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6 musik // R’n‘B kulturnews 5/10 Foto: WMG Toni Braxton Der Takt des Herzens R’n’B-Star Toni Braxton muss mal was klarstellen – zum Beispiel warum Diven toll sind, sie ihre Karriere doch nicht hingeschmissen hat und am liebsten ihre eigene Realityshow schwänzt. kulturnews: Ehrlich gesagt, Ms Braxton, habe ich mir bisher ein völlig falsches Bild von Ihnen gemacht. Toni Braxton: Was haben Sie denn erwartet? kulturnews: Eine Diva – und keine nette, total normale Person. Braxton: Ich verrate Ihnen was: Ich gehöre zu den wenigen Leuten, die den Begriff Diva durchaus als Kompliment empfinden. Weil ich da keine arrogante Zicke vor Augen habe, sondern eine selbstbewusste Frau, die ganz genau weiß, was sie will. Wer keinen Kampfgeist hat, der wird auf Dauer nicht im Musikgeschäft überleben. kulturnews: Finden Sie nicht, dass zum Beispiel jemand wie Mariah Carey da oft übers Ziel hinausschießt? Braxton: Nun, eine Frau muss manchmal ein Stück weit bitch sein, um in einer Männerdomäne den nötigen Respekt zu kriegen. Aber das darf selbstverständlich kein Dauerzustand werden. kulturnews: Trotzdem frage ich mich: Wo sind die Grenzen? Seine gesamte Umgebung zu terrorisieren ist ja wohl übertrieben, oder? Braxton: Ach, wissen Sie, als Frau drückt man Ihnen schnell den Stempel „launisch“ auf, bloß weil Sie sich über irgendwas aufregen. Gibt ein Mann dagegen contra, dann heißt es: Supertyp, der steht wenigstens zu seiner Meinung. Das ist doch nicht fair! kulturnews: Hat man Sie denn ständig bevormundet, als Sie Ihre jüngste CD aufgenommen haben? Braxton: Gott sei Dank nicht. Dass ich keine Newcomerin bin, hat die Sache natürlich enorm erleichtert. Als gestandene Sängerin werde ich ernst genommen. Überhaupt musste ich mich kein bisschen verbiegen, um den Vorstellungen meiner Plattenfirma zu entsprechen. kulturnews: Dennoch kann sich Ihre erste Single „Yesterday“ bisher nicht mit dem Erfolg Ihres Hits „Unbreak my Heart“ messen. Braxton: So war das auch gar nicht gedacht. Ich sehe das Lied eher als eine Art Intro, nach dem Motto: Hey, hier bin ich wieder! Abgesehen davon glaube ich ganz fest an mein Comeback. Das 21. Jahrhundert gehört nämlich den Diven: Whitney Houston ist zurückgekehrt, Mariah Carey und Mary J. Blige sind immer noch im Geschäft – jetzt füge ich mich in diese Riege ein. kulturnews: Ist das ein lang gehegter Wunsch? Braxton: Nicht unbedingt. Eigentlich wollte ich ja in den Ruhestand gehen. kulturnews: Sie scherzen! Braxton: Nein, ernsthaft. Es gab viele Gründe, die dafür gesprochen haben. Zuallererst wurde bei meinem jüngsten Sohn Diesel Autismus diagnostiziert. Dann bekam ich Herzprobleme. Meine Krankheit hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich traute mich gar nicht mehr, das Haus zu verlassen, weil ich Angst hatte, diese schlimmen Schmerzen könnten jederzeit wiederkommen. kulturnews: Wie haben Sie Ihre Panikattacken überwunden? Braxton: Während meiner Kur lernte ich eine ältere Frau kennen. Obwohl sie gerade ihren vierten Herzinfarkt hinter sich hatte, war sie unglaublich dynamisch. Ich habe von ihr gelernt, dass ich einfach leben muss und mich nicht von meiner Furcht einschränken lassen darf. Jetzt bin ich wieder im Einklang mit meinem Herzschlag – und darum heißt meine CD „Pulse“. kulturnews: Sie haben ein typisches R’n’B-Album eingespielt. Dabei müsste Ihnen doch als Pastorentochter der Gospel wesentlich näherstehen. Braxton: Jedenfalls war es unmöglich, diesen spirituellen Liedern in meiner Kindheit aus dem Weg
zu gehen … Im Ernst: Ich denke tatsächlich darüber nach, demnächst mit meinen Schwestern eine richtige Gospelplatte aufzunehmen. Dabei wollte ich als Teenager unbedingt weltliche Musik hören. Die war bei uns daheim allerdings absolut tabu. Zum Glück hatte der Fahrer meines Schulbusses immer sein Radio eingeschaltet. Durch ihn habe ich Steely Dan, Journey oder Chicago entdeckt. Das war für mich wie eine Erleuchtung. kulturnews: Und dann haben Sie gegen das Verbot Ihrer Eltern rebelliert? Braxton: Ich hörte zu Hause heimlich Radio – bis mich meine Mutter dabei erwischt hat. Das gab ziemlichen Ärger … Erst auf dem College konnte ich meinen Musikgeschmack frei entfalten. Weil meine Eltern endlich akzeptiert hatten, dass ich erwachsen war und meinen eigenen Weg gehen wollte. kulturnews: Haben Sie sich trotzdem ein bisschen von Ihrer religiösen Erziehung bewahrt? Braxton: Nun, ich bin seit Jahren nicht mehr in die Kirche gegangen. Ich hatte immer Schwierigkeiten damit, mir von jemand vorschreiben zu lassen, wie ich meinen Glauben zu leben habe. Deswegen trenne ich Religion und Spiritualität strikt voneinander. Ich bin spirituell, aber eben nicht religiös. kulturnews: Sie sind also das schwarze Schaf der Familie. Braxton: Ach was! Meine Geschwister ticken ähnlich wie ich. Und auch meine Eltern haben sich etwas von ihren Traditionen gelöst. Meine Mum wird sogar mit meinen Schwestern in der Serie „Braxton Family Values“ zu sehen sein. kulturnews: Das klingt nach einer Realityshow. Braxton: Genau. Ich selbst werde aber nur sporadisch dort auftreten, weil ich mich mit diesem Format sehr schwertue. Als ich schwanger war, hatte ich ein VH-1-Team an meiner Seite. Ich fand es fürchterlich, ständig eine Kamera in meiner Privatsphäre zu haben. Deswegen nehme ich mich jetzt ein bisschen zurück. kulturnews: Hatten Sie denn mehr Spaß daran, vor dem gesetzteren Publikum in Las Vegas aufzutreten? Braxton: Sie machen sich ein völlig falsches Bild von Vegas! Die Stadt hat ihre Rat-Pack-Zeiten längst hinter sich gelassen. Heute zieht sie gerade junge Leute an, es gibt dort tolle Einkaufsmöglichkeiten und die besten Restaurants der Welt. kulturnews: Aber ist es nicht langweilig, Abend für Abend die gleiche Show abzuspulen? Braxton: So läuft das nicht! Das Publikum ist ja immer anders, darauf muss man sehr, sehr spontan reagieren. Wenn ich gemerkt habe, dass etwas nicht ankam, habe ich mich schnell auf die Wünsche der Zuschauer umgestellt. Sonst wäre das Konzert ein totaler Reinfall geworden. Pulse erscheint am 4. Mai. R’n‘B // musik 7 Interview: Dagmar Leischow kulturnews 5/10 FAITHLESS THE DANCE FAITHLESS THE DANCE ALBUM OUT MAY 14 Incl. the Hit Single “NOT GOING HOME” LIVE 29.04 - München - Tonhalle 01.05 - Köln - E Werk 02.05 - Berlin - Huxley’s 18.06 - Southside Festival 20.06 - Hurricane Festival WWW.FAITHLESS.CO.UK WWW.PIAS.COM
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