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Arbeitsplatzeffekte und Arbeitsförderung in der Tourismuswirtschaft.
Eine empirische Untersuchung in ausgewählten
Landkreisen Brandenburgs.
SÖSTRA Sozialökonomische Strukturanalysen e. V. Berlin;
Udo Papies, Peter Schreiber
Landesagentur für Struktur und Arbeit (LASA) Brandenburg
GmbH
LASA Brandenburg GmbH
Alle Rechte vorbehalten
Juli 1998
Druck:
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Druck + Satz, Großräschen
LASA Brandenburg GmbH
Postfach 900 354
14439 Potsdam
Tel.: (0331) 76 13 49
Fax.: (0331) 76 13 99
LASA-Studie Nr. 32
ISBN 3-929756-29-3
Schutzgebühr: DM 19,- zuzügl. Versandkosten
- 3 -

LASA-Studie Nr. 32
Arbeitsplatzeffekte und Arbeitsförderung
in der Tourismuswirtschaft
Eine empirische Untersuchung in
ausgewählten Landkreisen Brandenburgs
Udo Papies
Peter Schreiber

In aller Kürze (Abstract)
In die Beschäftigungswirkungen des Tourismus werden generell hohe Erwartungen
gesetzt. Besonders in strukturschwachen Regionen soll der Tourismus beschäftigungspolitische
Ausgleichsfunktionen erfüllen. In der vorliegenden Arbeit werden am
Beispiel der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz
Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs und Wirkungen des
Arbeitsförderungsinstrumentariums in der Fremdenverkehrswirtschaft untersucht.
In den Untersuchungsregionen hat die tourismusabhängige Beschäftigung im Zeitraum
1993-1996 deutlich zugenommen. In zwei dieser drei ländlichen Räume erreichen die
Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs bereits einen der Landwirtschaft vergleichbaren
Stellenwert. 1997 konnte die positive Beschäftigungsentwicklung nicht
fortgesetzt werden. Der Rückgang der Übernachtungen und der durchschnittlichen
Aufenthaltsdauer der Gäste führten in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und
Prignitz zu einem Abbau von Arbeitsplätzen im Beherbergungsgewerbe und in allen
drei Landkreisen zu einer Verringerung der Arbeitsplätze im Gaststättengewerbe.
Die Arbeitsplatzeffekte des Tourismus weisen eine Reihe qualitativer Spezifika auf, die
auch die Möglichkeiten des Einsatzes von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten beeinflussen.
Besonders das Gastgewerbe bietet breit gefächerte Tätigkeitsbereiche mit starken
Differenzierungen im Anforderungsprofil. Neben qualifizierten
Spezialistentätigkeiten sind tourismusabhängige Arbeitsplätze jedoch überwiegend
wenig qualifiziert, saisonabhängig und werden unterdurchschnittlich entlohnt. Im
Gastgewerbe der Untersuchungsregionen ist der bereits relativ niedrige Anteil der
Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung weiter rückläufig. Besonders in
Kleinbetrieben des Gastgewerbes ist die Personalstruktur sehr einfach und
undifferenziert. Der Anteil geringfügig Beschäftigter ist relativ hoch, ein erheblicher
Teil davon auf der Stufe bzw. im Grenzbereich zu prekären
Beschäftigungsverhältnissen.
Trotz der Beschäftigungszunahme ist in allen drei Landkreisen in den
fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen die Arbeitslosigkeit stark angestiegen.
Besonders 1997 hat die Reduzierung von Arbeitsförderungsmaßnahmen zu einer
starken Zunahme der Zahl der Arbeitslosen in den Hotel- und Gaststättenberufen
geführt (Verdoppelung im Landkreis Prignitz). Etwa vier Fünftel der Arbeitslosen sind
Frauen. Inzwischen ist die Zahl der Arbeitslosen der Hotel- und Gaststättenberufe
bereits größer als die Hälfte der gegenwärtig Beschäftigten dieser Berufsgruppe. Das
Arbeitskräftepotential für künftige Tourismus-Zuwachsraten ist bereits vorhanden.
Arbeitskräftefreisetzungen anderer Branchen können gegenwärtig von der
Tourismusbranche nicht kompensiert werden.
Potentiale für eine beschäftigungswirksame Weiterentwicklung des Tourismus sind in
allen drei Landkreisen vorhanden. Sie liegen vor allem in der Erhöhung der Qualität
des Angebotes und in wirksameren Marketingaktivitäten. Bei einem Teil des
Gastgewerbes läßt die Angebotsqualität zu wünschen übrig, weil Gewerbetreibende
durch stärkere Beschäftigung von Nichtfachkräften versuchen, betriebwirtschaftlichen
Problemen zu begegnen. Wirksamere Marketingaktivitäten sind der Schlüssel, um den
Trend der rückläufigen Auslastung vorhandener Kapazitäten zu stoppen und damit
Arbeitsplätze zu sichern.
3

Das arbeitsmarktpolitische Instrumentarium hat vor allem die Entwicklung der touristischen
Infrastruktur positiv beeinflußt. Eine im Gastgewerbe durchgeführte Befragung
zeigt, daß Arbeitsförderung in diesem Bereich jedoch nur begrenzt in Anspruch
genommen wird. Die Ursachen liegen in Informationsdefiziten und in den
komplizierten Verfahrensfragen. Eine intensivere Informations- und Beratungstätigkeit
wie auch eine stärker betriebsbezogene Beschäftigungspolitik können dazu beitragen,
die Wirkungen der Arbeitsförderung im Fremdenverkehr zu erhöhen. Auch ein
aktiveres Engagement der Kommunen kann die Wirkung der Arbeitsförderung
verstärken.
4

Inhaltsverzeichnis
1 Einführung 9
1.1 Problemstellung und Forschungshintergrund 9
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit 10
1.3 Zur Methodik und Datenbasis 11
2 Kurzcharakteristik der Regionen 14
2.1 Zur Auswahl der Untersuchungsregionen 14
2.2 Landkreis Oder-Spree 17
2.2.1 Bevölkerung 17
2.2.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation 18
2.2.3 Verkehrsanbindung 20
2.2.4 Touristische Angebotsstruktur 21
2.3 Landkreis Potsdam-Mittelmark 26
2.3.1 Bevölkerung 26
2.3.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation 27
2.3.3 Verkehrsanbindung 29
2.3.4 Touristische Angebotsstruktur 30
2.4 Landkreis Prignitz 33
2.4.1 Bevölkerung 33
2.4.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation 34
2.4.3 Verkehrsanbindung 36
2.4.4 Touristische Angebotsstruktur 37
3 Beschäftigungseffekte des Fremdenverkehrs 41
3.1 Zur Datenbasis und Methodik der Bestimmung der Arbeitsplatzeffekte
des Fremdenverkehrs 41
3.2 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Oder-Spree 44
3.3 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis
Potsdam-Mittelmark 47
3.4 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Prignitz 50
3.5 Zur qualitativen Struktur der Arbeitsplätze im Fremdenverkehr 55
4 Bisherige Wirkungen der Arbeitsförderung im Fremdenverkehr 60
4.1 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) 60
4.2 Zu weiteren Maßnahmen der Arbeitsförderung in der
Tourismuswirtschaft 65
5

5 Potentiale weiterer Beschäftigungseffekte 70
5.1 Regionsübergreifende Ansatzpunkte der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung
70
5.2 Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung in den Landkreisen
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz 77
6 Anregungen zur weiteren Nutzung der Arbeitsförderung in der
Tourismuswirtschaft 82
6.1 Überlegungen zur weiteren Nutzung des Arbeitsförderungsinstrumentariums
82
6.2 Handlungsempfehlungen 86
6.2.1 Hinweise für die programmatisch-konzeptionelle Arbeit 86
6.2.2 Vorschläge für beschäftigungswirksame Projekte 87
6.2.3 Empfehlungen für die weitere Ausgestaltung relevanter
Förderprogramme des Landes 88
Tabellenanhang 89
Literatur- und Quellenverzeichnis 96
Verzeichnis der Abbildungen im Text
Abbildung 1: Geographische Lage der Landkreise und kreisfreien
Städte des Landes Brandenburg 14
Abbildung 2: Bettendichte im Land Brandenburg 1996 16
Abbildung 3: Ämter des Landkreises Oder-Spree 17
Abbildung 4: Ämter des Landkreises Potsdam-Mittelmark 26
Abbildung 5: Ämter des Landkreises Prignitz 33
Abbildung 6: Saisonalität im Tourismus Brandenburgs 59
Abbildung 7: Arbeitslose der Hotel- und Gaststättenberufe im Land
Brandenburg März, Juni, September und Dezember
der Jahre 1993 - 1997 59
Abbildung 8: Arbeitsamt Neuruppin
Gleitender Jahresdurchschnitt des Arbeitslosenbestandes
im Vergleich zum gleitenden Jahresdurchschnitt der
Gesamtzahl der Arbeitslosen und der über arbeitsmarktpolitische
Instrumente geförderten Personen
(Januar 1994 - Dezember 1997) 61
Abbildung 9: Arbeitsamt Neuruppin
Bestand an Teilnehmern in ABM/LKZ/FuU 64
6

Verzeichnis der Tabellen im Text
Tabelle 1: Beherbergungsstätten, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen
unddurchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Land
Brandenburg 1997 15
Tabelle 2: Erwerbstätige des Landkreises Oder-Spree
nach Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1995 18
Tabelle 3: Arbeitslosenquote im Landkreis Oder-Spree
im Monat August der Jahre 1995 - 1997 19
Tabelle 4: Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten
Berufsgruppen des Landkreises Oder-Spree,
im Monat August der Jahre 1995 - 1997 20
Tabelle 5: Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer
der Gäste im Landkreis Oder Spree 22
Tabelle 6: Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer
der Gäste im Kurort Bad Saarow-Pieskow 24
Tabelle 7: Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer
der Gäste in den Landkreisen Oder-Spree,
Potsdam-Mittelmark und Prignitz 25
Tabelle 8: Erwerbstätige des Landkreises Potsdam-Mittelmark nach
Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1995 27
Tabelle 9: Arbeitslosenquote im Landkreis Potsdam-Mittelmark
im Monat August der Jahre 1995 - 1997 28
Tabelle 10:
Tabelle 11:
Tabelle 12:
Tabelle 13:
Tabelle 14:
Tabelle 15:
Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten
Berufsgruppen des Landkreises Potsdam-Mittelmark,
der Stadt Brandenburg und der Stadt Potsdam insgesamt,
Juni 1995, August 1996 und August 1997 29
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer
der Gäste im Landkreis Potsdam-Mittelmark 31
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer
der Gäste im Luftkurort Belzig 32
Erwerbstätige des Landkreises Prignitz nach
Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1995 34
Arbeitslosenquote des Landkreises Prignitz im August
der Jahre 1995 - 1997 35
Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten
Berufsgruppen des Landkreises Prignitz 36
7

Tabelle 16:
Tabelle 17:
Tabelle 18:
Tabelle 19:
Tabelle 20:
Tabelle 21:
Tabelle 22:
Tabelle 23:
Tabelle 24:
Tabelle 25:
Tabelle 26:
Tabelle 27:
Tabelle 28:
Tabelle 29:
Tabelle 30:
Tabelle 31:
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer
der Gäste im Landkreis Prignitz 38
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte,
Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer
der Gäste im Kurort Bad Wilsnack 39
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten
fremdenverkehrsrelevanten Berufgruppen des
Landkreises Oder-Spree 45
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe
1992/1993 Landkreis Oder-Spree 46
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe
je Einwohner des Landkreises Oder-Spree 1992/1993 46
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten
fremdenverkehrsrelevanten Berufgruppen des
Landkreises Potsdam-Mittelmark 48
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe
1992/1993 Landkreis Potsdam-Mittelmark 49
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe je
Einwohner des Landkreises Potsdam-Mittelmark 1992/1993 50
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten
fremdenverkehrsrelevanten Berufgruppen des
Landkreises Prignitz 52
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe
1992/1993 Landkreis Prignitz 53
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe je
Einwohner des Landkreises Prignitz 1992/1993 53
Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Vollzeit- und
Teilzeitkräfte im Gastgewerbe der Landkreise Oder-Spree,
Potsdam-Mittelmark und Prignitz 57
Inanspruchnahme von Arbeitsförderungsmaßnahmen
durch befragte Betriebe des Gastgewerbes der Landkreise
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz 65
Informiertheit und Beratungsbedarf zu Arbeitsförderungsmöglichkeiten
unter den befragten Betrieben des Gastgewerbes
der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz 67
Beteiligung arbeitsloser Gästebetreuer des Landkreises Prignitz
an Maßnahmen der Fortbildung und Umschulung vor ihrer
letzten Beschäftigung - Stand 13.01. 1998 68
Beschäftigte und Arbeitslose der Berufsgruppe Gästebetreuer
in den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark
und Prignitz, August 1997 82
8

1 Einführung
1.1 Problemstellung und Forschungshintergrund
Die Erschließung von Beschäftigungspotentialen im Fremdenverkehr ist trotz generell
steigender Nachfragetrends nach Urlaubsreisen hohen Wettbewerbsanforderungen ausgesetzt.
Der heimische Reisemarkt in Deutschland partizipiert nur in begrenztem Maße
an den dynamischen Entwicklungen der Wachstumsbranche Tourismus. Bereits gegenwärtig
führt nur noch jede dritte Urlaubsreise zu inländischen Reisezielen.
In den neuen Bundesländern sind die Fremdenverkehrspotentiale und damit die
Möglichkeiten zur Schaffung tourismusrelevanter Arbeitsplätze trotz erfreulicher
Wachstumsraten des Fremdenverkehrs (Land Brandenburg 1996 7,8 Prozent und 1997
4,6 Prozent Steigerung der Gästeankünfte) noch nicht ausgeschöpft. Vergleichszahlen
zu den alten Bundesländern zeigen in Bezug auf Fremdenverkehrsangebot und -
aufkommen weiterhin deutliche Unterschiede. Die eigenständigen Grundlagen für eine
nachhaltige Entwicklung des Tourismus sind besonders in den ländlichen Regionen der
neuen Bundesländer noch nicht hinreichend ausgeprägt. Öffentliche Förderung bleibt
daher auch in absehbarer Zeit unverzichtbar. Neben der Wirtschaftspolitik werden
insbesondere von der Arbeitsförderung weitere gezielte Impulse zur Sicherung und
Schaffung von Arbeitsplätzen in der Tourismuswirtschaft erwartet.
Mit der Reform des Arbeitsförderungsgesetzes und den nunmehr notwendigen
Änderungen in der Nutzung der Arbeitsförderung fällt besonders ins Gewicht, daß
bisher wenig analysiert ist, wie die Beschäftigungsentwicklung im Tourismus der
neuen Bundesländer arbeitsmarktpolitisch begleitet wurde. So gibt es keine
detaillierten Untersuchungen dazu, wie das Instrumentarium aktiver
Arbeitsmarktpolitik in der Fremdenverkehrswirtschaft greift, welche Ergebnisse
vorliegen und welche Erfahrungen bisher gesammelt werden konnten. Entsprechend
offen ist auch die analytische Bestimmung von Handlungsbedarfen für eine wirksame
Nutzung der Arbeitsförderung in der Tourismuswirtschaft.
Diese Analysedefizite sind in hohem Maße den generell vorhandenen Schwierigkeiten
geschuldet, Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs vollständig und systematisch
zu ermitteln. Im Unterschied zu anderen Branchen wird die Tourismusbranche in
der Statistik nicht als eigenständiger Wirtschaftszweig ausgewiesen. Eine Reihe von
Daten, die für die Analyse ökonomischer Wirkungen des Tourismus erforderlich sind,
können daher nur über grobe Schätzungen oder aufwendige Detailanalysen gewonnen
werden. Dies trifft inbesondere auf Daten zu den Beschäftigungswirkungen zu. Sie
sind nur für Teilbereiche des Tourismus (und auch hier nicht vollständig) verfügbar. In
bezug auf die Ermittlung touristisch abhängiger Arbeitsplätze besteht erheblicher Forschungsbedarf.
Für die alten Bundesländer liegt die 1991 veröffentlichte Grundlagenstudie
"Strukturanalyse des touristischen Arbeitsmarktes" vor, die vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen
Institut für Fremdenverkehr (DWIF) im Auftrage des Bundesministeriums
für Wirtschaft erarbeitet wurde. 1 Eine aktuellere, auf das gesamte
Bundesgebiet bezogene Untersuchung fehlt bislang. Analysen zu den
Arbeitsplatzeffekten des Fremdenverkehrs sind jedoch gerade in den neuen
Bundesländern dringend erforderlich, da der Fremdenverkehr hier in besonderem Maße
beschäftigungs- und einkommenspolitische Ausgleichsfunktionen erfüllen soll. Bisher
ist nicht genügend geklärt, inwieweit und unter welchen Bedingungen der Tourismus
diesen politischen Erwartungshorizont erfüllen kann.
1
Vgl. Koch, A., Zeiner, M., Harrer, B., Strukturanalyse des touristischen Arbeitsmarktes,
München 1991.
9

1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Studie wurde von der Landesagentur für Struktur und Arbeit Brandenburg
(LASA) mit dem Ziel in Auftrag gegeben, in drei ausgewählten ländlichen Regionen
des Landes Brandenburg eine empirische Untersuchung zu Umfang und Struktur
bisher mit der Entwicklung des Tourismus geschaffener Arbeitsplätze durchzuführen,
Potentiale weiterer Beschäftigungseffekte zu analysieren und Möglichkeiten aufzuzeigen,
diese insbesondere unter Nutzung der Arbeitsförderung zu entwickeln.
Neben der exemplarischen Bestimmung von Arbeitsplatzeffekten des Tourismus auf
regionaler Ebene steht daher in der vorliegenden Arbeit vor allem die Identifikation
von Schnittstellen für arbeitsmarktpolitischen Handlungsbedarf in der
Tourismuswirtschaft im Vordergrund. Die Begrenzungen in der Datenverfügbarkeit
und die Ausstattung der Untersuchung lassen bei einigen Fragen nur die Analyse
ausgewählter Teilaspekte bzw. das Aufzeigen der Problemzusammenhänge zu. Es
bedarf weiterer empirischer Untersuchungen, um das Bild zu vervollständigen bzw. zu
vertiefen und behandelte Fragen auch in andere räumliche Bezüge zu stellen.
Im Rahmen der Untersuchung der Thematik in den drei ausgewählten Regionen
standen insbesondere folgende Fragen im Vordergrund:
- In welche Strukturen und aktuellen Entwicklungstendenzen des touristischen Angebotes
ist der fremdenverkehrsrelevante Arbeitsmarkt eingebunden?
- Wie groß ist die "Arbeitsplatzlücke" in der Tourismuswirtschaft? Welche fremdenverkehrsrelevanten
Berufsgruppen sind von der Arbeitslosigkeit besonders
betroffen?
- Welche quantitativen und qualitativen Arbeitsplatzeffekte hat der Tourismus?
- Wo liegen Potentiale für höhere Beschäftigungseffekte des Tourismus?
- Wie wurde das Arbeitsförderungsinstrumentarium bisher in der Fremdenverkehrswirtschaft
genutzt und wo liegen Ansatzpunkte für eine wirksamere Nutzung der
Arbeitsförderung?
Der Aufbau der Arbeit wurde so gewählt, daß der Zusammenhang von touristischer
Angebotsstruktur, Beschäftigungswirkungen des Tourismus und Arbeitsförderung
deutlich wird.
Zunächst werden (im zweiten Abschnitt) regionale Kontext- und Bestimmungsfaktoren
für den arbeitsmarktpolitischen Handlungsbedarf dargestellt. Neben Daten, die die
wirtschaftsräumliche Struktur kennzeichnen, werden die touristische Angebotsstruktur
sowie die arbeitsmarktliche Situation besonders in den fremdenverkehrsrelevanten
Berufen der drei ausgewählten Landkreise aufgezeigt. In einem dritten Teil erfolgen
Untersuchungen zur Bestimmung der Größenordnung und Qualität der
Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs in den drei ausgewählten Landkreisen.
Dadurch werden erste Aussagen zu Umfang und Struktur der Beschäftigung auf dem
touristischen Arbeitsmarkt dieser Landkreise möglich.
Bisherige Erfahrungen in der Nutzung der Arbeitsförderung in der
Tourismuswirtschaft werden im vierten Abschnitt untersucht. Dabei werden
insbesondere Probleme herausgearbeitet, die eine wirksamere Nutzung
arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen hemmen. Im anschließenden Teil folgt eine
Analyse von Potentialen für höhere Beschäftigungswirkungen des Tourismus in den
für diese Arbeit ausgewählten Landkreisen, wobei sowohl landkreisübergreifende als
auch landkreisspezifische Ansatzpunkte einer beschäftigungswirksamen
Weiterentwicklung des touristischen Angebotes aufgezeigt werden. Im letzten
Abschnitt werden konzeptionelle Anregungen und erste Handlungsempfehlungen für
die weitere Nutzung der Arbeitsförderung in der Tourismuswirtschaft entwickelt.
10

1.3 Zur Methodik und Datenbasis
Zunächst eine Verständigung zur Definition des Begriffes Tourismus. Die Begriffe
Tourismus und Fremdenverkehr werden in dieser Arbeit - wie allgemein üblich -
synomym verwandt. 2 Inhaltlich wird hier in Anlehnung an die Definition der Welttourismusorganisation
unter Tourismus/Fremdenverkehr ”die Gesamtheit der Beziehungen
und Erscheinungen (verstanden), die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt
von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder
Wohn- noch Arbeitsort ist”. 3 Zum Tourismus gehören also neben privaten Reisen auch
Dienst- und Geschäftsreisen. Pendler sind dagegen nicht in die Tourismusdefinition
einbezogen (Aufenthalt am dauernden Arbeitsort).
Dieser Definition zufolge kann der Tourismus in die beiden Elemente
Fremdenverkehr mit Übernachtungsaufenthalt und
Tagesbesucherverkehr (ohne Übernachtung)
aufgegliedert werden. Des weiteren sind Gliederungen üblich nach
- Tourismusarten, beispielsweise:
Urlaubs- und Erholungsfremdenverkehr/-tourismus, kulturorientierter Fremdenverkehr/-tourismus
(u.a. Bildungstourismus), Sporttourismus, wirtschaftsorientierter
Tourismus (u.a. Geschäftstourismus, Kongreßtourismus), politikorientierter Tourismus
(u.a. Diplomaten- und Konferenztourismus) und
- Tourismusformen, beispielweise nach:
Zahl der Tourismusteilnehmer (u.a. Individualtourismus, Massentourismus), Alter
der Tourismusteilnehmer (u.a. Jugendtourismus, Seniorentourismus), Dauer des
Aufenthaltes (u.a. Kurzzeittourismus, Wochenendtourismus), Jahreszeit (u.a. Sommertourismus,
Wintertourismus), Beherbergungsform (u.a. Hoteltourismus, Campingtourismus).
4
Die Untersuchung wurde regional am Beispiel der drei brandenburgischen Landkreise
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz durchgeführt. Es war abzusehen, daß
der empirische Beleg sowohl für den Nachweis der Arbeitsplatzeffekte des Tourismus
als auch für die Wirkungen von Arbeitsförderungsmaßnahmen in der
Tourismuswirtschaft auf beträchtliche Grenzen der verfügbaren Statistik stößt. Auf der
regionalen Ebene bestand die Möglichkeit, eigene Erhebungsergebnisse einzubringen
und Erkenntnisse konkret vor Ort zu hinterfragen. Neben der Auswertung von
Statistiken wurden Betriebe des Gastgewerbes schriftlich befragt und in den
Landkreisen und auf Landesebene Expertengespräche geführt.
Die Datenbasis zur Einschätzung der Arbeitsplatzeffekte des Tourismus ist - wie
bereits eingangs erwähnt - trotz der Dringlichkeit entsprechender Untersuchungen vor
allem aufgrund ungeklärter statistisch-methodischer Fragen noch nicht so verfügbar,
daß sie den erforderlichen vollständigen und systematischen Einblick ermöglicht.
Allein die Definition und die vielfältigen Strukturierungsmöglichkeiten des Tourismus
lassen die enormen Schwierigkeiten erahnen, den Wirtschaftsfaktor Tourismus
annähernd genau zu quantifizieren. Eine angebotsseitige Erfassung der
Fremdenverkehrswirtschaft - sie ist die für die Analyse der Arbeitsplatzeffekte
erforderliche Betrachtungsebene - ist mit erheblichen Abgrenzungsproblemen
verbunden. Der touristische Anteil an der Leistungserstellung mehrerer
Wirtschaftsbereiche (bspw. Verkehr, Handel, Agrar) wird nicht gesondert ausgewiesen.
2
3
4
Der Begriff Fremdenverkehr wird zunehmend durch den international verständlicheren Begriff
Tourismus ersetzt. Diesen Begriffen liegt nicht eine unterschiedliche Definition zu Grunde.
Vgl. Kaspar, C., Das System des Tourismus im Überblick. In: Haedrich, G., Kaspar, C., Klemm,
K., Kreilkamp, E. (Hrsg.), Tourismus-Management: Tourismusmarketing und Fremdenverkehrsplanung,
Berlin 1998, S. 17.
Vgl. Kaspar, C., Das System des Tourismus im Überblick, a.a.O.
11

Da sehr aufwendige eigene Erhebungen im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich waren,
erfolgt die Untersuchung zu einigen Fragen auf der Basis der Auswahl repräsentativer
Teilbereiche des Tourismus. Für die Mehrzahl der zu untersuchenden Fragen sind in
diesem Sinne vorrangig das Gastgewerbe und die Berufsgruppe Gästebetreuer (Hotelund
Gaststättenberufe) geeignet.
Das Gastgewerbe ist der größte Anbieter touristischer Leistungen und damit der größte
Bereich tourismusabhängiger Arbeitsplätze im jeweiligen Fremdenverkehrsort bzw. -
gebiet. Das Gastgewerbe besteht aus den beiden Teilbereichen Beherbergungsgewerbe
und Gaststättengewerbe. Über das Gaststättengewerbe wird auch ein wesentlicher Teil
der Beschäftigungswirkungen des Tagesbesucherverkehrs erfaßt, obwohl über das
Volumen des Tagesbesucherverkehrs im Unterschied zum übernachtenden Fremdenverkehr
kein sekundärstatistisches Datenmaterial zur Verfügung steht. Über die
Analyse der quantitativen und qualitativen Aspekte der Beschäftigungsentwicklung im
Gastgewerbe können fundierte Erkenntnisse zu den Beschäftigungswirkungen des
Fremdenverkehrs insgesamt gewonnen werden.
Mit Hilfe von für das Gastgewerbe zur Verfügung stehenden Daten erfolgt in der
vorliegenden Arbeit auch eine grobe Quantifizierung der Arbeitsplatzeffekte des
Tourismus in den drei Untersuchungsregionen, da im Gastgewerbe rund zwei Drittel
der tourismusabhängig Beschäftigten tätig ist. Die Bestimmung der Arbeitsplatzeffekte
des Fremdenverkehrs ist allerdings nur durch eine Kombination von Daten der nach
Wirtschaftszweigen strukturierten Beschäftigtenstatistik, die die
sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze für das Gastgewerbe ausweist, mit Daten
aus Primärerhebungen möglich. Letztere werden benötigt, um einerseits die nicht
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einzubeziehen und andererseits den nicht
tourismusrelevanten Anteil der Beschäftigten auszuklammern. Erkenntnisse aus
Primärerhebungen sind des weiteren erforderlich, um die Arbeitsplatzeffekte des
Tourismus auch in anderen Branchen abschätzen zu können. Die Erläuterung der
konkreten Schritte, die in dieser Arbeit zur Bestimmung der Beschäftigungswirkungen
des Tourismus im Gastgewerbe angewandt werden, folgt im dritten Teil.
Um die Beschäftigungssituation im Tourismusgewerbe untersuchen zu können, werden
die von den zuständigen Arbeitsämtern zur Verfügung gestellten Daten der Arbeitslosenstatistik
und der nach Berufsgruppen strukturierten Beschäftigtenstatistik genutzt.
Im Vordergrund steht dabei die Berufsgruppe Gästebetreuer.
Die Berufsgruppe Gästebetreuer repräsentiert den überwiegenden Teil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten der Tourismuswirtschaft. Entsprechend der Klassifizierung
der Berufe der Bundesanstalt für Arbeit sind in dieser Berufsgruppe die
Berufsordnungen Gastwirte, Hoteliers, Gaststättenkaufleute, Kellner und übrige
Gästebetreuer mit all ihren Untergruppierungen und einzelnen Berufen erfaßt. 5 Die
Gästebetreuer sind die einzige Berufsgruppe, die vollständig dem Gastgewerbe und
damit weitgehend der Tourismuswirtschaft zugeordnet werden kann. Die
Beschäftigungsentwicklung dieser Berufsgruppe ist daher in hohem Maße repräsentativ
für die Beschäftigungswirkungen des Tourismus.
5
Vgl. Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe - Systematisches und alphabetisches
Verzeichnis der Berufsbenennungen, Nürnberg 1996.
12

Die zweite größere Gruppe von Beschäftigten des Gastgewerbes sind die Köche. In der
nur zweistellig geführten Beschäftigtenstatistik gehören sie zur Berufsgruppe Speisenbereiter.
Da Köche bzw. Speisenbereiter aber auch in anderen Wirtschaftsbereichen
tätig sind (bspw. in Krankenhäusern), sind Daten über ihre Beschäftigungsentwicklung
nicht in gleichem Maße wie die der Gästebetreuer für die Arbeitsplatzeffekte des
Tourismus repräsentativ.
Eine weitere, direkt auf den Tourismus zu beziehende Gruppe sind die Fremdenverkehrskaufleute.
Im Unterschied zur Arbeitslosenstatistik sind jedoch für diese zahlenmäßig
relativ kleine Gruppe von Beschäftigten in der Beschäftigtenstatistik keine separaten
Daten verfügbar, da sie hier der Berufsgruppe Andere Dienstleistungskaufleute
zugeordnet sind. In die vorliegende Arbeit werden des weiteren Daten zu Berufsgruppen
einbezogen, deren Beschäftigungsentwicklung auch, aber nicht vorrangig
durch touristische Nachfrage beeinflußt wird (bspw. Warenkaufleute, Bäcker,
Fleischer, Gesundheitsdienstberufe). Obwohl der Anteil der Arbeitsplatzeffekte des
Tourismus hier nicht quantifiziert werden kann, sollen diese Daten Tendenzen der
Beschäftigungsentwicklung in weiteren fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen
verdeutlichen.
Die Datenbasis zur Einschätzung der Wirkungen der Arbeitsförderung im Tourismus
ist ebenfalls nicht so verfügbar, daß sie für die Fragestellungen dieser Untersuchungen
hinreichend genutzt werden kann. Die zur Arbeitsförderung verfügbaren Daten sind
weder zu den Einzelmaßnahmen noch insgesamt so strukturiert, daß daraus der Einsatz
und die Wirkung der Arbeitsförderungsmaßnahmen in der Tourismusbranche entnommen
werden können. Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher eine schriftliche
Befragung von Betrieben des Gastgewerbes der drei Untersuchungsregionen mit Ziel
durchgeführt, empirische Erkenntnisse zur Nutzung der Arbeitsförderung im
Gastgewerbe zu gewinnen. Neben Angaben zur Beschäftigungssituation wurden die
Betriebe zum Bekanntheitsgrad und zur Nutzung von Arbeitsförderungsmaßnahmen
befragt.
Es wurden 568 Betriebe des Gastgewerbes, darunter alle Beherbergungsstätten, der
Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz angeschrieben. Die Auswahl
erfolgte - zum Teil mit Unterstützung der Fremdenverkehrsvereine - auf der Grundlage
der veröffentlichten Gastgeber- und Gaststättenverzeichnisse. 156 Betriebe haben
geantwortet, davon 80 Betriebe aus dem Landkreis Oder-Spree (Rücklaufquote 29,7
Prozent), 45 Betriebe aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark (Rücklaufquote 28,1
Prozent) und 31 Betriebe aus dem Landkreis Prignitz (Rücklaufquote 22,3 Prozent).
Dies ergibt insgesamt eine Rücklaufquote von 27,5 Prozent. Die Ergebnisse der Befragung
können damit als repräsentativ eingestuft werden.
Die Antwortgruppe setzt sich zusammen aus 44 Hotels (davon jeweils die Hälfte
Hotels mit bis zu 10 Beschäftigten und Hotels mit mehr als 10 Beschäftigten), 33 Gaststätten/Restaurants,
32 Pensionen, 9 Ferienhäuser, jeweils 8 Gasthöfe und Campingplatzbetriebe,
7 Schankwirtschaften, 6 Hotels garnis, 5 Ferienheime sowie jeweils 2
Cafè und Jugendherbergen. Diese Betriebe haben zusammen 1006 Beschäftigte, davon
sind 662 Beschäftigte in Hotels, 98 Beschäftigte in Gaststätten und 75 Beschäftigte in
Pensionen tätig.
Eine weitere empirische Grundlage dieser Arbeit sind 36 leitfadengestützte Expertengespräche
zu den Wirkungen der Arbeitsförderung sowie zu den
Beschäftigungswirkungen und -potentialen in der Tourismusentwicklung der drei
Landkreise. Gesprächspartner waren Vertreter von: 5 Arbeitsämtern, 8
Fremdenverkehrsvereinen, dem HOGA-Verband (Vorsitzender des Landesverbandes
und mehrere Kreisvorsitzende) und 5 weiteren gastgewerblichen Betrieben, dem
Landestourismusverband, den Kreisverwaltungen der drei Landkreise, 6 Ämtern, dem
Arbeitsförderungs- und Ausbildungsverein Belzig, der Kurklinik Bad Wilsnack, den
Landesministerien für Wirtschaft und Technologie sowie für Arbeit, Soziales,
Gesundheit und Frauen.
13

2 Kurzcharakteristik der Regionen
2.1 Zur Auswahl der Untersuchungsregionen
Für die Untersuchungen dieser Arbeit wurden drei ländlich geprägte Regionen ausgewählt.
Die brandenburgischen Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und
Prignitz entsprechen siedlungsstrukturell weitgehend dem Regionstyp Ländliche
Räume. Nach dem Kriterium Bevölkerungsdichte gehören sie zum Kreistyp Ländliche
Kreise geringerer Dichte (Kreise/Kreisregionen < 100 E/qkm). Dennoch unterscheiden
sie sich in ihren Voraussetzungen für die Tourismusentwicklung bereits durch ihre
räumliche Lage. Der Landkreis Prignitz befindet sich in peripherer geografischer Lage.
Die Landkreise Oder-Spree und Potsdam-Mittelmark werden dagegen aufgrund ihrer
Berlinnähe nach den Kriterien der Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und
Raumordnung 6 insgesamt als Ländliche Kreise in Agglomerationsräumen eingeordnet,
obwohl dies eigentlich nur auf die zum engeren Verflechtungsraum gehörenden
Gebiete beider Landkreise zutrifft. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark befindet sich
zudem durch die direkte Nachbarschaft zur Landeshauptstadt Potsdam in einer für die
Tourismusentwicklung günstigen geografischen Lage.
Abbildung 1:
Geografische Lage der Landkreise Brandenburgs
6
Vgl. Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung, Neue siedlungsstrukturelle
Regions- und Kreistypen, Mitteilungen der BfLR 1/97, S. 4-5.
14

Ein wichtiger Ansatzpunkt für eine differenzierte Analyse der Beschäftigungsentwicklung
in der Fremdenverkehrswirtschaft sollte die Beschäftigten-Intensität im Gastgewerbe
sein. Entsprechend wurde die weitere Auswahl der Regionen nach den
Kriterien einer hohen, mittleren und niedrigen Ausstattung mit gastgewerblichen
Arbeitsplätzen vorgenommen. Die im dritten Teil dieser Arbeit enthaltenen Zahlen der
Handels- und Gaststättenzählung von 1993 und der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten des Gastgewerbes im Juni 1996 zeigen eine deutliche Differenzierung
zwischen den drei ausgewählten Landkreisen:
Beschäftigte im Gastgewerbe je 10.000 Einwohner: 1993 1997
Landkreis Potsdam-Mittelmark 110 94
Landkreis Oder-Spree 80 67
Landkreis Prignitz 60 47
Mit den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Prignitz sind in dieser Dreiergruppe
zugleich die beiden Landkreise vertreten, die am Volumen des Tourismusaufkommens
gemessen im Land Brandenburg die größten Unterschiede aufweisen.
Tabelle 1:
Verwaltungsbezirk
Kreisfreie Städte
Landkreise
Land
Beherbergungsstätten, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen und durch
schnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Land Brandenburg 1997
Geöffnete
B.stätten
am
31.07.
Angebotene
Betten Ankünfte Übernachtungen
Ist
am
31.07.
Auslastg.
insgesamt
Januar
bis
Dezember
Aufenthaltsdauer
Jahresdurchschnitt
Veränderung
zum
Vorjahr
insgesamt
Januar
bis
Dezember
Veränderung
zum
Vorjahr
Beherbergungsstätten
Jahresdurchschnitt
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
Brandenburg a.d. H. 19 850 22,3 31.080 -12,3 64.895 -13,9 2,1
Cottbus 25 2.484 27,4 118.292 6,2 248.698 4,9 2,1
Frankfurt (Oder) 18 1.174 30,6 57.360 23,4 126.781 30,3 2,2
Potsdam 22 2.326 31,8 127.169 8,2 260.919 11,1 2,1
Barnim 80 6.291 38,1 191.849 4,8 783.572 3,3 4,1
Dahme-Spreewald 110 7.006 32,1 226.298 12,7 692.181 16,9 3,1
Elbe-Elster 55 1.725 30,5 49.012 -14,6 176.783 -17,7 3,6
Havelland 61 2.078 29,4 72.365 -4,6 209.907 -4,8 2,9
Märkisch-Oderland 92 4.704 36,3 155.578 12,7 599.438 -7,6 3,9
Oberhavel 86 3.190 27,7 128.255 9,8 291.529 8,2 2,3
Oberspreewald-Lausitz 63 2.326 30,1 105.993 -1,2 246.655 0,2 2,3
Oder-Spree 114 6.918 33,3 217.349 2,7 753.777 -4,5 3,5
Ostprignitz-Ruppin 102 4.297 33,1 134.347 4,6 436.302 8,2 3,2
Potsdam-Mittelmark 133 7.924 33,1 278.744 0,7 925.863 -0,3 3,3
Prignitz 40 1.335 29,7 45.304 1,5 146.337 -21,0 3,2
Spree-Neiße 89 3.954 31,9 145.182 5,4 425.176 -3,4 2,9
Teltow-Fläming 78 3.961 28,2 170.111 0,8 385.393 -6,0 2,3
Uckermark 95 4.830 33,7 161.018 7,3 538.316 3,8 3,3
Land Brandenburg 1.282 67.373 32,3 2.415.306 4,6 7.312.522 0,6 3,0
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
Wesentlich für die Auswahl der drei Landkreise für die vorliegende exemplarische
Untersuchung war des weiteren ihre unterschiedliche Ausstattung des abgeleiteten touristischen
Angebotes - besonders der touristischen Wirtschaftspotentiale (touristische
15

Suprastruktur). 7 Ein Kennzeichen für das abgeleitete touristische Angebot ist die Bettendichte
je 1.000 Einwohner. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark ist sie mit 48
gewerblich angebotenen Gästebetten je 1.000 Einwohner dreimal so hoch wie im
Landkreis Prignitz (16 Gästebetten je 1.000 Einwohner). Der Landkreis Oder-Spree
liegt mit 37 gewerblich angebotenen Gästebetten je 1.000 Einwohner im oberen
Mittelfeld im Vergleich der brandenburgischen Landkreise (Stand 31.12.1997).
Abbildung 2: Bettendichte im Land Brandenburg 1996
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg, Daten und Analysen 3/1997
7
Das touristische Angebot kann in das ursprüngliche und das abgeleitete Angebot gegliedert
werden. Zum ursprünglichen Angebot werden die natürlichen Gegebenheiten (geografische
Lage, Klima, Landschaftsbild, Vegetation etc.), soziokulturelle Verhältnisse (von Kultur bis
Gastfreundschaft) und die allgemeine Infrastruktur für wirtschaftliche und gesellschaftliche
Aktivitäten gezählt, also Faktoren, die keinen direkten Bezug zum Tourismus haben. Demgegenüber
umfaßt das abgeleitete Angebot die touristische Infrastruktur (öffentlich benutzbare
Einrichtungen, die touristische Aktivitäten ermöglichen) und die touristische Suprastruktur
(Einrichtungen der Beherbergung und Verpflegung - Hotels, Pensionen, Restaurants etc.). Vgl.
Kaspar, C., Das System Tourismus im Überblick, a.a.O.
16

2.2 Landkreis Oder-Spree
2.2.1 Bevölkerung
Im Landkreis Oder-Spree 8 leben 195.032 Einwohner (31.12.1997; Entwicklung zum
Vorjahr auf 101,1 Prozent) auf einer Fläche von 2.242 qkm. Der Landkreis Oder-Spree
ist der bevölkerungsreichste Landkreis des Landes Brandenburg.
Abbildung 3:
Ämter des Landkreises Oder-Spree
Die Bevölkerungsdichte entspricht mit 87 Personen je qkm dem Landesdurchschnitt,
ist aber innerhalb des Landkreises sehr differenziert. Der mittlere, überwiegende Teil
des Kreisgebietes weist eine dünne, teilweise sogar eine extrem geringe Besiedelung
auf (40 EW/qkm). Siedlungskerne sind hier Fürstenwalde (34.085 EW), die Kreisstadt
Beeskow (9.398 EW) und Storkow (Mark) (6.340 EW). Über 70 Prozent aller
Gemeinden des Landkreises haben eine Bevölkerungsdichte von weniger als 45
EW/qkm. In dem nordwestlichen Verflechtungsraum zu Berlin verfügt der Landkreis
über Verdichtungsansätze (175 EW/qkm). In dem Siedlungsband Erkner, Woltersdorf,
Schöneiche erreicht die Siedlungsdichte sogar 340-700 EW/qkm. Verdichtungsansätze
zeigt ebenfalls der zum Landkreis gehörende Grenzraum zu Polen (109 EW/qkm).
Größere Orte sind hier: Eisenhüttenstadt - 45.697 EW, Brieskow-Finkenheerd - 2.643
EW, Neuzelle - 1.949 EW.
8
Der Landkreis Oder-Spree entstand aus den ehemaligen Landkreisen Beeskow, Eisenhüttenstadt
und Fürstenwalde.
17

2.2.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation
Die Wirtschaft des Landkreises Oder-Spree ist insbesondere durch einen hohen Anteil
des Produzierenden Gewerbes gekennzeichnet. Mit rund 40 Prozent aller
Erwerbstätigen des Landkreises liegt der Anteil dieses Wirtschaftsbereiches deutlich
über den entsprechenden Landeswerten. Die Industrie- und Gewerbestandorte sind
größtenteils in den Siedlungszentren konzentriert, besonders in den industriellen
Schwerpunkten Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde sowie im Randgebiet zu Berlin.
Tabelle 2:
Erwerbstätige des Landkreises Oder-Spree
nach Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1996
Erwerbstätige in den Wirtschaftsbereichen
Jahr insgesamt davon
Produzier.
Gewerbe
Handel und
Verkehr
Land- und
Forstwirtschaft
Dienstleistungsunternehmen
Staat, Org. o.
Erw.-zweck
priv. Haush.
1000
1991 78,2 7,4 31,5 12,3 8,2 18,8
1992 72,1 4,5 29,8 10,1 8,7 18,9
1993 69,7 3,8 28,6 11,4 9,4 16,5
1994 67,7 3,8 27,5 10,7 10,1 15,6
1995 68,9 3,6 27,4 10,3 11,1 16,5
1996 68,0 3,3 27,1 9,7 11,9 15,9
in Prozent
1996 100 4,9 39,9 14,3 17,5 23,4
Land BB 1996 100 4,6 33,6 17,8 20,5 23,5
dar. Landkreise 100 5,9 37,1 17,3 19,5 20,2
Quelle:
Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg,
Berechnungen SÖSTRA
In der Fläche ist der Landkreis Oder-Spree vorwiegend durch Land- und
Forstwirtschaft geprägt. Hier bildet teilweise auch Fremdenverkehr die ökonomische
Grundlage. Die Flächenstruktur nach Nutzungsarten (Waldfläche 48 Prozent - höchster
Anteil im Land Brandenburg, Landwirtschaftsfläche 39 Prozent, Siedlungsfläche 7
Prozent, Wasserfläche 4 Prozent) zeigt, daß neben der Wirtschaftsentwicklung in den
wenigen Siedlungszentren der Entwicklung von Land- und Forstwirtschaft sowie
Tourismus ein hoher Stellenwert beigemessen werden muß.
Im Wirtschaftsbereich Dienstleistungsunternehmen, zu dem auch das Gastgewerbe
gehört, hat in den vergangenen Jahren die Beschäftigung im Unterschied zur Gesamtbeschäftigungsentwicklung
des Landkreises deutlich zugenommen. Im Zeitraum 1991
- 1996 ist hier die Zahl der Erwerbstätigen auf 145,1 Prozent gestiegen. Es ist der
einzige Wirtschaftsbereich des Landkreises, in dem die Beschäftigungsentwicklung
positiv verlaufen ist. Dennoch liegt der Anteil der Erwerbstätigen dieses
Wirtschaftsbereiches an der Gesamtzahl der Beschäftigten des Landkreises noch
deutlich unter den entsprechenden Landesdurchschnittswerten.
Unterdurchschnittlich sind im Landkreis auch die Anteilswerte der Erwerbstätigen des
Wirtschaftsbereiches Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, der ebenfalls
durch die Entwicklung des Fremdenverkehrs beeinflußt wird und zu dem auch die
Beschäftigten von Reisebüros und Reisevermittlungsdiensten zählen.
18

Der Rückgang der Anzahl der Erwerbstätigen führte zu einem Anstieg der
Arbeitslosigkeit im Landkreis, darunter auch in den Saisonmonaten des
Fremdenverkehrs. Im August 1997 waren im Landkreis Oder-Spree 15.895 Personen
arbeitslos, die Arbeitslosenquote betrug 18,4 Prozent. 9
Tabelle 3: Arbeitslosenquote im Landkreis Oder-Spree*
im Monat August der Jahre 1995 - 1997
Arbeitsamts-
August
bereich 1995 1996 1997
Beeskow 13,6 14,7 17,5
Eisenhüttenstadt 15,7 17,6 20,4
Fürstenwalde 13,3 14,7 17,2
* Das Gebiet des Landkreises Oder-Spree ist identisch mit den Dienststellenbereichen Beeskow,
Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde des Arbeitsamtes Frankfurt (Oder)
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
Berücksichtigt man die Minderung der Arbeitslosenzahl durch Kurzarbeit, allgemeine
Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung, produktive Lohnkostenzuschüsse (§ 249h AFG),
Vollzeitmaßnahmen der beruflichen Fortbildung und Vorruhestandsregelungen müssen
schätzungsweise nochmals etwa 50 Prozent der Zahl der Arbeitslosen hinzugerechnet
werden, um das Ausmaß der Unterbeschäftigung im Landkreis festzustellen. 10
In den fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen hat die Arbeitslosigkeit im Landkreis
trotz steigenden Fremdenverkehrsaufkommens ebenfalls zugenommen, sowohl in den
Berufsgruppen, die direkte Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs
repräsentieren, als auch in den Berufsgruppen, die von sekundären und tertiären
Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs beeinflußt werden.
In der Berufsgruppe Gästebetreuer ist die Arbeitslosigkeit besonders in den Jahren
1996 und 1997 stark angestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen lag im August 1996 um
18,6 Prozent und im August 1997 um 17,4 Prozent über dem Stand des jeweiligen
Vorjahresmonates. In der Untergruppe (Berufsordnung) Übrige Gästebetreuer, der vor
allem Gehilfentätigkeiten im Gastgewerbe zugeordnet sind, betrug die Zahl der
Arbeitslosen im August 1997 das Dreifache der Arbeitslosenzahl von August 1995.
Auf diese Untergruppe entfallen 61 Arbeitslose der insgesamt 95 Arbeitslosen, die in
der gesamten Berufsgruppe Gästebetreuer von August 1995 bis August 1997
hinzugekommen sind.
In der zur Berufsgruppe Andere Dienstleistungskaufleute gehörenden Untergruppe
Fremdenverkehrskaufleute war die Zahl der Arbeitslosen 1996 zunächst zurückgegangen,
1997 ist sie aber wieder angestiegen.
Auch die Zahl der arbeitslosen Köche, Warenkaufleute, Bäcker und Fleischer hat in
den vergangenen Jahren im Landkreis Oder-Spree zugenommen. Auf diese
Entwicklung dürfte allerdings der Fremdenverkehr eher eine abschwächende Wirkung
gehabt haben, da das gestiegene Fremdenverkehrsaufkommen vermutlich auch eine
gestiegende Nachfrage nach Leistungen dieser Berufsgruppen zur Folge hatte.
9
10
Arbeitslosenquote bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig
und geringfügig Beschäftigte, Beamte, Arbeitslose).
Vgl. Autorengemeinschaft: Der Arbeitsmarkt 1995 und 1996 in der Bundesrepublik Deutschland.
In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung,(1996) 1, S. 5-35.
19

Tabelle 4:
Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen
des Landkreises Oder-Spree, im Monat August der Jahre 1995 -1997
Berufsgruppen* August 1995 August 1996 August 1997
( ) Nr. der Systematik Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer
(91) Gästebetreuer 197 45 240 47 283 54
(911) Gastwirte, Hoteliers,
Gaststät.kaufleute 61 21 67 20 72 20
(912) Kellner 113 16 117 13 127 23
(913) Übrige Gästebetreuer 23 8 66 14 84 11
(39) Back-, Konditorwarenherst. 41 16 45 17 50 15
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 30 30 30 41 35 47
(41) Speisenbereiter 561 56 610 65 623 69
(411) Köche 548 56 594 65 606 69
(68) Warenkaufleute 1.193 118 1.171 145 1.440 175
(70) And. Dienstleistungskaufleute 90 21 75 15 127 21
(702) Fremdenverkehrskaufleute 20 3 16 2 21 2
(705) Vermieter 1 4 4 2 2 4
(7051) Zimmer-, Campingplatz-,
Bootsvermiet. 1 2 1 - 1 -
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 159 9 166 10 177 20
(90) Körperpfleger 43 1 40 1 49 2
* Gliederung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Frankfurt (Oder)
Besonders auffallend ist der hohe Frauenanteil an den Arbeitslosen der
fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen. Im August 1997 betrug der Anteil der
Frauen an den arbeitslosen Gästebetreuern 84 Prozent. Er liegt damit in dieser
Berufsgruppe weit über dem durchschnittlichen Anteil der Frauen an den Arbeitslosen
des Arbeitsamtsbezirkes Frankfurt (Oder) in Höhe von 58,5 Prozent (August 1997).
2.2.3 Verkehrsanbindung
Der Landkreis Oder-Spree verfügt über relativ günstige Anbindungen im Eisenbahnverkehr
und im Straßenverkehr. Die ländlichen Teile des Kreisgebietes weisen eine
überproportionale Ausstattung mit Eisenbahnstrecken auf, die teilweise weit über dem
Landesdurchschnitt der ländlichen Gebiete liegt.
Im Eisenbahnverkehr durchqueren zwei Linien im Stunden-Takt den Landkreis: die
Regionalexpreß-Verbindung Berlin - Fürstenwalde - Frankfurt (Oder) -
Eisenhüttenstadt - Cottbus und die Regionalbahn-Verbindung Königs Wusterhausen -
Beeskow - Frankfurt (Oder). Das östliche Kreisgebiet ist außerdem gut über die in
Frankfurt (Oder) haltenden EC- und IC-Verbindungen erreichbar. Die Strecke der
Regionalbahn-Verbindung Fürstenwalde - Beeskow wird zur Zeit saniert. Neben der
schnelleren Erreichbarkeit der Kreisstadt hat diese Linie besonders für den Tourismus
Bedeutung, da mit ihr das Gebiet Bad Saarow-Pieskow/Scharmützelsee an die über
Fürstenwalde führende Regionalexpreßlinie angeschlossen wird. In das nordwestliche
Randgebiet des Landkreises führt die bis Erkner fahrende Berliner S-Bahn. Bis
Fürstenwalde reicht der C-Tarifbereich des Berliner ÖPNV-Tarifsystems (Fahrzeit
Berlin - Fürstenwalde 30 Minuten).
20

Der Landkreis wird von der Bundesautobahn A12 (Berlin - Frankfurt (Oder)) auf einer
Länge von 57 km durchquert. Sie ist die Hauptverbindungsstraße zum östlichen Nachbarland
Polen, befindet sich allerdings in einem schlechten bautechnischen Zustand.
Das im Landkreis sechsspurig ausgebaute Teilstück der Bundesautobahn A10 (Berliner
Ring) verbindet den Kreis mit den in nördlicher Richtung verlaufenden Bundesautobahnen.
Das Gebiet des Landkreises Oder-Spree ist außerdem sehr gut durch Bundes-,
Landes- und Kreisstraßen erschloßen.
2.2.4 Touristische Angebotsstruktur
Der Landkreis Oder-Spree verfügt über mehrere traditionelle Fremdenverkehrsgebiete
und hat aufgrund seines Potentials an charakteristischen naturräumlichen und landschaftlichen
Besonderheiten sowie seiner geografischen Lage sehr gute
Voraussetzungen für die weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs. Das
Fremdenverkehrspotential des Landkreises Oder-Spree wird als Reisegebiet "Oder-
Spree-Land - Land zwischen Berlin und Frankfurt/Oder" vermarktet. Die gute
Erreichbarkeit hat zu einem hohen Bekanntheitsgrad der traditionellen Ausflugs-und
Erholungsgebiete geführt.
Der Landkreis Oder-Spree ist der wasserreichste Landkreis der Bundesrepublik
Deutschland mit der größten zusammenhängenden nutzbaren Wasserfläche. Ausgedehnte
Kiefer- und Mischwälder prägen weite Teile der Landschaft. Im Landkreis gibt
es ein breites Angebot an Wassersportmöglichkeiten und natürliche Voraussetzungen
für den Wasserwandertourismus. In den Schwerpunktregionen findet man ein gut
ausgebautes Wanderwegenetz vor. Ein Radwanderwegenetz ist noch im Aufbau.
Weite Bereiche der Ausflugs- und Erholungsgebiete liegen im unmittelbaren Einflußbereich
des Ballungsraumes Berlin, andere grenzen mit Teilbereichen an die größeren
Städte Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt. Den touristisch bedeutsamen landschaftlichen
Potentialen und Schwerpunktorten entspricht die naturräumliche Gliederung der
Fremdenverkehrsgebiete:
- Scharmützelsee mit Storkower Heide- und Seengebiet,
- Beeskower Land mit Spreetal zwischen Drahendorf, Beeskow und Werder/
Schwielochseegebiet,
- Naturpark Schlaubetal,
- Neuzeller Kulturlandschaft mit den Flußauen von Oder und Neiße,
- Steinhöfel/Heinersdorfer Park- und Kulturlandschaft/Madlitz-Falkenhagener Seenkette
(landkreisübergreifend).
Gebiete um Fürstenwalde und Eisenhüttenstadt, der Frankfurter Helenesee und die
historische Wasserstraße Friedrich-Wilhelm-Kanal sowie das Grünau-Grünheider
Wald-und Seengebiet dienen vorrangig der Naherholung.
Ein reiches Potential an kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten aktiviert den Städtetourismus,
insbesondere für die Städte Beeskow, Fürstenwalde und Eisenhüttenstadt.
Eine enge Verknüpfung zum Städtetourismus Frankfurt (Oder) wirkt für den Landkreis
Oder-Spree entwicklungsfördernd.
21

Die ländlich peripheren Gebiete sind trotz ihrer beachtlichen naturräumlichen Ausstattung
infrastrukturell noch wenig für den Tourismus erschlossen. Die Möglichkeiten für
eine wirtschaftlich effiziente Tourismusentwicklung als Teilkompensation für die
durch den Arbeitsplatzabbau in der Landwirtschaft verlorengegangenen
wirtschaftlichen Grundlagen für weite Bevölkerungsteile sind noch nicht ausgeschöpft,
zum Teil auch noch nicht erkannt. Im Gastgeberverzeichnis 1998 "Landurlaub in
Brandenburg" sind im Gegensatz zu einer wesentlich größeren Anbieterzahl anderer
Reisegebiete Brandenburgs nur wenig Anbieter aus dem Landkreis Oder-Spree zu
finden. Anscheinend sind für die Urlaubsform "Urlaub auf dem Lande" im Landkreis
noch Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden.
Im Landkreis Oder-Spree hat sich die Zahl der geöffneten Beherbergungsstätten von
68 im Juli 1992 auf 114 im Juli 1997 erhöht. Die Zahl der angebotenen Betten stieg
von 5.377 auf 6.918 im gleichen Zeitraum. Mit einem Zuwachs von 404.880
Gästeübernachtungen im Jahr 1996 gegenüber den Übernachtungen von 1992 folgt der
Landkreis den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Spree-Neiße an dritter Stelle. Er
liegt mit 37,3 Gästebetten je 1.000 Einwohner deutlich über der durchschnittlichen
Bettendichte in Brandenburg (28,3 Gästebetten je 1.000 Einwohner).
Die durchschnittliche Auslastung der Beherbergungsbetriebe des Landkreises hat sich
in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Sie ist von 22,7 Prozent im Jahr 1992
auf 36,9 Prozent 1996 gestiegen. Im Jahre 1997 hat sie sich allerdings wieder auf 33,3
Prozent verschlechtert. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag 1997 im Landkreis
mit 3,5 Tagen deutlich über dem Landesdurchschnitt von 3,0 Tagen.
Tabelle 5:
Jahr
Monat
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Landkreis Oder-Spree
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen
Ist*
Geöffnete
Beherbergungsbetriebe*
Durchschnittl.
Auslastun
g
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Durchschnittl.
Aufenthaltsdauer
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
1992 68 5.377 22,7 114.703 384.552 3,4
1996 112 6.950 36,9 211.711 13,4 789.432 11,4 3,7
1997 114 6.918 33,3 217.349 2,7 753.777 -4,5 3,5
1997
Januar 94 5.465 26,6 10.290 45,7 42.954 52,1 4,2
Februar 91 5.498 30,8 11.272 44,3 47.254 61,6 4,2
März 95 5.627 31,3 13.957 8,1 54.207 31,0 3,9
April 109 6.233 37,4 20.316 15,3 69.386 10,3 3,4
Mai 114 6.776 41,3 28.386 -3,2 86.737 -8,2 3,1
Juni 117 7.063 39,7 26.092 1,3 83.756 -10,0 3,2
Juli 114 6.918 42,8 19.788 -1,0 88.976 -13,8 4,5
August 114 6.914 34,7 21.390 3,2 73.803 -10,0 3,5
Sept. 114 6.926 32,6 22.496 -1,8 67.838 -17,2 3,0
Oktober 114 6.659 31,0 19.256 -6,0 63.040 -16,4 3,3
November 105 5.955 24,4 13.254 -11,5 42.731 -21,9 3,2
Dezember 100 5.400 20,7 10.852 -10,5 33.095 -22,8 3,0
* Für die Jahreszahlen 1992, 1996 und 1997 jeweils am 31.07.
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
22

Hinsichtlich der Fremdenverkehrsintensität und der Verteilung des Einkommens aus
dem Tourismus gibt es im Landkreis starke Differenzierungen. Mit einem Anteil von
42,0 Prozent an den geöffneten Beherbergungsbetrieben und 44,6 Prozent der
angebotenen Bettenkapazität des Landkreises konzentriert sich ein beachtlicher Teil
des Beherbergungsangebotes im Berliner Umland, namentlich in Erkner, Schöneiche,
Woltersdorf und dem Amt Grünheide sowie im Amt Scharmützelsee. Die für die
Auslastung entscheidenden Kapazitäten konzentrierten sich auf die Betriebe des
Berliner Umlandes wie Erkner (44,7 Prozent), Woltersdorf (41,5 Prozent), Amt
Grünheide (47,7 Prozent) und auf die Stadt Eisenhüttenstadt (48,0 Prozent).
(Vgl.Tabelle A1)
Wie die statistische Erfassung zeigt, ist besonders der Ballungsrandbereich um Berlin -
und auch hier nur punktuell an einigen Orten mit großen Beherbergungskapazitäten -
durch ein hohes Gästeaufkommen gekennzeichnet. Neben dem Wochenendtourismus
ist hinsichtlich der Kapazitätsauslastung eine große Anzahl Geschäftsreisender wie
auch Tagungs-, Konferenz- und Seminarteilnehmer aus dem Großraum Berlin zu
vermuten. Die über dem Durchschnitt des Landkreises liegenden Ankünfte und
Übernachtungen in Eisenhüttenstadt sind im wesentlichen auf den regen
Geschäftstourismus zurückzuführen, der durch die industriellen Strukturveränderungen
in der Stadt bedingt ist.
Andererseits öffnen sich ländliche Regionen - verwaltungsmäßig durch die Ämter
Steinhöfel/Heinersdorf, Odervorland, Glienicke/Rietz-Neuendorf, Tauche, Brieskow-
Finkenherd und mit Einschränkungen Neuzelle bestimmt - noch zaghaft für den
Tourismus. Eine Ausnahme bildet der Ort Neuzelle mit seinem kulturgeschichtlich
bedeutsamen Potential und dem darauf aufbauenden Veranstaltungsangebot. Diese
ländlichen Gebiete hatten im Jahr 1996 insgesamt nur einen Anteil von 9,2 Prozent der
im Landkreis angebotenen Gästebetten. Der Anteil der Übernachtungen dieser Gebiete,
ohne die Ämter Glienicke/Rietz-Neuendorf und Steinhöfel (Daten nicht ausgewiesen),
an den Gesamtübernachtungen des Landkreises betrug nur 5,9 Prozent (vgl. Anhang
Tabelle A 1).
Als traditionelles Erholungsgebiet liegt das Amt Schlaubetal mit einer Auslastung der
angebotenen Gästebetten von 39,1 Prozent über dem Durchschnittswert des
Landkreises. Der Erholungsort Müllrose weist im Jahr 1996 bei den Ankünften eine
Steigerung von 66,5 Prozent und bei den Übernachtungen einen Anstieg von 40
Prozent gegenüber 1995 auf. Unter Einbeziehung der Anzahl der Ankünfte und
Übernachtungen in den nicht gewerblich angebotenen Gästebetten betrug nach
Berechnungen der Mitarbeiter der "Schlaubetal-Information" Müllrose die
durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Jahr 1996 5,3 Tage.
Die Region um den Scharmützelsee mit dem Kurort und Heilbad Bad Saarow-Pieskow,
den Fremdenverkehrsorten Wendisch-Rietz und Storkow (Storkower See) entwickelt
sich zu einem Gebiet für intensive Erholungsnutzung. Mit dem in Bad Saarow errichteten
Angebot des Sporting-Club Berlin an Golf, Reiten, Tennis und Segeln sind
anspruchsvolle Freizeit- und Erholungskapazitäten entstanden. Wesentliche Defizite in
der touristischen Infrastruktur werden in den nächsten Jahren beseitigt. Bis Ende 1998
sollen alle zentralen Kur- und Fremdenverkehrseinrichtungen, wie das Sole-
Thermalbad "Saarow-Therme", ein Haus des Gastes, der Kurpark und weitere
infrastrukturelle Vorhaben fertiggestellt werden.
23

Nachdem in Bad Saarow im Jahr 1996 die Ankünfte noch um 27,4 Prozent und die
Übernachtungen sogar um 35,8 Prozent zurückgegangen waren, ist im Jahre 1997 wieder
eine positive Entwicklung eingetreten und die Anzahl der Gästeankünfte um mehr
als ein Drittel angestiegen. Trotz der seit 1997 gültigen gesundheitspolitischen
Maßnahmen, die einschränkend auf den Kuraufenthalt wirken, sind aber die
Möglichkeiten zur Auslastung der vorhandenen Kapazitäten noch nicht ausgeschöpft.
Die Auslastung der angebotenen Betten mit rund 33 Prozent betrug immer noch nur
etwa die Hälfte der Auslastung in den anderen vier Mineral- und Moorbädern des
Landes Brandenburg.
Tabelle 6:
Jahr
Monat
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste
im Kurort Bad Saarow-Pieskow
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen
Ist*
Geöffnete
Beherbergungsbetriebe*
Durchschnittl.
Auslastun
g
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Durchschnittl.
Aufenthaltsdauer
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
1996 11 388 32,8 22.220 -27,4 71.594 -35,8 3,2
1997 13 822 33,1 30.128 35,6 75.573 5,6 2,5
1997
Januar 11 400 22,2 733 -6,9 2.392 35,8 3,3
Februar 10 350 30,3 893 -1,0 2.968 46,7 3,3
März 11 404 27,4 958 -29,5 3.345 0,7 3,5
April 12 473 31,7 1.465 -1,5 4.451 -4,6 3,0
Mai 13 822 37,9 4.070 29,3 9.653 6,1 2,4
Juni 13 822 40,0 3.999 46,7 9.865 0,9 2,5
Juli 13 822 36,8 3.057 20,8 9.366 -30,3 3,1
August 12 771 46,3 4.436 60,7 11.059 25,5 2,5
Sept. 12 771 36,2 3.585 47,5 8.383 29,3 2,3
Oktober 13 703 34,5 3.579 87,1 7.513 30,1 2,1
November 13 669 18,3 1.940 57,3 3.400 -1,2 1,8
Dezember 12 600 17,1 1.413 49,8 3.178 6,3 2,2
* Jahreszahl 1996: Stand 31.12., Jahreszahl 1997: Stand 31.07.
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
Die statistischen Angaben zur Anzahl der Gästebetten, der Gästeankünfte und Übernachtungen
im Landkreis beziehen sich ausschließlich auf gewerbliche Betriebe und
berücksichtigen nicht die Vermietung von Privatquartieren. Für 1993 wurden erstmals
und einmalig Daten zur Beherbergung in Privatquartieren und Kleineinrichtungen
(Bettenkapazität unter 9) für das Land Brandenburg erhoben. Die Ermittlungen haben
gezeigt, daß in den mit der amtlichen Statistik nicht erfaßten Privatquartieren und
Kleineinrichtungen ein beachtliches Potential für den Fremdenverkehr besteht.
Für den Landkreis Oder-Spree wurden bei 1.200 privat angebotenen Betten 29.030
Gäste mit 154.952 Übernachtungen gezählt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer
betrug 5,3 Tage. 11 Wie die Gastgeberverzeichnisse der einzelnen Reisegebiete ausweisen,
kann - bei Berücksichtigung der Tatsache, daß nicht alle Anbieter im
Gastgeberverzeichnis aufgenommen sind - auch für 1997 von einer etwa gleich hohen
11
Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg, Bettenkapazität und Beherbergungsleistungen
in Privatquartieren und Kleinbetrieben im Land Brandenburg 1993.
24

Anzahl privat angebotener Betten ausgegangen werden. Im Durchschnitt des Landes
Brandenburg betrug der Anteil der Gäste in Privatquartieren und Kleineinrichtungen an
den Gesamtankünften 23 Prozent. Der Anteil an den Gesamtübernachtungen betrug
31,9 Prozent. Im Landkreis betrug der Anteil der privat angebotenen Gästebetten an
der Gesamtbettenkapazität etwa 15 Prozent. Der entsprechende Anteil an den
Übernachtungen dürfte deutlich höher liegen, da die Gäste der überwiegend von
Erholungsurlaubern gebuchten Privatquartiere eine wesentlich über dem Durchschnitt
liegende Aufenthaltsdauer aufweisen.
Statistisch kaum erfaßbar sind Tagesausflügler, die insbesondere an Wochenenden in
traditionellen Fremdenverkehrsgebieten zu einem hohen Gästeaufkommen führen.
Der Landkreis Oder-Spree verfügte 1997 über 20 geöffnete Campingplätze mit 1.377
Stellplätzen, nicht gerechnet den zur Stadt Frankfurt/Oder gehörenden, jedoch für das
Tourismusaufkommen im Landkreis wichtigen Campingplatz Helene-See mit 650
Stellplätzen. Im Jahr 1996 war in diesem Bereich ein Rückgang der Ankünfte auf
16.838
(-11,8 Prozent gegenüber 1995) und der Übernachtungen auf 53.352 (-19,2 Prozent
gegenüber 1995) eingetreten. Das Jahr 1997 brachte dagegen sowohl bei den
Ankünften als auch bei den Übernachtungen wieder eine deutliche Steigerung. Die
durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste auf den Campingplätzen des Landkreises
verringerte sich allerdings weiterhin (vgl. Tabelle A 2).
Tabelle 7:
Jahr
Monat
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste in den Landkreisen
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen
Ist*
Geöffnete
Beherbergungsbetriebe*
Durchschnittl.
Auslastun
g
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Durchschnittl.
Aufenthaltsdauer
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
Landkreis Oder-Spree
1992 68 5.377 22,7 114.703 384.552 3,4
1996 112 6.950 36,9 211.711 13,4 789.432 11,4 3,7
1997 114 6.918 33,3 217.349 2,7 753.777 -4,5 3,5
Landkreis Potsdam-Mittelmark
1992 69 3.846 39,1 136.650 453.395 3,3
1996 127 7.514 36,8 276.958 7,7 930.163 16,1 3,4
1997 133 7.924 33,1 278.744 0,7 925.863 -0,3 3,3
Landkreis Prignitz
1992 8 497 55,8 18.879 105.525 5,6
1996 37 1.338 38,9 44.647 10,1 185.346 8,1 4,2
1997 40 1.335 29,7 45.304 1,5 146.337 -21,0 3,2
* Jeweils am 31.07.
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
25

2.3 Landkreis Potsdam-Mittelmark
2.3.1 Bevölkerung
Im Landkreis Potsdam-Mittelmark 12 leben 192.300 Einwohner (31.12.1997; Entwicklung
zum Vorjahr auf 104,0 Prozent) auf einer Fläche von 2.691 qkm. Der Landkreis
Potsdam-Mittelmark ist der Bevölkerungszahl und der Fläche nach der zweitgrößte
Landkreis im Land Brandenburg.
Abbildung 4:
Ämter des Landkreises Potsdam-Mittelmark
Die Bevölkerungsdichte liegt mit 71 Personen je qkm deutlich unter dem Landesdurchschnitt
(87 EW je qkm). Innerhalb des Landkreises ist die Bevölkerungsdichte stark
differenziert, 146 Personen je qkm im engeren Verflechtungsraum zu Berlin und 39
Personen je qkm in dem zum äußeren Planungsraum gehörenden Teil des Landkreises,
der ca. drei Viertel der Kreisfläche umfaßt.
12
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark entstand aus den ehemaligen Landkreisen Belzig, Brandenburg
- Land, Potsdam - Land sowie dem Amt Treuenbrietzen aus Teilen der Kreise Jüterbog
und Luckenwalde.
26

In dem nur ein Viertel des Kreisgebietes umfassenden engeren Verflechtungsraum lebt
mehr als die Hälfte der Einwohner und damit der erwerbsfähigen Bevölkerung des
Landkreises. Hier befinden sich auch - mit Ausnahme der Kreisstadt Belzig (7.785
EW) und der Kleinstadt Treuenbrietzen (6.228 EW) - alle größeren Orte des
Landkreises: Teltow (16.021 EW), Werder (12.502 EW), Kleinmachnow (12.715 EW),
Stahnsdorf (7.760 EW), Beelitz (6.225 EW). Mehrere Orte bzw. Ämter des engeren
Verflechtungsraumes verzeichnen gegenwärtig eine rasche, durch Zuzug bedingte
Zunahme ihrer Einwohnerzahlen (Bevölkerungsentwicklung 1996 zum Vorjahr: Amt
Emster-Havel auf 104,4 Prozent, Amt Rehbrücke auf 111,7 Prozent, Amt Fahrland auf
113,7 Prozent).
2.3.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation
Im Landkreis Potsdam-Mittelmark hat die Zahl der Erwerbstätigen in den vergangenen
Jahren stark zugenommen (von 1992-1996 auf 117,6 Prozent). Potsdam-Mittelmark
wurde so im Land Brandenburg der Landkreis mit der höchsten Erwerbspersonenzahl.
Tabelle 8:
Erwerbstätige des Landkreises Potsdam-Mittelmark
nach Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1996
Erwerbstätige in den Wirtschaftsbereichen
Jahr insgesamt davon
Produzier.
Gewerbe
Handel und
Verkehr
Land- und
Forstwirtschaft
Dienstleistungsunternehmen
Staat, Org. o.
Erw.-zweck
priv. Haush.
1000
1991 68,2 9,3 25,8 7,9 8,2 17,0
1992 63,1 5,7 18,9 11,2 10,8 16,7
1993 67,5 4,9 21,6 10,8 11,4 18,8
1994 71,9 4,6 25,7 11,7 13,1 16,9
1995 75,0 4,3 28,5 12,9 13,9 15,4
1996 74,2 4,1 27,4 13,2 14,4 15,1
in Prozent
1996 100 5,5 36,9 17,8 19,4 20,4
Land BB 1996 100 4,6 33,6 17,8 20,5 23,5
dar. Landkreise 100 5,9 37,1 17,3 19,5 20,2
Quelle:
Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg,
Berechnungen SÖSTRA
Beschäftigungszunahmen verzeichneten insbesondere die Wirtschaftsbereiche
Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungsunternehmen. Der Anteil des
Produzierenden Gewerbes ist deutlich höher als im Landesdurchschnitt, während der
Anteil des Dienstleistungssektors trotz der positiven Beschäftigungsentwicklung 1996
noch nicht den entsprechenden Landeswert erreichte. Dagegen liegt der Anteil des
Wirtschaftsbereiches Land- und Forstwirtschaft auch nach dem
Beschäftigungsrückgang der vergangenen Jahre noch über dem Landesdurchschnitt. 13
13
Die Wirtschaftsstruktur des Landkreises Potsdam-Mittelmark entspricht fast vollständig der
statistischen Durchschnittsstruktur der Landkreise des Landes Brandenburg.
27

Tabelle 9:
Arbeitsamts-
Arbeitslosenquote im Landkreis Potsdam-Mittelmark*
im Monat August der Jahre 1995 - 1997
August
bereich 1995 1996 1997
Belzig 12,4 12,1 14,3
Brandenburg** 16,7 17,2 19,5
Potsdam*** 8,9 9,0 11,4
* Das Gebiet des Landkreises Potsdam-Mittelmark ist identisch mit den zum Arbeitsamt Potsdam
gehörenden Dienststellenbereichen Belzig, Brandenburg - ohne die kreisfreie Stadt
Brandenburg sowie Potsdam - ohne die kreisfreie Stadt Potsdam.
** einschließlich Brandenburg Stadt
*** einschließlich Potsdam Stadt
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
Die gestiegene Erwerbstätigkeit hatte allerdings nicht in gleichem Maße einen Abbau
der Arbeitslosigkeit im Landkreis zur Folge (1995 zu 1994: Zunahme der
Erwerbstätigenzahlen um 3.100, Rückgang der Arbeitslosenzahlen um 1.036). Seit
1996 ist im Landkreis die Zahl der Arbeitslosen und die Arbeitslosenquote wieder
gestiegen (Arbeitslosenquote 1995 10,3 Prozent - 1996 11,6 Prozent), darunter auch in
den Saisonmonaten des Fremdenverkehrs. Im August 1997 waren im Landkreis
Potsdam-Mittelmark 10.720 Personen arbeitslos, die Arbeitslosenquote betrug 14,1
Prozent. 14
Auch hier gilt, daß die Arbeitslosenquote die quantitativen Arbeitsmarktungleichgewichte
im Landkreis nur unvollkommen widerspiegelt. Die Minderung der Arbeitslosenzahlen
durch den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente verdeckt das
deutlich höher liegende Maß der Unterbeschäftigung im Landkreis.
In den fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen hat die Arbeitslosigkeit in den
vergangenen Jahren trotz gestiegenen Fremdenverkehrsaufkommens ebenfalls
zugenommen. Besonders 1997 erfolgte eine drastische Steigerung der Zahl der
Arbeitslosen in der Berufsgruppe Gästebetreuer. Im August 1997 war die Zahl der
arbeitslosen Gästebetreuer gegenüber dem Vorjahresmonat auf 121Prozent gestiegen.
Dabei verzeichnete alleine die Untergruppe Gastwirte, Hoteliers, Gaststättenkaufleute
innerhalb der Jahresfrist August 1996 bis August 1997 eine Zunahme von 38
Arbeitslosen und erreichte damit den Bestand von 159 Arbeitslosen (Steigerung auf
131 Prozent). Zugleich waren in der Saisonzeit des Fremdenverkehrs 228 Kellner
arbeitslos. In der ausschließlich von der Tourismusentwicklung abhängigen
Berufsgruppe Fremdenverkehrskaufleute waren im August 1997 in den drei
Arbeitsamtsbereichen Belzig, Brandenburg und Potsdam 74 Fachkräfte arbeitslos.
14
Arbeitslosenquote bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig
und geringfügig Beschäftigte, Beamte, Arbeitslose).
28

Tabelle 10:
Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen
des Landkreises Potsdam-Mittelmark, der Stadt Brandenburg und der Stadt
Potsdam insgesamt*, Juni 1995, August 1996 und August 1997
Berufsgruppen** Juni 1995 August 1996 August 1997
( ) Nr. der Systematik Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer
(91) Gästebetreuer 330 94 356 96 414 132
(911) Gastwirte, Hoteliers,
Gaststät.kaufleute 91 30 112 47
(912) Kellner 158 38 180 48
(913) Übrige Gästebetreuer 107 28 122 37
(39) Back-, Konditorwarenherst. 117 28 112 31
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 47 48 35 64
(41) Speisenbereiter 770 88 842 110
(411) Köche 752 86 823 107
(68) Warenkaufleute 1.847 277 1.863 326 2.164 396
(70) And. Dienstleistungskaufleute 201 56 144 67 172 65
(702) Fremdenverkehrskaufleute 43 16 58 16
(705) Vermieter 9 12 11 9
(7051) Zimmer-, Campingplatz-,
Bootsvermiet. 3 3 9 2
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 348 36 369 47 539 59
(90) Körperpfleger 74 5 68 4 82 2
* Die Angaben zu den Arbeitslosen nach Berufsgruppen sind für den Landkreis Potsdam-
Mittelmark nur zusammen mit den entsprechenden Angaben für Brandenburg Stadt und
Potsdam Stadt verfügbar, da die Daten nur nach Dienststellenbereichen des Arbeitsamtes
vorliegen.
** Gliederung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Potsdam
In den Berufsgruppen, deren Beschäftigungssituation zwar nicht vorrangig, aber durchaus
auch von der Fremdenverkehrsentwicklung beeinflußt wird, hat die
Arbeitslosigkeit ebenfalls weiter zugenommen. Besonders deutlich wird dies bei den
Köchen und den Warenkaufleuten, bei denen zudem der Anteil der Frauen an den
Arbeitslosen außerordentlich hoch ist.
Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Frauen an den Arbeitslosen der Berufsgruppe
Gästebetreuer. Er betrug im August 1997 75,8 Prozent, während der Anteil der
Frauen an allen Arbeitslosen des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Brandenburg Stadt
und Potsdam Stadt zum gleichen Zeitpunkt bei 58 Prozent lag.
2.3.3 Verkehrsanbindung
Durch den Landkreis Potsdam-Mittelmark führen die überregionalen Bahnstrecken
Berlin - Brandenburg - Magdeburg und Berlin - Potsdam - Belzig - Dessau. Des weiteren
führt eine Bahnstrecke von Brandenburg über Belzig und Treuenbrietzen nach
Jüterbog. Die Kreisstadt Belzig - selbst ein wichtiger Fremdenverkehrsort des
Landkreises und zugleich wichtigste Bahnstation für das Reisegebiet Hoher Fläming -
ist z.Z. von Berlin mit der Regionalbahn im Stundentakt zu erreichen (Fahrzeit ca. 60
Minuten). Es fehlt ein Schnellverkehrsangebot nach Berlin und in den Raum
Halle/Leipzig. Im engeren Verflechtungsraum bestehen z.T. gute Nahverkehrsanbindungen
an Potsdam und Berlin.
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark verfügt über sehr gute Anbindungen an das Bundesautobahnnetz.
Auf den durch den Landkreis führenden Bundesautobahnen A2
(Berlin - Hannover), A9 (Berlin - München) und A10 (Berliner Ring), die gegenwärtig
29

sechsspurig ausgebaut werden, sind große Teile des Kreisgebietes schnell erreichbar.
Auf diesen Strecken besteht ein hohes Aufkommen im Personenverkehr (Individualund
Reisebusverkehr), das in gewissem Maße zugleich auch touristisches Potential für
den Landkreis darstellt.
2.3.4 Touristische Angebotsstruktur
Mit der gegebenen naturräumlichen Ausstattung, mit den kulturhistorischen Gegebenheiten
und mit der Nähe zu Berlin, Potsdam und Brandenburg sind im Landkreis Potsdam-Mittelmark
gute Voraussetzungen für die Entwicklung des Tourismus vorhanden.
Allerdings gilt bisher nur der nördliche Bereich des Landkreises, dessen
naturräumliche Gliederung durch den Havelverlauf und die Havelseen bestimmt wird,
als traditionelles Tourismusgebiet. Durch die Havel und ihre zahlreichen Seen gehört
der nördliche Teil zu den wasserreichsten Regionen Brandenburgs. Die Region zählt
zum Reisegebiet Havelland, das weit über die Landkreisgrenzen hinausreicht und als
attraktives Erholungsgebiet für Wassersportler und Naturliebhaber gilt. Diese Region
ist vornehmlich auch Naherholungsgebiet für Berlin und Potsdam und hat ein hohes
Aufkommen an Tagesbesuchern und Wochenendgästen.
Der südliche Teil, dem Reisegebiet Fläming zugeordnet, war für den Tourismus
bislang wenig erschlossen. Er ist mit seinen großen Waldgebieten und dem
Burgendreieck Belzig, Raben und Wiesenburg sowie mit seinen handwerklichen und
landwirtschaftlichen Traditionen ein interessantes Erholungsgebiet für Naturfreunde
und Wanderer. Im Raum Zauche und Nuthe-Nieplitz-Niederung sind weite
schützenswerte Auen und Auwälder anzutreffen.
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat territorialen Anteil an den drei künftigen
Naturparken Hoher Fläming, Nuthe-Nieplitz-Aue und Westhavelland. Die Eröffnung
des ausschließlich auf dem Gebiet des Landkreises liegenden Naturparks "Hoher
Fläming" erfolgte im Frühjahr 1998. 61,5 Prozent der Fläche des Landkreises sind als
Landschaftsschutzgebiete und weitere 5,3 Prozent als Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Naturlehrpfade bzw. Naturerlebnispfade ergänzen das Wanderwegenetz und geben
Einblick in die naturräumliche Ausstattung der Region.
Eine weitere natürliche Voraussetzung für den Tourismus im Landkreis Potsdam-Mittelmark
sind die guten luftklimatischen Daten. Sie waren Voraussetzung für den Umund
Ausbau der Kurklinik in Belzig. Die vorläufige Anerkennung der Stadt Belzig als
Luftkurort ist allerdings nicht weiterbewilligt worden. Kur- bzw. Rehaeinrichtungen
gibt es in Beelitz-Heilstätten, Neu Fahrland, Treuenbriezen, Kartzow und Teltow.
Der Landkreis verfügt über zahlreiche attraktive kulturhistorische Anziehungspunkte
wie Burgen (Belzig, Raben, Wiesenburg, Ziesar), ein Kloster (Lehnin), Schlösser,
Herrenhäuser und Gutshöfe.
Vorrangige Tourismusschwerpunkte im Landkreis sind:
- Bereich der Havelseen, Seddiner See, westliches und nördliches Kreisgebiet,
- Region um den Beetzsee, Wusterwitz, Götzer Berge und Lehnin,
- Raum Belzig und südlich mit Raben/Rädigke, Wiesenburg, Hagelberg, Dippmannsdorf.
Neben dem Internationalen Radwanderweg R 1 gibt es ein dichtes Netz von Radfernwanderwegen
und lokalen Radwanderwegen, das dem Fahrradtouristen die
landschaftliche und kulturhistorische Vielfalt der Region nahe bringen soll und dessen
weiterer Ausbau vorgesehen ist. Das Netz der Reitwege und Wanderwege wird
ebenfalls weiter ausgebaut.
Gegenwärtige Schwerpunkte der Entwicklung des Tourismus bilden jene Gebiete des
Landkreises, in denen andere Einkommensquellen für die Bevölkerung nicht
30

ausreichend vorhanden sind. Diesem Anliegen soll insbesondere auch die weitere
Förderung der Urlaubsform "Urlaub auf dem Lande" dienen. Die positive Entwicklung
wird durch mehr als 30 Anbieter im Gastgeberverzeichnis Landurlaub des Landes
Brandenburg von 1998 dokumentiert.
Die Zahl der geöffneten gewerblichen Beherbergungsstätten hat sich im Zeitraum von
Juli 1992 bis Juli 1997 von 69 auf 133 nahezu verdoppelt. Die Zahl der angebotenen
Betten stieg ebenfalls auf das Doppelte und hat sich auch 1997 nochmals deutlich
erhöht. Damit hatte der Landkreis nominal den höchsten Zuwachs an Gästebetten von
allen Landkreisen des Landes Brandenburg.
Die durchschnittliche Auslastung aller Betriebe ging 1997 weiter deutlich zurück und
lag damit nur noch geringfügig über dem Landesdurchschnitt. Bei der vergleichsweise
guten Auslastung ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Durchschnittsauslastungen in
den Ämtern Belzig und Fahrland von 57,9 Prozent bzw. 61,7 Prozent, bedingt durch
die Kur-und Rehakliniken, das Gesamtergebnis positiv beeinflussen.
Tabelle 11:
Jahr
Monat
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im
Landkreis Potsdam-Mittelmark
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen
Ist*
Geöffnete
Beherbergungsbetriebe*
Durchschnittl.
Auslastun
g
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Durchschnittl.
Aufenthaltsdauer
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
1992 69 3.846 39,1 136.650 453.395 3,3
1996 127 7.514 36,8 276.958 7,7 930.163 16,1 3,4
1997 133 7.924 33,1 278.744 0,7 925.863 -0,3 3,3
1997
Januar 108 6.670 24,4 13.752 2,3 48.765 -1,6 3,5
Februar 110 6.813 26,6 15.251 10,8 50.504 -6,6 3,3
März 115 6.961 28,1 17.815 -2,4 60.356 -6,3 3,4
April 128 7.485 34,9 24.864 19,8 78.180 13,5 3,1
Mai 137 7.924 41,6 31.918 1,7 102.212 5,4 3,2
Juni 137 8.041 40,1 29.719 -1,1 96.396 2,4 3,2
Juli 133 7.924 40,2 24.206 -1,6 98.461 0,8 4,1
August 134 7.843 37,4 27.231 -3,2 90.917 -3,5 3,3
Sept. 136 8.594 37,5 31.450 1,8 95.649 -1,9 3,0
Oktober 135 8.505 33,2 26.580 1,4 87.416 3,0 3,3
November 128 7.974 11,6 19.241 -11,6 63.530 -10,0 3,3
Dezember 126 7.919 22,9 16.717 -4,7 53.477 -4,6 3,2
* Für die Jahreszahlen 1992, 1996 und 1997 jeweils am 31.07.
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
31

Etwa drei Viertel der angebotenen Betten befinden sich im Reisegebiet Havelland,
wobei einschränkend zu berücksichtigen ist, daß die Städte Kleinmachnow, Teltow und
Werder (Havel) durch neue große Beherbergungsbetriebe überdurchschnittlich hohe
Kapazitäten vorhalten, deren Auslastungsgrad im wesentlichen durch den
Geschäftstourismus bestimmt wird. Eine besondere Konzentration gibt es in den
Ämtern Schwielowsee und Werder sowie in der Stadt Werder (Havel), deren Betriebe
zusammengenommen 31,8 Prozent aller Betten des Landkreises vorhalten und für 30,0
Prozent aller Ankünfte im Jahr 1996 stehen. Zusammen mit den Angeboten in Teltow
Stadt, Kleinmachnow und in den Ämtern Rehbrücke und Stahnsdorf wurden 1996 über
60 Prozent der Ankünfte und mehr als die Hälfte der Übernachtungen im engeren
Verflechtungsraum realisiert.
Dagegen stellen die Ämter Beelitz, Brück, Niemegk, Treuenbrietzen und Ziesar zusammen
nur 10,1 Prozent des Bettenangebotes. Der Anteil der Übernachtungen an den
Gesamtübernachtungen im Landkreis beträgt nur 5,6 Prozent. Das Reisegebiet Fläming
und damit vornehmlich auch der ländliche Raum bleiben Schwerpunkt der Tourismusentwicklung
(vgl. Tabelle A 3).
Das Jahr 1997 zeigt aufgrund der Gesundheitsstrukturreform auch für Belzig
gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen drastischen Rückgang der Gästeankünfte und
-übernachtungen. Die Erschließung neuer Kurangebote, auch im ambulanten Bereich,
könnte neue Impulse für den Gesundheitstourismus geben. Die Ende 1996
aufgeschlossene Thermalquelle soll künftig für Heilzwecke genutzt und damit das
Kurangebot erweitert werden.
Tabelle 12:
Jahr
Monat
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste
im Luftkurort Belzig
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen
Ist*
Geöffnete
Beherbergungsbetriebe*
Durchschnittl.
Auslastun
g
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Durchschnittl.
Aufenthaltsdauer
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
1996 6 434 67,3 15.700 128,2 106.640 168,8 6,8
1997 6 475 39,0 10.903 -30,6 66.170 -38,0 6,1
1997
Januar 6 434 48,2 1.414 73,3 6.486 -20,0 4,6
Februar 6 434 41,1 893 13,3 4.993 -35,6 5,6
März 6 434 48,6 1.130 69,2 6.534 -20,4 5,8
April 7 477 37,5 964 -28,5 5.368 -38,7 5,6
Mai 7 475 45,3 1.094 -46,9 6.666 -33,4 6,7
Juni 7 475 39,5 829 -31,2 5.625 -36,3 6,8
Juli 7 475 37,2 715 -34,6 5.485 -39,5 7,7
August 7 475 35,7 850 -35,6 5.253 -42,5 6,2
Sept. 7 475 32,2 862 -46,0 4.594 -50,6 5,3
Oktober 7 475 35,4 822 -47,3 5.220 -44,3 6,4
November 7 475 36,5 689 -56,8 5.203 -43,2 7,6
Dezember 7 475 32,2 641 -61,2 4.743 -46,9 7,4
* Jahreszahl 1996: Stand 31.12., Jahreszahl 1997: Stand 31.07.
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
32

Nach der statistischen Erhebung zur Beherbergung in Privatquartieren und
Kleineinrichtungen (Bettenkapazität unter 9) für das Land Brandenburg 1993 wurden
im Landkreis Potsdam-Mittelmark 921 Gästebetten mit 22.517 Gästeankünften und
117.278 Übernachtungen gezählt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 5,2
Tage. Eine vom Landkreis zu den Privatquartieren durchgeführte Erhebung zeigt eine
anhaltende Tendenz zur Erhöhung des Angebotes in diesem Bereich. Für den Zeitraum
Oktober 1995 bis September 1996 wurden rund 123.000 Übernachtungen in
Privatquartieren festgestellt.
In dieser Erhebung wurden für den gleichen Zeitraum 2,14 Mill. Tagesbesucher für
den Landkreis geschätzt.
Im Landkreis gibt es 17 Campingplätze. Die Zahl der angebotenen Stellplätze ging bei
gleichbleibender Anzahl der Campingplätze von 1.250 im Jahr 1992 auf 812 im Jahr
1997 zurück. Die Zahl der Ankünfte von 21.163 im Jahr 1996 lag um 24,2 Prozent
niedriger als im Vorjahr. Im Jahr 1997 konnte jedoch gegenüber dem
Vorjahreszeitraum wieder ein leichter Anstieg von 0,4 Prozent erreicht werden. Die
ohnehin stark saisonale Abhängigkeit des Urlaubscampings ist auch durch
Witterungseinflüsse deutlichen Schwankungen unterworfen (vgl. Tabelle A 4).
2.4 Landkreis Prignitz
2.4.1 Bevölkerung
Im Landkreis Prignitz 15 leben 99.024 Einwohner (31.12.1997; Entwicklung zum Vorjahr
auf 98,6 Prozent) auf einer Fläche von 2.123 qkm. Der Landkreis Prignitz ist
bevölkerungsmäßig der kleinste Landkreis im Land Brandenburg.
Abbildung 5:
Ämter des Landkreises Prignitz
Die Bevölkerungsdichte erreicht mit 47 Personen je qkm nur wenig mehr als die Hälfte
des Landesdurchschnittes. Der Landkreis Prignitz gehört zu den am schwächsten besiedelten
Landkreisen Brandenburgs. 60 Prozent der Bevölkerung leben in Städten. Die
größten Orte sind die Kreisstadt Perleberg (14.141 EW), Pritzwalk (11.069 EW) und
15
Der Landkreis Prignitz entstand aus den ehemaligen Landkreisen Perleberg und Pritzwalk.
33

Wittenberge (23.833 EW) sowie die Kleinstädte Karstädt (3.307 EW), Bad Wilsnack
(2.666 EW), Lenzen (2.520 EW), Meyenburg (2.485 EW) und Putlitz (1.925 EW).
2.4.2 Wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Situation
Im Landkreis Prignitz hat sich nach einem starken Beschäftigungsabbau die Zahl der
Erwerbstätigen im Zeitraum 1993-1996 auf dem Niveau von ca. 38.000 Personen stabilisiert.
Innerhalb dieser Gesamtzahl an Erwerbspersonen ging aber der Strukturwandel
im Landkreis weiter; nun wieder zugunsten der Beschäftigung im Wirtschaftsbereich
Produzierendes Gewerbe sowie zugunsten des Dienstleistungssektors. Der Anteil des
Produzierenden Gewerbes liegt aber noch erheblich unter dem Landesdurchschnitt,
während der Anteil des Dienstleistungssektors dem durchschnittlichen Anteil der
Landkreise des Landes Brandenburg entspricht.
Obwohl im Landwirtschaftssektor in den vergangenen Jahren der stärkste Abbau von
Arbeitsplätzen erfolgte, hat die Landwirtschaft weiterhin einen prägenden Einfluß auf
die Wirtschaftsstruktur des Landkreises. Der Anteil der Erwerbstätigen dieses
Bereiches an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen des Landkreises liegt immer noch
deutlich über dem entsprechenden Landesdurchschnitt. Der Landkreis Prignitz ist
zudem im Land Brandenburg der Landkreis mit dem höchsten Anteil
Landwirtschaftsfläche am Kreisgebiet (68,3 Prozent, 31.12.1994).
Tabelle 13: Erwerbstätige des Landkreises Prignitz
nach Wirtschaftsbereichen, 1991 - 1996
Erwerbstätige in den Wirtschaftsbereichen
Jahr insgesamt davon
Produzier.
Gewerbe
Handel und
Verkehr
Land- und
Forstwirtschaft
Dienstleistungsunternehmen
Staat, Org. o.
Erw.-zweck
priv. Haush.
1000
1991 42,2 6,3 12,9 8,6 4,8 9,6
1992 39,8 4,6 11,1 9,5 5,0 9,7
1993 37,7 3,8 10,6 9,2 5,9 8,2
1994 38,2 3,5 10,8 9,1 6,9 7,9
1995 38,1 3,3 11,4 8,9 6,9 7,6
1996 37,9 3,1 12,3 7,8 7,1 7,6
in Prozent
1996 100 8,2 32,5 20,6 18,7 20,1
Land BB 1996 100 4,6 33,6 17,8 20,5 23,5
dar. Landkreise 100 5,9 37,1 17,3 19,5 20,2
Quelle:
Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg,
Berechnungen SÖSTRA
34

Die Arbeitsmarktsituation im Landkreis Prignitz ist vor allem durch den in den vergangenen
Jahren erfolgten starken Beschäftigungsabbau mehrerer großer Industriebetriebe
in Wittenberge (z.B. Nähmaschinenwerk, RAW), Perleberg und Pritzwalk sowie durch
die enormen Arbeitskräftefreisetzungen in der Landwirtschaft gekennzeichnet. Im
August 1997 waren im Landkreis Prignitz 10.084 Personen arbeitslos, die
Arbeitslosenquote betrug 22,8 Prozent. 16
Tabelle 14: Arbeitslosenquote des Landkreises Prignitz*
im Monat August der Jahre 1995 - 1997
Arbeitsamts-
August
bereich 1995 1996 1997
Perleberg 17,3 17,5 22,0
Pritzwalk 15,7 18,4 24,8
* Das Gebiet des Landkreises Prignitz ist identisch mit den Dienststellenbereichen Perleberg und
Pritzwalk des Arbeitsamtes Neuruppin.
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
Die Arbeitslosenquote zeichnet auch im Landkreis Prignitz nur ein unvollständiges
Bild vom tatsächlichen Ausmaß der Unterbeschäftigung. Ohne den Einsatz
arbeitsmarktpolitischer Instrumente wäre die Zahl der Arbeitslosen deutlich höher. Im
Arbeitsamtsbezirk Neuruppin waren im August 1997 allein in ABM, LKZ und FuU
Personen in einer Größenordnung untergebracht, die ca. 27 Prozent des
Arbeitslosenbestandes dieses Monats entsprach (vgl. auch Abbildung 9).
In den fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen war die Zahl der Arbeitslosen 1996
zunächst deutlich zurückgegangen, darunter in der Berufsgruppe Gästebetreuer von
113 auf 71 Arbeitslose. 1997 ist die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich wieder
drastisch angestiegen. In der Berufsgruppe Gästebetreuer hat sich die Zahl der
Arbeitslosen innerhalb der Jahresfrist August 1996-August 1997 fast verdoppelt. Auch
in weiteren fremdenverkehrsbeeinflußten Berufsgruppen war 1996 zunächst ein
Rückgang bzw. nur moderater Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen, der
1997 aber wieder von einer erheblichen Zunahme der Arbeitslosen abgelöst wurde.
Diese Entwicklung steht in enger Relation zu dem drastischen Rückgang der
Übernachtungszahlen im Fremdenverkehrsgewerbe des Landkreises Prignitz im Jahre
1997 (-21 Prozent, vgl. Tabelle 16). Dabei zeigen die Übernachtungszahlen für den
Kurort Bad Wilsnack (-30,9 Prozent, vgl. Tabelle 17), der bisher zwei Drittel des
Übernachtungsaufkommens des Landkreises erbringt, daß dieser Einbruch vor allem
durch die Entwicklung im Kurbereich bedingt ist. 1996 hatte die Zunahme der
Übernachtungen im Landkreis um 11,4 Prozent, darunter in Bad Wilsnack um 17,4
Prozent, noch zu einer spürbaren Abnahme der Zahl der arbeitslosen Gästebetreuer
beigetragen.
Die Entwicklung im Kurbereich hat nicht nur zu einer Steigerung der
Arbeitslosenzahlen im medizinisch-therapeutischen Bereich des Kurbetriebes geführt
(vgl. Berufsgruppe Übrige Gesundheitsdienstberufe Tabelle 15). Neben der Steigerung
der Arbeitslosenzahlen bei den Gesundheitsberufen zeigen sich die negativen
Arbeitsmarktwirkungen der durch die Gesundheitsstrukturreform bedingten
Entwicklung des Kurwesens im Land
16
Arbeitslosenquote bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig
und geringfügig Beschäftigte, Beamte, Arbeitslose).
35

kreis Prignitz vor allem in der sprunghaften Steigerung der Arbeitslosenzahlen in der
Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe und zwar in allen drei Untergruppen -
Gastwirte/Hoteliers, Kellner und Übrige Gästebetreuer.
Sehr hoch ist auch im Landkreis Prignitz der Anteil der Frauen an den arbeitslosen
Gästebetreuern: 08/95 - 82 Prozent, 08/96 - 75 Prozent, 08/97 - 88 Prozent. Er liegt
wesentlich über dem durchschnittlichen Anteil der Frauen an den Arbeitslosen des
Landkreises (60,1 Prozent im August 1997). In der Berufsgruppe Gästebetreuer wirken
sich Schwankungen in der Beschäftigungsentwicklung vor allem auf die Frauen aus.
Sie üben die Tätigkeiten im Gastgewerbe aus, die am stärksten von
Nachfrageschwankungen betroffen sind.
Tabelle 15: Arbeitslose in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen
des Landkreises Prignitz, im Monat August der Jahre 1995 -1997
Berufsgruppen* August 1995 August 1996 August 1997
( ) Nr. der Systematik Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer
(91) Gästebetreuer 93 20 53 18 115 16
(911) Gastwirte, Hoteliers,
Gaststät.kaufleute 25 10 12 7 24 5
(912) Kellner 60 8 35 11 77 10
(913) Übrige Gästebetreuer 8 6 14
(39) Back-, Konditorwarenherst. 25 13 29 12 32 19
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 32 24 31 33 41 32
(41) Speisenbereiter 399 24 344 23 414 31
(411) Köche 397 24 343 23 412 31
(68) Warenkaufleute 658 68 673 72 741 106
(70) And. Dienstleistungskaufleute 51 10 41 7 69 5
(702) Fremdenverkehrskaufleute 7 5 5 26
(705) Vermieter
(7051) Zimmer-, Campingplatz-,
Bootsvermiet.
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 86 4 90 7 117 12
(90) Körperpfleger 24 26 20
* Gliederung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Neuruppin
2.4.3 Verkehrsanbindung
Der Landkreis Prignitz verfügt über sehr günstige Fernverkehrsanbindungen im Eisenbahnverkehr.
Vom Eisenbahnknoten Wittenberge bestehen im 2-Stunden-Takt
InterCity-Verbindungen nach Berlin und Hamburg (Fahrzeit Berlin - Wittenberge ca. 1
Std., Wittenberge - Hamburg 1,2 Std.) und ebenfalls im 2-Stundentakt InterRegio-
Verbindungen nach Magdeburg/Leipzig und Schwerin/Lübeck. Zwischen Berlin und
Wittenberge besteht außerdem im 2-Stundentakt eine RE-Verbindung. Sie hält auch in
Bad Wilsnack (Fahrzeit von Berlin 90 Min.).
Die Autobahn A 24 (Berlin - Hamburg) durchquert auf einer Länge von 27 km den
nordöstlichen Teil des Landkreises.
36

2.4.4 Touristische Angebotsstruktur
Der Landkreis Prignitz kann fremdenverkehrlich nicht nur in seinen Gebietsgrenzen
betrachtet werden. Als Fremdenverkehrsgebiet wird die Landschaftsregion Prignitz
insgesamt vermarktet. Neben der Westprignitz, im wesentlichen identisch mit dem
Landkreis Prignitz, schließt es einen Teil des Landkreises Ostprignitz-Ruppin mit dem
Zentrum Wittstock/Dosse und dem südöstlich gelegenen Kyritz wie auch südlich das
Gebiet um Havelberg im Landkreis Stendal (Land Sachsen-Anhalt) ein. Eine
zufriedenstellende Fremdenverkehrsintensität ist nur durch die landkreisübergreifende
Vermarktung aller Potentiale der Landschaftsregion möglich.
Der Landkreis Prignitz zählt nicht zu den touristischen Schwerpunktregionen des
Landes Brandenburg. Der dünnbesiedelte Landkreis ist mit seiner zuweilen herben, in
Teilen dennoch romantischen Landschaft aber ebenfalls für eine touristische
Entwicklung geeignet. Die weitgehend intakte Natur bietet besonders für Natur- und
Wanderfreunde, für Wassersportinteressierte und für Familien mit Kindern
Entspannung und Erholung. Kulturelle Zeugnisse aus mehreren Jahrhunderten findet
man in den Städten und in ihrer unmittelbaren Umgebung, wie die Plattenburg - die
älteste erhaltene Wasserburg Nordeutschlands - in der Nähe von Bad Wilsnack.
Die für den Tourismus interessanten Landschaftsteile oder Städte/Gemeinden befinden
sich vornehmlich im südlichen und westlichen Teil des Landkreises. Durch die in der
Kreisentwicklungskonzeption festgelegten Gemeinden mit überörtlich bedeutsamer
Fremdenverkehrsfunktion wird dieser Tatsache Rechnung getragen. Von diesen 23
Gemeinden befinden sich 12 Gemeinden im Gebiet der Elbtalaue und den Ämtern Bad
Wilsnack, Lenzen-Elbtalaue und Plattenburg zugehörig. Die sich hier entwickelnde
touristische Infrastruktur wird nicht nur Kurzurlauber anziehen, sondern auch zu einem
längeren Aufenthalt animieren.
Ein touristischer Schwerpunkt ist der Naturpark Brandenburgische Elbtalaue (70 km
Elbelauf). Besonders bedeutsame Landschaftsteile der Prignitz wie die Elbtalaue und
das Stepenitztal sind unter Schutz gestellt. Der Naturpark Brandenburgische Elbtalaue
ist seit Herbst 1997 von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat.
Der nördliche Teil des Landkreises ist für den längeren Aufenthalt von Touristen weniger
attraktiv. Das sich unmittelbar an die Landkreisgrenze anschließende Fremdenverkehrsgebiet
um den Plauer See im Land Mecklenburg-Vorpommern zieht die
Touristenströme an. Eine steigende Tendenz ist bei der Urlaubsform "Urlaub auf dem
Lande" festzustellen. Es gibt eine Anzahl gut geführter Reiterhöfe und
Beherbergungsbetriebe mit Angeboten heimischer landwirtschaftlicher Produkte. Das
Angebot hat sich im Jahr 1998 gegenüber 1997 beachtlich erhöht. Mehr als 20 private
und gewerbliche Anbieter stellen sich im Gastgeberverzeichnis Landurlaub des Landes
Brandenburg vor.
Die guterhaltenen historischen Stadtkerne mit ihrer norddeutschen Backsteingotik und
die Vielzahl der Burgen, Schlösser, Kirchen und Herrenhäuser aus den
unterschiedlichen Jahrhunderten bilden das Angebot für kulturinteressierte Besucher
vornehmlich in den Städten Bad Wilsnack, Lenzen, Perleberg, Pritzwalk, Wittenberge
sowie Wittstock/Dosse und Kyritz in den benachbarten Landkreisen. Diese Städte
arbeiten im Städtenetz Prignitz zusammen. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung
der Prignitz-Städte soll die touristische Erschließung und Entwicklung gefördert
werden. Sehenswerte Baudenkmale findet man in den Städten Putlitz und Meyenburg.
Interessante touristische Angebote sind Radwanderungen besonders in der Elbtalaue
zwischen Wittenberge und Lenzen, aber auch auf einer der 15 beschriebenen Routen
durch den Landkreis. Angeboten werden weiterhin Deichwanderungen, Besuch des
Storchendorfes Rühstädt, Wasserwandern auf Elbe und Stepenitz, Wassersport und
Campingurlaub am Rudower See.
Das Bemühen im Landkreis, den Fremdenverkehr in den landschaftlich attraktiven
Teilgebieten und den bauhistorisch interessanten Städten und Gemeinden zu erweitern,
37

zeigt sich in der bisherigen Entwicklung des Gastgewerbes. Gab es im Juli 1992
lediglich 8 geöffnete Beherbergungsstätten mit einem Angebot von 497 Betten, so hat
sich die Zahl der im Juli 1997 geöffneten Beherbergungsstätten verfünffacht, die
angebotene Bettenanzahl ist nahezu auf das Dreifache gestiegen. Diese Entwicklung
vollzog sich besonders in den landschaftlich attraktiven Gebieten im Süden und
Westen des Landkreises. Als touristisches Zielgebiet profilieren sich die Gemeinden
des Amtes Lenzen/Elbtalaue, in deren Bereich auch der Rudower See mit der einzigen
Campingmöglichkeit des Landkreises liegt.
Mit 15,6 gewerblich angebotenen Gästebetten je 1.000 Einwohner gehört der
Landkreis Prignitz ebenso wie die Landkreise Elbe-Elster (13,2 Gästebetten) und
Oberspreewald-Lausitz (15,9 Gästebetten) zu den Regionen mit der geringsten
Bettendichte im Land Brandenburg (etwa 50 Prozent des Landesdurchschnittes). Die
durchschnittliche Bettenauslastung lag im Landkreis im Jahre 1996 bei 38,9 Prozent,
ging aber 1997, durch den drastischen Rückgang der Übernachtungen bei den Kuren
bedingt, auf 29,7 Prozent zurück.
Tabelle 16:
Jahr
Monat
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im
Landkreis Prignitz
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen
Ist*
Geöffnete
Beherbergungsbetriebe*
Durchschnittl.
Auslastun
g
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Durchschnittl.
Aufenthaltsdauer
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
1992 8 497 55,8 18.879 105.525 5,6
1996 37 1.338 38,9 44.647 10,1 185.346 8,1 4,2
1997 40 1.335 29,7 45.304 1,5 146.337 -21,0 3,2
1997
Januar 34 1.280 21,3 2.456 -9,5 8.300 -45,7 3,4
Februar 35 1.305 20,1 2.386 -14,2 7.329 -51,0 3,1
März 35 1.268 25,1 2.949 -12,9 9.879 -40,4 3,3
April 38 1.315 28,4 3.735 -2,6 11.217 -37,9 3,0
Mai 40 1.334 31,7 4.519 -12,7 13.123 -25,2 2,9
Juni 41 1.378 32,6 4.194 -6,2 13.495 -14,7 3,2
Juli 40 1.335 34,7 4.152 7,8 14.366 -11,9 3,5
August 40 1.335 30,5 4.172 -3,0 12.613 -22,3 3,0
Sept. 42 1.434 38,7 4.932 11,1 16.668 7,5 3,4
Oktober 43 1.448 36,5 4.513 18,8 16.380 6,9 3,6
November 42 1.419 28,6 4.072 21,3 12.159 -10,0 3,0
Dezember 42 1.425 25,0 3.224 27,0 10.808 6,0 3,4
* Für die Jahreszahlen 1992, 1996 und 1997 jeweils am 31.07.
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
Im Bereich der Ämter Bad Wilsnack/Weisen, Karstädt, Lenzen/Elbtalaue und in der
Stadt Perleberg befinden sich insgesamt 70 Prozent aller gewerblich angebotenen
Betten des Landkreises. 57,4 Prozent aller Ankünfte und 79,3 Prozent aller
Übernachtungen des Landkreises entfielen 1996 auf diese Zielgebiete (vgl. Tabelle
A5).
Eine besondere Stellung bezüglich des Fremdenverkehrsaufkommens im Landkreis
nimmt die Stadt Bad Wilsnack mit ihrem Kurangebot ein. Bad Wilsnack hat eine lange
Tradition im Kurwesen und verfügt über entsprechende, auch für ambulante Gäste
zugängliche, kurörtliche Einrichtungen. Moderne Unterkünfte, eine leistungsfähige
38

Gastronomie und die Möglichkeit einer naturnahen Erholung in der ländlichen Umgebung
der Elbtalaue sowie die kurörtliche Grundausstattung prägen auch die wirtschaftlichen
Strukturen der Stadt. Bad Wilsnack ist im Bäderplan des Landes Brandenburg
als ein zu entwickelnder Kurstandort eingeordnet.
Die für den Landkreis ausgewiesenen Gästeankünfte, Übernachtungen und die Aufenthaltsdauer
der Gäste werden in hohem Maße von dem Kurbetrieb in Bad Wilsnack
beeinflußt. Mit 501 Betten stellt die Stadt ein Drittel der gewerblichen Bettenkapazität
des gesamten Landkreises. Hinzu kommen 18 private Zimmeranbieter mit insgesamt
65 Betten. Im Bereich des Amtes Bad Wilsnack/Weisen wurden im Jahr 1996 13.866
Ankünfte mit 118.430 Übernachtungen gezählt. Das sind 31,0 Prozent aller Ankünfte
und 63,9 Prozent aller Übernachtungen im Landkreis. Die durchschnittliche
Auslastung der gewerblich angebotenen Gästebetten des Amtsbereiches Bad
Wilsnack/Weisen lag im gleichen Jahr bei 58,1 Prozent.
Den hohen Steigerungsraten des Jahres 1996 folgten im Jahr 1997 Rückgänge bei den
Ankünften und drastische Reduzierungen von teilweise über 50 Prozent bei den Übernachtungen,
letztere vor allem infolge der Verringerung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer
bei den Kuren um 30 Prozent. Dementsprechend ging in Bad Wilsnack 1997
auch die durchschnittliche Bettenauslastung um 30 Prozent zurück.
Tabelle 17:
Jahr
Monat
Beherbergungsbetriebe, Gästebetten, Ankünfte, Übernachtungen
und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste
im Kurort Wilsnack
Angebotene Betten Ankünfte Übernachtungen
Ist*
Geöffnete
Beherbergungsbetriebe*
Durchschnittl.
Auslastun
g
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Insgesamt
Veränderg
. zum
Vorjahreszeitraum
Durchschnittl.
Aufenthaltsdauer
Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
1996 4 501 62,9 9.581 51,7 108.376 17,4 11,3
1997 4 501 41,0 9.464 -1,2 74.927 -30,9 7,9
1997
Januar 4 501 32,1 520 11,8 4.952 -51,8 9,5
Februar 4 501 28,3 411 -14,4 3.968 -59,4 9,7
März 4 501 33,1 522 -5,6 5.142 -51,1 9,9
April 4 501 34,2 712 -16,0 5.147 -52,3 7,2
Mai 4 501 39,4 955 -8,4 6.124 -33,5 6,4
Juni 4 501 46,2 890 -5,4 6.938 -9,9 7,8
Juli 4 501 43,7 818 0 6.785 -18,6 8,3
August 4 501 38,6 1.074 -2,0 5.997 -37,5 5,6
Sept. 4 501 61,4 1.188 4,9 9.233 4,3 7,8
Oktober 4 501 58,7 996 17,3 9.110 2,2 9,1
November 4 501 38,2 652 -15,9 5.747 -31,6 8,8
Dezember 4 501 37,2 726 25,0 5.784 -3,8 8,0
* Jahreszahl 1996: Stand 31.12., Jahreszahl 1997: Stand 31.07.
Quelle: Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
Diese für den Kurort Bad Wilsnack negative Entwicklung, die in ihren Auswirkungen
über den Kurbereich hinaus das gesamte Gastgewerbe des Ortes ebenso wie Handel
und Dienstleistungen berührt, spiegelt sich auch in der Tourismusbilanz des
Landkreises wider. Die Übernachtungen im Landkreis Prignitz gingen 1997 um ein
Fünftel zurück. Im Vergleich aller brandenburgischen Landkreise war dies der stärkste
Rückgang der Übernachtungen (vgl. Tabelle 1).
39

Ergänzt werden die gewerblichen Bettenangebote des Landkreises Prignitz durch rund
300 Gästebetten von über 70 nichtgewerblichen Vermietern, die im Gastgeberverzeichnis
des Fremdenverkehrs- und Kulturvereins Prignitz e. V. eingetragen sind. Im Gastgeberverzeichnis
des Fremdenverkehrsvereins "Lenzen(Elbe)-Rudower See" werden
weitere 165 Gästebetten in Privatunterkünften angeboten. Die Anzahl der nicht
gewerblich angebotenen Kapazitäten im Landkreis dürfte weit höher liegen. Nach der
statistischen Erhebung zur Beherbergung in Privatquartieren und Kleineinrichtungen
für das Land Brandenburg 1993 wurden bei 536 privat angebotenen Betten 6.047
Gästeankünfte mit 27.453 Übernachtungen gezählt. Die durchschnittliche
Aufenthaltsdauer betrug 4,5 Tage.
Zwei Campingplätze mit insgesamt 90 Stellplätzen verzeichneten im Jahr 1996 2.849
Ankünfte mit 9.486 Übernachtungen. Im Jahr 1997 trat bei gleicher Stellplatzzahl ein
Rückgang von 14,7 Prozent bei den Ankünften und von 10,4 Prozent bei den
Übernachtungen ein (vgl. Tabelle A 6).
40

3 Beschäftigungswirkungen des Fremdenverkehrs
3.1 Zur Datenbasis und Methodik der Bestimmung der Arbeitsplatzeffekte des
Fremdenverkehrs
In die Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs werden generell hohe Erwartungen
gesetzt. Sie sind das Hauptziel der Förderung dieser Branche. Auch in den Landkreisen
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz besteht die Hoffnung, mit der Entwicklung
des Tourismus zumindest einen Teil der sinkenden Arbeitsplatzzahlen anderer
Wirtschaftsbereiche kompensieren zu können. Die Arbeitsplatzeffekte des Tourismus
werden leicht über-, oft aber auch unterschätzt, da sie aufgrund der Spezifik dieser
Branche schwer abgrenzbar und nur zum Teil direkt quantifizierbar sind.
"Eine exakte Bestimmung der im Bereich des Tourismus beschäftigten Personen ist
letztlich nicht möglich, da dieser Bereich nicht klar definiert ist. Touristische
Leistungen werden in einer Vielzahl von Bereichen erbracht, die nicht in vollem
Umfang dem Tourismus zuzurechnen sind, da sie jeweils auch einen nicht
unerheblichen Teil ihrer Leistungen an Nicht-Touristen abgeben. Für die
Beantwortung der Frage, wieviele Arbeitsplätze insgesamt von der touristischen
Nachfrage abhängen, ist man also letztlich immer auf Schätzungen angewiesen." 17
Die Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs lassen sich nach folgenden Gesichtspunkten
strukturieren:
Primäre Effekte:
Sekundäre Effekte:
Tertiäre Effekte:
Arbeitsplätze im Beherbergungs- und Gastgewerbe, in Kureinrichtungen,
in der Reisevermittlung und -veranstaltung und in
administrativen Fremdenverkehrsinstitutionen
Beschäftigungseffekte durch Gästenebenausgaben (bspw. in
den Bereichen Handel, Dienstleistungen, Transport), durch
vom Gastgewerbe bezogene Zulieferungen und durch
Ausgaben von Tourismus-Beschäftigten
Beschäftigungseffekte durch Zulieferungen an die Zulieferer
und Dienstleister des Fremdenverkehrs.
Statistisch abgrenzbare Daten sind nur für Teilgebiete der den primären und
sekundären Effekten zuzurechnenden Beschäftigungsbereiche verfügbar. Auf ihrer
Grundlage können umfassendere Schätzungen zu den primären und sekundären
Beschäftigungseffekten des Fremdenverkehrs erfolgen. Tertiäre Effekte sind durch
abgeleitete Hochrechnungen schätzbar, die aber auf der hier zu betrachtenden
Landkreisebene wenig sinnvoll erscheinen, da die Übertragung der entsprechenden
volkswirtschaftlichen Verflechtungsbeziehungen zu stark von den jeweiligen
konkreten regionalen Strukturen der Erwerbstätigkeit abweichen kann. 18
17
18
Vgl. Statistisches Bundesamt, Tourismus in Zahlen 1997, Wiesbaden 1997, S. 198.
Im Rahmen dieser Arbeit kann nicht detailliert auf die verschiedenen Verfahrensschritte und
deren einzelne Einflußfaktoren zur Quantifizierung der Beschäftigungseffekte des Fremdenverkehrs
eingegangen werden. Eine Reihe von Fragen ihrer Übertragbarkeit auf die regionale
Ebene ist zudem noch offen und bedarf weiterer Untersuchungen. Neben den nur für einzelne
Teilbereiche direkt verfügbaren Daten zu tourismusabhängig Beschäftigten können Beschäftigtenzahlen
über Umsatz- bzw. Nettowertschöpfungsanteile errechnet und durch Primärerhebungen
gewonnen werden.
41

Eine Orientierungshilfe für das Gewicht der in Frage kommenden Wirtschaftsbereiche
an dem Gesamtbereich Tourismus bietet eine Untersuchung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen
Instituts für Fremdenverkehr (DWIF) zur Ermittlung der tourismusabhängig
Beschäftigten für das Jahr 1990 im früheren Bundesgebiet. 19 Obwohl
in dieser Analyse die neuen Bundesländer noch nicht berücksichtigt werden konnten,
wird sie hier als Orientierungshilfe für Größenordnungen herangezogen, da - wie
bereits in der Einleitung hervorgehoben - bislang noch keine neuere Untersuchung auf
dieser Breitenbasis vorliegt.
In diese Untersuchung wurden Beschäftigungsbereiche einbezogen, die primäre und
sekundäre Beschäftigungseffekte des Fremdenverkehrs aufweisen. Von den ermittelten
tourismusabhängig Beschäftigten entfallen rund zwei Drittel (68,7 Prozent) auf primäre
Arbeitsplatzeffekte und rund ein Drittel (31,3 Prozent) auf sekundäre Arbeitsplatzeffekte
des Fremdenverkehrs, wobei in der DWIF-Untersuchung die Bereiche
sekundärer touristischer Beschäftigungswirkungen eher unterrepräsentiert sind.
Betrachtet man die einzelnen fremdenverkehrsrelevanten Wirtschaftsbereiche hinsichtlich
ihrer durch touristische Nachfrage ausgelösten Beschäftigungswirkungen, steht das
Beherbergungs- und Gaststättengewerbe mit weitem Abstand vor allen anderen Bereichen.
In der DWIF-Untersuchung entfallen allein auf diesen Bereich 62,6 Prozent der
direkt tourismusabhängig Beschäftigten (Erwerbstätigkeit der ersten Umsatzstufe). Das
Gastgewerbe wird daher - wie bereits in den einleitenden Hinweisen zur Methodik
dieser Arbeit erläutert - bei den folgenden Überlegungen zur Bestimmung der
Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs in den Mittelpunkt gerückt.
Als statistische Datenbasis zur Erwerbstätigkeit im Gastgewerbe stehen auf Landkreisebene
die Beschäftigtenstatistik und die Daten der Handels- und Gaststättenzählung
von 1993 zur Verfügung. Beide Statistiken enthalten zwar Angaben zu den
Beschäftigten in Form von absoluten Größen. Diese müssen aber ebenfalls durch
Schätzungen ergänzt bzw. modifiziert werden, um die tourismusrelevante
Erwerbstätigkeit im Gastgewerbe zu bestimmen.
Die Beschäftigtenstatistiken erfassen nur die sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten. In ihnen bleiben Selbständige und geringfügig Beschäftigte
unberücksichtigt. Beide Erwerbstätigengruppen stellen jedoch im Gastgewerbe einen
relativ hohen Anteil der Beschäftigten (bspw. tätige Pensionsinhaber, tätige
Gaststätteninhaber, mithelfende Familienangehörige). Der Anteil der Selbständigen
wird hier auf 20 Prozent und der Anteil der geringfügig Beschäftigten auf 25 Prozent
geschätzt. 20 Daraus ergibt sich, daß der Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten an der Gesamtzahl der Beschäftigten des Gastgewerbes bei
schätzungsweise 55 Prozent einzuordnen ist. 21
Mittels Kombination dieser Anteilswerte kann mit der in der Beschäftigtenstatistik verfügbaren
Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten des Gastgewerbes eine
grobe Schätzung der Gesamtzahl der Erwerbstätigen des Gastgewerbes abgeleitet
werden.
19
20
21
Vgl. Koch, A., Zeiner, M., und Harrer, B.: Strukturanalyse des touristischen Arbeitsmarktes.
Heft 42 der Schriftenreihe des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr
an der Universität München (DWIF), München 1991.
Der Anteil Selbständiger inclusive mithelfender Familienangehöriger an den Erwerbstätigen in
den neuen Bundesländern wird für das Jahr 1995 auf 7,4 Prozent geschätzt (vgl. Semlinger, K.,
Mittelständische Kleinbetriebe in Ostdeutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte - Beilage
zur Wochenzeitung Das Parlament B 51/97).
Der Anteil geringfügig Beschäftigter an den Erwerbstätigen in Ostdeutschland wird für das Jahr
1996 auf 8,1 Prozent geschätzt (vgl. DIW Wochenbericht Nr. 38/97). Im Gastgewerbe sind beide
Anteile schätzungsweise mindestens zwei- bis dreimal so hoch wie die Durchschnittswerte.
Im Jahre 1987 hatte das Gastgewerbe im früheren Bundesgebiet folgende Erwerbstätigenanteile:
Tätige Inhaber 24 Prozent, unbez. mithelf. Familienangehörige 12 Prozent, sozialvers.pflicht.
Arbeitnehmer 64 Prozent (Ergebnisse der Betriebsstättenzählung 1987).
42

Die Daten der Handels- und Gaststättenzählung von 1993 geben vor allem Aufschluß
über die Struktur der Beschäftigten des Gastgewerbes. 22 Hinsichtlich der absoluten
Größenordnungen ist bei dieser Erhebung - ähnlich wie bei anderen Totalerhebungen -
zu berücksichtigen, daß durch Defizite im Anschriftenmaterial und nachlassende Auskunftsbereitschaft
der Betriebe Untererfassungseffekte in Kauf genommen werden
müssen. 23
Bei beiden Statistiken - der Beschäftigtenstatistik und der Handels- und Gaststättenzählung
- muß allerdings berücksichtigt werden, daß nicht die gesamte
Erwerbstätigkeit im Gastgewerbe auf touristische Nachfrage zurückzuführen ist.
Während im Beherbergungsgewerbe der Umsatz fast vollständig aus touristischer
Nachfrage resultiert, ist der Umsatz in Kantinen hauptsächlich dem nichttouristischen
Konsum zuzurechnen. Im Gaststättengewerbe beziehen sich dagegen die Umsätze
sowohl auf touristische als auch auf nichttouristische Nachfrage. In der DWIF-
Untersuchung wird der Anteil der Beschäftigten des Gastgewerbes, der nicht vom
Tourismus abhängig ist, auf rund 37 Prozent geschätzt. Auf Grund des
Ausgabeverhaltens im Gastgewerbe in den neuen Bundesländern wird dieser Anteil im
Rahmen der vorliegenden Arbeit jedoch nur mit 30 Prozent berücksichtigt. 24
In welchem Maße der Fremdenverkehr neben den Erwerbstätigen des Gastgewerbes
auch in anderen tourismusrelevanten Berufsgruppen Beschäftigungseffekte bewirkt,
kann im Rahmen dieser Arbeit nicht quantifiziert werden. Auf der Grundlage der für
das Gastgewerbe ermittelten Erwerbstätigenzahlen erfolgt jedoch unter Zuhilfenahme
der Gewichtung weiterer tourismusrelevanter Branchen der DWIF-Untersuchung (61
Prozent Gastgewerbe, 5 Prozent weitere primäre Arbeitsplatzeffekte, 34 Prozent
sekundäre Arbeitsplatzeffekte) eine Schätzung der Größenordnung der Beschäftigung
im Fremdenverkehr der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz. Es
muß aber ausdrücklich betont werden, daß dies nur eine grobe Schätzung der
Größenordnung der tourismusabhängig Beschäftigten sein kann. Ihre Annäherung an
die tatsächliche Größe in den drei Landkreisen kann nur durch empirische
Fallerhebungen erreicht werden, mit denen die in die Schätzung einbezogenen
Anteilswerte stärker der Vor-Ort-Struktur angepaßt werden.
22
23
24
Die Handels- und Gaststättenzählung wird in der Form einer totalen Bestandserhebung, wie sie
im Jahre 1993 stattfand, im Regelfall alle zehn Jahre durchgeführt.
Vgl. Krockow, A., Das statistische Berichtssystem im Handel und Gastgewerbe, in: Statistisches
Bundesamt, Wirtschaft und Statistik 6/1997.
Vgl. hierzu auch Zeiner, M., Harrer, B. und Scherr, S.: Die Ausgabenstruktur im übernachtenden
Fremdenverkehr in den neuen Bundesländern. Heft 45 der Schriftenreihe des Deutschen
Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München
(DWIF), München 1993.
43

3.2 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Oder-Spree
Im Gastgewerbe des Landkreises Oder-Spree gab es am 30. Juni 1997
1.293 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.
Davon entfielen
494 Arbeitsplätze auf Hotels, Gasthöfe und sonstige
Beherbergungsstätten
799 Arbeitsplätze auf Gast- und Speisewirtschaften sowie sonstige Bewirtungsstätten.
25
Ausgehend von dieser realen Größe sind unter Berücksichtigung der in Abschnitt 3.1
genannten Anteilswerte folgende Schätzungen zu den Arbeitsplatzeffekten des
Fremdenverkehrs im Landkreis Oder-Spree möglich:
2.350 Arbeitsplätze im Gastgewerbe insgesamt
(sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Selbständige,
geringfügig Beschäftigte)
davon
1.650 Arbeitsplätze im Gastgewerbe aus touristischer Nachfrage.
Hinzu kommen tourismusabhängige Arbeitsplätze in weiteren Bereichen:
135 Arbeitsplätze in Kureinrichtungen, Reisevermittlungen und administrativen
Fremdenverkehrsinstitutionen
920 Arbeitsplätze in Beschäftigungsbereichen mit sekundären Arbeitsplatzeffekten
des Fremdenverkehrs (Handel, Dienstleistungen, Transport
etc.).
Dies ergibt die geschätzte Gesamtsumme von
2.700 tourismusabhängigen Arbeitsplätzen.
Im Landkreis Oder-Spree bestanden damit Mitte 1997 in der Tourismusbranche rund
2.500 - 3.000 Arbeitsplätze. Daraus ergibt sich ein Anteil der Tourismusbranche an der
Gesamtzahl der Erwerbstätigen des Landkreises in Höhe von 4 Prozent. Berücksichtigt
man außerdem die hier noch nicht einbezogenen tertiären Beschäftigungswirkungen
des Fremdenverkehrs, erreicht diese Branche hinsichtlich ihrer Arbeitsplatzeffekte
bereits einen der Land- und Forstwirtschaft des Landkreises vergleichbaren
Stellenwert.
Ein Vergleich der Beschäftigtenzahlen des Gastgewerbes von Mitte 1997 mit denen
der Handels- und Gaststättenzählung von 1993 zeigt des weiteren, daß die
tourismusabhängige Beschäftigung im Landkreis in den vergangenen Jahren
zugenommen hat. Auch ein Vergleich der Zahlen der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten des Gastgewerbes von 1996 und 1997 weist eine
Beschäftigungszunahme aus (von 1.219 auf 1.293 Beschäftigte). Im Jahre 1997 ist aber
nur im Beherbergungsgewerbe die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
gestiegen (um 119). Im Gaststättengewerbe ging sie um 45
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zurück.
25
Angaben des Arbeitsamtes Frankfurt (Oder).
Die Klassifizierung der Arbeitsplätze entspricht den Nummern 700 und 703 des Verzeichnisses
der Wirtschaftszweige für die Statistik der Bundesanstalt für Arbeit.
44

Die Berufsgruppenstruktur deutet darauf hin, daß im Gastgewerbe des Landkreises
Oder-Spree ein relativ hoher Anteil der Beschäftigten in Berufen tätig ist, die nicht zur
Gruppe der Hotel- und Gaststättenberufe gehören. Sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte der Hotel- und Gaststättenberufe (531) haben an der Gesamtzahl der
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Gastgewerbes (1.219) nur einen Anteil
von 44 Prozent (durchschnittlicher Anteil in Deutschland 65 Prozent). Neben Köchen,
Reinigungspersonal, Verwaltungs- und technischen Kräften, die stets einen erheblichen
Teil der Beschäftigten des Gastgewerbes stellen, ist hier vermutlich der Anteil der
Beschäftigten überdurchschnittlich hoch, der nicht der Berufsgruppe Gästebetreuer
zugeordnet wird.
Innerhalb der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe ist der Anteil von Beschäftigten
mit abgeschlossener Berufsausbildung im Vergleich zu anderen Berufsgruppen
deutlich geringer. 1996 ist dieser Anteil gegenüber dem Vorjahr weiter
zurückgegangen.
Tabelle 18:
Berufsgruppen*
( ) Nr. der Systematik
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten
fremdenverkehrsrelevanten Berufsgruppen des Landkreises Oder-Spree
(Arbeitsortprinzip)
insgesamt
30.06.1995 30.06.1996 30.06.1997
davon mit
abgeschl.
Berufsausbildung
(in Prozent)
insgesamt
davon mit
abgeschl.
Berufsausbildung
(in Prozent)
insgesamt
davon mit
abgeschl.
Berufsausbildung
(in Prozent)
(91) Gästebetreuer 485 57,1 531 52,9 570 60,4
(39) Back-, Konditorwarenherst. 233 70,4 210 72,4 213 71,8
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 177 85,9 201 88,6 196 92,3
(41) Speisenbereiter 963 60,0 912 60,1 889 64,1
(68) Warenkaufleute 3.581 75,5 3.628 77,0 3.704 76,0
(70) And. Dienstleistungskaufleute 290 76,9 295 74,9 277 70,4
(71) Berufe des Landverkehrs 2.217 78,5
(79) Dienst-, Wachberufe 967 67,9 880 75,0 905 76,6
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 2.766 80,4 2.961 80,9 3.018 81,0
(90) Körperpfleger 483 84,3 505 81,0 570 60,4
* Klassifizierung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Frankfurt (Oder)
Tabelle 18 informiert des weiteren über Größenordnungen und Entwicklungstendenzen
der Beschäftigung in Berufsgruppen mit sekundären Beschäftigungswirkungen des
Fremdenverkehrs. Der Einfluß des Tourismus auf die Beschäftigungssituation in diesen
Berufsgruppen dürfte sich ähnlich - allerdings mit geringerer Intensität - wie in der
Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe gestalten.
Die weit überwiegende Mehrzahl der gastgewerblichen Arbeitsplätze des
Landkreiseses befindet sich in kleinen und sehr kleinen Betrieben des
Gaststättengewerbes (durchschnittliche Arbeitsstättengröße 2,8 Beschäftigte). Nur im
Beherbergungsgewerbe des Landkreises ist ein erheblicher Teil der Arbeitsplätze in
überdurchschnittlich großen Betriebsstätten vorhanden.
45

Obwohl eine deutliche Tendenz zu kleineren Betriebseinheiten erkennbar ist
(Rückgang der durchschnittlichen Anzahl Gästebetten pro Betrieb von 79 in 1992 auf
61 in 1997), liegt die Durchschnittsgröße der Beherbergungsbetriebe im Landkreis
immer noch deutlich über dem Durchschnitt auf Landesebene (53 Gästebetten pro
Betrieb) und auf Bundesebene (44 Gästebetten pro Betrieb).
Tabelle 19: Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe 1992/1993
Landkreis Oder-Spree
Wirtschaftszweig
Arbeitsstätten
Beschäftigte
Beschäftigte
je
Arbeitsstätte
Umsatz
1992 je
Arbeitsstätt
e
Umsatz 1992
je
Beschäftigten
( ) Nr. Klassifikation WZ 93 Anzahl am 30.04.1993 1.000 DM DM
(55) Gastgewerbe 420 1.394 3,3 211 63.567
(55.1) Hotels, Gasthöfe, Pensionen
u. Hotels garnis 27 256 9,5 549 57.884
(55.2) Sonst. Beherbergungsgewerbe
12 54 4,5 206 45.672
(55.3) Restaurants, Cafés, Eisdielen
u. Imbißhallen 267 824 3,1 188 60.881
(55.4) Sonstiges Gaststättengewerbe
74 146 2,0 235 119.295
(55.5) Kantinen und
Caterer 40 114 2,9 94 32.852
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg, Handels- und Gaststättenzählung
1993, Berechnungen SÖSTRA
Rund drei Viertel (77,8 Prozent) der Erwerbstätigen des Gastgewerbes des Landkreises
Oder-Spree waren 1993 im Gaststättengewerbe tätig. Die Dominanz dieses Bereiches
in der Betriebsartenstruktur des Gastgewerbes ist an der Anzahl der Arbeitsstätten
gemessen sogar noch deutlicher ausgeprägt. Im Beherbergungsgewerbe ist der Anteil
der nicht zur Hotellerie gehörenden Betriebsarten und großer Hotels rückläufig. Neben
Hotels garnis hat vor allem die Anzahl der Pensionen zugenommen. Sie sind jedoch
nicht so beschäftigungsintensiv wie große Hotels. Der Ausbau der
Übernachtungskapazitäten ist daher nicht in gleichem Maße mit einer Zunahme von
Arbeitsplätzen verbunden.
Tabelle 20:
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe
je Einwohner des Landkreises Oder-Spree 1992/1993
Arbeitsstätten Beschäftigte Umsatz 1992
Ehemalige Landkreise je 10.000 Einwohner je Einwohner
Land Anzahl am 30.04.1993 DM
Beeskow 33 83 558
Eisenhüttenstadt 26 80 863
Fürstenwalde 18 73 430
Land Brandenburg 21 75 481
Deutschland insges. 29 150 1.096
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg,
Handels- und Gaststättenzählung 1993
46

In Tabelle 20 wird die teilräumliche Differenzierung in der Ausstattung des
Landkreises mit Arbeitsplätzen des Gastgewerbes deutlich. Auf die Zahlen für den
ehemaligen Kreis Fürstenwalde wirkt sich aus, daß im Randgebiet zu Berlin sowie in
Bad Saarow und Umgebung zu dieser Zeit noch ein besonders hoher Anteil an
gastgewerblichen Arbeitsstätten wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse geschlossen
war. Insgesamt entsprach 1993 das Gebiet des heutigen Landkreises Oder-Spree in der
Ausstattung mit gastgewerblichen Arbeitsplätzen dem Landesdurchschnitt. Es erreichte
aber erst die Hälfte des Bundesdurchschnittes.
3.3 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Potsdam-Mittelmark
Im Gastgewerbe des Landkreises Potsdam-Mittelmark gab es am 30. Juni 1997
1.758 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.
Davon entfielen
523 Arbeitsplätze auf Hotels, Gasthöfe und sonstige
Beherbergungsstätten
1.235 Arbeitsplätze auf Gast- und Speisewirtschaften sowie sonstige Bewirtungsstätten.
26
Ausgehend von dieser realen Größe sind unter Berücksichtigung der in Abschnitt 3.1
genannten Anteilswerte folgende Schätzungen zu den Arbeitsplatzeffekten des
Fremdenverkehrs im Landkreis Potsdam-Mittelmark möglich:
3.200 Arbeitsplätze im Gastgewerbe insgesamt
(sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Selbständige,
geringfügig Beschäftigte)
davon
2.250 Arbeitsplätze im Gastgewerbe aus touristischer Nachfrage.
Hinzu kommen tourismusabhängige Arbeitsplätze in weiteren Bereichen:
190 Arbeitsplätze in Kureinrichtungen, Reisevermittlungen und administrativen
Fremdenverkehrsinstitutionen
1.250 Arbeitsplätze in Beschäftigungsbereichen mit sekundären Arbeitsplatzeffekten
des Fremdenverkehrs (Handel, Dienstleistungen, Transport
etc.).
Dies ergibt die geschätzte Gesamtsumme von
3.700 tourismusabhängigen Arbeitsplätzen.
Im Landkreis Potsdam-Mittelmark bestanden damit Mitte 1997 in der Tourismusbranche
rund 3.500 - 4.000 Arbeitsplätze. Daraus ergibt sich ein Anteil der Tourismusbranche
an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen des Landkreises in Höhe von 5 Prozent.
Der Fremdenverkehr erreicht im Landkreis hinsichtlich seiner Arbeitsplatzeffekte
einen der Land- und Forstwirtschaft vergleichbaren Stellenwert.
26
Angaben des Arbeitsamtes Potsdam.
Die Klassifizierung der Arbeitsplätze entspricht den Nummern 700 und 703 des Verzeichnisses
der Wirtschaftszweige für die Statistik der Bundesanstalt für Arbeit.
47

Das gestiegene Fremdenverkehrsaufkommen der vergangenen Jahre hat im Landkreis
- wie ein Vergleich der Beschäftigtenzahlen des Gastgewerbes von Mitte 1997 mit
denen der Handels- und Gaststättenzählung von 1993 zeigt - zu einer deutlichen
Zunahme der tourismusabhängigen Beschäftigung geführt. Im Jahre 1997 ist allerdings
die Beschäftigung im Gastgewerbe gegenüber 1996 wieder zurückgegangen (von
1.846 auf 1.758 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte). Im Juni 1997 waren im
Beherbergungsgewerbe 17 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und im
Gaststättengewerbe 71 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte weniger als im
gleichen Vorjahresmonat gemeldet.
Die Berufsgruppenstruktur deutet darauf hin, daß auch im Gastgewerbe des
Landkreises Potsdam-Mittelmark ein relativ hoher Anteil der Beschäftigten Tätigkeiten
ausübt, die nicht zur Gruppe der Hotel- und Gaststättenberufe gehören.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte der Hotel- und Gaststättenberufe (829)
haben an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des
Gastgewerbes (1.846) nur einen Anteil von 45 Prozent (durchschnittlicher Anteil in
Deutschland 65 Prozent). Neben Köchen und Küchenhilfen, die wahrscheinlich
überdurchschnittlich vertreten sind, ist möglicherweise auch ein relativ hoher Anteil
vielseitig einsetzbarer technischer, Reinigungs- und Verwaltungskräfte gemeldet (vgl.
Abschnitt 3.5).
Innerhalb der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe ist der Anteil von Beschäftigten
mit abgeschlossener Berufsausbildung im Vergleich zu anderen Berufsgruppen
deutlich geringer. 1996 und 1997 ist dieser Anteil weiter zurückgegangen.
Tabelle 21:
Berufsgruppen*
( ) Nr. der Systematik
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten
Berufsgruppen des Landkreises Potsdam-Mittelmark
(Arbeitsortprinzip)
insgesamt
30.06.1995 30.06.1996 30.06.1997
davon mit
abgeschl.
Berufsausbildung
(in Prozent)
insgesamt
davon mit
abgeschl.
Berufsausbildung
(in Prozent)
insgesamt
davon mit
abgeschl.
Berufsausbildung
(in Prozent)
(91) Gästebetreuer 843 50,1 829 48,0 840 46,3
(39) Back-, Konditorwarenherst. 297 72,1 301 69,1 300 68,3
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 189 77,8 177 76,3 151 78,1
(41) Speisenbereiter 1.219 64,8 1.290 63,4 1.321 62,5
(68) Warenkaufleute 4.155 76,0 4.210 75,5 4.155 75,5
(70) And. Dienstleistungskaufleute 694 22,9 728 26,4 717 39,7
(71) Berufe des Landverkehrs 3.380 73,3 3.588 74,0 3.967 74,4
(79) Dienst-, Wachberufe 974 75,9 928 75,4 971 72,6
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 1.850 72,9 1.958 74,3 2.167 74,8
(90) Körperpfleger 332 75,3 340 76,2 351 78,1
* Klassifizierung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Potsdam
48

Tabelle 21 informiert des weiteren über Größenordnungen und Entwicklungstendenzen
der Beschäftigung in Berufsgruppen mit sekundären Beschäftigungswirkungen des
Fremdenverkehrs. Trotz fehlender konkreter Zahlen kann weitgehend angenommen
werden, daß sich der Einfluß des Tourismus auf die Beschäftigungssituation in diesen
Berufsgruppen ähnlich wie in der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe gestaltet,
wenngleich mit geringerer Intensität.
Die weit überwiegende Mehrzahl der gastgewerblichen Arbeitsplätze des Landkreises
befindet sich in kleinen und sehr kleinen Betrieben des Gaststättengewerbes
(durchschnittliche Arbeitsstättengröße 3,1 Beschäftigte). Dagegen ist ein erheblicher
Teil der Arbeitsplätze des Beherbergungsgewerbes in relativ großen Betriebsstätten
angesiedelt. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark hat die Durchschnittsgröße der Beherbergungsbetriebe
in den vergangenen Jahren sogar noch zugenommen (von 56 Gästebetten
in 1992 auf 60 in 1997). Diese Entwicklung dürfte vor allem auf die Inbetriebnahme
einiger größerer Hotels im engeren Verflechtungsraum zu Berlin
zurückzuführen sein.
Tabelle 22: Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe 1992/1993
Landkreis Potsdam-Mittelmark
Wirtschaftszweig
Arbeitsstätten
Beschäftigte
Beschäftigte
je
Arbeitsstätte
Umsatz
1992 je
Arbeitsstätt
e
Umsatz 1992
je
Beschäftigten
( ) Nr. Klassifikation WZ 93 Anzahl am 30.04.1993 1.000 DM DM
(55) Gastgewerbe 480 1.790 3,7 242 64.798
(55.1) Hotels, Gasthöfe, Pensionen
u. Hotels garnis 43 444 10,3 648 62.741
(55.2) Sonst. Beherbergungsgewerbe
15 24 1,6 59 36.614
(55.3) Restaurants, Cafés, Eisdielen
u. Imbißhallen 339 1.106 3,3 222 67.949
(55.4) Sonstiges Gaststättengewerbe
68 164 2,4 129 53.305
(55.5) Kantinen und
Caterer 15 52 3,5 224 64.580
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg, Ergebnisse der
Handels- und Gaststättenzählung 1993, Berechnungen SÖSTRA
Rund drei Viertel (73,9 Prozent) der Erwerbstätigen des Gastgewerbes des Landkreises
Potsdam-Mittelmark waren 1993 im Gaststättengewerbe tätig. An der Anzahl der
Arbeitsstätten gemessen dominiert dieser Bereich die Betriebsartenstruktur des Gastgewerbes
sogar noch deutlicher. Im Beherbergungsgewerbe ist der Anteil der nicht zur
Hotellerie gehörenden Betriebsarten (Ferienheime etc.) rückläufig. Es nehmen die
Anteile von Betriebsarten zu, die, wie Hotels garnis und Pensionen, nicht sehr
beschäftigungsintensiv sind. Der Ausbau der Übernachtungskapazitäten ist daher nicht
in gleichem Maße mit einer Zunahme von Arbeitsplätzen verbunden.
49

Tabelle 23:
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe
je Einwohner des Landkreises Potsdam-Mittelmark 1992/1993
Arbeitsstätten Beschäftigte Umsatz 1992
Ehemalige Landkreise je 10.000 Einwohner je Einwohner
Land Anzahl am 30.04.1993 DM
Belzig 27 102 653
Brandenburg Land 32 105 587
Potsdam Land 27 115 732
Land Brandenburg 21 75 481
Deutschland insges. 29 150 1.098
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg,
Handels- und Gaststättenzählung 1993
In Tabelle 23 wird die teilräumliche Differenzierung in der Ausstattung des
Landkreises mit Arbeitsplätzen im Gastgewerbe deutlich. Der ehemalige Kreis
Potsdam Land gehörte 1993 im Land Brandenburg zu den Gebieten mit der höchsten
Dichte an gastgewerblichen Arbeitsplätzen. Auch die beiden Kreise Belzig und
Brandenburg Land lagen über dem Landesdurchschnitt. Insgesamt waren aber erst rund
zwei Drittel des Bundesdurchschnittes erreicht.
3.4 Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs im Landkreis Prignitz
Im Gastgewerbe des Landkreises Prignitz gab es am 30. Juni 1997
470 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Gastgewerbe.
Davon entfielen
131 Arbeitsplätze auf Hotels, Gasthöfe und sonstige
Beherbergungsstätten
339 Arbeitsplätze auf Gast- und Speisewirtschaften sowie sonstige Bewirtungsstätten.
27
Ausgehend von dieser realen Größe sind unter Berücksichtigung der in Abschnitt 3.1
genannten Anteilswerte folgende Schätzungen zu den Arbeitsplatzeffekten des
Fremdenverkehrs im Landkreis Prignitz möglich:
850 Arbeitsplätze im Gastgewerbe insgesamt
(sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Selbständige,
geringfügig Beschäftigte)
davon
600 Arbeitsplätze im Gastgewerbe aus touristischer Nachfrage.
27
Angaben des Arbeitsamtes Neuruppin.
Die Klassifizierung der Arbeitsplätze entspricht den Nummern 700 und 703 des Verzeichnisses
der Wirtschaftszweige für die Statistik der Bundesanstalt für Arbeit.
50

Hinzu kommen tourismusabhängige Arbeitsplätze in weiteren Bereichen:
50 Arbeitsplätze in Kureinrichtungen, Reisevermittlungen und administrativen
Fremdenverkehrsinstitutionen
350 Arbeitsplätze in Beschäftigungsbereichen mit sekundären Arbeitsplatzeffekten
des Fremdenverkehrs (Handel, Dienstleistungen, Transport
etc.).
Dies ergibt die geschätzte Gesamtsumme von
1.000 tourismusabhängigen Arbeitsplätzen.
Im Landkreis Prignitz bestanden damit Mitte 1997 in der Tourismusbranche rund
1.000 Arbeitsplätze. Daraus ergibt sich ein Anteil der Tourismusbranche an der
Gesamtzahl der Erwerbstätigen des Landkreises in Höhe von rund 2,5 Prozent. Hier
wird offensichtlich, daß der Fremdenverkehr, auf den Landkreis Prignitz insgesamt
bezogen, hinsichtlich seiner Arbeitsplatzeffekte noch keinen mit den anderen
Landkreisen vergleichbaren Stellenwert hat.
Dennoch hat auch im Landkreis Prignitz das gestiegene Fremdenverkehrsaufkommen
der vergangenen Jahre zu einer Zunahme der tourismusabhängigen Beschäftigung
geführt. Die Beschäftigtenzahlen des Gastgewerbes von Mitte 1997 liegen deutlich
über denen der Handels- und Gaststättenzählung von 1993. Die Zahl der
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Berufsgruppe Hotel- und
Gaststättenberufe war 1996 gegenüber dem Vorjahr sogar um 16 Prozent gestiegen.
1997 trat aber ein Beschäftigungsabbau im Gastgewerbe des Landkreises ein. Im Juni
1997 waren im Beherbergungsgewerbe 18 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
und im Gaststättengewerbe 15 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte weniger als im
gleichen Vorjahresmonat gemeldet.
Die Berufsgruppenstruktur deutet darauf hin, daß auch im Gastgewerbe des
Landkreises Prignitz ein relativ hoher Anteil der Beschäftigten aus Berufen kommt, die
nicht zur Gruppe der Hotel- und Gaststättenberufe gehören.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte der Hotel- und Gaststättenberufe (246)
haben an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des
Gastgewerbes (506) nur einen Anteil von 49 Prozent (durchschnittlicher Anteil in
Deutschland 65 Prozent). Neben Köchen, Reinigungspersonal, Verwaltungs- und
technischen Kräften ist auch hier - ähnlich wie bei den anderen Landkreisen - der
Anteil der Beschäftigten überdurchschnittlich hoch, die nicht der beruflichen Gruppe
Gästebetreuer zugeordnet werden.
Im Landkreis Prignitz ist in der Beschäftigtengruppe der Hotel- und Gaststättenberufe
der Anteil von Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung relativ hoch. 1996
und 1997 ist dieser Anteil aber deutlich zurückgegangen.
51

Tabelle 24:
Berufsgruppen*
( ) Nr. der Systematik
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in ausgewählten fremdenverkehrsrelevanten
Berufsgruppen des Landkreises Prignitz (Arbeitsortprinzip)
insgesamt
30.06.1995 30.06.1996 30.06.1997
davon mit
abgeschl.
Berufsausbildung
(in Prozent)
insgesamt
davon mit
abgeschl.
Berufsausbildung
(in Prozent)
insgesamt
davon mit
abgeschl.
Berufsausbildung
(in Prozent)
(91) Gästebetreuer 212 79,7 246 71,1 237 62,4
(39) Back-, Konditorwarenherst. 140 72,9 140 69,3 132 66,7
(40) Fleisch-, Fischverarbeiter 147 91,2 152 88,8 155 88,4
(41) Speisenbereiter 504 70,8 492 67,3 484 69,8
(68) Warenkaufleute 2.288 79,3 2.179 78,8 2.204 80,0
(70) And. Dienstleistungskaufleute 155 53,5 161 64,0 141 65,2
(71) Berufe des Landverkehrs 1.845 84,9 1.804 81,2 1.617 85,4
(79) Dienst-, Wachberufe 365 81,4 326 81,9 290 80,0
(85) Übr. Gesundheitsdienstberufe 1.339 83,0 1.407 81,7 1.414 81,8
(90) Körperpfleger 216 79,2 201 77,6 215 80,5
* Klassifizierung der Berufsgruppen gemäß Bundesanstalt für Arbeit, Klassifizierung der Berufe
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Neuruppin
Tabelle 24 informiert des weiteren über Größenordnungen und Entwicklungstendenzen
der Beschäftigung in Berufsgruppen mit sekundären Beschäftigungswirkungen des
Fremdenverkehrs. Obwohl nicht direkt meßbar, kann weitgehend angenommen
werden, daß sich der Einfluß des Tourismus auf die Beschäftigungssituation in diesen
Berufsgruppen zwar mit geringerer Intensität aber mit ähnlicher Wirkungsrichtung wie
in der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe gestaltet.
Die weit überwiegende Mehrzahl der gastgewerblichen Arbeitsplätze des Landkreises
befindet sich in kleinen und sehr kleinen Betrieben des Gaststättengewerbes
(durchschnittliche Arbeitsstättengröße 2,2 Beschäftigte). Auch im Beherbergungsgewerbe
sind inzwischen kleine Betriebseinheiten dominierend. Die durchschnittliche
Größe der Beherbergungsbetriebe ging von 62 Gästebetten in 1992 auf 33 Gästebetten
in 1997 zurück. Sie liegt damit unter den entsprechenden Landes- und Bundesdurchschnittswerten
(53 bzw. 44 Gästebetten).
52

Tabelle 25: Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe 1992/1993
Landkreis Prignitz
Wirtschaftszweig
Arbeitsstätten
Beschäftigte
Beschäftigte
je
Arbeitsstätte
Umsatz
1992 je
Arbeitsstätt
e
Umsatz 1992
je
Beschäftigten
( ) Nr. Klassifikation WZ 93 Anzahl am 30.04.1993 1.000 DM DM
(55) Gastgewerbe 220 612 2,8 178 66.721
(55.1) Hotels, Gasthöfe, Pensionen
u. Hotels garnis 13 103 7,9 600 75.747
(55.2) Sonst. Beherbergungsgewerbe
2
(55.3) Restaurants, Cafés, Eisdielen
u. Imbißhallen 148 374 2,5 163 64.399
(55.4) Sonstiges Gaststättengewerbe
57 96 1,7 115 67.985
(55.5) Kantinen und
Caterer 10
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg, Ergebnisse der
Handels- und Gaststättenzählung 1993, Berechnungen SÖSTRA
Rund drei Viertel (73,9 Prozent) der Erwerbstätigen des Gastgewerbes des Landkreises
Prignitz waren 1993 im Gaststättengewerbe tätig. An der Anzahl der Arbeitsstätten
gemessen dominiert dieser Bereich die Betriebsartenstruktur des Gastgewerbes sogar
noch deutlicher. Im Behergungsgewerbe ist der Anteil der nicht zur Hotellerie gehörenden
Betriebsarten (Ferienheime etc.) rückläufig. Es nehmen die Anteile von Betriebsarten
zu, die wie Hotels garnis und Pensionen nicht sehr beschäftigungsintensiv sind.
Der Ausbau der Übernachtungskapazitäten ist daher nicht in gleichem Maße mit einer
Zunahme von Arbeitsplätzen verbunden.
Tabelle 26:
Arbeitsstätten, Beschäftigte und Umsatz im Gastgewerbe
je Einwohner des Landkreises Prignitz 1992/1993
Arbeitsstätten Beschäftigte Umsatz 1992
Ehemalige Landkreise je 10.000 Einwohner je Einwohner
Land Anzahl am 30.04.1993 DM
Perleberg 22 57 379
Pritzwalk 24 65 426
Land Brandenburg 21 75 481
Deutschland insges. 29 150 1.096
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg,
Handels- und Gaststättenzählung 1993
In Tabelle 26 wird die teilräumliche Differenzierung in der Ausstattung des
Landkreises mit Arbeitsplätzen im Gastgewerbe deutlich. Im ehemaligen Kreis
Pritzwalk war 1993 eine höhere Dichte an gastgewerblichen Arbeitsplätzen als im
Kreis Perleberg vorhanden, obwohl sich in diesem Gebiet mit Bad Wilsnack und den
Elbtalauen mehr fremdenverkehrliche Schwerpunkte des Landkreises Prignitz
befinden. Beide Teilräume lagen unter dem Landesdurchschnitt und erreichten nur
wenig mehr als ein Drittel des Bundesdurchschnittes an Arbeitsplätzen im
Gastgewerbe auf jeweils 10.000 Einw. bezogen.
53

Die zusammenfassende Tendenz der Beschäftigungsentwicklung in der Tourismuswirtschaft
der drei untersuchten Landkreise fällt für die vergangenen Jahre insgesamt
positiv aus. Im Gastgewerbe, dem größten Bereich der Tourismuswirtschaft, sind in
allen drei Landkreisen die Beschäftigtenzahlen im Zeitraum 1993-1996 deutlich
gestiegen. Im Jahre 1997 ist allerdings die positive Beschäftigungsentwicklung der
vorangegangenen Jahre nicht fortgesetzt worden. Gegenüber 1996 trat wieder ein
leichter Rückgang in der tourismusabhängigen Beschäftigung ein. In der Summe der
drei Untersuchungsregionen ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
des Gastgewerbes von 3.568 auf 3.521 zurückgegangen.
Dieser Entwicklung im Jahre 1997 liegt vor allem eine Verringerung der sozialversicherungspflichtigen
Arbeitsplätze im Gaststättengewerbe (-131) zu Grunde, die in
allen drei Landkreisen eintrat. Sie konnte durch den Zuwachs an Arbeitsplätzen im
Beherbergungsgewerbe, der zudem auf den Landkreis Oder-Spree begrenzt blieb, nur
zum Teil ausgeglichen werden. Da im Gaststättengewerbe sich rund zwei Drittel der
Arbeitsplätze des Gastgewerbes befinden, betrifft dieser Rückgang ein relativ breites
Segment der tourismusabhängigen Beschäftigung. Die touristisch abhängige Beschäftigung
im Gaststättengewerbe wird besonders durch den Tagesausflugverkehr
beeinflußt.
Bei der Betrachtung der Beschäftigungsentwicklung nach Berufsgruppen fällt auf, daß
trotz reduzierter Gesamtzahl sozialversicherungspflichtiger gastgewerblicher Arbeitsplätze
auch 1997 die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Hotelund
Gaststättenberufe in der Summe der drei untersuchten Landkreise weiterhin
zugenommen hat. Sie stieg um 2,5 Prozent (41 Beschäftigte), nachdem sie bereits 1996
um 4,3 Prozent (66 Beschäftigte) zugenommen hatte. Die Anzahl der
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Berufsgruppe Köche hat sich 1997
gegenüber 1996 nicht verändert. Der Abbau von Arbeitsplätzen muß sich daher vor
allem in anderen im Gastgewerbe tätigen Berufsgruppen vollzogen haben (bspw.
technische Bereiche, Verwaltung) und zwar - unter Berücksichtigung der vorgenannten
Zunahme der Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe - doppelt so hoch, wie er
für das gesamte Gastgewerbe ausgewiesen wird.
Diesen Gesamttendenzen liegt eine differenzierte Entwicklung in den einzelnen Landkreisen
zu Grunde. Der Rückgang der tourismusabhängigen Beschäftigung im Jahre
1997 zeigt sich auch in der Bilanz der Landkreise Potsdam-Mittelmark und Prignitz, in
denen die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowohl im Beherbergungsgewerbe
als auch im Gaststättengewerbe zurückging. Im Landkreis Potdam-Mittelmark
vollzog sich der Abbau von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen im
Gaststättengewerbe am stärksten (-71) - bei gleichzeitiger Zunahme der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe. Im Landkreis Prignitz
führte der drastische Einbruch bei den Kuren auch zu einer Verringerung der Anzahl
der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe. Hier
war in dieser Berufsgruppe 1996 noch eine deutliche Steigerung um 34
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte eingetreten. Der Landkreis Oder-Spree kann
auch für 1997 eine insgesamt positive Entwicklung der tourismusabhängigen
Beschäftigung verzeichnen, da dem Beschäftigungsrückgang im Gaststättengewerbe
ein höherer Beschäftigungszuwachs im Beherbergungsgewerbe gegenübersteht. Die
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe
stieg 1997 um 7,3 Prozent (39 Beschäftigte), nachdem sie bereits 1996 um 9,5 Prozent
(46 Beschäftigte) gestiegen war.
Die Daten zu den Arbeitsplatzeffekten des Fremdenverkehrs lassen erkennen, daß der
Tourismus in zwei der drei untersuchten ländlichen Räume bereits einen der Landwirtschaft
vergleichbaren Stellenwert einnimmt. Die Tourismuswirtschaft ist damit hier
auch ein wichtiger Bereich des regionalen Arbeitsmarktes geworden, der regionalen
strukturpolitischen Aktivitäten ein relativ breites, zugleich aber differenzierte
Anforderungen stellendes Handlungsfeld bietet.
54

3.5 Zur qualitativen Struktur der Arbeitsplätze im Fremdenverkehr
Die Arbeitsplatzeffekte des Fremdenverkehrs weisen eine Reihe qualitativer Spezifika
auf, die auch die Möglichkeiten des Einsatzes von arbeitsmarktpolitischen
Instrumenten in dieser Branche beeinflussen und in der Gestaltung der Beratung zur
Arbeitsmarktförderung berücksichtigt werden müssen.
Besonderheiten und Differenzierungen in den qualitativen Strukturen der Beschäftigungswirkungen
des Fremdenverkehrs ergeben sich aus den verschiedenen
touristischen Nachfragearten, bspw. der Urlaubs- und Erholungsnachfrage, der
Kurnachfrage und den geschäftlich bedingten Reisen, aus den unterschiedlichen
Fremdenverkehrsformen, bspw. Tagestourismus und übernachtender Tourismus mit
den Varianten vom Camping bis zur hochpreislichen Hotellerie sowie aus den
konkreten Zeit- und Raumkonstellationen, bspw. Saisonzeiten, regionalen
Fremdenverkehrsattraktionen, Verkehrsinfrastruktur etc. Sie alle haben Einfluß auf die
Herausbildung der Leistungsbereiche und entsprechenden Tätigkeitsfelder der Betriebe
des Fremdenverkehrs. Spürbar werden sie insbesondere im Anforderungsprofil und im
Arbeitszeitmodus der Arbeitsplätze des Gastgewerbes.
Zum Anforderungsprofil gastgewerblicher Arbeitsplätze
Das Gastgewerbe bietet sehr breit gefächerte Tätigkeitsbereiche mit starken
Differenzierungen im Anforderungsprofil. Sie reichen von einfachen Arbeiten über
multifunktionale Anforderungen bis zur qualifizierten Spezialistentätigkeit mit
internationaler Erfahrung und Fremdsprachenkenntnissen. Neben gut ausgebildeten
Fachkräften, von denen während ihrer Ausbildung und Entwicklung z.T. hohe
Mobilitätsbereitschaft erwartet wird, ist auch ein relativ hoher Anteil der Beschäftigten
für einfache und Hilfstätigkeiten eingesetzt.
Die Tabellen 19, 21 und 24 zeigen, daß besonders in den Landkreisen Oder-Spree und
Potsdam-Mittelmark in den Hotel- und Gaststättenberufen der Anteil von
Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung relativ niedrig ist. Nur jeder
zweite Beschäftigte dieser Berufsgruppe verfügt hier über eine abgeschlossene
Berufsausbildung. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe nur eine Teilgruppe aller Beschäftigten
des Gastgewerbes bilden und neben den Selbständigen dieser Berufsgruppe z.T. durch
Berufsgruppen ergänzt werden, in denen der Anteil von Beschäftigten mit
abgeschlossener Berufsausbildung eher noch niedriger ist.
Hier wirkt sich der hohe Anteil von Klein- und Kleinstbetrieben aus. Besonders in
Kleinbetrieben der Betriebsarten Gaststätten sowie Hotels garnis und Pensionen ist die
Personalstruktur sehr einfach und undifferenziert. Häufig besteht sie nur aus der Inhaberfamilie
und ein oder zwei teilzeitbeschäftigten Aushilfen bzw. Hilfskräften. Kleinbetriebe
des Gastgewerbes beschäftigen vorrangig Allround-Kräfte, die multifunktional
anfallende Arbeiten übernehmen.
Diese Multifunktionalität, die von den Beschäftigten Vielseitigkeit, Zuverlässigkeit
und zeitlich flexible Verfügbarkeit fordert, ist zugleich ein Problembereich im
Anforderungsprofil der Beschäftigten des Gastgewerbes. Sie öffnet Spielraum,
Beschäftigungsverhältnisse und deren finanzielle Regelungen primär nach den
einfacheren Arbeitsanteilen einzustufen und so Vollzeit- oder auch
Teilzeitbeschäftigungen durch geringfügige Beschäftigung mit geringem
Qualifikationsniveau zu ersetzen. Dadurch werden vor allem die Lohnkosten reduziert,
das Arbeitsverhältnis aber noch im erlaubten legalen Rahmen gehalten. Diese
multifunktionale Beschäftigung kann zudem auch genutzt werden, um gegenüber den
Sozialversicherungsträgern Kosten zu sparen.
Ein Teil dieser Beschäftigungsverhältnisse ist zumindest gesellschaftlich als prekär
anzusehen und wird unter Nutzung der Arbeitsmarktlage nicht selten zu so problemati-
55

schen Bedingungen vereinbart, daß sie auch individuell als prekär empfunden werden
müssen. 28
Der im vorhergehenden Abschnitt aufgezeigte unterdurchschnittliche Anteil von
Beschäftigten der Hotel- und Gaststättenberufe an den Beschäftigten des Gastgewerbes
der drei Landkreise (44 Prozent, 45 Prozent und 49 Prozent gegenüber 65 Prozent in
Deutschland insgesamt) findet möglicherweise seinen Erklärungsansatz in diesen mit
den multifunktionalen Beschäftigungsverhältnissen entstehenden Spielräumen. Auch
der rückläufige Anteil von Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung im
Gastgewerbe der drei Landkreise kann als ein Anzeichen dafür angesehen werden, daß
diese Spielräume zunehmend genutzt werden. Vermutlich zwingt die wirtschaftliche
Situtation der geringen Eigenkapitalausstattung und der relativ geringen Umsätze
besonders Klein- und Kleinstbetriebe, die sich aus den multifunktionalen
Beschäftigungsverhältnissen ergebenden Gelegenheiten der Lohnkostenreduzierung
auszunutzen.
Bei einem erheblichen Teil der Arbeitsplätze handelt es sich um schwere Arbeit, die
zudem häufig mit hoher Verantwortung verbunden ist. Beispielsweise sind
Einzelpersonen - größtenteils Frauen - für eine ganze Einrichtung bzw. Bereiche mit
entsprechend breiter Zuständigkeit verantwortlich. Das Lohnniveau ist für das Gros der
Beschäftigten niedrig. Ein Koch verdient zwischen 1.800 und 2.200 DM Brutto, der
Durchschnitt liegt bei 1.900 DM. Viele Arbeitgeber zahlen noch weniger.
Im Unterschied zu den einfachen Beschäftigungen gibt es teilweise Defizite in der Verfügbarkeit
qualifizierter, den Besonderheiten des Gastgewerbes entsprechender
Arbeitskräfte. Von Hoteliers der drei Landkreise wird die Schwierigkeit
hervorgehoben, für anspruchsvolle Tätigkeiten genügend geeignete Fachkräfte zu
finden, die bereit sind, sich voll (mit Leib und Seele) auf die Spezifik der
Anforderungen des Gastgewerbes einzustellen. Insbesondere wird die mangelnde
Bereitschaft von Beschäftigten beklagt, sich durch zeitweilige Tätigkeiten in anderen
Regionen und Ländern die für gehobene Gastronomie erforderlichen Erfahrungen
anzueignen. Bestätigt wird dieses Problem beispielsweise durch die Tatsache, daß die
auch über die Arbeitsämter laufenden Angebote für Saisonarbeit in Österreich nicht in
Anspruch genommen werden. Es wird deutlich, daß die Einstellung eines Teiles der
Arbeitnehmer bzw. potentieller Arbeitnehmer auf die spezifischen
Leistungsanforderungen des Gastgewerbes nicht genügend ausgeprägt ist.
Eine weitere Spezifik der Beschäftigung im Gastgewerbe im ländlichen Raum sind die
hohen Mobilitätsanforderungen. Die Kombination von ungünstigen Arbeitszeiten
(bspw. bis Mitternacht) und schwachen bzw. fehlenden ÖPNV-Angeboten schränken
besonders für Frauen im ländlichen Raum die Beschäftigungsmöglichkeiten im
Gastgewerbe erheblich ein, wenn sich die Arbeitsstätten nicht am Wohnort befinden.
Die dann erforderliche Anschaffung eines in der Regel zweiten Pkw in der Familie
steht kaum in einem vernünftigen Verhältnis zu dem dadurch erzielbaren Einkommen.
28
Vgl. Schultheis, L., Simone, V., Formen, Entwicklungstendenzen und branchenspezifische
Aspekte prekärer Beschäftigungsverhältnisse im Land Brandenburg, LASA-Studie Nr. 27,
Potsdam 1996.
56

Zum zeitlichen Beschäftigungsmodus und -rhythmus der Arbeitskräfte
im Gastgewerbe
Das Gastgewerbe weist eine Reihe von Besonderheiten in den
Arbeitszeitanforderungen auf, die den zeitlichen Beschäftigungsmodus und -rhythmus
der Arbeitskräfte wesentlich beeinflussen und z.T. sogar entscheidend für Beginn und
Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen sind. Auch hier bestehen betriebsgrößenund
betriebsartenspezifische Differenzierungen.
Das Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe stellt hohe Anforderungen an die
zeitliche Flexibilität der Beschäftigten. Bereitschaft zu Abend-, Wochenend- und
Feiertagsarbeit sowie in Kleinbetrieben auch zu geteilten Schichten sind
Selbstverständlichkeiten, die jedoch vor allem für Frauen im ländlichen Raum häufig
schwer zu realisieren sind, besonders wenn zur Familie gehörende Personen betreut
werden müssen. Zwei Probleme stehen aber hinsichtlich der zeitlichen
Beschäftigungsanforderungen im Gastgewerbe ganz besonders im Vordergrund - die
Teilzeitbeschäftigung und die Saisonbeschäftigung.
Der zeitliche Beschäftigungsmodus der Arbeitskräfte im Gastgewerbe ändert sich
gegenwärtig generell weiter zugunsten des bereits sehr hohen Anteils von Teilzeitbeschäftigung.
Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen Beschäftigten des Gastgewerbes
stieg in Deutschland von 45,5 Prozent im Jahre 1995 auf 46,4 Prozent im
Jahre 1996. 29 Hierin eingeschlossen sind sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigte
und geringfügig Beschäftigte. Im Jahre 1996 verlief der Beschäftigungsabbau im
Gastgewerbe vor allem zu Lasten der Vollzeitbeschäftigung. Die konkreten Zahlen der
Beschäftigtenentwicklung 1996 gegenüber 1995 belegen deutlich die Strukturverschiebung
von den Vollzeitkräften hin zu den Teilzeitkräften: alle Beschäftigte -2,8 Prozent,
Vollzeitbeschäftigte -4,5 Prozent, Teilzeitbeschäftigte -0,7 Prozent. Bei einigen
Betriebsarten des Gastgewerbes gab es 1996 sogar eine Zunahme im Bereich der Teilzeitbeschäftigten
(Cafe's +0,2 Prozent, Eisdielen +1,9 Prozent, Imbißhallen +4,9 Prozent,
Caterer +7,1 Prozent - alle bei gleichzeitiger Verringerung der Zahl der Vollzeitkräfte).
Die vom Statistischen Bundesamt auf der Basis von Teilerhebungen hochgerechneten
Daten stehen auf Kreisebene nicht zur Verfügung. Hier sind nur die Zahlen für die
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Gastgewerbes verfügbar.
Tabelle 27:
Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Vollzeit- und Teilzeitkräfte im
Gastgewerbe der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz
Landkreise/ Beschäftigte davon
kreisfreie Städte am 30.6.1996 Vollzeitbeschäftigte Teilzeitbeschäftigte
insgesamt absolut in v. H. absolut in v. H.
Oder-Spree 1.219 1.138 93,4 81 6,6
Potsdam-Mittelmark,
Brandenburg Stadt,
4.078 3.591 88,1 487 11,9
Potsdam Stadt
Prignitz 503 469 93,2 34 6,8
Quelle: Angaben der Arbeitsämter Frankfurt (Oder), Neuruppin und Potsdam
29
Vgl. Spörel, U., Entwicklung im Gastgewerbe 1996, in: Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und
Statistik 5/1997, S. 324.
57

Zieht man zum Vergleich die entsprechenden Anteilswerte der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten des Gastgewerbes in Deutschland insgesamt - Vollzeitbeschäftigte
86,1 Prozent, Teilzeitbeschäftigte 13,9 Prozent - heran, wird offensichtlich, daß
die Teilzeitbeschäftigung unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des
Gastgewerbes der drei Landkreise unterdurchschnittlich - und zwar teilweise nur halb
so hoch wie im Bundesdurchschnitt - verbreitet ist. Hierfür gibt es zwei
Erklärungsansätze: Entweder ist die Teilzeitbeschäftigung im Gastgewerbe der drei
Landkreise generell unterdurchschnittlich ausgeprägt oder die Teilzeitbeschäftigung ist
in den drei Landkreisen überdurchschnittlich als geringfügige Beschäftigung verbreitet.
In beiden Fällen ergeben sich Entwicklungsmöglichkeiten in Richtung einer stärkeren
Ausprägung sozialversicherungspflichtiger Teilzeitbeschäftigung.
Dabei sind die betriebsartenspezifischen Bedarfsdifferenzierungen zu berücksichtigen.
Vom DWIF wurden für die einzelnen Betriebsarten des Gastgewerbes im früheren
Bundesgebiet im Jahr 1990 folgende Vollzeit-Teilzeitrelationen ermittelt: Hotels
("echte Vollhotelbetriebe") 90/10 Prozent, Gasthöfe 80/15 Prozent (5 Prozent
Beschäftigung nach Bedarf), Pensionen 64/30 Prozent (6 Prozent Beschäftigung nach
Bedarf), Hotels garnis 60/35 Prozent (5 Prozent Beschäftigung nach Bedarf),
Kurortunternehmen 83/15 Prozent (2 Prozent Beschäftigung nach Bedarf). 30
Eine weitere Besonderheit des Gastgewerbes ist der jahreszeitliche Beschäftigungsrhythmus
der Arbeitskräfte. Ein erheblicher Teil gastgewerblicher Leistungen ist
saisonabhängig. Insbesondere die Nutzung der Beherbergungskapazitäten unterliegt
sehr starken saisonalen Schwankungen. "In den neuen Bundesländern ist der relative
Unterschied zwischen den einzelnen monatlichen Übernachtungswerten etwas größer
als im früheren Bundesgebiet, wobei in Brandenburg der Saisoncharakter besonders
ausgeprägt ist." 31 Im Tourismus Brandenburgs hat in den vergangenen Jahren die
Saisonalität der Leistungen sogar noch zugenommen. Die Differenz zwischen dem
Monat mit dem niedrigsten Übernachtungsaufkommen und dem Monat mit dem
höchsten Übernachtungsaufkommen ist größer geworden. Die Bemühungen zur
Ausdehnung und damit zur Entzerrung der Saison haben bisher noch keine
Breitenwirkung.
Diese Entwicklung ist auch in den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und
Prignitz nachvollziehbar. Die in den Tabellen 5, 11 und 16 enthaltenen Monatszahlen
1997 der Gästeankünfte und Übernachtungen zeigen starke Schwankungen zwischen
Haupt- und Nebensaison.
Diese Schwankungen haben entsprechende Wirkungen auf die Leistungsanforderungen
an das Gastgewerbe - bis hin zu der Konsequenz, daß einige gastgewerbliche Arbeitsstätten
nur als Saisonbetriebe existieren können (in der Regel zwischen März und
November geöffnet). Entsprechend gestaltet sich der jahreszeitliche Beschäftigungszyklus
für einen erheblichen Teil der Arbeitskräfte des Gaststätten- und
Beherbergungsgewerbes. Nach Betriebsarten differenziert schwanken die Anteile
zwischen ganzjährig und saisonal beschäftigtem Personal. Im Rahmen der DWIF-
Untersuchungsergebnisse überragte bei den Vollhotelbetrieben das ganzjährig
beschäftigte Personal die anderen Beschäftigungsformen, während bei den
Pensionen/Gästehäusern etwas mehr als die Hälfte des Personals nur saisonal
beschäftigt war.
30
31
Vgl. Koch, A., Zeiner, M., Harrer, B.: Strukturanalyse des touristischen Arbeitsmarktes, a.a.O.
Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg, Fremdenverkehr im Land Brandenburg,
Daten und Analysen 3/1997, S. 15.
58

Abbildung 6: Saisonalität im Tourismus Brandenburgs -
Übernachtungsaufkommen nach Monaten
900
800
700
in Tausend
600
500
400
300
1993
1994
1995
1996
1997
200
100
0
Jan.
Feb.
März
Apr.
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Die Konsequenzen dieser jahreszeitlichen Schwankungen in den
Arbeitsplatzwirkungen des Fremdenverkehrs sind zwangsläufig auf dem Arbeitsmarkt
in einem jährlichen Auf und Ab-Rhythmus der Beschäftigten- und der
Arbeitslosenzahlen des Gastgewerbes wiederzufinden. Die Abbildung 7 ist inhaltlich
das Spiegelbild der Abbildung 6.
Abbildung 7:
Arbeitslose der Hotel- und Gaststättenberufe im Land
Brandenburg März, Juni, September und Dezember der Jahre
1993-1997
4500
4000
3500
3000
2500
2000
1500
1993
1994
1995
1996
1997
1000
500
0
März Juni September Dezember
Quelle:
Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg
Hier wird ein strukturelles Problem des Arbeitsmarktes für Beschäftigte des
Gastgewerbes deutlich: Der höchste Vermittlungsbedarf bzw. arbeitsmarktpolitische
Handlungsbedarf besteht in Zeiten, in denen die Vermittlungschancen auf dem
Arbeitsmarkt am geringsten sind.
59

4 Bisherige Wirkungen der Arbeitsförderung im Fremdenverkehr
4.1 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM)
In den Kurzdarstellungen der Landkreise im zweiten Teil dieser Untersuchung wurde
bereits hervorgehoben, daß die Arbeitslosenzahlen und -quoten nur eine
eingeschränkte Beurteilung des faktischen Arbeitsmarktgeschehens ermöglichen. Die
Differenz zur deutlich höher liegenden Unterbeschäftigung zeigt, wie wichtig aktive
arbeitsmarktpolitische Maßnahmen in den anhaltenden Umstrukturierungsprozessen
sind.
Der quantitative Rahmen für den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Förderungen ist allerdings
seit 1996 deutlich schlechter geworden. Wie die Abbildung 8 am Beispiel des für
den Landkreis Prignitz zuständigen Arbeitsamtes Neuruppin zeigt, steht den stark
ansteigenden Arbeitslosenzahlen ein erheblich verringertes Quantum an arbeitsmarktpolitischen
Förderfonds gegenüber. Die Zahl der über arbeitsmarktpolitische Instrumente
geförderten Personen ist stark rückläufig.
Im Fremdenverkehr konnten bereits wichtige beschäftigungs- und strukturpolitische
Vorhaben mit Hilfe des öffentlich finanzierten Arbeitsmarktes wirksam gefördert werden,
obwohl der Fremdenverkehr kein ausdrücklich genannter Förderschwerpunkt im
arbeitsmarktpolitischen Instrumentarium ist. ӆber ABM konnte in den brandenburgischen
Kommunen und Fremdenverkehrsverbänden der Aufbau von Fremdenverkehrsstrukturen
intensiv unterstützt werden, in vielen Gemeinden bot ABM erst die
Basis zur Entfaltung touristischer Aktivitäten. So wären beispielsweise die Einrichtung
touristischen Infobüros, die Erstellung von Angeboten für touristische
Serviceleistungen wie Gästeführer, Zimmervermittlung usw. ohne die Möglichkeiten
des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG) und die konstruktive Interpretation durch die
zuständigen Arbeitsämter sicherlich nur schwer realisierbar-, weil nicht finanzierbar
gewesen.
Kommunen und Arbeitsfördergesellschaften nutzen auch jetzt ABM, um das Ortsbild
zu verschönern, Radwege zu konzipieren und auszuschildern und aktuelle
Kulturereignisse zu organisieren. Auch die Vielzahl der durch den § 249h ermöglichten
Landschaftssanierungs- und -pflegemaßnahmen bieten noch immer für viele Männer
und Frauen im ländlichen Raum Beschäftigung - oft in enger Verbindung zur
Wirtschaft über das Instrument der öffentlichen Ausschreibung.” 32
Diese Aussagen sind auch auf die Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und
Prignitz bezogen zutreffend. Auch hier nutzen die Kommunen den öffentlich
geförderten Arbeitsmarkt als wichtige Ressource - in manchen Kommunen als einzige
Ressource - zur Umsetzung tourismusorientierter Strukturvorhaben. Die folgenden
Erkenntnisse beruhen vor allem auf Gesprächen und einer schriftlichen Befragung in
diesen drei Landkreisen.
32
Vgl. Simons, R., Erwartungen an die Wachstumsbranche Nummer Eins wachsen proportional zu
den steigenden Arbeitslosenzahlen - auch in Brandenburg, in: Brandaktuell - Arbeitsmarktpolitischer
Service der Landesagentur für Struktur und Arbeit Brandenburg GmbH, special-Nr.
3/1996, S. 10.
60

65000
Arbeitsamt Neuruppin
Gleitender Jahresdurchschnitt des Arbeitslosenbestandes im Vergleich zum gleitenden Jahresdurchschnitt der Gesamtzahl der
Arbeitslosen und der über arbeitsmarktpolitische Instrumente geförderten Personen
(Januar 1994 - Dezember 1997)
Abbildung 2.1
60000
Bestand (absolut)
55000
50000
45000
40000
Gleitender Jahresdurchschnitt der Gesamtzahl aller arbeitslos
gemeldeten, in ABM und nach LKZ § 249 AFG beschäftigten und in
FuU-Maßnahmen geförderten Personen,
die im Arbeitsamtsbezirk Neuruppin wohnen
35000
Gleitender Jahresdurchschnitt der
Arbeitslosenbestandsentwicklung
30000
25000
Jan.
Feb.
März
Apr.
Mai
Jun.
Jul.
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Jan.
Feb.
März
April
Mai
Jun.
Jul.
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Jan.
Feb.
März
April
Mai
Jun.
Jul.
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Jan.
Feb.
März
April
Mai
Juni
Jul.
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Arbeitsamt Neuruppin Pressesachbearbeitung/Statistik
61

In allen drei Landkreisen gibt es Beispiele der wirksamen Nutzung von ABM für die
Fremdenverkehrsentwicklung. Sie sind in der Regel Resultat einer gelungenen Kombination
von engagierten Initiatoren, überzeugenden Vorhaben und kooperativer Arbeitsverwaltung.
Im Landkreis Oder-Spree wurde Anfang 1997 im Amt Storkow (Mark) ein 20
Millionen DM-Projekt zum Ausbau eines Radwegenetzes gestartet, bei dem die ABM-
Förderung eine tragende Säule (20 Prozent der Kosten) bildet. Gemeinsam mit Mitteln
aus der GA-Förderung (70 Prozent der Kosten) und einem kommunalen Eigenanteil
(10 Prozent der Kosten) wird über Vergabe-ABM von 60 vorher Arbeitslosen,
vorrangig Langzeitarbeitslosen und arbeitslosen Frauen, ein Schlüsselprojekt der
Fremdenverkehrsinfrastruktur des Amtsbereiches durchgeführt. Neben den
unmittelbaren materiellen und Beschäftigungseffekten hat das Projekt wichtige mentale
Wirkungen. Es werden 60 "hiesige Leute" durch Fremdenverkehrsaktivitäten aus ihrer
persönlichen Problemsituation herausgeholt. Dies wirkt positiv auf die weitere
Einbeziehung von Bewohnern der Region in die Fremdenverkehrsentwicklung.
Zugleich stärkt dieses Projekt der praktischen Verbindung von Arbeitsmarkt- und
Strukturpolitik die Bindungen zwischen den Kommunen des Amtes. Es gehört
gegenwärtig zu den wichtigsten Vorhaben gemeinsamer Aktivitäten der Kommunen
des Amtsbereiches.
In der Vorbereitungs- und Entscheidungsphase des Projektes wurden Lücken in den
Verfahrensregelungen zur Verzahnung von Arbeitsförderung und GA-
Strukturförderung offensichtlich, z.B. in der Anerkennung der zu leistenden
Arbeitsstunden durch die ILB und im Nachweis der vom Amt zu erbringenden
wirtschaftlichen Effekte. Hier sind Regelungen erforderlich, die relativ unabhängig
sind von der Argumentationsstärke der beteiligten Akteure.
Hohe Fremdenverkehrsrelevanz hat auch der im Landkreis Potsdam-Mittelmark bereits
seit 1991 existierende Arbeits- und Ausbildungsförderungsverein Belzig e.V. Mit
einem hohen Anteil an arbeitsmarktpolitischer Förderung werden vom Verein
fremdenverkehrsrelevante Infrastrukturvorhaben umgesetzt (z.B. bisher 400 km
Wanderwege angelegt) und Weiterbildungsaktivitäten im Bereich des Innenmarketing
durchgeführt. Im Oktober 1997 war die Hälfte der 331 Beschäftigten direkt und
indirekt mit fremdenverkehrswirksamen Aufgaben befaßt: 35 Beschäftigte in
Fremdenverkehrsinfostellen, Denkmalpflege etc., 54 Beschäftigte im Bereich
Naturpark (Landschaftssicherung als Attraktion für den Fremdenverkehr) und 77
Beschäftigte im Bereich Ortsverbesserung und -gestaltung. 315 Mitarbeiter des Vereins
wurden über unterschiedliche Arbeitsförderungsmaßnahmen finanziert: 209
Beschäftigte in ABM, 52 Beschäftigte erhielten Lohnkostenzuschuß nach § 249h AFG
ergänzt durch Zuwendungen des Landes entsprechend der Gemeinsamen Richtlinie zur
Verbesserung der Umwelt, 54 Beschäftigte aus dem Landesprogramm ”Arbeit statt
Sozialhilfe”.
Aus diesem Verein sind bereits drei Betriebe hervorgegangen, die sich auf dem ersten
Arbeitsmarkt behaupten. Neben einem Baubetrieb mit 27 Beschäftigten gehören dazu
zwei Betriebe des Gastgewerbes - eine Gaststätte mit 8 Beschäftigten und eine Jugendherberge.
Der Verein ist insofern auch Beleg für die realisierbare Brückenfunktion der
Arbeitsförderung, auch in den spezifischen ersten Arbeitsmarkt Gastgewerbe.
Die vom Verein ebenfalls betriebenen Fremdenverkehrsinfostellen zeigen aber auch,
daß sich im Laufe der Zeit Grenzen für die Nutzung bestimmter Förderformen
herausbilden können. In diesen Infostellen entwickeln sich zunehmend gewerbliche
Aktivitäten (Verkauf von Publikationen und regionalen Produkten), die mit der ABM-
Finanzierung der Beschäftigten in Konflikt geraten. Hier muß eine Umstellung auf
LKZ-Regelungen erfolgen, die bisher aber nicht nach §249h AFG möglich sind und
62

Kofinanzierungen erfordern - entweder aus dem kommunalen Haushalt der
entsprechenden Fremdenverkehrskommunen, aus anderen Fördertöpfen, vom
ortsansässigen Fremdenverkehrsgewerbe oder aus einer Kombination aller drei
Finanzquellen.
Im Reisegebiet Prignitz (Landkreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin) wurde 1996 und
1997 ein Projekt zur Förderung des Urlaubs auf dem Lande mit Mitteln aus dem Programm
Integrierte Ländliche Entwicklung und mit ABM-Mitteln finanziert. Über den
Projektträger - Verein zur Förderung von Urlaub und Freizeit auf dem Lande in Brandenburg
e.V. - wurden 19 Beschäftigte in 4 Beratungsstellen eingesetzt, die aktiv in
Vor-Ort-Gesprächen Bewohner als Anbieter für Landurlaub gewonnen und beraten
haben. Die Projektteilnehmer wurden in Bildungsmaßnahmen auf diese Tätigkeit
vorbereitet. Der spezifische Wert dieser Beratungen bestand darin, daß sie besonders
intensiv an der Schnittstelle von Planung und Implementation und damit vor allem an
der kritischsten Stelle des Beginns gastgewerblicher Aktivitäten durchgeführt und mit
praktischer Hilfe bei den Antragsverfahren verbunden wurden. Der deutliche Anstieg
der Zahl der Anbieter von Urlaub auf dem Lande im Reisegebiet Prignitz - eine
wichtige strukturpolitische Wirkung in diesem ländlichen Raum - bestätigt die
Richtigkeit dieses Ansatzes. Von den 19 Projektteilnehmern fanden nach Auslaufen
des Projektes 12 Teilnehmer eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Im diesem Zusammenhang wird klar, daß die fehlende Förderung für Beratungen im
Fremdenverkehrsgewerbe ein besonders im ländlichen Raum spürbares Defizit der
gegenwärtigen Förderkulisse ist.
Die vorgenannten wie auch weitere Beispiele von ABM-Aktivitäten in den drei Landkreisen
zeigen, daß für den Fremdenverkehr eine hohe Wirksamkeit der ABM-
Förderung erreicht wird, wenn sie direkt mit Strukturförderung verbunden und so von
Anfang in strukturpolitische Vorhaben eingebunden ist. Zugleich hat ABM in diesen
Fällen nicht nur den Beteiligten Beschäftigung gebracht, sondern überhaupt erst die
Realisierung der für den Fremdenverkehr wichtigen strukturpolitischen Vorhaben
ermöglicht. Mit den anderen Förderfonds allein wären die Vorhaben nicht zustande
gekommen. Angesichts der Finanzmisere der Kommunen bleibt die ABM-Ressource in
der Entwicklung der Fremdenverkehrsinfrastruktur noch unverzichtbar. Bei einem
weiteren starken Rückgang der ABM-Förderung wird sich der dringend erforderliche
Ausbau der Fremdenverkehrsinfrastruktur, der inzwischen in der
Fremdenverkehrsentwicklung höchste Priorität hat und wichtiger geworden ist als der
Ausbau der Beherbergungskapazitäten, nicht im notwendigen Tempo vollziehen.
Die Beispiele belegen aber auch, daß die ausschließliche ABM-Finanzierung von fremdenverkehrsrelevanten
Infrastrukturmaßnahmen durch Verzahnung verschiedener
Kofinanzierungen ablösbar ist. Mit kreativem Engagement kann daher auch den
veränderten Anforderungen und Möglichkeiten der Arbeitsförderung entsprochen
werden. Hierzu ist allerdings eine enge konstruktive Zusammenarbeit von Kommune
und Arbeitsamt erforderlich, die im Bereich der Fremdenverkehrsentwicklung auch in
den drei Landkreisen noch nicht immer optimal verläuft. Der Hinweis mancher
Kommunalpolitiker darauf, daß der Fremdenverkehr nicht zu den kommunalen
Pflichtaufgaben gehört, womit quasi erklärt wird, der Fremdenverkehr könne nur über
ABM-Finanzierung entwickelt werden, ist keine hinreichende Ausgangsbasis für eine
wirksame Verzahnung aller Potentiale.
Gemeinsam sind Kommunalpolitik und Arbeitsamt auch gefordert, für die Vergabe-
ABM, die sich nunmehr zur Hauptform der ABM entwickeln, bei den lokalen Firmen
eine höhere Akzeptanz erreichen.
63

Abbildung 2.2
18000
16000
14000
12000
10000
8000
6000
4000
2000
0
Arbeitsamt Neuruppin
Bestand an Teilnehmern in ABM /LKZ/FuU
65
Jan.
Feb.
März
Apr.
Mai
Jun.
Jul.
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Jan.
Feb.
März
April
Mai
Jun.
Jul.
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Jan.
Feb.
März
April
Mai
Jun.
Jul.
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Jan.
Feb.
März
April
Mai
Juni
Jul.
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Arbeitsamt Neuruppin
Pressesachbearbeitung*Statistik
1993 1994 1995 1996 1997
ABM-Teilnehmer einschl. Sonderprogramm
FuU-Teilnehmer
LKZ-Teilnehmer
Zeitraum Janunar 1993 bis Dezember 1997
Bestand (absolut)

4.2 Zu weiteren Maßnahmen der Arbeitsförderung in der Tourismuswirtschaft
Eine noch nicht ausgeschöpfte Ressource der Förderung der Tourismusentwicklung in
den drei Landkreisen sind die direkt an die Wirtschaftsunternehmen gerichteten Maßnahmen
der Arbeitsförderung. Sie fördern primär die Beschäftigung auf dem ersten
Arbeitsmarkt, sind im Bereich des Fremdenverkehrs also ein Förderungsinstrument,
das sich vor allem an die Arbeitgeber des Gastgewerbes richtet und von ihnen bei der
Einstellung von Arbeitslosen genutzt werden kann. Dieses Förderangebot wird ergänzt
durch das Landesprogramm ”Qualifizierung und Arbeit für Brandenburg”.
Im Jahre 1997 hat - wie die Daten für das Arbeitsamt Neuruppin zeigen - die Zahl der
durch Eingliederungszuschüsse geförderten Beschäftigten generell deutlich zugenommen.
Auf diesem Wege war zumindest ein teilweiser Ausgleich des Rückgangs an
ABM-Beschäftigten möglich. Im Gastgewerbe der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-
Mittelmark und Prignitz werden die Fördermöglichkeiten dieses Instrumentariums
bisher erst von einem relativ kleinen Teil der Betriebe genutzt.
Die von SÖSTRA im Rahmen dieser Analyse durchgeführte Befragung im
Gastgewerbe der drei Landkreise ergab unter 156 Betrieben (1.006 Beschäftigte)
folgendes Resultat:
Tabelle 28:
Inanspruchnahme von Arbeitsfördermaßnahmen durch befragte Betriebe des
Gastgewerbes der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz
Inanspruchnahme Betriebe Geförderte Beschäftigte
von Arbeitsförderung % von 156 Anzahl % von 1.006
Bereits erfolgt 20,5 65 6,5
Erfolgt gegenwärtig 16,0 65 6,5
Möglich bzw. zusätzlich möglich 28,2 81 8,1
Quelle: SÖSTRA-Befragung Herbst 1997
Nur 16 Prozent der Betriebe nutzten zum Zeitpunkt der Befragung das Arbeitsförderungsinstrumentarium.
Unter Einbeziehung bereits vorher erfolgter Inanspruchnahmen
hat bisher rund ein Drittel der Betriebe aktiv Arbeitsförderungsmaßnahmen genutzt
(32,7 Prozent bei Ausklammerung erfolgter möglicher Mehrfachnennungen). Von den
Betrieben, die zum Befragungszeitpunkt AFG-geförderte Mitarbeiter beschäftigten,
gehörten 60 Prozent zur Betriebsart Hotel und 20 Prozent zur Betriebsart Gaststätte/Restaurant.
Die übrigen 20 Prozent gehörten zu den Betriebsarten Ferien-
/Schulungsheim und Campingplatz. Betriebe der Betriebsarten Pension, Gasthof, Hotel
garni und Ferienhaus hatten vorher, aber nicht zum Befragungszeitpunkt arbeitsmarktpolitische
Fördermaßnahmen in Anspruch genommen.
Der Anteil der zum Befragungszeitpunkt oder vorher geförderten Beschäftigten an der
Gesamtzahl der Beschäftigten beträgt 13 Prozent. Die Betriebe, die zum Zeitpunkt der
Befragung Förderung in Anspruch nahmen, beschäftigten durchschnittlich pro Betrieb
zwei geförderte Beschäftigte, wenn man einen Betrieb aus dieser Durchschnittsermittlung
ausklammert, der alleine für 22 Mitarbeiter arbeitsmarktpolitische Förderung
erhielt.
66

Relativ hoch ist der Anteil der Betriebe, die eine Beschäftigungszunahme durch Inanspruchnahme
bzw. zusätzliche Inanspruchnahme von Arbeitsförderungsmaßnahmen
für möglich hält. Darunter ist die Gruppe von Betrieben, die Arbeitsförderung
erstmalig in Anspruch nehmen würde, fast genauso groß wie die Gruppe, die zum
Befragungszeitpunkt Arbeitsmarktförderung nutzte. Mit anderen Worten, seitens der
Betriebe ist die Bereitschaft zu einer Verdopplung der Anzahl der in
arbeitsmarktpolitische Förderung einbezogenen Betriebe gegeben. Allein die bereits
konkret genannten Zahlen für zusätzlich Beschäftigte (nicht alle Betriebe dieser
Gruppe haben schon konkrete Zahlen angegeben) würden eine Beschäftigungszunahme
um 8,1 Prozent ergeben.
Auf die Frage, warum keine Arbeitsförderung in Anspruch genommen wird,
antworteten
21,2 Prozent der Betriebe - kein Bedarf
30,1 Prozent der Betriebe - nicht bekannt
18,6 Prozent der Betriebe - Antragsverfahren zu kompliziert.
Etwa die Hälfte der Betriebe, die die Rubrik ”kein Bedarf” ankreuzte, gehört zur
Betriebsart Pension. Von dieser Betriebsartengruppe wurde von jedem zweiten Betrieb
”kein Bedarf” angegeben Die nächste größere Gruppe von Betrieben, die keinen
Bedarf an arbeitsmarktpolitischer Förderung haben, gehört zur Betriebsart Gaststätte/Restaurant.
Von den Betrieben, denen die arbeitsmarktpolitischen Förderungen nicht bekannt sind,
gehörten jeweils fast ein Viertel zu den Betriebsarten Hotel, Pension und Gaststätte/Restaurant.
Betriebe, die wegen zu komplizierter Antragsverfahren die Arbeitsförderungsmaßnahmen
nicht nutzen, gehören vor allem zu den Betriebsarten Hotel, Gaststätte, Ferienhaus
und Pension.
Beide Betriebsgruppen ("nicht bekannt" und "Antragsverfahren zu kompliziert") - sie
bilden die Hälfte aller Betriebe - sind potentiell für eine aktive Einbeziehung in die
Arbeitsmarktförderung zu gewinnen. Sie sind das gastgewerbliche Potential einer
stärkeren Ausrichtung der Förderung auf den ersten Arbeitsmarkt.
Auf die Frage nach dem Bekanntheitsgrad arbeitsmarktpolitischer Instrumente 33 sowie
nach dem entsprechenden Informations- und Beratungsbedarf antworteten die Betriebe
wie folgt:
33
Aufgrund der Befragung im Jahre 1997 werden hier im Folgenden die alten Bezeichnungen der
BA-Förderung verwendet.
67

Tabelle 29:
Informiertheit und Beratungsbedarf zu Arbeitsförderungsmöglichkeiten unter
den befragten Betrieben des Gastgewerbes der Landkreise Oder-Spree,
Potsdam-Mittelmark und Prignitz
Arbeitsförderungsregelungen bekannt nicht genügend
bekannt
Informations- u.
Beratungsbedarf
Anteil der Betriebe in Prozent
Änderungen des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG)
(ab 01.04.1997 bzw. 01.01.1998 gültig),
18,6 38,5 21,2
insbesondere die Neuregelungen zu:
- Trainingsmaßnahmen (Art. 11 §§ 53a-53b), 10,9 41,7 25,0
- Eingliederungsvertrag (Art 11 §§ 54a-c), 14,1 39,1 24,4
- Einstellungszuschuß bei Neugründungen (§§ 55b) 17,9 37,2 21,8
Lohnkostenzuschuß (AFG § 249h Abs. 4b) 30,8 36,5 19,9
Landesprogramm „Qualifizierung und Arbeit für
Brandenburg“, insbesondere die Teile: 12,8 35,3 20,5
- A:Förderung der Arbeitsaufnahme Erwerbsloser
(z.B. Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit) 21,2 35,3 16,7
- Q:Förderung der Qualifizierung
(z.B. Q. in kleinen und mittleren Unternehmen) 13,5 39,1 23,1
Quelle: SÖSTRA-Befragung Herbst 1997
Bei der Interpretation der Tabelle 29 muß berücksichtigt werden, daß die Spalten
”nicht genügend bekannt” und ”Informations- und Beratungsbedarf” in der Regel
alternativ angekreuzt wurden. Das Informationsdefizit zu den
Arbeitsförderungsmöglichkeiten ergibt sich also aus der Summe beider Spalten. Ein
Teil der Betriebe hat zu diesem Fragenblock keine Angaben gemacht, darunter
vermutlich die Betriebsgruppe, die bereits bei der vorangegangenen Frage zur
Inanspruchnahme von Förderungen ”kein Bedarf” angegeben hatte (21,2 Prozent).
Die Arbeitsförderungsregelungen sind nur einem kleinen Teil der Betriebe bekannt.
Lediglich die Lohnkostenzuschußmöglichkeit nach AFG § 249h ist rund einem Drittel
der Betriebe bekannt. Das Informationsdefizit betrifft etwa 60 Prozent der Betriebe.
Berücksichtigt man zudem die Betriebe, die zu dieser Frage keine Antwort gegeben
haben, sind rund drei Viertel der Betriebe des Gastgewerbes zumindest nicht genügend
mit dem reformierten Arbeitsförderungsinstrumentarium vertraut. In die Bemühungen,
die Arbeitsförderung stärker auf den ersten Arbeitsmarkt auszurichten, sollten daher
intensive Aktivitäten zum Abbau dieses Informationsdefizites eingebunden werden.
Im Gastgewerbe zeigen sich starke Differenzierungen in der Nutzung der einzelnen
Arbeitsförderungsinstrumente.
Der bisherige Lohnkostenzuschuß nach § 249h Abs.4b des AFG (LKZ Ost) wird im
Gastgewerbe gut angenommen, weil er praxisgerecht gestaltet ist:
- Er ist einfach handhabbar.
- Er enthält keine Nachbeschäftigungspflicht.
- Es sind keine unbefristeten Arbeitsverhältnisse erforderlich.
- Der Zuschuß ist hoch.
- Die Ehegattenförderung ist möglich - besonders für Kleinstbetriebe wichtig.
- Ein höheres Entgelt ist möglich.
68

Da zudem die Arbeitsämter die Auflage der Nichtverringerung beschäftigter
Arbeitnehmer flexibel handhaben und nicht auf die Saisonkräfte anwenden, bereitete
der LKZ Ost wenig Konfliktstoff in der Anwendung. Der LKZ Ost wird im
Gastgewerbe vorrangig von Gaststätten in Anspruch genommen.
Dagegen wird der Eingliederungsvertrag wenig angenommen, weil er
- mit sehr aufwendigen Verfahren (Fehlzeiten feststellen) verbunden ist und
- der finanzielle Anreiz gering ist.
Der Einstellungszuschuß bei Neugründungen wird wenig bzw. nicht in Anspruch
genommen. Für Arbeitgeber, die die Wahl haben, ist der LKZ Ost günstiger gestaltet.
Die Trainingsmaßnahmen, die im Gastgewerbe primär im Winter und z.T. mit
Auslandspraktika angeboten werden, wurden bisher ebenfalls wenig angenommen,
weil die Ausbildung zu allgemein ist.
Zu den Maßnahmen der Fortbildung und Umschulung konnten für diese Analyse nicht
genügend Daten und Informationen ermittelt werden, um verallgemeinerungsfähige
Aussagen treffen zu könnnen. Ausschnittartige Informationen lassen jedoch erkennen,
daß FuU-Maßnahmen im Gastgewerbe ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches
Instrument sind. Das folgende Beispiel der Arbeitslosen der Hotel- und
Gaststättenberufe (Gästebetreuer) des Landkreises Prignitz zeigt, daß fast ein Viertel
(22,2 Prozent) der arbeitslosen Gästebetreuer vor der letzten Beschäftigung an einer
Maßnahme der Fortbildung oder Umschulung teilgenommen hatte.
Tabelle 30:
Beteiligung arbeitsloser Gästebetreuer des Landkreises Prignitz an Maßnahmen
der Fortbildung und Umschulung von ihrer letzten Beschäftigung - Stand
13.01.1998
Berufsgruppe Arbeitslose dar. Beteiligung an Maßnahmen der
Anzahl Fortbildung Umschulung
(91) Gästebetreuer 108 10 14
(911) Gastwirte, Hoteliers, Gaststät.kaufleute 28 4 7
(912) Kellner 67 5 3
(913) Übrige Gästebetreuer 13 1 4
Quelle: Angaben des Arbeitsamtes Neuruppin
Von diesen Arbeitslosen ist jedoch keiner direkt aus einer FuU-Maßnahme in die
gegenwärtige Arbeitslosigkeit gekommen. An der obigen Übersicht ist aber besonders
der hohe Anteil von FuU-Teilnehmern an der Gruppe Gastwirte, Hoteliers,
Gaststättenkaufleute auffallend. 11 von 28 Arbeitslosen (39,3 Prozent) dieser Gruppe
hatten bereits an FuU-Maßnahmen teilgenommen. Es ist die unter dem Aspekt
Existenzgründer wichtigste Gruppe der Hotel- und Gaststättenberufe. Dieser hohe
Anteil muß als Indikator für deutliche Defizite in den FuU-Maßnahmen gewertet
werden.
69

In der praktischen Nutzung stoßen die genannten Förderinstrumente, wie auch arbeitsmarktpolitische
Förderaktivitäten des Landes (bspw. “Arbeit statt Sozialhilfe”) durch
ihre beschäftigungspolitische Zielgruppenorientierung z.T. an spezifische Grenzen des
Gastgewerbes. Arbeitgeber des Gastgewerbes suchen bspw. primär junge
Arbeitnehmer. Die Förderorientierung auf die Vermittlung älterer Arbeitnehmer ist hier
nur eingegrenzt realisierbar. Von den in Tabelle 30 genannten Arbeitslosen gehören 2
zur Altersgruppe 15-20 Jahre, 27 zur Altersgruppe 20-30 Jahre, 27 zur Altersgruppe
30-40 Jahre, 22 zur Altersgruppe 40-50 Jahre und 20 zur Altersgruppe 50-60 Jahre. Die
von Beschäftigten des Gastgewerbes in der Regel geforderte hohe Mobilität und
zeitliche Flexibilität setzt auch Vermittlungsgrenzen vor allem für Frauen, besonders
wenn sie alleinstehend sind und Kinder haben.
Zugleich sind auch nicht alle Arbeitnehmer bereit, eine geförderte Tätigkeit im Gastgewerbe
aufzunehmen, da aufgrund der relativ geringen Bezahlung häufig der Unterschied
zum Arbeitslosengeld nicht erheblich ist und zudem die Basis für mögliche folgende
Lohnersatzleistungen abgesenkt wird. Des weiteren entstehen Einschränkungen
durch die Schwere der Arbeit in Teilbereichen des Gastgewerbes, durch die z.T.
vorhandenen schlechten Arbeitsbedingungen und auch nicht selten durch unseriöse
Arbeitgeber. Junge Leute finden das einheimische Gastgewerbe nicht attraktiv genug
und versuchen oft auch die Region zu verlassen.
Diese Begrenzungen haben zur Folge, daß trotz Förderungsmöglichkeiten nur ein Teil
der Arbeitskräfte für das Gastgewerbe vermittelbar ist. Da auch im Bereich der Vergabe-ABM
zielgruppenorientierte Vermittlung schwieriger wird, bleibt für bestimmte
Zielgruppen das arbeitsmarktpolitische Instrument der Regie-ABM eine wichtige Möglichkeit
zumindest zeitweiliger Beschäftigung.
70

5. Potentiale weiterer Beschäftigungseffekte
5.1 Regionsübergreifende Ansatzpunkte der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung
Die Entwicklung des Fremdenverkehrs in den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark
und Prignitz hat 1997 nach hohen Steigerungsraten der vergangenen Jahre -
darunter einer Verdopplung der Übernachtungszahlen zwischen 1992 und 1996 - einen
Stand erreicht, der einerseits gute Grundlagen für die weitere, auch
beschäftigungswirksame Entwicklung des Tourismus bietet, aber andererseits auch
neue, besonders qualitative Anforderungen offenbart. Die Auslastung der vorhandenen
Kapazitäten ist zurückgegangen, die Wachstumsraten haben sich abgeschwächt und im
Landkreis Prignitz ist es bei den Übernachtungen zu massiven Einbrüchen gekommen.
Stärker als in den vergangenen Jahren werden nun noch bestehende Defizite spürbar,
wie z.B. die vielerorts noch nicht den heutigen Ansprüchen und Bedürfnissen der
Gäste entsprechende Infrastruktur hinsichtlich der Freizeitangebote, einer intakten und
sauberen Umwelt, touristischer Informations- und Leitsysteme, der gastronomischen
und anderer Serviceleistungen.
Der Abbau dieser Defizite kann zu höheren Beschäftigungseffekten im
Fremdenverkehr beitragen. Wachstumschancen der Fremdenverkehrswirtschaft der
drei Landkreise liegen vor allem in der weiteren Ausprägung der
Fremdenverkehrsaufgeschlossenheit und Gastgebermentalität, in der Erhöhung der
Qualität des Angebotes und in wirksameren Marketingaktivitäten.
Weitere Ausprägung eines aufgeschlossenen Fremdenverkehrsbewußtseins
Tourismus kann sich nur in Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung entwickeln.
Dem Gast muß neben einem entsprechenden materiellen Service das Gefühl
vermittelt werden, daß er am Urlaubsort erwünscht ist. Dazu sind eine positive Einstellung
zum Gast und ein kundenorientiertes Gastgeberbewußtsein in der Bevölkerung
unerläßlich. 34 In Gesprächen mit DEHOGA-Verantwortlichen und Gastronomen wurde
hervorgehoben, daß diese Aufgeschlossenheit vielerorts noch nicht genügend
entwickelt ist. Besonderes in ländlichen Gebieten gibt es Abwehrhaltungen gegenüber
neuen touristischen Einrichtungen, Beherbergungsstätten und Gastronomie. Gäste und
der damit auch verbundene individuelle Autoverkehr werden häufig noch als störend
empfunden.
Eine Aufklärung der Bevölkerung über die wirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs
auch für das kommunale Steueraufkommen und damit für kommunale Infrastrukturmaßnahmen
kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn die teilweise noch mangelnde
Akzeptanz des Tourismus als entwicklungsfähiger Wirtschaftszweig auch bei Kommunalpolitikern
und in Verwaltungen überwunden wird. Hierzu gehört auch, daß der
Fremdenverkehr in den Landkreisen, Ämtern und Gemeinden einen seiner
wirtschaftlichen Bedeutung entsprechenden Stellenwert in den kommunalen Aufgaben
und funktionalen Kompetenzen erhält und im Rahmen der jeweiligen Haushalte
entsprechende Mittel für die Verbesserung der touristischen Infrastruktur und des
personellen Managements sowie für die Vermarktung gegebener Potentiale eingeräumt
werden.
34
Vgl. hierzu auch Heuschmid, W., Innenmarketing - eine der Voraussetzungen für den Erfolg,
Vortragsmanuskript, Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband Berlin 1997.
71

Bisher noch nicht voll erschlossene Potentiale der Fremdenverkehrsentwicklung liegen
auch in der wirksameren Koordinierung und Vernetzung der verschiedenen Aktivitäten
der Ämter und der lokalen und regionalen Fremdenverkehrsvereine. Eine engere
Kooperation ist insbesondere erforderlich, um trotz knapper werdender Finanzmittel
durch zielgerichtete Verknüpfung aller in Frage kommenden Fördermittel des Landes,
des Bundes und der EU und der erforderlichen Eigenmittel zumindest für wichtige
touristische Projekte die finanziellen Grundlagen zu sichern. Mögliche
Abstimmungsbereiche sind:
- Erhöhung des Gästeaufkommens insgesamt, aber vor allem außerhalb der
gesicherten Schwerpunktgebiete;
- Erschließung der vorhandenen touristischen Qualitäten, die abseits der
traditionellen touristischen Reiseströme liegen;
- Verlängerung der Aufenthaltsdauer der Erholungsreisenden;
- Erhöhung der durchschnittlichen Tagesausgabensätze der Gäste durch regionaltypische
und hochwertige Produktangebote;
- Verlängerung der Saison.
Bei der Abstimmung zu diesen Fragen sollte die Erhöhung der Qualität des Angebotes
in den Mittelpunkt gerückt werden.
Erhöhung der Angebotsqualität
Die erforderliche Erhöhung der Angebotsqualität schließt sowohl Beherbergung,
Gastronomie und fremdenverkehrsbezogene Dienstleistungen als auch die
Umweltbedingungen, Freizeiteinrichtungen und Ortsbilder ein.
Aus den im Rahmen dieser Untersuchung geführten Experteninterviews muß geschlußfolgert
werden, daß die Qualität eines erheblichen Teils des Gastgewerbes noch zu
wünschen übrig läßt. Dies hat direkte Wirkungen auf die Arbeitsbedingungen und
bildet - wie bereits in Abschnitt 3.5 angeführt - nicht selten den Nährboden für das
Entstehen prekärer Beschäftigungsverhältnisse.
Einige Arbeitgeber des Gastgewerbes, häufig Existenzgründer aus branchenfremden
Berufen, haben enorme betriebswirtschaftliche Probleme, denen sie auch durch besonders
ungünstige Arbeitsregelungen und Bezahlungen sowie durch überhöhte Arbeitsanforderungen
an Beschäftigte zu begegnen versuchen. Bei einigen Gewerbetreibenden
wird die Rentabilität nicht erreicht, deshalb besteht bei ihnen kaum Nachfrage nach
Fachkräften. Ungünstige Arbeitsverhältnisse sind häufig auch die Ursache dafür, daß
es in manchen gastgewerblichen Betrieben Probleme gibt, den Personalbedarf an
Saisonkräften abzudecken.
Mangelnde Qualifikation von Arbeitgebern hat auch unzureichende fachliche Führung
von Arbeitnehmern zur Folge. Die Qualifizierung und Motivierung der Beschäftigten
des Gastgewerbes ist noch nicht durchgehend zufriedenstellend und wirkt sich
ebenfalls negativ auf die Qualität gastgewerblicher Leistungen aus. Die Qualität des
Gastgewerbes bestimmt auch die Möglichkeiten der Arbeitsvermittlungen durch die
Arbeitsämter.
Ein weiteres Qualitätsproblem ist das in vielen gastgewerblichen Betrieben nicht stimmige
Preis-Leistungsverhältnis. Es gibt in allen Landkreisen noch zu wenig Selbstversorgerunterkünfte,
die vor allem von Familien mit Kindern in Anspruch genommen
werden können. Die Mehrzahl der Gaststätten orientiert sich auf die Versorgung der
einheimischen Bevölkerung. Mit der Erweiterung der Erlebnisgastronomie im
72

touristischen Sinne können auch außerhalb der Saison Tagesbesucher angesprochen
werden. Es fehlt noch ein breiteres Angebot einer regionaltypischen Küche wie auch
Angebote für Ernährungsbewußte oder Gäste mit Ernährungsproblemen. Im Bereich
der Spezialitäten- und Erlebnisgastronomie bestehen Angebotslücken, die
Beschäftigungsfelder und damit Chancen für Arbeitsplätze bieten.
Ein qualitativ und strukturell breites Spektrum im Gast- und Beherbergungsgewerbe,
das sich primär auf klein- und mittelständische Unternehmen stützen sollte, kann nur
im Rahmen einer touristischen Infrastruktur bestehen, die hohe Qualität und Leistungsfähigkeit
bietet.
Wie in den Entwicklungskonzeptionen der Landkreise Oder-Spree und Potsdam-
Mittelmark festgestellt wird, ist im unteren Preissegment das Angebot an gewerblichen
Beherbergungsmöglichkeiten mit entsprechender Qualität noch nicht zufriedenstellend,
während es im oberen und mittleren Preissegment als weitgehend ausreichend
betrachtet werden kann. 35 Der Trend bei längeren Familienaufenthalten ist der
Aufenthalt in einer Ferienwohnung bzw. in einem Ferienhaus. Hier wird ein Komfort
gefordert, der dem privaten häuslichen entspricht oder darüber hinausgeht. Die
vorwiegend nichtgewerblichen Anbieter derartiger Beherbergungsmöglichkeiten
müssen sich, ungeachtet des oft hohen Kapitaleinsatzes, diesem Wettbewerb stellen.
Dem Image des Fremdenverkehrsortes ist es geschuldet, wenn die Fremdenverkehrsorganisationen
nur diejenigen Vermieter in ihr Beherbergungsverzeichnis aufnehmen
und vermarkten, die den entsprechenden Qualitätskriterien gerecht werden.
Die Umweltfreundlichkeit eines Reisegebietes beeinflußt immer häufiger die Entscheidung
für einen Erholungsurlaub. Natur- und Landschaftserlebnisse sind die
vorrangigen Motive für einen Naherholungs- oder Urlaubsaufenthalt in Brandenburg.
Die weitere Verbesserung der Qualität sowie die naturverträgliche und
umweltfreundliche Entwicklung des Tourismus sind Rahmenbedingungen für die
Sicherung von Beschäftigung, wie auch Aktivitäten auf diesem Gebiet zusätzliche
Arbeitsplätze schaffen können.
Ausgewählte Tätigkeitsbereiche können sein:
- Erhaltung bzw. Wiedereinrichtung einer natürlichen Landschaft durch
entsprechende landschaftspflegerische Maßnahmen. Ihre weitere Durchführung
sollten auch künftig durch arbeitsmarktpolitische Fördermaßnahmen wirksam
unterstützt werden.
Für die Landwirtschaft ist sie eine ergänzende Funktion ihrer Existenzgrundlage.
- Beseitigung von ökologischen Altlasten und Renaturierung von
Konversionsflächen;
- Sanierung von Uferzonen;
- Maßnahmen zur Besucherlenkung in ökologisch sensiblen oder bereits überlasteten
Regionen;
- Naturparkführungen;
- Herausnahme des individuellen Fahrzeugverkehrs aus Erholungsgebieten durch
Einrichtung von gebührenpflichtigen Parkplätzen. Angebote von Busshuttle-
Service, Kutschfahrten und Fahrradverleih.
Ein wichtige Rolle für die Mobilität der Touristen spielt dabei die Vernetzung der
Stadt-Umland-Beziehung unter Einschluß aller in Betracht kommenden öffentlichen
35
Vgl. Landkreis Potsdam-Mittelmark, Tourismusentwicklungskonzeption des Landkreises Potsdam-Mittelmark
(Entwurf 16.3.1997), Belzig 1997.
73

Transport- und Verkehrsmittel , der Fahrgastschiffahrt, unter Berücksichtigung der
Radwanderwege, Fahrrad- und Bootsausleihstationen und der touristischen Ausflugsziele.
Der Beitritt des Landkreises Potsdam-Mittelmark zur Umweltcharta der Europäischen
Städte und Gemeinden und die daraus schlußfolgernde Erarbeitung eines detaillierten
Konzeptes zum Umwelt- und Naturschutz wird sich förderlich auf die Entwicklung
eines naturnahen, sanften Tourismus im Landkreis auswirken.
Die Umstellung auf neue Energiesysteme, die Vermeidung von Immissionen und
Lärmbelästigungen können wichtige Vorleistungen für die Verbesserung des
Standortimages erbringen.
In der Gastronomie, die sich an den Gewässern befindet, führt die jährlich auftretende
Mückenplage zu spürbaren Umsatzeinbußen. Die Bekämpfung mit vorhandenen
unschädlichen Mitteln sollte in Übereinstimmung mit den Erfordernissen des Naturschutzes
an ausgewählten Orten vorgenommen werden.
Qualitätsverbesserungen sind trotz aller Fortschritte immer noch im äußeren Erscheinungsbild
mancher Urlaubsorte und vor allem im Bereich der sinnvollen Freizeitgestaltung
am Urlaubsort erforderlich. Die Beseitigung dieser Defizite sollte auch weiterhin
als wichtiges Gebiet arbeits- und strukturfördernder Maßnahmen gesehen. Besondere
Aufmerksamkeit benötigen dabei
- der Schutz, die Pflege, die Erhaltung und die in Einzelfällen erforderliche Sanierung
der historisch gewachsenen Kulturlandschaft sowie die Unterhaltung und Erweiterung
des Wander- und Radwegenetzes mit einem integrierten landschafts- und
naturbezogenen Bildungsangebot in den Naturparks und anderen schützenswerten
Landschaftsräumen;
- die Pflege des kulturhistorischen Potentials durch den Erhalt historischer Ortsbilder,
Bauten, Denkmale und Gedenkstätten bedeutsamer Persönlichkeiten, die Förderung
und Darstellung von traditionellem Handwerk ebenso wie die Förderung von
Volks- und Heimatfesten und von Brauchtumsgruppen;
- eine behutsame Stadtentwicklung und Städtebaupolitik, die bei Bewahrung der
unverwechselbaren Städtebilder die Anziehungskraft der Städte erhöht und im Einklang
mit den Erfordernissen der Geschäfts-,Tagungs- und Individualansprüche
einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Städtetourismus leistet;
- die Erweiterung von Sport- und Freizeiteinrichtungen mit einem, auch wetterunabhängigen
Unterhaltungs-, Bildungs-, Sport- und Fitnessangebot in hoher Qualität in
den Räumen mit überwiegend Fremdenverkehrs- und Erholungsaufgaben und unter
Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessenlagen und Bedürfnisse von Senioren,
Singles und Familien mit Kindern. (Der Landkreis Potsdam-Mittelmark, flächenmäßig
größer als das Saarland, verfügt beispielsweise über kein öffentlich
zugängiges Hallenbad).
Zur Qualitätsentwicklung gehört die weitere Ausprägung zielgruppenspezifischer
Angebote. In allen drei Landkreisen gibt es noch zu wenig Angebote für "Urlaub auf
dem Lande" um einer vorhandenen und sich vergrößernden Zielgruppe mit
regionstypischen Angeboten die Kulturlandschaft zu erschließen und zusätzliche
Einkommen in landwirtschaftlich strukturierten Räumen zu erzielen.
74

Erhöhung der Wirksamkeit der Marketingaktivitäten
Der Erfolg einer Fremdenverkehrsregion hängt entscheidend von der Vermarktungsstrategie
und den regionalen Marketingaktivitäten ab. Rückgänge im Gästeaufkommen
sind auch auf mangelndes Marketing zurückzuführen.
Die professionelle Vermarktung der vorhandenen Potentiale der einzelnen Reisegebiete
krankt oft an der zögerlichen Haltung kommunaler Entscheidungsträger, finanzielle
Mittel für entsprechendes Fachpersonal bereitzustellen, wie auch der Leistungsträger
im Reisegebiet, mit finanziellen Beiträgen die Entwicklung des Tourismus in ihrem
eigenen Interesse zu fördern. Die notwendigen Mittel für Marketing “müssen künftig in
verstärktem Maße durch wirtschaftliche Aktivitäten und Kooperation mit Dritten
gewonnen werden.” Dazu sind Sponsoringpartner zu suchen und Kooperationsmodelle
zu entwickeln. 36
Die untersuchten Landkreise werden jeder durch landschaftlich und kulturell unterschiedliche
Teilräume geprägt, die einerseits mit einer differenzierten Angebotsstruktur
spezielle touristische Zielgruppen ansprechen, andererseits aber auch das touristische
Angebotspotential durch gegenseitige Ergänzung erheblich erweitern können. Das vielfach
noch anzutreffende diffuse Image der Gebiete muß überwunden werden. In der
Vernetzung der unterschiedlichen sich ergänzenden Angebotsfaktoren liegt ein erhebliches
touristisches Entwicklungspotential der Landkreise bzw. der Reisegebiete. Noch
fehlt es weitgehend an dem einmaligen, unverwechselbaren, einzigartigen
Verkaufsangebot (USP - Unit Selling Proposition), bei dem Natur, Gastronomie,
Freizeit und Kultur sowohl einzeln als auch zielgruppenorientiert in ihrer Kombination
vermarktet werden. Das erfordert u. a., eine ämterübergreifende Identität zu
entwickeln, die über die formale Zugehörigkeit zu einem Reisegebiet hinausgeht und
damit typische und unverwechselbare Besonderheiten und Einmaligkeiten in den
Vordergrund der Vermarktungsstrategie stellt.
Bei Gesprächen in Fremdenverkehrsvereinen und Tourismusinformationsstellen wurde
die vielfach noch vorhandene Unterbesetzung von Informationsstellen beklagt, die sich
hemmend auf die Ausschöpfung vorhandener Tourismuspotentiale auswirkt. Auch
befristete geförderte Arbeitsplätze sind bei aller Motivation der Beschäftigten
ineffizient, wenn die im Förderzeitraum erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und
Fertigkeiten in den Folgejahren nicht wirksam werden können, da das
Arbeitsverhältnis beendet wurde. Es fehle oft eine vor der Einstellung bereits
erworbene praxisnahe fachliche Ausbildung.
Ein positives Beispiel bietet die Großgemeinde Seddiner See, die mit der Auflösung
der Kommunalen Entwicklungsgesellschaft (KEG), die ihre Aufgabe erfüllt hatte, die
freiwerdenden Mittel unter anderem für die Einstellung eines Mitarbeiters für
Tourismus verwenden wird. In gleicher Weise reagierte auch das Amt Storkow (Mark),
das einen Tourismus-Manager beschäftigt, der für eine professionelle Vermarktung des
Reisegebietes und eine bessere Koordinierung der Übernachtungsangebote zuständig
ist.
Das noch weitgehend fehlende einheitliche elektronische Informations- und Buchungssystem
zwischen den Tourismusbüros der Reisegebiete eines Landkreises erschwert
ebenfalls eine zielgerichtete Vermarktung. Im Auf- bzw. Ausbau eines entsprechenden
Systems liegen erhebliche Vermarktungsreserven und in gewissem Umfang auch direkt
Beschäftigungsmöglichkeiten.
36
Tourismusverband Land Brandenburg e.V., Mittelfristiges Strategiekonzept, 1996 S. 30.
75

Der Fremdenverkehr im Land Brandenburg, also auch in den untersuchten
Landkreisen, ist vorrangig ein Sommer-Saison-Geschäft, wie auch die Abbildung 6
zeigt. Es bietet für einen Großteil der im Gastgewerbe beschäftigten regionalen
Bevölkerung kaum ganzjährig durchgehende Beschäftigungs- und
Einkommenssicherheit. Ausgenommen die etablierte Hotellerie, die jahreszeitlich
unabhängig ohnehin fast ausschließlich Geschäftsreisende beherbergt. Die vorrangig
saisonale Abhängigkeit sollte durch Angebote für den Tagungs- und
Schulungstourismus sowie durch einmalige Spitzenangebote für Naherholungs- und
Wochenendausflügler abgeschwächt werden.
Ein erhebliches Potential liegt in einer stärkeren Ausrichtung der Marketingaktivitäten
auf Zielgruppen. Dies schließt ein, die große Gruppe der wirtschaftlich motivierten
Reisenden, die in manchen Orten und Gebieten der Landkreise Oder-Spree, Potsdam-
Mittelmark und Prignitz die größte Nachfragegruppe touristischer Leistungen ist und
sich bisher auch in diesen Landkreisen als stabilisierender Faktor für das
Beherbergungsgewerbe erwiesen hat, stärker als Zielgruppe intensiver
Marketingaktivitäten zu behandeln.
Die bisherige überwiegend positive Entwicklung von Gästeübernachtungen an einigen
touristischen Standorten darf nicht überschätzt werden. Ein Blick auf die Gästestruktur
zeigt, daß ein relativ hoher Anteil an Übernachtungen, vornehmlich in mittleren und
kleinen Betrieben, in Pensionen und Privatzimmern durch Arbeitskräfte erfolgt, die im
Rahmen lokaler oder regionaler Investitionsvorhaben beschäftigt sind. Erhebungen des
Fremdenverkehrsverbandes Dahmeland (Landkreis Dahme-Spreewald) für das 1. Halbjahr
1997 beziffern den Anteil von Geschäftsreisenden, Bauarbeitern und Monteuren
an allen Übernachtungen auf 60 Prozent. Urlauber, Zufallsgäste und Durchreisende
sind dagegen nur mit 40 Prozent an den Übernachtungen beteiligt. Von regionalen
DEHOGA Verantwortlichen werden ähnliche Proportionen für alle drei Landkreise
bestätigt. Die Übernachtungen dieser Gästegruppe werden wahrscheinlich mit
nachlassender Baukonjunktur rückläufig sein und zu einem Anstieg nicht ausgelasteter
Kapazitäten führen. Es ist daher notwendig, den Geschäftsreisemarkt in seiner
gesamten Breite zielgerichteter zu bearbeiten.
Spontane Reiseentscheidungen, Zunahme der Reiseintensität und von
Kurzurlaubsreisen werden auch zu einer ansteigenden Besucherzahl in den
Reisegebieten führen. Wachsendes Umwelt- und Gesundheitsbewußtsein, steigendes
Interesse an sportlicher Betätigung und wachsende Qualitätsanforderungen stellen neue
Herausforderungen an alle Akteure der Tourismuswirtschaft. Die starke Zunahme
besonders konsumfreudiger Singles sowie jüngerer Senioren eröffnet neue
Dimensionen in der Vielfältigkeit des Produktangebotes wie auch in seiner Qualität.
Die Bemühungen zur Anpassung der Marketingstrategien an die sich verändernden
Rahmenbedingungen müssen intensiviert werden. In der Summe orientieren sich die
Landkreise bereits gegenwärtig generell auf
- Tagesgäste, Wochenendgäste, Kurzurlauber und Erholungssuchende aus dem
Ballungsraum Berlin und naheliegenden urbanen Zentren,
- familienorientierte Urlauber, Senioren und Naturliebhaber,
- Bildungsurlauber für den Städtetourismus,
- gesundheitsbewußte Gäste und Urlauber als besondere Zielgruppe, die die therapeutischen
Einrichtungen der Kurorte nutzen,
- Geschäfts- und Tagungstouristen für Schulungen, Seminare und Kongresse, insbesondere
auch für die saisonschwachen Zeiten.
76

Diese Zielgruppen müssen noch spezifischer auf der Grundlage der jeweils
regionaltypischen Angebote angesprochen werden. 37
Die Vielzahl der Veranstaltungen in den Reisegebieten der einzelnen Landkreise findet
sich nur partiell im Veranstaltungsverzeichnis des Landes Brandenburg wieder. Die
Angebote konzentrieren sich auf nur wenige bekannte Veranstaltungsorte und zumeist
auf traditionelle musikalische oder literarische Veranstaltungen. Damit wird die überregionale
Aufmerksamkeit für spezielle lokale oder regionale touristisch relevante
Erlebnisformen eingeschränkt. 38
Ein wesentlicher Bestandteil der Marketingaktvitäten sollte auch die Einbeziehung der
öffentlichen Verkehrsmittel in die Vermarktung der Reisegebiete sein. Es gilt weit
intensiver als bisher, die zum Teil sehr guten Möglichkeiten der Anreise in die
touristischen Zielgebiete mit dem Regionalverkehr der Deutschen Bahn AG zu
propagieren. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG sollten Marketing-
Konzepte entwickelt werden, die eine stärkere Nutzung der Bahntrassen in die
Ausflugs- und Erholungsgebiete fördern, wie auch die Gestaltung der noch von der
Deutschen Bahn AG genutzten Bahnhöfe in Zusammenarbeit mit dem
Fremdenverkehrsort als attraktives und informatives ”Eingangstor” und als
Erlebnisbereich für den Touristen gestaltet werden können. Das schließt die
Sauberkeit, wegegerechte und gärtnerische Gestaltung des Bahnhofvorgeländes ein.
Impulse für die weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs sind auch vom weiteren
Ausbau Berlins zu einer schienenorientierten Metropole und der Verknüpfung
Brandenburgs durch schnelle Züge, insbesondere der weiter entfernten Städte wie
Cottbus, Frankfurt (Oder), Belzig und Wittenberge mit Berlin und untereinander zu
erwarten.
Marketingaktivitäten müssen über die teilräumlichen Angebotsstrukturen hinaus die
Möglichkeiten und die Erfordernisse einer landkreisübergreifenden Zusammenarbeit
berücksichtigen und einbeziehen. Die Zusammenarbeit von Verbänden, Vereinen und
Kommunen bei der Entwicklung von Angeboten und bei deren gemeinsamer Vermarktung
sollte sowohl innerhalb der Landkreise als auch über Landkreisgrenzen hinweg
intensiviert werden. Falscher Lokalpatriotismus beschränkt vor allem die eigenen
Marktchancen.
Auf eine engere Zusammenarbeit und eine zukünftig bessere gemeinsame
Vermarktung des Reisegebiets Fläming, das sich auf die Landkreise Potsdam-
Mittelmark, Teltow-Fläming und Anhalt-Zerbst erstreckt, orientieren die für dieses
Gebiet tätigen Fremdenverkehrsvereine, die sich bereits in dem
landkreisübergreifenden Fremdenverkehrsverein Fläming-Tourismus e.V.
zusammengeschlossen haben. In gleicher Weise werden die vornehmlich
wassertouristischen Potentiale des Reisegebietes Havelland, das sich über den
Landkreis Potsdam-Mittelmark bis zur Stadt Rathenow im Landkreis Havelland
erstreckt, durch den Fremdenverkehrsverein vermarktet. Das Fremdenverkehrsgebiet
Prignitz wird ebenfalls über Landkreisgrenzen hinweg insgesamt vom
Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e. V. vermarktet. Neben der Westprignitz,
die im wesentlichen mit dem Landkreis Prignitz identisch ist, schließt dieses
Reisegebiet einen Teil des Landkreises Ostprignitz-Ruppin mit dem Zentrum
Wittstock/Dosse und dem südöstlich gelegenen Kyritz wie auch südlich das Gebiet um
Havelberg im Landkreis Stendal (Land Sachsen-Anhalt) ein.
37
38
Vgl. Tourismusverband Land Brandenburg e.V., Mittelfristiges Strategiekonzept, 1996 S. 5-6.
Vgl. Tourismusverband Land Brandenburg e.V., Veranstaltungsverzeichnis Land Brandenburg
1997.
77

Eine besondere Chance entsteht für Brandenburg auch durch die Grenzlage zu Polen.
Dem fortschreitenden Reformprozeß und der wirtschaftlichen Entwicklung in dem östlichen
Nachbarland sollte daher auch durch eine grenzüberschreitende Tourismusplanung
Rechnung getragen werden. Mittel- und langfristig sollten insbesondere für den
Landkreis Oder-Spree mit seiner verkehrsgünstigen Achse nach Berlin die Marketingaktivitäten
auch auf polnische Zielgruppen - im Segment Familienurlaub, mittlere Einkommensschichten,
Senioren- ausgedehnt werden. Denkbar sind Arrangements von
Unterkunft, Natururlaub und zwei bis drei organisierten Besichtigungsfahrten u. a.
nach Berlin. Gleiches gilt für das Fremdenverkehrsgebiet Havelland im Landkreis
Potsdam-Mittelmark mit der zusätzlichen Orientierung auf die Zielgruppe der
Wassersportler.
5.2 Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung in den Landkreisen
Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz
Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung im Landkreis Oder-Spree
In der räumlichen Entwicklungskonzeption des Landkreises wird darauf orientiert, daß
sich die ländlichen Siedlungen mit dörflichem Charakter für neue Funktionen
(Handwerk, Kleingewerbe, Dienstleistungen, Fremdenverkehr) öffnen. Mit der
integrierten ländlichen Entwicklung (ILE) sollen mögliche Entwicklungschancen
ressortübergreifend und zielgruppenorientiert gebündelt zum Einsatz gebracht werden.
Hierbei sollen insbesondere die Möglichkeiten der Landwirtschaft für die
Landschaftspflege sowie für Fremdenverkehr und Erholung auf dem Lande genutzt
werden.
Eingeschränkter erscheinen die Entwicklungsmöglichkeiten für die ländlich peripheren
Gebiete (südlich von Storkow und südwestlich von Beeskow). Hier lassen sich Entleerungstendenzen
in der Siedlungsentwicklung selbst nur dann teilweise kompensieren,
wenn die Vorzüge der naturräumlichen Ausstattung günstige Voraussetzungen für
Naherholung und Fremdenverkehr bieten. Als Handlungsfelder für die Entwicklung im
ländlich geprägten Raum werden in der Räumlichen Entwicklungskonzeption unter
anderem vorgesehen:
"Stärkung von Naherholung und Fremdenverkehr in den dafür geeigneten Gebieten,
Entwicklung der auf den Fremdenverkehr bezogenen Infrastruktur, Einbindung der
örtlichen Landwirte in den Fremdenverkehr." 39
In diesem Sinne wurden für die weitere Fremdenverkehrsentwicklung in der
Konzeption für Naherholung und Fremdenverkehr des Landkreises die Orte Bad
Saarow, Grünheide und Wendisch-Rietz als Schwerpunktorte für Naherholung und
Fremdenverkehr sowie als potentielle Schwerpunkte die Orte Beeskow, Müllrose,
Neuzelle und Storkow (Mark) festgelegt. Weitere 34 Orte, von denen eine
beträchtliche Zahl in den bevölkerungsarmen ländlichen Gebieten gelegen ist, haben
eine besondere Funktion für Naherholung und Fremdenverkehr.
Eine "wichtige Bedeutung für Naherholung und Fremdenverkehr" wird in diesem
Zusammenhang dem Scharmützelseegebiet mit seinen beiden Polen Bad Saarow-Pieskow
und Wendisch-Rietz zugesprochen. Die schon bisher überregionale Bedeutung
dieser Funktionen wird zukünftig den engeren Raum um den Scharmützelsee noch
stärker prägen.
39
Landkreis Oder-Spree Planungsamt, Räumliche Entwicklungskonzeption für den Landkreis
Oder-Spree, Schlußbericht, Beeskow Dezember 1995, S. 16.
78

Die Fremdenverkehrsorte Grünheide, Neuzelle und Wendisch-Rietz streben die
Prädikatisierung als Erholungsorte an.
Ein zukunftweisendes Projekt ist die Gestaltung des Regionalparks Müggelspree durch
die Ämter Grünheide und Spreenhagen und die Kommunen Erkner, Schöneiche,Woltersdorf
und Rüdersdorf in Zusammenarbeit mit dem Berliner Stadtbezirk
Köpenick im Laufe der nächsten Jahre. Dieses Regionalparkkonzept Müggelspree zielt
auf die Entwicklung sowohl der Wirtschaft und der Verkehrsinfrastruktur als auch auf
den Schutz der Kulturlandschaft und der Förderung von Naherholung und Tourismus.
So wird zur Erhöhung der Gästezahlen aus dem Berliner Raum unter anderem an
einem Konzept für den Ausbau und die überregionale Vernetzung von Rad-, Wanderund
Reitwegen zu dem Berliner Nachbarbezirk gearbeitet.
Ein wesentliches Potential des Landkreises Oder-Spree ist der bedeutsame Reichtum
an natürlichen Gewässern, die direkt und indirekt den Schiffs-oder Bootsverkehr aus
den haupstädtischen Seengebiet und dessen Einzugsbereichen ermöglicht. Die Hotelund
Gastronomiebranche setzt zunehmend auch auf die auf dem Wasserweg
ankommenden Gäste. Derzeit sind die Anlegemöglichkeiten wie auch das Angebot an
speziellen Dienstleistungen in Quantität und Qualität noch nicht ausreichend, um aus
der starken Zunahme des Segel- und Motorbootverkehrs aus dem Berliner Raum auch
künftig ein attraktives und imageprägendes touristisches Zielgebiet für
Wassersportfreunde zu entwickeln. Dieses Potential gilt es weiter zu stärken,
Hemmnisse abzubauen und die Qualität zu erhöhen. Ansatzpunkte dafür sind:
- Weitestgehende Öffnung und Instandsetzung der Uferbereiche für Fuß-und
Radwanderungen,
- Verbesserung der qualitativen Bedingungen auf Campingplätzen hinsichtlich des
Natur- und Umweltschutzes, der Versorgung, der sanitären Einrichtungen
(Duschen, Waschmaschinen) und des Freizeitangebotes,
- Gleiche qualitativ gute Bedingungen sind auch für Marinas und Bootsanlieger
erforderlich, die auch die Versorgung mit Treibstoff einschließen,
- Instandsetzung und eventuell Neubau von Anlegern mit entsprechenden Serviceeinrichtungen,
- Abstellplätze sowie Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten für den Caravan- und
Wohnmobiltourismus.
Die durch den Gewässerreichtum vorhandenen Bademöglichkeiten werden in den
Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Oder-Spree noch nicht hinreichend genutzt.
Fortschritte können erreicht werden, wenn eine Infrastruktur geschaffen wird, die
neben einer urlauberfreundlichen Versorgung einen hohen Standard der
Sanitärausrüstung und der Umweltvorsorge gewährleistet. Des weiteren kann eine
bessere Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten unterstützt werden, wenn aktuelle
Informationen zu den Bädern und Naturbadestellen in überregionales Kartenmaterial
aufgenommen werden.
Zentrale Freizeitangebote erhöhen die Attraktivität der im Einzugsbereich liegenden
touristischen Zielgebiete. Mit dem in Fürstenwalde eröffneten Spaß- und Freizeitbad
ist über den Naherholungsverkehr in der Region um Fürstenwalde hinaus ein Angebot
geschaffen, das für die Erholungsurlauber in den Fremdenverkehrsgebieten Scharmützelsee
und Storkower Heide- und Seenlandschaft den Erlebniswert wesentlich erhöht.
(Schlechtwetterangebot).
Die fehlende Infrastruktur in der Region um Storkow (Mark) mit ihren herrlichen
Seenketten und weitläufigen Waldgebieten hat zu einem einmaligen Projekt geführt:
der Ausbau eines Radwegenetzes bis zum Jahre 1999, mit dem die landschaftlichen
79

Schönheiten erschlossen und alle 13 amtsangehörigen Gemeinden miteinander
verbunden werden. Damit wird ein ländlicher Raum für den Radtouristen erschlossen,
dessen Akzeptanz jedoch von einem Komplex weiterer infrastruktureller Maßnahmen,
wie dem Angebot preiswerter Beköstigungen in gepflegten Dorfgaststätten, von
sauberen und sicheren Badestellen, Fahrradausleih- und Reparaturdiensten und anderen
Dienstleistungen abhängen wird.
Das Storkower Projekt "Wasserstadt" sieht den Bau eines Jachthafens und über 200
Ferienhäuser am Kanal vor. Ein Projekt dieser Größenordnung stellt jedoch einen
erheblichen Eingriff in gewachsene kommunale Strukturen dar und ist deshalb nur im
Konsens mit der Mehrheit der Bürger der Stadt zu verwirklichen. Zweifellos könnte
die Realisierung dieses Projektes auf lange Sicht der Stadt Storkow (Mark) und seinem
Seengebiet neue Impulse für die Entwicklung des Tourismus geben und zu einem Zielund
Aufenthaltsgebiet für Berliner und nichtberliner Wassersportfreunde werden
lassen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Fremdenverkehrsentwicklung des Landkreises Oder-
Spree ist die Stärkung der Erholungsfunktion des Naturparks Schlaubetal. Durch
Besucherlenkung, geführte Wanderungen auf Naturlehrpfaden und der Schaffung von
einmaligen Naturerlebnissen kann ein Beispiel für die Symbiose von Naturschutz und
Tourismus demonstriert werden.
Die Vielfalt der kulturellen Potentiale des Landkreises werden noch nicht genügend als
touristische Angebote genutzt beziehungsweise können ob ihres schlechten baulichen
Zustandes noch nicht genutzt werden. Hier sollten alle Fördermöglichkeiten
erschlossen werden, um denkmalsgeschütze bauliche Zeugnisse der Vergangenheit zu
restaurieren und diese in das touristische Angebot einzubringen.
Weitere Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich bei der Stärkung der regionalen
Identität durch ein besseres Angebot an regionalen Produkten, der Verbesserung des
Sport-und Freizeitangebotes in den Naherholungsgebieten, der Erstellung und
Vermarktung von Pauschalangeboten und dem Ausbau der Koordinierungs- und
Kooperationsfähigkeit mit den Reisegebieten Spreewald, Lebuser Land und Dahme-
Seengebiet wie auch der Verknüpfung mit dem kulturellen Angebot der Hauptstadt
Berlin.
Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung im Landkreis
Potsdam-Mittelmark
Für den Landkreis Potsdam-Mittelmark liegen neben den traditionellen
Tourismusstandorten die Schwerpunkte der weiteren Entwicklung des Tourismus da,
"wo einerseits bestimmte natürliche Voraussetzungen gegeben sind und andererseits
Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft als Erwerbsquelle für die Bevölkerung nicht
oder nicht mehr gegeben sind." 40
Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf der Entwicklung des ländlichen Raumes,
dem Entgegensteuern von Abwanderungs- und Entleerungstendenzen durch Schaffung
neuer Beschäftigungsmöglichkeiten für einen Teil der Bevölkerung. Die rückläufige
Bevölkerungs-entwicklung vollzieht sich besonders im südlichen Teil des Landkreises,
in den Ämtern Niemegk, Treuenbrietzen und Wiesenburg, aber auch Belzig, Groß
Kreutz und Ziesar sind davon betroffen. Mit Ausnahme von Belzig ist in den
vorgenannten Ämtern der Fremdenverkehr nahezu bedeutungslos. Die guten
40
Landkreis Potsdam-Mittelmark, Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises Potsdam-Mittelmark,
Belzig Januar 1997, S. 82.
80

naturräumlichen Voraussetzungen für die Entwicklung des Tourismus in diesen
ländlichen Gebieten sollen auch durch die Inanspruchnahme der Fördermöglichkeiten
des Programmes der Integrierten Ländlichen Entwicklung genutzt werden.
Ein vorrangiges Ziel ist es, mit noch besseren Angeboten die Zahl der Erholungstouristen
mit gewöhnlich längerer Aufenthaltsdauer zu erhöhen. Hier ist zu prüfen, wie im
Reisegebiet Fläming ausgewählte Tourismusstandorte entwickelt und gefördert werden
können, die mit speziellen und untereinander abgestimmten Angeboten beispielsweise
für Naturerlebnisse, kulturelle Traditionen, regionale Küche und sportliche Betätigung
die Zahl der Gäste erhöhen und neue Zielgruppen ansprechen.
81

Für den Landkreis Potsdam-Mittelmark ergeben sich aus dem unterschiedlichen
Angebot der Reisegebiete Havelland und Fläming folgerichtig auch unterschiedliche
Zielgruppen im Erholungstourismus:
- Wassersportler, die in den Landschaften der Havel und ihres Seengebietes Erholung
und sportliche Betätigung suchen wie auch Gäste, die die Seenlandschaft für einen
längeren Erholungsurlaub wählen und die in diesem Gebiet vorhandene große
Anzahl der Campingplätze nutzen;
- Natur- und Wanderfreunde in dem Naturpark "Hoher Fläming" und in den Auengebieten
der Nuthe-Nieplitz Niederung sowie Reitsportinteressierte;
- Gäste, die mit ihrem Aufenthalt einen Besuch der Hauptstadt Berlin oder/und der
Landeshaupstadt Potsdam verbinden.
Für Belzig wird der Schwerpunkt auf der Erweiterung des Kurangebotes und auf neuen
Formen des Gesundheitstourismus und des Kururlaubes liegen. Impulse für einen Aufschwung
des Kurwesens erhofft sich der Ort durch die künftige Nutzung der
erschlossenen Thermalquelle und der hierfür geplanten Errichtung eines Kur- und
Bäderhauses. Der Ort strebt auf dieser Basis den Status eines Heilbades an.
Priorität bei der Entwicklung der Infrastruktur haben die Erholungsorte. Eine Prädikatisierung
als Erholungsort streben die Gemeinden Ferch, Neu Fahrland, Treuenbrietzen
und Wusterwitz an, als Erholungsgebiet das Amt Werder. Für den Erholungsort Caputh
gilt es, das Prädikat zu sichern. 41
Als eine wesentliche Zielrichtung sieht der Landkreis die Erweiterung des kulturorientierten
Tourismus. Die aus dem Gebiet des Landkreises heraus bestehenden kurzen
Verbindungen zu den Städten Berlin, Potsdam, Brandenburg und Wittenberg, das
unmittelbare Kulturangebot des Landkreises selbst sowie die erhalten gebliebenen oder
wiederbelebten Traditionen, Sitten und Bräuche sind Potentiale, die zu Produktpaketen
geschnürt als attraktive Angebote auf dem touristischen Markt bestehen können.
Mit dem Naturpark "Hoher Fläming" bekommt ein reizvolles Gebiet im südwestlichen
Brandenburg ein neues und werbewirksames Image. Bei der Erschließung dieses vornehmlich
ländlichen Gebietes für den sanften Tourismus sollten bei der touristischen
Vermarktung die beschäftigungs- und einkommenswirksamen Aspekte für die im
Naturpark lebenden Menschen nicht übersehen werden (bspw. Entwicklung
entsprechender lokaler touristischer Dienstleistungen).
Die Tatsache, daß ca. 50 Bahnhofsgebäude im Landkreis leerstehen und von der Deutschen
Bahn AG zum Verkauf angeboten werden, sollte zu Überlegungen führen, wie
- ähnlich wie bereits mit den Bahnhöfen Caputh-Geltow und Beelitz erfolgt - ausgesuchte
Objekte in die touristische Entwicklungskonzeption mit einbezogen werden
können. Bei Vorliegen eines überzeugenden Nutzungskonzeptes sollte das Land
Brandenburg zu einer Förderung bereit sein.
Die im Jahre 2001 in Potsdam stattfindende Bundesgartenschau bietet dem Landkreis
eine einmalige Chance, mit interessanten und unverwechselbaren Produktangeboten
und einem hohen Service für die Gäste seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen und sich
langfristig überregionale Marktanteile zu sichern.
41
Landkreis Potsdam-Mittelmark, Tourismusentwicklungskonzeption (Entwurf 16.03.1997),
Belzig 1997.
82

Potentiale der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung im Landkreis Prignitz
Im Landkreis Prignitz liegen die Schwerpunkte der weiteren Fremdenverkehrsentwicklung
in der Sicherung und im Ausbau des Kurwesens, in der naturverträglichen Erholungsnutzung
der Elbtalaue und in der Erweiterung der Möglichkeiten für den Landurlaub.
Im Rahmen der Kurentwicklungskonzeption wird die in jüngster Zeit erkundete Thermalquelle
in Bad Wilsnack das Kurangebot erweitern. Das dafür zu errichtende Mehrzweckgebäude
soll auch für Veranstaltungen und als Spaßbad genutzt werden. Die
Bewilligung durch das Land steht noch aus. Baubeginn soll noch 1998 sein, Inbetriebnahme
1999. Schrittweise werden die Konzepte für die weitere Gestaltung des Kurparkes
und die Errichtung eines Freizeit- und Erholungsparkes mit Unterstützung der
Arbeitsförderung umgesetzt. Gleichzeitig sollen mit der Entwicklung qualitativ neuer
Angebotsformen in den Bereichen Medizin, Ernährung, Fitness, Sport, Wellness und
Beauty Voraussetzungen für eine Erweiterung der Zielgruppen und damit für
zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden.
In Lenzen wurde ebenfalls eine Thermalquelle erkundet. Ihre Erschließung und der
Bau eines Thermalbades befinden sich ebenfalls in der Planungs- und
Genehmigungsphase. Am Rudower See ist der Aufbau eines Aquaparks vorgesehen.
Der Landkreis hat natürliche Voraussetzungen für die Entwicklung eines sanften Tourismus.
Dazu sollten für den ländlichen Raum die infrastrukturellen Voraussetzungen
wie Rad-, Wander- und Reitwege und Freizeitangebote erweitert oder in ihrer Qualität
den Erfordernissen angepaßt werden. Der vornehmlich durch die Landwirtschaft
geprägte Landkreis bietet ideale Bedingungen für den ökologischen Landbau, die
bereits auch vielfach genutzt werden. Mit der Entwicklung des Tourismus auf dem
Lande kann die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte und - für einen
immer größer werdenden Interessentenkreis - das Angebot von Produkten aus dem
ökologischen Landbau in der Kombination mit gepflegten Ferienhäusern oder -
wohnugen zu einem imagebildenden Standortvorteil werden.
Das EU-LIFE-Projekt zum Erhalt und zur Wiederherstellung der Auen im Naturpark
Elbtalaue wird die Attraktivität der Region künftig deutlich erhöhen. Dazu wird eine
ämterübergreifende naturverträgliche touristische Nutzung des Gebietes entwickelt.
Als weitere Schwerpunkte der Entwicklung eines naturnahen Tourismus sind in der
Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises Prignitz die Fließsysteme von Stepenitz,
Dömnitz und Karthane, die Flachlandspeicher von Sadenbeck und Preddöhl, das Hainholz
bei Pritzwalk und als Gebiet von landesübergreifender Bedeutung die
Jännersdorfer Heide genannt. 42
Der schrittweise Neubau beziehungsweise die Erneuerung der Eisenbahnstrecke von
Hennigsdorf (S-Bahn Anschluß) über Neuruppin nach Wittstock und nach dem Jahr
2000 bis Wittenberge wird für die weitere Akzeptanz der Region - vor allem auch für
die Besucher aus dem Ballungsraum Berlin - von großer Bedeutung sein. Die bereits
als "Prignitz-Expreß" bezeichnete Verbindung wird die landschaftlich reizvollen
Gebiete der Ost- und Westprignitz für neue Gäste erschließen.
42
Landkreis Prignitz, Kreisentwicklungskonzeption, Stand 15.8.1996, S. 38.
83

6 Anregungen zur weiteren Nutzung der Arbeitsförderung in der
Tourismuswirtschaft
6.1 Überlegungen zur weiteren Nutzung des Arbeitsförderungsinstrumentariums
In den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz ist ein großes
Arbeitskräftepotential für den Fremdenverkehr vorhanden. In Erwartung der stark propagierten
Tourismusentwicklung im Lande wurde von den Arbeitsämtern in den
vergangenen Jahren in dieser Branche ein chancenreiches Vermittlungsfeld gesehen
und dementsprechend der Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen orientiert. Der
Tourismusaufschwung ist eingetreten, aber er ist nicht flächendeckend und mit
geringeren Beschäftigungswirkungen verbunden als erwartet.
An der Gegenüberstellung der in Abschnitt 3.5 enthaltenen Abbildungen 6
(Saisonalität im Tourismus Brandenburgs) und 7 (Arbeitslose der Hotel- und
Gaststättenberufe) wird deutlich, daß trotz der stark angestiegenen
Übernachtungszahlen des Fremdenverkehrs des Landes Brandenburg die Zahl der
Arbeitslosen in der Berufsgruppe Hotel- und Gaststättenberufe seit Jahren unverändert
hoch geblieben ist. Die Linien der Jahreszahlen der arbeitslosen Gästebetreuer in
Abbildung 7 zeigen im Vergleich der Jahre 1992-1996 nur relativ geringe
Abweichungen voneinander. Sie sind fast deckungsgleich. Im Gastgewerbe hat sich in
den vergangenen Jahren ein Grundstock an Arbeitslosen herausgebildet, der
anscheinend nicht abbaubar ist. 1997 ist die Zahl der arbeitslosen Gästebetreuer sogar
stark angestiegen.
In den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz zeigt sich diese
Situation in einer hohen Relation von Arbeitslosen zu Beschäftigten in den Hotel- und
Gaststättenberufen.
Tabelle 31:
Landkreis,
Beschäftigte und Arbeitslose der Berufsgruppe Gästebetreuer in den
Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz
Juni/August 1997
Beschäftigte
Gästebetreuer
Arbeitslose Gästebetreuer
Anzahl der Arbeitslosen
kreisefreie Stadt Juni 1997 August 1997 in % der Beschäftigten
Oder Spree 570 337 59,1
Potsdam-Mittelmark 840 546* 65,0
Prignitz 237 131 55,3
* einschließlich arbeitslose Gästebetreuer der kreisfreien Städte Brandenburg und Potsdam
Quelle: Angaben der Arbeitsämter Frankfurt (Oder), Neuruppin und Potsdam
Die Zahl der Arbeitslosen der Hotel- und Gaststättenberufe ist bereits größer als die
Hälfte der gegenwärtig Beschäftigten dieser Berufsgruppe. Das heißt, es ist eine
Beschäftigungszunahme von über 50 Prozent erforderlich, um die gegenwärtig Arbeitslosen
dieser Berufsgruppe in Beschäftigung zu bringen. Unter Einbeziehung der Gästebetreuer,
die z.Z. in ABM beschäftigt sind oder an Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen
teilnehmen, ist der auf dem ersten Arbeitsmarkt erforderliche Beschäftigungszuwachs
sogar noch wesentlich höher.
Das Arbeitskräftepotential für künftige Tourismus-Zuwachsraten ist bereits vorhanden.
Arbeitskräftefreisetzungen anderer Branchen können gegenwärtig von der Tourismus-
84

anche nicht kompensiert werden. Die Orientierung auf den Fremdenverkehr als
größte Beschäftigungsreserve mag langfristig richtig sein, ist aber aktuell nicht
umsetzbar.
Der Einsatz von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten sollte dieser Situation
entsprechen und in der Tourismusbranche vor allem die Beschäftigung des bereits
verfügbaren Arbeitskräftepotentials fördern.
Betriebe des Gastgewerbes als aktive Kooperationspartner der
Beschäftigungspolitik gewinnen
Ein wichtiges Resultat der SÖSTRA-Umfrage ist die Erkenntnis, daß das Arbeitsförderungsinstrumentarium
im Gastgewerbe - dem Hauptleistungsträger des gesamten touristischen
Angebotes - wirksamer zur Geltung kommen muß. Hier ist nicht nur der
größte Teil der gegenwärtigen Beschäftigung der Tourismusbranche konzentriert, hier
befinden sich auch die wichtigsten Potentiale für den erforderlichen
Beschäftigungszuwachs der Branche.
Dabei stehen zwei Fragen im Vordergrund:
- die wirksamere Information und Beratung der Arbeitgeber des Gastgewerbes über
die Möglichkeiten und Leistungen der aktiven Arbeitsförderung und
- die Stärkung der Betriebe des Gastgewerbes durch aktive betriebsbezogene
Beschäftigungspolitik
Die bereits dargestellten Informations- und Beratungsdefizite zum arbeitsmarktpolitischen
Instrumentarium sind enorm und eine Hauptursache für den noch zu geringen
Einsatz der aktiven Arbeitsförderung. Es ist eine wesentlich intensivere, an die Arbeitgeber
des Gastgewerbes gerichtete Informations- und vor allem Beratungstätigkeit zum
Arbeitsförderungsinstrumentarium erforderlich.
Das umfangreiche Paket arbeitsmarktpolitischer Instrumente und Programme ist in seiner
verwirrenden Vielfalt, seiner Detaillierheit, häufigen Aktualisierung, fachspezifischen
Sprache, der Abhängigkeit von Durchführungsverordnungen und anderen
Rechtsvorschriften und vor allem in seiner Anwendbarkeit auf die konkrete
Einzelsituation für bspw. den Inhaber eines gastgewerblichen Kleinbetriebes nicht
durchschaubar. Die Publikation der Bundesanstalt für Arbeit mit den für 1997 gültigen
Arbeitsförderungsgesetzen und -vorschriften umfaßt 689 Seiten im DIN A4 Format. 43
Hinzugezogen werden muß hier in Brandenburg eine Broschüre mit dem
Landesprogramm für Arbeit und Qualifizierung im dagegen immerhin bescheidenen
Umfang von 66 DIN A5 Seiten. 44 Der Erklärungsbedarf ist alleine daran erkennbar, daß
zu dieser Thematik eine ganze Flut von Broschüren mit für den Laien verständlicheren
Darstellungen der Arbeitsförderung produziert wird. Nach Kenntnisnahme und
Auswahl geeigneter Förderbestimmungen folgt dann das in der Regel komplizierte
Antragsverfahren.
Auf Grund der vorrangig kleinbetrieblichen Strukturen des Gastgewerbes zeichnet sich
bereits ab, daß eine wirksamere Information und Beratung zur Arbeitsförderung nicht
in erster Linie durch ein Mehr bisher zuständiger Stellen zu bewältigen sein wird.
Wahrscheinlich werden auch erweiterte Strukturen erforderlich. Hierbei kann durchaus
43
44
Bundesanstalt für Arbeit, Arbeitsförderungsgesetz mit angrenzenden Gesetzen, Verordnungen
und BA-Regelungen, 44. Ausgabe Stand: 1. April 1997, Nürnberg 1997.
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg, Landesprogramm
“Qualifizierung und Arbeit für Brandenburg” Stand: Juli ‘97, Potsdam 1997.
85

auch das finanzielle Interesse der Arbeitgeber an der Nutzung der Arbeitsförderung
aktiviert werden. Lohnkostenzuschüsse aus der Arbeitsförderung reduzieren die
Lohnkosten des Betriebes.
86

Neben der aktiveren Nutzung vorhandener Infrastrukturen des Gastgewerbes wie Verbände
(DEHOGA) und Kammern etc. können auch komplementäre Informations- und
Beratungsangebote gegen Entgelt zu einer intensiveren Vermittlung der Arbeitsförderungsmöglichkeiten
beitragen.
Neben einer wirksameren Informations- und Beratungstätigkeit könnte ein zweiter
Ansatz für eine höhere Beschäftigungswirkung der Arbeitsförderung darin bestehen,
die Betriebe des Gastgewerbes stärker als aktive Kooperationspartner der
Beschäftigungspolitik zu gewinnen. In den vorangegangenen Abschnitten wurde
mehrfach auf die z.T. gravierenden Existenzprobleme von Betrieben des Gastgewerbes
und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigungsverhältnisse hingewiesen. Andere
Betriebe des Hotel- und Gaststättengewerbes haben z.T. Schwierigkeiten, geeignete
Fachkräfte zu gewinnen. Dem stehen die Arbeitsämter als Vermittler eines großen
Arbeitskräftepotentials mit Fonds zur Beschäftigungsförderung gegenüber. Beide
Akteure des Arbeitsmarktes sollten mit Unterstützung der Kommunalpolitik wirksamer
zusammenkommen, um die Betriebe des Gastgewerbes zu stärken und zugleich mehr
und bessere Beschäftigungverhältnisse zu initiieren. Die vielen nützlichen Aktivitäten,
die von den Arbeitsämtern der drei Landkreise bereits in diese Richtung entwickelt
werden und zu einer Vielzahl von Beschäftigungsverhältnissen geführt haben, die nur
auf diese Initiativen zurückzuführen sind, sind in Relation zum anstehenden
Beschäftigungsproblem erst Anfänge, die auf eine breitere Basis gestellt werden
sollten.
Dabei liegen die Reserven - und damit die Beschäftigungspotentiale - vor allem darin,
die Betriebe stärker als aktive Kooperationspartner zu gewinnen. Arbeitsförderung ist
nicht nur eine Sozialmaßnahme. Sie bietet, wie in der Industrie in vielen Einzelfällen
immer wieder praktiziert, auch erhebliche Möglichkeiten der Bestandspflege von
Betrieben. Auch im Gastgewerbe der drei Landkreise besteht entsprechender Bedarf
und die Möglichkeit, dies nicht nur in Einzelfällen im Interesse des Erhalts und der
Schaffung von Arbeitsplätzen zu praktizieren. Es sollte generell ein stärkerer
Betriebsbezug der Arbeitsförderungaktivitäten angestrebt werden. Erforderlich ist
insbesondere eine beschäftigunswirksamere Annäherung zwischen betriebsbezogenen
Beschäftigungsinteressen und dem Bestreben, arbeitsmarktpolitische Zielgruppen in
die Betriebe zu bringen. "Will man jedoch weg von ad hoc-Reaktionen in betrieblichen
Einzelfällen und lokalen Schwerpunkten, wird eine systematische betriebsbezogene
Beschäftigungspolitik zu entwickeln und institutionell zu betreiben sein" 45
Die Reform des AFG bietet hierfür mit ihrer stärkeren Ausrichtung auf die aktive
Arbeitsförderung und den ersten Arbeitsmarkt trotz mancher problematischer Einzelregelung
insgesamt günstigere Voraussetzungen. Gleichwohl bleiben gerade viele
Fragen der Verzahnung der Arbeitsförderung mit den Förderzielen und -instrumenten
strukturpolitischer Verantwortlichkeiten offen. Die Arbeitsämter haben aber mit dem
Eingliederungstitel auch Spielraum erhalten, selbst vor Ort arbeitsmarktpolitische
Schwerpunkte zu setzen und deren praktische Umsetzung zu erproben.
Das Gastgewerbe sollte aufgrund seiner steigenden beschäftigungspolitischen Bedeutung
in allen drei Landkreisen ein Bereich sein, in dem die neuen Möglichkeiten
arbeitsmarktpolitischer Schwerpunktsetzung praktisch umgesetzt werden. Hier bietet
sich ein breites Handlungsspektrum zur Entwicklung einer betriebsbezogenen
Beschäftigungspolitik an. Dringender, an den Problemen des Gastgewerbes orientierter
Handlungsbedarf besteht bspw. zu den Fragen der Existenzgründung, der Aus- und
45
Vgl. Kühl, J., Bestandspflege und Rekonstruktion von Betrieben als aktive Beschäftigungspolitik,
WSI-Mitteilungen 9/1997, S. 606.
87

Fortbildung und den Fragen von Beschäftigungsmodus und -zyklus im Gastgewerbe
(vgl. Abschnitt 3.5).
Die hohen Zahlen von Gewerbean- und -abmeldungen im Gastgewerbe der drei Landkreise
zeigen, daß die Existenzgründungsphase ein neuralgischer Punkt der Schaffung
und vor allem der Sicherung von Arbeitsplätzen im Gastgewerbe ist, der auch mit Hilfe
der Arbeitsförderung stabilisierend beeinflußt werden sollte. Der Existengründungsprozeß
hat - wie in den Abschnitten 3.5 und 5.1 dargestellt - erheblichen Einfluß auf
die Qualität der Arbeitsplätze und auf die Qualität des Leistungsangebotes im Gastgewerbe.
Die Bildungs- und Trainingsaktivitäten brauchen eine wirksamere Orientierung und
Einstellung auf die spezifischen Anforderungen des Gastgewerbes. Die
Arbeitsförderung kann wesentlich dazu beitragen, die paradoxe Situation der
gleichzeitigen Existenz einer großen Gruppe von Arbeitslosen der Hotel- und
Gaststättenberufe und eines Mangels an Fachkräften für das Hotel- und
Gaststättengewerbe aufzulösen. Des weiteren besteht erheblicher Bedarf, die Aus- und
Weiterbildungsmaßnahmen mit intensiverer Vermittlung zu kombinieren.
Der hohe Anteil an geringfügig Beschäftigten und der unterdurchschnittliche Anteil an
sozialversicherungspflichtg Teilzeitbeschäftigten im Gastgewerbe signalisieren
dringenden Bedarf, auf diese Situation mit den Möglichkeiten der Arbeitsförderung
intensiver einzuwirken. Hier besteht ein besonders großer Bedarf, durch praktische
Erprobung gangbare Wege zu entwickeln, mehr sozialversicherungspflichtige
Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse mit Hilfe der Arbeitsförderung zu schaffen. Mehr
Initiativen zu sozialversicherungspflichtiger Teilzeitbeschäftigung im Gastgewerbe
sind vor allem erforderlich, weil inzwischen offensichtlich ist, daß
Tourismuswachstum alleine die Arbeitlosigkeit nicht beseitigen kann.
Aktivere Mitwirkung der Kommunen dringend
Eine betriebsorientierte Beschäftigungspolitik kann nur wirksam werden, wenn sie in
eine engere Verzahnung von Struktur- und Arbeitsmarktpolitik eingebunden ist. Sie
braucht die direkte Einbindung in die lokalen Problemlagen und Entwicklungsambitionen,
um die nunmehr vor Ort mögliche arbeitsmarktpolitische Schwerpunktsetzung auf
die drängendsten lokalen Erfordernisse zu orientieren und sie zugleich als aktiven Beitrag
regionaler Strukturpolitik einbringen zu können. Obwohl und weil viele Fragen
der praktischen Verflechtung von Struktur- und Arbeitsmarktpolitik und damit beider
Verantwortungsbereiche offen sind, ist kommunale Initiative und Kompetenz gefragt.
Selbst in Kommunen, die über Fremdenverkehrspotentiale verfügen, wird die
Fremdenverkehrsentwicklung noch nicht immer auch als beschäftigungs- und
dementsprechend strukturpolitischer Schwerpunkt praktiziert wird. Die
Fremdenverkehrsbranche wird häufig als Selbstläufer eingestuft, der keiner besonderen
kommunalpolitischen Aufmerksamkeit bedarf. Die bisherige weitgehende Entlastung
durch ABM Vorhaben hat diese Einstellung gefördert.
Der gegenwärtige, zumindest teilweise Rückzug der Arbeitsförderung aus der direkten
Finanzierung strukturpolitischer Aufgabenstellungen im Fremdenverkehr zwingt zu
mehr Eigenintiative und -leistungen und einer entsprechenden Einordnung der
Fremdenverkehrsentwicklung in die kommunalen Aufgabenstellungen. Hierbei werden
die Kommunen im Vorteil sein, die es verstehen, ihren Eigenanteil durch kombinierte
Inanspruchnahme verschiedener Fördertöpfe zu vergrößern. Der Weg der
projektbezogenen Erschließung von Finanzierungen wird künftig eine größere Rolle
88

spielen. Die Kommunen müssen sich stärker als Initiatoren von
beschäftigungswirksamen Projekten profilieren.
6.2. Handlungsempfehlungen
6.2.1 Hinweise für die programmatisch-konzeptionelle Arbeit
Die wichtigsten Beschäftigungspotentiale der Tourismusbranche liegen im
Gastgewerbe. Die Stärkung der Betriebe des Gastgewerbes mit den Möglichkeiten der
Arbeitsförderung sollte in den Mittelpunkt gerückt werden und keinen geringeren
Stellenwert als der weiterhin dringend erforderliche Ausbau der touristischen
Infrastruktur einnehmen. Die Stabilität und Qualität der Arbeitsplätze im Gastgewerbe
kann durch eine wirksamere Betriebsbezogenheit der Arbeitsförderung unterstützt
werden. Die Betriebe des Gastgewerbes sollten als aktive Kooperationspartner der
Arbeitsförderung gewonnen werden.
Ein Schlüsselproblem der Schaffung und vor allem der Sicherung von Arbeitsplätzen
im Gastgewerbe ist die fachliche Kompetenz der Gewerbetreibenden. Es bestehen zum
Teil erhebliche Defizite zu betriebswirtschaftlichen Fragen wie auch zu
Fachkenntnissen, die insbesondere für die Herausbildung qualitativ höherwertiger bzw.
lokal und regional differenzierter Angebote und deren offensive Vermarktung
erforderlich sind (angefangen bei nicht genügend ausgeprägter Gastgebermentalität
über Fachkenntnisse für bspw. Spezialitäten- und Erlebnisgastromomie bis zu
modernen Marketingmethoden). Die Defizite sind besonders bei den sogen.
Seiteneinsteigern, also bei Existenzgründern aus branchenfremden Berufen, zu spüren.
Sie sind eine (möglicherweise sogar die) Hauptursache gegenwärtiger
Beschäftigungsprobleme bzw. nicht ausgeschöpfter Beschäftigungspotentiale des
Gastgewerbes. Hier ist daher ein breiter Ansatzpunkt gegeben, mit
arbeitsmarktpolitischen Mitteln die Beschäftigungswirksamkeit des Gastgewerbes zu
fördern.
Das mögliche Handlungsspektrum reicht von der beruflichen Ausbildung über die Existenzgründervorbereitung
bis zur Weiterbildung. In der Lehrlingsausbildung werden
die zu theoretische Ausbildung einiger Träger überbetrieblicher Ausbildung, fehlende
regionale Möglichkeiten theoretischer Ausbildung (bspw. in Wittenberge für den
Landkreis Prignitz), der Zeitfonds für die theoretische Ausbildung und von der IHK
vorgeschriebene Reglementierungen (bspw. Tarifgebundenheit) beklagt. Des weiteren
sind Überlegungen erforderlich, wie die Arbeitsförderung gemeinsam mit der
Wirtschaftsförderung und den Berufsverbänden wirksamer die branchenspezifische
Qualifikation der Existenzgründer beeinflußen kann. Ein besonderer Schwerpunkt
sollte dabei die begleitende Beratung nach der Existenzgründung sein. Der Bereich der
Weiterbildung (Fortbildung und Umschulung) im Gastgewerbe braucht dringend einen
abgestimmten Orientierungsrahmen, mit dem die Einzelaktivitäten wirksamer auf die
Spezifik des Gastgewerbes ausgerichtet werden können und der dazu beiträgt, die
fehlenden Fachkräfte aus dem großen vorhandenen Arbeitskräftepotential zu
gewinnen.
Viel wird in der weiteren Entwicklung des Fremdenverkehrs davon abhängen, wie sich
der Prozeß der kommunalen Meinungsbildung und Strategiebildung zu Fremdenverkehrsfragen
weiterentwickelt. Mit ihm werden auch die Schwerpunkte und Größenordnungen
der Arbeitsförderung bis hin zu den Arbeitsvermittlungsmöglichkeiten im
Bereich des Fremdenverkehrs beeinflußt. Die Arbeitsförderung kann diesen Prozeß
unterstützen, indem sie ihre Ressourcen vor allem in kommunale Vorhaben einbringt,
die durch Verzahnung von Eigenintiativen der Kommunen, Arbeitsförderung und
89

andere Fördermöglichkeiten auch hohe Beschäftigungseffekte der
arbeitsmarktpolitischen Instrumente ermöglichen.
90

6.2.2 Vorschläge für beschäftigungswirksame Projekte
1. In den Landkreisen Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark und Prignitz sollten beispielhaft
für das Land Brandenburg jeweils differenzierte Varianten regionaler Marketingverbünde
aufgebaut und erprobt werden, die auf der Basis eines EDV-gestützten
Informations- und Reservierungssystems das lokale und regionale Angebote
bündeln und ständig den aktuellen Veränderungen anpassen. Diese Verbünde
könnten als Kooperationspartner des neuen Tourismus-Marketingsystems auf
Landesebene fungieren und ihre Angebote in dieses System eingespeisen.
Trotz EDV-Basis ist der Aufbau und die ständige Pflege eines solchen Systems
arbeitsaufwendig. Es würde zu dauerhaften Arbeitsplätzen führen und besonders im
Gastgewerbe die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützen.
2. Zur Unterstützung der Fremdenverkehrsentwicklung im ländlichen Raum sollten in
Auswertung des Projektes, das mit dem Verein zur Förderung von Urlaub und Freizeit
auf dem Lande in Brandenburg e.V. in der Prignitz durchgeführt wurde (vgl.
Abschnitt 4.1), weitere ähnliche Projekte zur Entwicklung des Urlaubs auf dem
Lande initiiert werden, um dem großen praktischen Beratungsbedarf, der besonders
an der Schnittstelle von Projektplanung zu Projektdurchführung besteht, zu entsprechen.
Dabei könnte auch noch stärker versucht werden, mehr Anbieter aus dem Kreise
von Genossenschaften, Betrieben und Agrarvereinigungen zu gewinnen. Sie haben
noch bessere Möglichkeiten, die vielen alten Ziegelbauten, die verlassen sind, zu
Ferienwohnungen mit Freizeitbereich u.ä. auszubauen.
3. Der Kurbereich sollte besonders durch Projekte gefördert werden, die die
Einstellung auf neue Formen des Kurangebotes unterstützen. Das Projekt zur
Gestaltung des Kurparkes in Bad Wilsnack, das mit GA-Mitteln und der
Arbeitsförderung unterstützt wird, sollte durch weitere geförderte Vorhaben im
Freizeitbereich ergänzt werden.
4. Im Landkreis Prignitz sollte zunächst im Rahmen einer Regie-ABM eine fundierte
Untersuchung über die Potentiale und Voraussetzungen einer gezielteren Einbeziehung
der Bahnverbindungen in die Vermarktung touristischer Reiseziele des Landkreises
und über die Gestaltung der Bahnhöfe als attraktive und informative
„Eingangstore“ für Touristen erarbeitet werden. Daraus resultierende beschäftigungswirksame
Handlungsvorschläge könnten im Rahmen von Vergabe-ABM
umgesetzt werden.
5. Zur Erhöhung der Akzeptanz des Fremdenverkehrs in der Bevölkerung sollte die
Möglichkeit geprüft werden, einzelne Fremdenverkehrsvereine um die Bereiche
Freizeit und Kultur zu erweitern und so auch Aktivitäten für die Bevölkerung zu
entwickeln. Diese Fremdenverkehrs-, Freizeit- und Kulturvereine würden zugleich
eine breitere Basis für Fördermöglichkeiten erhalten (darunter auch entsprechend
der MASGF-Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Maßnahmen
nach § 249h im Bereich der Jugendhilfe, der sozialen Dienste, der freien
Kulturarbeit und des Breitensports).
91

6.2.3 Empfehlungen für die weitere Ausgestaltung relevanter Förderprogramme des
Landes
In der weiteren Ausgestaltung von Förderprogrammen des Landes sollte den
praktischen Verfahrensfragen der Verzahnung von Wirtschafts- und Arbeitsförderung
besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden. Sie werden zunehmend wichtiger
sowohl für die Durchführung von Vorhaben als auch generell für die Akzeptanz von
Förderprogrammen. Besonders die Kombination der GA-Förderung mit den
Arbeitsförderungen nach dem bisherigen § 249 h AFG und der Vergabe-ABM wird
sich zur Hauptform des Fördermix entwickeln. Für sie werden klare und einfach
handhabbare Regelungen gebraucht, damit die Kommunen sie zur Streckung ihrer
Eigenmittel nutzen können.
Die Projekte zur Entwicklung sowie zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur
sollten angesichts der immer noch bestehenden Defizite weiterhin hohe Priorität haben.
Die eigenständigen Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus sind
besonders in ländlichen Räumen bei weitem noch nicht gegeben. Eine Förderung ist
daher auch künftig noch erforderlich. Es stellt sich eigentlich sogar die Frage, warum
der Tourismus nicht klarer als Förderschwerpunkt definiert ist und häufig nur durch
großzügige Interpretation anderer Schwerpunkte gefördert kann.
Angesichts der großen Informations- und Beratungsdefizite sollten
Beratungsleistungen für den Fremdenverkehr förderfähig sein. Ohne einen qualitativen
und quantitativen Schritt nach vorn in den Beratungsleistungen wird es immer
schwieriger, neue Fremdenverkehrspotentiale zu erschließen. Insbesondere im
ländlichen Raum sind die Motivation zu touristischen Angeboten und die Fachberatung
und Begleitung zur Entwicklung touristischer Strukturen der Schlüssel in der weiteren
Fremdenverkehrsentwicklung.
92

Tabellenanhang
93

Tabelle A 1:
Beherbergungsstätten, Gästebetten und Kapazitätsauslastung, Ankünfte, Übernachtungen der Gäste
sowie Übernachtungen je Einwohner im Landkreis Oder-Spree
Geöffnete Beherbergungsbetriebe
Angebotene
Gästebetten
Auslastung der angebotenen
Gästebetten
Ankünfte
Übernachtungen
Landkreis Bestand am 31.07. insgesamt insgesamt je Einwohner
amtsfreie Gemeinde 1992 1996 1996 1996 1996 1996 1996
Amt Anzahl v. H. Anzahl
Oder-Spree 68 112 6.950 36,9 211.711 789.432 4,1
Beeskow, Stadt 3 6 212 31,6 9.782 26.297 2,8
Eisenhüttenstadt, Stadt 3 6 707 48,0 23.215 122.081 2,6
Erkner 1 4 505 44,7 11.540 54.464 4,6
Fürstenwalde/Spree, Stadt 2 3 238 26,0 8.797 17.884 0,5
Schöneiche b. Berlin 1 4 130 27,5 5.372 12.600 1,3
Woltersdorf 2 5 230 41,5 10.786 27.541 5,5
Brieskow-Finkenheerd - 3 83 13,4 1.317 3.793 0,5
Friedland/Niederlausitz 6 7 349 33,7 9.852 34.987 10,4
Glienicke-Rietz-Neuendorf 1 2 32
Grünheide (Mark) 11 12 1.169 47,7 30.833 190.543 30,7
Neuzelle 2 5 190 34,3 12.292 24.240 3,6
Odervorland 2 3 127 25,4 4.324 11.966 2,2
Scharmützelsee 14 22 1.069 30,8 26.818 84.383 10,6
Schlaubetal 6 10 595 39,1 17.016 62.685 8,2
Spreenhagen 4 3 332 26,9 11.767 32.671 4,7
Steinhöfel-Heinersdorf 1 2 126
Storkow/Mark 7 11 776 28,2 19.892 60.247 6,4
Tauche 2 4 80 26,2 2.047 6.706 1,5
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Daten und Analysen, Fremdenverkehr im Land Brandenburg Heft 3/1997
94

Tabelle A 2:
Geöffnete
Campingpl
.
Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste
auf Campingplätzen mit Urlaubscamping* im Landkreis Oder-Spree
Angebotene
Stellplätze
Jahr Stand am 31.07. Insgesamt Veränderung
zum Vorjahr
Ankünfte Übernachtungen Durchschnittliche
Insgesamt
Veränderung
zum Vorjahr
Aufenthalts
dauer
Anzahl Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
1992 21 1.465 24.524 84.946 3,5
1996 19 1.222 16.838 -11,8 53.352 -19,2 3,2
1997 20 1.377 22.890 35,9 64.473 20,8 2,8
* Aufenthaltsdauer höchstens zwei Monate
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Fremdenverkehr im Land Brandenburg,
Daten und Analysen 3/1997 (August 1997);
Statistische Berichte, Gäste und Übernachtungen im Fremdenverkehr im Land Brandenburg
96

Tabelle A 3:
Beherbergungsstätten, Gästebetten und Kapazitätsauslastung, Ankünfte, Übernachtungen der Gäste
sowie Übernachtungen je Einwohner im Landkreis Potsdam-Mittelmark
Geöffnete Beherbergungsbetriebe
Angebotene
Gästebetten
Auslastung der angebotenen
Gästebetten
Ankünfte
Übernachtungen
Landkreis Bestand am 31.07. insgesamt insgesamt je Einwohner
amtsfreie Gemeinde 1992 1996 1996 1996 1996 1996 1996
Amt Anzahl v. H. Anzahl
Potsdam-Mittelmark 69 127 7.514 36,8 276.958 930.163 5,1
Kleinmachnow 3 5 877 32,6 42.419 104.278 9,1
Seddiner See 5 8 359 42,2 15.081 47.673 11,0
Teltow, Stadt 3 5 524 47,1 30.223 87.907 5,7
Werder (Havel), Stadt 6 11 888 36,7 34.283 112.773 9,7
Beelitz 1 2 25
Beetzsee 3 7 460 23,6 14.447 37.100 5,0
Belzig 2 13 617 57,9 20.867 124.636 10,7
Brück 3 8 185 27,0 8.045 17.169 1,9
Emster-Havel 2 6 271 17,3 4.972 13.225 2,3
Fahrland 6 7 473 61,7 13.382 131.874 19,2
Groß Kreutz - - - - - - -
Lehnin 6 5 232 32,1 9.691 26.168 2,4
Michendorf 1 1 30 - -
Niemegk 1 3 116 32,4 5.842 12.412 2,3
Rehbrücke 2 3 256 35,0 8.010 20.315 3,4
Schwielowsee 13 17 602 43,7 34.873 83.991 12,2
Stahnsdorf 1 5 180 35,7 3.147 22.050 2,3
Treuenbritzen 1 1 20
Werder 7 12 898 20,0 13.961 49.781 5,7
Wiesenburg/Mark 1 4 391 16,9 8.874 22.705 4,1
Wusterwitz 2 3 88 19,8 2.187 5.658 1,2
Ziesar - 1 22
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Daten und Analysen, Fremdenverkehr im Land Brandenburg Heft 3/1997
97

Tabelle A 4:
Geöffnete
Campingpl
.
Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste
auf Campingplätzen mit Urlaubscamping* im Landkreis Potsdam-Mittelmark
Angebotene
Stellplätze
Jahr Stand am 31.07. Insgesamt Veränderung
zum Vorjahr
Ankünfte Übernachtungen Durchschnittliche
Insgesamt
Veränderung
zum Vorjahr
Aufenthalts
dauer
Anzahl Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
1992 17 1.250 38.244 106.521 2,8
1996 17 847 21.163 -24,2 68.552 -27,6 3,2
1997 17 797 21.252 0,4 70.491 2,8 3,3
* Aufenthaltsdauer höchstens zwei Monate
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Fremdenverkehr im Land Brandenburg,
Daten und Analysen 3/1997 (August 1997);
Statistische Berichte, Gäste und Übernachtungen im Fremdenverkehr im Land Brandenburg
98

Tabelle A 5:
Beherbergungsstätten, Gästebetten und Kapazitätsauslastung, Ankünfte, Übernachtungen der Gäste
sowie Übernachtungen je Einwohner im Landkreis Prignitz
Geöffnete Beherbergungsbetriebe
Angebotene
Gästebetten
Auslastung der angebotenen
Gästebetten
Ankünfte
Übernachtungen
Landkreis Bestand am 31.07. insgesamt insgesamt je Einwohner
amtsfreie Gemeinde 1992 1996 1996 1996 1996 1996 1996
Amt Anzahl v. H. Anzahl
Prignitz 8 37 1.338 38,9 44.647 185.346 1,8
Perleberg, Stadt 1 6 166 26,9 7.211 15.300 1,0
Pritzwalk, Stadt - 3 46 38,5 2.958 5.360 0,5
Wittenberge, Stadt - 2 79
Bad Wilsnack/Weisen 2 8 578 58,1 13.866 118.430 16,1
Groß Pankow/Prignitz 2 2 51 19,2 1.641 4.356 0,9
Gumtow - 2 35
Karstädt 2 3 119 12,8 2.283 5.814 0,7
Lenzen/Elbtalaue - 5 74 27,8 2.269 7.482 1,4
Meyenburg 1 - - -
Plattenburg - 2 52
Pritzwalk-Land - 3 111 31,1 7.206 12.616 2,2
Putlitz-Berge - 1 27
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Daten und Analysen, Fremdenverkehr im Land Brandenburg Heft 3/1997
99

Tabelle A 6:
Geöffnete
Campingpl
.
Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste
auf Campingplätzen mit Urlaubscamping* im Landkreis Prignitz
Angebotene
Stellplätze
Jahr Stand am 31.07. Insgesamt Veränderung
zum Vorjahr
Ankünfte Übernachtungen Durchschnittliche
Insgesamt
Veränderung
zum Vorjahr
Aufenthalts
dauer
Anzahl Anzahl Anzahl v. H. Anzahl v. H. Tage
1992 - - - - - - -
1996 2 90 2.849 5,6 9.486 7,2 3,3
1997 2 90 2.431 -14,7 8.503 -10,4 3,5
* Aufenthaltsdauer höchstens zwei Monate
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Fremdenverkehr im Land Brandenburg,
Daten und Analysen 3/1997 (August 1997);
Statistische Berichte, Gäste und Übernachtungen im Fremdenverkehr im Land Brandenburg
100

Literatur- und Quellenverzeichnis
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Bundesinstitut für Berufsbildung: Tourismus auf dem Land. Entwicklungen und
Herausforderungen, Auskünfte über modellhafte Erprobung von
Weiterbildungskonzepten im ländlichen Tourismus, Wissenschaftliche
Diskussionspapiere des BIBB, Heft 27, Berlin und Bonn 1997
Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsförderungsgesetz mit angrenzenden Gesetzen, Verordnungen
und BA-Regelungen, 44. Ausgabe Stand: 1. April 1997, Nürnberg 1997
Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V.: Prignitzer Gastgeber, Perleberg
1997
Fremdenverkehrsverein Grünheider Wald- und Seengebiet e.V.: Gastgeberverzeichnis
‘97, Erkner 1997
Fremdenverkehrsverein Schlaubetal und Umgebung e.V.: Gastgeberverzeichnis
1997, Müllrose 1997
Fremdenverkehrsverein Schwielowsee e.V.: Gastgeberverzeichnis 1997, Caputh
1997
Haedrich, Günther; Kaspar, Claude; Klemm, Klemm, Kristiane; Kreilkamp,
Edgar (Hrsg.): Tourismus-Management: Tourismusmarketing und Fremdenverkehrsplanung,
Berlin 1998
Heuschmid, Wolfgang: Innenmarketing - eine der Voraussetzungen für den Erfolg,
Vortragsmanuskript, Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband, Berlin 1997
Koch, Alfred; Zeiner, Manfred; Harrer, Bernhard: Strukturanalyse des
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Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität
München, Heft 42, Müchen 1991
Kühl, Jürgen: Bestandspflege und Rekonstruktion von Betrieben als aktive Beschäftigungspolitik.
In: WSI-Mitteilungen 9/1997
Kur- und Fremdenverkehrsverein Scharmützelsee e.V.: Beherbergungsverzeichnis,
Wendisch-Rietz 1997
Landesagentur für Struktur und Arbeit Brandenburg GmbH: Die Brandenburger
Arbeitsplatzstrategie, Brandaktuell special Nr. 1/1997
Landesagentur für Struktur und Arbeit Brandenburg GmbH: Tourismusentwicklung
- Wege zum Arbeitsmarkt, Brandaktuell special Nr. 3/1996
Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg: Fremdenverkehr im
Land Brandenburg. Daten und Analysen 3/1997, Potsdam, August 1997
Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg: Gäste und
Übernachtungen im Fremdenverkehr im Land Brandenburg, Statistische Berichte,
Potsdam lfd. Jg.
Landkreis Oder-Spree: Räumliche Entwicklungskonzeption für den Landkreis Oder-
Spree. Schlußbericht, Beeskow, Dezember 1995
Landkreis Potdam-Mittelmark: Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises Potsdam-Mittelmark,
Belzig, Januar 1997
101

Landkreis Potdam-Mittelmark: Tourismusentwicklungskonzeption des Landkreises
Potdam-Mittelmark (Entwurf 16.3.1997), Belzig 1997
Landkreis Prignitz: Landkreis Prignitz Kreisentwicklung, Perleberg, August 1996
Landtag Brandenburg, Bericht der Landesregierung: Strategie der
Landesregierung zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Senkung der
Arbeitslosigkeit (Arbeitsplatzstrategie), Potsdam, Januar 1996
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg:
Arbeitsmarktbericht für das Land Brandenburg 1996, Potsdam, Juli 1997
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg:
Landesprogramm „Qualifizierung und Arbeit für Brandenburg“ Stand Juli 1997,
Potsdam 1997
Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes Brandenburg:
Förderprogramme für den Fremdenverkehr, Potsdam, September 1995
Märkische Tourismus-Zentrale Beeskow e.V.: Gastgeberverzeichnis, Beeskow 1997
Rabenhorst, Antje; Radic, Christine: Fremdenverkehrskonzeption unter
Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte für die Stadt
Treuenbrietzen/Brandenburg. Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades
Diplom Betriebswirtin (FH), Fachhochschule Heilbronn Fachbereich Touristik-
Betriebswirtschaft, Berlin, Januar 1997
Regionaler Fremdenverkehrverband Potsdam-Havelland-Fläming e.V.:
Havelland-Wasser und mehr..., Potsdam 1996
Slawinski, Ursula: Urlaub auf dem Lande - Einkommens- und Beschäftigungseffekte
in strukturschwachen ländlichen Räumen Mecklenburg-Vorpommerns. In:
Arbeitsmarkt in ländlichen Räumen Mecklenburg-Vorpommerns, Rostocker Beiträge
zur Regional- und Strukturforschung, Heft 4, Rostock 1996
Statistisches Bundesamt: Tourismus in Zahlen 1997, Wiesbaden 1997
Tourismus-Information Neuzelle: Gastgeber- und Gaststättenverzeichnis, Neuzelle
1997
Tourismusverband Land Brandenburg e.V.: Mittelfristiges Strategiekonzept,
Potdam 1996
Verein zur Förderung von Urlaub und Freizeit auf dem Lande in Brandenburg
e.V.: Landurlaub in Brandenburg 1998, Potdam 1997
Zeiner, Manfred; Harrer, Bernhard; Scherr, Silvia: Die Ausgabenstruktur im übernachtenden
Fremdenverkehr in den neuen Bundesländern, Schriftenreihe des
Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der
Universität München, Heft 45, München 1993
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LASA-Studien
Nr. 1
Nr. 2
Nr. 3
Nr. 4
Nr. 5
Nr. 6
Nr. 7
Nr. 8
Nr. 9
Nr. 10
Eine erste Analyse zu 55 Arbeitsförderungsgesellschaften im Land
Brandenburg. Stand Oktober 1991.
Angela Wagener (GEKAS): Dezember 1991; 29 Seiten; DM 5,--
Die gemeinnützige Gesellschaft für Qualifizierung und produktive Berufsund
Arbeitsförderung der Region Eisenhüttenstadt mbH (GEM).
Uwe Kühnert: Juli 1992; 2. unveränderte Auflage Jan. 1993; 44 Seiten;
DM 10,-- (vergriffen)
Brandenburgische Arbeitsförderungsgesellschaften. Ergebnisse einer
Befragung von März - Mai 1992.
Angela Wagener: Juli 1992; 84 Seiten; DM 12,-- (vergriffen)
Aktion 'Theodor Fontane'. 10.000 km Radwege für Brandenburg.
Handlungsleitfaden für die Praxis.
Edzard Hildebrandt, Sigrid Stöhr, Arne Lüers (PGW): August 1992;
122 Seiten; DM 20,--; ISBN 3-929756-03-X (vergriffen)
Der maritime Sektor im Umbruch. Wirtschaftsstrukturelle und
beschäftigungspolitische Vorschläge für Rostock.
Heiner Heseler, Rudolf Hickel (PIW): November 1990; 97 Seiten;
DM 10,-- (vergriffen)
Arbeitsmarkt und Strukturwandel im Gebiet der ehemaligen DDR.
Schwedische Erfahrungen des sozialen Managements. Dokumentation eines
Deutsch-Schwedischen Symposiums am 18. und 19. April in Berlin.
Uwe Kühnert (Red.)(GEKAS): April 1991; 81 Seiten; DM 10,-- (vergriffen)
Kommunale/regionale Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik. Ein
Leitfaden für die Praxis.
Hildegard Kaluza, Bernhard Pollmeyer, Gerd Tehler (PIW): Mai 1991;
178 Seiten; - kostenlos - (vergriffen)
Das Umstellungsdilemma. Der Strukturwandel in der Bauwirtschaft in den
neuen Bundesländern am Beispiel der Region Frankfurt/Oder.
Gerd Syben, Annegret Tügel, Bert Warich, Dietmar Zoll (PIW):
Mai 1991; 92 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-04-8 (vergriffen)
Nachwachsende Rohstoffe - Eine regenerative Energiequelle für
Brandenburg? Ein Diskussionsbeitrag zu den Möglichkeiten, nachwachsende
Rohstoffe als ein alternatives Beschäftigungsfeld im ländlichen Raum zu
nutzen.
P. Haschke, Hans-Joachim Plath, Otto Storkan, Horst Stüber, Willi Bleske
(ÖBBB), Matthias Vogel (LASA): September 1993; 80 Seiten; DM 12,--;
ISBN 3-929756-07-2 (vergriffen)
Zur beschäftigungs- und strukturpolitischen Relevanz von Arbeitsförderungsgesellschaften
in ländlichen Räumen. Eine Analyse der gemeinnützigen
'Milmersdorfer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH' im
Norden Brandenburgs.
Michaela Baur: Januar 1993; 45 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-00-5
103

Nr. 11
Nr. 12
Nr. 13
Nr. 14
Nr. 15
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Nr. 17
Nr. 18
Nr. 19
Nr. 20
Nr. 21
Aktive Arbeitsmarktpolitik in Frankfurt (Oder). Eine Untersuchung der
'Beschäftigungs- Qualifizierungs- und Strukturfördergesellschaft Frankfurt
(Oder)'.
Uwe Kühnert: März 1993; 58 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-01-3
Teilzeit-Offensive: Weniger Arbeitslose durch Teilzeitarbeit. Vorschläge zur
Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung in Brandenburg.
Dagmar Saschewag, Friedhart Hegner (Dr. Hegner ISMV): Juli 1992; 306
Seiten; 2. unveränderte Auflage Juni 1993; DM 20,--
Arbeitsplätze durch ambulante Dienste. Zur Situation und zur Perspektive im
Land Brandenburg.
Dietmar Freier, Friedhart Hegner, Monika Kohnert, Marina Lewkowicz,
Rainer W. Wieschollek (Dr. Hegner ISMV): Juli 1992; 206 Seiten; 3.
unveränderte Auflage September 1993; DM 30,--
Stand und Perspektiven von Teilzeitarbeit im Land Brandenburg. Ergebnisse
einer empirischen Untersuchung.
Joachim Eisbach, Karsten Schuldt (PIW): März 1993; 41 Seiten; DM 10,--;
ISBN 3-929756-02-1
Existenzgründung durch Arbeitsförderung. Eine empirische Untersuchung zu
Weiterbeschäftigung, Aus- und Existenzgründungen aus Arbeitsförderungsgesellschaften
im Land Brandenburg.
Michaela Baur, Gerhard Buck: Juli 1993; 57 Seiten; DM 10,--;
ISBN 3-929756-05-6 (vergriffen)
ABS-Gesellschaften in Brandenburg. Analysen zur Förderung durch die
Treuhandanstalt.
Uwe Kühnert: Juli 1993; 40 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-06-4
Arbeitspendler im Land Brandenburg.
Karsten Schuldt (PIW): Oktober 1993; 64 Seiten; DM 10,--;
ISBN 3-929756-08-0
Frauen in Arbeitsförderungsgesellschaften. Eine Untersuchung zur
quantitativen und qualitativen Beteiligung von Frauen in neun
Brandenburger Arbeitsförderungsgesellschaften.
Michaela Baur: März 1994; 70 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-09-9
Kürzer arbeiten, mehr Beschäftigung? Vorschläge zur Verkürzung der
Arbeitszeit in Ostdeutschland.
Gerhard Bäcker, Claus Schäfer, Hartmut Seifert unter Mitarbeit von Brigitte
Scholz-Willig (WSI): März 1994; 84 Seiten; DM 12,--;
ISBN 3-929756-10-2
Aktive Arbeitsmarktpolitik und Humankapitalressourcen des öffentlich finanzierten
Arbeitsmarktes in der Region Prignitz. Vorbereitende Untersuchung
für ein regionales Strukturförderprogramm.
Heidemarie Hermann, Jan Nadolny (ISA Consult): August 1994; 74 Seiten;
DM 10,--; ISBN 3-929756-11-0
Strukturmerkmale von Aus- und Existenzgründungen aus branden-burgischen
Arbeitsförderungsgesellschaften. Eine Analyse von Beratungsfällen der
LASA.
Gerhard Buck: Oktober 1994; 51 Seiten; DM 12,--; ISBN 3-929756-12-9
104

Nr. 22
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Nr. 25
Nr. 26
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Nr. 28
Nr. 29
Nr. 30
Nr. 31
Künstler, Kultur und Arbeitsmarkt im Land Brandenburg. Bestandsaufnahme
und Perspektiven.
Rüdiger Mangel: Januar 1995; 67 Seiten; DM 12,--; ISBN 3-929756-13-7
Arbeitsmarkttendenzen in der Wirtschaftsregion Oder-Spree. Analyse der
Strukturen der Humanressourcen der registrierten Arbeitslosen und des
öffentlich finanzierten Arbeitsmarktes.
Steffen W. Groß: Januar 1995; 185 Seiten; DM 15,--; ISBN 3-929756-14-5
Aktuelle Tendenzen der Arbeitspendelwanderung im Land Brandenburg.
Karsten Schuldt: Februar 1995; 54 Seiten; DM 12,--; ISBN 3-929756-15-3
Mobilität auf dem Brandenburger Arbeitsmarkt.
Pendlerströme 1994.
Karsten Schuldt: Februar 1996; DM 15,--; ISBN 3-929756-21-8
Aktive Arbeitsmarktpolitik im ländlichen Raum. Integration ehemals in der
Landwirtschaft beschäftigter Frauen im Landkreis Ostprignitz-Ruppin.
Vera Dahms, Monika Putzing, Frank Schiemann (SÖSTRA): April 1996;
111 Seiten; DM 18,--; ISBN 3-929756-22-6
Formen, Entwicklungstendenzen und branchenspezifische Aspekte prekärer
Beschäftigungsverhältnisse im Land Brandenburg.
Ludwig Schultheis, Simone Vintz (ARTUS Analyse Berlin): Mai 1996;
72 Seiten; DM 18,--; ISBN 3-929756-23-4
Alternative Arbeitszeitmodelle im privaten und öffentlichen Sektor des
Landes Brandenburg - Möglichkeiten und Grenzen der Entlastung regionaler
Arbeitsmärkte durch Umverteilung des Arbeitsvolumens.
Wolfgang Kühn, Karsten Schuldt (PIW): Februar 1997; 82 Seiten; DM 15,--;
ISBN 3-929756-24-2
Fortbildung und Umschulung zwischen Langzeitarbeitslosigkeit und
wirtschaftlicher Entwicklung. Qualitative Analysen zur Entwicklung von
Bildungsträgern und beruflicher Weiterbildung in Brandenburg.
Werner Koop, Conny Heyne, Karen Möller (Interventio): April 1997;
70 Seiten; DM 15,--; ISBN 3-929756-25-0
Die Mühen der Ebene. ABS-Gesellschaften in Brandenburg.
Ergebnisse einer Erhebung zum Jahresende 1996.
Uwe Kühnert: November 1997; 46 Seiten; DM 12,--; ISBN 3-929756-26-9
Betroffen - nicht zuständig - aber gefordert! Kommunale Arbeitsförderung in
ausgewählten Regionen des Landes Brandenburg.
Karsten Schuldt (PIW): Juni 1998; 48 Seiten; DM 12,--;
ISBN 3-929756-28-5
105

LASA-Dokumentationen
Nr. 1
Nr. 2
Nr. 3
Nr. 4
Nr. 5
Arbeitsförderung und Abwasserentsorgung in ländlichen Räumen.
Matthias Vogel: 2. überarbeitete Auflage, Juli 1995; 119 Seiten; DM 15,--;
ISBN 3-929756-19-6
Arbeitsförderung und Arbeitsvermittlung im internationalen Vergleich.
Dokumentation einer Fachtagung am 06. Oktober 1994 in der
Landesakademie für Struktur und Arbeit Genshagen (Brandenburg).
Uwe Kühnert: Mai 1995; 46 Seiten; DM 10,--; ISBN 3-929756-17-X
Werkstattbericht der LASA-Info-Tour "Qualifizierung und Arbeit für
Brandenburg". Projektzeitraum 1. März 1993 bis 31. August 1994.
Heide Dendl, Karin Friedrichs: Mai 1995; 29 Seiten; DM 10,--;
ISBN: 3-929756-18-8
Arbeit und Bau.
Ergebnisse der Fachtagung vom 2. November 1994 in der Landesakademie
für Struktur und Arbeit in Genshagen (Brandenburg).
Gerhard Buck: Juli 1995; 82 Seiten; DM 15,--, ISBN: 3-929756-20-X
Arbeitsplätze schaffen mit umweltschützenden Biotechnologien - Ein Beispiel
der Umsetzung innovativer Projekte. Bericht aus einem Workshop am
22.10.1997 in Großbeeren.
Matthias Vogel: Februar 1998; 48 Seiten; DM 15,--; ISBN 3-929756-27-7
LASA-Praxishilfen
Nr. 1 Nachbarschaftsladen: Handlungsanleitung zur Selbsthilfe und Initiative -
Eine Chance zur Existenzgründung.
Januar 1995; 24 Seiten; kostenlos (vergriffen)
Nr. 2
Nr. 3
Nr. 4
Nr. 5
Nr. 6
Nr. 7
Zuwendungsrecht: Ein Ratgeber für die Projektpraxis.
November 1995; 48 Seiten; kostenlos
Arbeit und Bau: Ein Ratgeber für Projektträger in der Baubranche.
Juni 1996; 64 Seiten; kostenlos
Mit Innovation zur Existenzgründung. Impulsgeber für technologieorientierte
ExistenzgründerInnen.
Juli 1996; 32 Seiten; kostenlos (vergriffen)
Innovative Tradition: Lehmbau. Ein Leitfaden für Projektträger, Planer und
Unternehmen in der ökologischen Baubranche.
April 1997; 104 Seiten; kostenlos (vergriffen)
Verknüpfung von Mitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe mit der
Arbeitsförderung. Ein Ratgeber für kommunale Projekte.
Februar 1998; 32 Seiten; kostenlos
Vergabe ABM: Damit behalten Sie die Fäden in der Hand. Ein Leifaden
für Projektträger, Berater und Unternehmen.
März 1998; 64 Seiten; kostenlos
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Buchveröffentlichungen
Zauberformel ABS? Entwicklungen und Perspektiven von Arbeitsfördergesellschaften.
Das Beispiel Brandenburg.
Michaela Baur, Gerhard Buck, Uwe Kühnert, Wolfgang Schwegler-Rohmeis, Hrsg.:
Hans Böckler-Stiftung (Graue Reihe - Neue Folge 82); April 1995;
179 Seiten; DM 12,80; ISSN 0932-1586
Neue Arbeitsplätze und „industrielle Kerne“ in der Region.
Michael Dietrich, Kristine Dreyer, Uwe Kühnert, Hrsg.: Hans-Böckler-Stiftung
(Graue Reihe - Neue Folge 121); Mai 1997; 169 Seiten; DM 14,90;
ISBN 3-928204-44-0
Förderinfos
Übersicht: Förderprogramme zur Existenzgründung.
Hrsg.: LASA Brandenburg GmbH; erscheint monatlich in aktualisierter Fassung;
Einzelheft: DM 6,50; Jahresabonnement (12 Ausgaben): DM 58,-- (incl.
Versandkosten)
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