DeSS orientiert 1-2/09 - Demenz Support Stuttgart
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Unklar ist, ob, wann und warum unterschiedliche<br />
Gefühle unterschiedlich schwer für die<br />
Betroffenen zu erkennen sind, wie die obige<br />
Tabelle zeigt.<br />
Es wird vermutet, dass die Defi zite allgemeiner<br />
auf stetige Abbauprozesse in der für<br />
die Verarbeitung von nonverbalen Signalen<br />
schwerpunktmäßig zuständigen rechten<br />
Hirnhälfte (Albert et al. 1991; Fernandez-Duque<br />
& Black 2005; Lavenu & Pasquier 2005;<br />
Luzzi et al. 2007; Weiss et al. 2008), oder<br />
spezieller auf Atrophien der Amygdala 1 (Henry<br />
et al. 2008; Spoletini et al. 2008; Weiss et<br />
al. 2008), des orbitofrontalen 2 Cortex (Henry<br />
et al. 2008), oder auf Störungen der optischen<br />
Bildverarbeitung (Burnham & Hogervorst<br />
2004; Cadieux & Greve 1997; Ogrocki<br />
et al. 2000) zurückzuführen sind. Die z.T.<br />
große Bandbreite der Leistungen der Versuchsteilnehmer<br />
wird damit erklärt, dass Orte<br />
und Ausmaß des Hirnschwundes individuell<br />
erheblich variieren können.<br />
Menschen mit vaskulären <strong>Demenz</strong>en haben<br />
deutlich mehr Schwierigkeiten als Alzheimerkranke,<br />
emotionale Gesichtsausdrücke zu er-<br />
1 Dabei handelt es sich um einen Gewebeschwund des sogenannten<br />
Mandelkerns (Amygdala). Dieser liegt im Kerngebiet<br />
des mittleren Teils des Temporallappens und spielt eine wichtige<br />
Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von<br />
Situationen.<br />
2 Bereich des Gehirns, der hinter den Augenbrauen liegt und bei<br />
der Entscheidungsfi ndung eine Rolle spielt.<br />
- 7 -<br />
NON-VERBALE KOMMUNIKATION<br />
kennen und angemessen darauf zu reagieren<br />
(Shimokawa et al. 2003; Shimokawa et al.<br />
2000).<br />
Dasselbe gilt auch für Menschen mit frontotemporalen<br />
<strong>Demenz</strong>en. Gesichtsausdrücke<br />
wahrzunehmen fällt ihnen noch schwerer als<br />
Menschen mit der Alzheimer- (Fernandez-Duque<br />
& Black 2005; Lavenu et al. 1999; Lavenu<br />
& Pasquier 2005) oder der Huntington-Krankheit<br />
(Snowden et al. 2008). Dabei haben sie offensichtlich<br />
besonders große Probleme damit,<br />
die Mimik für negative Gefühle zu erfassen: Einig<br />
ist man sich, dass sie wütende Gesichter<br />
schlecht erkennen (Fernandez-Duque & Black<br />
2005; Keane et al. 2002; Kessels et al. 2007;<br />
Lavenu et al. 1999; Lavenu & Pasquier 2005;<br />
Lough et al. 2006; Rosen et al. 2004; Rosen<br />
et al. 2002). Außer in der Studie von Kessels et<br />
al. (2007) gelang ihnen in vielen anderen Fällen<br />
auch das Erkennen von ängstlichen, traurigen<br />
und angeekelten Gesichtern nicht (Fernandez-<br />
Duque & Black 2005; Keane et al. 2002; Lavenu<br />
et al. 1999; Lough et al. 2006; Rosen et<br />
al. 2004; Rosen et al. 2002; Snowden et al.<br />
2008). Glückliche Gesichter wurden in einigen<br />
Studien erkannt (Kessels et al. 2007; Rosen et<br />
al. 2002), in anderen nicht (Keane et al. 2002;<br />
Lavenu & Pasquier 2005; Rosen et al. 2004;<br />
Snowden et al. 2008). Es wird vermutet, dass<br />
die Empathie- und Interpretationsfähigkeit bei