Jewish Sounds - Kulturradio
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Jahren in Berlin. Für das Theaterstück „Warten auf Adam Spielman“ hat er die Lieder<br />
geschrieben.<br />
2. Atmo Theater ff.:<br />
(Daniel singt)<br />
Your blood might come from Turkey or Detroit or Timbuktu;<br />
Your language could be Farsi, Sanskrit, German, or Zulu;<br />
Come on, we've got some wandering to do!<br />
So bring out your Jew, bring out your Jew. You may have a Jew inside of you.<br />
A Jew. A Jew. A secret little Jew. A secret Jew is buried inside you.<br />
(Zögerliches Lachen im Publikum)<br />
Sprecherin:<br />
„Bring out your Jew – Lass den Juden in dir heraus“ – das ist der Refrain des Songs. In<br />
das Lachen des Publikums, das an diesem Abend vor allem aus jungen Leuten besteht,<br />
mischt sich ein Hauch von Befremden. Eine Reaktion, die Daniel Kahn kennt – und<br />
beabsichtigt:<br />
6. O-Ton Daniel Kahn:<br />
Ein Schüler hat mich gefragt: Was meinen Sie mit „wir haben alle einen Juden in uns?“<br />
Ich sagte: Das war einfach lyrische Provokation. Aber dann habe ich ein bisschen<br />
erzählt: Jude als der Andere, als der Ausgegrenzte, Jude als der Migrant, der Fremde,<br />
das ist auch vollgeladen mit Klischees und total problematisch, da spielt Ironie eine<br />
Rolle, ich nehme das nicht total ernst. Aber ich sage das auch in dem Lied: Der Jude ist<br />
keine Abstraktion, manche Menschen sind echte Juden, und das bedeutet auch was,<br />
das ist nicht nur abstrakt...<br />
Sprecherin:<br />
Für Daniel Kahn selbst ist Jüdischsein vor allem eine Frage der Identität und Kultur. Er<br />
gehört zu einer Strömung, die das Judentum säkular und humanistisch auslegt. Als<br />
Musiker bringt er seine Zuhörer dazu, eigene Vorstellungen und Erwartungen zu<br />
überdenken. Das macht er auf der Theaterbühne, aber auch mit seiner Band The<br />
Painted Bird. Vier Alben sind bereits in Berlin entstanden.<br />
7. O-Ton Daniel Kahn:<br />
Ich schreibe Texte und ich übersetze Lieder, die mir etwas sagen. Aus dem Deutschen,<br />
aus Jiddisch, aus Griechisch, Französisch. Ins Jiddisch, ins Englisch, ins Deutsche. Ich<br />
versuche ein Modell aus der Musik zu machen für ein flüssiges Verständnis von<br />
Identität, von Kultur, von Ländern, Völkern.<br />
Sprecherin:<br />
Daniel Kahn mischt aus Überzeugung: Sprachen, Musikstile, Themen und Traditionen.<br />
Vielfalt ist für ihn so etwas wie ein Lebenskonzept. Vielleicht wohnt er auch deshalb<br />
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