DeSS orientiert 1-2/09 - Demenz Support Stuttgart
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künstlerischen Prozessen, damit sie diese ungewohnten<br />
Wege sicher beschreiten können<br />
(Craig & Killick 2004). In den USA und Großbritannien<br />
gibt es mittlerweile mehrere Projekte,<br />
die diese strukturierte Weitergabe von<br />
Wissen praktizieren. Drei davon werden im<br />
Folgenden kurz vorgestellt.<br />
8.1 MAGIC ME – THE UK’S LEADING PROVI-<br />
DER OF INTERGENERATIONAL ARTS PRO-<br />
JECTS<br />
Ziel des in London beheimateten Projekts Magic<br />
Me ist es, Menschen verschiedener Generationen<br />
und Kulturen in Kunstprojekten<br />
zusammenzubringen und so den Austausch<br />
mit- und das Verständnis füreinander zu fördern.<br />
Gegründet wurde Magic Me 1989 durch<br />
die Grafi kdesignerin und heutige Projektdirektorin<br />
Susan Langford. Neben der eigentlichen<br />
Kulturarbeit in London bietet das Magic Me<br />
Team ein landesweites Schulungs- und Beratungsprogramm<br />
an, um das Entstehen ähnlicher<br />
Projekte in anderen Regionen Großbritanniens<br />
zu fördern.<br />
Internet: www.magicme.co.uk<br />
8.2 TIMESLIPS – CREATIVE STORYTELLING<br />
PROJECT<br />
TimeSlips ist eine Methode, die zum Geschichtenerzählen<br />
in der Gruppe anregt. Sie verzichtet<br />
auf die Anforderung an die Teilnehmer, sich<br />
an Vergangenes erinnern zu müssen, und ermutigt<br />
dazu, fi ktive neue Geschichten zu erschaffen.<br />
TimeSlips wurde 1998 von Dr. Ann<br />
Basting, Theaterwissenschaftlerin und Direktorin<br />
des „Center on Age & Community” der<br />
Universität von Wisconsin Milwaukee, entwickelt.<br />
Heute gibt es ein strukturiertes nationales<br />
Trainingsprogramm mit 10 Ausbildungszentren<br />
in den USA sowie dem Angebot zu<br />
Inhouse-Schulungen für neue TimeSlips-Moderatoren<br />
in Einrichtungen und Institutionen.<br />
Internet: www.timeslips.org<br />
8.3 ARTZ – ARTISTS FOR ALZHEIMER’S<br />
ARTZ ist ein Projekt, das Kunstinstitutionen,<br />
Künstler und freiwillig Engagierte motiviert,<br />
ihre Einrichtungen und ihre Kunst für Menschen<br />
mit <strong>Demenz</strong> zu öffnen. So entwickelte<br />
- 35 -<br />
KREATIVITÄT KUNST KOMMUNIKATION<br />
ARTZ unter anderem Museumsführungen in<br />
so bedeutenden Kunststätten wie dem Pariser<br />
Louvre und dem New Yorker Museum of<br />
Modern Art. Gegründet wurde das Projekt<br />
2001 in Boston. Initiatoren waren der Soziologe<br />
Dr. John Zeisel und der Psychologe Sean<br />
Caulfi eld. ARTZ hat den Anspruch, weltweit<br />
Interessierte für seine Ideen zu begeistern und<br />
unterhält mittlerweile Zweigstellen in Melbourne,<br />
Paris und <strong>Stuttgart</strong>.<br />
Internet: www.artistsforalzheimers.org<br />
9. FAZIT<br />
Die im Rahmen dieses Artikels gesichtete Literatur<br />
wirft Schlaglichter auf das Potenzial, das<br />
kreative Begegnungen für Menschen mit <strong>Demenz</strong><br />
bergen. Um die Chance zu fantasievoller<br />
Kommunikation in Zukunft intensiver zu nutzen,<br />
sollten drei Dinge gefördert werden: Erstens<br />
sollten kreative Ansätze und Programme<br />
offensiver bekannt gemacht und strukturiert in<br />
die Versorgungspraxis gestreut werden. Zweitens<br />
sollte eine intensivere Beforschung kreativtherapeutischer<br />
Angebote initiiert werden,<br />
um sozialpolitische Entscheidungs- und<br />
Kostenträger von den positiven Effekten zu<br />
überzeugen. Drittens – und dies vor allem –<br />
sollten alle Personen, die Menschen mit <strong>Demenz</strong><br />
betreuen, darin bestärkt werden, mehr<br />
Experimente zu wagen und ihre Scheu vor der<br />
Erprobung ungewöhnlicher Kommunikationskanäle<br />
abzulegen. Dies ist auch im Alltag und<br />
ohne ständige Anleitung ausgebildeter Profi<br />
s möglich und machbar. Wood (2004, S. 23,<br />
Übersetzung durch die Autorin) bringt die Bedeutung<br />
von kreativen Begegnungsräumen<br />
treffend auf den Punkt: „Kreativität bietet eine<br />
echte Chance, Kommunikation und Teilhabe<br />
aller Beteiligten – Menschen mit <strong>Demenz</strong>, ihren<br />
Familien und Pfl egenden – durch ein reiches<br />
Angebot unterhaltsamer Aktivitäten zu<br />
fördern. Im Wesentlichen: Kreativität … öffnet<br />
neue Horizonte und hilft, Identität zu bewahren.<br />
Ist das nicht genau das, worum es in der<br />
personzentrierten Begleitung von Menschen<br />
mit <strong>Demenz</strong> geht?“<br />
Kerstin Köhler