<br />

keinerlei Gelenkzerstörung mehr<br />

nachgewiesen werden.<br />

TNF-Überexpression und systemischer<br />

Knochenschwund: Von Interesse ist in<br />

diesem Zusammenhang aber auch, dass<br />

es durch die Überexpression von TNF<br />

auch – wie bei Patienten, die an einer<br />

RA leiden – zu einem systemischen Knochenschwund<br />

kommt. Behandelt man<br />

diesen systemischen Knochenschwund<br />

in späten Stadien mit TNF-blockierenden<br />

Substanzen, die auch zur Behandlung<br />

42 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

FACT-BOX<br />

RA-Patienten haben ein hohes <strong>Osteoporose</strong>risiko.<br />

Ein Knochenverlust tritt schon sehr früh<br />

nach Erkrankungsbeginn auf.<br />

Als diabolisches Duo wirken systemische<br />

Entzündung und Glukokortikoide.<br />

der RA eingesetzt werden, so lässt er<br />

sich erstaunlicherweise nicht umkehren,<br />

während direkt auf die Osteoklasten wirkende<br />

Substanzen sehr wohl einen knochenprotektiven<br />

Effekt haben.<br />

Studiendaten zu den Einflussfaktoren<br />

auf das Frakturrisiko bei RA<br />

Schnittmenge aus RA und postmenopausaler<br />

<strong>Osteoporose</strong> bei Frauen: Aggravierend<br />

bei Frauen kommt dazu, dass<br />

diese ohnedies schon von der <strong>Osteoporose</strong><br />

schwerer Betroffenen auch häufiger<br />

an einer RA leiden und somit gleichsam<br />

„doppelt bestraft“ sind.<br />

So konnte in einer Studie mit über 900<br />

Patientinnen, die an einer RA litten, gezeigt<br />

werden, dass die Prävalenz der<br />

<strong>Osteoporose</strong> am vertebralen Knochen bei<br />

29 % lag und am Schenkelhals 36 %<br />

betrug. Immerhin 8 % der Patientinnen<br />

hatten eine oder mehrere vertebrale<br />

Frakturen erlitten. Dabei dürfte die<br />

<strong>Osteoporose</strong> schon sehr früh im Laufe<br />

der Erkrankung auftreten. Findet sich<br />

doch schon im ersten Jahr der Erkrank -<br />

ung ein Knochenmasseverlust von bis zu<br />

5 %.<br />

Zusammenwirken RA-spezifischer und<br />

-un spezifischer Risikofaktoren: Interessant<br />

ist in diesem Zusammenhang auch<br />

eine Studie mit mehr als 350 Patienten<br />

mit frisch diagnostizierter RA. Es konnte<br />

nämlich gezeigt werden, dass schon zu<br />

diesem frühen Zeitpunkt 11 % der Patienten<br />

an einer <strong>Osteoporose</strong> leiden, und das,<br />

obwohl die Patienten zu diesem Zeitpunkt<br />

noch keine Glukokortikoide einnahmen.<br />

An unabhängigen Risikofaktoren fanden<br />

sich zwar auch die „üblichen Verdächtigen“<br />

wie BMI oder Postmenopause, aber<br />

auch RA-spezifische Risikofaktoren wie<br />

positiver Rheumafaktor oder Krankheitsdauer.<br />

CRP und Frakturrisiko: Wie stark systemische<br />

Entzündungsreaktionen sich auch<br />

auf das – letzten Endes entscheidende –<br />

Frakturrisiko auswirken können, zeigt<br />

auch eine Studie, bei der schon bei gering<br />

erhöhten CRP-Werten ein deutliches<br />

Ansteigen der Frakturraten gefunden wurde.<br />

Dazu passend wurde in einer Studie<br />

mit über 30.000 RA-Patienten ein erhöhtes<br />

Frakturrisiko nachgewiesen. Auch hier<br />

waren einerseits die Krankheitsdauer,<br />

aber auch die Glukokortikoidmedikation<br />

unabhängige Risikofaktoren.<br />

Die diabolische Dualität aus Entzündung<br />

und Glukokortikoidverbrauch bei der Entstehung<br />

osteoporotischer Frakturen lässt<br />

sich auch sehr gut aus einer Studie von<br />

Kanis et al. ableiten, in der Patienten, die<br />

sowohl an einer RA litten als auch Glukokortikoide<br />

einnahmen, das weitaus höchs -<br />

te Risiko hatten, innerhalb der nächsten<br />

10 Jahre eine Fraktur zu erleiden.<br />

<strong>Osteoporose</strong>therapie<br />

bei RA-Patienten<br />

Die Medikamente zur Therapie der <strong>Osteoporose</strong><br />

von RA-Patienten unterscheiden<br />

sich bis dato nicht von der <strong>Osteoporose</strong>therapie<br />

bei nicht an RA Erkrankten. Neben<br />

Kalzium und Vitamin D kommen<br />

Bisphosphonate, PTH-Analoga, SERMs<br />

oder das Strontiumranelat zum Einsatz.<br />

Spannend bleibt die Frage, ob sich zukünftig,<br />

abseits der jetzt schon bestehenden<br />

Empfehlungen für die Risikostratifizierung<br />

nach Glukokortikoidgabe und Erkrankung,<br />

auch spezielle medikamentöse<br />

Therapien für die Hochrisikogruppe der<br />

RA-Patienten herausbilden. ■


Pharmaka mit erhöhtem <strong>Osteoporose</strong>risiko<br />

Glukokortikoid-induzierte <strong>Osteoporose</strong><br />

Glukokortikoide werden bei verschiedenen Krankheitsentitäten zur Immunsuppression seit vielen Jahren<br />

erfolgreich eingesetzt. Eine kontinuierliche und hoch dosierte Applikation kann allerdings zu relevanten<br />

Nebenwirkungen, unter anderem zur <strong>Osteoporose</strong> mit Frakturen führen. Die adäquate Prophylaxe beziehungsweise<br />

die rechtzeitige Therapie helfen unnötige Frakturen zu verhindern und somit die Mobilität<br />

des oft multimorbiden Patienten zu erhalten.<br />

K ortison ist ein Oxidationsprodukt<br />

des eigentlichen Hormons Kortisol<br />

und wurde erstmals 1948 einem Menschen<br />

mit rheumatoider Arthritis injiziert.<br />

Damals konnten erstmals unbehandelbare<br />

Schmerzen des rheumatischen Formenkreises<br />

deutlich gelindert werden.<br />

Weiters war bei den behandelten Patienten<br />

kurzzeitig auch die Beweglichkeit der<br />

deformierten Gelenke verbessert worden.<br />

Reichstein und Hench erhielten für ihre<br />

Entdeckungen der Struktur und der biologischen<br />

Wirkung der Nebennierenrindenhormone<br />

im Jahr 1951 gemeinsam<br />

den Nobelpreis. Bei peroraler oder intravenöser<br />

Aufnahme wird Kortison enzymatisch<br />

in der Leber zu Kortisol metabolisiert.<br />

Relative Rate<br />

vertebraler Frakturen<br />

-<br />

7 -<br />

6 -<br />

■<br />

5 -<br />

▲<br />

■<br />

▲<br />

▲<br />

4 -<br />

■<br />

3 -<br />

2 -<br />

■<br />

▲●<br />

●<br />

●<br />

1 - ▲● ■<br />

●<br />

0 -<br />

1 Jahr zuvor 0–3 3–6 6–9<br />

Monate<br />

9–12<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Osteokatabole Glukokortikoide<br />

Die Überdosierung manifestiert sich als<br />

iatrogenes Cushing-Syndrom mit Muskelatrophie,<br />

<strong>Osteoporose</strong>, aseptischen Knochennekrosen<br />

sowie charakteristischen<br />

Hautveränderungen.<br />

Der osteokatabole Effekt ist vor allem am<br />

trabekulären Knochen ausgeprägt, das<br />

kortikale Knochengewebe wird kaum beeinträchtigt.<br />

Somit sind bei der Glukokortikoid-induzierten<br />

<strong>Osteoporose</strong> vor allem<br />

Wirbelkörperfrakturen und weniger<br />

Frakturen der langen Röhrenknochen klinisch<br />

relevant. In prospektiven Longitudinalstudien<br />

wurde gezeigt, dass eine<br />

hoch dosierte Glukokortikoidtherapie<br />

(ca. 20 mg Prednison/Tag) zu einem<br />

Abb. 1: Zunahme des Risikos für Wirbelkörperfrakturen bei Glukokortikoid-induzierter <strong>Osteoporose</strong><br />

-<br />

-<br />

Prednison-Dosis:<br />

< 2,5 mg/d<br />

2,5–7,5 mg/d<br />

> 7,5 mg/d<br />

Modifiziert nach: van Staa et al., Osteoporosis Int 2002; 13:777-787<br />

●<br />

■<br />

▲<br />

Cand. med.<br />

Thomas Puntus<br />

Univ.-Doz. Dr.<br />

Stefan Kudlacek<br />

Medizinische Abteilung, Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Brüder, Wien<br />

(Vorstand: Univ.Prof. J.Meran)<br />

abteilung.interne@bbwien.at<br />

durchschnittlichen Verlust der lumbalen<br />

Knochendichte von 27 % bereits im ers -<br />

ten Jahr führt. Das Frakturrisiko ist durch<br />

eine länger dauernde Behandlung mit<br />

Glukokortikoiden deutlich erhöht und<br />

von der applizierten Dosis und Dauer der<br />

Kortisontherapie abhängig (Abb. 1). u<br />

Tab. 1: Mechanismus der Glukokortikoidinduzierten<br />

<strong>Osteoporose</strong><br />

Hemmung der Aktivität und Apoptose der<br />

Osteoblasten<br />

gesteigerte Bildung der Osteoklasten<br />

verminderte intestinale Kalziumresorption<br />

gesteigerte renale Kalziumelimination<br />

verminderte Bildung der Sexualhormonen<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

43


FOCUS<br />

Aggravierende Faktoren der kortisonpflichtigen<br />

Grunderkrankung: Noch bevor<br />

die Therapie mit Glukokortikoiden<br />

begonnen wird, kann bereits durch die<br />

entzündliche Aktivität bei Patienten mit<br />

Polyarthritis ein gesteigerter Knochenabbau<br />

beobachtet werden. Der deutlich erhöhte<br />

Knochenstoffwechsel manifestiert<br />

sich in diesem Stadium oft bereits als<br />

Osteopenie oder mit bereits prävalenten,<br />

klinisch wenig symptomatischen Frakturen.<br />

Im Serum der Patienten finden sich<br />

körpereigene inflammatorische Substanzen,<br />

die Zytokine wie z. B. Interleukin 1<br />

und 6 oder Tumornekrosefaktor alpha.<br />

Mit der direkten Wirkung auf Knochenabbauzellen,<br />

die Osteoklasten, führen<br />

die Entzündungsmediatoren, die Interleukine,<br />

allmählich zur <strong>Osteoporose</strong> mit<br />

erhöhtem Frakturrisiko (Tab. 1). Gleichzeitig<br />

sind Muskelkraft und körperliche Aktivität<br />

vermindert, was zu einem erhöhten<br />

Frakturrisiko führt. Somit ist die verminderte<br />

Muskelkraft bei Patienten mit<br />

einer kortisonpflichtigen Grunderkrankung<br />

für die Progression der <strong>Osteoporose</strong><br />

mitverantwortlich. Gelenksschmerzen bei<br />

der rheumatoiden Arthritis oder die verminderte<br />

Belastbarkeit bei Patienten mit<br />

COPD unter Kortisontherapie potenzieren<br />

44 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Tab. 2: Medikamenten-induzierte <strong>Osteoporose</strong><br />

Glukokortikosteroide rheumatische Arthritis, COPD, Transplantationsmedizin<br />

Aromataseinhibitoren Mammakarzinom<br />

Antiandrogene Therapie Prostatakarzinom<br />

Glitazone Diabetes mellitus Typ 2<br />

Protonenpumpenhemmer gastroösophageale Refluxerkrankung<br />

Antiepileptika Epilepsie<br />

Tab. 3: Glukokortikoid-Äquivalenzdosen: vereinfachte Fünfer-Regel<br />

1 mg Dexamethason, Betamethason (Fortecortin ® , Betnesol ® , Celestan ® , Diprophos ® )<br />

5 mg Prednisolon, Methylprednisolon, Triamcinolon (Aprednislon ® , Solu-Dacortin ® , Urbason ® , Volon A ® )<br />

25 mg Hydrokortison (Hydrocortone ® )<br />

den Knochendichteverlust und das damit<br />

einhergehende Frakturrisiko.<br />

Neue Therapieansätze, um die Osteoklas -<br />

tenaktivität zu reduzieren, ohne sie zu<br />

inaktivieren, beschäftigen sich mit dem<br />

Chemokinrezeptor 2 (CCR2). Ansonsten<br />

vermittelt er zwischen immunkompetenten<br />

Zellen, spielt aber auch bei der Entstehung<br />

der Osteoklasten eine wichtige<br />

Rolle. Fehlt CCR2 auf den Vorläuferzellen<br />

des Immunsystems, werden weniger<br />

Osteoklasten gebildet und der Knochen-<br />

T-Score unter –1,5<br />

Therapie<br />

1. Bisphosphonate peroral, intravenös<br />

2. Parathormon ** (Denosumab s. c.)<br />

DXA (Knochendichtemessung) *<br />

ausreichende Supplementation mit Vitamin D und Kalzium<br />

abbau wird verlangsamt, was zu einer<br />

erhöhten Knochendichte führt. Offensichtlich<br />

beeinflusst CCR2 den Osteo -<br />

klasten-Differenzierungs-Faktor RANK.<br />

CCR2 konnte daher als Regulator der Expression<br />

von RANK und als Katalysator<br />

des Knochenabbaus identifiziert werden.<br />

Durch eine therapeutische Block ade von<br />

CCR2 könnte der gesteigerte Knochenabbau<br />

im Rahmen einer Glukokortikoid-induzierten<br />

<strong>Osteoporose</strong> zielgerichtet blo -<br />

ckiert werden, ohne den physiologischen<br />

Knochenumbau zu gefährden.<br />

Allerdings wissen wir auch von einer<br />

Vielzahl anderer Medikamente, wo ebenfalls<br />

ein erhöhtes Frakturrisiko nachweisbar<br />

ist. Resorptionsstörungen, erhöhte<br />

Sturzneigung und unzureichende Vitamin-D-Serumspiegel<br />

werden als Ursachen<br />

diskutiert (Tab. 2).<br />

Therapiestandard der Gluko -<br />

kortikoid-induzierten <strong>Osteoporose</strong><br />

Bei Diagnostik und Therapie der Glukokortikoid-induzierten<br />

<strong>Osteoporose</strong> ist an<br />

den rapiden Verlust von Knochenmineralgehalt<br />

zu denken (Abb. 1). Die Wirksamkeit<br />

der einzelnen Kortikosteroide ist<br />

unterschiedlich und damit auch ihr potenzielles<br />

Nebenwirkungsprofil (Tab. 3).<br />

T-Score über –1,5<br />

Kontrolle in 12 Monaten<br />

T-Score unter –1,5 T-Score über –1,5<br />

Kontrolle in 12 Monaten<br />

* zur Beurteilung des Knochenstoffwechsels sollten Biomarker (Cross-Laps) standardmäßig bestimmt und<br />

kurzfristig (6-monatlich) kontrolliert werden (Anstieg unter Parathormon, Abfall unter Bisphosphonaten!)<br />

** bei massiv verminderter Knochendichte mit hohem Glukokortikoidbedarf bzw. bei neu aufgetretenen<br />

Frakturen sollte mit Parathormon sofort behandelt werden<br />

Abb. 2: Beurteilung des Knochenstoffwechsels bei länger dauernder Glukokortikoidtherapie


Sämtliche Bisphosphonate (Etidronat, Risedronat,<br />

Alendronat, Ibandronat) konnten<br />

in Studien eine signifikante Redukt ion<br />

des Frakturrisikos bei Glukokortikoidinduzierter<br />

<strong>Osteoporose</strong> nachweisen und<br />

ihr Einsatz ist in diversen Leitlinien abgesichert.<br />

Somit sind Substanzen mit einer<br />

Osteoklasteninhibition bei gleichzeitiger<br />

osteoanaboler Wirkung ideal.<br />

Kriterien für den Beginn einer antiosteoporotischen<br />

Therapie: Eine medikamentöse<br />

Therapie wird empfohlen bei einer<br />

Tagesdosis von oralen Glukokortikoiden<br />

ab 7,5 mg Prednisolonäquivalent für 3<br />

oder mehr Monate, wenn gleichzeitig ein<br />

T-Wert von –1,5 oder geringer vorliegt.<br />

Drei Monate nach Beginn einer hoch dosierten,<br />

oralen Glukokortikoidtherapie<br />

sollte deshalb immer eine Reevaluierung<br />

erfolgen, ob und in welcher Dosis eine<br />

Fortführung der Steroidtherapie erforderlich<br />

ist (vgl. auch Abb. 2).<br />

Alendronat, Risedronat, Zoledronat und<br />

Teriparatid sind zur Therapie einer Glukokortikoid-induzierten<br />

<strong>Osteoporose</strong> zugelassen.<br />

Teriparatid hat in einer Studie bei<br />

Glukokortikoid-induzierter <strong>Osteoporose</strong><br />

vertebrale Frakturen wirksamer verhindert<br />

als das Bisphosphonat Alendronat. Saag<br />

et al. konnten in einem kontrollierten Vergleich<br />

zwischen Parathormon (Teriparatid)<br />

und einem Bisphosphonat (Alendronat)<br />

FACT-BOX<br />

Eine bereits mittelfristige, kontinuierliche Glukokortikoidtherapie<br />

verursacht einen relevanten<br />

Verlust des Knochenmineralgehalts, das Frakturrisiko<br />

steigt. Eine Prävention mit Kalzium/Vitamin<br />

D ist obligat, die Therapie mit Bisphosphonaten<br />

oder Parathormon wird von der gemessenen<br />

Knochendichte abhängig gemacht. Regelmäßige<br />

Evaluierungen des Patienten und seines Krankheitsverlaufs<br />

sollen die Folgekrankheit Osteo -<br />

porose verhindern.<br />

die Überlegenheit für Parathormon bei<br />

schweren Formen der Glukokortikoid-induzierten<br />

<strong>Osteoporose</strong> nachweisen. Der<br />

Anstieg der Knochendichte sowohl an der<br />

Wirbelsäule als auch am Schenkelhals war<br />

in der Parathormongruppe signifikant<br />

höher und radiologisch nachgewiesene<br />

vertebrale Frakturen bereits nach 12 Monaten<br />

vermindert. Der günstige osteoanabole<br />

Effekt von Parathormon spiegelt sich<br />

auch durch einen Anstieg der Biomarker<br />

bereits nach 6 Monaten wider, während<br />

unter Alendronat erwartungsgemäß ein<br />

Abfall gemessen wurde. Das unterschiedli-<br />

che Verhalten der Biomarker bei verschiedenen<br />

Therapieansätzen ist bei der Routine -<br />

bestimmung zu beachten und kann zur<br />

Therapieentscheidung beitragen. ■<br />

Literatur:<br />

- Saag K., Shane E., Boonen S., Marín R. et al.: Teriparatide or Alendronate<br />

in Glucocorticoid-Induced Osteoporosis. N Engl J Med 2007; 357:2028-39<br />

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in the treatment of corticosteroid induced osteoporosis in men and<br />

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injections reduce vertebral fracture risk in corticosteroid-induced osteo porosis:<br />

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- Gasser R.W.: Glukokortikoid-induzierte <strong>Osteoporose</strong>. J Miner Stoffwechs<br />

2001; 4:13-16<br />

- Steinbach I.: Die glukokortikoidinduzierte <strong>Osteoporose</strong> – Pathogenese,<br />

Diagnostik und Therapie. J Miner Stoffwechs 2008; 15:34-37<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 52


FOCUS<br />

J eder 10. bis 20. Mensch ist im Laufe<br />

seines Lebens von einer Epilepsie<br />

betroffen. Bei jeder 20. Person ist eine<br />

Veranlagung zur Epilepsie zu erwarten.<br />

Diese Erkrankung kann prinzipiell in<br />

jedem Lebensalter auftreten, allerdings<br />

gibt es einen ersten Altersgipfel vor dem<br />

20. Lebensjahr mit 90 Neuerkrank -<br />

46 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Pharmaka mit erhöhtem <strong>Osteoporose</strong>risiko<br />

Ossäre Nebenwirkungen<br />

von Antiepileptika<br />

Die Epilepsie gehört zu den häufigsten chronisch verlaufenden Krankheiten des Gehirns. In verschiedenen<br />

Regionen der Erde oder unter den einzelnen ethnischen Gruppen lassen sich keine wesentlichen Unterschiede<br />

in der Häufigkeit der Epilepsie ausmachen. Insgesamt kommt die Epilepsie mit einer Prävalenz<br />

von 7 bis 8 ‰ vor. 1<br />

Abb.: Unter einer antikonvulsiven Therapie ist<br />

das Hüftfrakturrisiko 5–6-fach erhöht. 2, 3<br />

ungen/100.000 Einwohner und einen<br />

zweiten Altersgipfel ab dem 60. Lebensjahr<br />

mit 60 Neuerkrankungen/100.000<br />

Einwohner. In Österreich leiden ca.<br />

65.000 Menschen an dieser Erkrankung.<br />

Frakturrisiko, Osteopenie- und <strong>Osteoporose</strong>-Prävalenz<br />

bei Epilepsie: Die Erkrankung<br />

ist per se aufgrund der Sturzneigung<br />

sowie aufgrund der medikamentösen<br />

Therapie als starker Risikofaktor für<br />

Frakturen zu werten. Das relative Risiko<br />

für alle Frakturen ist 2–3-fach, für Radius -<br />

frakturen 2-fach, für hüftgelenksnahe<br />

Frakturen 5–6-fach und für Wirbelkörperfrakturen<br />

6–7-fach erhöht. 2, 3 Rezente<br />

Studiendaten zeigen, dass die Knochenmineraldichte<br />

(BMD) bereits bei jungen<br />

Patienten in mehr als 50 % osteopenisch<br />

ist. 4 Bei Patienten, die sich im zweiten<br />

Häufigkeitsgipfel befinden, ist die Prävalenz<br />

der der Osteopenie bzw. <strong>Osteoporose</strong><br />

noch höher. 5<br />

Pathophysiologische Hypothese zu den<br />

ossären Nebenwirkungen von Antikonvulsiva:<br />

In den letzten 20 Jahren wurde<br />

eine Reihe von Medikamente zugelassen,<br />

wobei diese grob in zwei Gruppen eingeteilt<br />

werden: Die Breitspektrum-Antiepileptika<br />

Valproat, Lamotrigin, Topiramat,<br />

Zonisamid und Levetiracetam werden<br />

meist primär bei erwachsenen Patienten<br />

OA Dr. Christian Muschitz<br />

II. Medizinische Abteilung mit Osteologie,<br />

Gastroenterologie und Rheumatolgie<br />

Krankenhaus Barmherzige Schwestern, Wien<br />

christian.muschitz@bhs.at<br />

unabhängig von der Art des Anfalls oder<br />

Symptoms eingesetzt. Zu den Antiepileptika<br />

mit engem Spektrum zählen Phenytoin,<br />

Carbamazepin, Phenobarbital, Gabapentin,<br />

Oxcarbazepin und Pregabalin. Ihr<br />

Einsatzgebiet sind fokale Anfälle mit partiellen<br />

oder sekundär generalisierten<br />

Krampfanfällen. 6, 7 Im akuten Anfall sind<br />

zusätzlich Benzodiazepine indiziert. Phenytoin<br />

wird seit 1938 als häufigste Subs -<br />

tanz eingesetzt.<br />

Alle Antikonvulsiva beeinflussen das hepatische<br />

Cytochrom-P450-System durch<br />

Verstärkung der systemischen Oxidation<br />

und Konversion steroidaler Hormone einschließlich<br />

der Metaboliten des Vitamin<br />

D in biologisch inaktive Abbauprodukte. 8<br />

Diese Störung der hepatischen Aktivierung


von Vitamin D ist beim Phenytoin und<br />

auch beim Carbamazepin eine mögliche<br />

Erklärung für eine verminderte Knochendichte<br />

und ein stark erhöhtes Fraktur -<br />

risiko. 9, 10 Diese pharmakologische Vi -<br />

tamin-D-Defizienz mit Störung des Kalziumstoffwechsels<br />

kann unter Umständen<br />

ohne ausreichende Substitution zu schleichender<br />

Rachitis bei jungen Patienten bis<br />

hin zur Osteomalazie bei älteren Patienten<br />

führen. 11, 12<br />

Veränderungen der BMD, Knochenstoffwechselmarker<br />

und Histomorphometrie:<br />

Die genauen Veränderungen der<br />

Knochendichte unter antikonvulsiver<br />

Therapie sind nach wie vor nicht geklärt.<br />

Mehrere Studien konnten den Verlust der<br />

BMD unter antikonvulsiver Therapie mittels<br />

DXA vor allem an der Hüfte nachweisen,<br />

wobei der Vergleich der BMD zu<br />

Gesunden etwa 0,5 bis 1 Standardabweichungen<br />

beträgt. Es muss daher von<br />

einer jährlichen Abbaurate von etwa<br />

0,35–0,55 % ausgegangen werden. Innerhalb<br />

der ersten 5 Jahre Therapie ist<br />

der Verlust besonders stark. 13, 14, 15, 16<br />

Die Knochenstoffwechselmarker im Serum<br />

und Harn sind nur bedingt für individuelle<br />

diagnostische Zwecke verwertbar. In<br />

Studien konnte im Tiermodell und beim<br />

Menschen ein Dysbalance zwischen Resorption<br />

und Formation gefunden werden.<br />

Marker für Knochenformation (BALP,<br />

Osteocalcin) blieben auf einem einer gesunden<br />

Population entsprechenden Niveau<br />

stabil, die Resorptionsmarker (TRAP,<br />

NTX) hingegen zeigten tendenziell höhere<br />

Aktivitäten, was auf ein Uncoupling von<br />

Formation und Resorption hinweist. Die<br />

PTH-Spiegel sind zumeist normal, allerdings<br />

sind diese bei Patienten mit Phenytoin<br />

im oberen Referenzbereich. 17<br />

Humane transiliakale Knochenbiopsien<br />

und rezente Tiermodelle zeigen bei Patienten<br />

mit einer Phenytoin-Therapie im<br />

Vergleich zu unbehandelten Personen<br />

sowohl eine Vermehrung des Oberflächenosteoids<br />

als auch des gesamten Osteoides.<br />

Es finden sich zusätzlich vermehrte<br />

mineralisierte Oberflächen sowie eine<br />

Zunahme der osteoklastischen Resorp -<br />

tionslakunen bei normaler Mineralanbaurate.<br />

Somit könnte ein erhöhter Knochenumsatz<br />

mit geringgradiger Osteo -<br />

malazie auch die erhöhte Frakturinzidenz<br />

erklären. 17, 18<br />

KONKLUSION: Patienten unter einer antikonvulsiven<br />

Therapie haben ein deutlich<br />

erhöhtes Risiko für alle osteoporotischen<br />

Frakturlokalisationen. Die Knochendichtemessung<br />

spiegelt nur einen Teil des Risikos<br />

wieder, ebenso sind die Knochenstoffwechselmarker<br />

oft im Normbereich. Ein<br />

möglicher Pathomechanismus ist eine<br />

verminderte Aktivierung von Vitamin D<br />

durch pharmakologische Inaktivierung der<br />

Metaboliten und Vorstufen.<br />

Aus diesen Gründen ist eine frühzeitige<br />

FACT-BOX<br />

In Österreich leiden etwa 65.000 Menschen an<br />

Epilepsie. Unter einer antikonvulsiven Therapie<br />

kann es zu einer Erhöhung des Frakturrisikos<br />

um das 2–6-Fache abhängig von der Frakturlokalisation<br />

kommen. Neben einer frühzeitigen<br />

osteologischen Basisdiagnostik ist ein suffizienter<br />

25-OH-Vitamin-D Spiegel (> 30 ng/ml)<br />

mit Normokalzämie anzustreben. Für eine spezifische<br />

medikamentöse Therapie zur Frakturprophylaxe<br />

bei Risikopatienten gibt es allerdings<br />

noch keine entsprechende Leitlinien-<br />

Empfehlung.<br />

Prophylaxe dieser Patienten mit ausreichend<br />

Kalzium und Vitamin D mit Normokalzämie<br />

und physiologischen 25-<br />

OH-Vitamin-D-Spiegeln ( 30 ng/ml)<br />

anzustreben. 10<br />

Für eine spezifische osteologische Therapieschwelle<br />

bei Patienten unter antikonvulsiver<br />

Therapie gibt es im deutschen<br />

Sprachraum allerdings noch keine allgemein<br />

gültigen Empfehlungen in den Leitlinien.<br />

Es wird allerdings empfohlen, Patienten<br />

unter antikonvulsiver Therapie<br />

rasch einer osteologischen Basisdiagnos -<br />

tik zuzuführen. 19 ■<br />

1 http://www.oegn.at/mitglieder/uploads/Kap_001.pdf<br />

2 Vestergaard P.: Epilepsy, osteoporosis and fracture risk – a meta-analysis.<br />

Acta Neurol Scand 2005 Nov; 112 (5):277-86<br />

3 Samaniego E.A., Sheth R.D.: Bone consequences of epilepsy and anti -<br />

epileptic medications. Semin Pediatr Neurol 2007 Dec; 14 (4):196-200<br />

4 Coppola G., Fortunato D., Auricchio G. et al.: Bone mineral density in children,<br />

adolescents, and young adults with epilepsy. Epilepsia <strong>2009</strong> Sep; 50<br />

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5 Lado F., Spiegel R., Masur J.H. et al.: Value of routine screening for bone<br />

demineralization in an urban population of patients with epilepsy. Epilepsy<br />

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6 French J.A., Kanner A.M., Bautista J. et al.: Efficacy and tolerability of the<br />

new antiepileptic drugs II: treatment of refractory epilepsy: report of the<br />

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Standards Subcommittee of the American Academy of Neurology and the<br />

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7 French J.A., Pedley T.A.: Clinical practice. Initial management of epilepsy.<br />

N Engl J Med 2008 Jul 10; 359 (2):166-76<br />

8 Hahn T.J., Hendin B.A., Scharp C.R. et al.: Effect of chronic anticonvulsant<br />

therapy on serum 25-hydroxycalciferol levels in adults. N Engl J Med<br />

1972 Nov 2; 287 (18):900-4<br />

9 Livingston S., Berman W., Pauli L.L.: Anticonvulsant drugs and vitamin D<br />

metabolism. JAMA 1973 Nov 12; 226 (7):787<br />

10 Hofbauer L.C., Hamann C., Ebeling P.R.: Approach to the patient with<br />

secondary osteoporosis. Eur J Endocrinol 2010 Mar 15 [Epub ahead of print]<br />

11 Tolmann K.G., Jubbiz W., Sannella J.J. et al.: Osteomalacia associated<br />

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1975 Jul; 56 (1):45-50<br />

12 Ensrud K.E., Walczak T.S., Blackwell T. et al.: Antiepileptic drug use<br />

increases rates of bone loss in older women: a prospective study. Neurology<br />

2004 Jun 8; 62 (11):2051-7<br />

13 Nakken K.O., Taboell E.: Bone loss associated with use of antiepileptic<br />

drugs. Expert Opin Drug Saf 2010 Mar 4 [Epub ahead of print]<br />

14 Ensrud K.E., Walczak T.S., Blackwell T.L. et al.: Antiepileptic drug use<br />

increases rates of bone loss in older women: a prospective study. Neurology<br />

2004 Jun 8; 62 (11):2051-7<br />

15 El-Hajj Fuleihan G., Dib L., Yamout B. et al.: Predictors of bone density in<br />

ambulatory patients on antiepileptic drugs. Bone 2008 Jul; 43 (1):149-55<br />

16 Lee R.H., Lyles K.W., Colón-Emmeric C.: A review of the effect of anticon -<br />

vulsant medications on bone mineral density and fracture risk. Am J Geriatr<br />

Pharmacother 2010 Feb; 8 (1):34-46<br />

17 Moro-Alvarez M.J., Díaz Curiel M., de la Piedra C. et al.: Bone disease<br />

induced by phenytoin therapy: clinical and experimental study. Eur Neurol<br />

<strong>2009</strong>; 62 (4):219-30<br />

18 Parfitt A.M.: Osteomalacia and phenytoin therapy. Ann Intern Med 1995;<br />

122:632<br />

19 http://www.dv-osteologie.org/uploads/leitlinien/DVO-Leitlinie_Kurzfassung_Druck.pdf<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

47


FOCUS<br />

Modernes Management der <strong>Osteoporose</strong> mit Zoledronsäure (Aclasta ® )<br />

Von der Frakturreduktion<br />

zur Mortalitätsreduktion<br />

Primäres Ziel der <strong>Osteoporose</strong>therapie ist es, Frakturen zu verhindern. Die Wirkung von Zoledronsäure<br />

(Aclasta ® ) geht noch darüber hinaus. Denn Zoledronsäure ist das einzige <strong>Osteoporose</strong>therapeutikum,<br />

das nachweislich die Gesamtmortalität nach Hüftfraktur reduziert 1 . Redaktion: Dr. Claudia Uhlir<br />

n der Evidence-based Medicine ist die<br />

Mortalität der härteste Parameter, an<br />

dem eine therapeutische Intervention gemessen<br />

wird. Für die <strong>Osteoporose</strong>therapie<br />

war eine Mortalitätssenkung lange Zeit<br />

eine Utopie. Nun steht mit Zoledronsäure<br />

das bisher einzige <strong>Osteoporose</strong>thera -<br />

peutikum zur Verfügung, für das ein Überlebensvorteil<br />

nachgewiesen ist.<br />

Wie Lyles und Kollegen anhand von<br />

HORIZON RFT (Recurrent Fracture Trial)<br />

zeigten, verringert Zoledronsäure bei Patientinnen<br />

mit postmenopausaler Osteo -<br />

porose nach Hüftfraktur nicht nur die Zahl<br />

klinischer Frakturen um 35 % gegenüber<br />

Placebo (8,6 % vs. 13,9 %; p = 0,001),<br />

sondern senkt darüber hinaus das Mortalitätsrisiko<br />

innerhalb von 3 Jahren um<br />

28 % (9,6 % vs. 13,3 %; p = 0,01), dies<br />

bei einer Number Needed to Treat (NNT)<br />

von nur 271 . In der Praxis müssen also<br />

nur 27 <strong>Osteoporose</strong>patientinnen nach Hüftfraktur<br />

3 Jahre lang mit Zoledronsäure<br />

behandelt werden, um einen Todesfall zu<br />

verhindern.<br />

Das Studienergebnis kann ohne Abstriche<br />

auf die Praxis umgelegt werden. Denn die<br />

nur 1-mal jährliche Gabe von Aclasta ®<br />

I<br />

sichert die 100%ige Compliance für ein<br />

ganzes Jahr. Da damit das bei oraler<br />

Bisphosphonattherapie ungelöste Problem<br />

der mangelnden Compliance wegfällt,<br />

werden die ausgezeichneten Daten für<br />

Zoledronsäure zur klinischen Realität.<br />

Triple A<br />

bei <strong>Osteoporose</strong><br />

Die hohe Qualität der wissenschaftlichen<br />

Evidenz spiegelt sich im „Österreichischen<br />

Leitfaden zur medikamentösen Therapie<br />

48 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN / FREIES THEMA<br />

Mortalitätsrate (%)<br />

14 -<br />

12 -<br />

10 -<br />

8 -<br />

6 -<br />

4 -<br />

2 -<br />

0 -<br />

13,3<br />

Placebo<br />

(141/1.057)<br />

28 %<br />

Reduktion* NNT<br />

27<br />

Number<br />

Needed to Treat<br />

9,6<br />

Aclasta ®<br />

(101/1.054)<br />

* p = 0,01 relative Risikoreduktion versus Placebo<br />

Abb.: Aclasta ® verringert die Reduktion der<br />

Gesamtmortalität nach Hüftfraktur. 1<br />

der postmenopausalen <strong>Osteoporose</strong> – Update<br />

<strong>2009</strong>“ wider 2 . Als einziges parenterales<br />

Bisphosphonat erhielt Zoledronsäure<br />

mit einer Triple-A-Bewertung den höchsten<br />

Empfehlungsgrad in allen relevanten<br />

Frakturbereichen, von vertebralen über<br />

nicht-vertebrale bis hin zu Hüftfrakturen.<br />

Zoledronsäure hat zudem das breiteste<br />

Zulassungsspektrum. Dieses umfasst die<br />

Behandlung der <strong>Osteoporose</strong> bei postmenopausalen<br />

Frauen, der <strong>Osteoporose</strong> bei<br />

Männern, die Therapie von Patienten mit<br />

einer kürzlich erlittenen niedrig-traumatischen<br />

Hüftfraktur, der glukokortikoidinduzierten<br />

<strong>Osteoporose</strong> sowie des Morbus<br />

Paget des Knochens.<br />

Drastisch weniger vertebrale<br />

und nicht-vertebrale Frakturen<br />

Die „Triple-A-Bewertung“ für Zoledronsäure<br />

basiert auf den Ergebnissen des<br />

HORIZON-Studienprogramms. In HO-<br />

RIZON 23013 erhielten mehr als<br />

7.700 Frauen mit postmenopausaler<br />

Osteo porose über 3 Jahre 1-mal jährlich<br />

eine i. v. Infusion von 5 mg Zoledronsäure.<br />

Im Vergleich zu Placebo führte die Therapie<br />

mit Zoledronsäure zu einer<br />

70%igen Verringerung morphometrischer<br />

vertebraler Frakturen (3,3 % vs.<br />

10,9 % unter Placebo; p < 0,001) und<br />

zu einer 41%igen Verringerung von<br />

Hüftfrakturen (1,4 % vs. 2,5 %; p <<br />

0,001). Nicht-vertebrale Frakturen, klinische<br />

Frakturen und klinische Wirbelfrakturen<br />

wurden um 25 %, 33 % bzw.<br />

77 % reduziert (jeweils p < 0,001).<br />

Hohe Sicherheit durch<br />

richtige Anwendung<br />

Eine Behandlung mit Zoledronsäure bedeutet<br />

für Patienten nicht mehr als eine<br />

15-minütige Infusion 1-mal jährlich.<br />

Mögliche, meist leichte Postinfusions-<br />

Symptome können durch Paracetamol<br />

oder Ibuprofen reduziert bzw. vermieden<br />

werden. Davor sollte, wie vor Beginn jeder<br />

Bisphosphonattherapie, der Nierenstatus<br />

erhoben und für eine ausreichende<br />

Hydratation (2 Glas Wasser) gesorgt<br />

werden.<br />

Eine ausreichende Versorgung mit Kalzium<br />

oral (500–1.000 mg pro Tag additiv<br />

je nach alimentärer Versorgung) und Vitamin<br />

D (400–2.000 IE pro Tag) wird<br />

empfohlen. ■<br />

1 Lyles K.W. et al., N Engl J Med 2007; 357 (18):1799-809<br />

2 Dimai H.P. et al., Wiener Medizinische Wochenschrift <strong>2009</strong>;<br />

159/Suppl 122:1-34<br />

3 Black D.M. et al., NEJM 2007; 356:1809-1822<br />

Entgeltliche Einschaltung mit freundlicher Unterstützung der Novartis GmbH Fachkurzinformation siehe Seite 51 NOV-PH/V10/5155


Pharmaka mit erhöhtem <strong>Osteoporose</strong>risiko<br />

Bone-Health-Management unter<br />

Aromatasehemmern bei Mammakarzinom<br />

Mammakarzinome in der Postmenopause sind zu ungefähr 75 % Hormonrezeptor-positiv. Östrogen<br />

stimuliert diese Rezeptoren als entscheidender Faktor für die Entstehung und das Wachstum des<br />

Karzinoms. Seit vor etwa einem Jahrhundert entdeckt wurde, dass Ovarektomie eine Rückbildung<br />

von Mammakarzinomen bewirkt, ist die Inhibierung des Östrogen-Signalweges ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Behandlung des Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinoms.<br />

Aromatasehemmer<br />

und Knochenstoffwechsel<br />

Sinkende Östrogenspiegel als Gefahr<br />

für den Knochen: Aromatase, ein Enzym<br />

der Cytochrom-P-450-Superfamilie<br />

und ein Produkt des CYP19-Gens,<br />

ist für die Umwandlung von Androgenvorstufen<br />

in Östrogene sowohl im Ovar<br />

als auch in der Nebenniere, in Fett,<br />

Muskel, Haut und in der Leber verantwortlich.<br />

Dies ist jedoch nur in der<br />

Postmenopause in ausreichendem Ausmaß<br />

der Fall. Aromatasehemmer (AI)<br />

haben aufgrund ihrer besseren Wirksamkeit<br />

und der geringeren Nebenwirkungen<br />

Tamoxifen sowohl im metastasierten<br />

als auch im adjuvanten Setting<br />

bei der postmenopausalen Patientin ersetzt.<br />

Da Östrogene einen negativ-regulatorischen<br />

Effekt auf die Knochenresorption<br />

ausüben, verursacht jede<br />

Senkung des Östrogenspiegels ein Absinken<br />

der Knochendichte.<br />

Evidenz für ein erhöhtes Frakturrisiko: Da<br />

AI die Östrogenproduktion – in der Postmenopause<br />

– bis zu 90 % senken, können<br />

sie Osteopenie, <strong>Osteoporose</strong> und eine<br />

erhöhte Frakturrate verursachen. In-vitro-<br />

Untersuchungen konnten auch im Knochengewebe<br />

(in den Osteoblasten) Aromataseaktivität<br />

nachweisen, sodass AI nicht<br />

nur durch Senkung des peripheren Östrogenspiegels<br />

auf das Knochengewebe<br />

wirken. Dies wurde von 6 großen randomisierten<br />

Studien (ATAC, BIG 1-98, IES,<br />

ABCSG-8/ARNO 95, MA.17) und deren<br />

Knochensubprotokollen sowohl für steroidale<br />

als auch nicht-steroidale AI gezeigt.<br />

Generell kann man davon ausgehen, dass<br />

AI die Knochendichte nach 2-jähriger Einnahme<br />

um ca. 5 % senken, aber nach 5jähriger<br />

Einnahme das Frakturrisiko um<br />

denselben Prozentsatz ansteigt. Nach 5jähriger<br />

AI-Therapie entwickeln ca. 20 %<br />

der Frauen mit normaler Knochendichte<br />

am Beginn der Therapie eine Osteopenie,<br />

jedoch bei keiner Patientin trat eine mani-<br />

Tab.: Risikofaktoren für eine erhöhte Frakturrate bei Patientinnen mit Mammakarzinom<br />

Validierte Risikofaktoren a Mögliche Risikofaktoren b<br />

AI-Therapie Chemotherapie<br />

T-Score < –1,5 Radiotherapie<br />

Alter > 65 Jahre niedriges Körpergewicht<br />

niedriger BMI (< 20 kg/m2 )<br />

Hüftfraktur in der Familienanamnese<br />

eigene Fragilitätsfraktur nach dem 50. Lebensjahr<br />

orale Kortikoidtherapie über > 6 Mon.<br />

Rauchen (aktuell oder früher)<br />

a validiert in großen klinischen Studien bei gesunden postmenopausalen Frauen (ausgenommen AI-Therapie)<br />

b kein ausreichendes Datenmaterial zur Evaluierung<br />

Nach: Hadji P. et al., Ann Oncol 2008; 19:1407-1416<br />

Priv.-Doz. Dr. Brigitte Mlineritsch<br />

III. Medizinische Universitätsklinik mit<br />

Hämatologie, internistischer Onkologie,<br />

Hämostaseologie, Infektiologie und Rheumatologie,<br />

Onkologisches Zentrum, Labor für<br />

Immunologie und Molekulare Krebsforschung<br />

(Vorstand: Univ.-Prof. Dr. Richard Greil)<br />

b.mlineritsch@salk.at<br />

feste <strong>Osteoporose</strong> auf. Somit nimmt Bone-<br />

Health-Management in der Behandlung<br />

des Mammakarzinoms einen wichtigen<br />

Platz ein.<br />

Kriterien für begleitende<br />

Bisphosphonat-Therapie<br />

Die ASCO-Guidelines zur Aufrechterhaltung<br />

der Knochendichte bei Frauen mit<br />

Mammakarzinom nehmen als Indikator<br />

für eine antiresorptive Therapie nur den<br />

T-Score –2,5. Die Osteoporosis Treatment<br />

Guidelines der National Osteoporosis<br />

Foundation (NOF) und der WHO<br />

betonen die Wichtigkeit, andere Risikofaktoren<br />

zu beachten (Abb. 1).<br />

P. Hadji konnte in einem Review 8 Risikofaktoren<br />

identifizieren, die eine erhöhte<br />

Frakturrate erwarten lassen und eineu<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

49


FOCUS<br />

Bisphosphonattherapie neben einer Aromatasehemmertherapie<br />

nahe legen (Tab.).<br />

Wirksamkeitsevidenz für eine antiresorp -<br />

tiven Therapie unter AI: Die derzeitige<br />

Evidenz aus klinischen Studien zeigt,<br />

dass Patientinnen mit Mammakarzinom,<br />

die AI erhalten, ein mehrfach erhöhtes<br />

Risiko für Frakturen haben. Auch die<br />

Auswahl der therapeutischen Konsequenzen<br />

ergibt sich auf Basis von großen<br />

prospektiven Studien. Kalzium-, Vitamin-<br />

D-Einnahme und sportliches Training<br />

konnten die Knochendichte bei gesunden<br />

postmenopausalen Frauen aufrechterhalten<br />

(NORA-Studie). Orale und intravenöse<br />

Bisphosphonate konnten therapiebedingte<br />

Osteopenie und <strong>Osteoporose</strong><br />

bei Frauen mit Mammakarzinom und endokriner<br />

Therapie verhindern (ABCSG-<br />

12). Die Identifikation von Patientinnen<br />

mit einer AI-Therapie, die eine antiresorptive<br />

Therapie benötigen, sollte aufgrund<br />

der Risiko faktoren und der Knochendichtemessung<br />

entschieden werden<br />

(Abb. 2).<br />

Osteoprotektive Therapie und Monitoring:<br />

Alle Patientinnen, die mit einer Aromatasehemmertherapie<br />

beginnen, sollten den<br />

T-Score –2,0,<br />

keine zusätzlichen Risikofaktoren<br />

Kalzium- und Vitamin-D-<br />

Supplementierung<br />

Monitoring des Risikostatus und<br />

der BMD alle 1–2 Jahre<br />

50 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />

Mammakarzinom-Patientin unter laufender<br />

oder beginnender AI-Therapie<br />

2 der folgenden Risikofaktoren:<br />

T-Score < –1,5<br />

Alter > 65<br />

BMI < 20 kg/m 2<br />

Hüftfraktur in der Familienanamnese<br />

Fragilitätsfraktur nach dem 50. Lebensjahr<br />

orale Kortikoidtherapie über > 6 Mon.<br />

Rauchen (derzeit oder früher)<br />

ASCO-Guidelines entsprechend Kalziumund<br />

Vitamin-D-Substitution erhalten. Jede<br />

Patientin mit einem T-Score > –2 und<br />

keinen Risikofaktoren sollte alle 2 Jahre<br />

die Knochendichte überprüfen lassen.<br />

Sollte die Knochendichte um mehr als<br />

5 % absinken, ist eine Bisphosphonattherapie<br />

indiziert, wobei alle 2 Jahre eine<br />

Kochendichtemessung durchgeführt<br />

werden sollte.<br />

Nach: Hadji P. et al., Ann Oncol 2008; 19:1407-1416<br />

Abb. 2: Empfohlene Richtlinien für Patientinnen mit Mammakarzinom, die eine Aromatase -<br />

hemmertherapie erhalten<br />

Rate an Hüftfrakturen/1.000 Frauenjahre<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

unteres<br />

Drittel<br />

2,6<br />

BMD (Calcaneus)<br />

mittleres<br />

Drittel<br />

* Risikofaktoren: Alter > 80; geringe körperliche Aktivität; Familienanamnese; Hyperthyroidismus;<br />

Komorbiditäten; übermäßiger Koffeingenuss; langjährige Benzodiazepin- oder antiepileptische Therapie<br />

Abb. 1: Jährliches Frakturrisiko, in Abhängigkeit von der Anzahl der Risikofaktoren<br />

T-Score < –2,0<br />

4,0<br />

1,1<br />

Bisphosphonattherapie<br />

plus Kalzium- und Vitamin-D-<br />

Supplementierung<br />

(Zoledronsäure 4 mg/6 Mon.)<br />

Monitoring der BMD alle 2 Jahre<br />

27,3<br />

5,6<br />

oberes<br />

Drittel<br />

1,1<br />

14,7<br />

1,9<br />

0–2<br />

9,4<br />

Bisphosphonate schon „upfront“? Patientinnen<br />

mit AI-Therapie, die 2 zusätzliche<br />

Risikofaktoren aufzeigen, sollten „upfront“<br />

eine Bisphosphonattherapie erhalten. Die<br />

Ergebnisse der 36-Monate-Analyse der Z-<br />

FAST-Studie ergaben einen Trend für eine<br />

Reduzierung der Frakturrate unter einer<br />

generellen Upfront-Zoledronat-Gabe. Es<br />

müssen jedoch die Langzeitdaten der großen<br />

Studien Z-FAST, ZO-FAST und E-ZO-<br />

FAST abgewartet werden.<br />

Da in der metastasierten Erkrankung Denosumab,<br />

ein RANKL-Antikörper, eine gewisse<br />

Überlegenheit gegenüber Bisphos -<br />

phonaten gezeigt hat, darf man gespannt<br />

auf die Ergebnisse der ABCSG-18-Studie<br />

warten, die den Stellenwert von Deno -<br />

sumab in der adjuvanten Situation überprüft.<br />

■<br />

Literatur bei der Verfasserin<br />

3–4<br />

Risikofaktoren*<br />

FACT-BOX<br />

5<br />

Nach: Cummings, 1995<br />

Alle Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem<br />

Mammakarzinom mit adjuvanter Aromatasehemmertherapie<br />

sollten Kalzium und Vitamin D<br />

erhalten. Bei Patientinnen mit Osteopenie oder<br />

2 Risikofaktoren sollte eine Upfront-Bisphosphonat-Therapie<br />

verordnet werden. Unter einer AI-<br />

Therapie sind regelmäßige Knochendichtemessungen<br />

in 1–2-jährigen Abständen zu empfehlen.<br />

Bei Absinken der Knochendichte um 5 %<br />

sind ebenfalls Bisphosphonate indiziert.


PHARMA-NEWS<br />

Cal-D-Vita ®<br />

Osteopenie: Risikofaktoren frühzeitig erkennen<br />

Eine adäquate Kalzium/Vitamin-D-Substitution kann nicht nur das erhöhte Frakturrisiko im höheren<br />

Alter signifikant vermindern 1 , sondern auch das ebenfalls mit zunehmendem Alter erhöhte Sturzrisiko<br />

positiv beeinflussen 2 . Ein Blick in den aktuellen österreichischen Ernährungsbericht (2008) zeigt aber,<br />

dass die Versorgung gerade mit Kalzium und Vitamin D quer durch die Bevölkerung defizitär ist.<br />

Risikofaktoren frühzeitig erkennen: Nicht erst <strong>Osteoporose</strong>,<br />

auch schon Osteopenie (T-Wert von –1 bis –2,5) kann mit einem<br />

erhöhten Frakturrisiko einhergehen. Es ist daher besonders<br />

wichtig, entsprechende Risikofaktoren wie familiäre Vorbelastung,<br />

bestimmte Medikamente oder kalziumarme Ernährung<br />

frühzeitig zu erkennen, um ein Fortschreiten der<br />

Erkrank ung zu verhindern.<br />

Versorgung mit Kalzium und Vitamin D: Die regelmäßige Zufuhr<br />

ausreichender Mengen an Kalzium und Vitamin D hat bekanntermaßen<br />

großen Einfluss auf die Knochenmasse. Umso<br />

alarmierender sind vor diesem Hintergrund die Ergebnisse des<br />

aktuellen Ernährungsberichts, der in jeder untersuchten Altersklasse<br />

teilweise extreme Defizite bei der Zufuhr von Kalzium und<br />

Vitamin D aufzeigt. Besonders dramatisch ist die Situation bei<br />

den Menschen, die diese Vitalstoffe am dringendsten brauchen,<br />

Frauen und Männer zwischen 65–85 Jahren. Das durchschnitt-<br />

Aclasta ® 5 mg Infusionslösung.<br />

QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Eine Flasche mit 100 ml Lösung enthält 5 mg Zoledronsäure (wasserfrei),<br />

entsprechend 5,330 mg Zoledronsäuremonohydrat. Ein ml der Lösung enthält 0,05 mg Zoledronsäure (wasserfrei), entsprechend<br />

0,0533 mg Zoledronsäuremonohydrat. Sonstige Bestandteile: Mannitol, Natriumcitrat, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete:<br />

Behandlung der <strong>Osteoporose</strong>: bei postmenopausalen Frauen; bei Männern mit einem erhöhten Risiko für Frakturen,<br />

einschließlich bei Patienten mit einer kürzlich erlittenen niedrig-traumatischen Hüftfraktur. Behandlung der <strong>Osteoporose</strong> in<br />

Zusammenhang mit einer systemischen Langzeit-Glukokortikoid-Therapie bei postmenopausalen Frauen und bei Männern mit einem<br />

erhöhten Frakturrisiko. Behandlung von Morbus Paget des Knochens. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff<br />

oder einen der sonstigen Bestandteile oder andere Bisphosphonate. Aclasta® ist kontraindiziert bei Patienten mit Hypokalzämie<br />

(siehe Abschnitt 4.4). Aclasta® ist während der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.6). IN-<br />

HABER DER ZULASSUNG: Novartis Europharm Limited, Wimblehurst Road, Horsham, West Sussex, RH12 5AB, Vereinigtes<br />

Königreich. Pharmakotherapeutische Gruppe: Bisphosphonat, ATC-Code: M05 BA 08. VERSCHREIBUNGSPFLICHT / APOTHEKEN-<br />

PFLICHT: Rp, apothekenpflichtig. Informationen betreffend Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung<br />

mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

Stand der Information: 06/<strong>2009</strong>. Novartis Pharma GmbH, 1020 Wien, Stella-Klein-Loew-Weg 17, Tel.: +43 1 866 57-0, Fax:<br />

+43 1 866 57-739, www.novartis.at.<br />

1) Lyles K W et al. Zoledronic Acid and Clinical Fractures and Mortality after Hip Fracture. NEJM. 2007; 10.1056/ NEJMOa074941:<br />

1-11<br />

*Laut Black D M et al. verringert die Behandlung mit Aclasta® das Risiko für morphometrische Wirbelfrakturen signifikant um<br />

60% bereits nach einem Jahr, 71% nach zwei Jahren und 70% nach drei Jahren im Vergleich zu Plazebo. Nicht-vertebrale Frakturen,<br />

klinische Frakturen und klinische Wirbelfrakturen wurden unter Aclasta® um 25%, 33% bzw. 77% reduziert (Black D M<br />

et al. Once-Yearly Zoledronic Acid for Treatment of Postmenopausal Osteoporosis. NEJM. 2007; 356; 18: 1809-1822).<br />

** Laut Fachinformation ist Aclasta® nur einmal jährlich zu verabreichen und ist das einzige Bisphosphonat, das nur einmal<br />

jährlich verabreicht werden muss (Fachinformation Aclasta ® ).<br />

Alendronsäure „Interpharm“ 70 mg einmal wöchentlich-Tabletten Qualitative und quantitative Zusammensetzung Eine Tablette<br />

enthält 70 mg Alendronsäure (als Natriumalendronattrihydrat). Anwendungsgebiete Therapie der postmenopausalen <strong>Osteoporose</strong>.<br />

Alendronsäure vermindert das Risiko für Wirbel- und Hüftfrakturen. Gegenanzeigen: -Erkrankungen des Ösophagus und<br />

andere Faktoren, welche die ösophageale Entleerung verzögern, wie Strikturen oder Achalasie; -Unfähigkeit, für mindestens 30<br />

Minuten aufrecht zu stehen oder zu sitzen; -Überempfindlichkeit gegenüber Alendronsäure, anderen Bisphosphonaten oder einem<br />

der sonstigen Bestandteile; -Hypokalzämie. Hilfsstoffe: Mikrokristalline Zellulose, Lactose-Monohydrat, Croscarmellose-Natrium,<br />

Magnesiumstearat. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Interpharm ProduktionsgmbH,<br />

1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Wirkstoffgruppe: Arzneimittel zur Behandlung<br />

von Knochenerkrankungen, Bisphosphonate. Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen und<br />

Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information: 11/2006<br />

Bonviva ® 3 mg Injektionslösung.<br />

Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Fertigspritze mit 3 ml Lösung enthält 3 mg Ibandronsäure (entsprechend<br />

3,375 mg Mononatriumibandronat 1 H2O). Die Konzentration an Ibandronsäure in der Injektionslösung beträgt 1 mg pro ml. Anwendungsgebiete:<br />

Therapie der <strong>Osteoporose</strong> bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko (siehe veröffentlichte Fachinformation<br />

Abschnitt 5.1 "Pharmakodynamische Eigenschaften"). Eine Reduktion des Risikos vertebraler Frakturen wurde gezeigt,<br />

eine Wirksamkeit hinsichtlich Oberschenkelhalsfrakturen ist nicht ermittelt worden. Gegenanzeigen: - Hypokalzämie (siehe veröffentlichte<br />

Fachinformation Abschnitt 4.4 "Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung"). - Überempfindlichkeit<br />

gegen Ibandronsäure oder einen der sonstigen Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile: Natriumchlorid, Eisessig,<br />

liche Defizit betrug bei diesen Menschen beinahe 80 % bezüglich<br />

der DGE-Empfehlung. Ein weiteres Warnsignal ist darüber<br />

hinaus die Verschlechterung der Versorgung seit dem letzten Ernährungsbericht<br />

aus dem Jahr 2003.<br />

Cal-D-Vita ® enthält in der Tagesdosis von 2 Kautabletten<br />

1.200 mg Kalzium und 800 IE Vitamin D und entspricht damit<br />

exakt der in der Chapuy-Studie nach EBM-Kriterien geprüften<br />

Substitution. Die einfache Einnahme und nicht zuletzt der angenehme<br />

Geschmack der Kautablette unterstützen darüber hi -<br />

naus die wichtige Patienten-Compliance.<br />

Auf einem Rezept können OP II à 60 Kautabletten kassenfrei<br />

verordnet werden.<br />

1 Chapuy M. et al.: Vitamin D3 and Calcium to prevent hip fractures in elderly women. New Eng J Med, Vol. 327;<br />

23:1637-1642<br />

2 Pfeifer M. et al.: Effects of a short-term Vitamin D and Calcium supplementation on body sway and secondary hyperparathyroidism<br />

in elderly women. J Bone Miner Res 2000; 15:1113-1118<br />

Natriumacetat 3 H2O, Wasser für Injektionszwecke. Inhaber der Zulassung: Roche Registration Limited, 6 Falcon Way, Shire Park,<br />

Welwyn Garden City, AL7 1TW, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte<br />

Abgabe verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Bisphosphonate, ATC-Code: M05B A06. Besondere Warnhinweise und<br />

Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen sowie Informationen<br />

zu Schwangerschaft und Stillzeit und zu Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

CAL-D-VITA ® - Kautabletten.<br />

Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Kautablette enthält Kalzium 600 mg als Calciumcarbonat 1500 mg, Colecalciferol<br />

(Vitamin D3) 400 I.E. (äquivalent zu 10 Mikrogramm) Sonstige Bestandteile: Aspartam (E 951) 6 mg, Saccharose 3<br />

mg, Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. Liste der sonstigen Bestandteile: Mannitol, Povidon,<br />

Talkum, Magnesiumstearat, Aspartam (E 951), Wasserfreie Citronensäure, Aromastoff (Orangenaroma), · Tocopherol, Nahrungsfette,<br />

Fischgelatine, Maisstärke, Saccharose; Pharmakotherapeutische Gruppe: Mineralstoffe ATC-Code: A12AX; Anwendungsgebiete:<br />

Korrektur von kombinierten Vitamin D- und Kalziummangelzuständen bei älteren Patienten. Vitamin D- und Kalzium-Supplementierung<br />

als Zusatz zu einer spezifischen <strong>Osteoporose</strong>behandlung bei Patienten, bei denen ein kombinierter Vitamin<br />

D- und Kalziummangel diagnostiziert wurde oder ein hohes Risiko für solche Mangelzustände besteht. Gegenanzeigen: Hyperkalzämie,<br />

schwere Hyperkalzurie, Nierensteine, Langzeitimmobilisation in Kombination mit Hyperkalzurie und/oder Hyperkalzämie,<br />

Hypervitaminose D, Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile. Inhaber der Zulassung:<br />

Bayer Austria Ges.m.b.H, Herbststraße 6-10, 1160 Wien Verschreibungs-/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig;<br />

Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln<br />

und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten<br />

Fachinformation. Stand der Information: Oktober 2007.<br />

Ciprofloxacin „Interpharm“ 250 < 7500 mg-Filmtabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und<br />

Menge): Eine Filmtablette Ciprofloxacin „Interpharm“ 250 mg enthält: Ciprofloxacin 250 mg als Ciprofloxacinhydrochlorid Eine<br />

Filmtablette Ciprofloxacin „Interpharm“ 500 mg enthält: Ciprofloxacin 500 mg als Ciprofloxacinhydrochlorid Anwendungsgebiete:<br />

Behandlung folgender Infektionen, die durch Ciprofloxacin-empfindliche Erreger hervorgerufen werden:Infektionen der oberen und<br />

unteren Harnwege, z.B. akute, unkomplizierte Cystitis, komplizierte Infektionen und Pyelonephritis; Schwere Haut- und Weichteilinfektionen<br />

verursacht durch gram-negative Bakterien; Osteomyelitis verursacht durch gram-negative Bakterien; Schwere systemische<br />

Infektionen verursacht durch gram-negative Bakterien, z.B. Septikämie, Infektionen bei immunsuppressiven Patienten;<br />

Schwere bakterielle Enteritis; Infektionen der Geschlechtsorgane inkl. akuter unkomplizierter Gonorrhoe, chronische Prostatitis;<br />

Infektionen der Atemwege inkl. einer Pneumonie verursacht durch aerobe gram-negative Bakterien. Bei der Behandlung von<br />

Pneumokokken-Pneumonien im ambulanten Bereich ist Ciprofloxacin nicht das Mittel der Wahl; Kinder und Jugendliche; Akute,<br />

durch Pseudomonas aeruginosa verursachte pulmonale Exazerbation einer zystischen Fibrose bei Kindern und Jugendlichen (5 –<br />

17 Jahre). Ciprofloxacin ist nicht für andere Indikationen in dieser Altersgruppe bestimmt. Die offiziellen Richtlinien über die geeignete<br />

Verwendung von antibakteriellen Wirkstoffen sind zu berücksichtigen. Gegenanzeigen: Ciprofloxacin ist kontraindiziert bei:<br />

Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Ciprofloxacin, anderen Chinolonen oder anderen Inhaltsstoffen; Patienten, bei<br />

denen in der Vorgeschichte im Zusammenhang mit der Gabe von Fluorochinolonen Sehnenerkrankungen; Schwangerschaft und<br />

Stillzeit; Kindern und heranwachsenden Jugendlichen außer bei der Behandlung von akuten Exazerbationen einer zystischen Fibrose<br />

bei Kindern von 5 – 17 Jahren; Kinder unter 5 Jahren. Hilfsstoffe: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose, Maisstärke,<br />

Magnesiumstearat, Talkum, kolloidales wasserfreies, Siliciumdioxid, Natriumstärkeglykolat (Typ A), Film: Hypromellose, Titandioxid<br />

(E171), Macrogol 400, Talkum Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Interpharm ProduktionsgmbH,<br />

1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten Wirkstoffgruppe:<br />

Antibiotikum Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der<br />

veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

1/10 SPECTRUM OSTEOPOROSE<br />

51


Duokliman Filmtabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): Eine Filmtablette enthält:<br />

2 mg Estradiol (als Estradiol Hemihydrat), 1 mg Norethisteron Acetat. Anwendungsgebiete: Hormonersatztherapie (HRT) zur Behandlung<br />

von Östrogenmangelsymptomen bei Frauen mit intaktem Uterus, die mindestens ein Jahr in der Menopause sind. Als<br />

alternative Therapie zur Vorbeugung der post-menopausal <strong>Osteoporose</strong> bei Frauen mit einem erhöhten Risiko von durch <strong>Osteoporose</strong><br />

bedingten Frakturen bei bestehender Unverträglichkeit oder bei Kontraindikation anderer Präparate, welche zur Therapie<br />

der <strong>Osteoporose</strong> erlaubt sind. Die Erfahrungen bei der Behandlung von Frauen im Alter von über 65 Jahren sind begrenzt. Gegenanzeigen:<br />

Verdacht auf oder bekannter Brustkrebs, ebenso eine entsprechende Vorgeschichte oder andere bekannter- oder vermuteterweise<br />

östrogenabhängige Tumore (z. B. Endometriumkarzinom).Undiagnostizierte Genitalblutungen. Dokumentierte aktive<br />

venöse Thromboembolien (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie) in den letzten 2 Jahren. Eine Vorgeschichte rezidivierender venöser<br />

Thrombembolien oder bekannter thrombophiler Erkrankungen einer Patientin, die nicht bereits Antikoagulansbehandlung.<br />

Aktives oder rezentes arterielles Thrombembolieleiden. Porphyrie. Unbehandelte Endometriumhyperplasie Akute Lebererkrankung<br />

oder Berichte über eine Lebererkrankung, in deren Verlauf sich in Funktionstests keine Normalwerte mehr einstellten. Überempfindlichkeit<br />

gegen Estradiol, Norethisteron oder einen der Hilfsstoffe. Hilfsstoffe: Laktose-Monohydrat, Maisstärke, Povidon, Talk<br />

(gereinigt), Magnesiumstearat, Macrogol 400, Hypromellose (E464), Titandioxid (E 171), Eisenoxid schwarz (E 172) Name oder<br />

Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: F.Joh.Kwizda Ges.m.b.H., 1010 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />

Rp, apothekenpflichtig Wirkstoffgruppe: Hormone Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen<br />

und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

EVISTA 60 mg Filmtabletten.<br />

Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 60 mg Raloxifenhydrochlorid. Das entspricht 56 mg Raloxifen-Base. Sonstiger Bestandteil:Lactose<br />

(149,40 mg). Anwendungsgebiete: EVISTA ist angezeigt zur Behandlung und Prävention der <strong>Osteoporose</strong> bei<br />

postmenopausalen Frauen. Es wurde eine signifikante Verminderung in der Inzidenz von vertebralen Frakturen, aber nicht von<br />

Hüftfrakturen, nachgewiesen. Wenn bei einer postmenopausalen Frau eine Entscheidung zwischen EVISTA und anderen Therapiemöglichkeiten,<br />

einschließlich einer Östrogenbehandlung, getroffen werden soll, sind im individuellen Fall klimakterische Symptome,<br />

Auswirkungen auf das Uterus- und Brustgewebe sowie kardiovaskuläre Risiken und Nutzen zu berücksichtigen. Gegenanzeigen:<br />

Überempfindlichkeit gegenüber Raloxifen oder einen der sonstigen Bestandteile. Darf nicht von noch gebärfähigen Frauen<br />

eingenommen werden. Bestehende oder in der Vorgeschichte aufgetretene venöse thromboembolische Ereignisse, einschließlich<br />

tiefer Venenthrombose, Lungenembolie und Retina-Venenthrombose. Eingeschränkte Leberfunktion einschließlich Cholestase.<br />

Schwere Nierenschädigung. Ungeklärte Uterusblutungen. EVISTA soll bei Patientinnen mit klinischen Zeichen oder Symptomen eines<br />

Endometriumkarzinoms nicht eingesetzt werden, da die sichere Anwendung in dieser Patientinnengruppe bislang nicht ausreichend<br />

untersucht wurde. Hilfsstoffe: Tablettenkern: Povidon, Polysorbat 80, Lactose, Lactose-Monohydrat, Crospovidon, Magnesiumstearat.<br />

Tablettenfilm: Titandioxid (E171), Polysorbat 80, Hypromellose, Macrogol 400, Carnaubawachs. Tinte: Schellack,<br />

Propylenglycol, Indigocarmin (E132). Wirkstoffgruppe: Selektiver Östrogenrezeptor-Modulator (SERM). ATC-Code: G03X C01- Name<br />

und Anschrift des Pharmazeutischen Unternehmers: DAIICHI SANKYO EUROPE GmbH, Zielstattstraße 48, 81379 München,<br />

Deutschland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Vertrieb in Österreich:DAIICHI SANKYO AU-<br />

STRIA GmbH Effingergasse 21, 1160 Wien. Telefon: (01) 485 86 42-0, Fax DW: 345. Die Informationen zu den Abschnitten Dosierung,<br />

Warnhinweise, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten Fachinformation zu<br />

entnehmen.<br />

Flucosept 50 / 100 / 150 mg / 200 mg-Kapseln Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge):1<br />

Kapsel enthält 50 mg / 100 mg / 150 mg / 200 mg Fluconazol. Anwendungsgebiete: Behandlung von Mykosen, die durch Fluconazol-empfindliche<br />

Pilze hervorgerufen werden. Die Therapie mit Flucosept kann eingeleitet werden, noch bevor die Ergebnisse<br />

von Kulturen oder anderen Laboruntersuchungen bekannt sind. Nach deren Vorliegen sollte die Therapie entsprechend angepasst<br />

werden. Schleimhaut-Candidosen einschließlich oropharyngealer, ösophagealer, mukokutaner und chronisch-atrophischer oraler<br />

Candidose (Stomatopathie bei Zahnprothesenträgern), nichtinvasive bronchopulmonale Candidosen, Candidurie. Es können sowohl<br />

Patienten mit normaler als auch geschwächter Immunabwehr behandelt werden; Rezidivprophylaxe oropharyngealer Candidiasis<br />

bei AIDS-Patienten; Systemcandidosen einschließlich Candida-Sepsis, disseminierte und andere invasive Candida-Infektionen<br />

(Infektionen des Peritoneums, des Endokards, der Augen, der Lunge und des Harntrakts); auch im Rahmen der<br />

Behand¬lung von malignen Erkrankungen, unter zytostatischer oder immunsuppressiver Therapie oder beim Vorliegen anderer<br />

prädisponierender Faktoren für eine Candida-Infektion (z.B. Patienten auf Intensivstationen); Kryptokokkose, einschließlich Kryptokokken-Meningitis<br />

sowie Infektionen anderer Organe (z.B. Lunge, Haut). Es können sowohl Patienten mit normaler als auch geschwächter<br />

Immunabwehr behandelt werden; Dauerbehandlung zur Rezidivprophylaxe der Kryptokokkose bei AIDS-Patienten;<br />

Prophylaxe von Pilzinfektionen bei Patienten mit malignen Erkrankungen, die aufgrund einer Zytostatika- oder Strahlentherapie<br />

für Pilzinfektionen prädisponiert sind. Dermatomykosen, wie z.B. Tinea pedis, Tinea corporis, Tinea cruris, Tinea versicolor, Tinea<br />

unguium (Onychomykose), in Fällen, wo eine systemische Behandlung angezeigt ist; Tiefe endemische Mykosen, einschließlich<br />

Kokzidioidomykose, Parakokzidioidomykose, Sporotrichose und Histoplasmose bei immunkompetenten Patienten; Genitalcandidiasis:<br />

akute oder rezidivierende Vaginalcandidiasis, Prophylaxe bei rezidivierender Vaginalcandidiasis (3 oder mehr Schübe pro<br />

Jahr); Candida-Balanitis; Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Fluconazol, einem Bestandteil des Präparates<br />

oder anderen Azolen; Gleichzeitige Anwendung von Cisaprid aufgrund des Auftretens kardialer Nebenwirkungen einschließlich<br />

Torsade de pointes. Vorsicht bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen.Basierend auf den Ergebnissen einer Multiple-Dose-Studie<br />

ist die gleichzeitige Anwendung von Terfenadin kontraindiziert bei Patienten, die Fluconazol in täglichen Dosen<br />

von 400 mg oder mehr, an einem oder mehreren Tagen, erhalten (siehe Wechselwirkungen). Hilfsstoffe: Laktose, Maisstärke, Povidon,<br />

Talk, Magnesiumstearat, hochdisperses Siliciumdioxid, Gelatine, Titandioxid (E171), Indigo Carmin (E132) Name oder Firma<br />

und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Kwizda Pharma GmbH, 1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />

Rezept- und apothekenpflichtig Wirkstoffgruppe: Antimykotikum (Triazolderivat) Die Informationen zu den Abschnitten<br />

Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information:<br />

01/2006.<br />

Klimapur 1 mg-Filmtabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): Eine Filmtablette<br />

enthält 1 mg Estradiol (als Estradiol hemihydrat). Anwendungsgebiete: Hormonsubstitutionstherapie zur Behandlung von Menopausensymptomen<br />

wie z.B. Schweißausbrüche und Hitzewallungen. Prophylaxe und Therapie der postmenopausalen Folgen des<br />

Östrogenmangels, wie atrophische Vaginitis oder atrophische Urethritis. Gegenanzeigen: Bestehende oder vermutete Schwangerschaft,<br />

Stillzeit. Diagnostizierter Brustkrebs bzw. Verdacht darauf. Bestehende oder vermutete östrogenabhängige Neoplasie. Abnorme<br />

genitale Blutungen, Endometriose. Akute tiefe Venenthrombose, thromboembolische Störungen, auch in der Anamnese<br />

(einschließlich Koronarthrombosen, Hirndurchblutungsstörungen usw.). Schwere Herz- oder Nierenerkrankungen, Sichelzellanämie.<br />

Angeborene Störungen des Fettstoffwechsels, schwerer Diabetes mit Gefäßveränderungen. Akute oder chronische Lebererkrankungen<br />

oder Lebererkrankungen in der Anamnese, sofern sich die Leberwerte nicht normalisiert haben. Schwere Leberfunktionsstörungen<br />

(einschließlich Porphyrie). Vorangegangene oder bestehende Lebertumore. Rotor-Syndrom oder Dubin-Johnson-<br />

Syndrom. Ikterus oder generalisierter Pruritus während einer früheren Schwangerschaft. Herpes gestationis in der Anamnese<br />

oder Otosklerose mit Verschlechterung während früherer Schwangerschaften. Bekannte Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile.<br />

Frauen mit intaktem Uterus sollten ohne zusätzliche Gabe eines Gestagens nicht mit Östrogenen behandelt werden. Hilfsstoffe:<br />

Lactose, Maisstärke, Povidon, Talk, Magnesiumstearat, Hydroxypropylmethylcellulose, Titandioxid (E171), Polyethylenglycol. Name<br />

oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: F.Joh.Kwizda Ges.m.b.H., 1010 Wien<br />

Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig Wirkstoffgruppe: Hormone Die Informationen zu den Abschnitten<br />

Warnhinweise, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten Fachinformation<br />

zu entnehmen.<br />

Liberel ® -Filmtabletten/Liberel ® mite-Filmtabletten<br />

Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält: Desogestrel 0,15 mg, Ethinylestradiol 0,03 mg/1 Filmtablette<br />

enthält: Desogestrel 0,15 mg, Ethinylestradiol 0,02 mg.Anwendungsgebiete: Orale Konzeptionsverhütung<br />

Gegenanzeigen:Kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) dürfen nicht bei Vorliegen einer der unten angeführten Bedingungen angewandt<br />

werden. Sollte eine der aufgelisteten Bedingungen zum ersten Mal während der Einnahme eines KOK auftreten, muss die<br />

Einnahme sofort beendet werden.Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen oder einen der sonstigen Bestandteile;Bestehende<br />

oder vermutete Schwangerschaft;Bestehende oder vermutete maligne Erkrankungen (z.B. der Genitalien oder der Mammae),<br />

die Sexualhormon-abhängig sind; Nicht abgeklärte vaginale Blutungen; Bestehende oder vorausgegangene Prodrome einer<br />

Thrombose (z. B. transitorische ischämische Attacken, Angina pectoris);Angeborene oder erworbene Prädisposition für venöse<br />

oder arterielle Thrombosen, wie z.B. APC-Resistenz,, Antithrombin-III-Mangel, Protein C- und Protein S-Mangel, Hyperhomocysteinämie<br />

und Antiphospholipidantikörper (Antikardiolipidantikörper, Lupus koagulans);Angeborene oder bestehende Fettstoff-<br />

52 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />

wechselstörungen; Schwere Hypertonie;Diabetes mellitus mit Gefäßveränderungen;Bestehende oder vorausgegangene venöse<br />

oder arterielle thrombotische/thrombo-embolische Ereignisse (z. B. tiefe Venenthrombose, Lungenembolie, Myokardinfarkt) oder<br />

zerebrovaskuläre Ereignisse; das Vorliegen eines schweren oder mehrerer Risikofaktoren für eine venöse oder arterielle Thrombose<br />

(siehe Abschnitt 4.4 "Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung") kann ebenfalls eine Gegenanzeige<br />

darstellen;Bestehende oder vorausgegangene Pankreatitis im Zusammenhang mit schwerer Hypertriglyzeridämie;Gelbsucht<br />

oder anhaltendem Juckreiz während einer früheren Schwangerschaft, Dubin-Johnson- und Rotor-Syndrom;Bestehende oder vorausgegangene<br />

schwere Lebererkrankung, solange sich die Leberfunktionswerte noch nicht normalisiert haben;Bestehende oder<br />

vorausgegangene benigne oder maligne Lebertumore;Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen in der Anamnese; Porphyrie;<br />

Herpes gestationis; Otosklerose mit Verschlechterung des Hörvermögens in vorangegangenen Schwangerschaften. Liste der<br />

sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Kartoffelstärke, Povidon K30, Stearinsäure, Siliciumdioxid, ·-Tocopherol,<br />

Magnesiumstearat (Liberel mite: zusätzl.: Chinolingelb (E104)).Tablettenfilm: Hypromellose, Macrogol 6000, Propylenglycol.<br />

Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Kwizda Pharma GmbH, 1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:Rezept-<br />

und apothekenpflichtig Wirkstoffgruppe: Gestagene und Estrogene, fixe Kombinationen Die Informationen<br />

zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation<br />

zu entnehmen. Stand: 10/2007.<br />

Madonella-Dragees Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 Dragee enthält 0,15 mg Levonorgestrel und 0,03 mg Ethinylestradiol<br />

Anwendungsgebiete: Orale Kontrazeption Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen Bestandteil des Präparates;<br />

Schwangerschaft; hormonabhängige Tumore, insbesondere bestehendes, vermutetes oder behandeltes Mamma- oder Endometriumkarzinom;<br />

nicht abgeklärte Genitalblutungen; vorausgegangene oder bestehende thromboembolische Prozesse; Thrombophlebitis,<br />

nach Schlaganfall oder Herzinfarkt; Antithrombin III-Mangel; Sichelzellanämie; schwerer Diabetes mit<br />

Gefäßveränderungen; Hyperlipoproteinämie; schwere Leberfunktionsstörungen; Gelbsucht oder Pruritus während einer früheren<br />

Schwangerschaft; Dubin-Johnson-Syndrom, Rotor-Syndrom; vorausgegangene oder bestehende Lebertumore; Herpes gestationis<br />

in der Anamnese; Otosklerose mit Verschlechterung in einer früheren Schwangerschaft. Liste der sonstigen Bestandteile: Laktose-Monohydrat,<br />

Maisstärke, Talk, Magnesiumstearat, Silicium colloidal anhydrous, Saccharose, Calciumcarbonat, Copovidon,<br />

Macrogol, Povidon, Natriumcarmellose, Titandioxid (E171). Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers:<br />

Kwizda Pharma GmbH, 1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig Wirkstoffgruppe<br />

Orale Estrogen-Gestagen-Kombinationskontrazeptiva Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen<br />

und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand: 05/2007.<br />

Maxi-Kalz Vit. D3 500 mg/400 I.E. - Kautabletten.<br />

Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge) 1 Kautablette zu 2500 mg enthält: 1250 mg Calciumcarbonat<br />

(entspr. 500 mg Calcium), Colecalciferol 400 I.E. (entspr. 10 mg Vitamin D3). Als Hilfsstoffe a-Tocopherol, partiell hydriertes<br />

Sojaöl, hydrolysierte Gelatine, Saccharose, Maisstärke, Mannitol, DL-Äpfelsäure, Povidon, Avicel CL (bestehend aus: mikrokristalliner<br />

Cellulose, Carmellose-Natrium), wasserfreie Zitronensäure, Magnesiumstearat, Aspartam, Aroma Aprikose (bestehend<br />

aus: Sorbit, Mannit, D-Glucono-1,5-Lacton, hochdisperses Siliciumdioxid, Maltodextrin, arabisches Gummi,<br />

natürliches/naturidentes Flüssigaroma Aprikose, natürliches/naturidentes Pulveraroma Aprikose). Anwendungsgebiete: Vorbeugung<br />

und Behandlung von Vitamin D- und Calcium-Mangelzuständen bei älteren Menschen. Ergänzende Vitamin D- und Calcium-Behandlung<br />

bei <strong>Osteoporose</strong>patienten, für die ein Risiko von Vitamin D- und Calcium-Mangelzuständen besteht. Gegenanzeigen:<br />

Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile, Hypercalcämie, Hypercalciurie bzw. Krankheitszustände, die Hypercalcämie<br />

oder Hypercalciurie zur Folge haben, Calcilithiasis (Nephrocalcinosis), Hypervitaminose D, schwere Nierenfunktionsstörungen.<br />

Pharmakotherapeutische Gruppe: Mineralpräparate, ATC-Code: A12AX. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmens:<br />

Meda Pharma GmbH, Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Angaben über<br />

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Schwangerschaft und Stillzeit,<br />

Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

Perikliman-Filmtabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge) Eine orange Tablette enthält<br />

2 mg Estradiol (als Estradiolhemihydrat). Eine graue Tablette enthält 2 mg Estradiol (als Estradiolhemihydrat) und 1 mg Norethisteronacetat.<br />

Anwendungsgebiete: Hormonersatztherapie (HRT) zur Behandlung von Estrogenmangelsymptomen bei postund<br />

perimenopausalen Frauen. Prävention einer <strong>Osteoporose</strong> bei postmenopausalen Frauen, die ein hohes Risiko zukünftiger<br />

Frakturen haben und die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikation gegenüber anderen, zur <strong>Osteoporose</strong>prävention zugelassenen<br />

Arzneimitteln aufweisen. Die Erfahrungen bei der Behandlung von Frauen im Alter von über 65 Jahren sind begrenzt. Gegenanzeigen:<br />

Bestehendes oder vermutetes Mammakarzinom oder Mammakarzinom in der Anamnese; Bestehende oder vermutete<br />

estrogenabhängige maligne Tumoren (z.B. Endometriumkarzinom); Diagnostisch nicht abgeklärte Genitalblutung; Unbehandelte<br />

Endometriumhyperplasie; Vorangegangene idiopathische oder bestehende venöse Thromboembolie (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie);<br />

Bestehende oder kürzlich aufgetretene arterielle thromboembolische Erkrankung (z.B. Angina pectoris, Myokardinfarkt);<br />

Akute Lebererkrankung oder Lebererkrankung in der Anamnese, solange sich die Leberfunktionswerte noch nicht normalisiert<br />

haben; Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber einem der Wirkstoffe oder einem der sonstigen Bestandteile; Porphyrie.<br />

Hilfsstoffe: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Povidon 25, Talkum (gereinigt) und Magnesiumstearat. Filmüberzug:<br />

(orange) Tabletten, die ausschließlich Estradiol enthalten: Hydroxypropylmethylcellulose, Titandioxid (E171), Macrogol 400 und<br />

Sunsetgelb (E110). (graue) Tabletten, die Estradiol und Norethisteronacetat enthalten: Hydroxypropylmethylcellulose, Titandioxid<br />

(E171), Macrogol 400, Eisenoxid schwarz (E172). Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers:<br />

F.Joh.Kwizda Ges.m.b.H., 1010 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig Wirkstoffgruppe:<br />

Hormone Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte sind<br />

der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Postinor 1500 Mikrogramm-Tablette Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge):1 Tablette enthält<br />

1500 Mikrogramm Levonorgestrel. Anwendungsgebiete: Notfallkontrazeption innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem<br />

Geschlechtsverkehr oder bei Versagen einer Verhütungsmethode. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Levonorgestrel<br />

oder einen der sonstigen Bestandteile. Hilfsstoffe: Kartoffelstärke, Maisstärke, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat,<br />

Talkum, Lactose-Monohydrat. Inhaber der Zulassung: Medimpex UK Limited 127 Shirland Road London W9 2EP Großbritannien<br />

Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Wirkstoffgruppe: Gestagene.<br />

PROTELOS 2 g Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen.<br />

Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jeder Beutel enthält 2 g Ranelicsäure, Distrontiumsalz. Sonstiger Bestandteil:<br />

enthält ebenfalls 20 mg Aspartam (E951). Hilfsstoffe: Aspartam (E951), Maltodextrin, Mannitol (Ph.Eur.) (E 421). Anwendungsgebiete:<br />

Behandlung der postmenopausalen <strong>Osteoporose</strong> zur Reduktion des Risikos von Wirbelsäulen- und Hüftfrakturen (siehe<br />

Abschnitt 5.1). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Wirkstoffgruppe:<br />

Pharmakotherapeutische Gruppe: Mittel zur Behandlung von Knochenerkrankungen - Andere Mittel mit Einfluss auf die Knochenstruktur<br />

und Mineralisation, ATC-Code: M05BX03. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: LES<br />

LABORATOIRES SERVIER, 22, rue Garnier, 92200 Neuilly-sur-Seine, Frankreich. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig.<br />

Weitere Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit<br />

anderen Mitteln und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Yris/Yris mite-Dragees Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Dragee enthält 0,075 mg<br />

Gestoden und 0,03 mg / 0,02 mg Ethinylestradiol. Anwendungsgebiete: Hormonale Konzeptionsverhütung Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit<br />

gegen einen der Bestandteile; Schwangerschaft; hormonabhängige Tumore (wie z. B. Mamma- oder Endometriumkarzinom<br />

bestehend, behandelt oder klinisch vermutet); nicht geklärte Genitalblutungen; bestehende oder vorausgegangene<br />

arterielle oder venöse thrombotische oder embolische Prozesse sowie prädisponierende Erkrankungen, z.B. Gerinnungsstörungen,<br />

Herzklappenerkrankungen oder Vorhofflimmern; Thrombophlebitis; Antithrombin-III-Mangel; Sichelzellenanämie; Zustand nach<br />

Herzinfarkt; schwerer Diabetes mellitus mit Gefäßveränderungen; Hyperlipoproteinämie; Fettstoffwechselstörungen; schwere Leberfunktionsstörungen;<br />

Gelbsucht oder anhaltender Juckreiz während einer früheren Schwangerschaft; Dubin-Johnson-Syndrom.<br />

Rotor-Syndrom; vorausgegangene oder bestehende Lebertumore; Herpes gestationis in der Anamnese; Otosklerose mit Verschlechterung<br />

in vorausgegangenen Schwangerschaften. Hilfsstoffe: Kern: Natriumcalciumedetat, Magnesiumstearat, Siliziumdioxid,<br />

Povidon, Maisstärke, 37,16 mg / 37,17 mg Lactose-Monohydrat. Hülle: Chinolingelb E 104, Povidon, Titandioxid E171, Macrogol<br />

6000, Talk, Calciumcarbonat, Saccharose. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Kwizda<br />

Pharma GmbH, 1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:Rezept- und apothekenpflichtig Wirkstoffgruppe: Hormonelle<br />

Kontrazeptiva Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten<br />

Fachinformation zu entnehmen.Stand: 04/2007


19:00–21:00 Uhr<br />

Weitere Informationen und Anmeldung:<br />

Tel.: +43/1/408 68 24-0, E-Mail: office@fischill.at; www.knochenundmineralstoffwechsel.at


Fachkurzinformation siehe Seite 52

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