Christsein und Gemeinde heute - Perspektiven - Christsein und ...
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Die vielen Bäume <strong>und</strong> der große Wald …<br />
gr<strong>und</strong>legende Glaubenswahrheiten unter der Lupe <strong>und</strong> im Ansatz erklärt<br />
Teil 9: Kann ich auch ohne… <strong>Gemeinde</strong> Christ sein?<br />
Jürgen Müller<br />
Wer sich als Christ bezeichnet, aber keiner <strong>Gemeinde</strong> angehört, hat<br />
oft einen sehr persönlichen Beweggr<strong>und</strong> dazu: Es gibt »ewige Nörgler«,<br />
denen man es nie recht machen kann. Es gibt auch viele Menschen,<br />
die von Christen tief enttäuscht <strong>und</strong> verletzt worden sind. Sie<br />
trafen Gottes Bodenpersonal <strong>und</strong> kommen zu dem Ergebnis: »Wenn<br />
das christlicher Glaube ist – dann will ich mit der Kirche nichts zu tun<br />
haben. Dann glaube ich lieber für mich allein. Die Kirche hat in meinen<br />
Augen versagt.«<br />
Es ist leider wahr: Christen verletzen <strong>und</strong> enttäuschen. Immer wieder.<br />
Weil sie Jesus verteidigen wollen, vielleicht. Weil sie lieblos, überheblich<br />
oder perfektionistisch sind. Ich möchte dich an dieser Stelle deshalb<br />
<strong>heute</strong> stellvertretend um Verzeihung bitten für alle die Christen,<br />
die dich verletzt haben!<br />
Interessant ist, einmal die Gegenfrage zu stellen: Kann man auch mit<br />
<strong>Gemeinde</strong> kein Christ sein? Ja, das kann man. Es gibt Menschen, die<br />
sich in der Gemeinschaft von Christen jahrelang aufhalten, sich dort<br />
wohlfühlen oder sogar engagieren (biblische Beispiele: Simon der Zauberer,<br />
Judas usw.). Der evangelische Pfarrer Klaus Douglass sagt: »Wie<br />
viel von dem Versagen der Kirche <strong>und</strong> der Christenheit geht auf das<br />
Konto von Menschen, die sich Christen nannten, die sich selbst für<br />
Christen hielten, die vielleicht sogar im Namen der Kirche auftraten<br />
<strong>und</strong> in der Kirche mitarbeiteten, die aber gar keine Christen waren. Die<br />
nicht einmal wussten, was eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus<br />
überhaupt bedeuten soll, die aber als Christen auftraten <strong>und</strong> von<br />
allen für Christen gehalten wurden <strong>und</strong> mit für den schlechten Ruf des<br />
Christentums gesorgt haben.«<br />
Das Neue Testament kennt kein »Einzelgänger-Christentum«. Im Vaterunser<br />
kommt das Wort »ich« nicht vor. Es geht um den Gedanken der<br />
Gemeinschaft, des gemeinsam gelebten Glaubens, Betens <strong>und</strong> Vor-<br />
Gott-Hintretens. Gottes Absicht war es nie, sich ein Volk von Christen<br />
zu berufen, das getrennt <strong>und</strong> isoliert voneinander lebt. Es ist von<br />
lebendigen Steinen die Rede (1.Petrus 2,1-10), die nicht unnütz herumliegen,<br />
sondern sich schleifen <strong>und</strong> aufbauen lassen zu einem geistlichen<br />
Tempel. Das Wort <strong>Gemeinde</strong>, das im Neuen Testament über<br />
Themenreihe<br />
h<strong>und</strong>ert Mal vorkommt, ist kein einziges Mal auf ein Gebäude bezogen,<br />
sondern immer auf Menschen (Epheser 2,19-22).<br />
Fast sämtliche Bücher des Neuen Testaments sind direkt an <strong>Gemeinde</strong>n<br />
adressiert oder stehen mit dem Gemeinschaftsleben der Gläubigen<br />
in engem Zusammenhang. Die Offenbarung wurde gleich an<br />
sieben <strong>Gemeinde</strong>n mit ihren Ortsnamen gerichtet (Offb. 1,4). Die aktive<br />
Beteiligung in einer örtlichen <strong>Gemeinde</strong> ist für den, der Christus<br />
nachfolgen will, keine Frage (Apostelgeschichte 2,42-47).<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> ist das »Trainingslager« <strong>und</strong> die Vorbereitung auf die<br />
himmlische Vollendung. Die Gläubigen werden ermahnt, die Versammlungen<br />
nicht zu verlassen (Hebräer 10,24). Weil Christus uns geliebt<br />
<strong>und</strong> sich für uns hingegeben hat, sind auch wir verpflichtet, einander<br />
zu lieben (1. Johannes 4,7-21). Wenn das gelingt in der <strong>Gemeinde</strong>, ist<br />
das ein Vorgeschmack auf die ewige Gemeinschaft im Himmel.<br />
Fazit<br />
Man kann zwar ohne <strong>Gemeinde</strong> eine Zeitlang irgendwie als Christ<br />
»überleben«, aber auf Dauer bleibt der Glaube nicht ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> man<br />
verzichtet auf die vollen Segnungen, die der Heilige Geist nur in der<br />
Einbettung in eine christliche <strong>Gemeinde</strong> schenkt. Ein Gläubiger ohne<br />
<strong>Gemeinde</strong> ist wie ein Mensch, der im Ausland ohne Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Zuhause<br />
lebt! Persönliche Enttäuschungen <strong>und</strong> schlechte Erfahrungen<br />
mit der Kirche <strong>und</strong> mit Christen gibt‘s genug. Jesus will dem helfen,<br />
der durch Christen verletzt worden ist. Deshalb: Schlage ein neues<br />
Blatt auf! Riskiere eine neue Begegnung mit Jesus <strong>und</strong> dann auch<br />
mit der christlichen <strong>Gemeinde</strong> vor Ort. Bleibe aber bitte nicht bei den<br />
Christen stehen, sondern blicke weiter <strong>und</strong> gehe zu Christus. Denn um<br />
ihn geht es. In ihm ist Heil <strong>und</strong> Heilung, in ihm ist das Leben zu finden,<br />
das sich wirklich lohnt.<br />
<strong>Perspektiven</strong> 08/09 11