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Strategische Bedeutung des DM (Teil 2) - Die Schweizerische Post

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<strong>Teil</strong> 2<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Schweizerische</strong> <strong>Post</strong><br />

<strong>Post</strong>Mail<br />

Direct Marketing<br />

Viktoriastrasse 21<br />

CH-3030 Bern<br />

www.post.ch/directpoint<br />

directpoint@post.ch


Vom Denken in Produkten<br />

zum Denken in Beziehungen<br />

Das Marketing befindet sich in einer Phase der strategischen<br />

Neuorientierung, der ein Wechsel von einer produktorientierten<br />

zu einer beziehungsorientierten Ausrichtung der Unternehmen<br />

zu Grunde liegt.<br />

Von Taktik zu Strategie<br />

Wie nie zuvor hat sich in den letzten Jahren<br />

die <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> Direct Marketings<br />

gewandelt. Überwog in der klassischen<br />

Marketing-Lehre bisher die Ausrichtung<br />

auf die Neukundengewinnung, ist heute<br />

unbestritten die Wichtigkeit und der<br />

Wert einer Beziehung zu bestehenden<br />

Kunden der Leitgedanke bei strategischenUnternehmensüberlegungen.<br />

Denn die Höhe der Erträge hängt<br />

von der Beziehung <strong>des</strong> einzelnen Käufers<br />

zu einem Produkt, einer Marke und/oder<br />

einem Unternehmen ab. Zur Ertragsoptimierung<br />

gilt es <strong>des</strong>halb, die Käufer als<br />

Individuen mit differenziertem Potenzial<br />

und unterschiedlicher Rentabilität zu bewerten.<br />

Der strategische Einsatz von Direct Marketing<br />

schafft die Voraussetzung für ein wirksames und<br />

erfolgreiches Marketing.<br />

<strong>Die</strong>se gezielte und effektive Ausrichtung<br />

auf einzelne Personen und Personengruppen<br />

ist die Hauptursache dafür, dass sich<br />

das Direct Marketing von einem ausschliesslich<br />

taktischen Instrument zu ei­<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong><br />

Einleitung zum <strong>Teil</strong> 2<br />

nem Instrument mit strategischer <strong>Bedeutung</strong><br />

entwickelt hat. Parallel dazu verlagerte<br />

sich zudem die Gewichtung vom<br />

Einzelverkauf von Produkten zu einem<br />

kontinuierlichen Management der Beziehungen<br />

zu einzelnen Marktpartnern. <strong>Die</strong><br />

Wandlung <strong>des</strong> Direct Marketings vom<br />

taktischen zum strategischen Instrument<br />

widerspiegelt sich auch in den wichtigsten<br />

aktuellen Marketing-Themen: CRM,<br />

Loyalty, Database Management u.a.<br />

Deren Gemeinsamkeit besteht darin, dass<br />

diese auf einzelne Marktsegmente sowie<br />

-partner ausgerichtet sind und dass Direct<br />

Marketing dabei eine zentrale Rolle spielt.<br />

Von der Masse<br />

zum Individuum<br />

Immer mehr Informationen sind in unternehmenseigenen<br />

oder extern zugänglichen<br />

Datenbanken vorhanden. <strong>Die</strong>s<br />

führt dazu, dass Zielgruppen bis hin zur<br />

Einzelperson immer exakter segmentiert,<br />

bedeutend genauer bestimmt und angesprochen<br />

werden – ob bei der Neukundengewinnung<br />

oder dem Kundenbeziehungsmanagement.<br />

Von Einzelmassnahmen<br />

zu Prozessen<br />

Eine Folge der zunehmend strategischen<br />

Rolle <strong>des</strong> Direct Marketings ist, dass Einzelmassnahmen<br />

neu zu Einsatzinstrumenten<br />

innerhalb von Prozessen werden.<br />

Sollte früher ein isoliertes adressiertes Mailing<br />

zum Beispiel Probefahrt-Interessenten<br />

gewinnen, ist diese Aktion heute <strong>Teil</strong> eines<br />

Programms. Denn nicht nur für die kurz­<br />

«CRM»<br />

Mehr zu diesem Thema<br />

im Kapitel 2.3.<br />

2


fristige, sondern auch für die strategische<br />

Zielerreichung erweist sich die mehrstufige,<br />

kontinuierliche und direkte Ansprache<br />

von einzelnen Personen oder kleinen<br />

Clustern als unerlässlich. Aber auch die<br />

Informationsüberlastung der Zielgruppen,<br />

die Vielfalt sowie die Komplexität der Angebote<br />

zwingen Unternehmen zu einem<br />

prozessorientierten Einsatz ihrer Kommunikationsinstrumente.<br />

<strong>Die</strong> Vorteile von Direct-Marketing-Programmen<br />

bestehen darin, dass mit der<br />

Möglichkeit, einzelne Personen gezielt<br />

anzusprechen, klassische Kampagnen<br />

unterstützt und in konkrete Resultate<br />

umgewandelt werden können. Sowohl<br />

qualitativ als auch quantitativ. Denn<br />

stimmen Inhalt und Form dieser Ansprache<br />

mit dem Zielpersonen-Segment<br />

genau überein, zeigt eine Kommunikationsmassnahme<br />

mit direkter Ansprache<br />

im Vergleich zur Massenansprache ein<br />

Mehrfaches an Wirkung.<br />

Von oben nach unten<br />

Strategien bauen auf Visionen und sind<br />

Aufgabe der Unternehmensführung. <strong>Die</strong><br />

neue strategische Rolle <strong>des</strong> Direct<br />

Marketings muss demzufolge von<br />

der Unternehmensführung innerhalb<br />

von Massnahmenplänen und Infrastrukturen<br />

definiert sowie implementiert<br />

werden. Vor allem umfassende strategische<br />

Programme wie z.B. das CRM bedürfen<br />

einer starken Führung durch das<br />

Top-Management.<br />

Strategien dienen im taktischen und<br />

operativen Bereich als Leitplanken, die<br />

helfen, die einzelnen Direct-Marketing-<br />

Massnahmen im Sinne der Gesamtziele<br />

auszurichten. Da diese <strong>DM</strong>-Massnahmen<br />

durch den Prozessansatz meist mehrere<br />

Stellen eines Unternehmens involvieren,<br />

wie z.B. IT, Verkauf, Marketing oder Kundendienst,<br />

verbessern sie zudem den internen<br />

Informationsfluss.<br />

Entsprechend der wachsenden strategischen<br />

<strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> Direct Marketings<br />

für den gesamten Unternehmenserfolg<br />

wird die Fähigkeit, die <strong>DM</strong>-Instrumente<br />

zu beherrschen, über «win or<br />

lose» entscheiden. Auf die personellen<br />

Ressourcen wie Know-how und Kapazitäten<br />

hat diese Erkenntnis ebenso Auswirkungen<br />

wie auf die infrastrukturellen<br />

Ressourcen wie Datenbanken, Analysetools,<br />

Call Centers, Fulfillment und anderes<br />

mehr.<br />

Direct Marketing, die strategische<br />

Herausforderung für das Management<br />

je<strong>des</strong> Unternehmens – mehr<br />

dazu auf den folgenden Seiten.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Einleitung zum <strong>Teil</strong> 2<br />

Direct Marketing –<br />

die Definition<br />

<strong>Die</strong> Definition von Dr. Heinz Dallmer<br />

(ehemaliger Geschäftsführer Bertelsmann<br />

Datenmanagement, Gütersloh), welche in<br />

wenigen Worten die strategische Wichtigkeit<br />

aufzeigt, bewahrt seit Jahren ihre<br />

Gültigkeit:<br />

«Direct Marketing umfasst alle marktgerichteten<br />

Aktivitäten, die sich der direkten<br />

Kommunikation und/oder <strong>des</strong> Direktvertriebs<br />

bzw. Versandhandels bedienen, um<br />

ihre Zielgruppe persönlich und individuell<br />

anzusprechen. Ferner schliesst es marktgerichtete<br />

Aktivitäten ein, die sich aufgrund<br />

der Absicht, einen direkten, individuellen<br />

Kontakt herzustellen, der mehrstufigen<br />

Kommunikation bedienen.»<br />

Marketing gestern Marketing morgen<br />

Läden und Standorte<br />

als wichtigste Aktivposten<br />

Massen-Marketing<br />

«One-to-Many»<br />

Umsatzerzeugung und<br />

Kundendurchsatz<br />

Einzelartikel und<br />

Produktrentabilität<br />

Anbieten eines<br />

Sortiments<br />

der Handel als einziger<br />

Zugangskanal zu Produkten<br />

richtiges Produkt zur richtigen<br />

Zeit am richtigen Ort<br />

monolithisches Angebot<br />

für den Kunden<br />

Verfügung über<br />

Artikelumsätze<br />

Marketing als<br />

Zusatzleistung<br />

niemand in der Unternehmensorganisation<br />

(unterhalb der<br />

Chef-Ebene) «besitzt» den Kunden<br />

Quelle: The Coca-Cola Retail Research Group Europe,<br />

Coopers & Lybrand<br />

Wie wichtig Direct Marketing ist, zeigt diese Grafik, welche<br />

auf die veränderte Marktsituation eingeht.<br />

Kunden als wichtigste<br />

Aktivposten<br />

Massen-Treueschaffung<br />

«One-to-One»<br />

gesamter Lebenswert <strong>des</strong><br />

Kunden<br />

Rentabilität kommt vom Kunden<br />

und seinem Einkaufskorb<br />

Anbieten von (Problem-)<br />

Lösungen und Erfahrungen<br />

viele Zugangsmöglichkeiten<br />

alles, überall, zu jeder Zeit<br />

Option vielfältiger Beziehungen<br />

Wissen, was von wem<br />

und warum gekauft wurde<br />

Marketing als Kernpotenz <strong>des</strong><br />

Unternehmens<br />

gesamte Organisationsform<br />

<strong>des</strong> Unternehmens stellt den<br />

Kunden ins Zentrum


Loyalität im Zentrum<br />

Der gezielte Dialog mit den Marktteilnehmern ist eine der wichtigsten<br />

Grundlagen für die strategischen Unternehmenserfolge<br />

der Gegenwart und der Zukunft. Denn je intensiver die jeweilige<br />

Beziehung zum Kunden ist, <strong>des</strong>to loyaler gibt er sich. So kann<br />

das Ertragspotenzial je<strong>des</strong> einzelnen Kunden optimiert und ausgeschöpft<br />

werden.<br />

In der strategischen Unternehmensführung übernimmt<br />

Direct Marketing bereits heute verschiedene<br />

zentrale Aufgaben und Rollen:<br />

Dank entsprechenderInfrastruktur<br />

wie Data<br />

Warehouse und Analysetools<br />

können homogene<br />

Kunden- und Interessentengruppen<br />

gebildet<br />

und selektiert werden.<br />

<strong>Die</strong> einzelnen Segmente<br />

bilden – unter Berücksichtigung<br />

ihres Potenzials<br />

und Verhaltens –<br />

die Grundlage für eine<br />

zielgruppengerichtete<br />

Kommunikation.<br />

<strong>DM</strong> ermöglicht nicht nur<br />

einen direkten Beziehungsaufbau<br />

zwischen Unternehmen<br />

und Marktpartnern,<br />

sondern auch die<br />

individuelle Pflege und Bewirtschaftung<br />

der aufgebauten<br />

Beziehungen.<br />

Direct<br />

Marketing<br />

Nur mit <strong>DM</strong><br />

können Umfang<br />

und Inhalt der<br />

Kommunikation individuell<br />

auf jeden einzelnen<br />

Ansprechpartner<br />

ausgerichtet werden –<br />

abgestimmt auf <strong>des</strong>sen<br />

Wünsche und <strong>des</strong>sen aktuelles<br />

sowie zukünftiges<br />

Potenzial für das Unternehmen.<br />

<strong>Die</strong> Kernaufgabe <strong>des</strong> strategischen Direct Marketings<br />

liegt zweifellos im Management von Beziehungen<br />

– wobei sich eine Beziehung aus vielen Variablen<br />

zusammensetzt. Einige davon sind z.B.:<br />

• Bedürfnisse der Kunden, Interessenten<br />

oder Beeinflusser<br />

• Potenzial der Kunden oder Interessenten<br />

• bisherige Kontakte und Reaktionen<br />

auf Dialogmassnahmen<br />

• Art und Weise, wie der individuelle Marktpartner<br />

die abgegebenen Informationen nutzt<br />

Da sich Beziehungen dynamisch entwickeln, müssen<br />

die Grundlagen für die jeweiligen Inhalte laufend<br />

neu analysiert und definiert werden. Nur so lässt sich<br />

eine Lernkurve erzielen. Eine Lernkurve, die auf<br />

Kundenseite u.a. eine intensivere Produktkenntnis,<br />

eine Vertrautheit mit den Angebotsvorteilen wie<br />

auch eine Verankerung <strong>des</strong> Images mit sich bringt.<br />

Und auf Seite <strong>des</strong> Unternehmens u.a. bedeutet, die<br />

Bedürfnisse und Wünsche <strong>des</strong> Kunden besser zu<br />

erfassen, Wissen über die effizientesten Ansprechformen<br />

zu generieren und in Erfahrung zu bringen,<br />

welches beim Kunden die individuellen Handlungsauslöser<br />

sind. Eine Kommunikation, welche die<br />

verschiedenen Variablen einer Beziehung berücksichtigt,<br />

erreicht eine gesteigerte Wahrnehmung<br />

der Kommunikationsinhalte und eine<br />

unmittelbare Reaktion.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

<strong>DM</strong> als Strategiekonzept 2.1<br />

«strategisches<br />

Direct Marketing»<br />

Mehr zu diesem Thema<br />

im Beitrag von<br />

Prof. Dr. Ch. Belz auf<br />

www.post.ch/directpoint<br />

unter Expertenbeiträge.


Loyalität – ein Ziel <strong>des</strong> strategischen<br />

Direct Marketings<br />

Treue Kunden sind für Unternehmen eine wichtige<br />

Erfolgsgrösse, denn:<br />

• sie kaufen mehr<br />

• sie zeichnen sich durch eine höhere Verbundenheit<br />

aus<br />

• sie weisen eine steigende Rentabilität auf<br />

• sie sind die besten Botschafter einer Marke<br />

• sie verzeihen eher Fehler<br />

Loyale Kunden sind<br />

gewinnversprechender<br />

Loyalität ist keine einheitliche Grösse, sondern entsteht<br />

auf verschiedenen Ebenen, deren wichtige<br />

Pfeiler «die Marke» und «die Beziehung» sind. Ihre<br />

Masseinheit ist im vereinfachten Sinn die Intensität<br />

der Kunden- bzw. Interessentenbeziehung zum Unternehmen,<br />

zum Produkt oder zur Marke. Zu beachten<br />

ist aber, dass absolute Loyalität kaum existiert;<br />

die Kunden verhalten sich hybrid und probieren<br />

immer wieder neue Marken. Je intensiver aber die<br />

Beziehung, <strong>des</strong>to grösser ist die Loyalität – und<br />

<strong>des</strong>to kleiner die Gefahr, dass sich der Kunde oder<br />

Interessent dauerhaft der Konkurrenz zuwendet.<br />

<strong>Die</strong> Pfeiler der Loyalität<br />

Branding<br />

<strong>Die</strong> Gesamtheit der Wahrnehmungen<br />

einer Marke ergibt<br />

das individuelle Bild (Image)<br />

der Marke, welche diese in der<br />

Werteskala <strong>des</strong> einzelnen<br />

Marktteilnehmers positioniert.<br />

Loyalität<br />

<strong>Die</strong> Stufen der Loyalität<br />

Beziehung<br />

<strong>Die</strong> Inhalte (primär die inhaltliche<br />

Relevanz für den Adressaten)<br />

und die Intensität der direkten<br />

Kommunikation zwischen<br />

der Marke und dem Kunden,<br />

Interessenten oder weiteren<br />

Marktpartnern bestimmen die<br />

Stärke der Beziehung.<br />

Kundentreue lässt sich in verschiedene Stufen<br />

unterteilen, wie z.B. das Loyalty-Ladder-Modell von<br />

OgilvyOne worldwide zeigt, welches fünf Loyalitätsstufen<br />

definiert:<br />

No presence<br />

<strong>Die</strong> Marke ist dem Konsumenten kaum bekannt, er<br />

hat sie nie probiert, kann sie nicht spontan nennen<br />

oder kennt deren Leistung nicht.<br />

Presence<br />

<strong>Die</strong> Marke ist dem Kunden vertraut, er hat sie probiert,<br />

kann sie spontan nennen oder kennt deren<br />

Leistung.<br />

Relevance & Performance<br />

Der Konsument ist überzeugt, dass die Marke seine<br />

Bedürfnisse decken kann.<br />

Advantage<br />

Der Konsument stuft die Leistungen der Marke emotional<br />

höher ein als jene anderer Marken.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

<strong>DM</strong> als Strategiekonzept 2.1<br />

Bonding<br />

Der Konsument bewertet die Loyalitätsattribute einer<br />

Marke im Vergleich zu anderen höher – im Speziellen<br />

jene, die für die Wahl der Marke von grosser Wichtigkeit<br />

sind.<br />

Branding als Aufgabe <strong>des</strong><br />

Loyalty Managements<br />

Nebst der Intensität der Beziehungen bestimmt vor<br />

allem auch das Image einer Marke die Loyalität <strong>des</strong><br />

Marktpartners. Das Image einer Marke wird unter<br />

anderem mit kontinuierlichen Branding-Massnahmen<br />

(z.B. Imagekampagnen, Public Relations usw.)<br />

erreicht. Mit Direct Marketing hingegen lässt sich –<br />

aufbauend auf diesem Image – zu jedem Marktteilnehmer<br />

eine individuelle und intensive Beziehung<br />

schaffen und unterhalten. <strong>Die</strong>se intensive Beziehung<br />

unterstützt den Kunden darin, sich mit der «Persönlichkeit»<br />

der Marke zu identifizieren.<br />

Was ist eine Marke?<br />

<strong>Die</strong> Marke (Brand) dient zur Identifikation eines Produktes<br />

(und einer <strong>Die</strong>nstleistung) und soll eine klare<br />

Differenzierung gegenüber Konkurrenzerzeugnissen<br />

ermöglichen (Pflaum/Bäuerle/Laubach: Lexikon der<br />

Werbung, verlag moderne industrie AG).<br />

Eine Marke kann sowohl für ein Produkt, eine <strong>Die</strong>nstleistung<br />

oder ein Unternehmen stehen.<br />

«Treue Kunden»<br />

Mehr zum Thema<br />

Kundenbindung im<br />

Kapitel 2.2.2.


Ohne Kunden kein Erfolg<br />

Sowohl die Gewinnung neuer Kunden wie auch die Pflege<br />

von bestehenden Kunden müssen in jedem modernen Unternehmen<br />

als parallele Prozesse im Zentrum aller wirtschaftlichen<br />

Bemühungen stehen.<br />

Insbesondere gewerbliche Betriebe kannten<br />

früher ihre Kunden genau und standen<br />

mit ihnen in direktem Kontakt. Mit<br />

der industriellen Massenproduktion verlor<br />

sich aber die Orientierung nach dem Kunden:<br />

<strong>Die</strong> Herstellung der Produkte übernahm<br />

die zentrale Rolle. <strong>Die</strong> Hauptaufgaben<br />

<strong>des</strong> Marketings beschränkten sich<br />

auf die Vermarktung.<br />

Heute besteht eine wichtige Kernkompetenz<br />

<strong>des</strong> modernen, marktfähigen Unternehmens<br />

nicht mehr allein darin, die<br />

Herstellungsprozesse von Produkten und<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen zu beherrschen. <strong>Die</strong>s ist<br />

Voraussetzung. Vielmehr liegt die Aufgabe<br />

auch in der Gestaltung der Beziehungen<br />

zu den verschiedenen<br />

Marktteilnehmern. <strong>Die</strong>se Beziehungen<br />

lassen sich grundsätzlich unterteilen in:<br />

• Beziehungsaufbau (Kundengewinnung)<br />

• Beziehungspflege (Kundenbindung)<br />

Beziehungsaufbau –<br />

Kundengewinnung<br />

Zum Beziehungsaufbau gehören sämtliche<br />

Massnahmen zur Identifikation,<br />

Kontaktaufnahme und Gewinnung von<br />

Interessenten und Erstkunden (Customer<br />

Acquisition). <strong>Die</strong> Kundengewinnung<br />

bildet in der klassischen Marketing-Lehre<br />

die Hauptausrichtung <strong>des</strong> Marketing-<br />

Mix.<br />

Beziehungspflege –<br />

Kundenbindung<br />

Sämtliche Massnahmen, die der Pflege<br />

einer Beziehung dienen, werden heute<br />

unter dem Begriff Kundenbindung<br />

zusammengefasst. <strong>Die</strong>ser beinhaltet verschiedene<br />

Phasen: Customer Relation (die<br />

eigentliche Kundenbindung), Customer<br />

Extension (die Werterhöhung <strong>des</strong> Kunden)<br />

und Churn Prevention (Verhinderung<br />

<strong>des</strong> Kundenverlustes). In modernen Unternehmen<br />

rückt die Kundenbindung<br />

immer mehr ins Zentrum <strong>des</strong> Marketings.<br />

Customer Life Cycle<br />

Customer<br />

(Re)Acquisition<br />

Churn<br />

Prevention<br />

Kundengewinnung<br />

Kundenbindung<br />

Parallele Prozesse<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Kundengewinnung/Kundenbindung 2.2<br />

Customer<br />

Relation<br />

Customer<br />

Extension<br />

Mit einer ausschliesslichen Ausrichtung<br />

auf Kundengewinnung besteht auf Dauer<br />

keine Aussicht auf Erfolg. Ebenso wenig<br />

mit einer alleinigen Ausrichtung auf Kundenbindung.<br />

Für einen langfristigen<br />

Unternehmenserfolg müssen Kundengewinnung<br />

und Kundenbindung<br />

parallele Prozesse bilden. Nur so ist<br />

sichergestellt, dass die trotz bester Kundenbindungsstrategien<br />

in jedem Fall erfolgenden<br />

Kundenverluste kompensiert<br />

werden können.<br />

«Kundenbindung»<br />

Mehr zu diesem Thema<br />

im Kapitel 2.2.2.<br />

«Kundengewinnung»<br />

Mehr zu diesem Thema<br />

auf den folgenden<br />

Seiten im Kapitel 2.2.1.


Neue Kunden:<br />

Akquisition und Beziehungsaufbau<br />

Trotz den neuesten Entwicklungen im Marketing, welche zunehmend die Kundenbindung<br />

ins Zentrum stellen, ist die Kundengewinnung nach wie vor eine Aufgabe<br />

mit strategischer <strong>Bedeutung</strong>.<br />

Je<strong>des</strong> Unternehmen ist auf die Gewinnung neuer<br />

Kunden angewiesen. Zum einen wollen viele Unternehmen<br />

wachsen; zum anderen müssen Kundenverluste<br />

ausgeglichen werden. <strong>Die</strong>se können vielfältige<br />

Gründe haben, z.B. Unzufriedenheit mit bestehenden<br />

Produkten, Verlagerung der Interessen usw.<br />

Customer Life Cycle<br />

Customer<br />

(Re)Acquisition<br />

Churn<br />

Prevention<br />

Customer<br />

Relation<br />

Customer<br />

Extension<br />

<strong>Die</strong> erste Phase jeder zukünftigen Kundenbeziehung:<br />

die Kundengewinnung. Bereits hier entscheidet<br />

sich durch eine selektive Akquisition die<br />

Wirtschaftlichkeit der zukünftigen Massnahmen.<br />

Das Individuum im Zentrum<br />

Kundenbindung muss zunehmend selektiver erfolgen.<br />

<strong>Die</strong>s hat mehrere Gründe:<br />

• <strong>Die</strong> Gewinnung neuer Kunden ist meistens ein<br />

Prozess, der je nach Beteiligten unterschiedlich<br />

gestaltet werden muss.<br />

• Beschränkte Ressourcen (Finanzen, Personal)<br />

machen ein selektiveres Vorgehen notwendig.<br />

• Nicht alle Neukunden werden gleich profitable<br />

Stammkunden; dank neuen Analyse- und Prognosemodellen<br />

können zukünftig profitable Kunden<br />

bereits in einem frühen Stadium erkannt<br />

und bearbeitet werden.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklung hat auch die Rolle der Medien gewandelt,<br />

welche zur Kundengewinnung eingesetzt<br />

werden. In einer ersten Phase der Kundengewinnung<br />

spielen weiterhin breit streuende Medien wie Printmedien<br />

und TV eine zentrale Rolle. Werden diese als<br />

Dialogmedien genutzt, gilt es, möglichst rasch Interessenten<br />

zu lokalisieren und diese mit Mitteln <strong>des</strong><br />

Direct Marketings individuell zu bearbeiten. In klar<br />

selektierbaren Märkten werden vor allem adressierte<br />

Mailings als Erstkontaktmedium eingesetzt.<br />

Von der Masse zum<br />

einzelnen Kunden<br />

Der Neukundengewinnungsprozess filtert aus der<br />

relevanten Grundgesamtheit diejenigen Interessenten<br />

und Neukunden heraus, welche für das Unternehmen<br />

von <strong>Bedeutung</strong> sind. Dabei werden Kommunikationsmittel<br />

eingesetzt, die von Schritt zu<br />

Schritt individuellere Ansprachen ermöglichen.<br />

Kommunikationsmittel<br />

Grundgesamtheit<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Kundengewinnung/Kundenbindung 2.2<br />

Kundengewinnung 2.2.1<br />

Kundengewinnungsprozess<br />

je unselektierter ein<br />

Segment, <strong>des</strong>to notpotenzielle<br />

Kunden<br />

von Stufe zu Stufe Ansprache<br />

von feiner sewendiger<br />

sind breiter lektierten Segmenten –<br />

streuende Kommuni­ bis hin zum einzelnen<br />

kationsmittel; je selektiver<br />

und individueller,<br />

<strong>des</strong>to wirksamer sind<br />

Interessenten Neukunden<br />

Kommunikationsmittel<br />

mit direkten Anspra­<br />

chemöglichkeiten (z.B.<br />

adressierte Mailings<br />

und Telefon)<br />

gewonnene<br />

Neukunden<br />

Neukunde ist nicht gleich Neukunde<br />

<strong>Die</strong> Kundengewinnung muss ein Auswahlprozess<br />

sein, denn nicht alle potenziellen Neukunden sind für<br />

ein Unternehmen von gleichem Interesse. Manchmal<br />

sind es z.B. Imagegründe, die gegen das Gewinnen<br />

bestimmter Segmente sprechen, oder zu hohe mögliche<br />

Kosten zur Gewinnung bestimmter Kundenkreise.<br />

Neu in diesem Zusammenhang sind die Möglichkei­<br />

«Dialogmedien»<br />

und «adressierte<br />

Mailings»<br />

Mehr zu diesen Themen<br />

in den Kapiteln 3.2.2<br />

und 3.2.9.


ten der Analyse und Prognose von Neukundenprofilen.<br />

Durch Vergleiche der Profile von bestehenden<br />

(profitablen und unprofitablen) Kunden mit denjenigen<br />

potenzieller Neukunden lassen sich erste Rückschlüsse<br />

auf ihre wahrscheinliche Profitabilität ziehen.<br />

Damit kann erreicht werden, dass bereits in<br />

einer sehr frühen Phase <strong>des</strong> Kundengewinnungsprozesses<br />

die Mittel nur für diejenigen identifizierten<br />

Neukunden eingesetzt werden, bei denen auch ein<br />

positiver Return-on-Investment erwartet werden darf.<br />

Prozessbestimmende<br />

Einflussfaktoren<br />

Je nach Art <strong>des</strong> Produkts und je nach Positionierung<br />

<strong>des</strong> Unternehmens, <strong>des</strong>sen Produkten und Marken,<br />

benötigt die Kundengewinnung ein einfaches<br />

oder mehrstufiges Konzept. <strong>Die</strong> wichtigsten Faktoren<br />

für den Umfang und den Inhalt der einzelnen<br />

Stufen:<br />

• <strong>Die</strong> Intensität <strong>des</strong> Kaufentscheids: Produkte<br />

mit Spontankaufcharakter (z.B. Güter <strong>des</strong> täglichen<br />

Bedarfs, tiefpreisige Modeartikel usw.)<br />

benötigen keinen mehrstufigen Prozess – im Gegensatz<br />

zu Produkten, bei welchen ein intensiver<br />

Prozess dem Kaufentscheid vorgelagert ist (z.B.<br />

bedingt durch die Höhe <strong>des</strong> Anschaffungspreises).<br />

• <strong>Die</strong> Persönlichkeit der Marke: Ist sie bekannt<br />

und in den Augen <strong>des</strong> potenziellen Neukunden<br />

attraktiv, besteht ein höheres Vertrauen in das Angebot<br />

<strong>des</strong> Unternehmens resp. besteht eine grössere<br />

Grundattraktivität <strong>des</strong> Angebots?<br />

• <strong>Die</strong> Erklärungsbedürftigkeit <strong>des</strong> Angebots: Ist<br />

zu <strong>des</strong>sen Beurteilung Wissen notwendig, welches<br />

einen vorgelagerten, mehrstufigen Lernprozess<br />

verlangt?<br />

• <strong>Die</strong> bisherige Beziehung zwischen Unternehmen/Marke<br />

und dem potenziellen Neukunden:<br />

Hat er sich bereits über das Angebot informiert?<br />

Kennt er eine Person in seinem Umfeld,<br />

welche die Marke bereits nutzt? Hat er eventuell<br />

das Angebot bereits einmal getestet?<br />

• <strong>Die</strong> Kosten der Kundengewinnung: Macht<br />

beispielsweise der Einsatz <strong>des</strong> kostenintensiven<br />

Aussendiensts eine sorgfältige Selektion bereits<br />

zu einem frühen Zeitpunkt notwendig?<br />

<strong>Die</strong> Phasen <strong>des</strong> Kundengewinnungsprozesses<br />

Grundsätzlich lassen sich mehrstufige Kundengewinnungsprozesse<br />

aus Sicht <strong>des</strong> Unternehmens<br />

modellhaft in folgende wesentliche Aktivitätsphasen<br />

einteilen:<br />

Grundvoraussetzung: Bekanntheit/<br />

Attraktivität/Image<br />

Je<strong>des</strong> erfolgreiche Produkt benötigt eine klare Identität<br />

als Basis für die Gewinnung von neuen Kunden.<br />

Das Schaffen dieser Grundlage ist zentrale Aufgabe<br />

der klassischen Kommunikation.<br />

Identifikation und Generierung<br />

von Interessenten<br />

Aus der Grundgesamtheit der potenziellen Kunden<br />

werden mit (meist breit streuenden) Werbemitteln, die<br />

eine Reaktionsmöglichkeit beinhalten (z.B. Couponinserate,<br />

TV-Spot mit Telefonnummer, unadressierte<br />

Streuwerbung usw.), erste Interessenten gewonnen.<br />

Erster Direktkontakt und Folgekontakte<br />

<strong>Die</strong> gewonnenen Interessenten werden mit speziellen<br />

Informationen weiter über das Angebot informiert.<br />

Dazu werden meistens adressierte Mailings eingesetzt,<br />

vermehrt aber auch E-Mails oder Telefonanrufe.<br />

Kaufangebot<br />

Ein konkretes Angebot soll den Interessenten zu einem<br />

Erstkauf bewegen. Das Kaufangebot wird vielfach<br />

in den Erstkontakt integriert oder mittels einer<br />

separaten Massnahme (beispielsweise auch durch<br />

Telefon oder E-Mail und Internet) kommuniziert.<br />

Nachfassen<br />

Durch konsequentes Nachfassen (z.B. mit adressierten<br />

Mailings, per E-Mail und/oder Telefonanrufen) bei<br />

Nicht-Reagierern kann die Erfolgsquote wesentlich<br />

erhöht werden.<br />

After Sales<br />

Mit Bestätigungsmassnahmen nach dem Kauf<br />

(z.B. durch Überführung in ein Kundenbindungsprogramm<br />

oder individuelle Kundenpflegemassnahmen)<br />

wird die Beziehung weiter gefestigt.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Kundengewinnung/Kundenbindung 2.2<br />

Kundengewinnung 2.2.1


Kundengewinnungsprozess<br />

Identifikation der Erster Direktkontakt Nachfassen After Sales<br />

potenziellen Neukun- Kaufangebot<br />

den und Interessentengenerierung<br />

Folgekontakt<br />

ÄÅÄÅ<br />

@ @@<br />

*** *<br />

Einige modellhafte Beispiele von<br />

Kundengewinnungsprozessen<br />

Von Stufe zu Stufe fallen Personen weg, welche<br />

kein Interesse haben oder kein Potenzial aufweisen.<br />

Dadurch weisen die Personen, die übrig bleiben,<br />

eine zunehmende Erfolgswahrscheinlichkeit für<br />

Verkäufe auf.<br />

z.B. für ein Babypflegeprodukt<br />

++<br />

@ (<br />

Kauf<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Kundengewinnung/Kundenbindung 2.2<br />

Kundengewinnung 2.2.1<br />

~ ÄÅ<br />

e @<br />

33 *<br />

Interessenten­ Erster Direktkontakt, Nachfassen After Sales<br />

generierung Kaufangebot<br />

(Couponinserate in Spe­ (Adressiertes Mailing an (Adressiertes Mailing an (Adressiertes Mailing an<br />

cial-Interest-Medien) Interessentinnen) Nicht-Nutzerinnen <strong>des</strong> alle Neukundinnen)<br />

Schaltung von Couponinseraten,<br />

über<br />

<strong>Die</strong> Interessentin<br />

erhält das Produkt­<br />

Vorzugsangebots)<br />

Nochmalige Zusen­<br />

Kauf Angebot von kosten­<br />

losem Beratungstelewelche<br />

ein Muster be­ muster mit einer dung Vorzugskarte fon für Kinderpflegestellt<br />

werden kann. Vorzugskarte für den<br />

Kauf weiterer Produkte<br />

im Fachhandel.<br />

und Hinweis auf<br />

After-Sales-Vorteile. ~<br />

fragen.<br />

ÅÅ **<br />

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z.B. für Personenwagen<br />

*<br />

+<br />

Interessenten­ Erster Direktkontakt Folgekontakt Kaufangebot<br />

generierung<br />

(Inserate mit Coupon, (Adressiertes Mailing (Telefon) (Adressiertes Mailing oder E-Mail an<br />

adressierte Mailings an oder E-Mail an Interes­ Interessenten, welche Probefahrer)<br />

Fremdadressen, jeweils senten) keine Probefahrt un­ Abfrage der Probefahrteindrücke<br />

mit Angabe der Inter­ Zusendung der bestell­ ternommen haben, mittels Fragebogen (inkl. Modellnet-Adresse)<br />

ten Prospekte phy­ werden nochmals präferenz und voraussichtlichem<br />

Der Konsument er­ sisch oder elektronisch dazu eingeladen Zeitpunkt Neukauf); Angebot für<br />

hält das Angebot, In­ sowie einer Einladung (Hinweis auf Wett­ eine Kaufofferte inkl. Eintauschformationen<br />

über die<br />

Modelle zu bestellen.<br />

zur Probefahrt (verbunden<br />

mit Wettbe­<br />

@ werb).<br />

bewerb).<br />

@<br />

offerte für aktuelles Fahrzeug.<br />

*<br />

ÄÅ @ (<br />

*<br />

~<br />

@<br />

*


Nachfassen After Sales After Sales<br />

(Telefon oder E-Mail an (Adressiertes Mailing (Adressiertes Mailing<br />

Nicht-Reagierer) an Käufer) oder E-Mail an Käufer)<br />

Abfrage Eindrücke<br />

Probefahrt und<br />

Kauf<br />

Dankesbrief unmittelbar<br />

nach Kauf;<br />

Fragebogen bzgl.<br />

Zufriedenheit Auto<br />

Zeitpunkt Neukauf; Zusendung kleines und Service, 60 Tage<br />

Angebot für Kauf-<br />

~<br />

Geschenk.<br />

und/oder Eintauschofferte<br />

für aktuelles<br />

Fahrzeug.<br />

e<br />

( @ *<br />

nach Kauf.<br />

@<br />

z.B. computergesteuerter Webstuhl<br />

2<br />

Interessenten­ Erster Direktkontakt Kaufangebot Nachfassen<br />

generierung<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Kundengewinnung/Kundenbindung 2.2<br />

Kundengewinnung 2.2.1<br />

(Adressiertes Mailing) (Aussendienst) (Aussendienst) (Adressiertes Mailing<br />

Der zuständige tech­ <strong>Die</strong> Fachperson wird Der technische Leiter oder E-Mail)<br />

nische Leiter erhält persönlich über die kann sich ein techni­ Einladung an den<br />

die Möglichkeit, einen Leistungen/Vorteile sches Konzept und technischen Leiter, zu­<br />

Aussendienstbesuch der Produkte infor­ eine Offerte für eine sammen mit anderen<br />

anzufordern. miert. individuelle Lösung Entscheidern eine ver­<br />

Ä ó<br />

erstellen lassen.<br />

@<br />

*<br />

gleichbare Installation<br />

zu besichtigen.<br />

@<br />

+<br />

Nachfassen Nachfassen Nachfassen<br />

(Aussendienst)<br />

(Adressiertes Mailing<br />

(Aussendienst)<br />

Telefonisches Nach­<br />

oder E-Mail)<br />

Übergabe der nach<br />

fassen wegen der Zusendung von ent­ Verhandlungen über­<br />

Besichtigungsein­ sprechenden Fachzeit- arbeiteten Offerte.<br />

ladung inkl. Abfrage schriften-Beiträgen<br />

Zwischenstand<br />

Offerte.<br />

(<br />

über die relevanten<br />

Webstühle an technischen<br />

Leiter und Entscheider.<br />

@<br />

+<br />

After Sales After Sales<br />

Kauf/ (Telefon) (Adressiertes Mailing<br />

Abschluss<br />

~<br />

Der CEO bedankt sich<br />

oder E-Mail)<br />

beim technischen<br />

Der technische Leiter<br />

Leiter für den Kauf<br />

und die anderen<br />

<strong>des</strong> Webstuhls. Entscheider erhalten<br />

eine Einladung zum<br />

Start der Installationsarbeiten.<br />

(<br />

**<br />

@<br />

2<br />

@


Bestehende Kunden:<br />

Geschäftserfolg durch Beziehungspflege<br />

<strong>Die</strong> Pflege bestehender Kunden sollte im Marketing erste Priorität geniessen. Denn<br />

es ist im Hinblick auf die Marketing- und Werbeinvestitionen wesentlich günstiger,<br />

mit bestehenden Kunden den Umsatz zu steigern als neue Kunden zu gewinnen.<br />

<strong>Die</strong> aktive Gestaltung der Beziehung zu bestehenden Kunden rückt damit in den<br />

Vordergrund <strong>des</strong> modernen Marketings.<br />

Im letzten Jahrzehnt haben sich die Parameter der<br />

Wirtschaft deutlich verändert. In der Vergangenheit<br />

waren viele Märkte von einem Nachfrageüberhang<br />

geprägt. Dementsprechend konnten sich die Unternehmen<br />

auf die Produktion, das Abwickeln von Bestellungen<br />

und Lieferungen konzentrieren. Heute<br />

präsentiert sich die Situation unter umgekehrten Vorzeichen.<br />

<strong>Die</strong> Anbieter und Angebote haben sich<br />

vervielfacht, die Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen sind<br />

zunehmend austauschbar geworden. Der Konsument<br />

hat die Wahl. Er wird massiv umworben und kann<br />

sich vor jeder Kaufentscheidung für einen anderen<br />

Anbieter entscheiden, ohne dadurch Nachteile in<br />

Kauf nehmen zu müssen. Eine Folge davon ist in den<br />

meisten Märkten eine tendenziell abnehmende Kundentreue.<br />

Aufgrund der permanent angespannten Wettbewerbssituation<br />

muss <strong>des</strong>halb der Bindung bestehender<br />

Kunden durch eine systematische und kontinuierliche<br />

Pflege der Kundenbeziehung ein hoher Stellenwert<br />

eingeräumt werden. Denn bestehende<br />

Kunden repräsentieren ein permanent vorhandenes<br />

Potenzial. <strong>Die</strong>ses kann durch geeignete<br />

Marketingmassnahmen mit vergleichsweise geringem<br />

Aufwand genutzt werden. Das Fazit: Treue Kunden<br />

sind rentablere Kunden.<br />

Bestehende Kunden sind dem Unternehmen bekannt.<br />

In der Regel stehen Informationen über Bedürfnisse,<br />

Einkaufsverhalten und Entwicklungspotenzial <strong>des</strong><br />

einzelnen Kunden zur Verfügung. <strong>Die</strong> Ausgangslage<br />

für den Aufbau eines Dialogs ist somit gegeben.<br />

Mit Direct Marketing als idealem Instrument kann der<br />

Dialog aufrechterhalten und intensiviert werden.<br />

Nicht alle Kunden sind<br />

gleich profitabel<br />

Da die Gesamtheit der Kunden eines Unternehmens<br />

keine homogene Masse darstellt, muss die Pflege<br />

bestehender Kunden differenziert erfolgen. Umsatzvolumen,<br />

Bestell- oder Einkaufsverhalten, Reklamationsverhalten<br />

und vor allem die Rentabilität sind von<br />

Kunde zu Kunde unterschiedlich und bilden somit<br />

wichtige Kriterien für eine Selektion.<br />

Jeder Kundenstamm lässt sich in Segmente unterteilen,<br />

die im Rahmen von Kundenbindungsprogrammen<br />

mit unterschiedlichen Massnahmen bearbeitet<br />

werden müssen. Beispiele möglicher Selektierung:<br />

Grobselektion:<br />

• aktive Kunden<br />

• inaktive (oder ehemalige) Kunden<br />

Selektion nach Kaufintensität:<br />

• Einmalkunden<br />

• unregelmässige Kunden<br />

• regelmässige Kunden<br />

• Stammkunden<br />

<strong>Die</strong> Quantifizierung <strong>des</strong> Umsatzes und <strong>des</strong> Ertrags<br />

der einzelnen Kunden ist bei der Selektion und bei<br />

der Beurteilung der Potenziale von entscheidender<br />

<strong>Bedeutung</strong>. Hier ist ein Phänomen angesprochen,<br />

das sich in praktisch allen Märkten und Branchen<br />

zeigt: Fast immer erbringt ein relativ kleiner <strong>Teil</strong><br />

<strong>des</strong> Kundenstamms einen grossen <strong>Teil</strong> <strong>des</strong> Umsatzes<br />

und Ertrags. <strong>Die</strong>se Gesetzmässigkeit ist im<br />

Pareto-Prinzip (auch als 20/80-Prozentregel bekannt)<br />

dargestellt:<br />

<strong>Die</strong> Praxis macht deutlich, wie wichtig es ist, die<br />

guten, profitablen Kunden zu identifizieren und die<br />

Marketingmassnahmen dementsprechend zu gewichten.<br />

Werden die verfügbaren Mittel gleichmässig<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Kundengewinnung/Kundenbindung 2.2<br />

Kundenbindung 2.2.2


hoch<br />

mittel<br />

niedrig<br />

Das Pareto-Prinzip: Ein verhältnismässig kleiner <strong>Teil</strong> der<br />

Kunden erbringt einen grossen <strong>Teil</strong> <strong>des</strong> Umsatzes und Ertrags.<br />

auf alle Kunden verteilt, entsteht bei den wichtigsten<br />

Segmenten eine ungenügende, nicht deren <strong>Bedeutung</strong><br />

reflektierende Wirkung, während Segmente mit<br />

wenig Potenzial über Gebühr bewirtschaftet werden.<br />

Das heisst, die bereitzustellenden Budgetmittel<br />

und Massnahmen für die Bearbeitung bestehender<br />

Kunden müssen je nach <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong><br />

Kunden gesplittet und gewichtet werden.<br />

Durch Kundenbindung<br />

Abgänge verhindern<br />

Das zentrale Ziel von Kundenbindungsmassnahmen<br />

ist es, Kundenverluste zu vermeiden. Tatsächlich steht<br />

die Kundenverlustquote in engem Zusammenhang<br />

mit dem gesamten Unternehmenserfolg. <strong>Die</strong>se<br />

Erkenntnis wird durch eine Studie von Frederick F.<br />

Reichheld belegt. Ergebnisse aus dieser Studie besagen,<br />

dass je nach Branche 5% weniger Kundenverluste<br />

pro Jahr eine Erhöhung <strong>des</strong> gesamten Kundenkapitalwerts<br />

(Life Time Value) um bis zu 95% bewirken<br />

(Kundenkapitalwert: Ertrag, der aus einem<br />

einzelnen Kunden im Laufe seiner Beziehung zum<br />

Unternehmen erwirtschaftet werden kann).<br />

Zunahme Kundenkapitalwert aller Kunden eines<br />

Unternehmens bei 5% weniger Kundenverlusten<br />

nach Branche:<br />

Software +35%<br />

Büro-/Bauunternehmung +40%<br />

Grosshandel +45%<br />

Industriewäschereien +45%<br />

Kreditkarten +75%<br />

Autoversicherungen +84%<br />

Verlage +85%<br />

Depositenbanken +85%<br />

Lebensversicherungen +90%<br />

Werbeagenturen +95%<br />

Quelle: Frederick F. Reichheld, Der Loyalitäts-Effekt, Bain & Company,<br />

Campus Verlag Frankfurt/Main<br />

Kundenbindung –<br />

auch für B2B ein Thema<br />

Kundenbindungskonzepte werden oft in Verbindung<br />

mit der Bearbeitung von B2C-Märkten beschrieben<br />

und wahrgenommen. Kundenbindung ist jedoch<br />

auch ein zentrales Thema für Business-to-Business-<br />

Märkte. In beiden Fällen ist ein selektives Vorgehen<br />

der Schlüssel zum Erfolg. <strong>Die</strong> Zielgruppen werden<br />

grundsätzlich im Hinblick auf ihr Potenzial bearbeitet.<br />

Dennoch gibt es für Kundenbindungsprogramme in<br />

B2B-Märkten spezielle Voraussetzungen. Zum Beispiel<br />

ist ein B2C-Kunde stets eine einzelne Person.<br />

Hinter dem B2B-Kunden steckt hingegen in der Regel<br />

ein Entscheidungsgremium, das aus mehreren einzelnen<br />

Ansprechpartnern in unterschiedlichen Funktionen<br />

besteht. <strong>Die</strong>s bedingt, dass B2B-Kundenbindungskonzepte<br />

mit einer (Software-)Infrastruktur hinterlegt<br />

werden müssen, welche die Entscheidungshierarchien<br />

abbildet. So können die einzelnen Funktions- und<br />

Entscheidungsträger analog ihren Einflussmöglichkeiten<br />

und Befugnissen selektiv angesprochen werden.<br />

Kundenbindung – was heisst das?<br />

Kundenbindung ist eng mit der Loyalität <strong>des</strong> Kunden<br />

gegenüber dem Unternehmen verknüpft und zielt<br />

darauf ab, diese Loyalität langfristig zu stärken. Der<br />

Kunde muss durch eine entsprechende Pflege der Beziehung<br />

immer wieder zu loyalem Verhalten ermuntert<br />

und motiviert werden. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

dass Loyalität ein sehr sensibler Wert ist.<br />

Kunden reagieren empfindlich und unmittelbar. Das<br />

heisst, der Zufriedenheitsgrad kann rasch wechseln.<br />

Ein einziges Erlebnis – positiv oder negativ –<br />

kann enorme Auswirkungen haben. Es ist <strong>des</strong>halb<br />

unumgänglich, den Grad der Loyalität sowie allfällige<br />

Veränderungen permanent zu beobachten. Ebenso<br />

wichtig ist die Konsistenz in der Kommunikation. Der<br />

Kunde soll das Unternehmen bei jedem Kontakt als<br />

homogene Persönlichkeit erleben. <strong>Die</strong>s bedingt eine<br />

Konsequenz bei Inhalten, Auftritt und Ansprache, die<br />

sich durch die gesamte Kommunikation zieht (Werbemassnahmen,<br />

Kundendienstgespräche, Aussendienstberatung,<br />

Korrespondenz usw.).<br />

Der Aufbau und die Sicherung von Kundenloyalität<br />

haben einen hohen strategischen Stellenwert und<br />

bringen einen langfristigen Return-on-Investment.<br />

Das Thema Kundenloyalität muss in der Unternehmensführung<br />

verankert sein und bildet ein<br />

integriertes Element der Unternehmenskultur.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Kundengewinnung/Kundenbindung 2.2<br />

Kundenbindung 2.2.2<br />

«Kundenkapitalwert»<br />

Ein Berechnungsmodell für<br />

den Kundenkapitalwert finden<br />

Sie in den Checklisten auf<br />

www.post.ch/directpoint


Customer Life Cycle<br />

Customer<br />

(Re)Acquisition<br />

Churn<br />

Prevention<br />

Customer Life Cycle<br />

Customer<br />

(Re)Acquisition<br />

Churn<br />

Prevention<br />

Customer Life Cycle<br />

Customer<br />

(Re)Acquisition<br />

Churn<br />

Prevention<br />

Customer<br />

Relation<br />

Customer<br />

Extension<br />

Customer<br />

Relation<br />

Customer<br />

Extension<br />

Customer<br />

Relation<br />

Customer<br />

Extension<br />

<strong>Die</strong> Bewirtschaftung der<br />

Kundenbeziehung<br />

Kundenbindungsmassnahmen zielen darauf<br />

ab, die Kundenbeziehung optimal zu<br />

bewirtschaften und auf dieser den höchstmöglichen<br />

Ertrag zu generieren. Dabei<br />

weist jeder Kunde für das Unternehmen<br />

einen unterschiedlichen Wert auf. <strong>Die</strong>ser<br />

ergibt sich aus verschiedenen Parametern<br />

wie dem effektiven und dem potenziellen<br />

Einkaufsvolumen, der Preissensitivität,<br />

dem Akquisitions- und Betreuungsaufwand,<br />

der Bereitschaft und Fähigkeit, das<br />

Unternehmen im persönlichen Umfeld<br />

weiter zu empfehlen (Stichwort Memberget-Member)<br />

und anderen mehr.<br />

Der Life Cycle unter dem Aspekt<br />

Customer Relation<br />

Der erste Schritt eines Kundenbindungsprogramms<br />

besteht in der Identifikation<br />

und Selektion <strong>des</strong> Kundenstamms. Darauf<br />

aufbauend lassen sich die konkreten,<br />

segmentspezifischen Massnahmen (Informationen,<br />

News, Dankesschreiben usw.)<br />

in Bezug auf die Kundenpflege und<br />

-entwicklung definieren. Im Vordergrund<br />

steht immer der Anspruch, den Kunden<br />

für das Unternehmen und seine Marktleistungen<br />

zu motivieren. Ziel dieser Phase<br />

ist es, dem Kunden die Bestätigung zu<br />

geben, dass er den richtigen Anbieter<br />

gewählt hat.<br />

Der Life Cycle unter dem Aspekt<br />

Customer Extension<br />

Kunden, die ein entsprechen<strong>des</strong> Potenzial<br />

aufweisen, werden gezielt entwickelt.<br />

<strong>Die</strong>s geschieht durch die Vermittlung von<br />

Anstössen für zusätzliche Käufe (Volumen<br />

erhöhen), durch Cross-Selling-Massnahmen,<br />

durch Member-get-Member-Konzepte<br />

und weitere Aktivitäten. Ziel dieser<br />

Phase ist es, das Potenzial eines Kunden<br />

auszuschöpfen und weiter zu entwickeln.<br />

Der Life Cycle unter dem Aspekt<br />

Churn Prevention<br />

Jede Beziehung durchläuft Perioden, in<br />

denen sie gefährdet ist. <strong>Die</strong>s ist beispielsweise<br />

der Fall, wenn ein regelmässiges<br />

Bestellvolumen plötzlich eine rückläufige<br />

Tendenz aufweist oder wenn Reklamationen<br />

zunehmen. <strong>Die</strong>se kritischen Momen­<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Kundengewinnung/Kundenbindung 2.2<br />

Kundenbindung 2.2.2<br />

te gilt es, rechtzeitig zu erkennen. Voraussetzung<br />

dazu ist eine permanente Überwachung<br />

der Kundenbeziehung und eine<br />

sofortige Analyse von kritischen Verhaltensweisen<br />

<strong>des</strong> Kunden. Bei High-Profit-<br />

Kunden erfordert die Kontrolle der Kundenbeziehung<br />

neben systematischen<br />

Massnahmen (Analysen <strong>des</strong> Anfrage-,<br />

Bestell- und Reklamationsverhaltens) auch<br />

Gespür für den Kunden und seine Befindlichkeit.<br />

Ein regelmässiger persönlicher<br />

Kontakt ist dazu unabdingbar. Ziel dieser<br />

Phase ist es, den Absprung von Kunden<br />

zu verhindern und die Kundenbeziehung<br />

wieder zu festigen.<br />

<strong>Die</strong> Konsequenzen<br />

Erfolgreiches Management von Kundenbeziehungen<br />

im Rahmen <strong>des</strong> dargestellten<br />

Life Cycles setzt den Unterhalt und<br />

die Pflege von Datenbanken wie auch das<br />

Know-how für den Umgang und den<br />

richtigen Einsatz von Daten und Informationen<br />

voraus. Sämtliche relevanten Kundeninformationen<br />

müssen zentral erfasst,<br />

mutiert und ausgewertet werden. Nur so<br />

ist es möglich, von den einzelnen Kunden<br />

ein objektives, verbindliches Profil zu erstellen,<br />

das als Rahmen für die Entwicklung<br />

von Massnahmen und den Kommunikationsinhalten<br />

dient.<br />

Grundsätzlich werden Kommunikationskonzepte<br />

auf die unterschiedlichen Profile<br />

der Kundensegmente zugeschnitten. Sie<br />

finden ihre Umsetzung in einem sinnvollen<br />

Mix von einzelnen Massnahmen, die<br />

auf ein gemeinsames strategisches Ziel<br />

ausgerichtet sind (z.B. maximale Ausschöpfung<br />

<strong>des</strong> Kundenpotenzials).<br />

Warum werden Kunden untreu?<br />

• 68% wegen schlechtem Service /<br />

schlechter Bedienung<br />

• 14% wegen schlechter Produktequalität<br />

oder einer vergeblichen Beschwerde<br />

• 9% wegen zu hohen Preisen<br />

• 5% wegen geänderten Kaufgewohnheiten<br />

• 3% wegen eines Umzugs<br />

• 1% durch Tod<br />

Quelle: Jerry Wilson, Mund-zu-Mund-Marketing,<br />

verlag moderne industrie


<strong>Die</strong> Rahmenbedingungen<br />

für Kundenbindung<br />

<strong>Die</strong> Voraussetzungen für Kundenbindungsmarketing<br />

sind einem konstanten Wandel unterworfen. Grundsätzlich<br />

kann festgestellt werden, dass die Kundentreue<br />

tendenziell abnimmt. Viele Menschen unterhalten<br />

beispielsweise mehrere Bankbeziehungen, sie<br />

wechseln laufend ihren Tour Operator oder sie nutzen<br />

heute das Telecom-Angebot A und morgen die<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen von B.<br />

Damit Kundenbindungsprogramme ihre Wirkung<br />

entfalten können, müssen sie konsequent auf die<br />

einzelnen Kundensegmente abgestimmt werden.<br />

Idealerweise stehen Zusatznutzen, die in der Regel<br />

mit solchen Programmen verknüpft sind (Added<br />

Values), im Einklang mit dem Basisangebot oder<br />

leiten sich direkt daraus ab.<br />

Vielfalt der Kundenbindungsprogramme<br />

Das Feld möglicher Kundenbindungsprogramme ist<br />

weit gesteckt. Neben unzähligen isolierten Einzelmassnahmen<br />

wie Dankesschreiben, telefonischen<br />

Rückfragen, kleinen Kundengeschenken (Give<br />

Aways) usw. gibt es Konzepte, die auf bewährten<br />

Mechanismen beruhen und bei deren Umsetzung<br />

Massnahmen verschiedenster Art sinnvoll zusammenspielen.<br />

Nachfolgend sind vier Typen von Kundenbindungsprogrammen<br />

beispielhaft aufgeführt, wobei<br />

vielfach auch Kombinationen angewendet werden:<br />

• Kundenclubs<br />

Clubs für Zielpersonen mit gemeinsamen Interessen.<br />

Ziel: kontinuierliche Kontaktpflege und permanenter<br />

Dialog. Man kann zwischen offenen,<br />

jedermann frei und kostenlos zugänglichen Clubs<br />

und geschlossenen Clubs unterscheiden. Bei letztgenannten<br />

ist der Eintritt an bestimmte Kriterien<br />

(u.a. Mitgliederbeitrag) geknüpft. Solche Clubs<br />

können auch für Interessenten ins Leben gerufen<br />

werden, z.B. im Vorfeld der Markteinführung<br />

eines höherpreisigen Produkts (Autos, Uhren usw.).<br />

• Kundenkarten<br />

<strong>Die</strong>nt zur Identifikation <strong>des</strong> jeweiligen Kunden<br />

(oder Interessenten). Sie kann mit oder ohne Zahlungsfunktion<br />

eingesetzt werden. Mit der Karte<br />

erhält der Inhaber zusätzliche Leistungen und<br />

Vorteile gegenüber Nicht-Inhabern (z.B. Spezialkonditionen,<br />

Exklusivangebote etc.).<br />

• Kundenpublikationen<br />

Kundenpublikationen können als isolierte Massnahme<br />

eingesetzt werden oder als Bestandteil<br />

eines Gesamtkonzepts (z.B. Club). Eine regelmässige<br />

Erscheinungsweise ist notwendig, damit<br />

diese als Periodika wahrgenommen werden.<br />

• Kundenevents<br />

Regelmässig oder unregelmässig stattfindende Anlässe<br />

im Rahmen eines längeren Zeitraums. Events<br />

können inhaltlich im Freizeitbereich (z.B. Golf,<br />

Oper usw.) oder im Business-Bereich (z.B. Fachreferate,<br />

Expertenrunden) angesiedelt werden.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Kundengewinnung/Kundenbindung 2.2<br />

Kundenbindung 2.2.2<br />

«Kundenclubs,<br />

Kundenkarten,<br />

Kundenpublikationen,<br />

Kundenevents»<br />

Mehr zu diesen<br />

Themen in den Kapiteln<br />

3.4.2, 3.4.3 und<br />

3.4.5.


CRM – Beziehungsmanagement in neuer Form<br />

Das aktuellste Marketingthema heisst CRM – Customer Relationship Management.<br />

Eigentlich nichts Neues, steht doch im Zentrum dieser Philosophie die klassische<br />

Aufgabe, bestehende Kundenbeziehungen optimal zu managen. Doch gibt es<br />

überhaupt Unterschiede zwischen CRM und Kundenbindung? Und was sind die<br />

Grundlagen für einen Erfolg mit diesem Marketingansatz?<br />

Ein Begriff mit vielen Facetten<br />

Kein anderes Thema hat in den letzten Jahren die<br />

Fachpresse so dominiert wie CRM. Viele Unternehmen<br />

haben dank dieser Entwicklung erstmals die<br />

gesamte <strong>Bedeutung</strong> und die strategische Wichtigkeit<br />

von Kundenbeziehungen erkannt.<br />

CRM wurde als Begriff vor allem aus dem IT-Bereich<br />

heraus entwickelt und steht in einer logischen Reihe<br />

mit Begriffen wie zum Beispiel Database Management<br />

und Data Warehouse. Er ist primär die Reaktion<br />

von Softwareanbietern auf die zunehmende <strong>Bedeutung</strong><br />

<strong>des</strong> Themas Kundenbindung innerhalb <strong>des</strong> Marketings.<br />

Während der Begriff Kundenbindung bisher<br />

hauptsächlich Kommunikationsthemen umfasste,<br />

wurde durch den Begriff CRM eine neue entsprechende<br />

Angebotspalette im Hard- und vor allem Softwarebereich<br />

geschaffen.<br />

Heute steht CRM ganzheitlich für Kundenbeziehungsmanagement<br />

und wird häufig als Synonym für Kundenbindung<br />

genutzt. Mit CRM hat diese zentrale<br />

Marketingaufgabe eine wesentliche Dynamik und<br />

Aktualität erhalten. Trotzdem ist festzuhalten, dass<br />

die unter Kundenbindung subsummierten Zielsetzungen<br />

dieselben sind wie für CRM. Zusammengefasst<br />

lassen sich diese auf folgenden Nenner bringen:<br />

Steigern <strong>des</strong> Kundenwerts durch bessere<br />

Bewirtschaftung.<br />

<strong>Die</strong> Chancen von CRM…<br />

CRM ist ein strategisches Thema, welches auf Geschäftsleitungsebene<br />

behandelt und von dieser mitgetragen<br />

werden sollte. Solange das Thema Kundenbindung<br />

primär als Marketingkommunikationsaufgabe<br />

angesehen wird, ist dies nicht der Fall. Damit<br />

kann die Grundvoraussetzung einer Unternehmenskultur,<br />

welche eine starke Kundenfokussierung ins<br />

Zentrum stellt und die Basis für ein erfolgreiches Beziehungsmarketing<br />

ist, kaum geschaffen werden.<br />

…und die Hürden<br />

Viele realisierte CRM- und Kundenbindungskonzepte<br />

führen trotz grossen Investitionen jedoch nicht zum<br />

gewünschten Erfolg. Hier die wichtigsten Gründe:<br />

• Da CRM-Erfolge nicht kurzfristig erkennbar sind,<br />

sondern erst mittel- und langfristig Wirkung<br />

zeigen, wird das Projekt häufig zu schnell abgebrochen.<br />

• CRM wird vor allem als IT-Thema verstanden und<br />

ausschliesslich als solches behandelt; dadurch werden<br />

zu wenig Ressourcen für die eigentliche Umsetzung<br />

vorgesehen. Ohne diese Umsetzung jedoch<br />

entstehen keine oder nur ungenügende Wirkungen<br />

beim Kunden.<br />

• Das Management von CRM-Projekten ist durch die<br />

vielen Schnittstellen aufwändig; dies wird zu Beginn<br />

häufig unterschätzt und führt zu einer ungenügenden<br />

Koordination und zu einem mangelhaften<br />

Controlling.<br />

• <strong>Die</strong> Idee von CRM wird nicht in der Unternehmenskultur<br />

verankert. Dadurch entsteht keine durchgehende<br />

Kundenfokussierung und nicht die entsprechende<br />

<strong>Die</strong>nstleistungsqualität.<br />

Komplexe Zusammenhänge<br />

Im Zentrum von CRM steht die ganzheitliche Kundensicht.<br />

Nicht nur einzelne Aspekte der Beziehung<br />

sollen isoliert behandelt werden; vielmehr strebt ein<br />

CRM-Konzept an, den Kunden in all seinen Facetten<br />

und über alle möglichen Kontaktpunkte gemäss seinem<br />

Wert für das Unternehmen umfassend zu bewirtschaften.<br />

Dazu sind unterschiedliche <strong>Teil</strong>aufgaben<br />

notwendig; die nachfolgende Übersicht bietet einen<br />

ersten Überblick.<br />

<strong>Die</strong> wichtigste infrastrukturelle CRM-Aufgabe ist das<br />

Schaffen einer zentralen Datenbank. Darin müssen<br />

sämtliche Kundeninformationen in verknüpfter, leicht<br />

nutzbarer Form abgespeichert sein. Nur damit kann<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

CRM 2.3<br />

<strong>Die</strong> Grundlagen 2.3.1


<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

CRM 2.3<br />

<strong>Die</strong> Grundlagen 2.3.1<br />

CRM-Controlling CRM-Strategie CRM-Experience-Design<br />

• CRM-Analytics • CRM-Assessment: Kunden/Portfolio/Selektion • Vision und Branding<br />

• Kundenbasisanalyse • Ressourcen-/Organisationsentwicklung • Experience Design<br />

• Beziehungs-Scorecard • Allianz-/Partnerstrategie • CRM-Loyalitäts­<br />

• Potenzialanalyse • IT-Vision programm<br />

• Data Mining • Kundenlernen<br />

• Predictive Modelling • Content Design<br />

• Data-Warehouse-Design • Campaign Management<br />

CRM-Konzepte<br />

• Kundentypologisierungen<br />

• Kundenkonzept/Angebots<strong>des</strong>ign<br />

• Beziehungsprozessgestaltung<br />

• CRM-Account-Management<br />

• Personalisierung<br />

Operatives CRM<br />

• IT-Systemintegration<br />

• Front-end Application Design und Implementierung<br />

<strong>Die</strong> verschiedenen <strong>Teil</strong>aufgaben eines CRM-Konzepts: jede für sich ein eigenes ganzheitliches <strong>Teil</strong>konzept.<br />

Quelle: CRM Group München/Prof. Reinhold Rapp<br />

ein einheitliches Bild <strong>des</strong> einzelnen Kunden hergestellt<br />

werden – ohne welches CRM nicht möglich ist.<br />

<strong>Die</strong> Beziehungsebenen von CRM<br />

CRM als umfassende Kundenbindungsstrategie führt<br />

dazu, dass innerhalb eines CRM-Konzepts verschiedene<br />

Beziehungsebenen integriert werden, z.B.:<br />

• allgemeine Kommunikationsmassnahmen<br />

gegenüber Individuen<br />

• Verkaufsmassnahmen: am POS, im Versandhandel,<br />

virtuell oder persönlich (zum Beispiel<br />

durch Key Account Management)<br />

• After-Sales-Massnahmen<br />

• Member-get-Member-Massnahmen<br />

• Kundendienst/Reklamationsbearbeitung<br />

(Complaint Management)<br />

• dezidierte Massnahmen zur Verhinderung<br />

von Kundenverlusten (Churn Prevention)<br />

• Rückgewinnungsmassnahmen von abgesprungenen<br />

Kunden (Re-Acquisition)<br />

CRM – eine Definition<br />

CRM optimiert die Beziehung zwischen Unternehmen<br />

resp. deren Produkten und Marken sowie dem<br />

Kunden – emotional und funktional, an jedem Berührungspunkt,<br />

zur Steigerung <strong>des</strong> Kundenwerts.<br />

Resultate dank Nutzung der<br />

Informationen<br />

<strong>Die</strong> Nutzung der auf Basis der gespeicherten Daten<br />

analytisch generierten Informationen für die Bestimmung<br />

der Kommunikationsstrategie wie auch der<br />

Inhalte der einzelnen Kommunikationsmassnahmen<br />

sichert den Return-on-Investment je<strong>des</strong> CRM-Konzepts<br />

– und nicht die Investition in Hard- und Software.<br />

<strong>Die</strong> beste, ausgeklügeltste und fortschrittlichste<br />

CRM-Infrastruktur bleibt erfolglos, wenn damit nicht<br />

gearbeitet wird. Erst mit der Nutzung der dank CRM­<br />

IT-Instrumenten gewonnenen Informationen für massgeschneiderte<br />

Kommunikationsmassnahmen entstehen<br />

konkrete Wirkungen. Deshalb ist es notwendig,<br />

die CRM-Diskussion und die daraus entstehenden<br />

Konzepte nicht nur auf die Infrastrukturebene<br />

zu beschränken.<br />

Ein Klavierkonzert und CRM –<br />

die Analogie<br />

Zur Verdeutlichung der Wirkung von CRM eine kleine<br />

Analogie aus dem Musikbereich. Was in einem<br />

Klavierkonzert der Konzertflügel, ist bei einem CRM-<br />

Konzept die Infrastruktur (Hard- und Software). Doch<br />

wurde schon mal einem alleine auf der Bühne stehenden<br />

Flügel applaudiert? Erst durch den meisterhaften<br />

Umgang mit diesem Instrument kann ein<br />

Musikerlebnis entstehen. So auch im CRM: Erst mit<br />

dem professionellen Umsetzen der Daten in einzelne<br />

Massnahmen kann Wirkung entstehen. Und der<br />

«Applaus» der zufriedenen Kunden möglich werden.


CRM – die infrastrukturelle Basis<br />

Ohne eine spezifische Infrastruktur ist der ganzheitliche Kundenbewirtschaftungs-Ansatz<br />

von CRM nicht realisierbar. <strong>Die</strong>se besteht<br />

aus Hardware- und Software-Komponenten und vernetzt<br />

sämtliche Kundenkontaktstellen innerhalb eines Unternehmens.<br />

Im Zentrum die Daten<br />

Mit seinem ganzheitlichen Ansatz der Kundenbindung,<br />

bei der sämtliche Kundenkontakte<br />

für die Ausgestaltung der individuellen<br />

Kommunikation zentral abgespeichert<br />

werden müssen, stellt CRM enorme Anfor-<br />

Quelldateien<br />

Produkt- und Back­<br />

Office-Daten<br />

Analytisches CRM<br />

Operatives CRM<br />

Data Mart für<br />

Controlling<br />

Data Warehouse<br />

CRM-Analyse:<br />

OLAP und Data Mining<br />

derungen an die Infrastruktur. Dabei steht<br />

vor allem die zentrale Ablage sämtlicher<br />

Daten im Mittelpunkt. <strong>Die</strong>s <strong>des</strong>halb, da in<br />

beinahe allen Unternehmen eine vielfach<br />

unüberschaubare Anzahl an isolierten Datenbanken<br />

in unterschiedlichen Formaten<br />

und Qualitäten vorhanden sind.<br />

Kunden-<br />

Stammdaten Vertriebsdaten Externe Daten u.a.m.<br />

Extraktion<br />

Data Mart für<br />

Marketing, Vertrieb<br />

und Service<br />

Kontaktmanagement-Software Campaign Management<br />

Call Center Aussendienst/Verkauf Mailing adressiert E-Mail<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

CRM 2.3<br />

<strong>Die</strong> Infrastruktur 2.3.2<br />

«Database<br />

Marketing»<br />

Mehr zu diesem<br />

Thema im Kapitel 3.3.<br />

Quelldateien: sämtliche proprietären (exklusive) und<br />

nichtproprietären (gemeinsam genutzte) Datenquellen,<br />

welche für die ganzheitliche Kundenbetrachtung relevante<br />

Daten beinhalten.<br />

Analytisches CRM: Das analytische CRM verfolgt das<br />

Ziel, aus Daten Wissen zu machen. Der entscheidende<br />

Punkt ist, dass Daten aus unterschiedlichen Quelldateien<br />

in einer einzigen Datenbank, dem Data Warehouse<br />

(zentrales «Daten-Lagerhaus»), zusammengeführt<br />

werden. Damit ist die Voraussetzung für eine<br />

Kundengesamtsicht gegeben. Da verschiedene Stellen<br />

innerhalb <strong>des</strong> Unternehmens Auswertungen vornehmen<br />

wollen, ist es insbesondere in grossen Firmen<br />

sinnvoll, dem Data Warehouse spezifische Data Marts<br />

anzugliedern. Ein Data Warehouse ist eine umfassende<br />

Datenbank, in der alle CRM-relevanten Informationen<br />

aus den Quelldateien einheitlich gespeichert sind.<br />

Sämtliche Erkenntnisse und Bewegungen aus einzelnen<br />

Aktivitäten werden im Data Warehouse aufgenommen<br />

und fliessen von hier aus zurück in die Quelldateien.<br />

Ein Data Mart ist ein kleineres Data Warehouse, das<br />

auf spezifische Bedürfnisse (z.B. die speziellen Anforderungen<br />

einer Abteilung) zugeschnitten ist. Es kann mit<br />

anderen Data Marts verknüpft und an ein zentrales<br />

Data Warehouse angebunden werden. <strong>Die</strong> Auswertung<br />

der Daten erfolgt im Rahmen der CRM-Analyse<br />

resp. <strong>des</strong> Data Mining. <strong>Die</strong> aufbereiteten Daten bringen<br />

wichtige Erkenntnisse für die Entscheidungsfindung<br />

und machen verdeckte Zusammenhänge sichtbar.<br />

Operatives CRM: Auf der operativen Ebene <strong>des</strong><br />

CRM werden die aus der CRM-Analyse gewonnenen<br />

Erkenntnisse in Marketing-Massnahmen umgesetzt<br />

und fliessen in konkrete <strong>DM</strong>-Konzepte ein. Auch für<br />

diese Funktionen gibt es verschiedene Software-<br />

Module. Für die Bearbeitung von eher persönlichen<br />

Kontakten kommt eine Kontaktmanagement-Software<br />

zum Einsatz. Für mehrstufige Kontaktkampagnen<br />

sind eher Campaign-Management-Programme<br />

geeignet. Es werden auch operative CRM-<br />

Programme angeboten, die alle erforderlichen<br />

Funktionen integrieren.


Das richtige IT-Tool für CRM:<br />

Ein komplexer Entscheidungsprozess<br />

<strong>Die</strong> Frage nach dem «besten» IT-Tool für CRM lässt<br />

sich allein aufgrund der Eigenschaften und Fähigkeiten<br />

der verschiedenen Programme so nicht beantworten.<br />

Das beste CRM-Tool ist dasjenige, das die unternehmensspezifischen<br />

Anforderungen optimal erfüllt.<br />

<strong>Die</strong> Beschaffung einer IT-Infrastruktur für CRM ist für<br />

ein Unternehmen von grosser Tragweite. Tatsächlich<br />

muss die Wahl <strong>des</strong> geeigneten CRM-Tools vor dem<br />

Hintergrund der individuellen strategischen und organisatorischen<br />

Rahmenbedingungen getroffen werden.<br />

<strong>Die</strong> Einführung und Implementierung einer CRM-Software<br />

haben für das Unternehmen weit reichende<br />

Konsequenzen. Es geht hier um einen strategischen<br />

Entscheid, dem ein entsprechend sorgfältiger Evaluationsprozess<br />

vorauszugehen hat. Das Unternehmen<br />

muss wissen, wo es steht und was es will. Nur so<br />

kann die Lösung gefunden werden, die auf allen Ebenen<br />

den erwünschten Nutzen bringt.<br />

Auf die Integrationsfähigkeit kommt es an<br />

In jedem CRM-System ist grundsätzlich ein möglichst<br />

hoher Integrationsgrad anzustreben. Nur durch Zusammenführung<br />

aller Dateien und Stellen ist es möglich,<br />

Verhaltensprofile von Kunden gesamthaft abzubilden<br />

und zu steuern. <strong>Die</strong>se so genannte Kundengesamtsicht<br />

bildet die Voraussetzung für analytisches<br />

CRM und erfordert eine integrierte Verwaltung von<br />

Kunden-, Produkt- und Interaktionsdaten. <strong>Die</strong> volle<br />

Integration innerhalb <strong>des</strong> gesamten CRM-Systems ist<br />

auch notwendig, um auf der Ebene <strong>des</strong> operativen<br />

CRM Feedback-Loops zu implementieren. Feedback-<br />

Loops stellen zum Beispiel sicher, dass im Falle einer<br />

Reklamation, die an irgendeiner Stelle eingegangen<br />

ist, auch das Key-Account-Management informiert<br />

wird. <strong>Die</strong>ses erhält auf diesem Weg automatisch alle<br />

relevanten Informationen über Art, Häufigkeit und<br />

den Bearbeitungsstatus der Reklamationen.<br />

Breites Software-Angebot<br />

Zur Unterstützung <strong>des</strong> analytischen CRM steht heute<br />

eine grosse Auswahl von speziellen Programmen zur<br />

Verfügung. Das Angebot reicht von den einfachen<br />

OLAP-Tools (Online Analytical Processing) bis hin zu<br />

anspruchsvollen Programmen, die komplexe statistische<br />

Auswertungen ermöglichen und verdeckte Zusammenhänge<br />

offen legen (Data Mining). Zu beachten<br />

ist, dass auch das intelligenteste Programm nicht<br />

den erhofften Nutzen bringt, wenn die Datenqualität<br />

zu wünschen übrig lässt.<br />

Gezielte Evaluation aufgrund spezifischer<br />

Anforderungskriterien<br />

Für die Bereitstellung einer IT-Infrastruktur für CRM<br />

gibt es verschiedene Optionen. In Frage kommt beispielsweise<br />

die Implementierung einzelner Programme<br />

für verschiedene Funktionen. Es gibt aber auch integrierte<br />

CRM-Lösungen, die die gewünschten Funktionen<br />

wie operatives CRM (einschliesslich Kontaktund<br />

Kampagnenmanagement) sowie analytisches<br />

CRM mit einem einzigen Programm abdecken (z.B.<br />

von Siebel, SAP und anderen Anbietern).<br />

Läuft der Evaluationsprozess in Richtung einzelner<br />

Programme, wird zwischen operativen und analytischen<br />

CRM-Programmen unterschieden. Auf operativer<br />

Ebene gliedert sich das Angebot in Software für<br />

das Kontaktmanagement und solche für das Kampagnenmanagement.<br />

<strong>Die</strong> Anforderungen an Ausprägung<br />

und Komplexität dieser Funktionen leiten sich<br />

aus mehreren Kriterien ab. Zu den wichtigsten zählen<br />

zum Beispiel:<br />

• Anzahl der zu unterstützenden aktuellen und<br />

zukünftigen Kontakt-/Vertriebskanäle<br />

Wird zum Beispiel das Call Center als wichtiger<br />

Kontaktkanal eingestuft, muss die Software die zur<br />

Integration <strong>des</strong> Call Centers notwendigen Funktionalitäten<br />

bereitstellen.<br />

• Einsatz im B2C- oder B2B-Bereich<br />

Zum Beispiel benötigen CRM-Systeme, die vorwiegend<br />

im B2C-Bereich eingesetzt werden, in der Regel<br />

keine sehr ausgeprägte Unterstützung bei der<br />

Produktkonfiguration. Demgegenüber spielen im<br />

B2B-Bereich die Anforderungen an Funktionen für<br />

das Projektmanagement und an die Produktkonfiguration<br />

oft eine bedeutende Rolle.<br />

• Anzahl der zu verwaltenden Kunden<br />

Zum<br />

Beispiel stellen Unternehmen mit einem sehr<br />

grossen zu verwaltenden Kundenstamm wesentlich<br />

höhere Anforderungen an Funktionen zur Unterstützung<br />

der Kundenqualifizierung als Unternehmen<br />

mit einem überschaubaren Kundenstamm.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

CRM 2.3<br />

<strong>Die</strong> Infrastruktur 2.3.2<br />

Umfassende Angaben<br />

zu Software-Anbietern<br />

und Programmen<br />

in verschiedenen Bereichen<br />

sind auf der<br />

Internetseite<br />

www.schwetz.de<br />

unter der Rubrik CRM-<br />

Marktstudien zu finden.<br />

Empfehlenswert:<br />

«CRM-Marktspiegel»<br />

(Ordner mit Inhalt von<br />

ca. 500 Blättern).


<strong>Strategische</strong>s Direct Marketing –<br />

die Chancen für zukünftigen Unternehmenserfolg<br />

Direct Marketing beschränkt sich heute nicht mehr nur auf die Durchführung<br />

einzelner Massnahmen und deren Zielerreichung. Es gehört als integrierter Bestandteil<br />

in jede Marketingstrategie, bei umfassenden CRM-Projekten gar in jede<br />

Unternehmensstrategie. Mit Direct Marketing können nicht nur bestehende<br />

Kunden informiert und gepflegt und neue Kunden gewonnen werden. Auch als<br />

Distributionsinstrument spielt <strong>DM</strong> eine grosse Rolle.<br />

Als Konklusion aus sämtlichen Beiträgen im <strong>Teil</strong> 2<br />

kann ein zentraler Paradigmenwechsel festgestellt<br />

werden: Das Massenmarketing in herkömmlicher<br />

Form hat wesentlich an <strong>Bedeutung</strong> verloren. Der individuelle<br />

Marktpartner ist in den Mittelpunkt <strong>des</strong><br />

Marketings, ja <strong>des</strong> ganzen Unternehmens gerückt,<br />

und mit ihm eine völlig neue Marktbearbeitungs-<br />

Philosophie. Anstatt sich nahezu ausschliesslich nach<br />

dem Absatz zu orientieren, richtet sich das heutige<br />

Unternehmen darauf aus, die Beziehungen zu seinen<br />

Marktpartnern (Kunden, Interessenten, Beeinflussern,<br />

Lieferanten usw.) gewinnbringend zu gestalten –<br />

durch möglichst massgeschneiderte Lösungen.<br />

<strong>Die</strong>ser Wandel vom Massen- zum Individualmarketing<br />

führt zu einer Verlagerung der Kommunikationsinstrumente:<br />

Während die <strong>Bedeutung</strong> breit streuender<br />

Massenmedien – wie Printmedien, TV usw. – innerhalb<br />

einer Marketing-Kommunikations-Strategie<br />

abnimmt, steigen die Wichtigkeit und die Nutzungsintensität<br />

der Dialogmarketing-Instrumente. Direct<br />

Marketing ist das zentrale Mittel zur Bewirtschaftung<br />

der Beziehungsinhalte für den Aufbau<br />

und die Pflege von Beziehungen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>DM</strong>-spezifische<br />

Marktstrukturierung<br />

Mit Direct Marketing steht den Unternehmen ein<br />

Instrument zur Verfügung, mit dem die aus der klassischen<br />

Marketinglehre bekannte Segmentierung<br />

weiter verfeinert werden kann. <strong>Die</strong> Individualisierungstechniken<br />

<strong>des</strong> Direct Marketings erlauben eine<br />

fokussierte Ausrichtung auf die Marktsegmente, wie<br />

sie sonst nur im persönlichen Gespräch möglich ist.<br />

Durch diese erweiterten Kenntnisse über die einzelnen<br />

Marktteilnehmer können die Marktleistungen<br />

spezifisch auf die verschiedenen Segmente zugeschnitten<br />

werden.<br />

Bestehende Kunden als<br />

grösstes Potenzial<br />

Je länger, <strong>des</strong>to mehr setzt sich die Erkenntnis durch,<br />

dass die bestehenden Kunden zu den zentralen<br />

Unternehmenswerten gehören. Dadurch wird<br />

heute der Fokus vermehrt auf die Pflege bestehender<br />

Kunden gerichtet, wodurch die traditionell stark gewichtete<br />

Kundengewinnung an <strong>Bedeutung</strong> verliert.<br />

Bei der Pflege der bestehenden Kunden gilt es, ein<br />

differenziertes Bild <strong>des</strong> Kundenstamms zu schaffen,<br />

um die einzelnen Segmente analog ihres Potenzials<br />

behandeln und bewirtschaften zu können. Nicht der<br />

einzelne Verkauf ist das Ziel <strong>des</strong> strategischen Direct<br />

Marketings. Im Zentrum steht vielmehr das Resultat<br />

einer individuell gestalteten und gepflegten Beziehung<br />

über einen längeren Zeitraum. Demnach ist im<br />

heutigen Marketing jede Beziehung zu einzelnen<br />

Marktpartnern – vor allem zu bestehenden Kunden –<br />

unter dem Gesichtspunkt <strong>des</strong> langfristigen Werts für<br />

das Unternehmen zu betrachten.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong> 2<br />

Fazit 2.4


Digitale Gegenwart und Zukunft<br />

Das moderne <strong>DM</strong> ist zunehmend von den Veränderungen<br />

in der elektronischen Welt geprägt. <strong>Die</strong> Entwicklungen<br />

– vor allem im Bereich der Datenbanken<br />

und im Umgang mit den darin gespeicherten Informationen<br />

– stellen im Marketing grundsätzlich einen<br />

Quantensprung dar. Sie ermöglichen einerseits die<br />

One-to-One-Kommunikation mit einer Vielzahl von<br />

Individuen zum gleichen Zeitpunkt. Dank Datenbanklösungen<br />

sind andererseits auch umfassende Analysen<br />

<strong>des</strong> Verhaltens und weiterer Kriterien eines einzelnen<br />

Marktpartners möglich. <strong>Die</strong>se Daten wiederum ermöglichen<br />

eine Segmentierung der Zielgruppen und<br />

eine optimale Definition der Kommunikationsinhalte.<br />

<strong>Die</strong> strategische <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> Direct Marketings wächst<br />

durch die Möglichkeiten <strong>des</strong> Internets.<br />

Durch die Möglichkeiten <strong>des</strong> Internets – und insbesondere<br />

<strong>des</strong> E-Mails – gewinnt Direct Marketing noch<br />

mehr an <strong>Bedeutung</strong>. Mit dem Instrument Internet<br />

lässt sich die Kosteneffizienz von Kundenbindungskonzepten<br />

wesentlich steigern: E-Mails zum Beispiel<br />

erlauben individuelle Einzelkontakte zu relativ tiefen<br />

Kosten.<br />

Programme ersetzen<br />

Einzelmassnahmen<br />

Viele Marketing- und Marketingkommunikations-<br />

Ziele sind strategischer Natur. Sie lassen sich nicht nur<br />

mit einzelnen taktischen Massnahmen erreichen. Bereits<br />

die Gewinnung eines neuen Kunden ist ein Prozess,<br />

dem ein planmässiges Vorgehen in mehreren<br />

Stufen zu Grunde liegt. Besonders bedeutend ist dieser<br />

Aspekt, wenn man das Thema Kundenbindung<br />

fokussiert. Kundenbindung ist eine permanente Aufgabe.<br />

Daraus entsteht die Notwendigkeit, eine Vorgehensweise<br />

zu wählen, bei der die einzelnen Massnahmen<br />

<strong>Teil</strong>e eines ganzen Marketing-Programms<br />

mit Ausrichtung auf das strategische Ziel sind.<br />

Zu diesen neuen Programmansätzen gehört auch<br />

Customer Relationship Management. Grundsätzlich<br />

ist das Ziel von CRM nichts Neues: <strong>Die</strong> Bewirtschaftung<br />

von Kundenbeziehungen ist im vergangenen<br />

Jahrzehnt bereits mehr und mehr in den Marketingmittelpunkt<br />

gerückt. Mit CRM als Philosophie gelangt<br />

nun aber die ganzheitliche Betrachtung <strong>des</strong> Kunden<br />

ins Zentrum <strong>des</strong> Marketings, ja <strong>des</strong> gesamten Unternehmens.<br />

Integriert statt isoliert<br />

Der Erfolg von Loyalitätsstrategien entsteht durch<br />

das Zusammenspiel von direkten Leistungen gegenüber<br />

einzelnen Marktpartnern und generellen, indirekten<br />

Leistungen, die sich durch die Marke resp.<br />

deren Wahrnehmung und Positionierung ergeben<br />

(Branding). <strong>Die</strong> Intensität und der Inhalt der Beziehung<br />

entwickeln sich aus der wechselseitigen Wirkung<br />

dieser beiden Bereiche. Modernes Direct Marketing<br />

beinhaltet sowohl quantitative Leistungen<br />

als auch qualitative Wirkungen.<br />

Erfolgreiches strategisches Direct Marketing ist<br />

vor allem auch das Resultat einer darauf ausgerichteten<br />

Unternehmenskultur. Nur wenn sich<br />

das gesamte Unternehmen diesem Dialogansatz<br />

verbindlich verpflichtet und ihn umsetzt, ist<br />

eine nachhaltige Beziehungswirkung zu erzielen.<br />

Entsprechend lautet das Fazit dieses <strong>Teil</strong>s:<br />

<strong>Strategische</strong>s Direct Marketing ist ein unverzichtbares<br />

Instrument für Unternehmen, weil<br />

damit der individuelle Kundenertrag gesteigert<br />

werden kann. Das Direct Marketing muss <strong>des</strong>halb<br />

<strong>Teil</strong> der Unternehmenskultur und <strong>des</strong>sen<br />

Einbindung in die Strategie Aufgabe der Geschäftsleitung<br />

sein.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>DM</strong><br />

2<br />

Fazit 2.4<br />

«Marketing-Programm»<br />

Mehr zu diesem Thema im<br />

Kapitel 3.4.

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