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Benachteiligte fördern - LASA Brandenburg GmbH

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Dr. Friedel Schier<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn<br />

<strong>Benachteiligte</strong> <strong>fördern</strong> –<br />

Anregungen für die berufliche Bildung<br />

95


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

gestatten Sie mir zwei Vorbemerkungen:<br />

1. In Deutschland gab es im Jahr 2004 knapp 574.000 neue Ausbildungsabschlüsse und<br />

2. trotz aller Maßnahmen bleiben ca. 13% aller Jugendlichen unter 30 Jahren dauerhaft<br />

ohne Berufsabschluss.<br />

Nun stellt sich die Situation für den Facharbeitermarkt in Deutschland so dar, dass es Verschiebungen<br />

in der Alterstruktur der Bevölkerung sowie strukturelle Veränderung in den und<br />

zwischen den Wirtschaftszweigen geben wird. Längerfristig – bis 2050 – wird es gut ein Drittel<br />

beziehungsweise 4,4 Mio. Personen weniger im erwerbsfähigen Alter geben.<br />

Neben diesen statistischen Eckdaten gibt es noch „weiche Faktoren“, die für die Situation<br />

prägend sind: Herr Professor van Buer, Humboldt-Universität Berlin, hat eine repräsentative<br />

Umfrage unter Berliner Jugendlichen vorgenommen, die in unterschiedlichsten Maßnahmen<br />

beheimatet waren. Es handelte sich hier nicht um die Jugendlichen, die in einer regulären<br />

Ausbildung standen, sondern um Jugendliche, die sich über einen gewissen Zeitraum hin in<br />

berufsvorbereitenden Maßnahmen befanden.<br />

Er hat meines Erachtens einige besorgniserregende Tatsachen aufgedeckt:<br />

3. Von den befragten Berliner Jugendlichen (keine <strong>Brandenburg</strong>er Jugendlichen) in den<br />

untersuchten Maßnahmen hätte keiner das Zertifikat eines einfachen Hauptschulabschluss<br />

nach den von ihm formulierten Standards erhalten können, wobei diese Standards nur 50%<br />

des PISA – Standards entsprechen.<br />

4. Der größte Teil der Jugendlichen in allen Maßnahmen und Bildungsgängen zeigt Rechtschreibeleistungen,<br />

die noch in der Primarstufe, maximal in der ersten Hälfte des 7. Schuljahres,<br />

einzuordnen sind. Das heißt, sie liegen zwei, drei, zum Teil vier Jahre in der Rechtschreibung<br />

hinter dem Leistungsstand zurück, der eigentlich am Ende der Schulzeit vorhanden<br />

sein sollte.<br />

5. Der größte Teil der befragten Jugendlichen verfügt nicht über die Informationen und das<br />

erforderliche Wissen, um in der Berufsausbildung zu bestehen. Das heißt, sie bedürfen einer<br />

dauerhaften Unterstützung in der Berufsausbildung, damit diese Kenntnislücken nicht den<br />

Berufsabschluss verhindern.<br />

6. Der vierte Punkt erhärtet diese Einschätzung noch: notwendige Kompetenz und Wissensstrukturen<br />

für erfolgreiches Lernen wurden nicht erworben.<br />

96


Das Schlussresümee für Herrn van Buer ist, dass der allgemeine sowie der erweiterte<br />

Hauptschulabschluss keine hinreichenden Kriterien zur Bestimmung der Ausbildungsreife<br />

darstellen. Das heißt, ob jemand einen Hauptschulabschluss hat oder nicht, mag zwar ein<br />

formales Kriterium sein, ermöglicht aber keine ausreichende Aussage darüber, ob der Betreffende<br />

auch wirklich für eine Ausbildung geeignet ist.<br />

Mich hat diese Einschätzung stark bewegt, weil ich bislang davon ausgegangen bin, dass<br />

sich nach einer möglicherweise schwachen Schulzeit für die Jugendlichen in der Ausbildung<br />

und beruflichen Praxis doch neue Chancen, Zugänge und Motivationsschübe erschließen<br />

können. Die Möglichkeit besteht. Aber wie die Studie aussagt, kommen Schüler mit schlechten<br />

schulischen Leistungen gar nicht erst in den Vorteil eines Ausbildungsplatzes.<br />

Zum 1. April ist nun die Reform der Berufsbildung in Kraft getreten; das Berufsbildungsgesetz<br />

hat für Jugendliche mit schlechteren Startchancen einige Verbesserungen gebracht:<br />

Es gibt neue Regelungen zur Durchführung von Prüfungen, die jetzt gestreckt werden<br />

können;<br />

es soll mehr Stufenausbildungen geben;<br />

es gibt andere und verbesserte Möglichkeiten für Absolventen von zweijährigen Ausbildungen,<br />

um ein drittes Ausbildungsjahr anzuschließen.<br />

In Ihren Tagungsunterlagen finden Sie eine Übersicht, in der die wesentlichen Veränderungen<br />

aufgelistet sind. Frau Pahl hat auch heute Morgen die neuen Möglichkeiten deutlich genannt.<br />

Zu beachten ist aber, dass Sie diese Möglichkeiten im Gesetz nicht im Wortlaut finden werden,<br />

sondern eher in den Erläuterungen.<br />

Im Gesetz werden vor allem die neuen Rahmenbedingungen aufgeführt; es bestehen aber<br />

seitens der Kammern deutliche Spielräume im Umgang mit der neuen Gesetzlichkeit:<br />

Die Möglichkeiten im Gesetz sind vorhanden, die regionale Ausgestaltung hängt dann von<br />

den Kammern ab.<br />

Ein Beispiel: ein wichtiges Anliegen der Reform war, dass die Anrechnung von Vorqualifikationen<br />

und die Durchlässigkeit erhöht werden sollen, damit die Warteschleifen wegfallen.<br />

Das ist auch heute Morgen noch einmal sehr deutlich sowohl von Frau Pahl wie auch von<br />

Frau Ministerin Ziegler hervorgehoben worden.<br />

Aber die Anrechnung ist nicht zwingend verpflichtend, sondern die Entscheidung wird immer<br />

abhängig von dem ganz konkreten Fall, dem ganz konkreten Antrag bei der jeweiligen<br />

Kammer sein.<br />

97


Für sehr interessant und zukunftsweisend halte ich einen weiteren Punkt, nämlich den möglichen<br />

Wechsel von der schulischen in die betriebliche Berufsausbildung und vielleicht auch<br />

wieder zurück. Das ist eigentlich relativ ungewöhnlich für das deutsche System aber optional<br />

jetzt möglich und wird hier im Land <strong>Brandenburg</strong> ja auch bereits praktiziert.<br />

Zum Abschluss noch zwei Anregungen:<br />

7. Ich glaube, das A und O ist die Integration betrieblicher Praxisphasen.<br />

Das ist entscheidend für die Anschlussfähigkeit der Jugendlichen und für die Anschlussfähigkeit<br />

der Qualifikation, die sie erhalten.<br />

8. Das halte ich regional gesehen für entscheidend: ich habe den Eindruck, es gibt immer<br />

wieder Partner, die gut zusammenarbeiten, aber auch viele, die nicht zusammenarbeiten.<br />

Mit Partnern meine ich die Wirtschaft, das Handwerk, die Arbeitsämter, die Bildungseinrichtungen<br />

und natürlich auch die Schulen. Häufig wird leider einer dieser Partner in den Ausbildungsverbünden<br />

vergessen und dementsprechend hakt es dann an dieser Stelle.<br />

Heute Morgen wurde als „frommer Wunsch“ geäußert, dass man mehr gemeinsam „an einem<br />

Strick ziehen“ müsste. Ich sehe es im Moment eher so, dass eine wilde Förderlandschaft<br />

existiert und die Eigeninteressen der Förderer, wohl gemerkt der Förderer, nicht der<br />

Geförderten, so stark sind, dass es wohl auch in Zukunft noch eine ganze Reihe parallele<br />

Strukturen geben wird.<br />

Deshalb sehe ich es als zwingend notwendig und wichtig an, die Abstimmungsprozesse zu<br />

intensivieren.<br />

Das ist meines Erachtens eine ganz wichtige Vorbedingung für mehr regionale Vernetzung<br />

und Zusammenarbeit.<br />

Vielen Dank.<br />

Quelle: Jürgen van Buer: Empirische Untersuchung bei Schulabgängern nach PISA-<br />

Kriterien. In: Fachtagung "Fit für die Ausbildung", (Hg.) KAUSA, Bielefeld o.J. (2004). Seite<br />

34-52.<br />

98


Heinz-Wilhelm Müller<br />

Agentur für Arbeit Eberswalde<br />

99<br />

Gedanken zum Thema


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

mein Name ist Müller; ich bin seit dem 3.Januar 2005 Leiter der Agentur für Arbeit Eberswalde<br />

in den Landkreisen Barnim und Uckermark und damit auch verantwortlich für den gesamten<br />

Bereich arbeitsloser Jugendlicher; in Barnim auch für langzeitarbeitslose Jugendliche,<br />

Berufsberatung, berufsvorbereitende Maßnahmen und so weiter. Ich habe die Diskussion<br />

heute morgen leider nicht verfolgen können, aber sehr interessante Ansätze hier in diesem<br />

Raum eben hören dürfen.<br />

Jetzt kurz einige Gedanken zum heutigen Thema:<br />

Der 1. Punkt ist für mich: Hier im Land <strong>Brandenburg</strong> ist das Problem, Fachkräfte und motivierte<br />

Mitarbeiter für Betriebe zu finden, von einer großen Heterogenität geprägt. Zum einen<br />

haben viele Unternehmen dieses Problem noch gar nicht erkannt. Es ist eben bereits gesagt<br />

worden, dass viele Betriebe es gewohnt sind, die Bewerber sozusagen auf dem Silbertablett<br />

gereicht zu bekommen und sich im Grunde genommen gegenwärtig noch gar keine Gedanken<br />

darüber machen, ob sich das irgendwann einmal ändern wird.<br />

Andererseits stellen unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater fest: viele junge Leute<br />

haben resigniert und glauben gar nicht daran, dass, wenn sie jetzt als Bewerber bei uns vorgemerkt<br />

sind, sie im Herbst eine Ausbildungsstelle bekommen. Und sie glauben schon gar<br />

nicht daran, dass sie hier in der heimischen Region eine Ausbildungsstelle finden. Vor dem<br />

Hintergrund einer Zeitachse betrachtet, lässt sich feststellen: viele Betriebe und viele Jugendlichen<br />

sehen nicht, dass die Gegenwart, wie sie sich bei uns im Augenblick darstellt,<br />

schon in wenigen Jahren Vergangenheit ist und zwar eine ganz andere Vergangenheit, als<br />

die Gegenwart dann sein wird.<br />

Der 2. Punkt ist: Wir brauchen – und es wird sehr schwierig sein, das zu erreichen – eine<br />

Vorteilsübersetzung für die Betriebe in unserer Region, was Fachkräfte und Ausbildung betrifft.<br />

Personal, Ausbildung und Fachkräfte sind keine Themen der Volkswirtschaft.<br />

Die Betriebe interessieren sich in aller Regel nicht für volkswirtschaftliche Größen, Kennziffern<br />

oder Argumentationsstränge, sondern diese Thematik ist rein betriebswirtschaftlicher<br />

Art. „Ihr sägt euch den eigenen Ast ab, auf dem ihr sitzt, wenn ihr nicht dafür sorgt, dass ihr<br />

in wenigen Jahren geeignetes Fachkräftepersonal habt !“ Einzelne Betriebe bei uns in der<br />

Region haben diese Argumentation erkannt; zumeist größere aber zunehmend auch kleinere<br />

Unternehmen, zum Beispiel Handwerksbetriebe, die sich jetzt überlegen, was denn passieren<br />

wird, wenn irgendwann einmal der Inhaber ausscheidet, es einen Gesellen möglicherweise<br />

nicht gibt und das ganze Unternehmen, das eigentlich auf relativ gesunden Füßen<br />

steht, vor die Existenzfrage gestellt wird.<br />

100


Diese Vorteilsübersetzung scheint mir ganz wesentlich zu sein.<br />

Das kann die Agentur für Arbeit allein sicher nicht leisten, hier ist vor allem der Ausbildungskonsens<br />

bundesweit gefragt. Ich habe persönlich schon an Veranstaltungen des Landes<br />

<strong>Brandenburg</strong> teilgenommen, wo auch der Ministerpräsident und Vertreter verschiedener Ministerien<br />

in die gleiche Richtung argumentierten. Allerdings finden derartige Argumentationen<br />

im Augenblick noch zu wenig Widerhall.<br />

Der 3. Punkt: Wir brauchen natürlich eine ebensolche Vorteilsübersetzung für die jungen<br />

Leute. Wir haben soeben gehört, wie viel Prozent der jungen Arbeitslosen keine Ausbildung<br />

haben und dass das Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit steigt. Nun ist das eine Allerweltsweisheit,<br />

aber trotzdem richtig. Ich nenne hier ein nicht repräsentatives, aber mich sehr bewegendes<br />

Beispiel:<br />

Am vergangenen Montag fand bundesweit der Tag des Ausbildungsplatzes statt, natürlich<br />

auch in der Agentur für Arbeit in Eberswalde. Die Kollegen und Kolleginnen unseres zu diesem<br />

Zeitpunkt noch zuständigen Bereichs SGB II, (mittlerweile sind das Jobcenter und die<br />

ARGE dafür verantwortlich), hatten sich überlegt, nicht nur am Tag des Ausbildungsplatzes<br />

für das Thema Ausbildung, Fachkräfte und Wirtschaft der Zukunft zu werben, sondern die<br />

Jugendlichen direkt mit in die Betriebe zu nehmen. Wir haben diese Idee natürlich mit den<br />

Betrieben abgestimmt und hatten etwa 70 junge Leute angesprochen.<br />

Das Ergebnis war, dass ein gutes Drittel der Langzeitarbeitslosen, ALG 2- oder Sozialgeldempfänger<br />

und Bewerber um Ausbildungsstellen, gar nicht erst gekommen ist. Das kann ich,<br />

offen gesagt, nicht verstehen. Unsere Kolleginnen und Kollegen, die persönlichen Ansprechpartner,<br />

Fallmanager und Berufsberater, haben noch am selben beziehungsweise am nächsten<br />

Tag nachgefragt: ,,Was war denn los?“. Die Antworten lauteten: „ich habe verschlafen“,<br />

“ich wollte ausschlafen“, „hab den Termin vergessen“, „hatte keine Lust“ und so weiter.<br />

Nun ist dieser Fall sicher nicht repräsentativ, aber ganz offensichtlich müssen wir eben alles<br />

daran setzen, auch für diesen Personenkreis – unsere Fachkräfte der Zukunft – eine Vorteilsübersetzung<br />

zu erreichen.<br />

Der 4. Punkt ist: Es hat natürlich generell in der Gesellschaft ein Umdenken gegeben.<br />

Wir haben, und das ist nichts Neues, jahrelang sehr stark in sozialpolitischen Komponenten<br />

gedacht unter der Rubrik: „besser eine Förderung als gar nichts“.<br />

Heute sagen wir, „eine gute Förderung gern, a) wenn der junge Mensch zu dieser Zielgruppe<br />

gehört und b) wenn am Ende auch die beabsichtigte arbeitsmarktliche Wirkung entsteht“.<br />

Und die beste Sozialpolitik in diesem Sinne ist natürlich – Integration in eine Ausbildung, das<br />

ist das Zwischenziel – die Integration in den Arbeitsmarkt als das letztlich eigentliche Ziel.<br />

101


Uns ist häufig vorgeworfen worden: „Ihr wollt ja a) die Berufsberatung platt machen, euch b)<br />

aus den Schulen herausziehen, c) keine berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen unterstützen<br />

und d) keine <strong>Benachteiligte</strong>nausbildung mehr anbieten“. Das ist falsch. Ich kann das<br />

für die Agentur Eberswalde sagen aber auch für die Regionaldirektion und für die gesamte<br />

Bundesagentur.<br />

Wir haben uns mit der Bundesregierung sowie mit den Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretungen<br />

im Rahmen des nationalen Paktes für Ausbildung darauf geeinigt, die Teilnehmerzahlen<br />

der Maßnahmen in den ausbildungs<strong>fördern</strong>den Instrumenten auf dem Stand von<br />

2003 zu halten und das werden wir auch tun.<br />

Also: Berufsausbildung in außerbetrieblichen Ausbildungen plus ausbildungsbegleitende<br />

Hilfen plus berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen plus einige Sonderinstrumente.<br />

In Summe werden wir auch in diesem Jahr den Stand von 2003 halten.<br />

Wir achten natürlich darauf, dass möglichst viele positive Wirkungen entstehen. Eine besondere<br />

Zielgruppe sind auch für uns junge Frauen mit kleinen Kindern, die es ja ganz besonders<br />

schwer haben auf dem Arbeitsmarkt. Wenn für diese Personengruppen eine Integrationsquote<br />

von 50% angestrebt wird, wie im Beispiel meiner Vorrednerin soeben mitgeteilt<br />

wurde, so ist das ein sehr ambitioniertes Ziel und, wenn es erreicht werden kann, sicherlich<br />

ein gutes Ergebnis. Die Unterstützung eines solchen Projekts könnte ich mir auch in unserer<br />

Agentur gut vorstellen.<br />

Mein letzter Punkt ist: Wir sind als Bundesagentur selbstverständlich nach wie vor auch im<br />

Bereich der optierenden Kommunen durchaus noch am Markt präsent, was die langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen betrifft. Es ist wohl wahr, dass zunächst einmal der optierende<br />

Kreis für die Ausbildungsvermittlung und für die Berufsausbildung und außerbetriebliche<br />

Ausbildung verantwortlich ist.<br />

Aber für Berufsorientierung, berufliche Beratung und berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

ist es auch im Fall der Option die Bundesagentur für Arbeit; und wir werden uns aus<br />

diesem Geschäft unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht zurückziehen, weil es ein<br />

wichtiges Geschäft ist und weil es aus meiner Sicht einen ganz wesentlichen Aspekt des<br />

Arbeitsmarktes darstellt.<br />

Soweit einige wenige Punkte, die mir durch den Kopf gegangen sind und über die wir möglicherweise<br />

später noch diskutieren können.<br />

Ich danke für die Aufmerksamkeit.<br />

102


Thomas Enkelmann<br />

Fürstenwalder Aus- und Weiterbildungszentrum g<strong>GmbH</strong><br />

Erfahrungen aus der Bildungsarbeit<br />

für benachteiligte Jugendliche<br />

103


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

wie Sie den ausliegenden Prospekten entnehmen können, hat das Fürstenwalder Ausbildungswerk<br />

ein breites Leistungsspektrum und verfügt über langjährige vielfältige Erfahrungen<br />

in Bezug auf Bildungsmaßnahmen für Schüler allgemein sowie für benachteiligte Schüler<br />

im Besonderen.<br />

Im Folgenden einige Überlegungen und Schlussfolgerungen daraus.<br />

Zuerst möchte ich eine zentrale Aussage treffen:<br />

um Begabungen bei Schülern zu entdecken, diese zu <strong>fördern</strong> und sie sinnvoll für die Wirtschaft<br />

zu erschließen, sind Veränderungen im allgemeinbildenden Bildungswesen sowie im<br />

beruflichen Bildungswesen notwendig; beziehungsweise sind die formalen Möglichkeiten, die<br />

sich per Gesetz bieten, umfassender anzuwenden.<br />

Da sich die Bevölkerung in Deutschland nicht von selbst reproduziert, ist es um so wichtiger,<br />

alle zur Verfügung stehenden Potentiale zu nutzen. Das heißt, alle Möglichkeiten der Bildung<br />

anzuwenden und auch alle jene Menschen intensiv einzubeziehen, die formal weniger<br />

Chancen am Arbeitsmarkt haben, sofern ihnen nicht besondere Unterstützung gewährt wird.<br />

Gegenwärtig wird erneut darüber debattiert, die Vorschule zu einer obligatorischen Institution<br />

zu entwickeln. Momentan gibt es die Entscheidung, dass eine solche Institution nicht eingerichtet<br />

werden soll.<br />

Es ist vielfach seitens der Wissenschaft darauf verwiesen worden, dass Kinder im Alter von<br />

3-6 Jahren eine ganz wesentliche und für die zukünftige Entwicklung entscheidende Phase<br />

des Lernens durchleben. Sich dem Thema Bildung in dieser Zeit gezielt zu widmen, halte ich<br />

deshalb für eine erste Aufgabe, wenn man über Begabungsreserven und deren Erschließung<br />

spricht. Das frühzeitliche Fördern und Fordern der Kinder prägt sie für die künftige Schule.<br />

Kinder müssen in dieser Phase für das Lernen weiter begeistert werden. Maria Montessori,<br />

eine der bekanntesten Reformpädagoginnen des letzten Jahrhunderts, forderte, dass die<br />

„hungrige Intelligenz“ der Kinder befriedigt werden muss. Der Drang der Kinder auf Neues,<br />

auf das Erkennen der sie umgebenden Welt, muss weiter geweckt und gefördert werden.<br />

Dabei ist ihnen die Freude am Lernen nicht zu nehmen sondern bewusst zu <strong>fördern</strong>. Meines<br />

Erachtens beginnt spätestens hier der Weg zu einer erfolgreichen Erschließung von Begabungsreserven.<br />

Über das schulische Bildungswesen ist in den vergangenen Jahren hinlänglich gesprochen<br />

worden und wird auch weiterhin gesprochen werden.<br />

Wer erwartet, dass sich Veränderungen in wenigen Wochen einstellen, wenn veränderte<br />

Rahmenbedingungen entstehen – siehe auch das Thema Ganztagsschule – der wird ent-<br />

104


täuscht sein. Nach unseren bisherigen Erfahrungen als Bildungsträger wie auch als Träger<br />

einer freien Grundschule gehen doch mehrere Jahre ins Land, bis spürbare Veränderungen<br />

eintreten. Grundsätzlich möchte ich an dieser Stelle betonen, dass das Ganztagsschulprojekt<br />

ein ganz wesentliches Mittel sein kann, das uns als Gesellschaft hilft, den Anforderungen der<br />

Zeit besser gerecht zu werden; insbesondere wenn es darum geht, unseren Schülern ihre<br />

Begabungsreserven zu „entlocken“.<br />

Die Ganztagsschule hat ja nicht allein den Vorteil, dass die Kinder und Jugendlichen länger<br />

in der Schule sind. Nein, auch die Pädagogen sind länger an der Schule und deren Potential<br />

kann noch umfassender für die Kinder und Jugendlichen eingesetzt werden. Deshalb kann<br />

ich als freier Träger dem zur Zeit diskutierten Vorschlag über eine längere Präsenszeit der<br />

Lehrer an den Schulen nur zustimmen. Den Kindern und Jugendliche interessante Angebote<br />

zu machen und sie über die Vielfalt von Möglichkeiten des Lernens wieder zur Freude am<br />

Lernen zu führen wird nicht nur dazu beitragen, dass die Schüler wieder bessere Leistungen<br />

erzielen, sondern auch Möglichkeiten eröffnen, die Begabungsreserven der Schüler zu entdecken<br />

und zu <strong>fördern</strong>. Wir sprechen aber hier und heute nicht über die Ganztagsschule<br />

allein, sondern stellen die Frage nach den Möglichkeiten, wie Begabungsreserven in den<br />

verschiedenen Lebens- und Lernabschnitten der Schüler und Jugendlichen erkannt, gefördert<br />

und genutzt werden können.<br />

Wie sieht der derzeitige Stand aus:<br />

Ich bin nicht in der Lage, fundierte wissenschaftliche Erhebungen vorzulegen. Unsere<br />

Kenntnis beruht auf den Erfahrungen als Träger der Bildung, der sich dazu noch in einem<br />

kleineren Territorium in Ostbrandenburg bewegt. Unsere Erfahrungen sind also eher empirisch<br />

begründet. Wir können bestätigen, dass grundsätzlich Schulabgänger der letzten Jahre<br />

– und hier sprechen wir über Schüler ohne beziehungsweise mit Berufsbildungsreife sowie<br />

erweiterter Berufsbildungsreife – in ihren Leistungen nachgelassen haben. Nicht zuletzt sind<br />

dies auch jene Schüler, die zum Teil über geförderte Maßnahmen wie Berufsvorbereitung<br />

oder überbetriebliche Berufsausbildung, in Einrichtungen wie der unsrigen ankommen.<br />

Um es gleich von vornherein zu sagen: es wäre vollkommen falsch zu behaupten, dass diese<br />

Schüler alles „dumme“ Schüler sind. Diese Aussage ist meines Erachtens wichtig, denn<br />

wenn wir eine andere Aussage zulassen würden, brauchten wir nicht über die Erschließung<br />

von Begabungsreserven bei dieser Klientel sprechen. Für uns spiegelt sich dies in der täglichen<br />

Arbeit darin wieder, dass wir immer vom Kompetenz- und nicht vom Defizitansatz ausgehen<br />

und auf dieser Grundlage unsere Aufgabe wahrnehmen, um die uns anvertrauten<br />

Menschen zu der ihnen möglichen Handlungskompetenz zu führen.<br />

105


Wie können wir im Sinne der Handlungskompetenzentwicklung die Begabungsreserven<br />

unserer benachteiligten Jugendlichen erkennen und erschließen und welche Voraussetzungen<br />

müssten dazu vorhanden sein?<br />

Zunächst zu den Voraussetzungen:<br />

Ich glaube, man kann davon ausgehen, dass die materiellen Voraussetzungen – auch wenn<br />

wir sicherlich nicht immer zufrieden sind und natürlich ständig Modernisierungs- und Erneuerungsbedarf<br />

besteht – vorhanden sind. Dies trifft sowohl für die allgemeinbildenden Schulen<br />

als auch für die Zentren der beruflichen Bildung zu. An der Verbesserung dieser Bedingungen<br />

wird gearbeitet.<br />

Aus meiner Sicht ist der Focus eher stärker auf die personellen Voraussetzungen zu richten.<br />

Um eine wirksame Vermittlung von Kompetenzen beziehungsweise eine wirksame Aufarbeitung<br />

von Begabungsreserven zu sichern, müssen die an diesem Prozess Beteiligten – die<br />

Lehrer/innen, Ausbilder/innen, Sozialpädagog/innen – auf diese Aufgabe durch eine gezielte<br />

Aus- und Weiterbildung entsprechend vorbereitet und befähigt werden.<br />

Die Qualifizierung des pädagogischen Personals, das an den Schulen und anderen Bildungseinrichtungen<br />

die Bewältigung der 1. Schwelle unterstützen soll, stellt angesichts der<br />

durchgängig schlechteren Bildungsvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern eine<br />

zentrale Aufgabe dar.<br />

Begabungsreserven bei unseren Jugendlichen zu erkennen und zu erschließen ist eine Aufgabe,<br />

die eigentlich nicht neu ist. Seitdem es die Förderung von Jugendlichen mit Benachteiligen<br />

gibt (wobei hier die Benachteiligen sehr breit gesehen werden sollen), war man darum<br />

bemüht, letztlich diese Personen so zu unterstützen, dass sie eine Chance auf dem Arbeitsmarkt<br />

haben – hier in erster Linie durch das Ablegen eines Berufsabschlusses.<br />

Nunmehr bestimmt der Markt immer mehr, dass wir, um die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft<br />

zu entwickeln, keine Möglichkeiten vergeben, keine vorhandenen Leistungspotentiale<br />

verschenken oder vergeuden dürfen. Das bedeutet, auch jene Potentiale zu erschließen, die<br />

in <strong>Benachteiligte</strong>n „schlummern“.<br />

Als Ausgangspunkt muss ich wiederum darauf verweisen, dass es zunächst darauf ankommt,<br />

das „Potential Schule“ besser zu nutzen. In diesem Zusammenhang hatte ich die<br />

Ganztagesschule erwähnt. Hier müsste neben dem bereits Beschriebenen auch Zusätzliches<br />

geschaffen werden. So sind für Schulen angesichts der zunehmend schwieriger werdenden<br />

sozialen Situation Sozialpädagogen eine wichtige Ergänzung, um Schüler rechtzeitiger<br />

zu begleiten. Als weitere wichtige Einrichtungen könnten Jobscouts an Schulen wirken,<br />

die im Zusammenwirken von Lehrerschaft und Sozialpädagogen das Thema Schule – Wirtschaft<br />

inhaltlich begleiten und die Brücke zu den Unternehmen herstellen. Die effektive Aus-<br />

106


gestaltung dieses Ansatzes „Schule – Wirtschaft“ kann ganz wesentlich zur Motivation bei<br />

den Schülern beitragen und abstraktem Lernen einen realen Hintergrund liefern.<br />

Eine dieser Umsetzungsmöglichkeiten sind Schülerfirmen, aber auch das Fach WAT könnte<br />

hier eine umfassendere Rolle spielen.<br />

Die Realisierung solcher Vorhaben bedarf des Aufbaus funktionierender Netze.<br />

Ich möchte hier nicht weiter ins Detail zu Netzwerken gehen, aber doch darauf hinweisen,<br />

dass es auch hier wichtig ist, Qualifizierung zu den Fragen Netzwerkbildung und Netzwerkmanagement<br />

anzubieten, um die Arbeit zu professionalisieren. Unsere benachteiligten Jugendlichen,<br />

wenn sie nicht den Sprung über die erste Schwelle schaffen, finden sich zu<br />

einem großen Teil in den verschiedensten Formen der geförderten Ausbildung oder Berufsvorbereitung<br />

wieder.<br />

Aber: Unsere Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass es nie zu spät ist, wenn es<br />

darum geht, Potentiale bei Jugendlichen zu entdecken und diese zielführend zu entwickeln.<br />

Dabei stoßen wir immer wieder auf die Tatsache, dass die Breite der Ausbildungsmöglichkeiten<br />

nicht ausreichend ist.<br />

Wir sind der Meinung, dass es erweiterte Möglichkeiten geben muss, damit Jugendliche ihren<br />

Fähigkeiten entsprechend ausgebildet werden können. Das heißt unter anderem, dass<br />

es mehr Möglichkeiten geben sollte, Ausbildungen bereits nach zwei Jahren auf einem<br />

Grundniveau abzuschließen. Das novellierte Berufsbildungsgesetz orientiert auf diese Möglichkeit<br />

genauso wie auf das Thema „gestreckte Ausbildungen“.<br />

Denkbar könnte es auch sein, dass Jugendliche ihre Ausbildung in mehreren Teilschritten<br />

absolvieren; das heißt, Abschnitte oder Module werden absolviert und zertifiziert und weitere<br />

Abschnitte werden nach einer Phase des Arbeitens abgeschlossen.<br />

Dabei können auch Module international absolviert werden. Hierfür fehlt aber derzeit noch<br />

die Vergleichbarkeit und damit eine Grundlage für die Anerkennung dieser Abschnitte. Ob es<br />

dann zu einer Prüfung kommt, in deren Vorfeld alle den Rahmenplan umfassenden Inhalte<br />

absolviert wurden oder zu einer Externenprüfung, die nach dem neuen BBiG bereits nach<br />

4,5 Jahren einschlägiger Tätigkeit möglich ist, ist dann nicht so entscheidend.<br />

Die inhaltliche Arbeit im Rahmen von geförderten Ausbildungen braucht an dieser Stelle<br />

nicht weiter im Detail dargelegt werden. Hier sind wir der Meinung, dass es doch sehr ausgereifte<br />

Konzepte und Beispiele gibt, die meist gleiche oder ähnliche Komponenten beinhalten.<br />

Hervorheben möchte ich aber, dass die Realisierung dieser Maßnahmen nur dann wirklich<br />

erfolgreich ist, wenn effektive Netzwerkstrukturen bestehen. Dabei muss unseres Erachtens<br />

der Partner Unternehmen / Wirtschaft noch intensiver und effektiver einbezogen werden.<br />

107


Das Zusammenwirken mit den Unternehmen ist für die Zeit nach der Ausbildung der Jugendlichen,<br />

wenn es um die Überwindung der 2. Schwelle geht, von immenser Bedeutung.<br />

Deshalb ist die Herangehensweise, die das neue Berufsvorbereitungskonzept vorsieht –<br />

nämlich bereits in Form von zertifizierbaren Qualifizierungsbausteinen berufliche Inhalte zu<br />

vermitteln, dies bei einem Träger oder in einem Unternehmen zu tun und diese eventuell auf<br />

zukünftige Ausbildungen anzurechnen – eine richtige und wichtige Chance, Potentiale der<br />

Jugendlichen früher zu entwickeln beziehungsweise hervorzubringen.<br />

Zum Schluss möchte ich auf eine weitere Aufgabe verweisen, die unseres Erachtens<br />

stärker in den Mittelpunkt rücken sollte: die Frage der Vermittlung der Absolventen.<br />

Aus unseren Erfahrungen mit dem Projekt „Jugend - Coaching - Center“, das im Rahmen<br />

des Programms „Aktionen für Jugend und Arbeit“ im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales,<br />

Gesundheit und Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong> erfolgreich durchgeführt wurde,<br />

können wir feststellen, dass es trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage möglich ist, Jugendliche<br />

in eine berufliche Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, wenn – begleitet<br />

durch individuelle Beratung und Betreuung – ein Matchingprozeß zwischen Jugendlichen<br />

und Unternehmen durchgeführt wird.<br />

Auch diese Erkenntnis ist sicherlich nicht ganz neu. Aber deren Umsetzung erfordert unseres<br />

Erachtens ein Umdenken und letztlich Mittel, die aber durch Einsparungen durch die Vermittlungen<br />

wieder wett zu machen sind.<br />

Als besonderes Beispiel kann ich heute vorstellen, wie der Landkreis Oder-Spree diese Frage<br />

handhabt:<br />

Im Laufe der vergangenen drei Jahre hat sich das Projekt in die Netzwerkstrukturen des<br />

Landkreises eingebracht und sie im Sinne der Aufgabe effektiviert.<br />

Der Landkreis Oder/Spree steht derzeit als optierende Kommune auch vor der Aufgabe, die<br />

Vermittlungstätigkeit aufzubauen. Seitens des Landkreises wurde das Modell des „Jugend -<br />

Coaching - Center“ als so effektiv erkannt, dass es mit dem Tag seiner Beendigung als Form<br />

der Beratung, Betreuung und Vermittlung insbesondere für das Klientel der Jugendlichen<br />

unter 25 Jahren aber auch für andere in die Strukturen des Landkreises übergegangen ist.<br />

Damit konnte eine dauerhafte Nachhaltigkeit für den Modellansatz des Projektes gesichert<br />

werden.<br />

Dem Landkreis danke ich für diesen Schritt an dieser Stelle sehr herzlich.<br />

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

108


Bodo Teubert, Astrid Haupt<br />

bbw Bildungszentrum Frankfurt (Oder) <strong>GmbH</strong><br />

„Berufsabschluss für junge Mütter“<br />

– ein Modellprojekt für<br />

benachteiligte junge Frauen<br />

109


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

vielen Dank für die Möglichkeit, unser Projekt für junge Mütter vorstellen zu können.<br />

Wir haben ja heute bereits von Frau Ministerin Ziegler gehört, dass wir Jugendliche ab einem<br />

bestimmten Punkt abholen sollen und wir tun das auch.<br />

Ganz einfach deshalb, weil wir vermeiden müssen, dass diese Jugendlichen sonst letztlich<br />

irgendwann auf der Strecke bleiben. Mit welchen Konsequenzen, weiß jeder von Ihnen.<br />

Wir haben uns in dem genannten Pilotprojekt ganz eindeutig auf eine Zielgruppe konzentriert:<br />

auf junge Mütter, die aufgrund ihrer individuellen Problemlage am schwierigsten in den<br />

Arbeitsmarkt zu integrieren sind, weil sie aus ihrer familiären Situation heraus besonders<br />

benachteiligt sind.<br />

Die Vorgeschichte des Projekts verlief nicht ohne Schwierigkeiten. Aber nach mehreren Versuchen<br />

und Gesprächen in verschiedenen Ämtern und Einrichtungen ist es dann doch gelungen,<br />

im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie ein offenes Ohr für die<br />

Probleme dieser Zielgruppe zu finden. Dafür möchte ich mich bei Herrn Zaske hier auch<br />

noch einmal besonders bedanken.<br />

Was soll mit dem Projekt erreicht werden:<br />

Wir bieten seit dem 1.03.2005 im Bildungszentrum Frankfurt/Oder eine Ausbildung für junge<br />

Frauen mit abgeschlossener Schulausbildung, aber ohne Berufsabschluss, die bereits eine<br />

kleine Familie haben, an. Die Altersstruktur der Teilnehmerinnen reicht von Anfang 20 bis<br />

Anfang 30 und die jungen Frauen haben in der Regel ein Kind bis sechs Kinder. Meistens<br />

sind die Frauen allein erziehend, haben sich entweder nach der 10. Klasse oder nach dem<br />

Abitur für die kleine Familie entschieden anstatt für die berufliche Ausbildung, oder sie haben<br />

eine Ausbildung begonnen und diese dann aufgrund der frühen Mutterschaft nicht beendet.<br />

Als wir dieses Projekt beantragt und uns über das Konzept Gedanken gemacht hatten, wussten<br />

wir noch nicht, wie kompliziert die familiären Situationen der jungen Frauen oft sind.<br />

Die Zugangsvoraussetzung für die Teilnahme am Projekt ist eine abgeschlossene Schulausbildung<br />

ohne Berufsabschluss. Die meisten Teilnehmerinnen besitzen eine erweiterte<br />

Berufsbildungsreife mit Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe. Viele haben<br />

auch eine Ausbildung oder das Gymnasium begonnen aber nicht beendet, weil sie es sich<br />

aus finanziellen Gründen nicht leisten konnten. Viele müssen noch die Eltern unterstützen,<br />

die Alkoholiker oder arbeitslos sind; aufgrund dessen haben sie sich entschieden, lieber Arbeitslosenhilfe<br />

in Anspruch zu nehmen, als eine Ausbildung abzuschließen.<br />

110


Von der Teilnehmerzahl her ist das Projekt für 20 Teilnehmerinnen konzipiert, die über eine<br />

Trainingsmaßnahme ausgewählt wurden. Getestet wurde vor allem die Motivation, denn die<br />

jungen Frauen müssen es schaffen, in 2 Jahren eine Ausbildung mit IHK - Abschluss zur<br />

Kauffrau für Bürokommunikation, die sonst 3 Jahre umfasst, zu absolvieren.<br />

Die Ausbildung wird in Teilzeitform angeboten. Das heißt, sie haben nur 7 Stunden Unterricht<br />

täglich anstatt 8 Stunden. Das haben wir deshalb so gemacht, weil wir sagen, wir können<br />

auf der einen Seite nicht Frauen qualifizieren aber dann gleichzeitig die kleinen Familien<br />

kaputt machen. Dadurch bleibt auch noch etwas Zeit für die Beschäftigung mit den Kindern,<br />

die ja ohne Zweifel auch darauf Anspruch haben, nachdem sie den ganzen Tag in der Kindereinrichtung<br />

waren. Aber wenn auch die Ausbildung nur 7 Stunden am Tag umfasst und<br />

nur zwei Jahre anstatt wie sonst drei Jahre dauert; die Prüfungsbedingungen sind genau die<br />

gleichen wie in der regulären Ausbildung.<br />

Die gesamte Ausbildung ist in modularer Form aufgebaut.<br />

Natürlich ist die Grundlage der Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Kauffrau für Bürokommunikation.<br />

Die modulare Form ermöglicht, zu Beginn eines jeden Moduls immer ein<br />

Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Wenn die eine oder andere es möglicherweise doch<br />

nicht bis zur Abschlussprüfung schafft, so haben die Frauen zumindest die Möglichkeit, nach<br />

jedem Modul eine Teilnahmebescheinigung zu bekommen. Wenn sie also aus familiären<br />

oder persönlichen Gründen doch abbrechen müssen, dann besteht zumindest die Möglichkeit,<br />

später noch einmal den Anschluss zu finden.<br />

Wir bieten eine ganzzeitige sozialpädagogische Betreuung an, die auch dringend notwendig<br />

ist. Die jungen Frauen kommen zur Ausbilderin oder oft auch zu mir mit all ihren<br />

Problemen und freuen sich, dass sie endlich einmal angehört werden.<br />

Zu den Vermittlungsaktivitäten ist zu sagen, dass sich das sicher sehr schwierig gestalten<br />

wird. Wir wollen vor allem die Möglichkeiten der Einstiegsteilzeit nutzen und wir haben uns<br />

natürlich auch vorgenommen, die Teilnehmerinnen nach der Ausbildung weiter zu betreuen.<br />

Das sieht das Projekt auch so vor. Die Ausbildung in nur 87,5% der Normalzeit zu schaffen,<br />

ist schon hart. Hinzu kommt noch, dass die Frauen nicht mehr als 6 Wochen in einem Ausbildungsjahr<br />

fehlen dürfen, sonst werden sie nicht zur Kammerprüfung zugelassen. Erstaunlicherweise<br />

ist der Krankheits- und Fehlstand sehr gering. Die jungen Mütter schaffen es<br />

wirklich, wenn die Kinder krank werden, nur maximal zwei Stunden zu fehlen. Dann haben<br />

sie die Kinder irgendwo untergebracht und sind nach der dritten Stunde wieder anwesend.<br />

Das ist schon sehr bewunderungswert.<br />

111


Die Entscheidung für die Ausbildung in modularer Form haben wir natürlich in unserem Projektantrag<br />

wissenschaftlich begründet. Es geht zum einen um die Steigerung von Flexibilität<br />

und Rationalisierung der Ausbildungsprozesse, zum anderen geht es um eine stärkere Motivation<br />

der Lernenden und ganz konkrete abrechenbare Schritte und natürlich um eine größere<br />

Transparenz der Ausbildungsprozesse.<br />

Wir haben geplant, gegen Ende des Projektes für die Vermittlung einen Betriebskontakter<br />

einzusetzen. Das Ausbildungsprogramm beinhaltet ja neben der theoretischen auch eine<br />

betriebliche Ausbildung. Das heißt, die Frauen werden auch die Gelegenheit haben, theoretisches<br />

Wissen unter betrieblichen Bedingungen anwenden zu lernen. Aber auch hier gibt es<br />

Schwierigkeiten:<br />

Zum Einen sind Unternehmen Praktikanten gegenüber zu Beginn der Ausbildung meist erst<br />

einmal aufgeschlossen. Wenn sie dann aber den Rahmenlehrplan für die betriebliche Praxis<br />

sehen, heißt es oft: „Das können wir denn doch nicht leisten“. Dennoch haben zwei Drittel<br />

der Frauen schon ein gesichertes Praktikum und wir rechnen mit dem Verständnis und dem<br />

sozialen Engagement von weiteren Unternehmen auch für das letzte Drittel.<br />

Zweitens sind die Frauen, und das will ich hier an dieser Stelle noch einmal betonen, zur<br />

Sicherung ihres Lebensunterhaltes ausschließlich auf Arbeitslosengeld II angewiesen. Sie<br />

bekommen keinen Cent mehr für Fahrtkosten in die Bildungseinrichtung oder in das Unternehmen,<br />

wo sie ihr Praktikum absolvieren. Sie müssen alles von dieser Arbeitslosenunterstützung<br />

bestreiten. Kinderbetreuungskosten sind frei, aber das Essengeld für die Kinder<br />

muss natürlich bezahlt werden. Aus diesem Grund können wir Unternehmen, die sich nicht<br />

im unmittelbaren Wohnumfeld der jungen Frauen befinden – auch wenn sie ihre Unterstützung<br />

bereits signalisiert haben, vielleicht sogar über das Praktikum hinaus für eine spätere<br />

Perspektive – gar nicht auswählen. Einfach, weil die jungen Frauen es sich finanziell nicht<br />

leisten können, die Fahrtkosten für den Weg ins Betriebspraktikum zu finanzieren. Also<br />

kommen nur Unternehmen in Frage, die zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar<br />

sind.<br />

Wir hatten gehofft, für dieses Problem bei der Agentur für Arbeit oder dem Jobzentrum Unterstützung<br />

zu finden, aber das ist uns an dieser Stelle leider nicht gelungen. Die Frauen<br />

wussten das von Anfang an und dennoch haben sie sich für dieses Projekt entschieden; das<br />

unterstreicht meines Erachtens noch einmal mehr die sehr hohe Motivation, um zu einem<br />

Berufsabschluss zu kommen.<br />

Unterstützung erhalten wir von mehreren Kooperationspartnern; vor allem seitens der IHK<br />

Frankfurt/Oder. Trotz anfänglicher Bedenken wegen der verkürzten Ausbildungszeit und der<br />

komplizierten Zielgruppe streben wir jetzt gemeinsam an, dass 80 % der Teilnehmerinnen<br />

einen Kammerabschluß schaffen.<br />

112


Auch die Unternehmensverbände und Unternehmensvereinigungen unterstützen uns mit<br />

Kontakten. Hier sehen wir vor allem Möglichkeiten für spätere Vermittlungen und für die Einstiegsteilzeit<br />

für Jugendliche. Wir haben uns auch deshalb für den Beruf der Kauffrau für<br />

Bürokommunikation entschieden, weil hier die Möglichkeit besteht, auch in Teilzeit, von zu<br />

Hause aus, zu arbeiten. Und das ist natürlich für die jungen Frauen nach der meist relativ<br />

langen Pause seit der Schulzeit besser zu bewältigen.<br />

Unser Haus würde gern auch eine gewerbliche Ausbildung anbieten. Wir haben im Vorfeld<br />

des Beginns der Ausbildung auch einen Berufsfeldtest durchgeführt. Die Frauen hatten die<br />

Möglichkeit, sich selbst zu testen, ob sie im gewerblichen, im kaufmännischen oder im IT-<br />

Bereich ihre Stärken und Interessen wieder finden. Die Mehrheit hat sich aber für den kaufmännischen<br />

Bereich entschieden, weil die meisten jungen Frauen dazu einfach eine bessere<br />

Beziehung hatten.<br />

Unser Ziel ist es, von 20 Teilnehmern mindestens 50 % in Arbeit zu bringen. Ich bin überzeugt<br />

davon, dass wir es schaffen, obwohl es nicht leicht sein wird.<br />

Nach Projektende beziehungsweise in der Endphase des Projektes werden mit allen Frauen<br />

Eingliederungs- und Berufswegpläne erarbeitet und ganz konkret ihre Stärken herausgefiltert,<br />

um sie bestmöglichst für die Vermittlung in Unternehmen vorzubereiten.<br />

Und wir werden den jungen Frauen auch nach der Ausbildung noch zur Verfügung stehen,<br />

wenn sie es wünschen.<br />

Parallel zu diesem Projekt haben wir eine weitere Idee im Hinblick auf die Möglichkeiten<br />

der Mehraufwandsentschädigung in den 1-Euro-Jobs:<br />

Wir denken, dass man dieses Instrument dazu nutzen könnte, Pädagogen, vielleicht ehemalige<br />

Kindergärtnerinnen, Krippenerzieherinnen, Unterstufenlehrerinnen oder medizinisches<br />

Personal für die Kinderbetreuung zu gewinnen.<br />

So könnten zum Beispiel, wenn die Kinder krank sind und Prüfungen anstehen, die jungen<br />

Frauen in Ruhe an der Prüfung teilnehmen.<br />

Hier stehen wir aber mit unseren Überlegungen noch am Anfang.<br />

Vielen Dank.<br />

113


Karin Smettan<br />

SSI am Alex, Institut für Tourismus und Marketing, Berlin<br />

Das Ausbildungsmodellprojekt<br />

„Fit for Future“: bedarfsgerecht ausbilden<br />

für den Gesundheitsmarkt im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

115


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

das Institut für Tourismus und Marketing existiert in Berlin und im Land <strong>Brandenburg</strong> seit 15<br />

Jahren, ist ein Spezialist für die Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Tourismus, Sport<br />

und Freizeit und kann mittlerweile auf knapp 3000 Absolventen verweisen. Gemeinsam mit<br />

dem <strong>Brandenburg</strong>ischen Kurorte- und Bäderverband und mit großer Unterstützung des Ministeriums<br />

für Arbeit, Gesundheit, Soziales und Familie (damals unter der Leitung von Frau<br />

Regine Hildebrandt) haben wir in einem Modellversuch 1998/1999 das neue Berufsbild „Referent<br />

für Gesundheitstourismus“ entwickelt.<br />

Als qualifizierte Fachkraft und moderner Dienstleister wird der Referent für Gesundheitstourismus<br />

in Hotels, Gesundheits- und Kurzentren, aber auch bei Reiseveranstaltern und in<br />

Tourismusorganisationen eingesetzt. Auf der Grundlage fundierter sportlicher Kenntnisse<br />

und kommunikativer Fähigkeiten ist er maßgeblich an der Erarbeitung, Vermarktung und<br />

Umsetzung zeitgemäßer Konzepte im Wellness- und gesundheitstouristischen Bereich tätig.<br />

Aber auch die aktive Arbeit mit dem Gast im Hinblick auf Bewegung, Ernährung, Entspannung<br />

und Ganzheitlichkeit sind Bestandteil seiner Ausbildung. Wirkungsfelder des Referenten<br />

für Gesundheitstourismus liegen somit vor allem in Thermen und Erlebnisbädern, Wellness-<br />

und Kurhotels, Sport- und Freizeiteinrichtungen, Kur- und Rehabilitationskliniken sowie<br />

Tourismusämtern und -verbänden<br />

Voraussetzungen für eine Ausbildung zum Referenten für Gesundheitstourismus sind<br />

mindestens ein Realabschluss, Stressfähigkeit, Mobilität und Einsatzfreude. Flexibilität in<br />

den Arbeitszeiten, Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie Einsatz auch in späten Abendstunden<br />

muss gewährleistet sein. Weitere wichtige Voraussetzungen sind Kommunikationsfähigkeit,<br />

sportliche Ambitionen und großes Interesse in den Bereichen Ernährung, Entspannung<br />

und Bewegung.<br />

Angeregt wurde die Entwicklung des neuen Berufsfeldes durch den Tatbestand, dass in<br />

den Kurorten die klassischen Kassenpatienten durch die gesundheitsbewußten Selbstzahler<br />

ersetzt wurden. So standen im Jahre 2000 bereits 1,5 Mio. Kassenpatienten 6 Mio. Selbstzahlern<br />

gegenüber. Bei der Betrachtung dieser Entwicklung und den Beschäftigten mit diesem<br />

Klientel “Selbstzahler“ wurde deutlich, dass auch neue Anforderungen an das Personal,<br />

also diejenigen, die die Erwartungen und Wünsche der Kunden/ Gäste erfüllen, entstanden<br />

sind.<br />

Zunächst möchte ich Ihnen aufzeigen, wie ein Gesundheitsurlauber ausschaut und welche<br />

Erwartungen er hat: Der Gesundheitsurlauber von heute ist ein dynamischer und gesund<br />

lebender Mensch. Er will durch bewusste Ernährung, Bewegung und durch innere Ausge-<br />

116


wogenheit an Lebensqualität gewinnen. Statistiken zeigen, dass der Gesundheitsgast von<br />

heute in seine Gesundheit investiert und nicht seine Krankheit repariert.<br />

Die im Jahre 2005 veröffentlichte Studie “Wellness Destination Usedom“ präsentiert den<br />

durchschnittlichen Gesundheitstouristen folgendermaßen:<br />

Nahezu ausgeglichene Geschlechterverteilung<br />

die 40 - 49jährigen haben den größten Anteil (24%)<br />

72% haben eine akademische Vorbildung<br />

67%iger Anteil an 2 - Personen - Haushalten<br />

50% der Gäste sind Angestellte.<br />

Der Gast erwartet freundlichen und persönlichen Service sowie erfahrenes, kompetentes<br />

Personal. Nur so ist der Gast in Zukunft als Stammgast zu empfangen.<br />

Der deutsche Urlauber legt immer mehr Wert auf eine intakte Natur und eine natürlich gesunde<br />

Umgebung, was Kurorten und Heilbädern entspricht, die die vorhandene Infrastruktur<br />

und zielgruppenorientierte Angebote nutzen müssen. Das Bewegungs- und Ernährungsprogramm<br />

muss auf die Vitalität des Gastes individuell abgestimmt werden. Die Gesundheitsurlauber,<br />

die ihren Urlaub selbst bezahlen, erwarten immer mehr Pauschalangebote mit einem<br />

guten Preis-Leistungs-Verhältnis und möchten mehr kulturelle Angebote am Urlaubsort vorfinden.<br />

Wir vom SSI haben mit unserer Ausbildung auf die neuen Trends reagiert.<br />

Zunächst haben wir uns mit den sich wandelnden Freizeit- und Urlaubsbedürfnissen auseinandergesetzt<br />

und die neuen Trends und Tendenzen analysiert. Es stellte sich heraus, dass<br />

die Bereiche<br />

Sport/ Bewegung/ Fitness<br />

Ernährung<br />

Entspannung/ Stressmanagement<br />

Rhetorik/ Kommunikation<br />

einen besonderen Stellenwert in der Ausbildung einnehmen müssen.<br />

Das Curriculum trug dem Rechnung.<br />

Welche Erfahrungen haben wir nun in den letzten 6 Jahren mit der Ausbildung von Referenten<br />

für Gesundheitstourismus und Wellnesstrainern gemacht (gemessen vor allem an der<br />

Vermittlung in Jobs), wie werden diese Erfahrungen in innovative Ausbildungsinhalte umgesetzt<br />

und was unterscheidet die Ausbildung von bereits bestehenden Bildungsangeboten in<br />

diesem Markt: Im Rahmen des aktuellen Modellprojektes „Fit for Future – Bedarfsgerecht<br />

ausbilden für den Gesundheitsmarkt im Land <strong>Brandenburg</strong>“ unterstützt durch das MASGF<br />

und der <strong>LASA</strong> werden verschiedene neue Ansätze in die Ausbildung aufgenommen.<br />

117


1. Die Vermittlung von Wissen und Können in den Bereichen Sport und Fitness allein reicht<br />

nicht aus, um in den dafür angesagten Einrichtungen wie zum Beispiel Fitnessstudios tätig<br />

zu werden. Vielmehr sind Lizenzen gefragt. Aus diesem Grunde haben wir mit dem Landessportbund<br />

eine Kooperation abgeschlossen und führen die Ausbildung für Übungsleiter Breitensport<br />

und weitere Aufbaustufen durch.<br />

2. Die Fragen der Ernährung haben einen völlig neuen Stellenwert erhalten. Begnügten wir<br />

uns anfangs noch mit der Vermittlung der Ernährungspyramide, der Zusammensetzung von<br />

Lebensmitteln und einfachen Übungsprogrammen, so sind heute vor allem auch Empfehlungen<br />

zur Gewichtskontrolle, Gewichtsreduzierung und das Zusammenspiel der Komponenten<br />

Bewegung und Ernährung Gegenstand unseres Unterrichts. Durch unseren Netzwerkpartner,<br />

das Institut für Getreideverarbeitung in Potsdam Rehbrücke, werden jetzt zum Beispiel<br />

Themen wie:<br />

Roggenbackwaren - Trend zu gesunder Ernährung<br />

Ernährungsphysiologie der Senioren<br />

Mikroalgen in Human- und Tiernahrung<br />

Diätwahn und die Folgen oder<br />

Bio- Nahrung: Zusammensetzung und Vorteile<br />

behandelt.<br />

Die Kombination aus prägnantem modularen Unterricht mit parallelen praktischen Anwendungen<br />

in Form der Herstellung von speziellen Backwaren für Diabetiker oder Senioren erzielt<br />

einen wirtschaftsnahen Wissenszuwachs.<br />

3. Nahmen die Bereiche Psychoregulation, Stressmanagement und Programmerstellung für<br />

Prävention bisher einen sehr kleinen Raum in der Ausbildung ein, so ist die Nachfrage bei<br />

potentiellen Arbeitgebern mittlerweile sprunghaft gewachsen. Das Beherrschen der Techniken<br />

für Entspannungsmassagen ist fast ein „Muss“, um einen Praktikumsplatz beziehungsweise<br />

eine Anstellung zu erhalten. Also haben wir hier „nachgesattelt“ und spezielle Module<br />

mit stufenweise abschließenden Zertifikaten entwickelt.<br />

4. Zeitgemäße erlebbare Rahmenbedingungen während der Ausbildung, zum Beispiel in<br />

Form eines „fahrenden Klassenzimmers“, um die touristischen Potenziale direkt kennen zu<br />

lernen, sind ebenso wichtig wie die Einbindung aktueller Themen (Fußball WM), um sich mit<br />

dem Berufsfeld und dem breiten Einsatzspektrum identifizieren zu können.<br />

5. Selbständige Projektarbeiten und Ideenwettbewerbe im Laufe der Ausbildung zu relevanten<br />

Themen, wie „Fit Kids in <strong>Brandenburg</strong>“ oder „Urlaubsangebote für Diabetiker“ in Kooperation<br />

mit touristischen Leistungsträgern und Verbänden können als Impulse für neue<br />

118


Produktgestaltung dienen und stellen für die Auszubildenden konkrete Aufgaben im Praktikum<br />

dar, die den ersten Schritt in Richtung Job darstellen können.<br />

6. Mit dem Modellprojekt wird erstmals eine Verbundausbildung mit der IHK angestrebt, die<br />

als Best - Practice - Beispiel dienen kann. Im Anschluss an die staatlich anerkannte Ausbildung<br />

zum Referenten für Gesundheitstourismus wird die Möglichkeit bestehen, ein weiteres<br />

Jahr die Ausbildung im dualen System fortzuführen und den neuen Abschluss zum Kaufmann<br />

für Freizeit und Tourismus (IHK) „draufzusatteln“. Die Unternehmen haben im dritten<br />

Jahr somit bereits sehr gut qualifizierte Auszubildende und innerhalb kürzester Zeit können<br />

zwei Abschlüsse erworben werden.<br />

Dem demographisch bedingten Fachkräftemangel wird durch solche neuen Ausbildungsmodelle<br />

entgegengewirkt, neue Berufsperspektiven werden geschaffen, Abwanderungen junger<br />

Menschen verringert und die gesamte Lebensqualität erhöht.<br />

Gleichzeitig stoßen wir hier immer wieder auf Diskussionen und Probleme, die zukünftig einer<br />

noch saubereren Klärung bei Leistungsanbietern bedürfen.<br />

Worum geht es?<br />

Die Wellnessberatung ist juristisch gesehen an keine besondere Fach- oder Sachkenntnis<br />

gebunden und daher zunächst jedem erlaubt. Das Stellen einer Diagnose und das Unterbreiten<br />

eines Therapievorschlags obliegen ausschließlich Ärzten, Psychotherapeuten und Heilpraktikern<br />

mit Heilkundeerlaubnis. Aber was, wenn der Gast (gefragt oder nicht gefragt) vorgibt,<br />

gesundheitliche Probleme zu haben – und welcher Gast ist schon kerngesund? Oder<br />

was, wenn der Gast zwar vorgibt, gesundheitlich in Ordnung zu sein und tatsächlich aber<br />

krank ist? Die Versuchung der Grenzüberschreitung liegt hier nahe, da die im Wellness- und<br />

Fitnessbereich Tätigen nicht selten über mehr oder weniger medizinisch fundierte Zusatzkenntnisse<br />

verfügen und diese gern an Mann oder Frau bringen.<br />

Ziel muss es von Anbieterseite sein, sein Angebot klar zu positionieren und dementsprechend<br />

das Fachpersonal vorzuhalten. Für uns als Bildungsanbieter heißt es, die Grenzen<br />

zwischen Heilkunde und Wellness- oder Lebensberatung klar zu vermitteln.<br />

Für zukünftige neue Berufsfelder beziehungsweise Module der Weiterbildung liegt hier noch<br />

Potential zum Tätigwerden. Ebenso wie in der Vernetzung bestehender Konzepte und der<br />

Bearbeitung der Themen moderne Prävention und Vitalität.<br />

Dazu wird unser Modellprojekt neue Impulse einbringen.<br />

119


Elke Swolinski<br />

Qualifizierungsförderwerk Chemie <strong>GmbH</strong>, Merseburg<br />

„trans-fer“– ein Modellprojekt<br />

zur Förderung von Bildungsmobilität<br />

121


Meine Damen und Herren,<br />

Bildung und Ausbildung um internationale Elemente zu erweitern, war und ist im Hinblick auf<br />

das Zusammenwachsen in Europa und die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft<br />

ein Qualifikationsgewinn für Auszubildende und Lehrende.<br />

Vor einem Erfahrungshintergrund persönlicher Mobilität und mit reflektierten persönlichen<br />

Erfahrungen werden Jugendliche sicherlich eher in der Lage sein, Zuwanderung und das<br />

Umfeld und Arbeitszusammenhängen zu akzeptieren.<br />

Ausgangspunkt aller Maßnahmen von trans-fer war die individuelle und gesellschaftliche Erfahrungswelt<br />

der Teilnehmenden. Sie wurden darin unterstützt, persönliche, soziale und daraus<br />

resultierend auch berufliche Handlungsspielräume zu erkennen und zu erweitern. Durch<br />

nachhaltige Förderung von Toleranz und Weltoffenheit stärkte das Projekt die Beschäftigungsfähigkeit<br />

junger Menschen und unterstützte ihre mentale und berufliche Mobilität und<br />

Flexibilität. Jugendliche erlebten bereits während ihrer Ausbildung unterschiedliche kulturelle<br />

Lebens- und Arbeitswelten. Diese Erfahrungen wurden zum festen Bestandteil ihrer individuellen<br />

Berufswegeplanung und eine Art europäisches „Curriculum vitae“.<br />

Das Projektlogo „Rad schlagendes Männchen“ ist<br />

zum Sinnbild für den Perspektivwechsel durch<br />

Fortbewegung geworden<br />

Projektdesign<br />

Die Qualifizierungsförderwerk Chemie <strong>GmbH</strong> (QFC) ist ein Tochterunternehmen der Industriegewerkschaft<br />

Bergbau, Chemie, Energie und führte in Sachsen-Anhalt das Modellprojekt<br />

zur Förderung von Bildungsmobilität trans-fer im Zeitraum 17.09.2001 bis zum 16.09.2004<br />

durch. Der Europäische Sozialfonds und das Land Sachsen-Anhalt förderten das Projekt.<br />

122


Dieses Bildungsangebot schaffte für Auszubildende Möglichkeiten, während der Berufsausbildung<br />

zusätzliche Qualifikationen zu erwerben, die über eine enge Spezialisierung hinaus<br />

gingen. Jugendliche lernten Europa kennen, lernten Sprachen und befassten sich mit interkultureller<br />

Kommunikation. Sie wurden auf neue Lernformen und auf ihre Aufenthalte im Ausland<br />

vorbereitet und beschäftigten sich mit landeskundlichen Fragestellungen.<br />

Unternehmen, Ausbilder/innen, Berufsschullehrer/innen und die Teilnehmer/innen betrachten<br />

Mobilitätsförderung in der Ausbildung als wichtige Aufgabe der europäischen Bildungszusammenarbeit<br />

und der nationalen Bildungspolitik. Denn sie ist eine wesentliche Voraussetzung<br />

zur Schaffung des europäischen Bildungsraumes. Unternehmen in Sachsen-Anhalt<br />

unterstützten dieses Projekt.<br />

trans-fer war ein Bildungsprojekt, das der beruflichen Bildung in Sachsen-Anhalt internationale<br />

Impulse verliehen hat, neue Methoden in der beruflichen Bildung umsetzte und Praxisaufenthalte<br />

deutscher Jugendlicher im Ausland ermöglichte.<br />

Das gesamte Projekt gliederte sich in fünf verschiedene Module für Auszubildende: Seminare<br />

im In- und Ausland, Praktika sowie Sprachkurse in Englisch, Italienisch oder Französisch.<br />

Für Ausbilder/innen und Berufsschullehrer/innen wurden so genannte Multiplikatorenseminare<br />

durchgeführt (siehe Grafik).<br />

Zielgruppen<br />

Auf europäischer Ebene durchgeführte Studien dokumentieren, dass sich die Chancen für<br />

Auszubildende, nach Beendigung der Ausbildung einen Arbeitsplatz zu erhalten, erhöhen,<br />

wenn sie durch Auslandsaufenthalte und -praktika auf den Einstieg in ein von kultureller Vielfalt<br />

geprägtes Berufsleben vorbereitet sind. Erfahrungen in der Alltags- und Berufswelt anderer<br />

Kulturzusammenhänge zu sammeln, war und ist für junge Menschen in Sachsen-Anhalt<br />

aufgrund der dortigen Bevölkerungszusammensetzung nur schwer möglich.<br />

123


Vor diesem Hintergrund richtete sich das Maßnahmenangebot des Modellprojekts vornehmlich<br />

an Auszubildende, an junge Arbeitnehmer/innen sowie an von Arbeitslosigkeit bedrohte<br />

Jugendliche in Sachsen-Anhalt. Die Definition der Zielgruppe war so weit gefasst, um auch<br />

diejenigen Jugendlichen in Sachsen-Anhalt in das Projekt einbeziehen zu können, die sich in<br />

geförderten Maßnahmen der beruflichen Ausbildung befanden und von daher einen relativ<br />

gering ausgeprägten Bezug zur betrieblichen Praxis hatten. Der Grundgedanke des Projekts<br />

war von Offenheit geprägt, es gab keine Festlegung auf bestimmte Berufsbilder oder Schulabschlüsse.<br />

Die Ausbilder/innen und Berufsschullehrer/innen wurden im Rahmen von trans-fer als eigene<br />

Zielgruppe definiert, da sie sich durch die strukturellen Veränderungen in Gesellschaft und<br />

Wirtschaft beruflich vor neue Aufgaben gestellt sehen und von ihnen – als erste Bezugs- und<br />

Ansprechpartner der Jugendlichen – erwartet wird, dass sie die Auszubildenden ausreichend<br />

auf die Anforderungen des europäischen Arbeitsmarktes vorbereiten. Der Europäische Rat<br />

hat im Dezember 2000 die Mobilität in Europa zum vorrangigen politischen Ziel erklärt und<br />

somit den Auftrag an alle im Bildungsbereich Tätigen formuliert, sich dieser Herausforderung<br />

zu stellen. Das Projekt trans-fer ermöglichte erste Schritte zur Umsetzung.<br />

Projektziele<br />

Die Seminare in trans-fer vermittelten Schlüsselqualifikationen. Sie setzten an der individuellen<br />

und gesellschaftlichen Erfahrungswelt der Teilnehmenden mit dem Ziel an, Jugendliche<br />

darin zu unterstützen, ihre persönlichen und sozialen – und daraus resultierend auch mögliche<br />

berufliche – Handlungsspielräume zu erkennen und zu erweitern. Insgesamt sollte die<br />

Beschäftigungsfähigkeit von Jugendlichen in Sachsen-Anhalt verbessert werden. Entsprechend<br />

waren die Seminarinhalte nicht auf die speziellen Anforderungen eines bestimmten<br />

Berufsbildes ausgerichtet.<br />

Zusammengefasst lagen die Schwerpunkte in der<br />

Vermittlung von Schlüsselqualifikationen wie Team-, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit<br />

im internationalen Kontext<br />

Vermittlung, Durchführung und Auswertung internationaler Praktika für Auszubildende<br />

Schaffung und Etablierung von Rahmenbedingungen in Unternehmen und Berufsschulen,<br />

um ausbildungsbegleitend in internationalen Zusammenhängen zu lernen,<br />

zu arbeiten und zu leben.<br />

Langfristig sollten Grundlagen in den Unternehmen, den Berufsschulen und bei den Bildungsträgern<br />

dafür geschaffen werden, Auslandsaufenthalte in der beruflichen Aus- und<br />

Weiterbildung dauerhaft zu verankern.<br />

124


Umsetzung<br />

Um die Auszubildenden zu erreichen und ihr Interesse für eine Teilnahme am Projekt zu wecken,<br />

verfolgten die Projektmitarbeiter/innen des QFC zwei Strategien: mit den Leiter/innen<br />

und Lehrer/innen der Berufsschulen in Sachsen-Anhalt wurden Gespräche geführt und parallel<br />

dazu wurde die Projektkonzeption Ausbildungsverantwortlichen in den Unternehmen vorgestellt.<br />

Gemeinsam mit den jeweiligen Betriebsräten, Personalverantwortlichen und Ausbilder/innen<br />

wurden die Ziele und Inhalte der einzelnen Module erörtert und ausführlich über<br />

die Vorteile für die Unternehmen diskutiert, wenn sie die Auszubildenden für die Projektteilnahme<br />

freistellen würden. Da die Teilnahme am Projekt für Auszubildende und Unternehmen<br />

kostenfrei war, wurde häufiger die inhaltliche Qualität in Frage gestellt: „Das ist ja ein Urlaubsgeschenk,<br />

kann denn das überhaupt gut sein? Was sollen die Auszubildenden in Polen<br />

oder Frankreich lernen, was sie nicht auch hier lernen können?“<br />

Die Zweifel konnten weitestgehend entkräftet werden, da es sich um ein vom Land Sachsen-<br />

Anhalt gefördertes Projekt handelte, welches das Landesinteresse verfolgte, möglichst vielen<br />

anhaltinischen Jugendlichen europäische Erfahrungen zu ermöglichen. In diesem Kontext<br />

betonten die Mitarbeiter/innen des QFC in allen Gesprächen, dass die Projektteilnahme nicht<br />

von den bisherigen Lernleistungen der Auszubildenden abhängig gemacht werden sollte.<br />

Ein weiteres Argument war der Verweis auf das Berufsbildungsgesetz (BBiG, Erster Teil,<br />

allgemeine Vorschriften, § 1. Abs. 2). Die Reformanstrengungen, die im Rahmen des BBiG<br />

bundesweit diskutiert wurden und schließlich im Juli 2004 als Gesetzentwurf des BMBF zum<br />

neuen Berufsbildungsreformgesetz vom Bundeskabinett auf den Weg durch das parlamentarische<br />

Gesetzgebungsverfahren gebracht wurden, unterstützten das Projektvorhaben, internationale<br />

Lerninhalte und Lernorte in die Berufsausbildung zu integrieren.<br />

Auch die modularisierte Projektstruktur, die vorsah, dass die Auszubildenden möglichst zu<br />

Beginn ihrer Ausbildung ein so genanntes Grundseminar besuchen sollten und erst danach<br />

gemeinsam, auch mit den Jugendlichen, entschieden werden kann, ob und mit welcher Intensität<br />

die Seminarteilnahme weiter verfolgt wird, war überzeugend.<br />

So dienten die Grundseminare der sensiblen Anleitung und Einstimmung im Hinblick auf die<br />

individuelle Verortung der Jugendlichen als Auszubildende. Fragestellungen zu ihrer aktuellen<br />

Lebenssituation sowie zu ihren Zukunftsvorstellungen in beruflicher und persönlicher<br />

Hinsicht wurden anhand verschiedener, die Lebenssituation der Jugendlichen direkt betreffender<br />

und sie interessierender Themen erörtert. Die Leitidee hierfür war die Festigung von<br />

Bildungsprozessen im Hinblick auf einen multiperspektivisch und internationalen Horizont.<br />

Insgesamt hat die inhaltliche Vielfalt zur Entwicklung und Stärkung der Ich-Identität beigetragen.<br />

Darauf aufbauend wurden die Jugendlichen für kulturelle Reize aus anderen Zusammenhängen<br />

sensibilisiert und in ihrer Interaktionsfähigkeit gestärkt.<br />

125


Kennzeichnend für alle Lernangebote war die Unmittelbarkeit und Ganzheitlichkeit des Lernens<br />

sowie eine auf die jeweiligen Teilnehmer/innen abgestimmte Variation verschiedener<br />

Methoden: Simulationen, Rollenspiele, Interaktionsübungen, Erkundungen, Übungen zur<br />

Selbsteinschätzung und -wahrnehmung sowie folienunterstützte Präsentationen.<br />

Zu Beginn des Projektes existierten trotz der ausgiebigen Gespräche Vorbehalte, ob denn<br />

durch die Projektteilnahme die ordnungsgemäße Durchführung der Ausbildung gefährdet<br />

werden würde. Um diesen Befürchtungen zu begegnen, wurde mit den Unternehmen und<br />

Berufsschulen eine Absprache getroffen, die vorsah, dass eine Person aus dem Betrieb,<br />

vom jeweiligen Bildungsträger und/oder der Berufsschule am Seminar teilnehmen kann und<br />

wir nach dem Seminar die Ergebnisse gemeinsam auswerten. Diese direkte und Institutionen<br />

übergreifende Form der Zusammenarbeit stellte die Basis für den von allen Beteiligten abschließend<br />

als positiv bewerteten Projektverlauf dar. Zusätzlich wurden die Ausbilder/innen,<br />

Berufsschullehrer/innen und Betriebsräte in das Projekt durch besondere Fortbildungen eingebunden,<br />

was ein weiterer Grundstein für die erfolgreiche Projektgestaltung war.<br />

Nach den Grundseminaren bereiteten sich die Jugendlichen in den dreitägigen Aufbauseminaren<br />

auf den jeweiligen Auslandsaufenthalt vor. Dies war insofern sinnvoll, da zwar über 80<br />

Prozent von ihnen noch nie im Ausland waren, aber trotzdem große Vorbehalte insbesondere<br />

gegenüber osteuropäischen Ländern hegten. Angeleitet erstellten die Jugendlichen eigene<br />

Länderporträts, bauten so ihre Schwellenängste ab und entwickelten Interesse am Lebens-<br />

und Arbeitsumfeld des zu besuchenden Landes. Wesentliche Bestandteile der meisten<br />

Auslandsaufenthalte waren Werksbesichtigungen und Gespräche mit Jugendlichen in vergleichbaren<br />

Situationen. So hatten die zukünftigen Arbeitnehmer/innen die Möglichkeit, einen<br />

Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt in der Tschechischen Republik, Polen, Frankreich,<br />

Italien, Irland und England zu erhalten. Die Jugendlichen konkretisierten so ihre Vorstellung<br />

von einem europäischen Arbeitsmarkt. Insbesondere konnten sie die Situation nach dem<br />

politischen und wirtschaftlichen Umbruch in Deutschland mit denen in der Tschechischen<br />

Republik und Polen vergleichen.<br />

Das Projekt hatte eine Dynamik entwickelt. Die große Kooperationsbereitschaft und Flexibilität<br />

aller am Projekt Beteiligten war bemerkenswert. Etwa in der Mitte der Projektlaufzeit<br />

zeigte sich jedoch eine geringere Nachfrage, was die Möglichkeiten von Auslandsseminaren<br />

in den – zu dem Zeitpunkt noch Beitrittskandidatenländern – betraf, aber gleichzeitig eine<br />

erhöhte Nachfrage nach Seminaren im englischsprachigen Raum, was mit der Förderung<br />

des Fremdsprachenlernens zusammen hing. Nach ausführlichen Gesprächen mit Vertreter/innen<br />

der Unternehmen, Berufsschulen und Bildungsträger haben wir mit den Verantwortlichen<br />

im Land Sachsen-Anhalt eine nachfrageorientierte Umwidmung der Seminarkontingente<br />

erwirkt.<br />

126


Ergebnisse<br />

Im Projektzeitraum von September 2001 bis September 2004 haben 1.272 Jugendliche, davon<br />

661 weiblich und 611 männlich, am Projekt teilgenommen. Es fanden 50 Seminare im<br />

Ausland statt und 59 Jugendliche absolvierten ihre Praktika in Irland, England, Polen, Frankreich,<br />

Österreich und Spanien. Zwei Praktikantinnen führten ihr Praktikum in Deutschland<br />

durch. Es wurde kein Praktikum abgebrochen, im Gegenteil, mehrfach wurde die Praktikumsdauer<br />

von ursprünglich vier auf acht Wochen verlängert.<br />

Vor Beginn der Praktika im In- und Ausland wurden gemeinsam mit dem ausbildenden Betrieb<br />

oder der entsprechenden Bildungseinrichtung für die Praktikant/innen die Lernziele des<br />

Praktikums entsprechend der Ausbildungsverordnung des jeweiligen Berufsbildes festgelegt<br />

und eine sachlich-zeitliche Gliederung des Praktikums mit dem jeweiligen Gastbetrieb abgesprochen.<br />

Die Praktika waren als Bestandteil der Ausbildung von den beteiligten Partnern<br />

akzeptiert (Kammern, Ausbildungseinrichtungen und Ausbildungsbetriebe in Deutschland<br />

und im Ausland).<br />

Alle Praktikant/innen erhielten einen Eintrag in ihrem persönlichen „Europass Berufsbildung“,<br />

einer EU-einheitlichen Bescheinigung strukturierter Ausbildungsabschnitte, in dem die Rahmenbedingungen<br />

für die Bescheinigung dieser „europäischen Berufsabschnitte" geregelt<br />

sind. In diesem Dokument kann der jeweilige Arbeitgeber beziehungsweise die Bildungseinrichtung<br />

Berufsausbildungsabschnitte beziehungsweise Praktika bestätigen, die im Ausland<br />

absolviert wurden. Diese mehrsprachige Bescheinigung (Herkunfts-/Gastlandsprache) beinhaltet<br />

einen genauen Überblick über die Dauer internationaler Erfahrungen, über die Fachinhalte<br />

und über die konkreten Ergebnisse der praktischen Ausbildung. Eine Vereinbarung der<br />

entsendenden und der aufnehmenden Ausbildungseinrichtungen/Unternehmen über den<br />

Ausbildungsinhalt und die Betreuung der Praktikant/innen während des Praktikums durch<br />

eine Ausbildungsperson wurde vorausgesetzt.<br />

Zur Umsetzung der Europass-Aktivitäten im Rahmen des Modellprojekts standen Mitarbeiter/innen<br />

der damaligen Carl-Duisberg-Gesellschaft (heute InWent) beratend zur Seite, was<br />

sich auch nachhaltig positiv auf die Multiplikatorinnenfortbildungen ausgewirkt hat.<br />

Es wurden 53 verschiedene Berufsbilder aus kaufmännischen, handwerklichen und gastgewerblichen<br />

Bereichen sowie aus dem Dienstleistungssektor angesprochen, darunter Chemielaborant/innen,<br />

Prozessleitelektroniker, Mechatroniker, Industrieschlosser, Energieelektroniker,<br />

Teilezurichter, Maurer, Köche und Köchinnen, Büro- und Verwaltungskaufleute, Arzthelfer/innen<br />

und Touristikassistent/innen, Kinderpfleger/innen, Rechtsanwaltsgehilfen, Filmund<br />

Videodreheditor/innen.<br />

127


Die im Projekt definierten Ziele (Förderung von Bildungsmobilität, Europäisierung der Berufsausbildung,<br />

Zugang zum Prozess des lebenslangen Lernens) haben beide Zielgruppen –<br />

Auszubildende und Multiplikator/innen – angenommen. Die frühzeitige Förderung grenzüberschreitender<br />

Mobilität während der beruflichen Erstausbildung hat für beide Gruppen die individuelle<br />

Anpassungsfähigkeit an internationale Anforderungen gesteigert.<br />

Noch zu Projektbeginn, im Frühjahr 2002, belegte eine Untersuchung von Infratest Sozialforschung<br />

München, dass deutlich weniger junge Menschen aus den neuen Bundesländern<br />

Auslandserfahrungen sammeln können als Gleichaltrige aus den alten Ländern. Das Bildungsniveau<br />

der „Auslandserfahrenen“ wurde zusammenfassend so beschrieben: „jede/r<br />

Dritte mit Abitur gegenüber 10 % mit niedrigerem Bildungsniveau“. Vor diesem Hintergrund<br />

betrachtet, hatte und hat das Projekt trans-fer an Bedeutung gewonnen, da es in der Mehrzahl<br />

Teilnehmer/innen, die über einen mittleren Bildungsabschluss verfügten, im Rahmen<br />

einer kaufmännischen oder gewerblich-technischen Ausbildung einen angeleiteten Auslandsaufenthalt<br />

ermöglichte.<br />

Die projektbegleitende Beratung des Ausbildungspersonals hat Grundlagen zur langfristigen<br />

Verankerung von Auslandsaufenthalten in die berufliche Aus- und Weiterbildung geschaffen<br />

sowie Interesse für international orientierte Qualifikationen von Mitarbeiter/innen der Bildungsträger,<br />

Berufsschulen und Unternehmen initiiert.<br />

Mit dem auf die Zielgruppe der Multiplikator/innen zugeschnittenen Seminarangebot wurden<br />

Ausbilder/innen und Berufsschullehrer/innen darin bestärkt, Kontakte zu ausländischen Einrichtungen<br />

aufzunehmen, um zukünftig eigenständig die Vermittlung interkultureller Kompetenz<br />

in ihren Arbeitskontext zu integrieren und selbstständig europaweite Netzwerke zu<br />

knüpfen. Es gab bereits während der Projektlaufzeit mehrere Antragstellungen für Auslandsprojekte<br />

im Rahmen von Comenius - Programmen.<br />

Die Multiplikator/innen wurden befähigt, in ihren Einrichtungen Rahmenbedingungen zu<br />

schaffen und zu etablieren, die es ermöglichen, ausbildungsbegleitend in internationalen Zusammenhängen<br />

zu lernen, zu arbeiten und zu leben. Langfristig sollten Grundlagen mit dem<br />

Ziel erarbeitet werden, Auslandsaufenthalte in die berufliche Aus-und Weiterbildung dauerhaft<br />

zu verankern, um auf die Anforderungen des europäischen Arbeitsmarktes flexibel reagieren<br />

zu können.<br />

Diese kollegiale Zusammenarbeit von Betriebsräten, Jugendvertreter/innen, Personalverantwortlichen<br />

in Unternehmen, Ausbilder/innen und Berufsschullehrer/innen sowie den Projektverantwortlichen<br />

im Land Sachsen-Anhalt mit den Mitarbeiter/innen des QFC hat wesentlich<br />

zum Erfolg des Projekts beigetragen.<br />

128


Das Modellprojekt schuf damit den Rahmen für den Erwerb sozialer und sprachlicher Kompetenzen<br />

ebenso wie für Lernkompetenz allgemein und gab wesentliche Impulse für die Internationalisierung<br />

der Berufsausbildung in Sachsen-Anhalt. Bei allen Maßnahmen stand das<br />

interkulturelle Lernen bei der Entwicklung und Erweiterung individueller Fähigkeiten im Mittelpunkt<br />

Mit diesem Projekt leistete das QFC, unterstützt von „Arbeit und Leben Sachsen/Anhalt e.V.“<br />

einen Beitrag zum Zusammenwachsen Europas, zur gegenseitigen Durchlässigkeit nationaler<br />

Bildungssysteme und zur Förderung der Qualität der allgemeinen und beruflichen Bildung<br />

in Deutschland.<br />

129


Dr. Jürgen Smettan<br />

Konwips e. V., Dresden<br />

Fachkräftebedarf<br />

und Kooperationsentwicklung<br />

131


Meine Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung.<br />

Im Rahmen unseres Themas möchte ich auf zwei Punkte eingehen: auf den Bedarf der Unternehmen<br />

und die Kooperationen mit Schulen in Sachsen.<br />

Zunächst zum Bedarf der Unternehmen.<br />

Unternehmen brauchen eine passende Anzahl von Mitarbeitern, die die richtige Menge an<br />

Arbeit in der richtigen Qualität am richtigen Ort und in der richtigen Zeit erledigen. Doch dieser<br />

Bedarf schwankt sehr stark. Der Bedarf der Unternehmen hängt stark von der aktuellen<br />

Auftragslage ab. Der Bestand in den Auftragsbüchern schwankt. Und die starken Schwankungen<br />

verlangen eine flexible Anpassung des Mitarbeiterbestandes. Die Unternehmen<br />

müssen atmen, müssen bei steigenden Auftragslagen expandieren können und bei zurückgehender<br />

Auftragslage auch wieder kontrahieren. Unternehmen müssen sich der aktuellen<br />

Wirtschaftslage anpassen können. Dieser Anpassungsdruck wurde in den letzten Jahren<br />

immer stärker, wie auch der Kampf um die Aufträge insgesamt. Sächsische Unternehmen<br />

berichten regelmäßig von fast als tragisch zu bezeichnenden Fällen. Aufträge lagen bereits<br />

vor, aber die für diese speziellen Aufträge erforderlichen Fachkräfte waren im Unternehmen<br />

nicht vorhanden und konnten in der Kürze der Zeit auch nicht akquiriert werden. Die Aufträge<br />

mussten zurückgegeben werden.<br />

Eine Folge des sich verschärfenden Kampfes um die Aufträge und der kurzfristigen Reaktionen<br />

ist, dass die Unternehmen häufig erst dann mit Personalentscheidungen reagieren,<br />

wenn Aufträge vorhanden sind. Der Fachkräftebedarf steigt plötzlich von einem Tag auf den<br />

anderen. Mit der Unterschrift unter einen Vertrag beginnt dann häufig eine unkoordinierte<br />

Suche nach Personal. Um neue Fachkräfte für auftragsspezifische Tätigkeiten zu qualifizieren,<br />

ist nun in der Regel ein größerer Aufwand erforderlich als vorausgesehen wurde und die<br />

Risiken der schnellen Entscheidungen sind oft höher als bei einer langfristigen Personalplanung.<br />

Meist ist die Einstellung von Fachkräften mit einem hohen spezifischen Einarbeitungsaufwand<br />

verbunden. Auch bei Lehrlingen ist der Zeitaufwand beträchtlich und die Zeit, die für<br />

die Einführung von Lehrlingen in einen neuen Betrieb erforderlich ist, kann selten produktiv<br />

genutzt werden. Das Problem verschärft sich vor allem dann, wenn nun unter hektischen<br />

Bedingungen eingestellt wird, wenn keine passgenauen Profile erstellt werden und die Personen<br />

nur in geringem Maße mit den Anforderungen der Stellen und Anforderungen übereinstimmen.<br />

Unternehmen hegen, und das stellt sich in vielen Diskussionen immer wieder auf die gleiche<br />

Weise heraus, Befürchtungen bei der Einstellung von Lehrlingen. Sie haben Angst, in<br />

„den/die Falsche/n“ zu investieren. Aber: Wer ist der „Falsche“? Als Fehlbesetzungen kön-<br />

132


nen Lehrlinge angesehen werden, die keine richtige Motivation für den gewählten Lehrberuf<br />

mitbringen, deren Ziele schwanken oder sehr unklar sind. Die Betriebe möchten nicht in<br />

Lehrlinge investieren, die schon nach kurzer Zeit wieder gehen, ihre Interessen ständig<br />

wechseln oder nicht zuverlässig sind. Viele Unternehmer in den kleinen und mittleren Unternehmen<br />

tragen die Angst mit sich herum, dass im Produktionsprozess Schwierigkeiten auftauchen,<br />

die nicht berechenbar oder planbar sind. Sie befürchten, dass „irgend etwas<br />

kommt“, was nicht im Plan vorgesehen war und im Vorfeld nicht kalkuliert werden konnte.<br />

Dann wird erwartet, dass die neuen Mitarbeiter mitdenken, ihre Aufgaben möglichst schnell<br />

erfassen, flexibel reagieren und eventuelle Probleme und Unwägbarkeiten mittragen.<br />

Gegenwärtig ist festzustellen, dass der Druck auf die mittelständischen Unternehmen, die<br />

von kurzfristigen Schwankungen in der Auftragslage viel stärker betroffen sind als große Betriebe,<br />

extrem zunimmt. Gegenüber den DAX-Unternehmen, die langfristigere Perspektiven<br />

verfolgen, ist es vor allem der Mittelstand, der gerade in Sachsen häufig von heute auf morgen<br />

denkt. Dabei werden gravierende Fehler gemacht.<br />

Fehler geschehen vor allem im Bereich der Bewerberauswahl, weil unter den beschriebenen<br />

hektischen Bedingungen, wenn es schnell gehen muss, häufig intuitiv entschieden wird. Viele<br />

Personalleiter und Geschäftsführer entscheiden spontan nach Sympathie oder Antipathie.<br />

Vor diesem Hintergrund, ohne systematisch analysierte Anforderungsprofile, wählen die Geschäftsführer<br />

oder die zuständigen Entscheidungsträger vielfach nach „Ähnlichkeit“ aus. Das<br />

heißt, es werden Personen eingestellt, bei denen „die Chemie" zu stimmen scheint. Die Unternehmer<br />

wollen negative Erfahrungen vermeiden, die eher im Unbekannten vermutet werden.<br />

Oft bestehen aus Sicht der Betriebe überhaupt keine eindeutigen Vorstellungen zum<br />

erforderlichen Qualifikationsprofil benötigter Fachkräfte. Solche unpräzisen Erwartungen der<br />

Geschäftsführung, ungenaue Zielstellungen wie auch unklare Strukturen bei der Einarbeitung<br />

tragen häufig zu wenig transparenten Entscheidungen bei.<br />

Welche Lösungen können an dieser Stelle helfen?<br />

Sachsen, und hier speziell das Wirtschaftsministerium, hat einen Ideenwettbewerb ins Leben<br />

gerufen. In diesem Ideenwettbewerb waren die sächsischen Betriebe aufgefordert, Projektskizzen<br />

einzureichen aus denen hervorging, wie die anstehenden Probleme bewältigt werden<br />

könnten. Ausgangspunkte waren zum einen die beschriebene Kurzfristigkeit der Auftragslage<br />

in mittelständischen Betrieben aber auch die oft kurzsichtige Denkweise beim Einstellen<br />

und Entlassen von Fachkräften und Mitarbeitern. Angestrebt werden eine langfristige,<br />

strategisch in die Zukunft weisende Vorgehensweise und Lösungsvorschläge, wie die vorhandenen<br />

Ressourcen nachhaltig gesichert werden können. Ich möchte zu den Lösungsansätzen<br />

eine typische Projektskizze herausgreifen: die Projektskizze des Jugendnetzwerkes<br />

Sachsens, das sich mit Berufsorientierung, dem Thema dieser Veranstaltung, befasst.<br />

133


Zusammenarbeit in der Region<br />

Das Jugendnetzwerk Sachsen beschäftigt sich speziell mit der Frage, wie Jugendliche mit<br />

den Betrieben langfristig in Verbindung bleiben können, so dass die kurzfristigen Schwankungen<br />

etwas gedämpft und ausgeglichen werden und die mittelständischen Betriebe sich<br />

im Bedarfsfall schnell mit Fachkräften und Lehrlingen versorgen können und nicht darauf<br />

angewiesen sind, kurzfristig Strategien zu entwickeln, die falsch oder Fehler behaftet sind.<br />

Das Jugendnetzwerk Sachsen will durch die Installation eines zentralen Netzwerkmanagements<br />

Schulen und Unternehmen aus der Region zusammenbringen.<br />

Das Netzwerkmanagement übernimmt die Organisation und Koordinierung der Zusammenführung.<br />

In einer Pilotphase wurde die Zusammenarbeit von acht Schulen mit 80 Schülern im<br />

Technikunterricht begonnen. Es werden Praktika in den Betrieben organisiert und die Schüler<br />

haben die Möglichkeit, in mehreren Betrieben der Region diese Praktika kurzfristig zu<br />

absolvieren. Die Schüler lernen den Betrieb kennen, Betriebe lernen die Schüler kennen.<br />

Dadurch entsteht bereits eine gewisse Vertrautheit. Die Identifikation mit der Aufgabe wächst<br />

und auch der Informationsgrad der Schüler über die in der Region vorhandenen Angebote<br />

steigt. Beteiligt sind mehrere Institutionen der Region: Ämter, Vereine und weitere Netzwerke,<br />

die das Netzwerkmanagement mittragen.<br />

Aber der zentrale Punkt ist, dass es eine verantwortliche Instanz geben muss, die durchgängig<br />

die Koordination gewährleistet. Ohne Koordination bleiben oft nötige Aktivitäten aus, es<br />

bleibt bei den üblichen Appellen an Unternehmen und Schulen, einer verlässt sich auf den<br />

anderen und Initiativen verlaufen im Sande. Wenn aber als Koordinationsstelle zwischen<br />

beiden Partnern, Schulen und Unternehmen, das Netzwerkmanagement agiert, dann wird<br />

dauerhaft Verbindung und Kontakt zwischen den Beteiligten aufrechterhalten. Das ist entscheidend.<br />

Die ersten Schritte sind mittlerweile gemacht. Das Netzwerkmanagement wird vom Freistaat<br />

Sachsen für zwei Jahre gefördert und soll langfristig vom Unternehmensverbund Jugendnetzwerk<br />

Sachsen getragen werden.<br />

Es bestehen in Sachsen auch noch anderweitige Strukturansätze und Ideen, die in ähnlicher<br />

Weise regional oder überregional verankert sind. Aber das hier vorgestellte Netzwerk ist<br />

meines Erachtens ein besonders gutes Beispiel dafür, wie die Kommunikationslücke zwischen<br />

den Betrieben und den Schulen effizient geschlossen werden kann.<br />

Weitere Informationen hierzu können Sie der Broschüre „Ideenwettbewerb Fachkräftenetzwerke<br />

für die sächsische Wirtschaft" entnehmen entnehmen. (Herausgeber: Sächsisches<br />

Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit, Wilhelm-Buck-Straße 2, 01097 Dresden)<br />

Vielen Dank.<br />

134


Prof. Dr. Günter Albrecht<br />

GEBIFO-Berlin Gesellschaft zur Förderung von Bildungsforschung<br />

und Qualifizierung mbH<br />

Das BMBF-Projekt<br />

„Regio-Kompetenz-Ausbildung“<br />

im Kontext von Ausbildung und<br />

135<br />

Regionalentwicklung


Das Land <strong>Brandenburg</strong> ist mit dem IHK-Bildungszentrum Frankfurt (Oder) und weiteren<br />

Partnern aus Wittenberge, Perleberg, Angermünde, Eberswalde, Eisenhüttenstadt, Cottbus<br />

und Lauchhammer an einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)<br />

geförderten Ausbildungsnetzwerk beteiligt.<br />

Das BMBF-Projekt „Regionalberatung zur Sicherung und Weiterentwicklung des Ausbildungsplatzangebotes<br />

in den neuen Ländern“ ist unter den Kürzeln „Regio-Kompetenz-Ausbildung“<br />

oder „Regiokom“ eingeführt. Dieses Ende 1999 gestartete und bis 2005 laufende<br />

Projekt wird vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Gesellschaft zur Förderung<br />

von Bildungsforschung und Qualifizierung mbH (GEBIFO-Berlin) durchgeführt.<br />

Abb. 1: Projektpräsentation in Potsdam<br />

„Regio-Kompetenz-Ausbildung“ ist Bestandteil der Ausbildungsoffensive des BMBF und ge-<br />

hört zu den fünf innovativen Ausbildungsstrukturprojekten. Entsprechend der Zielstellung<br />

„Ausbilden jetzt – Erfolg braucht alle“ orientiert es auf die Generierung zusätzlicher, insbesondere<br />

betrieblicher Ausbildungsplätze, die Gewinnung neuer Ausbildungsbetriebe und die<br />

Wiedergewinnung nicht mehr ausbildender Betriebe.<br />

Ziele des BMBF-Projektes<br />

In vielen Regionen, Arbeitsagentur- und Kammerbezirken der neuen Länder und Berlin haben<br />

Lehrstelleninitiativen, regionale Ausbildungspartnerschaften und betriebliche Ausbil-<br />

136


dungsverbünde zu good-practice Beispielen geführt. Diese Initiativen wirken über den Kreis<br />

der Netzwerkpartner des BMBF-Projektes „Regio-Kompetenz-Ausbildung“ hinaus beziehungsweise<br />

erleichtern die Nutzung/Ausdehnung erfolgreicher Kooperationen auch auf den<br />

Bereich Ausbildung. Die Ziele und Gründe für eine regionale Kooperation sind in Abb. 2 dargestellt.<br />

Am Beispiel des hier dargestellten BMBF-Projektes hat sich gezeigt, wie wichtig für regionale<br />

Initiativen, in Sonderheit für Netzwerke, ein spezifisches Management ist.<br />

Abb. 2: Projektziele<br />

Die aktuelle Bildungsdiskussion wird durch eine Vielzahl von Begrifflichkeiten, wie Globalisierung,<br />

Wissensmanagement, Networking und Netzwerkstrategien, zusätzlich belebt. Natürlich<br />

tangieren moderne Begriffe einen gewissen Hauch von Innovation. Die Vision vom Netzwerk<br />

wird heute vielfach sofort mit einem Erfolgsrezept verbunden. In vielen gesellschaftlichen<br />

Bereichen haben die Begriffe Netz und Netzwerk eine steile Karriere gemacht. Sie werden<br />

sehr unterschiedlich benutzt beziehungsweise gebraucht und sind in ihrer Vision für Erfolgsrezepte<br />

oft noch defizitär.<br />

In diesem Beitrag wird die Begrifflichkeit positiv gesehen und deshalb sind die Begriffe Netzwerke<br />

und Networking keine „Modethemen“. Netzwerke, Netzwerkansätze beziehungsweise<br />

Netzwerkanalysen haben in zahlreichen natur-, wirtschafts- und geisteswissenschaftlichen<br />

Disziplinen bereits ihre Anwendung und Bewährung erfahren. In der Berufsbildung dominieren<br />

Begriffe wie Verbünde, Netzwerke und Kooperationen.<br />

Im Weiteren werden die Betrachtungen auf „Ausbildungsnetzwerke“ konzentriert.<br />

137


In der Projektdefinition sind „Ausbildungsnetzwerke“ lockere, flexible Zusammenschlüsse,<br />

Arrangements von unterschiedlichen individuellen oder organisationalen Akteuren im Interesse<br />

einer regionalen Zusammenarbeit bei der beruflichen Ausbildung. Die Interaktion der<br />

Akteure, die Netzwerkstrukturen und Netzwerkdimensionen werden immer spezifisch sein<br />

und bedürfen eines gegenseitigen Grundverständnisses und eines Mindestmaßes von allgemein<br />

akzeptierten Vereinbarungen.<br />

Netzwerkaspekte<br />

Im Rahmen des BMBF-Projektes wurde in allen neuen Ländern und Berlin ein faktisch flächendeckendes<br />

„Ausbildungsnetzwerk“ aufgebaut. Für die neuen Länder und Berlin existiert<br />

mittlerweile ein breit gefächertes und stabiles Netz von rund 60 Kooperationspartnern, die in<br />

den Regionen sowie auf lokaler Ebene verankert sind.<br />

Abb. 3: Netzwerkschwerpunkte<br />

138


Sie haben eine Vielzahl von Kooperationsprozessen initiiert, um neue Potentiale für zusätzliche<br />

betriebliche Ausbildungsplätze zu erschließen. Jährlich werden die Netzwerkpartner und<br />

-schwerpunkte überprüft, akzentuiert und aktualisiert.<br />

Die Struktur und Schwerpunkte (einschließlich der bereits erschlossenen Branchenschwerpunkte)<br />

dieses Netzwerkes sind aus der Abb. 3 ersichtlich.<br />

Für die Netzwerkaspekte und das erforderliche Management ergab sich bereits mit dem Projektstart<br />

die günstige Möglichkeit, Good-Practice-Beispiele aus Branchen, Berufsgruppen<br />

beziehungsweise Berufen zu Netzwerken „zu verknüpfen“.<br />

Beispielhaft wurde ein solches Vorgehen beim Aufbau des Netzwerks Mechatronik erprobt.<br />

Diese Projektaufgabe zielt in zwei Richtungen:<br />

Einerseits sollen die Einführung eines neuen Berufes und die gleichzeitige Schaffung zusätzlicher<br />

betrieblicher Ausbildungsplätze begleitet werden.<br />

Andererseits wird durch ein spezifisches Netzwerkmanagement der Projektschwerpunkt<br />

„Sicherung und Stabilisierung bestehender und die Initiierung neuer Netzwerke und Ausbildungsverbünde<br />

zur Gewinnung zusätzlicher betrieblicher Ausbildungsplätze unter besonderer<br />

Berücksichtigung der jeweiligen regionalwirtschaftlichen Strukturen und Gegebenheiten“<br />

umgesetzt. Ausgewählte Instrumentarien zur Unterstützung eines Ergebnis orientierten<br />

Netzwerkmanagements werden erprobt (siehe Abb. 4).<br />

Abb. 4: Instrumentarien der Ausbildungsoffensive<br />

139


Unter Beachtung der vergleichsweise schwierigen und sehr differenzierten wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen in den neuen Ländern ist es mit den Ansätzen und Instrumenten des<br />

BMBF-Projektes „Regio-Kompetenz-Ausbildung“ insbesondere durch<br />

<br />

<br />

die Ausrichtung auf thematische Schwerpunkte,<br />

den regionalisierten Ansatz und<br />

die enge Kooperation mit anderen vom BMBF geförderten Programmen (z.B. Ausbildungsplatzentwickler/innen)<br />

gelungen, positive Entwicklungen auf dem Ausbildungsstellenmarkt in Gang zu setzen, die<br />

sich seit Jahren auch quantitativ niederschlagen.<br />

Zwar ist es vergleichsweise schwierig, den Abschluss eines einzelnen Ausbildungsvertrages<br />

monokausal auf die Wirksamkeit des Projektes zurückzuführen. Dennoch gibt es Hinweise<br />

darauf, dass der Aufbau von Verbünden und Netzwerkstrukturen einen großen Einfluss auf<br />

die Schaffung zusätzlicher betrieblicher Ausbildungsplätze in den neuen Ländern gehabt hat.<br />

Die Auswertung der BIBB-Statistik über die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2004<br />

zeigt, dass – wie schon in den Vorjahren – mit Blick auf einige Ausbildungsberufe die neuen<br />

Länder zum Ende des Ausbildungsjahres 2004 wieder erfreuliche Ergebnisse vorweisen<br />

können. Während der Anteil der neuen Länder über alle neu abgeschlossenen Ausbildungsberufe<br />

hinweg bei rund 22 % liegt, gab es in einzelnen Ausbildungsberufen fast durchweg<br />

eine höhere Ausbildungsbeteiligung der neuen Länder, wie die folgende Übersicht deutlich<br />

macht:<br />

Neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse in ausgewählten Berufen 2004<br />

Sport- und Fitness-<br />

Kaufleute<br />

Kaufleute im<br />

Gesundheitswesen<br />

Veranstaltungs-<br />

Kaufleute<br />

Fachkraft für Kreislauf- und<br />

Abfallwirtschaft<br />

Fachkraft für<br />

Lebensmitteltechnik<br />

Fachkraft für Schutz<br />

und Sicherheit<br />

Gesamtes<br />

Bundesgebiet<br />

neue<br />

Bundesländer<br />

1.316 369 28,0<br />

839 167 19,9<br />

1.378 327 23,7<br />

187 76 40,6<br />

812 269 33,1<br />

736 226 30,7<br />

Mechatronik 6.366 1.364 21,4<br />

Mikrotechnologie 255 169 66,3<br />

alle Berufe 21,6<br />

prozentualer Anteil der<br />

neuen Bundesländer<br />

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Erhebung zum 30. September 2004, eigene Berechnungen<br />

140


Das Positive an diesen Ergebnissen ist, dass in Regionen und Branchen beziehungsweise<br />

Ausbildungsberufen zusätzliche Ausbildungspotentiale zu verzeichnen sind, in denen sich<br />

die Netzwerkpartner von „Regio-Kompetenz-Ausbildung“ in besonderer Weise für die jeweiligen<br />

Ausbildungsberufe engagierten.<br />

Netzwerkmanagement<br />

Ein Schwerpunkt des BMBF-Projektes „Regio-Kompetenz-Ausbildung“ ist die Nutzung der<br />

Management-Kompetenzen bei der Konzeptentwicklung, Vorbereitung, Durchführung und<br />

Dokumentation von BMBF-Events, bundesweiten Fachtagungen, internationalen Expertentreffen,<br />

nationalen und regionalen Workshops sowie „Unternehmerstammtischen“. Während<br />

des Projektverlaufs wird auf aktuelle Entwicklungen schnell reagiert und neue Anforderungen<br />

werden aktiv aufgegriffen. Diese Flexibilität kann auch künftig aufgegriffen und umgesetzt<br />

werden. Der Fundus an Netzwerkpartnerschaften und die „vor Ort Akzeptanz“ bieten eine<br />

gute, ausbaufähige Grundlage für die Umsetzung neuer BMBF-Projekte. Dazu gehören gute<br />

Arbeitskontakte zu den Landesministerien, Agenturen für Arbeit, zuständigen Stellen, Sozialpartnern<br />

sowie regionalen Institutionen und Akteuren (Landräte, Bürgermeister, Unternehmer).<br />

Diese Potenzen sind auszubauen, denn es existiert bereits eine Vielzahl von guten<br />

lokalen beziehungsweise regionalen Konzepten und Netzwerken, die jedoch außerhalb des<br />

jeweiligen Standortes häufig kaum bekannt sind.<br />

Eine Besonderheit für das Netzwerkmanagement und gleichzeitig eine Herausforderung für<br />

die beteiligten Akteure ist die Vision im Projektkonzept mit dem GEBIFO-Copyright „Vernetzung<br />

der Netze“. Die Ziele dieser Vision sind Synergieeffekte „vor Ort“ zwischen unterschiedlichen<br />

BMBF-Projekten im Zusammenwirken mit den regionalen Akteuren in Wachstumsregionen<br />

und auch in Problembereichen. In Übereinstimmung mit der Landesregierung<br />

Mecklenburg-Vorpommern (Wirtschaftsministerium) konnten Modellbeispiele für eine „Vernetzung<br />

der Netze“ vorbereitet und auf einer BMBF-Tagung im Juni 2002 in Rostock vorgestellt<br />

werden. Die Tagungsdokumentation mit CD-ROM liegt vor.<br />

Die inhaltliche Zusammenarbeit konnte von zunächst fünf Partnerschaften:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

dem Programm „Ausbildungsplatzentwickler/innen“,<br />

dem Programm „Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken“,<br />

dem Forschungs- und Entwicklungsprogramm „Lernkultur Kompetenzentwicklung“,<br />

dem Programm „InnoRegio“ und<br />

den vom BMBF geförderten Wirtschaftsmodellvorhaben<br />

auf weitere Projekte/Programme übertragen werden.<br />

Die inhaltlichen Ansatzpunkte und die Struktur des BMBF-Projektes „Regio-Kompetenz-Ausbildung“<br />

stellen in der Breite und Vielfalt hohe Anforderungen an das Netzwerkmanagement.<br />

141


Das erfordert die gezielte Nutzung der vier „strategischen“ Förderinstrumente: Ausbildungsverbünde,<br />

Ausbildungs-Netzwerke, externes Ausbildungsmanagement und regionale Ausbildungspotenzialanalysen.<br />

Dadurch wird ein spezifischer Beitrag zur perspektivischen Fachkräftesicherung<br />

und Regionalentwicklung an der Nahtstelle zwischen Wirtschafts-, Arbeitsmarkt-,<br />

Bildungs- und insbesondere der Schulpolitik geleistet.<br />

Die sich abzeichnende demografische Entwicklung in den neuen Ländern erfordert gleichzeitig<br />

und „in Einheit“ Konzeptentwicklung, Netzwerkmanagement und Netzwerkevaluation, Beratung,<br />

Begleitung und Coaching sowie Transfer- und Nachhaltigkeitssicherung für innovative<br />

Modelle der perspektivischen Fachkräftesicherung in ausgewählten Regionen (Problemund<br />

Modellregionen). Die Abb. 5 soll dieses Zusammenwirken, die Netzwerkebenen und<br />

Anforderungen stark vereinfacht darstellen:<br />

Abb. 5: Anforderungen und Netzwerkebenen<br />

In vielen Regionen, Arbeitsagentur- und Kammerbezirken der neuen Länder und Berlin haben<br />

Lehrstelleninitiativen, regionale Ausbildungspartnerschaften und betriebliche Ausbildungsverbünde<br />

zu Good Practice-Beispielen geführt, die auch über den Kreis der Netzwerkpartner<br />

des BMBF-Projektes „Regio-Kompetenz-Ausbildung“ wirken beziehungsweise die<br />

Nutzung/Ausdehnung erfolgreicher Kooperationen auch auf den Bereich Ausbildung erleichtern.<br />

Ausgewählte Ergebnisse sind im „Handbuch zum Coaching von Ausbildungsplatzinitiativen“<br />

veröffentlicht (siehe Abb. 6).<br />

142


Abb. 6: Coaching-Handbuch<br />

Zu diesen Beispielen gehören:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Unterstützung von Maßnahmen zur engeren Verzahnung von Berufsausbildung und Regionalentwicklung;<br />

Beteiligung an der Weiterentwicklung, Verstetigung und regionalen Bündelung der Ausbildungsplatzinitiativen<br />

von Wirtschaftsverbänden, Kammern, Agenturen für Arbeit, Kreisämtern<br />

und Kommunen;<br />

Organisation des Erfahrungsaustausches zum Ausbau innovativer Modelle der Verbundausbildung<br />

mit betrieblichem Ausbildungsvertrag bei Förderung des „Verbundmanagements“;<br />

Einflussnahme auf die bessere Abstimmung und Arbeitsmarktorientierung der Ausbildungsprogramme<br />

und anderer Qualifizierungsmaßnahmen;<br />

Förderung der öffentlichkeitswirksamen Darstellung und der Verallgemeinerung guter<br />

Beispiele (best practice) bei der Gewinnung zusätzlicher betrieblicher Ausbildungsplätze<br />

Nachhaltigkeit und Transfer<br />

Für die Perspektive ist zu beachten, dass in den Regionen unterschiedliche Netzwerke und<br />

Informationsströme bestehen, die bislang kaum miteinander kommunizieren. Die Integration<br />

unterschiedlicher Zuständigkeiten und Förderpolitiken auf regionaler und lokaler Ebene lässt<br />

erhebliche Synergien erwarten, so zum Beispiel auf Gebieten wie Berufsinformation, Ressourcen-Nutzung,<br />

regionaler Potentialentwicklung und Erschließung zukunftsorientierter<br />

Branchen.<br />

143


Aus dieser Sicht werden Nachhaltigkeit, Transfer und Evaluation abschließend in ihrer<br />

Wechselbeziehung kurz skizziert:<br />

Im Projekt konnte die Regionalisierung der Netzwerkarbeit durch Kooperationsvereinbarungen<br />

mit regionalen Stützpunkten in der Fläche stark ausgeweitet werden. Dabei offenbarte<br />

sich eine Informationsfülle an Kooperationsformen und thematischen Schwerpunkten, die<br />

sich einer flächendeckenden Beschreibung entzieht.<br />

Exemplarisch sollten auch künftig solche Beispiele „guter Kooperation“ in regionalen und<br />

überregionalen Veranstaltungen vorgestellt werden, weil eine solche Schrittfolge auch zur<br />

Nachhaltigkeit beiträgt.<br />

Durch „neutrale Moderation“ werden im Zusammenwirken mit den zuständigen Institutionen<br />

und regionalen Akteuren die regional-, sektoral-, branchen- beziehungsweise berufsgruppenspezifischen<br />

Qualifizierungserfordernisse ermittelt und unter dem Aspekt „Vernetzung<br />

der Netze“ der vom BMBF geförderten Projekte Beispiellösungen in der Region entwickelt.<br />

Das erfordert Transfer und das Engagement der Netzwerkpartner vom Tatendrang bis zur<br />

Einhaltung von Regeln (siehe Abb.7).<br />

Abb. 7: Transfer-Komplexität<br />

Für die Nachhaltigkeit von Evaluationsbefunden haben die Rückmeldung, Verbreitung und<br />

Weiterverarbeitung – und damit insgesamt der Transfer – eine zunehmende Bedeutung.<br />

Deshalb wird im Netzwerkmanagement auf eine gute Dissemination (Übermittlung) und Diffusion<br />

(ohne äußere Einwirkung ablaufende Verbreitung) der Evaluationsergebnisse gesetzt.<br />

144


Positive Evaluationsbefunde hinsichtlich der Gewinnung betrieblicher Ausbildungsplätze liefert<br />

nun bereits seit 1999 der Firmenausbildungsring Oberland e.V. aus Neugersdorf. Die<br />

Botschaft lautet schlicht, aber überzeugend – „Besser miteinander erfolgreich, als aufeinander<br />

neidisch“.<br />

Die Maxime der Unternehmen aus Sachsen ist verallgemeinerungswürdig. Der Transfer wird<br />

gesichert; und auch Beispiele für Modelle zur grenzüberschreitenden Ausbildungskooperation<br />

mit Polen und Tschechien werden begleitet und ein eigenständiges Teilnetzwerk „Chance<br />

Grenzregion“ ist im Projekt entstanden.<br />

Die Qualifizierung von polnischen „Multiplikatoren für Mechatronik“ wird von GEBIFO-Berlin<br />

und dem QCW Eisenhüttenstadt in Kooperation mit dem polnischen Ministerium für nationale<br />

Bildung und Sport erfolgreich fortgesetzt und Synergieeffekte zum „Transnationalen Netzwerk<br />

E2-VET“ mit der IHK Frankfurt/Oder werden ergebnisorientiert genutzt. Die Breite und<br />

Vielfalt des internationalen Transfers kann nur angedeutet werden (siehe Abb. 8).<br />

Abb. 8: Transfer-Impressionen<br />

145


Das Konzept des hier vorgestellten BMBF-Projektes „Regio-Kompetenz-Ausbildung“ sichert<br />

ein spezifisches Wissensmanagement, eine formative Selbstevaluation und ergebnisorientierte<br />

nationale und internationale Transfermaßnahmen.<br />

Dazu gehören die Erarbeitung (Autorenschaft) und Herstellung von Projektinfos, Handlungsanleitungen,<br />

Sonderdrucken, Beiträgen des Info-Dienstes „Kompetenz“ und Publikation von<br />

Büchern und Broschüren im Bertelsmann Verlag sowie weitere Projektdarstellungen, zur Zeit<br />

unter www.regiokom.de.<br />

Als bewährte Instrumente, Formen und Methoden zur Sicherung und Verbreitung der Ergebnisse<br />

haben sich außerdem<br />

<br />

<br />

<br />

regionale „Unternehmerstammtische“,<br />

Workshops und Expertentreffen (branchen- beziehungsweise berufsgruppenorientiert),<br />

regionale Netzwerkberatungen,<br />

nationale und internationale Fachkonferenzen<br />

erwiesen.<br />

146


Dr. Karsten Schuldt<br />

PIW Progress-Institut für Wirtschaftsforschung <strong>GmbH</strong>, Teltow<br />

Betriebliche Erstausbildung –<br />

Status quo, Trends, Rahmenbedingungen<br />

und Handlungsperspektiven<br />

147


1. Betriebliche Erstausbildung in <strong>Brandenburg</strong> – status quo und Trends<br />

Wie die folgende Übersicht zeigt, ist der Anteil der ausbildenden Betriebe an allen Betrieben<br />

im Land <strong>Brandenburg</strong> seit vielen Jahren außerordentlich stabil – und liegt bei etwa einem<br />

Viertel. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nur circa die Hälfte aller Betriebe über eine Ausbildungsberechtigung<br />

verfügt. Alle bisherigen Bemühungen, den Anteil der ausbildenden<br />

Betriebe substanziell zu erhöhen, haben bislang nicht zu diesem Ziel geführt.<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

in % aller Betriebe<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abbildung 1 Anteil der ausbildenden Betriebe im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

IAB-Betriebspanel<br />

Im Unterschied zu dieser vergleichsweise stabilen Ausbildungsbeteiligung der Betriebe ist<br />

die Zahl der betrieblichen Auszubildenden kontinuierlich zurück gegangen. Gegenwärtig befinden<br />

sich somit gut 30.000 Jugendliche in einer betrieblichen Ausbildung – dies sind etwa<br />

drei Viertel aller Auszubildenden im Land <strong>Brandenburg</strong>.<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

am Ende des Jahres (31.12.)<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

BA, BIBB, LDS<br />

Abbildung 2 : Anzahl der betrieblichen Auszubildenden im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

148


2. Rahmenbedingungen betrieblicher Erstausbildung<br />

Hintergrund dieser Entwicklung der betrieblichen Auszubildendenzahl sind das jeweilige Gewicht<br />

von diesbezüglich förderlichen Faktoren einerseits:<br />

langfristiger Trend zur Höherqualifizierung;<br />

demographische Entwicklung – Wettbewerb um knapper werdende Nachwuchskräfte;<br />

und hemmenden Faktoren andererseits:<br />

gesamtwirtschaftliche Wachstums- und Beschäftigungsschwäche;<br />

Trend zu unstandardisierten Beschäftigungsverhältnissen und Selbständigkeit;<br />

nachlassende Ausbildungsbefähigung der Schulabgänger/-innen.<br />

Offenbar überwiegen, zumindest im Land <strong>Brandenburg</strong>, die hemmenden Einflussfaktoren.<br />

Vor allem die nunmehr seit Ende der 90er Jahre anhaltende Wachstums- und Beschäftigungsschwäche<br />

dürfte sich diesbezüglich negativ auswirken.<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

Wachstum des realen BIP (in %)<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abbildung 3: Wirtschaftswachstum im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

149<br />

LDS


950.000<br />

900.000<br />

850.000<br />

800.000<br />

750.000<br />

700.000<br />

650.000<br />

600.000<br />

am Arbeitsort per 30.6.<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abbildung 4: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

1.200.000<br />

1.000.000<br />

800.000<br />

600.000<br />

400.000<br />

200.000<br />

0<br />

Erwerbstätige (im Jahresdurchschnitt)<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abbildung 5: Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

3. Handlungsperspektiven betrieblicher Erstausbildung<br />

Anknüpfend an die wesentlichen Ursachen der schwachen betrieblichen Ausbildungsperformance<br />

im Land müssen zunächst einige grundsätzliche Handlungsempfehlungen gegeben<br />

werden.<br />

Dazu zählen insbesondere:<br />

die Unterstützung von Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum durch eine konsistente<br />

Finanz-, Steuer-, Struktur- und Regionalpolitik;<br />

die Verbesserung in den der Berufsbildungspolitik vor gelagerten (Bildungs-) Bereichen,<br />

wie etwa<br />

150<br />

LDS<br />

BA


- Bildungsqualität an den allgemeinbildenden Schulen;<br />

- Arbeitswelt- und Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen;<br />

- Berufsorientierung durch die Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit, der<br />

Arbeitsgemeinschaften aus Arbeitsagenturen und Kommunen sowie der Optionskommunen<br />

und<br />

die Entwicklung eines konsistenten Förderkonzeptes zugunsten situationsadäquater betrieblicher,<br />

betriebsnaher und kooperativer Modelle der beruflichen Erstausbildung.<br />

Bezogen auf die Konturierung eines neuen INNOPUNKT-Wettbewerbs mit dem Ziel der<br />

Erhöhung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung können nunmehr folgende Orientierungen<br />

gegeben werden:<br />

Abkehr von Träger fokussierten Modellen bei der Umsetzung des Wettbewerbs;<br />

Orientierung auf zwei, maximal drei regional konzentrierte Vorhaben;<br />

Ausrichtung der geförderten Vorhaben auf das Zusammenspiel unterschiedlicher landespolitischer<br />

( Verbundausbildung, betriebsnahe Ausbildung, Kooperatives Modell<br />

usw.), bundespolitischer (BvB, EQJ usw.) sowie – sofern vorhanden – kommunalpolitischer<br />

Förderansätze;<br />

Optimierung der Lernortkooperation Betrieb-Schule- Bildungsdienstleister;<br />

Ziel der Vorhaben sollte die relevante Steigerung der regionalen Ausbildungsplatzzahl<br />

und die Erhöhung der Ausbildungszeiten im Betrieb sein.<br />

151


Reiner Heinze<br />

TÜV Akademie <strong>GmbH</strong>, Cottbus<br />

Voraussetzungen schaffen für mehr<br />

Ausbildungsangebote und Ausbildungsqualität –<br />

Stärkung und Ausweitung der betrieblichen Praxis<br />

153


1. Unser Leistungsspektrum :<br />

Erstausbildung im Verbund:<br />

• Überbetriebliche Ausbildung von jungen Leuten<br />

In kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen<br />

Modulsystem mit Zusatzqualifikation<br />

Berufe in der Erstausbildung<br />

Kaufmännische Berufe<br />

Metall / CNC<br />

Kraftfahrzeugmechatroniker<br />

Elektronik / Elektrotechnik<br />

Lager und Logistik<br />

Verkehr<br />

Baugeräteführer<br />

Baustoffproduktion<br />

Umwelt<br />

Informations-/ Telekommunikationstechnik<br />

Kunststoffe<br />

2. Der Ausbildungsverbund Südbrandenburg<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Entwicklung der Teilnehmerzahlen – gesamt<br />

140<br />

275<br />

140<br />

295<br />

138<br />

285<br />

144<br />

300<br />

148<br />

345<br />

2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05<br />

Unternehmen Teilnehmer<br />

154


Zusammensetzung Verbund 04/05 – Einteilung nach Berufsfeldern<br />

Elektron.<br />

3%<br />

Kfm.<br />

8%<br />

3. Kernprobleme:<br />

Kunststoff/<br />

Chemie<br />

19%<br />

Mechatroniker<br />

12%<br />

Sonstige<br />

2%<br />

IT<br />

6%<br />

BKF<br />

5%<br />

Metallberufe<br />

34%<br />

BGF<br />

6%<br />

Fehlende Kontinuität in der Ausbildungsakquisition und in der<br />

Unternehmensbetreuung durch Wegfall der Personalförderung<br />

- SGB III – Paragraph 10<br />

VM/AM<br />

5%<br />

Divergenz von Ausbildungsanforderungen der Unternehmen im Verhältnis zum<br />

Qualitätspotenzial der Schulabgänger<br />

- Zunahme von Ausbildungsabbrüchen<br />

Zunahme der Nichtbesetzung von betrieblichen Ausbildungsplätzen<br />

- ungenügende Leistungen in naturwissenschaftlichen Fächern<br />

- fehlende Kenntnisse über Profil des jeweiligen Ausbildungsberufes<br />

4. Lösungsmöglichkeiten:<br />

4.1. INNOPUNKT 11 – Vollstart statt Fehlstart<br />

gibt Starthilfe ins Berufsleben für Jugendliche mit ungünstigen beziehungsweise<br />

problematischen Voraussetzungen<br />

ist ein Projekt der TÜV Akademie – angelegt bis 2006<br />

beinhaltet „Bildung auf Rädern“ – Erprobungswerkstätten vor Ort<br />

155


- gibt Hilfe bei der Berufsfindung und Ausbildungsplatzsuche durch<br />

Beratungsgespräche<br />

Eignungstests<br />

Bewerbungstrainings<br />

Praktika<br />

- ermöglicht mehr Ausbildungserfolg in den Unternehmen durch<br />

Sorgfältige Eignungsfeststellung<br />

Professionelle pädagogische Begleitung<br />

Günstige Qualifizierungsangebote<br />

4.2. Schüleragentur – Agentur zur beruflichen Frühorientierung –<br />

von Schülern für Schüler<br />

Schüler aus Real-, Gesamt-, Förderschule und Gymnasium leiten selbständig<br />

eine Agentur, die wie eine Firma aufgebaut ist<br />

Ziele:<br />

Besetzung aller Ausbildungsstellen<br />

Prävention bei Ausbildungsabbruch<br />

Perspektiven für leistungsbereite Jugendliche<br />

Zusammenführung Schule-Wirtschaft<br />

Angebote:<br />

Orientierungswochen<br />

Praxistage<br />

Neigungsfeststellung, Bewerbungstraining<br />

Berufswahlpass<br />

4.3. Personenkonkrete Zusatzqualifikation als integraler Bestandteil der<br />

Berufserstausbildung<br />

Ziel: Allrounder mit universeller und flexibler Einsetzbarkeit<br />

Sicherung der Nachhaltigkeit der Berufsausbildung<br />

Erhöhung der Übernahmechancen nach der Ausbildung<br />

Zusatzqualifikationsangebote (Auswahl):<br />

Bedienberechtigung für Gabelstapler; Radlader/Bagger; Auto- und Mobilkran;<br />

Brückenportal- und Turmdrehkran<br />

TÜV-Prüfungen: MAG-Schweißen; WIG-Schweißen (DIN EN 287-1o.2)<br />

Programmierung/Zerspanung mit CNC-Technik; Vorrichten nach Isometrie<br />

Verarbeitung von thermoplastischen und duroplastischen Kunststoffen in der<br />

Metalltechnik<br />

156


4.4. Zusätzliche Aktivitäten der Unternehmen:<br />

Erhöhung der Ausbildungsquote,<br />

auch Ausbildung über Bedarf<br />

Bereitstellung von Schüler-Praktikumsplätzen<br />

Durchführung von Informationstagen („Tag der offenen Tür“)<br />

Positive Beispiele:<br />

Fränkische Rohrwerke, Schwarzheide<br />

BASF, Schwarzheide<br />

Impuls Verschleißtechnik, Senftenberg<br />

Drahtwerk u. Stahlhandel, Finsterwalde<br />

Negativ:<br />

Ca. 75 % der Unternehmen im Kammerbezirk Cottbus bilden nicht aus.<br />

Deshalb: Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der Verbundrichtlinie zur Stärkung<br />

der Ausbildungsbereitschaft!<br />

5. Offene Probleme:<br />

Schwierigkeiten bei Zusammenarbeit und Vernetzung von Netzwerken<br />

Fehlende Synergieeffekte<br />

Geographische Hindernisse bei der Berufsausbildung durch Landespolitik<br />

Unterschiedliche Verbundrichtlinien in <strong>Brandenburg</strong> und Sachsen<br />

(Unternehmen in <strong>Brandenburg</strong> – Auszubildender aus Sachsen)<br />

Budgetbeschränkungen von Fördermittelgebern<br />

Bewährte innovative Ausbildungsprojekte (18 + 18) bleiben ein Einzelfall<br />

Harmonisierung der Berufsausbildung in der Europäischen Union<br />

Abflachung von hochwertigen Qualitätsstandards in der Berufsausbildung in<br />

Deutschland<br />

Zuständigkeitsdivergenz in der beruflichen Bildung<br />

157


Dr. Fritz Wegner<br />

Ausbildungsring Potsdam <strong>Brandenburg</strong> e. V., Potsdam<br />

Betriebsnahe Ausbildung in <strong>Brandenburg</strong>:<br />

zusätzliche Ausbildungsplätze durch<br />

geförderte Ausbildung im dualen System<br />

159


Sehr geehrte Damen und Herren!<br />

Zu wenig Ausbildungsplätze! heißt es regelmäßig in den Schlagzeilen der Medien.<br />

Dennoch gibt es eine ganze Reihe von freien Ausbildungsplätzen, die noch erschlossen<br />

werden können.<br />

Motivierte und qualifizierte Arbeitskräfte sind für die meisten Unternehmen Erfolgsfaktor<br />

Nummer eins. Es ist eine lohnende Investition, die zukünftigen Mitarbeiter selbst auszubilden.<br />

Die Ausbildung ist ein aktives Instrument der Unternehmensentwicklung. Die circa 360<br />

Berufsbilder mit vielen Ausgestaltungsmöglichkeiten bieten für jedes Unternehmen die passenden<br />

Ansatzpunkte. In Zukunft werden Aus- und Weiterbildung im eigenen Unternehmen<br />

noch wichtiger, denn der Fachkräftemangel gefährdet schon heute die Leistungsfähigkeit<br />

vieler Betriebe. Nicht jedes Unternehmen hat die Bedeutung dieser Problematik für sich bereits<br />

erkannt.<br />

Die Erhöhung der Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen des Landes <strong>Brandenburg</strong> zu<br />

thematisieren erfordert, den Begriff „Ausbildungsbereitschaft“ selbst zu betrachten.<br />

Die Ausbildungsbereitschaft eines Unternehmens wird durch zwei Seiten gekennzeichnet:<br />

die Ausbildungsfähigkeit und die Ausbildungswilligkeit des Unternehmens beziehungsweise<br />

der Entscheidungsträger im Unternehmen.<br />

Dabei stellt die Ausbildungsfähigkeit die eher objektiv bedingte Seite der Ausbildungsbereitschaft<br />

dar. Zu ihr gehören:<br />

materielle Bedingungen<br />

- der Ausbildungsplatz selbst<br />

- das für die Ausbildung notwendige Material, die Energie,<br />

- die betriebliche Auftragslage<br />

personelle Bedingungen der Ausbilder<br />

finanzielle Bedingungen (tatsächliche Finanzlage des Unternehmens).<br />

Die Ausbildungswilligkeit als subjektive Seite der Ausbildungsbereitschaft ist wesentlich bedingt<br />

durch die Erfahrungen der Entscheidungsträger im Unternehmen mit Auszubildenden<br />

beziehungsweise mit der grundsätzlichen Einstellung des Unternehmers oder seiner Mitarbeiter<br />

zur Ausbildung.<br />

Sind beide Seiten der Ausbildungsbereitschaft positiv vorhanden, wird es, stehen entsprechende<br />

Bewerber zur Verfügung, zu einer betrieblichen Ausbildung kommen.<br />

Ist die Ausbildungsfähigkeit gegeben, die Ausbildungswilligkeit aus unterschiedlichen Gründen<br />

nicht vorhanden, eröffnet sich hier ein Feld für die aktive Beratung mit den Entschei-<br />

160


dungsträgern des Unternehmens. Vorrangig sind die Ausbildungsberater der jeweils zuständigen<br />

Stelle gefordert, nicht zu vergessen jedoch die differenzierten Aktivitäten der unterschiedlichen<br />

Seiten der sich für die Berufsausbildung engagierenden Kräfte.<br />

In einer Vielzahl von Unternehmen des Landes <strong>Brandenburg</strong> ist jedoch vorrangig zu verzeichnen,<br />

dass die finanziellen Bedingungen im Unternehmen eine seriöse vertragliche Verpflichtung<br />

zur Ausbildung einer größeren Anzahl Jugendlicher über einen Zeitraum von drei<br />

oder mehr Jahren nicht zulassen. In vielen Fällen kann nur ein Teil der potenziell vorhandenen<br />

Ausbildungsplätze durch betriebliche Auszubildende besetzt werden.<br />

Überlagert sich diese Situation mit der seit Jahren in <strong>Brandenburg</strong> zu verzeichnenden Unterversorgung<br />

der Schulabgänger mit betrieblichen Ausbildungsplätzen, zeichnet sich hier eine<br />

Möglichkeit zur Lösung des Problems ab.<br />

Unter Nutzung der potenziell vorhandenen Ausbildungsplätze und der Ausbildungswilligkeit<br />

der Unternehmer ist man in der Lage, eine Vielzahl zusätzlicher Ausbildungsplätze zu schaffen,<br />

wenn man die notwendigen finanziellen Mittel auf eine geeignete Art und Weise zuführt.<br />

Seit 1996 wird im Land <strong>Brandenburg</strong> auf der Grundlage dieses Ansatzes die so genannte<br />

„Betriebsnahe Ausbildung“ realisiert, durch die seitdem jährlich mehr als 2.400 zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze geschaffen wurden.<br />

Realisiert wird die betriebsnahe Ausbildung durch die Ausbildungsvereine der Industrie- und<br />

Handelskammern und Handwerkskammern des Landes <strong>Brandenburg</strong>.<br />

Die Ausbildungsvereine<br />

erfassen die von den Unternehmen zur Verfügung gestellten Ausbildungsplätze;<br />

lassen diese durch die zuständigen Stellen prüfen (Qualität der Ausbildung, Zahl der<br />

betrieblichen Auszubildenden);<br />

überreichen die Liste mit den zusätzlichen Ausbildungsplätzen der Agentur für Arbeit,<br />

den Argen oder den optierenden Kommunen und lassen auf diese Ausbildungsplätze<br />

Bewerber vermitteln;<br />

erfassen die vermittelten Bewerber und veranlassen die Vorstellung der Bewerber in<br />

den Unternehmen vor Ort. Dort entscheiden die Ausbilder, ob der Bewerber für die<br />

Ausbildung geeignet ist und in das Team passt. Bei positiver Entscheidung meldet<br />

sich der Bewerber beim Ausbildungsverein zurück.<br />

Der Ausbildungsverein schließt mit dem Bewerber und gegebenenfalls mit seinen Eltern<br />

einen normalen Berufsausbildungsvertrag ab.<br />

Die Ausbildung beginnt mit dem vereinbarten Termin in dem Unternehmen vor Ort.<br />

161


Das Unternehmen stellt den notwendigen Ausbildungsplatz inclusive der für die Ausbildung<br />

erforderlichen Materialen und Werkstoffe, Ausrüstungen, der durch den Ausbildungsplatz<br />

bedingten spezifischen Arbeitsschutzbekleidung, die erforderliche Energie und so weiter zur<br />

Verfügung. Es finanziert den Personalkostenaufwand, den es anteilig für die Ausbildung des<br />

Auszubildenden des Ausbildungsvereins hat.<br />

Damit trägt das Unternehmen einen großen Teil der Kosten der Ausbildung.<br />

Der Ausbildungsverein finanziert<br />

die Ausbildungsvergütung,<br />

die Beiträge zur Sozialversicherung zu 100%,<br />

die Prüfungsgebühren und<br />

die Kosten der überbetrieblichen Lehrunterweisungen (ÜLU).<br />

Diese Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Bundes und des Europäischen Sozialfonds des<br />

Landes <strong>Brandenburg</strong> und wird möglich durch Sonderprogramme des Landes <strong>Brandenburg</strong>,<br />

die durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie ausgearbeitet werden.<br />

Im Einstellungsjahr 2005 stehen für jeden Jugendlichen für die gesamte Dauer einer 36monatigen<br />

Ausbildung im Rahmen einer vollzeitig geförderten Maßnahme circa 13.150 € zur<br />

Verfügung.<br />

Die betriebsnahe Ausbildung<br />

unterscheidet sich nicht von einer „normalen“ betrieblichen Ausbildung, nur befindet sich<br />

beispielsweise beim Ausbildungsring Potsdam-<strong>Brandenburg</strong> e.V. die Personalabteilung des<br />

Ausbildungsbetriebes „Ausbildungsring“ in Potsdam oder der Außenstelle in Neuruppin und<br />

der Ausbildungsplatz befindet sich in einem von etwa 1200 Unternehmen im Kammerbezirk<br />

Potsdam. Das Argument, dass die Partnerfirmen der Ausbildungsvereine sich durch die Realisierung<br />

geförderter Ausbildung von der betrieblichen Ausbildung zurückziehen beziehungsweise<br />

nur die minimale Zahl betrieblicher Ausbildungsplätze finanzieren, die als Zugangsvoraussetzung<br />

für geförderte Auszubildende vorgesehen ist, hat sich bisher nicht bestätigt.<br />

Als Zugangsvoraussetzung gelten:<br />

Erfahrungen in der Erstausbildung (erstmals ausbildende Unternehmen können keine<br />

geförderten Auszubildenden erhalten),<br />

in folgenden Relationen müssen mindestens betriebliche Auszubildende vorhanden<br />

sein (Zusätzlichkeitskriterien) :<br />

- bis 10 Mitarbeiter : mindestens 1 betrieblicher AZUBI<br />

- 10 - 50 Mitarbeiter : mindestens 8% betriebliche. AZUBI<br />

- über 50 Mitarbeiter : mindestens. 6% betriebliche AZUBI<br />

162


Weiterhin gilt:<br />

Die Zahl der Auszubildenden (betrieblich und gefördert) darf die Zahl der<br />

Fachkräfte nicht übersteigen;<br />

Die Zahl der geförderten Auszubildenden darf die Zahl der betrieblichen<br />

nicht übersteigen.<br />

Die tatsächliche Ausbildungsquote sieht folgendermaßen aus:<br />

Ausbildungsquote der IHK-Unternehmen - Partnerfirmen des<br />

Ausbildungsringes Potsdam-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

43%<br />

26%<br />

1


Wolf-Dietrich Greinert<br />

Technische Universität Berlin<br />

Vollschulische Angebote<br />

in der Berufsausbildung nach<br />

dem neuen Berufsbildungsreformgesetz<br />

165


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

die Berufsbildungspolitik in <strong>Brandenburg</strong> wird sich künftig zwischen den bislang gewachsenen<br />

Beständen und dem am 1. April dieses Jahres in Kraft getretenen Berufsbildungsreformgesetz<br />

bewegen. Zu den Beständen gehört vor allem das seit 1997 als öffentlich<br />

finanziertes Programm durchgeführte „Kooperative Modell“, eine brandenburgische<br />

Spezialität, über deren Struktur und Erfolg der folgende Referent berichten wird. Mir obliegt<br />

es, den rechtlichen Rahmen darzustellen, in dem sich derartige berufspädagogische Unternehmungen<br />

künftig bewegen müssen. Bevor ich das versuche, möchte ich zur Unterstützung<br />

des Verständnisses des eigentlichen Grundproblems ein gedrängtes Szenario der „Krisensituation“<br />

des Berufsbildungswesens der Bundesrepublik entwerfen.<br />

1. Die so genannte „Krise“ des Dualen Systems, die sowohl Politik wie Öffentlichkeit seit<br />

einigen Jahren beschäftigt, wird in erster Linie als Mangel an betrieblichen Ausbildungsplätzen<br />

wahrgenommen beziehungsweise als kontinuierlicher Abbau betrieblicher Ausbildungskapazität.<br />

Aktuell bilden gerade noch 23 Prozent der Betriebe in der Bundesrepublik<br />

aus. Die eigentliche Ursache für diesen Rückzug bilden weniger konjunkturelle als globale<br />

ökonomische Entwicklungstrends, die seit den 90er Jahren eine deutliche Zuspitzung erfahren<br />

haben. Es handelt sich dabei hauptsächlich um den Wandel von Managementstrukturen<br />

und betrieblicher Arbeitsgestaltung unter den Zwängen globaler Konkurrenz, um den Übergang<br />

von einer Produktions- zu einer Dienstleistungsökonomie und um den Strukturwandel<br />

von Produktion, Dienstleistung und Verwaltung durch das Vordringen der neuen Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien (vgl. Baethge 2003).<br />

2. Der Rückgang an betrieblichen Ausbildungsplätzen hat gravierende Folgen für die Mehrzahl<br />

der Schulabgänger, die sich traditionellerweise um eine Ausbildung im Dualen System<br />

bewerben. Als zentrale Fehlfunktion kann ein scharfer Verdrängungswettbewerb bei der Besetzung<br />

von Ausbildungsstellen festgestellt werden, bei dem die Ausbildungsstellen je nach<br />

Qualität und Arbeitsmarktchancen der Rangordnung allgemeiner Schulabschlüsse entsprechend<br />

zur Verteilung kommen. Ein erheblicher Teil der Bewerber mit niedrig eingestuften<br />

Schulabschlüssen wird dabei in so genannten „Warteschleifen“ – das heißt, Maßnahmen der<br />

Länder und der Agentur für Arbeit zur „Berufsvorbereitung“ – abgedrängt und blockiert als<br />

„Altbewerber“ aus früheren Entlassjahren (aktuell über 400.000) hohe Anteile der Ausbildungskapazität.<br />

3. Dieser fatale Mechanismus schiebt Ausbildungsbeginn und Berufseintritt immer weiter<br />

hinaus. Das durchschnittliche Eintrittsalter in die duale Berufsausbildung beträgt inzwischen<br />

166


19,3 Jahre. 59 Prozent aller Ausbildungsverträge wurden 2002 mit jungen Erwachsenen abgeschlossen,<br />

die vorher bereits andere Ausbildungsgänge in der Sekundarstufe II durchlaufen<br />

hatten. Im Vergleich zu unseren Nachbarstaaten – z.B. Österreich – beginnt die Berufsausbildung<br />

in der Bundesrepublik im Schnitt drei Jahre zu spät; nach OECD-Standard<br />

(ISCO) eigentlich als postsekundäre Erziehung, die normalerweise zur Weiterbildung zählt<br />

(Berechnungen nach Berufsbildungsbericht 2003 von Friedemann Stooß). Diese offensichtliche<br />

Fehlsteuerung hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Sozialkassen, sie verschleiert<br />

auch den wahren Umfang der Jugendarbeitslosigkeit, die sich bekanntlich im Kontext dualer<br />

Ausbildungssysteme im internationalen Vergleich stets als besonders niedrig erweist.<br />

Unter Berücksichtigung der skizzierten „Verspätung“ ist sie in Wirklichkeit doppelt so hoch<br />

wie dies die offiziellen Zahlen glauben machen wollen.<br />

4. Die Bilanz der Ausbildungsanfänger im beruflichen Bereich stellte sich im Jahre 2002 folgendermaßen<br />

dar:<br />

Duales System<br />

1. Betriebliche Ausbildungsverträge 515.000<br />

2. Außerbetriebliche Ausbildungsverträge 57.000<br />

Summe 572.000<br />

Vollschulische Ausbildungsgänge<br />

1. Berufsfachschule in Berufen nach BBiG/HWO 12.000<br />

2. Berufsfachschule vollqualifizierend außerhalb BBiG/HWO 101.000<br />

3. Schüler/innen in Schulen des Gesundheitswesens (1.Lj.) 45.000<br />

4. Berufsfachschule (1.LJ.) und Berufsgrundbildungsjahr 161.000<br />

5. Berufsvorbereitungsjahr an beruflichen Schulen 79.000<br />

6. Berufsvorbereitende Maßnahmen der BA 124.000<br />

7. Schüler/innen in der Fachoberschule 51.000<br />

Summe 573.000<br />

Diese Zahlen zeigen, welche Marktstellung schulische Berufsausbildung in der Bundesrepublik<br />

bereits eingenommen hat. Das Problem ist indes, dass die schulische Berufsausbildung<br />

in der öffentlichen Meinung gegenüber der Ausbildung im Dualen System deutlich abgewertet<br />

und von den Arbeitgeberverbänden sowie von den Gewerkschaften aus interessenpolitischen<br />

Gründen ganz offen diskriminiert wird.<br />

5. Entsprechend verlagert hat sich auch die Finanzierung der beruflichen Erstausbildung.<br />

Für diesen Bereich musste die öffentliche Hand (Bund, Länder und BA) im Jahre 2003 bereits<br />

12,3 Mrd. Euro aufwenden, womit sie den Finanzierungsanteil der privaten Betriebe fast<br />

167


erreicht hat. Diese Verschiebung hat indes nicht eine Vermehrung der Mitbestimmungsrechte,<br />

beispielsweise der Länder, in der beruflichen Bildung zur Folge gehabt. Vor allem verfügen<br />

diese bislang über keinen Einfluß auf ein zentrales Element des Dualen Systems, nämlich<br />

die Entwicklung neuer und die Modernisierung bestehender Ausbildungsberufe, müssen<br />

sich jedoch in den Berufsschulen mit deren ausbildungspolitischen Folgen auseinandersetzen.<br />

6. Dieser zweite Lernort des Dualen Systems sieht seine Arbeit nicht nur durch eine permanente<br />

Unterfinanzierung beeinträchtigt, sein konkreter Ausbildungsbeitrag zum erfolgreichen<br />

Lernen im Dualen System wird vom Gesetzgeber bislang mit beispielloser Mißachtung beantwortet.<br />

Die Zeugnisse der Berufsschule finden bei den Berufsabschlußprüfungen der<br />

Kammern aus vorgeschobenen verfassungsrechtlichen Gründen keine Beachtung. Aus gleichen<br />

Gründen wird eine gesetzliche Verpflichtung von Betrieben und Berufsschulen zur Koordinierung<br />

ihrer Ausbildung unter der Perspektive eines beruflichen Gesamtcurriculums<br />

verweigert, was den von den Bewunderern dualer Ausbildung stets hoch gelobten „Lernortverbund“,<br />

die didaktische Integration von Theorie und Praxis, als schlichte Fiktion entlarvt.<br />

7. Die rechtliche Zuordnung der beruflichen Bildung einerseits zur „Wirtschaft“, andererseits<br />

zur „Bildung“ hat in Deutschland nicht nur den traditionellen Graben zwischen „Berufsbildung“<br />

und „Allgemeinbildung“ zementiert (vgl. Greinert 2003), sie beeinträchtigt heute massiv<br />

den Anschluß der Bundesrepublik an die Entwicklung eines wissensbasierten dynamischen<br />

Wirtschaftsraums, wie ihn die europäischen Gremien seit der Erklärung von Lissabon<br />

anstreben. Die fehlende Anschlußfähigkeit des „deutschen Systems“ an die weitgehend<br />

unregulierten oder schulisch organisierten Berufsausbildungssysteme der übrigen europäischen<br />

Staaten ergibt sich unmittelbar aus seiner grundlegenden, international einmaligen<br />

Verfassung, deren Kern seine korporatistische und föderalistisch organisierte Steuerung ist.<br />

8. Den Beleg für diese Einschätzung bilden einige nüchterne Zahlen, die das Zurückliegen<br />

des deutschen Bildungssystems im Bemühen um die Schaffung einer „Wissensgesellschaft“<br />

zeigen: die Studienanfängerquote liegt in der Bundesrepublik lediglich bei 36 Prozent einer<br />

Jahrgangskohorte, während sie Im OECD-Mittel 51 Prozent beträgt. Die deutsche Studienerfolgsquote<br />

dümpelt bei mageren 19 Prozent; der Durchschnitt in den OECD-Staaten beläuft<br />

sich dagegen auf 32 Prozent. Die Abiturientenquote in der Bundesrepublik stagniert seit Jahren;<br />

sie betrug 1994 34,5 Prozent, im Jahre 2003 38,9 Prozent eines Schulentlassjahrgangs.<br />

Eine wesentliche Ursache für diesen geringen Zuwachs und das deutliche Zurückliegen<br />

im internationalen Vergleich ist die Abschottung des beruflichen Bildungssektors vom<br />

allgemeinbildenden, insbesondere vom Bereich der „höheren“ Bildung in Gymnasien und<br />

168


Hochschulen. Ohne Ausschöpfung der Begabungsreserven in den beruflichen Bildungseinrichtungen,<br />

das zeigt die Situation in unseren Nachbarstaaten Frankreich, Österreich und der<br />

Schweiz, wird in der Bundesrepublik keine weitere Bildungsexpansion mehr stattfinden.<br />

In Erwartung der noch für die laufende Legislaturperiode von der Bundesregierung angekündigten<br />

grundlegenden Novellierung des BBiG von 1969 hatten sich die Kultusministerien der<br />

Bundesländer schon frühzeitig formiert und mit einem Beschluß ihrer ständigen Konferenz<br />

(KMK) vom 4.12. 2003 ihre Forderungen bezüglich der Gesetzesnovellierung artikuliert. Ihrer<br />

gewachsenen Marktstellung auf dem Ausbildungsmarkt entsprechend ging es bei den<br />

Forderungen vor allem um:<br />

- die uneingeschränkte Zulassung von Absolventen einschlägiger vollzeitschulischer Bildungsgänge<br />

zur (Kammer-) Abschlussprüfung in anerkannten Ausbildungsberufen;<br />

- die volle Anrechnung einschlägiger beruflicher Qualifizierung in Vollzeitschulen auf die<br />

Ausbildungszeit in anerkannten Ausbildungsberufen;<br />

- die Einbeziehung der berufsschulischen Leistungsfeststellung oder materiell gleichwertiger<br />

länderspezifischer Regelungen in das Gesamtergebnis der Abschlußprüfung der<br />

Kammern;<br />

- die volle Stimmberechtigung von Lehrkräften an berufsbildenden Schulen in den Berufsbildungsausschüssen<br />

der Kammern;<br />

- die angemessene Vergütung der Lehrkräfte für ihre Tätigkeit bei Kammerprüfungen sowie<br />

- die Einbeziehung der Bundesländer in den Entwicklungsprozeß von Vorgaben für Neuordnungsverfahren<br />

und in das bislang im wesentlichen auf die Sozialpartner beschränkte<br />

Konsensprinzip bei der Entwicklung von Ausbildungsordnungen.<br />

Überprüft man, was von diesem Forderungskatalog im inzwischen in Kraft getretenen „Berufsbildungsreformgesetz“<br />

in einschlägige Bestimmungen umgesetzt worden ist, so müssen<br />

sich die Länder – deren Zustimmung das Gesetz im Bundesrat immerhin benötigte – enttäuscht<br />

zeigen. Nahezu alle Forderungen wurden mit Hinweis auf die herrschende Verfassungsinterpretation<br />

der getrennten Ordnungskompetenz für die betriebliche und schulische<br />

Berufsausbildung von der Bundesregierung zurückgewiesen oder aber im Gesetz durch unverbindliche<br />

Bestimmungen relativiert – beispielsweise die verpflichtende Lernortkooperation<br />

(§ 2,2), die Mitwirkung der Kultusseite bei der Entwicklung von Ausbildungsberufen (§ 4,5)<br />

oder die Berücksichtigung des Berufsschulzeugnisses bei den Kammerprüfungen ((§ 39,3).<br />

Die qualifikations- und bildungspolitisch entscheidende Frage, wie künftig die bislang eher<br />

unverbindliche Beziehung zwischen dual organisierter und (voll)schulischer Berufsausbildung<br />

geregelt sein soll, wird im Gesetz aufgrund der verfassungsmäßig gegebenen Situa-<br />

169


tion mit zwei Anrechnungs- bzw. Zulassungsparagraphen beantwortet, die zum einen die nur<br />

mühsam durchgesetzte Regelung im Rahmen des alten BBiG aufheben, zum anderen die so<br />

nun fixierte schlechtere Lösung auch noch zeitlich begrenzen .<br />

Der „Anrechnungsparagraph“ (§ 7) im Berufsbildungsreformgesetz bestimmt<br />

„(1) Die Landesregierungen können nach Anhörung des Landesausschusses für Berufsbildung<br />

durch Rechtsverordnung bestimmen, daß der Besuch eines Bildungsganges berufsbildender<br />

Schulen oder die Berufsausbildung in einer sonstigen Einrichtung ganz oder teilweise<br />

auf die Ausbildungszeit angerechnet wird. (...) Die Rechtsverordnung kann vorsehen, dass<br />

die Anrechnung eines gemeinsamen Antrags der Auszubildenden und Ausbildenden bedarf.<br />

(2) Die Anrechnung nach Absatz 1 bedarf des gemeinsamen Antrags der Auszubildenden<br />

und Ausbildenden. Der Antrag ist an die zuständige Stelle zu richten. Er kann sich<br />

auf Teile des höchstzulässigen Anrechnungszeitraums beschränken.“<br />

Hinter dieser merkwürdigen Doppelung abweichender Anerkennungsregeln verbirgt sich eine<br />

so genannte Befristungsbestimmung. Die Absätze 1 und 2 sind so gestaltet, daß sie ein gestuftes<br />

Inkrafttreten der in ihnen enthaltenen Regelungen ermöglichen. Nach den Bestimmungen<br />

des Artikels 8 bleiben die bislang geltenden Anrechnungsverordnungen für das Berufsgrundbildungsjahr<br />

und die Berufsfachschulen bis zum Juli 2006 in Kraft. Ab 1. April 2005,<br />

dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des neuen Gesetzes, können die Länder – unter Beachtung<br />

von Geltungsbereich und -dauer der noch gültigen Anrechnungsverordnungen – eigene Anrechnungsverordnungen<br />

in Kraft setzen, die bis zum 31. Juli 2009 den Bestimmungen von §<br />

7, Abs. 1 folgen. Am 1. August 2009 tritt dann § 7, Abs. 2 in Kraft; das heißt, über die Anrechnung<br />

schulischer Ausbildungsleistungen entscheiden dann vorzugsweise die Betriebe<br />

und die Kammern.<br />

Der am meisten umstrittene § 43, Abs. 2 des Gesetzentwurfs, der von Arbeitgebern und Gewerkschaften<br />

gleichermaßen als systemgefährdend abgelehnt wurde, erhielt in seiner endgültigen<br />

Fassung folgende Form:<br />

„(2) Zur Abschlussprüfung ist ferner zuzulassen, wer in einer berufsbildenden Schule oder<br />

einer sonstigen Berufsbildungseinrichtung ausgebildet worden ist, wenn dieser Bildungsgang<br />

der Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf entspricht. Ein<br />

Bildungsgang entspricht der Berufsausbildung in einem anerkannnten Ausbildungsberuf,<br />

wenn er<br />

1. nach Inhalt, Anforderung und zeitlichem Umfang der jeweiligen Ausbildungsordnung<br />

gleichwertig ist,<br />

2. systematisch, insbesondere im Rahmen einer sachlichen und zeitlichen Gliederung<br />

durchgeführt wird, und<br />

170


3. durch Lernortkooperation einen angemessenen Anteil an praktischer Ausbildung<br />

gewährleistet.<br />

Die Landesregierungen werden ermächtigt, im Benehmen mit dem Landesausschuss für<br />

Berufsbildung durch Rechtsverordnung zu bestimmen, welche Bildungsgänge die Voraussetzungen<br />

der Sätze 1 und 2 erfüllen. Die Ermächtigung kann durch Rechtsverordnung<br />

auf oberste Landesbehörden weiter übertragen werden.“<br />

Diese gegenüber dem Gesetzentwurf wesentlich präzisierte Bestimmung zeigt nun mit wünschenswerter<br />

Deutlichkeit die zentrale Absicht des Gesetzgebers, nämlich dass das „Ziel der<br />

Gesetzesänderung nicht die Etablierung eines neuen schulischen Berufsbildungssystems ist,<br />

sondern die Heranführung des bestehenden schulischen Berufsbildungssystems an das Berufsbildungssystem<br />

nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung“ ( Änderungsantrag,<br />

Drucksache 15/4752, S. 9). Um die länderspezifischen Rechtsakte auch verläßlich kontrollieren<br />

zu können, werden sie „an das Benehmen“ mit den Landesausschüssen für Berufsbildung<br />

geknüpft, wo Arbeitgeber und Gewerkschaften die Mehrheit der stimmberechtigten<br />

Mitglieder stellen.<br />

Artikel 8 des Gesetzes garantiert dann endgültig die Rückkehr zu den alten Verhältnissen:<br />

er bestimmt, daß § 43 Abs.2, Satz 3 und 4 – also die Ermächtigung der Länder zu bestimmen,<br />

welche schulischen Bildungsgänge die Voraussetzung für die Zulassung zur Kammerprüfung<br />

erfüllen – zum 1. August 2011 – also ein Jahr früher als die Bundesregierung in<br />

ihrem Entwurf vorgesehen hatte – außer Kraft gesetzt werden. Ab diesem Zeitpunkt bestimmen<br />

also wieder allein die Kammern über die Zulassung.<br />

Spätestens hier werden nun Motivation und Funktion des neuen „Berufsbildungsreformgesetzes“<br />

ganz deutlich: § 7 und § 43 Abs.2 zielen in ihrer gewundenen Endfassung ausschließlich<br />

auf die Beseitigung oder zumindest die Verringerung der im Augenblick das Duale<br />

System der Berufsausbildung so schwer diskriminierenden „Warteschleifen“ – das heißt,<br />

Maßnahmen der Länder und der Agentur für Arbeit zur „Berufsvorbereitung“. Dabei wird der<br />

„Schwarze Peter“ in der Aushandlung von Kompromissen mit den Sozialpartnern den Landesregierungen<br />

zugeschoben, was bedeutet, dass es in den einzelnen Bundesländern sehr<br />

unterschiedliche „Lösungen“ geben wird. Die schwerer einzuschätzende Wirkung dieser Paragraphen<br />

besteht indes darin, ob die Länder angesichts dieser Terminierung der Anerkennungsregelungen<br />

vollschulischer Berufsausbildung und angesichts der Ebbe in ihren Haushalten<br />

den Bereich beruflicher Vollzeitschulen in den nächsten Jahren trotz noch steigender<br />

Nachfrage überhaupt weiter ausbauen werden.<br />

171


Das neue, ab 1. April 2005 gültige, Berufsbildungsgesetz läßt sich kaum als ein „Reformgesetz“<br />

bezeichnen, obwohl eine ganze Reihe neuer technischer Bestimmungen die unmittelbare<br />

Durchführung der Berufsausbildung zu verbessern versprechen. Das Gesetz bietet nur<br />

begrenzt neue Antworten auf die „alten Probleme“ der dualen Ausbildung, beispielsweise<br />

zur Lernortkooperation oder zur Berücksichtigung der Berufsschulleistungen in den Kammerprüfungen.<br />

Vor allem aber ignoriert das Gesetz den unbestreitbaren Tatbestand, dass<br />

der dual organisierten Berufsausbildung inzwischen in der schulischen Vollausbildung ein<br />

ernst zu nehmender Konkurrent erwachsen ist, den man nicht einfach mit ein paar schlichten<br />

Gesetzesbestimmungen ins Abseits drängen kann. Die vorgesehenen Befristungsregelungen,<br />

die Verankerung der Betriebsausbildung als verbindliche Norm auch für schulische Berufsqualifizierung<br />

im § 43, 2 sowie die Ausschaltung der Länder im Zulassungsverfahren zur<br />

Kammerprüfung im Jahre 2011 gehen im Grunde von der Erwartung aus, daß sich nach dem<br />

Abflauen der hohen Ausbildungsplatz-Nachfrage jenseits des Jahres 2007 die alte heile Bildungswelt<br />

des Industrialismus in Deutschland mit ihrer charakteristischen Trennung von Allgemein-<br />

und Berufsbildung wieder herstellen wird.<br />

Nichts ist unwahrscheinlicher: die heute schon erkennbaren qualifikatorischen und bildungspolitischen<br />

Entwicklungstrends, vor allem aber die vorhersehbare weitere Erosion des Dualen<br />

Systems, werden den Bund und die Länder schon bald dazu zwingen, sich auf ein offenflexibles,<br />

zukunftsfähiges und europataugliches gemeinsam verantwortetes Berufsausbildungsmodell<br />

zu einigen.<br />

Literatur: Baethge, M., 2003: Das berufliche Bildungswesen in Deutschland am Beginn des 21. Jahrhunderts.<br />

S. 525 – 580 in: Cortina, K. S. u.a. (Hrsg): Das Bildungswesen in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Reinbek: Rowohlt; Greinert, W.-D., 2003: Realistische Bildung in Deutschland. Ihre<br />

Geschichte und ihre aktuelle Bedeutung. Hohengehren: Schneider; Greinert, W.-D./ Schur, I. R.,<br />

2004: Zwischen Markt und Staat. Berufsbildungsreform in Deutschland und in der Schweiz. Berlin:<br />

Overall; Stooß, F., 2004: Eckdaten zur Berufsausbildung – Situation und Entwicklung. S. 84 – 91 in:<br />

G. Rothe: Alternanz – die EU-Konzeption für die Berufsausbildung. Karlsruhe: Universitätsverlag<br />

172


Rainer Pietsch<br />

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport<br />

des Landes <strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

Das <strong>Brandenburg</strong>er<br />

„Kooperative Modell“–<br />

Zielsetzungen und Ergebnisse<br />

173


1. Zur Geschichte<br />

Im August 1997 wurde die Vereinbarung zum Kooperativen Modell zwischen der damaligen<br />

Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Frau Peter, und den Präsidenten und Hauptgeschäftsführern<br />

der Industrie und Handelskammern beziehungsweise der Handwerkskammern<br />

unterzeichnet. Damit konnten im Schuljahr 1997 erstmals Klassen in diesem Berufsfachschulbildungsgang<br />

eingerichtet werden, in dem die Schülerinnen und Schüler in Kooperation<br />

zwischen den Oberstufenzentren (OSZ) und fachpraktischen Ausbildungsstätten in<br />

einem Beruf ausgebildet und zur Kammerprüfung geführt wurden.<br />

Allerdings begann die Ausbildung zweigeteilt. Für 736 Schüler/innen begann die Ausbildung<br />

in Handwerks- und Bauberufen am 1.10.1997. Die IHK hatten sich ausbedungen, zum Jahresende<br />

zu entscheiden, ob in ihrem Bereich die Ausbildung im Kooperativen Modell beginnen<br />

sollte. Voraussetzung dafür war unter anderem, dass die betriebsnahen Plätze besetzt<br />

waren. So wurden dann 1200 Plätze im Bereich der IHK angeboten, deren Ausbildung zwischen<br />

dem 1.12.1997 und dem 1.02.1998 begann. Die Prüfung für diese Schüler/innen wurde<br />

dadurch folgerichtig um eine halbes Jahr verschoben.<br />

Der erste Jahrgang war durch eine relativ hohe Abbrecherquote geprägt. So waren zum<br />

8.12.1998 nur noch 70% der Plätze besetzt.<br />

Im Schuljahr 1998/99 wurde für Schüler/innen im Kooperativen Modell, die mit 3178 Schüler/innen<br />

einheitlich am 1.10.1998 begann, zusätzlich zur BAföG-Förderung der Mobilitätszuschuss<br />

in Höhe von 180,- DM pro Monat eingeführt. Das trug erheblich zur Stabilisierung<br />

dieses Bildungsganges bei. Da die Schüler/innen des Jahrganges 1997 aber nicht nachträglich<br />

davon profitieren konnten, löste das natürlich bei diesen Schülern eine große Protestwelle<br />

aus, so dass circa 900 Beschwerden auf unterschiedlichen Wegen zu uns gelangten und<br />

zu beantworten waren. Da die Schreiben in Argumentation und Begründung sehr unterschiedlich<br />

gehalten waren, mussten sie auch individuell bearbeitet werden, was einen ernormen<br />

Arbeitsaufwand bedeutete.<br />

2. Entwicklung<br />

Schritt für Schritt gelang es, die Kinderkrankheiten zu überwinden und die Rahmenbedingungen<br />

zu verbessern. Auch die Besetzungsstabilität verbesserte sich deutlich. Die Prüfungsergebnisse<br />

in den Kammerprüfungen wurden ebenfalls spürbar verbessert und unterschieden<br />

sich bald nicht mehr wesentlich von den Ergebnissen im dualen System. Das belegt<br />

der Abschlussbericht einer Evaluation, die von 2000 bis 2003 durchgeführt wurde.<br />

Natürlich gab und gibt es auch immer wieder Probleme einzelner Klassen mit dem OSZ oder<br />

dem Träger der Fachpraxis, bei denen wir eingreifen mussten. Es stellte sich aber heraus,<br />

174


dass die Ausbildung immer dann erfolgreich war, wenn OSZ und Träger engagiert ihre Aufgaben<br />

erfüllten, es verstanden, die Schüler/innen zu motivieren und – besonders wichtig –<br />

eng zusammen arbeiteten. In zunehmendem Maße stellten und stellen auch Träger der fachpraktischen<br />

Ausbildung stolz ihre eindrucksvollen Ergebnisse der Ausbildung im Kooperativen<br />

Modell vor.<br />

In Sachsen/Anhalt versuchte man das Modell zu kopieren, stellte es aber schon nach einem<br />

Durchgang wieder ein. Ein entscheidender Vorteil des Kooperativen Modells in <strong>Brandenburg</strong><br />

gegenüber Sachsen/Anhalt war die Vereinbarung mit den Kammern, denen auch wesentliche<br />

Regularien übertragen worden waren.<br />

Dennoch gab und gibt es immer wieder Änderungsbedarfe in diesem Bildungsgang. Das<br />

wird auch dadurch verdeutlicht, dass wir gegenwärtig schon die vierte Änderungsverordnung<br />

zur Bildungsgangverordnung auf den Weg gebracht haben.<br />

Einige Probleme sind aber nach wie vor nicht gelöst. Hier versuchen wir im heftigen Ringen<br />

mit den Schulrechtlern Lösungen zu finden.<br />

Ein Beispiel:<br />

Wenn eine fachpraktische Ausbildungsstätte die Ausbildung einer Schülerin oder eines<br />

Schülers nicht fortsetzen will oder kann (Diebstahl, Verletzung von Sicherheitsbestimmungen<br />

und so weiter), so bleibt die Schülerin oder der Schüler weiterhin Schüler/in des OSZ, das<br />

auch weiterhin die Verpflichtung hat, die Ausbildung fortzusetzen.<br />

Die Schülerin oder der Schüler steht unter dem Schutz des Schulgesetzes und kann nur<br />

nach den Bestimmungen der Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmeverordnung aus dem<br />

Bildungsgang entfernt werden. Zeigt sich die Schülerin oder der Schüler in dem zu führenden<br />

Gespräch einsichtig, so besteht für die Schule aber kaum eine Chance dafür.<br />

3. Vermittlungsaussichten<br />

Für die Veranstaltung heute war auch die Teilnahme von Herrn Professor Liepmann geplant.<br />

Er sollte zum Abschlussbericht der Evaluation des Kooperativen Modells Ausführungen machen.<br />

Leider war ihm und seinem Mitarbeiter die Teilnahme nicht möglich, so dass wir auf<br />

diesen Teil verzichten müssen. Interessierten kann ich aber sehr die Lektüre des Abschlussberichts<br />

empfehlen, der mit vielen Vorbehalten gegenüber dem Kooperativen Modell aufräumt.<br />

Ich will deshalb nur auf einige Kernaussagen eingehen:<br />

175


Erstaunlicherweise kommt die Verbleibsanalyse zu der Erkenntnis, dass für Absolventen des<br />

Kooperativen Modells sechs Monate nach Abschluss der Ausbildung eine vergleichsweise<br />

befriedigende Beschäftigungsquote vorliegt, die sich nicht wesentlich von der dualen Ausbildungsgruppe<br />

unterscheidet.<br />

Vor dem Hintergrund, dass die Schüler/innen im Kooperativen Modell in der Regel über niedrigere<br />

Bildungsabschlüsse verfügen und die absolvierte Berufsausbildung auch selten dem<br />

Wunschberuf entspricht, ist es verblüffend, dass die Ergebnisse bei den Kammerprüfungen<br />

im Kooperativen Modell geringfügig schlechter ausfallen als in der dualen Vergleichsgruppe.<br />

Schlechter sind allerdings die Rahmenbedingungen der Arbeitsverhältnisse (befristete Arbeitsverhältnisse,<br />

Leiharbeit und so weiter) für die Absolventen des Kooperativen Modells.<br />

4. Zukunft und Fortführung<br />

Über die Fortführung oder Verstetigung des Kooperativen Modells gibt es verschiedene Vorstellungen.<br />

Am interessantesten finde ich dabei folgende Variante:<br />

Im Schuljahr 2011/12 wird die Anzahl der Ausbildungsplatzbewerber auf das niedrigste Niveau<br />

sinken. Schreibt man das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen bis dahin fort,<br />

so würden zwar immer noch mehr Bewerber für diese Plätze bereit stehen, es könnten aber<br />

nicht alle Plätze besetzt werden, da es nicht genügend geeignete und qualifizierte Bewerber<br />

für diese Ausbildung geben wird.<br />

Hier könnte das Kooperative Modell eine wichtige Verbindungsrolle spielen:<br />

Die Jugendlichen würden im Kooperativen Modell durch Ausbildung in einem Beruf auf die<br />

Ausbildung in diesem Beruf über einen bestimmten Zeitraum vorbereitet.<br />

Durch intensivere Praktika bekämen Betriebe ein Bild davon, über welche Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten die Schüler/innen verfügen und würden so angeregt, die Schüler/innen direkt zu<br />

übernehmen und die Ausbildung fortzuführen.<br />

Dabei sollten die Berufe gewählt werden, für die in den Regionen auch ein Bedarf vorhanden<br />

ist. Die Jugendlichen würden dann auch noch eine höhere Motivation bekommen, wenn die<br />

Übernahme in die betriebliche Ausbildung von ihren Leistungen abhängig gemacht würde.<br />

Allerdings bleibt das Problem der Finanzierbarkeit bestehen.<br />

Möglich wäre auch, mit diesem Modell regionalen Verwerfungen entgegenzusteuern.<br />

Das heißt, dass in den Regionen mit Ausbildungsplatzproblemen (wie zum Beispiel Uckermark,<br />

Prignitz, Elbe-Elster) mit entsprechenden Angeboten für die Jugendlichen einer Abwanderung<br />

entgegen gesteuert werden könnte.<br />

176


Solvay Knopf<br />

Ausbildungsverbund Teltow e. V. – Bildungszentrum der IHK Potsdam<br />

Erfahrungen mit dem Kooperativen Modell<br />

im Ausbildungsverbund Teltow e.V.<br />

177


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

darf ich mich Ihnen kurz vorstellen: mein Name ist Solvay Knopf, stellvertretende Geschäftsführerin<br />

des Ausbildungsverbundes Teltow e. V. (AVT), mehr bekannt als Projektverantwortliche<br />

der Umsetzungsstelle des Kooperativen Modells.<br />

Der Ausbildungsverbund Teltow e. V.– Bildungszentrum der IHK Potsdam wurde am 8. März<br />

1991 als gemeinnütziger Verein gegründet und arbeitet jährlich mit über 200 klein- und mittelständigen<br />

Firmen auf der Basis von Kooperationsverträgen zusammen. Die fachliche Beratung<br />

obliegt unter anderem dem Beirat unseres Ausbildungsverbundes mit 22 Mitgliedsfirmen<br />

aus den Kammerbezirken der IHK Potsdam.<br />

Die wichtigsten Bildungsbereiche des AVT sind:<br />

kaufmännische und gewerbliche Erstausbildung<br />

Aus- und Weiterbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe<br />

Fortbildung und Weiterbildung, zum Beispiel in 13 Meisterfachrichtungen, Fachwirten,<br />

AEVO<br />

sowie das duale Studium an der Wirtschaftsakademie der IHK Potsdam nach dem Hamburger<br />

Modell.<br />

Zum AVT gehört eine Unterkunft mit einem Freizeitbereich inklusive Fitnessraum und Sauna.<br />

Eine Cafeteria befindet sich ebenfalls im Haus.<br />

Seit 1998 bildet der AVT im Kooperativen Modell im kaufmännischen Bereich aus :<br />

Übersicht Koop.-Klassen AVT-e. V. Stichtag: 31.12.2004<br />

Reg.-Nr. Anzahl TN Ausbildungsberuf<br />

33-63076 20* Bürokaufmann/-frau<br />

33-63095 18* Bürokaufmann/-frau<br />

Teilnehmerzahl im Prüfungsmonat<br />

Teilnehmerzahl im Prüfungsmonat<br />

AUSB-08/00-25 16* Kaufmann/-frau für Bürokommunikation<br />

Teilnehmerzahl im Prüfungsmonat<br />

AUSB-08/01-25 16* Kaufmann/-frau für Bürokommunikation<br />

Teilnehmerzahl im Prüfungsmonat<br />

AUSB-08/02-25 20** Kaufmann/-frau für Bürokommunikation<br />

Teilnehmerzahl zum 31.12.2004<br />

AUSB-16/02-25 14** Veranstaltungskaufmann/-frau<br />

*) Teilnehmerzahl im Prüfungsmonat<br />

AUSB-08/03-15 11 + 7 Abbrecher.** Kaufmann/-frau für Bürokommunikation<br />

Teilnehmerzahl zum 31.12.2004<br />

AUSB-16/03-15 10 + 1 Abbrecher** Veranstaltungskaufmann/-frau<br />

Teilnehmerzahl zum 31.12.2004<br />

AUSB-08/04-15 22** Kaufmann/-frau für Bürokommunikation<br />

Teilnehmerzahl zum 31.12.2004<br />

JBF-09/04-15 6** Fachmann/-frau für Systemgastronomie<br />

Teilnehmerzahl zum 31.12.2004<br />

178


Für die Ausbilder in unserem Haus war die damals neue Form der Ausbildung eine Herausforderung,<br />

da die Schüler im Kooperativen Modell Berufsfachschüler im Sinne der Berufsfachschulordnung<br />

einen Berufsabschluss nach Berufsbildungsgesetz oder HWO-BBHwFFV<br />

erwerben.<br />

Einen Schüler ohne Firmenbindung zum Berufsabschluss zu führen, erfordert neue Ausbildungsmethoden.<br />

Der AVT hat trotz bundesweitem Rückgang an der Mitgliedschaft in der<br />

ZÜF Zentralstelle des Deutschen Übungsfirmenringes Essen festgehalten und führt seine<br />

„Teltower Schreibgeräte <strong>GmbH</strong>“ weiter. Für die fiktive <strong>GmbH</strong> steht der Angebotskatalog im<br />

Internet www.avt-ev.de zur Verfügung. Dieses Angebot haben die Schüler selbst erstellt.<br />

Probleme beim Einsatz in ein betriebliches Praktikum stellten sich uns bisher nur als Schwierigkeit<br />

dar, die Schüler zu weiteren Anfahrtswegen beziehungsweise „stressintensiven Tätigkeiten“<br />

zu bewegen.<br />

Ausbildungsabbrüche hat es in unserem Hause nur gleich zu Beginn der Ausbildung oder<br />

auf Grund des Einschlagens anderer Bildungswege gegeben.<br />

Ein Übergang in die duale Ausbildung ist uns bisher nur im Übergang zwischen dem 1. und<br />

2. Lehrjahr in 8 Fällen gelungen.<br />

Eine zentrale Problemstellung ist immer wieder: Wie können wir die Motivation der Schüler<br />

erhöhen?<br />

Dazu sind wir auch für uns neue Wege gegangen wie:<br />

- Elternsprechtage,<br />

- Zwischentests,<br />

- Teilnahme an fiktiven IHK-Zwischenprüfungen,<br />

- öffentliche Auswertung der Fehlzeiten (jeder Schüler erhielt eine datengeschützte<br />

Teilnehmernummer),<br />

- enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Oberstufenzentren,<br />

- Gruppenteilung – Team und Projektarbeit,<br />

- verschiedene Ausbilder als Ansprechpartner.<br />

In unserem aktuellen Projekt der Durchführung der Regionalkonferenz „Region macht Schule“,<br />

haben die Schüler im Beruf Veranstaltungskaufmann/-frau 2. Lehrjahr die konkrete Projektplanung<br />

und Projektdurchführung übernommen. Vom ersten Konzept bis zur Auswertung<br />

dieser Konferenz sind die Schüler beteiligt und eigenverantwortlich.<br />

Solche konkreten Projekte führen zu mehr Eigenständigkeit der Schüler und zeigen auch die<br />

unmittelbaren Tätigkeiten des Berufes.<br />

179


Wir stellen immer wieder fest, dass sich die Schüler zwar mit dem Berufsbild beschäftigen,<br />

aber zu wenig mit der eigentlichen beruflichen Tätigkeit.<br />

Es ist zu überlegen, wie man schon Schüler der 7. – 10. Klassen in der Berufsorientierung<br />

darauf verweisen kann, wozu sie zum Beispiel ein bestimmtes mathematisches Wissen benötigen,<br />

wie im Beruf Koch, der ja im vergangenen Jahr der beliebteste Beruf für junge Männer<br />

war. Beispielsweise dass – wenn man für 30 Personen kalkulieren muss – man auch<br />

betriebswirtschaftlich einkaufen sollte und zwar so, dass nicht nur 3 Personen oder 300 Personen<br />

satt werden, sondern genau 30!<br />

In der Tagung der kaufmännischen Ausbildungsleiter „Die duale Ausbildung im erweiterten<br />

Europa“ in Dresden am 2. und 3. Juni 2005 kam noch einmal deutlich zum Ausdruck, wie<br />

wichtig die Sprachkommunikation in Zukunft sein wird. Die Mittelsächsische Sparkasse hat in<br />

Bad Schandau einen jugendlichen tschechischen Staatsbürger als Auszubildenden beschäftigt.<br />

Diese Entscheidung hat sich für das dortige Unternehmen als betriebswirtschaftlich<br />

günstig erwiesen.<br />

Angesichts der sich verändernden Bedingungen, der Diskussion zum Master und Bachelor,<br />

der schulischen Ausbildung sowie der demografischen Entwicklung, ist die Novellierung des<br />

Kooperativen Modells des Landes <strong>Brandenburg</strong> zu durchdenken, zum Beispiel bei der Forderung<br />

im Hinblick auf die Dauer der Firmenpraktika.<br />

Um nicht wieder Problemstellungen im Sinne förderrechtlicher Aspekte zu erzeugen, müssen<br />

aber alle Beteiligten rechtzeitige Absprachen treffen.<br />

Es ist einzuschätzen, dass besonders in den letzten 2 Jahren das Kooperative Modell ein<br />

fester Bestandteil in der Bildungslandschaft des Landes <strong>Brandenburg</strong> geworden ist.<br />

Aber wir sollten beim „Abholen“ der Schüler nicht die Eltern vergessen, die sich oft allein gelassen<br />

fühlen.<br />

Bildungsanforderungen und Leistungsanforderungen sind praxisnah darzustellen und jedem<br />

Schüler seine berufliche Perspektive aufzuzeigen.<br />

180


Übersicht Berufe Kooperatives Modell<br />

Bereich IHK 2000 – 2004<br />

1 0531<br />

Gartenbauer<br />

Florist<br />

Kunststoffverarbeiter<br />

2 1510a<br />

Verf.-Mechaniker Kunst- u. Kautschuk<br />

Drucker<br />

3 1710b<br />

Mediengestaltung;Digital-u.Printmedien FR.Medienberatung<br />

Metallberufe<br />

4 2211 Zerspanungsmechaniker FR Drehtechnik<br />

5 2410 Anlagenmechaniker Schweißtechnik<br />

6 2410c Konstruktionsmechaniker Schweißtechnik<br />

7 2610 Konstruktionsmechaniker FR Ausrüstungstechnik<br />

8 2740 Industriemechaniker FR Instandhaltung<br />

9 2740a Industriemechaniker FR: Betriebstechnik<br />

10 2740d Industriemechaniker FR Produktionstechnik<br />

11 2750 Konstruktionsmechaniker FR Metall-u.Schiffsbau<br />

12 2750d Konst.-Mechaniker FR Konst.-Technik<br />

13 2856 Fertigungsmechaniker<br />

14 2858<br />

Teilezurichter<br />

Elektroberufe<br />

15 3111 Industrieelektroniker FR Prod.-Technik<br />

16 3113 Elektroanlagenmonteur<br />

17 3113d Elektroniker FR Automatisierungstechnik<br />

18 3141a Mechatroniker<br />

19 3143<br />

Industrieelektroniker FR Gerätetechnik<br />

Speisenbereiter<br />

20 4110<br />

Koch<br />

Bauberufe<br />

21 4410d Maurer<br />

22 4411 Fassadenmonteur<br />

23 4510 Ausbaufacharbeiter FR Trockenbau<br />

24 4510 Ausbaufacharbeiter FR Zimmerarb.<br />

25 4510 Zimmerer<br />

26 4510a Ausbaufacharb. FR Wärme-,Kälte-, Schallschutzisol.<br />

27 4660 Spezialtiefbauer<br />

28 4810c Stuckateur<br />

29 4821 Trockenbaumonteur<br />

30 4830<br />

Fliesen-Platten-und Mosaikleger<br />

Warenprüfer, Versandfertigmacher<br />

31 5221 Handelfachpacker<br />

Fachlagerist<br />

32 5221a<br />

181


Maschinisten und zugehörige Berufe<br />

33 5460 Baugeräteführer<br />

34 6350<br />

Technische Sonderkräfte<br />

Technischer Zeichner<br />

35 6352 Bauzeichner<br />

36 6811 Kauffrau Groß-und Außenhandel<br />

37 6812 Kaufmann/-frau im Einzelhandel<br />

38 6819 Automobilkaufmann<br />

39 6820 Verkäufer<br />

40 6930 Kaufmann im Gesundheitswesen<br />

41 7010 Speditionskaufmann<br />

42 7031 Werbekaufmann<br />

43 7034<br />

Mediengestalter FR: Digital-und.Printmed.Medienberater<br />

Berufe des Landverkehrs<br />

44 7123 Kaufmann Verkehrsservice<br />

Berufskraftfahrer<br />

45 7140<br />

Bürofach- und -Hilfskräfte<br />

46 7810b Bürokaufmann<br />

47 7810c Kaufmann Bürokommunikation<br />

48 7813 Industriekaufmann<br />

49 7816 Kaufmann Grundst- u. Wohnungswirtschaft<br />

50 7911a<br />

Fachkraft für Schutz u. Sicherheit<br />

Künstler und zugeordnete Berufe<br />

51 8354 Mediengestalter FR Bild undTon<br />

52 8361 Schauwerbegestalter<br />

53 8361b<br />

Gestalter für visuelles Marketing<br />

Gästebetreuer<br />

54 9114 Hotelfachmann<br />

55 9122 Restaurantfachmann<br />

56 9134a Fachkraft im Gastgewerbe<br />

Ausbildung in 15 Berufsgruppen beziehungsweise Komplexen<br />

mit 56 Berufen<br />

182


Übersicht Berufe Kooperatives Modell<br />

Bereich HWK Potsdam 2000 – 2004<br />

Metallberufe<br />

1 2613 Karosserie- u.Fahrzeugbauer<br />

2 2613e Karosserie-u. Fahrzeugmechaniker/-in<br />

3 2613g Mechaniker FR: Karosseriebau<br />

4 2621 Gas- u. Wasserinstallateur/ -in<br />

5 2622 Zentralheizungs- und Lüftungsbauer<br />

6 2710b Metallbauer, FR: Konstruktionstechnik<br />

7 2810 Kraftfahrzeugmechaniker<br />

8 2810e Kraftfahrzeugmechatroniker FR: PKW-Technik<br />

Elektroberufe<br />

10 3110c Elektroniker: Energie-und Gebäudetechnik<br />

11 4410<br />

Bauberufe<br />

Maurer<br />

12 4420 Beton- u.Stahlbetonbauer/ -in<br />

13 4510 Ausbaufacharbeiter FR Fliesenleger<br />

14 4510 Ausbaufacharbeiter FR Zimmerer<br />

15 4510 Zimmerer<br />

16 4520 Dachdecker/-in<br />

17 4620 Tiefbaufacharbeiter FR Straßenbau<br />

18 4830 Fliesen-, Platten- u.Mosaikleger<br />

19 4910 Raumausstatter/-in<br />

20 5010<br />

Tischler<br />

Maler/Lackierer<br />

21 5110<br />

Maler/Lackierer<br />

Körperpflege<br />

22 9021b Kosmetiker/-in<br />

Ausbildung in 4 Berufsgruppen beziehungsweise Komplexen mit 22 Berufen<br />

183


Ute Tenkhof<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie<br />

des Landes <strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

185<br />

Resümee


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich danke der <strong>LASA</strong> und insbesondere Frau Schöne für diese wunderbare Veranstaltung.<br />

Dann möchte ich den Jugendlichen danken, die heute erheblich dazu beigetragen haben,<br />

dass wir uns hier wohl fühlten und dass sie sich an den Diskussionen in den Foren beteiligt<br />

haben. Ich möchte auch ganz herzlich den Referentinnen und Referenten danken, die mit<br />

ihren Beiträgen der beruflichen Bildung hier in <strong>Brandenburg</strong> neue Impulse gegeben haben,<br />

indem sie auswerteten, was in den letzten Jahren gemacht wurde und darauf aufbauend<br />

Perspektiven entwickelten.<br />

Fasst man jetzt die Diskussion in den Foren zusammen, dann ergibt sich folgende Zielstellung<br />

für die Erstausbildung:<br />

dass ein Beitrag zu liefern ist zur Fachkräftesicherung für die heimische Wirtschaft,<br />

dass die Chancen für die jungen <strong>Brandenburg</strong>erinnen und <strong>Brandenburg</strong>er auf dem<br />

Arbeitsmarkt und<br />

vor allem die Qualität der Erstausbildung zu verbessern ist.<br />

Dabei hat die Zielerreichung gegenüber der vergangenen Legislaturperiode unter zum Teil<br />

veränderten Rahmenbedingungen stattzufinden, die da sind:<br />

die demografische Entwicklung,<br />

der sich abzeichnende branchenspezifische Fachkräftebedarf<br />

und das sich abzeichnende Auslaufen des Ausbildungsprogramms Ost, wobei wir<br />

nicht wissen, ob es das Programm nächstes Jahr oder 2007 noch geben wird.<br />

Gleichzeitig sind der Qualifizierung und Erstausbildung durch die wirtschaftliche Situation,<br />

das strukturelle Arbeits- und Ausbildungsplatzdefizit, die sehr kleinteilige Wirtschaftsstruktur<br />

und den Landeshaushalt Grenzen gesetzt.<br />

Dagegen bietet die seit dem 01.04.2005 in Kraft getretene Berufsbildungsreform die Chance,<br />

mit neuen Verbundausbildungen der Erstausbildung neue Impulse zu geben hinsichtlich<br />

Quantität und Qualität des betrieblichen Ausbildungsangebotes.<br />

Was ist jetzt zu tun?<br />

Die Erkenntnisse aus den Foren ergeben fünf Impulse:<br />

Impuls Nummer 1: Fachkräftesicherung beginnt im Betrieb.<br />

Mehr Betriebe für mehr Ausbildung zu gewinnen, indem Verbundmöglichkeiten genutzt werden,<br />

die das neue Gesetz bietet, angepasst an die spezielle Wirtschaftsstruktur in <strong>Brandenburg</strong>.<br />

Die Weiterentwicklung der betriebsnahen Ausbildung und Aufschließung von Betrieben<br />

186


durch Beratung. Es ist gleichzeitig sehr wichtig, aus dem Korsett der hergebrachten betrieblichen<br />

Ausbildungsstruktur heraus zu denken und sich neue Lernortkooperationen vorstellen<br />

zu können. Ich möchte dazu noch einmal Werbung in eigener Sache machen: Einmal beginnen<br />

wir einen Inno-Punkt Mitte Juni zum Thema „Mehr Betriebe für mehr Ausbildung gewinnen“;<br />

und dann möchte ich Sie noch einmal darauf aufmerksam machen, dass im Rahmen<br />

des Ausbildungskonsenses ein Ausbildungspreis ausgelobt worden ist. Ich bitte Sie, dafür zu<br />

werben, dass sich Betriebe dafür interessieren und sich melden.<br />

Zum Thema Berufsorientierung:<br />

Der Übergang Schule – Beruf bedeutet für viele junge Menschen noch eine schwer zu überwindende<br />

Schwelle und manifestiert sich ja auch in den Zahlen bei der BA, wir haben sehr<br />

viele junge Arbeitslose ohne Berufsabschluss. Ohne entsprechende Förderung und Maßnahmen<br />

im vorberuflichen und schulischen Bereich kann es bei künftiger, rechnerischer<br />

Ausgeglichenheit des Ausbildungsmarktes zu einer regional ausgeprägten qualitativen Verknappung<br />

des Fachkräftenachwuchses kommen. Die Betriebe werden perspektivisch vor<br />

einem Wettbewerb um die klügsten Köpfe stehen. Diese Erkenntnis führt zum<br />

Impuls Nummer 2: Berufliche Bildung beginnt in der Schule.<br />

Dazu die Thesen aus dem Forum:<br />

Jedem Schüler in <strong>Brandenburg</strong> sollte die Chance zu einer kontinuierlichen Praxis bezogenen<br />

Berufswahlorientierung geboten werden. Zur Erhöhung der Verwertungschancen der Erstausbildung<br />

sollten mehr übergreifend verwertbare Qualifikationen vermittelt werden, um die<br />

Bildungsentscheidung bei Bedarf schneller und besser anpassen zu können.<br />

Bildung allgemein und die berufliche Orientierung als ihr integraler Bestandteil muss in gesellschaftlicher<br />

Verantwortung stattfinden.<br />

Der Themenkomplex Schule-Wirtschaft sollte durch gemeinsam entwickelte Zielvorstellungen<br />

aller Beteiligten jenseits von Aktionismus als Gesamtstrategie in der Region und dem<br />

Bundesland umgesetzt werden. Schulen müssen stabile Beziehungen zu Wirtschaftspartnern<br />

herstellen, dazu sind Netzwerke unverzichtbar. Um die Eigenverantwortung der Schulen<br />

für fachlich übergreifende Wirtschaftsarbeit zu verstärken, müssen Lehrer durch Weiterbildung<br />

motiviert und unterstützt werden. Es wird vom Forum vorgeschlagen, dieses Thema<br />

in einem weiteren Fachgespräch mit ähnlicher Zusammenstellung zu vertiefen.<br />

Verbesserung der Ausbildungsqualität und damit der betrieblichen Kompetenzentwicklung.<br />

Die Förderung von qualifizierten, gut ausgebildeten und anpassungsfähigen Arbeitskräften,<br />

die Förderung der Chancengleichheit aller beim Zugang zu Qualifizierung und Ausbildung,<br />

die Förderung und Verbesserung der beruflichen und allgemeinen Bildung sowie der Beratung<br />

in einer Politik des lebenslangen Lernens sind unabdingbare Bausteine für die Stabilisierung<br />

und Weiterentwicklung des Standortes <strong>Brandenburg</strong>.<br />

187


Impuls Nummer 3: Eine Qualitätsoffensive für die Erstausbildung,<br />

um eine solide Basis zu schaffen für ein Erwerbsleben, das sich den oftmals schnell wechselnden<br />

Anforderungen des Wirtschaftslebens an die Qualifizierung von Arbeitskräften anpassen<br />

kann. Wir haben eine Gleichzeitigkeit von Arbeitslosigkeit und Fachkräftebedarf zu<br />

konstatieren.<br />

Impuls Nummer 4: Einerseits darf die soziale Herkunft nicht zur bestimmenden Determinante<br />

der Lebenschancen des Einzelnen werden oder bleiben. Andererseits brauchen arbeitslose<br />

Jugendliche ohne Berufsabschluss eine zweite Chance, wenn sie denn nicht ein risikoreiches<br />

Erwerbsleben vor sich haben sollen.<br />

Deshalb sind vor allem die kommunalen Träger nach SGB 2 gefordert, Jugendlichen Ausbildung<br />

und Qualifizierung anzubieten.<br />

Impuls Nummer 5: Innovative Wirtschaft braucht flexible, passgenaue Ausbildung und<br />

Qualifizierungsangebote.<br />

Zu prüfen sind Ausbildungsgänge, die das duale Angebot ergänzen und an einer verbesserten<br />

Lernortkooperation ansetzen.<br />

Nach Auffassung des Forums wären – unter Auswertung der in <strong>Brandenburg</strong> gesammelten<br />

Erfahrungen zum Kooperativen Modell und nach weiterzuführenden Diskussionen und weitreichenden<br />

Reformen – auch modellhafte, branchen- und regionalspezifische schulische<br />

Ausbildungsgänge getrennt nach IHK- und HWK- Bereichen zu prüfen.<br />

Diese Impulse spiegeln zusammengefasst die Eindrücke wider, die in den Foren gewonnen<br />

wurden. Die Diskussionen waren sehr lebhaft und was den Impuls Nummer 5 betrifft, so gab<br />

es dazu eine sehr kontroverse Diskussion. Deshalb habe ich auch versucht, das sehr vorsichtig<br />

zusammenzufassen. Ich hoffe, dass ich insgesamt getroffen habe, was mir aus den<br />

einzelnen Foren als Quintessenz übermittelt wurde.<br />

Ich möchte Sie jetzt einladen, bei einem kleinen Imbiss die Diskussion untereinander weiterzuführen.<br />

Während des Imbisses wird Ihnen der wichtigste Impuls des heutigen Tages vermittelt<br />

werden: eine Vorführung von Jugendlichen. Sie zeigen „Capoeira“, eine ursprünglich<br />

in Brasilien entstandene tänzerische Verbindung von Kampfsport und Musik, die Jugendlichen<br />

einen Kick für ein positives Selbstwertgefühl gibt.<br />

188


Prof. Dr. Albrecht, Günter<br />

Anton, Torsten<br />

Dr. Appelius, Claudia<br />

Aßmann, Susen-Arian<br />

Babatz, Monika<br />

Bachmann, Dirk<br />

Ball, Elke<br />

Beikirch, Petra<br />

Beinroth, Karin<br />

Bindheim, Jörg<br />

Blume, Reinhard<br />

Boldt, Britta<br />

Brack, Martin<br />

Brestrich, Claudia<br />

Bubbich, Joachim<br />

Buchholz, Petra<br />

Dr. Cantner, Ernst-Walter<br />

Dr. Czerny, Ernst<br />

Teilnehmer/innen der Fachtagung<br />

„Berufliche Erstausbildung in <strong>Brandenburg</strong> –<br />

Bilanz und Perspektiven“<br />

Potsdam, 06.06.2005<br />

GEBIFO-Berlin Gesellschaft zur Förderung von<br />

Bildungsforschung und Qualifizierung <strong>GmbH</strong><br />

Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat Team 41,<br />

Berlin<br />

Fachhochschule <strong>Brandenburg</strong> (FHB),<br />

<strong>Brandenburg</strong>/Havel<br />

bbw Akademie für Betriebswirtschaftliche<br />

Weiterbildung <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

SOWI-Lehrinstitut Berufsausbildungs-<strong>GmbH</strong>,<br />

Neubrandenburg<br />

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und<br />

Arbeit, Dresden<br />

Ländliche Erwachsenenbildung Prignitz-Havelland<br />

e.V., Friesack<br />

Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz <strong>GmbH</strong><br />

(EEPL), Finsterwalde<br />

Berufsbildungsverein Eberswalde e.V.<br />

Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung<br />

für Arbeitssuchende<br />

Oberstufenzentrum Ostprignitz-Ruppin, Neuruppin<br />

Berufsbildungsverein Eberswalde e.V.<br />

Berufsförderungswerk e.V., Überbetriebliches<br />

Ausbildungszentrum <strong>Brandenburg</strong>/H.-Friesack<br />

Regionaldirektion Berlin-<strong>Brandenburg</strong> der<br />

Bundesagentur für Arbeit, Berlin<br />

Bildungswerk Futura e.V., Luckenwalde<br />

Amt zur Grundsicherung für Arbeitssuchende,<br />

Prenzlau<br />

Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und<br />

Verbraucherschutz des Landes <strong>Brandenburg</strong>,<br />

Potsdam<br />

bbw Bildungszentrum Straußberg <strong>GmbH</strong><br />

189


Dietrich, Rolf<br />

Dr. Dreßler, Gunter<br />

Drews, Klaus<br />

Effing, Ulrich<br />

Eichhorn, Alfred<br />

Enkelmann, Thomas<br />

Erdner, Dieter<br />

Farwer, Heiko<br />

Fernow, Harald<br />

Fiebig, Achim<br />

Fiedler, Hagen<br />

Finn, Rita<br />

Prof. Dr. Fischer, Dietrich<br />

Freimann, Horst<br />

Fritzsche, Hilmar<br />

Gädicke, Frank<br />

Gatzky, Eva<br />

Georgi, Fritz<br />

Gerhold, Elisabeth<br />

Gericke, Birgit<br />

Dr. Girke, Gabriele<br />

Industrie- und Handelskammer Cottbus<br />

Handwerkskammer Südthüringen, Suhl<br />

Berufsbildungsverein Prenzlau e.V.<br />

Heinrich Deichmann Schuhe <strong>GmbH</strong> und Co. KG,<br />

Essen<br />

rbb - InfoRadio, Berlin<br />

Fürstenwalder Aus- u. Weiterbildungszentrum g<strong>GmbH</strong><br />

(FAW)<br />

Angermünder Bildungsverein e.V.<br />

Fachhochschule <strong>Brandenburg</strong> (FHB),<br />

<strong>Brandenburg</strong>/Havel<br />

Lehr- und Ökobauhof, Oranienburg Niederbarnim e.V.<br />

Berufsförderungswerk e.V., Überbetriebliches<br />

Ausbildungszentrum Bauwirtschaft Frankfurt (Oder)-<br />

Wriezen<br />

Fürstenwalder Aus- und Weiterbildungszentrum<br />

g<strong>GmbH</strong> (FAW)<br />

Bildungsinstitut für Umweltschutz und Wasser-<br />

wirtschaft Neubrandenburg e.V.<br />

Arbeitslosenverband Bildungswerk <strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />

(ALV), Potsdam/Golm<br />

Handwerkskammer Cottbus<br />

Staatliches Schulamt Frankfurt (Oder)<br />

Fürstenwalder Aus- und Weiterbildungszentrum<br />

g<strong>GmbH</strong> (FAW)<br />

Handwerkskammer Potsdam<br />

bbw Bildungszentrum Frankfurt (Oder) <strong>GmbH</strong><br />

Oberstufenzentrum "Johanna Just", Potsdam<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

RKW Berlin <strong>GmbH</strong> Rationalisierungs- und<br />

Innovationszentrum<br />

190


Gohr, Jürgen<br />

Goldammer, Steffen<br />

Götze, Elfi<br />

Prof. Dr. Greinert, Wolf-Dietrich<br />

Griese-Pelikan, Andrea<br />

Grundmann, Dieter<br />

Günther, Beate<br />

Haag, Astrid<br />

Hartisch, Hans-Joachim<br />

Hauptvogel, Manfred<br />

Hegemann, Jürgen<br />

Dr. Heinrich, Andreas<br />

Heinze, Reiner<br />

Hinze, Monika<br />

Hölterhoff, Dieter<br />

Horn, Kerstin<br />

Hübner, Sabine<br />

Dr. Jahnke, Gabriele<br />

Johnson, Carsten<br />

Jurkeit, Jörg<br />

Kabus, David<br />

Aus- und Fortbildungsgesellschaft Lauta <strong>GmbH</strong> (AFL)<br />

3B gemeinnützige Bildungs <strong>GmbH</strong>, Zehdenick<br />

Ausbildungsgemeinschaft Frankfurt (Oder)<br />

Technische Universität Berlin, Institut für Berufliche<br />

Bildung und Arbeitslehre<br />

Projektverbund "Praxislernen", Potsdam<br />

Bildungsinstitut für Umweltschutz und Wasser-<br />

wirtschaft Neubrandenburg e.V.<br />

Netzwerk Zukunft. Schule + Wirtschaft für<br />

<strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

bbw Bildungszentrum Frankfurt (Oder)<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

Gesellschaft für berufliche Bildung KALKA mbH & Co.<br />

KG, Hohenbucko<br />

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes<br />

<strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

Stadtverwaltung Prenzlau<br />

TÜV Akademie <strong>GmbH</strong>, Niederlassung Cottbus<br />

Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt e.V.,<br />

Magdeburg<br />

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes<br />

<strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

SOWI-Lehrinstitut Berufsausbildungs-<strong>GmbH</strong>,<br />

Neubrandenburg<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und<br />

Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

LAB Landwirtschaftliche Beratung der Agrarverbände<br />

<strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Teltow<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

DGB Bildungswerk Berlin-<strong>Brandenburg</strong> e.V., Berlin<br />

Auszubildender<br />

191


Kaltbach, Simone<br />

Klitzing, Jörn<br />

Klitzke, Burkhard<br />

Knopf, Solvay<br />

Dr. Knuppe, Christel<br />

Koeppel, Tobias<br />

Konrad, Edda<br />

Kraus, Anja<br />

Kreklow, Wolfram<br />

Krell, Sylvia<br />

Krüger, Ulrich<br />

Prof. Dr. Kubiczek, Wolfgang<br />

Dr. Kühnert, Uwe<br />

Kurz, Irene<br />

Landsmann, Klaus-Dieter<br />

Lehmann, Werner<br />

Lemme, Agnes<br />

Leupold, Gunther<br />

Lutz, Mannigel<br />

Maertan-Hinrichs, Viola<br />

Meißner, Eva-Marie<br />

GFAW Gesellsellschaft für Arbeits- u. Wirtschafts-<br />

förderung Thüringen mbH, Erfurt<br />

Angermünder Bildungsverein e.V.<br />

isw Gesellschaft für wissenschaftliche Beratung und<br />

Dienstleistung mbH, Halle<br />

Ausbildungsverbund Teltow e.V. - Bildungszentrum<br />

der IHK Potsdam<br />

Landkreis Teltow-Fläming Oberstufenzentrum<br />

Abteilung II, Luckenwalde<br />

Qualifizierungsförderwerk Chemie <strong>GmbH</strong>, Senftenberg<br />

Bildungszentrum des Handels <strong>GmbH</strong>, Frankfurt (Oder)<br />

Fortbildungsakademie der Wirtschaft g<strong>GmbH</strong><br />

Akademie Cottbus, Groß Gaglow<br />

Bildungsgesellschaft mbH - Gemeinnützige<br />

Gesellschaft, Pritzwalk<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

Zentrum Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde <strong>GmbH</strong><br />

(ZAL)<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

BBJ Consult AG, Potsdam<br />

Berufsfortbildungswerk <strong>GmbH</strong> (bfw), Neubrandenburg<br />

PCK Raffinerie <strong>GmbH</strong>, Schwedt<br />

Handwerkskammer Potsdam<br />

Ausbildungsring Cottbus e.V.<br />

Europäisches Bildungswerk für Berufe und<br />

Gesellschaft e.V., <strong>Brandenburg</strong>/Havel<br />

Bildungsgesellschaft mbH - Gemeinnützige<br />

Gesellschaft, Pritzwalk<br />

BIAW <strong>Brandenburg</strong>isches Institut <strong>GmbH</strong> Aus und<br />

Weiterbildung von Zielgruppen, Potsdam<br />

192


Meyer, Andreas<br />

Michalak, Christiane<br />

Mitzloff, Volker<br />

Dr. Müller, Peter<br />

Müller, Heinz-Wilhelm<br />

Muschter, Bettina<br />

Nagel, Erich<br />

Neiser, Grit<br />

Neumann, Eberhard<br />

Neums, Manuela<br />

Dr. Nussbaum, Barbara<br />

Osterloh, Hans-Udo<br />

Ostermann, Ute<br />

Pahl, Veronika<br />

Pfister, Hildegard<br />

Pietsch, Rainer<br />

Pilarski, Grit<br />

Poeschel, Kerstin<br />

Pohl, Marion<br />

Pursche, Jens<br />

Rabe, Reiner<br />

LAB Landwirtschaftliche Beratung der Agrarverbände<br />

<strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Teltow<br />

Ausbildungsring Potsdam-<strong>Brandenburg</strong> e.V., Potsdam<br />

bbw Bildungszentrum Frankfurt (Oder)<br />

Oberstufenzentrum Oberhavel 2, Hennigsdorf<br />

Agentur für Arbeit Eberswalde<br />

Fortbildungsakademie der Wirtschaft g<strong>GmbH</strong><br />

Akademie Cottbus, Groß Gaglow<br />

Staatliches Schulamt Perleberg<br />

Internationaler Bund e.V., Förder- und<br />

Integrationszentrum <strong>Brandenburg</strong>, Frankfurt (Oder)<br />

Initiative Südwest Sachsen e.V., Chemnitz<br />

Regionaler Förderverein e.V., Pinnow<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und<br />

Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

Berufsförderungswerk <strong>Brandenburg</strong>, Mühlenbeck<br />

Amt zur Grundsicherung für Arbeitssuchende,<br />

Prenzlau<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin<br />

VHS- Bildungswerk für <strong>Brandenburg</strong> und Berlin<br />

<strong>GmbH</strong>, Eberswalde<br />

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes<br />

<strong>Brandenburg</strong>,Potsdam<br />

Ausbildungsverbund Teltow e.V. - Bildungszentrum<br />

der IHK Potsdam<br />

Technische Fachhochschule Wildau<br />

Sozialpädagogisches Institut Berlin- Walter May,<br />

Cottbus<br />

Staatliches Schulamt Frankfurt (Oder)<br />

Zentrum Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde <strong>GmbH</strong><br />

(ZAL)<br />

193


Ramcke-Lämmert, Dieter<br />

Rath, Ralf-Michael<br />

Reichel, Birgit<br />

Richter, Antje<br />

Ringel, Heidemarie<br />

Ritter, Volkmar<br />

Röder, Frank<br />

Rogalski, Steffen<br />

Rose, Jana<br />

Rose, Peter<br />

Rosenbaum, Ralf<br />

Sandner, Burgunde<br />

Schäfer-Schuttig, Irmgard<br />

Schallenberg, Renate<br />

Dr. Schaller, Rainer<br />

Scheschonk, Monika<br />

Dr. Schier, Friedel<br />

Schiller, Dieter<br />

Schmidt, Rainer<br />

Schnabel, Renate<br />

Scholz, Marina<br />

BBJ Consult AG, Potsdam<br />

Vereinigung der Unternemensverbände in Berlin und<br />

<strong>Brandenburg</strong> e.V., Berlin<br />

Berufliches Bildungszentrum der Prignitzer Wirtschaft<br />

e.V., Wittenberge<br />

Ausbildungsverbund Teltow e.V. Bildungszentrum der<br />

IHK Potsdam<br />

Ministerium für Wirtschaft des Landes <strong>Brandenburg</strong>,<br />

Potsdam<br />

Regionaler Förderverein e.V., Pinnow<br />

Qualifizierungs-Centrum der Wirtschaft <strong>GmbH</strong>,<br />

Eisenhüttenstadt<br />

Qualifizierungsförderwerk Chemie <strong>GmbH</strong>, Senftenberg<br />

Industrie- und Handelskammer Cottbus<br />

Straußberger Bildungs- und Sozialwerk e.V.<br />

E.ON edis AG Bildungszentrum <strong>Brandenburg</strong>/Havel<br />

Bildungszentrum des Handels <strong>GmbH</strong>, Frankfurt (Oder)<br />

Berufsbildungswerk im Oberlinhaus g<strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

ZAH Zukunftsbündnis Aus- und Weiterbildung im<br />

Handwerk e.V., Potsdam<br />

Z.E.I.T. <strong>GmbH</strong> Schwarzheide<br />

Ausbildungsring Cottbus e.V.<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn<br />

Gewerbliche Aus- und Weiterbildungs <strong>GmbH</strong>,<br />

Premnitz<br />

Heidelberger Druckmaschinen AG,<br />

<strong>Brandenburg</strong>/Havel<br />

Zeuthener Akademie für Weiterbildung, Wildau<br />

194


Schöne, Sylvia<br />

Schühlein, Antje<br />

Schuldt, Anke<br />

Dr. Schuldt, Karsten<br />

Schüler, Uwe<br />

Schulz, Corinna<br />

Schulz, Vera<br />

Schulze, Werner<br />

Schulze, Ursula<br />

Schulze, Hans-Hermann<br />

Schur, Ilse<br />

Dr. Seibert, Holger<br />

Siebert, Jens<br />

Dr. Silbermann, Uwe<br />

Simon, Gabriela<br />

Dr. Smettan, Jürgen<br />

Smettan, Karin<br />

Spieß, Wolfgang<br />

Staack, Christiane<br />

Dr. Straube, Rainer<br />

Supp, Günter<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

Technologie und Gründerzentrum "Fläming <strong>GmbH</strong>",<br />

Belzig<br />

Industrie- und Handelskammer Cottbus<br />

PIW Progress-Institut für Wirtschaftsforschung <strong>GmbH</strong>,<br />

Teltow<br />

Produktentwicklungs- , Initiativ- und Lehrzentrum<br />

Finsterwalde (PILZ) <strong>GmbH</strong><br />

Amt zur Grundsicherung für Arbeitssuchende,<br />

Prenzlau<br />

VHS- Bildungswerk für <strong>Brandenburg</strong> und Berlin<br />

<strong>GmbH</strong>, Weiterbildungszentrum <strong>Brandenburg</strong><br />

Bildungsgesellschaft mbH Pritzwalk Gemeinnützige<br />

Gesellschaft<br />

bbw Akademie für Betriebswirtschaftliche<br />

Weiterbildung <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

Qualifizierungscentrum der Wirtschaft <strong>GmbH</strong>,<br />

Eisenhüttenstadt<br />

Verein zur Förderung von Bildung, Arbeit und sozialer<br />

Teilhabe (BAST e.V.), Berlin<br />

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Berlin-<br />

<strong>Brandenburg</strong>, Berlin<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

VHS- Bildungswerk für <strong>Brandenburg</strong> und Berlin<br />

<strong>GmbH</strong>, Weiterbildungszentrum <strong>Brandenburg</strong><br />

Konwips e.V., Dresden<br />

SSI Institut für Tourismusforschung und Marketing<br />

Berlin<br />

Industrie- und Handelskammer Potsdam<br />

Wirtschaftsentwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft<br />

mbH (WEQUA), Lauchhammer<br />

Technologie und Berufsbildungszentrum (tbz)<br />

Königswusterhausen g<strong>GmbH</strong>, Bestensee<br />

Handwerkskammer Südthüringen, Suhl<br />

195


Swolinski, Elke<br />

Szczotko, Danuta<br />

Tenkhof, Ute<br />

Tessmann, Christine<br />

Teubert, Bodo<br />

Teuscher, Horst<br />

Umbsen, Peter<br />

Vogel, Matthias<br />

Vogelsang, Siegfried<br />

Wagner, Ulrich<br />

Dr. Wegner, Fritz<br />

Wendt, Thomas<br />

Weyer, Torsten<br />

Wiekert, Ingo<br />

Dr. Wonneberger, Magdalena<br />

Worrack, Christine<br />

Zaske, Michael<br />

Ziebarth, Hans-Joachim<br />

Ziegler, Dagmar<br />

Ziether, Wolfgang<br />

Zinnow, Frank<br />

Qualifizierungsförderwerk Chemie <strong>GmbH</strong>, Merseburg<br />

Qualifizierungscentrum der Wirtschaft <strong>GmbH</strong>,<br />

Eisenhüttenstadt<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und<br />

Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

Landkreis Oder Spree, Amt für Grundsicherung und<br />

Beschäftigung, Beeskow<br />

bbw Bildungszentrum Frankfurt (Oder) <strong>GmbH</strong><br />

Kreishandwerkerschaft Cottbus/Spree Neiße, Cottbus<br />

u.bus <strong>GmbH</strong>, Berlin<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>, Potsdam<br />

Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen e.V.,<br />

Berlin<br />

Wirtschaftsforum Sächsisches Elbland e.V., Meißen<br />

Ausbildungsring Potsdam-<strong>Brandenburg</strong> e.V., Potsdam<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und<br />

Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

Staatliches Schulamt Frankfurt (Oder)<br />

Zentrum für Sozialforschung Halle (Saale)<br />

EUROPANORAT Wirtschaftsakademie <strong>GmbH</strong>,<br />

Senftenberg<br />

Wirtschaftsentwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft<br />

mbH (WEQUA), Lauchhammer<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und<br />

Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

Landesverband der Lehrer an berufsbildenden<br />

Schulen <strong>Brandenburg</strong> e.V., Teltow<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und<br />

Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong>, Potsdam<br />

Handwerkskammer Frankfurt/Oder<br />

EFA Bildungsakademie <strong>GmbH</strong>, Herzberg<br />

196

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