Generation Praktikum – Mythos oder Wahrheit - Sk-coburg.de
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LESEVERSTEHEN / TEXT<br />
<strong>Generation</strong> <strong>Praktikum</strong> – <strong>Mythos</strong> <strong>o<strong>de</strong>r</strong> <strong>Wahrheit</strong>?<br />
Was ist dran an <strong>de</strong>m <strong>Mythos</strong> <strong>de</strong>r „<strong>Generation</strong> <strong>Praktikum</strong>“? Auf <strong>de</strong>r einen Seite wird über <strong>de</strong>n<br />
Fachkräfte- und Aka<strong>de</strong>mikermangel geklagt, an<strong>de</strong>rerseits häufen sich Berichte über junge,<br />
hochqualifizierte Hochschulabsolventen, die von Unternehmen regelrecht ausgebeutet wer<strong>de</strong>n und<br />
große Schwierigkeiten beim Berufseinstieg haben. Eine Studie <strong>de</strong>s HIS zeigt: Bei Langzeitpraktikanten<br />
han<strong>de</strong>lt es sich um Ausnahmen, aber es gibt ein<strong>de</strong>utige Unterschie<strong>de</strong> in Hinblick auf die Studienfächer.<br />
Praktika sind für <strong>de</strong>n Berufseinstieg zwar unverzichtbar, aber sie gehören grundsätzlich in das Studium.<br />
Ein Blick in die Untersuchungsergebnisse einer Absolventenstudie <strong>de</strong>s HIS macht eines ganz <strong>de</strong>utlich:<br />
Die „<strong>Generation</strong> <strong>Praktikum</strong>“ ist alles an<strong>de</strong>re als ein Massenphänomen. Die Praktikantenquote von Uni-<br />
Abgängern hängt stark vom absolvierten Studiengang ab. Während nur drei Prozent <strong>de</strong>r Informatik-<br />
und Ingenieurabsolventen im Anschluss an ihr Studium ein <strong>Praktikum</strong> absolvieren, sind es bei <strong>de</strong>n<br />
Geisteswissenschaftlern acht Prozent und bei Sozial- und Politikwissenschaftlern hohe 28 Prozent.<br />
Allerdings bleibt nur ein verschwin<strong>de</strong>nd geringer Anteil länger als sechs Monate Praktikant. Zwar lassen<br />
sich insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n Bereichen Medien und Kultur immer wie<strong>de</strong>r Beispiele fin<strong>de</strong>n, wo Absolventen<br />
<strong>de</strong>utlich länger als Praktikant tätig sind. Doch eine "Hor<strong>de</strong> von Dauerpraktikanten", die sich über einen<br />
längeren Zeitraum von einem <strong>Praktikum</strong> zum nächsten hangelt, gibt es in dieser Form nicht. Statistisch<br />
untermauern lässt sich die viel zitierte „ausgebeutete <strong>Generation</strong> <strong>Praktikum</strong>“ je<strong>de</strong>nfalls nicht.<br />
Selbst Absolventen von am Arbeitsmarkt weniger stark nachgefragten Studiengängen fin<strong>de</strong>n nach einer<br />
gewissen Zeit fast ausnahmslos <strong>de</strong>n Weg in <strong>de</strong>n regulären Arbeitsmarkt. Untersuchungen <strong>de</strong>s HIS<br />
zufolge haben etwa 97 Prozent aller Uni-Abgänger fünf Jahre nach ihrem Studienabschluss einen Job.<br />
Zehn Jahre nach <strong>de</strong>m Uni-Abschluss sind es sogar 99 Prozent, die entwe<strong>de</strong>r in einem klassischen<br />
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis stehen, als freier Mitarbeiter tätig sind <strong>o<strong>de</strong>r</strong><br />
selbstständig sind.<br />
Ein Beispiel: Was früher "die Sekretärin" war, ist heute die "Assistentin <strong>de</strong>r Geschäftsführung" - mit<br />
einem <strong>de</strong>utlich erweiterten Aufgaben- und Verantwortungsbereich. "Die Tippse" von heute koordiniert<br />
Termine und arbeitet aktiv in Projekten mit. Sie bereitet Präsentationen vor und bringt sich mit ihrer<br />
Sachkenntnis inhaltlich ein. Das erfor<strong>de</strong>rt ganz an<strong>de</strong>re Kompetenzen und Qualifikationen. Diese<br />
wer<strong>de</strong>n im Studium erworben. Aka<strong>de</strong>miker wer<strong>de</strong>n daher <strong>de</strong>n Ansprüchen <strong>de</strong>r Unternehmen in aller<br />
Regel <strong>de</strong>utlich besser gerecht als geringer Qualifizierte - und fin<strong>de</strong>n somit mittel- bis langfristig so gut<br />
wie immer einen Job. Und das unabhängig vom gewählten Studiengang und unabhängig von <strong>de</strong>r<br />
konjunkturellen Lage zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Eintritts in <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt, wie die Daten <strong>de</strong>s HIS belegen.<br />
Bei <strong>de</strong>r gesamten Diskussion um die „<strong>Generation</strong> <strong>Praktikum</strong>“ und „billige Arbeitskräfte“ ist aber<br />
grundsätzlich zwischen Praktika während <strong>de</strong>s Studiums und Praktika nach <strong>de</strong>m Studium zu<br />
unterschei<strong>de</strong>n. Praktika wer<strong>de</strong>n für einen Teil <strong>de</strong>r Hochschulabsolventen auch in Zukunft eine Brücke<br />
in <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt bil<strong>de</strong>n. Und unzählige Firmen wer<strong>de</strong>n in Zukunft auf die Mitarbeit von<br />
Praktikanten angewiesen sein.<br />
Dennoch gehören Praktika aus vier wesentlichen Grün<strong>de</strong>n ins Studium und nicht an <strong>de</strong>n Anschluss:<br />
Wer im Studium durch Praktika bereits Berufsleben-Luft geschnuppert hat, wird von <strong>de</strong>n Firmen, die<br />
Stellen ausgeschrieben haben, in <strong>de</strong>r Regel bevorzugt.<br />
Etwa 40 Prozent aller Jobs wer<strong>de</strong>n über persönliche Kontakte vergeben. Durch Praktika während <strong>de</strong>s<br />
Studiums können Stu<strong>de</strong>nten bereits Kontakte aufbauen und haben für die Zeit nach <strong>de</strong>m Abschluss<br />
schon einen Fuß in die Tür eines Unternehmens gesetzt.<br />
Unternehmen besetzen freie Stellen oft lieber mit Personen, die sie schon kennen - und umgekehrt<br />
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